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Glückauf, Jg. 33, No. 52

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j\2 52. X X X III. Jałirgang.

Gliickauf

Essen (Kuhr), 25. Dezember 1897.

B e r g - u n d H l i t t e n m a n n i s c h e W o c h e n s c h r i f t .

(Zeitungs-Preisliste N r. 2911.) — A b o n n o m e n t s p r e i s vierteljahrlich: a) in der Expedition 3 M a rk ; b) durch die Post bezogen 3,75 M ark.

E inzelnum m er 0,50 M ark. — I n s e r a t e . die vierm algespaltene Nonp.-Zeile oder deren R a u m 25 P fg

I n li a 11:

Seite E r 1 a fs, b e l r. d e n U in f a u g d e r t c c h n i s ę h c n

V o r p r l i f u n g b c i A n l e g u n g v o n D a m p f - k c s s e l n ... . D i e B e l e g s c h a f t des S a a r br i i c k er B e r g w e r k s -

Di r ek ti o ns b c z i r kes n a c h d e m E r g e b n i s s e d e r s t a t i s t i s c h e n E r h e b u n g e n v o m 2. D e z e m b e r 1 8 9 5 ...

D i e G e b a r u n g u n d d i c E r g e b n i s s e d e r K r a n k h e i t s - , M o r t a l i t a t s - u n d I n- v a 1 i d i t ii t s - S t a t i s t i k d e r B e r g w e r k s - b r u d e r l a d e n O e s t e r r e i c h s i m J a l i r e 1 8 9 4 V II. i n t e r n a t i o n a l e r G e o l o g e n - K o n g r e f s i n

I l u fs l a n d . X I V ...

Ber i eli t des V e r e i n s fiir d i c b e r g b a u I i cli c'n I n t e r e s s e n i m n o rd w est l i c be n B o h m e n z u T c p l i t z Uber s e i n e T l i a t i g k e i t i m Y e r e i n s - j a h r e 1,8 9 6 — 9 7 ...

T e c h n i k : Die Stimpfung des Staatsbergwcrkes bei I b b c n b i i r e n ...

G e s e t z g e b u n g u u d Y e r w a l t u n g : Ueber die rechtliche Natur der Anteilscheinc an lIannoverśchcn K alibolirgesellscliaften... . .

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Seite V o l k s w i r t s c h af t u n d S t a t i s t i k : Naphwcisung

der in den Haupt-Bergbau-Bezirken Preufsens im III. Vierteljabr 1897 verdienten Bergarbeiter-Lohne.

Produktion der deutśchen Hochofeirwerke im Novcmbcr 1897. Gesatnt - Eisenproduktion im Deutśchen Reiche. Kohlen - Ausfuhr nach Italien auf der Gottliaidbahn im Monat November 1897.

Das Yerbalten der pręufsischen Bergvcrwaltung gegeniiber den Streikagitatoren im Saarrevier . . 102G V e r k c h r s w e s e n : Kohlen- und'Kokswagen-Verkehr

im Monat November. Kohlcnbewcgung in dem Duisburger Ilafen. Kohlenbewegung in dem Rulir- orter Ilafen. Verkehrsabgaben auf dem kanalisierten Main. Ermiifsigung der Frachtsiitze fiir den Transport

vón Schiffsbaum aterial...1029

P a t e n t - B e r i c h t e...1031

M ą r k t b e r i c h l c : Borse zu Dusseldorf. Marktnotizen iiber Nebenprodukte . . . . ...1031

S u b m i s s i o n e n ... . . . . 1032

B i i c l i e r s c l i a n , . . . ...1032

P e r s o n a l i e n ... 1032 Erlafs, betreffend den Umfang der teclmiselien

Bekanntlich haben die Bestimmungcn der unter dcm I 25. Marz d. J. iiber den gleichen Gcgenstand vom Minister fiir Handel und Gewerbe erlassoncn Anweisitng1) in den Kreisen der Intcresscntcn lebhaften Widerspruch ]iervorgcrufcn und zu GegcnvorstclIungen seitens des Yercins dcutscher Ingenieare und anderer fachmiinnischer Diese haben zunachśt den Er- durch einen wei teren Erlafs vom Vereinigungen gefiihrt.

folg gehabt, dafs

18. Mai d. J . 2) namentlich die Uebergangsbestimmungen einc den Wiinschen der Dampfkcsselbesitzer mehr ent- sprechende Fassung erhalten haben, ohne dafs jedoch andere wesentliche, gegen die Anwcisung geltend gc- machte Bedenken bcscitigt worden sińd. Inzwischcn haben unter dcm 28. Nov. d. J. dio vorbezoichneten Erlasse eine weitere Abanderung erfahren, sodafs dic Anweisitng nunmehr den hier folgenden Wortlaut hat:3)

( 25. Miirz, B e rlin , den | 18. Mai,

( 28. November 1897.

Nach § .1 1 Absatz I der Anwcisung, betreffend dic Genehniigung und Untersuchung der Dampfkesscl, vom 15. Miirz 1897 haben die Stellen, bei denen dic An- triigc auf Ertcilung der Gcnehmigung zur Anlegung von Dampfkesseln anzubringen sind, dic Vorlagen einer Priifung (Vorpriifnng) zu unterziehen. Diese hat , sich nicht auf dic Vollst;indigkeit und richtige Ausfiihrung der Vorlagen zu beschranlccn, śondern auch darauf zu

J) Vergl. Gluckauf Nr. 17 d. J., S. 319 f.

2) Vergl. Gluckauf Nr. 22 d. J., S. 417 f.

aJ Die neuen Abanderungen und Zusiitze sind gesperrt gedruckt.

Yorpriifuiig l>ei Anlegung ron Dampfkesseln erstrecken, ob das Projekt den bestehenden Bestimniungcn und den ancrkaimtcn Regcln der Technik und Wissen- schaft entspricht. Ilicrbci sind vornehinlich folgende Punkte zu beachten:

1. Dic Lage der Feucrziige zum niedrigsten Wasser- standc mufs den Yorschriftcn des §. 2 der allgemcinen polizeiliclicn Bcstimmungen iiber dio Anlegung von Dampfkesseln (Bekanntmachung des Rcichskanzlers vom 5. August 1890 II. G. BI. S. 163 1T.) entSprechcn. Bei Kcsscln mit geringer AVasserobcril;ichc sind die Feuer- ziige in einem griifseren Abstamle ais 10 cm unterhalb des niedrigsten Wasserstandes anzuordnen.

2. Die Ausriistung der Danipfkessel mufs den Vor- schriften des Abschnitts I I der allgemcinen poltzeilichen Besfinnnungen iiber die Anlegung von Dampfkcsscla entsprechcn. Dic ais Speisovorriehtungen zu vcr- wendenden Ilandpumpen miissen von einem Mannę be- dient werden konnen. Bci Anlagen, bei denen das Produkt aus der wasserbcspiiiten Ileizfliiche in Quadrat- metern und der hoclisten Dampfspannung in Atmospharen Ucbcrdruck griifser ais 100 ist, sind ktinftig Ilandpumpen nur ausnahmsweise zuzulasscn (z. B. bei bewcglichen Keśseln). Die Wasscrstandsvorrichtungen miissen im Gesiehtskreise des Kesselwiirtors liegen. Bei lioch- gelegenen Wasserstiinden ist ihre Bedicnung durch Trcppen und Biihncn mit Ilandlcisten oder fes te Lei tern zu er- leichtern. Von dieser Vorschrift kann abgcschen werden, wenn die Anordnung in einzelnen Fallcn (wie z. B.

bci fahrbaren Knihnen u. s. w.) besondere Schwicrig- keiten bereiten wiirde. Die zweite Yorrichtung zur

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Erkennung des Wasserstandes kann ebenfalls ein Wtfsser- standsglas sein.

Auf die Hochlegung der Speiserohrmiindung bis nahe unter den niedrigsten Wasserstand ist in geeigneten F a llen hinzuwirken.

3. Fiir die Aufstellung der Kessel sind im allge­

meinen die Yorschriften des Abschnittes IV der allge­

meinen polizeilichen Bestimmungen iiber dic Anlegung von Dampfkesseln mafsgebend.

