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Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen. Tl. 1

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Academic year: 2021

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(1)

Biblioteka U. M. K.

Toru ń

1283Í4

(2)
(3)

__

(4)
(5)

S Y M B * 0 h I K

U N D

M Y T H O L O G I E

D E R A L T E N V Ö L K E R

BESONDERS DER GRI ECHEN

E R S T E R T H E I L

MIT EINEM H EFTE VON ABBILDUNGEN UND MIT EINGEDRUCKTEN HOLZSCHNITTEN.

ZWEITE VÖLLIG UMGEARBEITETE AUSGABE.

L E IP Z IG

U N D

DARMSTADT B E I H E t E R U IM D L E S I I E ,

1 8 1 9 .

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(6)
(7)

F R I E D R I C H C R E U Z E R S

S Y M B O L I K

u n d

M Y T H O L O G IE .

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BI I T

E I N E M H E F T A B B I L D U N G E N

Z U M G A N Z E N W E R K

A U F S E C H S Z I G T A F E L N

U N D M I T

MEHREREN EINGEDRÜCKTEN HOLZSCHNITTEN.

LEIPZIG uivn DARMSTADT

B E I 1 1 E Y E R U N D L E S K E -

1 8 1 9 .

Z u r N a c h r i c h t .

D ie m ythologischen Abbildungen werden auch besonders ver~

k a u f t , das W e r k aber nicht ohne die Abbildungen.

*

(8)
(9)

S E I N E N T H E U R E N F R E U N D E N D E N H E R R E N

J O H A N N F R I E D R I C H A B E G G

GROSHERZOGUCH BADISCHEM KIRCHENRATH, DOCTOR DER THEOLOGIE UND PEARRER AN DER KIRCHE ZUM H. GEIST IN HEIDELBERG

C A R L D A U B

GEHEIMEM KIRCHENRATH. DOCTOR UND PROFESSOR DER THEOLOGIE DASELBST

J O H A N N F R I E D R I C H M I E G

KIRCHENRATH UND DOCTOR DER THEOLOGIE DASELBST

FRIEDR. HEINR. CHRIST. SCHWARZ

KIRCIIENRATH, DOCTOR UND PRÛFESSOK DER THEOLOGIE DASELBST

W I D M E T

D I E S E S H AN DBUCH A L T E R T H E O M Y T H I E N

A U S A U F R I C H T I G E R H O C H A C H T U N G

DER VERFASSER.

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(11)

V O R R E D E ZUR Z W E I T E N AUSGABE

D i e gegen mein E rw a rte n b a ld nothw endig ge­

w o rd en e E rn eu e ru n g dieses Buclis legte m ir neue V erpflichtungen auf. Ich hatte es zuerst h au p t­

sächlich in d e r Absicht geschrieben, um m einen Z u h ö r e r n , die m ir so viel Z u tra u e n geschenkt, einen m it den nöthigen Beweisstellen versehenen.

G ru n d rifs in die H a n d zu geben. U n te r der Ar­

b e it balle sich d e r Plan erw eitert, u n d besonders in den letztenT beilen w a re in ausführliches H a n d ­ b u c h daraus geworden. H ier w ar n u n Gleich­

stellung d e r einzelnen P a rtb ien dringende u n d von vielen Seiten w iederholte Forderung. I h r wollte ich, nach K räften, Genüge leisten. Dies Bestreben w ar eine schuldige E rw ied eru n g dessen, was ich seither a u f so erfreuliche W eise erfahren.

D e r Eifer m ein er Z u h ö re r batte sich verdoppelt;

a u f dem Gebiete dieser Forschungen w a r m ir die

Zustim m ung d e r w ü rd ig sten , gelehrtesten u n d

geistreichsten M än n e r begegnet, u n d u n te r denen,

welche Geistesbildung u n d Religiosität fü r unzer-

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tre n n lic h Iiallen, lialle m ir dies Bueli viel liehe u n d theure F re u n d e erworben.

Sie, die zum Uriheil Berufenen, mögen n u n en tscheiden, ob ich bei dieser U m arbeitung au ch geleistet h a b e , was zu leisten ich schuldig war.

W a s ich zu leisten gesucht, mufs ich n u n kürz­

lich sagen. H auptabsicht w a r, wie bem erkt, zu­

vörderst A usführung alles dessen, was bisher in ungen ü g en d en Umrissen n u r angedeulet worden.

Dies w ar natürlich nicht ohne nochmalige D u rch ­ sicht u n d neue P rüfung d e r wichtigsten Beweis­

stellen u n d Sätze möglich, die dieser Mythologie im Ganzen u n d Einzelnen zur G rundlage dienen.

