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Theologisches Literaturblatt, 4. August 1899, Nr 31.

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Academic year: 2022

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XX, Jahrgang. Nr. 31. Le i pz i g, 4 August 1899.

Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

Prof. D. Chr. E. Lutliardt.

E rsch ein t jeden F re ita g .

Abonnementspreis vierteljäh rlich 2 Ji 50 /&.

Expedition: K önigsstrasse 13.

Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 30

Seesemann, Otto, Israel und Juda bei Am os und Hosea.

Studien zur Geschichte der Theologie und der Kirche. Bd. I I I : Dr. theol. Ph. Meyer, Die

theologische Literatur der griechischen Kirche im sechzehnten Jahrhundert.

Meitzer, Dr. H ., Alttcstarnentliches Lesebuch.

Köhler, Hermann, Sozialistische Irrlehren von der

Entstehung des Christenthums und ihreW ider- legung.

Zeitschriften. — Antiquarische Kataloge.

Verschiedenes. — Personalien.

Seesemann, Otto (Lic. theol. D r. phil.), Israel und Juda bei Amos und Hosea nebst einem E xkurs über Hos. 1— 3.

Leipzig 1 8 9 8 , D ieterich (Theodor W eicher) (IV, 44 S.

g r. 8). 1. 20.

„ Israe l und J u d a “ is t ein sehr zeitgem ässes Them a. Denn bei dessen B ehandlung g ilt es zunächst, die neuerdings viel­

fach vertreten e M einung, dass „Juda der jü n g ste Stamm in I s ra e l“ w a r (W inckler, Geschichte Israels 1895, S. 24) zu prüfen. Es g ilt zu untersuchen, ob zu D avid’s Zeit „Kaleb einen Stamm oder Gau bildete, der genau dasselbe w ar, was die einzelnen israelitischen Stäm m e, ehe sie ihren Bund ge­

schlossen h atten , gewesen w a re n “ (W inckler, S. 25). Ich er­

w ähne darüber hier n u r, dass der P feiler der Meinung „In D avid’s tim e Caleb was still distinct from Ju d a h “ (1 Sam. 3 0 ,1 4 ; Moore, Commentary on the book of Judges 1895, p. 30) ganz neuerdings als brüchig erkannt worden ist. Nämlich H. P.

Sm ith h a t in dem soeben erschienenen „In tern atio n al critical com m entary on th e books of Sam uel“ (1899, S. 248) bem erkt, dass in 1 Sam. 30, 14 die W orte snii-nb “iiax bsi sich sowol von dem vorhergehenden A usdruck „der Negeb (der Südabhang von K anaan) des K ere th i“ als auch von dem nachfolgenden A usdruck „der Negeb von K aleb“ formell vollständig trennen.

Sm ith zieht daraus den Schluss, dass die angeführten hebräi­

schen W o rte eingeschaltet w urden „by a scribe who was surprised th a t Ju d a h should not be m entioned“, und dieser Schluss dürfte begründet sein.

Dies alles konnte Seesemann in dem je tz t vorgelegten Schriftchen nicht erwähnen, weil dieses blos einen A usschnitt aus der Gesammtbehandlung des Them as „Israel und J u d a “ darbietet. A ber auch schon dieser A usschnitt ist w ichtig genug. Denn es ist höchst interessant, in einer D etailunter- Buchung festgestellt zu sehen, was die beiden ältesten S chrift­

propheten un ter „ Is ra e l“ verstanden haben, und inw ieweit ihre Reden sich auf „ J u d a “ beziehen.

In Bezug auf den ersten F ra g ep u n k t geht der Verf. sehr methodisch so zu W erke, dass er die geschichtliche P a rth ie des Amosbuches (7, 10 ff.) sozusagen als die Operationsbasis be­

nü tzt. Denn da zeig t sich am deutlichsten, dass der A usdruck

„ Isra e l“ bei Amos im eingeschränkten Sinn gebraucht ist.

Oder w ird n icht Jerobeam II. einfach der „K önig von Is ra e l“

genannt (7, 10)? Amos nahm also an dem Sprachgebrauch Theil, der seit der R eichsspaltung der herrschende w ar, und nach dem die bei weitem grössere M ehrzahl der Stämme Ge- sam m tisraels den Namen der Gesammtnation für sich in An­

spruch nahmen. Ebenso v erste h t auch Hosea un ter „Israel n ur das N ordreich“ (S. 31). Ich füge nur die V erm uthung hinzu, dass in dem A usdruck „mein Volk Is ra e l“ (Amos 7, 15) der engere und der w eitere B egriff von „ Isra e l“ in eine E in­

heit zusammengeflossen sind. R ichtig sieht aber auch Seese­

mann die umfassendere B edeutung von „ Isra e l“, wonach es

„Ju d a und E p h raim “ in sich vereinigte, als „die ä lte re “ (S. 15) an. E r erw ähnt auch, obgleich er W inckler’s Ge­

schichte Israels mehrmals z itirt, doch nicht dessen (S. 34) Be­

zw eifelung der E ch th eit von Theilen des Deboraliedes, sondern

fü h rt (S. 16) ohne eine d ara u f bezügliche B em erkung auch Ri. 5, 5 als eine Stelle a n , worin „Jahve, der G ott Isra e ls“

erw ähnt und also „ Isra e l“ in seinem umfassenderen Sinne verw endet ist. Aus der m it der Reichsspaltung zusammen­

hängenden tem porären E inschränkung des Begriffsumfangs von

„ Isra e l“ m ag es zu erklären sein, dass der im Deboraliede zweimal auftretende Ausdruck „Jahve, der G ott Isra e ls“ w eder bei Amos noch bei Hosea (S. 31) vorkommt.

