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Die Zukunft, 12. Juni, Jahrg. XXVIII, Bd. 109, Nr 37.

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XXVIII. Jahrg. Berlin, den 12. Juni 1920 Nr. 37

l e ukunft

Herausgeber

Maximilian Harden

INHALT

Seite

W ie b ald bricht D a s ? ... 261 Valuta und A r b e it g e m e in s c h a ft ...286

Nachdruck verboten

E r s c h e in t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 22 Mk., das einzelne Heft 2.00 Mk.

BERLIN

Verlag der Zukunft

Großbeerenstraße 67 1920

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I Die Anieigcnverwaltimg 1

| der Znhunit |

| die vor dem Kriege über ein Jahrzehnt j j B vom Verlage Alfred Weiner, Berlin, aus- J

geübt wurde, ist ab 1. Juni d. J. wieder ! | von diesem übernommen worden. 1 | Es wird deshalb gebeten, alle auf U den Anzeigenteil bezügliche Zuschriften J |

£ usw. von jetzt ab zu richten an den J

1 Verlag Alfred Weiner |

Berlin W 8. Leipziger Str. 39 J

H Fernsprecher Amt Zentrum » 1 and IH 4 1 . J

Union^Klub, Berlin

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Berlin, den 12. Juni 1920

Wie bald bricht Das?

W as u n s r e g ir t h at

T Tnsäglichen Schmerzes Erneuung, Frau, befiehlt D eine Frage. N icht: unauslöschlichen Gelächters. Spießer, die sich auf dem Firmenschild ihrer Budike Sozialisten, gar ra*

dikale oder unabhängige, nennen, mögen sich über das Reichs*

erlebniß von gestern und heute (w ie mir eiine „G enossin“

mal schrieb) „köstlich amusiren“. D ie Sorte giebts in allen Lagern und Preislagen; wie käme sonst Das, was sich nun, hoffentlich nicht lange mehr, Minister heißt, noch zu Ver­

kehr? M ich rechnet Ihr Brief in die Reihe der „Ernsten, denen der Ekel über solchen Schmutz bis an den Hals steht.“

Danke. Deshalb habe ich ja über die „W ahlbewegung“, die dem Aufruhr eines mit Kindergerten gepeitschten Tümpels glich, fast nichts gesagt; wozu sich um Leute bemühen, die, mitschuldig, leichtfertig oder nach Fettpfründe hungrig, einer Schandregirung die Blendlaterne, das Stemmeisen halten? In England wäre jeder ihr verantwortlich Zugehörigegevehmt, bis er durch H andlung sich von der Schmach gereinigt hätte. Aber schon die Vorstellung, in diesem Land un weichlicher Anstands*»

normen könne solche Spottgeburt auch nur einen M ond über#

dauern, wäre aus dem Glauben an Massen Wahnsinnsimport auf die Insel erwachsen. Im Gesammturtheil über die Sippe sind

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wir einig. D och Ihre Frage, welcher der „demokratischen“

Vordergrundschwätzer, Herr Koch oder Herr Geßler, mir widriger, schädlicher scheine, macht mir noch im kalten Juni*

regen den Kopf heiß. N icht, weil die Antwort gar so schwer zu finden ist; nur, weil die Pflicht, sie auszusprechen, zu Beschäftigung mit Gegenständen zwingt, die ich lieber der Mülibafuhr überlassen hätte. Aber Ausflucht wäre nur feige Bequemlichkeit. „It is the cause, it is the cause, my soul!‘‘ Der Hindenburganbeter Koch ist aus dem Schock der ins liberal Stramme polirten Bürgermeister, von denen geblendete Stadt*

verordnete sagen: „Fabelhaft tüchtig“. A us dem Schock?

A us der Riesenkiste. Selten nur hat, wenn das städtische Tamtam und die mit Streichelraassage behandelte Lokal*

presse schwieg, Einer der Sorte sich auf anderem Posten be*

währt. Das ist, als Student, Referendar, Assessor, von Junkern, Baronen, Grafen über die Achsel angesehen worden und des*

halb „nicht konservativ“; wäre auch, ohne Couleur eines hoch?

feinen Corps und angestammten Platz im Gotha, in der kaiser*

liehen Regirung nicht vorwärtsgekommen. W ie, warum, seit wann Demokrat? W eiß nicht. Demokrat, „führender“, ist auch Herr Friedberg, der, nicht weit von der Siebenziger*

schwelle, vor zwei Jahren im preußischen Herrenhause sprach:

„W ir sind überzeugt, daß uns der Sieg gar nicht mehr zu entreißen und daß dieser Sieg nicht mehr in weiter Ferne zu suchen ist. In W ort und Schrift habe ich mich stets gegen den englischen und den romanischen Parlamentarismus aus*

gesprochen.“ Der war noch von W ilhelm zum Staatsminister ernannt worden. Drei Monate danach: Demokrat; führen*

der. Man trugs 18 und 19; und dem (viel dürftiger begab*

ten) Herrn Koch wars das Seil, das flink auf das Hügelchen des Scheines von Staatsmännlichkeit half. Reichsminister des Innern. Drei Wörter; ein Titel; nichts dahinter. Wirthschaft und Arbeit, was man einst Sozialpolitik hieß, ist dem Amt genommen und nur eine H ülse geblieben. Vorwand, an de«

ren Haken die Excellenz und das ihr ziemende Gehalt hängt.

Ein Schöpfer hätte noch in diesem W inkel was vermocht;

und zunächst das nicht mehr dynastischem W unsch unter«

thane Reich dadurch gefestet, daß er den mit Stricken an

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Wie bald bricht Das? 2 6 3

Preußen geschnürten Stämmen, Hannoveranern, H essen, Sachsen, W estfalen, den ihrem W uchs gebührenden Luftraum, die Reichsunmittelbarkeit selbständiger Bundesstaaten gab.

D och ein Kerlchen macht sich nur überall bethulich; und wähnt sich einen Gewaltigen, wenns auf dem Hochkamm deut*

sehen Gebirges politische Arbitrage treibt. W ej von Amts*

leistung des Herrn Koch reden wollte, würde in Burleske schlittern. Der Spitzname Tüchtig *W ichtig bezeichnet den Armsäligen gut; nicht deutlich genug nur die seifige Glätte und die Unbescheidenheit Eines, der, ohne Keimchen einer Leistung, alltäglich sich in solche Aufplusterung erdreistet.

Eine Schwatzklappe, die uraltes H offen auf den Fund des Perpetuum M obile in neue Blüthe winkt. „Arbeit allein kann uns retten. D as Bürgerthum muß auf die Schanze. D ie Koa*

lition ist die einzig mögliche Grundlage einer Regirung, die ' entschlossen ist, die Gefahren von rechts und von links ab«

zuwehren.“ Bei Tag und bei Nacht kann ers. Kann Sätze aus dem Bündel: „Es gilt jetzt . . . “ ; und: „Das ist es, was ich begrüße.“ N ie auch nur die Spur von Etwas, das Wohl*

w ollen einen Gedanken nennen könnte. Sonst gölte er ja im Demokratischen.Klub und in anderen M eßbuden der Eitel*

keit gewiß nicht als „vorzüglicher Redner“ . D as wäre un*

ter dem alten, technisch achtbaren Verwaltungregime nach Glückszufall als Amtsdirektor verschimmelt oder, wahrschein*

licher, in dn e Provinzbank, eine mittlere Industriegesellschaft abgeschoben worden. H eute spielt es M inister und Vertreter des Kanzlers mit dem Blick des verträumten Schustergesellen.