H ie ra n ieih ete sich die Bearbeitung m e h rerer M ythenkreise, die v o rh e r, der Kürze wegen , ganz Übergangen w orden waren. F e rn e r durfte n u n die Uebeisieht der Indischen u n d Persischen Re­

ligionssysteme in einem Buche ni<ht m eh r feh­

le n , dessen Verfasser sich allenthalben a u f den O rient beruft.

W e m n u n diese b eiden letzten Capitel des ersten Bandes im Vergleich mit dem von Aegyp­

tens Religion zu kurz Vorkommen sollten , den bitte ich erstens zu b e d e n k e n , dafs beim Aegyp- tiseben Abschnitte llieils aus vernachlässigten oder u n g e d ru c k ten Schriftstellern , thetls aus einer neulich gew onnenen Fülle von D enkm älern aller A rt, vieles D unkele ins Licht zu setzen w a r; zwei­

tens, dafs ic h , weil Aegypten eine Hauptbrücke

ist, w o rü b er E uropa die religiöse C ullur d e r M or­

(13)

IX

g enländer überkom m en, a u f meinem W eg e von jeuem Lande ausgebe. J e fr e m d e r, ja seltsamer, ab er die Dinge s in d , die uns gerade beim ersten Ausgange dort, begegnen , desto nöthiger schien es m ir, dieses Aegyptische G ebiet zur Vorschule zu m achen, wo die orientalische Denkart gelernt wei'den mul's. Eigentlich halle ich noch aus­

füh rlich er seyn müssen. W e il ich aber dachte, manches D unkele w erde aus m einen Herodotei- schen A bhandlungen deutlich w e rd e n , so konnte ich in jenen Gi-euzen stehen bleiben.

E n d lic h , um zur Angabe m einer neuen Be­

m ühungen zurückzukehren, so w aren eine Menge u n g e n a u e r oder falscher A nführungen zu berich­

tigen. Einige hatte ich seihst verschuldet. Die

meisten hatte der unbeschreiblich fehlerhafte

D ru c k d e r ersten Ausgabe erzeugt. Bei dieser

Arbeit sind m ir n u n meine F r e u n d e , die H e rre n

Professoren K a y s e r u n d M o s e r , sehr beliülf-

1 ich gewesen. Hierbei rnufs ich zwei a n d e r n

F r e u n d e n meine schuldige Danksagung öffentlich

ab sla lte n , dem H e rrn Pro fessor M o n e fü r die

schätzbaren u n d b e leh ren d e n Beiträge, die er

m ir zum ersten Buche mitgetlieilt h a t, wo sie

u n te r seinem Namen abgedruckt w orden ; sodann

dem H e rrn Candidaten C h r i s t i a n F e l i x B ä h r ,

Mitglied unsers philologischen Seminars, d e r mir

n ich t n u r heim Redigiren m einer schriftlichen

Sam m lungen m it verständigem u n d gelehrtem

Fieifse u n e rm ü d e t h e ig esta n d en , so ndern auch

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die Correctur a u f das sorgfältigste verw altet hat.

l)a ein sehr einsichtsvoller Setzer, w elcher sich in seinen frü h e re n 'J a h re n a u f einer boh en S ch u le wissenschaftliche Kenntnisse sam m elte, diesmal das hei einem solchen W e rk e n ich t leichte Ge­

schält g e f ü h r t, so w i r d , hoffe i c h , von dieser Seite dem Leser nichts W esentliches zu w ünschen übrig bleiben.

Die V orrede zur ersten Ausgabe wollte ich erst ganz wegstreichen, da ich mich neulich in den Briefen ü b e r Horner an H erm an n ü b e r m eine mythologischen Grundsätze ausführlich erklärt habe. Indessen fügte ich mich d e r E rin n eru n g einiger F r e u n d e , die dasjenige daraus beibehalten w ü n sc h te n , woraus die Stellung ersichtlich sey, iü der ich mich gewissen G elehrten gegenüber b e fu n d e n , als ich eleu Anfang d e r ersten Arbeit h ervortrelen liefs.

W as diese nicht Jionntcn, auch w ohl eben n ich t wollten — mich b e l e h r e n , das haben seitdem Görres', Sehelling, Silvestre de Sacy, von H a m m er, M ü n te r , Sickler, O uwaroff, H e r­

m ann un d an d ere würdige G elehrte gewollt u n d

— u h bekenne es dankbar — in reichem Maafse vermocht. W e n n der letzte u n te r den gen an n ten noch im m er im Streite mit m ir b e h a r rt *), so

*) Ueber das W e s e n und die Behandlung der Mytho­

logie. Lin B r i e f an C re u ze r von G ottfried Hermann, Leipzig., hei Gerh, Fleischer. 1819*

(15)