Die U ntersuchung des zweiten Fragepunktes, die Beziehung der Bücher Amos und Hosea zu „ J u d a “, erscheint m ir nicht ebenso abgeschlossen zu sein. Am ehesten noch kann dies in Bezug auf das Buch Amos sein, obgleich auch da die Schluss­

bem erkung „Amos w irk t n u r in E phraim und nur gegen E phraim “ (S. 17) nicht ganz m it der vorhergehenden D ar­

legung stim m t, die in sehr beachtensw erther W eise auseinander­

setzt, dass die auf Ju d a bezüglichen P arth ie n 2, 4 f. und 3, 1 f.

w enigstens bei der N iederschrift der Reden von Amos selbst hinzugefügt sind. Betreffs des Hosea kommt e r zu dem Schluss: „Gesetzt, die eine oder die andere E rw ähnung Ju d as w äre w irklich ursprünglich — was ich indessen nicht an­

nehmen möchte — , so muss man doch sagen, selbst dadurch w ürde der R ichtigkeit des Satzes kaum Abbruch geschehen:

Hosea ist nur gegen das N ordreich a u fg e tre te n “ (S. 24 f.).

A ber weder die Einzelbeweisführung gegen die U rsprünglich­

keit der auf J u d a bezüglichen Stellen des Hoseabuches ist ein­

wandsfrei, noch die daraus gezogene und soeben z itirte Schluss­

folgerung. Zu der E inzelbetrachtung der in Rede stehenden Stellen vergleiche man auch meine „E inleitung ins A. T . “ S. 309 f. und die von Seesemann noch nicht erw ähnte Bem er­

kung von W ellhausen („D ie kleinen Propheten übersetzt und e r k lä rt“ 1898, S. 99): „Ich habe frü h er einmal alle E rw ä h ­ nungen von Ju d a bei Amos und Hosea fü r v erdächtig erk lärt, h alte aber den V erdacht in dieser Allgem einheit nicht mehr au frec h t“ .

D er W e rth von Seesemann’s A rbeit is t ganz erheblich durch den E xkurs über Hos. 1 — 3 erhöht worden, den er auf S. 3 2 —4 4 hinzugefügt hat. Denn man weiss, wie diese alte crux interpretum auch in neuester Zeit theils in Bezug auf den realen Vollzug der erzählten H eirath eines ehebreche­

rischen W eibes und theils in Bezug auf deren B edeutung für das prophetische A uftreten des Hosea d isk u tirt worden ist.

Den ersteren Gesichtspunkt fasst Seesemann n icht ins Auge, ste llt sich aber nach allem, was er sagt, auf die Seite derer, die eine äusserliche Begebenheit berichtet sein lassen. Ueber das V erhältniss dieser Geschichte zum U rsprung des prophe­

tischen Selbstbewusstsein des Hosea e rk lä rt sich aber der Verf.

sehr rich tig dagegen, dass „Hosea durch ein häusliches E r- lebniss zum Propheten w urde“ (S. 34). Ich empfehle seine eingehende Beweisführung, die eine B eurtheilung vieler S ätze von P. Volz’s Schrift „Die vorexilische Jahw eprophetie und der Messias“ (1897) in sich schliesst, einem eifrigen Studium und füge m einerseits n u r noch folgende kurze B em erkung hinzu: Nach Seesemann (S. 36) w ar Israel schon verworfen und sind ihm in den Namen von Hosea’s K indern S trafen an-

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gekündigt worden. Aber e rst h in terh er e rfä h rt er von der T reulosigkeit seines W eibes und nun e rst w ird ihm sein V er­

hältn iss zu seinem W eibe Gomer ein Abbild des V erhältnisses Ja h v e ’s zu Israel. J e tz t e rst soll ihm seine ganze E he u n te r dem in 1, 2 ausgesprochenen G esichtspunkt erschienen sein.

Indess w ürde dann die Ausdrncksw eise „Jahw e sprach zu H osea: Geh, nimm d ir ein hurerisches W eib e tc .“ eine V oraus­

nahme in sich schliessen. I s t denn die Annahme einer solchen symbolischen E rzählung, wie ich sie in der Neuen kirchlichen Z eitschrift, Bd. 6, S. 650ff. besprochen habe, nicht in Hos. 1 — 3

m öglich? Ed. König.

S tu d ie n z u r G e s c h ic h te d e r T h e o lo g ie u n d d e r K ir c h e . H erausgegeben von N. Bonwetsch & R. Seeberg. Bd. I II , H. 6 : D r. theol. P h. M e y e r , K o nsistorialrat in H an­

nover: D ie th e o lo g is c h e L i t e r a t u r d e r g r ie c h is c h e n K ir c h e im s e c h z e h n te n J a h r h u n d e r t . M it einer all­

gemeinen E inleitung. L eipzig 1899, D ieterich (Theodor W eicher) (X, 179 S. g r. 8). 4 Mk.

Nachdem das bis vor Kurzem bei uns s ta rk vernachläs­

sigte Studium der theologischen L iteratu ren tw ick elu n g des kirchlichen O rients durch A. E h rh ard (in Aufl. 2 der Krum- bacher’schen „B yzant. L ite ra tu rg e sc h ic h te “, München 1897) für die m ittelalterliche Zeit eine dankensw erthe F örderung e r ­ fahren h a tte , blieb das V erlangen nach einer tüchtigen D arstellung auch der neueren griechisch - theologischen L iteratu rp erio d e ein b erech tig ter W unsch der betheiligten Kreise. Z ur Lösung dieses Problems m usste — auf Grund seiner Studien über die A thosklöster und anderer v erdienst­

licher A rbeiten — D. Philipp Meyer vor Allen berufen er­

scheinen. D ass er in der vorliegenden S chrift zunächst nur einen T heil der betreffenden Auflage löst, kann m an bedauern.

