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Einführung zu Gustav Treytags Kulturroman Soll und Raben.1)

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 10 (Stron 30-40)

„LDer einen Dichter verfielen mill, nuijj feine peintat fennen".

(Eicfjeuborff.

„Dichter nnb feine tSefellcn.“

^reugburg ift bie (Seburtsftabt (Suftav ^reytags. (Er mürbe hier am \3. ~SuIi f8f6 als erftcr Sohn bes 23ürgermeifters (Sottiob u—^ ^erbinanb ^reytag unb feiner (Sattin penriettc, geb. gebe, geboren. (Er entfcbiief am so. 2tpril fsgs 311 IPiesbaben.

Seine irbifdfe Bulle mürbe auf bcm ^riebl?ofe 31t Siebleben bei (Sotba von beutfd?en Hauern 31t (Stabe getragen.

Sein (Srabftein bat bie üluffrfjrift:

„Süchtiges (eben enbet auf (Erben nicht mit bem Sobe, es bauert im (Semüte unb Sun bcr ^reuube, mie in ben (Sebanten unb ber 2trbeit bes Polfes“.

Krenjburg, ©berfcblcfien, unb bie pauptftabt Sd/Iefiens, Breslau, maren bte Stätten feines EDerbens unb Schaffens von feiner f^ngenbgeit

’) Der folgenbe 2(uffat; hübet bie (Einleitung 311 ber foebcn non ber (Suftao greylag»

(Scfelifcbaft 3 u Kreußburg neranftaiteten Polfsausgabe non Soli unb pub en (preis 1,50 ITit.), bie auch unferen Cefern marni empfohlen fei. Der teure preis ber ^revtagfdjen IPerfe mat bisher noch immer ein pinbernis, bag fie nidjt bie oerbiente Perbreitung in bcn verfdfieben«

ften Polfsfcpicptcn gefunben haben. Die Sdjriftleitung.

(Einführung 311 tSufiav ^reytags Kultunoman Soll uni) fjaben. 505

bis in feine Utannesgcit hinein, wo er ja auch fein erftes großes Wert, beit Kulturromatt Soll unb paben, gebicßtet hat. (Er preift es felbft als eine Rügung bes (Sefcßicfs, baß er als Scßlefier unweit ber polnifcßen (Sreugc geboren ift, unb als Kinb ber (5rengc früh fein beutfcßcs Wefen im (Segenfaß 311 frembetn Holfstum lieben gelernt hat. ((Erinnerungen S. 4.) 211s erfte pabe beffen, was er feinen Horfaßrcn rerbanft, rüßmt er feinen Hamen greylag als altbeutfcßen IHännernamen unb als bie pausmarfe, roelcße ben 111 ann unb feinen (Erwerb non ber Wiege an burd? bas gange Sehen geiebnet, nach feinem Hobe gumeilen noch, was non feinen Werten im Holte bauert. Her Stammfiß feiner familie war Scßönwalb, in gleicher (Entfernung non ben brei Stabten bes Kneifes: Krcugburg, pitfeßeu unb Konftabt gelegen. Hort in Scßönwalb lebte ber ältefte Horfaßr, non welchem Kunbe erhalten ift, Simon ^reytag, geboren 1578, als Freibauer.

(Er unb feine Hacßfommett faßen auf pöfen mit fränfifeßen langen pufen gu beutfdient Kecßte unb waren Stößen bes bentfeßen Wefens unter flamifcßem Holte. Hie grauen ber familie waren, wie and? bie Illutter (Suftao jreytags, fämtlid? bentfeßen Hamens unb beutfeßer 2Ibftammung.

