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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 23, No. 1 (Stron 72-76)

V e r e in d er M ontan-, E ise n - und M a sch in e r i-In d u str ie lle n in Ö sterreich .

U nter grofser B eteiligung der Industriellen und zahlreicher offizieller P ersönlichkeiten fand am 17. N o­

vember eine V ersam m lung statt, welche' die gegen­

wärtige, höchst ungünstige Lage der österreichischen Eisen- und Mascliinenindustrio zum G egenstände hatte.

Das E reignis des Tages bildete eine Rede des Z entral­

direktors K e s t r a u e k , durch w elche die bestehenden V erhältnisse in schärfster W eise gekennzeichnet wurden.

Die Rede, lautete.: . w idersprechen. U nsere w irtschaftliche Entw icklung g eb t dabin, dafs . wir nur m it geringem T eil auf E xport zu rechnen haben, "ich möchte warnen, diesem Phantom wie einem Schlagw orte nachzujagen, sondern Bedacht zu nehmen auf die E rstark u n g des lulandsm arktes. auf volksw irtschaftlichem Gebiete getrieben hat. Dafs ein Land seinen selbständigen E ntw icklungsgang gehen k a n n ,. sehen Sie an N ordam erika, dort spricht kein Mensch vom R ückgang der ausländischen Industrie.

In Ö sterreich ist man geneigt, zu sagen, in Österreich in dem Sinne allgem einer kultureller Rückständigkeit, j

w ir sind rückständig in der m angelnden Deckung vor- j bekommen, als Illustrationsfaktum der R ückständigkeit. j .A n eine Besserung; fä h rt Redner: fort, denkt man technischen ßildungswosens. Die W iener Technik ist ein Skandal, und Leoben, wie es heute existiert, bedeutet Rückständigkeit. W ir sind rückständig auf kommu­

nalem G ebiete; es is t eine Schande zu sagen: P ra g hat kein T rinkw asser und keine K analisierung. W ir sind rückständig, w eil für tatsächliche Bedürfnisse nicht, vorgesorgt w ird. Man h a t in der letzten Zeit bei der R egierung viel von N otstandsbauten gesprochen. W ir .wollen keine N o tstan d sb au ten , ich verw ahre mich dagegen, w ir verlangen R ückstandsbauten. E s wird von N otstandsbauten gesprochen, als ob es sich handeln würde um den B au von Pyram iden oder einer chinesi­

schen M auer; w ir verlangen Bauten, die notw endig sind, die Bedürfnisse darstellen. Man sagt, zum Bauen braucht mau Geld, und Geld haben w ir nicht. D er österreichische S taat befindet sich im Zustande eines P rivatunternehm ers, der nicht investieren will, weil er kein Geld hat. E in solcher U nternehm er ist ver­

loren. D ie W irtsch aft des Staates unterscheidet sich in diesem Punkte nicht von der W irtschaft eines P rivatunternehm ers. Man findet Geld, wenn man will.

Diese R ückständigkeit kann sich furchtbar rächen.

Eine solche finanzielle P o litik kann d i e . schlechteste es ohne Reserve aussprechen, m it Freim ut, der industrie- feindliche G eist mufs doch irgendw o seinen Sitz haben, diesen Sitz h at er in der Burcaukr.atic, von der w ir b eherrscht werden. Die M ehrzahl unserer B urcaukraten sind angekränkelt von dem allgemeinen Geiste der A rbeiter, haben die. B erechtigung, Sozialisten zu sein, weil sie die Folgen ih re r H andlung am eigenen Rock spüren. D er B ureaukrat m erkt diese Folgen nicht.

Ile r A rbeiter wird zur E rkenntnis kommen, dafs er das, was er tut, an dem eigenen Leib zu spüren bekommt, das sehen die B ureaukräten nicht. Diesem, hureaukratischen G eiste wird von den Industriellen, die ich n ich t von Schuld freisprechen kann, n ich t jener Damm entgegengesetzt, wie er soll. U nsere. In d u ­ striellen leiden an Servilism us und Opportunismus. E s gibt viele Industrielle, die über irgend eine

Ordens-74 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachcer einen. 23. Jahrg. Nr. 1.