Doch is t, was er hier b ie te t, von gediegenem W e rth e ; und eine spätere F o rtsetzu n g und Vollendung der betreffenden Studien w ird im V orw ort ausdrücklich von ihm in Aussicht g estellt. Auch erscheint der von ihm hier behandelte Z eit­

a b sch n itt m ehr oder w eniger als ein selbständiges, in sich ab­

gerundetes Ganze, da überhaupt — wie aus den D arlegungen d er allgem einen E inleitung (S. 1— 32) erhellt — die drei vom B eginne des Eeform ationsjahrhunderts bis gegen die Mitte unseres Säculums hervorgetretenen P hasen der griechisch­

theologischen E ntw ickelung sich ungefähr m it den drei J a h r ­ hunderten dieses Zeitraum s decken, also die Theologie des 16. Ja h rh u n d e rts ohne Anwendung von Z w ang als ein Ganzes fü r sich aufgefasst werden kann (s. bes. S. 20).

Den überaus reichen Stoff fü r sein D arstellen bekennt der Verf. hauptsächlich aus E. L egrand’s Biographie Hellenique ou description raisonnee des ouvrages publies en grec par des Grecs au XVe et XVIe siecle (P aris 1 8 8 5 , 2 vols) ge­

schöpft zu haben, sow eit nicht direk ter Z u tritt zu den einzelnen beschriebenen Quellenwerken ihm vergönnt w ar. Bei dem spröden und zum T heil trockenen C harakter des zu v er­

arbeitenden M aterials kam es auf A nschaulichkeit und Ueber- sichtlichkeit der zu gebenden Schilderung um so m ehr a n , da von der M ehrheit der aufzuzählenden S chriftsteller und S chriften entw eder keine, oder n u r dürftige K enntniss als in unseren abendländisch-theologischen K reisen vorhanden sich voraus­

setzen liess. D er Verf. h a t der hierin gelegenen Schw ierig­

k eit auf w irksam e W eise zu begegnen gew usst, indem e r durch Bildung der H auptstoffgruppen: „System atisch-theologische L ite ra tu r “ , „ E rb a u u n g s lite ra tu r“, „L iturgische L ite ra tu r “ etc.

ein bequem zu überschauendes F achw erk schuf, innerhalb dessen er ausser bibliographisch aufzählenden M ittheilungen auch manche ausgeführtere bibliographische Skizzen sammt A nalysen der interessanteren W erk e bot. Die meisten dieser sa ftig eren und anziehenderen P a rtie n um schliesst der von der system atischen Theologie handelnde H au pttheil (S. 3 3 — 100).

Von fesselndem Interesse ist hier u n te r anderem der A bschnitt über Pachom ios R husanos, den aus Z ante stam m enden „ge­

b ild e tsten griechischen Theologen des 16. Ja h rh u n d e rts bis auf die Z eit des Jerem ias 11.“ (geboren 1510, gestorben 1553), in dessen literarisch en N achlass sich auch eine w ider L u th e r (xaxa xotj O pa Mapxl Aouxspi) gerichtete Schutzschrift zu G unsten des kirchlichen W allfahrtw esens befindet, der aber

andererseits zugleich manche im Sinn einer ernsteren Fröm m ig­

keit gehaltene K undgebungen bietet und in einer seiner E pisteln, bei B ehandlung der F ra g e nach der rechten W eise der S onntagsfeier, als V e rtre te r eines, fa st m it L u th e r und m it Conf. Aug. a rt. 28 sich berührenden, sittlich freien S tandpunkts erscheint. Bei dem im zw eitnächsten P arag rap h e n behandelten K retenser Meletios P egas (geb. ca. 1535, gest. als P a tria rc h von A lexandrien 1603) begegnet man einer m ehr oder w eniger irenischen H a ltu n g , die sein W erk „Ueber das w ahre W esen der K irche“ (Ti? ioxiv t] aXYjdVjS xaOoXixr) ixxXirjaia xxX.) her­

v o rtreten lä s s t und als deren m itwirkende E ntstehungsursachen w ahrscheinlicherw eise theils A ugustin’s B ücher vom G ottesstaat, theils die (damals bereits in griechischer U ebersetzung vor­

handene) Confessio A ugustana in B e trac h t zu ziehen sind.*

Auch über den am Schlüsse des behandelten Ja h rh u n d e rts hauptsächlich hervortretenden K onstantinopler P atria rc h en Jerem ias II. (gest. 1595) und dessen Schriftwechsel m it den W ürttem b erg er Theologen Stephan G erlach und M artin Crusius w ird auf interessante W eise gehandelt (S. 8 7 — 100). A usser den gegen die evangelischen Friedensvorschläge der T übinger gerichteten Kundgebungen dieses intransigenten Orthodoxen sind es auch seine Ablehnung der G regorianischen K alender­

verbesserung, sowie sein an P a p st G regor X III. g eric h teter P ro te st gegen die N iederlassung der Jesuiten in K onstan­

tinopel, welche hier E rw äh n u n g finden. — Verschiedenes L eh r­

reiche ist auch in dem A bschnitt über Jerem ias’ Zeitgenossen G abriel Severos (1541 — 1616) enthalten. Dieser hauptsächlich in Venedig w irkende Theologe — ein schon auf B ellarm in’s

„D isputationes“ etc. m ehrfach Bezug nehmender Polemiker, der übrigens in nicht wenigen P unkten der L ehre romani- sirte (so u. a. auch in seiner B ehandlung des L ehrstücks von den sieben H auptlastern)** — e rfä h rt hier eine etwas ein­

gehendere biographisch-literarhistorische B ehandlung, als der u ngefähr gleichzeitig ans L ic h t getretene Meyer’sche A rtik el

„G abriel S .“ (in Bd. VI der H auck’schen Real-Encykl.) sie bietet.