Um bas 3aßr 1700 ßeiratete ein (Eitfel jenes Simon ^reytag bie (Erbtocßter einer Scßoltifei non Scßönwalb, 111 arie 21nna Hittor, unb babureß tarn ber Sdtulgenßof bes Horfes in bas (Sefcßlecßt ber ^reytage, in bent nad? altem pertommen immer ber jüngfte Soßn ben pof erbte, bie älteren Sößne aber in attbete pöfe ßeirateten ober fonft ißr (Sind fueßten. Her Urgroßnater (Suftan jfreytags, 3oßann Simon ^reytag, (Erb« unb (Serid?tsfd?oIg in Scßönwalb, gab feinen älteften Soßn (Seorg als elfjäprigen Knaben auf bas (Symnafium nad? 23rieg, um ißn (Seiftlicßer werben 311 laffen. ~\itt ^ußre 1760 würbe biefer nad? tßcologifcßen Stubien in Königsberg in ©ftpreußen Hiafottus in Konftabt, fpäter paftor unb Senior ber Hiögefe. (Er ftarb ba«

felbft 1799 unb ßinterließ gwei Söhne.

Her ältefte Soßn war ber Hater unferes (Suftao ^reytag, Hamens (Sottlob Jferbinanb ^reytag, geboren 1774. Had? bent 23efucße bes (Synt«

nafiums in (Dis ging er int j)aßre 1793 als lllebiginer nad? palle, rooßin bamals faft alle ftubierenben Sdjlefier gegen. (Er feßrte im 3aßre 1797 als Hoftor ber Ule big in in bas Haterhaus gurücf unb ließ fid? ein j\aßr barauf als 2lrgt in ber Kreisftabt Krcugburg itieber, wo er feine Hätigfcit in weitem Umfreife, felbft jenfeits ber (anbesgrenge, in bent bamals preußifeßen pergogtum Warfdtau, ausübte. 211s bie Stäbteorbnung int 3aßre 1808 in Krcugburg eingeführt würbe, bot ißttt bie 23ürgerfcßaft bas 2lmt bes Hürgermeifters an, unb er entfd?loß fid?, ben neuen 23eruf 311 übernehmen.

Hie neue ©rbnung ber ftäbtifd?en Herrnaltung gab ißm oiel gu tun. Hagu tarnen bie feßweren ~Saßre 1812/13 unb bie ^reißeitsfriege mit ben Hurd?«

50^ (Einführung 311 (Stiftern greylags Kulturromau Soll unb liabeu.

3Ügen frangöfifdjer Flüchtlinge unb rufftfcfier Dortruppen von Kofafen unb Bafdiliren, bie auf bent Hinge 311 "Kreugburg ihre Lagerfeuer ang rin beten unb bie Bürgerfdiaft unb bereit Bürgermeifter, ber and; Konitnanbant bes Laubfturmes geworben war, unaufhörlich bebräugten. Wäbrenb feiner Zlmtsgeit war alles Heiner unb biirftiger geworben; ber Staat, ber Wohl*

ftanb ber Bürger unb Laubbemohner, bas Selbftvertrauen unb bie Unter«

nehnumgsluft. Da fdjwanb auch bie Begeiferung, welche int Frühiahr 1813 nodi bie pergeu erhoben hatte. (Erft als bie Htm be von ber Schlacht bei Leipzig burd) bas Laub flog, begann für bie armen (Sreitjlrcife eine Hettung aus Pergmeiflung unb ein neues Leben. Die gemeinfam erlebte Hot unb (Erhebung würbe von ba ab ein feftes Battb ßtvifchen ihm unb ber Biirgcrfcbaft. Hie Krettgburger wagten tvieber für ihr eigenes fricb»

Itches (Sebeihen 31t arbeiten, auch ihr Bürgermeifter richtete fich feinen Baus ftanb neu ein, er heiratete bie paftorstodjter ffenriette HIbcrtine §ebe aus Wüftebriefe bei ©flau, bie er in bem ßaufe bes paftors Heugebauer unb feiner (Sattin, ihrer älteren Sdjwefter, lernten gelernt hatte. ~Sm ^affre t8f5, Utr3 vor ber Sdjladit bei Waterloo war bie (Trauung, am 15. 'mti 1816 würbe unfer (Suftav Freytag geboren. Sein Pater ftanb bamals fchon int 2tnfange ber vtergtger Lebensjahre. (Er war in ben Höten ber §eit unb burdi raftlofe üätigleit für bas Wohl ber (Bürger ber Stabt früh ergraut unb ein würbevoller unb gurüdhaltenber Wann, aber bet ben Bürgern trobp bem beliebt unb geachtet. Die volle Warnte feines reichen (Semütslebens trat erft in feiner ßäusliditeit hervor. „ Die helle (Seftalt ber Familie“ war aber bie Wutter, bie es burd) il)f fonniges Wefen unb ihre paushaltungs«

fünfte verftanb, fid) unb ben fahrigen bas Leben angenehm 31t geftalten.