Trockenkammern, die Yon Menschen betreten werden, sind iiber Dampfkesseln, die fiir mehr ais sechs Atmo­

spharen Ueberdruck bestimmt sind, und iiber solehen, bei denen das Produkt aus der feucrberiihrten Heizfliiche in Quadratmetern und ^der Dampfspannung in Atmo­

spharen Ueberdruck mehr ais 30 betragt, nicht zulassig.

Andere standige Trockenvorrichtungen konnen mit be­

sonderer Genehinigung, jedoch unter solehen Bedingungen, die eine Gefiihrdung des Kesselbetriebs und von Menschen moglichst ausschliefsen, zugelassen werden.

Balkendeckcn sind ais feste anzusehen, wenn aufser den Daehtragern besondere, durch die, Dachkonstruktion nicht bedingtc Balkon oder Triiger iiber dem Kessel eingebaut werden sollen, oder die zwischen den Dacli- triigern bcfindlichen Riiume durch feste Bohlendecken, Gewiilbo oder dergleichen geschlossen werden. Leichte Verschalungen der Dachflachen sind zulassig.

Das Kesselmauerwerk soli — auch gegen den Kamin und gegen Nachbarkessel — frei stehen. Ilic r- von. kann dann abgesehen werden, wenn dic Zwischen w and zw ischen zwei K esscln m in ­ destens 38 cm stark und fiir L iiftu n g und A b k iih lu n g aufserdem hin re ich e nd gesorgt ist, um die Zuge rei ni gen und befahren zu konnen.

(D e r Z w i s c h e n r a u m z w i s ch en K e s s e 1 m a u e rw c r k und S ehornstein von m indestens 8 cm mufs aber bei Ne u a n 1 a g o n gcwahrt bleiben.) Eine leichte Abdeckung der Zwischenriiume ist gestattet.

Der Fuchs darf mit dem Mauerwcrk der Aufsenwande in Verbindung stehen.

Die Vorschriften Zifier 3 Absatz 4 finden auf solche eingemauerte Dampfkessel keine Anwendung, dic nicht mit aufseren, seitiichcn befahrbaren Feuerziigen rerschen sind. Bestehende Anlagen, deren Einzelkessel nićht durch Zwischenraume von eińańder getrennt sind, werden durch diese Vorschriftcn auch dann niclit getroffen, wenn neue Kessel an Stelle alter cingewechsclt werden oder die Disposition und Konstrnktion des vorhandenen Damplkcsselgebiiudcs bei Vergrufscrung der Kessclzahl die Anordnung der Zwischenriiume unlhunlich erscheinen lafst. N ur mufs bei Erw eiterung der bestehenden A nlag e , d. li. bei der Anrcihung weiterer Kessel, das Z w is ch e n n iau e rw c rk z w is c h e n jc zw ei K e śseln m indestens 38 cm stark sein und aufser­

dem fiir L iiftu n g und A b k iih lu n g h in re ich e nd

gesorgt w erden, um die Ziige re in ig e n u n d befahren zu konnen.

4. Es ist zu priifen, ob das Innere und die Feuer- ziige des Kessels zur Reinigung und Untersuchung in geniigender Weise zugiinglich sind. Reinigungs- und Einfabroflnungen sind in erforderlicher Zahl und Grolse- Yorzusehen. Mannlijcher miissen bei neuen Kesseln in der Regel eine Weite von 3 0 x 4 0 cm, m in d e s te n s aber von 2Sx38cm, EinfahrolTnungen im Maucrwerk eine W e ite von m in d e s te n s 4 5 x 4 5 cm haben.

Die Feuerziige sind thunlichst so anzuordnen, dafs sie von cinem Erwachsencn befahren werden konnen.

Die Auflagerung der Kessel mufs eine siclicre sein.

Bei grofserer lreitragender Lange miissen Unterstiitzungcn des Kessels angeordnet werden. Wo Kessel einen Seiten- druck auf das Mauerwcrk ausuben, ist dieses zu ver- ankern.

5. Die Kesselwandungcn und sonstigen Konstruktions- teile der Kessel miissen der beantragtcn Dampfspannung cntsprechcnd bemessen werden.

D ie W a n d d ick e n neuer D am pfkessel sind so zu bemessen, dafs die Z u g s p a n n u n g des B lcchs an der schw achsten S te lle n ic h t mehr ais Vs der Z u g fe s tig k e it des M aterials betragt.

B e i A n w e n d u n g d o p p e 11 g e la s c h te r N ii li t e d arf eine Z u g s p a n n u n g bis zu 1/4,5 der Z u g ­ fe s tig k e it des M a te ria ls ge statte t werden.

Flammrohre miissen mit geeigneten Verstiirkungs- ringen versehen sein, falls nicht die Querniihte bereits wirksame Versteifungen bilden. Nur bei verhaltnis- miifsig geringer Lange und Weite der Flammrohre geniigen einfache Uebcrlappungsniilite.

Die R iinder der M annloch- und der sonstigen A us s ch n itte sind stets dann w irksam zu ver- steifen, wenn durch das E in sc h n e id e n der L o ch e r eine u n zu la ssig c V erschw achung des B lechs gegeniiber dcm b c a b s ic h tig te n D ru c k e in tr itt, oder wenn ein D urchspannen des B lechs d urch das A nziehen der M a n n lo c h b u g e l und d ergleichen zu befiirchten steht. Ebene Kesselwandungcn sind geniigend zu verankcrn.

6. Die Grofse der Heizflaehe ist auf der Feucrscite zu berechnen. Unter der w ąsse rb c riih rte n Ileiz- fliiche ist derjenige Teil der Heizflaehe zu verstehen, der einerseits von den Iteizgasen, andererseits vom Wasser bespult wird. Unter der feucrberiihrten Heizflaehe ist kiinftig stets die Gcsamtheizflache des Kessels zu vcrstehen, ohne Riicksicht darauf, ob die Wandungcn auf der der Feucrscite abgewendeten Fliiche vom Wasser oder vom Dampf bespult werden.

Y on der B erechnung der H e iz fla e h e sind die n ic h t von den Ilc izg a s e n bespiilten Kessel- fliiclien , dic durch M auerzungen verdeckt oder von den u n te r dem Rost von F la m m ro h re n liegenden Fliiclien durch A sche is o lie r t und

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Nr. 52.

g le ic h z e itig durcli zustrom ende L u ft g e k iih lt w erden, auszuschlie& en.

7. Bei der Priifung des Projekts in bau-, feuer- und gesundheitspolizeilicher Hinsicht sind die Bestimmungen der Baupolizeiordnung besonders zu beriicksichtigen.

Etwaige statisehe Bereelinungen (§. 10 Abs. IV Ziffer 5 der Anweisung) sind naelizupriifen. Der Ilcizerstand mufs gcniigendes Licht erhalten, die Thiiren des Kcssel- liauses miissen nach aufsen aufsęlilągen, auch mussen die zum Schutze der Arbeiter erforderlichen Mafsnahmen vorgesehen werden.

Glaubt der Kcsselprufer, dafs seine Sachkundc zu einzelnen Priifungen nicht hinreiche, so hat er voh diesem Teile der Untersuchung abzuschen und der Bc- schlufsbehorde zur Veranlassung des weiteren ent­

sprechende Mitteilung zu machen.

Die Vorschriften unter ZilTer 3 Abs. 4 und unter Ziffer 5 Abs. 2 bis 5 treten erst am 1. Januar 1898

in Gcltung. Brefeld.

J)ic Bclegscliaft des Saarlmicltcr Bergwerks- Dircktionsjbezirkes nach dcm Ergebnisse der statistisclien Erhcbungcn vom 2. Dezember 1895.

Seit dem Jahre 1875 hat die Konigl. Bergwerks- direktion zu Saarbrucken nach einem jedesmaligen Zwischenraum von 5 Jahren, also in den Jahren 1875, 1880, 1885, 1890 und 1895 eine Zahlung der yon ihr beschiiftigten Bergarbeiter vornehmen lassen. Die vor- liegende neueste Belcgschaftszahlung vom 2. Dez. 1895 ist demnach dic fiinfte; sic hat, ebenso wic diejenigen der friiheren Jahre, am 2. Dezember des Jahrcs statt­

gefunden im Anschlufs an die allgemeine deutsche VolkszahIung vom gleiehen Tage. Das Materiał zu der Zahlung haben Sondererhebungen in Listenform geliefert.

