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Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft, April - Mai 1893, I Jahrgang, Nr. 4-5

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A lle Rechte Vorbehalte?.

^ / / I

ehaltep.

MITTEILUNGEN

D E R

C omeniüs -G esellschaft .

Erster Jahrgang.

April und Mai 1893.

LEIPZIG.

R. V O I G T L Ä N D E R ’S V E R L A G .

(IN KOM MISSION.) 1893.

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I n h a l t

d e r v i e r t e n u n d f ü n f t e n N u m m e r 1893.

Seite

Th. Arndt (Beclin), Hilty's G l ü c k ...51 Rundschau: M ilton und die M uttersprache. — Die A usstellung des preufsischen U n terrich ts­

m inisterium s in Chicago. — D eutscher L ehrertag und Allg. deutsche Lehrer-V ersam m lung. — V erein fü r das höhere M ädchenschulw esen. — Ju g e n d sc h rifte n -W a rte . — W estf. Prov.- V ersam m lu n g des k ath . L ehrerverbandes. — H auptversam m lung des allg. deutschen Sprach­

vereins. — Religions-Kongrefs in Chicago. — Allg. d eu tsch er F rauenverein. — A lm anach.der französischen G enossenschaftsbew egung. — Konsum vereino und V olksbildung. — Deutsche S ch riften m it lateinischen L e tte rn im 17. und 18. J a h rh ... 59 G e a e l l f l O h & f t S - A n g e l e g e n h e i t e n ! K assenbericht über die E innahm en und A usgaben der

C. G. 1891/92. — Das E rscheinen d er „Vorträge und A ufsätze aus d er Com enius-G esellschaft“. — Z ur E ntw ic k lu n g des M itgliederstandes. — Das G eburtshaus H erders in Mohrungeu. — Auf­

sätze ü b er die C. G. in Z eitungen. — Die Comenius-Feier in L issa am 28. März 1892. — B itte 65

P e r s ö n l i c h e s... 69 B eilage zu Nr. 4 u. 5: Übersicht über den V erlauf der Jahrhundertfeier für

Comenius (F o r ts e tz u n g )...71

D ie M itteilungen der C. G. erscheinen monatlich (mit Ausnahme des August und September). D ie A usgabe von Doppelnummern bleibt Vorbehalten. Der Gesamt­

um fang beträgt vorläufig etw a 10 Bogen.

D er B ezugspreis der M itteilungen beträgt im Buchhandel 4 M. Einzelne Nummern kosten 50 Pf. Postzeitungsliste Nr. 4223®.

B riefe und Drucksachen für die Mitteilungen sind an den Vorsitzenden der Ge­

sellschaft, Arohlvrat Dr. K eller ln Münster 1. W ., zu richten.

Jahresbeiträge (vgl. den A uszug aus den Satzungen S. 4 des Umschlags), sow ie einm alige Zuwendungen bitten wir an das

Bankhaus Molenaar & Co., Berlin C., Burgstrafee,

zu senden.

Anmeldungen zur Gesellschaft und Jahresbeiträge nehmen ferner an:

K. Volgtländer’s V erlag ln Leipzlg-Gohlls. — A. Plohler’s W itw e ft Sohn, W ien V . , Margarethenpl. £. — Fr. Rivn&ö, Buchhandlung, F ra g , Museums­

gebäude. — W illiam s and Norgate, Buchhandlung, 14 Henrietta-Stv. Covent Garden, London. — Buchhandlung Flsohbacher, FarlS, Rue de la Seine 33. — Buchhandlung von Johannes Müller, Amsterdam, Singel 286. — Buchhandlung von M eyer ft Z eller, Zürich, Rathausplatz. — C. E . Fritze’s Hofbuchhandlung, Stookholm. — Cammermeyer’s Buchhandlung, Chrlsttanla.

Nachdruck unserer Nachrichten und Berichte ist nur mit Quellenangabe, gröfserer B eiträge nur mit Einverständnis der Schriftleitung gestattet.

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Mitteilungen

der

Comenius-Gresellschaft.

I. Jahrgang. 1893. Nr. 4 u. 5.

H i l t y ’s Glück.

Von

Th. Arndt in Berlin.

„M enschenbildung und V olkserziehung“ im Geiste des Co­

menius auf dem G runde gesunder religiöser und sittlicher V oraus­

setzungen zu pflegen und zu fördern ist die Aufgabe unserer Gesellschaft. Ih r A rbeitsplan ist daher so umfassend wie möglich.

A ber nicht in die W eite soll sich die A rbeit ih rer M itglieder verlieren, sondern in die Tiefe soll sie eindringen.

Es liegt uns daher am Herzen, die A ufm erksam keit unserer L eser auf eine Schrift zu lenken, die sich geradezu wie eine E rgänzung des Program m s der C.-G. liest. Seit etwa einem Ja h re m acht diese Schrift die Runde durch die gebildete, aber zugleich ideal gerichtete W elt des deutschen Geistes; ob sie auch an die unteren Volksklassen oder auch n u r an „die Gebildeten u nter den V er­

ächtern“ der idealen W eltanschauung herankom m en w ird, b e­

zweifeln wir. Um so m ehr erachten wir es für unsere Aufgabe, die G oldkörner dieses Buches, das über den W ust unserer mo­

dernen m aterialistisch-naturalistischen L itte ratu r sich turm hoch erhebt, in eine helle Beleuchtung zu setzen.

Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. 1893. 5

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52

Arndt,

Nr. 4 u. 5.

Es ist Prof. C. H i l t y s B uch, „ G l ü c k “ betitelt. D er T itel klingt wie ein Rätsel. D ie Bescheidenheit des Verfassers liefs sogar den bestimmten A rtikel fort. W ahrscheinlich wollte er sich nicht anm afsen, eine volle B eschreibung d e s G l ü c k s oder eine allseitig befriedigende Lösung des Problem s vom mensch­

lichen G lück zu liefern. A ber die A ufschrift „G lück“ erschien ihm geeignet, ein loses Band um acht zu verschiedenen Zeiten entstandene V orträge und Aufsätze zu schlingen, denen allen es gem einsam ist, den W eg zu zeigen, au f dem d er Mensch zur inneren Befriedigung, zur Ruhe des G em ütes, zur harmonischen A usbildung seiner geistigen und seelischen K räfte gelangen könne.

H ilty ist Professor der Staatswissenschaften an d er U niversität zu Bern. E r ist w eder ein Philosoph noch ein Theolog noch ein Pädagog von F ach. U nd doch deckt er durch seine Schrift allen drei, sowohl dem Philosophen als dem Theologen und P äd a­

gogen, neue Pfade zur fruchtbaren B earbeitung ihrer W issenschaften auf. E r ist ein selbstgem achter Mann im besten Sinne des W ortes. W ie er in seiner Schrift alles System atisieren vermeidet, so h a t er auch seine A nschauungen nicht in der Schule, nicht durch ein System gefunden. Das L eben, die persönliche E r ­ fahrung, ist ihm die beste Lehrm eisterin geworden. U nd zur persönlichen E rfahrung mufs bei ihm wohl auch ein inniger V e rk eh r m it der g ro fsa rtig en , ihn umgebenden N atu r seines schw eizerischen V aterlandes hinzukommen. W ie erfrischende A lpenluft, wie ein reinigendes Bad w irk t die L ek tü re seiner S chrift au f die Seele des Lesers. H ilty hat seine Schweizer B erge und T häler lieb, sie haben ihn zur Höhe seines Idealism us em porführen, zur Tiefe seiner gesunden E thik hinabsteigen helfen,

— daher k an n er auch in heiligen Zorn geraten gegen alle F rem d en , die aus den Grofsstädten herbeiström en und n ur sich von der modernen M odekrankheit, ih rer N ervosität, in den Alpen heilen lassen w ollen: „sie m achen die Schweizer T h äler zu S p itä le rn !“ A ber das Em porklim m en zu den Gipfeln seiner B erge und zu den H öhen des Idealismus — beides ohne „Bä- d e k e r“ — hat doch auch seinen Blick geweitet. Z u r K lärung und L äu te ru n g seiner W eltanschauung nimmt er den Stoff, wo er ihn findet. W eder die alte noch die neue L itte ratu r ist ihm fremd. D ie Schriften d er K irchenväter und die Sätze des indischen Religionsstifters, die Philosophen des klassischen A lter­

tum s und die V e rtreter neuerer L y rik lieferten ihm Bausteine

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1893. H iltys Glück. 53

zu dem G ebäude, in dem sein Geist sich wohnlich eingerichtet hat. Lauschen w ir aber au f die innersten R egungen seines H erzens, so müssen w ir — und wir thun es m it F reuden, ob­

wohl H iltys liebendes Auge Züge des religiösen und sittlichen Idealismus auch in Erscheinungen der K ulturgeschichte der M enschheit, wo w ir sie nicht vermuten, z. B. bei den Bettel­

mönchen des M ittelalters, erkennt — zugestehen, dafs H ilty die G rundlagen seiner W eltanschauung aus den hehrsten Quellen der M enschheitsbildung, vor allem aus der Bibel genommen hat.