„ Das heitere Lieft, welches burd) bie glücHidte päuslichfeit unb bie §ärt«

lid)feit guter (Eltern über bas gange Dafein bes Kinbes verbreitet würbe, bewahrt ber ältere Wann in ber (Erinnerung als bas größte (Sliid feines

Lebens.“ ((Säuerungen S. 65.)

Den erften Unterricht erhielt (Suftav 'Freytag von feinem CDl)eim, bem paftor Heugebauer gu Kreugburg, rtodi in feinem Paterbaufe. Später würbe er vom Pater 31tnt Befudje bes (Syntnafiunts nad) ©Is gebracht unb lebte bort int ßattfe feines ©heims, bes Stabtgerid)tsbireftors F^ytag, 311 bem er gwar ein vertrautes Perhättnis nie gewinnen fonnte, boffen 2Inbenfen er aber ftets hodigehalten hat. ©ftern 1855 30g er auf bie llniver«

fität nad) Breslau 3um Stubium ber alten Sprachen, baueben trieb er

£)anbfd)riftetifunbc unb hörte Porlefungen über 211tertümer unb Kunft bei poffmann von Fallersleben unb Hmbrofd). 3m ßerbft 1836 ging er nad) Berlin, nahm bort bie in Breslau fdjoit eiitgefchlagene 2rid;tung auf bas Hltbeutfdie mit (Entfd)iebenl)eit auf unb lehrte int Berbfte 1858 als

«Einführung 311 tSuftnv jvevtflgs Kitlłurroman Soll imb Baben. 505

junger PoFtor ber pßilofophie nad? feiner tjeimatftabt Kreujburg 3 mii cl Port verbrachte er ben Winter %838 bis 1,839 mit weiteren Stubien. Anfang ZTtatj \839 würbe er von ber ^afultćit in Breslau nach feiner Antrittsvor*

Icfung Über bie poefic bes \2. ~Sabrbunberts ais Potent 3ugelaffcn unb hielt von Utai 1839 ab üorlcfungen über bcutfcbe Sprache unb ffoüjbeutfdje (Srammatil Paneben genügte er feiner ITtilitärpflicbt beim U. 'Suf-’üeg., mußte aber wegen einer fcbweren (ErFranFung an Herveufieber in bie hei mat entlaffcn werben, wo er fich unter ber pflege feiner ITlutter rafch wieber erholte, fobaß er frfjou im Sommer 1840 feine Dorlefungen in Breslau wieber aufnehmen tonnte.

~SnfoIge eines fünftes mit ber ^atultät ftellte er im f)ahre (844 feine Pogententätigfeit ein unb lebte nur noch feinen bichterifchen unb wiffen*

fchaftlichen Beftrebuugen. Bereits im Sommer \84t war fein erftes vom hoftbeater in Berlin preisgefröntes Suftfpiel Pie Brautfahrt erfcbienen unb batte auch in Breslau, wo er felbft ber erfteu Aufführung beiwohnte, unb an anberen Cheatetn freunbliche Aufnahme gefunben. Seine weiteren in jenen fahren erfcßienenen Pichtungen, ber bramatifcbe (Entwurf Per (Belehrte, bie Gebicbtfammlung 3n Breslau, ein mehrfach erörterter plan, mit bem Breslauer Seminarlehrer (Eruft Züchter gufammen eine Sammlung einftimmiger Eieber im DolFstone herausjugeben: alles bas be weift, baß er bamals eifrig unb nicht ohne (Erfolg bemüht war, fich in bas Sieben unb fühlen bes fleinen ITlannes hmeiii3uarbcitcn.

