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Die Labialisation und Palatalisation im Neuslavischen

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Academic year: 2021

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LABIALISATION

UND

P A L A T A L I S A T I O N

IM NEUSLAVISCHEN

YON

P E T E R POLANSKI

B E R L IN S. C A L V A R Y & CO .

(6)
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I N H A L T .

Seite E inleitung- ... V—V III

A. L a b i a l i s a t i o n .

I. F orm en d er L a b i a l i s a t i o n ... 1

II. V ocaländernde L ab ialisatio n u n d indifferente Spaltung- . 1 III. L a b ialisieru n g d er g u ttu ra le n u n d labialen C o n so n an te n : Jeu, g u , chu, p u , bu, m u ...15

IV. V erhältnis: G u ttu rale — L a b i a l e ... 19

V. B ilabiales u fü r ... 25

VI. Bilabiales u fü r ...26

VII. Bilabiales u fü r ... 26

V III. B ilabiale L a u te fü r t, l . . . ... 28

IX. Einfluss des L abialism us a u f b e n a c h b a rte L a u te . . . 32

X. V erhältnis u —m ...37

XI. V erhältnis u — i ... 38

B. P a l a t a l i s a t i o n . XII. B e rü h ru n g sp u n k te d er L ab ialisatio n u n d P ala talisatio n . 41 X III. V erhältnis ö - e ... 41

XIV. P a la ta lisie ru n g d er L a u tg ru p p e n Icy, gy, ch y u n d ke, ge, c h e ... 47

XV. V erhältnis k '—t', g —d ' ...53

XVI. S elb ststän d ig e W eichheit m ancher C onsonanten als ihre p rim ä re E ig e n th ü m lic h k e it... 54

XVII. V erhältnis: £'- u n d c-L aute als F olge ih re r selb ststän ­ digen W e i c h h e i t ... 56

X VIII. L a u tg ru p p e n k'o, go, ch'o als F olge d er W eichheit der c'- u n d c - L a u t e ...59

XIX. E n tlehnte W eichheit d er C onsonanten in C onsonanten-g r u p p e n ...60

XX. U rsp ru n g d e r vocalischen P a la ta lis a tio n ... 61

X XI. F orm en d er vocalischen P a l a t a l i s a t i o n ... 69

X X II. Form en d er P a la ta lisa tio n bei D en talen t, d in deren B e rü h ru n g m it w eichen V o ca lca te g o rie n... 69

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Seite X X III. Form en d er P alatalisatio n bei r-Z-Lauten in d ere n B e­

r ü h ru n g m it w eichen V o c a lc a te g o r ie n ... 71

XXIV. V erhältnis Z'—j ...73

XXV. V erhältnis n —i ... , ... 73

XXVI. L a u tg ru p p e m n fü r m ...73

XXVII. F orm en d er P a la talisatio n bei L ab iale n p , b, m , v vo r w eichen V o c a l c a t e g o r i e n ...74

X X VIII. F orm en d er P a la ta lisa tio n bei s, z v o r w eichen V ocal­ categorien ... 75

XXIX. D isposition eines D ialectes z u r p alata le n S prechw eise 76 XXX. V orconsonantisches und i als V ertrete r d er palata-lisierten C o n s o n a n t e n ...77

A b k ü rz u n g en . . 79

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E I N L E I T U N G .

Die unm ittelbare Folgerung aus den gegenw ärtigen sla- vischen S c h r i f t s y s t e m e n w äre diese, dass das Slavisclie überhaupt keine bilabiale Laute kennt. Die bei Vocalcatego- rien erzeugten bilabialen Nebenlaute gelangen nur selten zum graphischen A usdruck; man stützt sich entw eder an ältere reinvocalische Schreibw eise oder auf die Sprache der Gebil­ deten, in der überwiegend nur das Resultat der vocalischen P rocesse, nach Abstreifen der L abialisation, aufgenommen w ird; die m annigfaltigen A barten der vocalischen Labiali­ sation, die meistens nur in Dialecten zu treffen sind, werden dagegen in den S chriftsprachen entweder g ar nicht oder nur stellenweise bei Anwendung der Zeichen für labiodentale L aute berücksichtigt. F ü r übrige labiolabiale L aute, die in Folge ihrer ausgesprochenen Gestalt, als V ertreter der Vocale oder Consonanten graphisch bezeichnet w erden müssen, fehlt in slavischen Schriftsprachen ein graphisches Zeichen, weil die betreffenden Schriftsystem e aus der Zeitperiode stammen, wo noch einzelne Lautcategorien in ihrer, vom Bilabialismus weit abstehender E igenart sich halten konnten; in anderen Fällen kann das Bestehen der bilabialen Aussprache für die Periode der Schriftgründung nicht in Abrede gestellt w erden; da aber die G raphik m ancher slav. Gruppen oft als Nachahm ung der anderslavischen Schrift erscheint, so konnte das Fehlen der Zeichen für bilabiale L aute auch in der Unselbstständigkeit und Unvollkommenheit der anfänglichen Schreibweise seinen Grund haben. In diesen Fällen hält man sich gegenw är­ tig entweder an ältere V orm uster, oder man w ählt aus dem schon vorhandenen Zeichenvorrath ein nächstverw andtes Zeichen, das anfänglich für eine andere Lautcategorie be­

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VI

stimmt war. Einige Versuche, die die Einführung der d iak riti­ schen Zeichen für bilabiale L aute bezweckten, w aren ohne Erfolg.

D er Umstand, dass im Slavischen ein Zeichen für reine labiale Aussprache feh lt, bedeutet aber n ich t, dass man m anche Vorgänge der Labialisation in älteren Denkmälern m ittelbar nicht verfolgen könnte; im Slavischen betrifft näm ­ lich die reine Labialisierung nicht nur das labiodentale », son­ dern auch andere vocalische und consonantische Lautcatego- rien, bei denen das H eranbilden der bilabialen Articulation erst durch neue, in das Sonderleben der Dialecte fallende Aenderungen im W ortbau begünstigt wurde. W enn nun im Gebiete der slavischen «-Laute die Zeichen der älteren west­ slawischen G raphik: u, v, w , w für die Feststellung des labialen C harakters des L autes von keiner Bedeutung sind, da die ältere G raphik m it dem Zeichen u auch eine zweifellos labio­ dentale und um gekehrt mit v eine rein vocalische Aussprache abzugeben gew ohnt war, wenn w eiter der Wechsel v — u. der den altrussischen und altserbischen Denkmälern eigen ist, mög­ licherweise auch volle Vocalisation des v, nicht nothwendig dessen bilabialen consonantischen C harakter bedeuten kann, so sind diese und ähnliche Zeichengruppen an Stellen, wo man eine andere L autcategorie erw artet, als W egw eiser zur Erkenntnis der Uebcrgangsstufen bei betreffenden neuslavischen Lautprocessen anzusehen.

W ährend die Erscheinungen der Labialisation in Folge der Beschaffenheit der slavischen Graphik von der Schrift im Allgemeinen ferngehalten werden, findet man schon in älte­ sten Denkm älern aller slavischen Sprachgruppen A nsätze und Neuerungen, die den Zweck hatten, die Vorgänge der Pala- talisation, die so m ächtig den slavischen Consonantismus und Vocalismus ergriffen hatten, darzustellen. Die gegenw ärtige Bezeichnung der palatalen L aute h at ebenfalls in älteren Vor­ mustern ihre Stütze, geht also oft auf solche graphische Mittel zurück, die anfänglich eine andere Bestimmung hatten, was besonders bei Slaven der F all ist, die ihr Schriftsystem auf der G raphik einer anderen slavischen Gruppe gründeten. Es herrscht daher in dieser Hinsicht eine M annigfaltigkeit, die auch in älteren Perioden einer und derselben Sprachgruppe

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VII

oft wahrzunehm en ist. So g eräth schon in Anfängen des Schriftwesens bei W estslaven die Schreibweise in eine Ver­ wirrung, was den einzelnen Schriftstellern Anlass geben konnte, völlige Umgestaltung der G raphik vorzunehmen; es folgen im Bereiche der palatalen L aute diakritische Zeichen, die mehr oder weniger Eingang finden, schliesslich aber wenn auch nicht völlig so doch im Princip U eberhand nehmen.

In der Sprache der Gebildeten, die ich im W eiteren Cul- t u r d i a l e c t nennen werde, schw ankt man in der W ahl, der Richtung, bald erscheint das Volksdiälectische in Grundzügen vorwaltend, bald m acht sich, wie im Polnischen, das Bestreben geltend, sich so w eit als möglich vom Volksdialectischen zu entfernen und dem Geschriebenen, also dem Historischen und Theoretischen zu nähern; trotzdem tragen auch hier die ein­ heimischen D ialecte viel ein. D urch diesen Einfluss des Schrift­ lichen w ird den Culturdialecten der W ert einer natürlichen Lautentw icklung theilweise entzogen; wenn man die gegebe­ nen Lautprocesse in ihrem natürlichen Leben verfolgen und beurtheilen will, so muss man sich auch in diesem F alle haupt­ sächlich an V o l k s d i a l e c t e stützen. Das Volksdiälectische bildet somit im Vorliegenden die Grundlage.

