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Theologisches Literaturblatt, 11. August 1899, Nr 32.

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Academic year: 2022

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

E rsch ein t jeden F re ita g . Expedition: K önigsstrasse 13.

Abonnementspreis v ierteljäh rlich 2

Ji.

50 Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 30

Zahn ’ s Einleitung in das Nene Testament. I.

W ildeboer, D. G., Jahvedienst und Volksreligion in Israel in ihrem gegenseitigen Verhältniss.

C zapla, Bruno, Grcnnadius als Literarhistoriker.

Dzialowskl, Gustav von, Isidor und Ildefons als Litterarhistoriker.

Dictel, R. W ., Missionsstunden. 2. H e ft: H inter­

indien, Madagaskar, Jamaika.

Richter, Julius, Aus dem kirchlichen u. Missions­

leben Englands und Schottlands.

Neueste theologische Literatur.

Zeitschriften.

Zahn’s Einleitung in das Neue Testament.

(Bd. II. Leipzig 1898, D eichert [IV, 656 S. gr. 8]. 13. 50.) Man durfte nach dem Erscheinen des ersten Bandes der Z ahn’schen E inleitung e rw a rte n , dass auch der zw eite B and ein M eisterw erk ersten R anges sein würde. Diese E rw a rtu n g is t in je d e r B eziehung gerech tfertig t. Auch in dem zw eiten B and finden w ir wie in dem ersten die reife F ru e h t einer lan g jäh rig en G elehrtenarbeit. U m fassendste K enntniss, voll­

stän d ig ste B eherrschung des M aterials, tiefstes E indringen in die auftauchenden Problem e, verbunden m it durchdringendem Scharfsinn und einer bis ins kleinste hinein minutiös aus­

geführten B ew eisführung, die den L eser wie die festgefügten G lieder einer K ette n icht so leicht loslässt, zeichnen die A rb e it Z ahn’s aus und machen sie zu einer hochbedeutenden, wenn n icht der bedeutendsten E rscheinung auf dem Gebiet der neutestam entlichen E inleitung in der letzten Zeit. Dabei sind es n icht etw a n u r die grossen G esichtspunkte, bei denen die V orzüge der Z ahn’schen A rbeit ans L ic h t treten , sondern auch die w eiter abliegenden, nebensächlichen P u n k te geben immer aufs neue P roben von der gründlichen G elehrsam keit des V erf.s und von der Tiefe seines auch bis ins kleinste neben*

sächliche D etail sich erstreckenden W issens. \ D as freilich d a rf selbst bei dem Z ah n ’schen Buch niemand erw arten, dass in ihm alle einschlägigen Probleme gelöst sind.

E s lie g t in der N atu r der Sache, dass immer F ra g en übrig bleiben, die n u r m it einem: non liquet b eantw ortet werden können, z. B. die F ra g e nach dem Verf. des H ebräerbriefes, um n u r eins herauszugreifen. N icht einmal das d a rf man e rw a rte n , dass Zahn’s A usführungen d a, wo sie zu positiven R esultaten kommen, was durchw eg der F a ll is t, nun jeden W iderspruch erstickten, sodass also hier in jedem P unkte das le tzte W o rt geredet wäre. So strin g e n t in vielen Stücken Z ahn’s B ew eisführungen sind, so w ird er doch n icht in allen Stücken jeden überzeugen können. J a man d a rf sagen: gerade weil bei den Zahn’schen A usführungen ein Bew eispunkt fest an den anderen sich a n g lied e rt, sodass es schwer, oft geradezu unmöglich is t, dass m an sich w eigern kann „ b u zu sagen, nachdem man „ a “ g esag t h a t, so w ird doch wiederum leicht das ganze Gefüge ins W anken kommen, wenn man einer w ichtigen Präm isse nicht zustimm en kann.

Deshalb nun aber von der B edeutung des Zahn’schen Buches gerin g er zu denken, weil es etw a nicht im Stande is t, jeden in jedem P unkte zu überzeugen, w äre Thorheit. Auch die­

jenigen, welche ihren W iderspruch nicht fahren lassen können, w erden die B edeutung des Z ahn’schen W erkes zugestehen müssen und an demselben Anlass nehm en, ihre abweichende Position auf ihre H altb a rk e it nachzuprüfen. Von den bisher ü ber die Zahn’sche E inleitung und speziell über den 2. B and erschienenen K ritiken h a t denn auch keine unterlassen, die hervorragende Bedeutung dieses Buches anzuerkennen, selbst dann, wenn einem erheblichen Dissensus A usdruck gegeben ist.

Es w ird geboten sein, dass w ir bei diesem Buch etw as n äh e r und gründlicher auf den In h a lt eingehen und die E r ­

gebnisse ins Auge fassen, zu denen der Verf. gelangt, w enn­

gleich es nicht überall möglich sein w ird, den W eg zu v er­

folgen, auf dem er zu denselben führt.

I.

A bschnitt V III. Die Briefe des P etru s, des Ju d as und der H ebräerbrief S. 1— 158.

E ine B ehandlung der P etrusbriefe und des Judasbriefes w ird vor allem die F ra g e ins Auge fassen müssen, ob dieselben echt oder unecht sind. N am entlich der zw eite P etru sb rief und der Ju d asb rief, die m iteinander eng Zusammenhängen, sind schon seit a lte r Zeit als unecht verdächtigt, aber auch die E ch th eit des ersten P etrusbriefes ist nicht unwidersprochen geblieben, wennschon dieser W iderspruch nicht bis ins A lte r­

thum zurückreicht. Die A usführungen Zahn’s bewegen sich denn auch durchaus in der R ichtung, dass sie über diese F ra g e zu einem sicheren U rtheil kommen wollen. Sowol bei dem ersten als bei dem zw eiten P etrusbrief und dem Ju d asb rief beschäftigt sich der abschliessende P a ra g ra p h m it der E chtheit dieser Schriften.

Bei dem ersten P e tru sb rief fä llt fü r die Entscheidung über E chtheit oder U nechtheit zuerst ins Gewicht die A ntw ort auf die F ra g e, ob die Em pfänger des Briefes judenchristliche oder heidenchristliche sind. Mit E ntschiedenheit t r i t t Zahn dafür ein, dass der erste P etru sb rief ein Schreiben an die heiden­

christlichen Gemeinden Kleinasiens is t, die einst von P aulus g egründet w aren. Mit überzeugenden Gründen w eist er die noch immer nicht ganz überwundene A nsicht ab, dass die L eser Judenchristen seien, eine A nsicht, die seit A lters h er ihre W urzel h a tte in dem U m stand, dass der Apostel der Beschneidung als der A utor des Briefes bezeichnet is t, und dass in d er Adresse T ite l, welche an Isra el und an jüdische V erhältnisse erinnern, auf die Christen angew andt sind.