Hach ber noch in Breslau erfolgten P.ollenbung bes Scbaufpiels Pie Baientine ging er %8%6 nach Seipjig, um bie gur bramatifcben Pidjtuug erforbcrlidie Kenntnis bes Bühnenwefens 311 erweitern unb 311 vertiefen, fanb ba3ii in $eip3ig auch burcb ben Zlnfcbluß an feinen Eanbsmann peinrich Staube, ben (Lbeaterleiter 11tarr unb beffen fjervorragenbe Hruppe reichlich Gelegenheit. (Er fiebeite im 3alp'e 1847 nach Presben über, wo er feine erfte Gattin, bie Gräfin Pybrn, heimführte, bie er bei einem Aus*

finge von Breslau aus nach Gimmel, einem Bittergute im Kreife (Dis, fcbon pfingften (840 fennen gelernt h<rtte, bamals als bie Gattin bes Grafen von Pyßru, eines peoar gutmütigen, aber fehr oberflächlichen unb leichtfinnigen Gutsherrn.

Seit 1,846 bat Guftav ^reytag Kreu3burg unb feine Itmgegenb nicht wieber gefehen. (Er fcßreibt bies am 8. 3uni (880 bem Superintenbenten 1). KöIIing unb fährt fort: „Hach bem Hobe meiner (Eltern wäre mir fahre*

lang bas Wieberfehen auch gar wehmütig geworben, jeßt würbe ich bort ein gan3 neues (eben antreffen unb hoch neben vielen (Erinnerungen an meine Kinbergeit hier unb ba jemanben, ben ich pcrfönli* Fenne, haben Sie bie Güte, allen, bie fich mit Anteil meiner erinnern, meine beften Grüße

506 (Einführung 311 <8uftcm Jjrcytags Kulturroman Soll unb fjabctt.

ausgurid?ten." 2Tod? am 9. Mai 1892 gibt er auf bie Mitteilung von bet 2lbfid?t bes promenabenvereins, einem neuen Wege im Stabtroalbe feinen 2Tamen 311 geben, „mit artigem Dante an feine liebe Stabt" gufagenbe 21ntwort unb erflärt fielt „mit biefer woltlmollenben (Eintragung einer t£r*

Innerung an if?n in bie Walblanbfdjaft Kreugburgs gern einverftanben".

(Es beißt bann in bem 5 dt reiben: „21it beit Stellen, welche Sie begeichnen, habe idt vor langen j)al?ren als froher Knabe meinen Hamen in ben Walb gerufen, um ein (£d?o ^erausguloden. Wer tonnte bamals ahnen, baß ber Walb 60 %\at?re fpäter ben Hamen in bauerhaften 23ud?ftaben, jebem ber fjerantriit, ol?ne 21ufl?ören barbieten uterbe?" §>um Sdjluß bittet er „bie Ubergeugung 3U bewahren, baß er, folange er lebe, feiner Haterftabt in Üreue gugetan fein uterbe. 5. 22 ber (Erinnerungen bemerft er ebenfo:

„Had? meiner Sdtulgeit von täglid? 4 Stunben fdjwärmte id? leicbtbefdjroingt unb glüdfclig mit meinen (gefpielen umt?er". Diefe eigenen Mitteilungen betätigen nid?t bloß feine ^rohnatur für bie Kinbergeit, fonbern au dt feine bamals fd?on fid? entroicfelnbe bid?terifd?e Heranlagung, vor allem aber fein treues (gebeuten an feine Haterftabt, feine lieben (Eltern unb fein Stammhaus.

§11 biefem beftanb fcf?on 311 Sebgeiten feines Haters ein gutes Her*

tjältais (S. 19 feiner (Erinnerungen). Ho dt aus früher Kinbcrgeit iveiß er, wie er „in bem alten 23alfenf?aufe bes Scf?ulgenl?aufes in Sdtönroalb am weißen E?olgtifd?e faß, ihm gegenüber bie breitfdjultrige (geftalt bes pof*

befißers, bas mädjtige Efaupt von einer ^ülle fd?neeweißen Efaares einge*

faßt“. Dies war ber (Erbfdtolge Daniel (gottfrieb ^reytag, fein (großoheim, ber jüngfte 23ruber feines (großvaters.

