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Thorner Presse 1901, Jg. XIX, Nr. 1 + 1. Beilage, 2. Beilage

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Bezugspreis:

w r T b o r n S ta d t und Vorstädte: frei iiis HauS vierteljährlich 2 ,3 5 M k ., monatlich 7 5 P f..

in der Geschäfts- und den Ausgabestellen vierteljährlich 1,8 0 M k ., monatlich 6 0 P f ; fü r a u s w ä r t s : bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährlich 3 ,0 0 M k . ohne Bestellgeld.

Ausgabe:

täglich a b e n d s m it Ausnahme der Sonn» und Festtage.

Achriftlritung und Geschäftsstelle:

Katharimttstrasze 1.

Ferusprech-AnMtttz N r . 57.

Auzeigeupreis:

die Petitspaltzeile oder deren R au m 1b P f.. für lokale Geschäfts- und P rivat-Anzeigen 1 0 P f. — Anzeigen werden angenommen in der Geschäftsstelle T h o r« , Ka,härmen«

strafte 1 , den Bermittelnngsstellen „Jnvalidendank". B e rlin , Haasenstei» u. Vogler, B e rlin und Königsberg, sowie von allen anderen Anzeigen-Verinittelungsstelleu des

I n - und Auslandes. ^ ^

Annahm e der Anzeigen fü r die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 U h r nachmittags.

»L 1. Dienstag den 1. Januar I M . X IX Zahrg.

W WL

1901.

E in neuer T a g — ein neues J a h r. M i t welchen Hoffnungen w ird in das neue J a h r eingetreten, und wie viele von ihnen werden verw irklicht werden? W er vermöchte die F iille der guten Vorsähe zu übersehen, die an der Schwelle des neuen Jahres gefasst werden? Und wie schnell werden sie ver­

gessen sein? D er Weg zur Hölle ist ja m it guten Vorsätzen gepflastert. Es ist eine gute Sache um Hoffnungen; glücklich, wer sie «och hegen kann. Aber über die Zu- knnftshofftningen soll man die Gegenwart und ihre Pflichten nicht vergessen. Das Alter» das nur noch wenig zu hoffen hat, zehrt vom Schatze der Erinnerungen. Wehe dem, der sich, wen» sich anf seinem Haupt des W in te rs Schnee angehäuft hat, vor seinen Erinnernngen fluchte» muss, w e il ihm dabei das Gewissen schlägt! W ie ganz anders ist dagegen der daran, der m it S to lz auf eine Reihe guter Werke zurückblicken, der sich sage» kann, das Glück sei es auch n u r weniger, sei es auch nur n u r eines Menschen begründet zu haben. Gute V o r­

sätze fü r die Zukunft verleiten uns n n r z»

hcinsig dazu, es m it der E rfü llu n g der gegen­

w ärtigen Pflichten leicht zu nehmen. A ls ob w ir die Gewißheit hätten, das heute Versäumte morgen auch wirklich nachholen zu können. M orgen ist auch ein T ag — ge- Aber wissen w ir, ob w ir den mor- A T ag erleben? Und wenn w ir ihn er- G m .w er steht uns dann dafür, daß uns wiedevr äußeren Umstände noch gestatten, zu thun, das w ir bis dahin ver­

schoben haben? Und endlich — b rin g t nicht der morgige T ag neue Pflichten? D arum soll man sich nicht allzusehr m it guten V o r­

sätzen befassen und uns nicht allzusehr dnrch Hoffnungen einlullen lassen.

Es gab eine Z eit, da w ir als deutsche P a trio te n auf Hofsnungsträume angewiesen waren und man uns im Auslande ob un­

serer B ertcänm theit verspottete. Die H off nungen sind verw irklicht m it der Ren- errichtung des deutschen Reiches, dessen S tim m e heute im Rathe der Nationen schwer ins Gewicht fä llt. Die Hoffuimge»

sind verw irklicht nicht durch eine ihnen

Mein Junge.

Novelle von F r e i f r a u G. v. S c h l t p p e n b a c h (Herbert Nivulet.)

--- tNachdru« verboten.) (13. Fortsetzung.)

Nachdem Heinz m ir wiedergeschenkt, dachte ich, daß es fü r mich nur blauen Him m el geben könne. Und jetzt bange und zittere ich abermals um ein Leben, das m ir theuer ist.

Am Tage nach unserer W iedervereinigung w a r e s ; mein Junge und ich saßen Hand in Hand zusammen, nachdem ich Verena kurz M itth e ilu n g von Heinzens Rettung gegeben, da brachte der Telegraphenbote eine D ra h t­

nachricht fü r ihn. E r las, und seine Miene wurde düster.

„W a s g ie b t's ? " fragte ich m it einer unerklärlichen Angst, die mich plötzlich packte.

„Osten ist schwer k ra n k / sagt mein Soh».

„sein A rz t th e ilt es uns m it."

„ W ir fahren s o fo rt/ entschied ich.

A ls ich von Wiesbaden abreiste, siel es m ir schon auf, daß er es so entschieden ab­

lehnte, mich nach K ie l zn begleiten, obwohl ich ihn darum bat.

Während der laugen Eisenbahufahrt jetzt erzählte ich meinem Zungen alles, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen; der Name meines Freundes und M ita rb e ite rs kam oft in meiner Rede vor, und ich er- röthete m ,ter dem fragenden Blick der jnngen blauen Augen. Auch von unserem lieben alten Papa Bester sprachen w ir und daß mein Heinz jetzt durch des Kapitäns Berinächtniß ein reicher M a n n sei.

