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Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. Comenius-Blätter für Volkserziehnng, August - Oktober 1894, II Jahrgang, Nr. 8

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(1)

D E R

Coheniüs-Gesellschaft.

Z w e ite r Ja h r g a n g .

August bis Oktober 18 9 4.

L E IP Z IG .

R . V O I G T L Ä N D E R ’S V E R L A G . (.IN K O M M IS S IO N .)

18 94.

Alle R echte Vorbehalten.

(2)

I n h a lt

d e r a c h t e n N u i n i n e r 1 8 9 4 .

Leo Graf Tolstoj, D as K affeeh au s von S u ra t. A us dem R u ssisch en ü b ersetzt von Seite

E . von L o c v ... 105

Rundschau und Gedenktage . . 114

Gesellschafts-Angelegenheiten... 119

Satzungen der Zweiggesellschaften (C. Z. G.) ■ 123

P e r s ö n lic h e s ... 125

Inhalt neuerer Zeitschriften . . . 12S

D ie Mitteilungen der C. 6. erscheinen m onatlich (m it Ausnahm e des A ugust und Septem ber). D ie Ausgabe von Doppelnummern b leib t Vorbehalten. D e r G esam tum fan g beträg t vorläufig etw a 10 Bogen.

D e r Bezugspreis der M itteilungen beträg t im B u ch h an d el 4 M. E in zeln e N um m ern kosten 50 P f. P ostzeitu ngsliste N r. 4223 a.

Briefe und Drucksachen fü r die M itteilungen sind an den V orsitzenden der G esell­

sch aft und verantw ortlichen H erausgeber, Archivrat Dr. Keller Ü1 Münster i. W., zu richten.

D ie Mitteilungen werden denjenigen M itgliedern unserer G esellsch aft, die A nspruch au f L ieferu ng aller G esellsch aftsschriften haben, u n entgeltlich g eliefert. Ausserdem können sich alle diejenigen das H echt der Zuwendung erw erben, w elche sich in den L isten als Abteilungs-Mitglieder (Ja h re sb e itra g 3 M .) führen lassen. (V g l. §. 17 — 20 der Satzungen der Com enius-G esellschaft.)

F a lls die Zahlung der B eiträg e bis zum 1. Juli n ich t erfolgt ist, ist die G esch äfts­

stelle zur E rh eb u n g durch Post&llftr&g berechtig t.

■Ifl.hrflshftit.r8.gfl (s. den Auszug aus den Satzu ngen auf S. 4 des U m schlags), sowie einmalige Zuwendungen b itten w ir an das

Bankhaus Molenaar & Co., Berlin C. 2, Burgstrasse,

zu rich ten . A uch nehm en säm tliche P fleg sch aften , (B ev ollm ächtigte und G esch äftsfü hrer s. S . 3 des U m schlags) B eiträg e an.

Geschäfts-Anzeigen fü r die M itteilungen und die M onatshefte werden von der V erlag sb u ch han d lu ng und Buchdru ckerei von J o h a n n e s B r e d t in M ü nster (W estf.), angenom m en. P r e i s e : 1 S e ite M . 20, 1/.2 S e ite M. 12, 1/4 S e ite M . 6, 1j 6 S e ite M. 4.

— B eilagen kosten 10 M.

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Mitteilungen

der

Comenius-Gesellschaft.

II. Jahrgang. 1894. Nr. 8.

Leo Graf Tolstoi,

Das K a f f e e h a u s v o n S u r a t .

A u s d em R u s s is c h e n ü b e r s e tz t v o n

E. v. Loev.

E s gab in der indischen Stadt Su rat ein Kaffeehaus. Und da kamen aus verschiedenen Ländern Durchreisende und Frem de zusammen und unterhielten sich häufig.

Einm al kehrte daselbst ein gelehrterr persischer Theolog ein.

E r hatte sein ganzes Leben hindurch das W esen der G ottheit er­

forscht und darüber Bücher gelesen und geschrieben. Lange hatte er über G ott nachgedacht, gelesen und geschrieben, hatte darüber den V erstand verloren. A lles in seinem K opfe hatte sich ver­

wirrt, und er war endlich so weit gekommen, dass er den Glauben an G o tt verlor.

D as hatte der K önig erfahren und ihn aus dem persischen Reiche verwiesen.

So sein ganzes Leben lang dem Urgrund aller Dinge nach­

spürend, hatte sich der unglückliche G ottesgelehrte in dem Netze seiner eigenen Spekulationen verfangen und anstatt einzusehen, dass er den V erstand eingebüsst habe, fing er an zu glauben, dass es keine höchste V ern u nft mehr gäbe, die das W eltall lenke.

M itteilu n g e n d er C om cn iu s-G ese llscliaft. 1894. q

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106 L eo G ra f T o lsto j, Nr. 8.

D ieser G ottesgclehrte hatte einen afrikanischen Sklaven, der ihm überall aufwartete. A ls der G ottesgelehrte in das K affeehaus trat, blieb der A frikaner draussen vor der Thür und setzte sich auf einen Stein, der der Sonnenglut ausgesetzt w ar; er sass und wehrte die Fliegen von sich ab. D er G ottesgelehrte aber legte sich auf einen D ivan im K affeehause und liess sich eine Schale Opium reichen. Als er die Schale ausgetrunken hatte und das Opium sein G ehirn aufzurütteln begann, wandte er sich an seinen Sklaven.

„Nun, verachtungswürdiger Sklave“, sagte der G ottesgelehrte,

„sage mir, wie denkst Du, giebt’s einen G o tt oder n ic h t?“

„Natürlich, giebt’s ein en !“ sagte der Sklave und holte so­

gleich aus dem G ürtel ein kleines hölzernes Götzenbild hervor.

„Hier,“ sagte der Sk lav e, „hier ist der G ott, der mich beschützt»

seitdem ich auf Erden lebe. D ieser G ott ist aus einem A ste des­

selben geheiligten Baum es gem acht, den in unserem Lande alle anbeten.

D ieses G espräch zwischen dem G ottesgelehrten und dem Sklaven hörten die im K affeehaus Anwesenden und erstaunten.

Erstaunlich erschien ihnen die F rag e des H erren und noch erstaunlicher die Antw ort des Sklaven.

E in Brahm ine, der die W orte des Sklaven gehört hatte, wandte sich zu ihm und sprach:

„U nglücklicher T h o r! I s t es denn möglich zu glauben, dass G ott sich im G ürtel eines M enschen befinden könne? E s giebt nur einen G ott — und das ist Brahma. Und dieser Brahm a ist grösser, als das ganze W eltall, denn E r hat das ganze W eltall erschaffen. Brahm a ist ein einiger, grösser G ott, der G ott, dem die Tem pel an den U fern des Ganges erbaut sind, der G ott, dem Seine alleinigen P riester — die Brahm inen — dienen. D iese P riester allein kennen den wahren G ott. E s sind schon zwanzig­

tausend Jah re vergangen, und so viele Umwälzungen auch statte gefunden haben, diese P riester bleiben dieselben, die sie immer gewesen sind, denn Brahma, der alleinige, wahre G ott, beschützt sie.“

So sprach der Brahm ine, in der H offnung, alle zu über­

zeugen, aber ein daselbst anwesender hebräischer Geldw echsler widersprach ihm.

