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Merlin ; Tristan und Isolde ; Goethe und die falschen Wanderjahre

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Academic year: 2021

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Deutfcfjc

(6)

Deutfcfye

B a i ü m a l - X i i f c r a i u r

fjiftorifd? fritifcfye Ausgabe

D r. Xxnolb, D r. dB. Oßalfte, prof. Dr. U. 'ffiactfrfj, prof. D r. fi. QSecfjftein, pro f. D r. 4$. OßeDagöel, Prof. D r. OSitllnger, prof. Dr. H. 25Itimnet, D r. j*.'SBo&ertag

D r. ft. ISarberget, D r. j©. (£tei3enedj, D r. 3jofj. Krüger, prof. D r. lg. SPürn^er,

Prof. Dr. %. j*rep, %. j?ulba, Prof. D r. %. feig er, D r. ß. BJamel, D r. C. T&cnctcU Dr. jna. tiocfj, prof. D r. Xam&el, D r. fi. 5rt|r. b. Xlltrncron / D r. 43. jföilcfjfacfi,

prof. D r. 31. jlftinar, D r. jp. jfl&unc&et, D r. p . cJQetrücfj, D r. «©efltedep, prof. Dr. 1$. palm,

prof. D r. p . ptper, D r. pröfjle, D r. ^Cöolf Uiofen6erg, pro f. D r. 3C. & auer, pro f,

D r. ft. gj. £>djröet, fi. Steiner, prof. Dr. -?B. $tecn prof. D r. f . ©ettet/ D r. r©enDeIec, D r. CD. Solling u.a.

Iierausgegebcit o o n

3of<?pfy Äürfcfyner

159. B a n b § r » e it e A b te ilu n g

3ntmermanrts tDerfe I.

2 Berlin itui> Stuttgart,

D e r l a g r>on ID. S p e n t a n n Un te r ZtTitroirfung

(7)

U m t i t ß t m a i m s W n U t

i£ r (t e r C e t i

g ro e ite 21btcilung

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Ejerausgegebeit

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p r o f . D r. UJa?e I M j ^

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B e rlin uitfr Stuttgart, D e r l a g t> o n ID. S p c m a n n

(8)

998191

2lüe Hechte rorbefjalteit

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211 c r I i n.

<£ine ZTtytfye.

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(Einleitung.

"}fm 15. ©eptemBer 1803 fdjrieB griebrid) ©erleget oon Sßariä auä an ■v-ifeinen greuttb Xiecf: „SReine grau ift &efdE)äftigt mit einem älusjug ober oielmeljr ÜBerfefcung beä alten StomanS »em 3 au&eter SDierlin. Siefer ift eine luafyre gunbgruBe oon (Srfinbung unb 2Bi£." ®orotf)eenö 2(vßeit erfd^ietx bann im folgettben Sa^re (Seipäig) al§ ,, ©efcfjic^te beö 3attberer3 SJierltn" im 1. Söanbe ber „Sam m lung romantifdjer ®ich= tungen be3 SJtittelalterä " (bann roieber abgebrudt im 7. 93be. oon gr. Spiegels* fämtlidjen Sßerfen). „ S ie erfinbung§reicf)ften unb be--

beutenbften unter jenen frönen alten SHontanen," fd^reibt ©Riegel in ber Sorrebe, „finb biejenigen, roelc^e fiel) auf bie SCafelrunbe unb ben Äönig Slrtuä bejieljen; unb unter biefen ift roieberum nidfjt leidjt einer r»unber= Barer unb eigentümlicher, al§ ber oom Sauberer ®ierlin." VEaä fo empfohlene Söerf lernte Smtnermann fdjon als! Snabe fennen, roie er 'in ber auä» fix^rlic^eix @elBftBefprecl;ung feiner 2>icf)tung in ben „9Ka§fengefpräcl)en" (»gl. I 1, ©. 62) erjäljlt, unb trug e§ feitbem im öeräen. SBa^rfc^einlid^ fdjon ju berfelBen Qeit, ba er eine anbere Sßerbeutfc^ung ©djlegelS, Surpinä Sfjronit 3« beut mtiftifc^ gefarBten Srauerfpiele „® as SEIjal DOn Konceoal" (»gl. SBiograpljie)*) »erarBeitete, badete er auch Bereits an eine Sram ati»

*) $ n biefem ^ufamm enfiangc ift e3_ iuot)I bead&tenötrert, wenn ^m m erm ann im Steifejournal uom SBinter 1831, wäbrenb beffen er I;öc^ft erregt am 9Jferlin bic^tete, erjä^It: ,,3>cf) erinnere micf> noef) einer $[>f)antafie, w orin m ir ber 2 rau m nad) feiner roiüfürlidjen Sttrt, bie faft nie baö miebergiebt, rcomit m an fid) eben beschäftigt, ftatt ber SBilber beS Ö ralS eineSJifion auö ber Molanböfage oorfiitjrte. 2(üe3 itbermcnfctyUd) grofs, aber ofjne pfiantaftifdje JBcimifcfyung, beutlicfy, f)iftorifd) möchte idj fagen."

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S eljrlin g . ©urdf) $elfentpler älbgrünben norbei ©c£)längelt bet Sßfab fic§. S unlter roirb’3 «nb bunfter, S ie Süfte äc£)äen,

Sie ©idfjen rauften,

2ßa§ lauerft im SBipfel §eifcf)lrädfjsenber ©eiet-? äßie ber H albgott Sturm

Surdj ber Säume Äronen bafjinfauft! Db roofjl ber alte Surrn

S o rt einen nedenben Äobolb beljauft? SRücfmärtä siefyt micf)

©eljeimeä ©rauen, SSorroärt§ brangt’3 midj 3 « flauen, ju flauen. — Senn icf) fdjmacfjte 9Jacf) bem SidE)t!

3 n ber Sßelt finb’ idp’S nic^t, Unb bie SSüdjer, bie roeifen SJlögen m ir’§ audfj nidjt roeifen. S rum bin idj geroanbert SSiele Xage,

Siele 9Jäcf)te,

Sen Sllten fragen, Sen fdjlafenben Sllten. 3Bie ift ber SBeg fo lang, Sßie ift mein §erje bang, SBie ift ber S rang fo mächtig! SBie ift’§ im ©eifte nächtig!

©alt! —

3Ba§ glänjt aus! jener ©rotte ©c^lunb, Sßa§ blinlet leudjtenb au§ bem ©runb? 3Ba§ giebt fo tjelien roten Schein? S a3 ttiuf ber §ügel 3)ierlin§ fein!

SBte fomm' icf) Ijtn?

9iaufcf)enber SBalbbadj groifc^en mir «nb ifjrn —

fterung ber aRerftnmgtfje. 2lu§ biefer ^eriobe, 1818, ftammt ba§ ®ebtdf)t „9R erhn3 ®ra&". 5 10 15 20 25 30

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S tim m e ait3 bem © rabe. 3<f) fc^fafe unb träume $on fonft unb fiinftig. SBenn Sporen midfj fragen, SBerben fie’§ Beilagen. Sßenn Ätuge tommen, SKag’g ifjnen frommen, StBer ben raufdjenben äßalbbad) Sdjeue uidjt, roer jum ©raBe nritt.

Sefyrting. §inein in bie SBelten

S tü rjt’ idj, con innerer ©lut getrieben, Unb meinte, jerfdjetten

SKüfst’ idj, bodj Bin idj oBen geBtieBen. S tim m e .

2Bie bie DJadjt cor bem Sage ftietjt, Sdfjroinbet t)or bem 3)Jut ber Sdjreden; Sßenn bidj ein Ungeheuer anfiefyt, Söitt ber Urgeift bicf) nur artig neden.

S e ljrtin g .

9Jun ftelj’ ictj in fjallenber getfengruft, Umfd)n>irrt non feltfamen Stim m en; ^d) frage bidj, eiägrauer Sdjläfer

93Zit sroingenbem Söort, äkfdjroorungsSfprud) S tim m e .

33efdjroore jUerft

Se§ eignen unenbtidjen Sc|roatsen3 ©eift! Sei Sittä!

S e ljrtin g .

®ie 3Bett ift roatjrlidE) gar ju fdjtecfit, Sas! Stecht

Sie treten eä mit güjjen.

’S ift eine Scfjanbe meiner SEreu, ®ajs frei

Sein SeBen feiner mag genießen.

3Bie fang’ icfj’S an, bem Unfug ju mehren? 2J!öcf)te gern altes! jum S3eften feljren.

S tim m e . 3 u fefyren

SSor beiner Stjiir, ba3 tafj bidj teuren,

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Ser äöinbfjunb fagte: Sßfui abfcfjeulidj!

Sec Söroe Raufet bodf) su greitlid^.

Stampfte t>or 3c>rn mit ^e,n Sufse auf< §atte felber jertreten einen Stmeifentjauf.

£efj rling.

Sod) lote? reenn bie ©uten jufammenftänben, Unb fidf) bie gleichen ©emüter fänben, Sa fprädje man bern gfreoet §of)n?

S t i m m e .

SBürbe geben einen Ijerrlidjen 2of)n. ffiiete gäufte, roenig ©inn, ©rofjer Särm unb {(einer ©eroinn.

3>eber fei für fic§ bebaut,

3u galten auf bet SBöfen Sftadjt. Sffiaö bir aEein nicf)t mag gelingen, SBirft bu mit nieten audj nid)t uoltbringen.

2ef)rting.

3d) fing toaö an mit treuen Sinnen, Unb meinte: gewinnen

SJJüfjt’ idj ber falben SBelten Sanf. ©ab aber eitel Sampf unb Qant.

©tim me.

Ser Sßatb ftanb frifdj, ber SBalb ftanb grün, Sem Sßiebljopf er ju fauber fcfyien.

§ätte gegeben brum fein Seben, SCHöc^t’ alte§ tnie im Siefte {(eben.

©cf)impfte unbänbtg, ©e£te ftef) Ijin auäroenbtg;

äßenn fein ©efdjrei längft mufit’ ermatten, ©iebt SBatb bem Söanberer noct) ©Ratten.

Set»rling.

Socf) nrie, roenn in be3 ©turmeS SMjn Ser ganje gorft brofyt ju »ergehn?

©timme.

Sie ©tämme finb nidjt ju bebauern, Sie feine gröfte tiberbauern.

Seljrling.

D SMfter, tuoUft ein -Mittet nennen, Safj midf) bie ©befn nidjt oerfennen.

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S tim m e . SBerb’ einer oon ben ©beln fel&ft.

S e ljrlin g . S ie Meinung ift flüchtig, S ie ©unft ift nricfjtig, S ie SEugenb jo ferner, SBenti fie leiertet nur roör’!

S tim m e . Slagft SJte^e bir unb Sieufen flechten,

gängft niefit bie ©uten, fo fängft bu bie Sc§[edf)ten. Sefyrting.

Söiirbe gar ju gern ein grofjer 2)!ann! S tim m e .

