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Die Eeiden der Stadt Heisse nach der Belagerung im Jahre tso?.1)

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 10 (Stron 25-30)

Don

Profeffor 23. u f f e r t.

cnrt nadj ber Kapitulation bie Heiffer Bürgerfd^aft gehofft ßatte, baß bie leiben, meldje bie Selagerung ihr auferlegt hatte, mit ber Kapitulation ihr (Enbe erreichen mürben, fo

mar bas ein graufamcr Irrtum.

Hroß bes neunten Kapitulationsartifels, ber ben (Einmohnertt ber Stabt Schuß unb Sicherheit ber Perfon unb bes (Eigentums gemährleiftete, brangen bennoch an bem Hage bes (Einzuges ber fremben Hruppen bie in ber Stabt hleihenben mürttemhergifdjen %^üger in Sdiarcn von vier bis vicrgebn ITTann in bie Säufer ein unb rauhten alles, mas fie faßen. Hoch ärger trieben es bie in ber ^riebricßsftabt untergebradjten Dragoner;

fie fprengten Hären unb Kaften unb raubten felbft Sadien, bie fie gar nidit gebrauchen tonnten, nur um 311 rauben. 3hre Weiber mufften ben Haub in Scßütgen unb Hücßern forttragen. Unb meint bie (Einmoßner ißr leßtes hingegeben ßatteu, bann mürben fie obenbreiu noch brutal mißbanbclt.

(Erft am folgenben Hage (7. 3uni) mürbe biefen pliinberungen burd) einen Hagesbefehl bes 311m Heiffer Ko mm an bauten ernannten humanen fr 01130=

f if dien (generals Hßeinmalb ein §iel gefeßt.

Der prii%3 3etume mar mit feiner (generalität am Hage ber Öber=

gäbe Dormittags um 7,9 Ußr unter bem Salut ber ^eftungsgcfcßüße in Heiffe eingetroffen unb mobnte in ber bifcßöflicßen Hefibeii3 auf ber Bifchofftraße. (5Iait3 unb pracßt umgab ißn, unb in ber Stabt mürbe alles auf gut frait3öfifcß angeorbnet unb eingerichtet. Den gangen Pormittag ertönte Kanonenbonner gur Begrüßung cmfotmnenber (generale.

Hadjbem Jerome am Hacßmittage gu pferbe bie jeftungsmerte unter beftänbigeu Böllerfdiiiffen beficßtigt, gab er — natürlich auf Koften ber Stabt — ein großes ^eftmahl, mogu man bas nötige Silbergeng aus ber Stabt gufammenborgte, bas aisbann von ber Dienerfdjaft bes pringen

') licit (Erlaubnis bes üerf offers unb Verlegers beut eben erfeßienenen Werfe von profeffor Buffer! „Die Belagerung ber Stabt unb ^eftung Heiffe im 3«bre 1,80?",

Heiffe, gofef ©raveurs Derlag (©uftav Heumann) entnommen. Die Sdjriftleitung.

498 B uff e rt,

als gute Beute erklärt unb mitgenommen mürbe. 2lm folgenben (Lage (17. 3uni) früh um 7 llfjt reifte bet pring roieber von hier narb Breslau ab.

(Seneral Danbamme nahm feine Wohnung in bent <£cft?aufe bes Kirdjplaßes unb ber Bifd;offtraße (Ktrdjplaß 2Tr. 53) unb fd;rieb für bic (Truppen bebeutenbe Requifitionen aus. 2lber fdion am jmeiten (Tage erhielt er von'Serüme ben Befehl, mit vier» bis fünftaufenb Württembergern unb Sadjfen, bie burd; bie Kapitulation verfügbar geworben maren, um vcrgüglid; nach (Slaß aufgubrechen, um bort ber f?errfd;aft bes (Srafen von (Soeben ein (Enbe 311 mad;en unb aud; biefe ^eftung in feine (gemalt 31t bringen.

(Bleid; am 3tveiten (Tage ließ ber neue Kommanbant bie Straßen ber Stabt vom Klinget reinigen, ben bie <£inmol;ner vor ihren päufern ausge»

breitet batten, um bie Wirfung ber feinbtid;en (Sefdjoffe ab3iifd;roäd;en, unb ber an manchen Stellen 30 cm bjocf; lag, unb bie Schutthaufen aus ber Stabt fdjaffen, meldje bie Bürger, um in ihren 3ufatnmengefd;loffenen fjäufern menigftens gehen 3U tonnen, auf bie Straße gemorfen hatten unb bie bort oft 3 m hod; lagen. Der Kreis mußte 311 biefent gjmecfe täglich 30 Wagen ftellen, bie ben gangen (Tag mit ber Reinigung ber Straßen 311 tun hatten. Die ffäufer mürben allmählich von ben Bürgern mit großen Koften micber aufgebaut.

