Breslauer
ewerbesgizlatt
Organ des schlesischen Central-Gewerbe-Vereins.
M 10» Breslau, den 17. Mai 1862. vgl« Band.
Inhalt. Schlesischer Central-Gewerbe-Verein.
— BreslauerGewerbe-VereinVereins-Nachrichten.— Allgemeine Versammlung-—-
DasGebäudefür
die internationaleAusstellung.-· Schlitten-Eisenbahn
—-Eine telegraphische
Spitze rnLondon-— Gewinnung
einesreinschmeckendenAlkohols
ausdemSafte
vonSorgho
und 1ungenMaispflanzeu.
—Zur Rübenzucker-Fabrikatton.—· Vermischtess
— LIMTMUL—
egrhlesifcher Central-Gemerbe-Berein.
Getranntmachung
Der schlesische Central-Gewerbe-Verein,
dermitAnnahme
desStatuts durch
denersten schlesischen Gewerbetag
am 22.April
d.J. ins Leben getreten ist, wird sich die Aufgabe stellen, die gewerblichen
undindustriellenInteressen unserer Provinz nach allen Richtungen hin zu fördern und
denschlesischen Hand- werker-, Vorschuß- und
anderengleiche Zwecke verfolgenden Vereinen als Central-Organ dienen.
Als jährlicher Beitrag sind wenigstens
10Sgr.
undals Eintrittsgeld 15 Sgr. für
daseinzelne Mitglied,
undEin Thaler Beitrag
undEin Thaler Eintrittsgeld für jeden Verein zu entrichten.
.So vielmal ein Verein
deneinfachen Jahresbeitrag bezahlt, Eso viel Stimmen führt derselbe bei
denBeschlußfassungen
desGewerbetagesz nicht über zwanzig.
Jst,
werzum Central-Verein tritt, schon Mitglied eines in seinen Zwecken verwandten Vereins in Schlesien, so zahlt derselbe
keinEintrittsgeld. Jedes
neu eintretendeMitglied hat sich darüber zu erklären, ob dasselbe
dasVereinsblatt »das Breslauer Gewerbeblatt« beziehen
will.Jst dies
derFall, so wird ihm dasselbe
vonnächster Nummer
angegen 1Thlr. jährlich per Post zugesandt.
Für
diediesmalige ersteAufnahme
vonMitgliedern genügen Collektiv-Auzeigen, eben so können die Eintrittsgelder und Beiträge
vonmehreren Mitgliedern zusammen
ineiner Summe eingeschickt werden.
Der stenographischeBericht über den Gewerbetag wird bereits redigirt. Derselbe
wirddemnächst
denMitgliedern
desVereins zu den Selbstkosten geliefert.
Alle Briefe
u.s.
w. andenVerein sind unter»
derAdresse-
,,An den Ausschuß des schlesischenCentral-Gewerbe-Vereins zu Breslau«
u
enden.
z f
Wir ersuchen demnach
dieGewerbe-, Handwerker-, Vorschuß-
undähnliche Zwecke verfolgende Vereine, desgleichen auch
diekaufmännischenVereine, eben so
alleIndustriellen
undGewerbetreibenden und
alleBewohner unserer Provinz, die sich für die Fortentwickelung
desHandels
undder Gewerbe interessiren,
denCentral-Verein fördern
undnamentlich auf recht zahlreiche Beitritts-Erklärungen hinwirken zu wollen.
Breslan,
imMai 1862.
Der Ansschus des schiesrichen Central-Cisewerbe-Vereins.
Der Ausschußhat seine Thätigkeit begonnen. Die
vomGewerbetage angenommene Petition in Betrefs der Gewerbefrage liegt in der Buchhandlung
vonMaske (Albrechtsstraße Nr. 3) zur Unterzeichnung aus,
denauswärtigen Vereinen ist dieselbe
imAbdruck zugeschickt worden. Mit Befriedigung kann berichtet werden, daß sehr Viele Handwerker sich
mit derPetition durch ihre Unterschrift einverstanden erklärt haben,
was umso mehr hervorgehoben zu
werdenverdient, als in öffentlichen Blättern nicht mit Recht behauptet
wordenist, daß
dieHandwerker überhaupt
mitdemBeschlusse
desGewerbetages nicht
inUeber- einstimmung wären.
Der Breslauer Gewerbe-Verein als solcher hat sich vorläufig zu
einemjährlichen Beitrage
von 30Thlr. bereit erklärt,
undessteht wohl zu erwarten, daß die meisten schlesischen ähnliche, Zwecke verfol-
genden Vereine ihren Beitritt erklären werden« Außerdem steht zu hoffen, daß der größere Theil
derBreslauer Gewerbe-Vereins-Mitglieder noch
demCentral-Vereine beitreten wird,
undwirsind
derUeber-
zeUSUUg- daß dies bei
denProvinzial-Vereinenebenfalls der Fall sein wird. Opfer müssen jetzt
vonallen
—...-!4———«’
Seiten gebracht werden,
dennohne Geldmittel würde
derneugeschaffene Verein
nurwenig leisten können.
Jn Betre
der.Absenduyzvon»ngenten-spuach London ebenfalls
dienöthigen Schritte gethan
worden.Die dem
LkssHusse unte Krdiwenxssöinmissionen für Erjichtung eines Musterlagers, für Ausbreitng
derVorschußvHeinIunleskfåk bund der »technischqu Kurzemgleichfalls
gebildet wurde
««1i « « «J
Js «EsII
f«
s»
«
;«,
Z.-«:?
Zahl der Theilnehmer
amGewerbetage nach
Ständengeordnet.
» ,
191 Handwerker,
112Kaufleute,
60
Fabrikanten
undTechniker,
, 97Beamtete undPrivat-Personen
Ferner
warenVertreter
von 32schlesischengewerblichen
undVorschuß-Vereinenanwesend.
Ausschuß-Mitglieder des schlesifchenCentral-Gewerbe-Vereins.
1."
Dr.v.Carnall, Geh. Ober-Bergrath
undVerg-
10.Dr.Websky zu Wüstewaltersdorf.
·hauptmann,Vorsitzenden
, ,11..
Kaufmann Matzdorf zu Brieg.
2.
Dr.Weigel, Syndikus
derHandelskammer zu
12.Dr. Holtze zu Kattowitz.
Breslau, Stellvertreter
desVorsitzenden.
13.Pros.
Dr.Schwarz zu Breslau.
3. Commerzienrath Kulmitz zu Saarau.
14.Pfefferküchler-Aeltefter und Fabrikant Hipauf
4.FabrikbesitzerKopisch zu Waizenrodau. zu Breslau.