W ie aber kommt P e tru s dazu, an diese heidenchristlichen Gemeinden ein W o rt der E rm unterung zu senden? Die be­

d rän g te L age, in w elcher jene Christen sich offenbar befinden, m ag die V eranlassung dazu gegeben haben, aber eine aus­

reichende E rk läru n g dafür, dass P etru s gleichsam an die Stelle des P aulus t r i t t , ist dam it noch nicht gegeben. W enn m an Zahn R echt geben m uss, dass der O rt, von welchem aus der B rie f geschrieben is t, Rom is t, so w ird man daraus w eiter schliessen können. Dass aber w irklich m it Babylon Rom gem eint ist, ist nicht zu bezweifeln. Es ist nämlich, wie Zahn m it R echt hervorhebt, zu beachten, dass der O rt, von welchem der B rief geschrieben ist, nur beiläufig erw äh n t w ird als O rt der Gemeinde, von w elcher der Verf. Grüsse an die Em pfänger überm ittelt. D as sieht in der T h a t nicht aus wie eine M ittheilung an die Leser, aus der sie e rs t ersehen sollen, wo P etru s sich aufhält. Es ist vielm ehr vorausgesetzt, dass die E m pfänger den A ufenthaltsort des Apostels kennen. Man w ird also Babylon n u r als bildliche Bezeichnung aufzufassen haben, m it welcher der Apostel die L ag e der Ortsgemeinde, in w elcher er w eilt, und seine eigene charakterisiren will- Dabei muss freilich betont w erden, dass solche typische Bezeichnung für

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die H au p tsta d t des der Gemeinde G ottes feindlichen W eltreiches n icht e rst durch die Apokalypse eingeführt ist, sondern schon frü h e r gebräuchlich w ar (vgl. S. 31 u. Anm. 5 S. 38). A uf Eom w eist ja auch die T radition, welche in einer A nm erkung (S. 2 2 — 27) ausführlich besprochen wird. W elche Umstände den P e tru s veranlassen konnten, nach Rom zu gehen, wissen w ir nicht. Z ahn’s A nsicht, dass er sich dazu berufen fühlen konnte, w eil der grö sste Theil der dortigen Gemeinde aus palästinensischen Judenchristen bestand, w ird man eben n u r u n te r dieser V oraussetzung annehmen, die w ir w enigstens tro tz der ausführlichen B egründung derselben in B and I nicht theilen können. D as aber ist anzunehmen, dass P e tru s e rst nach Rom kam , als er von P au li A bsicht vernahm , nach dem W esten zu gehen. So mochte er sich also auch berufen fühlen, in die F ü rso rg e für die kleinasiatischen Gemeinden einzutreten, welche P aulus vom fernen W esten aus nicht wol üben konnte. D araus is t auch zugleich die Zeit der Abfassung des Briefes zu en t­

nehmen; er ist an das Ende des Ja h re s 63 oder in den A nfang des Ja h re s 64 zu setzen, kurze Zeit vor der neronischen Verfolgung.

D am it stim m t es auch, dass die L age der C hristenheit in der W e lt, welche Zahn nach den verschiedenen A ndeutungen des Briefes k la r gezeichnet h a t (S. 31 ff.), je n er Z eit vor der neronischen V erfolgung aufs treu este en tsp ric h t, w ährend es eine farblose Schilderung bliebe, wenn etw a P etru s, nachdem er die V erfolgung überlebt h ä tte , oder g a r ein anderer nach seinem Tode in seinem Namen den B rief geschrieben h ä tte auf dem Boden, w elcher dann bereits das B lu t der Apostel und H eiligen getrunken h ätte.

Diese E rö rte ru n g e n sind nun freilich noch nicht ausreichend, um die E ch th eit des Briefes zu retten . E s g eh t auch n icht an, m it H arnack die A dresse und den Schluss des Briefes aus­

zuscheiden, sodass also der B rief von A nfang an nicht den A nspruch gem acht habe, von P e tru s v erfasst zu sein. Denn abgesehen davon, dass es schw er w äre zu erklären, wie solch spätere H inzufügung sich allgem ein durchgesetzt h ätte, und dass nam entlich der E in g a n g sich so feinfühlich dem Ton des B riefes an p asst, so dient auch die Adresse, wie Zahn rich tig betont, dazu, w ichtige Gedanken des Briefes vorzubereiten.

Man w ird also nur vor der W ahl stehen, den B rief dem P e tru s zuzuschreiben oder ihn so wie er ist als ein pseudo­

nymes W erk anzusehen. F ü r die letztere A nsicht h a t man vor allem den paulinischen Ton desselben und die A nlehnung desselben an den Römer- und E pheserbrief angeführt. Dieses B edenken hebt nun Zahn dadurch, dass er dem Silvanus einen bedeutenden A ntheil an der A bfassung des Briefes zuw eist (S. 10 f.). Aus den W orten 5 , 12 5ta 2douavou ufuv tou

maxou a&eXcpou «)? Xoyi^onixi öl okiyaiv eypoupa, welche bereits früher Anlass w aren, den B rief dem Silvanus zuzuschreiben, der hier die Maske der P seudonym ität fallen lasse und sich verrathe, entnim m t Zahn ähnlich wie S p itta vor ihm, dass Silvanus die Gedanken und Em pfindungen, welche den P etru s gegenüber den H eidenchristen K leinasiens beseelten, in eine diesen v e r­

ständliche und zu Herzen gehende Form h ä tte bringen müssen.

E r sei dazu als B egleiter P a u li’s auf dessen zw eiter Missions­

reise, der vielen Gemeinden Kleinasiens bekannt und vielleicht auch an der G ründung einzelner Gemeinden b etheiligt w ar, besonders geeignet gewesen. Die T rag w eite dieser Auffassung sp rin g t sofort in die Augen. Sie w ürde einen Anschluss an paulinische Gedanken durchaus erklären und eine Bezugnahm e auf den Röm erbrief, die ja schon an sich bei einem aus Rom geschriebenen B rie f n icht verw underlich sein kann, sowie auf den E pheserbrief, in welchem P aulus selber einst den klein­

asiatischen C hristen schrieb, w ürde dadurch noch erklärlicher.

J a m it R echt s a g t Z ah n , dass ein Pseudopetrus g a r nicht d ara u f gekommen w äre, gerade an diese beiden paulinischen B riefe sich anzuschliessen, zum al ein sp ä terer Schreiber ü ber­

h au p t den E pheserbrief schw erlich noch als ein Rundschreiben an die kleinasiatischen Gemeinden h ä tte erkennen können.

N im m t man hinzu, was schon oben hervorgehoben ist, w ie die L ag e der C hristenheit treffend die Z eit d a rste llt, in w elcher der B rie f geschrieben sein müsste, wenn P e tru s der, wenn auch n u r m ittelbare Verf. ist, bo w ird man zugeben m üssen, dass die E chtheit des ersten P etrusbriefes von Zahn erfolgreich vertheidigt ist.

W ie aber ste h t es m it der E ch th eit des zweiten P e tru s ­ briefes und des Judasbriefes, die zusammen stehen und fallen ? H ier erheben sich w eit m ehr S chw ierigkeiten als bei dem erste n P etrusbrief. E in g u t T heil dieser Schw ierigkeiten h a t seinen G rund in der Meinung, dass dieser zw eite B rief sich an den­

selben L eserkreis rich te wie der erste. Diese Auffassung is t z u r Noth noch erträg lich , wenn man den ersten B rie f als ein Sendschreiben an judenchristliche Gemeinden versteh t. W enn man aber den ersten B rief als an H eidenchristen g eric h tet ansehen muss, so häufen sich die Schw ierigkeiten. Dass der zw eite B rief ohne F ra g e ein Schreiben an Judenchristen ist, kann unseres E rachtens nicht b estritte n w erden, und wenn ea dafür noch eines Beweises bedarf, so ist er von Zahn erbracht.

