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Karl Otto : ein Lebensbild

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Academic year: 2022

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(1)

ad ü t t o .

SBon

Dr. Sfofeplj

’öresluu,

JJ. &&erljol?’ guttiljnnMuna 1904.

(2)

axl © ffo .

©01!

Dr. go|ep(j

Breslau,

ffl. $1. ^öcrljolj’ gudjIjmtiUung.

1904

.

(3)

*

23 256

' V

> 0 1

(4)

Die folgenben Sötätter ta ollen eine @f>renfd)ulb abtrogen, inbent fie einem auggeäeidfjneten ^riejler, einent Ö5etef)rten uon nmfaffenber Silbuiig urib einent §e(ben int Seiben ein literarifdjeS Senfmal fe|en, um fein Slnbenfen üor ber Sßer=

geffenljeit p Betoafjreit. ©ner, ber bent feltenen ÜRanne and) bann nafje ftanb, a(§ er einfant ben Äreupjeg be§

Sebenä ging, unb iljn ba erft redjt feinten unb fdjdfcen lernte, bat biefe «Blatter getrieben.

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-'V-

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1 . & e r fu n ft u n ö S tu ö ic it.

^ a r l Otto flammte aus 9?euftabt in £>berfd)Iefien, wo fein 23ater als ©djneibermeifter ben einfactjen Unterhalt für bie gamilie erwarb. Dort würbe Sari am 12. 9>io*

öember 1832 geboren, ©eine fed)S 33rüber ftarben im früfyeften SinbeSalter, unb als er bas ©tjmnafium be§og, fjatte er nur nodj eine ©djwefter jur ©eite. Saum fed)§

$a§re alt, würbe er in bie @d)ule feiner SBaterftabt gefd^tdft unb immer erinnerte er fid) banfbar ber frifdjen, anregenben Seljrweife feines erften QugenbleljrerS 33efta.

3ur Sunbfdjaft bes SßaterS gehörten aud) bie am Drte anfäffigen 33armf)eräigen 93rüber; Sari !am infolgebeffen oft ins Slofter, wo er balb fjeimifd) unb befonberS ber Siebling bes Priors P. ©regorius, eines würbigen unb freunblidjen ^riefterS, würbe. $er $ater na£>m iljn jurn SWiniftranten an, unterrichtete if)n in ben Elementen bes SateinS, liefj ifyn als £ifd)Iector fungieren unb aud) am Sranfenbienfte teilne^men. 2J?it bantbarer Siebe unb SBereljruttg fjing Sari an P. ®regor unb baS tierjüc^e 35erf)ältni§, weldjeS beibe oerbaitb, bauerte aud) nad) ber Trennung fort unb lebte neu auf, als Sari fpäter nad) 33reSlau überftebelte unb Ijier im Slofter ber Sarmtjeräigen Sriiber ben borttjin öerfegten P. ©regor wieberfanb.

®iefer fjatte in ber £at feine Siebe feinem Unnmrbigen gefdjenft, benn Sari geigte fdjon als Snabe alle guten

©igenfdjaften, weldje fogleid) für ein Sinb einneljmen.

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fi

Die btebern Sltern tjatten ihren Siebling aufs forgfältigfte erlogen unb an @infa<f)f)eit unb 23efd)eibenhett gewöhnt;

oon @ott aber war ihm ein ftilleS, frommes ®emitt fowie leroorragenbeS geiftigeS Talent tierliehen, baS er burd) gewiffen^aften, beharrlichen $leifj auSbilbete. $ubem roar auch feine äufjere ©rfd)einung einnehmenb; baS regel»

madige, frtfdje 9tntli| unb baS gefegte ^Benehmen gewannen ihm balb Zuneigung.

®ie Erfüllung feines §eräenswuitfd)e§, ftcfc) ben wiffen»

fd)aftli<ä)en ©tubien p wibmen unb $riefter p werben, fd)ien bie äftittellofigfeit ber Gsltern unmöglich p mad)en, bis ein Ijilfreidjer ®önner bie Sßege ebnete, $m Oftober 1844 würbe er in bie Quinta beS ©tymnafiumS 31t 9?ei§e aufgenommen. £>rei Qatjre fpäter oerlegten and) bie Gsltern mit ber einzigen £od)ter itjren 2Bobnft|5 nad) 9ieifje, unb fo fonnte Sari wieber im häuslichen Streife ber

©einigen ben ©tubien obliegen, $nr ben SSater galt es nun, ftd) neue Sunbfdjaft p üerfchaffen, unb ba bie§

nid)t fo leicht war, fo würben pm Nebenerwerb einige

©tymnafiaften, pmeift 33efannte aus Neuftabt, in ^ßenfion genommen. ®ie meifte £)ilfe bot Sari felbft ben Gsltern, inbem er burd) fein Talent, feinen ^leifj unb fein ntufter=

bafteS Setragen bie £>od)fd)ä|ung feiner Sehrer fid) erwarb, bie it)tn aufjer anbern lus^eichnungen nid)t blofj ©tipenbien pwanbten, fonbern aud) gern empfahlen, wenn Gsltern für iljre ©ötjne auf bem @t)mnaftum einen Sorrepetitor wünfdjten. 9luf biefe SCBeife Ijatte er faft wäbrenb ber ganzen ©tjmnafialjeit bei t)od)angefel)ene», aud) nid)t*

fatbolifdjen, Familien ^ßrioatftunben p geben unb erwarb fid) burd) feinen erfolgreichen Unterricht unb feine liebenS*

würbigen UmgangSformen im hohen ©rabe ?Inerfennung unb ©ohlwotlen, aud) über bie $eit ^er augenblidlidjen

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£ätigfeit Ijinauss. Slfe er wäfjrenb ber Unitierfitätsjaljrc auf einer Serienreife in ®örli§ einer früher in steige ftationierten ©eneralgfamilie, in ber er ©tnnben gegeben fjatte, einen ^öflictjfeitsbefud) abftatten ju folten glaubte, würbe er fo tjerlief) aufgenommen unb gaftlid) bewirtet, bafj fein Dteifebegleiter nad) 50 ^atjren nod) mit 33er=

wunberung baöon fprad). @ine anbere ablige gamüie gab itjrn itjren @ot)n, einen Quintaner, auf eine ®ebirg§=

reife mit.

@r befugte fieben ^yaJjre bas 9?ei^er ©tjmnafium unb Qatjr um $abr behauptete er ben erften ^SIa| unter ben Sttitfdjülern unb ftieg er ate $rämiant in bie nädjfte tlaffe auf. ®ie nod) oorljanbenen @ct)ulgeugniffe weifen für feine $ortfd)ritte in ben ffiiffenfdjaften unb für feinen gleijs unb fein Setragen burdiweg gute, mcift tiorjüglidje 9?oten auf; felbft in ber 2ttatf)ematif, bie ifjm anfangs

©djwierigfeiten bereitete, würben feine Seiftungen fdjliefjlid) als gute bejeidmet.

23on feiner ^erfönlidjfeit aug jener $eit f)at fein uertrauter ^ugenbfreunb, ber fpätere $ransi3fanerpater SabiglauS @d)neiber, ein ansiefjenbeS 33ilb entworfen, weldies fjier reprobu^iert werben mag. ta rls (Sljarafter war ftets metjr ru£)ig al§ lebhaft, jebocJ) feineämegs fonberbar ober menfd)eufd)eu. ®ern war er in froher, jugenblidier @efellfd)aft beim STurnen, auf ©pajiergängen unb in ©efangSfränädjen; Vergnügungen aber, bie nur

^eitoergeubung waren, blieb er fern, pm al er aud) nitfit Biele freie ©tunben übrig {jatte. $er treiö feiner näheren Sreunbe war üein, wenn il)tt aud) alte gern tjatten.

Sollte man fid) feineg Umgangs erfreuen, fo mufjte man tbn prneift batjeim auffudjen unb p einem ©pajiergange bereben; feltener war er es, ber feine ftreunbe befud)te

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unb pm StuSgetjen aufforberte. |>atte ntan itjn fo uott ben S3ü<f)errt toSgeriffen, bann war er freunbfdjaftliä) unb gefprädjig, obwohl er rneift mit ülufje unb einer gevoiffen Überlegung fprad) unb fid) auf unnü|e £>inge nid)t ein»

liefj. ® a er, in ber Stabt aufgewachfen, wenig ©elegen- fjeit gehabt Ijatte, bie Schönheiten ber freien Statur lennen p lernen, fo würbe er »on feinem grettnbe p r gerienjeit einigemals auf§ Sanb mitgenommen; bei ben Streifpgen burd) gelb unb äöalb jeigte fid) aber, bafc er feine Anlage pm ^aturforfdjer tjatte. @3 wog bei ihm ba§ innerliche

©efiit)l oor unb er Ijatte ftets größeres ^ntereffe an religiöfen ®ingen, bie er fdjon in früheren fahren ernft unb tief auffafjte; bitrd) feine einfache, aufrichtige grömmig*

feit war er feinen üülitfdjülern ein leud^tenbes SSorbilb.

S3on nid)t unbebeutenbem Sinftuffe für iljn war in ben lebten ©tymnafialjafyren bie (£infiit)rung in bie gfamilie be§ ftreng religiöfen unb wiffenfdjaftlicf) gebilbeten penfto»

nierten DberforftmeifterS @terni|fi, eines großen greunbe§

unb görbererg ber ftubierenben Qugenb. Sari würbe balb fein Siebltng unb burfte ifjn faft jebe SBodje mit feinem greunbe ©djneiber befugen. ®er lebhafte alte £err machte feine jugenblidjen greunbe mit neuen literarifdjen

©rfcheinungen befannt, Ia§ ^Ibfc^nitte öor unb gab inter=

effante ©rläuterungen. sftachbem er ihnen aud) eine leib»

lic^e @rfrifd)ung geboten, nahm er fie auf ©pa^iergange mit, bie pweilen bis pm bunfeln ?lbenb fid) auSbehnten.

