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Oberschlesien, 1910, Jg. 8, H. 12

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Academic year: 2022

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(1)

töirgeroanbe ans Utysloroię.

(2)

$. Oahrgang. « Reft 12. « lHärz 1910.

^ bcrkbiciicn

S^^T) <5)

[Bonfltsidiriff zur Pflege der Kenntnis und zur Vertretung der 3ntereffen Oberfchlefiens

zugleich

Organ des Oberfchlefifchen IBufeums in Gleiwifz und der Gustav Freytag-Gefelllchaft zu Kreuzburg,

fierausgeber: Professor Dr. P. Hnötel.

Die .Monatsfchrift „©berfchlejlen" erfcheint im Anfänge eines jeben ITtonats.

Bezugspreis vierteljährlich ITlarF 3, —.

«Einzelne ßefte ITlarF 1,25.

Sefteliiingen nehmen alle BucRhanblungen unb Poftanftalten, fotvie bte üerlagsbuchhanblung

von (Sebrübet Böhm, Kattoroig (D.«5., entgegen.

fllMtiyslowitz.

Dom

Herausgeber.

Mne ^rage, tue bem ^orfcf/er auf bem (Sebiete bet Sauber«

gefcbicfyte einzelner Canbfdjaften von £aien immer unb immer mieber geftellt roirb, ift bie: IVann ift biefer (Sri ge- grünbet worben? 3n 99 von foo fällen wirb er antworten muffen: 3di weiß es nidit. (£r wirb bann recht oft enttäufdjte (Seficbter fehen, vielleicht auch einen leifen Zweifel am IPert feines ^orfcbertums berausbören. Denn W0311 ift er beim Fachmann, wenn et bas nicht einmal weiß?

Unb bodj verhält es fidi fo. 3vt Buntei ber Urjeit verliert fidj ber Urfprung vieler, ja man famt von vielen (Segenben fagen, ber mciften Stabte unb Dörfer. Sehr natürlich auch. Denn Analphabeten haben fic in ben meiften fallen gegrünbet. IDo aber in fogenannter gefdjidjtlicber

§eit burch eine Urfunbe ein ©rt begrünbet ober neu gegrünbet würbe, ba ift bann häufig genug nach Vernichtung biefer Urfunbe bei bem fehlen von Hegiftraturen auch bas 3a^r bes (Sntfteliens allmäfjlidj in Vergeffen

(3)

578 Dtonatsóronif. 3(tnuar ^o.

Der ^rcui (geheimen Hieb 13malrat Dr. Färber unb ber Jfrau Superintenbent (Eva Schultg^Cvler in £eobfd?üt) würbe bie Kote Kreugmebaille III. Klaffe verlieben. Dem ^abrifbefißer Schneiber in patfcbfan ift vom pap ft pins X. bas Kitterfreug bes 5t. (gregorius*

orbens verliefen worben, ©berftrombaubireftor ®b erb anrat ß a tn e l in Katibor hat auf 23efebl bes Kaifers für langjährige erfolgreiche Cätigfeit bei ber ©berregulienmg vom Zttinifter bie filberne IHebaille für Derbienfte um bas Sautvefen erhalten.

^latiirerciguific. Jfaft ben gangen Januar binburdj war bie Witte«

rung außergewöhnlich milbe, vom ID inter war nur in ben letzten 3anuar«

tagen etwas 311 bemerken.

(Einige Cage binbnrdi würbe abenbs gtvifdien 5 tmb 6 Uhr am we'ft»

lid)cn pimmcl in ber Hübe ber prächtig leudjtenben Denus eine n e u e n t * b e d t e r Komet beobadjtet. (Er führt vorläufig ben Kamen n<RO A.

SPerbvcdjcn. Kuffifdjc Räuber« unb Diebesbanben trieben im 'Sanuar in ©berfd?Iefien ihr Unroefen. ~S” ber unweit ber ruffifchen igrenge gele«

genen ©rtfebaft Bibiella, Kreis Carnowiß, erfdjienen eines 2!benbs um 8 Uhr fünf vermummte ITtänner im (gaftbaufe unb ftellten fidj mit vorgehaltenen Revolvern vor einen Cifch, an bem ber (gaftwirt Kotulla mit einem ©ber«

fteiger unb einem anbern (grubenbeamten Sfatfpielte. Die (Einbringlinge feuerten, ohne ein Wort 31t fagen, aus ben Revolvern auf ben (gaftwirt.

Die (grubenbeamten eilten bavon, um pilfe 311 holen. 211s bie poligei unb mehrere (grubenarbeiter von ber nahen ^lorasglüdgrube herbeieilten, lag ber (gaftwirt mit burdjfdjoffener 23ruft tot auf bem fußhohen. Don einem Raub mußten bie (Einbringlinge 2!bftanb nehmen. Die Unterfudjung ift eingeleitet.

Dor fed/s fahren würbe ber jörfter Siegmunb in einem (gräflich Ciele-RDindlerfchen ^forft mit burchfd/offener Kruft aufgefunben. 2111?

2tachforfchungen waren erfolglos. Der jgiegelciarbeiter Wilhelm llrbanef aus 23r3ensfowi^, ein berüchtigter Wilbbieb, hat jetjt, von (gewiffensbiffen geplagt, eiugeftanben, ben ^örfter Siegmunb, ber ilpt beim Wilbcrn be*

troffen, erfefjoffen 311 haben. Itrbanef würbe wegen lltorbverbadjts in Hnterfudjungshaft genommen unb nach Wysłowią abgeführt. * 2

Sdjriftleitung: profeffor Dr. p a u [ Kuötel, Kattoroiß ®.*S.

2) ru cf unb Derlag non (Sehr über 23öf)m, Sud?« unb Steiubrucferei, Katto miß (D.= S.

(4)

580 Dr. pa u i Knote!

beit geraten. Statt ber beftimmten ©abt muß fid? ber Oefd?id?ts«

fcf>reibcr häufig genug bamit begnügen angugeben, mann ber (Drt urfunb«

lid] guerft ermähnt mirb. natürlich tarnt er unter llmftänben 3vhr«

bunberte beftanben liaben. .

So ift es mit ITTystomiß. Der Harne ift abguleiien non bem pol«

nifeben (Eigennamen Wysł.1) Demnach 'ft Wyslomiß bie (Sriinbung eines Wysł ober feiner Hacbfommen, ber Wysliben. Wann ficii biefe aber an bem Ufer ber prgemfa nteberließeit, barüber gibt feine Itrfunbe Huf«

fd?Iuß. 5d?riftlos b^,en bie Begrünbcr unb ihre Hacbfommen burd?

3al?rl?unberte gelebt, unb erft im ^.'Softrhunbert finbet fid? ber Harne guerft in einem Sdiriftftücfe. 3" einem aus bem 3aftre 1326 ftammenben Kird?enregifter bes Defanats von Slamfom (Hrdjibiafonat Krafau) ge«

f<hiel?t eines Pfarrers Watf?ias von Wislomicg ober Wislimicg (Ermahnung.

War nufer Ort b am als fd?on eine 31t beutfd?em Hechte angefeßte Stabt?

Sid?er nicht, menu auch bafiir nur ein negativer Bemeis erbracht merben faun. His 152T König 3ohann von Böhmen im Februar von bett ober«

fdtlefifcheu pergögen als Oberlehnsherr anerfannt mürbe, (teilte er unter auberem am iq. Februar in Uroppau eine Urfunb e barüber aus, in ber bie Stäbtc unb Burgen Stescos von Hatibor namentlich auf geführt merben (terrain suam Ratibor cum suis civitatibus et castris)2 2). Da unter biefen Wyslomiß fehlt, obtvohl es 31t feiner perrfdjaft gehörte, muff man an«

nehmen, baff es noch nicht als civitas in rechtlichem Sinne, b. h- als beutfdje Stabt galt unb and? nod? fein Sd?Ioß befaß. Dagegen ift Wyslomiß als Stabt nad? beutfehem Hed?te für 3560 urfunblid? be3eugt. Hm 8. Degem«

ber bes genannten 3chres verreicht in pieß pergog Hifolaus von CEroppau unb Hatibor bem Hitter Otto von pilca für feine treuen Dienfte außer ver«

fd?iebenen im Hifolaier Diftrift belegenen Dörfern mit allen ihren Hed?ten unb perrfd?aften aud? bas Stäbtlein Wyslomißnad? beutfdjem Hed?tsbraud?.3) Daraus muffen mir alfo entnehmen, baß ber alte Slamenort Wyslomiß 3mifd?eu ?327 unb ?360 in eine Stabt 311 bcutfd?em Hed?te umgemanbelt morben fein muß. (Eine folche Umroanblung mar genau genommen meift eine Heugrünbung, info fern an bie ältere Hn«

fiebtuug ein nad? geroiffen (ßrunbgügen angelegter Heil angegliebert mürbe. Das befannte Sd?ema, bas mir faft überall in Schlefien finben, geigt in ber Witte ber Heugrünbung befanntlid? einen viereefigen Warft«

ptatg, in ben bie Straßen im rediten Winfei einmünben.

') Vergl. (£. girier, Die ältefte ©efdjicfjte von lUysIotDi^ im ?. Scmbe biefer !1Tonatsfd;rift ?goz/03 Seite 73 f.

2) <E. girier, <Sef*id>te bes Fürstentums p(eg. I. Seil S. ?7S.

8) a. a. ©. 5. 66.

(5)

2llWttYsIoroi§.

■Daraufhin miiffen mir uns guniicbft ben plan unfcres ©rtes anfefyen.

2dllerbings ift bas 23ilb im lebten ^abrbunbert ftarf rctufcftiert roorben.

Dar allem bat fidj ein gang neuer Stabtteil gmifdien ber 2tItftabt unb bem 23abnbof entroicEelt, unb neuerbings beginnt fidj and) in ber 2tltftabt burcb

Ö8f

plan uon ITtvsloroiri um ^90.

Stragenregulierungen bas 23ilb 3u vermifdren. Seifer halten mir uns an ben non Dr. £uftig rekonftruierten Stabtplan von etma ^590, ben er feiner be­

kannten (Sefcbicbte ber Stabt beigegeben bat. 2tus ihm erkennen mir fo*

fort, bag mir eine beutfrbe Stabtanlage vor uns haben. Klar unb beutlirb

(6)

582 Dr. p a u I tCnötel,

hebt ficb por allem ber vierecfige Ring hervor. Währenb im (Often bie pjremfa bie (Srenge hübet, gieht fich im Sriben ber potofgraben entlang.