„Nein,“ sagte er. „D er Tem pel des wahren G ottes ist nicht in Indien! . . . Und beschützt die K a ste der Brahminen n ic h t

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D er wahre G ott ist nicht der G ott der Brahm inen, sondern der G ott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Und der wahre G ott be­

schützt ausschliesslich sein israelitisches V olk. G ott hat von An­

beginn der W elt ohne A u f hören nur unser V o lk geliebt und liebt es noch. Und wenn auch jetzt unser V olk in der W elt zerstreut is t, so ist das nur eine Prüfung, und G o tt wird, wie er das ja verheissen hat, sein V o lk wieder in Jerusalem versammeln, um, wenn das W under des A ltertum s, der Tem pel von Jerusalem , wiederhergestellt is t, Israel zum H errscher über alle V ö lk er ein­

zusetzen.“

So sprach der H ebräer und brach in Thränen aus. E r wollte seine Rede fortsetzen, aber ein daselbst anwesender Italiener fiel ihm ins W ort.

„Ihr redet die U nw ahrheit,“ sagte der Italiener zu dem Hebräer. „Ih r dichtet G ott eine Ungerechtigkeit an. G ott kann nicht ein V o lk mehr lieben, als die anderen. Im Gegenteil, wenn E r auch früher das V o lk Israel beschützt hat, so sind jetzt schon 1800 Jah re vergangen, seit E r in Zorn geraten ist und zum Zeichen seines Zornes dem D asein desselben ein Ende gemacht und dieses V o lk über die E rd e verstreut hat, so dass dessen Glaube sich nicht nur nicht ausbreitet, sondern nur hier und da bestehen bleibt. G ott giebt keinem V olke den Vorzug, sondern beruft alle diejenigen, welche selig werden wollen, in den Schoss der allein seligmachenden röm isch-katholischen K irch e , ausserhalb welcher es keine Seligkeit giebt.“

So sprach der Italiener. A ber ein daselbst anwesender protestantischer P astor antwortete dem katholischen Missionär, indem er erbleichte:

„W ie könnt Ih r behaupten, dass das H eil nur in Eurem Bekenntnisse möglich sei? So wisset denn, dass nur diejenigen selig werden, die dem Evangelium gem äss, G ott nach der V o r­

schrift Je su Christi im G eist und in der W ahrheit dienen.“

D a wandte sich ein Türke, der im Zollamt von Surat diente und auch dabei sass, indem er seine P feife rauchte, m it wichtiger M iene an die beiden Christen.

„E s hilft E u ch nichts, dass Ih r von der W ahrheit Eueres Glaubens so überzeugt seid,“ sagte er. „Euer Glaube ist vor sechshundert Jah ren durch den wahren Glauben Mahomets ersetzt worden. Und wie Ih r selbst seht, verbreitet sich der wahre

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108 Leo G raf Tolstoj, Nr. 8.

Glaube Mahomets immer mehr, sowohl in Europa, als auch in Asien, und sogar in dem aufgeklärten China. Ih r selbst gebt zu, dass die H ebräer von G o tt verworfen worden sind, und als B e ­ weis dafür führt Ih r an, dass die H ebräer sich im Stande der Erniedrigung befinden und ihr Glaube sich nicht verbreitet. So müsst Ih r denn auch die W ahrheit des mahometanischen Glaubens anerkennen, denn er befindet sich im Stande der Erhöhung und verbreitet sich beständig. Selig werden nur die, die an den letzten Propheten G o ttes, an Mahomet, glauben. U nd auch von diesen nur die Anhänger O m aris, und nicht die Anhänger A li’s, denn die Anhänger A li’s — sind Ungläubige.“

B e i diesen W orten wollte der persische G ottesgelehrte, der zu der Sekte A lis gehörte, Einspruch erheben. A ber im K a ffe e ­ hause erhob sich um diese Zeit ein grösser S treit unter allen dort anwesenden Frem den der verschiedenen Glaubensrichtungen und Bekenntnisse. D a waren abyssinische Christen, indische Lamas, Ism aeliten und Feueranbeter.

A lle stritten über das W esen G ottes und darüber, wie man Ih n verehren müsse.

A lle stritten , alle schrieen. Nur ein dort anwesender Chinese, ein Schüler des Confucius, sass ruhig in einer E c k e des K affeehauses und nahm nicht T e il an dem Streite. E r trank T hee, hörte dem Gespräche zu, schwieg aber selbst.

D er Türke, der ihn mitten im Streite bem erkt hatte, wandte sich an ihn und sprach:

„Unterstütze D u mich w enigstens, guter Chinese. Du schw eigst, aber D u könntest auch etwas zu meinen Gunsten sagen. Ic h weiss, dass bei E u ch in China jetz t verschiedene Glaubensbekenntnisse eingeführt werden. E u re Handelsleute haben mir mehr als einmal erzählt, dass E ure Chinesen von allen anderen Glaubensbekenntnissen das mahometanische für das beste halten und es gern annehmen. B ek räftige also meine W orte und sage, was Du von dem wahren G o tt und Seinem Propheten h ältst!“

„ Ja , ja , sage, was Du denkst,“ wandten sich an ihn auch die übrigen.

D er Chinese, der Schüler des Confucius, schloss die Augen, dachte ein wenig nach und nestelte dann, nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte, die Hände aus den weiten Ärmeln seiner

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K leidung, legte sie auf der B ru st zusammen und begann mit leiser und ruhiger Stim m e zu sprechen.

„Meine Freunde,“ sagte er, „es scheint mir, dass die Eigen­

liebe der M enschen mehr als alles andere ihrer Übereinstimmung in Glaubenssachen im W ege steht. W enn Ih r E uch die Mühe geben w ollt, mich bis zu End e anzuhören, so will ich E u ch das an einem B eisp iel erläutern.

Ic h bin von China nach Surat auf einem englischen Dampf­

schiffe ausgefahren, das die W eltumsegelung gemacht hatte. U nter­

wegs landeten wir an dem östlichen U fer der Insel Sumatra., um W asser einzunehmen. Um die M ittagszeit gingen wir an Land und setzten uns ans M eeresufer in den Schatten von K okos­

palmen, unweit des D orfes der Inselbewohner. W ir sassen da einige Männer aus verschiedenen Ländern beisammen.

W ährend wir so dasassen trat ein B lind er zu uns heran.

D ieser Mann war, wie wir später erfuhren, davon erblindet, dass er zu lange und beharrlich in die Sonne gesehen hatte, weil er sich darüber klar werden wollte, was die Sonne sei. E r wollte das erfahren, weil er sich des Sonnenlichtes bem ächtigen wollte.

E r hatte sich lange Mühe gegeben, hatte alle W issenschaften in Anwendung gebracht, er wollte einige Sonnenstrahlen ergreifen, sie auffangen und in eine F lasche einkorken.

Lange bemühte er sich und sah immer in die Sonne und konnte nichts ausrichten, und erreichte schliesslich nur, dass ihm infolge des Sonnenlichtes die Augen zu schmerzen anfingen und er erblindete.

D a sagte er zu sich selbst: „D as Sonnenlicht ist keine Flüssigkeit, denn wäre es eine Flüssigkeit, so könnte man’s um- giessen, und es würde sich vom W inde bewegen, wie das W asser.

A ber das Sonnenlicht ist auch kein Feuer, denn wäre es ein Feuer, so müsste es im W asser verlöschen. D as L ich t ist auch kein G e ist, denn es ist sichtbar, und auch kein K ö rp er, denn man kann es nicht in Bewegung setzen. D a aber das Sonnenlicht weder flüssig, noch fest, weder ein G eist, noch ein K örp er ist, so ist das Sonnenlicht nichts.“

So entschied er und hatte davon, dass er immer in die Sonne gesehen und über dieselbe nachgedacht hatte, gleichzeitig das A ugenlicht und den V erstand eingebüsst.

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110 Leo G raf Tolstoj, Nr. 8.

Als er aber vollständig erblindet w ar, da gewann er end­

gültig die Überzeugung, dass es keine Sonne gäbe.