auszeichnung ihre Standesinteressen vergessen, es gibt Industrielle, die sich durch eine M inisterrede in Sicher­

h e it wiegen und nicht sehen, dafs der M inister, der sich alle volksw irtschaftlichen Sentenzen zu eigen macht, sich in den Delegationen n ich t m ehr erin n ert und ruhig von ihm verlangt, w irtschaftliche Interessen zu ver­

treten, einen über die Achsel ansieht, denn der Mann

legentlich von G esetzentwürfen, die sich der Industrie schädlich und unpraktisch zeigten, folgendes:

„Ich bin eben unter E u er M ajestät M inistem allen­

entwürfe, überw iegend Juristenarbeit, stiften oft U nheil, und die A bgeordneten aus dem praktischen Leben sind Damm entgegenzusetzea, in dem Bewufstsein der Stärke und Macht der Indus!lic und eingedenk des W o rtes: statt. Dem nunm ehr vorliegenden Bericht* entnehm en wir, dafs die Entw icklung des V ereins im Ja h re 1901 eine befriedigende gewesen ist. Die M itgliederzahl ist von 2406 auf 2587 gestiegen. Die Zahl der Bezirksvereine h a t sieh seit der letzten H auptversam m lung um den Märkischen Bezirksverein mit dem Sitz in B erlin ver­

mehrt, so dafs der Verein sieli nunm ehr in 19 B ezirks­

vereine gliedert. Den breitesten Raum in den geschäft­

lichen Verhandlungen nahm der B e r i c h t d e r P a t e n t ­ k o m m i s s i o n und die an denselben sich anknüpfende Diskussion ein. E s kann natürlich nicht unsere Aufgabe sein, hierüber eingehend zu berichten, w ir wollen

versam m lung des V ereins deutscher Chem iker beauftragt

* „Zeitschr. f. angew. Chemie“ 1902 N r. 38 bis 41.

I den V ereinsvorstand, in einer E ingabe an den H errn t P räsidenten des Patentam ts zum A usdruck zu bringen, dafs die gegenw ärtige milde P raxis des Patentam tes bei der A uslegung des § 1 des Patentgesetzes (Begriff der Erfindung) dem eigenartigen W esen der chemischen E rfindung nicht genügend R echnung trä g t und daher die berechtigten Interessen sowohl des erfindenden Chem ikers w ie der chemischen Industrie schädigt.“

Nach einer längeren Debatte, in die auch der P räsident des K aiserlichen Patentam tes, W irkl. Geh. O berregierungs­

ra t von Huber, eingritf, beschlofs die V ersam mlung, einer goldenen Ehrendenkm ünze für hervorragende V er­

dienste in der angew andten Chemie beschlossen. — A us dem w issenschaftlichen T eil der V erhandlungen h a t fü r den E isenhüttenm ann zunächst der V ortrag von F e r d . F i s c h e r :

Zur Theorie des Bessem erverfahrens Interesse. D ie äufsere V eranlassung zu diesem V ortrage w ar durch eine A bhandlung von P o n t h i e r e * gegeben, dessen therm ochem ische Berechnungen der V ortragende für n ich t zutreffend erklärt. Auch die Berechnungen

proben einer Bessem erbirne durch ein E isenrohr anzu­

saugen, bemängelt, da durch den im Eisenrohr gew öhnlich vorhandenen R ost K ohlenoxyd und W asserstoff oxydiert werden, w ährend blankes Eisen Sauerstoff aufnimmt.

E r h ä lt diese Gasanalysen überhaupt nicht für geeignet, w eniger K ohlenoxyd und W asserstoff verbrannte.

Fischer bezieht die B erechnung der W ärm ever­

hältnisse des Bessemerprozesses auf das Atom- bezw.

M olekulargewicht in Kilogramm,** wie folgende Tabelle

| z e ig t:

1. Januar 1903. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 75 dafs Ausgangsstoffe und Produkte gewöhnliche Tem­

peratur hatten. E s müfste daher, streng genommen, die W ärm e bestim m t werden, welche durch die R oh­

stoffe (geschmolzenes Eisen, Prefsluft, K alk) eingeführt, j und diejenige, welche durch Gase, Eisen und Schlacke bleibt. Die R esultate der Fischerschen Betrachtungen sind im folgenden unter geringen Auslassungen wörtlich j wiedergegeben. Silicium bezw. die Bildung von Silicat liefert die meiste Wärme, dann folgt Mangan, dessen W irkung aber durch teilw eise Verflüchtigung beein­