So liegt ber ©rt in bem fpißen Winfel gwifd)en beibcn Waffern. Sie hüben feine natürlichen töehren nad) ben genannten Zfimmelsrichtungen hin. (Eine foldre Einlage Bann aflerbings bas mißliche haben, bas ein fo gelegener ©rt hießt Überfdjwemmungen ausgefeßt ift.1) So fommt biefc Einlage feltener vor als man beult. Doch formen auch aus Scßlefien mehrere Reifpiele angeführt werben. Refonbers hervorjnheheu ift Krappiß, 3ivifd)en ber ©ber unb ffoßenploß,. bas fo ßad) über bem IDafferfpiegel liegt, baff es burd) Überfd)ivemmungen feinen Schaben erleiben farm.

Dasfelbe ift bei ITlysloroiß ber ^all, bas fid? auf bem Rergnfer ber prgemfa erhebt.

(Ehe roir uns weiter mit ber neuen Stabtanlage, bie vor (360 ent«

ftanben fein muff, befchäftigert, unb fie wirb uns noch manches 31t erzählen roiffen, muff cine an be re ^rage beantwortet werben, nämlid) bie nach ber Cage ber alten Zlnfieblung ber ITlysliben. 3n vielen gälten liegen, wie befanut, bie alte unb neue Einlage von einanber entfernt; bie alte führt bann bie Dorfaßfilbc 211t (211t«patf<hfau, 2tlt«(Earnowiß u. a.). 3n anberen aber fcßließt fich ber neue ©rt räumlich fofort an bcn anberen an. Da wir ein 2llt«niyslowiß nicht befißcn, ba audj fonft nichts auf eine weitere (Ent«

fernung von ber ZTeugrünbung mit beutfd?em Stabtrecbt hinweift, fo muffen beibe ©rte in bem Umfreis bes heutigen Itlyslowiß gefud/t werben.

Ulan unterfcheibet 3ivei 2trten ber gefcfüoffenen flawifchcn Sieb«

lungen: Runblinge unb Straßenbörfer. 21 ach bem in Scblefien vorherr«

fd/enben (Typus miiffen wir Iper ein Straffenborf vorausfeßen.2) Unb 3war in ber 2trt, baß bie (Sehöfte rechts unb linfs an einer getaben, ver«

hältnismäßig Bürgen Straße liegen. Das Straßenborf feßt alfo logifch bie burdjgehenbe Straße voraus; wo nun ein Efanbelsroeg, von weither fommenb, burd) einen in neueren feiten vergrößerten ©rt h'vburd)«

führt, werben wir bei ben anberen natürlichen Rebingungen b i e Stabt« ober Dorfftraße als bie urfprünglidje Zlnlage angufeßen haben, burch bie ein folcfjer Weg tpitburchgeht. Run führt über lUysloroiß bie Straße, bie von bem alten HafteII ©ppein über bas Kaftell (Toft, weiterhin Reuthen ©.«S. nach 2tufchwiß«©swiecim geht unb ißren natürlichen (£nb«

punft in Krafau hatte, ©ppeln, Qi oft, Reuthen, Ulvslowiß unb Krafau liegen nun faßt auf einer geraben Cinie. 21Ifo, fdjließen wir, ift bie Straße burd) bas flawifdje lllyslowiß Wvburd) gegangen. 2lIIerbings Imt bas

l) Dergl. <2 r n ft ffoffmann, (Dftbeutfcf;e Stabtanlagen. Kieler ßnaug.«

Diff. (90? 5. 28.

’) meinen, Sieblutig unb 21grar»efert jc. Sb. I 5. 52 f.

(7)

2lH4TCYsIoroitj. 585

prjemfatai, bann and? bie Sage von ©smiecim gembc von ZUyslomiß aus eine ftarfe 21bbiegung nad? Süben notmenbig gemad?t. (Ein 23Ii(f auf ben beigegebenen plan läßt uns nun fofort bie Hieberlaffung bet ZUysIiben ernennen. (Es ift bie Heutbencr Straße jivifcßen Scf?Ioß unb alter pfarr*

fircf?e. Siiblicb von bet Kird?e muß bet Weg ben potofgraben über#

fdjritten haben. Die neue beutfdie 2lnlage leitete bann ben Derfel?t nach (Often ab. Das Unnatürliche biefes Umftanbes ernpfinbet man noch heute, menu man, um auf bie (£l?auffee nad? Stupna*23r3ensfomiß 311 gelangen, 311 Wagen ein Stiirf 3urücffaf?ren muß unb bann crft butch eine fie im rechten Winfel treffcnbe Straße auf fie gelangt. Die ZUit*

fdjulb trägt ja allcrbings aud? bie ffüßrung ber (Eifenbahnlinie, hoch nid?t allein. Unfer plan 3eigt in augenfälliger Weife, mie bie einzelnen (ßehöftc burd? fie ine §mifd?enräume voneinanber getrennt finb unb fid? in be*

trärßtlicher (Liefe nad? liiuten 3ief?en. peilte ift burd? bid?t anein attber*

liegenbe Heubauten bas alte 23ilb faß völlig vermifd?t, aber bod? nod? an einzelnen Stellen erfennbar. ZU it ben eben ermähnten (Eigentümlich*

feiten haben mir aber rvieber ein paar d?arafteriftifd?e ZUetfmale flamifd?er Hieberlaffungen gefunben, unb es fann fein §mcifcl beftehen, baß bie 23eutl?euer Straße bas llr*lTlyslotoiß barftellt. Das Sd?Ioß ift jünger als bie Stabt. Daraus ergibt fiep, baß biefe nur bis in bie 2Zäl?e besfelben nad? Horben gereicht hoben fann. 3hr füblid?es (Enbe finbet bie Straße bei ber fatf?olifd?en Kirche, vor ber fie fid? heute nad? 3u?ei Hidjtungen fpaltet, bereit eine, bie 3um Hinge führt, jeßt ebenfalls 23eutf?ener Straße heißt. Die Kird?c liegt fo getabe 3tvifd?cn bem flamifchen unb beutfd?cn1) ZUyslomiß im Winfel. Sie fann ebenfo biefem mie jenem angehören.

Denn in ben Koloniftenftäbten erhebt fid? bie pfarrfird?e gemöl?nlid? in näd?fter Häl?e bes Hinges auf einem für fie unb ben Kird?l?of frei ge«

Iaffeuen plaße.

2lber ebenfo gut fonnte fie fdjon bem alten (Orte eignen. So ftei?t 3um Beifpiel bie pfarrfird?e von Heumarft in gan3 ähnlicher Sage am Weftenbe ber Stabt.* 2) Wir haben nun gefel?en, baß (526 fd?ou ein Pfarrer von ZUyslomiß ermähnt mirb, alfo fchon eine Pfarrfird?e beftanben haben muß. Wie id? hörte, bc3eid?net eine örtlidje Überlieferung bie fteinc Kreu3fird?e am Knappfd?aftsla3arett als bie alte Kird?e (ber beigegebene plan reid?t nicht fo meit). Damit liegt fie aber viel 31t mcit von bem alten

’) Wie weit biefer Harne für bie Zlnfieblung bes (<$. Sal?r(?unberts berechtigt ift, werben wir nod? feiten.

2) Dergl. ben plan von (753 bei ®. IHeinarbus, Das Heumarfter Hed?tsbud?

unb anbere Heumarfter Hedjtsquellen (Harft. u. (Quell. 3. fd?lef. (Sefd;. 2. Sb.) Sreslau (906. Über bie Stabtantage vergl. 5. 27.

(8)

Dr. p a u I Knotet,

©rtc entfernt, als baß fie als pfarrfird?c in Betracht tommen t’önnte.

~Sbre Sage läßt gang beutlid; ernennen, baß mir es mit einer Kapelle 311 tun fyaben, bie am (Enbe bcs Weid?bilbes einer Stabt ben (Einl^cimifcfjen bei feiner Kiicffebr gnerft begrüßte, ben 2lusgiel?enben 311 leßtem Sebet an ber Stabtgrenge einlub. So liegt mie feit jef?er and? nod? beut bie Ka«

pelle an einer Stelle, mo bie aus ber Stabt beranfomutenbe Straße fid?

teilt. Haburd? ift auch ihr Cbarafter als Zentralbau mit bcbingt. So bleibt eben nur bie jeßt fo genannte alte Pfarrfird?e übrig, bie mir fd?on als bie ber llrftabt angufeben hoben. Die Straße nad? (Dsmiecim mußte aller«

bings einen Bogen nad? Weften machen, um um ben Kird?l?of herum 311 fommcn. Hod? foId?e 21bmeid?ungen fitrb ja eigentlich bie Hegel.

Hie Heuanlage bog bann bie Straße in gang anberer Hidjtung nach Horboften ab. Wie bekannt ging bie Begrünbung einer Stabt 311 beutfd?em Hecht fo vor fid?, baß ein Unternehmer (locator) bas Hecht gur 2(ntage erhielt unb ihm bas erbliche 21mt bes Pogtes (advocatus) übertragen mürbe. Ulan muß nun logifcf? annehmen, baß er fich auf bem Boben ber neu g 11 errichtenben Stabt ober, mo biefe fich an eine alte Sieblung an«

fd?loß, in biefer auf einem ihm vom Srunbherrn befonbers übermiefenen Srunbftiid nieberließ. Wir finben nun, mie unfer plan geigt, bie Pogtci gegenüber ber Kirche am Sübcnbc bes flamifdjen Utyslomiß, gerabe gegen«

über and? bem plaße, von mo aus ber neue ©rt gunäd?ft abgeftecft, bie Srunbftücfe für bie eingeinen 2(nfiebler abgegrengt mürben, Serabe biefe Sage ber Pogtei fann als leßter Beweis für meine Behauptung über ben plaß bcs Ur«U%yslomiß gelten.

Über bie burd? bie Befdjaffenheit bes Selänbes gegebene Wahl für bie Heuftabt höbe id? fd?on gefprod?en. Her fd?on vorl?anbene Kirchhof, beffen Stengen flehet noch heut im gangen bie alten finb, verbot eine weftlid?ere Unlage bes Hinges. So mußte bie jeßige Beutl?ener Straße im rechten Winkel umgebogen werben, wenn man bas Urfchema ber ted?tminflig in jenen eimnünbenben Straßen beibeholten, vor allem aber and? ben genügenben 2taum für bie um ben Hing herumlaufenben päufer mit ihren £?öfen erhalten wollte. 2tn einer wichtigen Stelle mußte man allerbings von bem 5d?ema abgehen, nämlich bort, mo bie burd? bie Stabt führenbe Straße ben Hing verließ, um über ben potofgraben hinweg im Bogen micber bie alte pauptftraße gu erreichen. Bewußt muß man fid?

allerbings immer bleiben, baß eine fold?e Srünbung fid?er am ITlarktplaß begann unb von hier aus fid? nach ben verfd?iebenen Hichtungen, häufig gewiß gunäd?ft red?t ungleichartig, ausbreitete. Hurd? ben Staben war bem ©rtc ja gunädjft eine Stenge gefeßt. Selbftverftänblid? höüe bei fdjneüem 2(ufblühen ber Stabt biefe fid? and? über ihn hinweg ausbreiten 58%

(9)

JllWTtyslotińt}. 585

Fönnen. Bas ift aber 3^tl;mtberte lang nid?t nötig gcmefen, crft bas letzte Babrlnmbert I]at bort eine gmeite Heuftabt mit einem neuen platjc gefcbaffen, an bem fich jctgt audi bas Hatbaus erbebt.