Sößenn bann bie (Sterne hell funfeiten, ging ihm erft recht ba§ £erg auf unb in begeifternber Sftebe teilte er oon feinen reichen aftronomifchen Senntntffen mit. Sari äußerte oft, wie angenehm unb geiftig anregenb für ihn ber 33erfehr mit bem eblen Spanne fei. ®urd) ihn, ber Sofafyräfes be§ neueingeführten ® t. 3Sincenä=9Sereing war,

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würbe er junt ©«tritt in betreiben bewogen unb führte i^m feinerfeits au§ bem 93efanntettfreife neue 2Jiitglieber ju. ®ie £ätigfeit in biefem Sßerein würbe ifjrn bamals fchon jur «Schule, bie ihm burd) bie Sefudje armer Familien wertüofie Senntniffe be§ fojialen Sehens «ermittelte.

®a§ bie§ aber feine ©tubien nid)t beeinträchtigte, bewiefen bie ©rfolge, bie er bis in bie oberften Slaffen errang. 9U§ Unterprimaner fiel ihm bie ehrenttoHe Auf*

gäbe ju, bei ber ©chlufjfeier in öffentlidjer SRebc bie Ibfdjiebsworte ber fdheibenben Abiturienten ju erwibern.

@r fprad) über ben @inftufj beS (£hriftentum§ auf bie tunft unb 50g eine parallele jwifdjen ber altflaffifdjen unb d)riftlid)en ©aufunft, $oefie, SM erei unb ©tulptur.

®er Sßortlaut liegt noch 00r- ® ie reid) eingeflodjtenen 9JebebIumen laffen bie Qugeitb be£ 9?ebner§ erfennen, bie Dielen fdjönen, wenn aud) nod) nicht immer Har au§*

gebrüdten ©ebanfen feine fünftige wiffenfd)aftlid)e 33e»

beutung ahnen. — (Sine anbere Siebe »erfaßte er al§

Oberprimaner für feine ©djwefter ^ßauline, welche biefelbe bei ihrer Gsntlaffung au§ ber ©djule p Oftern 1851 oortrug unb mit ben fchwungootlen, tief empfunbenen

©orten, bie ihr ber Sruber in ben SRuub gelegt hatte, oon ihren Sehrern ?Xbfd)ieb nahm.

$tn ©ommer 1851 beftanb Sari ba8 Abiturienten»

ejamen mit Auszeichnung; er war ber einjige, bem baS münblidje Gramen erlaffen würbe. Seim feierlichen

©djlufjatte am 16. Auguft hielt er bie lateinifd^e 9tebe, in welcher er bie ©runbfä|e ber ©hriften mit benen ber fjeiben, befonberS ber ©riechen unb ütömer oerglid);

bann würbe er entlaffen „mit ber Überzeugung, bafs er ber Anftult, bie ihn gebilbet, in jeber Sejiehung @hre machen"

werbe, $n ben nun folgenben Serien machte er mit feinem

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greunbe ©djneiber eine genußreiche 3ieife über 33reSlau nad) ®reSben, burcf) bie fcid)fifd)e ©djweij unb nad) 5ßrag.

@S l)atte bei itynt unb feinen (SItern ftetS als faft felbftüerftänblidtje ©adje gegolten, baß er bent priefter»

liefen Berufe fid) ipibmen werbe. ®eit gleichen 33eruf wählte fein greunb ©djneiber unb als britter gefeilte fid) pm greunbfdjaftsbunbc ®ufta» $erbe. Stile brei begaben fid) pm ©tubiurn ber Geologie im Oftober 1851 nad) SreSlau unb bezogen eine gemeinfame SBoIjnung. ®ie 33orIefungen würben fleißig befud)t unb bie ©tubien au$

fonft eifrig betrieben. ältere Kommilitonen malten bie neuen Stnfömmlinge mit bem Sefeoereine belannt, ber an einigen SEagett ber 2ßod)e bie fatI)oIifd)en ©tubenten p»

famntenfü^rte. $n bem Sreife ftrebfamer junger Scanner, bte Otto l)ter traf, erwarben metjrere feine befonbere

©tympatljie unb er trat mit iljnen in näheren ißerfelir.

@S waren ber fpätere S^renbomljerr Pfarrer Sfterlid) in

£>eutfd)«$iefar, 9iegierungS= unb ©djulrat Lic. Slrnolb in £iegtt% 9JeIigionSleI)rer ©d)iel in ® Ia |, tanonifus

®ombef in $ofen unb iSbrenbomljerr Pfarrer Sreuj in SBunjIau. $n ber erften $eit feines SreSlauer 9(ufent*

fyalts wohnte er aud) einer OpernuorfteHung bei, bas einzige 2)?al, baß er baS 3T£jeater befugte.

^ad) ber Sftüdfetjr aus ben SßeitjnadjtSferien gab baS

$reunbeS4lIeeblatt bie 2öof)nungSgemeinfd)aft auf, inbem f>erbe eine §auslef)rerftelle in einer Ijoctjangefeljenen 23reS*

lauer SaufmannSfamilie iibernaljm, Otto aber in baS in feinen erften Anfängen ftefjenbe t^eologifdje Sonöift auf ber ©ternftraße 9lufnal)me fanb. @r wibmete fid) immer ernfter ben ©tubien; für burfdjifofeS ©tubentenleben t)atte er feinen ©inn. Sine befonbere Sßorltebe t)atte er für bie ©efd)id)tswiffenfd)aft; fdjon in ben lebten ®tymnafial=

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jatjreu ^attc er burct) grofje ©parfamteit e§ ermöglicht, fich bie ©äjlofferfche 2öeltgefchid)te ju laufen, bie er utter=

mitblich las, aber auch an ben Stbfdjnitten, bie ber Sircfjc nicht gerecht würben, ftrenge Kritif übte. Stuf ber Uni»

üerfität feiste er unter ber ftyftematifdjen Seitung bes sßrofefforS 9tein!en§ feine hiftorifchen ©tubien mit erhöhtem (Sifer fort. Sind) mit ben orieutalifchen Sprachen befdjäftigte er fid), oon ^ßrofeffor ÜÖJoüerä angeregt, eingehenber.

®er $Ian, fid) bem theologifdjen Sehramte ju wibmen, erlieft immer feftere ©eftaft, ba feine an ängftfichfeit ftreifenbe jarte ©ewiffenhaftigfeit fid) für bie praftifdje

©eelforge nicht berufen glaubte.

@o fonnte er fdjoit auf ba§ erfte Uniüerfitätäfahr alg auf eine mit gewohntem mufterljaften Sleifje benü|te geit prüdfdiauen. $n ben großen Serien uerfehrte er öiel mit Sorftmeifter ©ternipi unb machte 91u:§flüge in bie Umgegeitb. Qn |jeinrichau befudjte er ben geiftfprühenben Pfarrer ©chneeweifj, feinen früheren 9ieIigion§lehrer, ben fpäteren $efuitenpater, ber feinen Siebling mit großer ©üte aufnahm, einige Sage bei fich behielt unb ihm alles geigte, wa§ üon ber alten ®tift§herrlid)leit übrig geblieben war. —

©anj neu unb tief waren bie ©inbrittfe, welche Otto bamal§

bei einem anberen Sefuche empfing, $n ber iXiäl)e öe§ jwei SJJeilett üon 5Mfje entfernten Samgborf hatten SranjiSfaner üon ber ftrengen Obferoanj beä hl- Petrus oon Sllfantara fich ein t'Iöfterchen gebaut; bie Neugier, einmal üDiöndje §u fehen, üeranlafjte Otto unb feinen Sreunb ©chneiber nebft jwei anberen Kommilitonen, eine Sufjtour borthtn ju machen,

©ie brachen frühzeitig oon ^Jeifje auf, mit ber 9lbfid)t abenbs jurücfpfehren. $m t Io ft er trafen fie ben noch je|t in Quaradji bei S^renä lebenben gelehrten heraus»

geber ber Söerte be§ hl- 93onaüentura P. Ignatius Qeiler

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als jungen SO^ifftonär an, ber fid) iljnen mit ber größten 3freunblid)feit wibmete, ihnen über bie Strengheiten ihres DrbenSlebenS in berebten Sorten Auffdjlufj gab unb auch an ber armen Sloftertafel fie freigebig bewirtete. Stuf einem ©paziergange im SBalbe wufjte er fie fo p feffeln, bafj fie bie ©tunbe p r |)eimfehr tiergafjen unb baS Anerbieten, im Slofter p nächtigen, annahmen. SHit einem gewiffen heiligen ©djauer gingen fie in ben ihnen ange*

wiefenen nadteu fleinen geßen zur Sftuhe, bis fie um SDiitternacht burd) baS Shorgebet ber patres unb ein eigentümliches, oon ber Disziplin herrührenbeS ©eräufd) gewedt würben, öisher unbefannte, bie ^hflntafie auf»

regenbe ©ebanfen unb SBorfteHungen wehrten weiterem

@d)[afe. ÜWorgenS gab es vielerlei fragen unb bie 3Sor=

urteile unb fd)iefen Anfdjauungen öom Slofterleben würben berichtigt unb in beruhigenbe ©nfidjteu umgewanbelt.

Aud) bie ©inlabung, noch einen 5Eag p bleiben, um bie flöfterliche £ageSorbnung näher fennen p lernen, würbe bei ber gehobenen Stimmung, in welcher bie Neulinge fid) befanben, bereitwiHigft angenommen. SBährenb ber freien ßeit wußte P. QgnatinS bie |)eilSwahrheiten auf eine für feine .Quhörer neue ©eife, nad) Art ber ©ger^itien*

33orträge, hödjft feffelnb barzulegen. 9iad)ts burften bie jungen ©äfte am Shorgebete teilnehmen. Am näd)ften borgen traten fie nad) herzlichem £>anfe ben §eimmeg an unb taufd)ten unterwegs ihre ©inbrüde unb Meinungen aus; alle waren befriebigt unb bewunberten, was fie gefehen hatten, aber feiner fühlte fid) ftarf genug, ein

©leides ju tun. Otto fprad) am wenigften; auf ihn hatte aüeS ben tiefften Gsinbrud gemacht unb auf bie $rage, was er barüber benfe, gab er mit einer gewiffen SBehmut unb aSerjagtheit bie Antwort: „Ad)! wer baS auf fid)

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nehmen unb auShalten fönnte! baS ift für unfer einen aber unmöglich." Unb boct) war er es, ber währenb ber zweiten ,'pälfte feines SebenS nod) unfäglid) Schwereres ju ertragen hatte. 33on ben oier Stubenten, bie in SarnS»

borf gemefen, finb brei fpäter in t>erfd)iebene Drben eingetreten, Otto aber war ein langes leibensoofles (Sin- fieblerleben in ber SKSelt befchieben. freilich ahnte bamals feiner feine .gufunft; frö^Iict) trafen fie in Neiße ein, wo ihr langes Ausbleiben fdjon SBeforgniS erregt hatte.