Schon allein dieses sollte zum Beweise dafür ausreichen, das»

P e tru s zu den L esern dieses Briefes ganz anders wie zu den L esern des ersten P etrusbriefes in einem nahen V erhältniss ste h t und nach 1, 16 ihnen selber das Evangelium g eb ra ch t h at. Es sind aber besonders zwei Momente, welche dieses A rgum ent doch wieder zu en tk rä ften und dafür zu sprechen scheinen, dass die Em pfänger des zw eiten P etrusbriefes die­

selben w aren wie die des ersten, näm lich erstens dieses, dass der zw eite P etru sb rief sich ausdrücklich selber als den zw eiten an die Leser gerichteten B rief bezeugt, und zweitens dieses, dass der Verf. des Briefes auf einen B rie f des P aulus hinw eist, welchen die Leser em pfangen haben. D as w ürde sich ja leicht erk lä re n , w enn m an als den ersten B rie f, den die L eser em pfangen haben, den ersten P etru sb rief ansieht, und wenn man das erw ähnte Schreiben des P aulus m it dem Epheserbrief identifizirt. D er letztere kann nun aber keinesfalls gem eint sein, denn er entspricht nicht dem, was P aulus nach 2 P e tr. 3 ,1 5 in dem angeführten B rief an die L eser geschrieben haben soll. E her könnte m an an den H ebräerbrief denken, wenn dieser n u r von P aulus geschrieben w äre oder w enigstens von P e tru s fü r einen P ^ulusbrief gehalten sein könnte. Zu der Annahme ab e r, dass 2 P e tr. 3, 1 au f den ersten B rief P e tr i B ezug nehm e, kam m an, weil man w eiter keinen B rief P e tri kannte. Man w ird Zahn R echt geben müssen, dass es au f die Briefe selbst ankomme, und dass ebenso sicher wie der erste B rief auf heidenchristliche E m pfänger deute, der zw eite auf Judenchristen deute. D ann w ird man annehmen müssen, dass der erste B rief an die judenchristlichen E m pfänger des zw eiten Briefes verloren gegangen is t, ebenso wie der Brief, den P aulus an sie schrieb. Dass P aulus aber an ju d e n ch rist­

liche Gemeinden geschrieben haben k an n , etw a von C äsarea aus, wie Zahn verm uthet, an solche Gemeinden, denen er näher stand, ist an sich gewiss nicht unmöglich, aber da w ir diesen B rief n icht haben ebenso w enig wie den P e tru sb rief, auf welchen der zw eite P etru sb rief sich bezieht, so lä sst sich das n atü rlich nicht m it einem jeden W iderspruch erstickenden Beweis erh ärten . Jedenfalls aber ist diese Annahme w a h r­

scheinlich und sollte ebensowenig wie die Annahme eines v er­

lorenen P etrusbriefes als „überflüssige H y p erk ritik der T ra d i­

tionsenthusiasten“ von vornherein verw orfen werden.

In feiner W eise sind w eiter von Zahn die Gründe en tk räftet, welche aus der Zeichnung der Irrle h re r, vor denen der B rief w a rn t, gegen die E ch th eit desselben entnommen sind. Sehr ausführlich sind von ihm die B erührungspunkte dieser Irrle h re r im zw eiten P e tru sb rief und auch im Judasbrief m it den falschen L eh rern in der korinthischen Gemeinde aufgewiesen (S. 101 f.).

Sehr überzeugend is t ferner der Um stand erk lä rt, dass in dem zw eiten P etru sb rief die Irrle h re r bald als zukünftig, bald als g eg e n w ärtig im P räsens gezeichnet sind. Dies e rk lä rt sich durchaus, wenn der B rief an Judenchristen g eric h tet is t, die noch von den I rrle h re rn , welche in den heidenchristlichen Gemeinden bereits ih r W esen trieben, u n b erü h rt w aren. N icht die E xistenz der Irrle h re r, sondern ih r A uftreten im Leserkreis is t zukünftig (S. 65). Ebenso findet auch die verschiedene G eschichte des ersten und zweiten P etrusbriefes und ihre ver­

schiedene B ezeugung eine E rk lä ru n g in dem verschiedenen L eserkreis, an den sie g erichtet sind.

H ä lt Zahn also den ersten und zw eiten P etru sb rief aus­

einander, so muss er nun naturgem äss zu demselben R esu ltat kommen wie S p itta , dass näm lich der zw eite P etru sb rief vor dem ersten anzusetzen ist. Die A usführungen S p itta’s sind

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freilich von Jü lich e r m it der B em erkung ab g e th a n , dass sie einen scharfsinnigen, aber m issglückten Versuch darstellen.

D u rch Z ahn’s A usführungen e rfä h rt aber S p itta’s A ufstellung eine bedeutende S tärkung. Man w ird diese A nsicht nicht so le ich t m ehr abthun können.

Zu einer endgiltigen E ntscheidung über die E chtheit oder TJnechtheit des zw eiten P etrasb riefes kann aber erst die U nter­

suchung über das V erhältniss dieses Briefes zu dem Judasbrief führen. H ier is t nun vor allem beachtensw erth, dass Zahn den Ju d asb rief in die Zeit nach der Z erstörung Jerusalem s ansetzt, auf welche er in Vers 5 eine Anspielung findet. W enn m an der R ichtigkeit dieser A usführung (S. 82) zustimmen muss, so muss sich die F ra g e schliesslich dahin zuspitzen, dass die E ch th eit des zw eiten Petrusbriefes an seiner P rio ritä t vor Ju d as hänge. D afü r t r i t t denn auch Zahn m it grösser Be­

stim m theit ein. Es is t nicht möglich hier auf die Einzelheiten einzugehen und der scharfsinnigen D arstellung Zahn’s im ein­

zelnen zu folgen, in w elcher er alle gegen die P rio r itä t des zw eiten P etrusbriefes sowie überhaupt gegen die E ch th eit des Judasbriefes vorgebrachten Gründe abw eist. W ir müssen gestehen, dass Z ahn diese gefährdete Position glänzend ver- theidigt. Gleich wol h a t man hier die Em pfindung, dass ein strin g e n te r Beweis nicht möglich ist und dass hier sehr viel auch au f das subjektive Empfinden ankommt. E s is t m ir zw eifelhaft, ob Zahn diejenigen, welche an der P rio r itä t des Judasbriefes festhalten, überzeugen kann Es ist hier, wie es m ir scheinen w ill, schw er, über den Zirkelschluss hinauszu­

kommen, der sich so präzisiren lä sst: I s t der zw eite P etru sb rief echt, so is t er vor dem Ju d asb rief geschrieben und dieser von ihm abhängig — u n d : is t der Ju d a sb rief sp ä ter als der zw eite P e tru sb rie f geschrieben und von diesem a b h ä n g ig , so is t das die H auptinstanz fü r die E chtheit des zw eiten P etrusbriefes.

Die F ra g e nach der E ch th eit oder Unechtheit, die bei der U ntersuchung über die beiden P etrusbriefe und den Ju d a sb rief im V ordergründe ste h t, kommt bei dem H ebräerbrief in W e g ­ fall. D er Verf. desselben gib t sich in dem B rief nicht zu erkennen, und die N achrichten, welche sich schon im A lte r­

thum d arüber finden, haben n u r den W e rth von Hypothesen, von denen diejenige noch die einleuchtendste ist, welche Apollo als Verf. nennt. Bei dem H ebräerbrief is t es vielmehr die F ra g e , an wen der B rief gerich tet ist, an judenchristliche oder heidenchristliche L eser, eine F ra g e , welche durch den erst sp ä ter hinzugefügten T ite l irpo? 'Eßpatoo? nicht entschieden w erden kann. In den letzteren Ja h re n h a t die Meinung, dass der B rief an H eidenchristen g eric h tet ist, immer m ehr E ingang gefunden. Zahn hingegen verficht die A nsicht, dass der B rie f an Judenchristen g eric h tet ist. Doch seien dieselben nich t in Jerusalem zu suchen — dagegen spricht in der T h a t alles — und die Gefahr, in der sie stehen, nachdem sie einen H öhepunkt des christlichen Lebens ü b erschritten haben, sei n icht die des Abfalles zum Judenthum , sondern zum Unglauben überhaupt. Zahn sucht die C hristen, an welche der B rief geschrieben ist, in Rom, denn diese Gemeinde habe seit A lters her, wie das in Bd. I au sg efü h rt ist, überw iegend aus Ju d en ­ christen bestanden. N icht freilich die ganze Gemeinde, sondern ein judenchristlicher Theil derselben seien die Em pfänger. So ernstlich aber Zahn auch für seine A nsicht e in tr itt, so w ird es doch immer schw er gelingen, bei den Stellen 9, 1 4; 5, 12 bis 6, 5, den Eindruck zu verw inden, dass sie auf Christen aus den Juden n icht passen. Die Stelle 13, 13 aber: xoivuv iSjep^tofisOa irpos auxov l£a> xjjs Trap6[jtßoX7j<; etc., von der Zahn besonders b ehauptet, dass in ih r ein bildlicher A usdruck ge­

geben sei, auf die Gemeinschaft m it dem jüdischen Volk zu verzichten, wie er in der F orm auf H eidenchristen n icht an­

w endbar sei, is t doch sehr wol auch so zu verstehen, dass m it dem L ag e r die W e lt gem eint ist, von der es fü r Christen g ilt zu scheiden, um zu Jesus hinauszugehen und die zu­

k ünftige S ta d t zu suchen.