„S o b a ld w ir Wissen, wie es nm Osten steht, reisen w ir nach B . . . .," sagte ich;

Verenas E lte rn werden jetzt e in w illig e n /^ «

immanente K ra ft, sondern durch Thaten, die nnverwischlich in die Tafeln der Geschichte eingetragen sind. D ie Z e it der V e rträ n m t- heit ist vorüber; heute, da w ir festen Boden unter den Füßen haben, heißt es rüstig vo r­

w ä rts schreiten aus der uns eröffneten Bah». W as w ir errungen w ird nnr festge­

halten und weiter entwickelt dnrch die M itte l, m it denen es errungen w a rd : auf dem politischen Gebiete durch praktische P o ­ litik und Schlagfertigkeit zu W a fftr und zn Lande, anf wirthschaftlichem durch A rb e it und In te llig e n z und zulänglichem Schutz der beimischen Produktion, aus sozialem durch Opfer-willigkeit. V o rw ä rts , rastlos vo r­

w ä rts ! heißt die Parole, es g ilt au der Tete zn bleiben, wen» w ir nicht über den Hansen gerannt werden wollen. Es finden sich Wohl welche unter nnS, denen das un­

bequem ist; die sich, wie vordem die Kinder Is r a e ls nach den Fleischtöpfe» Egyptens, zu­

rücksehnen nach den Zeiten» da man von der Wiederkehr Barbarostas träumte» der schon alles machen werde, ohne Opfer, ohne Thaten zu verlangen. D as sind die Reichs- verdrostenen. Unsere Leser gehören schwer lich dazu und wen» ihnen auch nicht alles zusagt, was im Reiche vorgeht, so sind sie doch wohl stolz darauf Deutsche zu sein und allezeit bereit, ihre Pflichten gegenüber der Gesam m theit, gegenüber dem Vaterland«;

freudig zn erfüllen. Und so rufen w ir ihnen denn auch von dieser Stelle ein herzliches P rosit N e u ja h r! zu.

Politische TaaeSfchau.

D ie f r ü h z e i t i g e B e r n s n n g d e s L a n d t a g e s ist nach den offiziösen „B e rl P o l. Nachr." von der Absicht d ik tirt, die Feststellung des S taatshanshaltsetats vor der fü r die letzten Tage des M ä rz in Aussicht zn nehmenden Osterpause der parlam enta­

rischen Verhandlungen vö llig sicher zn stellen, sowie auch um eine zu starke Ausdehnung der Tagung in den Sommer hinein zu ver­

meiden.

D ie „ N a t . - Z t g / e rfä h rt von unterrich­

teter Seite, daß Wege« der Geltendmachnng der Ersatzansprüche D e u t s c h e r aus den k u b a n i s c h e n W irre n diplomatische Ver>

Es stand schlimm, das erfuhren w ir noch am Abend unserer Ankunft. Osten hatte eine heftige Lungenentzündung, erzählte uns der A rz t, der uns wahrend unseres W ies­

badener Aufenthalts ein lieber Hausfreund geworden w ar. „Schon in der Stunde I h r e r Abreise legte er sich."

„Und ist . . . ist es lebensgefährlich?"

Ic h erkannte meine S tim m e nicht, so entstellt klang sie.

„Eigentlich wäre kein G rund zu dieser ernsten Befürchtung, aber der Kranke ist in einem Zustande völliger Gleichgültigkeit; er hat anscheinend selbst keine Lust, weiter zu leben, und muß schwere Seelenkämpfe durch gemacht haben."

„Und S ie glauben, daß . . . daß ein großes Glück ihn noch retten könnte, Doktor, daß er erhalten bliebe, wenn . . . O G ott, er muß erhalten bleiben!" rang eS sich wie ein Angstrus aus meiner Brust.

D a beugte sich der alte M ann zu m ir, faßte meine Hand und sagte langsam : „S ie können es, F ra u Werdan. Ich weiß, daß er Sre lie b t; i „ seinen Fieberrede« hat er es verrathen."

Ich bin allein, Heinz ist bei Osten.

Wenn er zurückkehrt, w ill ich alles meinem Jungen sagen. E r soll entscheide».

„ M u t t e r / sagte Heinz, „es geht ihm schlecht, aber er läßt Dich grüßen und hat mich erkannt. Ich habe lange m it dem Doktor gesprochen!"

„Und D n w eißt?"

Ic h verstecke mein Gesicht in beide Hände, und große Tropfen fallen durch meine Finger.

M e in Junge kniet neben m ir und legt die Arm e um mich.

„D a ß Osten Dich liebt, das meinst Dn doch? J a , mein goldenes Mütterchen, das

Handlungen seit längerer Z e it eingeleitet, diese aber noch nicht zmn Abschlüsse gelangt sind.

Anläßlich der Schädigungen dnrch das als H y d r a - G e l l a - G » t s ch e i n h a u d e l benannte System des W aarenvertriebs schreibt die „N ordd. A llg . Z ig ." , es frage sich, ob der Unfug, den das Hydra-System erreichte, ei» Einschreite« der Gesetzgebung im öffentlichen Interesse erforderlich er­

scheinen laßt oder ob es sich nn r nm eine mehr oder weniger vorübergehende Erscheinung des Wirthschaftslebens handelt, die von selbst verschwinden w ird , wenn das Publikum , auf die bedenklichen Seiten des Systems hingewiesen, aufhört, sich ausbeuten zu lasten. Hieran anschließend, bemerkt das offiziöse O rgan, daß kürzlich im Reichstage ein A ntrag eingebracht wurde, die Regierung um Vorlage eines Gesebeiitwnrfs zn er­

suchen, durch welchen das Gntscheinsystem verboten w ird .