®a§ meinte ber §)fop aud) jur ©icfjen SKnfste aber bod) am 33oben freuten.

S e fjrü n g .

S ie S e it ift ein »erfdjtofjnes! §au§:

3cf) fef)’ bie Sfjiir, Sßer reidjet mir ®en Sd^tüffel?

S tim m e . ©en Ejaben

©eifter begraben gm tiefen 33runnen, Unb nimmer gewonnen

Sßirb er »on eud), o @rben!inber! flopfet unb bebet

2tuf ben §ö£)en, in ben Siefen, Sn ben Süfdjen, auf ben Triften, Ütuf ben ©ipfeln, in ben Ätüften, SUtfräftig roaltenb,

SBunberbar, SSon Stnfang an,

33i§ äum @nbe, ba§ nimmer nrirb tommen! §aft bu ein §erj,

SBirb bir nid^tö fremb fein.

109. 9 fe u fe , lorbartigeä Seftcdit für ben gifd^fang. — 112. H y sso p u s, 30— 80 cm . fieser ftalbftraucf); „Solom ottä Äönigä »on g äraet unb Jjuba giilben B o rte »on bet Geber 6iä jum Sffop" (15 Sßavabeln) fiat f$on ber junge GJoettye bearbeitet.

ho

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äßer roitl’ä ergriinben? Seiner roirb’3 finben, älBer fudjen folten nHe! §aft muntre 2lugen, Öänbe, fo jur StrBeit taugen, Stuf eite, unb teljre 3in bie SBett au§ ber Seere. Seer ift ba§ SBort, Seer ift ber Drt,

2(Ber int SeBen ftrömt bie Kraft, äßie im Baume ber ©aft;

Unb ber ©eBieter ber Sßett, er Ijeifit SeBenbiger ©eift!

Seine Sprüche, feine roeife Sehren SBögen bir ©inn unb SSerftanb Befeueren, 2I6er au§ be§ ^erjenä gütte

D uittt ber mächtige gute SBitte. Safs bict) bie 3Betten umfpüten, Unb bu wirft lernen fdjroimmen, SroBen ju ftef>n, mufst bu Kimmen, Unb raitlft bu treffen, fo rnufjt bu Riefen. Sitter ©egen tommt bir non innen, SSon braunen ftefyt nichts ju gewinnen, Unb aus! ber ®utnpfljeit Setten Sann fein gaußerer bici) erretten!

^mmermann fetBft legte Befonbern SBert auf bieg ©ebidfjt, in beffen .ßroiefpradj er, roie er am 6. ©eptemBer 1818 an gouque fcfyrieB, fid) geroiffermafjen „fetBft gefungen, roie idj HeBenotter, jeböcf» ftrenger 3ucf)t entroadfjfen, non ben 33üdjertt in bie Sßett ging. ® a räufelten ber §ain unb ber ©trom, ba fpracfjen bie SBelt unb ber SJienfcf) ganj anbre SBorte jm m ir, a(§ id) Bis! bafyin getefen Ijatte. 3Ba§ m ir ba erftang, unb roie icfj suredjt geroiefen roarb, rooltte icf) roiebergeBen, unb id) ging mit roafjrer äiegeifterung baran. ©teicfjseitig mufjte fief) im ©ebidjte aucf) ein 211U

gemeine^ auäfpredjen, ba jeber ben ÜBergang, ben idj) ju fetjilbern (jatte, erle&t. 3Ber nun leBenbig füljtt, in roetd)en Sampf unb ©treit er f)inau§= getreten fei, unb wie ©cljrift unb ©(fiute ben fetten ©inn in iljm oer= biiftert fjaBen, ber rettet fidf) gute^t, bafs er gefunbe, ju bem alten treuen iDlaturgeifte, ber, roenn bie SieBe ifjn ruft, erroadjt, unb bann aucJ), aBer fräftig unb ermutigenb an§ §erj rebet. S an n roirb ber Sefjrting beä Se&enS cor ber eignen ©eleljrtljeit unb Stugljeit gerettet unb an§ §ers

ber lieBenben SUutter, bereu ©djofj un3 umfängt, geroiefen, bamit er er=

•faljre, roo er ftelje, unb roaä er folte, unb bamit er ein 33aum roerbe, ber SBurjetn treiBt unb ©djatten gteBt."

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©chon |ie r jeigt fich atfo ber SJerfuch, ber SJterlinfage eine tiefere jgmboßfche SSebeutung abjugeroinnen, welche in ber »on Sorotljea (Schlegel überfe^ten fransöfifcljen ©efdjichte nicht anjutreffen ift. S ie äufjere ©itua= tion, ben an StterlinS ©rab nach SSSeiäheit forfefjenben ^i'tngting hat Sntmermann ber sroeiten Strophe bo« ©oetheS*) erftem „fophtifchen Siebe"

(guerft gebrudt 1796, 3tat.=2itt. ®b. 8?, ©. 89) entlehnt: 3Jt e r lin ber alte, im leuchtenben ©rabe, 2Öo ich als 3 « n9tinS gefprodfjen ihn habe, § at mich lnü ähnlicher 21ntroort belehrt: $höric£)t, auf ffleffrung ber $ h °ren 5U harcen! Sinber ber Klugheit, o! habet bie Starren @ben 3um Starren auch, roie ficlj’S gehört.

2113 fleißiger Sefer ber SBiener „Sahrbücher ber Sitteratur" fanb gmmermann 1819 im 5. 33be. oon ä3üfcl)ing eine ausführliche Sefprecljung beS SBerfeS »on ^ßeter 3tobert§ „an account of some traditions, cus- tom s and superstitions of W ales“, in meiner manches über SDterlin unb king A rthur mitgeteilt roar. SJtttnfter hat S ^m erm ann, roie mir roiffen, im Sßinter 1819/20 fich auS bem 1819 (|5ariS) erfchienenen SöerJe »on 3- ©. £. ©iSmonbe be ©iSmonbi de la littö ratu re du m idi de l’Europe 21uS}üge gemacht. ©iSmonbi erjagt im 7. Äapitel (I, 270) oon ßonig StrtuS unb ber SEafelrunbe unb bem Propheten SJterlin, bem ©ohne eineS Teufels unb einer bretonifdjen Sam e; un* mittelbar baran reiht er Stadjrichten über ben 3Joman beS Saint-G reaa). „S ie ©chale, roeldje baS Sölut unfereS leibenben §eilanb§ tran l, warb nach ©nglanb gebracht unb oon ben 9iittern ber Safelrunbe erobert, Sanjelot »om ©ee, ©alaab fein ©ohn, 5ßerce»al (5parci»at) ber ©alier, unb 33oort. S er Sönig SlrtuS, Stitter ©auloain (®ar»ain) fein 9teffe, 5per[e»au£, Steffe beS Roi Peclienr (33.1714), üDteliot oon SogreS, SJteliauS oon Sänem arf finb alle gelben biefeS berühmten §ofeS." §ier roar bem Sichter alfo bereits baS tt>icf»tige üJtoti» gegeben, bafs bie SEafelrunbe nach ber ©eroinnung beS ©raleS ftrebt, roährenb in ©Riegels 33terlinromane eS nur auf eine Stachahmung ber ©ralSgenoffenfchaft abgefehen ift. ©eine eigne SBeiter» unb Umbichtung beS gegebenen 2Jtoti»§ ift eS, SJterlin jum görberer biefeS ©trebenS ju machen unb biefeS felbft ju ihrem 35er= berben auSfchtagen ju laffen. Siefe Slrbeit rüctte aber nur fehr langfam oorroärtS.

Sem 8uge ber 3tomantif fotgenb befcfjäftigte fich 3mmermann in ben erften Süffelborfer fahren tnel mit älterer beutfeher Sitteratur. 33or allem jog ihn ßonrabS oon Sßüräburg ,,©df>roanritter" an, ben er im ©poS erneuen roollte (»gl. bie ©inleitung jurn „Sriftan"), bie Slrbeit

*) 9Ü3 ©oettyeS D u e lle § a t 9t. 33o£berger in 2 cf)n orr$ „2trcf)iü fü r £ ittera tu rgefcf> ict)te"IX , 266 a uf 2lrioft »ern n efen , a u § bem fefjon SDSietcnb in feinem Oberem I V . ® ef. 20. © troptje b ie Griüäfynung o o n „SJterlinö furefitbarö © r a b " entnahm .

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am ©djroanritter führte ihn »on fetbft jum ©tubiurn besi 1813 uott ©örreä ^erausgegebenen Sotjengrin, in beffen 2lnfang ihm gleich ßlingjor begegnete, unb jmar »on 2lrtu§ unb feinet m assenle unb bem ©rate erjähtenb. SöotframiS ^ a rjb a l wollte ihm anfangä gar nicht be= hagen, bod) [egte er fetbft in ber gotge bie ©djutb ben ©chroierigteiten äur Saft, mit roetefjen er bei ber Sefung ber auS §eibetberg entliehenen §anbfd)rift fid) abquälen ntufste.

Snt felben (54.) S3anbe ber „Sßiener Jahrbücher ber Sitteratur", in bem 1831 Smmermannä Siejenfion über SKidjaet Steer erfc^ien, Befinbet ftch auc^ eine ausführliche Sefpredjung »on Ä. Siofentranj’ ©efchichte ber beutfehen Spoefte im 9JJiitetalter (fgatle 1830); ©. 282 ift in ber Stegenfion ber bagerifetje SDidjter Ulrich $ürterer*) genannt, »on beffen großem ©pfluä faft aller romantifchen ©ageit 3 mmerm ann ixtwn ©. 306 be§ 9tofenfran}fdien Söudjes lefen tonnte, bafj gürterer im 2. £eile »on 9Jierßn§ ©eburt unb Qugenb, im 4. »on Sfchionatulanber unb ©igune, im 5. »on Sßaräioal, im 13. »on Sancelot »on Sac hanble. „Sitte; rarifchen ©runbriß äur ©efchichte ber beutfehen ^oefie »on ben älteften Qeiten bi§ in ba§ 16. ^a^r^urtbert" »on g. §. »on ber §agen unb öüfehing (Berlin 1812), für 3mmermann§ 3 eit ein §ttlfSmittel roie ©oebele ober Äoberftein für un§, fanb er bann als Slrbeit gftrtererS bie S lb en teu e r be§ fro n e n © ra l, ben teuren SK erlin unb S a n je to t »om ©ee genannt unb auf eine StuSgabe jener ©ebichte hingeroiefen (©. 156). Siefe SluSgabe nun: „Stltbeutfdje ©ebichte au§ ben Qeiten ber Xafelrunbe"**) au§ fganbfchriften ber f. f. §ofbiBliothet in bie heutige Sprache übertragen »on ^elij g-ranj £offtäter (SSien 1811) ift 3mmer= mann§ §auptquette geroorben. S8om jüngeren Siturel, auf ben ®ocen, 31. 2B. Schlegel, Jiofenfranä u. a. aufmertfam gemacht hatten, tagen ihm menigftenä einige gebrudte 2Iu§}üge SBüfd)ing§ »or, ber fchon 1809 im 1 .33anbe be§ „9Kufeum§ für altbeutfdje Sitteratur unb Sunft" eine größere, »on gmmermann Benu^te Slbhanbtung „S er heilige © raal unb feine §üter" »eroffentlicht hatte. SBahrfcheinKch h«t Qmmermann auch »on ber £agen§ „§etbenbilber au§ ben ©agentreifen E arls be§ ©rofjen, SlrihurS, ber Safelrunbe unb be§ © ralS" (SkeSlau 1819—1 8 2 1) tennen gelernt.***)

*) 91. 33o£berger begnügte fidj ^uttifc nad)jufd)reiben, 3mm ermann ^en ,/fronen

Ö ral" be§ SängerS Ulrid) (15. 3>a§r§unbert) benu^t, roaö in biefer SBetfc angegeben nidfjt gutreffenb ift. %üx bie ^eftfteüung beö QueUenücrijältniffeS fcfyulbe id) .^errn $rof. D r.