W enn man also auch bei der Meinung stehen bleiben will, dass in der Z eit, in w elcher der B rief geschrieben is t, der G egensatz zwischen Christen aus den Juden und aus den Heiden m ehr verschwunden w ar, und dass also der B rie f an Christen „ü b erh au p t“ g erich tet is t, so sprechen doch viele

Gründe, wie Zahn sie auch angibt, dafür, dass diese C hristen in Rom zu suchen sind. —

N e u e n k irc h e n i. Hadeln. Lic. Rud. Steinmetz.

W i l d e b o e r , D. G. (Professor der Theologie in Groningen), J a h v e d ie n s t u n d V o lk s r e lig io n in I s r a e l in ih r e m g e g e n s e itig e n V e r h ä l tn is s . Vom Verf. durchgesehene deutsche Ausgabe. F re ib u rg i. B., J . C. B. Mohr (Paul Siebeck) (445 S. g r. 8). 60 Pf.

Diese hochbedeutsame Rede is t an der R eichsuniversität zu Groningen bei der N iederlegung des R ektorates vom Verf. im vorigen J a h re gehalten worden. Ich möchte sie geradezu als P rogram m fü r eine w issenschaftlich nüchterne, k lare und einwandfreie W ürdigung des A lten Testam entes bezeichnen.

Sie g ib t R ichtlinien vornehm ster A rt. B ekanntlich is t das Problem in der Religion Isra els, wie sie durch die heilige U eberlieferung uns d arg e stellt is t, ob w ir in ih r die E n t­

w ickelung von der V olksanschauung zum Monotheismus, oder eine allm ähliche E n ta rtu n g von der ursprünglich reinen Form der Gottes Verehrung zu erblicken haben. Noch Kuenen h a t dieses Dilemma aufgestellt und wissenschaftlich e rö rte rt. Es is t nun aber tie f in dem W esen der Religion als einer Ge­

m einschaft zwischen den unvollkommenen Menschen und dem allw eisen, ewigen G ott b egründet, dass in ihrem geschicht­

lichen Verlaufe A bfall und E ntw ickelung zugleich polarisiren.

E s is t ferner das M erkw ürdige in der israelitischen Religion — und das ste llt Verf. genial in den V ordergrund der Be­

tra c h tu n g — , dass die reine durch Moses verm ittelte Gottes- erkenntniss ebenso in der vorläufigen altnom adischen Religion, wie in der dem sesshaften Isra el zugänglichen polytheistischen Religion der K an aan iter ihre fortw ährenden Feinde g ehabt h at.

S tellt sich von hier aus das V erhältniss von Jahvedienst und V olksreligion als K am pf d a r, so ist eine andere V erbindung und Ström ung zwischen beiden durch Assim ilation e n tsta n d en : nur so kann man die vielen volksthüm lichen Gebräuche er­

k lä re n , die Stade ex cath ed ra als den K ern der alten ani- mistischen und totem istischen Religion hinstellt. — W as uns besonders ric h tig erscheint, is t die Methode des V erf.s, der religionsgeschichtlichen V ergleichung des A lten Testam entes gewisse Normen zu schaffen, u n te r W ah ru n g des Offenbarungs­

ch arak ters der heiligen Schrift. Gegenüber dem Hinweis au f den einzigartigen W e rth der P arallelen aus dem altarabischen Heidenthum möchten w ir indessen der babylonisch-assyrischen Religion den ersten P la tz vindiziren, da nicht von Moses an, sondern von A braham an , der aus U r in Chaldäa kam , die Quellen der israelitischen Religion zu fliessen beginnen. Es w äre auf G rund der vorhandenen Quellen durchaus möglich, eine G esam m tdarstellung der babylonischen Religion zu geben, und man w ürde staunen über die überw ältigende F ülle von P arallelen, besonders fü r das A ssim ilationsgebiet auf der Grenze von Jahvedienst und V olksreligion: Reinigungsvorschriften, O pferritual, Dämonenglaube, U nsterblichkeitsvorstellungen.

G o ttle u b a . Dr. Joh. Jeremias.

C z a p la , B runo, G e n n a d iu s a ls L i t e r a r h i s t o r i k e r . Eine quellenkritische U ntersuchung der S chrift des Gennadius von M arseille „De viris illu strib u s“ (Kirchengeschichtl.

Studien. H rsg. von Knöpfler. IV. Bd. 1. Heft). M ünster i. W . 1898, H einr. Schöningh (VI, 216 S. g r. 8). 4. 60.

Dzialowski, G ustav von, Isidor und Ildefons als Litterar- historiker. E ine quellenkritische Untersuchung der Schrif­

ten „De Viris illustribus“ des Isidor von Sevilla und des Ildefons von Toledo (Kirchengeschichtl. Studien. H rsg . von Knöpfler. IV. Bd. 2. Heft). Münster i. W . 1898, Derselbe V erlag (VI, 160 S. g r. 8). 3. 80.

W ie einem H ungrigen träum t, dass er esse, wenn er aber aufw acht, so is t seine Seele noch leer, und wie einem D urstigen träu m t, dass er trinke, und wenn er aufw acht, ist er m a tt und durstig. Dieses Jesaiasw ort e rfä h rt m an, wenn man dem modernen, literark ritisch en Schachspiel m it Evangelienscherben lä n g er zugesehen h at. V ertieft m an sich dann in die C atena aurea des Thomas von Aquino, so w irk t das wie ein geistiges Stahlbad. D er K o n trast zwischen dem profanen, öden, g e ist­

verlassenen A lexandrinism us und der andächtigen, tiefsinnigen,

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fruchtbaren A uslegung gleicht dem zwischen einer nordischen E aid e im Dezember und einer blumenbedeckten W ald wiese im Mai, zwischen K aserne und K athedrale. Man fre u t sich dann der ironischen W orte T h. Zahn’s : von den V ätern ist exe­

getisch w enigstens ebenso viel zu lernen als von den verehrten Zeitgenossen, die ih r W issen aus denselben B üchern schöpfen, oder auch nich t schöpfen, die w ir selbst besitzen. U nter den Glaubenszeugen, die L u th e r als solche alle geeh rt wissen will, g ib t Thomas dem Hieronymus sehr oft das W o rt, der bei dem R eform ator in Ungnade stand. In wie vielen K irchenfenstern, au f wie vielen K irchenbildern sieht man den H eiligen m it dem K ard in a lsh u t und dem Löw en, vor sich B ücher und einen Schädel. Die H uldigung g ilt nicht nur dem A nachoreten, sondern auch dem U ebersetzer und A usleger der B ibel, dem Archäologen, dem V ate r der P a tristik . Den letzten E h re n tite l d a n k t er einem Opusculum, das er dem Offizier D exter widmete, der es veran lasst h a tte : Dominum Jesum Christum precor, ut, quod Cicero tuus, qui in arce Romanae s te tit eloquentiae, non est facere dedignatus in B ruto, oratorum L atin ae linguae texens catalogum , id ego in ecclesiae illius scriptoribus enum erandis digne exhortatione impleam. Zöckler, als B iograph des K irchen­

v aters M artianay und Collombet ü b errag en d , verm isst in der Enum eration die geistreiche A rt, womit Q uintilian im zehnten B uch der Institutionen griechische und römische A utoren w ü r­

digte, N ur in sehr entfernt annähernder W eise sei der K irchen­

v a te r der w ahren Aufgabe des L ite ra rh isto rik ers g erech t ge­

worden, von allen H auptschriftstellern des behandelten L ite ra tu r­

gebietes auch biographische Notizen zu geben, vor allem aber in sorgfältigen C harakteristiken auf In h a lt, W e rth und B e­

deutung ih re r w ichtigeren E rzeugnisse einzugehen und so eine pragm atische D arstellung der betreffenden E ntw ickelung nach dem genetischen Zusammenhange der Hauptm omente anzustreben.