2(nflänge an biefe glüdlidte päuslidifcit unb frohe Kinbergeit f in ben fid? faft in allen Werten (guftav ^reytags, vor allem aber in Soll unb Haben.

Hei ben Schilberungen von ber ^ugenbgeit bes pelbcn 2lnton Wol?l*

fal?rt werben wir unwillfürlidt an Kreugburg unb ben jungen (guftav ^rey*

tag erinnert. 2tnbererfcits trägt aud? ^int mit feiner weltmännifdten unb prattifd?en (gcmanbtfyeit unb feiner vielfad? fpöttifdjen Überlegenheit eingelne jgfüge bes Did?ters fclbft. Den pauptfdiauplaß in Soll unb Haben verlegt (guftav ^reytag nad? 23reslau, für 2\osmin unb bie öbe polnifd?e Sanbfcbaft fanb ber Did?tcr in feiner Haterftabt Kreugburg unb bereu Um*

gegenb vielerlei §mge. Die Sdtilberung bes Marfttreibens in Bosmiu ftimmt faft wörtlid? mit ber überein, bie (guftav greylag fclbft von bem Martttage Kreugburgs in ben (Erinnerungen aus meinem Sehen,S.25,gibt.

Den 2lnfftaiib unb bie ftjuftänbe im polenlanbc fd?ilbert er nad? (Einbrüden,

(Einführung 311 ©uftnu ^reytags Kulturroman Soll unb ijaben. 507

bie er auf einer Beife uad? Krafau im ^abre 18)6 gewann, bie brennenbe Stabt mit ben fdjranfentofen guftänben ift Krafau felbfl. Die ©reign iff e unb Kämpfe 311 Bostnin unb auf bem polnifcben (Sute haben fid? int 3ahre 18)8 in man eitern polnifdten ©rie, au elf auf einem (Sute in ber Umgegenb von Kreujburg, äbttlicfj, wie (Suftav ^reytag fie fcbilbert, abgefpielt.

Seine Kenntnis ber lanbwirtfd?aftlid?en §uftänbe jener §eit mag er 311m ©eil in ber Umgegenb feiner Beimatftabt gefammelt fabelt, vor allem aber auf ben großen Staalspadttungen bes als Utufterlanbroirt geltenben Ztmtsrats Koppe in IVoIlup i. b. UTarf, wo er als ^rcunb ber familie oft feine afabemifdjen Serien von Berlin aus verbrachte unb tieferen ©inblid in bie b am als auffommenbe fab rif mäßige ©ätigfeit unb ben mel?r fauf»

männifcb eingerichteten Betrieb ber Lanbwirtfd?aft tun formte. Die etwas leichte Lebensführung ber fd?Iefifd?en abligen (Sutsl?erren jener §eit hat er wohl auch auf bem (Sute in ber Balte von ©Is, wo er feine fpätere (Sattin fenneh lernte, geflaut; für ben baburd? herbeigeführten Verfall bot ein (Sut im Kreujburger 11 mfreife ein warnenbes Beifpiel. 311 Breslau hatte er viel Verfebr in Kaufmanns» unb Sdjaufpielerfreifen unb lernte bort befonbers in bem Banfe lllolinari gefunbe unb tüdttige Kaufmannstätigfeit unb fernigen Bürgerfinn fennen unb fdjäßen, baneben aber and? bas un»

faubere (Sebabren ber (Sefcl?äftsmad?er mit bem eifrigften, nid?t unbebenf»

lid?en Streben nach rafchem (Sewinn.