XI

k ann ich den E h re n w e rth e n d a ru m nicht weniger ehren. V ielm ehr w ird dieser G egner m ir im m er ach tb arer u n d lieber, je länger er mir eutgegen- steht. D enn a u f diesem Felde th u t Krieg uncl Streit vor a n d e rn N oth, w enn er n u r mit so ehr- li( lien W affen un d so 'richtig geführt w i r d , wie H e rm a n n zu th u n gew ohnt ist; u n d , wie die Sachen steh en , dürfte selbst ein geschickter u n d geistreicher V e rm ittle r, d e r n eulich zwischen uns aufgetreten *), n ich t mit ganz befriedigendem Erfolg arbeiten. Aber daru m arbeitet e r nicht vergeblich. Am wenigsten w erde ich ihm diese grofsherzige u n d milcle G esinnung m it U n d an k lohnen. Im G egenlheil, ich bezeuge ihm h ie r öffentlich , dafs m ir , seitdem ich mich m it dieser Wissenschaft beschäftige, n ic h t leicht etwas er­

freulicher gew esen, als die Aufmerksamkeit, wo­

m it sein erleuchteter Geist meine Id e e n aufge­

nommen. Meinen Hauptsatz aber halte ich in seiner ganzen A usdehnung gegen den M a n n , zu dem der V erm ittler a u ch gesprochen, fest. Es ist die G ru n d le h re von ein er anfänglichen re in en Erkenntnifs u n d V e reh ru n g Eines Gottes , zu w elcher Religion sich alle nachlierigen wie die

*) v. Ouw arofF über das V o r -H o m e r is c h e Zeitalter.

E in Anhang zu den Briefen über H om er und Hcsiod vo n G ottfried Hermann und Fried rich C reuzer. — St. P e t e r s b u r g , gedruckt bei der Kaiserlichen A ka­

demie der W issenschaften. 1819.

(16)

gebrochenen u n d verblafsten Lichtstrahlen zu dem vollen Lichtquell der Sonne vei'halten. Diese Ueberzeugung ist in m ir d u rc h diese neue Arbeit im m er fester geworden. Sie mufste mich dah er auch diesmal a u f meinem W eg e leiten. Da konnte, da durfte ich n u n nicht fragen, w elchen Namen u n d W erth diesesYerfabrenanjeztim literarischen V erkehre hat. Ich mufste a u f die Sache sehen.

U nkundige red en da gleich von Synkretismus.

Um sie soll man sich ü b e rh a u p t nicht beküm m ern, u n d ich hätte d a h er auch eine A nm erkung (p.^85.

not. i53.) füglich ausstreichen können. Einsich­

tige wissen, dafs jenes beständige Hinblicken zu d e r bemerkten Einen Religionsquelle ganz u n d gar n ic h t im W id e rsp ru c h e steht m it dem beding­

testen Forschen im Einzelnen. Sie wissen, dafs m an deswegen doch einem jeden Volke sein Recht w iderfahren lassen, und es a u f seiner na tü rlich en Stelle auffassen u n d zeichnen kann. U nd dies s o l l geschehen. D er Mytholog soll nach eines jeglichen Landes u n d Volkes Art ileifsig forschen.

Berg u n d Tlial, Flufs u n d W a l d , wie Stamm u n d Sinnesart, Sprache, Sitte, Gesetz u n d Sage — sind die E lem en te, w orin ihm die ächten mythologi­

schen Anschauungen aufgehen. Jeglicher Mythus wi 11 a u f seinem G r u n d u n d B oden, von der

w urzel seines natü rlich en Lebens an bis in den

Kelch seiner B lüthen, verfolgt u n d durchspähet

s e y u , soll er anders in seinem eigenen Bestand

u n d W esen — u n d das ist des Mythologcn Amt —

(17)

xrif

wiedergegeben werden. — Aber dabei w ird es dem w a h re n Verständnifs doch in d e r T h a t m ehr förderlich als h inderlich seyn , w enn Du n u n , n ach V o llen d u n g je n e r N aturbeschreibung eines örtlichen Bildes u n d M ythus, das Gleiche oder Aelinliche h in z u th u s t, das in a n d ern Landen u n d u n te r einem a n d ern Himmel gewachsen.