5. Fiirber Dittrich zu Neumarkt.
15.Kaufmann Laßwitz zu BreslauH
6.
Bau-Senator Fabian zu Sprottau.
16.Dr.Fiedler zu Breslau.
7. Eisenbahn-Director Lehmann zu Gr.-Glogau.
17.Hofglasermeisier Strack zu Breslau.
8.
Director Wernicke zu Görlitz. 18. Jngenieur Nippert zu Breslau.
9.
Jnspector Kranz zu Wüstegiersdorf.
Brei-lauer Gewerbe
—Bei-ein
Neue Mitglieder:
1.Bernhardt, Sattlermeister.
2.Buse, Tischlermeister.
3.Lehmann, Lehrer.
4.Abegg, Gerichts-Assessor.
5.Kramsta, Commerzienrath zu Freiburg.
6.Dr. P. Kulmitz
zu Saarau.
7.Steulmann, Kaufmann.
8.Hermann Strafa, Kaufmann
9.Schall, Ma-
schinenbauer. 10. Seyfried, Partikulier.
11.E. Bauer, Fabrikant.
12.O. Bauer, Fabrikant.
13.
Jäschke, Braun-meisten
14.Kaiser, Techniker.
15.Schumann, Tapezier in Neisse.
16.Urban, Gastwirth
inNeisse.
17.Richter, Regierungsrath.
18.Möchner, Kaufmann.
19.Kühn, Bäcker- meisier·
20.Hölzel,-Böttchermeister. 21. J. Scholz, Klemptnermeister
22.Hartwig, Ofcnsabrikant.
23.
Winkler, Schne dermeister.
Allgemeine Versammlung
am12.Mai1862.
Herr Berghauptmann
v.Carn all referirte über die Verhandlungen
desersten fchlesischen Ge- werbetages. Eine Debatte entspann sich
nur-über die Anschluß-Erklärungen einiger Oberweister
undVor- stände hiesiger Jnnungen
an dasAuftreten
desMaurermeister Herrn Pes che für
denbisherigen Gewerbe- zwang. Es
wurdevielfach die Ansicht laut, daß die Jnnungs-Mitglieder keinenfalls befragt,
unddaß
dieObermeister durch ihr persönliches
undpecunicires Interesse so sehr
andie bisherige Gewerbe-Gesetzgebung gebunden, daß sie jedenfalls als Parthei
indieser Frage zu betrachten seien,·
Zum Schluß
wurde derVorstand ersucht, zur Absendung
VonAgeUkM zur LVUDDMV Allsstellmkg einen Beitrag
ausder Vereinskasse zu bewilligen.
Was Gebäude für die internationale Ansstellung von 1862.
(Schluß·)
Die großen Säulen
an denEcken
desOetagon’s haben 2« äußerenDurchmesser, bei Vg« Metall-
dicke,
underheben sich
indrei Längen zu
einerHöhe
von95«,
anihren Verbindungsstellen durch Flantschen
75
lind Schrauben verbunden, welche im Jnnern
derSäulc sitzen. Um
dieSchrauben zu befestigen, hat
man UUMJungen
indie Säule hinuntergelassen, welcher Raum genug hat,
umdie Muttern der Schrauben anzuziehn. Auf diese Weise sind die Säulen außen ganz glatt
underscheinen wie ein Gußstück
von95«
Länge. Auf
derSpitze jeder dieser Säulen ist
einKopf ausgeschraubt
von12« hoch, dessen Gipfel somit 107« über dem Fußbodensteht; über demselben ruht auf ornamentalen Stützen eine Gallerie, Z« breit, welche außerhalb
undinnerhalb
umdieWölbung herumgeht. Diese ist indessen nicht für
dasPublikum geöffnet-sondern
nurfür
dieLeute bestimmt, welche behufs
derVentilation angebrachte Luftlöcher zu öffnen haben. Mit der obern Seite
derGallerie
unddurch dieselbe Mit den Köpfen
derSäulen ist die doppelte, schmiedeeiserne Bindeplatte sicher verbolzt, welche gleichsam als Faßreifen für
dieKuppel dient. Sie be- steht in einer inneren Eisenplatte
von6« bei Z-«8« (doppelt wie erwähnt), welche
mit deräußern
von10«
bei 3X8« ebenfalls doppelt so verbunden ist, daß sie vereint
denganzen Druck
derKuppel aufnehmen. Die Gewölbe-Rippen sind anf ihnen gelagert,
mitihren Enden ebenfalls in die Kopfstücken
derSäulen verankert.
«
Jede Kuppelrippe ist
eineiserner Träger,
ausKesselblech
undWinkeleisen eonstruirt. Die obere
unduntere Flantsche smd nahe gleich
imQuerschnitt, die erste hält 195j8 Quadrat-Zoll,
dieandere203J4 Quadrat-Zoll. Zwischen diesen
beidenFlantschen ist kein eontinuirlicher Zusammenhang, sondern sie sind
. nurmit je 8« Zwischenräumen durch zwei Blechstückeverbunden, welche eine Holzwand
von3« Dicke zwischen sich fassen. Die
untern7« der Rippe stehen genau vertikal
undist die Rippe hier 31J2«hoch.
Von
daab beginnt die Curve, welche bei
deroberen Flantsche einen Halbmesser
von91« 97ss« hat, dessen Mittelpunkt 12- 33,16«jenseits
desKuppelmitiels liegt. Die
untereFlantsche bildet
eineCurve, deren Halbmessex
Von90s11J4«, sein Centrum 14« 101Jz«jenseits
desMittelpunktes
derWölbung liegt.
Die Breite
derRippe beträgt deshalb
inderNähe
derKuppelkrone 2«; hier treffen sich die zwölf Hauptrippen in
einerHöhe
von 91«über
demvertikalen Theil
derWölbung
undwerdengeschlossen durch
einestarkegußeiseme Röhre
von12« Durchmesser,
diemit jeder Rippe stark verbolzt ist.
Acht schmiedeeiserue Unterzügesind zwischen
demvertikalen Kuppeltheile und
demSchlußpunkt der Kuppel angebracht, die
andie Rippen angeschraubt sind,
undso regelmäßigeAbtheilungen bilden, welche durch
eineisernes Kreuz gesteift
werden.Diese Unterzüge sind
aus 2halbzölligenT-Eisen in 6« Längen zusammengeschraubt. Auch diese nehmen
von untennach oben in
derGröße
desQuerschnitts ab, wobei die in
dengrößern Dreiecken
etwasstärkere Dimensionen haben, als die übrigen,
dasie mehr zu tragen haben.
