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ZeichnungdcrKarte aufSeite1:HansBuchner, Nkiinchen
Ostpreußenistinstärkerem Maßealsandere deutsche Landschaften durch seine geschichtliche EntwicklungzurLandeseinheit geworden.
Schonim 2-Jahrtausend vorUnserer Zeitreeh-
nungwaren amUnterlan derWeichsel nach-
weisbar Germanen ansässig.Als diegerma- nischenStämme von ihrer Urheimat, den Ländern derNord- undOstsee,imZugeder VölkerwanderungerstnachSüden Unddann nachWestenundOstenvorrückten, breiteten sich slawischeUndbaltischeVölker weiter nach WestenbishinzurElbeUndSaale aus. Je- doch mußten dieseVölkervor denseitderZeit Karls desGroßen mehrUndmehr nachdem Osten zurückdrängenden Deutschen wieder weichen.Der letzte, gewaltigste und erfolg- reichste OftvorstoßdesDeutschtumsdurchden DeutschenNitterorden zuAnfangdes13.Jahr- hunderts brachtedasChristentumauch nach OstpreußenUndschufindemOrdensstaat ein mächtiges,vonderNeumark bisandenFinni- schen Meerbusen reichendes,deutschesOstsee- reich, dessenKernland Ostpreußenwar. Der Orden erbaute inallenGegendenwehrhafte Burgen, gründete zahlreicheStädte Unddurch- drangmitTausenden neu angelegterDörfer dasganzeLand.DerinnereUndäußere Verfall deserstenDeutschenKaiserreichesschwächteund lähmte auch dieKraftdesOrdensstaates, so daß erseinenGegnern,densichvereinenden Polen Und LitaUern nicht mehr gewachsenbliebUnd 1410inderblutigen SchlachtbeiTannenberg vernichtendgeschlagen wurde-Westpreußenmit Marienburg und das Ermland mußtenan Polenabgetretenwerden, dasübrige Ostpreu- ßenwurde polnischesLehen.DerGlanzdes Landes verblaßteUnddieOrdensgemeinschaft derNitterlockertesichDem allgemeinenNieder- gang setzte AlbrechtvonBrandenburg, derletze HochmeisterdesOrdens, einEnde.DurchEin- führungderNeformation entfernte erOst- preußen geistigvon demkatholischenPolen;
denOrdensstaatwandelte erin einweltliches HerzogtumUmUndermöglichte dadurchauf dynastischem WegedieVereinigung Ostpreu- ßensmitBrandenburg. DerGroßeKUrfürst konnte diepolnischeOberhoheit wieder ab- schüttelnUnd1701 fandinKönigsbergdie Krönung seines Sohnes, Friedrich,zumersten preußischen Könige statt.Aber erst Friedrich demGroßen gelanges,Ostpreußenmit den übrigen brandenburgisch-preußischenLanden auch räUmlichwieder zuvereinigen, indem er 1772 beider erstenTeilung Polens West- preußenUnddasErmland zurückerwarb. Jn derFranzosenzeitwurde OstpreußenzurZU- flUchtsstätteder freiheitliebenden Preußen-
hierwurde Napoleon zumerstenMale vom preußischen Heer geschlagenUnd inOstpreußen, derKeimzelledespreußisch-deutschenStaates, brachderSturm der Befreiungskriege los.
WährenddesWeltkrieges, in denJahren 1914 Und1915befreiteHindenburg durch seinedrei großartigen SiegedasostpreußischeLand von deneingedrungenen Russen.DerVertrag von VersaillesaberentrißUnsdasMeinelland Und Soldauz WestpreußenlinksderWeichsel fiel an Polen; nur Marienburg, Marienwerder UndElbingblieben ebensowieMasuren an Grund desüberwältigenden Abstimmungssie- gesindiesenGebieten mitOstpreußenverbun- den.DerPfeilerimNordosten derDeutschen FrontwurdezurJnseL Dochwieeinverpflich- tendes Symbol istes,daßderüberragende Feldmarschall desWeltkrieges, derHiiterdes DeutschenOstens,imMasurischen Grenzland seine letzte NUhestätte gefundenhat.
Ostpreußen ist durchdiekluge,weitblickende Kultivierungs-UndSiedlUngsarbeitdesOrdens Und derpreußischenHerrscherzu einemReichs- landdeswieder nachdenOstseeländern zurück- gedrungenendeutschenVolkesgeworden.Ritter UndSiedler ausfastallendeutschenStämmen wurden hier ansässig,alswenn dasganzeVolk zUmAUfbaUdiesesReichslandes hättebeitragen wollen. Mitteldeutsche UndSchlesierwurden indem hügeligenSüden — Niedersachsen, Westfalen,Merklenburger,Pommernwurden an derKüsteUndinden Ebenen heimisch.