®aS zweite $ahr ftubierte Otto in Sreslau ohne feinen greunb Sdjneiber, ber, oon feinem f ommilito Sotfel, bem fpäteren SanonifuS, bewogen, auf zw« ©emejier nach S3onn ging. Als Äanbibat wohnte er in bem neu eingerichteten Sonoifte an ber treuzfiriäje, unb je näher er feinem ^iele fam, befto eifriger betrieb er feine ©tubien unb befto ernfter würbe fein Sinn. ®ern oerfehrte er mit bem gteichgefinnten Konoertiten ©bmunb oon 93raun=

fchweig, ber ebenfalls auf baS ^rieftertum fid) oorbereitete.

®aS ^reunbfchaftsoerhältnis, welches bamals gefchloffen würbe, hat fortbeftanben, auch nachbem beiber Sebenswege weit auseinanbergegangen unb fdjwere |>eimfuchungen über beibe hereingebrochen waren. Sine befonbere An«

ZiehungSfraft hatte für ihn baS Alumnat; bort fühlte er fid) wohl unb mit Vorliebe befugte er ältere Kommilitonen, bie fid) bereits bort befanben. Das gut beftanbene KonfurS*

©jamen im Sommer 1854 öffnete aud) ihm bie geheiligten Pforten. Qm September burdhfdjritt er fie, um mit bem ihm eigenen ©ruft unb @ifer bie unmittelbare Vorbereitung auf bie heiligen Seihen zu beginnen. ®ie Sonfur unb nieberen Seihen empfing er öom Seihbifdjof Satuffef, bie höheren üom prftbifdhof fjeinrich p rfter. Am 30. $uni 1855 ftanb er nach ©mpfang ber «ßriefterweihe

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am heiß erfehnten .giele. ^rimiä feierte er im Slofter ber Sarmherjtgen SBrüber p SJreSlau.

$n Otto war bie ^riefterweitje einem waijrtjafl würbigen

®iener ber tirdje erteilt worben, ber p ben fünften Hoffnungen berechtigte. (Sr war gang burcijbrungen oon ber (Srhaben^eit unb ,<peilig!eit ber priefterlidjen Sßürbe unb Pflicht unb bieg gab fid) ungefucht in feinem gangen SBefen unb Verhalten fitnb. @in ©tjmnafiaft, ber bamals, als Otto nach ber ^ßriefterweihe einige $eit im (SItern- häufe oerweilte, bafelbft als ^ßenfionär wohnte, gebaute noch oiele Qahre nachher, als er längft OrbenSmann geworben war, beS (£inbrucEe§, ben ber junge $fteopreSbt)ter auf ihn gemalt hatte. „5ftoch immer benfe ich baratt,“

fagte er gelegentlich, //Welch’ hohe Sichtung wir ©tjmnafiaften Dor bem jungen priefterlidjen |>auSgenoffen hatten, wenn wir au§ unferer ©tube burdjS genfter feines ©tübchenS blidenb, ihn mit fo großer Sinbacht fnieenb baS Bremer beten fahen; baS machte immer einen großen Gsinbrucf auf uns."

2 . f a j i l a n . '.Wc|)ctent. 'JH ü fe ft.

9lm 17. Sluguft 1855 erhielt Otto feine Aufteilung als taplait in 93rieg. ®ie 33ebenfen, bie ihm fdjon währenb ber ©tubienjeit bezüglich *>er praftifctjen ©eelforge auf*

geftiegen waren, fanb feine p r Ängftlidjfeit neigenbe ©eele nun allerbingS pm Seil beftätigt; inbeS arbeitete er fid) unter Seitung feines Pfarrers, ben er hoch oerehrte, balb in bie neue STätigfeit ein unb erfüllte erfolg* unb fegenS=

reich alle ihm obliegenben Pflichten. S3ei feiner Vorliebe für bas Sehramt war ihm bie Übertragung beS 9JeligionS*

lehreramts für bie fatholifchen ©<pler beS ©hmnafiums befonberS witlfommen.

$wei $ahre war er in SBrieg tätig, bann erhielt er

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eine «Stellung, welche ifjn ber iBervuirflictjnng feines Sieb»

lingSgebanfenS, eine Sefyrfansel p befteigen, näher p bringen fd)ien. Rachbem am ttjeologifdjen tonoift ein

©rweiterungSbau ausgeführt mar, würbe er an bie neu»

organifierte Slnftalt im ,§erbft 1857 als Repetent berufen unb iljm, laut InftellungSbefret, unter 9tuffid)t beS ^räfeften unb Dberaufftdjt beS KonoiftSluratoriumS, bie wiffenfdjaft»

lidje Seitung be§ ©tubiumS unb bie Repetitionen, foweit foldje ber ^ßräfeft nicht felbft abhielt, fowie bie ©telloer»

tretung beS le|teren im VerhinberungSfalle übertragen.

@r mußte fid) nun oon VerufS wegen mit neuem @ifer ben

©tubien wibmen, wag ganj feinen Neigungen entfprad);

babei unterließ er es aber nict)t, einen nicht geringen Seil feiner Kraft unb ^eit auch fernerhin ber prafttfdjen ©eel»

forge ppwenben, inbern er ben Religionsunterricht in einer dlementarfchule erteilte, oft prebigte unb im Seicht»

ftuhle Aushilfe leiftete.

9Jlit ber Übertragung beS Repetentenamteg war ihm pgleid) nahegelegt worben, barauf Söebadht p nehmen, einen theologifdjen ®rab p erlangen. Ger begann beShalb Anfang 1858 bie Aufarbeitung einer vDiffertation de causa Rothadi episcopi Suessionensis unb betjanbelte in berfelben ben ©treit beS 33ifd)ofS RothabuS oon ©oiffonS mit feinem Metropoliten fnnetnar oon Rheims. ®egen ©nbe beS

$ahreS war bie in elegantem Satein gefdjriebene Arbeit fertig unb follte ber 23reSlauer theologifdjen f^afultät oor»

gelegt werben, als bas $ßromotionSred)t berfelben auf

®runb uiterquidlidier Vorgänge oom apoftolifdjen ©tuhle in Zweifel S^ogen unb fiftiert würbe. Otto gab nun ben ©ebanfen an bie Promotion auf, weil ihm bie Mittel fehlten, fid) an eine auswärtige Unioerfität p wenben, unb weil er, oon feiner Unplänglichfeü überzeugt, ben

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©tauben an feinen 33eruf pm afabemifcfjen Sehramte Der»

toren hatte. ©eine Vorgefe§ten bauten anberS unb im

§erbfte 1861 forberte itjn gfürftbifdjof .petnrid) gerabep auf, ftd) um beu ®Dftorgrab in ber ^tjeotogie ju bewerben.

Sötit neuem Sifer »erlegte er fid) bat)er auf bie ©tubien, um ben Anforberungen bes 'SoftorejamenS p genügen, unb legte bie gebrucfte, 71 Dftaufeiten umfaffenbe Ziffer»

tation ber tljeologtfdjen gfafultät in ©ürjburg üor. ®iefe approbierte bie Arbeit, in ber ^fingftwodje fanb baS summa cum laude beftanbene ©jamen ftatt unb am 9. Auguft 1862 würbe unter gjettingerS Neftorate bas SMpIorn ausgefertigt.

®ie Promotion fotlte, nach ben Abfid)ten beS 3fürft=

bifdjofs, bie Vorbereitung auf bie Habilitation fein.

3rürftbifdfjof Heinrich war ein eifriger prberer ber SBiffen»

fdjaft; inSbefonbere fud)te er junge talentöotte Stteologen ben höheren ©tubien unb ber afabemifdjen Saufbahn ppfü^ren, um bei ber 33efe|ung tljeologifdjer Sefjrftütjle nicht in Verlegenheit p fommen. Otto füllte Sirdfjen»

fjiftorifer werben. SDiefen $lan fud£)te ^ßrofeffor NeinfenS p burdjfreujen. @r hatte namentlich burct) bie Angriffe, bie er in feiner geftfcfyrift p r Qfeier beS 50jährigen Jubiläum s ber 33reSfauer Uniöerfität gegen ben ®iöjefan=

fleruS gerichtet hatte, in hohem ®rabe fich mißliebig ge*

macf)t, unb feine firdjengefdhi^tlidjen Vorlefungen würben jeitweife tion ben Theologen ganj gemieben. ©dtjon im £rin*

blicf auf biefe unerquicflichen Verhältniffe war ein ^weiter

©ojent für Sirdjengefdlichte wünfdjenSwert. NeinfenS aber fah in bemfelbett einen ihm unwillfommenen Nwaten, beffen er ftch auf jebe SBeife entlebigen p müffen glaubte.

3hm gegenüber war Otto eine attp milbe, ja fdjüchterne Natur, als baß er ben Sarnpf aufgenommen hätte. @S

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war fdjließlid) aud) moralifd) unmöglich gemacht, bie einleitenben Schritte p r Habilitation p tun, wie ihm aus einer Unterrebung mit 9?einfenS Har würbe, bereu Inhalt er auf SBeranlaffung beS prftbifdiofs in einem Berichte öom 30. Oftober 1864 folgenbermaßen fixiert hat: „$n einer gang perfönlidjen Angelegenheit befugte ich geftern ben Herrn ^rofeffor. Unter anberem bemerfte er, baß über meine «ßerfon ®erüd)te girfulierten, bie für ihn feineSwegS angenehm feien. @o hätten fid) p r £eit beS füngft abgehaltenen ^farrejamenS eine Anpht ©eiftltd^e im Deutfdjen Haufe befunben unb öffentlich auSgefprodjen:

Dr. Otto werbe fid) jefct habilitieren, um ben ^rofeffor SteinfenS lahmplegen; fie hätten baS ooit ©jaminatoren bei «ßrioatbefud&en gehört. $asfelbe fei auch nachher öon Suratgeiftlidjen biefer <Stabt auSgefprodjen worben. SSSemt bas nun fid) fo »erhielte, fuhr ber Herr ^rofeffor fort, wenn wirflich bie ?lbfid)t beftänbe, ihn burd) meine Werfen p oerbrängen unb auf bie ©tubierenben einen bahin be=

pglicheu bireften ober inbireften Einfluß auSpüben, fo wäre bas ein unerhörtes Unterfangen, bem er mit alten öom ©efege geftatteten Mitteln entgegenptreten öerpftidjtet wäre. @r würbe es alfo burdjaus p oerhinbertt fuchen, baß id) p r Abhaltung oon Sßorlefungen pgelaffen würbe.

