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Obcr$cb1e$i$cbt Anekdoten

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 12 (Stron 44-47)

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<E. 5.

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)ebet, bec längere §eit in ©berfdjlefien lebt, weiß, baß es eine Sorte fpegififdi oberfcblefifcber 21nefboten gibt, bereu 311 (Sruribe liegenbe egreigniffe ficb in biefer 21 rt nur in unferem 3nbuftrie=

begirfe unb nirgenb anbersroo gutragen formen. LDie mir fünften es auf unfer Oöebiet übertragen ausbriiefen: „3n ©berfdilefien fommt alles vor, außer bem Seeraub".

(jorfdit man bem Oörunbe für biefe Superfilefiaca nach, fo ergeben fidi bie bnmoriftifdjen tüirfungcn moljl aus bem §ufammcntreffen ber hoben beutfdjen Kultur, mie fie non Staatsbeamten, jKtbuftricllen, ~Sn*

gerrieuren, etc. in ben fiiittenbcgirf bineingetragen mirb, unb ber llrmücbfig«

feit unb Kulturfrembbeit eines Heils ber eingeborenen Benölferung. Her Stoff 311 biefen 21nefboten mirb oerfdjwinben, jemebr ficb bie eingeborene Benölferung auf bas beutfebe Kulturnineau f^ebt unb je l;öl?er fie fteigt. (Es fd;eiut barum uidrt unangebracht, in einer ßjeitfdjrift, bie fidj bie pflege oberfd?Iefifd?en lüefens unb oberfdpefifdier (Sef dächte gur 21 up gäbe gemadjt bat, bie (Erinnerung an eine Beibe foldjer (Ereigniffe, bie benen, welche fie erlebt ober gehört haben, allemeile viel ^reube nerur«

fadjt haben, auch ben fünftigen (Sefdjlechteru aufgubemabren, bie in

©bcrfcfilefien nidit mehr bie „nielgeliebte padjatei" norfinben werben.

So hańbie id) nad) bem ßoragifchen: „ Jncipc, sapere aude" unb hoffe, baß mir recht viele (Ergäbler nadjfolgen werben.

1. Siet)t ba in bem norjährigen lUanöner bes 6. Korps beffen fom=

manbierenber (Seneral einen einfachen Ulanen not ber ^front ber feinblicben Sdpißen halten, unbefümmert um bereit im (Ernftfalle töblidies Reiter.

Da ber Ulan audi nach längerer gjeit feine 2lnftalten macht, aus ber ffeucr^

linie gu reiten, fd/ieft ber cßeneral einen 21bjutanten hin, läßt ficb ben branen ©berfofafen h<üen unb fragt ihn: „Sag’ einmal, mas mach ft Du ba

(bbcrfd;[cfifd;e 2lnef boten.

vor ber feinblid?en ^ront?" 3n ftrammer paltung unb mit bem bekannten fd?arfcn oberfd?lefifd?en 2lfgent antwortet ber Ulan: „Weifgjf ich nicf?t, Berr ülajorr". —„Wer l^at Did? beim hierher gefebidt ?" ■—„Weißß id? nid?t, ßerr lltajorr“. — Der (general: „Sag' einmal, mein Soßn, Du nennft midi immerfort fjerr ITtajor, fiel? Dir mal bie breiten roten Streifen längs ber pofe an, weißt Du nicht, wie Du midi ba angureben baft?" Unb ber Ulan mieberum: „Weißß id? nid?t, £?err Ulajorr". „Bun, bann will id? es Dir fagen, id? bin ber Kommanbierenbe (generał." „~Seffes, Ui aria unb Jofef", fd?reit ber Ulan, reißt fein pferb herum unb galoppiert bavon, ehe ihn ber (general unb feine Suite nod? halten fönnen.

Utit Dergnügen ernennt wol?I jeber in bem Ulanen einen unferer braven (Dbcrfd?lefier wieber.

2. 3n feierlichem §uge begibt fiel? eine b?od?geitsgefellfd?aft in (Lid?au aus ber Kitd?e in bas W.’fd?e (gaftßaus, wo bas Sochgeitsmahl ftattfinbeu foil. Die ßocßgeitsgefellf draft fd?icft fid? an, plaß 511 nehmen, ba tritt ber (gensbarm bes ©rtes von lints an ben Bräutigam heran unb erflärt ihm, baß e r an ber E?od?geit nid?t teilnehmen biirfe. — (Entrüftet meint ber Bräutigam, baß bas bod? feine E?od?geit fei unb baff er bod? gefteni orb=

nungsgemäß beim 21mtsvorfteher bie (Erlaubnis gur 21bhaltung einer teuft«

barieit eingeholt unb ?o Hlarf Suftbarteitsfteuer begablt habe. Unbeirrt aber entgegnet it?m ber ffüter bes (gefeßes: „Sie ft eben auf ber ürunfenbolblifte unb ba bürfen Sie fid? in feinem (gaftt?aufe aufhalten". Der Bräutigam erwibert, baß bas ber 2lmtsvorftel?er bod? ebenfo gewußt habe wie ber (gensbarm unb ihm gleidjwol?! bie (genehmiguug gur 21bt?altung einer