2(n bemfelben (Tage (17. 3uni) mürben alle preußifdjen ©ffigiere ber jeftung 311t (Entgegennahme ihrer Paffe nach Bielau befdjiebeu; auf (Srunb bes 7. Kapitulationsartifels tonnten fie fiel; bah in begeben, umhin fie moll»

ten. Schlimm mar es für bie, meld;e feine Angehörigen hatten unb besl;alb in givilfleibung in ber jeftung blieben. Croß bei gegebenen ©ufage erhielten fie acbt3ehn lllonate lang feinen Solb. So mußte ein Artillerie»

offner, beffen intereffante Sdjilberungen jener Cage hier vermeidet mürben, mährenb biefer §eit fein Brot als Bogenfcbreibcr verbleuen.

Ungeheure Opfer mußte bie Stabt Heiffe in biefer llnglüdsgeit bringen. Die fran3Öfifd;en Behörbeit legten ber Stabt eine Kriegsfontri»

button von 17 873 Calern auf, meld;e fpäter burd; nachträgliche 2(usfchrei»

bungen auf 19 200 Caler erhöht mürben, ^iir ben Rüdfauf ber (Slocfen, meld;e nad; Kriegsgebrauch bas (Eigentum bes (Eroberers mürben, mußte bie Stabtfaffe 6756 Caler, bie Kirchentaffe 66 666 Caler (250 000 liv.) begabten, iveldje ben Belagerungstruppen als „douceur" gegeben mürben.

Der Reiff er Pfarrer v. Toffeln mußte 493 Caler Kriegsfüßen unb 158 Caler Derpflegungsfoften begabten.

Den Kird;en mürben alle Pfanbbriefe unb Barbeftänbe, fomie bie

^unbationsgelber genommen; aud; bie Kaffen ber £anbfird;en, melche bei ber fiirftliehen Regierung in Dermahrfam gegeben merben mußten, mürben

gcmaltfam geöffnet unb ber Inhalt 5nr Verpflegung bes ITiilitärs ner»

menbet.

2ltle ^eftungsmerfe, Scbleufen, ffeftungsbriiden, IVaditbäufer, Hafer»

nen unb alle fonftigen föniglichcn (Scbäube mußten, fomeit fie bunt bas 23ombarbement gerftört roorben maren, auf Haßen ber Stabt mieber aufgebaut unb eingerichtet werben. 2Iudr bas IVtobiliar für bie fremben (Senerale unb ©ffigiere mußte bie Stabt auf ihre Haften befcbaffen unb bie Dienerfchaft biefer ©ffigiere erhalten, ferner lag bei Stabt bie Unterhaltung bes Sagaretts, marin 7—8000 Hranfe lagen, famie bie Der»

pflegung fämtlid/er (Truppen ob, mas alles ungeheure Summen nerfdßang.

Hur 23rot mürbe »am Sanbe geliefert, ebenfo feit bem 13. %\uli bas ^fleifch.

Die 23eföftigung bei ©ffigiere mar bem Stabttod) übertragen. 23is (Hnbe llbai 1809 hatte bie Stabt folgenbe 2iusgaben beftritten:

Vie £eiben ber Stabt Zleiffe nach ber Belagerung im ^abre \807. ^99

2tn Kriegsfontribution nacfj nerfdjiebenen

Kusfchreibungen... 19 200 Haler 4 Silbergr. 6 Pf.

5ür ben Hüdfauf ber (öloden .... 6 576 22 8

§tim Unterhalt ber Hruppen in ben

Kafernen... 62 515 14 5

§um Unterhalt ber ©ffigierstafeln . . *7 678 9

Verfclßebene Beiträge gu öffentlichen Saßen nach ber Kusfcßreibung bes

SeneraI»Kommanbos... 6 860 „ 3 1 Möbel für bie fremben Senerale unb für

©ffigiersbomeßifen unb anbere Be»

güge meßr... U 96? 24 10 Sagarettfoften... 44 469 — 4 Bauten unb Reparaturen... 4 944 ft 6 4 2tuf Kafentenbebürfniffc unb Utenfilien . 15 919 ft 20 7 2luf 2lrtilleriebebürfniffe... 5 U5 ft l ft 6 Hafelgelber... 10 101 ft 15 ftft

§infen... 8 878 ff 7 ft 6 ft

3nsgemein... 9 704 ft 7 9 ft

252 108 Haler 9 Silbergr. 6 Pf.