trächtigt wird. Beim Phosphor wird die V erbindungs­

wärme von K alk m it Phosphorsäure wohl durch die Erhitzung des K alkes und das Schmelzen des Phosphates aufgewogen; so dafs kaum m ehr als 510 hw zu rechnen sind. Die V erbrennung des Kohlenstoffs zu K ohlen­

oxyd ist für die Erw ärm ung des Eisens unwesentlich, m eist auch die B ildung von K ohlensäure, da wegen der mit der Tem peratur stark steigenden spezifischen W ärm e viel m ehr W ärme entführt wird, als durch F euchtigkeitsgehalt derselben zu vermeiden, dürfte selten lohnen. W esentlich günstiger w ürde die 'Ein­

Die(M üllersehe) Angabe, die Entzündungstem peratur des Kohlenstoffs liege bei 1400°, w iderspricht aller E rfahrung. W ird beim Bessemerprozefs atm osphärische L uft durch das flüssige Roheisen geblasen, so ver­

brennen alle Stoffe, welche m it Sauerstoff in B erührung komm en, so dafs zunächst nur von direkter Ver­

brennung die Rede sein kann.. D ie so gebildeten Oxyde treten aber sofort m it den übrigen Bestandteilen des M etallbades in W echselw irkung. Allgemein verbreitet ist die Reaktion : C -|- COi = 2 CO — 388 hw, so dafs also 12 kg K ohlenstoff sich m it 44 kg K ohlensäure unter Bindung von 388 hw verbinden; diese W irkung des Kohlenstoffs bedingt also eine wesentliche

Ab-j kühlung des M etallbades. Nach Troost und Hautefeuille i gib t R oheisen m it K ieselsäure oder Silicaten gu-

> schmolzen K ohlenoxyd und Silicium, welches vom Eisen i aufgenommen w ird : Öa + Si 0* = 2 C 0 + Si — 1620 hw. W ärm eentw icklung und danach besonders lebhaft.

Ä hnlich verhält sich M angan: Mn — C O 2 = M n 0 -f Kohlenstoff vor Verbrennung, sondern sie reduzieren die V erbrennungsprodukte des Kohlenstoffs und ver­

anlassen so die Z urückführung desselben in das Eisen.

V iel schw ächer ist die W irkung des Eisens. Nach Äkermau beginnt die Reduktion von Eisenoxyd durch Kohlenoxyd schon bei 300°. Nach F in k en er gibt demnach beim Bessemerprozefs neben der direkten V erbrennung eine Reihe um kehrbarer Reaktionen ein, welche einem G leichgewichtszustand zustreben, welcher von der W ärm etönung, der Tem peratur und den Mengen­

verhältnissen abhängig is t; von Einflufs ist ferner die Zeitdauer der A ufeinanderw irkung. Zur K larstellung dieser V erhältnisse sind noch umfassende Versuche im L ab o rato riu m ,. ferner an der Birne selbst durch U ntersuchung des Metalles, der Schlacke und der Gase (durch Porzellanrohr entnommen) erforderlich.

U nter den ferner gehaltenen Vorträgen streift das Gebiet des Eisenhüttenw esens der V ortrag von D r. H. G o l d s c h m i d t über:

Die Energiediclitc des-Therm its und einige neue technische Anwendungen d er Aluniinothermie.

In der E inleitung seines V ortrags berechnet Gold­

schm idt die bei der alum inotherm ischen E isendarstcllung entw ickelte disponible W ärm em enge zu 925,05 Cal. für 1 kg Eisen. Da 1 k g T herm it praktisch etw a ’/» k g Eisen gibt, so liefert 1 k g T herm it etw a 450 Cal. A ngesichts dieser bei oberflächlicher B etrachtung aufserordentlich niedrig erscheinenden Zahl möchte man es kaum für möglich halten, dafs so überraschende therm ische Effekte m it H ilfe des Therm its hervorzubringen sind. A llein man h a t sich zu vergegenw ärtigen, dafs nicht nur die Reaktion, die sich bei sehr hoher Tem peratur abspielt, aufserordentlich schnell vor sich geht, sondern auch vor allem keine flüchtigen V erbrennungsprodukte auf- treten und man deshalb im stande ist, diese Mengen

| von Calorien in gew isser H insicht quantitativ aus­

zunutzen. 1 kg T h erm it brennt in etw a 1 bis 2 Sekunden j ab, sobald etwas gröfsere Mengen auf einmal im Tiegel