D as Pariser J o u rn a l „L a C roix" ver­

öffentlicht einen vom P a p s t an den Erz- bischof von P a ris gerichteten V rie f, in weichem die Verdienste gerühmt werden, welche sich die religiösen Kongregationen in»

die Kirche und insbesondere nm den Einstuft Frankreichs im O rie n t erworben haben. Es wäre eine »ubeareifliche Undankbarkeit und gleichzeitig ei» Verzicht anf diesen politischen V o rth e il, wenn man den Kongregationen im In n e rn die Freiheit und den Frieden rauben würde. Es wäre dies aber auch ein A n ­ g riff auf die dnrch feierliche Vertrage ge­

währleistete F reiheit der Kirche. W rnn die französische Regierung der Ansicht sei, daß diese Verträge thatsächlich gewisse Unzuträg- lichkeiten habe», dann sei der Heilige S tu h l bereit, diese Punkte zu prüfen und geeignete Abhilfe zu treffen.

Die n i e d e r l ä n d i s c h e Regierung er­

klä rt auf die Bemerkungen der Kommission der zweiten Kammer zu dem Gesetzentwurf betreffend die Eheschließung der Königin, daß sie darin keine Beranlaffnng zn einer Abänderung des E n tw u rfs sehe, da der V o r­

schlag dem zukünftige» Gemahl der Königin vom Tage der Eheschließung au ein Jah reS - gehalt ansznsehen, bei einer großen Anzahl weiß ich. Ich habe es längst aus Deinen B riefen gemerkt. Aber noch etwas anderes habe ich gemerkt . . . S o ll ich es D ir sagen?"

Ich nickte und lehne den Kopf an seine Schulter.

„D aß auch D u ihm gut bist," flüstert Heinz.

„Und . . und was denkst D u davon?

Lachst Du nicht Deine alte thörichte M u tte r aus, mein L ie b lin g ? Sieh', es kam m ir wie ein Treubruch gegen Deinen V a te r vor, und ich dachte, es sei lächerlich, m it einem so großen Mensche» wie Dn zum Sohne, und . . ."

„D a s sind eitle Hirngcspinnste, M ütterchen;

niemand würde sich so freuen wie ich, und gewiß segnet mein lieber V a te r Dich.

W arum sollst D n nicht noch einmal das Glück finden?"

„S o wie das erste kann es nie werden, entgegnete ich träumerisch.

M e in Junge um fängt »»ich fest und streichelt und küßt mich. „Denke doch, w ir werden zugleich verlobt sein. I s t das nicht seltsam?"

J a , seltsam, seltsam wie alles, was in letzter Z e it geschehen^ ist. Wie ein Märchen miitsiet es mich an.

Allmählich n n r durfte Heinz den Kranken uns das, was kommen soll, vorbereiten, so wollte eS der Doktor, den w ir in das Ge­

heimniß gezogen hatten.

„M u tte r, er erw artet D ic h / sagte Heinz heute, und seine liebe Hand öffnete die T h ü r zn des Kranken Zim m er. Dann hörte ich, wie mein Junge hinter m ir schloß. „ F e e / kam es vom Bette her,

endlich!"

Abgeordneter auf ernsten Widerstand stoßen würde.

Zu dem Gesetzentwurf betreffend die H eirath der Königin von Holland ist am Donnerstag der Kommissionsbericht in der zweiten h o l l ä n d i s c h e n Kammer er­

schienen. D er Bericht konstatirt, daß da- ganze Land die H eirath billige, und w ü rd ig t den Wunsch des Herzogs Heinrich, sich na- tnralisiren zu lassen. Mehrere M itg lie d e r hätten eS fü r nöthig befunden, ihm ein jährliches Einkommen von 100 000 Gulden zn garautiren, und die Hoffnung ausge­

sprochen, daß die Negiern,!« einen hieraus bezüglichen A n tra g einbringen würde. A n ­ dere M itg lie d e r hätte» einen derartigen A n tra g fü r nicht zuträglich nnd der V er­

fassung entgegenstehend geh lten. Derselbe könnte eine dauernde K ritik im Lande auf­

komme» lasten, die fü r die Monarchie nach- theilig wäre.

Aus A n t w e r p e n w ird von» Sonnabend gemeldet: Der Zuzug ausw ärtiger A rbeiter dauert fo r t; anf 24 vorn 27 am Qna' liegenden Dampfern w ird gearbeitet, dagegen ru h t die A rb e it aus l8 von 26 i» den Docks befindlichen Fahrzeugen, doch steht auch hier eine nmfaiigreichere Wiederaufnahme der Thätigkeit n iim itte lb a r bevor. M o rg e u w ird trotz des Sonntags aus vielen Schiffen ge­

arbeitet werden; da aber die Führer der ausständigen Arbeitervereiuigungen das Zeiche» zur Einstellmig des Ausstandes »och nicht gegeben habe», bleiben die znr A nf- rechterhaltnng der Ordnung und der ArbeitS- freiheit getroffene» Maßnahmen bestehen. Eine große Zahl der A rbeiter, welche in den A us­

stand getreten waren, hat die A rb e it bereits wieder aufgenommen.

D er r u m ä n i s c h e Senat nahm end- g iltig m it 72 Stim m en gegen 1 Stim m e das von der Kainmer bereits genehmigte Gesetz an, betreffend die Erhöhung der Zölle auf gewisse Waaren.