Untenhaben
diestärksten eineTiefe
von1« 811X,6««
undihre Flantschen find 31J2« breit; oben dagegen ist
derUnterng
nur1015J16« tief
mitFlantschen
von2« Breite, dabei ist
dieStärke
desEisens durchgängig 2«. Die resp. Maaße derselben
in denkleineren Dreiecken sind
1-815,l16« Tiefe bei 3«
Flantsche und 11« Tiefe bei 2« Flantschc in derselben 2zölligenEisenstärke Schmiedeeiserne Rahmenstäbe, welche
dasFensterglas halten, sind alle 18«
andiese Unterzügegenietet, wobei jeder fünfte Stab stärker gemacht ist,
um dieNetzverbindung zu unterstützen
und dasVerdrehen
derUnterzüge
zuverhindern.
DieKrone
desDomes hat ungefähr 32« abwärts zum Schmuck
eineZinkdecke, aber
dieübrige Fläche
derWölbung ist mit Glas bedacht. Vom Aper erhebt sich die Thurmspitze
ineiner Höhe
von50«, welche auf einer konkaveu Basis steht, die mit gußeisernen Vorsprüngen ornamentirt ist
undnoch Fenster zeigt
;die Krone bildet eine Kugel,
vondrei sich schneidendenKreisen umgeben,
von derendlich
dievergoldete Spitze sich erhebt.
Fenster, zum Oeffnen eingerichtet,
wieimSchiffdach,
und inderselben Höhe
,sind
rund umden«
geraden Theil
derKuppel herumgeführt,«übe"r diesen gehen Füllungen bis zur Gallerie hinauf, weche rings
herum ein verziertes Geländer hat.
»Diese Dome sind
diegrößten, welche jemals ausgeführt
wordensind
;umihre Größe zu wür- digen,s vergleicht
mansie
ambesten mit
denen vonderPeterskirche
inRom
undSt. Paulskirche
inLondon.
Die Kuppeln
desAussiellungsgebäudeshaben
160«äußern Durchmesser, dagegen der Petersdom 1571X2' und St. Pauls
nur112«. Indessen erreichen
dieerstgenannten nicht
dieabsolute Höhe der erwähnten Kirchen- kuppeln,
dasie
nur260« über
denFußboden sich erheben, während
dasKreuz aus
derPeterskirche 434«
und
die höchsteSpitze
vonSt. Pauls 340« über
demErdboden ist.
"
11. Die Baugeriiste der Kuppeln.
Die Gerüste zur Errichtung
derKuppeln sind gewiß die großartigsten in ihren Dimensionen, die jemals gebaut wurden. Es sind buchstäblich Wälder
vonHolz,
diefast
dasganze Innere
derWölbungen elUsfÜllendurch Kreuze und Querstangen
injeder möglichen Richtung verbunden, so daß sie Festigkeit genug besitzen-
Umdas ganze Gewicht
dereisernen Kuppeln tragen zu können,
vondenen jede einzelne 120 Tonnen Mgls wiegt,
d. i.einGewicht
von 2400Centnern engl.
Das Gerüst hat
imGanzen
8Etagen,
diedurch starke Horizontal-Balken-Lagen abgegrenzt sind·
.Der iimerste Theil ist
einQuadrat
von24« Seite, welches sich bis zu einer Höhe
von200« erhebt An basselbe ist jede Etage durch Kreuzbäume
inoertikaler Richtung angeschlossen. Vom Mitteltheil
ausführt in strahlenfökmiger Richtung
einGerüst in jedes Dreieck
derKuppel, welchem
esanGestalt ähnelt, jedoch ist
esetwas kleiner— Diese strahlenförmigen Ausläufer
desGerüstes haben vertikale Verbindungen, unab- hängig
vomHauptgerüst, während sie bei jeder Etage horizontale Kreuzverbindung mit
demMittelgexüst
undunter
einander haben.
Il-76
Die zum Gerüst verwendeten Haupt-Höher sind 14«
und12«
mitquadratischem Querschnitt, während die Verbindungsstückedurchschnittlich 12« hoch
und6« stark sind. Die Arbeit
wurdekonstruirt und ausgeführt durch Herrn Elemente, den Werkführer des Unternehmers,
undwird
als einMeisterstück
vonGerüstarbeitgerühmt;
esist
vonimmenser Tragkraft und doch so geschickt konstruirt, daß sehr wenig Holz dabei verschnittenist
unddaß,
wenn eswieder zerlegt wird, jedes
derHölzer (eiue Quantität
von40,672 CF.
ineinemDom) so gutes Baumaterial abgiebt, als
wenn eseben
vomHolzplatz geholt worden wäre.
Die Ausführung
derGerüste beanspruchte
eineZeit
von 8Wochen-
UndWäre nicht jeder Balken durch
dieDampfwinde aufgezogen worden, so würde wenigstens
diedoppelte Zeit und doppelte Kostendarauf gegangen fein.
l2. Die Annexe.
Nachdem so
dieverschiedenenTheile
derpermanenten Gebäude durchwandert sind, kommen wir zu den temporären Gebäuden
oderzu
densogenannten Anneren.
Die Jdee, besondere Gebäude für Maschinerie aufzuführen,ii) wird
einegroße Verbesserung
der1851er Ausstellung sein,
inwelcher Alles
untereinem Dache
war; dennobgleich
dasArrangement
vor-trefflich
unddie Ventilation
desalten Gebäudes sehr gut war, so
wardoch
dervonMaschinen unzertrennliche Oelgeruch nicht ganz zu vermeiden,
undtraf ost diejenigen
amempfindlichsten, Welche Sachen inspicirten, welche solche Beigabe gern vermissen lassen.
.
