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Stahl und Eisen, Jg. 38, Nr. 20

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Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. VT. B e u m e r , Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl­

industrieller.

S T A H L i m E I S E N

Z E I T S C H R I F T

Leiter des lechnischen Teiles D r . - J n g . 0. P e t e r s e n

CeschältslOhrer des Vereins deutscher

Eisenfiüttenteute.

FÜR DAS D E U T S C H E E IS E N H Ü T T E N W E S E N .

N r. 20.

1 6 . M a i 1 9 1 8 . 3 8 .

Jahrgang.

D as D uplex-V erfahren in Am erika.

I

|u i c k Einführung des Duplexverfahrens in

■*“ ; Amerika hat dort die E rzeugung von Martin­

stah l große Fortschritte gem acht. Zugleich ist man dadurch unabhängig vom Schrottmarkt geworden.

Während im Jahre 1906 nur 1 1 0 0 0 000 t Stahl im Martinofen und 12 250 000 t in der Bessemerbirne hergestellt wurden, sind im Jahre 1915 von einer Gesam terzeugung von 32 000 000 t nur 8 250 000 t Bessem erstahl und 23 500 0 0 0 1 Martinstahl hergestellt worden. Im Jahre 1913 w urden 2 210 718 t Blöcke

Abbildung 1.

'Gesamtplan der Konverter- und M artinofen-Anlage der

M aryland Steel Co.

a — Aufzug, b = Kuppelöfen fü r Roheisen, c

--

Kuppelöfen fUr Spiegeleisen, d = 1000-t- Mlscher. e = 100-t-Mischer. f = K o n rerter von 3 bis 18 t Fassung, g = 50-t-Gießpfannen- kran. h ■= 60-t-GieBpfannenkran. 1 •= Gleis llir Splegelelienpfanne. k •= Gleise fü r da»

D uplexm etall. 1 <= 150-t-Wage, m — 100-t-Wage. n «=< 10O-t-Mlscher. o = 50-t-Kipp- m artlnöfen. p = zwei Gießpfannenkrane von 75 t. o - - zwei Besohiokungskrane von 75 t.

oder 10,8 % der gesam ten Erzeugung an basischem Siemens-Martin-Stahl nach dem Duplexverfahren hergestellt, w as ein Mein- von 56 % gegen das Vor­

jahr b edeutet.

D ie verschiedenen Arten des Duplexverfahrens sind nach einer A ufstellung von S im o n S t r o c k M a r t i n 1), früherem Stahlwerkschef bei der Maryland S teel Co., Sparrow Point, die folgenden:

1. saures Bessem er- und basisches Siemens-Martin- Verfahren,

2. basisches Bessem er- und basisches Siemens- Martin-Verfahren,

3. saures Bessem erverfahren und elektrischer Ofen, 4. basisches Bessem erverfahren und elektrischer

Ofen,

5. basisches Siemens-Martin-Verfahren und elek­

trischer Ofen.

D as erste Verfahren beschreibt Martin und F. F. L in e s , jetziger Leiter des genannten Stahl­

w erks1), unter Zugrundelegung einer A nlage von fünf 50-t-Kipp-Martinöfen, von denen jeder 11 bis 12 Schienenschm clzungen von 55 t in 24 st während sechs Tage. der W oche liefert.

Am verbreitetsten ist die A nw endung von Talbot- öfen; aber auch gewöhnliche Martinöfen, die m ög­

lichst kippbar sein m üssen, sind häufig im Ge­

brauch. B ei Talbotöfen sind die Herstellungs- und die Instandsetzungskosten geringer. Vor allen D ingen ist darauf zu achten, daß die Bessem er­

schlacke nicht in den Martinofen komm t, da die Martinofenschlacke ihres Phosphorgehaltes w egen anderweitige Verwendung fin­

den kann.

Es ist vorteilhaft, w enn die Anlage so eingerichtet ist, daß die Temperatur des eingesetz­

ten Metalls m öglichst gleich der Abstichtem peratur ist. Bei einem Phosphorgehalt von unter 0,20 % im Roheisen ist es dann leicht, 2500 bis 3000 t Blöcke in 24 s t zu gießen.

Um das für die oben erwälm te Anlage n ötige flüssige Einsatzeisen zu erhalten, muß in der Besse­

merei zu gleicher Zeit der E insatz für eineD 50-t-Ofen fertig werden. E s sind deshalb drei 20-t-Birnen auf­

zu stellen (vgl. Abb. 1), in denen zw ei Chargen zu gleicher Zeit bis herunter zu 0,10 bis 0,15 % K ohlen­

stoff geblasen w erden, und während diese beiden Chargen in eine fahrbare 75-t-Pfanne eingelassen w erden, wird die dritte Charge geblasen. A uf diese Weise können 55 bis 60 t in 18 bis 20 min in den Martinofen eingesetzt w erden, vorausgesetzt, daß die ganzen Einrichtungen an Kranen usw. zw eckent­

sprechend sind. D ie gew öhnliche Bessem ercharge be­

steh t aus 75 % R oheisen vom Mischer und 25 % Roheisen vom Kuppelofen; letzteres wird gewöhnlich

J ) The Iro n Age 1915, 7. J a n ., S. 75/8.

X X .M

') The Iron Age 1915, 1. April, S. 730/3.

60

(2)

434 S ta h l u n d Ei?on. D a s D u p lex -V erfa h ren in A m e rik a . 38. Ja h rg . N r. 20.

aus 7 0 % R oheisen und 3 0 % Stalilabfällen g e ­ schm olzen. D as Mischereisen hat folgende Analyse, bei der der hohe Chromgelialt auffällt:

0,40 bis 1,50 % Si 0,70

0,055 , 1,75 , 0,01 ,

0,90 % Mn 0,065% P 2,50 % Cr 0,10 % S.

Abbildung 2. 60 - 1 - Umgießpfanne zum T ransport des flüssigen Metalls zum Martinofen.

In dieselbe 45-t-Pfanne wird das Kuppelofeneisen eingelassen. Mit der ersten Pfanne w erden zw ei Birnen gefü llt, die zu gleicher Zeit geblasen

werden. D ie zw eite Füllung der Pfanne wird in die dritte Birne eingegossen. Während des Blasens w erden 4 bis 8 % Stalllabfälle zu g esetzt, so daß die ganze Charge 14 % A bfälle enthält. B eim gew öhnlichen Mar­

tinverfahren dauert eine Schm elzung 8 bis 10 st, beim D uplexverfahren durch­

schnittlich 1 st. D ie Gießpfannen haben, w ie schon erwähnt, 7 5 1 Fassung, so daß die ganze Konverterschlacke von folgender Zusam m ensetzung

29.0 % SiOs 20.0 % FeO 6,80 % Mn.O m it eingegossen w erden kann.

U m zu verhindern, daß die in der Transportpfanne befindliche Schlacke m it in den Ofen gelangt, ist m an dazu über­

gegangen, die Pfannen unten abzustechen, w ozu eine Rinne an der P fanne b efestigt ist (vgl. Abb. 2). D as Oeffnen der Ab­

stichrinne wird von einer kleinen Bühne ohne Schwierigkeit bewirkt; sollte aber das Abstich­

lo c h -sic h nicht öffnen lassen, so muß der ganze Inhalt der Pfanne über den Rand in den Ofen gekippt werden, und in diesem Falle lä u ft natür­

lich die Schlacke m it in den Ofen. Im anderen Falle wird die Pfanne nach Einlassen des E isens in den Martinofen nochmals gew ogen, um das Gewicht des E insatzes fcstzu steller.

D er K onverterboden h at 24 D üsen m it je ach t Löchern von rd. 14 m m D urchm esser, so daß ein

G esam tblasequerschnitt von 305 qcm zur Ver­

fü gu n g steht. U m nun die 40 bis 45 Chargen in 24 s t eingießen und verarbeiten zu können, m üssen 14 Transportpfannen für die B essem erei und 14 Gieß­

pfannen im Martinwerk zur V erfügung stehen.

Falls auf die Bessem ercharge gew artet w erden m uß, wird, nachdem die Badoberkante m it einer Mi­

schung von 1 bis 2 % gebranntem K alk und 1% % W alzensinter erneuert ist, Schrott in den Ofen ein­

gesetzt und eingeschmolzen. D ie Zeit zw ischen den Chargen beträgt 20 bis 60 m in; über 40 m in wird als W artezeit gerechnet.