Neben der Bibel ist ihm die Philosophie der Stoiker und D antes göttliche Komödie ein nie versiegender Born lebensfrischer Ü b er­

zeugungen geworden.

Es kann meine Aufgabe nicht s e in , alle acht K apitel des Hiltyschen Buches im Auszuge mitzuteilen. H ier gilt allein das A ugustinische: „Nimm au f und lies!“ W ir hoffen, dafs. alle, die an den Zielen unserer C.-G. ein lebhafteres Interesse haben, diese

„unsere P rogram m schrift“, wie w ir wohl sprechen dü rfen , lesen werden, ja, w ir hoffen, dafs H iltys Ideen aus eigener A nschauung von allen erfafst und aufgenommen werden, die an der „M enschen­

bildung und V olkserziehung“ unserer Tage teilnehmen wollen.

Ich will nur versuchen, H iltys philosophische, religiöse und sitt­

liche Anschauungen, au f die er seine Vorschläge zu r E rziehung stü tzt, in der K ürze zu beschreiben, und anführen, was sich der Verfasser von der durch den Idealismus beeinflufsten E r­

ziehung verspricht.

W enn ich m ir demnach erlaube, H iltys Buch u nter dem pädagogischen G esichtspunkte zu beleuchten, so glaube ich dam it auch nach der A bsicht des V erfassers nicht fehlzugehen. Irgendwo las ich eine Besprechung, die H iltys Aussagen u n ter dem Them a von der „B ekehrung“ zusammenfafste, aber wenn auch H ilty öfters als einmal auf eine gründliche U m kehr des M enschengeschlechts und H inkehr des einzelnen W illens zu G ott dringt, so lag es ihm doch fern, den methodistischen Z errbildern von der „B ekehrung“

eine Streitschrift zu widmen. Indessen ist sein Buch so reich­

haltig und so sehr der Niederschlag einer abgerundeten und ab ­ geklärten Lebenserfahrung, dafs wir es billig anerkennen müssen, wie wenig sein Inhalt unter der Beleuchtung n u r von e i n e m Standpunkte aus erschöpft werden kann.

D ie acht K apitelüberschriften lauten : „1. D ie K u nst des Ar- beitens. 2. E piktet. 3. W ie es möglich ist, ohne Intrigue, selbst

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54 Arndt, Nr. 4 u. 5.

in beständigem Kampfe m it Schlechten, durch die W elt zu kom m en.

4. G ute Gewohnheiten. 5. D ie K inder d er W elt sind klüger als die K inder des Lichts. C. D ie K unst, Z eit zu haben. 7. Glück.

8. W as bedeutet d er M ensch, woher kom m t e r , wohin geht er, w er w ohnt über den goldenen S tern en ?“

E s ist schwer, eine Entscheidung über den W ert der einzelnen Kapitel, deren jed es eine A bhandlung für sich bildet, zu treffen.

Ic h persönlich w ürde das 1., 7. und 8. Kapitel für die be­

deutendsten halten. H ier offenbart der V erfasser seine philosophi­

schen und religiösen A nschauungen am tiefsten, hier giebt er auch die besten Regeln für eine menschenwürdige Lebensführung und gesunde Erziehung. D as Ö. K apitel ist eine teilweise W ieder­

holung des 1., — wie überhaupt W iederholungen in den zu ver­

schiedenen Zeiten entstandenen Aufsätzen nicht selten sind. Das 4. und 5. K apitel streifen n u r die H auptfrag en, die sonst den V erfasser beschäftigen. D as 2. und 3. K apitel haben einen histo­

rischen W ert. D as 2. K apitel giebt eine Ü bersetzung und E rk läru n g des „Enchiridion“ (Handbuch) des stoischen Philosophen E piktet. D as 3. K apitel zieht eine vergessene kleine Schrift des D ichters der Sturm - und D rangperiode, F. M. von K l i n g e r , ans Tageslicht und enthält eine Anzahl geistreicher Bem erkungen zu den K lingerschen Sätzen.

H ilty ist nichts weniger als ein Philosoph, und doch erw artet er von d er Z u k u n ft eine neue Philosophie. W elcher A rt diese sein wird, deutet er n u r an. Jedenfalls wird sie eine p r a k t i s c h e Philosophie sein, die a u f der G rundlage der K antischen Philosophie w eiter baut. Dem Form alism us der Hegelschen Philosophie ist H ilty gründlich abhold. D ie formalistische, ab strakte Philosophie trä g t die Schuld sowohl am modernen Pessimismus als am N atura­

lismus und Materialismus. Auch der Pantheism us hat keine ethische K raft. Die philosophische Spekulation kann überhaupt nicht „die letzte Form der W ahrheit“ sein, diese ist allein die geschichtliche E rfahrung. Das E rgebnis der historischen, also auch d er persönlichen E rfah ru n g ist die Überzeugung von einer sitt­

lichen W eltordnung. Ihren klassischen A usdruck h at diese „prak­

tische“ Philosophie bereits gefunden in den Schriften der christlichen Philosophie, d. h. in den B üchern des Alten und Neuen Testam ents.

D enn in der Bibel wird zuerst d er Glaube an eine sittliche

W eltordnung, der erste Satz je d e r echten Philosophie, nicht au f

die E rk e n n tn is, sondern au f die Entscheidung des W illens ge­

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1893. H iltys Glück. 55

gründet. D er Idealismus kann w eder g eleh rt, noch gelernt, sondern n u r persönlich durch H ingabe des W illens an das Ideal

•erfahren werden. Gottesbeweise sind überflüssig. D er M ate­

rialism us ist auch n u r eine Samm lung unbew iesener Dogmen.

D er Idealismus kann des theoretischen Beweises entbehren, er beweist seinen W ert durch seine sittliche W irk u n g , und w er an seiner W ahrheit zweifelt, mag ihn einmal au f P robe annehmen,

■d. h. die sittlichen V orschriften der idealen W eltanschauung er­

füllen, dann wird er von selbst schon erkennen, dafs diese W a h r­

heit ist. Im m er wieder kom m t H ilty in dieser seiner Beweisführung au f das W o rt Jesu zu rü ck , Joh. 7, 17: „So jem and will des W illen th u n , d er wird inne w erden, ob meine L ehre von G ott sei, oder ob ich von m ir selbst rede.“

Dem Christentum kommt nach H iltys M einung die stoische Philosophie sehr nahe. E r v erk en n t die grofsen Gegensätze nicht, die sich zwischen beiden erheben. A ber nach seiner M einung sind Christentum und Stoicismus die beiden einzigen „Methoden der Selbsterziehung“, beide sind allein im stande, „ausgeprägte, in sich gefestigte Persönlichkeiten zu erziehen, die in allen d enk ­ baren Lebenslagen über die Wechself&lle ihres Geschickes erhaben sind“. H ilty empfiehlt daher die stoische Philosophie gerade unserer Zeit als B ildungsm ittel, denn „der Stoicismus ist ein P ro d u k t ähnlicher Z eiten, wie sie gegenw ärtig vorhanden sind, hervorgegangen aus notgedrungenem Nachdenken üb er die Quelle eines Glückes für d i e s e s Leben und f ü r A l l e “. D ah er teilt er auch im 2. K apitel, in einem A ufsatze, der zuerst in den

„Bündener Sem inarblättern“ erschien, „ E p i k t e t s H a n d b u c h “ mit. W er dies „H andbuch“ noch nicht k a n n te , w ird erstaunen über die Fülle praktischer Lebensregeln und trefflicher sittlicher V orschriften, die es enthält. E p i k t e t , den der S toiker au f dem K aiserthron, M ark Aurel, noch als seinen L ehrm eister be­

wunderte, ist in der T h at einer der edelsten V ertreter des klassischen

Stoicismus, und seine sittliche H altung ist tief beschämend für

eine Z eit, die trotz ih rer reichen ethischen B ildungsm ittel an

sittlichem G ehalt unendlich eingebüfst hat. A ber ob E piktets

E th ik in der T hat einen so hohen E rziehungsw ert für unsere Ju g en d

besitzt, wie H ilty behauptet, „da gerade der Stoicismus für den

jugendlich hochstrebenden, noch in der Entw icklung begriffenen

G eist und C harakter etwas ungem ein Anziehendes und Förderndes

h a t“, — möchten w ir doch bezweifeln. H ilty erk enn t die V or­

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Arndt,

Nr. 4 u. 5.

trefflichkeit der christlichen Sittenlehre gegenüber der stoischen an, besonders den freudigen Gehorsam gegen das Sittengebot, den sie fordert, — aber auch die W eltflucht, die Resignation der Stoi­

k e r , der freiwillige V erzicht aufs L eb en , den die Stoa von ihrem Schüler fordert, sobald er sich in seinem T ugendstreben gehem m t sieht, sind doch Schattenseiten, welche den Stoicism us als Erziehungsm ittel bedenklich erscheinen lassen.