! entzündet w erden, z. B. 10 kg. Gelangen gröfsere M engen, bei denen gröfsere Entzündungsflächen in W irkung treten können, zur Reaktion, so w ird das A bbrennen eines K ilogram m s T herm it noch erheblich beschleunigt. Angenom m en, dafs in einer Sekunde beim Abbrennen von 10 k g T herm it nur 300 Calorien

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entw ickelt werden, so entsprechen diese, das mecha­

nische W ärm eäquivalent — 425 mkg — zu Grunde gelegt, einer mechanischen A rbeitsleistung- von 127 500 m kg oder 1700 P ferdekraftsekunden oder elektrischen Lichtbogens geheizten Ofen, da in einem elektrischen Ofen dem Schm elzgut in der Z eiteinheit ein so ungeheurer Strom bezw. W ärm em enge praktisch kaum zugeführt werden kann, vor allem aber nicht innerhalb eines Raumes von wenigen Cnbikdecimetern Inhalt, wie das beim A bbrennen von T herm it bew irkt wird. Das V erhältnis der E nergiedichte des Therm its (beim A bbrennen von 10 kg) zu der eines m it 500 P .S . betriebenen Stassano-Ofens berechnet G oldschm idt zu 1000: 1, für einen gleichfalls m it 500 P .S . betriebenen Calciumcarhidofcn w ird das folgende V erhältnis er­

m itte lt: a) Carbidofen zur gesam ten W ärm em enge des

spitze voll sogen. Entzündungsgem isches (Baryum super- oxyd und Aluminium) und E instecken eines in B rand gesetzten Sturm streichholzes zur R eaktion gebracht, wobei das ausfliefsende alum inogenetische Eisen gleich zur V erseilweifsung zweier Schienenenden verw endet wurde. — Ü b er die A nw endungsgebiete des alumino- v erh ü ttb arer Zinkerze, zinkhaltiger Zwischen-

und Abfallprodukte

können w ir, da derselbe einen dem E isenhüttenw esen ferner liegenden G egenstand behandelt, nur einige der w esentlichsten A ngaben anführen. A ls R ohm aterialien

kommen hauptsächlich in B etracht:

1. blendisclie Bleiglanze, bezw. M ittelprodnkte von , d er A ufbereitung solcher Erze,- welche sich auf elektro­

m agnetischem oder mechanischem W ege nicht w eiter scheiden lassen. Auch die staubigen A bfälle von der elektrom agnetischen A ufbereitung sind hierzu zu rechnen ; 2, schw erspäthaltige Zinkblende; 3. blendisclie P y rite ; 4. .stark kieselsäurehaltige arme Z inkerze; 5. A bfälle bezeichnet. Bezüglich der Einzelheiten des V erfahrens müssen w ir auf die unten angegebene Quelle* verweisen, in welcher der Borchersche V ortrag ausführlich w ieder­

gegeben ist. In derselben Weise lassen sich auch schw erspathaltige E rze verarbeiten. B lendische P y rite u nd stark kieselsäurehaltige arm e Zinkerze lassen sich am zweckm äfsigsten im elektrischen Ofen verarbeiten ohne vorgängige Extraktionsprozesse. F ü r stark kiesel­

säurehaltige E rze ist von A. B o r s e m a g e n ein sein- einfaches V erfahren ausgearbeitet worden, w elches darin besteht, die Kieselsäure w ährend der.Reduktion des Z ink­

oxydes auf Carborundum zu verarbeiten. E s brauchen

* „Z eitschrift für angew. Chemie“ H eft 26 S. 636.

zu diesem Zwecke die E rze bezw. ihre R östprodukte nur mit so viel Kohle gem ischt zu w erden, dafs nach der R eduktion des Zinkoxydes noch hinreichend Kohlen-, stoff für die Bildung von Silicium carbid übrig bleibt.

Ebenfalls auf therm oelektrischem W ege .gelang die V erarbeitung blendischer P y rite. E s kommen E rze dieser A rt m it Z inkgehaltcn von über 20°/o vor.