Ä arl S u c ä S freunblid)er Söeitjütfe San!. Über Ulrid) yueterer, geft. im lebten ^a^rje^n t be§ 15. ^aljrfyunbertS, ngl. ©oebeleö Ö runbri^ I- , 3^4 unb aUgem. beutfdje 93iograp^ie V III, 271. ^üetererö ^rofarom an üou i^anjelot f>r§gb. v. Strttjur ^ e te r, SCübingen 1885,

al§ S8b. 175 ber 53ibliotf)ef b. S tuttg. litt. Sßereinö. 33gt. aud) ba§ £itteraturoer}eid)niö

non 9tein^arbftöttner§ in ber überfidjtlidjen Einleitung 51t feiner 2lu3gabe ber H isto ria

dos C avalleiros d a M esa R ed o n d a e d a D em anda do S an to G raall (B erlin 1887). **) I. 33anb: Sanjelot be £ac Ulrit^Q non 3<rt$.\d)0üen auö bem 13. ^a^rfjunbert. —

Sanselot be Sac. 9Jac^ einer anbern §anbfd)rift. — Übereinftimmung ber ^roüenjalbidjter m it ber (35efdE)id^te 23ritanien3. II. $öanb: 2)ie Slbenteuer beö fronen ©rat. — 2)er teure K oriin.

***) SBätirenb ber 2(u§arbeitung beö B erlin f>at er „eine ganje JRei^e m ittelalterlicher ©ebichte üorgenommen", au§ benen er einjelne^ entlehnte.

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3im Sfnfang be§ Sapreä 1830 pat er bie Slrbeit an einer roeitfcpicptigen, rounberbarlicpen Sompofüion Begonnen, über bie er Sag unb S?adpt finnt, Sroeifelnb 06 er ber Stufgabe geroacpfen fei ober ficfj refignieren folle. ©eroaltig

füllte er fiep »on ben Sfteen be3 Siturel unb $arji»al ergriffen. „Siefe Sagen finb nrie ba§ reine grüplicpt. ©3 roar eine neue gugenb, bie m ir aufging, al§ icp in ben UmfreiS »on S)?ontfal»atfdj geriet. SJiein eignet Seben roarb oon biefer popeit Skrgangenpeit erleucptet; bie Scproere besi SageS füplte icp niept. 3<f) leBtc in ber ©efettfepaft non §elben unb Sßunbern." 3m brüten öuepe be§ „SReifejournaB" gab er in $rofa umfangreiepe

Sluäjüge au§ ben ©ralSfagen unb Betonte babei, roetep SßagniS e§ fei, einselneä au§ biefem ©ijfluS burep Bearbeitung „auf unfere SBeife leBenbig gemaept, menfcplicp unb fafiliep" Bei un§ einjufitpren. „®a§ ©rofje, §ersBegeifternbe biefer SJitjtpen entfpringt au§ einem ©efüple, roelcpeä roentgften§ in ber Slllgemeinpeü unb auf bie S auer eben niept ba§ unfrige ift." Siicpt nur bafj bie ge^tlebenben etroa§ fo Sieffinniges, »on ©runb au§ ©epenbeg niept Begreifen roürben, auep ber Bearbeiter roi'trbe ber ©efapr unterliegen eine ju moberne g-afon perjuftellen.

1829 »eröffentlicpte Sied im 2. Banbe »on „Spafefpeareä Sorfcpule"

(Seipjig) bie Überfegung beS angeblicp »on SB. Siorolei) unb Spafefpeare perriiprenben ©cpaufpielS „S ie ©eburt be§ SJlerlin ober ba§ ßinb pat feinen SSater gefunben", nadpbem er fepon 1811 in feinem bramatifepen 9)lärcpen „Seben unb Spaten be§ Keinen SpontaS, genannt Säumcpen" SJlerlin unb ben © ral erroäpnt, Slrtu§, ©ineora, ©aroein unb $ 0 9 roirf=

lidp »orgefüprt patte S er auäfüprüdpe SöeridEjt gelis SKenbeBfopnS über SRe^erbeerS R obert le diable, toiefe falte bereepnete ^pantafiegeftalt, für bereit „falte unb perjlofe" SJJufif ipm ber Sfiafjftab feple, ging Smmermann jroar erft im Q anuar 1832 ju (erfte Sluffüprung 21. 9?o»ember 1831), aber »on ScribeS Bearbeitung ber alten Sage »om ©opne be§ Seufelä roirb ber Sicpter be3 SJlerlin fepon friiper burep SJiidpael Beer »ernommen paben. S a§ jeitlicpe Qufammentreffen ber Beiben Sram atifierungen ber Segenben »on SeufeBföpnen, bie eine eBenfo o&erflädplicp unb ballettmäfiig ge= fcpürjt, al§ bie anbere »on metapptjfifcpem unb religiöfem SMiftjeug beinape erbrüeft, ift audp al§ ein nur jufälligeä boep Beacpten§roert. gaft gleicp= jeitig erfepien in SßenbtS SJlufenaltnanadp für ba§ Qabr 1831 UplanbS Ballabe „Sfterlin ber SBilbe",*) bie gmmermannä Suft ju feiner „Sotnpo= fition fo problematifdper Statur" neue Staprung geben modpte. gm japre 1831 gept er mit ©rnft an bie Sluäfüprung feiner Sßläne; baä ©erüft be§ Srarnaö bilbet ber ©agenfreiä ber Safelrunbe, be§ Siturel unb ^arjioal. „S ie Sataftroppe roirb bie »erunglüefte Unternepmung SJlerlinä fein, mit SlrtuS unb ben Siittern ber Safelrunbe ben © ral ju

*) U^Iattb beseicfjnct al5 feine Ciuette bie üon @g. (SttiS (1805 unb) 1S11 E>erau§« gegebenen Specim ens o f early E n g lish m e tric al ro m an ces; idf) bejioeifle, bafe 3;mmermann bie alle ÜJteriinfagen bamal^ allerbing^ auf ba3 bequemfte barbietenbe Sam m lung gefannt tyat. 9JgI. bie treffliche S tubie 2B. S. öollanb ö: „Ü&er Ut)lanb3 ballabe ÜJlerlin ber Sßilbe"

(20)

erobern. SieS Slufsere tann aber oon ber eigentlichen ©ache, bem ©ebanlen, feinen Söegriff geben. S3or altem benfen S ie aber nicht an ein cfjriftlidjeä ©c£)ulb= unb S3ufibrama!*) 3m ©egenteil, eS wirb recht heibnifcf) frech (Sorfpiel SS. 68) unb babei bodj he'K0 fein."

S ie begonnene Slrbeit erlitt inbeffen junächft 3U ©unften beS „SllejiS"

eine Unterbrechung unb erft jwifchen bem 19. ^u li unb 19. Sluguft würbe ber Slnfang beS §auptftücfe3 ausgearbeitet. Stilein am ‘28. 9£o»ember berichtet er Sied: „geh habe m ir jeben Sag »orgenontmen an ben S talin bie §anb ju legen, unb fie immer in einer Slrt oon Serswetflung finten laffen. 3d> leibe nicht an bem gweifet, an ber Sunletheit, waS ich noch

5U machen habe; im ©egenteil fteljt m ir bieS beutlich »or ber ©eele, unb

bieS eben entmutigt mich- $ch habe ei« ©efühl, wie ber ©emfenjäger, ber fief) äwifetjen filippen »erftiegen hat; er fieht ben 5ßfab gang beftimmt »or fich, aber bie güfje eines SJJenfchen finb nicht gemacht, ihn ju roanbeln. 9lie habe ich eine f ° ^ e ^luft äwifdjen bem ©egenftanb unb meinen Organen empfunben. Ob unter biefen Slufpijien noch itgenb etwas 5poetifd)eS juftanbe fommen tann, ober ob ich gtüdlictiften galle nur ein tranSäenbentateS Ungeheuer erjeugen werbe, rnufj bie $eit lehren. ©3 wäre ein Unglüd für mich, wenn ich barait fdjeiterte, bettn ich *)a&e bet biefem SBagniS einen bebeutenben Seil meiner SebenSfraft eingefe^t." S er treue SDlichael 33eer meinte einen SRonat fpäter, gerabe biefe „granbiofe Äonjeption" fei »öllig geeignet bie ganje ©igentümtichleit »on 2jmmer= mannS Salent $u entwideln. Snjwifchen hatte fich biefer im Sejember „m it gurdjt unb 8 'ttetn" neuerbingS an bie Sichtung genjagt. Um bie SiahreSwenbe ruhte feine ganje ©eete auf bem in ultim is term inis fchroebenben SWerlin. $n ben erften Sagen beS QahreS 1832 warb baS SBer! benn ju ©nbe gebracht, roenn auch nicht f° bunt, figuren»o!l unb pf^etjotogifeh, roie eS feiner erften Slnlage nach hätte roerben follen. S er Sichter roar entfcljloffen e§ nun rafch 3u publisieren, fühlenb, bafj er an

bem ©ebidjte, baS aus ©ntjücfungen entsprungen, nichts iinbern lönne, unb bafj eS burch geilen nur abgefchroächt roerben roürbe. Slm 30. 3J!ai »er= fpricht er benn Söeer bie SluShängebogen, falls ber greunb nach biefem SJonftre ©elüft habe. S ie gewöhnliche Srofttofigteit, roelche ihn nach uollbrachter großer Slrbeit nieberjubrüden pflegte, roar humor»ollem ©cherje gereichen. „3jcfj rate roenn ©ie, aus SKerlinS Sunftlreife tretenb, etroa h 'ef'Se fromme greunbe befugen roolten, erft »erfdfjiebene Slbroafchungen unb Stäucherungen »orjunehmen, benn man riecht eS 3hnen fonft an, bafj ©ie aus SujiferS Süche Jommen, unb ©ie gehören bann auch ol^ne ©uabe ju ben Verlorenen."