Die Frage des Verkaufs der d ä n i s c h e n w e s t i n d i s c h e n Inseln au die Vereinigten Staaten ist in eine neue Phase eingetreten.

Der amerikanische Gesandte in Kopenhagen hat der dänischen Regierung m itgetheilt, Amerika wünsche die In se ln sür zwölf M ill.

Ich w a r zu ihm geeilt, w ortlos hielten w ir nnS nmschlnngeu!

J a , der Dichter hat recht: Das höchste Glück hat keine Lieder. Kein W o rt kann eS schildern. W as w ir «ns gesagt? Es ist zu heilig zur Wiedergabe : T ie f schauten w ir uns ins Auge und ins Herz. Es w a r eine Weihestunde, eine Oase im Wüsteulande des Lebens. M a n vergißt sür Angenblicke, daß die Erde voll Leid und Schatte» ist nud sieht nur Licht, goldenes, strahlende- L ich t!

A ls Heinz zn uns hereinkam, da hat er seine braune, kräftige Hand anf die weiße Ostens gelegt, die meine Finger umspannt hielt.

„Ic h gratuliere," sagte er fröhlich, ob­

gleich tiefe R ührung durch seine Stim m e zitterte, nnd von uns dreien hotte in der nächsten Stunde keines ein so strahlendes Gesicht wie mein Junge.

Zw ei Tage nach diesem wichtige» E r­

eignisse reisten Heinz und ich „ach B ., wo ich den Freiw erber spielen sollte, wie mein Sohn es fü r mich gethan hatte.

Nun ist er Verenas B räutigam . Beckers w illig te n ei», besonders da auch K u rt fü r seine» Lebensretter gesprochen hatte. Osten nnd ich wollen erst »ach der Verlobung des jnngen Paares unsere Anzeigen schicke».

Die beiden Seeleute schilderten jetzt a u s - . sührlich den Untergang des „V o rw ä rts " und ihre wunderbare Errettung. Sie hatten sich an eine Planke gebunden und trieben einen Tag nnd eine Nacht auf dem Wasser umher, bis es ihnen gelang, sich einem Schiffe be»

merkbar zn machen. Aus dieselbe Weise wurde der Matrose aufgefischt.

Ih r e Erzählung hatte eine unerwartete Folge.

(2)

K ronen zu kaufen, wolle aber uicht mehr gebe».____________________ _____ ________

""Deutsches Reicht "

B e r lin . 29. Dezember !9 0 0 .

— I h r e M ajestäten der Kaiser und die Kaiserin kehrte»» an» F re ita g N achm ittag m it Sonderzug «ach dem Renen P a la is in P o ts d a m zurück.

— D ie „N ordd . A llg . Z tg ." m eldet: P r in z Heinrich von Preussen ist durch K abinets- ordre von» 18. Dezember von» 1. J a n u a r ab fü r einige Z e it zu seiner In fo rm a tio n nach B e rlin kom m andirt. Einem Wunsche des Kaisers entsprechend w ird P r in z Heinrich während dieser Z e it auch m it dem A u s ­ w ä rtig e n A m t in nähere B erü h ru n g trete»».

— Nach M itth e ilu n g der „N ordd. A llg . Z tg ." sind die V erhandlungen des M in is te ­ riu m s fü r öffentliche A rbeiten m it deutschen W aggonindnstrielleii wegen Lieferung einer beträchtlichen A nzahl von Eisenbahnwagen im Gange und es bestehe keil» Z w e ife l, daß ste bald zum Abschlüsse gebracht werden.

— Zum Zwecke der B e ra th n u g über die Errichtung einer technischen Neichsbehörde soll auf A nregung des Bundes der In d u s trie lle n ein Ausschuß gebildet werden, in welchen eine R eihe von technisch-wissenschaftlichen V erein igu n g en ihre V e rtre te r entsandt haben.

— Nach einem T eleg ram m der „ N a t.- Z tg ." aus W a r s c h a u werden im K önig­

reich P o len Schwurgerichte eingeführt, das sei das letzte W erk des verstorbenen Gene- ralgouvernenrs Fürsten Zmeretinsky.

— V o n den Ertrunkenen der „Gneisenan"

sind qetzt die Leichen des Maschinisten Seher- aus Königshöfen und des Heizers Werschuer aus N enm ark aufgefunden worden.

— I n Eisenach w ird eine Konferenz von V e rtre te rn der deutschen S tä d te anfangs F e b ru a r zusammentrete»», »»>»» über die Gründung eines allgemeinen deutschen Städtebnndes zu berathen.

— W ie die „Franks. Z ig .« m itth e ilt, hat das zuständige Konsistorium den sozial­

demokratischen P f a r r e r Goehre unter A n - drohnng eines D is z ip lin a rv e rfa h re n s zum fre iw illig e n Verzicht au f die Rechte des geistlichen S tan d es aufgefordert. P fa r r e r a. D . Goehre ist dieser Aufforderung nach­

gekommen.

D ie au f Donnerstag einberufene tliiarchistenkonferenz w urde aus ordnungs- und sicherheitspolizeilichen G ründen ver­

boten.

W e im a r, 30. Dezember. Ueber das B e ­ finden des GroßherzogS ist heute M o rg e n folgender Krankheitsbericht ausgegeben w o rd e n : D e r gestrige T a g nud die Nacht find fü r S e . K önigl. H oheit günstig v e r­

laufen. D e r Hustenreiz hat nachgelassen.

