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^ a r l © o i f l o b S o n n t a g ,

£it>Iänbii<i)cr ©eneraljuperinfenbenf, geboren 10. Utuguft 1765, geftorbett 29. 3 u li 1827.

©on © e r n ß a r b ^ o l l a n b e r . M an i)at ben ginfang bes 19. 3ai)tE)unbcrt§

tn unserem Sanbe als baS Zeitalter ber bebeu=

tenben ©erfönltdbfeiten bezeichnet. Unter btefen ragt ber libiänbifdjie ©eneralfußerintenbent Ä a r l

© o t t l o b S o n n t a g , helfen 100. TobeStag aut ben 17. (29.) Satt biefes ^atjres fiel, be=

jonberS i)eröor, ja ein Äettucr nuferer ©efcbiicbte bat ibn Wol)l ben größten m ann, ber in ffttga toäbrenb be» borigen igabtbunberts gelebt bat, genannt. Unb boct) bat fidb fein ©iograßb fü r

ibn gefunben, fo baß w ir noch beute feine ein*

gebenbe Tarftellung feines Sehens unb äßirfens befißen. mübfam muß man fidfi bas m aterial ju einer Scbilberung feiner ©erfönlidjfeit ju=

fammenfudien, unb wenn bie 3eit hierzu nur eine befcbränfte ift, m it ©ebaueirn feftfteflen, baß in ben Streb ibert noch biete» gang unberar»

beitet baliegt, unter anberem1 feine große Äor=

refbonbeng. Sin 9üga bat j'tdj, wenigftenS in manchen itreifen, bie Erinnerung an Sonntag noib am lebenbigften erhalten, fcbon wegen feiner

©erbienfte um bie S ite rä rif^b ta ftiid b e ©ürger=

berbinbmtg, bie jetjt auf 125 3:al)re fegensreicben Söirfens gurücffdjauen fann. Öberpaftor S i b c*

r i n s © e r g m a n n , ber ffteftor ber Tomfdjute Ul u g u ft 311 b a n u S unb S o n n t a g , bie in treuer gfreunbfdbaft miteinanber berbunben wa=

ren, haben biefes USerf begrünbet.

©ott biefen brei männern fagt Dberbaftor El)r. Ulug. ©erfbolg1), baß fie ben fRationaliSmuS tbrer Beit in ber ebelften unb Würbigften SBeife, an ftä) gleidjfam perfonifigiert, barftetlten unb bamit ben Einfluß erflären, ben ihre Senfart auf bie nacbi bent Tauwel'feld) ber 3lufflärüng

©erlangcitben, bie fid) burd) bie Slutorität foldjer güljrer moralifd) gerechtfertigt faljen, üben mußte,

„^la jftfcb gebilbet, mehr ober weniger bis gur immer felfener werbenben meifterfdjaft in fcier ©e=

banblung beS Sateht, m it ausgezeichneten ©a=

ben ber ©erebfamfeit, wenn autf) bei jebent eigen=

tümlicb, fei es bon ber Hanget ober bom Ha=

tbeber; umgänglitb unb gern gefeben in ben Hrcifen feinerer fflitbungsformen: praftifcb tüdj*

tig fü r tätiges Eingreifen in bie ¡yttterefjen einer

©ürgerwelt, wo Slot nnb Slrrnut neben Sfteichtum unb oft fcbnell erlangtem SSoblftanbe bas mit=

leib gu belfenber Teilnahme leidet anregett, ffa=

ren ©erftanbee, Was ber folibe ©eftfjäftsntaun immer gu fdjätjen weiß; ihre Temperamente in

©erbältnis gueinanber fo glücEIidö gemifebt, baß

!) m tttcilungen unb Stadjricbten fü r bie ebana.