Die Zahlung umfafst die gesamte, am 2. Dezember 1895 auf den 13 Werken des staatlichen Bergbaues bei Saarbrucken yorhandenen Belegschaft, einschliefslich der Aufseher, aber ausschliefslich der Staats- und Werks- beamten sowie des Kaasen-, Reclmungs- und sonstigen Verwal(ungs-Personals. Die Ergebnisse der Zahlung sind in 7 Tabellen niedergelegt.

Tabelle I enthalt die allgemeine Uebersicht ’dcr Belegschaft nach Gesamtzahl, Religionsbekenntnis, Schul- bildung, Knappschaftsvcrhaltnis, Familienstand, Besitz- stand, Art der Unterkunft im eigentlichen Grubenbezirk (Wohnyerhaltnis) und Zahl der Angehiirigen.

Dic ausschliefslich aus mannlichen Personen be- stehende Belegschaft ist im ganzen 31 074 Kopfe stark, die meisten = 4542 Arbeiter beschiiftigt Heinitz, dic geringste Zahl = 866 Gottelborn. Unter den Religions- bekenntnissen iiberwiegt das katholische mit 74,61 pCt., 25,36 pCt. der Arbeiter sind evangelisch, 0,03 pCt.

andersglaubig, d. h. altlutherisch, bezw. altkatholiscli,

Arbeiter mosaischen Glaubens sind nicht vorhanden.

Die Verteilung der Bekenntnisse auf dic einzelnen Werke entspricht im allgemeinen derjenigen auf dio Gesamt- Bclegschaft, wie uberhaupt der Charakter der Beleg- schaiten der einzelnen Werke durcbweg derselbe ist, abweichend hierin von dem Bezirke Dortmund, wo z. B. die Belegschaftcn des Siidens yielfach im schroffsten Gegensatze zu denen des Nordens stehen. Die Saar- briicker Belegschaft rekrutiert sich fast durchaus aus deutsehen Gegenden, wahrend im Ruhrkohlenbezirk der Zuzug fremder Arbeiter bei dem schnellen Anwaclisen

•der dortigen Industrie ein grolśer ist; stammte doch schon bei der Zahlung im Jahre 1893*) nahezu YT der Belegschaft aus Sprachgebieten nichtdeutscher Zungen. **)

Der aktiven Dienstpflicht im Ileere haben 38,80 pCt.

der Belegschaft geniigt gegen 30,7 des Dortmunder Bezirks. Berechnet auf die Personen zwischen 20 bis 39-Jahre, also dic Yoll-MilitarpUichtigcn, welche 59,5 pCt.

gegen 59 pCt. der Dortmunder Belegschaft betragen, ergiebt sich, dafs 68,9 pCt. dieser Altersklassen (52 pCt.

im Dortmunder Bezirk) gediente Soldatcn sind.

Die Zahl der Analphabeten betragt 72 = 0,23 pCt.

der Gesamtzahl; dieselbe vertcilt sich ziemlich rcgcl- mafsig auf die einzelnen Werke.

Dic samtlichen beschaftigten Arbeiter gehóren dem Saarbriicker Knappschaftsverein an, welcher zugleich Versicherungsanstalt im Sinne des Inyaliditiits- und Altcrs-Vcrsichcrungsgesetzcs yom 22. Juni 1889 ist.

Nach dem Knappschaftsslatut werden dic samtlichen Arbeiter cingeteilt in Knappschaftskasscn-Mitglieder, wclchc der Pensionskasse und Krankcnkasse des Knapp- schaftsvcreins angehoren, und Krankcnkassenmitglioder (jugcndlichc, 14 oder 15 Jahre altc Arbeiter), welchc nur der Krankcnkasse des Vcreins angehoren. Die Knappschaftskassenmitglicder ihrcrseits zerfallcn wieder in ihrem Verhaltnis zur Krankcnkasse in crwachscne Arbeiter I. Klasse und crwachscne Arbeiter II. Klasse.

Ersterc sind solehe, welche ein Schichtlohn von 3 J L und dariiber beziehen, und deren Durchschnittslohn auf 4 J L fcstgcsctzt ist, letztere diejenigen, welche ein Schichtlohn bis zu ‘3 J l. ausschliefslich beziehen und deren Durchschnittslohn auf 2,50 ^/Ł fcstgcsctzt ist.

In dem Veihaltnis zur Pensionskasse besteht eine Gliedcrung der Knappschaftsmitglieder nicht.

Der Knappschaftskasse gehiiren 30 617 Mitglieder

= 98,53 pCt. der Gcsamtbelegschaft an, der Kranken-

*] S. Ta egl i c hsb e c k , dib Belegschaft der Bergwerke und Salinen im Oberbergamtsbezirke Dortmund in dieser Zeitschrift, Jahrg. 1895, S. 616 f., Jalirg. 1896, S. 1 £f.

**) Ganz uberwiegend sind dies indes gleichfalls preufsische Staatsangehórige; im Dortmunder Bezirk waren lii

95,7 pCt. geborene Preufsen,

1,6 „ Angebórige ' anderer Bundesstaaten,

insgesamt 97,3 pCt.; aus den PrOTinzen Ost- und Westpreufeen stammten bei der Zahlung 12,7 pCt., aus Posen 6,2 pCt.

CG1. 1896, S. 4.)

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kassc 452 Mitgliedcr = 1,47 pCt. Die Knappschafts- kassenmitglieder glicdcrn sieli wiederum in 22 933 oder 74,90 pCt. Arbeiter I. Klasse und 7684 oder 25,10 pCt.

Arbeiter II. Klasse. Verlieiratet sind von den Arbeitern I. Klasse 18 665 = 99,09 pCt., von denjenigen II. Klasse 172 = 0,91 pCt., ron den Krankenkassenmitgliedem nieinand. Von der Gesamtbelegscbaft sind 60,62 pCt.

Ycrhciratet, 38,10 pCt. unverlieiratet, 1,25 pCt. Witwer und 1,03 pCt. gesehieden. Im Dortmunder Bezirk betragt die Zahl der Vcrhcirateten 58 pCt, also fast dic glciche wic in Saarbrucken.

Die Zalil der Angehorigen der Belegsehaft betragt insgesamt 90 074 Kopfe; dieselben glicdcrn sich in:

E h e fr a u e n ... 18 837 K i n d e r ... 68 771 Zu ernahrende Ascendenten . . 1 828

Gcschwister . . . 638

Summa 90 074"

Auf einen Kopf der Belegsehaft cntfallen somit 2,899 Angehorige. Von den 68 771 Kinder sind 56 569 = 83,7 pCt. unvcrsorgt, es cntfallen also auf den Kopf der Belegsehaft 2,509 zu ernahrende Angehiirige.

Die Anzahl der Sohne (34 809) ubersteigt dicjenige der Tochter (33 962) um rund 2,5 pCt. Einschliofslich der Erniihrer lcbt vom Saarbriicker Stcinkohlcnbergbau unmittclbar eine Bevdlkcrung von 121 148 gegen eine solche von rd. 580 000 Personen im Dortmunder Bezirk.

Im Besitz eigener Wohnhiiuser sind 42.16 pCt. der Belegsehaft, innerhalb des Grubenbezirks wohnen jedoch nur 30,41 pCt. in eigenem Ilause. Es crkliirt sich dies aus dem Saarrevicr ęigentumlichen Umstande, dafs cin grofser Teil der Belegsehaft seinen Wohnsitz nicht im Grubenbczirke, sondern weityerzwcigt in weiter Um- gebung hat. Solche Arbeiter arbeiten dann die Woche iiber auf den Gruben, fahren Sainstags in ihre Heimat und kommen am Montag Morgen zuriick. Zur Unter- bringung solcher Arbeiter wahrend der Woche sind auf den Gruben teilweise Schlafhiiuser errichtct worden, welche von 11,82 pCt. der Belegsehaft benutzt werden, 18,18 pCt. wohnen in Mictswohnungcn, 15,02 pCt. sind ais sog. Einlicgcr bei Priyatcn in Kost und Wohnung, 24,32 pCt. bei den Eltern. Der Prozentsatz der Ilaus- cigeńtiimer ist ein selir hoher, im Dortmunder Bezirk betragt dcrselbe z. Zt. nur 10 pCt.