Zur F rage, inwieferne die betreffenden Lauterscheinun­ gen als neuslavisch aufzufassen sind, sei hier zunächst her­ vorgehoben, dass wenn die W andlungen dem erschlossenen S tand der gemeinslavisehen Periode entgegengestellt werden, man unter neuslavisch das Sonderleben der einzelnen slav. Sprachgruppen zu verstehen habe; gegebenenfalls gilt somit das Altpolnische, Altrussische u .s.w . im Vergleich zur gemein- slavischen Periode als neuslavische Bildung. Es werden haupt­ sächlich die T hatsachen der inneren Entw icklungsgeschichte sein, die den gegebenen Process als neuslavisch im Gegensatz zum Gemeinslavisehen bestimmen werden.

Die Palatalisation beherrscht wie die Labialisation einen bedeutenden Tlieil des slavischen Vocalismus und Consonan- tismus, es w ar also das Ziel dieser Abhandlung, die betreffen­ den Vorgänge im B ereiche des sämmtlichen Lautbestandes und nach M öglichkeit in allen slavischen Sprachgruppen zu verfolgen. Die Behandlung der Labialisation und der

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Pala-VIII

talisation unter einem Gesichtspunkte w ar in diesem Falle um so m ehr angezeigt, dass der Parallelismus der R u n d u n g (La- bialisation) und V e r e n g u n g (Palatalisation) im Slavischen sich besonders stark kundgiebt; erst durch Verknüpfung der Vorgänge treten einzelne Erscheinungen der Labialisation und Palatalisation, die für sich genommen zu abgesondert wären, in ihrer A rt und Bildung deutlicher hervor.

. W as die Transscription der dialectischen L aute anbe­ langt, so w ar hier, wo Dialecte verschiedener slav. Sprach- gruppen in B etracht kommen, eine Einheitlichkeit in W ieder­ gabe der L au te nothw endig; in dialectologischen Arbeiten w ird oft einheimische G raphik angewandt, so bedeutet z. B. auch in wissenschaftlichen W erken ä im Cechischen den langen Vocal, im Polnischen den L au t ä, im Südslavischen Betonungs­ art u .s.w . Solche M annigfaltigkeit w urde durch eine einför­ mige Transscription ersetzt und die Vereinfachung bezieht sich hauptsächlich auf folgende F älle:

Alle Längen, somit auch die öechischen und südslavi­ schen werden durch d, ö, ü, e, i, y u .s.w . bezeichnet.

Der S trich über dem Vocal gilt nur für Betonung: d, 6,

ü u .s.w . Serbische Betonung w ird, wo ihre Nuancen unter­ schieden werden müssen, in Klammern nach K aradzic’s Art angeführt.

Das Zeichen e bedeutet das harte palato-gutturale (mixed)

e im Gegensatz zum harten vorderen (front) e.

Erw eichte und weiche Consonanten bekommen einen Strich oben oder an der Seite: n, m, v, b', p , f , t', d', s, i , c, dz,

h , z ', c', dz'.

Polabische Form en wurden nicht transscribiert, sondern mit Berufung an betreffende Quelle treu nach der Schreibweise der T exte abgegeben.

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A. Labialisation.

I. ( F o r m e n d e r L a b i a l i s a t i o n . ) Im Bereiche der Labialisation sind im Neuslavischen folgende Fälle zu unter­ scheiden: a) eine A bart des bilabialen Lautes wird — ohne Unterschied der vorhergehenden Consonanten — bei gewissen Voealcategorien erzeugt (Abschn. II); b) bilabialer L au t er­ scheint nur in Verbindungen von gewissen Consonanten mit gewissen Vocalen (Abschn. III); c) bilabialer L aut als V ertreter des Vocals (Abschn. V, VI); d) bilabialer L aut als V ertreter des Consonanten (Abschn. IV, VII, V III). Die übrigen E r­ scheinungen, wie die N achlabialisation der Vocale, Einfluss des Labialismus auf benachbarte L aute u. s. w. w erden im Abschn. IX , das eigenartige Verhältnis u — m, u — i im Abschn. X, X I behandelt.

II. ( V o c a l ä n d e r n d e L a b i a l i s a t i o n u n d i n d i f f e ­ r e n t e S p a l t u n g . ) W ährend das gemeinslavische o in For­ men wie ceeh. boha, kohe, poln. boga, kona, klr. boha, koüa, sloven. boha, kona, serb. boga, kona unverändert blieb, wurde es in gewissen Bedingungen einem W andel unterworfen, der im gegenw ärtigen Stand der betreffenden Sprachgruppen in Form en wie cecli. bah, küri, poln. bug, kuh, klr. bih, kih, sloven. dial. buh, kön, serb. bog, kon, kasub. bog, kön ent­ weder als langes o oder als ü, u, i mit zahlreichen Varianten zu treffen ist. W as die Bedingungen anbelangt, in denen dieser W andel durchgeführt wurde, so hat jede von genannten Spracli- gruppen für sieh im R esultat eine eigene Norm herausgebildet, deren W alten je nach D ialecten einerseits durch Eingreifen anderer Lautprocesse beschränkt, anderseits durch W irkung der Analogie auch auf den Form vorrath ausgedehnt wurde, wo man nach gegebener Norm des Dialectes den W andel uichf erw artet. Nach Absonderung dieser au f der U ebertragung beruhenden Form en (wie poln. dial. kuha nach nom. kuh) lassen sich die übrigen F älle auf zwei anlassgebende Momente

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zurückführen, nämlich au f den durch neue G estaltung des Vo- calismus erw irkten Silbenverschluss und au f eigenthümliche Betonungsverhältuisse.

Die gegenw ärtige V ertretung des einstigen ö in diesen Bedingungen ist ein R esultat vielfacher Uebergangsstufen; den A usgangspunkt der W eiterentw icklung bildete die Dehnung des Vocals (ö), die sowohl durch das kasubische, slovenische und serbische ö, wie durch die dialectisch auch im Kleinrus­ sischen, Cechischen und Slovakischen vorkommenden blossen Längen bezeugt wird. Im Vorliegenden handelt es sieh um das W e s e n d e r W e i t e r b i l d u n g e n , die dieser anfänglichen Dehnung des Vocals nachfolgten.

In altöechischer G raphik, die im Vergleich mit den übri­ gen westslavischen Schriftsystem en jedenfalls selbstständiger ist, findet man chronologisch: oo, uo, u, ü. Bei Beurtheilung des ganzen Processes ist die Uebergangsstufe uo von beson­ derer Bedeutung. Dr. Gebauer (Geb. C. I) ist geneigt, die­ ses Sech, uo auf den Einfluss des ähnlichen deutschen W andels zurückzuführen und zwar in diesem Sinne, dass als Ueber- m ittler die Deutschen, die unter Böhmen wohnten, sein konn­ ten, dass w eiter die Sprechweise zuerst in höheren Kreisen der Beamten und Kaufleute den Anfang nahm, von da aber ins Volk gelangte und au f das ostcechische Gebiet ausgebreitet wurde.

Andere slavische Dialeete weisen aber gleichlaufende Bildungen auf, man hat daher allen Grund, den Lautprocess als bloss hechischen aufzugeben und die betreffenden Vorgänge im Zusammenhang mit anderslavischer Behandlung des gedehn­ ten o zu betrachten.

Bezüglich der Bedingungen erscheint der W andel des o völlig abgerundet im Kleinrussischen, wo ohne Unterschied, ob ursprünglich der silbenschliessende Consonant tönend oder tonlos war, jedes gemeinslavische o in geschlossenen Silben gedehnt beziehungsweise w eiterentw ickelt wird, dagegen jedes

o in offenen Silben unverändert bleibt. An kleinrussische Norm

muss gleich die polnische angeknüpft werden, die m it der vorigen im Vorwalten des Silbenverschlusses übereinstimmt, sonst aber insofern abw eicht, dass vor ursprünglich tonlosen Consonanten die Dehnung, somit auch der W andel, ausbleibt: poln. bug (ab. bogt) aber bok (ab. boki). Mit R ücksicht aul

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den S tand der polnischen S prachgruppe trachtete Dr. Miklo- s ic h 1) die Dehnung des Vocals im Slavisclien für gewisse F älle durch die Beschaffenheit des nachfolgenden Consonanten zu erklären. Gegen diese Auffassung stellte Potebnja die Verm uthung auf, dass im Polnischen die L aute b nach ton­

losen Consonanten sich längere Zeit halten konnten und erst zur Zeit schwanden, wo das Gesetz, ö in Verschlusssilben zu dehnen, erloschen war.