An» 29. Dezember abends T e m p e ra tu r 3 9 ,3 . P u ls 90, A thniuug 34, H erzth ätigkeit gleich­

m äßig. Au» 30. Dezember früh T e m p e ra tu r 3 7 ,3 . Allgemeinbefinden ist durch aus­

reichende N ahrnngsanfnahm e günstig beein­

flu ß t. D ie Nacht h at mehrere Stunden guten Schlaf gebracht. K ran kheitsverlauf ist bisher ohne K om plikationen. D r . P fe iffe r.

D r . M a tth e S .

K ram pfer bei P erleb erg , 29. Dezember.

D ie T ra n e rfe ie r fü r Feldniarschall B lu m eu - th a l fand heute N achm ittag statt. Z n der- selben w aren die K riegervereine des West- Vriegnitzer Kreises in großer A nzah l, sowie

eine Ehrenkompagnie des Füsilier-R egim eutS Generalfeldm arschall G ra s B lu m e n th a l (M a g - deb.) N r . 3 6 eingetroffen. F e rn e r nahmen Ofsizierdepntationeu des G a rd e -F ü s ilie r-R e - gim ents, des J n fa n te rie -R e g im e n ts N r . 71 und des reitenden Feldjagerkorps an der F e ie r theil. D e r S a r g , welche« zahlreiche Kranzspenden, d aru nter diejenigen des Kaisecpaares und der Kaiserin Friedrich, be­

deckten, w a r in der Kirche aufgebahrt, wo die Fainilienangehörigen und D eputationen sich eiufanden. Nach einer Gedächtnißrede des Ortsgeistlicheu und dem Gesänge der T rau erg rm eind e erfolgte die Beisetzung, w o ­ bei die K riegervereine m it Fahnen h in ter dem G ra b e Aufstellung genommen hatten.

E ine B a tte rie des 39. F e ld a rtille rie -R e g i- ments und die Ehrenkoinpagnie gaben T ra u e rs a ln te ab.

K öln, 29. Dezeniber. D e r Z e n tra l-D o m b a n - vereiu beschloß, eine Eingabe an den Kaiser zn richten, der M noarch möge seine Z u ­ stimmung geben, daß aus den aus den D o m - b an-Lotterieu stammenden Ueberschüssei» fü r 1 3 0 0 0 0 0 M a r k ein D enkm al errichtet werde, das dem Andenken König W ilh e lm IV .. sowie aller derjenigen gewidmet sein soll, welche um den A usbau des Dom es sich in hervor­

ragender Weise verdient gemacht habe«.

K ö ln , 30. Dezember. Z m großen G ü r- zeuichsaale fand heute M it t a g eine sehr zahl­

reich besuchte Trauerseier fü r die beim Untergang der „Gneisenan" verunglückten O ffiziere und Mannschaften statt. Nachdem die F e ie r durch M ilita rin n s ik und Gesang eingeleitet w a r , h ie lt Ooerlandesgerichts- präsideut H am m die Gedächtnisrede. Z u m Schlüsse brachte der G ouverneur G e n e ra l der In fa n te r ie F re ih e rr von W ilczek ein be­

geistert aufgenommenes Hoch au f S e . M a je s tä t den Kaiser a u s . _________________________

Ausland."

London, 29. Dezeniber. D reizehn B ö r- se,»firmen, welche 29 M itg lie d e r umfassen, sind auf dem hiesigen australische»» M a rk te fü r fa llit e rklärt worden.

Warschau, 27. Dezember. Bon» 13. J a ­ n uar 1902 ab muß bei allen öffentlichen B ank- und K reditiustituten Nnssisch-PolenS die russische Sprache als Geschäftssprache eingeführt sein. B is dahin können die Bücher, die Korrespondenz u. s. w . noch in polnischer Sprache geführt werden.__________

Zu den Wirren in China.

D ie V erein igten S ta a te n scheinen in der T h a t w ieder einm al eine S ou d erp o litik in C h in a treiben zu »vollen. E in e r W ashing­

toner M e ld u n g der „ M o rn in g Post* zufolge w urde Conger vom Präsidenten M a c K iu ley angewiesen, die chinesische»» Bevollmächtigten zu verständigen, daß die V e rw e rfu n g der von den M ächten vereinbarten Bedingungen seitens C hina A m erika nicht binden würde, an einer etwaigen W iederaufnahm e der Feindseligkeiten theilznnehmen, daß die U nion sich auch nicht fü r verpflichtet halten würde, eine ständige Legationswache in Peking zu unterhalten oder die E in fu h r von W affen und M u n itio n nach C hina zn verhin­

dern. A m erika mache auch »och andere V o r - behalte.

Ueber die H a ltu n g des chinesischen Hofes gegenüber der Kollektivnote lieg t eine Depesche des „N ew york H e ra ld " aus Peking von»

Sonnabend vor. welche folgendes besagt:

„Eine Bedingung stelle ich noch,' erklärte V e re n a s Vaters» » D u m ußt deu Seedienst verlassen!*

E s zuckte in dem Gesichte meines Ju n g e», sein B e ru f rang m it seiner Liebe. D a schmiegte sich das Köpfchen des holden,

jungen Mädchens a» seine S chulter.

„ B itte , H einz," flüsterte sie, »thue e S !"

Diese W o rte der geliebten S tim m e ge­

nügten.

Hoch au f richtete H einz seine stahlkräftige Gestalt. »E s sei," kam es feierlich über seine Lippe». W ie freute ich mich über diesen Entschluß!

W en n es etw as gab, w a s mein Glück erhöhen konnte, so w a r es dieses Versprechen meines geliebten Sohnes.

Noch e in m al w ill ich die B lä tte r meines Buches aufschlagen und eintragen, was sich in den lebten J a h re n begeben hat.