M it diesem Blinden trat auch sein Sklave heran. E r setzte seinen Herrn in den Schatten eines Kokosbaum es, hob von der E rd e eine Kokosnuss auf und begann aus derselben ein N acht­

licht zu verfertigen. Aus den K okosfasern machte er einen D ocht, presste aus der Nuss das O l in die Nussschale aus und befeuch­

tete den D ocht in demselben.

W ährend der Sklave seine Nachtlampe verfertigte, sagte ihm der Blinde mit einem Seufzer: „Nun, was sagst Du, Sklave? H abe ich D ir rech t gesagt, dass es keine Sonne giebt? Sieh doch, wie finster es ist. Und da sp iich t man von einer Sonne . . Und was ist denn schliesslich die Sonne?“

„W as weiss ich, was die Sonne ist,“ sagte des Sklave. „Mich geht sie gar nichts an, aber das L ich t, das ich kenne. D a habe ich ein N achtlicht verfertigt und ich werde es hell haben, und ich kann auch D ir damit einen D ienst leisten und alles in meiner H ütte finden.“

Und der Sklave nahm seine Nussschale in die Hand. „Da,“

sagte er, „das ist meine Sonne.“

D aselbst sass ein Lahm er m it einer K rücke. E r hörte das und fing an zu lachen.

„Du b ist offenbar blind geboren,“ sagte er zu dem Blinden,

„da Du nicht w eisst, was die Sonne ist. Ic h will’s D ir sagen, was sie is t: D ie Sonne ist eine feurige Kugel, und diese K ugel taucht jeden T ag aus dem M eere auf und geht jeden Abend in den Bergen unserer In sel unter; das sehen wir alle und auch Du würdest es sehen, wenn D u Augen hättest.“

E in F isch er, der dabei sass, hörte diese W orte und sagte dem Lahm en:

„Da sieht man doch gleich, dass D u über D eine Insel nicht hinausgekommen bist. W enn Du nicht lahm w ärest und ein wenig auf dem M eere umherfahren würdest, so würdest D u wissen, dass die Sonne nicht in den Bergen unserer Insel untergeht, sondern, wie sie aus dem M eere auftaucht, ebenso am Abend wieder im M eere untertaucht. Ic h rede die W ahrheit, denn ich sehe das täglich m it eigenen Augen.“

Das hörte ein Inder.

„Ich wundere mich,“ sagte er, „wie ein kluger M ensch solch

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einen Unsinn reden kann. I s t es denn möglich, dass eine Feu er­

kugel ins W asser sinke, ohne zu verlöschen? D ie Sonne ist durch­

aus keine Feuerkugel, sondern die Sonne ist eine Gottheit. D iese G ottheit heisst D eva. D iese G ottheit fährt in einem Wagen am Himmel um den goldenen B erg Spernoja.

E s kommt vor, dass die bösen Schlangen Ragu und K etu den D eva anfallen und verschlingen, und dann wird's finster.

A ber unsere P riester beten für die Befreiung der G ottheit, und dann wird sie befreit. Nur so unwissende M enschen wie Ihr, die Ih r nie weiter gekommen seid, als bis zu Eurer Insel, können sich einbilden, dass die Sonne nur ihre Insel bescheint.

D a hub ein daselbst anwesender Besitzer eines egyptischen Fahrzeugs zu sprechen an.

„Nein,“ sagte er, „auch das ist nicht rich tig; die Sonne ist keine G ottheit und umwandelt nicht bloss Indien und seinen goldenen Berg. Ic h bin viel um hergeschifft, sowohl auf dem Schwarzen M eere, als auch an den U fern Arabiens, ich war auf M adagaskar und auf den Philippinen, — die Sonne bescheint alle Länd er, und nicht bloss Indien, sie umschreitet nicht bloss einen B e rg , sondern sie geht bei den Inseln Japans auf, und darum heissen auch jene Inseln Jap en , das bedeutet in ihrer Sprache G eburt der Sonne, und sie sinkt w eit, weit im W esten hinter den Inseln Englands unter. Ic h weiss das sehr gut, weil ich’s selbst häufig gesehen und vom Grossvater vielfach gehört habe. Und mein G rossvater ist bis zu den äussersten Grenzen des M eeres gefahren.“

E r wollte noch weiter reden, aber ein englischer Matrose von anderem Sch iffe unterbrach ihn:

„ E s giebt kein Land,“ sagte er, „wo man besser wüsste, welche Bahnen die Sonne wandelt, als England. D ie Sonne, das wissen wir alle in England, steht nirgends auf und legt sich nirgends nieder. Sondern sie kreist unaufhörlich um die Erde.

W ir wissen das wohl, denn wir haben selbst soeben die W elt umsegelt und sind nirgends auf die Sonne gestossen. Überall zeigt sie sich, wie hier, des Morgens und verschwindet des Abends.“

Und der Engländer nahm einen Stock, zeichnete einen K reis in den Sand und fing an zu erklären, wie die Sonne am Himmel die Erde umkreist. A ber er konnte cs nicht ordentlich verdeut­

lichen und sagte, indem er auf den Steuermann seines Schiffes w ies;

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112 Leo G raf Tolstoj, Nr. 8.

„ E r ist übrigens klüger als ich und wird E uch das alles besser begreiflich machen.“

D er Steuermann war ein vernünftiger M ensch und hatte dem Gespräch schweigend zugehört, bis man ihn fragte. A ber jetzt, als sich alle an ihn wandten, hub er an zu sprechen und sagte:

„ Ih r alle täuscht einander und täuscht E uch selbst. D ie Sonne dreht sich nicht um die Erde, sondern die E rd e dreht sich um die Sonne, und dreht sich noch um sich selbst, indem sie im Laufe von 24 Stunden Japan, und die Philippinen, und Sumatra, auf dem wir sitzen, und A frika, und Europa, und Asien, und noch eine Menge anderer Länder der Sonne zukehrt. D ie Sonne scheint nicht bloss um eines Berges willen, nicht wegen einer Insel allein, nicht um des M eeres willen und auch nicht ausschliesslich um der E rd e willen, sondern um vieler ebensolcher Planeten willen, wie die E rd e einer ist. D as alles könnte ein jeder von Euch begreifen, wenn er hinauf zum Himmel blicken wollte und nicht sich selbst unter die F ü sse, und wenn er nicht glauben wollte, dass die Sonne bloss um seinetwillen oder seiner H eim at wegen scheine. “

So sprach der weise Steuermann, der viel in der W elt umhergefahren war und oft zum Himmel auf geschaut hatte.

„ J a , die Verirrungen und Streitigkeiten in Glaubenssachen kommen von der E ig en lieb e,“ fuhr der Chinese, der Schüler des Confucius fort. „W ie m it der Sonne, so verhält sich’s auch mit G ott. Je d e r M ensch möchte seinen besonderen G ott oder wenig­

stens den G o tt seines Heimatlandes haben. Jed es V o lk möchte in seinem Tem pel Denjenigen einschliessen, den die ganze W elt nicht umfassen kann.

Und kann irgend ein Tem pel demjenigen gleichgestellt werden, den G ott selbst errichtet hat, um in ihm alle M enschen zu e in e m Bekenntnisse und zu e in e m Glauben zu vereinigen?