Der westliche Anner ist 975« lang
;in einer Länge
von720' ist seine Breite 200«,
dieübrigen 255« haben
nur eineBreite
von150«. Die Ostseite wird durch
diehintere Mauer der West-Arkaden jener oben erwähnten Gärten geschlossen,
unddieWestseite, welche
an dieStraße stößt, zeigt
eineglatte Wand
vonLatten
undAnwurf. Zwei geneigte Dachflächen, welche durch leichte hölzerne Rippen getragen werden, sind mit gewöhnlichenSchuppendächern gedeckt. Diese Rippen
von 50«Spannweite stehen
inEnt- fernungen
von15«
voneinander,
undähneln
inder Construktion
dengroßen Schiffsrippenz sie sind eben- falls
ausBohlen zusammengenagelt, aber natürlich viel leichter. Die Curve derselben beginnt
inderHöhe
von10« über
demFußboden;
dieäußere Erscheinung derselben ist beinahe die Hälfte
voneinem regulären Polygon
von50« innerem Durchmesser. Die Rippen bestehen
aus 3Planken
von9« Breite,
deren mitt-lere 11X4« dick ist, während die beiden äußern
nur3X4« haben. Die Hauptbalken
desDaches,
auszwei 3J4zölligen Planken bestehend,erheben sich
von denStützen
ineiner Höhe
von28« über
demFußboden bis zur Dachfirst, welche noch 5« über
derKrone des Rippenbogens liegt. Die
vertikalenStützen sind mit
demFuß
inQueerbalken (sleepei-) eingelassen,
undbestehn
aus11J4zölligen Bohlen,
mit3J4zölligen auf beiden Seiten. Jn
derMitte jeder Seite ist eine Verstärkungsrippe
von4«s3« ausgenagelt,
umdas Biegen zu verhindern· Der Hauptsparren
unddieStütze sind mit der Rippe durch radial laufende Ver- bindungsstücke
von11X4« Planken vereinigt, welche bis
unter dieEurve hinreichen
undhier als Ornament eine gefchärfteLanzenspitzezeigen. Auf diese Weise sind
nurBohlen
undDielen zu
demganzen Bau
ver- wendet.Die Hälfte
desDachesist
mitBrettern
undDachstlz bedeckt, die
andereHälfte
andemFirst hat ein verglaftes Oberlicht,
mitLucken zur Ventilation versehen. Jede Rippe hat
wieerwähnt 50« Spannung, so daß
imHaupttheil
desAnneres
4Rippen neben einander stehen,
indemschmälerndagegen
nur 3.Der westliche Anner
wird derAussiellung
vonMaschinen
inBewegung gewidmet, zu welchem Zwecke
manDampf-
undWasserröhren,sowie Getriebe hindurch führt. Er bekommt
einengedielten Fuß- boden, doch find natürlich die schweren Maschinen auf festen Grund gebettet
,unabhängig
vomFußboden,
dernurzur Passage bestimmt ist. Man tritt
vomNordende
deswestlichenTransepts ein,
von wo dieAufeinanderfolge
derRippen
eineschöne Perspeetive ergiebt,
undneben Leichtigkeit
dersJlliassen große Eleganz zeigt.
Die
vondiesem Anner bedeckte Fläche beträgt 184,000 Qu.-F.
oderungefähr41j2 Acker engl.;
erbildet eine vollständigeAusstellung seiner Art
undwird
diegenialsten Erfindungen
derMechanik unseres eisernen Zeitalters enthalten. Man
wirdhier gewichtige Marine-Maschinen
inverkleinertem Maßstabe aufstellen, welche doch groß genug sind,
dasGetriebe für verschiedeneArbeits-Maschinen
inwirklicher Größe
inBe- wegung zu setzen, welche
dieverschiedenstenManufaetur-Zweige darstellen
und vertreten.Auch
werden diemannigfaltigen Anwendungen
derWasserkraft zu Motoren hier anschaulich gemacht
werden und werdendazu
ausEuropa
undAmerika Modelle
undMaschinen aller Arten eintreffen.
Das Gebäude selbst wird seines Inhalts würdig den Triumph
derConstruktion bilden,
wasEr-
findung, Oekonomie
undEinfachheit anbetrifft;
esbedarf keines Gerüstes künstlicher Zimmerung
;jede Person
vongesundem Menschenverstande,
dieeinenNagel eintreiben kann, ist fähig
,diese Rippen zusammen zu
setzen,
dienichts enthalten als gefägte Planken
undNägel. Jede Rippe wurde in horizontaler Lage über
eine Zeichnung natürlicher Größe ausgeführt
undnach
derVollendung durch einen Krahn gehoben
;um dasSchwanken derselbean vermeiden,s
demsie wegen ihrer äußerst geringen Dicke leicht unterworfen
ge-is) Diese Jdee ist nicht
neu,odervondenEngländern erfunden,
wieesnach diesem
Artikelscheint« sondern schon
vondenFranzosen
beidergroßen Pariser Aussiellung angewandt
worden.An111.d.Uebersetzers.
77
wesen wäre,hat
manGerüstbäume quer übergebunden,
dienach dem Aufrichten
dasGerüst zur Vollendung-.
des Daches dienten.
, -Das Regenwasser
desDaches wird bei jeder dritten Rippe durch Rinnen, ebenso
wiein
den-Haupt-Gebäuden, in die unterirdischen Drains abgeleitet.
Der östliche Anner ist genau
demwestlichen in der Construktion nachgebildet, doch hat
ereinen großm- VffenenHof in
derMitte,
von350«
und100« Seite, daher ist
diebedeckte Fläche
nur96,000 Qua- drat-Fuß; die Totallänge
desAnneres beträgt 775«. Der Eintritt
indenselben geschieht
vomöstlichen Transepie durch
einenbedeckten Communikationsweg
oderTunnel
unterder Säulenhalle
desviel genannten Gartens. Dieser Anner ist für landwirthschaftliche Maschinen
undGeräthe bestimmt, auch sollen noch
an-dere schwere Maschinen
dortaufgestellt werden, welche keine bewegende Kraft erfordern,
umihre Leistungen zu verdeutlichen.
Große metallurgische, mineralogische
undgeologische Sehenswürdigkeiten
werdenauch hier placitt werden,
undsind außerdem noch 30,000 Quadrat-Fuß Raum
an derNordfeite sehr vernünftigerWeise für Restaurationen dritter Klasse abgegrenzt worden.
13. Das Abstecken der Baulichkeiten.
Das Abstecken
desBaugrundes wurde
am 9.März
1861durch drei
voneinander unabhängige Partheien,
vonjeder besonders, vorgenommen,
vonHerrn Marshall für
dieUnternehmer
undvon denHerren Wakeford
undSergeant Harkin, königl.Jngenieuren, die statt
derCommifsäresungirten.
Man schritt mit großer Vorsicht zu
denVermessungen,
umauch nicht durch
denkleinstenFehler
denBau während
derArbeit zu stören
undnamentlich beim Einsetzen
derTräger keine Schwierigkeiten zu haben. Bei allen dreien
war diegrößte gefundene Abweichung
nur3-8«, welche natürlich nicht
inBetracht kommen kann. Ein Blick durch einen
derFlügel zeigt auchswie
eraet dasWerk geführt wurde,
dana-mentlich
dieSäulenreihen,
manmag sie
inLängsreihen
oderdiagonal
zumGebäude prüfen, vollständig
eorrecteLinien zeigen.