©eiftlicbfeit fRußlanbS. 12. ©b. 1856, S- 536.

fte jui) gegenteilig ¿u ergänzen fcpienen; babei, menn au cp äußerlich berfdpieben fiep ¡febenb unb barftellenb, bocp in ber ©runbricptung Ufrer reli»

giöfen 9luffafjung bollfommeit übcreinftimmenb,

— tn ber Sat, es hätte 98unber nehmen muffen, einer Ileinen VanbfabriE, fpäter and) ^Ratsherr.

Surcp üepre unb Veifpiel fuchtelt bie ©iteru ben Änabcit ¿u einem tücptigen Sölann heran»

äujieheu. Strenge 91e(ptli<pEeit, aBahrpettSliebe, DpfermilltgEeit unb ©emeinfinn maren bie ©tgen»

fchaften, bte ber Vater auf ben ©opn übertra­ ber altEIaffifcpett S iteratur; hier gemöhnte er fich an bie ftetige SluSbauer in Verfolgung feiner fcpriftftellerifcp unb päbagogifcpi als Hauslehrer tätig gemefen mar, Wollte fiep ber junge l)r. phil.

in Setpjig als ißribatbojent nieberlaffeit. Sa erbtelt er aus sJtiga bie ehrenbolle 9Iuf|forbierUng, bas SReEtorat ber Sontfcpule ¿u Übernehmern Von Herber, ¿u bem er burdh feine '-Bearbeitung

genoffen ©eorge ©otlinS, ben fpäteren Vrebiger an ber reformierten ©emeiube in fRiga, ber ihm begeifterte ©cpilberungen bon ben Sugenbeit ber Rügen) er entmarf.

2lm 13. ©eptember 1788 tra t ber erft 23 gab re alte ©onntag fein neues 3Imt als fReEtor ber Somjcpule unter fdjmierigen Verhättniffen an.

Dtacpbem fein Vorgänger in mancher Vejiehuna ainftoh erregt hatte, mar baS jReEtorat ein gapr

2) 91. 9t Smu ß , ® r. ü. ®. ©onntag unb bie iRigafchen ©tabfbtätter, 9iiga 1860, @. 6.

lang unbejebt geblieben. 9lußerbem mar in

¡Riga bamatS bie Beit ber ©tatthalterfchaftSber?

faffung, in ber ber ©ouberneur VeElefcpem ritci»

fichtslos auch gerabe in ©cpulfragen gegen bie bisherigen ©iuricptungen anEämpfte. SaS ftäb»

tifcpe ©epuIEollegium mürbe im 9Mr¿ 1789 auf», getöft unb bie Sontfcpule bem bon VeEtefchem geleiteten ftollegium ber allgemeinen gürforge im terftellt. Brtgleicf) mürbe eine gan¿ neue Uehrberfafjung, bie nicht als Verbefferung be»

tra u te t werben Eonnte, eingeführt. 9ütr ein gapr, in bem er freilich tutet) 9tlbanuS 98orten bemiefen hatte, „w ie bieter gahre 98irt'famEeic ein Eräfttger SRann in ein einziges ju conten»

trieren bermag", behielt Sonntag feine erfteStet»

tung, bann übernahm er, bermuttich um als unb 9RitgtiebeS beS bamaligen ©oubernementS»

9RagiftratS. Sa bie ©he EinbertoS blieb, nahm

©onntag jmei 5ßftegeEinber ins 'HauS- fRachbem er 1791 öberpaftor gemorben mar, gab er feine erfolgreid)e unb anregenbe päbagogifdje Sätig»

Eett altmähltch ganj auf. fRafch hatte fichi ©onu» beS liblänbifcpen DberEonfiftoriumS, 1803 ©e=

Hilfe beS liblänbifcpen ©eneralfuperintenbenten SauEmart unb fepr halb barauf beffen 9tachfoIger im 9lmte. ©inen 5Ruf ¿um ißrofeffor ber Äircpen» Sonntags tpeolögtfcpe 9lnfcpauun/gpn ¿u fcpiil»

bern. Sap er, ein eepter ©opn feiner Bett, burcpiauS fRationalift miar, ift bereits gefügt.