A lle Tem pel von Menschenhand sind nach dem V orbild dieses Tem pels — der W elt G ottes — erbaut worden. In allen Tempeln sind T au fbecken, Gew ölbe, K erzen, B ild er, Inschriften, G esetzbücher, O pfer, A ltäre und Priester. A ber in welchem Tem pel findet sich ein T au fbecken, wie der Ozean, ein Gewölbe wie das Himmelsgewölbe, solche L euchter wie die Sonne, der Mond und die Sterne, solche Bilder, wie die lebendigen, einander

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liebenden, einander helfenden M enschen? W o sind die Inschriften von der Güte G ottes, die so verständlich wären, wie die W ohl- thaten, welche von G o tt allenthalben zum W ohle der Menschen ausgestreut sind? W o ist ein Gesetzbuch, das allen so deutlich wäre, wie das, das jedem in’s Herz hineingeschrieben is t? W o sind die O pfer, die den Opfern der Selbstverleugnung gleichkämen, die liebende M enschen ihren Nächsten bringen? Und wo ist der A ltar, der dem Herzen eines guten Menschen vergleichbar wäre, auf dem G o tt selbst das O pfer entgegennimmt?

J e höher die Vorstellung des Menschen von G ott sein wird, desto besser wird er Ihn erkennen. J e besser er aber G ott erkennen wird, desto mehr wird er sich Ihm nähern, Seiner Güte, Barm herzigkeit und Menschenliebe nacheifern.

Und darum soll derjenige, der das ganze L ich t der Sonne, das die W elt erfüllt, sieht, den abergläubigen Menschen nicht verurteilen und verachten, der in seinem Götzenbild nur einen Strahl desselben L ich ts erblickt, er soll auch den Ungläubigen nicht verachten, der erblindet ist und das L ich t gar nicht sieht.“

So sprach der Chinese, der Schüler des Confucius, und alle im K affeehause Anwesenden verstummten und stritten nicht mehr darüber, wessen Glaube der bessere sei.

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Rundschau.

Z u r E rin n eru n g an die W ied erk eh r von H e rd e rs G eb u rtstag , der am 25. A ugust 1744 geboren w urd e, h a t das D iplom -M itglied unserer G esell­

sch aft, H e rr D ire k to r D r. B . S u p h a n , der als H erau sgeber von H erd ers W erk en dazu besonders beru fen w ar, ein kleines S ch riftch en v erfasst: A u s H e r d e r s F r ü h z e i t (W eim ar, H . B öhlau ). Z eitlich behand elt die S c h rift nu r etw a ein J a h r aus H erd ers L eb en (1 7 6 9 — 1770), ab er im A nschluss an die E rleb n isse dieses Ja h r e s g iebt Su p h an aus der F ü lle seiner K en n tn isse ein so lebensvolles B ild des jun gen H e rd e r, dass m an die P ersö n lich k eit des M annes k la r und d eutlich vor sich sieh t. E s ist das J a h r , in dem H erd er m it G oethe in Strassb u rg zusam m entraf — eine B egegn un g, die G oethe das bedeutendste E reig n is seines Strassb u rg er L eb en s genan nt h a t, und die Z eit, wo er L essin g in H am b u rg kennen lern te und von diesem seinerseits w ichtige A nregungen em pfing. D as B ü ch lein ist den M itarb eitern an der H erd er- A usgabe gew id m et; w ir em pfehlen es aber auch allen M itglied ern unserer G esellsch aft au f das angelegentlichste.

F reu n d e freier W issen sch aft und religiöser D u ld sam k eit in R h ein lan d und W estfa len haben sich zu dem Zw ecke vereint, von Z eit zu Z eit ihrem S in n e entsp rech end e w issen sch aftliche P reisau fg aben fü r die studierende Ju g e n d der rh ein isch -w estfälisch en H o ch schu len zu stellen. F ü r das lau ­ fende J a h r 1894/95 stellen dieselben als eine solche P reisau fg abe die D a r ­ stellu n g vo n: „ F r i e d r i c h s d e s G r o s s e n A n s i c h t e n u n d T h a t e n a u f d e m G e b i e t e d e r r e l i g i ö s e n T o l e r a n z “ . D ie P reisarb eit muss u n ter B enu tzu ng der bisherigen A rb eiten aus den inzw ischen zugän glich gem achten Q uellen gesch öpft und in d eutsch er Sp rach e allgem ein anziehend ausgefü hrt sein. Zu der P reisbew erbu ng werden alle A kadem iker von A a ch e n , B on n und M ü n ster, w elche bei der A blieferu n g das zw ölfte Sem ester n ich t ü b er­

sch ritten haben, gleichviel ob sie n o ch studieren oder bereits exm atrik u liert sind, zugelassen. D ie A rb eit m uss bis zum 1. N ovem ber 1895 einem der U nterzeich neten übergeben w erd en, w elche im A u fträg e der bezeichneten G em ein sch aft das P reisrich ter-K o lleg iu m bilden. D e r N am e des V erfassers ist in einem d u rch das M otto der A rb eit bezeichneten U m schlag verschlossen beizulegen. D e r ausgesetzte P reis b esteh t in 6 0 0 M k. D ie A rb eit verbleibt

(13)

dem V e rfa ss e r; die bezeichnete G em ein sch aft ist gegebenenfalls b e re it, die D ru ck leg u n g derselben zu verm itteln und zu unterstützen. B o n n , den 15- J u n i 1894. D er A u fru f ist u n terzeich n et: D ire k to r D r. F r . C r a m e r - M ü l- heim a. R h ., K au fm an n G u s t a v H e i m e n d a h l - C refeld , G eheim rat P ro f.

D r. J ü r g e n B o n a M e y e r - B o n n , P rof. D r. T h o r b e c k e - D e t m o l d .

D e r G r a b s t e i n des C om enius, der in der ehem aligen K irch e der franz.-reform ierten G em einde zu N aarden seine L eich e deckte, befind et sich gegenw ärtig im B esitz des W a is e n h a u s-V erw alters H e rrn A. L . de R oeper in N aarden (F rau en strasse 91), der zu näherer A u sk u n ft b ereit ist.

D em C entralausschuss zur F ö rd eru n g 1 d er Ju g e n d - und V olksspiele ist zu H än d en seines V orsitzend en, des A bgeordneten v. Schen ckend orff, das nachstehend e Sch reib en zugegangen: „ P o ts d a m , den 16. M ai 1894. Se.

M ajestät der K a is e r und K ön ig haben den m ittelst Im m ed iatein gabe vom 30. v. M. überreich ten d ritten Ja h rg a n g des L ehrb u ch es fü r Ju g en d - und V olk ssp iele gern anzunehm en geru ht und lassen fü r diese M itteilun g freund ­ lich st danken. A llerhöchstd ieselben geben dabei ihrer F reu d e A usdruck, dass die Bew egungsspiele, wie das Ja h rb u c h ersehen lässt, eine stetig zunehm ende A u sbreitun g im deutschen V o lk e fin d en , und wünschen den verdienstvollen B estrebu ng en des Centralausschusses au f diesem G ebiete w eiteren E rfo lg.

Im A llerhöchsten A u fträg e erlau be ich m ir, den A usschuss hiervon ergebenst in K en n tn is zu setzen. — D er G eheim e K a b in e tsra t W irk lich er G eheim er R a t v. L u ca n u s.“

„ D a s H e i l d e r W e l t “ — eine kleine B roschü re von F r . H o lt- sch m id t (Brau nschw eig) rich tet sich gegen die G esellsch aft fü r ethische K u ltu r und fü h rt aus, dass dieselbe au f die religionslose M enge keinen E in ­ fluss gew innen könne, denn ethische K u ltu r anders als durch R eligion anzu­

streben, heisse aus einem vom Stam m e abgelösten Zweige noch B lü te und F ru c h t erw arten w ollen. H e rr H o ltsch m id t ist M itglied der C. G.