Dies crkliirt sich vorcrst aus dem verschiedcncn Pririzip in der Wohnungsfiirsorge. Wiihrend man im Saar- bezirk bevorzugt, durch Baupriimicn etc. die Arbeiter scfsliaft zu machen, sind im Ruhrbczirk durch lebhafte Bauthiitigkcit der Zechen geriiumige, Zechen - Mict- Wohnungen in grofsem Umfange entstanden. Es ist hier nicht der Ort, dic beiden Systeme inbezug auf die bau- technische Seite (Materiał und Ausfiihrung) zu priifen. Das Saarbriicker System griindet sieli auf das Yorhandensein eigentlich nur ein. s grofsen bcrgmannischen Arbeitgebers dort; an der Ruhr liegen die Yerhaltnisse, wie allgemein

bekannt, durchaus anders; die Dichtigkeit der Anlagen crhellt u. a. aus der Thatsache (Gl. 1896, S. 3), dafs der durehschnittliche Anfalirweg der Dortmunder stcinkohlcn- Bergleute nur 2,2 km betragt. Dcm Yernehmcn nach ist eine Aufnahme iiber die Ausdehnung der Werks- kolonicen im Ruhrbezirk gcplant.

Nimmt man an, dafs die Ilausbcsitzer im wesentlichen zur Kategorie der Verheirateten gehoren werden (cf. auch unter Tabelle V), so sind von den Vcrheirateten rund 70 pCt. ITausbesitzer, ein Zeichen dafiir, dafs die Bc- legscliaft sich zum grofsten Teil aus einer altangcśesscnen BevoIkcrung rekrutiert.

Von der Gcsamtzalil 19 226 der Vcrheiratetcn und Witwer werden zusammen 64 773 bewohnbarc Raamc mit der Familie benutzt. Auf den einzelnen Haushalt kommen somit durchschnittlich iihnlich der Dortmunder Yerhaltnisse •) 3,4 Wohnraume. Besitzer von Feld, Wiesen u. s. w. sind 29 pCt. der Belegscliaft. Gleichzeitig Ilaus- und Feldbcsitzer sind 26,75 pCt., d. h. 63,45 pCt.

aller Ilausbcsitzer und 92,25 pCt. aller Feldbcsitzer. Weder Haus- noch Feldbesitz haben 55,59 pCt. der GesanU- zalil. An Viehbestand besitzt die Gcsamt-Belcgschaft 75 Pfcrde, 9000 Stiick Rindyich, 7443 Ziegcn und 8508 Scliweine, zusammen 25 026 Stiick Vich. Auf den Kopf der Belegsehaft kommt also durchschnittlich 0,8 Stiick Vieh.

Neben der Grubenarbeit betreiben 197 Personen Gastwirtschaft, 319 cin sonstiges Geschiift oder Ilandwcrk, 375 sind dauernd Rcntenempfanger aus der Genossen- sehaftskasse.

T a b e lle I I enthiilt die Nachwcisungen der Yer­

schiedenen Arbeitergattungcn.

Die Gcsamtzalil von 31 074 Mann zerfiillt in:

259 Aufseher . . . = 0,83 pCt.

28 41S Arbeiter beim Grubcnbetrieb = 91,45 1 443 Nebenbetrieb = 4,65 954 Pferdeknechte... = 3,02 Die Arbeiter im Grubcnbetrieb setzen sich zusammen:

aus Maschinistcn und Ileizcr =?. 4,8 pCt.

eigcntliche Grubenarbeitcr . = 82,00 Tagcarbeitcr... == 13,00

Von den eigentlichen Grubenarbeitcrn sind 69,36 pCt.

yollhauer, 7,66 Lehrhaucr und 12,82 pCt. Schlepper.

Der Rest, 10,16 pCt., sind Grubenmaurcr, Bremser, An- scliliiger u. s. w.

T a b e lle I I I giebt eine Uebersiclit der Belegsehaft nach Le,b en sal ter stu fen und zwar

a) nach Arbeitergattungcn,

b) nach dem knappschaftliehen Verhiiltnis.

Wie schon bei der Erorterung der Militiirpflicht bemerkt wurde, gehoren 59,5 pCt. der Belegsehaft den Altersklassen zwischen 20 und 39 Jahren an, zielit man noch die Landsturmpflichtigcn hinein, also von 17 bis

*) 3,51 in^Mietswohnungpn, 2,81 in sonstigen "Wohnungcn.

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- 1017 - Nr.

52.

45 Jahren, so gehóren zu diesen Klassen sogar rund 87 pCt. Am starksten yertreten ist dic Altersstufe von 16 Jahren mit 5,23 pCt. der Gesamtbelegschaft. Yon 14 bis 18 Jahren steigt die Ziffer stark, fallt dann ebenso bis zum 20. Jahr und halt sich weiter ziemlich konstant bis zum 30. Jahr, yon wo an sic langsam und ziemlich gleichmafsig bis zum 70. Jahr sinkt. Das hochste yertretene Alter ist das von 78, das naclist hochste das yon 73 Jahren. Eigentliche Grubenarbeiter treten erst mit dem 16. Lcbensjahr auf, da jugendliclie Arbeiter unter Tage nicht bescliiiftigt werden. In Bezug auf das knappschaftliche Yerhaltnis ist bei den crwachscnen Arbeitern I. Klasse mit die hochste Zahl, namlich 1066 = 4,65 pCt. der Gesamtzahl der Arbeiter I. Klasse, das Lebensalter 27 yertreten, fiir die er- wachsenen Arbeiter II. Klasse gilt das gleiche fiir das Lcbensjahr 18, welches mit 21,10 pCt. der Gesamtzahl der Belegschaft besetzt ist. Dieser hohe Prozentsatz erklart sich aus den bereits erwahnten, fiir dic einzelnen Klassen vorgeschriebenen Bedingungen.

T abelle IV giebt dic Uebersicht der Beleg­

schaft nacli Dienstaltersstufcn und zwar ebenfalls gc- trennt nach

a) Arbeitergattungcn,

b) dcm knappschaftlirhcn Yerhaltnis.

Am sliirksten yertreten sind sclbstverstandlich die jiingsten Stufen, so umfafst die Stufe yon 1 Dienstjahr und weniger rund 11 pCt. der Gesamtzahl, Stufen yon 8, 9 und 10 Dienstjahren sind yerhaltnismafsig schwach yertreten, .entsprechend der gewohnlich in diese Stufen fallenden Militarzcit. Das 11. Dienstjahr weist wieder eine ziemlich hohe Ziller auf, von dann ab nimmt dic Zahl der Vertreter der einzelnen Stufen langsam und allmahlich ab bis zum 30. Dienstjahr, in welcher die Zahl der Ver(rcter nocli etwas iiber die Iliilfte der- jenigen im 10. Dicnstjahre betragt. Vom 30. bis 40. Dicnstjahre fallt die Zahl rasch, dic hochste ver- trctenc Dienstaltcrsstufc ist eine Dienstzeit von 45 Jahren, dieses Dicnstalter wurde bei einem Aulseher festgestellt.

Bei dem Maschinen- und llcizer - Personal sowie den eigcntlichen Grubenarbeitern ist das hochst yertretene Dicnstalter 43 Jahre, wahrend bei den Tagearbeiter und den Arbeitern bei den Nebenbetriebon die Dicnstalter 44 bezw. 43 ais hochst jc einmal vorkommen. Das hochste bei den Pfcrdeknechten fcstgestcllte Dicnstalter ist ein solchcs von 26 Jahren. Diese hohe Zahl erkliirt sich durch die Thatsachc, dafs im Saarreyicr die Pfcrde- knechte — Baucrn — eine besondere Klasse fiir sieli bilden, von den Pferdeuntcrnehmcrn gestellt werden und hochst seltcn zur eigcntlichen Belegschaft iibertreten.

Der zweite Teil der Tabelle zeigt uns die hochste Zahl von crwachscnen Arbeitern I. Klasse in der' Dicnstaltersstufe von 7 Jahren. Bei den erwaehsencn Arbeitern II. Klasse ist dic Dicnstaltersstufe 1 Jahr .und weniger am starksten besetzt.

T a b e lle V giebt eine niihcre Klassifikation der Arbeiter, welchc Ilausbesitzer sind, sowie der Schlaf- hausbewoliner und der sog. Einlieger.