D as kam. Das geht (nicht, leider, vor den Staatsge*

richtshof, der mit jedem dieser Rechtsbrecher, Unrechtshehler ausführlich reden m üßte). Schlimmer ist, viel schädlicher bleibt der Auchdemokrat Geßler. N icht viel schädlicher als der Klavierarbeiter und Reichsminister Robert Schmidt, der in sechs Monaten das ganze Instrument deutscher Wirth*

schaft verschandelt, alle Saiten und Tasten verstimmt hat.

D och Robby*Bobby entwaffnet durch feierliche Ahnung*

losigkeit komischen Kleinbürgerwesens beinahe den Zorn.

G egen den Landvogt lodert er hoch auf. D iesen Mann, der als junger Verwaltungbeamter erwähnenswerth war und hier

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drum freundlich erwähnt wurde, lächeln die Offiziere mit gehobenen Achseln aus; haben auch Grund dazu. Von uns hat er, hat sein Angedenken Fluch verdient. Begriff und W ort ist hier nicht zu pathetisch. Dieser Unteroffizierssohn, der sich öffentlich als in der Kaserne Aufgewachsenen für das Am t des Wehrministers anpreisen ließ, kam nach der thörichten Lüttwitzerei, nach der Heimkehr der Memmen«

regirung in den Machtschein und konnte schnell, zwischen zwei Sonnen, wirksame Macht erwerben und alles von seinem ,duften“ Vorgänger, dem geborenen Unteroffizier, Verpatzte in anständige Ordnung bringen. D er Allgem eine Deutsche Gewerkschaftbund hatte die A usbootung des feigen und un*

fähigen Massenschlächters von dessen fettem Kumpan barsch erzwungen und die zugleich un» und umgebildete Regirung mit W ort und H andschlag verpflichtet: „sofort alle am Putsch Betheiligten zu entwaffnen und zu bestrafen, alle der Verfassung untreu gewordenen militärischen Formationen aufs zulösen und sie durch republikanisch zu verlässigeTruppen, ins*

besondere aus der Schicht der organisirten Arbeiter, Beamten, Angestellten, zu ersetzen.“ Am hellen Tag, nicht etwa unter der Zeltdecke irgendwelcher H euchelei, die Galliergeist den vom Laster der Tugend gezahlten Tribut nennt, ist das W ort gebrochen worden. U nd der unter dem D oppelbeding ins Am t gelassene Wehrminister ist ohne Scheu und Scham drin geblieben. Statt sich zuerst einmal auf den Hintern zu setzen, zu arbeiten, Status und Bedürfniß kennen zu lernen, hat er W ochen lang mit jedem Koch um die W ette geschwatzt und in Interviews gethan wie Einer, der auf Leistung weisen dürfe.

„In Schlesien haben wir eine tadellose Truppe zur Ver*

fügung, die uns nach rechts und nach links Schutz gewähren wird.“ (Sogar auf den Gütern des Trios Pleß»Praschma*

Pückler, erst recht auf nicht so „oberschlesisch orientirten“

H öfen lachen die Hühner.) „D ie Maßnahmen der Regirung sind dahin getroffen, daß wir kein Ausweichen zugeben, sondern fest und beharrlich den Dingen ins A uge sehen.“

(Quatsch mit Himbeerersatzsauce.) „Man braucht sich nicht erst auf den Boden der materialistischen W eltanschauung zu stellen, um zu wissen, daß die wirthschaftlichen Verhält*

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nisse nicht nur das Leben der Völker, sondern auch das jedes Einzelnen in Ausschlag gebender W eise beeinflussen.“ (Schon der Anblick solchen Bockmistes kann „den Ausschlag ge*

ben“. W er darf danach über das Gestammel regirender Volks«»

schulzöglinge noch spotten?) „Das Verständniß der Reichs«

wehr für die politischen, sozialen und w irtschaftlichen Noth«

Wendigkeiten des deutschen Volkes ist ständig im W achsen.“

(Sicher: das Verständniß für die N othw endigkeit, dem deut«

sehen Volk die W ohlthat der Militärmonarchie zurückzu«

bringen.) „Bei aller Loyalität, mit der ich entschlossen bin, den von der Regirung U nterzeichneten Friedensvertrag zu erfüllen, kann ich darüber doch keinen Zweifel hegen, daß gerade die Durchführung einer weiteren Heeresverminde«

rung auf die allergrößten Schwierigkeiten stößt.“ (A n der einzigen Stelle also, wo seine,.Entschlossenheit“ nicht wursch«

tissime“ ist, macht der Mann Sperenzchen. Schwierigkeit her oder hin: Deutschland kann in Ruhe und leidliche Finanz*

Ordnung nur kommen, wenn das Heer nicht „weiter vermin«

dert“, sondern, sammt Wehrministerium, höheren und niede«

ren Stäben, Abwickelungstellen, Reserverahmen, Zeitfreiwilli*

gen und verkappten Wehren, aufgelöst wird. W as dann noch zu zahlen ist: zahlts. A lles Andere ist heller Blödsinn, wenn Sie nicht etwa für neuen Krieg Vorsorgen wollen. So aber klingt, was dieser Demokrater auswirft.) „W ir müssen die Reichs«

wehr haben und in der Reichswehr muß der G eist von Pots«

dam wieder gekräftigt werden.“ (H aben Sie denn keine Schä«

me? Der Vormund der Schiemeckischen müßte den feinen Knaben ins Gebet nehmen.) „Viele der Besten des Volkes ha«

ben sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und da«

für sind die schlechteren Elemente in den Vordergrund ge«

treten.“ (Einverstanden. Im Reichskabinet lernt mans erken«

nen.) „Der kann nicht Demokrat sein, der nicht in jedem Deutschen einen gleichberechtigten Bruder sieht.“ (D er aber kanns, der recht viele dieser Brüder ohne Anklage, Gerichts*

verfahren,Urtheil niederknallen läßt und die Knaller hätschelt.)

„Dem deutschen Volk rufe ich zu: H ilf Dir selbst, so hilft Dir G o ttl“ (U n d beginne die Selbsthilfe damit, daß D u den ganzen Troß der Maultrommler ins Pfefferland jagst.)