D ie Erfahrung hat gelehrt, daß die günstigsten Ergebnisse m it einem flüssigen E insatz von 0,80 % K ohlenstoff erzielt wurden. Um diesen K ohlenstoff­

gehalt zu bekomm en, w erden folgende drei Ver­

fahren angew endet (vgl. Abb. 3):

A . R ückkohlung des erblasenen M etalls in der Transportpfanne bis zu 0,80 % K ohlenstoff und Fertigm achen der Charge im Ofen.

B .: R ückkohlung des erblasenen M etalls, nachdem t,. es in den Martinofen eingesetzt ist, auf 0,80 % p f K ohlenstoff und dann Fertigm aehen der Charge.

C. Rückkohlung des erblasenen M etalls, nach­

dem es in den Martinofen ein gesetzt ist, bis zu 0 ,2 0 % K ohlenstoff und w eiteres R ück­

kohlen nach dem Abstich in der Gießpfanne.

S

J fîù'cM/fOh/tsrtÿ —!

T r a n s p o r t - 1 à j P f a n n e n

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vTf e r n e n s- M a r

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1

n o f e n

| ^—Rückkohlung | fRückkohlung

j.

/ J Ä /?, Q C,

Abbildung 3.

a ssa M eta ll m it 0,90 % K o h len sto ff

b » « » 0,20 „ „

© *" u » 0,10 „ „

Sohaubildliohe D arstellung der verschiedenen mögliohen Duplex-Verfahren.

N ach dem ersten Verfahren ist die A nalyse in der Transportpfanne

0,70 bis 0 ,9 0 % C 0,10 „ 0,15 % Mn 0,005% P

0,040% S 0,30 bis 0,35 % Cr.

D as zum R ückkohlen benötigte R oheisen wird unm ittelbar dem Mischer entnom m en und beträgt rd. 20 % des Gesamtinhalts der Pfanne. D ies setzt aber voraus, daß das geblasene E isen nicht zu heiß, und daß der Gehalt an K ohlenstoff nicht geringer als

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16. Mai 1918. D a s D uplex-V erfahren in A m erik a . S tah l Und Eisen. 435

0 ,0 8 % ist, da sonst eine heftige Reaktion in der Transportpfanne stattfin d et, w enn das Riickkoh- lungseisen zu g esetzt wird. E in Vorteil der Rück­

kohlung in der Pfanne soll darin bestehen, daß ein Teil des Eisengehaltes der Schlacke reduziert wird, doch haben vorgenommene Analysen keine wesent-

Abbildung 4. Rüokkohlen des Metalls beim Absteohen des Martinofens.

liehe Aenderung des E isenoxydulgehalts in der Kon­

verterschlacke ergeben, w ie folgende Zahlen zeigen:

S ch lack e Schlacke in d e r vom P fa n n e n ac h E in g u ß K o n v e rte r d es R oheisens

% %

SiOa ... 22,80 24,60 F e O ... 24,16 22,60 M n O ... 7,70 7,00 C r , 0 , ... 27,65 26,10 D as M etall wird bei der geringen R eaktion w äh­

rend des E ingießens in den Ofen entphosphort.

Wenn n ötig, w erden einige Schaufeln Flußspat zu ­ gesetzt. I s t die Charge nach Em pfang der A nalyse und ferner die Temperatur des Bades zufrieden­

stellend, so wird sofort abgestochen. Falls der Kohlenstoffgehalt noch zu hoch oder das Bad zu kalt ist, so wird eine zw eite Probe innerhalb 20min genomm en. D er Zusatz von Mangan kann ent­

weder durch E insetzen von 20prozentigem Spiegel­

eisen in den Ofen oder 80prozentigem Ferromangan in die Gießpfanne geschehen. D er Zusatz an Silizium wird in die P fanne gegeben, falls öOprozentiges Ferrosilizium zur Verfügung steht. W enn llp r o - zentiges Ferrosilizium gebraucht wird, so wird dieses schon im Ofen zu gesetzt. In durchschnittlich 45 min ist die Charge fertig. D iese Arbeitsweise hat den Vorteil der Schnelligkeit und der leichten A us­

führung, da kein w eiterer M etallzusatz nötig ist, und auch kein A ufkochen im Ofen stattfin d et, so daß nur geringe Ausbesserungen am Ofen notw endig sind. D er V erlust wird w ie folgt angegeben:

% Chemischer Verlust im Konverter . . . . 7,00

Mechanischer „ „ „ 0,75

Chemischer „ „ Martinofen . . . . 0,50 Mechanischer „ „ „ . . . 3,00 11,25 D ie Schlacke des Martinofens hat folgende Zu­

sam m ensetzung:

8 % SiO, 6 % MnO 2 0 % FeO 4 0 % CaO.

Bei dem Verfahren B 1 und B 2 (Abb. 3) hat das D uplexm etall die folgende Zusam m ensetzung:

0,10 bis 0,15% 0 0,10 % Mn.

D ie Badoberkante des Martinofens wird m it einer Mischung von 2 bis 3 % gebranntem Kalk und 1 bis P /4 % W alzensinter ausgebfssert. D a der Zu­

satz von 20 % heißem M etall den Kieselsäure­

gehalt in der Schlacke des Ofens erhöht, so ist die K alkmenge notw endiger­

weise größer. D ieses Me­

ta ll wird dem Ofen zu ge­

setzt, sobald das D uplex­

m etall eingegossen ist, und verursacht eine heftige R e­

aktion. Hierauf wird eine Probe genom m en und die Charge inderseiben W eise beendet w ie bei dem ersten Verfahren. D iese beiden Verfahren haben sich nicht bewährt. Ebenfalls führte das Verfahren C I zu keinem Erfolg.

V e r fa h r e n C 2. D as im Konverter erblasene Eisen hat dieselbe Zusamm ensetzung wie bisher und wird durch Zusatz von 1 0 % flüssigem Roheisen im Ofen auf 0,20 %

Kohlenstoffgehalt gebracht. Darauf soll das Bad fol­

gende A nalyse zei­

gen:

0,15 bis 0,30 % C 0,08 % Mn 0,008% P 0,0 5 % S

0,20 b k 0,30 % Cr.

Sobald die Charge fertig ist und die gew ünschte A nalyse hat, wird die en t­

sprechende M enge geschm olzenes Spie­

geleisen vom K up­

pelofen in eine 9- bis 10-t-Pfanne abgesto­

chen undgenug flü s­

siges Eisen ’ zuge­

setzt, um der Charge den richtigen Man­

gan- und Kohlen­

stoffgehalt zugeben.

D iese kleine Pfanne, welche das R ück­

kohlungsmetall ent­

hält, wird durch das

Abbildung 5. Regelungsvorrichtnng für Oelbrenner,

a R e g e lu n g sv en til, b = A usblase- v e n til m m R ein ig en d es B ren n e rs, w en n d a s O elv e n til v e rs to p ft la t. c =»

O el-R egelungsventil, ö — D am p fein laß .

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430 S ta h l u n d E isen. D a s D u p lex -V erfa h ren in A m erik a . 38. Ja h rg . N r. 20.

Abbildung 6. Duplex-Anlage der Lackawanna Steel Co.

a *» S trip p e rh a lle . b ** A n lag e f llr fe u e rfe ste s M ate rial, c = G leßbU hne. d » G leise f ü r d a s flü ssig e M etall zu m M a rtin w e rk .

D ie Abm essungen der M artinöfen sind folgende:

H e r d lä n g e ... 9,45 m B a d l ä n g e ... 7,30 „

B a d b r e i t e 3,50 „

D ie Badoberfläche bei 5 0 1 Inhalt beträgt 16,26 qm, bei 60 t Inhalt 20,44 qm. D ie Kammern haben folgende Abmessungen:

Breite Länge Tieie Inhalt

m m m cb m

Gaskammer . . . 2,51 6,7 3,15 53

Luftkam m er . . 4,04 6,7 3,15 85,2 D ie größte W ochenerzeugung dieser Anlage war 600 t je Ofen in 24 st, die höchste E inzelleistung eines Ofens 694 t . B ezogen auf die Badoberfläche is t das V erhältnis 1,21 t je st/q m .

man das A nheizöl ab, so ergibt sich ein Verbrauch von 35 1 je t B löck e. 1 1 Oel hat 10 000 W E, der Gesamtverbrauch drückt sich dem nach in 350 000 WE aus. N im m t m an die W ärm eeinheiten des aus 1 kg K ohle erzeugten Gases m it 5555 W E an, so wäre der Verbrauch = 63 k g K ohle je t Roh-

0000 blocke.