Das H erz geht H ilty erst dann auf, wenn er den c h r i s t l i c h e n I d e a l i s m u s selbst berührt. D ieser ist ihm keine D o k trin , sondern etwas Reelles. D ie R e l i g i o n ist ihm durchaus eine T hatsache der persönlichen E rfahrung, des Herzens und des W illens. In trau rig er E rinn erun g steht bei ihm der R eligionsunterricht, den er in der Kantonsschule empfangen hat.

D am als ist er von dem C hristentum eher abgeschreckt, als zu ihm hingezogen worden. S päter hat er sich selbst a u f den W eg gemacht, h at in der Bibel, besonders in den prophetischen Büchern und in den Gleichnissen geforscht, und ist überrascht gewesen von unzähligen neuen Entdeckungen. D as C hristentum der T hat, d er persönliche G laube an eine sittliche W eltordnung und die A rbeit an einer grofsen, schönen Sache zum H eile der M enschheit, ist die Losung seines L ebens, sein Ideal gew orden, darin hat er w ahres G lück gefunden. Nun beurteilt er auch alle E r­

scheinungen christlichen Lebens nach diesem Mafsstabe. D ie w ahren Heiligen, die echten C hristen sind alle, die durchdrungen von lebendigem G lauben, sich selbst für eine grofse, erhabene Idee geopfert haben, wie C atharina von Siena oder Gordon Pascha.

Von diesem S tandpunkte aus gew innt H ilty auch eine sehr frei­

m ütige und völlig unbefangene B eurteilung der K o n f e s s i o n e n . Von ganzem H erzen ist er P ro testan t, aber dennoch lobt er öfters die K atholiken au f Kosten der Protestanten, jen e erscheinen ihm th ä tig e r, w eltfreudiger und m enschenfreundlicher als diese zu sein, d o rt w ird m ehr das L eb en , hier m ehr die starre L ehre betont. W enn H ilty bei dieser Gelegenheit die katholischen barm herzigen Schw estern höher als die evangelischen Diakonissen stellt, so wollen w ir dies summ arische U rteil nicht zu sehr drücken, manchem w ird wohl das Gegenteil richtig scheinen. A ber w ir m e rk e n : H ilty will a u f den gemeinsamen christlichen K ern hinaus, er will die. christliche P e r s ö n l i c h k e i t wieder in den Vorder~

g ru n d stellen , nachdem w ir uns lange genug bei den Streitig­

keiten über die christliche L e h r e aufgehalten haben und es nochi

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1893. H iltys Glück. 57

thun. D a ist es denn n ur folgerichtig, wenn H ilty die Person Jesu selbst in den M ittelpunkt des Christentum s rü c k t: „alle philosophischen, religiösen oder vielleicht g ar wirtschaftlichen F o rm eln , in denen man das Geheimnis der W eltverbesserung gefunden zu haben glaubt, sind dem einzigen Verse M atth. 11, 28 an R ealität nicht zu vergleichen.“ W äre H ilty m it der neueren theologischen Bewegung v e rtra u te r, so w ürde er gewifs gerade an diesem P u n k te seine Ü bereinstim m ung m it der theologischen R ichtung der Gegenwart bezeugt haben, die die R ück keh r zum

„C hristentum C hristi“, von der L ehre über C hristus zu Christus selbst seit Jah ren fordert. Hoch erfreulich bleibt es immerhin, dafs ein selbständiger D e n k e r, wie es H ilty ist, durch eigene L ebenserfahrung zu dem gleichen Ergebnis gelangt ist.

H ilty ist auch kein E thiker, trotzdem ist sein Buch eine v o l k s ­ t ü m l i c h e E t h i k . E r wollte keinen Katechismus der Moral schrei­

ben. U nser G eschlecht hat alle Systeme gründlich satt. A ber doch hängen alle einzelnen sittlichen Vorschriften, die H ilty in grofser Zahl erteilt, untereinander zusammen. Pflichtgefühl und Liebe sind die einzigen sittlichen Beweggründe. Z u r ernsten A rbeit geselle sich der M ut in je d e r Lebenslage, der sich au f die feste Ü berzeugung von der sittlichen W eltordnung stützt.

A uf solchen philosophischen, theologischen und ethischen V or­

aussetzungen ru h t nun die E r z i e h u n g s l e h r e H iltys. D ie beiden ersten Kapitel schrieb er für eine pädagogische Zeitschrift, „die B ündener S em inarblätter“. A ber auch in den anderen K apiteln sind eine Reihe treffender pädagogischer B em erkungen zerstreut.

H ilty verlangt die A usbildung der „Individualität“ ; „die lebens­

voll individuell ausgestattete P ersönlichkeit“ ist ihm die H au pt­

sache bei der ganzen Erziehung. „Die Quintessenz des L eh rer­

berufs w ä re , möglichst viele w irkliche Persönlichkeiten zu erziehen.“ Mit diesen Sätzen trifft H ilty haarscharf den wunden P u n k t unserer neueren Erziehungsw eise, die immer m ehr zur Schablone, zur Mache sich neigt. A ber ebenso richtig ist es a u c h , dafs H ilty mit seinen Forderungen in der Gesellschaft g ar vieler tüchtiger Pädagogen unseres Jah rh u n d erts sich befindet, die sich aus allen K räften bemühen, unserer V olks­

erziehung wieder die rechten Bahnen zu weisen. A uf einzelnes

geht H ilty kaum ein. D en Bildungsw ert der altklassischen Lit-

tera tu r schlägt er hoch an, nicht aus formalen Gründen, sondern

weil unsere Jugend den erziehlichen Einflufs der sittlich tüchtigen

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58

Arndt, H iltys Glück.

Nr. 4 u. 5.

Persönlichkeiten des klassischen A ltertum s nicht entbehren könne.

D ie K in der sollte m an nicht m it religiösem Lernstoff überfüttern, sondern sie durch Beispiele zum C hristentum erziehen oder viel­

m ehr zu C hristus selbst hinfuhren. F ü r die reifere Ju g end sind das 1. und 6. K apitel w ahre F undgruben d er besten V orschriften fü r ein m ethodisch richtiges A rbeiten und Studium . Je d e r Se­

m inarist und je d e r S tudent sollte nam entlich das 1. K apitel von d er K unst des A rbeitens studieren. A uf allen Stufen der E r ­ ziehung fordert H ilty eine ununterbrochene S e l b s t e r z i e h u n g . A uch der M ann d a rf dam it nicht au fh ö ren , für ihn w äre das beste und geeignetste Erziehungsm ittel D a n t e s göttliche K o­

mödie, die w ir erst dann recht verstehen, wenn wir eine gröfsere Summe von L ebenserfahrungen gewonnen haben.

„M enschenbildung und V olkserziehung!“ D arin ru h t das Heil unserer Zeit. Lösen w ir diese Aufgaben nicht, so kommen wir nicht vorw ärts au f der Bahn, die der M enschheit vorgeschrieben ist. W ie diese A ufgaben zu lösen sind, — dazu hat H ilty in seinem „G lück“ einen wertvollen B eitrag geliefert. E r streift viele untergeordnete F ragen. Auch die sociale F rage kann n u r durch E rziehung des Volkes zu einem gesunden sittlichen Idea­

lismus, n u r durch „A rbeit“ gelöst werden. M öchte H iltys W ort

nicht ungehört bleiben, möchte es wie ein echtes P rophetenw ort

die H erzen und Gewissen rühren, die Geister ab er zur M itarbeit

h e rb e iru fe n !

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Rundschau.

