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Aus der Heimat, 1929, Dezember

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Academic year: 2022

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(1)

‘HmfuUflw

fouiMyfauM#,

25. 4929

9Jad)brucE ber OrigitmMIuffäije oerboten.

$&H* CjfafaU

Schon fett 3af)rcn tragen mir uns mit bem ©ebanfen, unfere

„Sreuzburger Stadjrichten" burdj eine jpeimatbeilage zu erweitern.

3mmer roieber ift bie ©urdjführmtg aufgefdjoben roorben. 3# finb mir fomeit.

©ie tpeimatzeitung hat befonbere Aufgaben. (Eine ber michtigften baoon ift bie pflege bes ipeimatgebanfens. ©er Blenfcb mirb feine Jpeimat um fo mehr lieben, je beffer er fie fennt, unb gmar ni#

allein in ihrer feigen Befdjaffenljeit, fonbern auch in ihrer (Sefcf)idf)te.

©agit möchte unfere neue Beilage helfen.

©ie pflege bes $eimatgebanfens ift Pflicht eines jeben, ber bazu beitragen fann. Unb fo menben mir uns an alle Greife ber Beoölferung mit ber herzlichen "Bitte um Btitarbeit. 3e reichlicher bie Beiträge fliehen, befto öfter werben mir in ber Sage fein, bie

§>eimatbeilage erfdheinen zu laffen.

©amit bie £>eimatbeilage bequem gefammelt werben fann, ift bas fleine format gewählt roorben. Sollte ber 9Bttnfch laut werben, am 3ahresfd)luh bie einzelnen Stummem auf befferein Rapier zufam=

mengebrmft zu erhalten, fo finb wir auch bazu bereit. Ueberhaupt finb mir für Anregungen unb Berbefferungsoorf#äge ftets banfbar.

SBenn bie neue ^eimatbeilage bazu hilft, uns an bes Beidjes gefährbeter Oftmarf enger an einanber zu fthlieffen unb bie beutfdje Kultur zu förbern, bann hat fie ihre Aufgabe erreicht. 3n biefem Sinne bitten wir nochmals um freunbli# Aufnahme unb rege Btitarbeit.

Bßeihnadhten 1929

^reugburger 9tadjrid)tett <$x m, B. §.

(2)

Carl Btijbanl;. »on jus ^e.

Glm Sübranbe unferes eoangelifdjen jjriebfjofes liegt im ©djatten alter Ginben bos ©rob eines Wannes, bet p ben bemerfensroerteften ©eftalten gehört, bte je in Mreujburgs Wauern gelebt haben. ©os fteinerne Slreu; trägt bie 3nf(f>rift:

# 84, 7. 8 1. Cor. 13, 8

Carl 9tel)ban6 geb. p Ganbsberg o. b. W.

16. War; 1818.

geft. p ©reugburg 31. Sonuar 1879 Sem tljeuren Geljrer bie bantbaren ©dpler

unb Collegen.

tJünfjig 3&hre finb bo£)ingegangen, feit man Carl 9tef)bang pr emigen 9tul)e beigefeßt I)at, unb nidjt foU biefes 3ahr oon uns [treiben, oljne baß mir uns einiges aus bem Geben unb Wirten bes oerbienftoollen 931ann.es ins

©ebädjtnis rufen.

©eit bem 3al)re 1860 beftanb in ftreugburg, pleßt unter Geltung bes iRettors, fpäteren ^rofeffors 3argbrosti, eine ipöfjere Vürgerfdple. Gie ent»

fprad) im Gel)rplan ber heutigen 9tealfdjule unb führte bie ©d)üler bis pr fßrimoreife. Giber bie 93ürger ber aufftrebenben ©tobt mollten ihre 6öl)ne am eigenen Orte aud) für bie ipod)fd)ule oorbereiten laffen. Unb fo mürbe bie Vürgerfdple nad) längeren GSerljanblungen im 3al)re 1873 in bie ©dple um»

geroanbelt, bie bamals allein itjren Schülern ben Śugang pr Unioerfität ner»

fdjaffte, in ein ©pmnufium. Gelter ber neuen, pnäd)ft ftäbtifdjen Gtnftait mürbe ißrof. Sr. SReljbanß.