Das isl’s , was ich diesmal m it e rn eu tem Fleifse zu th u n versucht. W as jedes Symbol u n d jed er Mythus zuerst örtlich u n d volksthiimlicli, wie sie einzeln u n d abgesondert b a ld h ie r bald da Vor­

k o m m en, sagen u n d bedeuten w ollen, habe ich möglichst zu zeigen gesucht. D arum kann ih r be­

stimmtester Sinn niemalszweifelhaft bleiben. Aber eben weil die H auptsym bole u n d die grofsen Al­

legorien, w orin die G rü n d u n g des agrarischen Gesetzes, die Rettung vom wilden H irlen leb en u n d die Heilsordnung fü r die V ölker niedergelegt w ord en — weil diese eine einzige gemeinsame Quelle v e rra lh e n , eben darum mufste bei jedem agrarischen O rts- u n d Volksmythus d e r erste Ur­

sprung angegeben w e rd e n , woraus er entsprin­

g e n d , re in e r u n d allgemeiner am A nfan g , im V erlaufe d e r Zeit u n d m it d en W a n d e ru n g e n d e r Völker im m er u n d im m er örtlicher tin d be­

schränkter geworden.

N un bin ich weit entfernt von der Anmafsung,

zu g la u b en , dafs m ir dieses Forschungsgeschäft

im m er u n d in gleichem Maafse gelungen. Dafs

es m ein redliches Bestreben w a r, das religiöse

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Leben der allen Völker zu sehen u n d zu zeigen, b in ich m ir b ew u fst; u n d darum rechne ich bei kundigen u n d eben deswegen billigen Lesern a u f Nachsicht in d em jenigen, worin ich auch dies­

mal gefehlt.

D er zweite, gleich diesem ersten ganz um- gearbeitete Band dieses W erkes wird in d e r Mi­

chaelismesse dieses Jahres erscheinen. Von dem dritten u n d vierten Bande, welche auch d e r er­

sten Anlage nach völlige Ausführungen enthalten u n d d a h e r weniger verän d ert werden , dürfte die neue Ausgabe noch etwas länger ausbleiben.

Mit diesem ersten Bande wird ein eigenes Heft b ildlicher D arstellungen, tbeils in Kupferstich, iheils in S te in d ru ck , mit beigefügten Angaben u n d E rk lä ru n g e n , ausgegeben.

H eidelberg den 10. Juni 1819.

F r. Cr e u ze r.

(19)

A U S D E R

V O RR E D E ZUR ERSTEN AUSGABE.

D e r allgemeine T h e i l , w elcher die in n e re » Bil- dungsgeselze des symbolischen u n d mythischen Ausdrucks b e t r a c h t e t , mufste verhältnifsmäfsig eine gröfsere A usdehnung e rh a lten , weil hieraus die G rundsätze zur Beurlheilung der besonderen Symbole u n d M y th en , so wie m ancher Erschei­

nungen in d e r alten K unst, hervorgehen müssen, u n d weil gerade h ie r noch so manches im D u n ­ kelen liegt. Im ersten Buche, oder in dem Theile, w elcher die T heorie des Symbols, des Mythus, d e r Allegorie u. s. w ., so wie allgemeine Betrach­

tu ngen ü b e r die verschiedenen F o rm e n , Aenlse- ru n g e n , Anstalten u n d Personen des Göttei dien- stes begreift, bin ich von dem Griechischen Alter­

th u m ausgegangen , nicht n u r deswegen-, weil der Griechische G ötterdienst den M ittelpunkt dieser U n tersuchungen b ild e t, so ndern auch in d e r U eberzeu g u n g , dal’s w ir gerade den Uebergang e in e r B ddungsperiode in die andere an der G rie­

chischen N a tio n , wegen d e r relativen Vollstän­

digkeit ih re r L ite r a tu r , am sichersten im Allge­

m einen zeigen können.

(20)

Im Betreff der G rundsalze, wonach die alte Mythologie beh an d elt wird , habe ich bei jedem M ythen kreise, so weit es die Kürze e rla u b te, die bedeutendsten Vorsteilungsarten, wie der Verfolg noch m ehr zeigen w ird , ein an d er gegenüber ge­

stellt. W o h in ich mich selbst neige, isi w eder im Allgemeinen, noch bei einzelnen L e h re n , jemals u n entschieden gelassen. U nd hiermit könnte ich die Leser sofort a u f das Buch selbst verweisen.

W e il aber eben je z t , in diesem Zwiespalt der M e in u n g e n , eine offene Erklärung dem Charakter des Lehrers un d Schriftstellers am angemessensten seyn möchte, dam it ein J e d e r gleich im voraus wisse, wessen er sich zu einem Mythologen zu ver­

sehen hab e, so will ich die G rundsätze, von d enen ich ausgegangen b in , kürzlich darlcgen.