3ut)örberft wäre es ihm freigeftellt, mein ®oftorbip!om nidjt anperfennen; id) würbe mid) bemnad) einem Kolloquium über alle Rächer ber £heologie in lateinifcher

@pradE)e p unterziehen haben; ©oltoquium fei aber nur ein milberer AuSbrud für ©jamen. 3Kan fönne innerhalb ber ©rennen beS ®efe|es bie Anforderungen höher unb niebriger ftelien, ohne bem Rechte p nahe p treten. ®s fei nicht ferner, bei bem heutigen @tanb ber 2ßiffenfd)aft ein gjamen fo einpridjten, baß man beim ©tubiu

2

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ergraut fein müßte, um es p beftehen. £ule|t fügte ber

£>err «ßrofeffor ijittp, id) fonnte öem §errn §ürftbifd)of Mitteilung oon bem ©efagten ntadjen, wenn ich auf*

geforbert würbe, mich bei ber ftafultät um bie Aufnahme als ^rtoatbogent p bewerben; |>od)berfelbe würbe bann {ebenfalls eine bie erwähnten ©erüdjte beSaüouierenbe Antwort geben, unb biefe würbe ihm, bem ^rofeffor, ge=

wiffermaßen eine ©arantie bafür fein, baß an maßgebenber

©teile bergleidjen itjn oerle^enbe Abfichten nicht öorhanben feien. £>ieS waren etwa bie Sorte beS £errn ^rofeffor Dr. SteinfenS." Otto fätjrt bann fort: „S a S nun mich anbetrifft, fo geftetje id), baß id) eine unüberwinblidje Abneigung bagegeit empftnbe, mid) nochmals einem (Spmen P unterziehen, nachbem id) bereits 32 Qahre alt geworben bin unb fo öiele Prüfungen beftanben höbe; ^ch wollte e§ auch bem weifen ©rmeffen ®. g. ©. anheimgeben, ob es nicht bei fo bewanbten Umftänben geratener wäre, baß ich ben ^lan, mich P habilitieren, gang fallen ließe, barnit nid^t ©. nach enw nur teilweife gelungenen Orbnung ber UnioerfitätSöerhältniffe ©toff p neuen SSerwiilungen unb Verbrießlicf)feiten ans meiner An»

gelegentjeit entftehen fehen."

£>er gürftbifdiof war anberer Meinung unb hatte balb

®elegent)eit, bies auSpfpredjen. $m $erbfte 1864 erhielt ber bisherige ^ßräfeft Dr. ©offner bie Pfarrei £)Itafd)in;

an feine ©teile trat Dr. Otto. ®aS fürftbifchöflidje An«

fteHungSbefret üom 14. Roöember 1864 enthielt bie ehren«

öoHeu Sorte: „ S ir übertragen ©. hierburch bie . . . Stellung als «ßräfeft UnfereS theologifdjen Konöifts in bem Vertrauen, baß ©ie mit Q=t)rer Uns befannten

©ewiffenhaftigfeit unb fernerem @ifer bie Obliegenheiten btefeS Amtes treu erfüllen unb ben $h,,en untergebenen

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Aspiranten bes geiftlidjen ©taubes in ffiort unb ©anbei als S3eifpiel pviefterlid^er STugenb üoranleud)ten werben, um fie mehr unb meljr mit bem flerifalen ©eifte unb Sebett befannt gu machen." Daran fchloß fid) folgenbe oberhirtlidje Willensäußerung: „SBir fnüpfen an bie Verleihung biefeS Amtes wieberholt bie SJebin’guug, baß

$. fi<±) balbmöglichft als ^Sriüatbojent an ber fatholifch»

theologifctyen gafultät Ejtefiger Uniüerfität habilitieren."

$ur S3efeitigung ber Hinberniffe, bie fidj ber Habilitation entgegenftellteu, rief ber prftbifdjof tjötjere $nftaujen an, inbem er baS Ungebührliche bes angebrohten SöiberftanbeS unb bie ©runblofigfeit jener ©erüchte ^ertoortjob, mit benen SfeinfenS feine feinbfelige fmltnng motioierte. Die nach*

gefudjte Dispens öom Kolloquium, auf welche fffeinfens feine ptäne baute, tonnte iitbeS nicht erlangt werben, ba bie $afultätsftatuten ©chwierigfeiteu bereiteten.

Otto hielt bie @ad)e für immer abgetan, ber $ürft=

bifdjof aber taut ©nbe 1866, obgleich bie ungünftigen Verhältniffe fortbauerten, auf ben früheren $lan prücf, unter Darlegung ber ©riinbe, bie ihm bie Durchführung beSfelben wünfd)enSn>ert machten. Nach feiner Überzeugung hatte bas Sonüift ein wefentliches $ntereffe an ber Habilitation, ba bie nähere Beziehung beS ^ßräfeften p r ftafultät foioot»! ber Anftalt oor ber ftafultät als auch bem ^ßräfeften oor ben ©tubierenben größeres Anfehen unb pgleidh beffere Gelegenheit oerfchaffe, bei bett

^ßrofefforen über ben tollegienbefud) ber Sonoiftoren oon 3eit ju geit bie ftatutengemäße ©rlunbigung einp^iehen.

lußerbem fei baS VebürfniS einer Vermehrung ber Do»

jenten ber 3:t;eologie immer bringenber heröorgetreten.

Die früher gehegte VeforgniS eines etwa nid)t üollfommen erwünfdjten Ausgangs bes Kolloquiums würbe fiel) gewiß

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als grunbloS erweifett; benn foltte aud) oon einer ©eite ein HinberniS bereitet werben, fo oerbürgten bod) bie be=

währten unb umfaffenbeu Senntniffe beS ^abilitanben bie Vefiegung jener ©djwierigfeit, unb bürfte and) oon ber

®ered)tig!eit ber übrigen ftaMtätSmitglieber, benen nötigen*

falls ©eparatoota guftänben, unb oom ©d)u|se beS äftinifterS baS glüdtid)e ©elingen ber Habilitation erwartet werben.

S e r gflrftbifdjof ließ bieS burch baS RonöiftS«Änratorium am 5. Januar 1867 bem ^3räfeften gugleid) mit bem AuSbrude beS oollften Vertrauens mitteilen, baß er fid) öon feinen Vorlefungen einen feljr erfprießlidjen, gefegnten Erfolg üerfpredje. Otto war oon biefer Mitteilung gang überrafcf)t unb beftürgt; in feiner Antwort an baS fiura*

torium wies er barauf hin, baß er nad) bem, was ihm gwei ^ahre oorher gefagt worben war, mit 9fed)t geglaubt habe, annehmen gu bürfen, baß eine erneute Aufforderung, fid) gu habilitieren, unb gwar unter benfelben Verhältniffen, nie mehr an ihn gerichtet werben würbe. @r erttärte bann, baß er nicht bie Abfid)t habe, fid) bem Seljramte auf ber Unioerfität gu wibmen; follte fein Oberhirt biefe feine Abfid)t für unoereinbar halten mit einem langem Verbleiben in feinem Amte als «ßräfeft beS Äonüifts, fo muffe er refignieren unb um eine anbere Stellung bitten.

®ie SJefignation würbe nicht angenommen unb auch 0011 ber Habilitation war nicht mehr bie 3?ebe.

®aß er nicht entlaffen werben würbe, war üoraus*

gufehen, ba er beS oollften Vertrauens feines Oberhirten fid) erfreute. ®r üerbiente es aud), ba er ben tonüiltoren mit bem 33eifpiele alter priefterlidjen SEugenben unb wiffen*

fdjaftlichen Eifers beftänbig ooranleudjtete. ©ein ruhiger ffirnft, oerbunben mit feiner gur 9^ad)fi(^t neigenben STOilbe, feine ftlugheit unb ftare ®infid)t, bie bei ber Einfachheit

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feines SßefenS überragte, waren iiberbieS foftbare ©aben für bie burd) üerfchiebene eigenartige Umftänbe erfchwerte Seitung ber Sfnftalt, welcher er üorgefe|t war. Stile Unter»

gebenen sollten itjm Artung, bie ©utgeftnnten aber be=

watjrten ifim bauernb nnb in fjo^ern ©rabe ihre Siebe.

Stm beften hat er felbft feine Sätigfeit unb i£»re Schwierig»

feiten gelegentlich feinem 33ifdt)ofe gefdfjilbei't: ,,$d) bavf es wohl ausfpredjen, baß bie Stjre, baS ©ebenen unb 2ßad)Stum biefer Stnftalt mir jebergeit als erfte Sorge am £>ergeu gelegen Ijat, baß ich bie ©tubierenben mit wahrer Siebe umfaffe unb barnacf) geftrebt tjabe, fte gur

^römmigfeit, «Pflichttreue unb gurn gleiße angufpornen.

®ie beStjalb üoit mir aufgewenbeten Mühen, welche reidf)Iict) üon täglichem Summer, oielfadjen 23erbrießlict)feiten unb 3trgerniffen begleitet waren, haben mein ohnehin fdhwadjeS Rerüenfhftem affigiert. ®ie eigentümliche SRatur ber Anftalt, welche bie auf it)r ©elbftbeftinimungSrecht fo eiferfüdjtigen Uuiüerfitätsftubenten boct) beffelbeit teilweife beraubt unb barunt üon mehreren mit geringer Siebe unb (S^rfurd)t betrachtet wirb, bie üflaffe ber gu 23eaufficf)tigenbeu unb in ©chranf'en gu |jaltenben, bie bei einer Stugaljl geringe 3artf)eit beS ©ewiffenS in Beobachtung ber ©efege beS

$aufeS, bie nid)t aus ber malitia, fonbern ber ignorautia entfpringt unb erft nach unb nach einer wahrhaften ©e*

wiffenhaftigfeit um ©otteSmiffen macht, wenn fie anfangen, am geiftlid)en Seben, am ©ebete unb bem öftern (Empfange ber heiligen ©aframente ©efchmad; gu fiubeu, bie burch beit täglichen Verfehr mit fich felbft iiberlaffenen

©tubenteu, burch ben 33efudE) ber 2öirtS|äufer, bie Seit*

nähme an £rinf= unb ©inggefeüfdjaften unterhaltene nnb genährte Siebe gur Uugebitnbenf)eit unb affe bie Ijunbert baraus fid) ergebenbeti Übertretungen — alt baS greift

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bas Herz eines ^räfeften täglich an, erfüllt ihn täglid) mit Seforgnis unb Summer, zwingt ihn, fortmäljrenb Überwachung zu üben, bie wegen ihrer obiöfen Natur nad) unb nad) ermübet unb Überbruß erzeugt. Unb roie fdjwierig ift biefe Überwachung, ba fie über beinahe 40 3immer fid) erftreden muß!"