Yon den Hausbesitzern ist wcitaus die Mehrzahl yerheiratet, cin geringer Teil ist Witwer, unyerhciratet sind noch nicht ganz 1 pCt. der Gesamtzahl. Von den Hausbesitzern wohnen im Grubcnbezirk rd. 72 pCt. im eigencn Ilausc, etwa 1 pCt. in Mietswohnungen, rd.

15 pCt. in Schlafliausern und 12 pCt. ais Einlieger.

Es erklarcn sich diese Ziffcrn aus den bereits friiher geschilderten Verhiiltnisscn. Schlafhauscr sind mit Aus- nahme von Kronprinz und Gottelborn auf allen Gruben yorhanden, in denselben wohnen 11,82 pCt. der Gesamt- Belegschaft. Etwa 2 / 3 (ler Schlafhausbewohner sind yerheiratet. Von den Einliegern, welchen 15,02 pCt.

der Belegschaft angehoren, sind etwa i/3 yerheiratet.

Es iiberwiegen also im Schlafhaus dic Vcrhciratcten, bei den Einliegern die Unverheirateten. Es erklart sich diese Thatsachc leicht daraus, dafs dic Verhcirateten das billige und gute Schlafhaus yorziehen, wiihrend die Un- yerheirateten die daselbst geiibte Kontrole schcuen und sich deshalb lieber bei Priyatlcuten einmictcn.

T a b e lle V I giebt die Verteilung der Belegschaft auf dio einzelnen Landestcilc nach ihrer Ortsangehorigkeit an.

In Preufsen mit Familie ansiissig sind von der Gc- samtbclegschaft 91,61 pCt. Dic aufeerhalb Preufscns mit Familie ansiissigen S,39 pCt. wohnen zum grofsen Teil, rund 92 pCt., in der Bayerischcn Pfalz, die iibrigen, bis auf 16 Arbeiter aus Elsafs-Lothringen, in Birkcn- fcld. Die Zahl der Wohnorte uberhaupt, auf welche sich die Gesamtbelegschaft mit Familie verteilt, betragt 552. Dayon liegen 372 in Preufsen, 148 in der Bayerischcn Pfalz, 25 in Birkenfeld und 7 in Elsafs- Lothringen. In Preufsen liegen die Wohnorte in den Rcgierungsbezirken Trier und Koblenz und zwar im Regierungsbezirke Trier in den Kreisen Saarbrucken, Ottwciler, Saarlouis, St. Wendcl, Merzig, Land- kreis Trier, Bernkastel, Saarburg, Wittlich, im Re­

gicrungsbezirk Koblenz in den Kreisen Zell und Cocbem.

Es wohnen jedoch im Regierungsbezirke Koblenz nur 3 Belcgschaftsmitglieder mit zusammen 6 Angehorigcn.

Im Rcgierungsbezirk Trier wohnen dic meisten Be- legschaftsmitglieder im Kreise Saarbrucken und an- niihernd dieselbe Zahl im Kreise Ottwciler. Dieselben bilden im Kreise Saarbrucken 26.21 pCt., im Kreise Ottwciler 44,78 pCt., im Regicrungsbezirk Trier 14,33pCt.

der ortsanwesenden Bevolkerung.

In der Bayerischcn Pfalz wohnt iiber die Iliilfte im Bcżirksamt Homburg und bildet dort 10,63 pCt. der ortsanwesenden Beyolkerung. Die meisten Wohnorte, in welchen Bergleute ansiissig sind, weist der Kreis Saarbrucken auf, namlich 90.

T a b e lle V II giebt ein Ortsyerzeichnis mit Angabe der in jedcm Orte ansiissigen, bezw. beheimateten Zahl von aktiyen Bergleuten nebst Zahl ihrer Angehorigcn,

(6)

Diese Tabelle enthiilt die in der vorlgćn Tabelle nur in den Hauptzahlen dargcstellten Angaben iiber die Verteilung der Belcgschaft auf die verschiedcnen Landes- teile im einzelnen. Damit sind die Mitteilurigcn iiber das Knappschaftsverli;iltnis, den Familienstand, die Be- sitzverhaltnisse und Zalil der Angchorigen verbunden.

Die ortsanwescndc Bevolkorung nach der allgemcinen Yolksziihlung vom 2. Dezember 1895 iśt bci jedcm Wohnorte der Summę der aktiven Berglcute und ihrer Angchorigen gegeniiber gestellt.

von Y c ls c n .

Die Gebarmig und die Ergebnisse der Krankheits-, Mortalitiits- und Inraliditiitsstatistik der Berg-

>verksbruderladen Oesterreiclis im Jahre 1894.*)

i. D ie R e ch nung se rg e bnisse der B ruderladen- krankenkassen.

Im Erhebungsjahro 1894 haben bci 219 Bergwcrks- bruderladen separate Krahkcnkassenabteilungcn bestanden', von denen fiir diese Statistik nur 208 bcriieksichtigt werden konnten. Yon diesen 208 Kassen entfallcn 200 auf die Privat- und 8 auf die ararischen Montanwerke (ausschl. Salinen). Dic durchschnittlichc Zahl der aktivcn Mitglieder, welche im Gebarungsjahrc 1894 bei den 208 Krankenkassen der Bergwcrksbrudcrladcn yersichert waren, belief sich auf 142559 und zwar 134 700 Manner und 7859 Frauen. Yon diesem durchschnittlichcn Ge- samtinitglicderstande entfielen auf dic Privatbrudcrladen 134 617 Vcrsichcrte, worunter 126 866 mannliche und 7751 weibliche Kassenmitgliędcr, und auf dic ararischen Bruderladen 7942 Mitglieder, worunter 7834 mannlichen und 108 weiblichen Geschlechtes. Die Gcsamteinnahmen der 208 Kassen beliefen sich auf 1 717 139,65 Gid., von welclien allein 1 610 286,39 Gid. auf dic laufenden Kassenbeitriige entfallen.

Die Gesamtausgabcn betrugen 1 504 185,70 Gid., wovon 1 369 640,95 Gid. oder 85,1 pCt. der laufenden Kassenbeitriige fiir Leistungcn der Bruderladenkrankcn- kassen fiir ihre Mitglieder. Das finanzielle Ergebnis war also im Gcsamtdurchschnitte cin UeberschuCs der Einnahmen iiber die Ausgaben von 212953,95 Gid., mit wclchem Betrage die Reservefonds der, Krankenkassen- abteilungen der Bergwcrksbrudcrladcn dotiert wurden.

Die gesamten Reaervefonds aller Bruaerladenkrankcn- kassen, das ist der Ueberschufs der Aktirą iiber die Passiva beziffem sich nut Schlufs des Jahres 1894 mit 520 825,24 Gid.

Die laufenden Beitriige der Mitglieder betrugen 821 343,56 Gid., dicjenigen der Arbeitgebcr 788942,83 Gulden, zusammen 1 610 280,39 Gid. Auf ein Mitglicd kommen jahrlich im Durelischhitto 5,76 Gid. laufende

*) Yergl. GlBckauf Nr. 31 vom 31. Juli 1897, S. 603 ff.

Beitriige der Mitglieder und 5,54 Gid. laufende Beitriige der Arbeitgebcr, zusammen 11,30 Gid.

Von den Ausgaben kamen auf Leistungcn der Kassen fiir ihre Mitglieder

uberhaupt

« “ • BeltrSgó

zusammen . . . . 1369640,95 91,1 85,1 9,61 aufYerwaltiingskosten -98 505,00 6,5 6,1 0,69 auf sonstige Ausgaben 36 039,75 2,4 2,2 0,25 Von den versicherten Mitgliedcrn erkrankten 79 351 Pcrsoncn im 111 752 Erkrankungsfiillcn mit zusammen 1 444 235 Krankcntagen. Aufserdem kamen 152 Ent- bindungen in Betracht, welche die Krankenkassen mit 4339 Krankcntagen in Anspruch ńahmen. Es stellt sieli somit die Gesamtzahl der jahrlięhen Untcrstutzungsfallc, in wclchen Krankcngcld bczw. Spitalsverpllcgung zu gewahren war, auf 111 904 mit zusammen 1 448 574 Krankcntagen. Hierzu kommen noch 1496 Stcrbefiille miinnlicher und 50 Stcrbefiille wciblicher Mitglieder, fiir welche die Krankenkassen die Beerdigungskosten- beitriigc zu leisten hatten.