Die Beurtheilung u n d B ehandlung aller Re- Jigionstbeorien ist nicht tre n n b a r von dem eigenen D enken ü b e r den W ert!) d e r Religionen über­

haupt. W as nun das meinige betrifft, so ist mir die Religion die beste, die den ethischen Charak­

te r am reinsten b e w a h rt, un d den Völkern das schärfste sittliche Maafs vorhält. I iamit glaube ich ab er kein es wog es , dafs die Moral den ganzen In ­ halt der Religion erschöpfe, weifs a u ch , dafs die edelsten Menschen u n d die merkwürdigsten Völ­

ker aller u n d n e u er Zeit in ihnen noch etwas

W eiteres gesucht und gefunden h a b en , höhere

Aufschlüsse ü b e r das Geheimnifs unseres Daseyns

un d u n serer Bestien mang, I n j edem Betracht lege

ich d a h e r dem Christenthum einen h o h e n , ja

u n te r allen bekannten Religionen den höchsten

W e r t h b e i, betrachte auch die religiöse C ultur

der (»liechen, in so fern sie a u f den M ysterien

b e r u h t e , als ziemlich gleichartig mit jenem , im

öffentlichen Cultus ab er als eine nothw endige

V orstufe zu demselben. In dieser Ueberzeugung

h alte ich das Verfahren D e r e r , die iu der Grie-

(21)

a V II

chisclxen u n d Römischen Mythologie die b edeut­

samsten Religionslebren u nd Philosopheme ent­

w eder durch Auslegung ihres wichtigsten Inhalts zu b e ia u b e n , oder geflissentlich in Schatten zu stellen u n d die Zeugen dafür a u f alle Weise verdächtig zu machen s u c h e n , fü r dui'chaus falsch u n d unkritisch.

W as also namentlich die Quellen der Grie­

chischen Mythologie betrifft, so ist der grofse W e r t h d e r elassischen D ic h te r, u n d besonders der ältesten, nicht zu verkennen. Da aber Ho- xnerus (was h i e r freilich nicht bewie-en w erd en kann) von manchem allen Cullus seiner Nation absichtlich keine Notiz genommen hat, so mufs d e r Maafsstab ganz unrichtig w e r d e n , w enn aus den Homerischen Gedichten entschieden wei’den soll, was alter Griechenglaube w a r, od er nicht war. Eine gehörige Aufmeiksamkeit a u f die H esiodeischen Poeme, au f die Hom eridischen H y m n e n , a u f P i n d a r u s , ja a u f die Hom erischen G edichte selbst, läfst den Kundigen schon nicht m e h r zweifelhaft, dals die Griechische Religion in m anchen ilu-er Zweige weit m ehr Bedeut­

samkeit halte, als die dem Schönen huldigenden D echter zu ih rer Absicht brauchen ken n ten . Pausanias bestätigt diesen Salz durch jedes Ca- pitel seiner Beschreibung alter G ö tterbilder un-d Götterverehrung.

Desto wichtiger wei’den die allen Historiker

u n d die Bruchstücke der Vexdornen , da diese

Classe von Schriftstellern von Allem K unde gi< bt,

was ihi’em Forschungsblicke m erkw ürdig schien,

u n d keine Rücksichten zu nehm en h a tte , die

dem D ichter Fesseln anleglen. Eben so beach-

tungswerlh sind die P hilosophen, nicht n u r die

W e r k e u n d Fragm ente d e r ä lte re n , sondern auch

d e r e r , d ie , seit d e r V e rb re itu n g des Chrislen-

t h u m s , dui’ch die reicheren Hülfsquellen der

(22)

L iteratur in den Stand gesetzt w a r e n , manches merkwürdige u n d vergessene Datum frü h e re r Re­

ligion ans Licht zu ziehen. Es ist nicht zu leug­

n e n , dafs sie, u n d dies gilt besonders von den Neuplatonikern , ernstlich d a ra u f ausgingen ; u n d w enn auch die Liehe zur Schule u n d polemische Absichten a u f ih r LJrtheil nicht selten Eintlufs g ew an n en , so setzen uns ihre Nachrichten , b e ­ sonders w enn sie, wie dies häufig geschieht, einen tüchtigen Zeugen aufser der Schule a n ­ fü h re n , oft einzig und allein in den Stand , den Schlüssel eines alten Glaubens u n d Mythus zu linden.

W i e jenes Tgnoriren wichtiger Hidfsquellen, w ohin ich auch die W erke alter Kunst rechne, zu r Einseitigkeit fü h rt, e b en so mufs ein z u slie n - ges Isoliren der Griechischen Mythologie unver­

meidlich den Blick beschränken. Dafs im G rie­

chischen Tempeldienste jeder fremde G ebrauch sofort wesentlich v erän d ert w a r d , habe ich in d e r Schrift selbst zum öfteren bem erkt, un d die Fortsetzung w ird dies noch deutlicher zeigen.