Sdjon auf ber Vürgerjdjule in Ganbsberg a. b. Warthe mar ber 6oI)n bes ©tabtfämmerers burd) feine glängeube Begabung aufgefallen. 3ns Gib»

gangsgeugnis fdjrieb ihm ber Gteftor: „Cr mar bie ßreube unb Wonne feiner Geljrer." Später befugte iRehbanß bas 3oad)imstaIfd)e ©pmnafium unb bepg bann bie Unioerfität Berlin. Glls Geljrer mirtte er am 3oad)imstaIfd)en ©pm»

nafium, am ©pmnaftum in £alberftabt unb am Som»©i)mnaftum in 93lagbe»

bürg, ©eit bem 3al)te 1868 leitete er bas 9tuboIftäbter ©pmnofium.

9Jlit ber Wal)! bes neuen Glnftaltsleiters l)at fid) ber Wagiftrat felber bas größte Gob gefpenbet. fjeft naljm ber erfahrene 9Jlann bie gügel in bie panb. Sas Wo 1)1 ber 6d)üler, ber Cltern unb Geljrer tjatte er gleid)mäßig im Ginge. Ser Glufbau ber Glnftalt erforberte eine regelmäßige Vergrößerung bes Geßrförpers. tpier hat 9tel)banß bei feiner 9Renfd)enfenntnis in ber Wal)!

ber Geßrer manchen glüdlid)en ©riff getan. SRadjbrüdlid) trat er für eine ausfömmlid)e Vefolbung ein. Sie mar bamals nod) roeniger angemeffen als heute. Vornehmlich galt feine Giebe ben ©dplern. 3nnerßalb unb außerhalb ber ©djule erfuhren fie bie fjürforge eines ed)ten Crgießers, ber befonbers reiche Crfaßrungeu in feiner langjährigen Sätigfeit als Gllumnatsinfpeftor in Verlin gefammelt hatte. 3m Unterricht betamen fie ben £>aud) gebiegenfter Wiffen»

fdt)aftlid)feit p fpüren, ber bie meiften bis ins Güter begleitete, gür bie Sant»

(3)

barfeit, bie fie bent oereßrten Beßrer gegenüber empfanbert, geugt bas Senf*

mal, bas fte unb bte Beßrer ber Slnftalt il)tn errid)teten.

Rein Wunber, baß bas ©pmnaftum unter feinem umftcßtigen unb beliebten Better mäcßtig anroucßs. Sie neue 6d)ule roar anfänglich in bet heutigen enangelifd)en Sürgerfcßule untergebradjt. Slber ber Slaum reidjtc längft nidjt meßr aus. Stßon mußte man bte ‘prima in bas Prinatßaus auf ber anberen Seite ber Straße neriegen. Silber immer ßößer flieg bte 3aßl ber Sdjüler. Waren es im 3aßre 1873 erft 118, fo befugten fünf 3aßre fpäter 178 Sd)üler bte SInftalt. ©nblicß roar bas fd)öne ©pmnafialgebäube auf ber Dppelnerftraße fertig. SIcßt Saßre ßatten ftd) bte Arbeiten ßingegogen, guleßt tatkräftig gefördert burd) ben Slnftaltsleiter. 3m 3aßre 1877 fonnte er mit Beßrem unb Sdjülern bas neue ©ebäube feierlid) beließen. Slus bem ©egen*

ftanbe feiner ^eftrebe erfießt man, roelcß ßoßen Wert bie gtjmnaftale ©ilbung in feinen gingen befaß. „Sas ©pmnaftum, ein ©egner ber heutzutage immer gefäßrlidßer roetbenben §albbilbtmg." Sr entroicfelt ßier ©ebanfengänge, bte für nufere ©egenroart faft nocß bebeutfamer ftnb als für feine ßeit.