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Der nicht seltene Fall eines für engen Fachbezirk gut, über den Durchschnitt der Tüchtigen hinaus gut Begabten, der dicht hinter den Fachschianken aber dumm und nach der Anwandlung von Eitelkeit ein Hornochs wird, wäre nicht langer Rede werth. U nnöthig auch, noch einmal den Ekel vor der(„K abinet“ genannten) Spelunke zu bekennen, aus der nach San Remo an die Sieger die Schandbitte aufflog, zu Gebrauch im Straßenkampf gegen die eigene Landsmannschaft den Herren Ebert, M üller, Geßler und Konsorten recht viele grobe Granaten und Luftbomben z^i lassen. W ar einem Volk, das vierJahre geblutet, vier gedarbt hat, noch tiefere Schmach anzuthun? Man versuchts. Unter der Verantwortlichkeit des Herrn Geßler, der vorgestern gesagt hat, monarchistische Offiziere (die als Vertheidiger der Republik gegen Restau*

ration des Kaiserthumes doch jämmerliche M iethlinge wären) seien in der geliebten Reichswehr willkommen, und der gestern den Freiherrn von dem Busche, einen im Großen Haupt*

quartier und auf der Russenfront bewährten, aber hitzig mon*

archistischen Major und Hauptgehilfen des Generals Luden*

dorfif, in seinem M inisterium auf einen wichtigen Platz ge*

setzt hat, unter der Verantwortlichkeit dieses herzigen Demo»

kraten verkündet der im Fürstenkeller gekürte Reichspräsident (dessen Sachkunde die H ohenzollern für den Tag ihrer Rück*

kehr als der Kantinenwirthschaft nutzbar vormerken sollten) ein Ausnahmegesetz. W er „ohne Genehmigung der zuständi*

gen Stelle Personen zu Verbänden militärischer oder polizeili*

eher Art zusammenschließt“ oder sich solchen Verbänden ein*

fügt,w er„dieAuflösung,V erringerung,Um gliederung der be*

stehenden Verbände“ hindert, soll, von Sondergerichten, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft werden. Schlichter Ver*

fassungbruch. Artikel 48, auf den der Präsident sich beruft, giebt nicht das Recht zu so ungeheuerlicher D espotie. D ie Thatsache, daß man sich drauf berufen kann, lehrt immerhin wieder, was von einer Verfassung zu halten, die erlaubt, jedes der W illkür lästige Grundrecht in der „freisten Republik der W elt“ zu entkräften. W enn eine Monarchistenregirung ge*

gen General* oder Provinzialstrike, der „die öffentliche Sicher*

heit und Ordnung erheblich stört oder gefährdet“, mit Son*

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dergericht und Zuchthausstrafe vorgeht, dürfen die Ebert, Müller, Geßler und Demokraten aus ähnlichem M ehl keine Sterbenssilbe dawider sagen. Das Ganze war, natürlich, nur

„Volksthümliche Vorstellung*' im Wahltheater; sollte, eine W oche vor dem Tag beginnenden (nur, Edle, beginnenden) Volkszornes, zeigen, daß die im Abschlachten von Arbeitern und Intellektuellen geübte Regirung „auch gegen Rechts“ wü*

then, „übermüthiger Soldateska die Faust ballen könne“. D ie Offiziere amusirten sich königlich über die Drohung; wie einst als Götter in Frankreich über die D icke Bertha. D ie Mann*

schaft grinste: „Zu doof,unsa G eßler!“ D a keinem Heros aus Baltenland, keinem Condottiere, Freischaarwerber, Meuterer je ein Härchen gezaust, von hundert offenkundigen Morden nicht einer gesühnt, der Matrosenschlächterei, demjanuarge=

metzel, den Missethaten im Ruhrbezirk gar nicht nachgeforscht, gegen monarchistischeBekämpfer der Republik niemals irgend*

ein Strafgesetz ernsthaft angewandt worden ist, konnte der neue Flederwisch dem scheusten Zärtling nicht bang machen.

Das Dokum ent der Schande liegt bei den übrigen; als Denk*

stein auf der Erdentagsspur des feisten Genossen, der Todes*

urtheile bestätigt, Arbeiterblut wie Burgunder geschlürft, vor Lüttwitzens Warnfinger sich, mit feuchtem U nterzeug, ins Auto gerettet, doch vor Verfassungbruch wahrlich niemals gebebt hat. W as danach kam, war große Komoedie von fast aristo*

phänischem Format. Der Kommandant der grünen Brigade (der rein militärischen Kerntruppe, deren Leute neckisch „Be*

amte“ genannt werden) und die Generale der Reichswehr ver*

sicherten mit Gönnershuld die Herren Ebert und Geßler, daß sie nicht die Absicht auf Umsturz der Verfassung und Weg*

prügelungderRegirerhaben: und beide Mannesseelen dankten ihnen „in aufrichtiger Ergriffenheit für diese Bekundung ihrer Loyalität“ ; dankten ihnen innig für die Zusage, frei*

w illig übernommene und hoch gelöhnte Verpflichtung nicht mit schroffer G robheit zu brechen. Uebersetzen Sie sich den Vorgang ins Bürgerliche. Während des Lohnstreites schicken die Beamten an die Direktion der Deutschen Bank Abgeord*

nete, die sprechen: „W ir sind entschlossen, unsere Ueberzahl nicht zu Ausplünderung der Bank zu mißbrauchen.“ G lauben

i

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Sie, daß Herr M ankiewitz innig danken würde? D ie Furcht, seine Bank könne eine Räuberbande herbergen, war ihm wohl nie genaht. Ist es „loyal“, auf die Ausführung eines vom Gesetz m itTodesstrafe bedrohten Verbrechens zu verzichten?

M uß wohl; sonst würde ja nicht offiziell für den Verzicht gedankt. Der bedeutet: „W ir könnten Euch, Schweinebande, zwar schon heute zum Teufel jagen; w ollen jetzt aber nicht.“

Ermessen Sie danach den Sinn dieses Vorganges. Eigentlich wars schon das Ende der ersten Deutschen Republik. Das kam mit erfreulicher Klarheit auch in den W orten zum Ausdruck, die General Von Seeckt, Chef der Heeresleitung, sprach. D er ist für die N achfolge Lüttwitzens in geweitetem Machtbe*

zirk erkoren worden, als er in Hamburg zu Vorbereitung für „den Tag“ (d es Rachekrieges) aufgerufen hatte. D er sprach nun, die Aufgabe der Generale sei, „dem neuen H eer die alte soldatische Zucht einzupflanzen, den G eist der Dis*

ziplin und des Gehorsams, damit V olk und Heer wieder eins werde“. D as ist die Forderung der Rückkehr in all*

gemeine W ehrpflicht. Das ist, mit männischer Derbheit aus*

gesprochen, das Programm der Reaktion. Dafür hat der Reichspräsident, hat der Wehrminister von Herzen gedankt.

Achtundvierzig Stunden vor dem W ahltag hat man die Ver*

öffentlichung des Berichtes über diese Ceremonie gewagt.