A ber damit soll man den Griechischen M ythen n ich t die W u rz e ln ab sc h n e id en , die bis in an­

dere L än d er fortlaufen. Die ältesten u n d glaub­

würdigsten Schriftsteller wissen von den fremden E inw irkungen viel zu erzählen. Ja es ist n u r e i n e Stimme d a r ü b e r , dafs die Religion der G riechen grofsenlheils aus der Frem de hei ein­

gekommen sey. Und die neuesten U ntersuchun­

gen, d i e l l e e r e n so glücklich ü b e r allen Völker­

verkehr angestelll hat, was geben sie fü r Resultate ? H aben jene Nationen der Vorwelt e in a n d e r n u r Elephanlerizähne zugeführt, u n d Gold u n d Skla­

v en ? N icht auch E rk en n tn isse, religiöse G e ­ b räuche u n d G ö tter? So wenig es also H e r d e r der E rklärung alter Denkmäler vorlheilhaft fand,

«w enn man die Völker, u n te r denen sie errichtet

(23)

XIX

w o rd e n , abgetreoul u n d gleichsam so isolirt be­

trachtet, als ob keine m ehr a u f der E rde gewesen w ä r e n ” , so wenig kann ich diese Erklärungsart d e r allen Mythologie vorlheilhaft finden.

Damil w ird keineswegs der herumschweifen- f, den 'W illkühr T h ü r und Th o r geöfFnet. Der alle Griechische Mythus ist für uns ein historisches F a c tu m , u n d als solches soll er a u f dem W ege historischer Forschung, durch grammatische Aus­

legung, aus den W u rz eln Griechischer Sprache u n d aus dem Sprachgebrauch, m it Einem W o r t aus schriftlichen und bildlichen D en k m alen , so W eitsieaufG riecbischem Gr und un d Boden ruhen, ausgeüaitteltund herausgebildet wei den, u n d man soll nicht in der F rem d e suchen w o llen , was h ie r als einheimisch zu finden u n d befriedigend zu erklären ist. Aber m an soll auch nicht die Augen verschliefsen, w enn glaubwürdige G rie­

chische F ü h r e r seihst a u f fremdes V aterland u n d

► fremden U rsprung einer Lehre hinweisen. Z u dieserSelhstverhlendung rechne ich es z B., w enn m a n das einhellige Zeugnifs der alten Völkerge- sehiehle, dafs ein Hauptzweig Griechischer Reli­

gion aus Oberasien nach E u ro p a verpflanzt w o r­

d e n , u n d die Zustim m ung aller übrigen Zeugen, aus Vorliebe zu einem einzigen Schriftsteller, der d a rü b e r schweigt, sofort für einen blinden W a h n erklärt. Gegen solche Ir rlh ü m e r kann schon der Fleifs gelehrter Forschung schützen. Gegen an­

dere schützt n u r je n e r höhere S in n , d e r die D enk­

art des Alterthums in ihren edelsten Aeufsernngea zu erfassen, u n d das religiöse Lehen der Völker

* zu verstehen u n d zu d euten weifs.

Nach diesen G rundsätzen ist vorliegendes H a n d b u ch bearbeitet. Sollten sie fü r mystisch ausgegeben w e rd e n , so will ich mich zu diesem Mys ticismus hierm it ölfeollirh bekannt haben.

Ganz a u f dieselbe Weise sind auch meine Unter-

(24)

suohungen ü b e r den Bapchischen M ythenkreis entworfen u n d zum Thjsil ausgefülut worden.

Letztere haben sich der öffentlichen Zustimmung einiger an erkannten Meister zu erfreuen gehabt.

Auch ist der ernsthafte Zweck u nd Inhalt m einer mythologischen Vpr!e ungen dem Ernste der Z u ­ h ö re r begegnet, u n d die gleichartige Stimmung h at meinen Vortrag nicht wenig gefördert. Unter so aufm u n tern d en E rinnerungen fühle ich nicht den geringsten Beruf, jezt wieder aufzunehmen, was ich sogleich fallen liels, als es zu meiner Kenntnifs k a m , od er die Klarheit meines Be- wufstseyns d a d u rc h zu tr ü b e n , dafs ich m ir die M ühe gälte, den dunkelen Bewegungsgründen eines ano n y m en Tadels nachzugehen. Es ist be­

lo h n e n d e r, das b elehrende Urtbeil der K en n er zu h ö re n , u n d das Z u tra u e n jun g er M än n e r zu a c h te n , d ie, u n b e k an n t mit fremdartigen Ab­

sichten, einem so wichtigen Gegenstände ein vor- urlheilfreies u n d angestrengtes Nachdenken w id­

m en Den Zusam m enhang un d Geist des alten G la u b en s, Dichtens u n d Bildens zu erforschen, u n d in den W erk en des Alterthums den religiösen M ittelpunkt, w orin sie sich vereinigen, nachzu- weisen, halte ich für einen Hauptzweck meines Lehrberufs u n d m einer übrigen wissenschaftlichen

Bestrebungen.