S afür aber, mie ©onntag ben ^Rationalismus aufgefapt unb bertreten hat, m ili icp noch ein»

mal ben Dberpaftor ©pr. 9lug. VerEpolj unb ben reformierten ißteöiffer H- ®a!ton in Meters»

bürg als Beugen anführen. Sie paben bei aller 9lnerEcnuung feiner Verfoit über feine ©epriften mehrfach ein fd)arfeS U rteil gefällt, Eönnen alfo als burepaus unparteiifch' gelten. Saltón fagte

bon ihm,8) er habe bie ffemfchenbe neologifche i 3eitftrömüng in cbelfier SSctfe bertreten. „Stielt einer ieidjten 2iufEiärung ©erfechter mar er, nod) biel mentger ber friboien © bielart; auf ferner chrmürbigen ©eftalt ruhen lichte ©trauten be§ ©eifteg bon ©erber." ©r habe mefentlich Jur Ueberminbung beS ^Rationalismus unb 2ln=

bahnung eines tieferen, menn aud) junächft nur äfthetifdjien ©erftänbniffeS ber ©eiligen Schrift 'beigetragen, er habe ben fbäteren Uebergang ju einer tieferen ©rfaffung beS ©bangeliitms me=

fentlid) erleichtert- Unb ©erlijois, ber in jRiga wohl ünt meiften ju einer folgen SBiebeber»

meüitng neuen djriftlic^ien Sehens nad) ber ¿fett ber Sluftlärumg beigetragen hat, fprad) bod> ftets nur m it ber größten ©odjad)tung unb ©brerbiietung bon bem iRatiomaliften Sonntag unb beffen greun»

ben. ©r fdjilbert iljn als einen 2Rann, ber fich er als bermeiliges ©rgebnis aufrichtigen gor=

fchenS erringen tonnte, ©r mar nie abgef<hlof= herrfc|enbe fcharfe ©egenfah jWifchen Sutl)era=

nern unb ^Reformierten fanb als ein Reichen be=

fdjräntter © infeitigleit nur ein mitleibigeS ©e=

bauern, ©benfo hat ©onntag bie ©ermhuter,

tra ft unb inneren ©eredhitigung ber 2luffl!ärungS=

bhtlofobhie ein ©nbe nehme, ©ehr dharafteriftifdj 3) ©. ® a 11 o n, ©erfaffungSgefdhiibte ber eb.=

luth- Kirdje in SRuglaub. ©otha 1887, ©. 221.

i > (© h r. 21 u g. © e r l h o l j), ©rinnerungs=

blatt an ben 10. 2luguft 1865, Sonntags 100=

fahrigen ©eburtstag. Stiga 1865.

i ift eine 2leufjerung Sonntags in einer Schilberunjg ber Jubiläumsfeier bon 1810. „2 ln bem feier=

liehen ©otteSbienft ber griechifchen ©aub'ttirchie in ber gitabelle" — fo fdjrieb er in ben „Stig, Stabtbiättern" — „nahmen auch bie broteftanti»

fdjen ÄreiS=©eiftlichen unb Slbgeorbneten beS

©tabt=SJtinifteriumS (©eiftlichieit) ben hollen 2ln=

teil ber bortigen Kirchenfitte, m it gebeugten Knien unb feiernben Sibben ben ©efreujigten berehrenb, oem ju hnlbigen ja bie ©hriftenlehre a l l e r Sons feffionen bie ©elfter unb ©erjen lehret." ©ei aller greif innigfeit unb allem1 ©intreten fü r ein brüderliches Jufammenwirl'en m it ben anberen Äonfeffionen mar Sonntag aber hoch burchauS ge=

gen eine ©erfchtneljung ber broteftantifd)en Kirchen in e i n e „ebangelifche Äirche", mie fie bamals in einem ©rlafj beS ÄaiferS bom 7. Ja»

nuar 1818 angeftrebt mürbe, ©r fanb, bah fie in mefentlichen ©laubenSbunften in offenbarem SSiberfbriuch jueinanber ftänben unb fid) baher loeber ber dufferen firchlichen nod): ber inneren bogmatifchien ©erfchiebenheiten megen bereinigen liegen.5).