U nd kein Hähnchen hat, auch kein „unabhängiges“, danach gekräht. M it dem Plakat dieses Redenwechsels hätten Agi*

tatoren vom Schlag Liebknechts, Jogisches und der Frau Luxemburg die Nachhuten der Ebertiner, wie Krümel von einem Tischtuch, weggeweht. Einerlei. D aß so Unwahr*

scheinliches Ereigniß wurde, darf niemals vergessen werden.

D ie Offiziere, die in dieser Stunde durchaus „loyal“, ohne feige H ehlung ihres festen W illens zu Reaktion, handelten*

hatten wohl ausbedungen, daß man ihnen nicht mit den Wörtern Demokratie oder gar Republik Hautjucken bewirke.

Keins davon durfte über die Lippe des Präsidenten, des Mi*

nisters, der Anführer sozialistischer und bürgerlicher Demo*

kratie. Nam e und Fahne der Republik darf nicht ans Licht;

um diesen Preis ist fürs erste W eilchen „Ruhe und Ordnung“

zu erkaufen. Abgemacht. D em Bayernbefehlshaber, dessen

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Truppe auf M ünchens Straßen täglich das Marschlied m it dem Kehrreim „Darum nieder, nieder, nieder mit der Juden«

republik“ singt, konnte innere Hemmung nicht den Eintritt in das „Treugelübde“ verbieten. Das sagt offen heraus: „So lange wir am Aufbau neuer, starker, auf dem Grundsatz all**

gemeiner Wehrpflicht ruhender, vom G eist alter Soldaten«

zucht durchwehter Militärmacht nicht gehindert werden, ver«

zichten wir auf gewaltsamen Umsturz der Verfassung.“ Kann ein vernünftig Gerechter die Waffenhandwerker tadeln, die jede Vorstellung einer W elt ohne Heer und Krieg kindischer Frevel dünkt und unter denen, gerade unter den tüchtigsten, nicht Einer ist, der die Staatsform der Republik auch nur in Vergleich mit Monarchie zuließe? Der Tadler sänke in den T iugdunst Derer, die in der Kriegszeit, weil sie sich nicht aufrecht wider die Herrschgewalt zu stemmen wagten, Tag vor Tag „alldeutsche A nnexionisten“ unter Trommelfeuer nahmen. Der Generalssohn Von Seeckt, der den Scharnhorst spielen und das kaiserliche Deutsche Reich von 1914 wieder«

herstellen will, ist ein aus versunkener Zeit, wie der Bürger«

Poet Thomas Mann, achtbar Ueberlebender und eine G efahr nur, weil der Unteroffizierssohn Geßler ihm mit eiferndem D ienstw illen die den Machtraum breit öffnende Pforte auf«

klinkte. D iesen muß Volksfluch vehmen. A u f dem Gipfel*

höcker berechtigter A ngst vor dem W ahlausgang schien dem Tropf höchste Schlauheit, den Generälen sich anzubiedern„

durch mimicry feldgrau, der M odefarbe der Deutschen Volks*

partei ähnlich zu werden. Daher das endlos widrige Ge*

quassel (jedes höflichere W ort wäre unverzeihliche Lüge}

der letzten W oche; die rührsame Erinnerung an „die toten H elden vom Skagerrak“ und die „kameradschaftlichen Grüße an dieTruppen“; daher die unverschämte Zumuthung, „unter die Ereignisse der letzten Zeit einen Strich zu ziehen“, also über ungesühnten M orden und anderen Rechtsbrüchen Schmatz­

küsse auszutauschen. Zu diesen Ereignissen gehört, natür*

lieh, auch „der so sehr bedauerliche Fall Paasche, der, hoffe , ich, dazu beitragen wird, alle Angehörigen der Wehrmacht auf strengste Innehaltung dergesetzlichen Schranke hinzu weisen.“

H offt das Hirnchen? Der arme Hans Paasche war durchaus

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nicht der H eros, den manche seiner Freunde~und einzelne Salonkommunistinnen (mit Schloß, Auto undFürstenparfum) in ihm sehen. Ein Antimilitarist, der sich bis in die letzten Tage stets mit seinem Kapitänstitel anmelden ließ. Ein von T olstois (unehrlichem) Armuthevangelium Schwärmender mit im Tiefsten scharf ausgeprägter Lust an Erwerb. Ein vor Ge*

waltanwendung und Blutverguß Schaudernder: und so hem#

munglos der Jägergier unterthan,daß er nicht immer des Nach*

barsWaidgrenze achtete.Infantil,jedemEinfluß offen und, nach eigenem Geständniß, „der unpolitischste M ensch unter der Sonne“. Zählte er sich, wie behauptet wird, gestern zu den Kommunisten, so hat er doch sicher nicht klar gewußt, welche Grundsätze der Parteiname umfasse. Ein magerer O blom ow mit üblem Erbtheil im Blut. Aber, als ein Mensch mit seinem W iderspruch, durch Sanftmuth, mitleidige Freundlichkeit für mühsälig Arme, durch reines W ollen und reuiges Bekenntniß von Fehl und U n fu g liebenswerth. U n d wären auf seiner See*

lenhaut hundertmal mehr Wärzchen gewesen, dicke Warzen gar: wäre nicht selbst Häßlicheres, vom W illen Verschuldetes nun gesühnt? W egen thörichter Kinderei, die noch dem Altern#

den unbändiges Vergnügen bereitete, war er, der in der ersten Kriegszeit sein Leben eingesetzt hatte, fast ein Jahr lang in den Käfig gesperrt; und in der Stille seines Landgütchens ist er von Reichswehrtruppen heimlich, vorsätzlich überfallen und, ohne ein Gramm neuer Schuld auf dem mürben Rücken, halbnackt, ohne Verhör, wie ein Stück räudigen Viehs nieder#

geschossen worden. D ie Verantwortlichkeit für dieThat wurde, nach herrschender M ode, wie Speck hin und her verschoben.

D er zu Ermittelung (der M ordschuld?) in denGutsbezirk ent#

sandte Polizeirath hat Hauptaussagen gröblich mißverstanden und einen Bericht veröffentlicht, der aussah, als stamme er aus einem Verfahren gegen den Ermordeten, dessen Leichnam von allem erschnüffelbaren Ungunstgerücht umpestet wurde, nicht gegen die Mörder. Neunzehn Tage nach dem M ord ist noch Niem and verhaftet, auch nur verdächtigt, der lumpige Denunziant nicht aus seinem Versteck geholt, der Beamte, der dem niederträchtigen Profitsucher glaubte, der gute Hans habe in seinem W aldfrieden ein Waffenlager, und auf dieses