(25)

I N H A L T D E S E R S T E N T H E I LS.

E r s t e s B u c h .

A l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g d e s s y m b o l i s c h e n u n d m y t h i s c h e n K r e i s e s .

S eite E r s t e s C a p i t c l . Lehrbedürfnisso und Lehrart

der Y ot vveU. §. i — > ■ hicl. --- 3 Z w e i t e s C a p i t e l . Grammatische Grundlegung.

§ . 1 2 — c5 i n c l . --- *--- 31 D r i t t e s C a p i t e l . Ideen zu einer Physik des Sym­

bols und Mythus. §. 26 — 43. --- ^3 V i e r t e s C a p i t e l . V on den Arten und Stufen

der Sym bole und A llegorien. §. 44 — 53. 104 ( Hierzu eine Tafel S. l4i>.)

F ü n f t e s C a p i t e l . U eberblick der G laubens­

form en und der w esentlichen T heile des Cul- tus , besonders des polytheistischen. §. 54 _ 59... - ... — ...— ,5 ° (Einleitung §.5h p. 150. — Orte , die man zum Got­

tesdienst wühlte; Gebet; Sto; §. 55. p. 156.

Opfer, Feste, ldololatrie §.56. p. 17t f. — Prie­

ster , Scher §.57. p.179f. — Divination und Ora­

kelwesen §. 5S. p, 185 f. — Einzelne Orakel $. 59.

p .190.)

S e c h s t e s C a p i t c l . H istorische U ebersiclit der P erioden älterer und neuerer Sym bolik und

M ythologie. §. 6076. ... ... .. »96

(26)

Z w e i t e s B u c 1).

E i h n o g r a p l n s c h e B e t r a c h t u n g d e r G o t t h e i t e n u n d d e s G ö t t e r d i e n s t e s .

Seite E r s t e s C a p i t o l . V o n d e r R e l i g i o n des a l te n

A e g y p t e n s .

§• 1 . Quellen der Aegyptischen Symbolik und M y ­ thologie _____________________________ 240

§• 2 . Die Pricsterschaft ______________________ _ ¡¡¡i

§• 3. Andeutungen des Ursprungs und W e se n s der Ä gyptisc hen R e l i g i o n __________________ 254

§• 4. Isis und Osiris _________________ _ 2j({

§. 5. F o r t s e t z u n g _____________________ ny5

§. 6 . Hildliche Darstellungen der Volksgottheiten . . 307

§ 7. Serapis . ... 3 , 2 S 8. iVplion ... S)y g. .9. r.v p h o n - Antaus und Sem r Herakles _____ . 326

§. 10. Sem - Hercules in den M y th e n der N ac h b ar- länder ... 34t

§. H . Btisiris und S e m - H e r a k le s _______________ 352

§■ 12. Hermes . . ___ 3^3

§• 13. Die Lehre von der W e l t , von den Geistern und von der Seelen Nat ur und Schicksal 3 S9

§• O . Fortsetzung. ( Todtenbesialtung der Aegyptier

«■ S- w.) ... 4o4 i 15. Fortsetzung. (T o d ten g e ric h t u. ». w.) 424 g- Fortsetzung. ( Historische Anwendung des Gei-

sterreichs aut’ die Perio den der Aegypti- sc hen • Geschichte ____:____________ _ 431

§. 17. Cyclon der Aegyptier. ( J a h r e s c y c l u s , A p i s - , P hönix - Periode. — D e r Vogel Phönix.

Musik der Aegyptier besonders in religiöser Bestimmung.) ______________________ 435

§. 18. P h a m e n o p h i s - M e m n o n y die Memnonischen M u s e n ________________________________ 430

§. 1.9. T h i e r d i e n s t ___ ___________________ 475

20. F o r t s e t z u n g ______ 4^3

’ S* 21. Fortsetzung. ( S p h in x e u. s. w.) ... 493

(27)

xxm

Seite

§. 22. Von einigen andern Aegyptischen Symbolen.

( L o t u s , P a l m e , M e erzw ie b el, Persya , AegyptischesT au , Sistrum , abgestumpfter Kegel , W a sse r.) ____________________ 5US

§ .2 3 . Rückblick auf das Aegyptische G ö t t e r s y s t e m _517

Z w e i t e s C a p i t e l . Y o n d e n R e l i g i o n e n I n d ie n s .