N u nm ehr ist auch in M ü n c h e n ein „ V e re in zu r G ründung eines M äd ch en -G y m n asiu m s44 ins L eben getreten. D ie Satzungen sind entw orfen von H e rrn S ch u lra t D r. R o h m e d e r ; an den Beratungen nahm en u. a. teil die H erren G eh. R a t D r. v. W i n c k e l , P a u l H e y s e , U niv .-P rof. D r. B a u e r , R e k to r S i c k e n b e r g e r , sowie eine A nzahl F rau en . D e r neue V erein h at la s c h eine erhebliche M itgliederzahl gewonnen. D ie beiden an erster Stelle genan nten H erren gehören unserer G esellsch aft an.

B ei G eleg enh eit des 18. W estfälischen L e h re rta g s, der am 27. und 28. M ärz zu W i t t e n stattfan d , h ielt H e rr L eh re r S i e v e r t (N iederscheiden) einen V o rtra g ü b er „ D ie p h ilosop h isch -p äd agogisch e L e h re F ro h sch a m m e rs“ . D e r V o rtrag en d e h atte seinen A usführungen die nachfolgenden L eitsätze zu G runde g eleg t:

1. D a die P hilosop hie F ro hscham m ers im G egensätze zum M aterialis­

m us und P ossibilism us die B egrün du ng einer idealen W eltan sch auu ng

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116 Rundschau. Nr. 8.

bezw eckt, so verd ient dieselbe das eingehendste Stu d iu m des L e h re r­

standes.

2. D ie in F ro h sch am m ers Sy stem en th alten e P sy ch o log ie und E th ik sind beim A usbau der pädagogischen F u n d am en tsleh re un en tb eh r­

lic h , die allgem eine P äd ag og ik und M eth od ik zur tieferen B e ­ gründ ung m anch er schon je tz t gültigen L eh ren wohl geeignet.

3. U m eine w irksam ere V erw ertu n g der neueren P hilosop hie fü r die P äd agogik zu erm ög lich en , beschliesst die V ersam m lu n g die B e ­ gründung einer V erein ig u n g fü r pädagogische H ilfsw issen sch aften und allgem eine P äd ag o g ik ; letztere e rk lä rt ihren B e itr itt zur freien V erein ig u n g fü r philosophische P ädagogik.

B e i der V ersam m lu n g w aren 50 V erein e d urch 107 A bgeord nete ver­

tre te n ; im ganzen nahm en etw a 6 0 0 L e h re r an der H au ptversam m lu ng teil.

D en V o rsitz fü h rte R e k to r K u h l o (B ie le fe ld ), der in seiner einleitenden A nsprach e auch unseres V o rsta n d s-M itg lied es, des R ek to rs D ö r p f e l d , in w arm en W o rten gedachte. D ie E rgänzu ngsw äh len ergaben die W iederw ahl K u h lo s als V orsitzend en und des H au p tleh rers L i n n e w e b e r (H a g e n ) als ersten S c h riftfü h re r. D e r letztere ist thätiges M itglied der C. G . und V o r­

stand s-M itglied des C om en ius-K ränzchen s in H agen .

Z u dem A ufsatz in N r. 6/7 der M .M . der G .G . „ C o m e n i u s in d e r b a y e r i s c h e n A b g e o r d n e t e n k a m m e r “ , der übrigens in- und ausserhalb B ay ern s m ehrfach e B each tu n g gefunden und uns eine A nzahl neuer M it­

g lieder zu g efü h rt h a t, h ab en w ir einen N ach trag zu m achen. In den sten o­

graphischen B e ric h te n , sow eit sie uns zugegangen w aren , fand sich die E rw id eru n g n ich t, die H e rr A bg. D r. A n d reae aus K aiserslau tern , D iplom - M itg lied unserer G e se llsch a ft, dem A bgeord neten H au s au f seine A n g riffe w ider Com enius h a tte zu te il werden lassen. N achdem wir je tz t davon K en n tn is erh alten hab en , wollen w ir n ich t versäum en, unsern L esern n ach ­ trä g lich davon K en n tn is su geben. H e rr D r. A nd reae sa g te : „M it m einem u n m ittelb aren V o rred n er (H au s) besch äftig e ich m ich je tz t n ic h t; derselbe h a t einen solchen R a tten k ö n ig von Beschw erden u n term isch t m it U n rich tig ­ k eiten und V erw irru ng en vo rg ebracht, dass dazu eine so lange Z eit gehörte, wie sie m ir je tz t n ich t m ehr zur V erfü g u n g steh t. I c h denke aber später, geleg entlich der V o lk ssch u le und ih rer B ehan dlun g, werden w ir noch d arauf zurückkom m en. J e t z t w ill ich n u r eins b em erk en : W e r in e i n e r s o l c h e n W e i s e v o n C o m e n i u s r e d e n k a n n , d e r k e n n t d e n M a n n n i c h t . Com enius ist einer der frö m m sten , positiv fröm m sten M än n er, die in der

• K irch en g esch ich te Vorkommen, und v ielleich t ist es den H erren da drüben (C entrum ) nich t u n in teressan t, d ass, da w ir vor einigen Ja h r e n in K aisers­

lau tem eine C om eniusfeier veran stalteten , es gerade die beiden K ollegen des H e rrn K ollegen H au s w aren , w elche an dieser F e ie r einen regen und leb ­ h aften A n teil nahm en.“ — D azu sei b e m e rk t, dass ebenso wie in K a isers­

lau tern in m anchen anderen S täd ten k atholisch e G eistlich e bei der J a h r ­ h u n d ertfeier sich th ä tig b eteilig t haben.

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Am 1. J u n i, als am 1 50jäh rig en G ebu rtstage des verdienten Pädagogen S a lz m a n n , des G ründers der E rziehu ng san stalt in Sch n ep fen th al, wurde vor der B on ifaziu sk irch e zu Söm m erda sein D en k m al eingew eiht und an seinem G ebu rtsh ause eine G ed en k tafel angebracht. D as D en k m al h at die F orm eines O belisken und ist aus graugelbem S eeberg er San dstein gehauen.

A us A nlass dieser F e ie r v erö ffen tlich te A. T r i n i u s eine „ F e stsch rift zur F e ie r der E n th ü llu n g des D en k m als in Söm m erda fü r Chr. G . Salzm an n , geb.

1. J u n i 1744, gest. 31. O k t. 181 1 “ (E rfu rt, H . N eum ann).

D ie G esellsch aft fü r V olksw ohl in E m d en h a t im Ja h r e 1890 ein S e m i n a r f ü r K i n d e r g ä r t n e r i n n e n g egrü nd et, das u n ter der L eitu n g von F rä u l. J o h a n n a M e c k e sich eines stetigen A ufschw ungs erfreut. In R ü ck sich t au f die verdienstvollen L eistu ngen der A n stalt h at die K ön igl.

R egieru n g zu A u rich u n ter dem 15. J u n i 1894 einen E rlass in ihrem A m ts­

b la tt v erö ffen tlicht, in dem die A n stalt nachd rü ck lich und warm em pfohlen wird. W ir können aus eignen W ahrnehm ungen das günstige U rteil der K g l.

R egieru ng nu r bestätigen und den Besuch des Sem inars befürw orten.

H e rr D r. E . L e n t z , O berlehrer in B orten stein (O stpreussen), der unseren M itgliedern schon d urch seine A rb eit ü ber Comenius bekan nt ist (s. M. H . der C. G . 1893 S . 8 7 ), v erö ffen tlich t in N r. 4 der Z eitsch rift f. d.