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Wie bald bricht Das? 2 7 1

böse Gefasel das Recht zu militärischem Masseneinbruch gründete, nicht einmal dieser unwahrscheinliche „Stellver*

tretende Civilkommissar bei der Regirung in Schneidemühl“

ist seinem Amt enthoben worden. Ein altpreußischer Frei*

herr schrieb mir: „A uf welche Kothklumpen muß man ge*

faßt sein, wenn amtliche Stellen sich so tief erniedern, einen schuldlos Hingemordeten, der sich nicht mehr vertheidigen kann, in gemeinster W eise herabzusetzen 1 Fast zwei Jahr*

tausende Christenthum, Predigt von Liebe und Erbarmen, von M itleid mit Schwachen, W ehrlosen: und dieses Ergeb*

nißl Lohnt sich in solcher Schmutzzeit das Leben?“ Lohnend, Freiherr, wird es durch furchtlos unerbittlichen Kampf ge*

gen den Schmutz und die Verschmutzer der Zeit. Das zu*

ständige Reichswehrgruppenkommando hatte für die Schlacht in Wal.dfrieden, wo vier oder fünf allenfalls wehrfähige Män*

ner mit zwei oder drei (angemeldeten, erlaubten) Jagdflinten hausten, fünfzig Mann, zwei Offiziere, ein Maschinengewehr m obil gemacht. Von Söldnern, die sein Steuerzins mitbe*

zahlte, ist ein still sein Feld bestellender M ensch gemordet, ein in Reinheit strebendes Herz durchbohrt, ein noch von Unkraut durchwucherter Acker der G üte schmählich in W urm speise verwandelt, vier mutterlosen Kindchen der Va*

ter entrissen worden. „Ein sehr bedauerlicher Fall“: spricht der Geßler, der für das H andeln der Reichswehr verantwort*

liehe Minister; birscht ruhig weiter nach Stimmlingen, nach Generalshuld und regt keinen Finger zu Sühnung. Hat die*

ser Mensch („G ott schuf ihn und so mag er für einen Men*

sehen gelten“) Kinder? W ürden D ie nach amtlicher Ab*

Schlachtung ihres Nährvaters von ministeriellem Bedauern satt, in ihren kleinen Seelen ruhsam getrost? W agt er sich noch vor ihr A uge, in ihres Athems Bereich? U ns ist er in Vehme.

Am Tag nach der Aristophanie trabte, hinter schmettern*

der Blechmusik, mit den Lanzenfähnchen der Kaiserzeit, ein Trupp Ulanen durch den Grünewald. In der Elektrischen freuten zwei stattliche Kavaliere sich der W iederkehr lange vermißten Glanzes. Hier, sprach dann der Eine, ließ das Mo*

nocle aus der Sichthöhle sinken und wies mit weitem Arm*

bogen auf die Villen ringsum (deren Mehrzahl doch von christ*

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liehen Urgermanen bewohnt wird), „hier sollten unsere bra*

ven Baltikumer mal ordentlich requiriren. Arme Kerle; haben nichts zu essen. U nd die Judenbande hat sogar ihren Mam*

mon zu Haus. Das würde wenigstens flecken.“ M it lauter Stim*

me; ohne den Schatten zimperlicher Scheu, durch den Aufruf zu Plünderung die umsitzenden Frauen in schlaflose Angst zu schrecken. Inbrünstig stimmte der Andere zu. Zwei pracht*

voll gekleidete und beschuhte Herren reifen Alters. Treu*

deutsche Männer vom Schlag Derer, die im Restaurant Ad*

Ion den Tisch einer Französin mit Flaschen, Tassen, Leuchtern»

Gläsern bewarfen. W ohin schwand die H altung, ihr bestes Erbe? „Kommt A lles wieder. Is’s nich der olle W ilhelm ,dann der ju n ge; jehts auch mit D em nicht, wirds Auwi. W ird A lles wieder bildschön, wie es war, mit alten Uniformen, Tempel*

hofer Feld und Kaisajeburtstag. M uß ooch. U n denn machen wir erst recht feste Kriech un hauen, zum Anfang, die frechen Franzosen die Jacke voll.“ Mittelstandsseele; horchet ihrem hehren Einklang mit dem neuerblühten W ollen der Edelsten deutscher Nation. Dahin haben die Schmarotzer der Kräh*

winkelrevolution uns gebracht. W as ich acht Tage vor'der W ahl sagte, kann, leider, nicht verjähren. „In das H aus jedes Deutschen, des schuldlos friedlichsten, darf, ohne Voll*

machtaus weis und Haftbefehl, ein Söldnerschwarm mit Kriegs*

waffen einbrechen; trachtet der Ueberfallene, sein Leben zu retten, so wird er ,auf der Flucht erschossen*. Deutsche D e ­ mokratie. N ie ist, niemals bis heute ein für solches nieder*

trächtige Verbrechen Haftbarer gefunden, nie ernstlich ge*

sucht worden. W er den Parteien, aus deren verfluchtem Schoß diese Regirung uns ankroch, seine Stimme giebt, wird an der Schande m itschuldig.“ U n d Gerechtigkeit zwingt zu dem Bekenntniß, daß nie, so lange der Militarismus bei Tage bloß ging, ein Verantwortlicher sich mit solcher Schmach besudelt, daß in ihren Anblick und Gestank das deutsche Volk erst der Klüngel gewöhnt hat, der unter dem rothenSchlepp*

mantel der Demokratie die G eilheit nach Amtsmacht hehlt.

S i e h d u r c h das Si e bl

1. „ D e r am vierten Juni U nterzeichnete F ried en sv ertrag b e ­ fiehlt dem ta u sen d jäh rig en Volk u n d S taat d er U n g arn , an

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Wie bald bricht Das? 273 sich1 selbst eine V erstü m m elu n g zu vollziehen, nach d e r aus einem Reich von 325 000 Q u ad ratk ilo m etern m it 22 Va M illionen.

E inw ohnern ein L ändchen von 100 000 Q u ad ratk ilo m etern m it 8 M illionen E inw ohnern verbleiben w ird. W a ru m ? W eil U n g arn von d en V erbündeten und V erbundenen die B ed eu tu n g zugem es­

sen w ird, es sei seit zwei M enschenaltern d er eigentliche- T rä ­ g e r d es ihren Interessen feindlichen m itteleuropäischen G e d a n ­ kens un d der eigentliche V eru rsach er des W eltkrieges gew esen, seine S ch w äch u n g also von allgem einem N utzen. W elcher G ro ß ­ m a n n ssu c h t sich auch U n g a rn in den letzten M enschenaltern sch u ld ig m achte: zu solcher U eb erb ew erth u n g seiner W ichtig­

keit ließ es sich niem als hinreißen. Vielleicht m it U n rech t. Viel­

leicht sind in seinem Fall die w estlichen u n d b en ach b arten V öl­

ker im Recht. Ist es so un d sich ert dem U n g arn reic h schoin seine g eo g rap h isch e Lage thatsächliCh eine so gro ß e p o te n ­ tielle E nergie: ist es d a n n geboten, d ie e rk a n n te B edeutung U ngarns« w iederum zu u n terschätzen u n d sich in den W ahn zu wiegen, die physische S ch w äch u n g eines staatsrech tlich en G eb ild es verbürge auch die dynam ische S ch w äch u n g eines g eo g rap h isch en P u n k te s? A uch D em okraten b e h au p ten , die Z erstü ck u n g U n g a rn s sei, von nationalem , m ittelbar also von sozialem S ta n d p u n k t au s betrachtet, g erech t u n d die m agya- riche U n terd rü ck erp o litik habe diese Z ü ch tig u n g verdieint.