Durchschnittlich wurden wäJhrend der letzten drei Jahre 33 % der Chargen k alt nach dem Schrott­

verfahren eingesetzt. D abei war die Haltbarkeit des G ew ölbes 300, die der Kopfwände 97 H tz e n . D ie durchschnittliche A rbeitszeit der Oefen während dieser Zeit war 5% Tage in der W oche. E in Ofen, der nur nach dem D uplexverfahren arbeitet, wird H lfsliu b w erk des Gießkranes während des Ab­

stiches in die Gießpfaime eingefüllt (vgl. Abb. 4).

D io Charge m uß heißer sein als bei dem ersten Ver­

fahren, w eil beim Eingießen der kleinen Pfanne der Stah l abkühlt. Hierdurch wird der Ofen mehr beansprucht; auch ist cs schw ieriger, den Kohlen- stoffgelialt so gleichm äßig wje im Ofen zu erzielen.

D ie Chargendauer im Ofen ist durclischnittlich 1% st. D er A bstich wird durch den Zusatz in der Pfanne 60 t an sta tt 50 t betragen, w ofür die H alt­

barkeit des Ofens und der Pfanne geringer ist. D ie M artinschlacke enthält

14,0% SiOj 16,0% EoO 4 ,0 % MnO 45 ,0 % CaO - / ,0 % Cra0 3

0 ,-5 % PjO ä.

Im Jahre 1913 w urden die Oefen m it Oelfeuerurg eingerichtet, die sich sehr g u t bewährt hat. Abb. 5 zeigt die R egelungsvorrichtung der Oelzuführung, die beim U m steuern an einer S eite selb sttätig ab­

gestellt und aus dem Ofen herausgezogen wird, wäh­

rend an der anderen S eite die Brenner in Tätigkeit treten.

D er Brennstoffverbrauch ste llt sich w ie folgt:

D u p lex - K alte r V e rfa h re n E in sa tz einschließlich einschließlich

1913: A nheizen A nheizen

Kohlenverbrauch je t Blöcke 106,6 kg 467 kg Oelverbrauch je t Blöcko . . 60,5 1 151 1

1914:

Oelverbraucli jo t Blöcke . . 48,5 1 1S9 1 D ie E rgebnisse im Jahre 1914 w urden unter sehr ungünstigen Bedingungen erhalten, da die Anlage nur fü n f Tage in -der W oche im B etriebe war. Zieht

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16. Mai 1018. D as D u plex-V erfah ren in A m erik a . S ta h l u n d Eisen. 437

schätzungsweise 500 bis 600 Hitzen im Gewölbe und 150 bis 200 H itzen der K öpfwände aushalten.

Der durchschnittliche V erlust von der Bessemercharge bis zum fertigen Block betrug für 1914 — 12,57 %.

Bei der Lackawanna S teel Co., Lackawanna N. J., besteht die D uplexanlage, w ie aus einem A ufsatze von G. B. W a t e r h o u s e 1) hervorgeht, aus zw ei Mischern von 250 bis 300 t Inhalt, vier 12-t-Konvertern und 12 Kuppelöfen, von denen acht zum Schm elzen von Roheisen und vier kleinere zum Schm elzen von Spiegeleisen dienen, w enn Schienen oder Hartstahl hergestellt w erden soll (vgl. Abb. 6). An diese be­

stehende Anlage wurde das Martinwerk m it zwei Kippöfen Hr. 15 und 16 allgeschlossen. D as hier angewandte Duplexverfahren w eicht von dem bei der Maryland S teel Co. eingeführten w ie folgt ab:

Einschm elzen ist große Sorgfalt geboten. Gegen Mitternacht wird das Metall von der Bessemerei gefordert. D ie A nalyse des M ischmetalls ist:

3,7 % C 0,045% S 1,5 % Si 0,300% P.

0,65% Mn.

Für eine Bessemercharge werden dem Mischer 12,8 t abzüglich des Gewichtes der im Konverter zuzusetzenden A bfälle entnommen. Zwei Bessemer­

hitzen, die in verschiedenen Konvertern geblasen sind, werden zum Martinwerk gefahren. D ie erste Pfanne enthält M etall, das auf rd. 0,40 % Kohlen­

stoffgehalt heruntergeblasen ist, um eine kleine Reaktion im Ofen zu erzeugen. D as Eingießen er­

folgt etw a um 1245 Uhr. Dann folgen zw ei Pfannen von weichem M etall (K ohlenstoffgehalt 0,05 bis

zu Abbildung 6.

e = K u p p elü fen fü r E lsen u n d S p lfg eleieen . f ■= A ufzug,

g

— M a rtin o fe n S r . 15. h — M artin o fen Nr. IG. I — G ieß e rei.

Das ganze Verfahren dauert je eine W oche, denn am Ende der W oche wird der Kippofen vollständig entleert, der Boden und die Badoberkante wieder instandgesetzt und andere Ausbesserungsarbeiten gemacht. Sonntags um 6 Uhr nachmittags wird das Gas wieder in den Ofen gelassen und die Arbeit mit der H erstellung der Schlacke begonnen. Vier Mulden gebrannter Kalk und drei Mulden W alzen­

sinter werden eingesetzt und niedergeschmolzen.

Dies wird dreimal wiederholt, bis zw ölf Mulden Kalk und 8 bis 9 M ulden W alzensinter eingeschmolzen sind. D as ungefähre Gewicht einer Mulde Kalk beträgt 900 kg, einer M ulde Sinter 1360 kg. Beim

') The Iro n T rad e Keview 1916, 2. Nov., S. 879/86.

0,07% ) und dann endlich als le tz te Charge eine Pfanne m it M etall von 1,5 bis 2 % K ohlenstoff­

gehalt. Beim Einlassen dieses M etalls entsteht eine heftige Reaktion. D er Phosphor geh t zum größten Teil in die Schlacke. D ann werden wieder zwei Pfannen mit w'eichem Metall und eine m it härterem Metall eingesetzt; sollte dann das Bad noch zu w enig Kohlenstoff haben, so fo lg t noch eine harte Charge, während im anderen Falle noch w eiches Metall zugesetzt wird. A uf diese W eise werden 190 bis 2Q0 t eingesetzt. D ie Charge wird sodann w ie eine gew öhnliche basische M artinschmelze fertig­

gem acht bis zu m A bstich gegen 3 y2 Uhr. N ach­

dem die Charge abgestochen ist, verbleiben etw a 100 t m it 0,15 % K ohlenstoff und die Schlacke im

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438 S ta h l u n d E isen. D a s D u p lex -V erfa h ren in A m e rik a . 38. Ja h rg . N r. 20.

Zahlontafel 1. Z u s a m m e n s e t z u n g d e r R o h s t o f f e . braun ter Ge-

Kalk

%

G#- | Ge- b rannter brann ter Dolomit Magnesit

% ! %

F lu ß s p a t

%

Walzen­

sinter

%

Schlacke

% S iO ,

Al, Oj

2,10 0,45 4,10 3,44 1,75 6,50

0,95 0,75 2,30 1,40 1,02

^ C a O 85,00 58,30 3,25 43,47

M g O 11,05 39,24 83,98 .— 8,64

F e O — — — — — 21,55

tF o tO , Gesamt-

— 6,70 * 6,85

Eisen --- — — — 70,0 21,77

Mn --- — — — 0,40 1,01

C aCO , --- 6,87

M g CO, --- — — 0,53 — —

C a F , --- 86,57

P --- 0,025 3,13

Zahlentafel 2. Z u s a m m e n s e tz u n g d e r F e r r o l e g i e ­ ru n g e n .