Die Bermessungen nahmen ungefähr
14Tage
inAnspruch, so daß das Gebäude erst zu Anfang April
1861wirklich begonnen wurde, seit welcher Zeit
esstetige, aber schnelle Fortschritte gemacht hat.
14. Materialien.
Um eine gute Uebersicbt oder doch wenigstens eine Jdee
vonder Größe des Gebäudes zu geben, dürfte
esinteressiren,
dieQuantitäten
derverbrauchten Materialien anzuführen.
«Es sind
allein7,000,000 Ziegeln verbraucht worden, geliefert
von denHerren Smeed
inSitting- bourne. Beinahe alles Gußeisen kam
ansdenstavely-Iron-l-’Vorks
inDerbyshirez die Quantität desselben beträgt 4000 Tons (oder 80,000 Centner),
undist seine Qualität vorzüglich,
dabei
derProbe
mitderhydraulischen Presse
nur 4Träger
von dergesammten Masse brachen.
Es befinden sich dabei mehr als 820 Säulen
von 25'Höhe,
eineLänge
von4engl. Meilen,
und wenndie 1266 Träger
aneinander gelegt würden, so würden sie eine Länge
von 6engl. Meilen erreichen.
Das Schmiedeeisen ist hauptsächlich
aus derFabrik
derThames-Iron-Company,
denErbauern
des -Panzerschiffs Warrior. Diese Firma hat
dieLieferung
desgesammten Eisens für die Kuppe"ln, sowie
diebugförmigenRippen übernommen,ebenso für
die50füßigenDächer nebst den Gitterträgern,welchedieselben halten; die Totalsumme
derEisenmasse
indiesen Theilen beträgt
1200Tons.
Das Holzwerk ist zum Theil
indenWerkstätten
derHerren Lueas zu Lowestofft, zum Theil
von demHerrn Kelk
inPimlieo ausgeführt worden;
dieersteren machten
alleFensterrahmen
undKreuze
re.auf dazu eonstruirten Maschinen,
derletztere dagegen verfertigte
dieschweren Rippen
desSchiffs
undder Transepte. Ueber 1,300,000 Quadrat-Fuß Fußboden
wirdgelegt werden.
.
Zur Bedatbung
derGebäude sind 486,386 Quadrat-Fuß Filz verbraucht
worden; undzn
denFen- stern-incl. Oberlichtern und Glasdächern 553,000 Quadrat-Fuß Glas in» einem Gewichte
von247 Tons (4940 Centnern,) welche
eineFläche
von12374 Ackern engl. bedecken
wurden(1 Acker=4840 Quadrat-
Yatds oder 43,560 Qaadrat-Fuß).
-Die gesammten Werkzeichnungensind
vonHerrn Mason entworfen worden,
der alleDetails der Consiruktion
indieHände bekam, sowie
dieUnternehmer
denBau ubernahmenz derselbe, welcher Unter Sik Charles Barry beim Bau
derParlaments-Häuser eine gleiche Stellung einnahm
undsonst noch in be- deutenden Bau-Unternehmungen sungirt hat-,
Ehe
dieBeschreibungschließt ist Noch
eineBemerkung gnzllknüpfetl, Welche
dieAusführung dieses Riesenbaues betrifft. Ein solches Gebäude
von nurannäherndenDimensionen ist gewiß noch
niefür einen so niedrigen Preis
derMiethe
von200,000 Pfd.
St. odereinen Kaufpreis
von430,000 Pfd. St. herge-
stellt worden. Es kostet
derEthik-Fuß
nur 2Pcnce Ungefähr 20 Pfennige preuß-)- während
eingutes
Wohnhaus per Cubik-Fuß·
inLondon oder Umgegend zu 1 Sh. 4 D. (13 Sgr.
3Pf.) gerechnet wird, Die
Parlamentsgebäude kosten sogar
3Sh.
.——.-1Thlr per Cubik-Fuß,
undgewöhnlicheöffentliche Gebäude
78
werden zu 9 Penee bis
1Shilling (7 Sgr.
6Pf. bis 10 Sgr.) geschätzt. Wo so
dieOekonomie verge- Waltet hat- ist
esnurbillig-
einenmäßigenMaßstab anzulegen, namentlich
wasSchönheit
derArchitektur und der Decoratiouen anbetrifftz das Gebäude kann entschieden nur, seinem nützlichen Zweckeentsprechend,
beurtheilt
werden. - .Es wird deshalb einen Vorzug haben
vor denbisher gebauten Jndustrie-Palästeu;
eswird dasAuge
desBesuchers
nurwenig
vondem eigentlichen Zweck des Gebäudes,
Von denAusstellungsgech- ständen, ablocken.
schlittemEisenbahm
Mit unseren Begriffen
vonEisenbahnen ist
derGedanke
anrollende Räder fast unlöslich
ver-bunden. Nach Mittheilungen
desfranz. Journals ,,Cosmos« indessen scheint der Zeitpunkt nicht fern,
wo manstatt auf Rädern, auf Schlittenkufen
oderSchlittschuhen aus
denEisenbahnen dahin fahren
wird.Ein Mechaniker der alten Schule dürfte freilich bedenklich
denKopf schütteln und
von denungeheuren Wider- ständen
dergleitenden, gegenüber
denen derrollenden Reibung sprechen, indessen scheint
dieSache wirklich schon über das Stadium
desersten Versuchs hinausgekommen zu sein
undsoll jetzt
inausgedehntem Maß- stabe geprüft
werden.«
Vor wenigen Wochen fand
eineBesichtigung dieser neumodischen Eisenbahn durch
denKaiser Na- poleon, dessen Gemahlin
undzahlreiches Gefolge statt. Der geschickte Mechaniker Herr Girard hatte zu Jonchere bei Bougival zwei Versuchs-Eisenbahnen, die eine horizontal
von ca.125 Fuß-
dieandere, mit einer Steigung
ron 1:20,
von ca.160 Fuß Länge nach feiner
neuenMethode hergestellt. Auf
derhori- zontalen Bahn laufen die Wagen mit
einerGeschwindigkeit
von 12Kilometer (ca.
2Meilen) per Stunde,
wennsie einfach mit
derHand einen Anstoß empfangen; die geneigte Bahn aufwärts werdensie durch eine Art Turbine
mit derdoppelten Geschwindigkeitfortbewegt.