= ITtarf 756 32-1,95, mas — ba bas Selb batnals einen gwei» bis breimal fo hohen Wert halte — einer Summe non über 2 ITtillionen 111 arf ent«

fprecfjen würbe.

Ilm bie nötigen Summen aufgubringen, waren nach unb nach 57 250 Haler erborgt morben. Die Sürgerfcbaft hatte aus eigenen Mitteln 61 650 Haler aufgebracht, unb ba auch biefe noch nicht Ißnreichten, hatte

500 Buff ert,

man nod? 80 ooo Cater Stabtobligationen ausgefertigt, bie teils in Bargelb umgefetgt imb teils an gabhmgsftatt ausgegeben würben. —

Die Befolgung beftanb gwar in ben erften Wochen nur aus bent württembergifd?en Begtment v. Camrer, einer (Esfabrow Dragoner unb einigen Batterien Artillerie, gufammen ungefähr goo Alaun. Aber halb würbe bie (Sarnifon burd? bas l. unb 3. polnifdje Regiment bis auf 3000 Alaun vermehrt. 3Tt ^en lebten Al on at en betrug bie (Sarnifon in Heiffe fogar über eooo Alaun.

Die (Sarnifon med?fette fel?t l?üufig; bann würbe bas neu eingiehettbe lltilitür immer erft über ben Alittag gut Befähigung gu ben Bürgern ge«

geben unb hierauf erft in bie Kafente gelegt.

Dabei waren bie mit großen Opfern notbürftig wieberbergefteltten 23iirgert?äufer ohnehin ftarf mit feinblid?er (Einquartierung belegt. Alan«

d?es paus befam n.5—f6 Alaun. Alle pausbewohner, felbft 5d?ul?mad?er unb 5d?neiber, mußten ein bis gwei Alaun in ihre Stube aufnefjmen.

Cüte Kompagnie Pioniere tjatte ben Befetjl ermatten, alle Alonate aus einem Stabtviertel in bas attbere einguquartieren. Der Heiffer Pfarrer hatte gutnetleu gwei (Affigiere nebft einem Bebienten für einen (Affigier gu unterhalten. Der Unterhalt b e s f r a n g ö f i f d? e n Korn«

man ban ten f o ft e t e t ä g 1 i d? über (oo Cal er.

(Ein buntes milttärifdjes Sdjattfpiel boten bie vielen birr bttrd?«

giehenbett fremben Cruppeu, bie ebenfalls meifteus bei ben Bürgern gefpeift werben mußten, um bann in ben Kafernen gu übernachten unb am folgenben Cage weitergugiehen. pier burd?giel?enbe (Seneralc pflegten in ber bifd?öflid?en Befibettg auf ber Bifcbofftraße abgufteigen unb am fol«

genbett Cage weitergureifen. §um Sagarett war feit bent 27. Auguft wieberum bas Befeftorium bes ^rangisfanerflofters eingerichtet unb attsfd?ließlid? mit polen belegt worben.

Am 6. (nad? an bereu Angaben am (0.) 3uli gogett bie bisher in ber Stabt in (Sarnifon ftehenben Württemberger ab, unb Heiffe erhielt bafiir frangöfifd?e Cruppen gttr Befaßung, bie in ihrem Verhalten unb in ihren ^orberttngen wefentlieh befd?eibencr waren.

And; ber Hamens« unb (Seburtstag Hapoteons (fs. Auguft) würbe in Heiffe in befonberer Weife gefeiert. Hadjbem am Borabcub nad? bem

<§apfenftrcid? bas Jfeft bttrd? 2t, Kanonenfd?üffe eingeleitet worben, würben am eigentlichen ^efttage von früh fünf Ul?r bis abenbs ,gel?n Uhr alle gwei Stunben Kanottettfd?üffe abgefeuert. Abenbs fanbett im Kommaubanten«

häufe (ber jeßigen Bürgermeifterwohnung) Illumination unb Ball ftatt, wogtt ber Heiffer Alagiftrat unb bie frangöfifd?ett (Affigiere cingelabert waren. (Sleichgeitig würbe in Baftion I am Breslauer Core von frangö«

Pie (eiben ber Stabi Heiße nad? ber Belagerung im 3«lu'e (807 . 50 \

fifteen 2lrtilleriften ein großes uni) in einzelnen Straßen ber Stabt Heines

^euerwert abgebrannt.