Auf 100 Mitglieder entfielen uberhaupt 78,4 Er- krankungen und auf 100 weibliche Mitglieder 1,93 Ent- bindungen.

Es kommen auf cin mannlichesMitglied 10,31 Kranken- tage und auf cin wcibliches Mitglicd ohne Einrechnung der auf die Entbindungen entfallenden Krankentagc 6,98 ' und mit Einrechnung derselben 7,53 Krankentagc; Die durchschnittliche Dauer einer Krankhcit ohne Bcriick- sichtigung der Entbindungen belief sich auf 12,9 Tage.

Die durchschnittlichcn Kosten eincs Krankcntages waren (einschl. Krankcngcld) 0,90 Gid., die eincs Er- krankungsfalles betrugen 11,59 Gid. und dic eines Sterbefalles 32,78 Gid.

2. D ic R e ch nu n g se rg e bn isse der B rudcrladen- proYisionskassen.

Yon den im Berichtsjahre vorhandcncn 262Provisions- kassen, bczw. Provisionskasscnabtcilungen kommen fiir die vorliegendc Statistik nur 239 in Betracht. Von diesen haben 22 Provisionskassen keine vollbcreclitigten aktiven Bruderladcnmitglieder, sondern nur im Rentenbezuge stehende Pcrsoncn (Invaliden, Witwen oder Waisen) ausgewiescn, so dafs die Zahl der Bruderladen, welche im Erhebungsjahre 1894 nach den in Berucksichtigung gezogenen statistischen Auswciscn provisionsvcrsicherte aktive Mitglieder umfafstcn, sich auf 217 reduziert.

Bci diesen 217 Provisionskassen waren im Gebarungs- jahre 1894 insgesamt durclisclmittlich 119 069 aktive Mitglieder ,proyisionsversichert. Hieraus ergiebt sich die durchschnittlichc Mitgliederzahl einer Provionskasse mit 549. Im Yorjahrć belief sich dic durchschnittliche Mit­

gliederzahl auf 115 320 und diejenige einer Provisions- kasse auf 520.

Dic Betriebsrechnungen der in Betracht kommenden 239 Bruderladenprovisionskassen ergaben, dafe im Ber ich ts--

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Nr. 52.

jahre einer Gcsamteinnahme von 5 001 523,79 Gid.

Gesamtausgabcn im Betrage von 2 126 347,11 Gid.

gcgcniibcrstandcn, so dafs eine Vermelirnng der Reserve- fonds, d. i. der zur Sicherstellung der Yerpflichtungen der Provisionskassen gegeniiber iliren Mitgliedern vor- handenen Fonds um 2 875 176,68 Gid. erzielt wurde.

Der Ueberseliufs der Aktiva iiber die Passiva bei allen Kassen (der gesamte vorliandene Rescrvefonds) zu Ende des Gcbarungsjahres 1894 bezilTert sieli auf 23 050 866,09 Gid., welcher gegeniiber dem Rcservc- fonds zu Bcginn des Berichtsjahres 1894 per 20175 689,41 Gulden um den obigen zur Reservefondsdotierung ver- wendeten Ucberschufs der Einnahmen iiber die Ausgaben hiilier ist.

Von den Gesamteinnahmen im Betrage von 5 001 523,79 Gid. entfallen 3 593 189,44 Gid. auf die laufenden Kassenbeitriige und 886 47 0,53 Gid. auf Zinsen. In den Gesamtausgaben von 2 126 347,11 Gid, sind 1 964 725,62 Gid. oder 54,7 pCt. der laufenden Kassenbeitriige fiir Leistungen der Provisionskassen enthalten.

Auf ein Mitglied entfallt mit Jahresschlufs eine Reservefondsquote von 193,50 Gid. gegen 175,53 Gid.

am Schlusse des Jalires 1893.

Den grofsten Teil der Einnahmen bilden die laufenden Kassenbeitriige, d. h. dic Beitriige der provisions-

•versicherten Arbeitnehmer (Mitglicderbcitrag) und die Beitriige der Arbeitgeber an dic Provisionskasse (Werks- beitrag).

Der durclischnittliche Provisionskassonbcitrag, d. i.

die durchschnittliche jahrliche Belastung eines voll- berechtigten aktiven Mitgliedes bcluifs Erwerbung des Anspruches auf eine Pension fiir sich, seine Eliefrau und Kinder stellt sich im Berichtsjahre auf 14,55 Gid., hat sich somit gegeniiber dcm Yorjahrc, wo sie sich mit 14,57 Gid. bezilTerte, nicht wesentlich geiindert.

Die durchschnittliche Beitfagsąuotc eines bei der Provisionskasse lediglich gegen die Folgen des Betricbs- unfalles Ycrsicherten (minderberechtigten) Bruderladen- mitgliedes berechnet sich fiir das Erhcbungsjahr 1894 mit 4,63 Gid.

Erstere betrugen insgesamt . . 1 784 082,01 Gid., letztere insgesamt... 1 809 107,43 Von den Ausgaben entfallt selbstredend wcitaus der grofste Teil auf den Aufwand fiir Leistungen an Pro- Yisionen. Dieser Aufwand an Versichcrungslcistungen gliedert sich zunachst in Renten, welchc den dauernd erwerbsunfiihig gewordenon vollberechtigten Mitgliedern, sowie den Witwen und Waisen nach Mitgliedern dieser Art zugesprochen wurden, und in Pcnsionen, welche den aus minderberechtigten Bruderladenmitgliedcrn hervorgegangcnen Unfallinvaliden, sowie den Witwen und Waisen noch verungliicktcn Minderberechtigten zu- erkannt wurden. Die durchschnittliche Zahl dqr Inva- liden nach yollberechtigten Mitgliedern betrug im

Jahre 1894 11 823; denselben wurden 1 218867,97 Gid Provisionen ausgozahlt; im Gesamtdurchschnittc aller Bruderladen berechnet sich somit im Erhcbungsjahre 1894 das jahrliche Kassenerfordernis fiir einen Provisionistcn nacli einem Yollbcreclitigt.cn Brudcrladen- mitgliedc mit 103,09 Gid.; dic durchschnittliche Invaliden- rente des Jalires 1893 betrug 100,52 Gid. Invaliden nach minderberechtigten Mitgliedern waren 21 vorhanden;

dieselben bezogen an Provisionen zusammen 1641,16 Gid.;

ais durchschnittliche Jahrcspcnsion dieserInvaliden ergiebt sich somit eine Ilentc von 78,15 Gid.

Die Leistungen fiir dic Witwen nach vollberechtigten Mitgliedern erreichtcn im Gebarungsjabre 1894 den Betrag von 601 069,20 Gid., wiihrend der Gesamtaufwand an Unterstiitzungen fiir die nach volIbcrechtigtcn Mit­

gliedern hinterbliebencn Waisen sich auf 142 642.,36 Gid.

belief. Da sich die durchschnittliche Zahl der eine Pension beziehenden Witwen mit 14 357 und die durch­

schnittliche Zahl der von vollbercchtigten Mitgliedern hinterlasscncn Waisen mit 9096 bercchnct, so beziffert sich die durchschnittliche Jahresprovision fiir eine Witwe auf 41,87 Gid. und der durchschnittliche jahrliche Unlerstutzungsbetrag fiir cinc Waise auf 15,68 Gid.

3. D ic sum m arischcn Ergebnisse der M ortalitiits- und In v a lid ita ts s ta lis tik .

I. In v a lid it a t.

Im Erhebungsjahre 1894 sind von 120 633 yoll- berechtigtcn aktiven Bruderladenmitgliedern, wclclie hin­

sichtlich des Eintritts der dauernden Erwcrbsunfahigkoit (Invaliditiit) unter cinjiihrigcr Beobachtung gestanden sind, 1808 invalid geworden, und zwar wurde bei 177 volibercchtigton aktiven Montanarbeitern die Invaliditat durch eine „bei Ausiibung des Dicnstes erlittene Vcr- ungliickung" herbeigcfuhrt, wahrend in 1631 Fallen die Dicnstunfiihigkcit „aus anderen Ursachen** eintrat.

Fiir einen in der Montanindustrie beschaftigten voll- bcrechtigten aktiyen Arbeiter ergiebt sich demnach pro 1894 eine „durchschnittliche InvaliditiitszilTerff von 0,01499 und cinc „UnfallinvaliditiitszifFer“ von 0,00147.