Diefe ©orte fdjrieb er währenb eines zweiten Sturmes, ber ihn im $aljre 1867 überfiel. Die SSebienfteten bes HaufeS hatten ihm ferneren Verbruß bereitet unb ihn fdlließlich and) in Differenz tnit bem Kuratorium gebracht.

@r meinte, baß eilt gebeihlicheS ©irfen in ber Anftalt für ihn fernerhin nicht mehr möglich fei, unb reichte am Schluffe bes ©ommerfemefterS feine Gcntlaffung ein. Das

©ntlaffungSgefnch geftaltete fich Zu einem Ned)enfd)afts=

beridjte über bie zehnjährige £ätigteit im Sonüifte, hob in ber bereits angeführten Söeife bie Schwierigfeiten ber»

felben heroor unb gab Fingerzeige für wünfdjenSwerte Reformen, gür ben $aß ber ©ntlaffuug bat er zugleid) um eine grift zu »oßftänbiger ©rljolung unb Kräftigung feiner angegriffenen ©efnnbheit. gürftbifchof Heinrich be=

ruhigte ihn zunäd)ft in einem freuttblicEjen ^ßrioatbriefe unb gemährte ihm STroft unb ©enugtunng burd) bie Versicherung, baß er feinen frommen ©inn, fein reblid)eS Sülühen unb feine treue Sorgfalt für baS Sonoift nie öerfannt habe. $n bem barauf folgenben amtlichen 33efd)eibe üom 16. Sluguft 1867 fagte er ihm: „$e größer baS Vertrauen auf $hl'e ^römmigfeit, ©ewiffenljaftigfeit unb Slreue war, mit meinem wir Qhnen biefeS Amt übertragen, unb je mehr ©ie biefeS Vertrauen ftets bewährt haben, um fo fchmerzlicher hat uns bei unfern »ielen Sorgen $hr Antrag berührt, © ir oerfennen bie ©rünbe nicht, mit welchen S ie benfelben motivieren, aber oljne auf biefe ©rünbe

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tiefer etitjugefjeit, meinen wir bod), baß üiele, ja bie meiften berfelben wegfalten werben, wenn in ben SSerJjältniffert beS SonüifteS biejenigen Veränberuugen eintreten, weldje gegen«

wärtig im SBerfe finb. SD3ir möchten @. f). batjer empfehlen, jegt balb itjre intenbierte ©rfyoluugSreife an=

ptreten. ©ie wirb bewirten, baß itjr gebrühtes ®emüt fid) aufric^tet unb ©ie an ®eift unb ,£)erg erfrifd)t wieber juritctfet)ren. 2)ann aber wirb es $t)neu nad) nochmaliger Beratung mit @ott leidjter werben, fid) p prüfen unb einen unbefangenen @ntfd)htß p faffen. ©rflärett ©ie nad) Qf)rer Ritdfefyr, in Ql)reut Amte bleiben gu wollen, fo werben ©ie uns oon ber ©orge befreien, weldje uns

$t)r je^iger @ntfd)luß oernrfad)t. VIeibett ©ie aber aud) bann bet $t)rem ©ntfdjluffe, bantt wirb uns bie hoppelte ißflidjf obliegen, an $t)re ©teile einen anbern geeigneten Manu aufpfinben, bem wir mit Vertrauen baS Amt eines 9ßräfefteu überweifen tonnen, für ©ie aber eine

©teile ausfinbig gu machen, wie fie Qljrat Senntniffen, Seiftnngen unb Verbienften entfprid)t."

SaS war S3alfam für bie gebrücfte ©eele beS «ßräfeften, wie er aud) in feiner Antwort f;erüort)ob: „® aS ljulbüolle

©djreibeit . . . t)at mid) watjrtjaft erquidt unb meinen Mut gehoben unb belebt. ®aS ißewußtfein, baS Ver«

trauen feines $od)Würbigften 33ifd)ofS gu befi|en, ift für einen 5ßriefter in ber Sat ein S r oft." SBaS in bem bifdjöflidjeu ©djreiben als Hoffnung burd)ge!lungen Ijatte, erfüllte fid); bie Reife £>atte itjre wohltätige süöirt'uug nidjt üerfeljlt, im ®onüifte waren bie nötigen Reformen itad) ben 93ürfd)IägeixDttoS erfolgt unb biefer ertlärte am25.©ep=

teinber 1867, baß er im Sonmfte bleiben wolle, ©r blieb unb oerwaltete nod) neun $af)re baS bornenüoHe Amt, bis bie Zeitweilige Auflöfung ber Anftalt im Sulturfampfe erfolgte.

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Ottos £ätigfeit befd)ränfte fid) itidjt auf baS tonüift.

SBie als SRepetent, fo Ijalf er aud) als ^ßräfeft ütelfadt) in ber Seelforge aus; überbieS rief iljn bie Pflicht als Venefijiaten regelmäßig p priefterlidjen gunftionen in bie ©omfirdje. ®iefes Venefipun an ber !urfürftlid)en Kapelle Ijatte er fdjon als Repetent im April 1864 auf fein ©efud) erhalten, unb p biefem ©efudje mar er tteranlaßt worben burd) eine immer bringenber an if;n tjerantretenbe Verpflichtung, bie itjn eine Verbefferung feiner materiellen Sage im höd)ften ©rabe wünfdjen ließ,

©eine Eltern waren alt unb fränflid) geworben unb ber Vater fonnte burd) feine ^rofeffion nid)t mehr ben SebenS*

unterhalt für bie Familie erwerben. ®er Pietät beS Sohnes war es Herjenswunfd), ben SebenSabenb ber Eltern möglidjft forgenfrei p geftaltcn. ®ieS würbe ihm ermöglicht burd) jenes Venefi^ium, welches fein Oberljirt if)m „in Anerkennung" feiner „bisher ber®iöjefe erwiefenen treuen £)ienfte gern“ »erlief. M it bem Venefijium ift eine SBohnung oerbunben, welche bie Eltern mit ifjrer Jodjter bezogen.

$ürftbifd)of §einrid), ber Ottos ©eifteSgaben unb Kenntniffe f(od)fdt)ä^te, pg biefelben, abgefehen öou feiner (Stellung als ^Sräfel't unb Venefijiat, and) fonft auf oer=

fdjiebene SSeife in feine Dienfte. Am 15. Januar 1865 ernannte er ihn pm Vucberjenfor. ®ie Dielen nod) öor*

l)anbenen Referate OttoS über bie p r amtlichen Prüfung ihm übergebenen Viidier geben .ßeugnis öon ber ©ewiffen- haftigfeü unb bem Verftäitbnis, womit er fein $enfor=

amt jehn Qaljre uerwaltetc.

^m ^erbfte 1868 erhielt er ben Auftrag, eine Statifti!

aller Vereine ber ©iöjefe aufpftelleu. Slm 22. Oltober überreichte er bie oollenbete Arbeit bem gürftbifdjofe, ber

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in feinem Dattffcfyreiben „mit Vefriebigitttg" uon ber

„anerfennenSWerten Sorgfalt" fprad), womit bie Aufgabe gelöft worben war.

£>urd) bie £ätig!eit, weldje Otto auf beit Kanzeln ber Diöjefe unb befoitberS ber Stabt VreSlau auSljilfSweife oft uub bereitwillig entfaltete, tjatte er fid) ben 9iuf eines oorjüglidien ^rebigerS erworben. “Dies bahnte il)in ben Sßeg jur ©omfanjel. Qm Qaf)re 1875 würbe er mit ber Aufgabe betraut, ben ®otnprebiger alljäfjrlicfy im Sommer an fed)S Sonntagen zu oertreten. ®r tat bieS brei Sommer l)inburd), bis feine Kranffyeit aud) biefer SSMrffamfeit ein Gsnbe machte. ®aS ®om!apitel bebauerte „ben fo uner=

warteten Nüdtritt aufrichtig" unb fprad) für „bie febr treffliche Vertretung ben uerbinblidiften ® an! aus." DiefeS

^eugniS, welches if)m baS Domfapitel auSfteßte, wirb be*

ftätigt oon feinen «ielen 3ul)örern unb burd) bie jat)I=

teilen ’tßrebigten, bie er im Netten S t. £ebwigSblatte oer=

öffeutlidjt Ijat. Alle finb trefflidj, manche ergeben fid) burd) Anlage unb Ausführung uub ben Sdjwuug ber Difttou gu Seiftungen ^öljereu S tils. SJieift üerfteljt er in ungezwungenfter Seife aus bem Vorfprucfye baS

^rebigttljema unb feine Einteilung abzuleiten. ®ie 23ele§=

rmtg bes VerftanbeS ift in feinen Sßrebigteu ebeufo einfad) unb anfdjaulid) als tief gegrünbet; hier zeigt er fid) als ben gebilbeten unb gefaulten £t)eologen. ®er Appell ans Herz ergibt fid) bei feilten ^Belehrungen wie üoit felbft.

®er ausgezeichnete Qn^alt ift ftetS in eine fdjöne, forg»

faltig gearbeitete $orm gelleibet. $ür ben Vortrag biefer nad) ben Siegeln ber fwmiletif uorbereiteten Sßrebigteit ftaub Otto eilte träftige Stimme unb eine gute Aftiou Zur Verfügung; bazu lam ber apoftolifdje Eifer, ber iljn befeelte, getragen oon bem lebenbigen Vewujjtfein, zur

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Verfünbigung be§ SKorteg @otte§ berufen p fein, unb fo ift eg begreiflich, baß er ein gefugter unb beliebter

^ßrebiger war.