Bas alte ftanb felbftvcrftänblid? auf bem Hinge unb gmar bis (855, mo es abgetragen mürbe. Wenn £uftig (Seite 93) meint, baff von Hnfang an ein fold? es beftauben l?abe, irrt er fid?; audi bie an bereu Kolonial ftrtbtc haben es erft erhalten, menu bie Stabt bie Vogteirecljtc abgelöft unb einen eigenen Hat unb Biirgermeiftcr eingefetgt hatte. Unb in febr vielen fällen fidier audi bamals noch nicht. Benn ein Hatbaus mürbe ja crft mit (Entmidlung bcr ftäbtifd?en Selbftvermaltung notroenbig. (Erft f66g mirb in ITTysIomitg bas Hatbaus gelegentlich eines Branbes ermähnt, bei bent es mit fiebeit fjäufern ber nörblid? hinter ihm gelegenen Hingfeiie abbrannte.

Huf nuferem plane fel?lt es. Barin liegt ein ungelöfter Wiberfprud? mit bem, mas £uftig über bas frühere Borbanbeufcin fagt, es miiffte benn fein, baff es früher an anberer Stelle geftanben hätte. 2(ber bavon ermähnt bcr

Derfaffer ber (EbroniF nidjts.

3m (Segenfatg 311 ben meiften anberen Stabten hat in ITtyslomitj eine Kblöfung ber Vogteiredjte burd? bie Bürgerfcfjaft uid?t ftattgefuuben.

Vielleicht in ber erften Ejälfte bes \7. 3ahrhl'nberts gingen bie Vogtei an ben £anbvogt über. 3in 3ahrc 1638 mirb ber (Erbvogt bas letzte 111 al genannt.') So beftauben bas (Erbvogtamt, fpäter bas £anbvogtamt 311=

gleid? mit ben fogenannten (Sefdjrvorenen bis in bie neuefte ^eit neben Biirgermcifter unb Hat fort. 3eöenfalfs ein unklares Verhältnis, bei bem ber geminncnbe (Teil fid?er nid?t bie Stabt mar. Bas Kifft auf bas fehlen eines felbftbemußten Bürgertums fcbliefjen. Hod? mehr gebt bies baraus hervor, baff bie mecbfelube l?errfd?aft von Sd?loff ITtyslomitj mehr als einmal in bie Hed?te bcr Stabt unb Bürgerfd?aft eingriff.2) Bas alles ftimmt fo gar nid?t jufammen mit bem Begriffe bes auf»

ftrebenbeu beutfebeu Bürgertums, mir mir es in fo vielen anberen Stabten Fennen lernen. Sollte etma bie Bevölfcrung ber neuen beutfd?en Stabt gar nicht ober nur 311 einem geringen Heile aus Bcutfchcn beftauben l?aben ? £uftig gibt Seite 63 ein Vergeicbnis ber IHyslomiher (Srunbftüde mit ben Hamen berBefitger aus bem 3ahre 1600 herum. Sie fiub fämtlid? polnifd?. (Ebenfo bie meiften Hamen von (Ein»

mobuern, bie er ba unb bort in feinem Werte anfübrt. Hur gang ver»

eingelt unb redd fpät Fommcn beutfd?e vor. Hun Faun man allerbings fagen, baff uns (Einm01?nernamen erft feit bem f6. 3ahrl?lm<)crt beFannt

L) Suftig a. a. 0. 5. uo unb 255 ff.

-) 3. y. & u ft i g, a. a. 0. 5. t,62.

(10)

586 Dr. paul Knotet,

finb, cs alfo uid?t ausgefcgloffen ift, bag boeg gunäcgft eine ftärferc beutfite Bürgerfcgaft vorganben mar, bte altmäglicg polonifiert morben märe.

(Eine gumanberung beutfeger (Elemente liege fieg nun alterbings gmtädyfr wogl annegmen. 21ber bei ber Seggaftigfeit ber Bevölferung mürben mir bodi in manchen polnifcgen (Eigennamen urfprünglicges beutfebes Spracggut finben. Pas ift aber nicht ber ^all. Dann aber ift cor allem barauf ginguweifen, bag unter ben Koloniftenftäbten, bie gunäcgft im 13. ^agrgunbert entftanben finb, Ulyslowig ein Spätling ift, unb man fegon baraus fcgliegen tonnte, bag gcrabe gier ber beutfdie §ugug recht fpärlicf) gemefen fein bürfte.

~Stn legten 3al?r3ait3 meiner Utonatsfcgrift bat (S. ItTenj einen Uuf- fag über bie Befiebelung Kreugburgs veröffenttiegt,1) in bem er über ben Dorgang ber Kolonifation im allgemeinen fpridit. Darin bebt er hervor, bag mir in ben ttrfunben ftets nur bavon hören, „bag (eute, welche ift nicht gefagt, 311 beutfegem 22ecgt angefegt merben ober bag einem (Drt, b. g.

alfo beffen Beroognern, beutfebes 22ed?t verliefen mirb". Die ^uroanbe- rung von Deutfegen mill er bamit niegt leugnen unb fann es au cg bem üatbeftanbe gegenüber niegt. Weiterhin aber maegt er es boeg glaubhaft, bag mir neben ben beutfegen gumanberern einen garten (Einfitlag flamifcger Bevölferung anjimebmen gaben, ber beutfeges Be egt mit erhielt unb fo allmäglidi germanifiert merben tonnte. So mar es fidier in IRvslomig.

Der (Einfddag beutfeger Bürger fann urfprünglicg nur gang gering gemefen fein, roenn übergaupt ein folcger vorganben mar. Unb fo gätten mir gier ein Beifpiel einer neuen Stabtfieblung 311 beutfegem Becgtc mit flamifdjer (Einmognerfcgaft. Uladjen bies bie fdjon angefügrten (Briinbe fegon magrfdjeinlicg, fo ergebt es ber legte, 311 bem icg fegt fomme, gur (Semiggeit.

Wanbern mir in (Bebauten bureg eine beliebige Kolonialftabt, fegen mir uns vor allem bie Hingbäufcr an, fo finben mir, bag fie bi re ft neben- einanber, Branbmaucr an Branbmauer, gebaut finb. Wenn ja nun von ben beut ftegenben ffäufern au cg feines megr in bie Koloniatgeit gurücf-- reiegt, fo bürfen mir biefe Unlage boeg bei ben meiften von Unfang an vor>

ausfegen. Die gugemanberten Deutfegen braegten eben ben (Bebtaucg aus ber ffeimat mit, unb ber etwaige flaroifcge Bevölferungsteil, ber fict mit anfiebelte, nagm bas, wie fo vieles anbere, aueg an.

Unb nun 31t Utyslowig! 3<g gäbe bei Befprecgung ber Bcntgencr Strage, als bes Ur^UTyslomig, barauf gingeroiefen, bag gier 3. (Ł noeg gent bie alte Unlage ber (Segöfte erfennbar ift, bie gwifegen fieg einen fcgmalen

l) Seite H92 ff.

(11)

21[t»ITiys[omitj. 587 (Sang ließen. (Sang ebenfo aber fielet es mit ben Käufern auf bem Hinge unb auf ber (Entengaffe. ZDie bie beibert Hbbilbungen (Straßen» unb Efof»

feite b’erfelben päufcr) ernennen laffen, ift bas hier noch fyeut ber ^all.

Die (Traufen ber Dächer fommen fiel? fo nalje, baß ber Fußgänger unter ihnen int Hegen faft troefeu gehen fann. 3dt weiß nidjt, wolier £uftig für alle Seiten bes Hinges feine im plane niebergelegtc Hnfidjt non biefer Hnlage hat. IDillfiirlich fann fie nid/t fein. 3m §meifelsfalle lag es für ben Zeichner vielmehr näher, bie ßäufer bireft nebeneinanber gu geiebnen.

Der große Stabtplau non %860 auf bem Hathaufc ber Stabt, beffen (Einfidit

fjäufer an ber (Entengaffe.

mir perr Bürgermeifter Dr. peufer in liebensmiirbigfter IDeifc geftattet bat, geigt nur nod? bie (Sebäube an ber furgen ©ftfeitc bes Hinges gwifcfyen (Entengaffe unb pleffcr Straße mit biefen Hbftänben. 3n feiner (867 er«

fcbicnenen Cbronif ermähnt Srufiig, baß biefe bamals fcbon m a ff in auf ge«

führt maren, mäbrenb no* bie auf ber Horbfeite bes Hinges befinblidjen fünf päufer aus polg beftünben unb Cauben hätten, pier ift alfo ein iDiber«

fprucb gmifcben bem Beftanbe non (860 unb (867, ben id? nidjt gu töfen nermag. Daß aber bie päufer ber Horbfeite auch 21bftanb noneinanber hatten, beroeift bas Bilb- bes alten Hatbaufes auf Seite 95 ber (Ebronif.

Die §eid?nung (non einem (obrer lDvftrid?omsfi aus 3anom) ift nid?t fünftlcrifcb, aber gerabe in Darftellung bes üvpifchen fo getreu, baß mir fie unbebiugt als glaubmürbig anerfennen miiffcn. Hub b*(>v febcu mir

(12)

588 Dr. paul K n ö t e I,

3ivifdien beit beibctt Käufern völlig binburdi, fo bay mir uns faßen ntüffen, fo inny es gemefen fein.

So mürben Dcutfdic nicht gebaut haben, patten fie aber mirtlicfi guerft paus an paus errichtet, fo mürbe biefe Einlage fidj, mie fonftmo, auch hier erhalten haben, felbft memt bie Bevölteruug flamifiert roorben märe.

<£d?t flamifdi ift auch bie Permenbung bcs Blodbaues an Stelle bcs Jfad?«

tverfbaues, ben bie Deutfdjen fonft überallhin in bas gefdiidjtlicbe Hieb er«

fdilefien mitgebradit haben. (Er entfpradj fortgefdjritteneren 2(nforberungen, infofern er bie HTöglicbteit mehrerer Stocfmerfe gemäbrleiftet, mährenb ber Blodbau über ein Stodmerf hinausgugeheu nur fdimer erlaubte. So flehen bie alten päufer mit ben guriidgebliebeueu Perhältniffen nuferer flamifchen Bevölteruug in (Einflang, mährenb fonft gerabe am Hinge unb in ben Hebenftraycn ber beutfehen ober normiegenb beutfehen Stabte ber Stodmerfbau, erft in ^adjmerf, bann utaffiu, fid? aus ben gefteigerten Bebürfniffen ergab.