Es kamen demnach im Jahre 1894 bei jc 100 000 unter cinjiihrigcr Beobachtung gestandenen Yollbe­

rechtigten aktiven Montanarbeitern 1499 InvaliditatSfajło uberhaupt vor, wobei in 147 Fallen ein Unfall bei Ausiibung des Dienstes die dauernde InYaliditiit zur Folgę hatte. Aus diesen Verhalthiszahlen ergiebt sieli weiter, dafe im Berichtsjahre ein „Invaliditatsfall iiber- haupt“ durchschnittlich unter jc 67 Yollberechtigten aktiyen Berg- und Iliittcnarbeitem eintrat, wiihrend ein

„IiiYaliditatsfall durch Verungliickung im D icnste " sich im Durchschnitte unter je 682 Yollberechtigten aktiven Bruderladenmitglirdern ereignete. Yon den im Jahre 1894 bei den Provisionskassen der Bergwerksbruder- laden lediglich gegen die Folgen eines „Betriebsunfalles"

Ycrsicherten 11 254 minderberechtigten aktiven Mit-

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glicdcrn, -welche durchschnittlich der einjahrigen Beobachtung unterworfen waren, sind im ganzen 23 auf die in Rede . stehende Weise invalid geworden, woraus eine durehschnittliche UnfallinvaliditatszilFer von 0,00204 resultiert. Es entfallt demnach eine Invalidi- sierung durch einen Betriebsunfall auf jc 489 minder- berechtigte aktive Bruderladenmitglieder.

II. S te rb lic h k e it.

Fiir das Erhcbungsjahr 1894 sind von 119 729 unter einjahriger Beobachtung gestandencn vollbe- rechtigten aktiven Berg- und Iliittenarbeitern im ganzen 1321 mit Tod abgegangen, -wobei in 378 Fallen eine Yerungluekung im Dienste ais Todesursache konstatiert wurde, somit in 943 Fallen das Ableben aus anderen Ursachen erfolgte. Im Erhebungsjahre sind von je 100 000 vollberechtigten aktivcn Mitgliedern 1103 uber­

haupt und hiervon 316 solche Arbeiter infolge eines Unfallcs bei Ausiibung des Dienstes gestorben.

Im Berichtsjahre entfallt ein Sterbefall „uberhaupt"

im Durchschnittc auf je 91 vollberechtigtc Aktive der Montanindustrie, wahrend ein infolge „Yerungluckung im Dienste" hcrbeigcfiihrtcr Todesfall durchschnittlich unter je 317 Bruderladenmitgliedcrn der gleichen Art eintrat.

Was die Unfallsstcrblichkeit unter den provisions- versicherten minderbercchtigten aktivcn Knappschafts- mitgliedern betrifft, so sind von den 11 254 minder- berechtigten aktiven Berg- und Hiittenarbeitern, welche der einjahrigen Beobachtung unterlagen, 18 durch einen Betriebsunfall ums Lebcn gekommen. Es sind somit von 100000 beobacliteten minderberechtigten Aktiven 160 im Dienste todlieh verungliiekt und es ergibt sieli eine todliche Verungluckung bei Ausiibung des Dienstes durchschnittlich unter je 625 minderberechtigten aktiven Bruderladenmitgliedcrn.

Werden die Provisionisten (Invalide) nach vollbe- rechtigten Bruderladenmitgliedern beziiglich der „Sterb­

lichkeit" ais eine eigene Beobachtungsgruppe betrachtet, so sind im Laufe des Berichtsjahrcs bei 12 243 beobacliteten Inyaliden 840 Sterbefalle vorgekommen;

es kamen hiernach auf 100 000 vollbcrechtigtc Provisionisten, welchc der einjahrigen Beobachtung unterstehen, 6861 Gestorbene, und ein Sterbefall fand unter je 15 vollberechtigtcn inyaliden Montanarbcitcrn statt.

Von einer Besprechung der MortalitatsYerhaltnisse der Unfallinvaliden nach minderberechtigten Berg- und Hiittenarbeitern ist mit Riicksicht auf die Geringfiigig- keit des in dieser Beziehung gesammeltcn statistischcn Materials Abstand genommen werden.

Wird die Mortalitat der „vollberechtigten Manner uberhaupt" in Bctracht gezogen und som it hinsichtlich des Sterbens n icht mehr zwischen Yollberechtigtcn aktiyen und invaliden Berg- und Iliittenarbeitern untcrschicden, so ergiebt sieli, nachdem von den wahrend des Erhebungs-

jahres 1894 in Beobachtung gestandencn 131 972 vo!l- berechtigten „Miinnern" 2161 starben, eine durchschnitt- liche Sterblichkeitsziffer fiir Yollbcrcclitigtc Miinner im allgemeinen von 0,01637. Es sind somit bei 100 000 vollberechtigten Montanarbcitern und zw’ar ohne Unter- schied, ob sie sieli im Zustandc der Aktivjcat oder der Invaliditat befinden, 1637 Sterbefalle vorgekommcn, wonach fiir den gesamten Bergbau- und Iluttenbetrieb ein Todesfall auf je 61 beobachtete vollbercchtigte

Miinner iiberhaupt kommt. S.

VII. internationaler Geologen-Kongrefs in Rufsland.*)

X IV .

Da auf der transkaukasischen Eisenbahn kein ge- nUgender Wagenpark vorhanden war, so hatte die russische Regierung ausschliefslich fur die Zwecke des Kongresses 10 grofse und schone Selilafwagen erster Klasse von Odessa zu SchiiF iiber das Schwarze Meer nach Batum bringen lassen, eine FUrsorge, die unsere Ftihrer und uns selbst fiir die niichsten Nlichte der Mtihe des Quartieimachens vollstiindig enthob. Den grSfseren Teil der Reise legten wir in der Nacht zuriick; ais der Morgen diimmerte, sahen wir uns in einer weiten Niederung, zu der allmiililich das Kurathal sich entwickelt hatte, in der Niihe des Flusses mit ungeheuren Rohrwiildern bedeckt, im Norden und Siiden begrenzt von den fernen Hohen des grofsen uud kleinen Kaukasus. Der grofste Teil der Ebene aber, der aufserhalb der wohlthiitigen W irkung des fliefsenden Wassers liegt, stellt sich dar ais eine weite, vegetationsarrae Steppe.

Nach 2 bis 3 Stunden weiterer Fahrt halle sich der Steppencharakter allmiihlich mehr und mehr der reinen WUste geniihert. Die tischgleiche Ebene scliien bedeckt mit jugendlichen alluvialen Bildungen, aber diekleinsten E in — schnittc, ja sclbst die Aachen Griiben beiderseils der Bahnlinie zeigten, dafs wir uns im Gebiete gefalteter Tertiiirschichten belanden, die mehr oder weniger aufgericlitet waren. Die Vegetation bedeckte diesen Boden nur noch in einzelnen kleinen Fliiclien in der charakterisiisehen Art der Wiistengewachsę' Allm iihlich niiherte sich die Bahn dem nordliclicn Rande des Kurathal es und trat wieder ein in hugeliges Land, dessen Erosionsformen einen durchaus von dem bis jetzt geschauten abweiclienden Typus besafsen. Allenthalben bemeikten wir Erscheinungen. wie sie uns bisher nur aus der Litteratur aus den Schilderungen echter Wiistengebiete verlraut waren. W ir sahen tafelformige Hiigel mit steil abbrechenden W anden, die ais letzte Rosie friilierer aus- gedehnter Sehichtendeeken den Wirkungen der Winderosion getrotzt hatten Andere Hiigel wiederum zeigten in vollendet schoner Weise die Form von zusammengebrochenen Platten.

Vielfach zeigte sieli die charakteristische Form der Wiisten- erosion in der Bildung eines unendlich reich gegliederten und viel ycrzweigten Netzes von Erosionsrinnen und selbst die Ebene am Fufse der Berge war durchwiihlt von Schlucliten mit senkrechten Wanden, die durchaus den Charakter der bekannten W adis der Libyschen Wiiste besitzen.

Jetzt tauchte im Siidosten der Spiegel des Kaspischen Meeres auf, aus welchem eine pittoresk geformte, kleine

*) Naehdruck nur mit Genelimigung der Redaktion gestattet.