R efo rm der höheren Schu len vom 26. Nov. 1892 einen A ufsatz über „ d ie e i n h e i t l i c h e M i t t e l s c h u l e in d e r G e s c h i c h t e d e r P ä d a g o g i k “ , der fü r uns von In teresse ist. L . geht n atü rlich von den bekan nten A nschau­

ungen des Com enius a u s; dann weist er nach, wie J o h . M a t t h i a s G e s n e r (1 6 9 1 — 1 7 6 1 ), der sich au ch in anderen P u n k ten vielfach m it C. berüh rt, verw andte A nschauungen gehegt h a t und kom m t sch liesslich au f H e r d e r und F r . A u g . W o l f zu sprechen. L eid er w ar der R au m , der L . zur V e r ­ fügung stand, knapp bem essen, und die A usführungen sind d aher skizzen­

h a ft geblieben.

D ie S ta d t E isen b erg (S .-A lte n b u r g ) h a t ihrem berühm testen Sohne, K a r l F rie d ric h C h ristia n K ra u s e , ein D en k m al errich tet, aber die G ra b ­ stä tte des bedeutenden M annes — er ist am 27. Sep tem ber 1832 zu M ünchen gestorben und begraben — soll nach verlässlichen N ach rich ten ohne jed e P fleg e und ohne jedes Erinnerungszeichen sein. W ir b itten diejenigen unserer M itglied er, die d arüber N äh eres w issen, uns g efällig st N ach rich t zu geben.

D ie G em eindevertretung von S c h ö n e b e r g h a t in ih rer Sitzun g vom 14. J u n i d. J . beschlossen, ein L eib niz-R ealg y m n asiu m , d. h. ein R eal-G y m ­ nasium nach A l t o n a e r S y s t e m einzurichten. D e r V o rsch lag w ar von der Schulkom m ission gem acht worden, fand anfan gs aber lebh aften W iderstand.

E rs t der B erich t von den ausgezeichneten E rgebn issen , die in A ltona erzielt worden sin d , überzeugte dio M ehrheit von der N ü tzlich keit der neuen E in rich tn n g .

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118 Rundschau. Nr. 8.

D ie V orbereitu ngen über die E rrich tu n g : ein es B a s e d o w -D e n k m a ls sind je tz t zum A bschluss gekom m en. B ereits am 23. Sep tem ber, dem T od es­

tage des grossen P h ila n th ro p h e n , soll die E n th ü llu n g in D essau stattfind en.

D as D en k m a l, dessen H ö h e 4 ,5 0 m b etrag en w ird, b esteh t nach dem je tz t g enehm igten E n tw u rf aus einem S o ck el m it G ed en k tafel, au f dem sich ein O belisk m it dem M ed aillonbild B asedow ’s erhebt.

V o n der B io g rap hie F rie d r ic h A lb e rt L a n g e s , die O. A. E llissen im J a h r e 1891 v erö ffen tlich t h a t , ersch ein t je tz t eine w ohlfeile A usgabe ohne P o rträ t zum P reise von 3 M. geb. — Im J u n i - H e f t des „N o rd w est“ ver­

ö ffen tlich t D r. K n a b e einen hübschen A ufsatz über L ange.

G e d e n k t a g e .

S e p t e m b e r . 1 . Sep tem ber 1754 A. H. Niemeyer zu H a lle geb.

5 . 1568 Thomas Campanella zu S tilo in C alabrien geb.

9 . ,, 175p> Joh. Laur. Mosheim in G öttin g en gest.

1 1 . 172 3 Joh. Bernh. Basedow in H am b u rg geb.

1 8 . 17 9 2 A. G. Spangenberg in B erth elsd o rf gest.

2 0 . 186 3 Jac. Grimm zu B e rlin gest.

2 3 . 172 8 Christian Thomasius in H a lle gest.

2 4 . 1541 Theophr. P aracelsus von Hohenheim in Salzb u rg gest.

2 7 . 1832 Karl Christian Friedrich Krause zu M ü nchen gest.

2 8 . 1829 Fr. Dittes zu Irfersg riin im V o gtlan d geb.

2 8 . 1828 Friedr. Alb. Lange zu W ald bei Solingen geb.

O k t o b e r .

9 . O ktober 16 9 5 (od. 1694) Joh. Laur. Mosheim in L ü b e c k geb.

1 1 . 1 73 4 Fr. Eberhard von Rochow in B erlin geb.

1 4 . 1644 William Penn zu London geb.

1 5 . 1 8 1 0 E rö ffn u n g der B e rlin e r U niversität.

1 8 . 1571 Wolfg. Ratichius zu W ils te r in H o lstein geb.

2 2 . 1818 Joachim Heinrich Campe zu B raun sch w eig gest.

2 6 . 1694 Samuel Freiherr von Pufendorf zu B erlin gest- 2 6 . 1757 Friedrich Karl Freiherr vom Stein zu N assau geb.

2 8 . 1704 John Locke zu O ates gest.

2 9 . 1 5 9 0 Dirck Volkertszoon Coornheert zu G ouda gest.

2 9 . 1 79 0 Friedr. Adolf Diesterweg zu Siegen geb.

3 1 . 1811 Christ. Gotthilf Salzmann zu Sch n ep fen th al gest.

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Gesellschafts -Angelegenheiten.

Einnahmen und Ausgaben der C. G. im Jahre 1893.

E innahm en.

1. V o rtra g aus dem J a h r e 1892 ... 11,96 M.

2. Ja h re s b e itra g von M itgliedern fü r 1893 (ein sch liesslich der n ach träg lich fü r 1892 eingegangenen B eiträ g e):

a. in B a a r ... 6 078,36 M.

b . durch A n r e c h n u n g ... 3 4 1 ,8 0 „

6420,16 „ 3. E in m alig e B e i t r ä g e ... 156,25 4. A us dem buchhändlerischen V ertrieb der Z eitsch riften . . 367,76 5. K assen -S ald o (geleisteter V o r s c h u s s ) ... 5 4 6,82 Su m m a 7502,95 M, A u sgaben .

1. R estb eträg e aus 1892 ... 557,44 M, 2. G esch äftsfü hru ng, w eiterer A usbau der G esellsch aft (W erbu ng

neuer M itglied er) u. s. ... 1641,11 3. F ü r die Z eitsch riften und V eröffen tlichu ngen der G esellschaft

(V ergütun g der M itarb eit, H erstellu ng im D ru ck , V ersand an die M itglieder, E ntschädigung u. Spesen fü r den V e r­

leger) ...4716,95

4. K o sten der P fleg sch aften und Com enius-K ränzchen . . . 161,80 5. B eiträg e fü r verwandte G e s e l l s c h a f t e n ... 10,—

6. Sp esen fü r den K o m m is s io n s -V e r la g ...183,88

7. B ü ch er und B u c h e i n b ä n d e ... 65,51 8. V erm ischtes ...166,26

Su m m a 7502,95 , F ü r den G esam tvorstand der C om en iu s-G esellsch aft:

(gez.) A rch iv -R at D r. K e lle r , (gez.) M o len aar & C o.,

V o rsitzen d er. Sch atzm eister.

(gez.) Jo se p h M ü ller, D iakonus, ( „ ) W ilh elm B ö ttic h e r , Professor,

Rech n un g sp rüfer.

(18)

120 Gesellschafts-Angelegenheiten. Nr. 8.

Bemerkungen zur Jahresrechnung 1893.

1. D ie Ja h r e 1891 und 1892 haben als E i n r i c h t u n g s j a h r e zah l­

reiche e i n m a l i g e und a u s s e r o r d e n t l i c h e A usgaben notw endig gem acht.

D iese r U m stan d kom m t in der vorliegenden Ja h resrech n u n g fü r 1893 noch dadurch zum A usdru ck, dass w ir als R estb eträg e fü r 18 9 2 n ach träg lich die Su m m e von M . 5 5 7 ,4 4 haben bezahlen m üssen.