Acht T a g e vo r Heinzens Hochzeit fand Ostens und meine T ra u u n g statt. M e in Ju ng e, V e re n a und ihre E lte rn sowie die gute F r a u T h ie l w a re n die einzigen Gäste.

Osten w a r noch bleich und schwach, aber sein edles Gesicht strahlte vo r Glück, als mein Jnnge mich ihm zuführte.

» N u n bist D u endlich mein, kleine F ee," sagte er und legte den A rm um mich.

Ic h hebe »»»ich auf die Fußspitzen und lege das H a u p t au seine Brust, ein G efüh l

»üben 9Sriede«S *om m t über -»ich. ich küble

in die meines so übervoll, ich mich geborgen an dem Herzen des M a n n e s , der mich solange und so sehr geliebt hat.

D ie Hochzeit unsers SohneS — denn Osten beansprucht volle Vaterrechte — w a r groß und glänzend, w ie es bei Beckers selbst­

verständlich w a r.

„ M u tt e r ," sagte H einz, sein juugeS, bräutliches W eib im A rm . »ich bin glücklich!"

Und ich w a r eS auch beim Anblick meiner K in der.

S t i l l stand ich am Fenster und sah in die schimmernde Nacht hinaus.

„ W o ra n denkst D n F e e ? " sagte G e rh a rd s weiche S tim m e h in ter m ir.

Ic h legte meine H and G a tte n . M i r ist das H erz fürchte mich, zu sprechen.

„ Ic h weiß es, »nein theueres W e ib , flüstert er zärtlich und fä h rt liebkosend über mein H a a r , „ D u denkst an das einsame G ra b in N orderney und an ihn, der d a rin rn h t.

I n dieser S tu nd e ist er gewiß bei uns und segnet uns und H e in z !"

G e rh a rd und ich blieben ein ganzes J a h r in» S üden, wo sich mein M a n n vö llig er­

holte. W i r schrieben wieder ein genrein- sames Buch, und eS »nacht uns eine große Freude.

Erst zur T a u fe meines ersten EnkelchenS kehrten »vir nach Deutschland heim. M e in Junge ist ein tüchtiger L a n d w irth geworden;

er bewirthschaftete unterdeffeu G erh ard s G u t. V eren a b lü h t w ie eine Rose, und H e in z behauptet, die Flitterw ochen würden bei kbiien l i e qukbören. Auch Beckers und

D e r kaiserliche H o f fra g t in einer N ote be­

züglich der gemeinsamen N ote der Gesandten an, ob die T a k u fo rts geschleift werden sollen, ob die genannten P rin z e n enthauptet werden sollen und welchen P latz die Mächte zu be setzen beabsichtigen.

E in gemischtes Detachement unter M a jo r von M a d a i, Kom m andant des I . See.

B a ta illo n s , ist nach B ericht des G rafen Waldersee zu r K ooperation m it der ain 19.

von Tientsin auf Nuetienhsien vorgeschickten Expedition am F re ita g von Peking i» der Richtung nach Sanhohsieu aufgebrochen, ferner ein amerikanisches Detachement nach Hsianghohsieu. D ie am Sonnabend von den Franzosen geschlagenen T ru pp en scheinen in südlicher Richtung geflohen zu sein.

Korvettenkavitäu L a u s tvird am 9.

J a n u a r Genua eintreffen. S e in B e ­ finden w a r, w ie das „Wölfische B u re a u "

meldet, bei der Abreise von Aokohama vor­

züglich.

Z u r C hinapolitik It a lie n s machte am F re ita g in, italienischen S e n a t bei B erathung des Budgets des Aeußern auf eine I n t e r ­ pellation der M in is te r V is c o n ti Benosta längere M itth e ilu n g e n , die in» ganzen nicht viel neues boten. A n f die Entschließung der Regierung, so äußerte »». a. der M in is te r, hätten Erw ägungen höherer A r t eingewirkt.

S eitd em man in den allgemeinen F rag en ein Einvernehm en erzielt und mehr noch, seitdem ganz E urop a bezüglich der großen Humanitärei» Z ie le einm üthig vorgehe, dürfe It a li e n als die jüngste Großm acht nicht fehlen. D ie R egierung wolle weder eine A berteu rerp o litik in C hina treib e», noch er­

strebe sie a n d e rw ä rts eine Ausdehnung. I n erster L in ie sei jede Okkupation von Länder­

gebiet ausgeschlossen. Nachdem der M in is te r den I n h a l t der bekannten Kollektivnote er­

lä u te rt, schloß er m it den W o r te n : „ D ie M ächte wünschten die F ra g e und die dam it verbundenen schweren Verantw ortlichkeiten endgültig zu regeln. I t a li e n seinerseits »verde in seiner loyalen gemäßigten Theilnahm e fortfahre»» und sich dieselben Schadenersatz­

leistungen und Bürgschaften sichern, welche die anderen Mächte erlangen werden. — In » Gegensatz zu r Versicherung des M in is te rs , daß keinerlei GebietSokkupationeu beabsichtigt seien, melden die römischen M o rg e n b lä tte r von Sonnabend die bevorstehende Okkupation der B a i von R im rn d u n w eit von S aum un durch die It a lie n e r .______________________

Proviiizialuachricllten.