Damd barf ber Hing bes Bcmeifcs für Hitlage unb Bevölteruug ber ur«

fprünglid? fo Meinen prgentfaftabt als gefddoffen betrachtet merben. Daut feiner (age ift ber 0rt im lebten halben ^ahrliunbert mächtig aufgebläht.

Das urfprüngliche polgbaus geht Iper feinem unabmenbbaren Untergänge entgegen. Daher mag es mir erlaubt fein, bei feinen polgbauten noch eine Marge igelt 311 nermeileu unb auch in mehreren Bilbcrn eines ber intereffan«

teften nod? ftebenben (Sebäube ben Cefern uorguftihren.

3d? habe fd?oit ermähnt, baff bie alten IHyslomißer Bauten im Blodverbanbe errichtet finb. Wenn id? ihn als lllerfmal flatvifdicr Be«

nölterung begeidpiet habe, fo ift bas allerbings nur relativ 311 verftehen.

Denn fidjer haben auch bie alten Deutfdjen guuädbft in ihm ihre Wolin flatten aufgeführt. Denn bag 11 beburfte man nur ber 21rt, um bie Baum«

ftämme an ben Stammenbeu ausguterben, mährenb ber ^aclimert« ober Stänberbau eine cntmideltcrc Hedptif verlangte. Hun aber verbrängte biefer fpäter ben Btodbau, mährenb fief? biefer bei ben gurüdgebliebenen Slamen bis heutigen Hages erhielt. Hlletbings and? in beutfehen (Segenben, bort, mo mächtige Wölber nod? jetgt bie leichtere perftellung foldjer Blodbauten ermöglichen, bie gubem märmer als bie ^ad?merf«

häufet finb.1)

Die 21 rt bes Perban bes ber fich an ben (Eden freugenben Schrotholg«

halfen läßt in ber f?ofaitficf?t bas paus lints erfennen. Bei vielen ift bas (Sefiige mit ben gangen Wänben unter beut Betvurf verborgen.

1) Das Bauernhaus im Deutfd;en 2veicf/c unb feinen (Srenggebietcn. fjetaus*

gegeben com Derbanbe Z)eutfd?er Jtrdjiteften« unb Sngenieuruereine. Dresben 1906.

5. m.

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2[It«iriv5[oroit5. 589 Das Urbans haben wir uns als (£inraumi]aus uo^uftellen. Selbft»

uerftänblidj finben wir hier entwickeltere Cypen. Soweit es ber heutige Seftanb nodj erkennen läßt, haben wir es neben einigen Varianten mit ßwei fjaupttypen 311 tun. 34 möcfjte fie bas Dorf» unb Stabtßaus nennen.

§u letzterem gehört bas größere fjaus auf ben bcibcn Silbern, 311 jenen bas baneben befinblirfje. Die weiften bes Bauernhaustypns finben fid;

jeßt allerbings nur no* unten am ptßemfanfer, wo bas fefte (Sefiige ber ftäbtifdjen Straßenanlage fehlt.

Seibe bfäufcrarten fielen in 2tnorbnung ber Bäume unter beutfdjem (Einfluß, ber ja bekanntlich weit nach beut (Dftcn ging. Die Baustür liegt

fjofcmfidjt aus ITtvsloroit}.

beim Sauernbaustypus in ber Hütte ber Stangfeite; burcb fie betreten mir ben ^lur, ber mcift burdi bas gange pans ßinburdt narb einer hinteren CLiir führt. Seim eigentlichen Sauernhaufe befinben [ich gewöhnlich auf ber einen Seite bie ZDohnräume (eine große Stube unb eine fdjmale Kammer hinter ihr), auf ber anberen ber Stall unb anbere tVirtfcbafts»

räume. Der ftäbtifdje (Einfluß bat fiep nun hier berart geltenb gemacht, baß auf beiben Seiten IDohuräume liegen. (Ebarattcriftifcb für unfere alten länblidjen IDohnbäufer finb bie kleinen Jfenfter, bie nur eine geringe gidKgufußr geftatten. ~Sm (Segenfaß bagu fällt uns bei einer größeren Zlngaßl von päufern in lüyslowiß auf, baß bie ^enfter breü bis vierteilig finb, wie es auch bas paus auf unferen Kbbilbungen erkennen läßt.

Die päufer bes Stabttypus wen ben ihre (Siebei ber Straße gu. Die üür liegt ebenfalls in biefer Seite. Doch geigt gleich bas gweitc paus

(14)

590 Dr. p au! Knote!,

nuferes Strafjenbilbes eine 21bmeid;ung. Die iauben finb jeßt völlig ver«

fcfmumben. Wir fönneu fie nur nod; auf ber 2lbbilbung bes Hatljaufes bei iuftig fenuen lernen. Bier tragen fünf Säulen ber Sübfeitc bas bis 311 irrten vorgefragte Darb. Dein ©runbrifj bes Hinges entfprec^enb führte bie (Zur etwa in ber Witte ber füblid;en iangfeite in bas innere 'hinein.

~Sn ihnen wie auefj in benen ber anbereu iaubenbäufer 3cigte fiel] fiefjer ber=

einft bie Betätigung einer gewiffen üolfsfunft, bie wir beute no cf; in ben Stäubern von ©rgelbüljnen in Dorffircßen bie unb ba febeu fönnen.1) Da nun 311 beibett Seiten bes ^lurs je ein größeres üorbe^immer unb ein flcineres Biute^itnmer angeorbuet waren, fo erfennen wir in be in ftäbtifeben 21mtsgebäube ben Hypus bes BauernI;aufes ivieber. (Ein Heiner Dachreiter erhob fiel; auf bent roeftlidjen (Zeile bes Daches. Diefe Stellung gebt wohl auf eine Bcarbahntung ber Kirchen 3tirürf, bei benen bie Dachreiter ja aucf; mehr nad; einem (Enbe 311, nicht in ber Witte, angebracht finb. 21m Hatbaufe, wie and; auf ben l;ier beigegebenen pausbilbem, fiubet fid; bie djarafteriftifche füurücfrücfung ber (Siebelwaub, bei ben beiben fjäufern ber (Entcngaffe fogar 3weimal übereinanber. Die Sdjieferbe*

bad;ung gel;ört felbftverftänblid; erft bem j}abrbunbert an, früher finbett wir an bereit Stelle Stroi; ober Stirnbein.

2litd; bie maffiven Sd;ornfteine finb jüngeren Urfprungs. Wenn fie nid;t gati3 fehlten — ber (Zatrareifenbc fann fo!d;e Ejänfer in Slomafeit- börfertt ttod; genug febeu — beftanben fie aus X70I3 unb waren mit iebnt be Hebt.

Befonbere Beachtung verbient bas (Ziirgewänbe bes Efaufes auf ber (Entengaffe, bas ich biefem 2luffaße ttod; in einem bofonberen Bilbe bei­

gebe, Wan wirb 3ugeben ntüffen, baß hier mit ben einfad;ften Wittein eine fünftlerifd;e Wirfung er3ielt ift. Über 3wei fenfrechten Efolßgewänben bilbet ein befoubercr Balten ben Stut3. Unter unb 3ivifd;en ihnen ift eine aus mehreren KeilftücEen 3ufammengefeßte Hberbecfuug eingefügt unb fo ein gait3 flad;er Bogen hergeftellt. Befonbers d;arafteriftifd; an ihm finb bie brei Hunbftäbe. 3rt ihnen ha^en wir fid;er eine fjerübernahnte eitifad;fter Kunftformen von portalen von Sdjrotbogfircben 311 erfennen.

211s Beifpiel bafür bringe id; ben flecblattförmigen 2lbfd;fufj eines portals von ber längft abgeriffenen 2<ird;e 311 inborn, bas in bem erwähnten Werfe über bie EjogHtchen (Dftbeutfd;lanbs (Seite 22) abgebilbet ift. iciber lägt bie §eid;nung bas (Sefiige ber ein3clnen pogteile nicht erfennen.

Croß feines Stoffes unb aller (£infad;l;eit erinnert uns bas Cür»

gewäube an bie monumentalen Steinfaffungen ber portale an maffiven H 23eifpie!e bei tPigąerPBurgemeifter, ffo^firdjen unb £jol3tiirme ber prcu§ifd;en

©ftprooinßen. Berlin 1905. Seite 23.

(15)

SUMTtYsloroitj.

Siirgcrbäufern. Durd? fie betreten mir gemöhnlicb bie mehr ober minber breite Balle bes pausflurs, bie nach meiner "Kenntnis verhältnismäßig feiten burd? bas gange paus binburcbgebt, mag bie Or in ber ITTittel«

ober mie febr häufig aus prattifcben (Sriinben ber Haumanorbnung in einer ber Seitenachfen liegen. ZTleift bat ber ^lur einen Kn id unb fetgt fidi in einer anberen Kcbfe narb hinten fort. 31t unferem ^alle fcßeint er ba«

gegen, mie bas burd?fallenbe £id?t vermuten läßt, binburdigugeben. Das Silb ber poffeite besfelben (Sebäubes

belehrt uns bagegen, baß man eigent«

lieh bas portalgemänbe nur als Knüffe anfpredjen barf. Denn mir feben Iper, mie fidi bas eigentliche paus auf ben Oil mit bem breiteiligen ^enfter befebrärtft unb bas Dad?, meit über bie abfdiließenbe tüartb binüberragenb einen bureb eine Stauer von Schrot«

bolgbalten abgefdiloffenen (Sang über«

bedt, ber gar nicht burd? bie gange Oefe bes paufes binburebgeßt. Wir könnten uns mol?! vorftcllen, baß bas Dadi ftatt auf biefen Sailen

allein auf einem über bie brei Stiele gelegten Salten rußte unb mürben bann eine Dartante ber Stauben vor uns haben. Derart febeint bas eine auf ber Kbbilbung bes alten Hatbaufes vollftänbig fiebtbare paus am Singe gemefen gu fein. So mie er jetgt aber ift, erinnert uns biefer (Saug unter bem barüber meggegogerten Dacße vielmehr an etrnas auberes, nämlich an bas fogenannte ^irßäusla (Dorßäuscßen) fdilefifcber Sauernbäufer, vor allem im (Sefenfe, bem Kitvatergebirge unb ber (Sraffcbaft (Slaß.

Konftruftiv finb fie ja allerbings unterfeßieben, aber beiben ift gemeinfam ber ©rned, ben Zugang gu bem paufe (Stall etc.) troden, mobl audi märmer gu erhalten. Wie pier in lltyslomiß finbet fidi ber Zugang audi meift in ber einen Sdimalfeite, mcnngleidi audi öfter Durchbrechungen ber IDanb bes ^irhäusla mit Oren vortommen.

Suftig ermähnt (Seite 238) als gu feiner §eit nod? eriftierenb einige poftore aus (Eicßenbolg, bogenförmig überbaut unb mit einem Dadic.