E tw as w eniger reich an d era rtig en M ittheilungen von a ll­

gemeinerem Interesse sind die folgenden K ap itel, betreffend die E rb a u u n g slite ra tu r, die liturgische, biblisch-exegetische, kirchenhistorische (chronikalische) und kirchenrechtliche S chrift­

stellerei der Griechen des 16. Jah rh u n d erts. Doch h a t auch hier der Verf. nicht v erfehlt, Einzelheiten von praktisch-reli­

giösem oder theologisch-wissenschaftlichem B elang nach Gebühr hervorzuheben, um so der G efahr eines n u r nom enklatorisch zu W erke gehenden Kompilirens zu entgehen. Man vergleiche hier u n te r anderem die manche interessante E inzelheit um- schliessenden M ittheilungen über dram atische, epische und lyrische D ichtungen erbaulichen Inhalts (bes. S. 1 0 9 ff.), die A ngaben über den Studiten-M önch und späteren Bischof Damas- kinos aus Thessalonich und dessen noch heute viel gelesene geistliche „S chatzkam m er“ (07)oaupo,c), S. 128— 132,*** die auf die K irchenhistoriker, nam entlich auf den Chronographen Doro*

theos v. M onambasia, bezüglichen A bschnitte (S. 1 6 1 — 1 6 9 );

auch in dem die L itu rg ik e r behandelten H auptabschnitte die gelegentlich m itgetheilten Einzelproben litu rg isch er Formeln, z. B. die hübschen Tischgebetlein auf S. 142, u. dgl. m.

Den W unsch, dass die in Aussicht genommene E rstreck u n g dieser Studien auch ü ber die uns näher liegenden Ja h rh u n d e rte nicht ausbleiben, sondern bald ans L icht tre te n möge, werden gewiss Viele m it uns theilen. D er Sammlung Bonwetsch- Seeberg w ird es ebensowol zur Zierde, wie zum N utzen ge-

* D. Meyer verweist da, wo er dieses wahrscheinlichen Beeinflusst- seins des Melet. Pegas durch die Augustana gedenkt (S. 59), auch darauf, dass bereits Melanchthon ein ins Griechische übertragenes Exemplar dieses Bekenntnisses an den Patriarchen Joasaph II. gesandt habe. Als Gewährsmann hierfür nennt er kurzerhand Gass (in d. Symbolik der Griech. Kirche 1872, S. 44), hätte aber bei dieser Gelegenheit doch wol auch der unlängst von Kattenbusch (Konfessionskunde, S. 142) gegen die Thatsächlichkeit dieser Melanchthon’schen Gräcisirung der C. A.

geäusserten Zweifel gedenken und seine gegenteilige Ansicht begründen sollen.

** Vgl. meine Abh.: „Das Lehrstück von den sieben Hauptsünden“

(Bibi. u. kirchenhistorische Studien, München 1893), S. 108.

*** Auch dieser Damaskinos Studites gehört zu den vom Verf. vor­

her in etwas kürzerer Fassung für die PRE3 bearbeiteten Artikeln, s. Bd. IV derselben, S. 428f.

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reichen, wenn sie seinerzeit auch die w eiteren Folgen dieser G eschichte der neueren griechischen Theologie ihrem L eser­

kreise darzubieten verm ag. Zöciler.

Meitzer, Dr. H., Alttestamen tliches Lesebuch. Für den Schulgebrauch bearbeitet. Dresden 1898, Bleyl & Kaemmerer (Paul Th. Kaemmerer) (VIII, 199 S. 8). 80 Pf.

Dass eia alttestamentliches Lesebuch, welches im Unterschiede sowol von den zahlreich vorhandenen biblischen Geschichtsbüchern als von den neuerdings aufgekommenen Schulbibeln „einen geschlossenen Gang der alttestamentlichen Heilsgeschichte“ bietet, einem in weiten Kreisen empfundenen Bedürfniss entspricht, leidet keinen Zweifel. Hier liegt uns ein solches vor, das nach Meinung seines Verf.s auf das wirklich Nöthige, d. h. religionsgeschichtlich Bedeutungsvolle beschränkt, die Er­

gebnisse der Wissenschaft „vorsichtig“ verwerthet und statt Luther’s Sprache die uns geläufige und dem Urtext mehr entsprechende Weise redet. Den Prophetismus will er „selbstverständlich“ in besonderem Masse berücksichtigen, die schönsten Psalmen in den Gang der ge­

schichtlichen Erzählungen einreihen, die Urgeschichte auf Weniges be­

schränken. Dass von diesen Gesichtspunkten aus ein brauchbares Schul­

buch zu Stande kommen könnte, ist möglich. Eine andere Frage ist, ob der Verf. ein solches geliefert hat

Gleich im Anfang befremdet, dass die Urgeschichte überhaupt fehlt:

das Buch beginnt mit Abraham’s Berufung. W ir vermögen beim besten Willen nicht einzusehen, warum die Schöpfungsgeschichte (welche übrigens ganz am Schluss S. 190. 191 unter dem Titel „jüdische Frömmigkeit“

nachgeholt wird) „für die ersten Schuljahre entschieden zu schwer“ sein soll, wenn sie nur richtig behandelt wird; ebenso wenig, dass Er­

zählungen von Kain und Abel, von Noah und der Sintflut „nicht religiös- sittlich werthvoll“ wären. An die Erzählungen von Abraham schliesst der Verf. die über Jakob und Joseph an (S. 1 — 40), lässt dann die Er­

zählungen aus den biblischen Geschichtsbüchern von 2 Mose bis etwa 1 Kön. 20 folgen (S. 41 -124), Bodass also bis hierher sein Buch sich nicht wesentlich von jeder beliebigen „biblischen Geschichte“ unter­

scheidet. Darauf bekommen wir als vierten und letzten Hauptabschnitt den Prophetismus, unter dem 1. Amos, 2. Jesaia, 3. Josia, 4. Jeremia, 5. die babylonische Gefangenschaft, 6, die nachexilische Zeit behandelt wird. Man fragt billig, mit welchem Recht 5. und G. hierher gehören, um dann zu sehen, dass sich unter 5. wesentlich Deuterojesaia’s Pre­

digten, unter 6. zum grossen Theil messianische Weissagungen aus dem Buche Jesaia (z. B. 9, 1— 6. 11, 1— 10) finden. Immerhin ist es kaum sachgemäss, unter dem Titel „Prophetismus“ „die jüdische Frömmig­

keit“ unterzubringen, einen Elia aber auszuschliessen, ferner das deutero- nomische Gesetzbuch und die folgende „Kultusreform“ (so wörtlich! in einem Schulbuch!) unter dem Namen „Josia“ einem Jesaia, Jeremia etc.