o Konitz, 28. Dezember. (Z u r Mordsache.) Wie bereits angekündigt, fand heute vor dem E rm itte- lnugsrichter H errn Pankau die Vernehmung mehrerer hiesiger Personen statt, die Auskunft zu geben hatten über die angeblichen Zengen-Beein- stnffnngsve, suche. deren sich der noch immer hier weilende Wieuicke — ein im jüdischen Interesse wirkender „Rechercheur" — schuldig gemacht haben soll. Unter den Vernommene» befinden sich u. a ein hiesiger Zigarrenhandler nnd der häufig ge­

nannte Klempnergeselle Schlichter, der bekanntlich als Zeuge wichtige Angaben im Maßloff-Prozeffe über den Verkehr W inters m it M oritz Lewh ge­

macht hat und den die Jude» auf alle Weise als unglaubwürdig hinzusiellen bemüht waren. Die gesammte christliche Bevölkerung ohne Ausnahme ist hocherfreut über das Vorgehen des neuen Ersten S taatsanw alt, der es -»nächst als seine Hauptaufgabe ansteht, m it dem hier grassirenden Unwesen. daS seit langem „Detektivs" und „Re­

chercheure" zur Verdunkelung der Mordaffaire treiben, energisch anfznräumeu und diese» schäd­

liche» Elementen den Nährboden zn entziehen.

UnS War auS Konitz von zuverlässiger Seite berichtet worden, daß die geheimnißvollen An-

ineine liebe, mütterliche F re u n d in , F ra u T h ie l, w aren gekommen, und die winzige Hauptperson des Festes benahm sich sehr verständig, als ich sie au f den A rm e»

hielt.

„ES ist auch eine Fee," sagte Osten.

„Möchte sie in jeder Beziehung ih re r G ro ß ­

m u tte r gleichen! ' .

„ D a r a u f leere ich mein G la s ," rief mein Jnnge. „ A u f M ütterchens Gesnndheit, h u r r a h !"

M e in G a tte und ich leben in B e rlin und nnser H aus vereint an den Empfangsabenden viele bedeutende Persönlichkeiten, Künstler, Schriftsteller nnd M ä n n e r der Presse. Geistig anregend nnd fördernd w irk t der Verkehr, ich fühle, daß ich innerlich wachse an der S e ite meines G erhard. Unser N am e steht vereint au f mehr als einem W erk, nnd man ließ t nnsere Bücher gern, trotz des unmo­

dernen, idealen Zuges, der durch sie geht.

S o glücklich ich i»n eigenen schönen H eim bin, so zieht eS mich doch mächtig zu den Kindern nnd Großkindern, denn ein strammes Bübchen ist hinzugekommen, das den N am en seines V a te rs und G ro ß v a te rs erhalten hat

— nun giebt «8 zwei Heinze in miserer F a ­ m ilie.

„M ü tterch en," sagt mein S o h n , „wenn D u hier bist. feh lt m ir nichts m ehr zu meinem Glück. W i r beide sind doch die besten Freunde, nicht w a h r? "

„ D ie allerbesten," erwidere ich, „da hast D u recht, mein J n n g e !"

deutiinge» in judenschützlerischen B lä tte r» uoe- erne angebliche neue Thäterspur ebenso wie frühere ähnliche Nachrichten nur zum Zweck der Ab- lenkung »n die Zeitungen lau zirt sein. Heute Wels aber die „D anz.Ztg." in einer Korrespondenz ans Komtz folgende nähere Angaben über die neue S pu r zu machen: „Bei der hiesigen Bevölkerung hat die Nachricht, daß eine neue S p u r verfolgt werde, eine gewisse Erregung hervorgerufen. Es ist aber über allen Zweifel f e s t s t e he nd, daß die Veröffentlichungen einen thatsächlichen Untergrund haben. Die Untersuchung bewegt sich gegenwärtig

»n einem Rahmen, welcher die erklärlichste Lösung der dunklen M o rd th at haben würde. M a n forscht nach einem Soldaten, der Fleischer von Beruf ist

»mdeme Freundin in Konitz hatte, m it der W inter nachweislich (?) verkehrt haben soll. Die Einzel- helten, welche den Verdacht hervorgerufen haben, können noch nicht mitgetheilt werden, soviel sei aber gesagt, daß die inbetracht trimmenden P e r­

sonell unmittelbar nach W inters Tode aus Konid verichwnnden sein so llen. <?) F e s t s te h t je d e n - f a l l s , daß die Behörde für jeden haltbaren Fingerzeig dankbar ist. gleichgiltig. ob Juden oder Christen verdächtig erscheinen." Anfang und Schluß dieser Korrespondenz leiden in dem Punkte über das, lvas feststeht, an einem großen W ider­

spruch. Daß die Behörde für jeden haltbaren Fingerzeig dankbar ist, zieht man heran, »m die Meldung von der neuen Spur glaubwürdig zn mache». Auch diese nähere» Mittheilungen der

„Danz. Ztg." heben die Annahme nicht anf, daß mau auch m it der neuerlichen Meldung von einer wiederum neuen S p u r m ir ablenken w ill.

^ Der. Broschüre: „Der Blntmord in Konitz m it Streiflichtern anf die staatsrechtliche Stellung der Jude» im dentschen Reiche", welche m it einen, V o r­

ort des Abg. Lieberm»»» v. Sonueuberg i» der deutsch-natioiialeu Buchhandlung nnd Berlagsan- stalt zn B erlin erschienen ist, widmet die„Denische Lagesztg." an leitender Stelle eine Besprechung.