Flüssiges Spiegel-

eisen

%

Ferro-

raarigan

%

Ferro-

«lliziam

%

F e rro phospbor

% C ... 4,30 7,00 0,15 0,17 M n ... 6,00 79,50 0,15

S . . . . 0,02 0,65

P ... 0,0S 0,20 0,05 18,70 S i ... 1,25 1,00 49,50 0,39 F e ... 12,.30 49,00 77,00

A l ... 0,30

Ofen. D arauf w erden wieder zw ei M ulden Kalk und zw ei M ulden Sinter eingesetzt und die Badober­

kante m it gebranntem D o­

lom it ausgebessert. D ann folgen drei Pfannen m it weichem M etall, zw ei Mul­

den Kalk und eine Pfanne m it hartem M etall w ie oben. Während der Reak- tion wird der Ofen leich t geneigt, und ein Teil der Schlacke lä u ft aus. W enn die R eaktion zu E n d e ist, wird gew öhnlich noch eine M ulde Kalk, ebenfalls kurz vor dem Abstich, gegeben, so daß fü n f bis sechs Mul­

den Kalk zu jeder Charge gehören. Ueberflüssige Schlacke wird abgelassen, so daß d a s ' Bad immer m it einer dünnen Schicht bedeckt bleibt. D ie Ana­

lysen der Rohstoffe und der Schlacke sind in Zah­

len tafel 1 und 2 wieder­

gegeben. Die durchschnitt­

liche Zeit von einem Ab­

stich zum anderen beträgt 2 st 53 min. Ungefähr

80 % des im Kippofen hcrgestellten Stahls wird in der Pfanne m it geschm olzenem Spiegeleisen rück- gekohlt, der R est m it den üblichen Zusätzen von Ferromangan, Ferrosilizium usw.

W enn das Bad fertig zum Abstich ist, wird das vorher geö ffn ete A bstichloch m it nassem Sackleinen zugestopft, und bevor das Sackleinen durchgebrannt ist, ist die Schlacke im Ofen so hoch gestiegen, daß nur reines M etall abläuft. E s wird nur so viel Schlacke in die Pfanne gelassen, daß das Metall leicht bedeckt ist. D ie 100-t-Gießpfanne hängt an einem 165-t-Kran. Sobald der B oden bedeckt ist, wird das gesclim olzene Spiegeleisen eingelassen. Das Spiegeleisen kom m t von einem K uppelofen und wird m it dem 35-t-Hilfshubwerk c'ingegossen. Bei Schienenstahl beträgt der Zusatz 2,3 bis 3 ,7 1 Spiegel­

eisen. D as durchschnittliche G ewicht der gegossenen B löcke beläuft sich auf 104,5 t.

In der N acht von Sonnabend auf Sonntag wird der Ofen ganz entleert. N ach dem letzten A bstich bleiben ungefähr 40 bis 6 0 t im Ofen, dieunter Zusatz vonFerro- mangan zu einei w eichen Charge verarbeitet werden.

In Zaklcntafel 3 sind die Ergebnisse seit Beginn des Verfahrens bis zu m A ugust 1916 zusammen­

gestellt. Im ganzen sind in beiden Oef en 8073 Chargen m it einem Gesam terzeugnis von 843 2 3 9 ,4 1 hergestellt worden. D ie höchste m onatliche Erzeugung wurde im D ezem ber 1915 m it 50 872 t erreicht; die beste Erzeugung eines einzigen Ofens war im Juni 1915 m it 30 756 t. D ie durchschnittliche Anzahl Chargen in 12 st war 4,14 fü r jeden Ofen, und die Zeit von ZahJentafel 3. U e b e r s i c h t ü b e r d ie E r z e u g u n g .

Datum

O f e n Kr. 15. Ofen Kr. 16. Gesamt-

erieugung

«

Schich­

ten Chargen

t

Schich­

ten Chargen

t

1913 M ai . . . s % 9 854,5 __ _ __ 854,5

J u n i . . . 49 201 19 267,4 — — — 19 267,4

J u li . . . 64 223 22 522,7 19% 69 6 972,8 29 495,5 A ugust . . 54 227 23 068,3 50 199 20 051,8 43 120,1

Septem ber 52 199 20 390,1 52 197 19 961,3 40 351,4

O ktober . 5% 21 2 204,7 52 189 19 263,4 21 468,1

N ovem ber — — 31 102 10 190,5 10 190,5

1915 A pril . . . 34 132 13 264,9 __ __ __ 13 264,9

M ai . . . 51 243 25 824,7 — — — 25 824,7

J u n i . . . 52% 284 30 756,4 — — — 30 756,4

J u li . . . 35 179 19 172,0 31 150 15 817,1 34 989,0 August . . 53 220 23 508,2 54 218 22 899,5 46 407,7

Septem bor 54 242 25 656,0 27 94 9 894,8 35 550,8

O ktober . 54% 212 22 468,9 50% 190 19 555,0 42 023,9 N ovem ber. 53% 231 24 871,7 53% 221 23 380,2 48 251,7 D ezem ber 55% 245 26 104,1 55% 236 24 768,0 50,872,1 1916 J a n u a r . . 40 166 17 578,8 54 222 23 217,6 40 796,4 F e b ru a r. . 51% 228 24 074,1 51% 226 23 776,4 47 850,5 März . . . 55% 244 26 121,4 41 „> 170 17 892,8 44 014,2 A pril , . . 52 218 23 053,0 52 218 22 933,2 45 980,2 M ai . . . 54% 228 24 152,4 54% 229 24 169,6 48 322,0 J u n i . . . 52% 225 23 761,2 52% 218 23 015,4 46 776,6 J u li . . . 29% 111 11 413,7 52% 196 20 114,8 31 528,5 A ugust . . 54% 225 23 154,6 54% 216 22 121,4 45 276,0 Zusamm en 1053 4513 473 243,8 888% 3560 369 995,6 843 239,4

(7)

16. Mai 1918. D a s D u plex-V erfah ren in A m erik a . S ta h l.u n d E isen. '439

einem Abstich zu m nächsten betrug 2 st 53 min.

D urchschnittlich w urden aus einem Ofen 434,4 t g u te r B löcke in 12 st gegossen.

Die H altbarkeit der Oefen ergibt sich aus fol­

gender A ufstellung: Ofen Nr. 15 wurde am 29. Mai 1913 in Betrieb g esetzt und arbeitete bis 5. Oktober 1913. In dieser Zeit wurden 880 Chargen abgestochen.

Hierauf wurde das Gewölbe erneuert und die oberen zehn Lagen G ittersteine in den Luftkammern und sechs Lagen in den Gaskammern ersetzt. D er Ofen wurde am 12. April 1915 wieder angelassen. Am 16. Juli wurde er k altgesetzt und erhielt ein neues Gewölbe und neue Kammerfüllungen, nachdem das Gewölbe 838 und die Gittersteine 1718 Chargen ausgehalten hatten. N ach 14 Schichten wieder in

Abb. 7 zeigt einen Querschnitt durch die Martin- anlage. Das Gebäude ist 316 m lang, hat 37,8 m Spannweite und enthält außer den beiden Kippöfen noch acht feststehende 100-t-Martinöfen. D ie Herd­

fläche der Kippöfen beträgt 4 x 1 2 m . D as Gitter;

werk hat auf jeder S eite einen Inhalt von 152,5 cbm für die Luftkam m er und 87,3 cbm für die Gas­

kammer.

A uch auf der South-Chicago-Anlage der Illinois S teel Co. hat sich der Vorteil des Duplexverfahrens in feststehenden M artinöfen in mehrjähriger Er­

fahrung erwiesen. E ine neue Anlage ist dort im Bau m it drei Kippöfen, von denen zwei Oefen für das D uplexverfalircn für eine jährliche Erzeugung von 600 000 t ben u tzt w erden sollen. D er dritte Ofen

Betrieb gesetzt, hielt er bis zur Erneuerung des Gewölbes im Januar 1916 noch 1212 Chargen.

Nach wieder 14 Ausbesserungsschichten dauerte die neue Ofenreise bis Juli 1916. Das Gewölbe hatte 1303, das Gitterwerk 4233 H itzen ausgehalten. Hier­

a u f dauerte die Instandsetzung 23 Schichten.

Ofen Nr. 16 wurde am 22. Juli 1913 angesteckt und am 22. N ovem ber 1913 w egen M angel an A uf­

trägen außer Betrieb gesetzt. Das Gewölbe wurde nach 720 Chargen erneuert. Am 6. Juli 1915 in B e­

trieb g esetzt, ging der Ofen bis zum 19. September.

D ie Erneuerung des Gewölbes nach 499 Chargen und der Kam merfüllung nach 1219 Chargen dauerte 2 7 Schichten. D ie nächste Erneuerung des Ge­

w ölbes fand am 20. März 1916 nach 1239 Char­

gen sta tt. D ie gesam te E rzeugung entsprach d en strengen Vorschriften und fiel sehr gleich­

m äßig aus.

soll in Verbindung m it zw ei 20-t-Elektroöfen ar­

beiten. Eine ähnliche Anlage wird dem nächst bei den Garywerken in Betrieb kommen m it zw ei sauren Bessemerbirnen von 25 t und zw ei Kippöfen von 14 x 4,2 m Herdfläche.