„©in ins ©pejielle gehenbeS Seuten," fcfjrieb er am 28. Dftober 1832 an Sied „roürbe meine Slbficfjt nicht treffen"; lönne boch er felbft über manches, roaS bunlet erfcheinen mag, aud) nichts weiter fagen, „als bafj

*) <2o roorb tro$ be§ J'tdjterS (Srllärung baS Sßerf aufgefafjt unb berounbert oon (3. 9Jöpe „Über Sm m ermannS B e rlin " Hamburg 1848.

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e§ mir fo in meiner Slnfchauung oorgefcljroeBt hat, unb tl)m fein 6e= ftimmter S a£ ober eine Befonbere äBaljrheit 3Utn ©runbe liegt. S ie

allgemeine Slnregung ift gerabe bie Stim m ung, aus welcher roenigften§ Bei m ir bie SlrBeit heroorgegangen ift, unb bie ich 8ern üBeralt Bei anbern roieberfeljen möchte." 3113 aBer 9iubolpl) Söp!e, ber Biograph SiedES, 1866 ftagte, bafj gmmermannä „äUgfterium SJiertin, biefer ©egenfauft unb nach unb feit $auft unbesroeifelt bie tieffinnigfte Sichtung" unbeachtet unb unoerftanben geblieben fei, forberte Uechtri| ben Älagenben auf, bod^ als Sitterarhiftoriter bem beutfehen Solle bie ©inficht in eines ber höchften noch im Schachte be§ SBerfennenS ruhenben Äteinobe nnferer Sitteratur, biefe grofite Schöpfung SmmermannS, 5U erfcfjtiefien. Um fotdfje ©r= Jlärung unb Seutung haben fich feit bem ©rfeijeinen beS SBJerlin manche*) «bgemüht. Sßor alten hat aßer Smmermann felbft manche ©rläuterung

3U feiner tieffinnigen Sichtung auSgehen taffen; bie Strahlung ber ©ral=

fage unb bie bamit oerbunbenen Bewertungen im 9?eifejournal fönnen «IS Sßrolegomena beS SichterS ju feinem SDBerle angefehen werben. S an n hat er in ben Briefen an Siecj »om 27. Jan u ar unb 28. DItober 1832 wichtige Befenntniffe niebergelegt. Siefer hatte im SJooellenfranä für 1832 (Berlin 1831) feine 9io»eHe „S er §ejenfabbath" oeröffentlictit, bie Jm m erm ann inbioibuell Berühren mufite, weil fie in einem fü n fte m it feiner SlrBeit jufammentraf. „Sftir mar S atan, Sujifer, Beeljebub, ober roie man fonft baS Sßefen nennen roill, meines un§ auf jebem Schritt unb S ritt fühlbar roirb, nie baS Ungeheuer mit Klauen unb Schroeif, ober ber liftige fiammerbiener, ber feinem §errn bie S irne fchafft.**) ©S ging m ir Dietmeljr mit üßotroenbiglett aus ©otteS 3Befen heroor, unb um bie Se|erei mit SBorten auSjufprechen: ber Teufel roar m ir ber in ber aWannigfaltigfeit geoffen&arte ©ott, ber burch biefen Sltt ftch felBft in feiner ©inheit oertoren hatte. SBeil aBer biefer Quftanb eodem m om ento, roo er geboren roar, fich ©ott roieber aufheben rnufjte, fo roar mit ber 9)lanifeftation als S atan jugleich bie als SogoS nerbunben, ober üiel= mehr Beibe fielen jufammen. S ie gunftion beS teueren roar m ir nun,

* ) M arl S d jn a a fe in fein er ^öd^ltd^ rüljm en ben 33efpred)ung be§ 2Berfe§ in Sftr. 99— 103 beS b e r li n e r „ f r e i m ü t i g e n '' 1 8 3 1 — M a rl 9 lo fe n fr a n j in 9ir. 121 u. 122 b er © rgän ju n gS s b lä tter j u r £ a llefd )en allgem . £ itt.? 3 e itu n g 1833 m einte, ber B e r l i n b ebü rfe balb eine§ ,Homntentar3 roie bie d i v i u a c o m r a e d ia , um alle 93ejieljungen $u beuten, u n b b ebü rfe fdtjon je$ t ein er fo v e rtra u ten S3e!anntfd>aft m it b en S a g e n unb $>id)tungen beS 3Jtittelalter§, bafj fie fa u m ben Üjrem poetifd jen aBerte nad) rooljl nerb ienten G in ga n g finben b ü rfte. — f r . ü. Uecf>tri$ 1841 in 9 lr. 2 2 8 u. 2 29 ber „33lätter fü r litte ra rifd je U n ter h a ltu n g ". — © . M infel, üb er S m m erm a n n S SWerlin u. ß . S d jü d in g , ü b er $ m m erm a n n 3 B e r l i n : b ie S a g e , b er S ieb ter, b a3 © ebid jt 1842 in fr e il ig r a t f ) § „9 3lätter b er © rin n e ru n g an M arl S m m e r m a n n ". — 9tid£)arb 2ßegener, ^ m m erm a n n ö B e r l i n in ben „2lu ffä $ en j u r S itte r a tu r ", B e r lin 1882. — © . «Hü^ne in ben „ $ o r t r t t t8 u n b S ilh o u e t t e n " 1843. — © egen b en B e r l i n e rflä rte fid) M. ©ufcforo in „ © ö t t e r , S elb en , £>on D u ir o t e " 1 83 8. — Ü b er B e r l i n felbft ngl. S a n = 9 )iarte „ S i e S a g e n noit SDterlin. 3Jiit a lt;roälifc^ en, bretagnifd^en, fd jottifdjen, italienifd^en unb la tein ifd jen ©ebidfjten unb ^Jrop^ejeiungen 3Jierlinö, ber P r o p h e t i a M e r l i n i be§ © o ttfr ie b n o n D ionm outl) un b ber Y i t a M e r l i n i , la tein ifd jem ©ebid^t a u § bem 13. ^ u n b e r t" 5?alle 1853, foroiej S a n s2 )ta rte§ 93ortrag „ B e r l i n b er ^Srop^et un b ß ciw b e re r" in „^ Jü d blid e a u f $ )id )tungeu unb S a g e n beö beutfehen SJlittelalterö'' C iu eblin b u rg 1872.

(22)

ba3 aStelfad^c, Vergängliche in ben SIBgrunb be§ ©inen unb Unoergäng* liehen ^inunterjuftüräen; ©ott pulfierte für midj in jebent ülugenblitfe nach Beiben Wichtungen burch ba§ Sßeltaff. fpierburef) roar mir ©ünbe unb Xob, ber ©a£ be§ Sßiberfpruchä unb ba§ Sßerf ber ©rlöfung erft oerftänbltdf). 3^ rourbe mit ben ©efieitntefyren ber Sirene befannt,*)

© p t 1103a Jam [jinju, unb fo rann au§ grembetn unb ©ignetn ber

Sem turgoä**) jufammen, ber im SJlerlin auftritt. — 3Bie m ir bie 6nt=

faltung ber SBelt burch ba§ ©hriftentum oorlommt, fo ijat jener einfache unb eigentliche Seift begfelBeit, ber ba§ SOienfc^engefcfjled^t au3 ben geffeln be§ äußern 3iaturgefe|e§ Befreite, nur bie erften, apoftolifdjen geiten Beherrfdjt, feljr Balb nahm biefeä ©efe£, biefe ©eroalt ber SJlannigfaltigfeit, biefe ^errfchaft be3 Srbifdjen, ober roie man e3 fonft nennen roill, roieber SSefi^ oon ben ©entütern ber Sölenfdjen, unb bie folgenben Sahrljunberte ftellen nur ben Kampf ber B eiben, roenigftenS a u f © rben u no erein = B aren S in g e in SBolf unb Snbißibuo oor. S ie Sirene fudfjt fie burch einen fcEjönen SErautn ju Berföhnen, bie Deformation gieBt bafür einen anbern S raum , als Jönne tnan äu jener Schlichtheit unb ©infalt be§ llrchriftentumS jurüdfehren. ©r bauert aber nicht lange, Balb tritt bie Soppeltheit unb ber nie 311 fchlichtenbe 3 n>*efT,att immer größer unb ge=

roaltiger auf, treibt auf biefer ©eite 31t neuen Reiben, bie benn boch

nichts roären ohne ba§ ©hriftentum, auf jener ©eite 31t ©hriften, roelche

ohne bie Sluäftattung burch Slatur unb Slltertum auch sufammenfehrumpfen roürben, unb erfcheint enblich in feiner © pi|e b a, roo nun felbft bie fjeifjefte ülnbacljt, bie tieffte, unmittelbarfte ©ehnfucht nach ^em ©öttßchen, fo non ihrer eignen irbifdfien giille burchbruttgen, uerbid^tet unb oerförpert roirb, bafj bie ©nabe »on biefem Srange fich abroenbet, unb ba§ §etlige Bor bem ©eBete erfchrict't. Sch falm/ utn mich beutlich 3u machen, hie*

©pinosa nennen, oBgleich ba3 ©eifpiel nicht ganj paßt, ba feine Jlatur noch einen ©chritt roeiter gegangen ift.

„Vor jenem mobernen, unBefdjreibltchen, in feinem 3ieichtume unfeligen ©eifte hatte auch W) in m ir manchen ©chauber Berfpürt unb SDlerlin rourbe mir ber eminente Siepräfentant beSfelBett. §ier roar Bon feiner pfgcfjologifcljen Unroiffenheit, Bon feinem ltnglüd burch ©ünbe, nicht bou

©dfjulb unb S5uße bie Siebe, nein, baä ©lenb'an fich, ^ 'e 9inbadf)t ohne © ott, ber Untergang ber Bollfommnen Singe, eben roeil fte bie ooll= fommnen fiitb, biefeä alleö hatte mid) ergriffen."

5putli£ meint boch mit Unrecht, biefe 3lu3einanberfet5ungen Böten leinen 2lnhalt für ba§ ®erftänbni§ be§ ©ebichteä, fie finb im ©egenteil als ©r=

flärungSoerfuche be§ SUttorS t)öc^ft roichtig unb in ber $h ai auffchlußreicf).

* ) fyitr fein e 2Jterlinbi<$tung ftub ierte ^ m m e r m a n n u. a. 6o lg e r3 „ffirr o in " unb 9 ieanber3 Ä ird ;en gefcf;i(§te; in b er S eljre bei* gnoftifefjen © e ite n fa n b er bie 2lnfcf)auung, n id jt © o tt, fo n b e r n ber a u 3 ihm ^ eroorgeh en b e 25em iurgo3 f>abc bie 2Belt g e r a f f e n .