A ngesichts der vorw altenden Norm des Silbenverschlusses lässt sich die M itwirkung der Betonung bei der Dehnung des o für das Kleinrussische und Polnische im Bereiche der ge­ schlossenen Silben nicht verfolgen. Dagegen ist in offenen Silben für das Polnische der Einfluss der Betonung bei L au t­ gruppen unverkennbar, die im Altbulgarischen durch tra t, tla t im Serbischen und Cechischen durch tra t, tla t und tra t, tlät vertreten s in d 2). In polnischen, kasubischen, sorbischen und russischen Dialecten, die in diesen L autgruppen o-artige Vo- cale besitzen, müssen die letzteren von der sonstigen gemein- slavischen ö-Categorie abgesondert werden, weil sowohl ihre E ntstehungsart als W eiterentw icklung ihre eigene Schicksale hat. W as die Q uantität in o-Dialecten betrifft, so lässt sich für einen Theil des Form vorraths die L änge in westslavischer V ertretung t.rot, tlot nämlich im Polnischen, Kasubischen und Sorbischen naehweisen; in der kleinrussischen Auflösung der L autgruppe (torot, tolot) werden die o-Vocale in die kleinrus­ sische Norm des Silbenverschlusses nicht m iteingezogen: voroh (ab. vragit), poroch (ab. praclib).

Die polnischen Silbenlängen in trot, tlot fallen weder mit Cechischen noch mit serbischen völlig zusammen; wo, sol­ ches polnisches o in geschlossene Silbe gelangte, dort w ar es als Länge w eiterentw ickelt und zw ar in diesen Bedingungen, die für das polnische o in *bogi>, *boki gelten, d. h. vor u r­ sprünglich tönenden Consonanten w urde es zu u: grud (sehr.

]) D r. M iklosich: " Ü b e r die la n g en V ocale in den slavisclien S p ra c h e n ”. (D enkschriften d e r k. Ak. d. W. Phil. hist. CI. XXIX W ien 1879 S. 75 f.)

2) Ü ber diesbezügliche B eto n u n g sv erh ältn isse in slavischen D ialecten — au sse r polnischen — vgl. Ph. F o rtu n a to v : "Z u r v e r­ gleichenden B etonungslehre d e r litu-slavischen S p rach en ”. (Arch. f. sl. Phil. IV 1880 S. 575-589.)

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_ 4

-gród, cech. hräd, serb. grad, grr. górod), glud ieecli. hlad,

serb. glad, grr. gólod), vru g (öecli. vräh, serb. w ä g , grr. vorog),

p ru g (serb. p rä g , grr. poróg), m ruz (cech. m raz, serb. m räz,

grr. moróz), vor ursprünglich tonlosen aber erscheint es als Kürze im C harakter des o-Vocals: vłos, glon, procli. In offe­ nen Silben beziehungsweise in Verschlusssilben mit tonlosen Consonanten trifft man die Längen in p lu tn o (grr. połotnó),

vlukno (grr. vołoTcnó), dłuto (grr. dołotó), vruzyc, vruzq, m łućić, kłućić, clucyć, die Kürzen in złoto, m ona, błoto, krova, sroka, droga (dial. druga), słom a (dial. słum d).

Secundäres klr. o aus t> (son — ab. sbm ) und klr. tort, to łt (südslavisch trt, t l t ) unterliegt der W andlung nich t: vouk, horb. Sonst ist das Kleinrussische an die W irkung des Sil­ benverschlusses so gebunden, dass es je nach D ialecten auch dieses ö der sonst offenen Silben, das durch specifiscli klein­ russische Vorgänge bei Verdoppelung der palatalisierten Con­ sonanten in den Silbenverschluss geratheu ist, der W andlung unterw irft, daher dialectiselie U oppelform en: rol'a und ril'l'a,

sołeu und sil'l'u, noceu und nićću, p o l'a ty und pil'l'aty.

Im Ganzen bekommt man für die beiden Sprachgruppen, die kleinrussische und polnische — in denen der Silbenver­ schluss gegenw ärtig als Hauptnorm in den Vordergrund tritt, der Einfluss der Betonung aber sich nur in polnischen L a u t­ gruppen trot tlot und theilweise in solchen überhaupt nicht zahlreichen Formen wie poln. podn uzek (gegenüber noga) klr.

pidniźok, poln. nuzecka klr. niźocka k u n d g ieb t1) — als Grund­

lage zur W eiterentw icklung ein langes ö; in Form en wie *bög,

*podnözek fallen die L ängen sicher in das Sonderleben der

D ialecte, die Kürzen trót, tlot können auch als Verkürzungen aufgefasst werden.

Als R esultat der W eiterentw icklung hat das Kleinrus­ sische in den meisten Dialecten hartes i, das den vorhergehenden Consonanten überwiegend nicht erw eicht (vgl. Abschn. X III):

dim , brid, nis, łii, kiśt', kińća, d ribn yi. Neben diesem vor­ herrschenden i aus o findet man in D ialecten eine Reihe von

1) F ü r den auffallenden W andel des o in offenen Silben poln.

g u ra (ab. gora) g ural, guralslci g e g e n ü b e r cech. hora un d h ü ra ,

serb. g ora u n d göre besitzen m anche polnische D ialecte das rein e nicht g ed e h n te o : zak.'(K os. Z.) goräl, góralski, opp. (Mal. 0.) gora,

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5

-Varianten, unter diesen blosses langes ö und die fragliche L autgruppe uo. D er gegenw ärtige L autw ert dieser Gruppe im Kleinrussisclien lässt sich aus Öubinskij’s Angaben (Cub. Klr.) erschliessen, der S. 484 erklärt, dass bei W iedergabe dieser Sprechweise w eder grossrussische noch kleinrussische Graphik hinreichend ist (weil in diesen Schriftsystem en ein Zeichen für bilabiale L aute fehlt), im W eiteren sich dahin äussert, dass uo nicht als zwei abgesonderte Laute, sondern einheitlich d. i. einsilbig gesprochen w erden muss. Dies be­ zieht sich auf F älle, wo der zweite Component betont ist; die L autgruppe kann man somit durch uo d. i. als ein durch

u labialisiertes o transscribieren : kuon (ab. kom ).

D er Sitz dieser Sprechweise ist hauptsächlich der Dia- lect von Polesje (Gouv. Grodno, Minsk, Cernigov, Sjedlec); langes ö wird dialectisch im Gouv. Grodno gesprochen: kon,

völ, sonst gestaltet sich uo im Gouv. Sjedlec durch Betonung

des ersten Componenten zu üo (kuon, bniod) und sowohl im D ialect von Polesje wie auch stellenweise im Gouv. Poltava zu ui : kuin, pu ip, m il'. Aus kuin, m il' u. s. w. entsteht nach Schwund der Labialisation kin, sil' u. s. w. ; die letzten Form en sind in übrigen kleinrussischen D ialecten vorherrschend und unterliegen nur insofern weiteren Processen, dass i aus o ent­ w eder dem kleinrussischen Hang, jed es i in palato-gutturales

y oder è zu verwandeln, folgt — daher ungar. klr. kyn (ab. konb), dym (ab. dorm), sn yp (ab. snopb), lemk. local (W ercb.

L.) p l y t (ab. p lo U ), syT (ab. noh), k yst (ab. kostb), nordklr.

kyn, kên (ab. kom ), nys, nés (ab. nosb) — oder sich spora­

disch an weiches 'i (ab &) anlehnt und den vorhergehenden Consonanten erweicht. Anderseits w urde aus uo (über uu) und aus uo blosses u: nordklr. kun, lu i, sul', lemk. und ungar. klr. (Br. Klr.) kust', uun, uuusa, uutm .

Diese kleinrussische Bildung wird für gewöhnlich Spal­ tung, Diphthongismus genannt, Potebnja deutet uo als Dissi­ milation aus oo, Z yteckij denkt an etw aige Uebergangsstufe

ou, woraus durch M etathese uo entstehen sollte.

Bei Verfolgung der Processe im übrigen Bestand der o-Categorie gew ahrt man jedoch, dass slavische Dialecte auch kurzes o nam entlich das der offenen Silben eigenartig spalten können, dass aber diese Bildung von der vorigen sich sowohl durch E ntstehungsart als R esultat unterscheidet. Die beiden

(18)

— 6

-Arten müssen daher als lautlich verschiedene Processe getrennt werden.