Dielleicßt maren fie ähnlich benen, bie man nod? vor einigen fahren in Soßberg bei Seutben feben tonnte (eins nodi gegenüber ber neuen Po ft erhalten). Sutfd? bilbet in bem mehrfach ermähnten Ittouumentalmert über bas beutfebe Sauernbaus (Seite (6() ein febr charafteriftifcbes ab.

Heben ber Durchfahrt ift eine ^ußgängerpforte angebracht; über biefer

59 t

povtalfrfjluß aus Kubom.

(16)

592 Dr. pani K n ö t e I , itlt-lITyslomit;.

eine vexierte 2Sretterfü[tung, fo baß jene bantit bie ööbe bei Durchfahrt erreicht unb mit it?r unter einem Dach fein tarnt, (ebenfalls ein äußerft malerifdjes ITIotiu, bas mir auch in ber monumentalen Zlrdiiteftur roteber«

finbett, 3. 23. in bem bcrrlidictt Zxenaiffanceportal bes 23rieger Schlaffes.

21 us 27013 maren auch bie beiben Stabttore (bas 23euthener unb Krafauer) foroie bas (685 genannte Cor gur Cntengaffe, bas mit feinem Durctjbüd! 311 biefer jebenfatls ein malerifctjes 23itb gegeben haben muff.

Itleljr als einmal haben größere 23rättbe in ITtystomiß gemittet unb bie Stabt gang ober teitmeife in 2lfd?e gelegt, fo (587, (6(7, (758. So barf motjt beit meiften fjäufern teilt align großes Ztlter 3ugefchrieben merbett.

£uftig fiitjrt Seite 238 an, baß er an unb in einigen ffüttfern bie ^atjres3aht (767 unb (786 gelefen fjabe. 3n biefetbe geit fällt ((787—(792) ber Ziem bau bes (855 abgetragenen alten Hattjaufes.

Wie aber Stoff 111tb Cechttif ber Sd?rott?oIgbauten ltrfpriinglich einer viel älteren Hulturentroictlung angeboren, fo hülfen unb muffen mir audi Zlttfriß unb (Srttnbriß unferer Ziolghäufer für älter galten, mettn ttatiir*

lid? audj bie Zlnpaffung an neue 23ebtirfttiffe mandjes neue ßlngugebracht hat. 34 erinnere an bie gunädjft gang fetilenben, bann ßölgernen, jeßt maffioen Scfjornfteine, ferner an bie heutige Decfung mit Dacfjpappe.

Zlttf unferem ffofbilbe fdjaut ZtemUTysIomitg mit feinen gtrei* bis breiftöcfigen 23 au ten in bie frühere polgftabt triumpljierenb hinein. Das Zllte ift bem Untergänge gemeint, unb es ift nur eine ^rage ber ofeit, mann es gang verfdjtvunben fein mirb. So foltte bas Zllte noch einmal Ijier in miffenfdiaftlidjer Weife feftgelegt merbett. Cs fei uns vergönnt ben Wttttfd?

attsgttfpredjen, baß nod? redjt viel von ben bjolgljättfern im Silbe feftge»

hatten, baß attdj Zlufnahmett von (Srunbriffen gemadjt mürben; benn gerabe aud? fie bieten, mie id? mohl fdjott gegeigt habe, tulturgefchidjtlidjen ZZoliftoff. Dor allem aber mürbe id? bie fjerftellung einiger fjolgmobelle (mit abhebbarem Dache gttr 23efid?ttgung ber 3imeTiräume) cutraten.

Dor allem möchte id? bas hier behanbelte £?aus an ber Cntengaffe bagtt empfehlen. Könnte nid?t bas oberfdjlefifdie ITIufeum bie Sadie in bie Z?anb nehmen ?

Die alten ffäufer merbett fallen unb müffen fallen. Sd?on t?eut ftet?en fie an mattdjer Stelle in unverföhttlidjem (Segenfaß gtt ben neuen fjäufern. Zlber ein (Sefütjl ber Wehmut tarnt ber Kulturhiftorifer bennod?

nidjt unterbrüden. Denn mit ißnett verliert UIyslotviß ein gut Stüd feiner eigentümlichen pßyfiognomie. 3m (Segenfaß gtt ben früheren 3at?rhunberten ber Stagnation ift es im leßten geroaltig gemadifett. Zlud?

hier macht fid? bie ZTeugeit mit allen ihren Cmmgenfdiaften auf bem (Se- biete ber Wobnungstedjnif bemerkbar. Zlnftelle ber fafernenartigen Haften

(17)

Das oberfcfylefifdje Bteinfotjtcnbecfen. 593 treten and? fd?on rncßr unb mehr l?äufer, Die wie überall fo and? hier einen 21usblicf auf eine Funftfrobere §cit im pausbau eröffnen. 2lber bas neue ntvstomiß, bas cinft hafteten wirb, wirb eine Stabt fein wie punbert anberc mehr. It as fRtbivibuelle wirb nur nod? burd?febeinen in ber 2ln«

läge feiner Straffen unb plätte, nicht mcl?r aber in feinem 2lufriß wie noch beute. Dod? bas ift allgemeines lltenfd?t?eitslos. Don Urzeiten gemeinfamer ät?nlid?er UnFuItur fteigt bie ITTenfdjßett 1? in auf in fold?e inbiinbuellfter ZlußenFultur, wie fie uns 3. 23. unfer fogenanntes Mittelalter bietet. ~Se mehr aber ber (Eingelmenfd? in beit fübrenben Schichten fid? inbiuibualificrt, befto gleidntrtiger wirb wieber bie 2tußenFultur, gumal, wenn wie l?eut ein reger DerFeßr bie entfernteften (Segenben verbinbet, ihre (Erßeugniffe austaufebt unb allen mitteilt. Dann verfd?minbet vielfach nidjt bloß ber örtliche, nein auch ber ftammbafte unb nationale Character.

Hräumenb l?at ITTysIowiß burd? ^aßrbunberte an ber prgemfa gelegen, 311m größten Heil fid? felbft überlaffen; jeßt liegt es am 23rennpunft breicr 2xeid?c, jeßt ift es eine Pforte für ben taufenbFöpfigeu 21rbeiteruerFel;r, ein wichtiger puitFt in einem internationalen ^nbuftriebcsir!. Da muß eben bas 211te plaß mad?en.

Das obcrscbksisctu SkinRobknbcckeit.

bem Hitei „Das oberfchlefifche SteinFoßlenbecFen“ ift neuerbings von bem ehemaligen ©berbcrgamtsmarFfcf?eiber

<£. (Daebler ein IDerf veröffentlicht worben, welches fid? in W ^achfreifen einer hohen 23ead?tung erfreut.1) Denn es ift bas abfcf?Iießenbe tDer! eines Mannes, ber feine Lebensaufgabe in ber (Er»

forfd?ung bes wirtfd?aftlid? fo überaus wid?tigen SteiuFohlevorfommens im (Sebiete ber IDafferfcheibe ßwifchen ©ber unb IDeichfel gefucht hat unb ber burd? feine gasreichen Sonberarbeiten über biefes Dorfommen bie 23erg=

leute unb (Deologen bes fSn» unb Ztuslanbes 3um Segen ber IPiffenfdjaft unb ber 3nbuftrie immer wieber gur Stellungnahme ßerausgeforbert l?at.

Da bas IDerF eine gufammenfaffenbe Darftellung bes gefamten Dor»

fommens in ©betfd?lefien, Mähren unb polen gibt, bie aud? für ben Laien von 3ntereffe ift, unb gwar unter (Erläuterung burd? fefr anfd?aulid?c

1) Das oberfd?Iefifd?e Steinfof?Ienbe<fen. Dort <£. (Saebier, (Dberbergamis»

tnarffcfjeiber a. D. ZTtit $ (Tafeln, 3 Ce$tfiguren unb 2 Anlagen. preis ?5 RTatf.

Derlag non ©ebriiber 23öf?m, Katioroiß (D.<5.

(18)

594 lias oberfcbtefifcfje Steinfoblenbecfen.

Karten, fo foil es hier bem ©berfcßlefier in großen ffjügeu mitgeteilt werben, ohne baß babei in eine Kritif berjenigen fragen eingetreten wirb, 31t welchen nur burcb eine eingebenbe wiffeufcßaftlid?e (Erörterung Stellung genommen werben tonnte.

llnfer Steinfoßlenporfommen gehört ber fogenannten probuftiuen Steinfoßlenformation an, bie einer §eit entflammt, 311 welcher bie (Erb«

oberfläcße ihre ^äßigfeit, pflan3en ßerr>or3ub ringen, nachweislich 3um erftenmale in gefteigertem IITaße betätigte.

Um fid? non ber Dorfteilung ber heutigen (Seftaltung ber (Erbober«

fläche freijumachen, tut man gut, ficß 311 pergegenwärtigen, wie oft unfere

£anbe feit ber Steinfoßlen3eit ihr Kusfeßen oeräubert haben.

Balb finb fie ^eftlanb, halb tTleeresboben, halb Kiifte gewefen. Sal3«

feen unb Bracfwäffer haben fie erfüllt. tDüftenftürme finb barüber ßinge«

brauft. Dann wieber hat bie Stille bes llrwalbes in ihnen geßerrf cßt, unb fcßließlicß ßaben es mäcljtige (Sletfcßer immer wieber oerfucht, aucß im 3nlanbe ben Kampf mit ben Sonnenftraßlen auf3uneßmen.

Da3wifcßen wieber ßaben biefelben (Gewalten, welcßen nocß un«

längft ItTeffina 3um ©pfet gefallen ift, bie Hinbe ber bamals nocß jüngeren (Erbe 311m Berften gebracßt unb bie geborftenen Swollen fpielenb neben«

unb übereinanber getürmt.

Bebenft man all biefe (Erfcßehumgen, bann erfcßeint es aucß nicht wunberbar, baß bas Stüct ber probuftiuen Steinfoßlenformation an ber Dreifaiferecte nur ein Überreft, einer ber perftreuten als (Sebiete bes Stein«

foßlenbergbaus befannten Seile, pon einft über einen großen Seil ber (Erboberfläcße ßin ausgebeßnten Kblagerungen ift.

Das Sßarafteriftifcße für bie probuftioe Steinfoßlenperiobe ift ein tropifcßes Klima, welcßes bie Bilbung oon llrwälbern, pon Ktooren unb Sümpfen begünftigte, unb ferner fortwäßrenbe, ficß innerhalb langer gjeit«

räume polßpeßenbe pebungen unb Senfungen ber (Erboberfläcße über unb unter ben tDafferfpiegel.