Wenn gebtegenen Unterricht auf ben ßößeren Sdjulen nur ein Wann erteilen fann, ber felber einen reicßen Stßaß bes Wiffens befißt unb roomöglid) burcß eigene ^orfcßuttg am ©au ber Wiffenfdßaft roeiterarbeitet, fo roar 91ef)=

banß zu feinem Slmte berufen rote fein anberer. Slls man tßn gnm ßeiter bes Äreugburger ©pmttaftums ernannte, befaß er bereits einen in ber geleßrten Weit feit langem anerfannten Sluf. Sd)on im 3aßre 1860 crfdßienen non ißm bie ^roölf pßilippifdßen Sieben bes Semoftßenes im Perlage non Seubner.

Sen ganzen Sommer 1859 ßatte er an ber ©ibliotßef non Florenz gugebradjt, um auf ©runb ber bort liegenben §>anbfcßrift ben Sept zu geftalten. ©efonbers roertooü ift ber Kommentar. Sr entßält eine ßüüe feinfter ©eobacßtungen über bte ßunft gried)tfcßer Siebe unb bte ©erebfamfeit überhaupt. ©ieles non bem, roas Sleßbanß gu Sage geförbert ßot, tft bann in bie ßeute allgemein geprtefenen SarfteKungen anberer ©eleßrter übergegangen. (Er felber ßat nod) nter immer roieber nerbefferte Sluflagen ßerausgegeben. Slier roeitere SUuf=

lagen ßat nacß feinem Sobe ber gefeierte Unioerfitätsleßrer ©laß beforgt.

Sie Ießte erfcßten im 3aßte 1909. Ser Kommentar tft nod) ßeute unentbeßr-- lid) Ser groeite Stßriftfteller, bem Sleßbanß feine roiffenfcßaftlicße Slrbeit roibmete, tft SEenopßon. Seffen Slnabafis mit Kommentar erfd)ien im 3oßre 1863 bei Weibmann. 1888 fam bie fecßfte Sluflage heraus. Sind) biefer 51om=

mentar tft ber befte, ber je gu bem allen ©pmnafiaften oertrauten 6cßrift=

fteüer gefcßrieben rourbe. Snblicß ßat Sleßbanß int 3aßre 1876 bie früßcr auf Scßulen nie! gelefene Siebe bes Bpfutg gegen ßeofrates gleichfalls bei Seubner ßerausgegeben. Sieben otelen Heineren Sluffäßen unb SIbßanblungen über

©egcnftänbe ber Wiffenfcßaft unb bes Unterricßts flammt nod) aus feiner f^eber bie roertooüc Ueberfeßung ber 3ußrbüdßer non güfba, bte er für Wattenbmßs

©efd)id)tfd)reiber ber beutfcßen ©orgeit abfaßte.

Slur fecßs 3aßre burfte ftd) bie Scßule ber Obßut bes Wamtes erfreuen.

3m 3aßre 1878 roarf tßn ein fdßroeres ^eßlfopfleiben, bas fdßon lange an feinen Kräften geßrte, aufs Hranfenlager. SOlonatelang mußte er ftd) in ber güßrung ber ©efcßäfte oertreten laffen. 3utmer roieber [roßte er ber ^ranfßeit gu troßett unb fein 9Imt gu füßren. 6s roar tnie ein tragifcßes ©efcßidf, baß ißm, ber fein ganges Beben ßinburd) bie ©efeße ber Slebefunft gu erforfdßen ficß

(4)

bemühte, bie Siebe aus eigenem 2Runbe im lebten 3aßre feines Sehens faft gang oerfagt mar. keltere SJlitbürger unferer (5tabt entfinnen fid) nod), mie bet fd)mäd)tige «peer gum Scßuße feiner erfranften Organe nur mit einem Stefpirator oor bem SRunbe fid) in ber OeffentIid)teit geigte. 9lm 31. ßanuar 1879 ift er feiner Stranfßeit erlegen.