In ausgesprochener W eise tritt der U nterschied der bei­ den o-Processe im kleinrussischen A nlaut hervor, wo die La- bialisation des gedehnten ö nicht local sondern am ganzen kleinrussischen Gebiete wie auch im C ulturdialect m it diesem S tand erhalten wurde, dass in Volksdialecten meistens bila­ biales u, im Culturdialect labiodentales v gesprochen w ird; bilabial y/in, nun (ab. om ), uis, uns (ab. osb), uitca, uutsa (ab. otbca), labiodental vin, vis, vitca. Dr. Ogonowski (Og. St. S. 60) bringt dies v in vin, vitca mit dem sogenannten prothetischen v in vorich (ab. orechb) usw. in Verbindung, Sachm atov (ßuss. Fil. Vjest. X X I X S. 288) stellt es an glei­ cher Stufe mit v im ab. vykn qti.

Es sind eben T hatsachen der gegenw ärtigen Dialecte, die gegen obige Auffassung Ogonowski’s und Sachm atov’s E in­ spruch erheben. Zur Trennung beider dieser Arten des an­ lautenden v, u (in geschlossenen und offenen Silben) könnte schon der Umstand hinreichen, dass w ährend v, u in vorich,

uorich u .s. w. m it der /¿-Aspiration und mit anlautendem i

wechselt: hofich (vgl. Abschn. IV) und iorich (vgl. Abschn. XI), dies bei v, u der geschlossenen Silben — bei M utierung des Vocals — nie der F all ist; wo der W andel durchgeführt wurde, dort erscheint stets vor dem Vocale das labiale Elem ent als dessen Zugehörigkeit. Diese Unzertrennlichkeit des v, u bei Mutation des ö ist auch in diesen D ialecten sichtbar, die in offenen Silben den reinen Anlaut des kurzen o bewahren

(orich), in geschlossenen Silben dagegen v, u stets vorsetzen;

karp. klr., ungar. klr. und theilweise podolisch wird nämlich oft ona, oreu, orich u. s. w., aber für Längen immer uit, vit u . s . w. mit dem labialen Elem ent gesprochen; im klr. Cultur­ dialect ist diese Sprechweise (ona — vin) vorherrschend.

W eiter offenbart sich in Dialecten, die in beiden Fällen

v, u vorsetzen, der Unterschied in Bildung dadurch, dass bei v, u der offenen Silben o unverändert bleibt (somit uo- vo-),

bei v, u der geschlossenen dagegen der W andlung unterliegt. Aus diesem Grunde könnte v, u der geschlossenen Silben v o c a l ä n d e r n d e L a b i a l i s a t i o n oder vocaländerndes v, u, das der offenen Silben i n d i f f e r e n t e S p a l t u n g oder indif­ ferentes v, u genannt werden. Das indifferente v, u würde

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— 7

-daher m it der sogenannten Aspiration des vocalischen Anlauts identisch sein. W enn solches v, u den Vocal nicht ändert, das andere aber an ihm w eiter arbeitet, so musste die an­ fängliche E ntstehungsart verschieden sein, und worin dieser Unterschied zu setzen ist, darüber kann uns der Inlaut und Auslaut Aufschluss geben; die indifferente Prothese im Anlaut ist j a keine abgesonderte Erscheinung, sie ist anfänglich ■— im Gegensatz zur vollen Labialisierung uo aus ö — dieselbe homorgane Spaltung uo, die auch im Inlaut sowohl nach Vo- calen (sogenannte intervocalisehe Aspiration, A ufhebung des Hiatus) wie nach Consonanten auftritt. Im ersten F alle, nach Vocalen, ist sie im Neuslavischen nur im Satzinnern und in neuen Zusammensetzungen zu suchen, da sonst das Neuslavische in fertigen Formen den reinen Ansatz des o nach Vocalen nicht ererbte. Im anderen Falle, nach Consonanten, haben manche slavische Dialecte die Spaltung “o in nuoga u. s. w. mit "o in “orech u. s. w. gleichartig durchgeführt. Hier und dort kann sich in der Folge volles u oder g ar labiodentales

v entwickeln, daher polnisch dialectisch in offenen Silben: tiocec und suob'e aus anderdialectischem uocec, swob'e. Die volle Labialisirung ist hier aber nur W eiterentw icklung der anfänglichen Spaltung uo.

Dieses uo der offenen Silben lässt sich wie im Klein­ russischen in allen betreffenden slavischen Dialecten der A bart

uo aus ö in dieser Hinsicht entgegenstellen, dass im ursprüng­

lichen uo in der Regel o bleibt, wenn sich auch später daraus

uo, vo entw ickelt, im ursprünglichen uo dagegen der Vocal

der Aenderung unterliegt. Da nun o der offenen Silben in betreffenden Dialecten kurzes o bedeutet, so ergiebt sich, dass aus l a n g e m ö sieh im Slavischen vocaländernde Labialisation

uo oder uo, aus k u r z e m ö die indifferente Spaltung "o ent­

wickeln kann.

Wie anfänglich uo im Anlaut und Inlaut gleichartig w ar: poln. uorecfi, nuoga, so w ar auch bei vocaländernder Labiali­ sation des ö der Anlaut und Inlaut anfänglich durch eine und dieselbe Stufe uo vertreten: klr. *uovca (ab. omca), *uotca (ab. otbca), *uon (ab. ons), uot (ab. ofs), inlautend *buoh,

*kuoii, *duom. L autändernd ist u im An- und Inlaut, denn im R esultat erscheint hier und dort derselbe neue Vocalwert (klr. uin, Imin) und während Labialisation im Inlaut mit der

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Zeit schwindet oder sich nur dialectisch hält, so bleibt sie im Anlaut im ganzen kleinrussischen Gebiete als unzertrenn­ liche Zugehörigkeit des m utierten Vocals.

Das Altpolnische hat wie das Altcechische oo und uo. Beim Gedanken, dass die altpolnische G raphik unter dem Ein­ flüsse der altcechischen stand, kann man vom altpolnischen

uo (guor, skutkuow , synvow ) absehen und sich eher an Dia-

lecte stützen. In B ildungsart bieten polnische Dialecte Ueber- gangsstufen, die den oben angeführten kleinrussischen ganz analog sind. Gesichert ist die Einsilbigkeit der Lautgruppe, somit Labialisation durch u, für wenigstens einen Theil des Grosspolnischen im Kröben-Kreise der Provinz Posen, angezeigt von Dr. Leciejew ski (Lee. M. G. S. 120), der den betreffenden Dialect als einen Typus der ganzen Posener Sprachgruppe aufstellt; diese Erscheinung (bei Dr. Leciejew ski uö) w ird aber w ahrscheinlich die ganze Posener-Gruppe nicht betreffen; in K olberg’s U ebersicht der grosspolnischen Merkmale (Kol. W.) w ird über solche Sprechweise nicht berichtet. Nach Dr. L e­ ciejewski besteht der Unterschied zwischen buk (fagus) mit herkömmlichem u und bu6k (ab. bogr>) darin, dass buök bei­ nahe wie bluk lautet. Da l in polnischen D ialecten mit u wechselt, so ist ersichtlich, dass die Verbindung, die Dr. L e­ ciejewski durch wö bezeichnet, im Grunde einen L autw ert von

iiu hat: duul (ab. d o h ), chuut (ab. chodd), buujo (ab. bobk).

F ür einen Theil des Kleinpolnischen berichtet S. Matu- siak (Mat. L. S. 89), dass um Tarnobrzeg in geschlossenen Silben d. i. für Längen eine Lautcombination gesprochen wird, die er durch uo abgiebt. Die Gruppe besteht (S. 89) aus zwei Componenten, bei deren Articulation die Lippen mehr als bei

u vorgestülpt w erden; beim graphischen Zeichen o m eint der

Verfasser das polnische schriftliche ö d. i. phonetisch u. Die L autgruppe scheint demnach mit der grosspolnischen gleich­ artig zu se in : duul (ab. d o h ), m ul' (ab. solb), buub (ab. bob%),

kuui (ab. konb). In den genannten Dialecten w ar somit der V organg: ö, uo, uw, dies uu w ar die nächste Vorstufe des sonstigen polnischen u für ö.