2. Z ieh t m an diesen R e stb e tra g von der G esam tsum m e der vorjährigen A usgaben ab, so erh ält m an die Su m m e der l a u f e n d e n A usgaben in der H ö h e von M . 6 9 4 5,56. M ithin übersteigen die E in n ah m en im B etra g e von M . 6 9 5 6 ,1 3 die laufenden A usgaben um M . 10,57.

3. E s sind fü r 1893 n o ch zugesagte Ja h re sb e iträ g e in d er H ö h e von etw a 3 0 0 M . rü ck stän d ig ; nim m t m an a n , dass davon die H ä lfte noch ein- gelit, so wird sich der Ü bersch uss der laufend en E in n ah m en üb er die lau fen ­ den A usgaben au f etw a 160 M . stellen.

4. U n ter den A usgaben des Ja h r e s 1893 sind drei P o sten im B etrag von M. 6 50, die als k ü n f t i g w e g f a l l e n d bezeich net werden können.

E in e freun dlich e B e s p re c h u n g unserer S c h rifte n fin det sich in N r. 18 der „ C h r i s t l i c h e n W e l t “ vom 3. M ai d. J . worin der V erfasser au f folgenden (M .H . 189 4 S . 65 citierten ) A usspruch S c h l e i e r m a c h e r s verw eist:

„W enn die R efo rm atio n , aus deren ersten A nfängen unsere K irch e hervor­

gegangen ist, n ich t das Z iel h a t, einen ewigen V e rtra g zu stiften zwischen dem lebendigen G lauben und der nach allen Seiten freigelassenen unabhängig fü r sich arbeitenden w issenschaftlichen F o rsch u n g , so dass je n e r n ich t diese hindert, und diese n ich t jen en au ssch liesst, so leistet sie den Bedü rfn issen unserer Z eit n ich t G enüge, und w ir b e d ü r f e n n o c h e i n e r ä n d e r n , w ie u n d a u s w a s f ü r K ä m p f e n s i e a u c h e r w a c h s e n m ö g e . M eine feste Ü berzeugung is t, der G rund zu diesem V ertrag e sei schon dam als gelegt und es th u e n u r N ot, dass w ir zum bestim m teren Bew usstsein der A ufgabe kom m en, um sie auch zu lösen.“ W en n der V erfasser daran anschliessend b e m e rk t, dass in dieser Ü berzeugung auch ein G rund satz der Com enius- G esellsch aft zum A usdruck k om m e, so h at er eins der Z ie le , die uns vor­

schw eben, sehr rich tig g ekennzeichnet. G erade deshalb zählen w ir auch Sch leierm ach er zu den U nsrigen. — D e r Ja h rg a n g 1893 unserer M .H . fin det neuerdings in der Z e i t s c h r i f t f. p r a k t i s c h e T h e o l . X V I . J a h r g . (1894) H e ft 2 (M ärz) S . 185 eine anerkennende B eu rteilu n g und ebenso in N r. 28 der R e f o r m i e r t e n K i r c h e n z e i t u n g vom 15. J u l i d. J .

Z u B r e m e n h a t H e rr O berlehrer D r. E . B r e n n i n g im litterarisch en V ere in ü b er die C .G . gesproch en; ebend ort wird H e rr H au p tleh rer K . M e l c h e r s im L eh rer-V e rein einen V o rtra g ü b er Z w eck, E n tste h u n g und E n tw ick lu n g der C. G . h alten . W ir b itten unsere M itglied er in anderen S tä d te n , in g leich er W eise au f das B ekan ntw erd en unserer B estrebu ngen hinzuw irken.

(19)

W ir em pfehlen unseren C. Z. G . und C. K . sowie den M itgliedvereinen der C .G . folgende B ü ch er zur A nschaffu ng und B esp rech u n g :

A n d re a e , D r. C a r l, Z u r inneren Entw icklun gsgesch ichte der deutschen L eh rerbild u n g s-A n stalten K aiserslau tern, J . J . T asch er, 1893.

C a r rid re , M ., R elig iöse R ed en und B etrachtu n g en fü r das deutsche V o lk . (Ges. W erk e B d. X I V , Lpz. F . A . B rock h au s, M- 7.)

H e n n e am R l i j n , das C hristentum und der F o rtsch ritt. L p z., M. Sp ohr, 1892. 121 S S . M . 1,80.

S c h w a rz , H e rrn ., W a s will der kritische R ealism u s? L pz., D u n ck er u.

H um blot, 1894, M. 1.

U p h u es, G osw in K ., Ü b e r die E xisten z der A ussenwelt. (Psychologische S e ite der F ra g e.) V o rtra g zur G ründung des Zw eigvereins der Com enius-G esellschaft in H alle a./S. am 29. J u n i 1894. (So n d er­

abd ru ck aus der N euen pädag. Zeitung.)

W illm a n , D r. 0 . , D ie soziale A ufgabe der höheren Schu len. 1891.

E s em pfiehlt sic h , dass die H erren B erich te rsta tte r den betreffend en S ch rifte n einige L e i t s ä t z e entnehm en, die der Besprechung zur G rundlage zu dienen haben. D iese L eitsätze sind th u n lich st durch U m d ru ck zu ver­

vielfältigen und gleichzeitig m it den E in lad un gen den M itgliedern zuzustellen.

A m 7. A ugust d. J . ist zu H a lle a / S . eine C o m e n i u s - Z w e i g - g e s e l l s c h a f t ins L eb en getreten. A n der Sp itze derselben steh t H e rr U n iv ersitäts-P rofessor D r. U p h u e s , der bisherige B evollm äch tig te der C .G . in H alle. Sein V e rtre te r ist H e rr In sp ek to r T r e b s t , Schatzm eister ist H e rr L eh rer P . H o f f m a n n . D ie C .G . zäh lt in H a lle gegenw ärtig 58 M it­

g lied er, d arun ter die H erren U niversitäts - P rofessoren D r. B . E r d m a n n , D r. T h . L i n d n e r , G eh. R a t D r. E d . L o e n i n g , D r. L o o f s , D r. H e r r n . S u c h i e r , P rivatd ozen t D r. H . S c h w a r z , G y m n asial-P ro fesso rD r. R .M e n g e , die L eh rer B r i n k m a n n , B u r g h a r d t , K ä m m e r , K l o t z s c h , K ü h l e ­ w i n d , S c h i m m e l , V o i g t und andere. W ir freuen u n s, diesen E rfo lg unserer B estrebu n g en gerade in H a lle feststellen zu k ö n n en ; es wird der neuen C .Z .G . bei den reichen Ü berlieferu ngen , die gerade hier aus dem A rb eitsg eb iet der C G . vorhanden sind, an reichem Stoff fü r ihre V erh an d ­ lungen n ich t fehlen, und sie wird sich durch die Pflege dieser geschichtlichen Erinn eru n g en gerade heute, wo andere Ström u ngen v ielfach Boden gew innen, ein grosses V erd ien st erw erben. W ir rufen ih r ein herzliches G lü ck au f zu !

In der A u g u st-S itzu n g der C. Z . G . R e m sch e id h ielt H e rr H au p tleh rer B e c k e r - R em scheid einen V o rtra g über das T hem a „C om enius als Pädagog und besonders seine S tellu n g zu der B edeu tu ng des Sach U nterrichts “ . In d erselben Sitzu n g m achte der V o rsitzen d e, H e rr H au p tleh rer L a m b e ck , im A nschluss an eine von dem V erw altu n gs-A u ssch u ss der C .G . gegebene A nregung den V o rsch la g , von dem in den Satzu ngen vorgesehenen R ech te G ebrau ch zu m achen und fü r die C. Z. G . R em scheid einen eignen U n ter­

scheidungs-N am en in G ebrau ch zu nehm en. D ie V ersam m lung beschloss zu E h ren F ried rich W ilhelm D örp feld s, des M itbegründers der Com enius-

M iH eilungen der C oinenius-G eselL scliaft. 18<J4. q

(20)

122 Gesellsch af ts- A n gelegenheiten. Nr. 8.

G esellsch aft, den U nterscheid ungs - N am en nach diesem hervorragenden G esinnungsgenossen zu wählen und sie wird in Z u k u n ft den N am en fü h ren :

C .Z .G . R em sch eid . Zu D örpfelds G e d äch tn is.