Milton und die Muttersprache. W ir haben schon w iederholt darauf hingewiesen, dafs die Betonung der Muttersprache, ihrer Pflege und R ein­

heit ein g e m e i n s a m e s K e n n z e i c h e n aller der Männer ist, die im Sinn unserer Satzungen zu den G eistesverwandten des Comenius gehören. In der Ztg. des allg. deutschen Sprachvereins 1892 S. 59 macht mit R echt Fr. Hübler in Reichenberg im Anschlufs an Sterns Buch (Milton und seine Zeit S. 273) auf einen Brief Miltons vom 10. Sept. 1638 aufm erksam , in dem sich folgende Stelle findet: „Man halte es nicht für gleich gü ltig, ob ein V olk rein oder unrein, und w i e es überhaupt täglich zu reden p f l egt . . . denn W orte, ohne Sinn und Geschmack gebraucht, oder falsch und schlecht ausgesprochen, deuten sie nicht stark auf die Stum pfheit und T rägheit von Geistern, die für die Knechtschaft reif sind? Aber nie ist uns von einem Reiche oder von einem Staate berichtet worden, der nicht w enigstens so ziemlich geblüht hätte, so lange seine Bürger noch ihre Sprache liebten und r e i n hielten.“

Die Ausstellung des preufsischen Unterrichtsministeriums in Chicago wird ein zusammenfassendes und anschauliches Bild von dem gegenw ärtigen Stande und der Bedeutung der deutschen U niversitäten als Lehr- und Forschungsanstalten, von den Lehrm itteln und dem Lehrverfahren, sow ie von der äufsern und innern A usstattung der verschiedenen Gattungen höherer Knabenschulen Deutschlands, der höhern Mädchenschulen und der preufsischen Volksschulen in ihrem ganzen Um fange geben. Die. A us­

stellung der deutschen Universitäten umfafst I. eine A bteilung für U niver­

sitätswesen und U niversitäten im allgem einen: a. Sammlung genereller Bestimmungen und ausgewählter Litteratur; b. P län e, Ansichten und sonstige plastische Darstellungen von baulichen Einrichtungen der U n i­

versitäten u. s. w.; c. Sammlung der auf die einzelnen U niversitäten und deren Institute oder sonstige Einrichtungen bezüglichen statutarischen oder reglementarischen Bestimmungen; d. Sammlung der Personal- und Vorlesungsverzeichnisse vom Sommersemester 1880 ab u. s. w .; e. der sonstigen, auf die einzelnen U niversitäten, auf deren Institute und Ein­

richtungen bezüglichen Litteratur; f. Auswahl der auf hervorragende Universitätslehrer bezüglichen biographischen Litteratur. II. Historische

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Rundschau.

Nr. 4 u. 5.

B esitzstücke und bildliche D arstellungen aus der Vergangenheit der U ni­

versitäten im allgem einen, B ilder, Büsten berühmter Universitätslehrer, Apparate und Instrumente u. s. w ., auch einzelne w issenschaftliche Ver­

öffentlichungen, an die sich bedeutende E ntdeckungen, Erfindungen oder sonstige besondere wissenschaftliche Erfolge deutscher Gelehrten knüpfen.

III. A bteilung für Lehr- und Forschungsm ittel: Lehrpläne, Einrichtung w issenschaftlicher Institute u. s. w ., eine ausgew ählte Sammlung w issen­

schaftlicher Litteratur von A pparaten, Instrum enten, Präparaten, An­

schauungstafeln und sonstigen Lehr- und Forschungsm itteln aller Art.

IV . A ls besondere A bteilung die Bibliotheksausstellung. D ie A usstellung für das höhere Schulw esen umfafst: I. Schulgeschichte, Schulverfassung und V erw altung. Hierzu gehört eine von Professor Rethwisch verfafste D enkschrift über Deutschlands höheres Schulwesen im neunzehnten Jahr­

hundert. II. Gym nasialpädagogik. III. Unterricht und Unterrichtsmittel.

IV. E inzelne A nstalten und ihr Betrieb. Schülerarbeiten. V. Graphische D arstellungen, Übersichtskarten. VI. Sammlung von M odellen, Grund­

rissen, B auplänen, A nsichten, Photographien u. s. w. höherer Lehran­

stalten und ihrer Einrichtungen. D ie A usstellung für das höhere Mädchen­

schulw esen umfafst unter ändern die historisch-statistische D arstellung seiner E n tw ick lu n g, Lehrpläne, L ehrm ittel, Modelle u. s. w. D as V olks­

schulwesen um fafst: A. die Volksschulen; B. die Lehrerbildungsanstalten (Seminare u. s. w.); C. die A nstalten für Taubstumme, Blinde und Idioten.

Eine historisch-statistische D arstellung des gesam ten V olksschulw esens in Preufsen vom W irkl. Geh. Oberregierungsrat Dr. Schneider ist der V oll­

endung nahe. — Sam m elstelle der Zusendungen für die U niversitäten (U. I) und das höhere Schulw esen (U. II) ist das M inisterium , für die übrigen Schulen und Schulanstalten (U. III. unter der Adresse des Professors Eckler) die königl. Turnlehrerbildungsanstalt. A n alle bedeutenderen Buchhändlerfirmen auf pädagogischem Gebiet ist ein Anschreiben des Ministeriums w egen thatkräftiger Unterstützung des Unternehmens ergangen.

Die V ereinigung des Deutschen Lehrertages und der Allgemeinen Deutschen Lehrerversammlong zu einer Versammlung ist in L eipzig in der am 28. März abgehaltenen Sitzung zwischen den beiderseitigen Vertretern beschlossen worden. Von beiden Seiten wurde das gröfstmögliche Ent­

gegenkom m en gezeigt. D en Lehrertag vertraten die Herren C l a u s - n i t z e r , E w a l d , R ektor R i f s m a n n , R ö h l-B e r lin , A. S c h r ö d e r - M a g d e ­ burg und B a c k e s -D a r m s t a d t, die A llgem eine Deutsche Lehrerversamm- lung die Herren B ö t t n e r - G o t h a , Oberlehrer H a lb e n -H a m b u r g und M ö r l e - G e r a und die Direktoren Dr. B a r t e i s - G e r a , D e b b e-B rem en , K l e i n e r t - D r e s d e n , T h o m a s und A. R i c h t e r - L e i p z i g . Aufserdem waren als Vertreter des L eipziger Lehrervereins die Herren G e r m e r und R o c k e zugezogen. D ie Einigung vollzog sich im wesentlichen auf dem Boden der sogenannten L eipziger Vorschläge. Zum Schlufs wurde eine K om m ission, bestehend aus den Herren B ö t t n e r , C l a u s n i t z e r und H a l b e n , ernannt, w elche au f Grund der Vereinbarungen das s p e c i e l l e S t a t u t für die vereinigte Versammlung abfassen soll. D asselbe wird

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1893. Rundschau. 61 sodann der A llgem einen D eutschen Lehrerversammlung und der Vertretung des Lehrertages zur endgültigen Genehmigung vorgelegt werden.

In der Pfingstw oche findet in K iel die Hauptversammlung des A l l ­ g e m e i n e n D e u t s c h e n V e r e i n s f ü r d a s h ö h e r e M ä d c h e n s c h u l ­ w e s e n statt. D ie letzte Versammlung wurde vor drei Jahren in H eidel­

berg abgehalten.

P a u l Z i e g l e r , der Vorsitzende der Jngendschriften-Vereinignng des Berliner Lehrer-Vereines (Berlin SW . 47, Hagelsberger-Str. 11), veröffent­

licht in der „Pädagog. Zeitung“ als Sonder-Beilage eine „ J u g e n d s c h r i f t e n - W a r t e “. Es heifst daselbst u. a .: „Aber geradezu dankbar müssen wir der geschätzten Firma E f f e n b e r g e r in Stuttgart sein, die hinsichtlich der ,H eyschen F abeln', des ,Lechlerschen Kunterbunt' und der Buntdruck­

bilder zu den »Bechsteinschen Märchen' das Schönste geschaffen h a t, w as wir auf dem Gebiete der Jugendschriften je gesehen haben.“ Man kann nur wünschen, dafs die J u g e n d s c h r i f t e n - V e r l e g e r sich mit ihren W erken rechtzeitig an Herrn Paul Ziegler wenden, w elcher mit seinen Mit­

arbeitern die gute Jugendlektüre verbreiten hilft. D ie em pfehlenswerten Schriften werden durch Tausende von Ankündigungen w eit und breit be­

kannt.