* * ) 3>a ein m a l b er 9tam e $ )em iu rg o§ genann t m irb, b a r f un b m u| mof)l a u f bie biefen

H ainen fit^renbe tieffin n ig e SDidjtung SBil^elm ^ o r b a n S (G in ÜDtyfterium 1852— 54) f)itu

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©ie jeigen, roie unmittelßar Qmmermann „baä geheimnigoollfte unb rounbet» barfte Äinb feiner SJlufe" mit gefdjitfjttidfjen roie mit allerneueften religiöfen Problemen nertnüpfte. Siegte ihn bod) gerabe roäfjrenb ber Slrbeit am 9JJerlin auch ber ©t. Simonigmug mächtig an. ©r roar, fo erjätjtt Itec^tri^ alg Slugenjeuge, in einem träumerifcfj=prop<jetifchen guftanb, alg er ben SJJerlin nieberfc^rieb, in beffen öauptperfon er in mehr alg einer fefjr wichtigen S)ejief)ung fiel; felbft abfpiegelte. Sein rationaliftifcfier Sßerftanb roar mit feinem innigften, echt religiöfen ©ebürfniffe in Qroiefpalt geraten; er tonnte bie $roeifel roeber überroinben nocfj ableugnen. SBenn man immer bie parallele m it ©oetljeg gauft ju Ungunften beg SJterlin jiefjt, follte man boc§ ju Smmerntanng ©unften einräumen, bafs ein e 2tf)nticf)Ieit bem

Stomantifer jum Sobe gereichen mufs; auc§ er fdfjafft fein §auptroerf au§ innerer Sebengerfahrung fyerauS. freilich nicht am Slbenb eineg roelt= umfpannenbeit Sebeng, roie ©oetfye eS geführt hatte, fonberu in SKitte beg Sebengtampfeg fdfjreibt Smmermann fe in en gauft, unb ba ift e§ ganj natürlich, bafs er nur einen ©cfjlufj ju geben oermochte, ber, roie er felbft {lagt, „nid^tö fcfjliefst unb nichts löft, unb oon bem Srud'e ber ooran* gegangenen Sataftroplje ba§ ©emüt nid^t 3U befreien »ertnag". ©oethe

urteilte »on feinem gauft, ein fotcheg intommenfurableg SESerl lönne eigentlich nie fertig roerben. gtnmermann backte fpäter baran noch eiuen „e rlö ften e rlin " — im §inbli<f auf ben gefeffelten unb erlöften ^rometljeug? — 3U fchreiben. © tatt beffen tauchte balb nach SSollenbuitg beg SJierlin

„bie ^bee ju ben ©onetten an ben, ber Jommen roirb, an ben mqftifchen Äaifer auf", bie bann im §erbfte alg chiliaftifche © o n e tte «ieber» gefchrieben rourben. ©ie gehören oollftänbig in ben ÄreiS ber 2)!erlinbichtung.

3cfj fcfjau’ in unfre 9?acfyt unb fef)' ben Stern, 9Jac£j bent bie Qufunft wirb iljr Steuer richten, Sei beffen fdjönem ©fanje ficf) bie Spflicfjten Söefinnen roerben auf ben rechten öerrn. ©inft gef)t er auf; nocf) afeer ift er fern.

©3 folten unfreS je^’gen XagS ©efcfjicfiten 3 u gaßetn erft ficlj gang unb gar Dernictjten; S ann roirb gepfianji ber neuen Seiten $ern. S ann roirb ber König, ben icf) meine, formnen,

Unb um ben Sljron, ben id) erbticfe, roirb, SBonacfy geftreßt -ba§ allgemeine 9tingen Unb roa§ bie ©roßten einsein unternommen,

2ßa3 roir erfannt, roorin roir uns geirrt, 2U§ leichter Slraßesätenfrans fid) fdjtingen. ©r roirb alä §elb nidjt fommen, friegumroefit:

3t)n flimmern roeber grauten, roeber Slaoen, S a nur für Srüpfe roeftltcf» unfrer Strafen ©efüllte Sdjale ober öftlicfj ftef)t.

(24)

©r roirb amt) nicht erfdfjeinen als ^JropEjet;

©r macht fie nicht ju eines SBorteS ©tlanen. 2<> Vorüber getjn, fo ifjn äufällig trafen.

©r prebigt nidjt, er (e!)rt fie fein ©ebet. ©r giebt ben Slugen nichts unb nichts ben Dhren;

©ein achten toeber Sieiche, roeber 2lrme:

3h"t fchaltt ein gludjen unb ein ©egnen nie. 5:5 ©och roie ©peife nimmt unb fchlummert, n>ie

©r felig atmet in beS SBeibeS 3lrme, $ütjlt alte SBelt entjütf't fich neugeboren. SBie SGBahnroi^ müffen Hingen euch ^*e äßorte.

Senn nimmer ift ber S in g ’ urmäd£)t’geS prangen 8» 3n euren ganj uerarmten ©inn gegangen;

Sh^ rauft oon grünen SBiefen baS Berborrte. 3h^ fitst beftänbig in beo öaufes Pforte

Unb fühlt ein fdfjmerälicfieS, ein fehnenb Bangen

Jn § Jnn re ber ©emächer ju gelangen, - 35 Sßollt aber euch nicht rühren oon bem Drte.

Jh* feib fo ferne jeglichem ©emtffe,

Safs mir bie Sähl'e fommt, euch äu beroeinen, SBierooht ih« mich oerlacht, roenn ich euch frage,

Db ihr ben ©ott genofjt im Brot am Sage, *o Db ©ngel mochten eurer stacht erfdjjeinen,

Db 3tnbacht euch burchfdjauert hat im Äitffe? SBenn auf be§ Königs ©injug harrt bie ÜDienge,

Unb er ju lang ausbleibt ber 9!eubegier,

©o treibet in ben ©ruppen ba unb hier 45

3 u manchem ^offenfpiel ber ©tunben Sänge. S an n fpringt ein Knabe tooljl burch baS ©ebränge

Unb ruft: Jdfj bin’s! in nachgemachter 3iet, S ie Krone auf bem Jgaupt »on ©olbpapier,

Unb ihn begrüben lachenbe ©efänge. so

27. $m Tagebuch 13. 9ftai 1832: „Slbenbö Öefpräch m it <3d)naafe, roo m ir im Sieben allerhanb Sioinationen Jommen, g. 33. oom fünftigen Propheten, ber ein natürlicher Sftenfd) fein roirb." Um biefelbe 3 eit roar aU£§ Uecf>tri$ in feinem S ram a „ S ie Ghalbäcr in ^erufalem " m it ber Sarftellung ber SWeffiaSibee befdjäftigt. — 29. ^ m L Suche be§ Steife? joum alS erjählt er aus f ra n ffu rt: „Selbft chiliaftifche äbeen, trä u m e oon einem neuen ©hriftuS m ürben m ir uorgetragen, b ie m it f t a r f e r © e ro a lt f ü n f t e m e in e s 3 n n e r = fte n t r a f e n . hüte mich aber immer, ihnen 2Borte ju leihen, weil fie, auSgefponnen, gur ©otteSläfterung ober ju r entneroenbften ÖeifteSfchroelgerei führen, freilich famt uns in unferm großen Unglücfe nu r ein britteS SBunber halfen; roer baS aber recht tief empfinbet, ber m irb auch miffen, bafj n u r bie formlofe unenblidje £ehnfucht banach baö 3Jlenfd^li^e ift, unb baft bem ©otte mirb überlaffen bleiben müffen, fich feiner Gr? fcheinung, m ann unb roie er w ill, offenbarenb ju fefcen."

(25)

SieS ©leicfmiS fe^’ ich euch, *>al5 niemanb ioät)ne, 2US 06 mein Seinen auf bern glügelroffe

3n niebre Sienfte fich begehen habe. Senn 100 ber Sanb ju §aufe, an ber ©eine, 55 3Birb je^t gemietet meines ßönigS ^offe,

Unb ©aint=©imon heißt ber gejierte Änabe. SSenn fich 'nein t^ürft, »or beiner ©otjlen ©pangen,

Sereinft »om äßeg empor ein ©tiiubcf)en ftietjlt Unb jubelnb »or bir her im Sichte fpiett,

«0 @0 ift’g ber ©taub beS Dienfcfjen, ber oergangen.

Unb roenn 3U beinen fcljönen ©ötterroangen

©ehnfüchtigroehenb fich ein Süftdjen hielt,

©0 ift’S mein ©eufjer, ber nach bir gezielt,

@h bu erfchieneft, hinter Kerferftangen.

65 3<h trug micf; an ber feiten Soche matt.

9Jur baS ©emeine lebt unb ift beftänbig,

Qm §anbn>erfSfd)muts »ermattet »on ben Qünft’gen.

2lct), bie Verachtung macht fo balb unS fatt.

Sch bin’S. S u fommft: bem Se^t entronnen, fenb’ ich 7U SeS Unterthanen ©ibe bem QuJünft’gen.

2US Prophet unb §eilanb ber Dienfchheit erftfjeint auch SRerlin, aber freilich als einer, ber baS §eit uerfpritfjt unb nicht »erroirflichen !ann. ©0 unflar manche ©injelntjeit ber Sichtung auch fein mag, ber

Sbeengetjalt im ganjen ift in feiner §aupttenbenä leicht ertenntlidj. S er SemiurgoS als gürft ber äßett unb als fotcher Vertreter fröhlich träftiger ©inntichteit unb ©innengenuffes (Sßorfpiel 33. 6ß folg.) rotll ber farbtofen

chrifttichen ©ntfagungstehre gegenüber ben fchönen bunten ©ctjein ber ©rbe geroaijrt roiffen. §eine hat ätoanjig Sahre fpäter (1853) in feinem 2luffa|e „S ie »erbannten ©ötter" eine ähnliche Sluffaffung oertreten. SeS ©atanS ©ohn fott atä ©egner beS ©otteSfotjneS (©egen--, 2lnti<hrift) ber Jgeilanb ber ©innlid)feitStehre toerben. Stßir mögen unS babei n>ot)t erinnern, baß furj »orher bie gütjrer beä „jungen Seutfdjlanb“ bie ©manjipation beS gteifdfjeS anpriefen. 3Rerlin aber hat mit feinem alt* untfaffenben ©eifte bie ©inheit alter Singe ertannt; ber ben SemiurgoS erjürnenbe unb beängftigenbe ©egenfa| ber Singe ift für benjenigen, ber bie SJatur in ©ott gefehen, unb baS 2UletnS (ev xal itäv) in fich auf5

genommen hot, gar nicht mehr »ortjanben unb er glaubt bie oon ihm im ©eifte unb ©efüljl edannte ©inheit nun auch °^ne roeitereS in ber realen SBelt tjerftellen ju fonnen. S aß er, fobatb er oon ber 33ef<f)auung 3U

SEhat unb SBirfen fich nienbet, fich auch bem SemiurgoS unb feiner

56. Glaube 4?enri ® raf r>on S ain tsS im on (geft. 1825) »erantafjte burch feine Schriften bie nach ihm genannte, feit 1837 in *)3ari3 von G nfantin geleitete religiöM ommuniftifche ©chroärmerei.