£uftbarfeit erteilt l?abe. „Das ift fd?on rid?tig", verfeßt ber (gensbarm,

„aber Sie bürfen an ber Cuftbarfeit uid?t teilneßmen." Unb babei paeft er ihn am 2lrm unb führt ben fid? ßeftig fträubenben unb geftifulierenben gum (gaubium ber gefamten pod?geitsgefe!lfd?aft aus bem Saale.

Das £?od?geitsmal?I nimmt gleidjwohl feinen ungeftörten 21nfang, unb nicht lange bauert es, fo erfeßeiut ber Bräutigam wieber, ber fid?

burd? eine pintertür eingefd?lid?en hatte, um an ber Seite ber Braut piaß gu nehmen. Dod? nid?t lange freut er fid? feines (£t?renplaßes. Der Wad?tmeiftcr fennt feine pappenheimer unb ficht, wie er auf feinem Hunb«

gange wieber bei bem ZD.’fd?en (ßafthaufe vorbeifommt, barin einmal gum red?ten mit bem (Erfolge, baß ber Bräutigam wieber an bie frifdie £uft beförbert wirb.

Diefes Sd?aufpiel bes (Einbringens unb Wieberbinausbeförbert«

werbens wieberßolt fid? gum fteigenben (Entgüden ber (gäfte im £aufe bes 21benbs noch gmei bis breimal, bis enblid? bie Braut bem Sd?aufpiel ein (E11 be mad?t mit ben an ben Bräutigam gerichteten Worten: „Weißte,

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622 (Dbevfrfjlcfifdjc Jlneföoteu.

Parno, gel] Du 311 paufe, id] merrbe mit Sd]tv agger bierblciben, unb mir jmeie roerrbeit uns bann noch 311 paufe amüfieren".

Unb fo gefd] ab es.

5. 2tuf bent Walle einer pteußifdten ^eftuug ftebt ein braver (Ober»

fd]lefier poften. Der Wall mirb von ben ©ffpiersfamilien 311 Spa3icr»

gangen benützt, biefe haben fid] jebocb bent poften gegenüber burd] eine (Erlaubnisfartc bes ^eftungsfommanbanten aus3uroeifen. (Es erfdjeint bie Freifrau von 3E., Hlajorsgattin, unb mill mit ihren Spröfjlingen bie Wallpromertabe begeben. Der oberfdjlefifdje ITlufdjfo vertritt ihr ben Weg unb fragt in feinem beitnifd/en Jargon: „paft Du Hatte ?“ ‘) Die ©ffpiers»

frau fragt entrüftet: „Was fällt Dir ein, mie brücfft Du Did] beim aus?“ Doch unbeirrt fragt ber ungebulbige ITtufdjfo nod] einmal: „paft

Du Hatte?“ Sie fudjt in ihrem (Eäfd]d]en mit bem (Erfolge, baß fie er»

Hären muff, fie habe ihre Harte 311 paufe vergeffen. Darauf fagt ber Solbat mörtlid]: „paft Du feine Hatte unb millft nod] große ^reffe (]aben ?“

— (Eine 23efd]tverbe über biefe Urmüd]figfeit foil am Derftänbnis bes

^eftungsfommanbanten für roafferpolnifdje (Eigenart gefd]eitert fein.

^mei oberfd]lefifd]c Bauern treffen fid], unb es entfpinnt fid]

folgenber Dialog: „Wo get?ft D11, UUd]alsfi?“ — „§u paus.“ — „Wie gcl]t es Jfratt?“ — „<8utt.“ „Unb rno gebft Du?“ — „§u (geriet.“

— „W03U?“ — „§u ein pro3eß.“ — „paft Du pro3eß mit mem?“ —

„U%it ^isfus." — „Was mit bem ^isfus? £ebt ber alte pieron nod]?

mit bem pat ja fd]on mein Datier ein pro3eß gehabt unb verloren.“

') Die polnifdje Sprache fennt bie Kebeform Sie nidjt, mcslialb unfere tüaffcr«

polen fiefj auch häufig in ber bcuifrfjen Sprache bes Du bebienen, roo fie Sie fugen muffen.

„Hatte" Ijodjbcutfcfy „Karte“; bem ©berfdjlefiet fällt bie Husfpradje bes r mitten im Worte fcfyrocr, roenn er nidjt gerabe groifdjen groei Dofalen fteljt.

0)berfd)[efifrbe Sammelmappe. 625

W dokumencie Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 12 (Stron 44-47)

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