Sonntag bertrat burchauS ein ©hriftentum ber

®at, mie fid) benn überhaubt „bie 2lufflärungS=

fd)ule in ifiblanb burchi eine ® atfraft, einen braf=

tifchen S in n unb eine Unerfchrocfenheit auSge»

jeidmet hat, melche ben ©ertretern beS ©ietiSmuS unb ©errnhuts bielfach gefehlt h a t."6) „® ie Stiebe sum aRenfchengefchilechi", fagt Sonntag 1789 als junger ©aftor in einer fßrebigt, „burch bereu ©mbfehlung fich ba§ ©hriftentum als bie IReligiton ber üiebe erhieift, befteht nicht in un=

beftimmten 2htSbrüchen bon 3ärtli<hfeit unb ©ifer über in fthönen, fügen SBorten, fonbern in ©bei», fen, Xränfeit, Sröften, ©eiehren, ©rinnern, 2R i f=

leiben unb 2R i tfreuen." Unb am- ©nbe feines ifebenS — im Jahre 1826 — ermähnt er baS ihm liebgemorbene, ehrmürbige fRiga, trog fd)ioe=

rer Jeiten bodj: ©utes tun unb nicht mübe mer=

ben! ©r felbft aber hat, menn er aud) biel in 2lnfbruch genommen mürbe, hoch1 immer mieser feinen DRitmenfd’en j;u helfen gefud)t.

Sonntags bielfeitige Sätigfeit nach allen IRidi»

tuiigcn hin ju fdtjilbern, ift in bem m ir suge=

uadiläfftgtc »Räbcheufdiulmefen intereffierte. ©r fdjrieb felbft Katechismen unb anbere Sehr»

bûcher für bie Schulen unb' ben Konfirniünbenun»

Sitteiigefchichite beS 18. JahrhunbertS. IRig. 211=

iiianadji f. 1873, S. 32.

terrtcbt Siutljerg Katechismus hielt er fü r über*

lebt, unb er mar überzeugt, Sutber felbft mürbe erftaunt fein, bafj man „feinen Motbebarf bes 21ugeit!blidS nun faft 300 Sabre erholten gu mitfiert geglaubt habe." Unfer Beitalter mirb toobl nad) meiteren 100 Sauren eine Miicffebr gu Luther beut bon (Sonntag gebotenen ©rfatj bor*

Sieben.

©eljr halb nach beut Sin t r it t feines 2lmtes als (Seneralfuberintenbent mürben (Sonntag unb bie liblänbifcben p'rebiger bont ©eneralgouberneur

©rufen ©urbömbcit beim Kaifer megen Iitur=

gifeber Neuerungen bertlagt. ®aS gab ©eranlaf*

fnng gu längeren ©erbanblungen unb gur ©in*

f,übrung einer neuen „litu rg ifä je n ©erorbnumg", an beren 2luSatbeitung fidb Sonntag lebhaft be=

teiligte. ®ie fletne (Schrift, in ber er biefe ©er*

banblnngen febilbert,7) bietet manches ¡jjntereffante unb_ auch' gerabe fü r feine perföniidfJeit ©bautEr teriftifebe. Ißor allen Singen fuchte man bie (Stbmierigfeit, allen berfdbiebenen Micbtungen in*

nerbalb ber eigenen itircije geredjt gu merben, gu überminben. Wan mollte möglicbfte Freiheit ge*

mäbren, beim „ber fogeit. Geologe ntufj nicht felbft bas merben mollert, ma§ er bortnals ben ertbobosen fdjalt, ein ©laubenS*Bmingberr". $a*

ber Söeibebaltung ber ©ibelmorte, foloeit möglich-

„Uln biefe", fagt er, „fa n n fid) niemanb ftoften,

©ebürfnis beeinträchtiget, nodf baS 28er£ ©otteS aufgeljalten gu haben."