©berfcßlefien war bamafs Küftenlaub. <Es bilbete bie weite flache

£agune eines ficß weftlicß, füblicß unb fpäter öftlicß bap on ausbeßnenbeu ITTceres. Solange ber Boben ber £agune burcß j^urücftreten bes IDaffers trocfen gelegt war, fiebelten ficß im naßrßaften Schlamme alsbalb Pflan3en an, ftarben ab, lagerten ficß übereinanber unb bilbeten allmäßlidi eine meßr ober weniger biete Pfiau3enfchicßt, wie bies nocß ßeute in Sorfmooren por ficß geßt. £ieß nun ein Senfen bes Bobens ber ehemaligen £agune, namentlich an ißrer ITTünbung, bas tDaffer 3urücffeßren, fo mußte jene pflan3enfcßicßt 3U einem gewiffeu Seile, nämlicß foweit fie unter ben neuen tDafferfpiegel getaucht war, mit Schlamm bebe cf t werben unb 3war

(19)

Das oberfd?lefifd?e Steinfotjlenbecfen. 5^5 in ^orm eines Keils ober Kegels, ber {16 nad? bet (Einftr ömungsfte 1 le 311 uerftärft.

fjier f anten and? 3tmäcf?ft bie gröberen non ber Strömung fortge»

riffenen (Sefteinstriimmer 311 Boben, mäl?renb ber feinere Schlamm nom IDaffer meiter mitgefiihrt mürbe. Pesl?alb 3eigen bie Sd?Iammfegel an ihrer Bafis Konglomerate unb Sanbfteine, bagegen an iljrer Spitze, als ber Stelle, roo bie Kraft ber Strömung am geringften mar, Schiefer»

fchichten norherrfdjenb.

Piefe Schlamm» unb Sanbbecfe umfdjlofj bas auf IHeilen hin meter*

hod? angel?äufte Pflansenmaterial bidjt unb feft gegen Verfaulen unb gerftörung ab unb fd?uf baburd? bie (Brunbbebingung für ben eigenartigen d?emifd?en 2lnreid?erungst>organg, ber fd?liefjlid? bie Steinfol?le in Jform eines ^lö3es er3eugt.

Erat bas IDaffer bei Bebung bes lagunenbobens mieber guriief, fo troefnete ber neugebilbete Sdjlammfegel, unb es eutmidelte fid? auf ber nun mieber 311 ^eftlanb gemorbenen Pecfe unter benfelbcn Bebingungen mie 3unor ein frifdjer üppiger pflan3enmud?s, meldjer bas material 3U einer 3meiten Kol?Ienbanf abgab. %%ener Eeil ber älteren pflan3enfd?id?t aber, meld?er nicht mit unter ben neuen IPafferfpiegel gef unten, alfo aud?

nid?t mit Scfjlamm bebeett morben mar, nermudjs mit ber 3meiten un=

mittelbar barüber gelagerten pflait3enfd?id?t 3U einem endigen ^{03.

Piefes erfcheint arid? noch l?eute burd? ein ber Stromrid?tung entgegen mel?t unb mel?r anmadjfenbes mittel gefpalten.

3m' laufe fetjr langer geiträume haben fid? biefe Vorgänge fo 3a!?!»

reid? mieberholt, ba§ t?eute nod? im oberfd?lefifcf?*mäl?rifd?*poInifd?en Steinfol?Ienrer>ier eine Schidjtenfolge uon nahe3U 7000 m im IVeften unb 4000 m im ©ften r>orl?anben ift. Pie 21n3al?l ber barin »ortjanbenen Kotjlenbänfe beredjnet fid? im Purd?fd?nitt auf 290, 001t benen 77 mit

\\7 m Kolfle baumürbig finb. Pie ITläcfjtigfeit ber baumürbigen 3103c fd?roanft 3roifd?en o,3 m bei mäf?rifch*©ftrau unb \2 m bei Zliemce in

polen unb beträgt im mittel t,5 m.

ZTun ift jeboch an feiner Stelle bie gef amte Sd?id?tenfolge burd?

einen 3ufammenl?ängenben 2Iuffd?lu§ aufgebeeft. Penn es gelingt bisher bem Bot?rer nicht, fiel tiefer als 2000 m fenfredjt in bie (Erbrinbe ein3u*

bringen, unb ber oberfd?lefifd?e Bergbau ift bisher nid?t tiefer als 500 m gegangen. Vielmehr liegen bie entehren aufgefd?loffenen ©eile ber Sd?id?tenfolge meilenmeit 3erftreut. Paher l?errfc£?te über il?ren gu*

fammenbang unb über ihre 2lltersuerhältniffe nod? bis uor einem menfd?en*

alter tiefes Punfel. Per öfterreid?ifcf?e (Beologe p. Stur mar ber erfte, ber es mit feinen in ben 3a^ren 1875/77 unb 1,878 l?erausgegebenen

(20)

596 Das oberfcfylefifdje StemPoljIenberfen.

grunblegenben Arbeiten UdKete. ffeute ftebt feft, baß in unferm (Sebiete von ben fonft imterfd?iebencn brei Stufen bes ©berfarbons, nämlich bes unteren ©berfarbons, bes mittleren ©berfarbons ober ber Saarbrticfer Stufe unb bes oberen ©berfarbons ober ber ©ttroeiler Stufe nur bie beiben unteren Stufen entroicfelt finb.

©infcitung ber 3d)i«f)tcitfo(()e.

Die von (Sacbler fdjon im 3uhre unb in ben fahren tsg6 unb r 898 roiebergegebene (Einteilung ber Scfyicbtenfolge i ft na* ftratigrapbifchen (SefiĄtspuntten getroffen unb li at fid; bisher als prafttfdj brauchbar er»

tviefen. Sie gellt von ber Anhäufung ber überaus mächtigen fogenannten Sattelflöje innerhalb eines verhältnismäßig gering mächtigen (Teiles ber Schichtenfolge aus unb uuterfebeibet: bie Sattelflöggruppe, bar unter bas untere probuftive Karbon unb bariiber bas obere probuftive Karbon.

tPie verfdjieben bie Dauer ber ^eftlanbs» unb ber Überflutungs»

perioben 311 ben verfct?iebcnen feiten roar, von benen bie llKicbtigfeit ber einseinen Kohlenflöge unb ihr 21 bftanb voneinanber roefentlicb beeinflußt ift, geht aus nebenfteßenber (Tabelle ßervor.

Pergleicht man in ber gufamrnenftellung bie bauroürbige Kohlen»

menge mit beut Heft ber Sd?ichtenfoIge ber brei Abteilungen, fo ergibt fid?, baß im IPeften auf bas obere probuftive Karbon 3,4 %, auf bie Sattelflösgruppe top % unb auf bas untere probuftive Karbon fogar nur t,9 % entfallen. Auf biefe ilnterfdńebe faun man febr roohl eine praftifche (Einteilung griinben.

Aucß hinfichtlich ber Schichtenverjüngung nimmt (Saebler einen Unterfcbieb groifchen ber oberen unb ber unteren Abteilung an. ^ür bie untere Abteilung nimmt er entfpredjenb ber roeftöftlicben jlutriditung eine vorroiegenbe Perjüngung ber ^löse von IPeften nach ©fteu unb für bie jüngfte 2lbteilung entfpredjenb ber fübnörblichen (Ein»

ftrömungsrichtung eine folcbe von Silben nach Horben an. Die Stvifdjen bei ben Silbungeu liegenbe Übergangsjone ber Sattelf lösfcbichtung verbauten aus bem IPeften herf°urmenben (Einftrömungen ihren Auf»

bau. Die Übergangsjone gehört bcmnach ihrer ftratigraphifdieu (Sefamtbaltung nach 311m unteren probuftiven Steinfohlengebirge, ivährenb fie paläontologifch bem oberen probuftiven Steinfoblengebirge 3U3urechnen ift.

Die in früheren 3ahren aufgeftellte (Slieberungstabelte hat (Saebler im vorliegenben IPerfe in roefeutlid; gefürgter ^orm unb unter Heuein»

reihung bes Unteren Hotliegenben bei (Sroß»(Thelm roiebergegeben.

(21)

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(Sefamtcr Kofjleninfjalt

Sauroiirbiger Kofjleninfjalt

Durdjfdjnitts*

ITladjtiąPeit proj entfilze (Sefamtbeit ber flöjfiibrenben Sd?id?ten

bes oberfdjtefifdjen SteinEobtenbecEens

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3m IDeften.

Unter»Z?ottiegenbes bei (SrofpCbeim u?,70 ( (7,70 2 i,70 t 1,4* 0,85 (,44 (,* \,2

(Oberes probuEtives Karbon bei Serun unb Knurom 2 960,06 2 72%,9( 235,(5 2*( (62,73 5( 91,57 0,67 1,80 6,0 3,4

SatteIfIÖ3= Schichten bei §abr;e 270,2% 270,2% (3 28,88 6 27,32 2,22 4,55 (0,7 (0,4

Unteres probuEtio. Karbon bei Birtultau u. petrjfomitj 3 530,29 2 793,29 737,00 22 ( 79,29 66 5(,97 0,54 0,79 2,8 ('9 jufammen 6 878,29 5 906,(% 972,(5 477 272,60 (24 (72,30 0,57 (,39 4,6 2,9 3m (Often.

Unter»2totliegenbes bei ©rofpCbelm ((7,70 U7,70 2 (,70 ( (,4* 0,85 1,4* (,4 (,2

(Oberes probuEtives Karbon bei Benin u. Birfentat ( 6*6,12 ( 6(9,82 26,30 82 73,36 20 40,67 0,89 2,03 4,5 2,5

Sattelflöj« 5d?id;tcn bei Ztiemce 15,75 (5,75 ( (2,03 ( (2,03 (2,05 (2,03 76,4 76,4

Unteres probuEtives Karbon bei Pombroma u. (Solonog 90%,53 625,55 28(,00 20 (3,05 8 8,20 0,65 (,02 2 A (,3 gufammen 2 68%,%0 2 376,80 307,30 (05 (00,(4 30 62,34 0,95 2,07 4,2 2,6 3m mittet.

Unter-Botliegenb es ((7,70 ((7,70 2 (,70 ( (,4* 0,85 (,** (,4 (,2

Oberes probuEtives SteinEoEjtengebirge 2 303,09 2 (72,36 (6( ((8,04 35 66,(2 0,73 (,89 5,4 3,0

Sattetflöj» Srfjicfjten (%5,00 (%3,00 7 20,45 4 (9,68 2,92 4,92 (4,3 (3,8

Unteres probuEtives SteinEotjtengebirge 2 2(7,%( ( 708,%( (20 *6,(2 37 30,09 0,39 0,8 ( 2,7 (,7 jufammen % 78% ,20 % (%X,%7 290 (86,3( 77 ((7,33 0,64 (,52 4,5 2,8

(22)

598 Das oberfdjlefifcfye Siemfofjlenbecfen.

(tiUeberwtfl ber @tetnToI)lenf(öje fiiljrcnbcit 5d)id)tcn £>bevjd)(ejtcn#.

Hnter«9łot(ieflenbc8 iHabometijer »itiirfiteu (?)