SUs Steßbanß ftarb, blieb feiner Söitroe bie foftbare SBibIiotI>ef, bie fid) I)eute im Vefiße bes ©pmnafiums befinbet. Sie umfaßt 2346 etngelne Sßerfe in 3700 Vänben. Viele banan finb burcßfdjoffen unb enthalten mertoolle Vn- mertungen, teils non ißm felber, teils non ber $anb anberer (Belehrter, aus beren 9tad)Iaß er bie 3Berfe erroorben hot. Sie ftnb nod) heute eine gunbgrube reid)en Stiffens. Vefonbere Veacßtung oerbienen eine Slngaßl grüßbrude bes fed)gehnten 3aßrßunberts mit ihren prad)tooßen Stjpen, barunter Sdjriftfteßer- ausgaben ber berühmten Srud'ereien non VIbus SManutins unb ßiletti in Venebig, non SRifjel in Straßburg, iperoagius in Vafel unb Vnsßetm in ipa-- genau. Sagu tommen nod) fetßgig Vänbe, bie ungebructtes Material enthalten:

Vusgüge aus anberen SBerfen, Vorarbeiten gu Sluffäßen unb größeren Vb-- hanblungen. 3n gierlitßer, fauberer ©elehrtenßanbfcßrift hat hier Steßbanß mit unermüblicßem gleiße einen großen Söiffensftoff gufammengetragen. Sas $3ert- oollfte aber an bem gangen Stadjlaß ift, baß er bie gefamte bis baßin erfdjie-- nene Literatur gu SEenopßon unb Semoftßenes in feltener VoßftänbigEeit ner=

einigt. 91ber bie Sammlung geht nod) über bas, roas unmittelbar bie beiben Sd)riftfteller betrifft, hinaus. 3Ber gu lebenbigent Verftänbnis antifer Ve- rcbfamt'eit gelangen miß, toirb fid) einbringlicß mit ber Stunft öffentlicher Siebe in ber ©egemoart befcßäftigen. 3n Seutfcßlanb muß nod) immer jeber Stebner, mit Vusnaßme oießeidßt ber ©entließen, bie erlernbaren Siegeln feiner ^unft fid) felber fud)en. 3n ben romanifdßen Säubern bagegen, too bie Vntite auf biefem ©ebiete immer lebenbig geblieben ift, unb in ©nglanb, roo bie Veteb- famteit im parlament feit 3aßrßunberten eine Stätte fanb, hat fid) non jeher aud) bie VMffenfcßaft mit biefen Singen befaßt. Unb tnoI)l bas meifte, roas bis baßin in granfreicß unb ©nglanb Vlertooßes über bie Stebetunft gefcßrieben roar, ßat Steßbanß in feiner Vibüotßef oereinigt.

©s märe ein fd)toerer Vertuft für Rreugburg geroefen, menu biefe Samm­

lung an einen anberen Ort gekommen unb bort oießeicßt gerftreut roorben roäre. So bilbete fid) ein Slusfcßuß, um bie Vibliotßet gu erroerben unb fie bem ©ptnafium gu fcßenfen. Sin ber Spiße ftanb Sßrof. 3artrorosti unb ber Streispßpfifus Sr. ©raber, ber ja aud) fonft fid) um bie Stabt oerbient gemad)t ßat. 3n Stabt unb Umgegetib mürben Sammlungen oeranftaltet, ja ein öffent­

liches Sxongert mußte eigens biefem groecte bienen. So tonnte ber SBitroe bie freilid) burdjaus rtid)t angemeffene Summe oon 1700 Ji ausgeßönbigt roerben.

500 SRart beroißigte obenbrein bie Stegierung gur nad)träglicßen ©rßößung ber Sxauffumme, gur ©rgängung einiger unooßftänbig gebliebener SBerte unb gur Veftreitung ber Soften bet Ratalogifierung. Soßrelang gegen fid) bie Vet- ßanblungen unb Arbeiten ßin. Sie überbauerten bie Vmtsgeit bes näd)ften Slnftaltsleiters. Seit bem 3aßre 1888 giert bie Bibliotheca Rehdantziana, oeßftänbig georbnet unb für bie Venußung eingerichtet, ben Vücßerraum bes

^reugburger ©pmnafiums.

(5)

Dom „Sfobffjaus“ gum „Jtirff Blühet“.

Don prof. Dr. <0. Dien).