D ie III. w estf. Provinzial -Versammlung des kath. Lehrerverbandes hat in diesem Jahre zu Ostern in der Hauptstadt W estfalens getagt. An der Vertreter-Versammlung beteiligten sich gegen 400 Lehrer. Es gelangten Anträge zur Annahme über die ä u f s e r e L a g e u n d S t e l l u n g der Lehrer, die B e s e i t i g u n g d e s n i e d e r n K ü s t e r d i e n s t e s , über alleinigen G e b r a u c h d e r l a t e i n i s c h e n S c h r i f t u. s. w. In derselben Sitzung wurden di e D r u c k s a c h e n d e r C o m e n i u s - G e s e l l s c h a f t und die Monats­

hefte verteilt. An den Herrn Kultusminister wurde durch den Draht eine Begrüfsung gesandt, die w ohlw ollende Erwiderung fand. Nach feierlichem Gottesdienste im Dome begann am D ienstag, 4. A pril, um 10 Uhr die H a u p t v e r s a m m l u n g , die der Vorsitzende mit einem Hoch auf Kaiser und Papst einleitete. Lehrer H e r o 1 d (Münster) hielt hierauf eine mächtig wirkende Gedenkrede auf den verstorbenen Geheimrat Dr. K e l l n e r , indem er den A ltm eister der V olksschul-Pädagogik nach stimmungs­

voller Einleitung als vielseitigen und steten Freund des Lehrer­

standes feierte. Im w eitesten und edelsten Sinne sei der V erew igte durch seine schriftstellerische T hätigkeit ein Freund der Lehrer geworden. K.

habe über ein halbes Jahrhundert die nimmermüde Feder geführt, nicht geizend um den klingenden Lohn der W elt und nicht buhlend um die Gunst der wechselnden Tagesström ung und den B eifall der Grofsen, sondern einzig aus Liebe zur Schule und ihren Lehrern. D ie gröfseren W erke K.s — Praktischer Lehrgang für den deutschen U nterricht, Altenburg.

Volksschulkunde, Essen, Bädeker, Geschichte der Pädagogik, ebd., Apho­

rismen, ebd., Pädagogische Mitteilungen, ebd., Lebensblätter, Freiburg — wurden in A nlage und Bedeutung gekennzeichnet, w orauf Redner unter Hinweis auf das lorbeergeschmückte Bildnis des Gefeierten mit einer

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62

Rundschau.

Nr. 4 u. 5.

Mahnung zur L iebe und Treue schlofs. Herr Seminar-Oberlehrer L i n n e - m a n n (Warendorf) sprach darauf unter B eifall über Papst Leo X III. und die christliche Volksschule. A n der sinnig geschmückten Grabstätte des P ädagogen Overberg (f 1826) hielt dann noch Herr Seminar-Oberlehrer Schumacher (Münster) eine kurze W eiherede. D er Lehrertag, der ganz im G eiste des Friedens und gegenseitiger Duldsam keit verlief, war von etw a 1000 Lehrern besucht.

D er am 12. März zu Berlin versammelte Gesamtvorstand des allg e­

meinen deutschen Sprachvereins hat beschlossen, dafs die diesjährige Hauptversammlung n ich t, w ie ursprünglich beabsichtigt w ar, in Coblenz, sondern am D ienstag, den 23. Mai d. J., zu K a s s e l stattfinden soll.

In Verbindung mit der W eltausstellung in Chicago soll ein allgem einer R eligionskongrefs veranstaltet werden. D er einstw eilige Beratungsaus- schufs erläfst ein Rundschreiben, in welchem auf die bereits angekündigte Teilnahm e von Vertretern aller gröfseren R eligionssystem e hingew iesen wird. Dann heifst es w eiter: „Da soll dann durch diese Versammlung der G eist der Brüderlichkeit zwischen allen religiösen Männern der ver­

schiedensten Konfessionen gestärkt werden, da soll sich dann zeigen, w elches die vorzüglichsten W ahrheiten sind, die jede R eligion uns lehrt. D ie un­

verrückbar sichere Grundlage des Theismus soll dort dargelegt werden nebst den Gründen des menschlichen Glaubens an die Unsterblichkeit, um den W iderstand zu stählen gegen den Materialismus, um das L icht erkennen zu lassen, das die eine R eligion jeder ändern verleih t, um die gegen­

w ärtigen A ussichten aller Religionen erkennen zu lassen und die Nationen der W elt sich näher zu bringen in friedlicher Gem einschaft.“ — Zu dem Beratungsausschufs gehören u. a. folgende Herren: Gladstone, Prof. James B ry ce, Prof. Henry Drummond, Sir Edwin Arnold; Präsident Fairnbairn und Prof. J. Estlin Carpenter aus Oxford; Wm. T. S tead, Hon. Dardahai N aoroji, General Wm. Booth von der Heilsarm ee, G raf d ’A lv iella , Prof.

M. Lazarus, Hofprediger Dr. Frommei und Rabbiner Maybaum aus Berlin, die Professoren Luthardt und Gregory aus L eip zig, Prof. v. Orelli aus B a sel, Dr. Kaspar aus P ra g , Prof. Hommel aus M ünchen, Hon. Harnam Sindh aus Kapurthala, Hon. Justice Emir A li und H. Dharmapala aus Calcutta, Hon. Mayio aus Ferozepur, Dr. B lodget aus Peking, Prof. Bunyiu N anjo, R ev. Shibata, Rev. Mokurai Shimaji und viele andere aus Tokyo, Dr. Mc. G ilvary aus Siam, Rev. Dr. Drees aus Buenos Ayres, die Bischöfe H untington, W hipple, Brooks, Perry, Thompson, Knickerbacker von der protestantischen Episkopal-Kirche und viele andere namhafte Männer.

U nter den genannten Gelehrten befinden sich mehrere, w elche der C o ­ m e n i u s - G e s e l l s c h a f t a ls M itglieder angehören.

In den „ N e u e n B a h n e n “, Organ des Allgemeinen Deutschen Frauen*

Vereins (herausg. von Louise Otto u. A uguste Schmidt), vom 15. Dez. 1892, findet sich folgende erfreuliche A nzeige: Q u i t t u n g u n d D a n k . W iederum hat der A llgem eine Deutsche Frauen-Verein von einem Freunde des U ni­

versitätsstudium der Frauen das grofse Kapital 6 0 0 0 0 M a r k (in W orten Sechzigtausend Mark) mit der Bedingung erhalten, dafs die Zinsen all­

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1893. Rundschau. 63 jährlich als Stipendien an Studentinnen der U niversität und teilw eise auch an Bewerberinnen vergeben w erden, w elche sich auf die Maturität vor­

bereiten. Indem wir diese grofsherzige Schenkung zur allgem einen Kenntnis bringen, sprechen wir zugleich in inniger Verehrung für die Gesinnung des Schenkgebers unsern wärmsten Dank für das erwiesene Vertrauen und die bedeutende Förderung der von dem Allgem einen Deutschen Frauenverein vertretenen Bestrebungen aus. Der Vorstand des „Allgem. D eut. Frauen­

vereins“. Louise Otto P eters, A uguste Schmidt, Henriette Goldschmidt, Josefine Friederici, Käthe W indscheid, sämtlich in Leipzig. Mathilde W eber in Tübingen. Hedw ig v. A lten Hemmingen.

D ie überaus rührigen französischen Genossenschafter lassen kein M ittel unversucht, die genossenschaftlichen Ideen in Frankreich immer mehr zu verbreiten. So hat der Verband der französischen Genossenschaften jetzt die Herausgabe eines „ A l m a n a c h s d e r f r a n z ö s i s c h e n G e n o s s e n ­ s c h a f t s b e w e g u n g “ unternommen, der aber nicht nur M itteilungen über die französischen Genossenschaften, sondern auch über die B ew egung in allen Ländern enthält. L eiter des Unternehmens ist Herr Ch. G ide, Pro­

fessor der V olksw irtschaft an der U niversität in Montpellier. D er Almanach enthält die Biographien und Porträts von zw ölf Förderern und Führern der G enossenschaftsbew egung, von F o u r i e r , B u c h e z , L e c l a i r e , G o d i n , O w e n , M a u r i c e , V a n s i t t a r t , N e a l e , H o l y o a k e , S c h u l z e - D e l i t z s c h , R a i f f e i s e n , V i g a n ö und d e P a p e . Mitarbeiter aus allen Ländern (aus Deutschland H. Häntschke) sind an dem W erke beteiligt. Es wird den französischen Genossenschaftern zu dem niedrigen Preise von 20 Cent. (16 Pfg.) angeboten.