D ieselben werden nach erfolgter A bröstung so m it quarzhaltigen bezw. eisenhaltigen Zuschlägen gattiert, dafs beim reduzierenden Verschmelzen im elektrischen Ofen das Eisen in Form von Ferrosilicium m it etw a

bau fast ausschliefslich H olzschw ellen benutzt w urden, eine sehr ausgedehnte A nw endung zum Im prägnieren von H üttenbetrieben (Zinkvitriol) in hinreichender Menge auf billigem W ege gewonnen werden, im übrigen ein noch w eit beschränkteres A bsatzgebiet als das Chlorzink haben. Es w urde daher die V er­

arbeitung auf Chlorzink beibehalten. Die W eiter­

verarbeitung des Chlorzinks kann alsdann nach den V orschriften, wie sie von Kiigelgen in seiner H abilitations­

schrift gibt, aufM essing und andere Z inkkupferlegierun- geu erfolgen. Zu diesem Zwecke wird das Chlorzink, gem ischt m it K upferoxyd und Calciumcarbid, zunächst angezündet, w orauf die erfolgende R eaktion in derselben W eise wie beim Goldschm idtschen A lum inium verfahrcn selbsttätig verläuft. Nach Beendigung derselben wird

| die Masse noch eine kurze Zeit im Tiegelofeu erhitzt.

| Dafs sich in derselben W eise alle übrigen Zink- legierungeu (die zinkhaltigen Bronzen, Tombak, N eu­

silber, W eifsm etalle u. s. w.) hersteilen lassen, in denen neben dem Zink elektronegative M etalle enthalten .sind, bedarf nur des Hinweises.

D r. II. G ö c k e l leitet seinen V ortrag:

Die präzise Deuifitiou von chemischen M efsinstru- menten, ein w ichtiger F ak to r zur W ertsteigerung solches von den chemischen M efsinstrum enten nicht gesagt werden kann. Die F abrikation derselben liefs

— und lasse auch noch heute — viel zu w ünschen übrig und sei dies bei den billigen Preisen, die einer stark zunehmenden K onkurrenz zu verdanken seien, auch nicht anders möglich. A ber selbst, bei so rg fä l­

tig ster Ju stieru n g nach vorhandenen N ormalien bedingen 'd ie verschiedenen, letzteren zu Grunde liegenden Systeme eine grofse U nsicherheit und V erw irrung. D er V or­

tragende erinnert besonders an die K om plikationen, die das von Mohr eingeführte L iter neben dem als V olum eneinheit aufgestellten wahren L iter geschaffen h at. W enn auch in w ünschensw erter W eise die D eutsche N ormal-Eichungs-Kom m ission zur H erbeiführung einer E in h eitlich k eit in der Ju stieru n g chem ischer M efsgeräte die Eichung, dersclbcu nach V orschriften übernommen hat, die nur nach dem w ahren L iter ju stierte Mefs- eriite zur E ichung . zulassen, so betrifft dies n u r . estimmte Mefsgeräte, wie Kolben, Arollpipetten,

Mefs-i. Januar 1905. Referate u n d kleinere M itteilungen. Stahl und Eisen. 77 gläser, Büretten, Mefspipettem Die Chemiker und die

gew erblichen K reise gebrauchen aber noch eine sehr grofseZ ahl von M efsinstrumenten, nam entlich zu Spezial­

untersuchungen, mit. deren E ichung sich die erw ähnte Kommission g ar nicht bcfafst oder erst in unbestimmter Zeit beginnen wird. H ierzu rechnet Göckel vor allem die arg vernachlässigten gasanalytischen A pparate. Es sollten daher beim Bezüge chemischer Mefsgeräte von Seiten des Chemikers m öglichst genaue Angaben bezüglich des gewünschten Justierungssystem s gem acht werden und die bestellten M efsgeräte sollten selbst m it wichtigen Angaben .versehen sein, die das zu Grunde gelegte Justierungssystem sofort erkennen lassen und so eine N achkontrolle des Instrum entes durch den A nalytikter bedeutend erleichtern. D er Vortragende redet daher einer präzisen Definition der M efsinstrumente das W ort, die zum T eil auf denselben selbst, zum Teil in einem besonderen Prüfungsschein durch weitere wichtige Angaben in allgemein verständlicher W eise zum A usdruck kommen soll. D er knappe uns zur Verfügung stehende Raum erlaubt uns nicht, auf die E 'nzelheitcn des Göekelschen V ortrages, der in H eft 28 der Z eitschrift für angew andte Chemie zum A bdruck gekommen ist, einzugehen, w ir wollen daher nur durch ein Beispiel das W esen der gemachten V erbesserungs­

vorschläge erläutern. Die Instrum ente zur Messung von Flüssigkeiten sollten n ich t nur, wie bisher, die G ebrauchstem peratnr allein, sondern auch dieTeinperatur des als V olum eneinheit zu Grunde gelegten W assers erkennen lassen. E s miifste daher auf dem Kolben