©leid) nad) ©eettbigung biefer 9!rbeit machte fid) Sonntag an bie ©rlebigung1 einer meiteren Aufgabe, ©s galt, ein neues, ben berrfdienben ülnfcbauungen entfbredjenbes ©efangbud). fü r bie ebangelifcben ©emeinben gu befdjiaffen. Sonn*

tag unb feine greunbe Sib. ©ergmann, SllbanuS, Sonntags bocbbielten, einem neuen ©efangbuebe meicben ntüffen.8)

©efonbers am ©ergett lag Sonntag bie ©erbrei*

tung ber ©tbel m allen Klaffen ber ©ebölferung,

baber nahm er im Sabre 1813 marmen Slnteil an ber ©egntnbung einer ©ibelgefellfcbaft fü r Mttft*

?an'b unb ihrer meiteren ©ntmidlung. $aS gab tl)m ©eranlaffung, fid) auch' m it ber ©efdiidite ber letttfeben unb eftnifdben ©ibelüöerfekungen gu beidjaftigeu unb (1817) eine Arbeit barüber gu oeröffentlicben.

2ln bie neue ©ottesöienftorbnung fdjloffen ficbi balb ©erbanblungen in betreff einer neuen Ätrcbenberfaffung, bie erft im1 Sabre 1832 nach Sonntags ®obe gu ©nbe geführt morben finb.

lute biefer fid) gegen eine ^Bereinigung ber brote*

ftanttfeben Kirchen in eine ebangelifcbe ausge*

fprod)en batte, fo mar er auch fonft oft in ber

«age, feine befonbere Meinung berteibigen gu müffen, gumeilen auch gegenüber ben ©ertre*

tern ber üib(änbifd)en üiitterfdjaft. ■>) ©efonbers gmet fragen mürben biel erörtert: bie fircMicbe Sonberftelfung unferer ißrobingen unb bie ©in*

fn/H'nnS &ey ©b'iffobalfbftems in unfere ebanqe*

Itfdbie Mird)e. — Um gegen ben berrfdjenben fftatic*

naltS'mus augufämbfen, mollten ber .ftaifer unb bte tbm Siabeftebenben bie ebangelifdie Äirdfe reorganifiereu (1819). Uebec alle ebangelifcben

©emetnben bes gangen Uteidjeö follte ein Sjiidtof m it einer bominierenben Stellung eingefetgt mer*

ben. ©s mar ein Muffe, 31. 2nrgenjem, ©befl bes .futltusbebartements, ber guerft ©infbradte hiergegen erhob unb auf bie burd) ben Mbftäb'ter ffrieben gemäbrleiftete befonbere Äirdfenberftoffunq ber Oftfeebrobingen binmies.10) Jvnfolgebeifen mürbe ber gtnnlänber ®r. ©bguäuS n u r gum ©i=

fd)of bon Petersburg ernannt, aber ber fßlan mürbe nicht fallen gelaffen. 28ie Surgenjem es borausgefeben batte, fühlte man fid) in öiblanb bierburcb fta ri beunruhigt. ®aS DberEottfiftoriitm ubergab bem Miarguis Paulucci eine an ben Äai*

ier gerichtete, bon Sonntag berfafete SubliC (9. Sebtember 18:19).«) Unter Berufung auf baS Privilegium Sigismundi Augusti mürbe an bte firdjlicbe 3lutonomte öiblanbs erinnert, ge*

gen bte ^Bereinigung ber beiben broteftantifdjen Äonfeffionen unb bie ©rnennung eines gemein*