Soll unb Baben f dt rieb (Suftav rfreytag, wie er in ber Vorrebe fagt, allerbings 3 ml ad? ft für bas beutfebe Bürgertum ber ernften §eit um bas 3ahr 18)8, um bem Volfe 31« ^reube unb ©rl?ebung einen Spiegel feiner

©üchtigfeit vo^uhaltcn, ben §eitgenoffen ein Bud? 31m ©rbaumtg in fehweren

©agen 311 bieten unb bem beutfdten Volfe bas halbverlorene Selbftver»

trauen wieberßugeben. ©r fdjilbert in Soll unb bfaben brei tfäufer unb Lebensfreife: bas bes ^reil?errn von Botfattel, bas beim ©intritt in bie ffanblung nicht mehr wie früher im (Siatce ber ficken Heilte von Vor»

fahren fteht, ben fein Ießtcr Vertreter burd? einen großen Sdtlag wieber»

herftcllen möchte, freilich nicht burd? eigene tüdjtige Zlrbeit, fonbern burd?

Ieid?ten, mühelofen ©rwerb. Kie nad? ber Zluffaffung bes bamaligen Befiß»

abcls notwenbige ftanbesgemäße Lebensführung ftellt große ZInforberung an bie Kaffe ber familie, unb bas führt ßur Verfdjulbung unb nad? unb nad? 3um Verfall bes ffaufes in mirtfd?aftlid?er unb leiber aud? fittlicher Binfid?t. ©rft auf ben ©rümmern bes alten (Sefd?lecf?tes läßt ber Dicf?ter ein neues emporwad?fen, bas burd? tätige Ztrbeit erftarfen wirb. Damit weift (Suftav greylag mit flarem Blicf bem Ztbel ber ©ftmarfen als feine fünftige Zlufgabe bie Befiebelung unb ©inbcutfd?ung bes ©ftens 311. Der lltittelpunft ber Dichtung im 3weiten ©eile ift bie neue beutfdie Zlnficbelung

508 lEinfiifynntą 311 iSuflav greylags Kulhmomau Soli tmb tiaben.

im polenlanbe, mo fid? (Sutsljerren unb Säuern gum Kampfe bes Deutfd?»

turns gegen bas St amentum verbinben. Der Ietgtc Sproß bes Botfattel»

fcben Kaufes, (Eugen von Botfattel, läßt Slut nub Sebeu im Kampfe für fein Doff uub feinen Staat gegen bas feinblid?e Slamentum.

Das grneite paus ift bas folibe unb burd? eigene Kraft uub ©iid?tigfeit erftarfte Kaufmannshaus ©. ©. 5 di röter, gugleid? ein paus von gefunbem, fcrnigcn Siirgerfinn unb (Sefd?äftsgebal?ren mit feinen meitvergmeigten, aber fid?er gegrünbeten Derbinbungen.

Diefen beibeit päufern fcßt Suftav ^revtag als örittes bas (£l?reii»

tpalfdoe (Sefdjäftsliaiis gegenüber unb läßt, ben bamaligen unb aud? jeßt nod? päufig vorliegenben Derhältniffeu bes ©ftens cntfpredienb, vornehm»

lief? jiibifcbe (Sefrbäftsmadier, als pauptvcrtrcter ben Deitel 3ßig, auftreten.

Der leitenbe (5runbfaß biefes Kreifes ift geuüffenlofe pabgicr unb rüdfid?ts»

lofe (Beminnfücbt, bie am ©nbe audi nid?t vor bent Derb red? en guriidfdjeut.

Sie fdiließett fid? gu einem Hinge gufammen, roorin fie ihre ©pfer aufjagen, umftellcn unb fid? gegenfeitig ins (Sarn treiben. Das fd?Iießt aber nid?t aus, baß unter ihnen felbft ber grimmigfite (Sefcbäftsneiö unb IDcttbemerb l?errfd?t. j^nnerlid? gang fretitb fleht ihnen ber Sohn bes Kaufes, Bernharb (Ehrenthal, gegenüber, ein Klanu voll Siebe gur IDiffenfdjaft unb Kunft unb voll IDibermillen gegen bas unlautere ©reiben feiner Stammes»

genoffen, ber bas Söfe, mas biefe ftiften, nad? Kräften mieber gut gu machen fud?t.