nebenzuordnen, vieler anderer Fragezeichen ungeachtet, die sich in dieser Hinsicht aufdrängen (z. B. auch, dass Micha und seine Predigt S. 137 ff.

kurzerhand unter „Jesaia“ mitbegriffen werden). Soviel zuerst über die Anlage des Ganzen. Ferner bemerken wir, dass Ps. 2 110 als „Lieder auf David’s Kriege und Siege“ gefasst und an David’s Lebensbeschreibung angeschlossen sind, was weder der traditionell-konservativen noch der kritischen Auffassung durchweg Zusagen dürfte. Aehnliches gilt von Ps. 45. 72, die unter der Ueberschrift „Auf Salomo’s Gerechtigkeit und Herrlichkeit“ nach Salomo Bteben. Geradezu unrichtig dagegen ist die Einschaltung der wichtigsten Verse aus Ps. 51 in die Antwort David’s an Nathan (S. 101 f.). Die geschichtliche Einkleidung des prophetischen Auftretens Amos’ (S. 125) scheint uns verunglückt, ebenso misslich die Be­

handlung des Beichtgebets im Anschluss an Jes. 6 (S. 133). Warum Jeremias’ Berufung fehlt, ist nicht ersichtlich. Sonst ist die Auswahl der prophetischen Abschnitte im allgemeinen gut getroffen, wenn man auch natürlich über Einzelheiten anderer Meinung sein wird. Aus dem Buch der Sprüche hätte wol etwas mehr, bezw. etwas anderes als 31, 10 31; 6, 6 11 gegeben werden können.

Fassen wir jetzt die Darstellung selber ins Auge, so finden wir, dass (wenngleich ein uns geläufiges Deutsch zu bieten die Absicht war), der biblische Ton und auch wol der gute Geschmack allzu sehr fehlen.

„Abraham betete immer zu dem lieben Gott im Himmel“ (S. 3). „Gottes Wort erging*1 (S. 6), „pack dich weg“ (S. 9), „Gott hat mir versichert“ (S. 13, statt „verheissen“), „von dem rothen Zeug da“ (S. 17), „Ahnherr Abraham“

(S. 22), Potiphar s Weib verlangte von Joseph, „dass er sie küsse“ (S. 27),

„erhenken“ (S. 29, wo „henken“ oder „erhängen“ gemeint ist), „mit der Wahrheit reden“ (S. 32, kein Deutsch!), „Lebensfrische kam in Jakob“ (S. 36) und vieles andere zeigen das. Unerträglich ist an dieser Stelle die Er­

klärung „der Zerschmetterer“ für Jahwe (S. 45). Selbst ein Kernspruch wie: „ich bin viel zu gering“ etc. wird geändert in: „ich bin nicht werth aller der Wohlthaten“ etc. S. 45 ist 2 Kor. 12, 9 „Gottes Kraft“ ge­

setzt, während es nach V. 10 „Christi Kraft“ heisBen muss. Dagegen ist „der bunte Rock“ Joseph’s stehen geblieben (S. 24), ebenso die Wendung, dass eine Sache „ruchbar“ wird (S. 43); nicht minder S. 81 die „Säule“

•der Philister, wo es wahrscheinlich „der Vogt“ heissen muss. Un­

erklärlich sind uns die willkürlichen, zum Theil bedenklichen Ab­

weichungen vom W ortlaut des Katechismus, auch da, wo von Auszügen keine Rede sein kann: z. B. wird in den lutherischen Erklärungen der zehn Gebote das so wichtige „wir sollen Gott fürchten und lieben“ aus­

gelassen (S. 4. 5. 11. 16 etc.). Wie der Wortlaut des Katechismus, so scheint sich auch derjenige der Schriftstellen an keine bestehende Norm gebunden zu haben. Die Liederverse und Sprüche am Schluss der Ab­

schnitte sind theils ausgedruckt, theils nur nach ihren Anfangsworten bezeichnet. Bemerkenswerth ist, dass unter der Geschichte von Saul’s Sieg und Krönung steht „Heil dir im Siegerkranz“ ! Die Gliederung innerhalb der grösseren und kleineren Abschnitte lässt sehr zu wünschen übrig: die einzelnen Abschnitte sind oft viel zu lang, viel mehr Absätze, und zwar meist je mit einer besonderen Ueberschrift, sollten gemacht sein (so S. 31— 36. 72— 74. 76-79. 102-106).

Alles in allem scheint uns das vorliegende Lehrbuch so beschaffen, dass es sich kaum Hoffnungen auf eine Zukunft machen darf. Den guten Willen und die grosse Sorgfalt, die darauf verwandt sind, er­

kennen wir gern an: leider bleibt die Ausführung dahinter weit zurück.

R aben. Lic. Dr. Boehmer.

Köhler, Hermann, Sozialistische Irrlehren von der Entstehung des Christentums und ihre Widerlegung. Leipzig 1899, J. C. Hinrichs (IV, 272 S. gr. 8). 4. 40.