(26)

^>errfc§nft hingiebt, bemerft et-, oorn SBülen geleitet unb fortgeriffert, liiert, ©r wirft thaifädjlid) für ben ®emiurgo3, bis er am ©cfiluffe allem Sßollen unb bem 2lngebote ber SDiac^t entfagenb fid^ sur 3luf= Opferung unb inteHeftuellen Slnfdjauung ©otteS jurüdwenbet.

©innlichfeit unb ©eiftigeS, SBeltluft unb SBeltentfagung will SÄerlin oereinen. 3^m erfdjeint bie 3Beltftud)t SiturelS unb ber ©einen Sang unb blöbe.*) S a§ @öttlidj=©eiftige in gunftfyut unj) sgtoang betrachtet er als eine ©c^änbung biefeS ©öttlich=©eiftigen felbft. Subetn er bie ebelften, oom 9iuhm= unb SKinnefranj umlaubten Vertreter finnlicher 2ßelt=

freube 5U §ütern beS rein ©eiftigeit tnadjen will, glaubt er ben in ber

Sßelt hettfdjeoben 3ro'efpalt überhaupt befeitigen, in höhem ' ©inheit oer»

fdimeljen 31t fönnen. $ n biefem ganjen ©treben seigt er fid) unoerfennbar

als ber ©oljn unb ffiorfämpfer ©atanS, ohne bieS freilich felBft 3U ahnen, ©r

fühlt für bie Vertreter ber ©innlichfeit, bie ÜlrtuSgenoffenfdiaft, oon 2lnfang an ebenfooiele ©qmpatljie als er gegen bie 3unft SiturelS fich oorein= genommen jeigt. Snbem er eine gan3 anbere Drbnung ber SBelt herbeiführen,

bie burd) ©hriftuS’ SBirfen flar 311 Sage getretenen ©egenfä^e oernichten toiII,

thut er in SBollett unb Sßirfen fich 8anS eigentlid; als ber Slntichrift fuitb.

Unb fein unmögliches SSeftreben enbet benn audj mit bem ungeheuren, bi§ sur graufamften Sronie gefteigerten SJiifjerfolge, bafj bie Vertreter ber äßeltlichfeit auf bem SSSege 3um ©eiftigen ju ©ruttbe gehen, weil fie

bie gewöhnliche leibliche -Währung nidjt entbehren unb ben überirbifdje Siahrung fpenbenben © ral nicht finben fönnen, ber Prophet felbft aber in ber alterfeelenlofeften ©innlichfeit 3U ©runbe geht, benn feelettloS wie

bie ben älenfdjen ins Serberben lodenben ©lementargeifter ift biefe fobotb= artige Süniana.

SSott tefonberer 3Bid;tigfeit ntufjte eS für ben Sichter fein, betv ©egenfa^ herteret ©innen* unb ernfter ©eifteSwelt in betn Äreiä ber Safelruttbe unb ber ©ralSgenoffenfdjaft plaftifch fcharf oor 2tugen 3U

ftellen; gerabe bieS ift ihm in auSgeseidjneter SBeife gelungen. Sagegea w ar bie ©inführung einer britten ©ruppe (Senbens) wohl nicht oon.

*) 3 « »erw anbter 2lnfchauung belennt fic^ Uechtrifc (22. 2)eg. 1835), „bafi auch biefe-

2lufjenwelt ungeachtet ihrer SBiberfprüche ein 2Berf unb eine Offenbarung beS & errn unb

unfere Aufgabe fei, auch fie, alles äftenfcfylidje imm er mehr §u »erföhnen, in einen reinen Sem pel ©otteS ju »erw anbeln, nidjt aber ba3 fogenannte SBeltliche aSletifd) »on un§ gu ftofjen". fin b en m ir §ier einen 9iad)flang ber 3>been beö SDlerlin, fo laffen fie fid) anbrer-

feit3 bereite in ben fü r bie ganje 9Herlinbicf)tung fo m istigen „nieberlänbifdjen B riefen" Sd)naafe§ finben: „26ir finben bei ben Sichtungen beS Sßlittelalterö gwei oöüig getrennte 9ieid)e, eines beS tief »erborgenen geiftigen Sebenö, eines ber äußern ©rfcheiuung. Sie Sd)ön= heit, baS w ahre s-öitb beS Wanken, ift in ber 9JHtte beiber ;\u finben. . . Sie chriftlidje Sßelt »erachtete bie tägliche ©rfcheinung beS S3öfen. Siefe gewaltige Sd^eibuitg be§ Öeiftigen »om körperlichen" gelte eö 511 befeitigen. „Üian fönnte bie gange geiftige ©efdjichte be&

3Jlittelalter§ al§ bie ©ntmicfclung biefe§ ©efithl^ betrachten. S ante (»gl. ßueignung) tr a t e3 juerft in »öllig belebter, geiftiger ftunftgeftalt auf . . . nad) fdieinbarer Bereinigung, trennten fid) bie geiftige unb bie finnliche sJiatur aufö neue." Xiecf fagt im „^ejren? (2abbathy<: „2Ber im SBechfel balb feinen ©eift m it allem Sebett ber 2Bir!lichfeit gufehrt,

unb fit^ bann menbet, um auch Ouell ber ^eiltgert mefenlofen Siebe gu trinfen, ber ift ber »oüfommene w ahre 3Wenfc^#M nachbem er erft Sujifer alö ben § e rrn ber 23Jelt unb ihrer $dhönl;eit gepriefen.

(27)

Vorteil. S er heiteren Sinnenroelt unb bem ©eiftigen ftellte er noch ben Vertreter einer »ergötternben Slaturreligion ^ur Seite; ben allerbingä roirffatnen ©egenfats jnrifchen Älingfor unb 2)!ertin hat er allju fefjr auf Äoften ber Klarheit ber ganjen Sicfjtitng erfauft.*) Jm m erm ann Ijafjte alle perfönlichen Seutungen in feinem SKerlin. Slllein für bie oon 2ln= fang an auftretenbe 2lnllage, bafj er bei feinem Klingfor an ©oethe ge= bacht habe, hat er felbft ba§ BeroeiSmaterial geliefert. @r troftete fid) (an Siect 28. -Kooember 1831) über bie £inberniffe,, welche ihn non ffieimar fern gelten, m it ber Betrachtung, „bafj ein perfönlid^eä Qufammen* treffen" mit ©oethe iljm roahrfdjeinliclj benn boch bie §igur feineä Ältngfor oerrütft haben mürbe, „^cfj beftärte mich in ber Stille immer mehr in meiner Slnfidjt, bie S ie eine fe^erifd^e nennen müffen. ©S mag roie 2(n= majjung Hingen, aber ich Jann m ir nidjt helfen; m ir fdieint eS äuroeilen, alä ob ba§ ©ebiet ber eigentlichen ?ßoefic im fjocEiften Sinne erft ba be= ginne, roo ©oethe — mit wenigen SluSnahmen — aufhört. ©eroifj ift e3 roenigften§, bafj »on einer fo eignen, aparten BehanblungSroeife, roo baS Jnbioibuum fid) immer feine Siechte gegen ben Stoff unb gegen bie ©e= fefce ber ©attung referoiert (ogl. SS. 1613), bei §om er, SophofleS, 6er»ante§, Shafefpeare leine S pu r ift."**) S a§ ift nun freilich eigen* tümlidj genug, baf? Jtnm erm ann ©oetlje nidjt fennen lernen roill, um ja feine Vorurteile nidjt berichtigen ju müffen. 3!eben ©oet!je hat jebod) noch etn anberer 3eitgenoffe 3tnmermann§ 3**0e für feinen Äüngfor herleihen müffen: §egel, beffen 5ßh't°foph'e/ f° trenig ber Sidjter fich ln't ihr Befreunbeit mochte, bocl; auf ihn unb fein 2Bert non ©influfj roar. ©eibel glaubte, Smmermann habe bei ber gigur be§ M ngfor an Sied: gebacht. SCiecfö Tochter fanb im Stierlin fetjr Sdfjöneä unb WerfrofirbigeS, aber noch mehr Unoerftänblidjeä unb StörenbeS.

@S ift natürlich, &ais man ka3 SOitjfteriunt Sierlin immer mit bem 9Jh;fterium gauft Dergleichen rooltte, allein fchon Uechtri& hat auch auf bie Xlngerechtigfeit biefeä S8ergleiche§ ^tngeroiefen. S ie jüngere Sichtung ift au§ JmmermannS Siatur, einer nicht immer erquiefenben aber eigen= artig tiefen unb ganjen 3!atur heroorgegangen. S a§ geftellte Problem felbft roar ein oom gauft burdjauS oerfcIjiebeneS, unb bie Bearbeitung nollenbs beroegt fich ' n oöllig fremben Bahnen. ©3 ift, obroohl 3mmer= mann bieä nicht jugegeben hätte, eine burdf)au§, vielleicht bie tieffinnigfte neuromantifdje Sichtung, mit aHen Borjügen unb Sdfjroächen ber Siomantit. Sn ©oetl)e3 gauft bilbet bie Jiomantif nur eine ©ntroidelungS* ftufe. S ie mittelalterlichen Sagentreife finb uns feitbem oertrauter ge»

* ) 2 B o J )ü ü c iö I t d ) I ;a t b e n n a u d ) 9 U d ja r b S B a g t t c r n u r b e n e i n f a c h e n W e g e n f a £ b e 3 ^ e i l i g e n ( ® r a l ) u n b S i n n l i c h e n ( M l i n g f o r S g a u b e r g a r t e n ) f e i n e m „ ^ a r f i f a l " a u f g e f t e ü t , b e r m a n n i g f a c h i n t e r e f f a n t e $ e r g l e i d ) u n g $ p u n f t e m i t 3 > m m e r m a n n 3 a u t e r l i n b a r b i e t e t ; t> g l. 2 t . G t t l i n g e r , „ D i e r o m a n t i f d ) e 3 c f i u l e i n b e r b e u t f d > e n S i t t e r a t u r u n b i f j r e 3 3 e $ i e f> u n g e n j u S t i c ^ a r b 2 B a g n e r 'y i 8 8 ( » i n . t t ü r f d m e r ö „ 9 i i c ^ a r b S B a g n e r s ^ a ^ r b u d ) " I , 1 2 1 . * * ) ® o e t t ) e f e i b f t ^ a t t e f i d ; f ü r s » o r f j e r ( 1 4 . S e j e m b e r 1 8 8 0 a n 3 e ^ t e r ) m i t 3 J l e r l i n n e r g l i c ^ e n . o *