Während bei der Lackawanna S te e l Co. das sauer erblasene Bessem erm etall in den Ofen m it einem vorhandenen Bad von fertigem Stahl eingelassen wird, wird bei der Maryland S teel Co. der Ofen jedesm al ganz entleert. W elchem Verfahren der Vor­

z u g gebührt, hängt von örtlichen Verhältnissen ab.

B ei ersterem Verfahren wird ganz ohne S chrott­

zusatz gearbeitet, während beim vollständigen E nt­

leeren des Ofens nach jeder Charge zuw eilen auch Schrott zu gesetzt wird. D ie Erfahrung hat gezeigt, daß das Mischen einer nur zum Teil geblasenen Charge m it fertiggeblasenem M etall im Martinofen von besonderer Wirkung für das D uplexverfahren

(8)

440 S ta h l u n d Eisen. Stah lfornvjuß a ls K o n stru k t ion sm aterial. 38. Ja h rg . N r. 20.

w egen der desoxydiercndcn Wirkung des Kohlen- oder beim feststehenden Ofen, w ie bei den South- stoffs ist. W o nur fertiggeblasenes M etall ver- Chicago-Werken, durch M ischen von fcrtiggeblascncin w endet wird, w erden ähnliche W irkungen durch M etall m it geschm olzenem R oheisen im Martinofen.

R ückkohlung des fertigen M etalls m it flüssigem Roh- H ^ lllie s

eisen zw ischen Bessem erbirne und Martinofen erzielt,

Stahlform guß als K onstruktionsm aterial, j

V on ©r.=3ng. R i c h a r d K r i e g e r in D üsseldorf.

■(Fortsetzung s ta tt Schluß von Seito 417.)

IV. Wird das Schw inden v Tährend des Erstarrens und Ablcühlens durch irgendeinen U m stand gehindert und überschreiten dabei die entstehenden Span­

nungen die jeweilige Bruchgrenze des Stahles, so m üssen starr m iteinander verbundene Teile eines G ußstückes unter dem D ruck der Schrum pfung ab- oder einreißen. E s entstehen da^in die sogenannten und bei Stahlform guß besonders gefürchteten W a r m ­ r is s e . D ie Gefahr dieser Rißbildung ist deswegen so groß, weil der Stahl leider während der Erstarrung und unm ittelbar nachher auffallend mürbe und w enig widerstandsfähig gegen jede Art von B e­

anspruchung is t1). E in verhältnism äßig geringer K raftaufwand genügt, ein Stahlgußstück, selbst bei großen Querseimitten, wälirend dieses Uebergangs- zustandes zu zertrümmern.

D ie Hindernisse, die das Entstehen der W arm­

risse verursachen, liegen teils in der K onstruktion, teils darin, daß die Gußform oder die Kerne das Schrum pfen hemm en, und m eist wirken beide U m ­ stände zusam m en. W egen der hohen Schm elztem ­ peratur des Stahles können Formen und Kerne, w enigstens für starkwandige A bgüsse, nicht m ein in Formsand angefertigt, sondern m üssen aus feuer­

festem M aterial, sogenannter Masse, hergestellt werden, die Formsand gegenüber leider den N ach ­ te il großer Unnachgiebigkeit hat und infolgedessen das R eißen der A bgüsse fördert. D er Gießer hilft sich dagegen durch verschiedene M ittel: Er sichert die gefährdeten Stellen durch sogenannte Schrum pf­

rippen, die früher w ie die bedrohten Teile erkalten und diese dadurch vor dem Einreißen schützen sollen2). Oder er m acht die kritischen Stellen der Form oder der Kerne durch Aussparungen, die m it losem Sand, Koks usw. gefü llt w erden, nachgiebig, damit sie sich unter dem D ruck des erstarrenden M etallcs zusam m enziehen können. So form t m an bei­

spielsweise das Arm systom eines R ades fast im mer derart, daß m an die Arme durch hohle, federnde Segmentkerne b ildet. Endlich h ilft sich der Stah l­

gießer noch dadurch,, daß er um nittelbar nach dem Gießen die Form aufbricht und d ie Teile derselben so schnell wie m öglich zertrüm m ert, die einem freien

x) Diese W iderstandslosigkeit nim m t zu, je unreiner, besonders 0-, P- und S-reieher der Stahl ist.

*) Näheres über die Wirkungsweise derartiger Schrumpf- oder Schwindrippen siehe M a r te n s - H e y n : Materialienkundo I I A , S. 358.

Schw inden im W ege stehen. DiesesTFreilegen^des Abgusses und. die schon beim Formen dafür zu treffenden Vorbereitungen erfordern große Erfah­

rungen und Sachkenntnis, schon deshalb, w eil der Erfolg dieser Maßnahmen von der W ahl des richtigen Augenblickes abhängt, E rfolgt das „Losmachen“

oder „Losstoßen“ , w ie der Former diese Arbeit nennt, zu früh, so lä u ft der noch flüssige Stahl aus;

geschieht es zu spät, so ist der Riß schon entstanden.

N äher auf die H ilfsm ittel einzugehen, ist hier nicht beabsichtigt. Sie m ußten jedoch sow eit gestreift werden, als cs zum Verständnis des Konstrukteurs notw endig ist, der in seinen Entw ürfen nicht nur die fraglichen Hindernisse von vornherein vermeiden, sondern auch dafür sorgen soll, daß der Former die eben genannten H ilfsm ittel uneingeschränkt anwen­

den kann, w enn sich infolge des K onstruktionszw eckes die erstgenannte Forderung nicht erfüllen läßt.

Daraus folgt, daß z. B. das Gießen eines R ades m it voller Scheibe, besonders bei größeren Durchmessern, m it mehr Gefahr verbunden ist, als die A nfertigung eines Speichenrades, oder daß Gußstücke m it kasten­

förmigem Querschnitt, der die Kerne unzugänglich m acht, schwieriger herzustellen sind, als Abgüsse m it I- oder einem ähnlichen offenen Querschnitte.

Einige B eispiele aus der Praxis m ögen diese A us­

führungen erläutern. Abb. 44 gib t die Teilansicht eines Ankerkörpers vrieder. D as G ußstück ist mit aller Sorgfalt (aber absichtlich ohne Schrumpfrippen) geform t und gegossen worden. Trotzdem sind säm t­

liche Speichen infolge ihrer w enig glücklichen, das Schrum pfen stark hemm enden K onstruktion am Uebergang zur dickwandigen N abe, d. h. da, wo der S tah l zu letzt erstarrte, mehr oder weniger stark ab- bzw. eingerissen. N ur dort, w o zw ei Speichen m it einem Quersteg verbunden sind, zeigen sich keine Wärmrisse; der S te g h at also das Aufreißen zw ischen den Speichen gehindert. Daraus ergibt sich von selbst der W eg, w ie m an die Bildung von Warmrissen an den ändern Speichen zu vereiteln verm ag1). N atür­

lich brauchen diese Schutzstege nicht die gleiche l ) Ein Ankerkörper, bei dem die Querstege über das ganze Speiobensystem geführt sind, wird natürlich die- Form m it viel größeren Gußspannungen verlassen als ein stegloser Abguß. Das Vorhandensein derartiger Spannungen ist belanglos, d a sie sich einwandfrei be­

seitigen lassen, was für die obengenannten Warmrisse, die das Gußstück empfindlich schädigen, wenn nicht von vornherein Ausschuß machen, nicht zutrifft.

(9)

16. M ai 1918. Stahlform guß als K on stru ktion sm aierial. S ta h l und Eisen- 441

Form und Lage w ie in der Abbildung zu haben, sondern es genügen für diesen Zweck entsprechend geformte Schrumpfrippen an den gefährdeten Stellen.

Liegt da nicht für den Konstrukteur der Gedanke nahe, derartige Sicherheitsmaßnahmen überhaupt gleich in seine Konstruktion m it einzubeziehen

und so seinerseits seinen Teil zum sicheren Gelingen des Gusses beizutragen?