W ie w enig Mühe er sich die B lä tte r des K atalogs kosten liess, h a t Stanislaus von Sychowsky 1894 im zw eiten Bande H eft II der K irchengeschichtlichen Studien m it eingehender und ein­

schneidender K ritik dargethan. E tw as unverständig meinte eine protestantische Journalstim m e, das sei ein gefährliches U nternehm en fü r einen K atholiken. Als ob es de fide w äre, dass jed er K irchenvater in allen literarischen P rodukten ein D oktor irrefrag ab ilis sei.

Denselben Liebesdienst h a t nach gleicher Methode Czapla dem F o rtsetz er Gennadius erwiesen. Cassiodor, der von ch rist­

lichen H istorikern v erla n g te, dass sie sensus legentium rebus coelestibus semper erudiunt h a t g erath en : lege librum de viris illustribus S ancti Hieronymi, ubi diversos p atres atque opuscula eorum b rev iter et honoravit e t te tig it. Deinde alterum Gen- nadii Massiliensis, qui de scriptoribus legis divinae, quos stu- diose p erq u isiv e ra t, certissim us judicavit. Erasm us erm ässigt das Lob des Gennadius zum non omnino lectu indignum ob historiae cognitionem. Clapka untersucht, wie es um das stu- diose perquirere und das certissim e ju dicare stehe. N ur eine m ühevolle, auf alle Theile ausgedehnte Spezialuntersuchung kann hier Gold und Schlacken sondern. L ohnt sich die A rb e it? „Die S chriftstellerkataloge der F o rtse tz e r des H iero­

nym us haben nicht n u r archäologisches In teresse, als D enk­

m äler der A rt, in w elcher tausend J a h re la n g die christliche L ite ra tu rg esc h ich te geschrieben worden is t, nich t n u r als L ite ra tu rp ro d u k te , die den S tand jen er Geschichte und die G eistesfähigkeit ih re r V erfasser erkennen lassen. Sie sind nicht blos eine Quelle für die Geschichte der L iteraturgeschichte, sondern auch eine Quelle fü r die L iteratu rg esch ich te selbst.

D enn bis auf den heutigen T a g w erden sie von der patrolo- gischen F orschung, manchm al sogar als die einzige Quelle, b e fra g t“ (S. VI).

Die E inleitung bespricht den A utor, den Zweck, die Be­

zeugung, die Textgeschichte der S chrift. Es erg ib t sich, dass Interpolationen vorgenommen sind. Dem echten T exte sind z. B.

die antiaugustinischen Zusätze fremd in K apitel X V III, die dem A u to r den T adel der P arteilich k e it zuzogen und die A rbeit d iskreditirten. Die muBtergiltige Recension R ichardson’s in den

„T exten und U ntersuchungen“ e rh ä lt einige Verbesserungen.

N icht säm m tliche 93 A utoren der 91 Sektionen sind für uns illu s tre s , wol ab e r: Pachom ius, M acarius, E v a g riu s, P ru - dentius, Commodianus, Rufinus, Sulpicius Severus, Theophilus

Alexandrinus, V igilantius, A ugustinus, Orosius, Maximus T au- rinensis, P ela g iu s, Julianus von Eclanum , P aulinus von Nola, Nestorius, Cyrillus Alexandrinus, Claudius M arius V ictor, Cas- sianus, Vincentius Lerinensis, Salvianus, H ilarius, Leo M agnus, M am ertus Claudianus, Prosper, F au stu s Rejensis, Theodoretus.

An jedes K apitel schliesst sich der Kom m entar. N ach textk ritisch en Bemerkungen, wo sie nöthig sind, b eginnt das Exam en rigorosum . Folgende F ra g e n e n th ä lt es. I. Allgemeine C h a ra k te ristik : I s t der A rtik el fü r uns die einzige Quelle d er Inform ation über den S chriftsteller oder n u r eine neben anderen ? W a s leistet e r? I s t er nachlässig geschrieben, vollständig in den D aten, zutreffend, w ahr, unparteiisch? W oher die K unde?

W urde die Quelle ric h tig v erstan d en , m issverstanden, miss­

han d elt? Sind die Notizen w ahr oder irrig , original oder ü b er­

nommen, reic h h altig oder dürftig, bedeutend oder unbedeutend, P ro d u k t von Kombinationen aus den verzeichneten S chriften oder von selbständigem W e rth ? II. Personalien: Stammen sie aus den W erken der Autoren, aus anderen Büchern, aus m ünd­

licher U eberlieferung? I s t die Quelle w örtlich b en u tzt? I s t der In h a lt ipsissimis verbis w iedergegeben? L ässt sich die Quelle aus Anspielungen e rra th e n ? W iderspricht der In h a lt der A ngaben den genannten Schriften? H a t Gennadius aus den von ihm nam haft gem achten, uns bekannten W erken m ehr gew usst als die Gem einplätze, die er v o rb rin g t? W ie legte er sich W idersprechendes in seinen V orlagen zurech t? V er­

schw eigt er dem Zweck seiner A rbeit n icht E ntsprechendes?

L assen sich F ehler durch seine anderw eitigen A ussagen k o rri- g iren ? E rg ä n z t was er sa g t wesentlich die M ittheilungen anderer S chriftsteller über die dogm atischen A nsichten und die literarisch e T h ä tig k e it der Betreffenden? Von wem und w ann is t die R ichtigkeit der D aten bezw eifelt? W oher stammen die Irrth ü m e r? W ie w eit reicht ihre T raditionskette zurück? W o is t er unklar, ungenau, u n rich tig ? W elche Schlüsse g e s ta tte t dieser biographische Theil auf die w issenschaftliche A usrüstung des A utors? Ueber B reite kann der L eser nicht klagen. Sind doch A thanasius und A ugustinus n u r je m it 11 Zeilen bedacht, Basilius m it 6, Ambrosius m it 4. N ur zu tre u is t die Maxime des Hieronymus b e fo lg t: cum scriptis suis claruerunt, non magno- pere nostri silentii dispendio suspirabum t. III. C hronologisches:

D ahin gehörendes, selbst in F abeln vorkommendes ist e r­

wogen und gewogen. IV. S chriftenkataloge, E in z eltitel, I n ­ haltsangaben, In h altsw ü rd ig u n g : Sind die V erzeichnisse voll­

stä n d ig ? W ie verhalten sie sich zu sonst bekannten? W elche Quellen vervollständigen die Notizen über die literarisch e T h ä tig ­ k e it des A utors? R ühren die Auslassungen aus Unkunde oder A bneigung h er? Sind die U ngenauigkeiten Folge nachlässigen, irreführenden Ausdrucks oder der F lü ch tig k eit? W erden W erk e fremden V erfassern zugeschrieben? W o sind rich tig e E inzeltitel, falscher handschriftlicher U eberlieferung gegenüber, als einziges, äusseres Zeugniss fü r die A utorschaft von e n t­

scheidender B edeutung zur E rm ittelu n g der E ch th eit der Schriften wie z. B. bei Maximus T aurinensis, der so sein E igen­

thum w ieder erhielt, bei F au stu s von R eji? H a t er Schriften, die er n icht k en n t, verw echselt? M acht er aus einer zw ei?