D ie Konsumvereine haben sich als Förderer der Volksbildung in Deutschland grofse Verdienste erworben. Ihre Arbeit ist an sich schon eine derartige, dafs die wirtschaftliche und geistige Bildung dadurch er­

höht wird. Aber die Konsum vereine, w ie die Erwerbsgenossenschaften überhaupt, unterstützen in vielen Fällen die Unterrichts- und B ildungs­

institute auch unmittelbar. So kann z. B. der K o n s u m - u n d S p a r v e r e i n I m m e n s t a d t - B l a i c h a c h - S o n t h o f e n in der D enkschrift zu seinem 25jährigen Jubiläum schreiben: „Der Konsumverein hat neben seinen materiellen Zielen seine Kulturaufgabe nicht aufser A cht gelassen, und diese besteht darin, neben der Verbesserung der wirtschaftlichen L age des einzelnen auch die allgem eine geistige und sittliche Hebung des V olkes nach Kräften zu fördern. Schon in früheren Jahren wurden aus V ereins­

mitteln für Bildungszwecke regelm äfsige Beiträge geleistet; so wurden insbesondere jährlich 50 M. an die „ G e s e l l s c h a f t f ü r V e r b r e i t u n g v o n V o l k s b i l d u n g “ in Berlin abgegeben. Seit dem Jahre 1887 wurde diese Summe, sow ie ein w eiterer Betrag von 190 M. zur Fundierung von S c h ü l e r b i b l i o t h e k e n verw endet, und bestehen solche Bibliotheken in Immenstadt mit 104 Bänden, Blaichach mit 165 Bänden, Sonthofen mit 170 B änden, Burgberg mit 166 B änden, Seifriedsberg mit 193 Bänden und Berghofen mit 48 Bänden. W elche Fülle von Anregung und A ufklärung, w elch ein reicher Born der Intelligenz wurde damit dem heranwachsenden

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64

Rundschau.

Nr. 4 u. 5.

G eschlechte erschlossen! Nur der Bem ittelte verm ag sonst die R olle des geistigen Protektors zu übernehmen; in unserem F alle haben die soge­

nannten kleinen L eute aus eigener Kraft sich zu geistigen W ohlthätern der kommenden Generation aufgeschwungen.“

Deutsche Schriften mit lateinischen Lettern. A us den (Nürnbergischcn) Litterarischen Blättern (Nürnberg 1802—1805) erfahren w ir mancherlei über deutsche Bücher mit lateinischen Lettern: 1628 erschien ein „W egw eiser zu den wunderbarlichen sachen der heidnischenetwann, nun aber der Christlichen stat Rom. In Rom zum drittenmal nun aus der Druckerei Franciscani Cavalli 1628. 8.“ (Litt.B lätt. 1 ,173.) Im J. 1672 kam bei Joh. Hoffmann, Kunsthändler in Nürnberg, in schmalem Duodezformat heraus: A ndächtiges Teutsches Hand­

büchlein mit lateinischer Schrift. Für sonderbare Liebhaber dieser Schriften.

Zusammengetragen und anitzo zum andermal verleget. Von Joh. Cun- disio, Buchhändler in Görlitz. D ie Vorrede, w elche ist gegeben in Görlitz am T a g e der Bekehrung S. P a u li, als den 25. Jan. 1669, fängt also an:

„W olgew ogen er, A ndächtiger L eser, D erselbe wundere sich nicht, warum ich mit diesen T eutschen L atein aufgezogen komme: die Nachfrage hat mich hierzu angetrieben, das ichs zusam gebracht, in unterschiedene T heile getheilet, und mit neuen reinen Lateinischen Schriften in diesen bequemen Format drucken lassen, nicht zw eifelnde, w ie auf solche Arth von unter­

schiedenen Personen, (so sonderliche Beliebung zu denen Lateinischen Schriften tragen) bishero gesuchet worden, also werde es auch von selbigen und mehrem ändern (durch Göttliche Verleihung) ins künftige gesuchet, und Gott zu E hren, und ihnen zum seeligen N utz gebraucht werden (a. a. 0 . I, 128).

„In schöner lateinischer Schrift“ ist gleichfalls G. Ch. Ganshom s W ahrer Christen Gott — g e w i d m e t e s . . . . Andachtszimmer, Nürnberg 1675 ausge- fertiget (a. a. 0 . IH , 137). Es kämen übrigens über lateinische Lettern in verschiedenen Journalen bereits Bemerkungen v o r, heifst es in den L itt.

Blättern. Gefsners „Tod A b els“ ist mit deutschen L ettern seitKurzem in Paris bei Fuchs erschienen, einer ändern M itteilung nach (ebenda III, 111. 13. Aug.

1803): „Bald werden die übrigen W erke Gefsners und Goethes Leiden ebenso gedruckt nachfolgen.“

Gotha. Dr. Richard Hodermann.

D ie Schriftleitung richtet an die geehrten Vorstände be­

freundeter G esellschaften und V ereine die B itte um Zusendung der von ihnen herausgegebenen M itteilungen, Zeitschriften, Verwaltungsberichte, Jahresberichte und verwandter V er­

öffentlichungen. W ir erklären uns bereit, w ichtigere Nach­

richten daraus zur Kenntnis unserer Leser zu bringen und die Bestrebungen der V ereine damit zu unterstützen.

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Gesellschafts -Angelegenheiten.

In der Vorstands-Sitzung vom 19. November v. J. ist von dem Herrn Schatzmeister auf Grund der ihm vorliegenden B eläge der nachfolgende Kassen-Bericht erstattet worden! Auch dem Vorstand haben die Rech­

nungen w ie die B eläge Vorgelegen und es ist von ihm Herr Diakonus Jos. Müller mit der Durchsicht und Berichterstattung beauftragt worden.

Nachdem diese Durchsicht stattgefunden und Herr Müller nach seiner schriftlichen Erklärung zu keinerlei Erinnerung Anlafs gefunden hat, w ollen wir unsern Mitgliedern den bezüglichen Bericht m itteilen.

W ir bemerken dazu, dafs für die bis zum 10. Oktober 1892 gebuchten Einnahmen und Ausgaben von der vorbereitenden Versammlung bereits Entlastung erteilt und das Ergebnis in den Monatsheften der C.-G. 1892, Gpschäftl. T eil S. 23 veröffentlicht worden ist.

Kassen-Bericht.

L aut Rechnungsvorlage in der Generalversammlung vom

10. Oktbr. 1891 verblieb ein Baarbestand v o n ...J i 1153.92 Seit dem 10. Oktbr. 1891 bis inkl. 10. Novbr. 1892 gingen an

Beiträgen ein

1. bei dem Bankhause Molenaar & Co., B e r l i n ... 5842.79 2. bei dem Vorsitzenden, Herrn Dr. Keller, Münster . . . . 798.67 7795.38 Hiervon ab Ausgaben laut der vorliegenden B eläge

1. Ausgaben zur Förderung der Jahrhundertfeier

K anzleikosten...j i 688.15 D r u c k sa c h e n ...^ 824.70 P ostgebühren...n 687.38 Schreibpapier, U m s c h l ä g e ... 185.71

Zuschufs zu den Ausgaben der Festausschüsse 197.85 Adrefsbücher, A d r e s s e n ... 83.40

R e i s e s p e s e n ... 24.45

P r e isg e d ic h te ...b iqo.— J t 2791.64

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66

Gesellschafts-Angelegenheiten. Nr. 4 u. 5.

2. Ausgaben für die Begründung und Einrichtung der Comeuius-Gresellschaft

K osten für die Versammlung 9. u. 10/10. 91 . J t 625.90 K a n z l e i k o s t e n ...n 447.40 P o stg eb ü h ren ...„ 466.75 A u sg a b en für die M o n a t s h e f t e ... „ 1928.99 M it g lie d s k a r t e n ...n 83.20 D r u c k s a c h e n ... n 285.85 B u c h b i n d e r a r b e i t e n ... B 20.85 P a p i e r ... n 17.51

V erm ischte A u sg a b e n ...„ 38.70 3915.15 j* 6706.79 v e rb le ib t ein B aarbestand v o n ... „ 1088.59 und zw ar b ei dem B ank hau se M olenaar & Co...„ 884.—

b ei dem V orsitzen d en H errn D r. K e l l e r ... „ 204.59 J i 1088.59 E s steh en für 1892 noch die B e trä g e aus

v o n 2 P a t r o n e n ...J i 200.—

104 S t i f t e r n ... „ 1040.—

97 T e iln e h m e r n ...„ 485.— J t 1725.—

J i 2813.59 sodafs nach E ingang der vorstehenden Mitgliedsbeiträge der genannte B etrag von J i 2813.59 zur Verfügung stehen würde.