Natürlich
werdendiese kurzen Strecken in wenigen Sekunden durchlaufen. Trotzdem
vertrautesich
derKaiser
unddasGefolge
denWaggons an,
undIt«wurde
dieProbefahrt auf
dasBeste vollendet. Das System Girard verbannt
dieRäder vollständig
undersetzt sie durch
eineArt Schlittenkufen, die auf
denSchienen hingleiten. So sonderbar dies klingt, so leicht ist
esdadurch zu erreichen, daß
manzwischen Schienen und Schlittenkufen eine dünne Schicht Wasser bringt, die durch
eineenge Röhre auf die Schienen fließt. Das Wasserreservoir ist auf
demWaggon.angebracht.
DieReibung ist hierdurch auf
einMi- nimum herabgebracht,
und dieSchlittenkufen gleiten auf
dasLeichteste
überdieSchienen fort. Sobald indessen
derHahn des Wasserrohresgeschlossen wird, erhält die Reibung zwischenEisen und Eisen oder Eisen
undHolz ihre ganze Bedeutung zurück,
undderZug kommt sehr rasch, indessen ohne
denmindesten Stoß zum Stehen.
Eine
vomKaiser ernannte Eommission,
aus demOberst Fav6,
demAkademiker Delaunay
undProfessor Lissajous bestehend, wohnte
denExperimenten bei,
undbeschloß
unter demVorsitze
desKaisers, daß daß Experiment so bald als möglich
imGroßen wiederholt
werdensolle. Jn einigen Monaten wird
man vom Plage de laOoncorde
nach
demBoulogner Wäldcheu auf dieser Art Eisenbahn-Schlitten
fahren können.
H.s-Eine telegraphische satte-e in London.
Jn welcher Art
man esin England Versteht, das Interesse
derhöherenKlassen
derGesellschaft für große Unternehmungen zu wecken, zeigte sich recht deutlich bei
einerVersammlung,
dieneuerdings
inLondon zu
demZwecke veranstaltet.wurde,
dasschon einmal gescheiterteProjekt
einerdirekten telegraphischen Verbindung
vonEngland
undNordamerika
wiederauf das Tapet zu bringen.
DieVerwickelungendurch die Trent-Affaire
imvergangenen Jahre zeigten deutlich, wie wichtig diese telegraphische Vereinigung
derbeiden Continente
indenmannigfaltigsten Beziehungen wäre. Die nordamerikanischeRegierung beauftragte Herrn Cyrus Field,
derschon
dasfrühere Unternehmen wesentlich geförderthatte, nach England zu gehen,
um
ihre Bereitwilligkeit zu erklären,
dieHälfte
derZinsen des für dies Unternehmen nöthigenCapitals zu
garantiren. Derselbe fand bis jetzt bei
derenglischenRegierung noch nicht
dasgewünschte Entgegenkommen,
desto mehr aber bei
demenglischen Publikum. Hauptsächlichwohl zur Feier seiner Anwesenheit veranstaltete
Herr Samuel Gurney,
einreicher englischer Privatmann,
derebenfalls bei
derfrüheren transatlantischen
Telegraphen-Gesellschaft betheiligt war,
inseinem Hause im Hydepark
einglänzendestelegraphisches Fest,
zu dem 200 Personen
ausden höchsten Ständen eingeladen
waren.Die englisch-continentale Telegraphen-
Gesellschaftstellte für diese Zeit
alleihre Linien zur Disposition
desHerrn Gurney. Die Apparate
warenauf einer großen Tafel
imSalon aufgestellt
nndwurden durch
diegeschicktesten Beamten
imDienste
derGesellschaft bedient. Man sah
dasErstaunen
und dieBewunderung sich auf
denZügen
dereingeladenen
Herren und Damen malen, als sie die Zeichen des Morseschen Apparates in deutlichen Zügen erscheinen
sahen, welche Botschasten
aus denentferntesten Hauptstädten Europas brachten. Der Graf Shaftesburh
79
frug in St. Petersburg, wie sich Se. Majestät
derKaiser befände. Vier Minuten nachher erfuhr er,-daß sich derselbe der besten Gesundheit erfreue. Nach
einander wurden danndie Verbindungen
mitMoskau, Kiew, Myslowitz, Wien, Triest
undVeran hergestellt, wodurch
man eineununterbrochene Linie
von1500 Meilen erhielt, durch welche
dieDepeschen
mitderselben Leichtigkeit eirculirten, als
wenn nur1Meike Leitung zu passiren gewesen wäre. Der sLord-Lieutenant
vonJrland, an
denmannach Dub·lin,
derLord Fitz-Gerald,
andenmannach Maynvokh
inJkland telegmphirte,
antworteten mitdenbestenWünschen für das Gelingen des transatlantischen Telegraphen Endlich empfing
man vonAlexandrien eine Depesche, welche die Abreise
desPrinzen
vonWales
ausCairo nach Ale.randrien
und von danach Jaffa meldete, sowie mittheilte, daß
derHerng
VVUSachsen-vaukg Nebst Gemahlin
mitdem Kriegsschiffe Odin
vonSuez nach Massauah aufgebrochen wäre, endlich, daß
diejapanischen Gesandten mit dem Schiff Himalaha Mich Marseille abgefahren weiten-
Wenn auch die Techniker an derartigen Erperimenten nichts wesentlich Neues finden werden, so hatte diese Gesellschaft doch
denErfolg, der hochgestelltenAristokratie Englands
denZweifel zu benehmen, den die öffentliche Meinung über
dieMöglichkeitgefaßt hatte, auf so langen Linien ohne Unterbrechung zu arbeiten Dies
warbekanntlich
derGrund, weshalb
man denPlan
desnordatlantischen Telegraphs über Island
undGrönland einige Zeit lang sehr stark ins Auge faßte,
umkürzere Stationen zu gewinnen.
Besonders fürchtete
manbei
derdirekten Linie
nursehr wenig Worte per Minute telegraphiren zu können,
dadieses ungeheure Kabel, gewissermaßen
wie eineLeidener Flasche, bei jedem telegraphischen Zeichen ge- laden wird,
undeinige Zeit vergehen muß, ehe
derStrom vollständig
ausdemLeitungsdrathe verschwunden ist, Auch hierüber, sowie über
denwirklichen Gebrauch
desaltenatlantifchen Kabels erfuhr
dieGesell- schaft interessante Aufschlüsse durch
eineUnterhaltung zwischen
denHerren Stuart Wortley, Cyrus Field, Varley
undCnussel, die
dieLeiter
desälteren Unternehmens gewesen
waren.Obgleich
man esbisher vielfach bezweifelt, so ist wirklich das alte atlantische Kabel
12Tage lang
inWirksamkeit gewesen,
undsind während
derZeit
"271Depeschen
oder2885 Worte damit
vonNewfoundland nach Jrland, und
129Depeschen oder
1474Worte
inumgekehrter Richtung befördert
worden.Mit
denunvollkommenen Instrumenten konnte
mandamals
4Worte
perMinute befördern, während
manjetzt auf
12Worte zu Xkommen hofft. Eine einzige Botschaft
derenglischen Regierung, wodurch dieselbe
dieEinschiffung zweier Regimenter, die
vonCanada nach
demempörten Indien segeln sollten, inhibirte, sparte
derenglischen Staatskasse damals 40,000 Pfd.
anTransportkosten.