Ich halte mich (und auch die M ach th a b er m einer u ngarischen H eim ath halten m ich ) fü r einen d u rc h a u s nach links gerich­

teten D em okraten, kann a b e r die A n sich t d e r A uftheiler n ich t theilen u n d könnte m ir eine in dem o k ratisch er u n d sozialer H in-, sich t bessere L ö su n g d e s u ngarischen nationalen un d m ittelbar sozialen P roblem s als die Z erstü ck u n g eines o rganisch zu sam ­ m enh än g en d en u n d zusam m engehörigen L andes vorstellen. Sei sie ab er g erecht o d e r ungerecht, zw eckgem äß o d e r fa ls c h : für die Sache d er D em okratie b ed eu tet sie jetzt eine n ah e und, b leib t sie unv erän d ert, eine stän d ig e G efahr. M an m unkelt, d aß zu d er U n b eirrb ark eit, w om it die W estm ächte nach den von ihnen d och freudig aufgenom m eneji A ufklärungen des v o r­

nehm b egabten G rafe n A pponyi u n d d e r g rü n d lic h st b eschla­

genen u ngarischen F ried e n sa b o rd n u n g an den u rsp rü n g lich en B edingungen festhielten, auch D em okrateneinfluß m itgew irkt habe, als E ntgelt fü r d a s jetzt in U n g a rn b esteh en d e ,W eiße' Regime, dem kein D em o k rat gönne, nun g a r von einem n a ­ tionalen E rfolg befestigt zil w erden. Ich glaube nicht d a ra n ; n ich t d a ra n , d aß die D em okratie E u ro p as Einfluß g e n u g habe,

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um auch gegen die lo n d o n er V ereinbarungen, d u rch d ie d a s Schicksal U n g a rn s b estim m t w ard, aufzukom m en. Sollte D as a b e r n icht w enigstens v e rsu ch t w orden sein, w äre d ie D em o­

kratie E u ro p as so befangen, das W eiß d e r u n g arisch en Regi­

ru n g d a s L an d selb st bü ß en zu lassen, so w ü rd e D ies von einer politischen K urzsicht zeugen, die d as Schlim m ste fü r die Z u k u n ft d er D em okratie beftffchten ließe. D enn wie im m er seit a n d e rth a lb Ja h ren U n g arn sich d e r W elt d arste lle: d ie W esenszüge dieses Bildes sind schon von d er T h a tsa c h e d er lä n g st Ereigniß g ew ordenen Z erstü ck u n g U n g a rn s bestim m t.

Seit an d e rth a lb Ja h re n ist d a s zuvor industriell, m erkantil un d intellektuell stark e U n g a rn zu einem kleinen A g ra rla n d verm indert, ein K rüppel o h n e Beine und A rm e, u n d ein an Säften überreicher R um pf b estim m t die M en talität des Kopfes.

G ew iß m ag M anches, w as d er W eltm ein u n g an dem U n g arn von heute w iderstrebt, n ich t von D a u e r sein. D och die M en­

talität eines zw erghaften B au ern lan d es w ird immer- von d e r industriell-intelektuell gerichteter V ölker abw eichen. N ietzsche m eint zw ar, d as Beste u n d Liebste sei ihm heute noch ein g esu n d er Bauer, g rob, listig, hartn äck ig , lan g h altig ; D as sei h e u te die v o rn eh m ste Art, d e r B auer sei heute also d e r B este un d B a u e rn a rt sollte H err sein. D och hatte N ietzsche leicht reden u n d schreiben in einem Siebenzigm illionenreich, wo die überw iegend industrielle G e d a n k e n ric h tu n g sich auch solche K oketterien o h n e Schaden leisten konnte. G ew iß liegt inr B äuerlichen viel G e su n d e s; u n d als einzige H o ffnung ist ja .dem u ngarischen P atrio ten vorläufig n u r die A u ssich t au f eine unverm ischte H e rrsch aft d es im G ru n d e verständigen u n d m enschhaften ungarischen B auers geblieben. Gew iß h a t auch d a s U eberw iegen der industriellen A rb eitersch aft seine G e fa h ­ ren ; in ih rer N eig u n g zu r S elb stü b e rsch ä tzu n g u n d z u r U n g e ­ d u ld kann sie selbst eine K u ltu rg e fah r w erden. D och Alles in Allem w ar im vorkrieglichen U n g arn , neben der unbeholfenen B ürgerschaft, die industrielle A rbeiterschaft m ittelb ar die T rä ­ gerin d es M eisten, w as dem L ande A nsehen verschaffte. B ü r­

g ersch aft und A rbeiterschaft h atten a b e r ihre Sitze in den S tädten, von denen n u n ü b er fünfzig d er grö ß ten dem L an d e entrissen sind. M ag d er u n garische B auer noch so b efäh ig t und h o ch h erzig sein : ein Interesse an einer in d u striell-in tel­

lektuellen R ic h tu n g h a t e r nicht, w ird also fü r deren W ie d er­

erstehen h ö ch sten s ein passives G ew äh ren ü b rig haben. B au er­

dem okratien soll es zw ar auch g e b en ; o b a b e r gerad e diese A rt

2 7 4 D ie Zukunft

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Wie bald bricht Das? 275

D em okratie jetzt der d em okratischen Sache inm itten E u ro p as nützlich w erden könne, ist eine Frage, über die m an endlich nich t erd en tsch w u n d en theoretisch, sondern -mit praktisch' politi­

schen E rw ägungen n achdenken m üßte. U n d dabei in B etracht ziehen, daß, wie die W estm äch te selbst fühlen, U n g arn , ob nu n groß o d e r klein, einen U nverhältnism äßig w ichtigen P u n k t im europäischen K räftespiel d arstellt. Klein geblieben a b e r jedenfalls den noch w ichtigeren. Die inm itten einer sich selb st genüg en d en B au ersch aft o h n e B estim m ung und A ussicht gebliebenen Reste d e r In d u strialität und In tellektualität w er­

den, ob rechts o d e r links gerichtet, zu verzw eifelnder A ben­

teuerlichkeit g etrieben; und- d an eb en hat, so lange die ab g e­

rissenen Theile dem L ande nicht w iedergegeben sind, je d e P e r­

version un d Subversion, m öge auch die nun rech ts o d e r links g erich tet sein, d en V ortheil d e r M öglichkeit einer nationalen A u fm ach u n g fü r sich. W ie im M ärz 1919 d e r arm sälige u n ­ garische B olschew ism us, zuerst ro th -w eiß -g rü n angestrichen, seinen d ilettan tisch en W ah n sin n sz u g nach dem völlig R othen a n trat, so w ird in einem verzw ergten u n d städ telo sen U n g arn jede A benteuerlichkeit, jeder böse G lau b e und jede E rp re s­

su n g sich irredentistisch unverletzbar geberden un d die Be- irrbarkeit des B äuerlich-E infachen zu N u tz m achen können.