Nachdem sie betont hat. daß ein Blntm ord aus abergläubischen Beweggründen uicht möglich, sondern sogar wahrscheinlich erscheine, stellt die

„Deutsche Lagesztg." folgende vier Fragen: 1. Is t es wahr, daß der Kriminalkommiffar W e h n einem pensionirteu früheren Polizribramten der S tad t Konitz, der sich ihm zur Nnterstnhung an­

bot. gesagt h at: „Was, S ie glauben auch, die Juden sind es gewesen? Dann kann ich Ih r e Hilfe nicht brauchen." 2. Is t es wahr. daß K ri­

minalkommissär B r a u n in seiner Anklageschrift gegen den Schlächtermeister Hoffmann. der be­

kanntlich zn Unrecht wegen Mordes in Unter- snchiingshaft gezogen wurde, wörtlich geschrieben hat: „Bon der fü r das ganze Christenthum be­

schämenden, während der Ermittelungen von Fanatikern oder Ignoranten erhobenen Blntbe- schuldlaiiilg lNitnalm ord) sehe ich natürlich ab, da eine solche ,„ ,r der Bosheit oder finsterem Aberglauben entspringen kann." S. Is t es wahr.

daß die beiden genannten Kriniinalkomniisiare bei der Vernehmung der kaum dem KindeSalter entwachsene» Anna Hoffniaun dieser wahrheits- widrig gesagt haben, es sei schon alles entdeckt, sie solle es »nr gestehen, dann werde ihren V ater eine mildere S tra fe treffe». 4. I s t es wahr. daß der Kriminalkommissär Wehn am Abend ersten Berhandlnugstages im Prozesse als ihm mitgetheilt wurde, daß am Tage noch acht weitere Zeigen de zwischen W inter und Moritz Lewh würden, die W orte aesvrocheu bat werden morgen acht neue Meineide

werde»." — Die „Deutsche Tagesztg." fügt hin- zn : „Ob die Angaben der Schrift in allen Punkten der Wahrheit entsprechen, können w ir natürlich nicht untersuchen. W ir haben deswegen die Mittheilungen nicht als Thatsache» wieder­

gegeben. sondern die Frage, ob sie wahr seien, offen gelassen. D ie Prüfung nnd die Beantwortung dieser Frage wird nunmehr den zuständigen Oberbrhvrden obliegen, voraus­

gesetzt. daß sie nock nicht in eine solche Prüfung eingetreten sind." Die „Danz. Ztg." beschränkt sich. hierzu zn bemerken: Bezüglich der E r- , zähluiigen ans Konitz erscheint auch uns eine solche Reserve doppelt aebnten.

wahr, daß Abend

e M m n

Lolalnachrichten.

T h o r» , 31. Dezember 1900.

— lZ n m J a h r e s w e c h s e l ! ) S e it uralten Zeiten haben die Menschen Shlvesterabeud und Neniabrstag besonders ant gefeiert, und da im Begriff der Feier allemal dir Freude mitgelegen ist. sind ste in diese» geweihten Stunden auch immer fröhlich gewesen, fröhlich wie die Volksart, ^ , die S itte, die Stim mung, das Temperament es an die Hand gaben. Die eine» lärmten und tanzten, die anderen saßen beim Becher und zechten, die dritten redete» «I'd plauderten miteinander ü b « persönliche und öffentliche Dinge, die vierte» end­

lich — gewiß die innerlichsten nnd tiefsten - - sahen nachdenklich, träumerisch m it einer leisen Beimischung von Wehmnth in die verbrennenden nnd verglimmenden Lichter, ein B ild des Lebens, wie es sich a»! Sylvester giebt nnd in einem immerwährenden Wechsel von Aufhören nnd An­

sangen. von Verglühen lind Auskämmen besteht.

W ie ein Räthsel, das niemand zu lösen vermag, steht das neue J a h r vor nns. W ird es uns S eil oder Unsegrn bringen - D as ist die Fraae. die alle Herzen gefangen nimmt. Denn jeder Anfang ist ein geheimnißvoller Augenblick, nnd leise rührt ein Schauer das Gemüth, wenn in die Furchen, welche Menschenhand m it Entst nnd Mühe zog.

das dunkle Schicksal den Samen streut. I n dieser S tille vernimmt das klopfende Herz. bewegt von Furcht und Soffen, das Rauschen seiner unsicht­

baren Aussaat. Von M und zn Munde und von Herz zu Herzen geht heute der Wunsch, daß die stiebenden Schatten des scheidenden Jahres die Sorgen mitnehmen und reichen Segen dem kom­

menden Jahre zurücklaffen mögen. Z w a r wird in diesem auch der Schmerz neben der Freude der Tage Lauf erfüllen, manche Rose wird blühen nnd neben ih r manche Thräne die Erde bethanen Schon gemischt, noch eh' w irs bitten, ist für Thronen nnd für Hütten, Schmerz nnd Lnst im Lose! So wechselvoll aber auch unsere irdische Tagfahrt ist. so ziemt es sich doch nicht, in der bedeutimgsoollen Scheidrstunde des Jahres die lähmende» Gefühle des BrrzagtsrinS auskommen zu lasten. Lehrt doch eine alte Erfahrung, daß au? Regen nnd S tu rm wieder Sonnenschein folgt, und daß die schlimmen Tage von gnten »nieder abaelöst werden. S o richten w ir an alle Leser unseren NeujahrSgrüß: S e i jeder gestählt und er­

warte tu Ruh. was das nahende J a h r ihm be­

reite; wie dem alten einst, rufen auch ihm w ir znr W i l l k o m m e n l s e i G l ü c k d e i n G e l e i t e !

Cytaty

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sicht sind auch die meisten natioualliberalen Politiker. S ie haben also dieselbe Ansicht wie ich. Vor einiger Zeit schickte mir Se. M ajestät selbst ein Buch, in

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