15° C 15°C

durch die Bezeichnung oder ’ - zum. Aus-4 Kj. 15 b.

druck gebracht werden, dafs im ersteren F all für die Gefäfstem peratur 15°, das w ahre L iter m it seiner auf 4 " bezogenen V olum eneinheit gilt, w ährend letzterer F all besagt, das es sich um das M ohrsche L ite r haudelt und W asser von 1 5 u C. in das Gefäfs von 15° eingewogen ist. B edarf m an also m afsanalytisclier A pparate, so soll man stets die m ittlere Tem peratur des A rbeits­

raumes berücksichtigen, die durch die F abrikation oder klim atischen V erhältnisse bedingt w ird, und sich an eine zuverlässige F irm a, die m it der Justierung für verschiedene Systeme v ertraut ist, unter Angabe des gew ünschten J ustierungssystem es wenden. . Büretten und Merspipetten sind stets auf Ausgufs ju stiert, Mefskolben und M efszylinder hingegen werden auf Eingufs oder Ausgufs ju s tie rt verwendet. D eshalb soll bei letzteren durch die obigen Bezeichnungen bei­

gefügten Buchstaben E oder A auch diesem F all Rech­

nung getragen werden, welch letztere Bezeichnung ja auch die zur am tlichen E ichung zugelassenen Mefs­

geräte tragen müssen.

Von den übrigen V orträgen erw ähnen w ir nur noch jenen von D r. R. H a s e über:

Die Messung hoher Tem peraturen m it dem Pyrom eter Wann er.

E r behnndeltylenselben Gegenstand wie der Aufsatz von H. W anner „Ü ber ein neues P y ro m eter“ , welcher vor einiger Zeit in „S tahl und E isen “ * erschienen ist.

D asselbe ist bekanntlich ein optischer W ärmemefs- apparat. W anner benutzt eine einzige F arbe des Spektrums, die rote, vergleicht G lühfarbe und P olari- sationsfarbe und stellt beide ein. W eddings U rteil über diesen A pparat ist folg en d es: ** „D er W annersche A pparat bedeutet einen sehr erheblichen F ortschritt, er bat nur einen N a c h te il: er bezieht seine Messungen auf eine Normallam pe und diese mufs in jedem einzelnen F a l l e 1 erst eingestellt werden, der A pparat erfordert also eine doppelte E instellung und es ist die L ich t­

intensität nicht gerade grofs, so dafs auch hier grofse Ü bung erforderlich ist.“

V . In tern a tion a ler K o n g r e fs für an­

g e w a n d te Chem ie.***

Die Vorbereitungen für den in der Pfingstwocho dieses Jah res in B erlin tagenden V. Internationalen Kongrefs für angew andte Chemie schreiten in er­

freulicher W eise fort. D ie Zahl der M itglieder des Gesamt-Ausschusses und des von demselben delegierten O rganisations-K om itees is t auf etw a 150 angewachsen und befinden sich unter denselben aufser dem H errn R eichskanzler V ertreter der R eichsäm ter, der preußischen R egierung, der B undesstaaten sowie zahlreicher Behörden und K örperschaften. Voraus­

sichtlich is t eine starke B eteiligung an den V er­

handlungen des Kongresses aus allen L ändern Europas und auch aus überseeischen L ändern zu erw arten.

Ü ber die E inteilung der Ivongrefsarbeiten in Sektionen haben w ir bereits berichtet. Bem erkt sei hierzu, dafs der V orsitz in der un= in erster Linie interessierenden Sektiou I I I (M etallurgie, H üttenkunde und Explosiv­

stoffe) von H errn Geheimen R egierungsrat Professor D r. J. W e e r e n , Charlottenburg, S tuttgarter P latz 13, übernommen worden ist.

* „S tahl und E isen “ 1902 N r. 4 S. 207.

** „V erhandlungen des V ereins zur Beförderung des Gewerbfleifses“ 1902 V III. Heft N r. 201.

*** V ergl. „S tahl und E isen “ 1902 N r. 15. S. 848.

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 23, No. 1 (Stron 72-76)