Abb. 45 stellt einen M eißelschlitten für ein großes Horizontaldrehwerk dar, der im Interesse eines niedrigen Gewichtes möglichst dünnwandig (bei einer Gesamtlänge von 4420 mm eine Wandstärke von nur 25 mm) konstruiert, dafür aber m it einer großen Zahl Innenrippen versteift ist. Macht die schwache W andstärke das Stück an und für sich kaum mehr ausführbar, so schließen die Rippen einen guten A usfall vollends aus. Es 'gelang ta t­

sächlich nie, den Abguß frei von Warmrissen aus

der Form zu heben. Im mer zeigten sich beim H obeln der Außenflächen, an den S tellen, wo die Rippen sitzen, manchmal mehr, manchmal nur in Spuren, Querrisse. D ie aufsitzenden Gußtrichter einerseits, anderseits die Innenrippen, hindern das freie Schwinden. Konnte der Former auch das erste Hemmnis durch sofor­

tiges Aufbrechen und Abheben des Oberkastens überwinden, so stand er dem zw eiten Hindernis hilflos gegenüber. Bei der Form des Schlittens war an ein recht­

zeitiges Zerstören der Kerne nicht zu denken, Schrumpfrip­

pen hatten bei der dünnen W and­

stärke nur einen beschränkten Erfolg, so daß nur noch eine von der Gießerei w iederholt ver­

langte Konstruktionsänderung helfen konnte. Aber erst nach­

dem die Gießerei die Weiterliefe­

rung endgültig weigerte, konnte sich die Maschinenfabrik dazu entschließen. D ie Acnderung. in Abb. 46 gezeichnet, bestand nur darin, daß die Rippen weggelassen und dafür die Wandstärken um etw a 10 % erhöht wurden.

(Längsrippen im Innern des Schlittens würden natürlich kei­

nen schädlichen Einfluß gehabt haben.) Selbst wenn durch die ge­

ringfügige Erhöhung der W and­

stärke um 2 nun, m it der m an wahrscheinlich des Gewichtes wegen nicht höher gehen w ollte, rechnerisch nicht ganz die Sicher­

heit erreicht wird, wie durch die Rippenverstärkung, so ist zwei­

fellos ein querrißfreier Schlitten m it einer höheren Materialbean­

spruchung noch immer einem rissigen Gußstück m it niedrigerer vorzuziehen.

D ie Wirkung der Konstruk­

tionsänderung ist an den bei­

den Versuchsstücken Abb. 47 und 48 zu ersehen, wobei zu beachten ist, daß die Maßverhältnisse (bei einer Gesamtlänge von 1200 mm noch 10 mm W and­

stärke) bei diesen Versuchen nicht annähernd so ungünstig w ie bei dem S ch litten liegen. B eid e Abgüsse sind unm ittelbar hintereinander aus einer Pfanne, und zwar, um das Reißen niöglichst zu er­

schweren, in einem Q ualitätsstahl (49,3 kg Festig­

keit, 28 % Dehnung, 0,25 % C, 0,52 % Mn, 0,018% P , 0,020 % S, 0,18 % Cu) gegossen, bei beiden die Guß­

trichter sofort freigelegt und dann die Abgüsse sich selbst überlassen worden. Kach dem Erkalten wurden sie nach Linie a b c aufgeschnitten und, um die R isse

-150 -

Abbildung 45. Unrichtig konstruierter Meißelschlitten.

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Abbildung 46. Richtig konstruierter Meißelschlitten.

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Abbildung 47. Versuchsstück, entsprechend der Meißelschlitten- Konstruktion Abbildung 45.

S c ß r r / f f A - ß

Abbildung 48. Versuchsstück, entsprechend der Meißelschlitten- K onstruktion Abbildung 46.

61

(10)

442 S ta h l u n d Eisen. Stahljorjn/juß als K on slru H ion sm aterial. 38. Ja h rg . N r. 20.

besser sichtbar zu m achen, ist eine Außenfläche über­

hobelt. A uf der photographischen W iedergabe des Abgusses m it Innenrippen (Abb. 49) sind deutlich ein starker und zwei feine Risse zu erkennen, während au f der des rippenfreien Abgusses (Abb. 50) die ge­

hobelte Fläche, w ie übrigens auch das ganze S tück, fehlerfrei ist.

Aehnlich liegen die Verhältnisse beim Polrad Abb. 51. Der Kranz dieses R ades wird durch einen rundum geschlossenen, innen m it Querwänden ver­

stärkten K asten gebildet. D a es auch hier unmög­

lich war, die Innenkerne rechtzeitig zu zerstoßen, so zeigten sich beim Drehen, den Querrippen entlang­

laufend, feine Warmrisse. A uf Veranlassung der Gießerei wurde das Rad nach Abb. 52 umkonstruiert.

D ie Bestellerin war zwar nicht zu bewegen gewesen,

vorhanden ist, der S ta h l am längsten flüssig bleibt und sich ein Schwindhohlraum bilden w ill. So ist ein Warmriß vielfach ein sicheres Anzeichen für einen darunterliegenden Lunker, und so greifen die Fehler beim Stahlguß w ie eine K ette ineinander. Verhütet man den Lunker, so verhindert m an auch in vielen Fällen gleichzeitig die Rißbildung. U m so mehr Grund für den K onstrukteur, diesen Erscheinungen seine größte A ufm erksam keit zu schenken.

An dem einfachen Beispiel der Kammwalze (Abb. 10 und Abb. 11) läß t sich das eben Gesagte außerordentlich sinnfällig beweisen. B ei dem großen Lunker dieses Stückes genügt ein ganz geringfügiges Hindernis, um einen Warmriß zu erzeugen. Wie aus Abb. 53 zu ersehen, ist dieses Hindernis dadurch geschaffen worden, daß der verlorene K opf nicht mit

Abbildung 51. Ungünstig konstruiertes Polrad.

die Kastenform des Kranzes aufzugeben, aber w e­

nigstens wurde die Hauptursache der Rißbildung, die Querwände, unter gleichzeitiger Erhöhung der Wandstärken beseitigt und das entstehende Mehr­

gew icht, das nicht zulässig war, durch die A us­

sparungen in den Außenwänden ausgeglichen, wodurch

‘ gleichzeitig die Formarbeit erleichtert und ein besseres Lagern der Kerne erreicht wurde.

Es leu ch tet ohne w eiteres ein, daß der Schrum pf­

druck zuerst den Teilen eines Abgusses verhängnis­

voll werden wird, die außerdem durch andere Guß­

fehler geschw ächt werden. Folglich entwickeln sich die Warmrisse an den kritischen Stellen besonders dann, w enn sich dort gleichzeitig ein Lunker zu bilden vermag. Tatsächlich entstehen auch die Warmrisse vorwiegend an den Uebergangsstellen und den Knotenpunkten eines G ußstückes, beispiels­

w eise bei einem R ad am Uebergang der Speichen zu m Kranz oder zu r Nabe,, w ie w ir in Abb. 44 ge­

sehen haben, d. h. da, wo die größte Stoffanhäufung

Abbildung 52.

Günstig konstruiertes Polrad.

dem Querschnitt des K leeblattes durchgeführt ist, sondern oben in eine zylindrische Form übergeht.

Dadurch entsteht im Uebergang vom K leeblatt zu m zylindrischen Querschnitt ein Hindernis, das das Schrum pfen des Zapfens erschwert. Bei gesun­

dem Querschnitt des Zapfens w ürde diese kleine Hem mung kaum schaden, bei dem vorhandenen Lun­

ker genügt sie, den Zapfen rundum abzureißen, wie in Abb. 53 deutlich zu erkennen. Bei genauer Unter­

suchung würde m an sogar feststellen können, daß der Riß unm ittelbar m it dem Lunker in Verbindung steht.

B ei dem Induktorrad Abb. 16 w ürden sich die Warmrisse, falls solche auftreten, ebenfalls ganz be­

stim m t zuerst da bilden, wo die unteren Speichen zu r N abe übergehen, d. h. da, wo sich die in Abb. 17 ersichtlichen Lunker befinden1). A uch bei der Kol­

*) An dem Versuchsstück selbst sind natürlich keine Warmrisse vorhanden, da fü r diesen Zweck nur die Nabe allein m it kurzen Armstümpfen gegossen wurde und diese Stümpfe ungehindert schwinden konnten.

(11)

10. Mai 1918. S ta h lfo rm g vß als K on stru H ion sm aierial. S tah l u n d Eisen. 443

lektorbüchse (Abb. 21) ist es nickt ausgeschlossen, daß sich der untere lunkrige Flansch nach dem Gießen oder beim Bearbeiten in der Hohlkehle als rissig erweist. .