Trotz dieser dialectischen Thatsachen darf uo des Flo- rianer-Psalters eher als eine Nachbildung der cechischen Schreib­ weise angesehen werden, dagegen gewinnt an Bedeutung die Auseinandersetzung Januszowski's, der im W erk e "N ow y

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Ka 9 Ka

-ra k te r polski z drukarnie Lazarzow ey: y orthog-raphia polska: Ja n a Kochanowskiego Lvkasza Górnickiego, Jana Janvszow- skiego. 1 5 9 4 ” sich für Annahme des von Górnicki angew andten Zeichens uo (mit einem Strich verbunden) erk lä rt; er bestimmt dies uo als einen D iphthongen1). Kochanowski unterscheidet auch zwei Arten von o, die eine nennt er "lateinisch” , die andere "g rö b er” und bezeichnet die letzte mit einem Strich (ö). Im Uebrigen w ar in dieser Periode die V ertretung des

ö nicht in allen W orten gleichartig: die Forderung Kocha-

now ski’s, vor m, n solle der Vocal o mit dem Striche nicht bezeichnet werden, nennt Januszowski zutreffend, da d er L au t in dom. m it der L autgruppe in buog nicht identisch sei; er sei aber auch dem lateinischen o nicht gleich, woraus man entnehmen kann, dass vor m, n {dom, dzvon) schon damals kein uo noch uu sondern ein monophthongischer Mittellaut zwischen o — u gesprochen war. Nach Position des Vocals zu urtheilen, neigte sich o vor n, m zu u ohne Uebergangsstufe

uo und der Grund w ar die nächste N achbarschaft des m, n,

mit welchen Consonanten, nach geschehenem Silbenverschluss

(on, om) das Polnische sonst im Resultat nasale Vocale heraus­

bilden konnte, wie dies z. B. im dial. instrum. sing, rohe für

rohem geschah. D er gegenw ärtige Culturdialect weicht in diesen Form en von Volksdialecten ab; w ährend in letzteren

dum, uun, dzvun vorherrscht, trach tet man im Culturdialect

ein reines o zu sprechen: dom, on, dzvon. — Sonst hat das polnische u für ö Vorstufen: ö, uo, uu.

Im Öechischen, wo für die Dehnung hauptsächlich die Betonungsverhältnisse in B etracht kom m en2), ist das als R e­ sultat erscheinende u lang (geschrieben durch w); dialectisch, besonders im Slovakischen, wird es verkürzt.

Aus der im Altcecliischen erfolgten Dehnung, wie sie noch bis je tz t im Slovakiseh-mährischen um Hrozenkov erhal­ ten wurde: m öi, dvör, vöz, pöid zem entw ickelt sich eine La- bialisation, deren Einsilbigkeit am deutlichsten, obwohl schon

1) " P a n G órnicki teg'o g ru b sze g o ö z znákiem nie vzyw a, ále n á m ieysce iego m a dwie literze spoionć ták uo : n á p rzy k ła d B uog w uodz móy. Co nie od rzeczy. Je d n o iz w tym słow ie B uog y w uodz te dw ie literze spoionć uo są ráezey diphtongiem .”

2) Vgl. "C eská lcvantita. N apsal V. FI aj sh au s.” (Listy fllol. P ra h a 1895. S. 6 6 -9 0 .)

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— 1 0

-in secundärer labiodentaler Gestalt, -in derselben D ialectgruppe (Bar. M. I, 41) hervortritt: kvori aber koria, kvöl, stvol, po-

tvöcele, von, vösm y, um Nove L ho tk y sogar kvuön (ab. kom ), stvuöu (ab. stofo) ; sonst schreibt Bartos in seiner m ährischen

Dialeetologie uo (d. i. no): um Bfezova kuön, stu öl, uön,

m uöi, tvu ö i, dvu ör, p u ö id e m , h ratuov, k u o l, puodkova, puödpora', im U ebergangsdialect der öechischcn Lachen mit

kurzem o: nuoz, Icuoń. — Das Slovakische hat (Pastr. S) langes 6 im W esten bis an den Vah und die N itra, also im Pressburger, N itraer und TrenSiner Comitat; uo, das Dr. Pa- strnek als wahrscheinliches uo bestimmt, w ird am oben bezeich- neten Gebiete neben o und ü gesprochen, sonst ist es in Turec, Liptov, Zvolen, Novohrad, Hont, Tekov vorherrschend und gestaltet sich in Gemer zu ua : m uai, muahol, kuan.

Die cechischen Uebergangsstufen, die Benes O ptat (1533) nicht kennt, Jan B lahoslav1) dagegen zug'iebt (1571), weichen von den kleinrussischen und polnischen bezüglich der Labia- lisation nicht ab, da die labiodentale Stufe secundär ist; nur die Q uantität des labialisierten Vocals ist verschieden. Auf diese W eise bekommt man an einem beinahe einheitlichen Territorium ■— kleinr. poln. slovak. cech. — denselben Laut- process, den man auch im Slovenischen verfolgen kann, so weit nämlich eine A bart der Labialisation auf der L änge des Vocals beruht. Blosse Längen hat in der westslavischen Gruppe das Kasubische, und zw ar in diesen Bedingungen, die für das Polnische massgebend sin d : bög, röd, koń, uöz, hoi, nöu, nözka,

iiödca, rözga, dagegen vor ursprünglich tonlosen Consonanten:

o: snop, nos.

Polabische T exte bieten für Längen, die sich, was die Ausbreitung im W ortvorrath anbelangt, eher mit cechischen als mit polnischen decken, folgende Schreibw eisen: (Hil. L. und Kal. S.) zu ab. otb bei Parum Schulz w id, vid, bei Mithof

w ittodujem e, hei Henning w ittedoy, wÄttedoyime; zu a b . p o d i

überall p i d ; zu ab. volja bei Mithof w illia, bei Henning willia, bei Müller w ilga; zu ab. mogą — mük, müsis, rnüse; w eiter

1) J a n a B lahoslava "G ra m m a tik a ćeskń d o k o n an a 1. 1571, do niż wlożen te x t gramrnafciky B enese O p tata z Telće, P e tr a Gzella z P ra h y a W acław a P hilom athesa z Jin d fic h o w a H ra d ce podle w ydani N orm berskćho 1543. W ydali Ig n a c H ra d il a J o se f Jirec ek . W e W idni 1857.”

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— 11 —

diebbra, dibbra, vitza, n ü tz; in dem von Dr. Kalina abge­

druckten W örterbuch des Parum Schulz biig, tjün, p ü p , nühc,

schnüp. Es scheint somit, dass im Polabischen langes 0 sich überwiegend in der Richtung zu ü, i w eiterentw ickelte; die Schreibweise ü kommt sonst auch in offenen kurzen Silben vor: nügga (ab. noga), nütze (ab. nosti). Als Varianten der L ängen sollen folgende Form en angeführt w erden: wan, wähl,

stäul, mölist. Die übrige nicht gedehnte Categorie des o-Vo- cals h atte im Polabischen den C harakter eines palato-guttu- ralen e, in T exten durch ö dargestellt, das wie polnisches hartes e aus s in Verbindung mit vorhergehenden gutturalen Consonanten an den vorderen Gaumen vorrückte und die Gut­ turalen zu t' d' palatalisierte (polab. tjölü *lcoło). Bei o-Lauten dürfen im Polabischen diese zwei Richtungen, ü, i für o, — e,

ö für 6 unterschieden werden, obwohl, wie in anderen slav.

Sprachgruppen, ein Ineinandergreifen beider Processe stattfindet. F ü r das Lausitzer-Sorbische w äre man geneigt, den eigent­ lichen hier gehörigen Process in diesen obersorbischen Dialec- ten (Bautzen, Daubitz, Taucher, vgl. Mucke S. 102) zu suchen, die ohne Unterschied der dem o vorhergehenden oder nach­ folgenden Consonanten den Vocal unter Einfluss des Silben­ verschlusses und der Betonungsverhältnisse än d e rn : p u °p , du°ł,

ru°u, pru°ch, uru°bl. Bald aber folgte im Sorbischen eine R eduction der W andlung im L autvorrath; die vocalische La- bialisation w urde hier allmählich auf die cousonantische redu- ciert, was mich bewog, diesen sorbischen Process in die im Abschn. I I I behandelte Form der Labialisation zu versetzen.

An das oben bezeichnete Gebiet der Labialisation reiht sich vom Südslavischen das Slovenische an. W ährend das Serbische einerseits Längen mit steigender oder sinkender Betonung, anderseits Kürzen aufweist, h at gegenw ärtig das Slovenische neben blossen Längen auch uo (venetianisch) und das in meisten D ialecten aus einstigem uo resultierende ü (bük f. bög). Sonst muss auch hier, wie dies bei vorigen Gruppen gethan war, die Labialisation uo von der indifferenten Spaltung getrennt werden. Indem ich im W eiteren die indifferente Spal­ t ung aller slav. D ialecte in Einem zusammenfasse, bleibe ich hier nur bei diesem slovenischen W andel des o, der auf dem Silbenverschluss und den Betonungsverhältnissen, also auf der neuen L änge beruht. Vom Öechischen weicht das Slovenische

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- 12 —

ausser einer Reihe von Verschlusssilben auch durch den W an­ del des ö in m ûrie, pu le und in oxytonierten Formen wie

mesü, telü, slatlcü u. s. w. ab. Im Uebrigen h at der Dialect von Cirkno (BC. Cir.) büh, müi, must, nus, uüz, neben kam ,

uan, der Görzer-M ittelkarstdialect (Str. G.) büh, nus, zbür, büi, lui, must, ruh, rü i, rat, uüs, küst, su, müi, kratlcust

gegenüber unverändertem Vocal in hop, kos, möst und kurzem o in uou, st ou. Venetianisch: maost, hnuoi, bruod, ruoh,

sladkuo, kaduo. Ausserdem beruhen auf den L ängen folgende Fälle des o-Wandels im Siidslavischen : res. (BC. Res.) büh,

dum, hnüi, must, nus, ruh, küs, uüs, zuun, müi, tuüi, süd­

italisch (vgl. Arch. f. si. Ph. X 362— 364) büg, müi. Nach V. Oblak (Obi. L.) wird langes o in Lastovo und Lesina wie

uo, uo in Comisa wie u gesprochen.