U n d all Dies stets m it d er A nsteckung- u n d S p re n g u n g -G e­

w alt eines K notenpunktes, stets m it d er T endenz z u r U eber- tra g u n g un d m it d er Z erstö ru n g w u th D essen, d e r nichts zu verlieren h a t und, was er n ich t erreichen kann, w enigstens zu vernichten sucht. W eil Serbien eine national u n b efried ig te B auerdem okratie w ar, häufte sich der Z ündstoff, a u s dem d an n die Flam m e des W eltkrieges aufschlug. Ein bäuerlich bleiben­

des, national und w irthschaftlich zu r V erzw eiflung getriebenes U n g arn m uß der ständige H erau fb esch w ö rer politischer und sozialer W eltkriege w erden. G efährlich fü r Alles un d fü r Jeden, fü r nichts und N iem and ab er gefäh rlich er als fü r die D em okratie und beso n d ers fü r die unglücklichen A rbeiter und Intellektuellen, die als U eberbleibsel einstiger H errlichkeit des aufgetheilten U n g a rn s aus dem h erabgem inderten B auerland

n ich t in die F rem de können. H u g o I g n o t u s . " 1

2. „D ie O rtsg ru p p e Berlin d er D eutschen Friedensgesell­

schaft nim m t mit B edauern K enntniß von d er T hatsache, daß die D eu tsch e D em okratische Partei, zu deren G rü n d e rn fü h re n d e P ersönlichkeiten d e r F riedensbew egung g e h ö rt haben, in ihrem m aß gebenden ,P ro g ram m ' vom zwölften F eb ru ar 1920 fordert,

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das S ö ld n erh ee r D eutschlands, entgegen einer d er w esentlichsten B estim m ungen des V ertrages von Versailles, »baldigst d u rc h ein M ilizsystem m it allgem einer W e h rp flich t zu ersetzen, d as g e ­ eignet ist zu r V e r te id ig u n g u n serer nationalen U n ab h än g ig - . keit'. D ie O rtsg ru p p e g lau b t, d aß F o rd eru n g en dieser A rt, e r­

hoben von einer an d e r G esetzg eb u n g und R egirung d er D e u t­

schen R epublik h erv o rrag en d betheiligten Partei, n u r geeignet sind, d a s M ißtrauen des- ehem als feindlichen u n d d es neutralen A uslandes gegen D eu tsc h lan d zu befestigen o d e r neu zu wecken, jedenfalls die nationalistisch-m ilitaristischen S tröm ungen in die­

sen L än d ern zu stärken, zum al in F rankreich, u n d die Position d e r w enigen >Freunde, die der in tern atio n ale G ed an k e u n d die Politik w irklicher ■ V ersö h n u n g d o rt hat, zu schw ächen. D er Prozeß d e r W e lta b rü stu n g m uß von D e u tsch lan d seinen A u s­

g a n g nehm en, n icht aber d arf D eu tsc h lan d d u rc h N e u rü stu n g die sich o h n eh in strä u b en d e W e lt hindern, m it dem A brüsten zu beginnen. D ie W eisheit des ,Si vis pacem , p a ra bellum ' ist län g st als Scheinw eisheit entlarvt, ja, als U m k e h ru n g des w ahren Sachverhaltes. W e r den K rieg herau fb esch w ö ren will, b ra u c h t nichts zu th u n als ihn vorzubereiten. H ierzu kom m t, d aß d er V ersailler V ertrag, dessen Revision m it allen fried­

lichen M itteln anzu streb en ist, D eu tsch lan d seiner nationalen U n ab h än g ig k eit d u rc h a u s b e ra u b t h at (A b tren n u n g rein d e u t­

sch er G ebiete, V erbot der V ereinigung m it O esterreich, O k k u ­ pation, m aßlose W irth sc h aftlasten , W irth sc h aftk o n tro le) und d a ß m an ein G u t schw erlich ,vertheidigen' kann, d a s mar? g a r n ich t besitzt. D esh alb läß t sich der Schrei nach einem Miliz­

system , d a s zu r ,V e r te id ig u n g ' u n serer nationalen U n a b h ä n ­ gigkeit geeignet w äre, lediglich d eu te n als d e r W ille, diese U n ­ ab h än g ig k eit im geeigneten A ugenblick m it den W affen zu rü c k ­ zuerobern. H a u p tsäch lich p ro te stirt die O rtsg ru p p e gegen je­

den V ersuch, die allgem eine W eh rp flich t in D eu tsch lan d w ie­

d e r einzuführen. D ie thatsäch lich e A bsch affu n g d er W e h r­

p flicht g e h ö rt zu d en w enigen w irklichen u n d großen E rru n g e n ­ schaften des N o vem ber-U m sturzes. Ih r V erbot fü r D e u tsc h ­ land du rch den V ertrag von V ersailles, einerlei, au s welchem M otiv es erfolgte, ist d e r einzige L ich tp u n k t in diesem d ü steren D okum ent. Die W eh rp flich t, ob ih r nu n im R ahm en eines kaiserlichen H eeres o d e r ein er d em okratischen ,Miliz' g e n ü g t wird, bleibt, a ls d er Zw ang, zu töten u n d sich töten zu lassen, die fu rc h tb a rste Form d er U n te rd rü c k u n g d es Einzelnen d u rch den S taat, bleibt der b arb arisch ste, <der fluchw ürdigste Fall von

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Wie bald bricht Das? 2 7 7

Sklaverei. N eben dem individuellen M ord, d e r von den Straf- ' gesetzbüchern und der öffentlichen A n sch au u n g aller Völker als d a s schw erste V erbrechen g ew erth et wird, g ieb t es in d e r m enschlichen G esellschaft nichts U nm enschlicheres als den W ehrzw ang. Er ist die V erneinung des U r-R echtes auf Leben, e r ist die planvolle V orbereitung des M assenm ordes an U n ­ schuldigen, er ist die v erabscheuungw ürdigste aller irdischen E inrichtungen. M an kann nicht Pazifist und B efürw orter der allgem einen W eh rp flich t sein. M an h a t als d eu tsch er Pazifist d a fü r zu käm pfen, daß die d eu tsc h e Politik eine internationale A tm o sp h äre schafft, in d e r es den Pazifisten d e r E ntente g e ­ lingt, d u rchzusetzen, daß die W eh rp flich t auch in ihren L än­

dern beseitigt w ird ; m an h a t ab er nicht d a fü r zu käm pfen, d aß D eu tsch lan d sie inzwischen bei sich w ieder einführt. W er eine a u f W ied erein fü h ru n g der W eh rp flich t gerichtete Politik treibt o d e r unterstützt, ist A ntipazifist u n d R eaktionär. D aru m e r­

w artet die O rtsg ru p p e Berlin von den M itgliedern d e r F rie­

densgesellschaft, die noch glauben, der D em okratischen P a r­

tei angehören zu sollen, d a ß sie in ihr b ew u ß t u n d energisch' F ronde bilden. Eben so fo rd ert die O rtsg ru p p e die M itglieder, die einer der sozialistischen Parteien an g ehören, drin g en d auf/

m it allen M itteln d ahin zu wirken, daß ihre P artei bei der noch au ssteh en d en Revision des E rfu rter P ro g ram m es von 1891 die P rogram m stelle, die ,E rziehung zu r allgem einen W e h rh a ftig ­ keit' und eine ,V olksw ehr' verlangt, ersetze d u rch eine unzw ei­

d eutige V erurtheilung d er allgem einen W ehrpflicht, die fü r im m er abgeschafft bleiben m uß."