3tt einer alten hanbfd)riftlid)en Stabtd)ronif, bie Anfang bes novigen 3af)rl)unberts non bent bamaligett Dbermeifter bet Rreugburger 6d)u^mad)er»

3nmtng angelegt worben ift, finbet fid) gum 3al)re 1828 folgenbe Eintragung:

„SBurbe bas ©tableaus bis auf ben ©runb abgetragen, unb 3 Stod l)ocE) aufgebaut worben, hinten ein Sangfaal, gegen ben Oad) Stöber. 1829 würbe es bewohnt unb „Ser ©aftfjof gum durften Olüdjer" genannt. Ser Erbauer war bei nad)herige Stabtältefte perr Shomani)."

Ser alte „OIüd)er" fann alfo in biefent 3al)re fein lOOjähriges Oe«

ftefjen feiern. Sie ©efd)id)te bes Rreugburger „Stabthaufes" aber, auf beffeit Ooben er erftanben ift, reicht nod) faft 150 3ai)re weiter guriitf.

Sief es „Stabthaus", bas mit bem Oathaus nid)ts gu tun l)at unb bornit nid)t nerwedjfelt werben barf, oerbanft feine Sntftefjung ber Oelegung ber Stabt mit Raiferlid) öfterreid)ifd)cn Sruppen, nadjbetn Rreugburg 1676 unter ljabsburgifd)e perrfdjaft gekommen war. Sas 3al)r fteßt nicht genau feft.

Sie Stabt wußte namentlich bie Offigiere nidjt anbers untergubringen, als baß fie ein paus am 9tinge, eben an ber Stelle bes heutigen „Oliicher", taufte unb bafiir herrichtete. Sa kreugburg aber nidjt bauernb ©arnifon hatte, würbe bas Stabthaus oerpadjtet. Sie 6tabtred)nung oon 1691/92 weift eine %$ad)t«

Einnahme oon 31 Salem bafiir aus. Einfang bes 18. 3aßrhunberts fant fie auf 24 Saler. Ser ältefte erhaltene %Sad)toerttag, am 18. Stooember 1723 mit

©regor lobworm; abgefd)Ioffen, gibt aud) ein Oilb oom batnaligen ülusfehen bes Stabthaufes. Sas gweigefcßoffige, untertellerte ©ebäube wies im Erb«

gefd)oß ein ©ewölbe, eine Stube unb bie Rüche auf, barunter gwei Heller«

räume unb im Obergefdjoß gwei Stuben unb einige Kammern. Sagu gehör«

ten mehrere Stallungen. Oei Einquartierung mußte bie Oorberftube oben nebft gwei Kammern unb ben gwei größten Ställen für ben Dffigier gut Oer«

fügung gehalten werben. Sie Einridjtung [teilte bie Stabtfämemerei unb fie tarn aueß für ben Sdjaben auf, ber etwa bei Einquartierung baran entftanb.

Sonft hatten bie Ißädjter für bie Snftanbfjaltung gu forgen. Sang gu oeran«

ftalten war ihm nur unten erlaubt, in ben oberen ^Räumen aber ausbrüdlid) unterlagt, was auf teine befonbere Oaufeftigteit fcßließen läßt. Ser Oädjter war brauberedjtigt. Sas Stabthaus hatte alfo fdjon bamals ben Eljarafter bes „potels". Oeoorgugt war es aber and) baburd), baß es oon ber ^fließt gut Oeteiligung am Oürgerred)tbienft befreit war.

Oei bem großen Oranbe oon 1737, bem faft gang Rreugburg gum Opfer fiel, fant aud) bas Stabthaus in mfdje. Erft 1748 würbe es oon ber Stabt mit einem Uiufmanb oon runb 1118 Salem mieber aufgebaut. Sie Sßarfjt erhöhte ftdj bann auf burd)fä)nittlid) 100 Saler. Es würbe jeboef) immer

|d)werer, geeignete Oädfter gu gewinnen. Sie eigentlid)e Oewirtfchaftung über«

nahmen gelegentlich aud) mieber Unterpäd)ter. Sarunter finben fid) guleßt gelernte Röche. 3n ben Rriegsjahren, insbefonbere im Siebenjährigen krieg, fd)eint es im Stabthaufe fel)r lebhaft gugegangen gu fein. Sie Oürgerfd)aft naßm an bem loderen Sreiben Slnftoß unb erhob gegen ben Sßäd)ter Oe«

lĄmerbe. Ser befehlfüßrenbe Dffigier mußte ein lofes 9Jläbd)en, bas ben 5olbaten aus Oreslau nad)gegogen mar, aus ber Stabt oerweifen, ©leid)--