Ob wohl bei
uns inDeutschland unsere Aristokratie
einesolche telegraphische Soiröe mit ihrer Patronage beehren würde?
Gewinnung eines rein schmeeltendenIlltiohots
ausdem Hafte reinsorgho und jungen Maispflanzen, nach L. Vilmorin
«
Der Saft,
derausdiesen Pflanzen ausgepreßt wird, enthält
6——15Procent Zucker
undliefert bei
derGährung
einebedeutende Menge Alkohol, der indessen, falls
mandie Pflanzen zur Gewinnung
desSaftes zerquetscht hat, leicht einen unangenehmen Pflanzengeschmack zeigt. Dies
vermeidet manindessen leicht, indem
man denSaft über
etwaIjzoo seines Gewichtes
anfrischen Eichenholzspähnen
umIsz
ein-kocht, absetzenläßt
undklar abzieht.«) Um
dann dieGährung hervorzurufen, muß
man etwa5 Procent rohen Saft zusetzen,
denmanvorher mit Bierhefe, Sauerteig
oderKunsthese
inGährung versetzt hat. Jst
dieOperation
einmal imGange, so kann
man dengeschiedenen Saft einfach mit
etwas von demgährenden Safte mischen
undso
dieGährung continuirlich erhalten.«)
Natürlich muß der geschiedeneSaft vorher auf mindestens 350 C. abgekühltsein. Die erhaltene, weingahre Maische ist so reinschmeekend, daß sie unmittelbar
wieCider getrunken
werdenkunn, doch ist
esdann besser,
etwasmehr rohen Saft anzuwenden. Bei
derDestillation erhält
man einenSpiritus
vonseht reinem, angenehmenGeschmack
Zur Mühenzuctter
-Fabrikation
Der rohe Saft der Rüben wird bekanntlich gewöhnlich mit NZ3——5 p. Mille Kalk durch Aufkochen geschieden, dann kknk abgezogen
unddurch Kohlensäure
derUeberschusz
desKalks zum gröpten Theile ge- fällt,
derRest endlich mit
demFarbftoffe
te.durch Knochenkohle entfernt. Bei dieser OpekItion haben
MIN-mehr zwei Franzosen,
dieHerren Possoz
undPerier
eineleichte Modifikation eingeführt, uber deren«Resul-
tate von denbeiden berühmten Gelehrten xPelouze
undDumas in der französischen Akademie sehr günstig berichtet
wurde.Man wendet
denKalk
unddieKohlensiiure
inmehrfacher Wiederholung an, scheidet
dass-) Die Spähne
wirkenaugenscheinlich
nurdurch ihren Gerbstoffgehalt
undkönnengewißdurchGalliipfel, Katechu1.e.
ersetzt
werden« -»
M)
Diefranzösischen Steuergesetze
erlaubendies,
undwird diese Methode
despartiellen Abziehens
dergährenden Flussigkeit
unddeserneutenZusatzes zuckerhaltigerLösungen vielfach angewendet.
«
80
erste Mal
nurmit einem geringen Ueberfchusse
vonKalk, läßt
danndie Kohlensäure einwirken, indessen so, daß noch Kalt zurückbleibt, scheidet dann aufs Neue mit wenig Kalk, saturirt wieder
u.s. f. Bei 2facher Wiederholung erhält
manohne Anwendung
vonKnochenkohle guten Rohzucker (bonne quatrisme), bei 3——4facher Wiederholung
undAnwendung
vonsehr wenig (2 Z) Knochenkohle
einensehr schönenSaftmelis,
derder Rafsinade wenig nachsteht. Auch der Rohrzucker läßt sich auf diese Art ohne Anwendung
vonBlut
undKnochenkohle vortrefflich rafsiniren.
Feuerung
entnommen unddurch Waschengereinigt.
der Akademie zur Approbation empfohlen.
Die nöthige Kohlensäure wird
aus denabziehenden Gasen
derDas Verfahren wurde
vonder Commissioneinstimmig
Anm..d. Red. Wie wir hören, sollen die Herren Possoz
undPerier mit einem continuirlich gehen- den, doppelten Scheidungs- und Saturationsapparate arbeiten, in dessen einer Hälfte die Scheidung
mitKalk, und in
derandern Hälfte
dieSaturation vorgenommen
wird."Verinisrl)tes.
lDarstellung
vonEssig
ausRunkelriilienJ
nachLeplay. Jn Frankreich
wirdbekanntlich
vielSpiritus
aus Runkelrübendargestellt,
indem man denausgepreßten
oderdurch Maeeration erhaltenen Saft
inGährung versetzt.
Um dieDarstellung
desSastes
zuersparen,
wendetmanauch wohl einfachRübenschnitzel
an,dieman inschon gegohrenen Rübensaft
oderSchlempe taucht,
wodann
derin denZellen enthaltene Zucker ebenso gut
diealkoholischeGährung durch- macht.
BeimEinbringen
indieBlase
wirddergebildete Alkohol
aus denZellen verdampft
undso
gewonnen.-Jn Deutschland ist dieseMethode wenig ·anwendbar,
da die Rüben zuwenig Zucker enthalten, und·
dieMaischraumsteuer
dasGährenlassen
verdünnterFlüssigkeitenpeeuniär unvortlzeilhaft macht. Keineswegs
abersteht sie
derdireetenGewinnung
vonEssig
imWege. Läßt
man diegegohrenen Rüben- schnitte nach
demAblauer
derumgebenden Flüssigkeit
in eineinHaufen zusammen liegen, so
entwickelnsie
untergleich- zeitiger starker Wärmebilduiig
einenscharfen Essiggeruch,
und beigenügendemLuftzutritt findet
man denganzendarinent-haltenen Alkohol
inEssigsäure umgewandelt. Läßt
mandieGährung
derSchnitze
inhohen Gefäßen
vorsich gehen, zieht
danndieFlüssigkeit ab, öffnet
unteneinige zum Luft- zutritt bestimmte Löcher,
undbedeckt dasGefäß
miteinemDeckel,
dereinAbzugsrohr für
dieentsauerstosfteLuft trägt,
dasnach Bedürfniß durch
einenSchieber geschlossen
werdenkann, so hat
man einerasche Orydation
desAlkohols
zuEssigsäure
unddasGefäß
bildeteinensehrwirksamenEssig-
idner.Die abgezogenealkoholhaltige Schlempe
kannman inähnlicherWeise,
wiedasEssiggut,
über dieSchnitte fließen lassen
undso ebenfalls
inEssig verwandeln, auch nöthigen- falls noch
etwasAlkohol zusetzen,
umEssigspritdarzustellen.