«eitflöj: <£t)elm U7,70 m U7,70 m

Cbcrcb probuftibee Stcinfo^leitflcbirflc

£a3isEer = Sdjroaboroi^er Dom Unter«Złotliegenbert bis

Sdjiditen 3ofepiime=rtieberftÖ3«£iegenbes. 675,o\ m 675,01 m Keitflöj: (Sottmituns

(Drßefdjer Vom 3o(ep(pne»Z%ieberf[öß bis

2Jnfian9*^IÖ3*£jangenbes. (699,28 m Sdjatjlarcr Seitflöße: Seopolb unb Victor»

Sd?idften Zlieberflöß

Hubaer Vom Zlnbang»5IÖ3*£fangenbeu bis

' Veronifa= SIÖ3»Siegenbes. 585,22 m Seitflöß: 3afob

@nttflf(öi=@i$|iif)ten Dom Derortifa^^Iöj bis pod;=

Jammers j[Ö3«£iegertbes. 270,24 m 270,24 m

£eitfiÖ3: pod^ammer Uittmd probtthiuea 3tei»ful)lengebirge

Birtuitarier Dom pocfyfyammer»5iöß bis <Enna«

^löß^bjangenbes. 1043,40 m

Seitflöß: (Eleonore ober Sofya™

prufcfyauer = ® (trailer Sd;id?ten

Dom <£nua»^[ö3»bjangenbcTi bis

irtaE«^löß«f)angenbes. (283,02 m Seitflöß: 2lnna»Zticberf[öß Hr. 3

ober (Siintfyer (Knbreas i. ffl. ?)

3530,29 m

petrßForoit(er Dom Hta;»,$löß«pangenbeii bis

Mulmgramoacfe. (203,82 m

Seitflöß: Hotljfd)ilb ((Solonog 6878,2g m 6878,2g m Hr. 8 im (Dften ?)

tiutmflrniituflite im StScftttt. — Sotitenfntt im £>tc».

Die von anberen (Erfordern unferes Steinfo^tenuorfommens auf»

geteilten (Slieberungstabellen haben 311m Ceil eine mefentlicb anberc (Srunblage. Sie finb in bet Arbeit von Seifenlfeimer „ Der heutige Sianb unfercr Kenntniffe über bas oberfcfjlefifcfie Steinfoljlengebirge" Serg» unb Büttenmüunifd?e gieitfcfyrift „(SIücEauf" 1905, Seite 927 ff., befprodjen.

ßier feien ßum Dergleicb baraus nur bie Cabelien von potonie, ItTicbael unb ^recf? tviebergegeben.

(23)

Das oberfdjlefifcfjc StcinPotjIeubecfcu.

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MarroinerSdjidjten (DrgefdjcrSdjicfjten

8. Sobrauer Sd;id?ten

7. llifotaier 5d?id?ten

6. Kubaer Sd/id?ten

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5. Sattelflög«

Sdjirfjten

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3. Eoslauer Sd?id?ten

2. fjuftfdjmer Sdjidjten

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3öcntifi)icviutg ber einzelnen Seite be& »tciiifü^tcitborloiiimcnö, Stürmt fielt.

Das Dcrbienft (Saeblers beruht fyauptfäcfylirfy bar auf, bay er uon 21m fang feiner jahrzehntelangen Berufstätigkeit an bie jjfbentifigierung ber meilenweit auseinanberliegenben Stuff r^Iüffe bes preufjifcfyen (Bebiets»

teils mit ben fo gang an bers ausfetjenben bes öfterreidjifcfyen unb ruffifdjen

(24)

600 Das oberfdjlefifdje Steiufoblenbcrfen.

angeftrebt uni) baß er burd) feine pvpotbefen einen fortmäbrenbcn leb­

haften Dleinungsaustaufd) bcr anberen 3um Seil gegnerifdjen ^orfdjer bervorgerufen bat.

Der Sru nb bafiir, baß bie fo fefyr gerftreut begruben Seile bes Dom fommcns fo fdimer 311 ibentifißieren uitb burd? Konftruftion 311 ergäben maren, liegt barin, baff bie fd?on am Su be ber Karbou3eit einfeßenben unb fid? in fpäteren pcrioben micberbolenbcn Haltungen uitb 5cbid?tcn- 3erreißungen ein mirres Durcbcinauber unb Hebeneinanber aller ntög«

lieben Seile ber 400U—7000 m mächtigen Sd?id?tcnmaffe gefdfaffen haben.

Saebler führt baju folgcnbcs aus: ~Su bem übrig gebliebenen Heft, ber burd? Abtragung ber vielen taufenb Dieter nad?$arbonifd?er Scbiditeim Ablagerungen bem Hergbau 3ugänglid? gemacht ift, erfennt bie IDiffenfebaft heute ein Heden von 5690 qkm ^lädreninhalt. Die ^läd?e verteilt ficb auf bie brei Hacbbarreidjc tvie folgt:

Preußen... ctma 3 025 qkm ober 53 %

#ecreid?... „ 2 225 „ „ 39%

Hußlanb... „ 440 „ „ 8 %

Die größte Ausbebnung bot bas Heden in ber Cinic lllyslomiß—Hanbrßiu von N.O. nad) S.W. mit \20 km, bie geriugfte in ber £inie ber IDafferläufe prgemfa« Sola (N.S.) mit 50 km.

Der .form bes Hedens unb ber fonforbanter Ablagerung ber Sd)id?ten entfprecbenb 3eigt ein horbjontaler Sd?nitt bei + Hormal Hull bie jüngfte Sd?id?t in bcr Hütte als eine Sdicibe, um meldie fid? bie barunter licgeubeu älteren Schichten als Hinge fongentrifd? henimte3e11- Der DTittelpunft bes Hedens liegt bei IDofd^yß norböftlid? von So brau (-)- 256 über Hormal Hull), pier liegt bas liegenbfte .flÖ3 ber SatteIf 103grup>pe, bas po<hhammerflö3, bei — 2700 m N. N. Alle 30 000 m hebt es fid?

burchfdinittlid) um \ooo m heraus, fo baß cs bei bem 27 km nerblich liegenbeu Hatto miß febon bei + N. N. auftritt.

Sine große von (Drlau über Hybnif unb Slcimiß norbnorböftlidi verlaufenbe Störungsßone teilt bas Heden in einen größeren öftlid?en unb einen etrna viermal Heineren unb \600 m höher liegenbeu meftlichen Seil.

~stn lüeften fiub an ber Störung bie liegenbften Schichten bes probuftiven Steinfohlengebirges bie ©ftrauer Sdjidjten in bicfelbc pöbenlage mit ben über ben SattelflÖ3fcbid)ten liegenbeu Karminer Sd?idjteu gehoben. Die Störung befteht, tvie Saebler annimmt, uidit in einer endigen Hutfcbung, fonberu aus einer .folge von Staffeln ober Stufen, bie im Querfcbnitt eine Hrucßgone von einer bis 31t t km betragenben Hreite bilbet.

Don ben 3ahlreicben Heineren jaltungs* unb Störungs3onert intern

(25)

Das obcvfdjlefifcfje Steintofylenbetfen. . 60 f effiert beit ©berfdjlefier nod] bet nötblidje ^lösfattcl, non bent bet obcrfcblefifdic Bergbau feinen Busgang genommen f?at. Biefer mirb von ben nach ihm fo benannten Sattelflögen gebilbct unb verläuft von IDeften narb (Often von §>abrge über Hönigsluittc nadi Saurabütte. Bei jebcr biefer brei ©rtf durften bilbet er einen Sonberfattcl. Biefe Huffattelung bat im Horben eine Ululbuitg gut ^olge gehabt, bereu (Gegenflügel von bem nörblidien Becfenranbe gebilbet wirb.

2111 biefe ^altuugs* unb Störungserfdjcinungen haben ber ©ber*

fläd?e bes Steiufohlengcbirges eine (Geftaltung gegeben, welche, wenn man bie Sdridjteu vom Hotliegenbett bis gu (Lage abbecft, mit einer (Gebirgs*

lanbfrbaft vom t£barafter ber Säcbfifcfjen Schweig verglichen werben fönnen.

(Gacbler ift gu biefettt (Ergebnis für ben Horben unb ben ZDeften bes Becfens auf (Grunb von faft \ooo Sdiicbtcnprofilcn gefommen, wcldjc er wäfyrenb feiner langen 2lmtstätigfeit gefummelt hat.

Bas unmittelbar unter ber ffumusbede gu Cage anftehenbe Stein*

foblcngebirgc nimmt 200 qkm ober 3,5 % ber ©efamtflädfe bes Becfens ein. Bavott entfallen auf CDberf djlefteit qkm. Bie gefamte © ber*

f 1 ä dt e bes Steinfohlengebirges [teilt — nach 2lbbedung bes Bedgebirges eine ffodfebene von burdjfdjnittltch + 250 m fföbc über N. N. bar. 21us biefer ragen etngelne Huppen von + 260 bis + 360 m über N. N. auf.

Ber gu biefer ftochebeue gehörige (Gebirgsftod ift feine einheitliche lltaffe, fonbern wirb im Horben von brei Cälern bur<hfur<ht, unb gwar bem norb*

füblidt verlaufenbcn Brinitga*prgemfatal im ©ften unb ben beiben oft weft*

lieb verlaufenbcn parallelen Cälern ber Bawa im Horben unb ber Ktobnitg im Silben. Bas öftlidpe unb bas nörblidje Cal fett ben ihre IDaffer gut IDeicbfcl, bas füblidte gut ©ber. Somit bilbet ber bie Cäler ber Bawa unb ber HIobnitg trennenbe Steinfohlengebirgsrüden bie IDafferfdjeibc gwifchen ben Stromgebieten ber IDeichfel unb bet ©ber. Don befonberem fitter*

effe ift bas Klobnitgtal. (Es beginnt nabe ber (Eifenbafjnftation (Emanuel*

fegen unb enbet nabe bem Bedenranbe in ber ttodt ltnergrünbeten 2ltts*

wafdtung bes ©bertales. lUit feinem (Sefalle von über 650 m auf 30 km Hüftlinie bat es vollfommen ben Cbarafter eines (Gebirgstales. Bie Hiob*

nitg burdtfliefft biefes uralte Steinfohlengebirgstal auf ungefähr 20 km von feinem llrfprung an. Bei lltafofcbau biegt fie jebodt nadi Horbweften ab, um bei (Gleimitg in eine anbete Steinfoblengebirgsfurche eingutreten.

IDabrfdieinlidt finb bie IDaffer bes heutigen Klobnitjtales früher in weft*

lidter 2\idttnng ber ©ber gugeftoffen, bis ihnen burdt bie gewaltige ©rlauer Störung biefer ID eg gefperrt würbe. 2luf bie gleiche llrfacbe ift wabrfdjein*

lieb bie in bctfelben IDcifc ftattfinbenbe Bblenfung ber <fliiffe Birawfa unb Buba gurüdguführen.