W ir beglückw ünschen die M itglied er der C .Z .G . zur W a h l dieses N am ens und bitten alle unsere F reu n d e im bergischen L and e, die zugleich A nh änger D örpfelds w aren und sind, die B estrebu n g en der C .Z .G . R em scheid zu unterstützen. W ir h o ffe n , dass die genannte Z w eiggesellschaft fü r die Pflege von D örpfelds G edächtnis ein dauernder M ittelp u n k t werden wird.

So bald die Z w eiggesellschaft zur G ew innung eines festen V ersam m lungsraum s g elangt ist (w as wir dringend em p feh len ) wird sich G elegenh eit fin d en , das A ndenken ih rer P atro n e auch d urch die A u fstellu ng von B ü sten oder B ild ern zu pflegen und zu ehren. A uch deren W ah lsp ru ch kann sie zu dem ihrigen m achen.

D as C om enius-K ränzchen in L en n ep h a t am 10. J u n i d. J . seine erste öffentliche V ersam m lu n g abgeh alten . H e rr P rofessor D r. W i t t e eröff'nete die V erhand lungen und begrüsste die A nw esenden m it einer kurzen A nsprache, die das d reifach e Z iel b eleu ch tete, das sich die C. G . g esteck t h at. A lsdann h ielt H e rr L e h re r S c h m i t z einen sehr anregenden und m it B e ifa ll auf- genom m enen V o rtra g über Zw eck und Z iel der C. G . N ach B eendigung dieses V o rtr a g s, dessen w esentlicher In h a lt durch das L enn ep er K re isb la tt vom 11. J u n i 1894 zur K en n tn is w eiterer K reise g eb rach t worden ist, verlas H e rr P ro f. W itte eine Z u sch rift des V orsitzend en der C. G ., das der B e frie ­ digung ü b er die in L enn ep erzielten E rg ebn isse A usdru ck gab und die H offn un g au ssp rach, dass das neugegründete K rän zch en sich stets im G eist des Com enius beth ätig en werde. A lsdann hielt H e rr L eh rer W e i s h a u p t einen V o rtra g über „Com enius und seine G ru nd sätze“ . H e rr P rofessor D r.

W itte sprach au ch diesem R ed n er den w ohlverdienten D an k der V ersam m lung aus und hob im L a u fe der V erh an d lu n g hervor, wie w ichtig es sei, andere, gleichen und ähn lichen B estrebu ng en gew idm ete V erein e als M itglied er zu gew in nen, vor allem a b e r , die L ösu ng p rak tisch w ichtiger und weiteren K reisen verstän dlich er A ufgaben in die H an d zu nehm en. In solchem Sin n e wurde au f seinen V o rsch lag als G egenstand der nächsten öffentlichen V e r­

sam m lung u n ter Z u stim m ung der Anw esenden ein V o rtra g ins Auge gefasst ü b er die F r a g e : „W as und wie soll unsere Ju g e n d lesen ?“ A uch einige der H e rrn O rtsgeistlichen w ohnten den in einm ütigstem G eiste gepflogenen V e r­

handlungen bei, die gegen 8 U h r geschlossen wurden.

(21)

Satzungen der Zweiggesellschaften (C. Z. G.).

D iese Satzungen e n th a lte n n u r die G rundzüge. B e i etw aigen B eratu n g en können S treichungen und Z u sätze g e m ach t w erden, sofern dieselben k ein e grund sätzlichen Ä nderungen e n th alten .

§ . 1 . In O rten oder B ez irk e n , wo die V oraussetzungen dauernder E in rich tu n g en vorhanden sind, k an n eine Zw eiggesellschaft der C .G . (C .Z .G .) e rrich tet werden. D ie erforderlich e Stiftu n g s-U rk u n d e h at der V orsitzende der C. G . auszufertigen.

§. 2. D ie C .Z .G . haben im A llgem einen die A u fg ab e, alle B estre­

bungen zu u n terstü tzen , w elche d arauf abzielen : a. die V olkserziehu ng au f dem W eg e der f r e i w i l l i g e n B i l d u n g s p f l e g e zu heben und zu fö rd e rn ; b. der E r z i c h u n g s l e h r e und ihren V ertretern die ihnen gebüh­

rende S tellu n g in der W issen sch aft wie im V o lk sleb en zu sich ern ; c. die a l l g e m e i n e V o l k s s c h u l e zur D u rch fü h ru n g zu b rin g en ; d. die N e u ­ o r d n u n g d e s h ö h e r e n S c h u l w e s e n s nach M assgabe eoinenianiseher G rundsätze (F r a n k fu rte r S y ste m ) zu bew irk en ; e. die S i t t e n l e h r e zum selbständ igen L ehrg eg en stand zu erh eben ; f. der M u t t e r s p r a c h e im V o lk sleb en wie im U n te rric h t zu ihrem R ech te zu verhelfen.

§. 3. Im Besonderen sollen die C. Z. G . die E i n r i c h t u n g p l a n - m ä s s i g e r V o r tr a g s -K u r s e zur W eiterbild u n g der erw achsenen Ju g e n d nach A rt der in einigen L änd ern bestehenden sog. V o l k s h o c h s c h u l e n und A k a d e m i e n ins A uge fassen und feste F o rm en und O rganisationen dafür zu finden suchen.

§. 4. W o die E in rich tu n g solcher V o rtr a g s -F o lg e n zunächst n ich t erreich b ar sch e in t, sollen die C .Z .G . die S ch a ffu n g gem einnütziger V era n ­ staltu n g en erstreben , die als V o r s t u f e n solcher V olks-A kadem ien verw ertet werden können, besonders die G ründung von V o l k s b i b l i o t h e k e n , L e s e ­ h a l l e n , F o r t b i l d u n g s - A n s t 'a l t e n , U n t e r h a l t u n g s - A b e n d e n , H a u s ­ h a l t u n g s s c h u l e n , H a n d ü b u n g s - K u r s e n u. s. w. B ei allen V era n ­ staltu ngen ist au f die M itw irkung der erw achsenen Ju g e n d als L eh rer und L ernen d e besonderes G ew icht zu legen.

§■ 5. D ie C. Z. G . haben fü r diese gem einnützigen V eran staltu n g en die M itw irk u n g staatlich er, k irch lich er, ständ ischer oder städ tisch er B ehörden sowie die H ü lfe von verw andten V erein e und K örp ersch aften (Bildungs-

\ ereinen, litterarisch en u. wissensch. V erein en, L eh rer-V e rein en , Schu lreform - V erein en , S p ra ch -V erein en , F rö b el-V erein en , H e rb art-V erein en u. s. w.) thun- lich st zu erstreben und die S ch affu n g eines M ittelp u nk tes und eines H eim s fü r ihre C om enius-A nstalten sofort ins Auge zu fa sse n ; die F ra g e ob dies Ziel m it H ü lfe des G enossenschaftsw esens zu erreichen ist, bleibt in jedem F a ll der E rw ägu ng des V o rstan d es anheim gestellt. A lle S ch ritte haben sich an die ö rtlich en V erh ältn isse anzupassen. D ie H erausgabe periodischer M itteilungen der C. Z. G . d arf ohne die G enehm igung des G esam tvorstands nicht erfolgen.

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