Aus dem Neuslavischen sondert sich somit das Bulga­ rische und das Grossrussische als D ialectgruppe ab, in der die Dehnung beziehungsweise der W andel des o in oben ange­ führten Bedingungen ausbleibt. Auffallend ist die Schreib­ weise im neubulgarischen Denkmal des XVII. J. "A b ag ar” (Arch. f. si. Ph. III S. 518 f.) svuoemu, vuoivuodu, vuoinika. Doch wird im "A b ag ar” v auch in anderer L autnachbarschaft nicht durch blosses v sondern durch uv dargestellt: gospod-

stuva, biuvsich, m a rtu v i; dann w äre u blosse graphische Zu­

gehörigkeit des v\ daneben hat das Denkmal auch die Form

muoiu.

Die Bildung uo will Zyteckij (Oc. zvuk. istor. mr. jaz. Kiev 1876 8 .2 6 4 ) für das Urrussische ansetzen und zw ar nur deshalb, weil ein Theil der russischen Gruppe, das Kleinrus­ sische, den Process kennt. Sonst spricht dafür w eder die grossrussische Phonetik noch die altgrossrussische Graphi k; auch dies, was das weissrussische Grenzgebiet von dieser L a ­ bialisation besitzt, ist von benachbarten kleinrussischen Dia- lecten entlehnt : buoh, tuom, novuoi, zoutuom, pu oid ze, cervu-

onceu, nuozeckach (Kar. W 2 X X IX S. 98), cornuom, b'eluom, druobnenki, ruodnenki, druobna (BC. Bial.). W eiter stellt Zyteckij diesen Diphthongismus sogar als ein specifisches Merk­ mal der russischen Gruppen dem Stand der anderen slav. Dia­ lecte gegenüber. Indessen scheint uo für o im Bereich der russischen Gruppen dem Grossrussischen überhaupt frem d zu sein; in anderen Form en der Labialisation (vgl. Abschn. VII,

(25)

— 13

-V III) sondert sich das Grossrussische von der Reihe der slav. D ialecte ebenfalls ab; diese D ialectgruppe entw ickelt also den Bilabialismus nicht völlig, wohl aber die indifferente Spaltung, doch auch diese nicht in dem Grade, dass sie für die ganze grossrussische Gruppe als ein vorherrschendes Merkmal be­ zeichnet werden könnte. Auch ist uo für ö specifisch weder kleinrussisch noch cechisch; es beherrscht m ehrere slavische D ialecte in solcher Ausbreitung, dass man die Bildung eine territoriale Erscheinung — im Gegensatz zum Typus der üb­ lichen Eintheilung der slavischen Sprachgruppen — nennen könnte. Es sei vorläufig erw ähnt, dass der S tand der pala­ talen S tärke der vorderen Yocale, territorial betrachtet, sich ebenfalls mit dem Typus der Sprachgruppen nicht deckt.

Das C harakteristische der w-Labialisation besteht, wie schon erw ähnt wurde, darin, dass die bilabiale Abart, die sich aus langem ö entw ickelt und mit ihm anfänglich einsilbige Gruppe uö, uo bildet, den L autw ert des Vocals ändert und schliesslich je nach D ialecten schwinden kann, wobei als R e­ siduum blosses langes oder kurzes u oder i erscheint.

Dieser Labialisation steht im Slavischen die i n d i f f e ­ r e n t e S p a l t u n g des kurzen o gegenüber, deren W esen durch slavische D ialecte dabin bestimmt wird, dass der Vocal o in der neuen Form “o, uo in der Regel unverändert bleibt. Die Spaltung kann sich auf den sämmtlichen B estand des kurzen

o erstrecken, in der Folge gestaltet sich aber die Behandlung,

je nach der L age des Vocals, m annigfaltig. Nach Consonan- ten bleibt meistens "o, uo : nuoga. Anlautend und intervo- calisch wird o zu Ho auch in diesen Dialecten, die es nach -Consonanten nicht spalten; aus solchem “o entw ickelt sich mit der Zeit uo oder labiodental vo (das prothetische v), doch w ird der Vocal auch in dieser Gruppe nicht geändert sofern er von anderen Lautprocessen nicht ergriffen wird. So geht

a für o in Form en des Dialectes von Cirkno: uabraz, uact, uakna, wie a in naga (ab. noga), Icasa (ab. kosa), uada (ab. voda), auf eine von der Labialisation unabhängige W irkung

der Betonungsverhältnisse zurück, ebenso das südgrossrussische

u vakokicka, u vatca (Russ. Fil. Vjest. Pjesni VII).

Den Unterschied in der Behandlung des uo und “o, der im kleinrussischen Anlaut so sichtbar ist, bewahren polnische und slovenische Dialecte auch in der Lage nach Consonanten.

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In demselben D ialect des Kleinpolnisclien (vgl. Mat. L.) wo ö durch y,u vertreten ist, bleibt kurzes o bei Spaltung uo (uo) unverändert: ruobic, zduobic, cluola, polu ova, uocec, uostatek, so auch im Grosspolnischen um Kröben (Lee. M. G.), für ö —

uu, fü r ö —• “o : kruova, sruoJca, d u o sta t, uokuo, gduova, kuo- rytu o, in anderen D ialecten u für ö, uo für ö: ropö. (Zaw. ß.) zelazuo, uochf'ara, uorou\ w ad. (Bie. Z.) kuöuo, puöl'e, zela- zuö, guoduövy, uöcec, uöcalic; opoö. (L. 0 .) puoJ'e und pol'e, uocec.

In slovenischen Dialecten, wo für ö langes ü durchge­ führt wurde, w ird der Vocal in uo oder uo für kurzes o wie im Polnischen nicht m utiert. Nach Dr. S trek elj’s Angaben (Str. G.) lautet dies uo im Görzer-M ittelkarstdialect "w ie eine Verbindung von ganz offenem u und geschlossenem o” : kaolo,

uduova, poduoba, po k u o ra , naspoduobu, duobr, guorsM, kuoza, roguove, potuoka, in F rem d w ö rtern : cuol (Zoll), kuor

(Chor), luon (Lohn), buorst (Forst), tru ost (Trost), im Dialect von Cirkno (BC. Cir.) auch für ab. q ( = sloven. o) pu o t, zuob,

uabruoc, zeluod, nuotr.

ln diese A rt der S paltung gehört schliesslich das in manchen grossrussischen D ialecten vorkommende uo, das V. Dal einst auf den öirdischen Einfluss zurückführte. Nach D al’s Angaben (Dal K.) w ird uo im Gouv. V jatka (nicevuo, spruos,

sobuol'a), im G. R jazan um Jegorjevsk, Kasimov und im G.

Vladimir um Murom gesprochen. Kolosov (Kol. Nr.) vermuthet, es sei eher breite Aussprache des o. So urtheilt auch Kolosov über Angaben Orlov’s (Russ. Fil. Vjest. I, 164), der im G. Niznij Novgorod die Spaltung m ehrerer Vocale hörte; doch scheinen Orlov’s Angaben zuverlässig zu sein; die erzeugten Nebenlaute, die er anführt, sind homorgan, bei vorderen Vo- calen i, e, bei gerundeten ü : odnovuö, gumnuö, goruöch, rügt.

Viel häufiger w ird im Slavischen kurzes o im Anlaut gespaltet. Manche Dialecte, wie die kasubisehen, sorbischen, kleinrussischen, polnischen, slovenischen besitzen in Folge des­ sen kein reines anlautendes o; in der Mehrzahl der Fälle ist die Prothese bilabial, im Grossrussischen, wo sie überhaupt spärlich vorkommt, labiodental: vocy (Rjazan), vochat! (Pskov),

vozero (Olonec). Kleinrussisch überwiegend bilabial: uona,

uob'id, uorich, uohon; im Polnischen trifft man “o, uo und v o : tarn. opoö. kröb. uocec u. s. w., gor. uocec, grossp. (Kol.