(26)

602 Das oberfcMefifdje Steinfotjleubecfen.

Durct? bie tiefe Bubafurd?e mirt) nom ffauptftod im Siibmeften Die höbe Steinfohlengebirgsfuppe von Bivtultaii unb Bybultau abgetrennt;

biefe ergebt fid? auf (Srube Carolus mit — 295 m über N. N. 311 itjrem (Sipfelpunft unb fällt insbefonbere nach Siibmeften 1111b Weften (teil ßur Ober unb ©Ifa ab. Übrigens büret?ftrömen biefe ^liiffe in ber Steinfoblcn»

gebirgsoberf!äet?e ein einziges 3ufamment?ängenbes Cal, fobafj mat?r<

fct?einlie£? bie ©Ifa als ber eigentliche ©uellfluff ber ©ber 311 gelten l?at.

Wenn man bas ©bertat überfd?reitet, fo gelangt man 3imäet?ft an bie Steinfot?lenflippe ber £anbede 3mifd?en Ko bla 11 unb pet^fomity bie eine Höhe von + 280 in über N. N. bcfiyt. Unterhalb ber £anbede fließt bie ©ber unmittelbar über bie Sd?id?tenföpf e bes Steintobtengebirges binmeg. Huf ber öfterreid?ifehen Seite bes Stromgebietes ftet?t, nur t,5 km von ber £anbede entfernt, ebenfalls ein holier Steinfobleugebirgs»

Pfeiler an. Cs ift ber bie ©bertalfobte um 85 m übert?öbenbe Klabuom»

berg bei Heugtinau. Hoch m höher als bie £anbede erhebt fid? bie un»

mittelbar auf Kulmgraumade rubenbe Steinfoblengebirgsfuppe öftlid?

unmeit Bobrotvnif (£?ultfc£?in). Diefe ift bas Weftenbe eines bem füblichen Bedenranbe vorgelagerten Steinfohlengebirgsmalts, ber fid?, genau gegen

©ften ftreid?enb, bis 31U Station Karmin erftredt unb fobann unter bie CertiärausfüIIung bes ©Ifatales cinfinft.

Sie Ivithtiflftcn

Bei ber Befpred?ung ber ein3elnen ^lÖ3gruppen empfiehlt es fich, von ber ©ruppe ber Sattelflö3e als ber teebnifd? midjtigften 0115311»

geben. Diefe ift am meiteften feit alters in ber febon oben ermähnten Cr»

hebungsfalte von gfabtye, Königshütte unb £aurahütte»Hosb3in atifge»

febloffen. Die merfroiirbige Crfd?einung ber 5d?id?tenverjüngung finbet in ber SattclflÖ3gruppe im ftärfften ItTaffe ftatt, inbem bie lTtäd?tigfcit fämtlidjer 5103c im Weften bei §abr3e t?,2 mal foviel beträgt, als im ©ften bei Hiemce (Buffifd? polen). Die fechs im Löeften baumürbigen ^lögc firtb:

bas Ciufiebctflöß ... 2,57 m mädjtig

„ Sdmcfmann (^ein^manrt)flÖ3... 8,37 „ „

„ ITTulbenfI03... \,26 „

» f?eirtiyflÖ3... ,,

„ HebertfIÖ3...4,60 „ „

„ pod?hammerfIÖ3... 6,35 „ „

Sämtliche bauroüröigen 5tö$e hoben alfo bei ftfabrje gufammen eine lllädjtigfeit von 27,32 m gegenüber 242,92 m Hiitteln. Weiter öftlid? auf

(27)

X>as obcrfrfjlefłfrfjc Steinfoljlenberfen. 603 bem Königsfjütter Sattel, ift bie bnrdjfcbnittlidje Ittädjtigfcit bet Sattel*

fI03 gruppe nur nod; 90 m, weiterhin auf bem £aurabütte*Hosb3iner Sattel 40 m unb fcbließlicb bei Züemce t5,76 m, bau on entfallen allein 12,03 m auf bas einzige, bas Hcbenflöj. Die (gruppe ber Sattelflöße ruirb noch in ben beiben ZTCuIben nörblid; unb füblicf; biefes ^lößrüdcns gebaut unb ift fd;ließlicb noch längs ber ©rlauer Störungsßone bis uad; Sud;au bin ftellenmeife nadigemiefen.

Das tuidjtigfte ^löß ber Sattelgruppe ift bas pod;bammerflÖ3. Denn biefes ift außer ben bei Sirtultau unb petrßfoinib, gebauten ^ettfotjlen*

flößen ber barunterliegenben ©ftrauer Schichten bas einßige, welches badenbe unb ßur Derfofung geeignete Kol;le liefert. Das (gefamtaus*

bringen ber pocf;l;ammerfobIe an Kots beträgt 7 t %. Die oberfd;lefifd;e (Eifeninbuftrie ift baber außer auf bie Jfettfoblengrubeu bes 0ftrau*Karwiuer Zxeuiers für bie Dedung ihres Kofsbebarfs allein auf bie wenigen (gruben bei gabrße, Kuba unb 23eutl;en, welche bas Kofsfofyle liefcrnbe pocfj*

bammerflöß ausbeuten, angeroiefen.

mit bem 2tbbau ber Sattelflöße ift leiber faft untrennbar bas 2luf*

treten uon (grubenbranb verbunben, wenigftens foroeit ber befannte pfeilerbrudjbau unb nidjt 2lbbau mit Sanbfpüluerfaß angeroenbet wirb.

Sei il;m war man nämlid; bisher nid;t im ftanbe, bie überaus mächtigen Sattelflöße völlig rein abßubauen, fonbern ließ Kofylenmaffen in ben Pfeilern, bie fogenannten Seine, unb ßnm Scfyutß ber Sremsberge ßurüd.

Diefe Kofyle wirb mit ber §eit ßerquetfdjt unb gerät unter ZTlitwirfung von Drud unb ^eud;tigfeit unb burd; bie gerfeßung bes ber Steinfol;lc häufig beigemengten Sd;mefelfiefes fd;ließlid; in Sraub. (Es bcbarf bann langgeftredter lltauern, um ben Sraub, wo er nicht ßu crftiden ift, abßu*

bämmen unb feiner burcb örtliche Segrenßung perr ßu werben. Don ben im Innern bes ^flößgebirges wütenben (gluten ßeugen peute noch bie viele peftare umfaffenben fogenannten Srartbfelber, beiße, raucbenbe ^läd;cn, auf benen ber Schnee feine Stätte finbet. Das bebeutenbfte Sranbfelb ift bas ber Konfolibierten ^anuy* unb ber Konfolibierten poßeuloße* Stein*

foblengrube ßwifcben pofjenlobebütte, £aurabiitte unb Sogutfcfjüß, eine qualmenbe, troftlofe fläche.

2tuf ben ^lößbergen von f^abrße, Königsbütte unb £aurabütte*

Kosbßin ßeigen bie hier 311 (Tage liegenben Sattelflöße bie Spuren vor*

biftorifd;en, burcb Selbftentßünbung ober vielleid;t aud; burcb Slißfcf;lag entftanbenen Sranbes, ber wabrfcßeinlid; mit ber ßunebmenbett (Teufe aus Klänget an atmofpl;ürifd;er £uft allmäplicp erftidte. Unter feiner (Einwirfung fcbmolß auf bem £aural;iitte*2xosbßiner Sattel bas Dacßgeftein ber ^löße unb verwanbelte fiep 3um Ceil in ein jaspisäpnlidjes, rotbraunes,

(28)

I)as oberfd;lefifd?e Sleiufoljlenberfen.

mineral. Piefes wirb bei ßobeniobcbiittc wegen feiner ßärte als vor Ztiglicbcs IVegcbaumatcrial gebrochen.

Bas probuftive Unterfarbon wirb von ben 3500 m mächtigen ©ftrauer Schichten gebilbet. Piefe unterfcfjeiben fich von bent bariiberliegenben Steinfoljlengebirge burdt ihre Kohlenarmut unb ben fatibigen ©harafter ber Sdiiefertone, fowie in paläontogifdjer Beziehung burch bas Kuftreten einer bracfifchcn, marinen partita.

Der prozentfaß an gewinnbarer Kohle, ber nur 1,9 % beträgt unb alfo febr gering ift, würbe fid? noch nichtiger (teilen, wenn hier nidit

^löje von 0,5 m ja felbft von o,3 m ITtädjtigfeit no di bauwürbig wären gegenüber einer Bauwürbigfeit in ben an beim Schichtengruppen von minbeftens t,60 bis 1,5 m ab. Per (grunb bafür liegt in ber fdtou oben erwähnten Bacffähigfeit ber Kohle unb ihrer ©igenfehaft, eine vorzügliche Kofsfohle 311 liefern.

Pie ©ftrauer (gruppe wirb eingeteilt in bic Birtultauer, bar üb er bic petrzfotvißer unb bie pultfchiner Schidtten.

ZPcgen ihrer ©iefenlage ift biefe Schichtenfolge im preußifchen 2ln»

teil bes Steinfohlenbecfeus nodi wenig befannt unb ift bisher nur an weit auseinanberliegenben Stellen gebaut worben. Pie wichtigfiten 21uffchliiffe liegen teils in ben Banbmulben bes 23edcns unb zwar in preußen bei petrzforoiß fowie zwifdjen Bybnif unb ©zerniß, wo fie im f\ahre n842 vom Bergbau in 2!ngriff genommen würben unb in ©fterreid) bei mährifch*

©(trau, wo fie bereits feit bem fSaßre (770 befannt fittb. ©cits liegen bie 2!nffdilüffe am Bccfcnraube felbft, fo bei ©enczyucf in ©fterreidi unb bei

Strzyzowice, pfary unb (Bolottog in Bußlanb.

Befottbers in ber ©ftrauer lltulbc unb auf bereit norbwcftlidiem Banbe bei petrzfowiß verwirren zahlreiche Brüche unb Haltungen bie

fagerungsverhältniffe.

2(us all biefen (grünben begegnet eine cgleichftellung ber einzelnen jflöze, foweit fie überhaupt angängig erfcheint, ben größten Schwierig*

feiten.

'Sntcreffaut ift noch, baß in ben unteren ©ftrauer Schichten unb 3mar am füblidjen unb am öftlidjen Ban be bes Bccfens ©ruptivgefteiue nachge*

tviefen fittb. ©s fittb bies llielaphyr unb ^clfilporphyr, welche wahr»

fdjeinlich aus ber auf bie probuftive Steinfohlenperiobe folgenben 2\ot»

liegeuzeit flammen.

©inert erheblich größeren Baum wie bas untere probuftive Karbon nimmt bas o b e r e p r o b u f t i v e K arbo n ein. ©s ift 3000 m mächtig unb enthält 3,4 % abbauroürbige Kohle. Pie ©inteiluug unter»

fcheibet bie Bubaer, bar üb er bie ©rze fetter unb bie iazisfer Schichten.

(504

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