(6)

troI)I fdfjienen bie Ißäöbter feine Selbe gefponnen p hohen. S)ie Sftrgerfdjaft beflagte ftd) {ebenfalls aucf) barüber, baß bie SSraugelber nom Stablfjaus nidßt eingingen. ©as f)at ebenfalls bap betgetragen, bie Stellung bes Stabtfjaufes 8U mtnbern. Sdhfießfid) fal) ftd) bie Stabt 1782 genötigt, bas Stabtbaus p oerfoufen, nad)bem fte es runb 100 3aljre befeffen Ijatte.

©rroerber mar ber Kaufmann 3obann Sd)Iefinger aus 93reslau. Cr Pblte bafiir 1810 Safer nad) bem SOtiinptß oon 1764, unb par pobite er 600 Safer an, ben Steft in jährlichen Olafen non 200 Salem bei 5 ’fßropnt TBer- 8tnfung. Sfußerbem mußte er einen jäßrlidien ©runb^ins oon 12 Salem an bie Äämmereifaffe entrichten unb bie üblichen Slbgaben unb Saften übernehmen, bnrunter nunmehr and) bie 9ted)tbienftpflid)t. 33on ©inguartierung aber foHtc er frei fein; nur blieb bie 33erpflid)tung gur Slufnahme non Drbonnanpffi*

gieren gegen bas übliche Seroisgelb, bis bet SOtagiftrat eine anbere Regelung getroffen hoben mürbe, ^itr bas 3noentar hotte ber neue ©irt ben ahgef)en=

ben ^achter, fo roeit nötig, p entfdhäbigen. ©as Stabthous befaß audh roeiter- hin bie 93ranntroeinbrenn= unb =fcijenfgered)tigfeit, pnäcfjft nur in ben eigenen Stäumen, bei 3ahtmärften aber and) außer bem ipaufe. ©benfo mar es roeiter brauberedhtigt, unb par fonnte es bas ^Braurecht foroohl felbft ansüben rote and) burd) 53epg oon ber ftäbtifdjen traueret nußen. Sein alleiniges Sonber- recht in ber Stabt mar es, 93ier auf $Iafd)en gefüllt pm 33erfauf p bringen.

S)ie fflafdben mußten aber bas red)te 93reslaiter SJlaß holten. ©nblid) hotte bas Stabthous ©aft- unb Slusfoanngeredjtigfeit. ©ap gehörte, baß es bie pr Seroirtung ber ©äfte nötigen 93ictualien in Vorrat halten bitrfte, roas an ftd) in ber Beit bes Bunftpanges feinesroegs felbftoerftänblid) mar. 3U ben 3of)r=

märften burfte fogar eine allgemeine ©arfüthe für jeberman errichtet rocr- ben. 3u ben ©ottcsbienftgeiten burften außer Steifenben feine ©äfte „gefeßt"

roerben. SRufif mußte außer bei $od)piten unb öffentlidjen Suftbarfeiten fpä- teftens um 10 Uhr abenbs aufhören. Selhftoerftänblid) maren affe ffremben bet 33oIijei gu melben unb Stube unb Orbnung in ben Sofalitäten p halten. ©et

©horafter bes „Rotels" mar bamafs nod) beutlid)er ausgeprägt. SRit bem

©afthausbetrieb mar bamafs aber and) nod) ein ©ngros-fianbef in Seber, ©ifen unb bergl foroie ber ©einfdjanf en gros unb en betail unb ber £>anbel mit

^ran8=93ranntroein unb ©eineffig oerbunben.

3mei Briljnadjtegebicbfe.

Don 3of)ann Ci)rifftan (Btintyer *)

©te Stacht ift hin, nun roivb es ßid)t,

©a 3afobs Stern bie ©ölten bricht;

3hr 93ölfer, hebt bie giäupter auf Unb merft ber golbnen Reiten Sauf.