3 . V i t e m i f d i c S a t in f c it .

Otto erachtete e§ als Pflicht, bie itjm gugleid) 23er»

gnügeit war, alte $eit, bie er erübrigen fonnte, ben

©tubien p wibrnen. 3unäd)ft fitcEjte er immer tiefer in bie tfyeologifdjeu ® i§3iplinen einpbringen, um feiner Auf*

gäbe bei beit Repetitionen, bie er mit ben tontiiftoriften p galten tjatte, möglidjft ooUfommen p genügen. Aber fein SßJiffenSburft fütjrte it)n aud) auf ba§ weite ©ebiet ber5ßrofanwiffenfd)aften. ©eine große aitSerlefene 93ibIiotf)e!

ließ fdjon auf bie AuSbehnung feiner ©tubien fdjließen, unb aus bem näheren Umgange mit iE»m fonnte man balb erfennen, wie umfaffenb feine allgemeine wiffenfdjaftlidje Silbnng war. ®ie gefd)id)tlid)en ©tubien, bie er fdjon in ber Qfugenb mit Vorliebe betrieben, traten aud) fpäter in ben Vorbergrunb, unb inäbefonbere mar eS bie ®e*

fd)id)te be§ 5Reformation8jeitaIter3 unb bie Diöjefan*

gefd)id)te, ber er ebcttfo eifrig wie erfolgreich fein $ntereffe pwanbte. ©tefem ©ebiete entwudjfen auch bie Iiterarifd)en grüdjte, bie feine $eber geitigte.

® ie erfte grudjt feiner biöjefangefd)id)tlid)en ©tubien war eine lateinifd) gefdjriebene Monographie über 33ifd)of Johann SEurp, ber bie Reihenfolge ber SreSlauer Ober»

hirten ans bem Mittelalter in bie Sleujeit überleitete.

(De Johanne Y. Turzone episcopo Wratislaviensi commentatio. Scripsit Dr. Carolus Otto convictorio WratislavieDsi praefectus. Wratislawiae Maruschke et Berendt. 1865. 64 p.) ®ie ©djrift jerfällt in fed)3 Abfdjnitte, oon benen ber erfte oon ber 2Bal)l £urp§ pm

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Soabjutor unb feiner ©rhebung auf bie bifchöflidje Kathebra hanbelt, ber gweite Rachrichten über beu bamaltgett Ve=

ftanb beS VteSlauer ©omfapitelS unb biogra^ifc^e Zotigen über bie ÜJiitglieber beffelben enthält, ber britte unb üierte bie Arbeiten unb Bemühungen beS S8ifci)of§ für bie Rechte unb Freiheiten ber Kirche unb für bie pflege beS religiöfeit Sebens in feiner ®iögefe, ber fünfte im befonberen bie üon £urgo abgel)altenen SMögefanftynoben gur ®arfteüung bringt, ber fechfte enblich bie Vegieljungen beS S3ifd)of§

gu ben berühmten ®elel)rten feiner $eit beleuchtet, S o f)ls tuenb fpridjt bie Ruhe, Vefonnenljeit unb @ered)tigfeit beS VerfafferS an, Sid)t unb ©chatten finb nad) billigem Maße «erteilt. Von großem $ntereffe finb bie Mit»

teilungen über bie religiöfeit ^uftänbe ber VreSlauer

®iögefe unmittelbar üor bem Ausbruche ber fir<J)lid)en Reüolution. Otto beutete für ben behanbelnben (Segen*

ftanb gum erftenmal ba§ ur!unblid)e Material beS ®om=

archiüS roeuigftenö teilweife aus unb tonnte üerfdjiebene, bi§h^ bunfle Abfchnitte aus bem Sebeit beS VifchofS, be*

fonberS beffen Verhältnis gu Snther unb Melanchthon ins redete Sicht fegen. Segen feiner ftreng wiffenfcfjaftlichen, burdjweg urfunblich begrünbeten Vehanblung behält bas S e r! ber fwuptfache nad) feinen Sert, auch nadhbem neuerbingS erfdjloffene Quellen im eingelneu bie gefdt»i<i)tlicl)e Kenntnis erweitert unb manche ©chatten auf bie $erfon beS VifchofS geworfen haben. — ®ie Kritif fprach fid) fehr günftig über baS Vuch aus — nidjt bloß bie fatl)olifd)e.

®ie ^iftorifche geitfchrift *5. ©. 433 fagtc am

©djluffe ihres ausführlichen Referats, bie ©dtjrift üer-- biene „als ein fleißiger Veitrag gur fdjlefifd^eu Kirchen- geeichte ® an!". „VefonberS gern" anerfennt fie „bie gemäßigte Haltung, bie fid) barin funb gibt“ ; fie laffe

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„etwas uon bev üftilbe fpiiren, bie au £urzo gerühmt würbe".

Gelegentlich ber £urzoftubien ftieß Otto auf arcfji*

oalifches Material, welches er in zwei Abljanblungen »er»

arbeitete unb im 7. unb 11. Vanbe ber ^eitfdjrift für Gefchichte unb Altertum SdjIefienS unter ben Jiteln »er»

öffentliche: „Über einen Qmmunitätsftreit beS 23reSlauer Klerus mit ben Herzogen griebrich unb Georg oon Vrieg i. ft. 1499" (V II. 213) unb „Über bie ©ahl QafobS oon Salza zum Vifdwf oon VreSlau unb bie berfelben unmittelbar folgenben (Sreigniffe" (X I. 303). Salza war ber Nadhfolger £urzoS.

Als Otto biefe Auffäge oeröff entließe, ftanb er mitten in feinen Stubien über 2urzoS ^eitgenoffen KochläuS.

Die Veranlaffung zu benfelben gab ihm ber Umftaub, baß ©ochläus bie lebten gefju $af)re feines SebenS tano»

nifus in VreSlau gewefeu unb hier fein Grab gefunben hat: Dem als Humaniften unb ^ßolemüer heröorragenben fa u lte ein feinen Verbieuften entfprechenbeS Deufmal zu fe|eu, erachtete er als banfenswerie Pflicht unb erfdjien ihm bei fortfdbreitenber Sefchäftigung mit bem Gegeuftanbe immermel)r als SebenSaufgabe. @r begann mit ben um*

faffenbfteu unb grünblichften Vorarbeiten. Von ber ein*

fraglichen gebrueften Siteratur ift ihm faum etwas SBefentlicheS entgangen; alle in Vetracht lommenben ein»

hetmifchen unb auSlänbifcheu Archioe würben perfönlid) ober burdE) Vefannte ober auf fchriftlichein ©ege buref)»

forfdjt. Aus ber 2RarfuSbibIiotl)e? in Venebig unb aus bem oatifanifchen Archioe üerfdjaffte er fid) eine Anzahl Kopien wichtiger fmubfehriften, wooou er einige Silefiaca im 12. Sanbe ber geitfdjrift für Gefchid)te unb Altertum Schlefiens abbruefen ließ. Um Abfchriften unb alte Drude,

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bie er benötigte, zu erlangen, fdtjeute er feine Soften; bie feltenften ffierfe oon Sod)läu§ unb feinen Sampfgenoffen unb feinen ©egnern befaß er alg Eigentum. Sei ber Menge beS gebrudten unb ungebrudten Materials, ju beffen Kenntnis er nur aümäljlt^ gelangte, unb bei ber Sdjwierigfeit, bagfelbe f)erbeipfcf)affen unb ju oerarbeiten, bei ber peinlichen Sorgfalt, mit ber er arbeitete, war eg begreiflich, baß nach zehnjähriger Arbeit ba§ Sßerf, toeld)e§

auf jmei 93änbe bered)net war, nod) feinen Abfdjluß ge»

funben hatte. Vereitg 1866 hatte er int 5. Vanbe ber Öfter»

reid)ifd)en VierteljahrSjeitfchrtft für fatljolifdie £he0*09ie oeröffentlidjt: „®a§ Kolloquium beg (SodjIäuS mit Sutljer SU SßormS 1521."

Run wollte er eine größere $robe feiner Stubieit geben unb oerfudjte bie ijitmaniftifcheu Veftrebungen unb Beziehungen beg (£od)läu§, bie im allgemeinen wenig befannt waten, barpfteüen unb in ein für fid) befteljeubeg

©anje zufamtuenjufaffen. ®g hielt tnbeg fd)wer, einen Verleger zu finben. Verfdjiebene Suchhänbler, beneu er ben Verlag feineg SudjeS anbot, glaubten „bei ber un»

günftigen Sage beg Vüdjermarfteg" auf fein Angebot nicht eingeheu zu fönnen. Um bie ®rudlegung zu er»

möglid)en, wanbte er fid» fdjließlid) an bag ©omfapitel um Hilfe, ©rwähuengwert ift, wie er burd) eine gut an»

gebrachte htftorifche Remittigzeng für fein ©efud) Stimmung ZU machen wußte. E r fdjrieb: „3ßie id) heute, fo wenbete fid) ehemalg aud) Eodjläug an bie Herren oom Vreglaiter Kapitel. $n ben Sapitelgaften oom $ahre 1536 heißt eg: „$reitag ben 22. ®ezember würbe ein Vrief beg Herrn EochläuS, Kanonifug oon Meißen, oorgelefen, worin er zu wiffen wünfdjte, ob bie Herren eg für zwedmäßig hielten, baß fein Vüdjlciu wiber ben Satedjigmng Moibang

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gebrucJt würbe, ©ie Herren, fdjou anberweitig barüber unterrichtet, baß fie unter biefer $orm angegangen würben, bie Drudfoften gu beftreiten, . . . bewilligten bie nötige Summe. 3)er Hoffnung auf ein ©leidig gibt fid) l)in .. ."