Verf. hat bereits in seiner Schrift „Geschichtsmaterialismus und Religion“ das Verdienst sich erworben, den Atheismus als Wesens- bestandtheil der Sozialdemokratie aufgezeigt zu haben. In dem vor­

liegenden grösseren Werke geht er mit einer grossen Belesenheit in der sozialdemokratischen Literatur nicht allein, sondern auch in allen Zweigen der neuesten theologischen und historischen Forschung demselben Problem weiter nach. Es ist ihm darum zu thun, nachzuweisen, dass der sozia­

listische Geschichtsmaterialismus mit seinen Versuchen, das Christen­

thum und seine Entstehung aus rein wirthschaftlichen Faktoren zu er­

klären, vollständig Bankerott gemacht hat. Mit steigendem Behagen liest man, wie Verf. Satz für Satz die grossen sozialistischen Autoritäten Engels, Kautsky, Bernstein, Lütgenau nebst ihren Nachtretern auf ihren eigenen unlogischen Schlüssen, missglückten und darum mit um so grösserem Schall ausposaunten Beweisen, vor allem aber auf ihrer geradezu grandiosen Unkenntniss festnagelt. Dabei zieht sich immer wie ein rother Faden der Gedanke durch die ganze Darstellung, dass die materialistische Welt- und Geschichtserklärung nur durch einen furchtbaren Selbstbetrug oder durch bewusste Täuschung den Schein erwecken kann, die Räthsel der Weltgeschichte gelöst zu baben. Sehr erfreulich wirkt die durchaus sachliche Art der Polemik, die sich ja überall da einzustellen pflegt, wo volle Beherrschung des Gegenstandes zu finden ist. Gewiss gehen wir in manchen Stücken tiefer, als es dieser Vertreter der modernen Theologie thut. Aber das hindert uns nicht, unsere Freude darüber auszusprechen, wie energisch er die Irrthümer der Sozialdemokratie in den Sand legt. Köhler's Buch wird der Sozialdemokratie noch weit mehr ein Dorn im Auge sein, als desselben Verf.s vorbereitende Broschüren, Da das, was er sagt, von der Sozial­

demokratie überhaupt nicht widerlegt werden kann, so sehen wir voraus:

man wird das Buch todtschweigen! Von solchem Schicksale wird es hoffentlich auf Seiten aller, die noch etwas vom Christenthum halten, nicht betroffen werden. Es ist ein Buch, das zu vielem Nachdenken anregt und den Leser fesselt bis zuletzt. W ir möchten es hiermit herz­

lichst empfehlen, auch zur Unterlage von Vorträgen, für welche der Verf. gleich eine Reihe Themata angibt. Zum Schluss nur noch die Bemerkung, dass wir gewünscht hätten, der Verf. hätte sich im Ab­

schnitt über Buddhismus weniger auf Falke als auf das treffliche Buch von Rhys Davids „The Buddhism“ bezogen, das ihm ja bekannt war.

Dr. Z.

Zeitschriften.

A tti dell’ J. E. accademia di Eovereto. Ser. III. Vol. V, fase. 1.

Fabio L u z z a to , Morale e diritto nella filosofia di A. Rosmini.

Expositor, The. Nr. L V , July. John W atso n , The doctrines of grace. 5. The vicarious sacrifice of Jesus Christ. W . M. R a m s a y , A historical commentary on the Epislle to the Galatians. — T. K.

C h eyn e, Something better than Husks. Armstrong B la c k , The twenty-third psalm. — H. J. C. K night, On the relation of the discourses of our Lord recorded in St. John III. and V I. to the Institution of the two sacraments. Newport J. D. W h it e , The appearances of the risen Lord to individuals. Marcus D o d s, Survey of recent English literature on the New Testament.

Halte was du hast. Zeitschrift für Pastoraltheologie. X X II. Jahrg., 10. Heft, Juli: R id d e r v o ld , Zur speziellen Seelsorge. H- S c h w en ck e, Doppelkapellen. S im on s, Schriften über Geschichte und Fragen der Seelsorge (Schluss). K n o d t, Referat über die neueste katechetische Litteratur. I. M e d ita t io n e n über die Peri- kopen der deutschen evangel. Kirchenkonferenz, 2. Reihe der Evan­

gelien, für den 13.— 17. Sonntag nach Trinitatis von B o e c k h , R u m p ff, B o y , G a i l, H a r d e la n d . Kasualien. S p lit t g e r b e r , Antrittspredigt bei der Einführung ins Ephoralamt über 1 Korr. 3, 9.

H e m p e l, Rede, gehalten bei der Einführung eines Strafanstalts- Geistlichen.

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Jöum al Asiatique. X I I I , 2: C au d el, Les premifcres invasions arabea dans l’Afrique du Nord (21— 100 H. 651— 716 J.-C.) (Suite); F. N a u , Le trait6 sur l’astrolabe-plan de Sevfere Sabokt, 6crit au V H e sifecle d ’ apr&B des sources grecquea et publik pour la premifere fois d’aprfes un ma.-de Berlin (fin). — G r e n a r d , Spgcimens de litt^rature moderne du Turkestan chinois.

Klitthailuagen des Historischen Vereines der Pfalz, x x m . R.

K r e b s , f)ie Politik des Grafen Emich V III. zu Leiningen und die Zerstörung des Klosters Limburg im J. 1504. F. W . E. R o th , Hieronymus Bock, gen. Tragus, Prediger* Arzt und Botaniker 1498 bis 1554. Nach seinem Leben und Wirken dargestellt. S. P r a u n , Das grosse Paradies der Domkirche zu Speier.

B®VUe des deux mondes. 1. Juillet: Ferdin. B ru n etifere, Encore le baccalaur^at.

Seelsorge, Die, in Theorie und Praxis. Centralorgan zur Erforschung und Ausübung der Seelsorge. IV . Jahrg., 7. Heft, 1899: K u n z e , Die Seelsorge A. H. Francke’s und des halleschen Pietismus. B.

L ie b e r m a n n , Des Pfarrers Notizen. Th. S e ife r t , Ist die Für­

bitte für die Verstorbenen berechtigt.

Sitzungsberichte der philosoph.-philolog. und der histor. Classe der E. B. Akademie zu München. 1899, Heft 1. G. Frhrr. v. H e r t - lin g , Descartes* Beziehungen zur Scholastik.

Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde.