Siebesiedeltendiezunächst noch Unwegsamen, UnwirtlichenGegendenUnddieAltbewohner, soweit sieimLande verblieben waren, beugten sichnichtnUrihrerHerrschaft, sondernwurden von derhöherenKultur angezogen und dem Deutschtum völlig eingeschmolzen. Durchdie großzügigeSiedlungspolitik FriedrichWil- helmsI.fanden spätervorallem indenöst- lichenEbenen etwa 20000 vertriebene Salz- burgerProtestanten,aber auch nochAlemannen, SchwabenundHessen ihreneue Heimat. Noch heute istineinzelnen Gegenden Ostpreußensdie HerkunftderBewohner anBauweise, Sprache undBrauchtum zU erkennen.
Die erstaunlicheMannigfaltigkeit derLand- schaft hat ihrenUrsprungerdgeschichtlichinder Eiszeit:Jm Süden,imOberland undinMasu- ren lagertendievonNorden kommenden Glet- scherGeröll-UndSchuttberge, auch Sandfelder ab;später füllten sichdieflachenTalmulden mitStauseen, dievom Eiseingesägten tiefen Schluchten mitschmalenNinnenseen. Mörd- lich dieses Geröll-Höhenrückens bildetesichbeim weiteren ZurückweichenderGletschereinge- waltiges Staubecken, dasfastdie ganze Mitte
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desLandes, dasPregeltal bishinzurMemeL einnahmundnachdemAbflutendesWassers die ganzefruchtbare,weite Ebene freigab.Jn demebenen TeildesSamlandes wurde der Bodenvon derzuLehm zermahlenenGrund- moräne desGletschersgebildet.— Diebeiden Nehrungenaberverdanken ihreEntstehungder landaufbauenden Kraft des Meeres: Die Wasserfluten nagtenunaufhörlichander Stell- kiistedesSamlandes undanderpommerschen Küste; ihre Strömungen trugendiegeraubten LandteilchenalsSand mitsich fortundlager- tensieinruhigerenGewässern,um eiszeitliche eeres-Grundinselchen herumwieder ab,so daßWälle von Sanddünen aufwuchsen und vordenMündungsströmungen vonNogatUnd Memel zwischendenFlutenvon Meer und Hasf sichdieNehrungen bildeten.
Dieklimatischen Verhältnisse Ostpreußens sind ebenso verschiedenartig wie seineBodenbe- schaffenheit. Jmnordwestlichen Küstengebiet wirddieWitterung von derSee bestimmt— die Temperaturen derJahreszeiten sinddort wesentlich ausgeglicheneralsimSüdosten,wo dasweite,östlicheHinterland eisigeWinter und
kurze,heißeSommerbewirkt.DienördlicheLage beschertdemLandhelle Nächte,derenZauber besondersamMeere herrlichaufglänzt.
Mehr alsdieHälftevon den21Ls Millionen Einwohnern lebtvon derLandwirtschaftund derFischerei.Obwohl man Ostpreußendas Land dergroßenGüter nennt und dabei an den,,Großgrundbesit3«denkt, so sind dochdrei Viertel desbebauten Bodens inbäuerlichem Besitz; allerdings bringtdiestrichweise gerin- gereErtragsfähigkeitdesLandes esmitsich- daß auchderbäuerliche Hof hier mehrBoden- fläche erfordertalsinanderen Gegenden.Ost- preußen isteineKornkammer desReiches,es liefertNahrung fiiretwa 3Millionen Men- schenaußerhalbseiner Grenzen. Pferde-, Schweine- und Bienenzucht sindhochent- wickelt.Außer einigen Fabriken (z.B- Zellulose, Papier, Fleisch, Zucker, Sägewerke Schiffs- bau)besitzteskeineIndustrie. Neuerdings wirddurcheinevernünftige Jndustrialisierung versucht,dieDichtedesWirtschaftslebens zu steigernundderbedenklichen Abwanderung in westlicheJndustriegegenden Deutschlandsent- gegen zuwirken. Wichtig ist Ostpreußenals
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Handelsland imAustausch derGüter des Westens(Jndustrieprodukte, Kohle)mitdenen desOstens (Nohstosse, Holz,Getreide, Lebens- mittel), dochwirdderHandel durchpolitisch- staatliche Maßnahmen der Nachbarstaaten immer wieder stark beeinträchtigt.
Viele bedeutende Menschen, die das
Geistesleben und dieKunst entscheidendbe- einflußten, hat Ostpreußendem Deutsch- tum geschenkt: Koppernikus, Kant, Hamann, Herder, E. T. A.Hoffmann, Schenckendorff, Gregorovius, Corinth— um einigeNamen zunennen.
Königsberg,mitseinen300000 Einwohnern in jederBeziehungdieHauptstadt Ostpreuszens, beherbergtdieVerwaltung desLandes, isteine rührige, durchdenSeekanal unmittelbar mit derOstseeverbundene Handelsstadt undbildet auchinkultureller Beziehungmitseinerbedeu- tenden Universität, seinen Bibliotheken, Mu- seen, Theatern undKunstschuleneinenleben- digenMittelpunkt.DerhoheTurmdesmassigen SchlossesüberragtdieStadt, inderenMitte- aufeinerPregelinsel,wuchtigundbreitausge- strecktderDom sich erhebt.