(9)

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Nr. 52.

Insel mit senkrecht abfallenden Wiinden sich erhob. Eine kurze Strecke fuhren wir am Ufer liin, um uns dann nach Eireichung des siidlichsten Punktes unserer I?eise (39°

58 Minuten) wieder nordlich zu wenden. Nach langer eintoniger Fahrt erschien im Norden, einem ausgedehnten Cypressenhaine vergleichbar, das Naphthagcbiet von Balak- hany mit seinen unzahligen Bohrlhtlrmcn. Bei einer Kriimmung der Bahn entschwand es wieder unseren Blicken und wir liefen im Bahnhofe von Baku ein. Die weit iiber 100 000 Einwohner ziihlende, iiufserst rasch emporbliiliende Stadt liegt siidlich von der Bahn und steigt vot> einer aus­

gedehnten Bucht des Kaspischen Meeres aus amphitheatralisch zu den Hohen empor. Die Sladt selbst liegt aufserhalb der Gebiete, die der Naphthagewinnung dienstbar gemacht sind, und ist aucli von den Vorstśidten in denen die ungeheuren Fabrikanlagen sich befinden, riiuinlich so weit getrennt, dafs dieselben das malerisclie B ild nicht zu storen ver- mogen. Am Bahnhofe empfingen uns Ver!reler der ver- schiedenen Industrieen, die an dieses Gebiet sich ankniipfen,' und verteilten den Schlachtplan fiir diesen und den folgenden Tag; derselbe verlangte von uns, dafs wir uns sofort auf dem Bahnhofe auf eine grofse Zahl von bereitstehenden Wagen begaben und mit denselben nach Norden hinaus- fuliren, in die spgenannte „schwarze Stadt", d. li. in den- jenigen Vorort vón Baku, in welchem die ausgedehntesten Fabrikanlagen sich befinden, deren Aufgabe es ist, die Rohnaphtha zu Verkaufsprodukten umzuwandeln. Die grijfste dieser Fabriken ist die von dem bekannten Grofsindustriellen, dem Scliweden Nobel gegriiiidete und jetzt im Besitze einer Aktii-ngescllschaft befindliclie Raffinerie; deren Besuch war unsere erste Aufgabe. In zahlreichen Rohrenleitungen wird dic in den Naphtliagebieten zu Tage gefordertc rolie Masse den Industriccentren zugefiihrt, um dureli komplizicrie ciiemische Prozesse in verkaufsfiihige Produkte umgewandelt zu werden. Sie gelangt in gewaltigc Destillationsretorten und wird auf dem Wego der Destillation in vier Teil- produkte zerlegt. Zunachst werden ihr die den geringsten Siedepunkt besitzenden leichten Kohlenwasserstoffe entzogen, die fast ganz aus Benzin bestehen Das niichste Destillations- produkt ist das Kerusin oder Petroleum, welclies fast ausschliefslich zu Beleuchtungszwecken dient. Nach diesem destillieren eine Reihe von Ocień vers<'hiedennr Zusarnmen- setzung aus, die ais Maschinensclimierole sehr geschalzt sind, und ais Riickstand bleibt schliefslich eine schwer fllissige Masse, die ais Masut bezeichnet wird. Die wert- vollsten dieser Destillationsprodukto sind nicht die Iferosine, sondern die Schmierole und der letzte Riickstand, der Masut, deren geschiiftliche Verwendbarkeit eine unbegrenzte ist, wahrend das durch Destillation gewonnene Petroleum bedeutend schwerer verkauflicli ist und bei ungiinstiger Marktlage oft in gewaltigen Massen sich anhiiuft, zu deren Aufnahme eine grofse Zahl riesiger, die Form von Gaso- metern besitzender Reservoire erforderlich wird. Die inter essanteste Seite der Naplithaindustrie von Baku liegt in dem wunderbaren Ineinandergreifen einer grofsen Anzahl von chemischen Industrieen, deren Hauptaufgabe darin besteht, moglichst wenig Alifallprodukte zu erzeugen. Die Lage von Buku, weit ab von den europaischen chemischen Industriecentren, versetzt die Leiter der Raffinerieen in die Notwendigkeit, sich von Europa moglicliśt unabhiingig stellen zu miissen. Infolgedessen werden alle diejenigen Stoffe, die in grbfseren Mengen bei der Verarbeitung der Naphtha erforderlich sind, an Ort und Stelle dargestellt.

Da ist zunachst die Schwefelsiiurc zu nennen, die dazu dient, die wertvollen Schmierole von storenden, wertvermindernden Beimengungen zu befreien. Zu ihrer Gewinnung sind ausgcdehnte BI eikamme ran lagen an- gelegt worden; die schweflige Siiure, aus welcher durch Oxydalion mittelst Salpetersiiure ^ie Schwefelsiiurc erzeugt wird, wird aus kaukasischem kupferhaltigem Schwefelkies durch Rostung gewonnen. Da aber die Kieslagcr des Kaukasus zur Deckung des Bedarfes nicht geniigen, so wird das fehlende Quantum schwefligcr Siiure durch Ver- brennung von Schwefel gewonnen, der aus Sizilien im- portiert wird und zu Schiffe nach Batnm und von da mit der Eisenbahn an Ort und Stelle gelangt. W ic ich bereits bemerkte, ist der verarbeitete Schwefelkies kupferhaltig und da die bei der Rostung sich ergebende Menge von Oxyden aufserordentlich bedeutend ist, so ist man darauf bedacht, es nicht verloren gelien zu lassen, sondern zu ge- winnen. Das geschieht, indem man die Abbriinde einer chlorierenden Rostung unterwirft, wodurch Kupterchlorid erzeugt wi rd; dasselbe wird durch Wasser ausgelaugt und aus der Losung in einer Reihe von terrassenformig iiber- einanderliegenden, mit alten Eisenabfiillen gefiiilten Bassins, die von der Lbsung durchflossen werden, wieder aus- gefiillt; das so gewonnene Kupfer wird dann nach der in der Niihe der Eisenbahnstation Akstafa gelegenen Kupfer- liiitte von Siemens & Halskc in Kedabek geschaflt und dort umgeschmolzen. Nur den wertlosen Eisenvitriol giebt man bei diesem Prozesse verloren. Ein zweiter StolT, der bei der Reinigung der Destillationsprodukte in grofsen Mengen gebraucht wi r d , ist die Natron- lauge. Auch sie wird an Ort und Stelle erzeugt, in der Weise, dafs man Soda mit gebrannten aralo-kaspischen Kalken zusammen behandelt, bei welchem Prozesse sich Nationlauge bildet, die durch Eindampfung gewonnen wird.

Diese Natronlauge setzt sich beim Kochen mit den SchmierOlen um, indemlsie die in denselben vorhandenen harzigen Bestand- teile aufnimmt und sich in eine Harzaeife verwandelt.

Diese Harzseife wird kalciniert und in Soda zuriick- vi-rwandelt, dic ihrerseita wieder aufs neue in den Kreis- lauf eintritt. Eine diitte Industrie, die in innigster Ver- bindung mit den Aufgaben der Niiplitharaffinerie steht, ist diejenige des Maschinenwesens. Mit Ausnahme der Werk- zeugmaschinen, dic teils englischen, teils siichsischen Ursprungs sind, werden alle in dem ungeheuren Betriebe erforderlichen Retoiten und eisernen Geriite, sowie das Materiał fiir die viele Meilen langen Rohileitungen an Ort und Stelle fabriziert. Einen trefflichen Einblick in die Grofsartigkeit dieser gesamten Industrie gewiilirte uns eine statistische Zusammcnstellung, die sich allerdings nur auf die Fabriken der Gesellschaft „GebrUder Nobel" bezieht, aber selbst in dieser Einschranknng ein Bild von der ungeheuren Bedeutung derselben gewahrt. W ir erhielten darDber lolgende Angaben:

1. F a b r i k a t i o n :

Jiihrlichcr Naphtha-Gebrauch . . 70 000 000 Pud Daraus erhalten:

Petroleum . . . 20 000 000 Andere Produkte . 5 000 000

Ma s u t . . . 40 000 000 65 000 000 2. Export:

Petroleum . . . 21 000 000 Andere Produkte . 6 000 000

Masut . . . . . 60 000 000 87 000 000 „

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