(28)

roorben als in jener 3 e*t, *>a 9BrtE)eIm ©rimm flagte, baß in ganj Seutfcljtanb »ielleid^t feine jroölf SDienfclien ein „© ubrun" genanntes ©ebidjt gelefen hätten (12. ganuar 1824 an ©uabebiffen), unb neuer= bingS (1886) ift SrnmermannS Sichtung groei Dperntejten »on £ipiner= ©olbmarf unb §offtnann=5iüfer ju ©runbe gelegt toorben, freilich °*)ne baß man e§ babei für ber SRühe roert gefunben hätte Qmmermann unb feine Sichtung ju ermähnen.*) ©r ift einer ber Bahnbrecher jener 3ücf)= tung geroorben, roelche bie großen ©toffe ber mittelalterlichen 5poefie für bie neuere Sichtung fruchtbar ju machen ftrebte, eine Südjtung, roelche ihren größten fiegreichen Vertreter in Siicharb Sßagner »erehrt. Slllein Smntermanns trübes Befenntnisi, ba§ er in ben „©pigonen" nieberlegte: „geh fchrieb ben SÄerlin unb nmßte fein ©cfjicffal uorher, nämlich baß man fetner nicht achten roerbe" h«t leiber oolle Betätigung erfahren, obtoohl 5]ßlaten§ ©chüler, ber uielgefeierte ©manuel ©eibel, ftfjon 1841 an bie Station bie ftrafenbe -Wohnung ergehen ließ:

2ßie wie! SchoneS ging uorüber, unb beS ©roßen o nrie oiel Unhemerft unb unempfunben, gleich al§ fei’S ein bloßeg ©piel! ©einer Sugenb gehler habt ihr jenem o nrie fpät oerjieh’n, S er ben giueiten g-auft gefchaffen, ben geroaltigen SJJerlin, ©rft, als in ben ©pigonen er ju euch herunterftieg,

3113 münchhaufifch er gefabelt, rieft ihr: ©ieg unb aber: ©leg.

*) Aafttterä „SSMener SDiufifalifdje ßeitung" j. 33. erw ähnt biefe O pern une SRartgd grofje ftompofition M erlin en ch an t6 (1886), eine Operette M erlin l’en c h a n te u r unb bas söallett SBioiane m it ber $rage, tooher biefe auffaüenb 9)iertinfche Ström ung fommen mag. Sie ge^t bei ftoffmann. unb ßipiner toenigftenS oon einer Nachäffung be§ 2Bagnerfd»en „^arfifal" au ?, beffen SSerroanbtfchaft m it Scnben$en ber ^mmermannfcheit Sichtung nicht ju oers fennen ift. Xennpfons Y iv ien unb anbere 2lrtu§= unb ©ralbichtungen fommen jebenfallö erft in jroeiter Sinie in 33etrad)t. 2. ^offm ann h&* neben £>mmermauu and) bie ocr* fhafefpearifche £ragöbie oon §ughe§ „th e m isfo rtu n es (UnglücBfäUe) of A rth u r“ be= nu§t, oon ber Sm m erm ann burch ^ied'3 Grjählung (neu gebruett mürbe ba§ S tiid erft 1833) Ämtbe erlangt ha&en fonnte. ß u einer Operette l’ile de M erlin l;at fdjon ©lucf 175S 9)fufif gefdjrieben.

(29)

W l e r l i it.

© t u e 3)U ) t f) e

non

$

a

v I 3 m nt c r ut a it n.

SDiiffelborf, • 33e r la g u o n $. S. © d jau b . 1 8 3 2.

2. 3 ” feem Sluffafce übev ©rabbe unterfdjeibet ftm m erm ann: fjtftovifcfjeö

£rauevjpiel, bürgerliche unb mntl)ifd)e Sragöbie. — 7. groeite 2Iu3gabe 1834 im 3. 33be. ber Schriften, brittc im 15. Seile ber §empelfcfjen 2tu§gabe unb uierte in 9?r. 5 .9 oon 9ieclam3 Unioerfalbibliotfief.

(30)

2i b f ü v3u n g e n :

S. 2>orotfyea Sd)legelS ttöerfefcung be§ franjöfifc^en üülerlinvom au. Z. L au zelet. (Sine G rjäljlung oon Ulrich üon 3

(31)

JUtenxmtmj.

„ Z u e i g n u n g " Ijat aud) ®oetf)e bie feinen ^ au ft einleitenben (Stangen betitelt. Sm m erm annä ^ueignung ift an feinen greunb £ a rl Sd)naafe (93. 176) gerietet. £ ie g ö n n ber 2troptjen, in benen bie 3»ieignung gebietet, ift biefelbe wie im jüngeren £itu rel, nu r

baft Sm nterm ann fid) bie Aufgabe erfd)ir>erenb aud; bie im S itu re l reimlofe oorle^te geile mit in ba$ 9ieintfd;ema 30g, fo baft biefe3 ben Uuterfdjieb jeigt:

2iturelftropf)e a b a b c d c

Sm m erm anno ÜDterlinftropfje a b a b c b c

Sdjnaafe rüfjmte bie „grofie Sdjönfyeit" ber 2lüegorie in ber 3ueignung, ber 913. in ber

£allefd)en 3 e^tu n n ben guten S a u ber fieben^eiligen gereim ten jambtfc§en Strophen. S)ie fiebenjeilige Strophe bat aud) H ., aber reim los; über ben 93au ber jüngeren Siturel* ftropbe fonnte ^m m erm ann u. a. aud) bei JHofenfranj („Über ben S itu rel unb Santen Äomöbie") Belehrung finben.

(32)
(33)

3 cfj faß, oom $ el§ bebauet,

Sßertieft in alte 9?oUen,

2lu§ benen an midj lachet’

©in ganger öimmel afte§ SiätfelooHen.

5 ntujjte oft fie auf bie ©eite legen,

SBeil gegen SBunfdj unb SSoEen

lefen nicfjt getonnt

üov

.ßerjensfc^tägen.

$ a raufdfjt’ e§ in ben ©träudjern, Unb flö ten , Gtjmbeln flungen, io 2(rabifd; 93alfamräud)ern

3ft oom ©eftäub ju meinem $ I a | gebrungen. ©leid) fprangen au§ bem 33ufd) mit Jedem dritte ®rei muntre fteine jung en,

©dfjroarj, weif? bie erften groei, ttnb braun ber britte.

i5 ©ie fdjlugen an bie Seden,

Unb einer fpielte glitte.

GS folgt’ auf fdjlanfer ©djeden

Gin 9JlägbIein, luftig mie bie Morgenröte.

S un t glorgeroanb unb ©d)melg unb ©djleif’ am SRieber,

2« 33anb, Q uaft’ unb Sßaufd) er^ötjte

®en ©djineidjelreij ber ieidjtgefdpungnen ©lieber. $ n ifyren Slrmen fdjroebte

©in § ° rn , genmnben gülben,

3 ( u 8 beffen 9Bölbung ftrebte

23 ©in iipp’ger ©traufj »on feltfamen ©ebilben.

l. SBeioufste 2lnlel)nung an äöalterS oon bev iBogelroeibe berühm tes Sieb: Ich saz tif

eim e steine. — 2. a l t e 9 to lle n ; aus ben alten @ral== unb 3Jierlinfagen unb s&ictytungen, ioie aus ben mpftifdjen Sehren ber Önoftifer f)at Sm m erm ann feine ÜDterlinmqtfje neu gefcfiaffen. — l!*. $tecf im „C ftao ian ": #/3Jiit geberbüfctjen in bem SSinbe flatternb, bie loeijjc 33ruft m it blauem Schleier fdjmücfenb." — 21. S ied : „ein gauberreis um fpielt bieS Suubenuefen." — 23. $ ie $abel träg t baö SBuitberljorn ber S a g e ; baS 23erfcf)iebenartigfte erjä^lt fie.

(34)

©§ ftafen Jlönigsfronen, SBettelftäbe 23ei Häuptern, milben, milben,

93ei SEotenbein, befränjt »on '){öl’ unb 3iebe.

S ie jungen tanjen näfjer,

S a§ Diägblein lenft bie Sdjede, 30

33iö, mir tterftofjl’nem S p äter

©rab gegenüber, an be§ Reifens @de,

S e r üöiärdjenjug ift norgerüdf'et gaufelnb.

S o rt fiemmt fte. 2tuf ber Secfe

3urüd'gele^net, ruf)t fte iippigfdjauJelrtb. »s

S ie Knaben fprtngen weiter,

Um midj gang unbefümmert.

2tuS iljre n Slugen tjeiter

©in ftüdjtig Säbeln ju mir nieber flim m ert,

Unb in bas -Öorn bie roetfjen Ringer fenfenb, 40 Um bie mandj Siinglein flimmert,

SBirft fte bie 9tof herunter, mid) befcfyenfenb.

3jd) büd’ mid) nad) ber Stofe,

(Mjebe folcfye ©abe,

33licF auf: S a fleudjt bie Sofe 45

$ern fdjon auf iljrem Stofs im fdjnettften SErabe, Unenblidj ©olbgelod meljt nadj in Süften, fiaum bafs id) biefes fyabe

©efefyn, cerfdjroebt fie jroifdjen ^elfenflüften.

©onft, roenn ein ©ott gefommen ßo

$>n unfre arme 9iä()e, 9Jad;fi'd)ten mir, bekommen,

S ie eigne 9tiebrigfeit unb feine |>ö[)e.

Sod) biefer Ijolben Leiterin Segegnen

Siefs mir ba§ füfje Söefje, 55

2Somit unS golbne Siebesftunben fegnen.

28. 9 t0fe u n b 9 ieb e erttmcfyfen fid) »erfdjlingenb au§ bem 2)oppelgrabe X riftan

unb Sfolbenö. — 33. W ä r m e n511g. 33orbüb für bie ganje Scf>ilberung ift „ $ e r 2luf$ug

ber 9iom an3e" im SBorfpiet 31t ^:iecfö „ftaifer C ftam anus". — 42. !öei Sied träg t bie iljre

£ocf>ter atomanje begleitenbe Siebe eine 9lofe; l)ier fcU bie 9tofe rootyl «Symbol ber 2Did)ter* gäbe fein.

(35)

2;d) fprad) ju mir: ® u fdjauteft ®ie ifyörin, bie unfterblidje, $ e r bu mandj ®enfmal bauteft, co Dbgleid) fie liebt nur ba§ 3>erberbltc^e;

2BeId/ überftanb ben © turj »on 9t om unb Sabel, ®ie fdjöne Saft, bie erbliche

S er irbifdjen ©efdjledjter att: bie fyabel.

Seit biefem guten £age 65 .öegt’ id) ein grünblid) hoffen,

$od) ofyne Sdjm erj unb Älage;

®ie $abel roerbe einft non mir betroffen 3 u anbrer 3eit in nod; oiel rein’rem Sidjte; Unb manche büftre $rage

70 3Bar mir gelöft, unb afle§ warb ©efcfyidjte.

®ie liebe Stofe blühte $rifdj fort in meinen ftanben. 3t(o einft ber 2lbenb glühte,

£rug id) fie, fachte roanbelnb, in ben |>änben.