Ilm bic Höften ber IVicbevbcrftclhmg ber pfarrfircße gufammengu»

bringen, mußte man eine große §ahl golbener unb filberncr Kircßcngerätc veräußern, wofür \39\ Haler 25 Silbergrofcßen u Pfennige gelöft würben.

(Erft (Enbe ©Hoher war bie pfarrfircße ivicbcr fo weit in Staub gefeßt, baß in ißr am Hage llllerheiligcn gum erften lllale wieber feierlicher (Bottes»

bicnft mit Hebeum abgebalten werben tonnte.

23ci bem für bas frangöfifcße Itlilitär in ber pfarrfircße alle Sonntage ftattfinbenben (Sottesbienfte mußte vom (Beiftlicßen intoniert werben:

„Salvos fac domine Imperatorem et Regem Italiae Napoleonem Rent confoederationis Protectorem et Regem Rorussorum Fri derl­

ei! m Wilhelmum!"

2(m 2. 2(uguft bes folgcnben 3obres (\808) tarn ber 23cfebl, bic gange ffeftung in Derteibigungsguftanb 311 feßen unb alle bagu erforberlicßen maßregeln binnen 12 Hagen 311 treffen. Pie ungeheuren Summen für bie hiergu nötigen llnfcßaffungen mußte wie be rum bie Stabt Iciften. Pie llnnafircßc, fowie ber Bebouten» unb Hefourcenfaal unb bas geugßaus mußten geräumt werben, bie Pominifaner mußten ißre Kircße unb ißr Klofter aufgeben, bei Bürgern ber ^riebricßsftabt ltnterfunft fueßen unb in ber 3erufa^emer ttireße ißren (Sottesbienft halten. Ill it (Erlaubnis bes Kommanbanten burften von ben ^rangistanern nur ber (Suarbian unb ber Seftor in ihrem Klofter bleiben unb (Sottesbienft in ihrer Kircße halten; bic übrigen ^rangisfaner mußten bei ben Kapuginern untergebracht werben.

Seit bem 3. lluguft tarnen aus jebern Porfe bes lleiffer Kreifes neun 111 ann auf Scß angarbeit; ihre §aßl flieg allmählich bis auf zoo ITtann.

Häglicß langten in ben Hagen vom 9. bis 18. lluguft 15 (Befcßüße, insgefamt gegen 150 (Sefcßiiße, an, bie auf ben IDällen unb bem ^ort Preußen auf»

geftellt würben. 2In mehreren Hagen fah man jebesmal gegen ßunbert IPagen gefüllt mit Pulver, munition ober giwiebaef in bie jeftung ein»

fahren. 3n ben Bäumen bes Pominitanerflofters, befonbers im liefet»

torium, würben lllilitärhanbroerter, wie Sdnihmacßer, Scßneiber unb Sattler untergebraeßt, bie Kücße würbe in eine Scßmiebe umgefeßaffen, in ber Pominitancrfircße würbe 23rot, Branntwein unb (Semiifc aus»

gegeben.

21m 18. September (\808) hatte berjenige Heil ber frangöfifeßen (Sarnifon, ber bie IDacßen begog, Kircßenparabe. Pie gange auf IDacße gießenbe Hlannfcßaft gog mit ißren ©ffigieren, ber Kommanbant an ber Spiße, im parabeangug naeß ber Pfarrfircße gur Hlfußrmeffe; feeßs

502 «Einführung gu (Suftau ^reytags Kulturroman Soll uni) fjaben.

It!anu [tauben uebft einem üambour, ber ftatt ber (Sloden feine Crommel ertönen ließ, um ben pod? attar. Had? beenbetcr ITC eff e 303 alles auf ben parabeptaß unb von ba auf bie lüad?en. —

Später I;at man roat?rfd?eintid? ben plan, Heiffe von neuem 311 armieren, miebcr aufgegeben; beim am 22. (Dftober mürben bie Sd?an3»

arbeiten eingeftellt unb bie Arbeiter in il?re peimat entlaffen.

Hab6311 anberttjatb Satire fd?alteten unb matteten bie ^rembeit als perreu in nuferer Stabt, unb lange fjoffte bie 23iirgerfd?aft vergeblid?, biefe teuren (Säfte halb los 311 roerbcn; erft am 33. Hovember 303011 bie ^ran3ofen ab, nid?t ohne vorher alte föitiglid?en D errätst? auf er rein aus3iiplünbern unb [amtliche (Sefrbiiße 1111b ITtunitionsvorräte roeg3ufd?affen ober, mepn bas nid?t mögtid? mar, 311 vernichten.

Einführung zu Gustav Treytags Kulturroman

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 10 (Stron 25-30)