famen 33ifd)iofs ©infbracbe erhoben. Bum' Sdjütfi bes langen Schreibens mürbe um SSeibebaltung ber bisherigen fird)Iid)en fBerfaffung gebeten, ©ei ben meiteren SBerhanbiungen in Petersburg bat ber IBorfttjeitbe bes ©eneralfonfiftoriums, © ra f Ä a rl Sieben, beffen b'ietiftifche ©efinmtngSqenof*

fett Sonntag gern befeitigt hätten, heftige" ©or*

mürfe gegen ben liblänbifcben ©eneralfuberinten*

benten unb bte bon ihm berfafiten Schriften:

Katechismus, baS ©efangbuch unb bie mora*

lifdien ©orlefungeit fü r bas meibliche ©efchilecbt erhoben.1-) ©et beit in Sorfm t (1822) unb in

®- S o n n t a g ©efchichte unb ©efidjitS*

fü n ft ber allg. ltturgifd)en ©erorbnung fü r bie Siutberaner im Muffifcbeit Meidge. Mfga 1805.

») © b r . 21 ug. © e r f b o l g , B ur ©efdncbte

125 (1824) in berfdjiiebeneu Äommtffionen fort»

gejegten ^Beratungen hat Sonntag eine einfluß»

f®t(i5e, gcfpielt. ©inen bon Petersburg ju r Pegutachtitng etngefanbten weiteren PerflaffungS»

entwurf hat er fü r annehmbar e rflä rt, ba oen früheren Peforgniffen größtenteils botgebeugt lei. ©s j ej f meinte er, fo wenig möglich wie ratiant, bie Dftfeeprobinaen m it dem In n e rn be§ Reiches Eircglich in allem gleidj ju organifte»

ren, bod) feien in bem © ntw urf bie Sofalber»

faffungeu forgfältig berücifidjtigt worben. SSeittt M ) bas Sanb bereit eriläre, int 3ntereffe bet vUIgemeinfjett „baS SBidjtigfte jutn Dpfer ju örin»

gett: tt)re fettberige firchiicge Slutouomie unb Unabbangigfeit", fo fönnten bie einzelnen .ftor»

porattonen um fo Weniger berlangen, bet allen igren fettherigen Rechten ergattert ?,u werben,

©atte man in Petersburg Rüdfidft geübt, fo wollten and) bie Siblänber nid)t ftarr am Stanb»

gunft ber p ribilegien feftf»alten. ©tnmitttig würbe aber in Porpat unb in Riga, wie es and) in ber

© upplif gefdjeben War, gegen bie © in p g tu n g etnee- ©piffopalfhftem'S, nach bem unter einem

© rjbifdjof in Petersburg bie ju Söifdjöfeu umbe»

nannten Superintenbenten fiepen foltten, pro»

teftiert. Wan hielt es fü r jweifelgaft, ob es rat»

abgeneigten Zeitalter fegt proöle»

manfcg. Watt begegne bem p la tt m it Mißtrauen, Äonfeffion Wett gefährlichere nach frcf> ^ietjen Tonne. W it beim Pobe RlepanberS I. gerieten nur bie praftifdHeelforgerifche, fonbern augleich’

bie bratttfch» ftaatsbürgerliche gewefen"13). 3n einer gingelegenheit fühlte ficg Sonntag foWogl als Seelforger Wie als Staatsbürger bcrpflt dflct, feine Stimme au erheben unb ein ernftes Wagn»

antrat, ©arlieb Werfel hatte ihm Witteitungen über bte Rbfaffung bes fpäter berühmt gewor»

13) Rig- Bettung 1885, Rr. 13.