D ie uns von dem Vorsitzenden, Herrn Archivrat Dr. Keller in Münster, vorgelegten B eläge zu den Ausgaben haben wir mit den Buchungen ver­

glichen und stimmend gefunden.

Berlin, 10. Novbr. 1892.

gez. Molenaar & Co.

Der vorstehende Bericht umfafst die Zeit von der vorbereitenden Ver­

sammlung am 10. Oktober 1891 bis zum 10. Nov. 1892. Der Bericht über die Einnahmen und Ausgaben des Geschäftsjahres 1892 wird in der Haupt­

versammlung, die im Oktober d. J. zu Lissa (Posen) stattfinden soll, er­

stattet werden. Der Hauptversammlung liegt es nach § 12 Abs. 3 der Satz­

ungen ob, z w e i R e c h n u n g s p r ü f e r und einen Stellvertreter auf drei Jahre zu wählen. D iese haben alljährlich die ihnen vorzulegenden Rech*

nungen zu prüfen, bei Rechtfinden Entlastung zu erteilen und sie der Hauptversammlung vorzulegen.

W ir haben die Herausgabe von E i n z e l s c h r i f t e n durch den Beginn einer Sammlung von „Vorträgen nnd Aafsätzen aas der Comenias-Gesell- BChaft“ eröffnet, die in z w a n g l o s e r F o l g e in der Stärke von 2 —3 Bogen erscheinen sollen. Es sollen in dieser Sammlung aufser einzelnen wich­

tigeren Aufsätzen, die wir als Sonderabdrücke aus den Monatsheften durch den Buchhandel zu verbreiten beabsichtigen, namentlich solche V o r t r ä g e veröffentlicht werden, die von Mitgliedern unserer G esellschaft gehalten worden sind. Auch A b h a n d l u n g e n , welche sich an gröfsere Kreise wenden, können Aufnahme finden. Es soll von diesen „Vorträgen und Auf­

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1893. Gesellschafts-Angelegenheiten. 67 sätzen“ (Y. und A.) kein Gebiet der ‘W issenschaft, der Kunst oder des thätigen Lebens ausgeschlossen sein, dessen Behandlung geeignet i s t , die Bildung des Geistes oder des Charakters im Sinn des Comenius zu fördern.

D ie Bedingungen über d ie -d e n Herrn Mitarbeitern zu gewährende Entschädigung werden in jedem einzelnen F alle besonders verabredet.

Diejenigen Personen oder Körperschaften, w elche der Gesellschaft als P a t r o n e oder S t i f t e r angehören, und die als solche das R echt auf Lieferung aller Gesellschaftsschriften erworben haben, erhalten auch die V. und A. kostenlos zugesandt. Nur sofern dieselben Sonderabzüge aus den Monatsheften sind, findet eine Ausnahme deshalb sta tt, w eil die be­

treffenden M itglieder bereits im Besitz des Aufsatzes sind. D enjenigen Patronen und Stiftern, die den W unsch äufsern, die A bzüge gleichw ohl zu erhalten, werden die Exemplare kostenfrei zugesandt werden. W ir b itten , diese Gesuche an die Verlagsbuchhandlung von R. Voigtländer, L eip zig-G oh lis, zu richten. — Im B u c h h a n d e l k o s t e n d i e H e f t e 75 P f e n n i g e .

W ir haben in dem Leitaufsatz der M onatshefte, Jahrgang 1893, S. 22 ff., die erfreuliche Thatsache betont, dafs sich die E ntw icklung unserer Gesellschaft, sow ie die Festlegung aller grundlegenden Fragen, w ie sie in den beiden ersten Gesellschaftsjahren naturgemäfs an uns herantraten, in vollster Einm ütigkeit aller B eteiligten vollzogen hat. Seit­

dem dieser Leitaufsatz Ende D ezem ber 1892 geschrieben w urde, sind weitere vier Monate in das Land gegangen, in denen die E ntw icklung unseres Unternehmens nicht stillgestanden hat; wir haben, w ie unsere M itglieder wissen, in dieser Zeit w ichtige E r w e i t e r u n g e n unserer V er­

öffentlichungen durch die Herausgabe der M i t t e i l u n g e n d e r C.-G. und der V o r t r ä g e u n d A u f s ä t z e a u s d e r C.-G. vollzogen.

Um so erwünschter ist es uns, dafs wir in der L age sind, dasjenige zu wiederholen, was w ir in der angedeuteten Richtung im Dezember 1892 sagen konnten. D er Jahresw echsel bietet ja denjenigen Mitgliedern, w elche die eingeschlagenen W ege n i c h t billigen, Gelegenheit, dies durch A us­

trittserklärung an den T ag zu legen; es liegt in solchen Erklärungen, die übrigens in einer Gesellschaft von fast 1000 Personen nie g a n z unter­

bleiben werden und können, für die G esellschaftsleitung ein ziemlich deut­

licher F ingerzeig für die Stimmung der Mitglieder. D a ist es für uns nun erfreulich gew esen , dafs diese Erklärungen am Schlufs und Beginn des Jahres 1892 bezw. 1893 sich in engen, durchaus natürlichen Grenzen bew egt haben. Von Männern, die in der Öffentlichkeit bekannt sind, ist nur e in e i n z i g e r ausgetreten, nämlich Herr Geheimer Hofrat Professor Dr. S c h i l l e r in Giefsen. W ir haben ihn mit Bedauern scheiden sehen.

D as Geburtshaus Herders in Mohrungen ist vor dem drohenden Verfall gerettet. Herr von Herder-Porchheim hat dem Kreise Mohrungen das von der Fam ilie von Herder angekaufte Geburtshaus Herders, das sogenannte Herderhaus in Mohrungen, das bekanntlich vor zw ei Jahren unter den Hammer kommen sollte, zum Geschenk unter der B edingung

Mitteilungen der Comenius-Gesellschaft. 1893. 6

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68

Gesellschafts- Angelegenheiten. Nr. 4 u. 5.

a n g eb o ten , dafs der K reis das Haus für alle Zeiten in seinem baulichen Zustande erhält und es einem wohlthätigen Zwecke dienstbar macht. Herr von Herder, der für die Instandsetzung des Gebäudes 5000 Mark geopfert h at, w ünscht, dafs in dem Hause eine Kleinkinderschule gegründet wird.

D ie Annahme des Geschenks durch den Kreis ist zw eifellos.

W ir haben früher bereits an dieser S telle eine Reihe gröfserer Zeitungen namhaft gem acht, die längere Aufsätze über Entstehung und Aufgaben der Comenius-Gesellschaft gebracht haben; es ist damals versäum t worden, auf den A ufsatz hinzu w eisen , den Herr Lic. 0 . zur L inden, Pastor in D inslaken, in der R hein- und Ruhrzeitung (Duisburg) am 12. März 1892 veröffentlicht hat. D iese N otiz mag hiermit nachgeholt sein.

D as Osterprogramm des K gl. Gymnasiums zu Lissa (Posen) enthält in dem „Jahresbericht für die Zeit von Ostern 1892 bis Ostern 1893“ S. 21 einen Bericht über die Comenios- Feier des 28. März 1892. D iese F eier gestaltete sich zu einem Gedenkfest für die ganze Provinz Posen, da Vertreter der Provinzialbehörden und viele Teilnehm er aus anderen Orten zugegen waren. D er F estzug bew egte sich vom Gymnasium aus, in dessen B esitz sich das treueste Bild ihres einstigen Rektors befindet, zur Johanniskirche, w o der N achfolger des Comenius im Bischofsamt der alten Brüderunität, Kons.-Rat D. Borgins aus Posen die Featpredigt hielt über D aniel 12, 3: „Die Lehrer aber werden leuchten w ie des Himmels Glanz und die, so v iele zur Gerechtigkeit w eisen, w ie die Sterne immer und ew iglich.“ D i e P r e d i g t i s t i n d e m P r o g r a m m i h r e m W o r t ­ l a u t n a c h a b g e d r u c k t .

Indem w ir au f die oben abgedruckte Nachricht über Herders Geburts­

haus B ezug nehmen, bitten w ir unsere Mitglieder und L eser recht an­

g eleg en tlich , uns Nachrichten ähnlicher Art über Denkmäler, Stätten der E rinnerung, merkwürdige A ndenken, Überreste u. s. w ., ihre Erhaltung und Pflege, sow eit es sich um die in dem Rundschreiben vom 28. Juli 1892

— s. Monatshefte der C. -G. 1892, Geschäftl. T eil S. 71 ff. — genannten Männer oder um ihre G eistesverwandten handelt, gütigst zusenden zu w ollen. W ir sind auch b ereit, alle Bestrebungen thatkräftig zu unter­

stützen, w elche au f die Errichtung öder Erhaltung von Denkzeichcn und Andenken gerichtet sind.