5mei feirtblidje Hfädjte merben uns fo von (Suftav ^rey tag in Soll unb pabett lebensmahr gefdiilbert uub vorgeführt. (Eine äußcrlidie feinb»

liebe IKacht, bie bas Deutfehtum unb beutfd?es IDcfen unb Arbeiten am Iiebften mit (Bemalt vertilgen möchte, unb bie von innen gerftörenb tvirfenbe rücffid?tsfofe (Seminnfud?t, bie ben fefjaffenben Stäuben ben Sohn ihrer Hrbeit burd? gemiffentofe Schlauheit gu entringen fud?t. Die reigvolle Darftellung biefes Kampfes bes fefjaffenben beutfdjen Bürgertums mit bem Slamentume unb ben böfeu (Bemalten ift niefjt nur ein Spiegel für jene ßfeit, fie enthält aud? für bas Do If ber (Begenmart unb gjufunft bie ernfte Ktahnung, gegen biefe feinblicben Kt ächte auf ber ID ad? t gu fein unb gu bleiben. Wenn (Suftav greylag in feiner Dichtung fie aud? vorübergelienb triumphieren läßt, fo behält beutfehe Heblidjfeit unb ©reue, beutfeher jjleiß unb beutfdje ©ücfjtigfeit bod? guleßt bie ©berhanb unb geminnt ben Sieg.

(Es finb biefelben Kräfte unb ©ugenben, moburd? fpäter bas gange beutfdje Do If, ber Hbel fo gut, mie Bürger unb Bauern, erft in harten Kämpfen bie nationale (Einigfeit, bann in ben %Sahrgehnten ber ^riebensgeit ben glän»

geubften mirtfd?aftlid?en Kuffdjmnng fiel? errungen h<K.

(Einführung 311 (8 uff ar ^reytags Kulturroman Soll unb f?aben. 509

5o bat bie ^olgegeit bas getviffermaßen propfjetifebe Stoblieb auf bas

‘beutfefje r»oK in feiner Odjtigfeit unb Arbeit, in bas bei Kulturroman Soll unb Baben ausflingt, vollauf gerechtfertigt, unb fo beroeift audi fchon biefes erfte große Uidjtermerf (Suftav ^reytags bie Hidjtigfeit bes fpliter ausgefprodjenen Urteils, baß es tvobl größere, aber feinen nationaleren Diditer als ilpt gegeben If at.

510 £ I; r i ft a ZT i c f c I * £ e f f c n t ti i n , (Schichte.

öedicim

Don

<£ r i ft a Hiefel« £ e f f e u t Ij i n.

ergangner (gluten mimberbolbc Boten,

Die garten Wollen mit ben golbnen gipfeln gierflattern über ferneblauen (gipfeln,

Die meiner ffeimat gelber fanft umf rängen. ..

Unb Stille wirb ben Htüben unb Bebrofyten...

Die blaffe Königin ber XTäcfyte f(breitet

Still lädjelnb aus ber Wipfel (Lor — unb breitet XIuf meine ffeimat ein geheimes (glängen.

Stille Sreubett.

(Seit an ben füllen ^reuben nidjt vorbei, Die wie bie Blüten beinen Weg umfteb’n Unb in bes XUItags ftarfes (Einerlei

Die Düfte il?rer Sonnentjeimat welj’n.

Sie barren beiner in vertrauten Zimmern, Sie lachen reigenb wie mit Kinberftimmen, Sie leuchten tröftlicb, wie bie Sterne flimmern, Wenn fie burcb Wolfen fanft unb ftetig glimmen.

£ I? r i ft a Zltefel«£effentf)in, cSebidjte. SU

Itnh ihre grille, hie hebt Sehen hängt,

3ft gleid) hem Scfjaß, von hem has lllätcfjen fagt, 5er nie erfdiöpft, ficß immer neu ergängt,

Soviel her IDunfcfy aud? gu begehren rnagt.

(Ein Statt im ID in he, wie es Iieblidj tangt, (Ein ffaudj her Heimat, eines Sternes jall,

(Ein IDort her Creue, has hein (Slücf umfd/angt —

(Ein IDort her Creue, has hein (Slücf umfd/angt —

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 10 (Stron 30-40)