©u füßer gmeig aus 3effe Stamm

©ein £>eil, mein ^ürft, mein Schaß mein Samm!

2ld), fdjau bocß b'er m't Reuben bet,

©ie roenn mein $er^ bie ©iege mär'.

Sich tomm bod), liebfter Seelenfdjaß!

©er ©laube macht bit beinett ‘plaß,

©te Stehe ftedt bas Reiter an,

©ns and) ben Stall erleuchten fann.

3hr ©öd)ter Salems, läßt ben Soßn!

©es £>öd)ften Siebe brennet fcljon.

Hommt, tüßt bas Äinb! ©s ftiüt ben gern.

Sld), nun erhebt ber £>err mein §orn.

(7)

Sic Itergtiügung einer gläubigen Seele bei ber (öebutf iljtes ^eilanbes.

SBeint, if)r Süttber, meint oor greubeit!

3aud)jt, ilfr Bölfer, fommt, itjr Reiben, Betet euren Seitftern an!

Stammt, tjier fdjeint er in bent Stalle;

Stammt, tjier geigt er nad) bem ßalle, SBas uns roteber fyeben tann.

©ott roirb ein SUenfd)! ©as leugnet bie Vernunft,

©as fafft allein ber ©laube.

©ie Unfdjulb eilt gur SBiebertunft Unb bringt, rote Stoa ©aube,

©as ßeid)en ber aerlaufnen Sünbflut mit.

©ie Schlange füljlt, roas iljr ben Stopf gertritt.

©s ift bes feufdjen SBeibes Samen, Bor beffett Stamen

©er ©ob erfĄrictt, bie ipölle bebet Unb alle Bolter biefer ©rben

©rlöft unb felig roerben.

©ott roirb ein SUenfd), ©ott läßt ftd) roiegett,

©ott tleibet fid) in unfer ßteifd) unb Blut.

D 93otfd)aft ooll Bergnügen!

So prt unb fet)t, roie Siebe SBunber tut.

%Bo gel)n bie Scfyroäne mit ben Staben, föeredjte mit ber "Bosheit um?

©ott tut’s mit fünblidjen ©efdjöpfen Unb mad)t aus böfern ©ott unb ©öpfett

©efäfje oor fein Heiligtum.

Unb bies tut ©ott unb feine Siebe.

D unausfpred)lid) fitjfe ©riebe föanj unoerbienter ipulb!

©er ipeiligfte von allen SJtenfdjeufinbern Berbinbet fid) mit Säubern

Unb übernimmt bie frembe Sd)ulb SUit unfrer niebrigen ©eftalt.

©ott roirb nid)t alt,

Unb ©ott roirb gleid)tool)l jung.

D t)ol)' ©rniebrigung,

O fdjöne Sßoft ooll SBunberroerfe, O roal)tes Söiberfpiel!

9hm triegt bie Sd)roud)l)eit Störte,

Stun fielet ber Bäter Sel)nfud)t and) i()t giel, Stun finbet bie Betjroeiflung Stat,

Stirn fließt bie SU iff etat,

Stun blüljt bas £eil ber frommen,

Stun roerben bie Berfolgten aufgenommen, Stun roirb bas fdjmerjlidje Berlangen

(8)

33on Simeon mit Firmen aufgefangen, 91im ftirbt bet Sob, nun ftnb mit frei, Unb fiel), fo ift nun alles neu!

D gülbene gelten, o fetige Stunben!

Ser 2Ute bet Sage roirb jetjunb ein ^inb, Surd) meines bie ©tbe ben Fimmel geroinnt.

91un roetben bes 33etials 93anbe gebunben.

3aud)gt, Sßölfer, fommt, Reiben, beroeint ben 9SerIuft Unb ef)tet ben ßönig aus Sanibs ©eblüte

Unb etjrt ifjn unb liebt iljn mit reinem ©emiite Unb bäfjnt il)m ben ©ingug in bergen unb 93ruft.