B e tite lt er die zw eite ungenau? W irft er zwei Bücher in eins zusam m en? V erän d ert er T itel, um sie p räziser zu m achen?

L a tin isirt er sie? S etzt er völlig falsche? — H a t er die S chriften, deren In h a lt er an g ib t, gelesen, flüchtig durch­

b lä tte r t? K annte er sie nicht aus Autopsie und r e fe rirt nur aus zw eiter H and nach B üchern, von H örensagen? W elche is t diese zw eite H and? R esüm irt er den In h a lt g u t und ent­

sch äd ig t er einigerm assen fü r den V erlust der S chriften? W o v e rb irg t er seine U nkenntniss un ter vagen P h ra sen ? W o g ib t er durch Kom bination und eigenm ächtige E rw eiteru n g der Quellen gebildete Z usätze, um den Schein hervorzurufen, er habe die S chrift gelesen? Schw eigt er aus P a rte ilic h k e it? W o kommt seinen N achrichten A ntheil am Gesammtergebniss der F orschung zu? W ann ist sein U rtheil über die W erke ric h tig und objektiv, weil er g u t u n te rric h tet ist, die B ücher genau kennt, deshalb Schreibweise, theologischen B ildungsgrad, Ab­

häng ig k eit von anderen bestimmen k a n n ? W ann w idersprechen seine K ritiken der W irklichkeit, übertreiben in Lob und Tadel, sind vom Interesse für den A utor d ik tirt? W e r w ird grundlos gepriesen wie F astidius? W eshalb e rfä h rt man nicht, dass P e-

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lagius vor dem äusseren B ruch m it der K irche Irrlehren v e r tr a t?

Soll den unbequemen Ruhm A ugustin’s das Todtschw eigen von S chriftendesselben m indern? W eshalb w ird Rufin als selbständiger S chriftsteller gegen den T adel des Hieronymus g esch ü tz t? A uf G rund w elcher Schriften is t das Lob e rth e ilt? Zu welchen Schlüssen b erechtigt es? W elche Einw endungen sind gegen Gennadius’ U rtheile erhoben? W eshalb is t z. B. der T adel

• gegen Claudius Marius V ictor zu billigen? Man erw äge, dass die zitirten F ra g e n m ehr oder w eniger dreiundneunzigm al zu stellen und zu erledigen sind, und w ird ermessen, welch eine Masse von Spezialuntersuchungen sie nöthig m achten. Diese führen tie f in die P atrologie, Kirchen-, Dogmen- und K etz er­

geschichte. D as Quellenstudium muss sich abgelegenen D etails zuw enden, um zu ko n statiren , wo Gennadius sich n u r stellt, als habe er eine Schrift gelesen, seinem U rtheil also nicht zu trau e n is t, wo er die Benutzung der Quellen m öglichst v er­

deckt, w örtliche E ntlehnungen meidet. R äthsel geben die K apitel Rufinus, N iceas, U rsinus, Theophilus Alexandrinus, A ugustinus, P etronius, Leporius, Salvianus auf. Bei Jakobus Nisibenus, Julius, P rudentius, V igilantius sind Konfusionsknäuel zu entw irren. Bei diesem dornenvollen G eschäft m eidet Clapka g ekünstelte A rgum ente. Ehe er ihnen zustim m t, p rü ft er g rü n d ­ lich durch E infachheit bestechende Ansichten. In das Gebiet der Biographie begibt er sich n u r soweit er muss. Die Kommen­

tatorversuchung, A dvokat seines A utors zu werden, besteht er.

V orsicht, selbst A rgw ohn fehlen nicht, wo die P arteistellu n g des Gennadius sie fordert, aber auch nicht M ilderungsgründe bei verdientem Tadel. „R echt und Pflicht der methodischen G eschichtsforschung ist es, das U rth eil, welches ein S chrift­

ste lle r über seinen G egner ab g ib t, w eniger zu des letzteren, als zu seiner eigenen B eurtheilung und C h arakteristik zu ver­

w enden.“ Von V orgängern zum Abschluss G ebrachtes w ird nicht noch einmal, um des letzten W ortes willen, festgestellt. N ur wo die von ihnen angewendeten M ittel zur E rk lä ru n g und K o rrek tu r von Irrth ü m e rn das Ziel verfehlen, kommen neue in V orschlag. D er G ang der V erhandlungen t r i t t k la r heraus, eventuell m it Polemik gegen Tillemont, Oudin, Ceillier, Cave, W ein g arten , K attenbusch, Schenkl. Bei der vollständigen Be­

rücksichtigung aller einschlagenden A rbeiten katholischer und p rotestantischer G elehrten w äre das Buch ohne grosse Oeko- nomie des D ruckes doppelt so sta rk geworden.

Die Ergebnisse dieser gründlichen Spezialanalyse entw ickelt der zw eite Theil. Sie beziehen sich auf die Person des Gen­

nadius, die Quellen der S ch rift, die A rt der B enutzung, die P arteilich k e it und dogmatische Stellung des V erfassers, auf Chronologie, A bfassungszeit und W e rth des Ganzan. M arseille als E ntsteh u n g so rt erg ib t sich aus der literarischen T h ätig k eit des G ennadius, aus seiner Stellung zur sem ipelagianischen B e­

w egung in Südgallien und aus der w issenschaftlichen Aus­

rü stu n g . L etzte re um fasst Sprachkenntnisse, grosse Belesen­

h e it, sicheres U rtheil in stilistischen F ra g en und über die W erk e der besprochenen Illustres, ihre schriftstellerische In d i­

v id u a litä t nach B ildung, K enntnissen, F ähigkeiten. Noch grösser könnte die G ew issenhaftigkeit in Bekundung der Lücken und Grenzen des W issens sein, w äre nicht manchmal der Schein der Belesenheit auf Kosten der W a h rh eit gesucht. Ueber die Quellenbenutzung heisst es: „Die rich tig e Inhaltsangabe und die korrekte W iedergabe der T ite l is t das w ichtigste H ilfs­

m ittel fü r die Identifizirung der betreffenden Schriften und ein äusseres Zeugniss fü r die E chtheit. Sie s te ig t für beide Zwecke im W erthe, wenn die Schriften verloren gegangen sind, oder Bich in späteren Abschriften pseudonym oder anonym erhielten.

Sind in beider H insicht die Mängel des Gennadius zu beklagen, so muss man um so dankbarer anerkennen, dass sie doch nur in der M inderzahl und Ausnahme blieben, gegenüber der Regel ric h tig e r Inhaltsangabe und k o rre k ter T itelüberlieferung“ (S.191).

„Die Methode des Gebrauches seiner zw eitw ichtigsten Quelle, der mündlichen U eberlieferung, ze ig t gesunden, historischen S inn, der die empfangenen N achrichten n icht kritiklos an­

nimmt. Verstösse sind da. Mit der disziplinirten P han tasie eines kritischen H istorikers h ä tte der A utor nicht Möglich­

keiten für T hatsachen ausgegeben“ (S. 194). „Von P arteilich k e it is t er n icht frei. Selbst Sem ipelagianer bekundete er G unst oder U ngunst, je nachdem er F reunde oder G egner dieser

D octrin zu behandeln h a tte (S. 197). Bei A nhängern derselben en tste llt und verschweigt er T hatsachen, sucht die literarisc h e B edeutung der Opponenten zu verkleinern, deren R echtgläubig­

k eit zu verdächtigen. D urchaus ungerecht ist er gegen Ju liu s I., Cölestin I., Leo I., Innocenz I., Sixtus I. Es scheint, als ob er seinem subjektiven Empfinden ihnen gegenüber G erechtig­

k eit genug abgerungen zu haben glaubte, wenn er sie d e r E h re w ürdig hielt, in seinem K atalo g Aufnahme und E rw ä h ­ nung zu finden. V erfasst und erg än zt is t derselbe 4 9 1 — 494.