Wa s u n s r e g i r e n wi r d

In der Hexenküche entschäumt die Meerkatze die Bettel«

suppe, quirlt mit ihrem Kater in dem Brei herum, möchte in einem Spielchen weismännisch dem schlausten aller Teufel ein paar Kröten abluchsen und, sind sie entsteißt, ihm als dem König huldigen. „O sei doch so gut, mit Schweiß und mit Blut die Krone zu leim enl“ Aber in plump zupacken*

den Tatzen zerbricht die Krone; fiele leicht auch die Welt«*

kugel in Scherben. „Sie klingt wie Glas; wie bald bricht das? Ist hohl inwendig. N u n ist es geschehnl W ir reden und sehn, wir hören und reimen.“ Ein W irbel der Schorn»

steinflamme fegt die H exe auf den Herd. D ie faselt: „Aus

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Eins mach Zehn und Zw ei laß gehn und Drei mach gleich^

so bist D u reich.“ D en von Narretei angewiderten D oktor Faust dünkt das Hexen*Einmal*Eins aus Fieberswehen ge*

boren. D och der von W eltw eisheit firne Gefährte tröstet:

„M ein Freund, die Kunst ist alt und neu. Es war die Art zu allen Zeiten, durch Drei und Eins und Eins und Drei Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten.“ Hat Deutschland nicht, was G oethe 1788 in Rom dichtete, soeben wieder erlebt?

Ein Vierteljahrhundert später, da Erdaufruhr (von britischer Staatsweisheit gelenkter, nicht, wie Lügenschule uns lehrte, Blüchers tapferer H audegen) dasjoch Bonapartes vonDeutsch*

lands Leib geschüttelt hatte, sprach der Dichter zu Luden:

„Bei dem Gedanken an das deutsche Volk, das im Einzelnen so achtbar, im Ganzen so miserabel ist, habe ich oft bit*

teren Schmerz empfunden. Aber ist dieses Volk wirklich schon erwacht? W eiß es, was es will und vermag? Der Schlaf ist zu tief gewesen, als daß auch die stärkste Rüttelung so schnell zur Besinnung zurück zu führen vermöchte. U nd ist denn jede Bewegung eine Erhebung? Erhebt sich, wer gewaltsam aufgestöbert wird? Sie sagen, die Freiheit sei errungen wor«

den. Richtiger wäre, vielleicht, zu sagen: die Befreiung von einem (nicht von allem) Joch.“ Goethe sprachs; der, „um sich nicht die Kappe der Bornirtheit und des blinden Hasses über die Ohren ziehen und seinem freien G eist Lebewohl sagen zu müssen, sich nicht einer Partei hingeben konnte.“

Auch daran denket. A us Drei ward Eins. Aber der aus dem Schlaf gestöberte Deutsche ist noch nicht wach.

U n d seine W elt sieht nach dem W ahltag im Wesent*

liehen nicht anders aus als zuvor. Zwar künden die Stimm»

zahlen einen Sieg der Reaktion, wie unter der Kuppel des Kaiserthumes Deutschland so ungeheuren nie sah. D aß die nicht fest gegliederten Heeren städtischer Arbeiterschaft ge*

bietenden Erstreber der Rückkehr in alte Reichsordnung un*

gefähr elf, die Agrar* und Industrie»Konservativen allein mehr als sechs M illionen Stimmen auf bringen konnten, ist ein von keinem Hexen*Einmal*Eins zu schmälernder, wegzuknabbern*

der Erfolg. W eil er aber nicht ganz so breit ist und in dem Mandatezufall nicht zu so deutlichem Ausdrucke kommt,

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Wie bald bricht Das? 279 wie der Nachdenker, Vordenker wünschen m ußte, fehlt, leider, hinter dem W ahlausgang der Lage auch diesmal die letzte Klarheit. Im dritten Kriegsjahr rief Liebknechts Flacker­

kopf der Reichstagsmehrheit, die fast Einheit war, zu: „Ihr habt den Krieg gemacht, es ist Euer Verbrechen und die Vergeltung wird Euch treffen!“ D a die Verwüster und Toten­

gräber des bismärckischen Deutschlands heute im hellsten Glanz thronen, ist'die Prophetie von Ereigniß noch nicht bestä­

tigt worden. Konnte auch nicht bestätigt werden. Revolution?

W as im Novem ber 18 sichtbar wurde, war Einsturz (einer von Gläubigen überfüllten Teufelskathedrale), nicht Erhebung (eines aus den Dunstschwaden pomphafter Kaiserei in Drang nach edlerer Sittlichkeit aufgereckten Volkes); war ein trübes Gemisch aus tobsüchtiger W uth der vom Uebermaß frechen Truges jäh Enttäuschten und aus dem Hoffens- wahn phantasielos Verschmitzter, durch hastig billige Macht­

umschichtung, durch ein Jeu mit Selbstbestimmungrecht, D e ­ mokratie, Republik die Sieger in Bedingmilderung zu schmei­

cheln und aus dem Bankerot so noch allerlei Profitliches zu retten. D ie Novem berbewegung war eins der demGeschicht- psychologen aus dem Schutt der Jahrtausende wohlbekannten Verfallszeichen, die das flüchtig hinblickende Auge, beson­

ders das feuriger Jugend, für Merkmale der G esundung, für rühmenswerthe Errungenschaft hält. Der Volkstheil, dem Sieg allen Graus und alle Schmach barbarischer Kriegsführung geheiligt hätte, mußte das Recht zu Verfluchung der Lügner und Trüger, Menschenschinder und Menschheitschänder in mühsamer Anstrengung erst erwerben. Durfte ihm irgend­

wer deshalb den W eg in Freiheit vergittern, mitDrillmeisters- stimme brüllen, noch sei er zu Freiheit nicht reif? Kant, der keine der W eisesten würdigere Aufgabe sah als die,

„der M enschheit Rechte herzustellen“, hat geantwortet: „Ein Volk kann zu Freiheit nicht reifen, wenn es nicht zuvor in Freiheit gesetzt worden ist; man muß frei sein, um sich seiner Kräfte in der Freiheit dem Zweck gemäß bedienen zu können; in den Ausdruck, ein Volk sei zur Freiheit nicht reif, kann ich mich deshalb nicht finden.“ D aß Deutschland von einem (äußeren) Joch frei wurde, in Freiheit sich tum*

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