®ag Kapitel bewilligte eine beftimmte Summe, bag Übrige fdjent'te ber prftbifdjof. Rad) Überwiubnng biefer Sd^wierigfeiten erfdjien bag S er!, 13 Sogen ftarf, 1874 im KommiffionSoerlage ber Slberljolg’fcfjen Sud)l)aublung in SreSlau unter bem £itel: $ol)anneg Sodjläug ber

|>umanift. £)er Berfaffer begeidjnet in ber Sorrebe bie Schrift alg „eine Mofaiiarbeit, aug fetjr üielen eingelneu Seilcben gufammengefegt", Ijofft jebod), „baß jeber Sefer ein beutlidjeS, flareg Silb ber gefd)ilberten $erfönlid)feit gewinnen werbe". „Ilm biefe möglidift objettio Ijerüor*

treten p taffen", fätjrt er fort, „Ijabe id) mid) über*

fCüffiger Betrachtungen unb fubjeftioer Urteile enthalten;

aug ber gangen Seife ber ®arftellung wirb inbeffen meine ©efinnung unb mein geiftigeg Behältnis gu (Sodjläug gur ©enüge erfennbar fein." $eber unbefangene Sefer wirb begeugen, baß bie auggefprod)ene Hoffnung erfüllt ift, baß ber Berfaffer feinen ©runbfägen gemäß geljanbelt unb erreicht Ijat, wag er erftrebte.

£)ie erften elf Kapitel beg SudjeS enthalten eine fort=

laufenbe S£ätig!eit ber Sd)idfale, Stubien unb Begießungen, ber Seljr* unb fd)riftftellerifd)en Sätigfeit beg Sodjläug, öon feiner ©eburt 1479 big gum $aßre 1520. ®ie beibeti näd)ften Kapitel orientieren über fein Serljältnig gur lutßerifdjeu Bewegung unb über feine polemifdjen Schriften. Auf feine fpäteren Sebengjaljre begießen fid) bie beiben legten Kapitel beg Bud)eS, oon beneu bag eine

„D ie Berbinbungen beg Sodjläug mit |>umaniften nad) feinem Auftreten gegen Sutßer", fpegiell bie feit 1521

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unterbrochenen, fpäter wieber angefnüpften uub fortgefe^teu Beziehungen p feinem alten Gönner SBiltibalb 9ßirlheimer behanbelt, wätjrenb baS anbere „D ie wichtigeren ©bitionen beS SochläuS au§ ^anbfctjriften", ein forgfältig gearbeitetes Verzeichnis ber oon ihm in ben fahren 1525 bis 1549 aus gmnbfdiriften pm erftenmal ebierten Serie tljeo*

togifdjen $nl)alts bringt. Die angefyängten Beilagen enthalten znnächft einige furze SKitteilungen über Ver*

wanbte bes ©od)IäuS, fobann Notizen über grammatifalifdje, philofophifdje unb anbere Sehrbücher aus bem Altertume, bem äJtittelalter unb ber ljumantfttfchen sßeriobe, welche am Anfänge beS 16. QatjrljunbertS in ben Schulen ge*

braucht würben unb beSfyalb oom Verfaffer im Saufe feiner DarfteHung gelegentlich erwähnt würben.

Das Vucfy fattb große Stnerfennung, aud) in außer«

fird^Iic^en Greifen. Vor altem würbe anerfannt, baß baSfelbe wenigfteuS teilweife eine bebauerliche Sücfe in ber Siteratur auSfüüe. p a n j wies in feiner 33efpred)ung im ©djlefifchen Sirdjenblatte (1874, @. 334) hin auf bie Danf'eSpflicht, ben Scannern, bie eittft bie fatfyolifdje Kirche gegen Sutljer unb feine Anhänger üerteibigten, ein lite*

rarifc^eS Denfmal p fetjen, uub I)ob heruor, wie uiel ben fatholifdjen Gelehrten, im Gegenfaije p ben auf bem Gebiete ber 9teformationSgefd)id)te außerorbentlid) tätigen

^Sroteftanten, nod) p tun übrig bleibe. Danfbar be*

grüßte er barum ben Veitrag p r Abtragung ber DanfeS*

fd)ulb Sod)IäuS gegenüber. Den gleichen Gebauten fprad) in feiner SBeife ein Nejenfent ber „treffe" (1874, Nr. 234) auS: „Die ^roteftanten hn^en ihre Vorfämpfer geehrt, in Biographien gefeiert, ihre Schriften unb Briefe ge*

fammelt unb jebe, aud) bie tleinfte ©rtnnerung an biefe üftänner bes AufbewahreuS wert erachtet. SBir erinnern

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nur an bie forgfame Ausgabe ber Briefe SutßerS oon be Sette, ©eibemann, Surfart, an baS foftbare bänbe*

retd)e Corpus Reformatoruin. ®ie fatljolifdjen Geologen würben non ihren eigenen Seuten in ben Stnfel geftellt unb fielen heut nod) in biefen Rifcheit. Senn wir üon Siebemanns Monographie über ^otjann @<f abfeßen, jo ift nic^t baS ©eringfte gefd;el;cn, biefe Männer aus bem unoerbienten Sin fel heroorguholen; felbft ißre Schriften finb berart rar, baß eS große Mülje, faitren Sdjweiß unb IjeftigeS Brummen ber freunblidhen $ibliutl)efare er=

tragen Ijeißt, will man eines folgen OpuS tjabtjaft werben.

®eS alten, feften, fnorrigen Sodjläus l)at fid) Dr. Otto in BreSlau erbarmt, bod) will er il;n tneljr als ^umauiften oorführen." — Auch 2. ©eiger in ben ©öttinger ge=

lehrten Angeigen (1875, ©t. 20) begeictmet ans benfclben

©rünben, weld)e biefe beiben Regenfeuten hev'Uorhebeu, OttoS S e r! als eine erfreuliche Srfäjeinung, oon ber er fagt: „® ie vortreffliche Bearbeitung hat Otto in 15 Kapitel geteilt, bie alle feljr überfid)tlid( finb, mit SluSnahme beS fünfgehnten: „® ie wichtigeren (Sbitionen beS @oii)läuS aus |>anbfchriften", wo es wünfdfjeuSwert gewefen wäre, einen befonbereu Heilten Abfdjnitt über bie legten SebenS*

ereigniffe unb Das CSnbe beS SodjläuS abgugweigeit."

„® ie bibliographifchen Mitteilungen gibt er in mufter*

gültiger Seife. Auch bie Bearbeitung beS biographischen Seils oerbient unbebingteS Sob. $ür benfelben hat ber 35er»

faffer in umfaffeubfter Seife nicht nur bie ©djriften beS SochläuS, fonbern auch geitgenöffifdje Quellen, felbft giemlich entlegene benügt." „$m eingelnen gibt bie

©chrift" bem Kritifer „nicht gu uielevt Benterfungen unb

©rgängungen Anlaß", nnb nur weniges oermißt er „ungern in ber fonft fo gehaltvollen unb wohlgelungenen ©chrift."

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M it Bezugnahme auf baS ftragmentarifdje beS SBerfeS fchliefjt er mit bem 2Bunfd)e: „hoffentlich ber 33er*

faffer baS Berfäumte in einer Dollftänbigen Biographie beS Sodjläus nad), bie, wenn fie mit berfelben ©rünblidjleit unb ©enauigfeit gearbeitet ift, wie bie Dorliegenbe ©tubie, unfere Kenntnis beS ^eformationSjeitalterS bereichern unb in mannen fällen auch berichtigen wirb." — Auch 3arndeS ßentralblatt (1875, 7) bezeichnet bas Buch, „bas an Dielen ©teilen fid) angenehm lieft unb reidje Belehrung bietet", als eine „wirllidje Bereicherung ber hiftorifdjen Siteratur". Selb ft ber ziemlich übelmollenbe Stejeufent in ber fritifdjen Bibliographie ber neueften theologifchen Siteratur (1875, 323) nennt „bas ganze Buch einen recht brauchbaren Beitrag zur Siteratur über bie MeformationS*

Zeit", unb meint, „jeber $reunb ber 0teformationSgefd)id)te"

werbe „gern lefen", was er „über bie Dorreformatorifdje Sßirffamfeit beS SochläuS in Nürnberg unb bann auch über beu Aufenthalt beSfelben in Italien berichtet". — Über ben In halt unb bie fpradjlidje gorm fagt ftranz am ©dtfuffe feiner Befprechung: „M an braucht nicht gerabe Fachmann zu fein, um ber ©dirift ©efdjmad ab*

gewinnen zu fönnen; fie enthält beS ^utereffanten unb Befthrenben fo Diel, baß fie jebem ©ebilbeten zur Seltüre empfohlen werben lann. ®ie feltene Afribie aber, bie fich auf jeber ©eite befunbet, unb bie Mühe, mit welcher ber Berfaffer bie ©pröbigleit beS ©toffeS erfolgreich über*

wunben unb baS reidje unb mannigfaltige M aterial zu einer Haren unb frönen ®arfteüung Derarbeitet hat, Der*

bienen nod) befonbers rühmenb herDorgehoben zu werben."

Otto erntete für feinen (£od)IäuS nid)t bloß in öffent*

liehen Blättern, fonbern auch in ^riöatbriefert reidje Anerfennung. B i n b e r , ber SRebafteur ber hiftorifch*

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34

Politiken Slätter, fdjrieb tiott bem feltenen literarifd)cn (Senuffe, ben ihm bie Seftüre bereitet. Qm 76. Sanbe feiner ^eitfd^rift, 370, brachte er bann eine 23efpred)ung, bie tjott beg Sobeg „für bie forgfältige, grünblidje unb hödjft gelungene Arbeit" war. $n feinem Sriefe teilte er gugleid) mit, baß bie üon Dtto eingefanbten „Se*

merfungen ju triegf’g fulturgefd)icf)tlid)en gorfdjurtgen"

oorgemerft feien unb fuhr bann fort: „Eg fott mich freuen, wenn S ie mir öfter (Gelegenheit geben, Itterarifdjen ©in*

fenbungen oon $t>m §anb (Saftredjt in unferen Slättern erweifen ju fömten." ®er Artifel erfdjien unter bem

£itel: „Setnerfungen zu bem Qfranffurter Sürgeraufftanbe i. 1525" (93b. 74, 326).

M it bem Augbrude ber Anerfemtung oerbanben manche

©riefe bie Sitte um Augfunft unb Söfung namentlid) bibltographifd)er ^fragen, bie burd) bie Seltiire beg 33ud)eg angeregt worben waren. $n bemfelben ift ©. 53 ein

^ejiaftichon erwähnt, weites Eodjläug ben Manen beg Nürnberger 93ud)hänblerg Anton Koberger gewibmet hatte.