Diefruchtbare, dichtbesiedelte, hiigeligeEbene desSamlandes, nördlichvonKönigsberg, ist durchsetztmitstillenWäldern undstattlichen Höfen.AnderWestküstewirdBernstein,das ostpreußische Gold,gewonnen. Diebesonders reizvolle, nördliche Steilküste ließdieBadeorte RauschenundKranz emporbliihen.
AnderNordosteckedesSamlandes beginnt diesichbisMeinel hinziehendeKurische Neh- rung. Die großartige, herbe Schönheit der hohenWanderdünen, dereinsamenTäler des Schweigens indiesen weißenBergen,desend- losenStrandes mitseinerrollenden Brandung werden demempfänglichenWanderer zumun- vergleichlichenErlebnis. ÜberdasHasf ziehen dieKeitelkähnederFischer still dahinunder- innern mitihrer kühnenFormanalteWikinger- schiffe. JmNehrungswald hatsichderElch noch erhalten.DieElemente der Natur beherr- schendasLeben dieses schmalen Landstreifens nochvöllig.
Drüben, landseits desHasssbreitet sichdie Niederung derMemelmiindung aus. Jnun- zähligen Wasseradern gleitetderStrom ins Hoff. Urwaldartiges Dickicht beherbergtauch hiernochden Elch.JmSommer brütetdie Hitzeüber dem Moor undunerbittlichbedecken fast alljährlichbeidenWetterstürzenimHerbst undimFrühjahr UberschwemmungundEis- gang meilenweit dasLand.
Von Tilsit,jetztGrenzstadt an derMemeL dehntsichüberdiealte,zumVerkehrsknoten- punkt gewordeneStadt Jnsterburg westwärts bishinzumPregelundbis zumsüdlichenHügel- landdie weite,gesegneteEbene derFelderund Weiden. HierhatauchdiePferdezucht eine hervorragende Pflegestätte gefunden.
Jn Masuren werden etwa1500Seen gezählt.
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Laubwälder,indieRuheweiter Wiesen und Felderbeleben siedasganze, hiigeligeWorü- nenland dieses südlichenTeils vonOstpreußen.
WeiteStauseen, manchemitsumpfigen Ufern
—kleine, helle,inabgründiger Tiefe leuchtende Seen — flußartige Rinnenseen mitsteilab- fallendenUfernbietendemAugeüberraschend»
vielgestaltigeLandschaftsbilder dar,allebe- strickenddurch die unberührte Frische der Natur, inderhierund da nocheineSpur unbezwungener Wildheit atmet. — Nicht vergeblich istvielbestes deutschesBlut für Masuren geflossen-
VomnördlichenRande Masurens leitet die prunkvolle, barocke Wallfahrtskirche Heilige- lindeunddastrutzigdenLandstrichüberblicken- deRüssel hinzumehemaligenSitzdesBischofs vom Ermland, Heilsberg, derlieblichan der Alle gelegenenStadt mitdemherrlichen, wehr- haften Schlon. Weiter oberhalb an derAlle liegtdieaufstrebendeStadt Allensteinundan diesen füdlichsten ZipfeldesErmlandes reicht dasOberland heran:Einefreundliche, bügelige Parklandschaft,durchwirktmitwaldgefäumten Seen. Kaniile verbinden die Seen unter- einander und bilden einen Wasserweg bis hinunter zur Weichselniederung, wobei die HöhenunterschiededesLandes dadurch über- wunden werden, daßdieSchiffeaufSchie-
nenwagen bergauf und bergka von einem
Kanal oder See inden andern gerollt werden.
AnderWeichseltürmen sichdieDomburg Marienwerder und das Ordens-Hochschlosz Marienburg stolzundfestüber denfruchtbaren FlurenderWerder, dievordenFlutendes Stromes durcheinenDamm geschiitzt«sind.El- binghatalsHandels- undWerftstadt nicht nur fürOstpreußen Bedeutung. Die Frische Nehrung kann nichtmit den Schönheiten ihrerKurischen Schwester wetteifern, dafür aber istdieLandseite des FrischenHaffs um sobesser bedacht. Von der jetzigen Bischofsstadt Frauenburg, deren Dom in seineraufgelöst-beschwingtenund dochge- wichtigenArchitektur sich eigenartig von den Domen inKönigsberg und Marienwerder abhebt, schweiftderBlickweit übers Haff unddieEbene. Ostwärts liegt Braunsberg, diealte Hansestadt, undnochweiter nach Königsberg zudieRuine Balga, von wo dasspähende AugedieFrische Nehrung und Pillau, denHafendernachSwinemünde und KielgehendenSchiffedesSeedienstes Ost- preußenentdecken kann.
Wurzel und KraftOstpreuszens istzuallen Zeitendasganze Reich gewesen. Ostpreuszen aber istdas DeutscheBollwerk imNord- osten. So wie überall imLand nochdie
alten Burgen und Wehmnlagen stehen,so
stehtganz Ostpreußenwie der eineRitter inMarienburg da, dessenDenkmalsockel
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