X X X II, 1. A. B rac k m an n , Urkundliche Geschichte des Halber­

städter Domkapitels im Mittelalter. Ein Beitrag zur Verfassungs­

und Verwaltungsgeschichte der deutschen Domkapitel.

Zeitschrift für Philosophie und philosophische K ritik. CX IV , 1.

Ludw. B u sse, Leib und Seele. Heinr. B rö m s e , Die Realität der Zeit. W . L u t o s la w s k i, Ueber Lotze’s Begriff der metaphysischen Einheit aller Dinge. E. K ö n ig , Ad. v. Harfcmann’s Kategorienlehre (Schluss).

Zeitschrift des Histor. Vereins für Schwaben und Neuburg. Jahrg.

X X V. L. M ü lle r , Aus fünf Jahrhunderten. Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinden im Riess. 1. Jüdische Ansiedelungen im Riess bis 1400. 2. Die 4. Judengemeinde zu Nördlingen 1401 bis 1507. 3. Die Vertreibung der Juden aus Nördlingen und der Prozess, des Nördlinger Raths gegen Graf Martin zu Oettingen 1507— 1549. 4. Die Beziehungen der Reichsstadt Nördlingen zu ihren jüdischen Umwohnern 1507— 1802. A. D ü r r w a e c h t e r , Der Füssener Totentanz und sein Fortleben.

Zeitschrift, Neue Kirchliche. X. Jahrg. 7. Heft, 1899: Rudolf S t e in ­ m etz, Die Entstehung des neutestamentlichen Kanons nach Godet.

Karl S ta n g e , Zum Sprachgebrauch der Rechtfertigungslehre in der Apologie. Ernst B rö se, Zur Auslegung von Röm. 1, 3— 4. K.

E n d e m a n n , D. W . Kölling und 1 Joh. 5, 7. 8. O. N a u m a n n , Friedrich Nietzsche’s antichristliche Philosophie.

Antiquarische Kataloge.

Joseph B a e r & Co., Frankfurt a. M. Katalog Nr. 415: Sozialismus.

Arbeiterstand- und Bodenfrage. Industrie und Zunftwesen. (1357 Nrn.

gr- 8.)

D e r s ., Katalog Nr. 416: Die Kunst der Renaissance. (1586 Nrn.

gr- 8-) ____________________

Verschiedenes. W ir erhalten folgende Zuschrift: „Torgelow in Vorpommern, den 24. Juli 1899. Unter Hinweis auf das Pressgesetz fordere ich Sie auf, in d er nächsten N u m m e r Ih r e s „ T h e o l.

L it e r a t u r b l a t t e s ” fo lg e n d e sach lic h e B e r ic h t ig u n g zu N r. 28, S. 329 und 330 zu bringen und mir gefälligst d ie b e r ic h t ig e n d e N u m m e r zu r K en n tn iss n a h m e zu senden: Der Verfasser von

^Christus redivivus” ist in der That ein evangelischer Pastor,- der eben um des Evangeliums, um der wirklichen, nicht der orthodox verfälschten Bibel willen sich gedrungen fühlte, jenes Buch zu schreiben. Jesuitische Klopffechterei findet sich im ganzen Buche nicht, nur streng logische und stets biblisch begründete Darlegungen, die allerdings dem christ­

lichen Pharisäismus, der Orthodoxie, ebenso unangenehm sein müssen, wie einst die Darlegungen des Herrn Jesus der jüdischen Orthodoxie, den Pharisäern. Die Unterstellung, mein Buch sei Werk eines Jesuiten, bewegt sich auf derselben Linie wie die Unterstellung der Pharisäer, Jesus suche unter der Maske eines strengen Israeliten samaritanische Irrlehren einzuschmuggeln, Ev. Joh. 8, 48. Der Vorwurf, dass ich in überreichem Masse über ein Register von Schmähworten verfüge, ist leichtfertig. Die vom Rezensenten zitirten Ausdrücke: „Dummheit, Dreistigkeit, Verlogenheit’’ habe ich bis jetzt in meinem Buche nicht finden können, geschweige denn, dass es darin von solchen Ausdrücken regnete. Dass die Orthodoxie aber seicht und geistlos, ist, geht nicht nur schlagend aus denjenigen ihrer Lehrstücke [hervor, gegen welche sich meine Angriffe richten, sondern auch auB den Aussprüchen Friedrich’s dea Grossen, Bismarck’s, Moltke’s u. a. Was ich gegen den Hofprediger a. D. und gegen ein Vorstandsmitglied der preussiflchen Generalsynode vorbringe, sind Thatsachen. Das gehässige An­

schuldigungen nennen-, zeugt von einem tiefen Mangel christlich­

moralischen Urtheila. Dass ein evangelischer Pastor gegen solche kirchliche Grössen auftritt, ist dem Referenten peinlich. • W ar’s nicht auch allen Pharisäern peinlich, dass sich Israeliten wie Jesus und Paulus gegen die kirchlicheiL Grössen, Hannas und Kaiphas erhoben?

W as sonst gegen den Inhak meines Buches gesagt ist, sind do,ch nur triviale Witze. Jeder, der sieh ernsthaft in den Inhalt vertieft, wird meinem Vorwurfe der Leichtfertigkeit, gegen den Rezensenten zustinamen.

Unter den Pharisäern Israels fanden sich nicht nur solche, die wider

besseres Wissen Jesum als Samaritaner lästerten und so die schwere Sünde wider den heiligen Geist begingen; es gab auch Pharisäer, die, ohne sein System zu kennen, den falschen Autoritäten in seiner Ver­

werfung folgten und für die er bitten konnte: „Vater, vergieb ihnen!

Denn sie wissen nicht, was sie thun!’’ Auch unter den orthodoxen Lutheranern gibt es doch wol neben den leichtfertigen Lästerern noch ernst denkende Seelen, welche der Wahrheit ihre Zustimmung nicht versagen, wenn ihnen erst deren Erkenntniss aufgegangen sein wird.