benen PucgeS „P ie Setten" gemacht unb ihm bie ©tnlettung ju bemfelöen jugefd)idt.14) gu gleidjcer Seit hatte Sonntag ben Diuftrag erhalten, ju r ©röffnung bes Sanbtages, auf bem auch bie Pauernfrage oerhanbeit werben füllte, in (stell»

bertretung bes ©eneralfuperiutenbenten bie Sattb»

tagsprebigt ju halten. @r fpracg bon ber ,,©r=

munteruug jum ©emeingeifte" unb hob auleßt bie Rotwenbigteit ber „Perbefferung unb ©rifö»

hung beS DSohlftanbes unferes Sandmannes" her»

oor. „Paß hier noch diel ju tun fei" — heißt es in ber predigt — „fagen alte ©uten unb wahr»

haft ©bien unter Shaen felbft laut, bas fühlt jeber tief, ber bie fo fdjarf aöftedfettcc Ä u ttu r bes ©ebieters unb bes ©ehonhenben beheraigt, bas ru ft P ir, Ulbel SibianbS, bie Stimme bes gefamten gebilbeteit ©uropa aufforberub ju ."

Sonntag berlangte nicht auf einmal unbebingte greiheit, aber in warmen einbringlichen PSor»

ten bte allmähliche Pefferung ber materiellen Sage unb ber „moralifchen Ä u ltu r" bes Sanb»

manns. Pie Sßirlung ber prebigt War eine große.

Ste Würbe auf Perlangen bes SanbtageS gebrucft, unb bem Di ebner würbe eine gdlbene Pofe m it 50 Pufaten unb ber aiuffchrift „©emeingeift"

als ¿feiern ber Dlnerfennung notiert. Werfel jdfrieb im g d llt6 1819 an Sonntag: „3df entwarf

„P ie Setten", aber ohne 3gre treffliche Sanb»

tagSprebtgt bom 3ai)te 1795 wäre baS Wanu»

ffrip t Wohl im p u lt liegen geblieben. Sie ha»

hen bas Perbienft, baß bas Puch erfdfien."1S 16) Späterhin haben Sonntags wiederholte Wahnun»

gen bei manchen Dlergernis erregt, fo daß er ficf»

im 3ahre 1821 beranlaßt faß, feine fämtlicheh SanbtagSprebigten „ j u öffentlicher Rechtfertigung"

brucfen ju laffeu. ©r blieb aber bod), wie 3-

©darbt fagt, „fe in Seben lang ber erfte bürget»

liege Pertrauensmann ber R itterfdjaft, ü jr Pe=

rater in ben fchwierigften Dlngelegeitheiten, ber intimfte greunb ber beften ihrer Söhne.1«)

Pte prafttfeh = ftaatsbürger liege Peanlagung Sonntags bewirfte es, baß er ficgi auch m it ©r»

folg auf juriftifdfem ©ebiete betätigen fonute unb feit 1818 ein hochgefchägtes Witglieb ber litt»

länbiid;ien p ro0ittgialgefetj=Äornrntffiotr würbe, bie eine Sammlung ber in Siblanb geltenben pro»

btnaialgefege deranftalten füllte. W it tiefer Pä»

tigfett htagen außerorbentlicg mühfame Dlrbeiten aufammen, die Sonntag in ben gageen 1822 bis 1823 oeröffentlicgte, fo befonbers baS ,,©hro=

nologifcge Perjeidjuis ber libläubifcgen ©ouoer»

ncmentSsRegieruirgSpatcrtte bon 1710—1822".

eigenen Slrbeiten feinem tomfieteitteren Bichter untcrmerfen fönne, al« Sonntag, ba befielt Ver*

bienfte um biefen Seit unfere« baterlänbifchen Bedfte« gtt allgemein anet'faitnt feien, al« baff fie noch befonber« gu ermähnen mären.17)

Von bcn Befultaten feiner fonftigen entgehen*

Den t)tftorifd)en Siubieit hot Sonntag mancherlei itt beit boit il)m rebtgierten ijeitfclriften ber*