Die
indenSchnitten enthaltene Essigsäure
kannmandurch Dampf austreiben,
undso
beihinreichend langsamem Gang
derOperation
einesehr starke
undreineEssigsäure erhalten,
diezuallenchemischenPräparationen geeignet ist.
DerHelm
unddieKühlschlange müssen
dannabergut verzinnt, besser noch
aus reinemZinn gefertigt sein.
UmSpeiseessig
zugewinnen, genügt
es,diegebildete Essigsäure
ausdenSchnitten durch
reinesWasser auszuziehn. Besser nochist
es,hierbei
einensystematischenGang
derMaeerationeinzurichten.
sAcelimatisation
vonSeethieren.]
DieVersuche
derkünstlichen Fischzucht
inFrankreich haben
zu weiterenVersuchen
mit derAnlage
vonkünstlichen Austernbänken
anderKüste desatlantischen Oceans,
mit derVerpflanzung
derSchwämme
und EorallenderafrikanischenKüste, nach
derfranzösischen Küste
desMittelmeeres, endlich zur,Ansiedlung nordamerikanischer
Mol-st lusken, so
derMya
areuaria und Venus meroenariageführt,
dietheilweise
vonErfolg begleitetgewesen, theilweise noch
in derAusführungbegriffensind. Auch
dieSchildkröten
desindischen
Oeeanssoll
manin das Mittelmeer zuverpflanzen beabsichtigen.
elitteratuu
Theorie »undpraktische Anwendung»von Antlin in
derFarberei und Druckerei. Fur Eärberek
undDruckereibesitzer, Photogen-, Parafsin-
undGasfabrikan-
Redakteur-: ProfessorDr.so. Schwarz.
O
ten,
vonL·J. Krieg, technischem Chemiker. Zweite, durchaus vermehrte und·
bisaus
diejüngsteZeit nachge- tragene Aussage
Berlin 1862.Verlag
vonJ. Sprin-
ger.Octav.
204Seiten.
» Der
Einfluß
derWissenschaft auf
dasLebenhat sich
inneuererZeit wohl
in keinemFalle so eclatant erwiesen, als gerade
beimAnilin.DieserKörper,
dernoch
vorwe- nigenJahren
zudenSeltenheiten
indenLaboratorien
derwissenschaftlichen Ehemiker gehörte,
von dem1Pfd.
damalsals
einwissenschaftlicher Schatz betrachtet wurde,
wirdjetzt in Tausenden
vonEentnerndargestellt
undverarbeitet,
undist sein Preis trotz
dermassenhaften Verwendung, welcher nicht
immergenügt
werdenkann, vielleicht auf 1J20
desstü- heren gefallen.
DieGasanstalten,
diesonst
kaumihren Theer
loswerden konntenundihn daher sogar
zurFeuerung
ver- wendeten,finden
überallbereiteAbnehmer,
allealtenBe-ständesind geräumt,
derPreis
desTheets ist erheblich
ge-stiegen, dieQualität desselben
wirdängstlich geprüft,
indem esvonWichtigkeit ist,
obderselbe 11X2
odervielleicht 21x2 Procent Benin erhält,
aus demmanerst Nitrobenzol
und dannAnilindarstellt.
Alletechnischen
undwissenschaftlichen Journale
wimmeln vonneuenMethoden,
die Anilin- und verwandten Farbendarzustellen,
dieToilette derDamenstrahlt
von den wunderbarenAnilinsarben,
derPreis analoger Farbstossesinkt, kurz
esist
inzahlreichen Branchen
derGe- werbethätigkeit
eineeinflußreiche Umwälzung eingetreten.
Nur
selten ist
eseinemTechniker vergönnt, die früheren Forschungen
überAnilin kennenzulernenund dentäglich
neuauftauchenden Fortschritten
indieser Brauche nachzufolgen. Zur Abhülse dafür hat
derBer-sasser
desvorliegenden
Werkesalle diebisjetzt
bekanntgewordenen Forschungen
darüberineinemübersichtlichen
Bildeschon früher zusammengestellt,
undist
diejetzt
er-scheinende zweite Austage jedenfalls
einBeweis, daß sein Buch
eineinBedürfnisse entgegenkam.
Nurineiner
Beziehung,
imTitel, dürfen
wirnicht verhehlen, daß für Photogen-
undParafsinfabrikanten
das AnilinkeinunniittelbaresInteresse hat,
indemunseres Wis- sens, nach zahlreichen eigenenVersuchen,
aus demPhotogen,
Steinölic.&c.,kurz
allendenTheer-SUIFstaUzØU- die
beiniedriger Temperatur dargestellt
werden,keineSpur Benzin
unddeshalb auch
kein Anilin zuethaltfn ist. Ferner ist
esaugenscheinlichHerrn Krieg noch nicht bekannt
ge-wesen, daß
dieDarstellung
von Anilinvaus Phenylsäure
undAmmoniakwenig Aussicht auf» Reallfation hat,
in- demallerWahrscheinlichkeit nach
beideStoffe,
AnilinundPhenylsäure
ganz andernRadikalen angehören. Wenig-
ensivurde unseinePrivatmitthellung
voneineinfrüheren Assistenten
desberühmten Prof. A«»W.Hofinann
inLondon, daß dieser Gelehrte, auf dessen ftuheren Angaben
dieHoff-
nungberuht,
dasAnilinausderPhenylsäure
ingenügen-
derMenge darstellen
zukönnen,jetzt selbst
zu derAnsicht gekommen, daß
dashypothetische Phenylamid
mit demAnilin nichts gemein habe.
,
Abgesehen hiervonerweist sich
dasKrieg’scheBuch
als einesehr vollzählige,klbersichtlich geordnete »Mvnographie
überdasAnilinunddieAnilinfarben,
undist
alssolches unsern Lesern bestens
zuempfehlen.
II.s.Drucku.VerlagvonW. G.Korn in Breslau.