V. Bei dieser Gelegenheit soll kurz auf eine eigen­

tüm liche Erscheinung, die Bildung wurmartiger, ge­

krümmter Vertiefungen, die auf den Außenflächen von Stahlform gußstücken m itunter zu beobachten sind, hingewiesen werden. D ie Besclireibung der­

selben gehört zwar nicht zum eigentlichen Thema, aber da diese 'W u r m b ild u n g e n bei starker Entwick­

lung die Abgüsse sogar unbrauchbar machen können und sich gerade an den Versuchsstücken sehr anschau­

lich zeigen lassen, und da die Ansichten über die Ursache dieser unangenehmen Erscheinung unter den Fachleuten auch heute noch geteilt und recht un­

klar sind, so sei diese kleine Abschweifung gestattet.

Besonders bei dickwandigen Abgüssen, und dann fast immer an Uebergangsstellen und an einspringen­

den Ecken, zeigen sich m itunter zentim etertiefe, glatte Furchen von merkwürdig gewundener Form.

Man war und ist auch bis heute noch vielfach geneigt, ■ die Entstehung derselben auf Gasentwicklungen, un­

genügendes Trocknen der Form, zu heißen Stah l usw.

zurückzuführen.

Abb. 53 der Kam mwalze zeigt in dem einspringen­

den W inkel am Zapfen deutlich diese Narben1).

A uch in Abb. 20 sind sie im Innern des kleinen Zylinders, wo er in den Boden des großen übergeht, g u t zu erkennen1). Endlich zeigt auch die in Abb. 54 wiedergegebcue Außenfläche des gleichen Flansches w ie Abb. 22 diese Erscheinung1). Immer treten diese eigentüm lichen Vertiefungen an der Oberfläche eines Gußstückes da auf, wo sich Lunker gebildet haben und wo eine Saugwirkung des flüssigen Stahles fest­

zustellen ist, aber nie an Stellen m it gesundem Querschnitt. So sind der untere Zapfen der abge­

bildeten W alze, die untere Seite des Flansches und die untere Zylinderwand vollständig frei von diesen Fehlern. A uch die in Abb. 57 wiedergegebene lunkerfreie W alze, die m it der anderen gleichzeitig gegossen, von demselben Former geform t, überhaupt unter ganz gleichen Verhältnissen hergestellt wurde, hatte rundum eine glatte, narbenlose Oberfläche.

Mit H ilfe der früher gegebenen Erklärung der Lunkerbildung läßt sich zwanglos auch die E nt­

stehung dieser sogenannten Fließnarben ableiten.

D a die sich bildenden Schwindhohlräume theoretisch luftleer sind, so genügt der äußere Luftdruck, auf der noch teigigen und, w ie bereits hervorgehoben, während der Erstarrung wenig widerstandsfähigen Oberfläche die wurmartigen Vertiefungen hervorzu­

rufen. I s t der Lunker sehr groß und sind die ange­

griffenen W ände verhältnism äßig schwach, so können sich sogar tiefe Löcher einbohren und diese schließ­

lich die W andungen unter gleichzeitiger Bildung von Warmrissen ganz bis zum Lunker durchdrücken.

D azu kom m t, die Wirkung verstärkend, daß die Saug-

ł ) D urch Pieile besonders hervorgehoben.

Wirkung derartiger luftleerer oder wenigstens lu ft­

verdünnter Hohlräume eine außerordentlich große ist und auch weiterabliegende Teile des Gußstückes noch in M itleidenschaft ziehen kann. Daraus erklärt sich, daß man die Würmer m itunter auch auf Flächen, z. B. an den Zähnen und im Zahngrunde schwerer Kammwalzen findet, obwohl die Zähne selbst voll­

ständig dicht und unm ittelbar unter den narbigen S tellen keine Lunker zu entdecken sind. A uch die oft angeführte Tatsache, daß sich diese Fließnarben besonders bei heiß vergossenem Stahl bilden, wider­

spricht nicht der soeben entw ickelten Theorie;

denn je heißer der Stah l, um so größer ist der Lunker, um so länger verharrt das Gußstück in dem gefähr­

lichen teigigen Ucbergangszustande und um so größer ist die Zeitspanne, innerhalb deren die genannten Außen- und Innenkräfte wirken können. Natürlich ist es nicht ausgesclilossen, daß auch noch andere Ursachen, w ie Gasentwicklung, Feuchtigkeitsreste in der Form usw. die Entw icklung der Narben fördern können. —

Für unsere U ntersuchungen sind bisher absicht­

lich einfache Stahlform gußstüeke zur Veranschau­

lichung herangezogen worden, um die Vorgänge in ihrer Wirkung einzeln m öglichst unverw ischt und unbeeinflußt von ändern Erscheinungen vorzuführen.

In Wirklichkeit greifen jedoch, w ie bereits erwähnt, diese Vorgänge m it ihren Folgeerscheinungen m eist, besonders bei Abgüssen verw ickelter K onstruktion, ineinander über. Und gerade dann vergißt der Kon­

strukteur über der Schwierigkeit seines Entw urfes am leichtesten die Eigentüm lichkeiten des von ihm verwendeten Baustoffes und die darin begründeten Gefahren der H erstellung. Bei der F ü lle des Stoffes, w ie er tagtäglich jeder Stahlgießerei zuström t, ist cs unmöglich, diesen Gegenstand auch nur annähernd zu erschöpfen. Wir müssen uns an dieser S telle be­

gnügen, die Grundsätze und R ichtlinien, nach denen der Konstrukteur zu arbeiten hat, im allgemeinen festgelegt .zu haben, und wqflen zu m Schluß nur noch an einem einzigen Beispiel aus der Praxis er­

läutern, w ie an Hand der gegebenen,G esichtspunkte ein Stahlform gußstück zw eckm äßig und m aterial­

entsprechend umkonstruiert werden kann.

Ursprünglich in Gußeisen ausgeführt, wurde der H olm Abb. 55 für Stahlguß „umkonstruiert“ , indem man der höheren M aterialfestigkeit entsprechend einfach die W andstärken verringerte, 200 m m in 100 m m , 60 mm in 38 m m usw. änderte. Ob sich das S tü ck in dieser Form überhaupt in S tah l abgießen ließ, und w enn ja, w elches Wagnis und w elche Un­

sicherheit m it der Anfertigung verbunden sind, das zu prüfen, kümmerte den Konstrukteur nicht. Das Stü ck war von der eigenen Gießerei wiederholt an­

standslos in Gußeisen geliefert worden, folglich konnte man es so auch in S tah l verlangen.

Unbestritten darf behauptet werden, daß der Holm so, w ie er zur Anfrage in die W elt geschickt wurde, in Stah l überhaupt nicht, jedenfalls nicht fehlerfrei, zu gießen ist. I s t , w ie bereits her-

(12)

444 S ta h l u n d Eisen. XJmschau. 38. Jalirg . N r. 20.

U m schau.

Die Ueberhitzung der Schlacken und Metalle während des Raffinierens, Schmelzens und Legierens.

Bekanntlich pflegt man den Mechanismus des R affi­

nierens und Legiorens bei der Eisen- und Stahldarstellung auf Reaktionen zwischen Metall und Schlacke zurück­

zuführen. Leider ist jedoch das Studium dieser Reaktionen und der Veränderungen des Aufbaues der Schlacken und Legierungen infolge der hohen Tem peraturen äußerst schwierig und deshalb die zahlenmäßige Erforschung, und mithin unsere K enntnis der liier obwaltenden Gleich- gewichtsverhältnisse noch sehr mangelhaft. Doch d arf man aus den Versuchen von Charpy, Moissan, R uff u. a.

wohl schließen, daß die Reaktionen bei höheren Tempera­

turen einfacher als bei niedrigen Tem peraturen verlaufen;

so bilden sich z. B. bei steigender Tem peratur durch Zer­

fall des Triferrokarbids Fes C die einfacheren K arbide Fe. C und Fe C.

Einen weiteren Beitrag zu dieser Frage hat neuerdincs J. E. F l e t c h e r 1) in einem auf dei Jahresversam m lung der Society of Chemical Industry in Birmingham gehalte­

nen Vortrag geliefert. Ihm zufolge lassen sich die bei den Raffinations- und Legierungsarbeiten der Eisen- und Stahlherstellung fallenden Schlacken in drei Gruppen

l ) Ir. Coal T r. R ev. 1917, 27. J u li, S. 86/9.

vorgehoben, der ge­

schlossene Quer­

schnitt an und für sichschon für Stahl­

form guß unbequem, so schließt in diesem Falle die vielleicht für Gußeisen oder aus ändern Grün­

den zweckm äßige K astenform cm g u ­ te s Gelingen bei

S tah l vollständig aus. D ie Ungleich­

h eit der W andstär- ______

ken wird nicht nur gefährliche Span- | ,

nungen, sondern i I auch unfehlbar ein Abschrumpfen und Abreißen der 38 nun dicken W and von den fast dreimal so starken Flanschen verursachen. D ie Querwände im In ­ nern des Holmes hemmen dasSchwin- den und geben A n­

laß zu Querrissen,

ein ähnliches Hindernis bilden die dicken W ulste um die ovalen Oeffnungen der Scitenw ände. A n ein Frei­

legen der gefährdeten Stellen ist bei der gew ählten K onstruktion nicht zu denken. D ie Kerne sind vollständig unzugänglich und w erden in ihren aus- laufenden dünnen Enden aller Voraussicht hach z u ­ sam mensintern und verstohlen. D ie Kernmasse und -eisen können durch die kleinen Oeflnungen nur ganz unvollkommen entfernt werden. Wircl der H olm w indschief, so ist ein Nachrichten so g u t w ie ausgeschlossen.