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1893. Gesellschafts-Angelegenheiten. 69

Persönliches.

W ir bitten, uns wichtigere N achrichten, die die persönlichen Verhältnisse unserer M itglieder und deren V eränderungen be­

treffen, mitzuteilen. Besonders bitten w ir auch um Lebens-Nach­

richten und Nachrufe verstorbener Mitglieder.

Am 13. Januar erlag Herr Stiftslehrer a. D. Friedrich Seidel in W eimar einer längeren schweren Krankheit. .In ihm ist einer der verdienstvollsten Freunde Friedrich Fröbels der älteren Mitkämpferin Bertha von Maren- holtz-B ülow , die am 9. Januar starb, rasch ins Grab gefolgt. Seidel hat länger als 30 Jahre für die V erbreitung und methodische Ausbildung der Kindergärten in W ort und Schrift gew irkt, die Zeitschrift „Der Kinder­

garten“ gegründet und bis zum J. 1891 den deutschen Fröbelverband g e­

leitet. Friedr. Seidel hat der Comenius-Gesellschaft seit ihrem Entstehen angehört und unser Unternehmen mit reger Teilnahm e begleitet. W ir werden sein Andenken in Ehren halten. —

Drei w eitere M itglieder und warme Freunde unserer G esellschaft haben wir in den letzten Monaten durch den Tod verloren : die Herren Archidiakonus Bertling in Danzig, Stadtrath Karl Schmook in Breslau und Seminarlehrer Aug. Doms in Köslin. In Lissa ist H. Fabrikant Niessing gestorben, der der Gesellschaft seit 1891 als Teilnehmer angehörte. —

Herr Professor Dr. J. L o s e r t h in C zem ow itz, M itglied des Gesamt­

vorstandes und des Redaktions-Ausschusses unserer Gesellschaft, hat einen ehrenvollen R uf an die U niversität G r a z erhalten und angenommen.

Dem bisherigen Privatdozenten in der philosophischen Fakultät zu Berlin, Herrn Dr. A. D ö r i n g — Diplom-Mitglied der C.-G. — ist das Prä­

dikat Professor verliehen worden.

Der Vorsitzende des deutschen Realschulm änner-V ereins, Herr Dr.

Eduard Schauenburg in Crefeld — Diplom-Mitglied der C.-G. — ist zum Geheimen Regierungsrat ernannt worden. —

Dem Professor der T heologie D . Sieffert in Bonn — D.M. der C.-G. —, Mitglied der theol. Prüfungs-Kommission in Münster, ist der T itel Kon- sistorialrat verliehen worden. —

Herr Seminardirektor Mühlmann, der Anfang Februar d. J. an Stelle des zum Seminardirektor in A lfeld ernannten Schulrats T yszka als scliultech- nischer Hilfsarbeiter an die R egierung in Frankfurt a. 0 . kam, ist in das Handelsministerium, A bteilung für gew erbliches Unterrichtswesen, berufen worden. In seine Stelle tritt, w ie verlautet, Seminardirektor R u e t e aus Neuzelle.

Dem K gl. Sachs. Archivrat Dr. Hubert Ermisch, dem Herausgeber des

„Neuen Archivs für sächsische Geschichte“ — D. M. der C.-G. — ist der K gl. Preufs. Rote Adlerorden 4. Kl. verliehen worden. —

6*

(22)

70 Gesellschafts-Angelegenheiten. Nr. 4 u. 5.

Herr Oberlehrer Dr. Evers in D üsseldorf — D. M. der C.-G. — ist an Stelle des nach Bremen berufenen Direktors Dr. Henke zum Gymnasial- Direktor in Barmen vom Kuratorium gew ählt worden. —

Herr Stadtschulinspektor Dr. Boodstein — Ortsbevollmächtigter der C.G. in Elberfeld — ist zum Stadtschulrat, Herr Oberlehrer Dr. Imme — Ortsbevollmächtigter inEssen — i s t z u m G y m n . - P r o f e s s o r ernannt worden.

Bei Schlufs dieser Nummer geht uns die M itteilung zu, dafs mehrere deutsche und aufserdentsche Mitglieder unserer Gesellschaft sich in Chicago zu treffen beabsichtigen. Herr Prof. Dr. N. G. L a g e r s t e d t in Stockholm, der vorausichtlich als B evollm ächtiger des K önigl. Schwedischen K ultus­

ministeriums an dem W elt-Erziehungs-Kongrefs teilnehmen wird, bittet uns um Adressen anderer in Chicago w eilender M itglieder der C.-G. W ir nennen als solche hier einstw eilen die Adressen des Herrn Prof. Dr. S t e p h a n W a e t z o l d t , B evollm ächtigter des Königl. Preufs. Kultusministeriums, des Herrn Dr. W . T. H a r r i s , Commissioner o f Education, und des Herrn Dr. L. R. K l e m m , beide in W ashington. Wir bitten diejenigen unserer Mitglieder, die etw a aufser den Genannten in Chicago sein w erden, uns baldgefällig Nachricht zu geben.

Berichtigung. W ir erwähnten auf S. 19 der „M itteilungen“, dafs die T i t e l e i n f a s s u n g , die wir für unser gemeinnütziges Organ gew ählt haben, der berühmten Bibelübersetzung entstamme, w elche in der Druckerei der Brüder zu „KraliC“ im J. 1579 hergestellt sei. Der Ort heifst nicht Kralitsch, sondern K r a l i t z , daher war unsere Schreibung nicht genau.

(23)

B eilage

zu Nr. 4 und 5 (April- und Mainummer) der Mitteilungen der C.-G. 1893.

Übersicht

• •

über den Verlauf der Jahrhundertfeier für Comenius (1892).

(Fortsetzung.)

(V.: = Veranstalter, R.: = Festredner, A.: = Festartikel, B. = Fest- bericht, L.-V. = Lehrer-Verein, L. = Lehrer, Ln. = Lehrerin.)

Es sind uns zwar aus vielen Orten Festberichte zugegangen, doch ist unsere Übersicht sicherlich nicht vollständig. W ir b i t t e n d a h e r u n s e r e L e s e r um E r g ä n z u n g e n u n d B e r i c h t i g u n g e n .

A. Deutsches Reich.

Fiddichow. V .: L .-V .; R .: Lehrer Zm e-Nipperwiese; B.: Pommersche Blätter, Nr. 12. — Fischhausen O .-Pr. V .: Kreis-Lehrer-Verein; R .: Lehrer Jäger. — Flensburg. V .: Provinzial-V erein höherer L. i. Schlesw ig-H ol­

stein (Prof. Dr. W allichs)1); R .: Ober-L. Dr. J. W assner\ A.: Fricksche Lehrproben (Wassner). — Forst, Reg.-Bez. F ran kfu rt. V .: Kreis-L.-Verband.

— Frankenstein i. Schl. V . : L .-V .; R . : Lehrer E tzler. — F ran kfu rt a. M. V . : L.-V.; R .: Lehrer B u tzer; A.: A. Frankfurter Schul-Ztg., Nr. 8 u. 9; Frank­

furter Ztg., Nr. 88; B eilage zum Frankfurter Journal, Nr. 13; Rheinische Blätter f. Erziehung und U nterricht, H eft 2. — F ra n k fu rt a. 0 . 1) V .:

L.-V. (Mittelschul-L. M. Pohlandt); R .: Lehrer Quiliscli. — 2) V .: Ln.-V .;

R .: Fräulein A st. — 3) V .: Päd. V .; R .: Lehrer Reim ann; A.: Frankfurter Oder-Ztg. — Franzburg. V .: K .Sem inar; R .: Dir.Breitsprecher.— Freiberg i.S . V . : Pädag. u. Sprach-V. (gemeinsam)*, R.: Prof. Dr. Rachel., Lehrer U aufs- nitzer. — Friedeberg i. Nm. 1) V . : K. Sem inar; R.: Direktor Besig, Schulrat;

B.: Frankf. Oderztg. — 2) V . : L.-V .; R.: Subrektor Berndt. — F riesd o rf (Prov. Sachsen). V .: Bezirks-L. -V .; R .: Lehrer Probst. — Fürstenwalde. V .: L.-V.; B.: Preuss. Schul-Ztg., Nr. 71. — Fürth. V . : Bezirks-L.-V. (Lehrer

J) D ie eingeklammerten Namen bedeuten den jedesm aligen V o r ­ s i t z e n d e n der betr. Körperschaft.

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