*) 3of)amx ©hriftian ©untrer würbe am 8. SIpriI 1695 in Striegau geboren, roo fein Vater Vrgt war. Sen erften Unterricht erteilte ihm ber Vater. 9JUt 15 3ahten befugte er bie Gateinfdjule in Sd)weibnit) unb ftubierte fpäter in Wittenberg, Ceipgig unb Breslau Webigin. ©r führte ein loderes Geben unb ergab fid) bem Srunf. Saburd) gerfiet er mit feinem Vater, ber ihm nid)t nur jegliche Unterftüßung entgog, fonbern für immer unoerföl)n=

Iid) blieb.

9lls 91eungehnjähriger tarn er auf bas ©ut eines £>errn ton V o d nad) 9iofd)foroth bei 9!imptfd), um bort feinen Sdjulfreunb, ben Sohn bes Vefißers, gu befudjen. Sort oerliebte er fid) in eine gewiffe Geonote. ßünf 3ahre hielt thm bas Vtäbdjen bie Steue. 9lls fie einfah, baft bie Verbinbunq mit ©üntl;er ausfidjtslos war, oerheiratete fie fid) im $erbft 1720. Surd) ben Verluft ber ©etiebten oerlor ©ünther ben lebten £>alt.

9luf ben 9tat feiner Vreslaucr ßreunbe ließ er fich in 5xreugburg als 9lrgt nieber. ©r lümmerte fid) aber wenig um feine Patienten, fonbern pflegte in ber £auptfad)e gefetligen 23etfef)r mit ben ©utsbefißern bes Rrei- fes. 93efonbers freunblidhe Aufnahme fanb er bei $errn oon 91 i m p t f d) in Vifdjborf. Siefer erblidte bas eingige SJtittel, um ©ünther an einen regel=

mäßigen Gebensmanbel gu gewöhnen, in feiner Verheiratung, ©r glaubte aud) in ber 21jährigen Sodjter bes Sßfarrers oon Vifdjborf ©oa 9tofina

©hriftina Gittmann eine geeignete jrau für ©ünther gefunben gu haben.

9lad) anfänglidjent Sträuben tarn es aud) im 9Jlärg 1721 gur Verlobung.

2lber Sßfarrer Gittmann [teilte bie Vusföfjnung mit bem Vater gur Vebin=

gung. ©üntl)er reifte gum Vater, aber biefer blieb aud) biesmal hart unb unoerföhnlid). Völlig gufammengebrodjen, wagte er nidjt mehr nad) 5łreug=

burg gurüdgufehren. ©r begab fi«h nad) 3ena, wo er ein ausfdjroeifenbes Geben führte unb am 23. SJlärg 1723, noch nidjt 28 3al)re alt, in Vrmut ftarb.

Sdjon als ßnabe hat fich ©ünther bidjterifd) oerfudjt. 9luf ber Schule in Sdjmeibniß würbe ein oon ihm gebidjtetes Srauerfpiel aufgeführt, gu befonbers innigen Giebern begeiferte ihn feine Giebe gu Geonore. Sein Öauptwerf ift ein ©ebidjt auf ben ^rieben gu Vaffarowiß, ben 1718 Rarl VI.

mit ber Sitrfei fdjloß. Seine ©ebidjte geugen oon ©emütstiefe, Wahrheit ber

©mpfinbung unb Sßljantafie. ©oetfe fagt oon ihm: ,,©r barf ein Sßoet im wahren Sinne bes Wortes genannt werben; bod) er wußte fid) nid)t gu gäh- men unb fo gerrann ihm fein Geben wie fein Sichten."

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men müffen? Su roarft ja oor einigen Wonaten gang anberer 2Inftcf)t, ba blidteft bu mit Sittern unb Sagen in bie näd)fte Sufunft, ba roarft bu auf bas Sd)limmfte ja fd)on

2) (Ebenfo nerorbnen roir, baß nad) bem fünfcßeiben unferer grau SOlutter non bemfelben gofpitale gum ^eile ber Seelen, nämlich ißrer unb unferer, burd) ben SMfter, ber

^ Sie große Surre bes 3aßres 1834 ßatte Stißroacßs unb Neuerung gut (Folge. Sad) einem feßr gelinben 3anuar, einem froftigen gtbruar, einem fcßnceigen Stärg unb einem meift

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