W ill m an den seiner ungewöhnlichen Länge und Sperrigkeit wegen an und für sicli schwierig herzu­

stellenden Holm einigermaßen m it Sicherheit aus Stahl gießen, so wird m an die gew ählte Bauart überhaupt aufgeben und zu einer K onstruktion nach

SchnittA-B

Abbildung 55. Falsch konstruierter Holm.

-fZVSt?

Abbildung 66. Richtig konstruierter Holm.

Abb. 56 greifen m üssen, die, w ie bei dem großen W agnis des Gusses unbedingt notw endig, in keinem P unkte gegen die in dieser Arbeit entwickelten Grundsätze verstößt. A n S telle der geschlossenen Kastenform ist ein I-Q uerschnitt gew ählt worden, die großen U nterschiede in den W andstärken sind beseitigt, alle Teile größter Stoffanhäufung können durch die Gußköpfe m it nachfließendem S tah l ge­

speist werden. Große unzugängliche Kerne gibt es nicht mehr. D as Gußstück und besonders die Ver­

steifungsrippen können freigelegt werden. Bei einem Verziehen des G ußstückes bleibt die Möglich­

keit des Nachrichtens gewahrt. Gewicht und Sicher­

heit der K onstruktion brauchen sich dabei nicht un­

günstig zu ändern.

(Schluß folgt.)

(13)

16. Mai 1918. Umschau. S tah l u n d Bisen. 445

ste ts einer dieser beiden Stoffe im überhitzten Zustande befindet. So ist im ersten Falle (Hochofen) das Roheisen überhitzt; im zweiten Falle (Puddelofen) können Metall und Sehlacke ungefähr auf ihrer Schmelztemperatur ge­

halten werden, und im dritten Falle (Martinofen) ist die Schlacke beträchtlich über ihren Schmelzpunkt erhitzt.

Beschäftigen wir uns näher m it dem ersten Fall, den H o c h o f e n s c h la c k e n . Die Temperatur der Formebene möge 1500° betragen, so daß Schlacko (Schmelzpunkt:

1350 bis 1450°) und Metall (Schmelzpunkt: 1140°) be­

ständig über ihren Schmelzpunkt erhitzt sind. Diese Ueberhitzung bewirkt im Metall ein Instabilwerden des F e, C und m ithin seine größere Empfindlichkeit gegen raffinierende Wirkungen. Dieser Erklärung des Ver­

fassers ist nicht ohne weiteres beizupf lichten; auch unter­

lie ß t es Fletchör, sie näher zu begründen. Flctcher ver- allgemeinert hier vielleicht die Tatsache, daß manche Reaktionen erschwert werden, wenn die reagierenden Stoffe in Form chemischer Verbindungen an ihnen teilnehmen1).

Eine einfachere D eutung der durch die Ueberhitzung ge-

*) Vgl. hierzu z. B.: C. D io h m a n n , Der basische Herdofenprozeß, Berlin (J. Springer) 1910, S. 105.

9,3 % Si, R est Fe. Es ist zurzeit noch nicht möglich, die Zusammensetzungen anzugeben, die den Gleich­

gewichten zwischen Metall und Schlacke bei verschie­

denen Temperaturen entsprechen. Doch lassen sich durch passende Wahl der Zusammensetzung der Anfangs­

schlacke und genaue Temperaturkontrolle dio legierenden Wirkungen im Metall regeln. Abb. I stellt die Aende- rungen der Zusammensetzung und Tem peratur des Gleich­

gewichtes während des allmählichen Legierens eines weißen Eisens m it Silizium dar. Die Ueberhitzung der Schlacke ist durch Schraffur gekennzeichnet. In dem Maße, wie die Schlacke siliziumärmer wird, steigt ihre Schmelztemperatur. Infolgedessen ist eine um so höhere Erhitzung von Schlacke und Metall notwendig, je höher der Siliziumgehalt des Roheisens sein soll.

Beim P u d d e lv e r f a h r e n unterscheidet sich die Schmelz- und Gleiohgewiehtatemperatur der Sehlacke nur wenig von derjenigen des zu raffinierenden Roheisens.

Die hierbei sich abspielenden bekannten Vorgänge sind durch Abb. 2 erläutert.

Die Vorgänge beim H e r d s c h m e lz v e r f a h r e n sind für den Fall des sauren M artinverfahrens in Abb. 3 d ar­

gestellt.

A b b ild u n g 1 . H o ch o fen p ro zcß ; Gleich- gew ichtstem peratuM D u n d Schlacken- zu sa m m en setz u n g beim Legieren des

K o b elsen s m it Silizium.

M ‘ —^S ch m elz tem p e ratu r des M etalls.

S =, S ch m e lztem p era tu r d e r Schlacke.

O >=> O ie n te m p e ra tu r,

einteilen, je nachdem ihre Bildungs-, Schmelz- und Gleich- gewichtstemperatur I. höher, 2. ungefähr die gleiche, 3. niedriger als die Schmelztemperatur des Motalles ist.

Die Schlacken der ersten Gruppe werden durch den Hochofenprozeß gekennzeichnet, hei dem die Schmelz­

tem peratur des Roheisens bei etwa 1140°, die der Schlacken bei etwa 1400° liegt. F ü r die Schlacken der zweiten Gruppe ist das Puddelverfahren typisch, bei dem die Temperatur des Metalls zwischen 1130 und 1450° schwankt und die Schlacken Schmelztemperaturen zwischen 1080 und 1350° besitzen. Die d ritte Gruppe wird durch die Mar­

tinschlacken vertreten. Beim M artinverfahren schwankt die Schmelztemperatur des Metalls zwischen 1130 und 1500 V während dio Schlacken zwischen 1100 und 1350°

schmelzen. In allen diesen Fällen wird wegen der Durch­

führung des Raffinierens, Schmelzens und Legierens dio Tem peratur absichtlich höher als die Schmelztemperatur des Metalls bzw. der Schlacke ¡gehalten, so daß sieh

1700

scliaffenon Verhältnisse wäre wohl eher in der Zunalime- der Reaktionsgeschwindigkeit m it steigender Temperatur zu finden. In gleicher Weise worden die bei der Gestell­

tem peratur reduziorbaren oxydischen Bestandteile der Schlacke infolge des überhitzten Zustandes instabil und reaktionsfähiger. Beispielsweise vollzieht sieh die Sili­

zierung des Roheisens nach der Gleichung:

Si O, -p 2 Fe3 G F e, Si -f- 4 Fe -f- 2 CO.

Es stellt sieh nach liinreichend langer Zeit ein Gleich­

gewicht bei 1500° ein. Die diesem Gleichgewichte ent­

sprechende Zusammensetzung der Schlacke beträgt etwa 20 % Al, 0 3 und 80 % Ca O -p Mg 0 , während die­

selbe im nicht überhitzten Zustande etw a 30 % Si O, 15 % Al, 0 3 und 55 % Ca O -p Mg O enthielt. Die dem stabilen Gleichgewichte bei 1500 % entsprechende Zu­

sammensetzung des Metalls beträgt, wenn m an der Ein­

fachheit halber von P, S und Mn absieht, etwa 5 % C,

A b b ild u n g 2.

P u d d elv e rfah ren .

M — S ch m e lztem p e ra iu r d es M etalls.

S = S ch m e lztem p era tu r d e r Schlacke.

O -- O fen tem p eratu r. M = S ch m e lz te m p era tu r des M etalls.

S *=■ S c h m e lz te m p e ra tu r d e r Sohlacke.

O O fen tem p era tu r.

A b b ild u n g 3, S aures M artin v e rfa h re n ,

Cytaty

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