Über biefen hatte Dgfar |>afe, ein ©ohn beg Qenaer Kird)enhiftori!erg, eine Heine Monographie öeröffentlid)t;

währenb anbere Beziehungen beg Eochläug zu ben Sobergern ihm befannt geworben, war ihm bag erwähnte (Seicht fremb geblieben. E r erfuchte beghalb Dtto, ihm bie

„betreffenben geilen mitzuteilen unb zugleich ju bemerfen, ob außer biefer poetifdjen Erwähnung nod) in irgenb einer gorm ber ®ruder* ober Verleger^irma gebaut fei."

Eine längere Korrefponbenz regte ber ©eminarober*

lehrer $ohanneg Müller in flauen im fächfifdjen Sogt»

Ianbe an. E r arbeitete an einer ®efd)id)te ber lateinifchen

©rammatif unb mußte fid) aud) mit Eod)Iäug befd)äftigen, ber burd) fein Quadrivium grammatices fid) einen Ehren*

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pla§ unter ben ©rammatifern beä 16. QahrhunbertS erworben hatte. Vergeblich hatte Müller bie erfte Aus»

gäbe biefer ©rammatif oon 1511 in alten großen Siblio*

tiefen DeutfchlanbS gefudjt; nur bie Drude oon 1514 nnb 1515 waren oorhanben. Da las er in bem Otto’fdhen 2Berfe ©. 33 eine bibliographifdje 23efchreibung bes @rft=

IingSbrucfeS oon 1511 unb fragte bei bem Sßerfaffer an, wertes ©jemplar ihm oorgelegen unb wo basfelbe fid^

beftnbe. Otto fonnte ihm bie überrafdjenbe Mitteilung machen, baß er felbft ber 93efi|er beS gefugten KleinobS fei unb überließ ihm baSfelbe auf einige $eit zur ein»

fidEjt nnb Vergleichung. ©benfo uneigennügig lieh er ihm fpäter bie gleidhfallS außerorbentlicf) feltene Cosmographia Cochlaei.

©inen ebenfo herzlichen wie wiffenfchaftlidh ernften Sou atmen bie Briefe bes ^Saftors ber reformierten ©emeinbe unb ^ßräfibenten beS 33erg’fd)en ©efdjichtSOereinS S. Kraft in ©Iberfelb. ©eine ©tubien bewegten fid) auf ben @e=

bieten, welche Ottos ©ochläus» Monographie behanbelte ober ftreifte. ©r fchrieb nun oon bem ftjmpathifchen Qntereffe, womit er bas 93udt) gelefen, teilte feine fadh»

gemäßen Semerfungen mit, bat um Aufflärung über üer»

fchiebene fünfte unb fprach feine ©enugtuung über bie Art unb SÖeife aus, wie feine eigenen $ublifationen oon Otto benü^t worben waren. Otto teilte ihm in gewohnter

©eife oon feinen literarischen ©d)ä|en mit unb empfing bann wieberum oon ihm manche wertoolle Nachrichten.

Am 29. M ai 1885 fdjrieb gelician ®eß, ©ohn beS ehemaligen 93reSlauer 5theoIogieprofefforS biefeS Namens, an Otto: „©eit mehreren Monaten befdjäftigt mich eine Arbeit über ©ochläus, wobei bie päbagogifche ©eite ganz, bie literarifche infoweit, als fie nicht Vegug hat auf bie

3*

35____

(37)

SReformationSbewegung, priiätreten fotC, wag bei bem Borßanbenfein $|reg wertvollen Sudßeg nidjt anberg ntögiid) fdjien. Um aber für bag oon $l)nen weniger berücffid)tigte ©ebiet in einer SoHftänbigfeit bag Material pfammen p befomtnen, wenbe id) mid) . . . an Sie mit ber 3frage, ob $ßnen ßanbfd)riftlid)eg Material etwa in Abfd)rift p r |)anb ift, oießeid)t Briefe oon ober an

@od)läug, ober ob S ie mir mitteilen fönnen, wo fold^e p fxnben finb." ®aran fügte er eine Überfidjt über bag oon ifjm bereits gefammelte Material bei. Sd)on am 6. $uni fonnte er ben „f)erälid)ften ®anf au8fpred)en für bie gütige Antwort" unb bie genaue Augfunft, bie er erhalten batte.

An bem fertigen SSBerfe fonnte Otto bann freilich feine befonbere greube fjaben.

$)ie Antwort an ®eß hatte Dtto burd) anbere $anb fc^reiben laffen, weil bereitg fcfywereS Siechtum iljtt brüifte, weldjeg fogar bag Schreiben lange $eit il)m unmöglich mactjte. ®iefeg Siechtum ßinberte aud) bie Erfüllung ber faft oon aßen ®o($läug*9teäenfenten auSgefprodjenen Hoffnung, ber SSerfaffer möge in einem weiteren SBerfe ben Mann, ben er alg ^mmaniften fo oortrefflid) bar*

gefteHt, aud) nad) feinen übrigen Seiten unb namentlich alg Geologen im Kampfe gegen bag Suttjertum fcßilbern.

®iefem SBunfcfje p entfpredjen unb bem eignen ®range folgenb, fegte er in ber 5Eat feine Stubien fort unb oer*

arbeitete bag gewonnene Material. ®ag nod) oorßanbene umfangreid)c Manuffript gibt Zeugnis oon feinem befjarr»

li^en gleiße unb ber $nf)alt swingt p fdjmerälidjem Bebauern, baß ißm ber Abfd)Iuß beg Sßerfeg oerfagt war. @r felbft beflagte bieg beftänbig; um fo erwünfdjter war ißm barum bie Radjridjt, baß ein ßoffnunggooller fatßolifdjer ©eleljrter, Martin Spaßn, eine SodjIäuS»

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Monographie in großem Stile plane, unb jeigte fid) auf Anfudjen fofort bereit, baS S e r ! in jeber Seife p förbern. Am 21. Februar 1895 fdjrieb ihn Spahn auf 9kt beS grauenburger ®omtjerrn Dr. gnpler pm erften*

male, teilte ihm feinen $lan mit unb bat ihm um Unter*

ftü|ung, ba e§ il)m „nicht peifelfjaft mar", baß er „allein niemals fo ttiel Material pfamtnenbringen werbe", als wenn ihm „ber Utat eines Mannes p r Seite ftänbe, ber 30 Qahre hinburd) Eod)läuS feine Stubien gewibmet"

habe. Am 30. April fonnte er für ben erhaltenen Brief unb bie ihm überfanbten Schriften feinen ®anf aus*

fpredjen. ®er fortgefe|te Briefmedjfel läßt ben Serbe*

gang beS Spahn’fdjen EodjläuS genau »erfolgen; Dtto beeilte fid), auSgefprochene Sünfche p erfüllen, nament»

Iid), wenn es fid) um Seihung feltner Cochlaeana hanbelte.

Am 13. Quli 1896 befudjte ihn Spahn, üon S ien fommenb, uub erhielt tion ihm alle auf EodjläuS bepglidjen Manu*

ffripte. Am 17. M ai 1898 begleitete er bas an Dtto gefanbte ©jemplar feines fertigen ©odhläus mit einem

©riefe, in welchem er eine fnrge Selbftfritif feines SudjeS gibt unb barin fagt: „S ie werben, hod)0erehrter |)err, nid)t in allem mit mir einftimmen." ©r hatte red)t üer*

mutet: ber ßod)läuS Spahns war ein anberer, als Dtto fid) ihn gebad)t hatte unb biefer fprad) bei jeber ©elegen*

heit fein Bebauern über biefe £atfad)e aus. Qm Slpril 1901 fd)idte ihm Spahn mit einem tierbinblidjen Schreiben bie ihm p r Verfügung gefteüten Rapiere p rü d. — Qn ben 9?ejenfionen beS Spahn’fchen SerfeS würbe auch Dttowieber ehrenooH erwähnt. ®er proteftantifd)e2:^coIogie*

^rofeffor Kawerau in Breslau fügte in feinem, erflär*

lidjerweife anerfennenben Referate bem AuSbrude feiner Befriebigung, baß ©od)läuS nunmehr eine öoKftänbige

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Biographie erhalten, bie 33emertung bei: „ViSher hatte fich nm faine SebenSgefchichte befonbers ber 33reSlauer KomriftSpräfeft Kart Otto oerbient gem alt, ben aber leiber fchwere Kranfheit betjinbert l)at, uns noch met)r als eine fcfyöne Schrift über ben Humaniften ßochläus p geben."

SSJie in ben angeführten f^ätten, fo war Otto and) fonft ju literarifdjer §ilfe ftets bereit. Als ber Neftor beS beutfcfjen Kollegs ju Nom, ber je|ige Karbinal AnbreaS Steinhuber, bie Gefchichte feiner Anftalt fd^reiben wollte, unb i^m über bie SebenSfdjicEfale ber weiften fdjlefifcfjen Germaniter bie nötigen Nachrichten fehlten, wanbte er fid) an Otto, ihn um AuSfunft über 130 Zöglinge er*

fu<|enb. @r erhielt eine Fülle biographifctjen (Stoffes, bei beffen Sammlung Otto burch ben als |jeralbifer unb Genealogen befannten Major oon gehrentheil uneigen*

nü|ig unterftü|t würbe. Der «Stoff fanb in bem großen Sßerfe beS KarbinalS über baS Kollegium Germanicunt feine Verwertung.

Sßährenb Otto fein $auptwerf fchrieb, oeröffentlidjte er, außer ben bereits erwähnten, noch oerfdjiebeue Heinere Iiterarifd)e Arbeiten. $n gehn Nummern bes Feuilletons ber „<Sd)lefifd)en VolfSjeitung" gab er Dom 15. Oftober 1872 ab unter bem £itel: „Kleine Vilber aus ber Ge*

fd)id(te Sd)lefienS" eine ebenfo forgfältige als intereffante Überfict)t über bie „tatt)oIifch*firchlichen Verhältniffe VreSlauS gegen @ube bes oorigen Qahrhunberts." Als gortfetjung biefer „Kleinen Silber" erfchienen im Anfänge bes folgenben Jahres 93erid)te über bie Sßebertumulte, weldhe 1793 infolge beS NiebergangeS ber Seinwanb*

fabrifation in Sdhlefien entftanben. Über bie Tumulte in Siebau unb SanbeShut »erfaßte ein gleichseitiger

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