(27)

15

-W.) Kocec; im Öeehischen dialectiscli labiodental: vokno, vo-

voce, vona, vofce; kasub. uöfel, uöna, niedersorbisch uolei, uolsa, sloven. görz. uörü, uörüc, uösa, cirk. uaba, uarch.

Ausser ü und u, das am W ege der Labialisation aus ö erzeugt wurde, hat schliesslich das Slavische einen secundären «-Vocal, der ohne Labialisation direct aus o in manchen Dia- lecten herangebildet wird. Dies ist besonders mit unbetontem

u der F all; so w ird im Ostbulgarischen unbetontes o zu u

(Kal. B.): gurd, na ökolu, duvica, vudä-ta, Jcune-ti, utguväre,

zitu, vinu, im W estbulgarischen meistens nur im Auslaut: p ism u , mnögu, onämu, tä m u ; slovenisch dialectiscli tih u ;

grossrussisch bu idfe, churosö, in Olonec p u d i, pu d', in Vla­ dimir bugoröd'ica, nordkleinrussisch uveclca, uhöri, ub’id, tubi. Als R esultat ergiebt sich hei der Categorie der o-Vocale F o lgendes:

a) Aus langem ö entw ickelt sich im Slavischen eine L a­ bialisation in der Form des einsilbigen uo, uo, in welcher L autgruppe der erste Component den Vocal in der Regel

ä n d e r t .

b) Kurzes o wird zu uo gespaltet, dessen erster Bestand­ t e i l sich in Bezug au f den Vocal i n d i f f e r e n t verhält.

III. ( L a b i a l i s i e r u n g d e r g u t t u r a l e n u n d l a b i a l e n C o n s o n a n t e n : Jeu, gu, cJiu, p u , hu, mu). Im vorigen Ab­ schnitt w aren F älle behandelt, wo eine Categorie des Vocals unter gewissen Bedingungen jedoch ohne U nterschied der vor­ hergehenden Consonanten labialisiert wird. In manchen sla­ vischen Dialecten trifft man ausserdem Labialisation, die un­ abhängig von voriger und unter anderen Bedingungen sich nach gutturalen und labialen Consonanten einstellt. Die L a­ bialisation gehört somit in diesem F alle nicht der ganzen Ca­ tegorie des Vocals. Man könnte die erste A rt (Abschn. II) vocalische Labialisation, die andere consonantische L abialisa­ tion nennen. Dass die erste vocalischen Ursprungs ist, un­ terliegt keinem Zweifel, bei der consonantischen müssen ana­ loge Vorgänge der Palatalisation in B etracht gezogen w erden; da sich nun nach dieser Zusammenstellung (vgl. Abschn. XIV) herausstellt, dass der U rsprung dieser Labialisation nicht im blossen Consonanten, sondern in der Vereinigung gewisser Consonanten mit gewissen Vocalen zu suchen ist, so ist der hier angew andte Ausdruck ' rconsonantische Labialisation” nur

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— 16 —

als kurz gefasste Gegenüberstellung der "vocalischen L abiali­ sation” nicht aber als eine grundverschiedene Bildung aufzu­ fassen.

Slavische D ialecte ererbten solche Labialisation vom Ur- slavischen nicht. Doch giebt es in allen slavischen Dialecten F älle, wo unm ittelbar nach gutturalen Consonanten »-artige Laute, altererbt, folgen. Diese Gruppen sind verschiedenen Ursprungs und unterliegen auch m annigfaltiger W eiterentw icke­ lung. Nach k bleibt das labiale Elem ent (u oder v) in kuas,

k u apiti seit geineinslavischer Periode in allen Dialecten erhal­

ten, nach g in gvozd', guozd’ berührt es sich mit vocalischer Labialisation (uo), nach ch in chvtd, chuat unterliegt es An­ gleichungsprocessen (chfat, fa t), Die N achbarschaft der Guttu­ ralen mit u, v in kuas, kvas, chuat, chvat u. s. w. wurde da­ durch bew erkstelligt, dass die Ablautstufen u — y — o» — av (.s l u s l y - , slovo, sla va ) im eventuellen *kausi (zu k y sn a ti),

*kau piti (zu kypeti), *chautr> (zu chytiti), *choun (zu chyra)

in einen Silbenverschluss gerathen müssten, der in gemeinsla- vischer P eriode consequent gemieden w urde. F ü r *kau-si u. s. w. weisen daher alle slavische D ialecte die Lautfolge

kvasi, k va p iti, chratr, auf.

D ie secundäre N achbarschaft der Labialen mit u, v be­ ruht auf dem Schwund des L autes s : in u p w a ti w ird v dia- lectisch assim iliert: u pvati, u pfati, affati, u fati, nach b schwin­ det es in allen D ialecten; altbulgarisch (gegenüber otnehoditi) vor r, l: obratiti für obvratiti, obladati, oblaln u. s. w., vor Vocalen obeU für obveU. Die im Neuslavischen vorkommen­ den Form en mit dem »-Element sind neuere Bildungen: grr.

obvet, obiazan (Gouv. Perm ), klr. obvolocy, poln. obvozac

(altpoln. obyanzal, obyansowal), obvinoc (altpoln. obynyon),

obvolac, obvozic.

In allen diesen Verbindungen ist die N achbarschaft der gutturalen und labialen Consonanten mit ««-»-Lauten blosse An­ reihung der für sich bestehenden Consonanten. Es können im Allgemeinen bezüglich der Provenienz drei Arten von die­ sen w-Lauten nach G utturalen und Labialen unterschieden w erden: vorslavisch (chvata, doch möglich auch zu chula,

ch yliti gehörig), gemeinslavisch kva- chva- für kau — chau,

neuslavisch r. obvazan nach Simplex ia z a t'.

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- 1? —

C ons.+ V ocal w äre somit nur dort anzunehmen, wo sich durch Vergleichung slavischer D ialecte für die gemeinslavische P e­ riode eine reine Verbindung der Gutturalen und Labialen mit Vocalen erg-iebt wie z. B. in *kosa, *goniti, *choditi u. s. w. In diesem Kreise gelangte eine für sich abgeschlossene con- sonantische Labialisation in kasubischen Dialecten zur Ent­ wicklung. Ich meine hier die L autgruppe, die Ram ult in seinem W örterbuch des Kasubischen (Ram. K.) durch o b be­

zeichnet. Er sagt zwar, dass dieses o b als ein D iphthong aus

o-\-e besteht, im Schnellsprechen hört man ue. Dass es aber im Grunde kein o-j-e, sondern eine Labialisation (ue, uö) ist, bestätigen die Angaben Bronisch’s (Br. Kas.), der bei Beto­ nung des zweiten Componenten (S. 323) hervorhebt, dass "der erste Component durchaus halbvocalischen C harakter h at (ue,

ue)”, dass w eiter (S. 335) er o in dieser Gruppe nie hörte.

D er zweite (vocalische) Component kann je nach D ialecten verschiedenen L autw ert annehmen: ue, ue, uö, sonst wird dialectisch auch bei dieser Bildung wie bei vocalischer L abia­ lisation die Betonung zuweilen auf ersten Componenten ver­ schoben: kuó (für fco), dialectisch kuo wie hei vocalischer Labialisation uö neben uo.

Der Process wird im Kasubischen von den Vorgängen beim langen ö strenge auseinandergehalten. Wie im vorigen Abschnitt erw ähnt wurde, hat das Kasubische die unter E in­ w irkung des Silbenverschlusses und der Betonung entstandenen Längen (röv aus vom) bis je tz t erhalten; wie in röv, nözka besitzt das Kasubische für L ä n g e n auch nach Gutturalen und Labialen blosses <5: fco», fco/, bog, böi, böl, in Form en -dagegen, in denen keine Bedingungen zur Dehnung vorhanden sind, werden die L autgruppen: fco, go, cho, po, bo, mo als K ü r z e n labialisiert: kuöna (f. koiła), kuoła (f. koła), buöga

(f. boga)-, in sonstigen offenen kurzen S ilb e n : kuölano, kuören, kuösa, guödzena, guönic, guöspuöda, dm ödzec, buögati, clüe- buövy, puömuöc. In Verschlusssilben vor ursprünglich tonlosen

Consonanten, wo im Kasubischen wie im Polnischen keine Dehnung stattfindet, bleibt nach anderen Consonanten reines

o : nos, vlos, nach Gutturalen und Labialen aber w ird die

Silbe ebenfalls als Kürze labialisiert: buök (f. bok), kuös (f.

koś), kuöt (f. kot). Diese kasubische Labialisation ist somit weder von Betonung noch vom Silben Verschluss abhängig; sie

(30)

18

-gehört den Verbindungen der Gutturalen und Labialen mit diesen o-Vocalen, die von der Dehnung nicht ergriffen wurden.