Diesen letzteren empfehle „ich mein Buch zu ernstlichem Studium” . Der Verfasser des Buches „Christus redivivus” E. Blöhbaum, ev. Pastor zu Torgelow in Vorpommern“.

Antwort unseres Herrn Referenten: Leider steht mir in der Sommerfrische das Buch des „evangelischen Pastors“ augenblicklich nicht zur Verfügung und ich muss mich deshalb in meiner Er­

widerung auf dasjenige beschränken, was mir im Gedächtniss ge­

blieben ist. Ich habe festzustellen: 1. Der räthselhafte Pastor hat die Richtigkeit meiner wichtigsten Behauptung mit keiner Silbe zu bestreiten gewagt, dass nämlich sein Buch die Tendenz verfolgt — um den Kunstausdruck zu gebrauchen— d ie R ü c k k e h r in den Schooss der a lle in s e lig m a c h e n d e n röm ischen K ir c h e vo rz u b e re ite n . 2. Ich sagte nicht, das Buch sei das „Werk eines Jesuiten“, sondern eines jesuitisch geschulten Klopffechters. Diese jesuitische Schulung ist ja derzeit leider in der Mehrzahl der katholischen Bildungsanstalten zu gewinnen. Der allgemeine Bildungshorizont des Verfassers ist durchweg der des genuinen Thomismus, darüber kann es unter Sach­

verständigen kaum einen Zweifel geben. Uebrigens bietet die obige Berichtigung ein artiges Pröbchen der jesuitischen Schulung. Aller­

dings würde es mir schwer fallen, die „ A u s d r ü c k e Dummheit, Dreistigkeit, Verlogenheit“ in dem Buche des öfteren nachzuweisen;

dagegen kann jedermann, der die polemischen Stellen aufschlägt, die A u s d r ü c k e dumm, d re ist, du m m d reist und ähnliche Höflich­

keiten in Menge finden (das Wort verlogen habe ich wol nur genannt, um die zahlreichen Ausdrücke, mit denen der Verfasser seinen Gegnern Unredlichkeit, Heuchelei u. dgl. Schuld gibt, zusammenzufassen).

3. Durch den verleumderischen Klatsch, der gegen Hofprediger Stöcker und gegen „ein hervorragendes Mitglied der preussischen General­

synode“ vorgebracht wird, ist aufs Kürzeste zu beweisen, dass ein tendenziöses Machwerk und kein wissenschaftliches Buch vorliegt.

4. Aber der Verfasser will „evang. Pastor“ sein! Zur Beleuchtung dieser Behauptung noch einige Thatsachen: a. E r erklärt seine „Dar­

legungen“ für „stets biblisch begründet“. In Wahrheit sind die Bibel­

stellen, die er zitirtj leicht zu zählen. Dagegen bestreitet er frischweg, dass L u t h e r , der ein e so „ ü b e ra u s f e h le r h a ft e “ B i b e l ü b e r ­ setzu n g g e lie fe r t , ü b e rh a u p t ein e gro sse B ib e lk e n n tn is s besessen h abe !! b. E r erklärt die reformatorische Auslegung von fides = fiducia für eine blosse Ausrede der Orthodoxie. Im Grunde sei dem Orthodoxen doch der Glaube gleichbedeutend mit Fürwahrhalten und d ie L e h r e , dass der G la u b e s e lig m ache, sei n u r ein M it t e l zu fa lsc h e r G e w is s e n s b e ru h ig u n g neben u n s it t ­ lic h e m H a n d e ln ! — W o lernt man denn solche Verleumdungen?

c. Luther wird nur besprochen, um verunglimpft zu werden; sogar seine äussere Erscheinung muss herhalten zur Unterstützung der Be­

hauptung, dass er keine edle und geistvolle Persönlichkeit gewesen sei.

Doch zum Schlüsse! W e n n es einem M a n n e von d e r a r t ig e r V o r b i l d u n g und T e n d e n z in d er T h a t g e lu n g e n sein s o llte , zu T o r g e lo w in V o rp o m m e rn in die S t e llu n g eines e v a n ­ g e lisc h e n P a sto rs zu g e la n g e n , so m üssten in d ie s e r G eg en d ganz seltsam e k irc h lic h e Z u s tä n d e herrschen. Fr. Walther.

Personalien.

Der Privatdozent der Theologie (Dogmatik) an der Universität Breslau, Lic. M. S c h u lz e , ist zum ausserordentlichen Professor er­

nannt worden.

In der theologischen Fakultät der Universität Greifswald habilitirte sich für neutestamentliche Exegese Lic. Dr. J u liu s K ö g e l, ein Sohn des verstorbenen Oberhofpredigers. Seine Antrittsvorlesung handelte von der Kanonsgeschichte des Hebräerbriefes.

Der vor kurzem nach Königsberg berufene ausserordentliche Professor der dogmatischen Theologie, Dr. L ü c k , ist nach längerem Leiden ffpstorböii*

Der ausserordentliche Professor der Kirchengeschichte an der Uni­

versität Königsberg, Dr. V o ig t , ist nach Kiel an Stelle des nach G reifsw ald übergesiedelten Prof. Bosse berufen worden.

a Allerhöchste Auszeichnungen:

^ Orden, Staatsmedaillen etc.

5 ® ® ®

^ J P i a n i n o s 4 5 0 M ark an,

^ J ^ l ü g e l 10jährige G arantie,

% H a r m o n i u m s 95 M ark an.

m Abzahlung gestattet. Baar, Rabatt und Freisendung.

- Fabrik: W. Emmer, Berlin, Seydelstr. 20.

y Preislisten, Musterbücher umsonst.

^ Den Herren Pastoren und Lehrern AusnahmBprei^

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Veiantwoiti. Redakteur: Dr. C. Ü. Lut har dt, — Verlag von Dörffling & Franke, — Druck von Ackermann & Glaser, sämmtlich in Leipzig.

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