öffentltcijt. (Sr Ijat aber and) anbete gu folgen Stitbien aitguregeu gefugt unb immer mieber auf bie Botmenbigfeit, in bet Vergangenheit ber

©eirnat gu forfdfcn, ijingemiefen. So hot er auch noct) gerabc in beit lebten fahren feine« Sehen«

in ber S3iter,ärifd>iorafttidjett Bürgerberbinbuitg mteberbolt bie Sammlung inlänbifcher Srucfmerfe unb t)tftorifci)=ftatifttfc^eu Btaterial« aller 2l r t au*

geregt. Sie Bürgerberbinbuttg follte e§ a u ^ nach feinem aSnnfdje übernehmen, bie bielfach ber*

breiteten falfchett Badfrichien über ttnfer SanD guredftguftellen unb burd; befjere gu erfetjen. (Sin meitere« Verbiettft hat fid) Sonntag um1 nufere hifiortfdjen Brdjibe ermorben. (Sr hat burdh bie liOlättbiftfi.e Vrobingialgefeß=üommtfiioit, .ba'ßei frä ftig unterftütjt burchi ben Blarqui« ifSautucci, erfolgreicfji baljin gemirfl, baß bie imtgühre 1710 nach Sdfmeben berfchtebbteu mertbollen 3lrcßt=

halten mieber gurüctgegebeu mürben. Sonntag felbft hot bann, folaitge er noch am Sehen mar, bie Verteilung ber Sotumente auf bie einzelnen Sirchioc geleitet.

yiebcit allen biefen bielfeitigen Slrbeiten, neben feiner auggebehnten Beruf«tätigfeit, m it ber eine gemaltige Äorrefftonbeng unb häufige Beifett ber*

bunben maren, hat Sonntag immer noch 3eü SU einer rachen fchrtftftellerifctjieit Betätigung gefun*

ben. E« gab faunt ein ©einet titerarifdjier Beben, auf bem er fid) nicht m it E rfolg ber*

fucht hätte. 9118 fßäbagoge unb Sheoioge mollte er neben feiner eiitbtuif «bollert müublicfjiett Bebe auch burch bie Sructlegung feiner Sehrbüchier, Be* Schriften mohl nur noch Itterarhiftorifchen Viert.

Sm Saufe ber Saßre hot Sonntag auch 6 Seit*

fdjriffen heraubgegeben, bon benen ein paar läit=

gerc 2eben«bauer bemiefen hoben, fo ber bon ihm nur geitmetltg rebigierte Btertetfche „8u*

fdhauer", bor allem aber bie „Bigafchen Stabt*

blättcr", ba« auf feine g nitiatibe herausgegebeite Organ ber Siterärifd^bräftifchen B ü r gerberb itt=

bung, unb bie Ergängung bagu, ba« „öftfeefjro*

biitgett*Blatt", ba« bon Viertel al« „V ro b in g ia k blatt für Äur=, Sib* unb Eftlaub" fortgefeßt morben ift. Boch menige Stunben bor feinem Sobe hat fich Sonntag um bie Stabtblätter Sagegangelegenheiten folgen unb baran feine Be*

trachtungen unb Btahnungen fniibfen. Sie „B i=

gafdjen S tabtblätter" finb be«halb auch al« ,,ba«

herfonifijierte Stabtgemiffen ihrer 8eit" beteicti*

net morben.

Sonntag« reiche« unb bielfeitige« ÜBiffen, feine große Berebfamteit unb feine gange ^araEteribtoile ißerfönlichEeit hoben ißit einen mächtigen (Sin*

fluß: auf feine geitgenoffen unb über fie hinau«

aubüben laffen. „geber 8o ll ein B iann!" — fagt Berlholg bon ihm. „Schon bie (Srinnerung an ihn ift erfrifchenb unb erguiefenb. Sagu*

tarn eine gemiffe, gumeilen auch fmlternbe

tarn eine gemiffe, gumeilen auch fmlternbe