Dialectisch wird in Kussfeld und Ceynowa (Br. Kas.)

ue gesprochen: muere (poln. more), ¡mele (poln. pole), Jcuesa (Icosa); für Mo, glo u. s. w. hat Lusin-Schönw alder Dialect

blosses kue, gue u. s. w .: kues (poln. Idos), gueva {glova), chuep

(chłop), m uedl (młody). In Heisternest, Putzig, Polzin wird der erste Component betont: küesa (kosa), chichüetac (chi­

chotać).

Die A bart der consonantischen Labialisation im Lausitzer- Sorbischen kann, angesichts des dialectischen Standes, mit ein­ stiger vocalischer Labialisation in einen gewissen Zusammen­ hang gebracht w erden. W ährend das Kasubische gutturale und labiale Consonanten nur vor kurzem o labialisiert, beruhen im Sorbischen die betreffenden Silben auf L ä n g e n ; ausserdem w ird dialectisch o auch nach anderen Consonanten gleicharti­ gem W andel unterworfen. Es kommt hier sorb. u" in B etracht, bei Dr. Mucke (Mu. Ns.) durch ö bezeichnet. Dr. Mucke sagt über dies d: "ein Mischlaut «Po2; man setzt geschlossenes u 1 an und lässt unm ittelbar ein kurzes offenes o- nachklingen; ähnlich dem polnischen 6 ßech. u \ — Diese Bezeichnung ist nicht k la r; wenn man mit u 1 ansetzt und o2 nachklingen lässt, so ist die Sprechweise w eder dem polnischen ó noch dem dechischen u ähnlich. Jedenfalls neigt sich schon diese sor­ bische Bildung zum monophthongischen u (weshalb ich es durch u° transscribiere). W estlich der Spree w ird schon u gesprochen.

Die Reduetion der vocalischen Labialisation auf die con- sonantische d. i. auf die Verbindung der gutturalen und labia­ len Consonanten mit, o ist, was die Ausdehnung im Wortvor- rath anbelangt, nicht in allen Dialecten gleich vertheilt. Als Hauptm om ente gelten hier Silbenverschluss und Betonung, was eine Hinweisung auf den vocalischen U rsprung der L abialisa­ tion w äre. Obersorbisch wird o zu u° nur in betonter Ver­ schlusssilbe, im Niedersorbischen w ird jedes betonte o nach

k, g, ch, p , h, v, m zu u°, wenn diese Consonanten nicht

folgen; dialectisch erscheint u n auch nach anderen Consonan­ ten. Die Norm der Längen geräth hier in volle Zersplitte­ rung; das Einzige, was die m eisten D ialecte in diesem Pro- cesse vereinigt, ist die Bedingung der N achbarschaft von Gut­

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-turalen und Labialen. W enn also pu°d, uu°t, uu°la mit an- derslavischen betreffenden Form en als Längen Zusammenfällen, so dürfen die unten angeführten sorb. Form en als jüngere Schicht der unter Einfluss der Betonung erw irkten Längen angesehen w erden: ku°l'eno, lcu°laso, ku°zol, gu°sce, chu°loua,

pu°ludno, pu°lo, pu°sol, bu°zy, bu°sy, mu°io u. s. w. Im Ueb-

rigen ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass das Sor­ bische einst beide Arten der Labialisation hatte, dass die voca- lische für langes ö z. B. um Peitz zu y führte (kyn für kön), die consonantische ebendort erhalten wurde (ku°ha). In jedem Falle erfolgte ein Zusammentreffen der beiden Arten und daher eine M annigfaltigkeit, die sich im R esultat auf consonantische Labialisation redimierte. Dass aber das Sorbische langes 0 ohne Unterschied der vorhergehenden Consonanten w eiterent­ wickeln konnte, unterliegt keinem Zweifel, weil das sorbische

'■'trat, *tlöt unabhängig von vorigen Form en gegenw ärtig als tru°t, tlu °t lautet: uru°cic, mlu°cic (poln. vrucic, mlucic).

IV. ( V e r h ä l t n i s : G u t t u r a l e — L a b i a l e . ) Die hier gehörigen Erscheinungen lassen sich in folgende Categorien zusammenfassen: a) es werden tonlose Labiale für tonlose gutturale Laute, f für lc, ch, b) Bilabiale und tönende Labio­ dentale für tönende gutturale Laute, u, v für g, h gesprochen. An diesen S tand gelangten slavische Dialecte allmählich. Die nächste F rage ist, ob G utturale nicht durch Labialisierung, also k, g, ch durch ku, gu, chu an blosse L abiale gelangen. Von consonantischer Labialisation hat das Slavische nur das, was im vorigen Abschnitt angeführt wurde, in diesem Kreise aber w äre nur ein einziger Fall zu verzeichnen, wo Gutturale -durch Labialisation zu blossen Labialen werden, nämlich gen. sing, kasub. teuuö aus teguö. Sonst kommt hier nur älteres gemeinslavisches Im, gv, chv in B etracht, das im Neuslavischen eigenartigen W eiterbildungen unterliegt, aus denen sich schliess­ lich der unm ittelbare W echsel der Gutturalen und Labialen heranbildet. In diesen Form en lässt sich die B ildungsart an Uebergangsstufen verfolgen. Ueberhaupt streift der ganze Process öfters an die Aspiration und an vocalische Spaltun­ gen; die W eiterentw icklung beruht meistens auf der Assimi­ lation. Es giebt schliesslich auch Fälle, wo keine Vermittelung sichtbar ist; der W echsel scheint unm ittelbar einzutreten.

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nungen beruht darauf, dass das labiale Elem ent in der Gruppe

chv nach tonlosem ch ebenfalls tonlos werden kann. Man kann jedoch nicht behaupten, dass Gruppe ehr als solche nicht bestehen könne, weil v nach ch zu f werden müsse; die Verbindung des tonlosen ch m it tönendem v kann man in diesen kleinrussischen Dialecten treffen, in denen f für ehr noch nicht durchgeführt wurde. Im polnischen Culturdialect hört man ebenfalls: chvala, chvytac. Hier und dort wird dia- leetisch ehr zu chf. Im Altpolnischen w ird chw, chf, chph geschrieben: poch w alały, lichwa, lichfą (Flor. Psal.), lychphą (Magd. U rth.), vchwaczil, pochw aczil, w yehfaezon (Spraw a o Mecze 1544). Die nächste Stufe ist Angleichung ff aus chf, wie sie altpolnisch vorkom m t: vffyczq, schliesslich vereinfach­ tes f : altpoln. pofalą, lyfn yk , vfaezon, vfaczq, lypha.; in ge­ genw ärtigen polnischen Dialecten: gr. poln. (Kol. W.) falić,

pofal'ony, nd. maz. (Kt. M.) fal'ic, zak. (Kos. Z.) p o fä l’ic.

Diese V ertretung f für chv, ch f w irkte w eiter dahin, dass auch blosses ch durch f ersetzt werden konnte: dial. tfu r (ab. dhchorb), uefcocy, fodak. Das Niedersorbische h at zucli-

v a ly und zu fa ły, tvu"r, ob.sor. tchu0f. Die Form en der valachisch-mährischen Dialecte: gen. pl. synüch, vtakuch leh­ nen sich an gen. pl. der Pronom ina und A djectiva an.

Gemeinslavisches kr, ku in kvas, kuas ist in allen D ia­ lecten einförmig. In anderer Lautnachbarschaft, hauptsächlich vor t wird k in oben angeführte Processe miteingezogen; es wird anfänglich zu ch und dies, wie sonstiges ch, zu /': poln. kuj. (Kol. L. IV) chto (für kto), chtury (f. k tu r y ); gr. poln. (Kol. W.) chto, chtury, daraus dialectisch fto , ftu r y ] zak. (Kry. Z.) chto, chtury neben (Kos. Z.) ftoz, ftore.

Im Kleinrussischen wird zwar auch chto für kto gespro­ chen, aber Sprechweise fto und f für ch ist nur im Gross­ russischen bekannt; sonst ist f für chv in beiden Gruppen üblich: klr. fa ly ty , fa ta ty (f. chvataty), pst, forost, grr. (Dal. R.) fa l'it', fastat', śif, d o b r y f (Gouv. Perm), fto , v okoskaf (Jaroslavl), fal'it', fo st (Kaluga), forost'ina, fo st (Drei), fatat',

fo st, forost (Tula, Vrg. Bl. T.), tro v (Novgorod, Kol. Nr.), na dubav (V jatka); echtot neben eftot aus e(v)tot.

In der Gruppe chv hat das Serbische dreifache V ertre­ tung: (Bud. D.) hvala, puhvica, sonst durch Abschwächung des h: ’vala ’va liti oder durch Angleiclnmg 'fala, ’f a liti,

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