Sein W e rth lie g t nicht in den absichtlich nur aufs nothwen- digste beschränkten, oft unzuverlässigen, nebensächlichen, bio­

graphischen Notizen. W ich tig is t die chronologische Anord­

nung, weil w ir die Lebenszeit vieler S chriftsteller danach w enigstens annähernd bestimmen können und auch für andere A utoren, über deren Lebensum stände w ir aus ihren Schriften oder aus anderen Quellen u n te rric h tet sind, zu denen Gennadius w erthvolle B eiträg e lie fe rt“ (S. 211). L iterarh isto risch w erth ­ voll is t das Schriftchen, weil es fü r erhaltene B ücher die w irk ­ lichen V erfasser bezeugt, über m anche verlorene unterrich tet, Anonyma und Pseudonyma beim rech ten Namen nennt und uns befähigt, jedem das Seine zu geben. Sieht man, wie Clapka auch im zw eiten Theile keinen S ch ritt th u t, ohne ihn quellen- m ässig zu fundiren, jedes seiner U rtheile sorgsam zu m otiviren, so w ird man ihm Cassiodors studiose perquisivit und certissimus ju d ic av it im vollsten Sinne dankbar zuerkennen.

II.

Einen A u to r, der zu den Glorias de E spana z ä h lt, d a rf man wol durch einen G elehrten, von dem das Gleiche g ilt, einführen lassen. D er geistvollste, grösste K enner der L ite ra tu r seines Volkes, den es je gab, ist Professor Menendez y Pelayo in Madrid. In seiner F estrede San Isidoro (Estudios de C ritica L ite ra ria 1884 S. 131— 152) c h a ra k te risirt er den Bischof von Sevilla als Personifikation des früheren spanischen M ittelalters, L euchtthurm für spätere Generationen, K onservator und R e­

s ta u ra to r der R este griechisch-röm ischer, ch ristian isirter Zivili­

sation, die von den lateinischen V ätern überliefert w aren. Kein schöpferischer, originaler Geist, kein Pfadfinder in neuen Ge­

bieten, aber ein geduldiger Kompilator, ein fleissiger Encyklo- p äd ist, geht er den Spuren des alten heidnischen und c h rist­

lichen W issens nach wie R uth die A ehrenleserin den S chnittern.

Den E rtr a g h a t er, der Quintessenz nach, wie es die B edürf­

nisse der Zeit, die Seltenheit der Bücher, der M angel an Ruhe bei beständigen Einfällen und G ew altthaten der B arbaren, die U nkultur der Lernenden forderten, in einer Enzyklopädie v er­

einigt. E r stand zwischen einer in Agonie liegenden und einer neuen, halb kindischen, halb w ilden, barbarische Schlacken mitschleppenden Gesellschaft. Unermüdlich an der Verschm el­

zung der Gothen und Spanier arbeitend, E rzieh er des K lerus und des Volkes durch G ründung von Schulen und Klöstern, verfasste er Kompendien über alle Stoffe, die das menschliche Denken beschäftigen können, vom Ozean der Theologie an bis zu den W erkzeugen der Mechaniker. Dass er n icht originell w ar, erleichterte ihm die grosse Aufgabe, der zw eiten Gesell­

schaft das E rbe der ersten zu überm itteln. An historischem Gew icht kommen solche M änner den ersten Zivilisatoren und Legislatoren der Völker gleich. Isidor ist ein Beleg dafür, dass man auch sammelnd und erklärend der W issenschaft ausserordentliche D ienste zu leisten verm ag. In der D ogm atik in a u g u rirt er die Methode der Sentenzen, in der Exegese die der K atenen. Als Chronist is t er von unbestechlicher W a h r­

haftig k eit, von stren g sittlichem Geist und m annhafter Unab­

hängigkeit. Dem gigantischen W erk der „O rigines“ verdanken w ir die R ettu n g einer Menge von F ragm enten verlorener Schriften sogar über Volksfeste, Schauspiele, Bräuche. Vorbildlich für ähnliche W erke des M ittelalters w urden seine Glossen. Nach Du Cange und Diez konsultirten die E rforscher der Anfänge der romanischen Sprachen den alten Bischof. Uebernahm er von V arro, V errius Flaccus, Servius, Nennius, F estus kindische Etym ologien, so heisst das nichts gegen den W issensschatz, womit er Grammatik, M etrik, Rhetorik, D ialektik, M athem atik, Musik, Medizin, Jurisprudenz, Bibliothekswesen, Kirchendisziplin, Geographie, Meteorologie, K riegswesen, A rchitektur, Seewesen, Landbau, Volkskunde behandelte. D er U ntergang dieser W e lt-

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k a r te des W issens w äre ein unersetzlicher V erlust fü r die heutige W issenschaft. Die bew undernde T rad itio n A ltspaniens m achte aus dem A utor einen w issenschaftlichen Mythus, Symbol des ganzen Geisteslebens der Zeit. D ante rü h m t den ardente spiro d’Isidoro. Vorbildlich ze ig t er noch je tz t als Ziel aller Studien die V erherrlichung des Namens C hristi, die Ver- schw isterung heiliger und profaner G elehrsam keit.

Isidor’s W erke w aren w eit verb reitet. Um eine kritische A usgabe beküm m erte sich sogar der Mäcen der W issenschaft und K unst P hilipp II., der für das E scorial 4 0 0 0 H andschriften sammelte. D er so fleissige wie schreibselige F ü r s t korrespon- d irte m it dem K apitel von L erid a über Isidorcodices. De la B igne’s A usgabe P a ris 1570 erlebte er noch. K ard in al L orenzana liess 2 0 0 Ja h re sp ä ter durch F au stin A revalo die p rächtige römische Edition in sieben Q uartbänden 1797— 1803 herstellen m it dem gelehrten K om m entar der „Isid o rian a“.

Die B rauchbarkeit d er „V iri illu stre s“ des Hieronymus und G ennadius erkennend setzte Isidor sie fort. Die Schrift w ar ausser Spanien unbekannt. D. S. M erkle in Rom, der sach­

kundige, unerm üdliche N othhelfer deutscher G elehrten, je tz t P rofessor der Dogm atik und K irchengeschichte in W ürz- b u rg , V erfasser der gediegenen S chrift K ard in al G abriel P aleo tto ’s litte ra risc h e r N achlass (Rom 1 8 9 7 ), fand in v a ti­

kanischen H andschriften, dass der fromm e, reform eifrige K ardinal-B ibliothekar Cervini, dessen Namen P a le strin a ’s Missa M arcelli tr ä g t, sich 1551 um eine Copie der in Rom fehlenden S chrift bem ühte.