75 ®a naljm ber 3Binb, oorbredjenb au§ ben §üge(n,

©ie fdjerjenb meinen §änben,

Unb trieb fie nor mir fjer auf feinen fvtügetn. ®er ©djroebenben nadjeitt’ idj,

S ie $iifje rüftig regenb, so $ocfy nimmerbar ereilt’ id)

®en $tüd)tling, roirbelljaft fid) fortberoegenb. ©djon fjatte ®ämmrung abgelöft bie §ette, gd) roar in frember ©egenb,

® a fanf bie Stof auf eine breite Sdjroelle. ss S ie ©djroette, fanftgebreitet,

Sag unter fyofyer Pforte, ®ie in ein ^nnreS leitet’,

2lu§ bem ein © lanj fiel nad) bem äußern Drte.

C3. gm m erm ann nennt fab et, roao &iecf „Stomanje", bie initteltyodjbeuticfien S in te r nad) SBoIframS Vorgang fro u A v en tiu re nennen; »gl. gaf. ©rimrnö fd)öne 9(bf)anblung „ fra u 2loentiure flopft an 33enede§ SEljür" (kleinere (Sdjriften I, 82—112) © öttingen 1842.

jiinm ennann wählte bie Se^eid^nung „ fa b e l" in 9iad)a^mung non üRooaltä („§einr. d.

(36)

2>dj afjnt’ in biefem S au , Begrünt oon SJloofe, Uralter ©cfyöpfung 2Borte,

Unb fdjritt gteicEigüItig über meine 9tofe. $d) trat in fötrdjenfyallen

9Som allergrößten Stile. 2luf foldje form en fallen

Äonnt’ ©tner nidjt! ©ie fanben, bauten uiele. ®en einzelnen umfaljn ber SBillfür 9tel3e, ®ocf) ju notroenb’gem $iele

SSerfdjIangen l)ier im ©tein fid^ bie ©efe^e. $nbe§ Blieb id) nidjt fjaften

2lm ©tein ju beffen greife, Denn meine ©inne rafften

©idj in beS Ijerrlic^ften ©efidjteS Greife. 3idj falj bie $abel, fröfylicfj unb oermeffen, SlUein in welcfjer 2Beife!

^ n roeffen § u t! $ n >)3fleg’ unb Seljre roeffen! ©in ero’geS SBeib faß tljronenb

$ n füljngeroölbter Slenbe; ®a§ £id)t, im Staume rooljnenb,

©d)uf einjig iljrer Slugen milbe ©penbe! Äeld), Sinter, ^reu j mar nahebei ju fdjauen, ©in 23ud), bas fonber ©nbe,

Sag auf bem jüd)t’gen $nie ber ^eil’gen grauen. Unb mie ein Äinb fici^ fdjmieget

3)er SOiutter an, ber füfjen,

$l)r $leib fittfam gefüget, ns

©tanb bei iljr $abel auf befdjeibnen $üf$en.

89. ÜJtooaliS („§. üoit D fterbingen"): uns in unfre SBohnuttg, in bem Tempel bort roerben roir eroig roohnen, unb baö ©eheimniS ber SBelt beroaljren." — 91. 3Die 2)id)tergabe (SRofe) leitet ju r GrfenntniS gehcimni^ooller SÖBahrheit. — 93. 3m erften Ä apitel be3 3Heifejournalö oon 1831 fpridjt ^m m erm ann »on bem Ginbrucf beä kölner S)ome§: „^d) faub in jenen ernften fa lle n bie Betonung be3 © ralä im B erlin. <Bo

ein trü b er, brem tenber, gelbrötlicher £aud) mufe über biefen tranScenbentalen Gingen fchroeben. ® er ©inbruef, ben ba§ fertig=unfertige ©ebäube auf mich machte, roar biefem im ganzen gemäfj, nicht $armonifc$, aber anregenb, eine Harmonie ju finben." — 106.

£ a 3 eroige SBeib ift bie ^erfonififation ber R eligion, fchon burch i£>rc (Symbole, Äeld) (© laube), 2tnfer (Hoffnung), k reu3 (Siebe) fenntlid). — 107. S ö len b e, Vertiefung, üftifche

junt Slufjtellen eine§ SBilbe§. — 110 f. Gine ähnliche Schilberung in bem (Einleitung^ gebicfjte 31t ben „9toman*en unb SaUaben".

4)0

95

100

105

(37)

Siefe, bamit fie bis §um $nie i§r reichte, •Öat ftd) ergeben müffen,

Unb bennod) fafj bie ©rnfte, ftanb bie Seidjte.

120 Siebmütterlid; oerMjrte

S a§ grofje ^immelsroefen, Sn ifjrem Sudje teerte

S ie Groige mein jeitlid; SJlägbtein lefen.

S ie roies ifjr 2ßort für 2öort unb geil’ auf Beile,

125 Unb roenn gu rafd) geroefen

S er muntre Bögling, fpradj bie SRuttcr: 2Bei(e! Sdjien er ^erftreut im Sinne,

2(l§ ob fein §leiß ermatte, g-afjt’ ifjn gelinb am Sinne

i3u ®ie Sefjrerin unb roanbt’ if)n ju bem SSIatte. Unb wenn er ftammelte bas $alfd;e, 3?icf)t’ge, Unb fid) oerfprodjett I;atte,

S ann fagte fie ftar, bentlicf;, feft ba§ Stidjt’ge. ätm Segen ber Seljrftunbe

iss Steil nahmen brei ©enoffen, Stefy’nb in ber SHenbe ©runbe:

Srei SJtänner, oom ^5ropfjetenfteib umfloffen. $roei ättre fdjrieben nad) in 33üd)ern; jeber £rug ein oerfdjiebne Äunbe,

wo $em Qüngften roar entfunfen S tatt unb $eber. ©emurr in meiner Spradje

33erriet beS erfteu 9(amen. SSoIfram »om ©fdjenbadje,

S er ©ottoerroorrne -JJlunb oon beutfdjem Sam en!

117. SBgl. ^m tnerm annö SÖefdjreibung oon &annecfers üöa^relief „bie SEragöbie oon ber ftiftorie Unterricht empfangenb" 1,1 S . 138. — 126. $ad jte Sm m erm ann hierbei etioa an $} 67 unb 68 oon £effingo „(Srjiehung bee aftenfd;engefd)Iechtö"? — 138. S ie 3ufammen= ftellung 2)anteö unb Söolframö toar burd) bie Schrift oon 2t. 9tofenfranj „Über ben S itu rcl unb 3)ante3 Äomöbie" §aUe 1829 nahe gelegt. — 140. £ $ ü n g fte n ; Nooalxö hn*te feine ^läne unb Sbeen n u r erft anbeuten fönnen unb loar im beginne feiner 2lrbeiten ge* ftorben. — 143. SB. o o n G fd jen b ad ) auö $ranfen, in bem erfteu V iertel beS 13. S^hv5 l)unbert§ ben ^arcioal, Siturelfragm ente unb äCiUehatm bichtenb. — 144. g o t t o e r i o o r r e n im Sinne ooit gottbegeiftert unb baher bunfel unb fchtoer oerftänblid;.

(38)

Stunb um ben £>als trug er oiet mpft’fdje 3eidjen, 145 Unb feine Sötätter nahmen

S e r $:abel ©djrualjen auf in bunten Saidjen. S en $roeiten erfannte

2ln feiner Unterlippe.

©r roar ber grofje S an te, wo

®ebanfen=aufge$el)rt, faft ein ©erippe. 33orfidjtig Ijordjt’ er: <3prad) bie $abel Süge, 0 o jucft’ er mit ber Sippe,

©alj jornig au§ unb fdjrieb ber anbern 9tüge.

Sodj o mein teurer S ritter, iss

■Jtotmliä! grommoerrounbert $ragt’ id) midj oft: 3Bie fdjritt er,

S e r ^rem bting, in bie§ nüchterne ^jaljrljunbert? S e r Jüngling feine (Seligfeit tatest trübte,

•Oat nidjt geljordjt, gefonbert, wo

@r fla u te , lächelte, genof; unb liebte. Unb auf bie mädjt’ge ©ruppe, 3>n §änben Silienftengel, Saljn oon ber 23lenbe Äuppe

2lu§ SSoIfen füll fjerab jroei grauenengel, «s

S ie groei ber brei fonft fyoben über 3CRü£»e §inau§ unb über Stängel,

S ie Engel: Seatrice unb Sophie.

147. S a id ), nid)tftrophifd)e tyrifdie ©ebichtform beS ÜJlittelattcrö (»gl. St. Sach?

mannS kleinere Schriften 1, 325), tyier nu r allgemein fü r poetifdje fo rm , benn m ir nriffen nicht, bafj SBolfram einen Seid) gebid)tet hätte. — 150. S er Florentiner S a u t e SUighieri (1265— 1321) als ber S in te r ber „göttlichen Montöbie" tjier genannt; feine untere Sippe erfcheint auf ben Silbern (© iottos u. a.) oorhängenb, er felbft fjager. — 154. 9 t ü g e n g e b i d ) t e finb bie beibett erften £ eile, £ölle unb fegefeuer, ber „göttlidien Momöbie". — 156. 9 i o o a l i S , ber Sichtername friebrichS oon Jgarbenberg (1772— 1801), beS Propheten ber rom antifdjen Sidjterfchule in Seutfd)lanb. — 158. f r e m b l i n g im ^ah rhunbert ber 2lufflärung ift ber gemiit§tiefe fd)roärmerifd)?religiöS geftimmte Siebter roohl ju nennen. Gine mtjftifc^e ©runbftimmung uerbinbet bei aller Serfdjiebenheit Söolfram , S an te unb 9tooaliS. — 160. sJtooaliS’ reines Minbergemüt mürbe oon feinen freu n b en m it 9techt gepriefen; er hat alles m it pantheiftifdjer Siebe umfafjt, nicht roie S an te fcharf fre u n b unb fe in b ridjtenb gefonbert; Simrocf rühm t bie „befonberS fchöne unb rührenbe S eife", in roelcher 3. Ijier feiner gebenft. SBäfjrenb ber Slrbeit pflegte 3.

„als fid) imm er beroährenbes H eilmittel gegen S ü rre beS ©emiiteS" ÜJioualiS’ Schriften

3U lefen. — 168. S e a t r i c e ^ o r t i n a r i , SanteS ©eliebte unb Sbeal, in ber „göttlichen

kontöbie" feine fü h re rin im ^3arabiefe. 6 0p h i e n o n J t u h n , bie S ra u t üttooalis’, ge?

ftorben am 19. 5Ulärs 1797, follte in feinem Vornan „^einrid) oon Ofterbingen" als ^3erfoni= fifation oon Munft, ^oefie unb Religion eine ähnliche Stelle einnehmen roie Seatrice (bie ^erfonififation ber reinen ^ h eoio9^e?) 2)onteS bibaftifchem GpoS.

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