W eder de la Bigne noch A revalo haben die A bfassungs­

zeit, die Quellen, den Umfang, die I n te g r itä t des W erkes u n te r­

sucht. Dies h a t v. D zialow ski nachgeholt. Dieselbe Methode befolgend wie Sychowski und Czapla ste llt er viele der oben e r ­ w ähnten P rü fungsfragen in quellenkritischer Spezialanalyse der 46 K apitel. Als E inziger, E rs te r oder B ester bespricht Is id o r:

A springius, Justinianus von V alencia, M artinus, D racontius, Johannes Je ju n ato r; m it w erthvoller S elbständigkeit: Sedulius, E ugippius, F ulgentius. Die Personalien V ervollständigendes w ird beigebracht, so schw er es auch z. B. bei L eander von Sevilla (S. 73 — 76) aus dem Dunkel der ältesten K irchen­

geschichte Spaniens zu gew innen sein m ag. Als Probe der A rbeitssorgfalt kann die Stelle über den Bischof Johannes von R avenna dienen, dem G regor der Grosse die R egula pastoralis gesendet haben sollte (S. 6 8 — 70). In dubiis p rä te n d irt der Verf. nicht die moderne w issenschaftliche U nfehlbarkeit. 0 . Lorenz h a t in seiner „G eschichtsw issenschaft“ den K indern in der K ritik eine S tra fp re d ig t gehalten, die ein P a a r d ü rftig e alte Regeln von Quellenentstehung, wie A hasver seinen B ettelsack, durch die Ja h rh u n d e rte der W eltgeschichte schleppen. „Solche L eute haben keine A hnung von dem eisernen F leiss und W illen, die dazu g ehörten, in einsam er K losterzelle die Geschichte der ganzen W e lt zu beschreiben oder auch n u r zu bedenken“

(II, S. 39, 294). Ebenso rü g t unser Verf. das beliebte Ab­

kanzeln eines verdienten, alten A utors, „diese U nbilligkeit, die sich alB objektive K ritik zu brüsten pflegt und doch sich nur selbst lächerlich m a ch t“. V erhandlungen m it C eillier, Gams, M ingarellius n icht ausweichend, m eidet er doch den D isput über P u n k te , die stets disputabel bleiben w erden. Manches W ich tig e e rg ib t sich zu der unechten D ekretale des Gelasius de recipiendis e t non recipiendis libris.

D er zw eite A bschnitt k o n sta tirt hinsichtlich der I n te g r itä t:

als Zusatz w urden 1— 4, 6 — 13 angefochten. A ber bei der Analyse gem achte W ahrnehm ungen tre te n als innere Gründe den äusseren H andschriftenzeugnissen so zur S eite, dass der Zweifel an der E ch th eit nicht m ehr bestehen kann. S til­

vergleichungen haben keine Stimme. „W ir haben noch keine anerkannte Regeln m ethodischer Stil Vergleichung und sind für m ittelalterliche S chriftsteller noch nicht genügend philologisch z u r Inangriffnahm e einer solchen A ufgabe vorbereitet. D a die S prache des M ittelalters, w eil eine schulm ässig angelernte, ü b erh au p t w enig individualisirt h at, laufen w ir bei einer Stil- vergleichung fortw ährend G efahr, fü r M erkmale individueller Id e n titä t zu h alten , was nur Merkmale genereller Id e n titä t sin d “ (S. 82). D er sachliche In h a lt bietet einfachere, sach­

lichere A nhaltspunkte. Die in F ra g e gestellten K apitel ge­

brauchen dieselben Quellen in derselben W eise. Die sonstige

geistige A u ssta ttu n g fü r die literarische Aufgabe is t die gleiche wie bei den echten K apiteln. In den positiven und negativen Elem enten, in der dogm atischen S tellung zu den D reikapiteln w altet Gleichheit. N ichts v e rrä th zwei Autoren. Dass die älteren Codices 33, die jüngeren 46 K apitel bieten, w ird einfach so e rk lä rt: Isidor schrieb den K atalo g 6 1 0 — 15 in zw eiT heilen, einen 12, einen 33 K apitel sta rk , die wol erst im XV. J a h r ­ hu n d ert verbunden sind. Die S chriften der A utoren sind Quellen in 37, in 15 daneben fremde Bücher, diese ausschliesslich in acht.

Die Provenienz der mündlichen Kunde is t uns unbekannt. G ering is t der objektive W e rth des K atalogs. Isidor schreibt oft w ö rt­

lich au s, benutzt ihm bekannte Schriften nicht selbständig, ist hier und da unkritisch und parteiisch. Die F lü ch tig k eit zeigt sich in vermeidlichen Fehlern. Sie rü h re n d ah e r, dass er die Z ita te beim Lesen n o tirt h a tte und, als er schrieb, die Lücken aus dem Gedächtniss ergänzte. Schnell arbeitend, verw endet er die H ilfsm ittel n icht entsprechend. Seine Ach­

tu n g vor den Quellen w a r nich t überall so g ross, dass sich seine S u bjektivität immer an sie gebunden h ätte. Die Unvoll­

stä n d ig k e it ist theils u n beabsichtigt, theils tendenziös. Das Schlussurtheil la u te t: A cht K apitel sind w erthlos, weil aus sekundären Quellen m it U ebergehung erreic h b arer, prim ärer abgeschrieben. Zehn haben geringen W e rth , weil uns bessere N achrichten über die A utoren vorliegen. 28 sind als einzige oder erste Quellen w erthvoll. D as Schriftenverzeichniss ist in 23 unvollständig, n u r bei des Verf.js L andsleuten vollständig.

R elativ w erthvoll h a t die Kompilation den Ja h rh u n d e rten die E rin n eru n g an eine A nzahl sonst vergessener S chriftsteller bew ah rt (S. 1 1 6 — 122).

D er Verf. h a t sich ein bleibendes V erdienst durch seine erschöpfende, m it feiner K ritik und um fassender G elehrsam keit durchgeführte U ntersuchung um Isidor erw orben, den doctor egregius, catholicae ecclesiae novissimum decus, in saeculorum fine doctissimus et cum rev eren tia nominandus. So nannten ihn 52 Bischöfe der achten Synode zu Toledo.

III.

Südandalusien h a t den höchsten Reiz durch den W echsel schöner K u ltu r m it der M ajestät der L andschaft. Wehe den Reisenden, die diese Vorzüge in ganz Spanien erw arten. E n t­

tä u sch t klagen sie: „ S ta tt des P aradieses fanden w ir eine W üste, trostlose K ahlheit der Hochebenen, hässlichstes G rau der G ebirgszüge, aschfarbene E införm igkeit. E strem adura kahl wie ein geschorener B agnoschädel, N ordandalusien reich an Olivenkrüppeln und blaugrünen Agaven, Cordova ein Kirchhof.

W o is t die T ropenschönheit? W o sind die D attelw älder, die H aine von M yrthen und M agnolien? B aum schlag fehlt, P alm en sind zu zählen, die Umgebung vieler S täd te e rin n e rt an die schönen Gegenden des steinigen A rabiens“.

Ebenso en ttäu sch t w ird , w er e rw a rte t, ein unversehrtes B auw erk des M ittelalters werde sich da an das andere reihen, wo jene Z eit am län g sten lebte. Renaissance, Klassizismus, Franzosenthum , Revolution haben w etteifernd ze rstö rt. Am erfolgreichsten w iderstand die hochgethürm te B ergveste Toledo, die Krone Spaniens, „frei seit der Zeit der m ächtigen G othen“ . So reich is t diese Schatzkam m er geschichtlicher und arch i­

tektonischer M erkw ürdigkeiten, dass der M aler V illa Amil nach ac h t Studienm onaten wusste, er wisse von Toledo nichts. L ä ss t doch die K ath ed rale allein den sinnigen, geschichtskundigen, kunstverständigen B e trac h ter nicht los. W ie viel erzählen K apellen, S arkophage, S tatuen, Retablos von den Rodrigos, die siegreiche A rm een führten, den Tenorios, die B rücken erbauten, den Fonsecas, die K ollegien stifteten, den Mendozas und Ximenes, die das Reich reg ie rten und U niversitäten gründeten, den Loren- zanas, die Armen- und K rankenhäuser errichteten. Und dazu die H eiligen, denen es die sedes gloriosa T oletanae urbis ver­

dankt, dass sie coram tim entibus Dominum iniquis atque ju stis hab etu r locus terribilis, omnique veneratione sublimis. Solchen Glanz des P rim atialstuhles wünschte schon San Ildefonso zu fördern. B ekannter als seine W erke m achte ihn ein Bild Murillo’s, das durch W a h rh eit und Schönheit des Ausdruckes, durch den m usterhaft behandelten G egensatz der Tageshelle zum überirdischen L ic h t Bew underung erreg t. Man sieht den Heiligen, der in einer Vision, auf dem G ang zum A ltäre, die

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