§. 1 . Einleitung __ _______________ ______________ 533

§. 2 . Quellen , und zwar Griechische und Römische 542

§. 3. Indische Quellen ________________________ 5-14 ( Veda’s , P u ra n a ’s , M ahabhärata , G e ­ setzbuch des Menu , P h ilo s o p h ie , D r a ­ matische Poesie , Apolog.l

§. 4. Ucbersicht der Indischen Baudenkmale . . . . 562

$. 5. Von den verschiedenen Indischen Religions­

perioden __________________ 568

§. 6 . Betrachtung der Indischen R e lig io n s le h r e ___ 5S3

§. 7. Indische K o s m o g o n i e _________________ 5;i5

§. 8 . Fortsetzung ______ 601

m §. 9. E in Blick auf die Vielgötterei der Indier; S c h r i- R am a,S itaund Hanuman ; I n d is c h e r T h i e r - dienst; Verwandtschaft der Indischen und

Aegvptischen Religion _________ 604

§. 10. Krischna ( Kr i s h n o ) ______________________ 618

§. 1 1 . Indische Pneumatologie und Ethik ________ 625

§. 12. Fortsetzung. ( Einkleidung der M oral in Mil­

d e r n ; Charakter der Indischen Allegorie

und Kunst. ) 63S

D r i t t e s C a p i t e l . Y o n d e r M o d i s c h - P e r s i s c h e n R e lig i o n .

§. 1. Einleitung ____________________________ 650

& §, 2, Quellen. Ueberblick der Ileroensagen , der Religionsperioden und der Denkmale __ 652

§. 3. Medisehe und P ersisc he A rchitektu rm onu­

mente ________________________________ 685

§. 4. Anlässe und G rundlehren der Medisch - P e r ­ sischen Religion ________ 692

(28)

S eile

§. 5. H öhere Ansicht des M a g i e r s y s t e m s ____ 700

§. 6 . D äm o n o lo g ie, Kosmogonie und Eschatologie 702 7. E t h i k , Liturgie und religiöse Ansicht d t s L e­

bens _______ . . . . ___________________ 709

§. 8 . Charakte r der Symbolik und Mythik der alten P e r s e r _____________________________ 718

§. 9. M itra - Mithras ___________________________ 728

§. 1 0 . M ithras ... 7.38

$. 11. M ithrasm onum ente , Mithrasmysterien u. s. w. 747

§. 12. F o r t s e t z u n g ____________________________ 757

§. 13. M ithras P erses oder P e r se u s ____________ 709

§. 14. M ith ra s als Mittler ______________________ 795

(29)

I

S Y M B O L I K

u n d

M Y T H O L O G IE .

E R S T E R T H E I L .

I. t

(30)

Keines h a t sie m it m e h r B lut und T od gegen alle in d iv id u e lle B e sch rän k t­

h e it d u rc h g e se tz t, als jenes v o n ih rem eignen stetigen W a c h s th u m o h n e B esch rän k u n g in d e r sch ran k en lo sen Z« it. A uch die R eligion in i h r e r E n d lic h k e it nim m t an diesem W achsthum T h e il, sie selbst ist in d en K reis d e r S eelen w an d e ru n g eingeschlossen. W ie F o d u rc h aclitzig- tau sen d G estalten d u rc h g e la u fe n , e h e e r z u G o tt g e la n g t, also m ufs auch sie v ie lfä ltig w ie d e rg e b o re n w e i d e n , eh e sie w i e d e r k e h r t , v o n w a n n e n sie g ekom m en. A uch an i h r m ögen Tod u n d V e rg än g lich k eit ih r e M a ch t w o h l ü b en W ie d e r Z e rs tö re r S c h i v a v ie le r gestorbe­

nen Brahm a'» Schädel t r ä g t , also auch sin d v iele religiöse F o rm e n v o r dem E w ig e n schon z e r f a lle n , u n d ih re M um ien n u r n o ch in d e r Ge­

sc h ich te a u fb e w a h rt.

Co r r e s in der M jlh.cnge schichte.

(31)

E

r s t e s

B

u c h

.

Allgemeine Beschreibung des symbolischen und mythischen Kreises.

E r s t e s C a p i t e l .

Lehrbedüi'fnisse u n d L eh rart der V o rw e lt

§■ >•

C i l ü c k li c l i e V ö lk e r der V o r z e it , gleich Anfangs zu klarer Besonnenheit e r w a c h t, und fortdauernd in diesem Lichte w a n d e ln d , nmfsten ganz andere Lehrbediirfnisse haben , als die Nationen, von denen w ir hier zu handeln gedenken. Jenen konnte selbst das Geistigste in schlich­

te r P rosa mitgeiheilt werden , und ihrem hellen D enken m eiste die eigentlichste Bezeichnung die angemessenste seyn. O b eine so ungefährdete Klarheit des Lebens als der ursprüngliche Zustand des Menschengeschlechts ge­

dacht werden müsse, und mithin die nachherigen D e nk ­ arten sämmtlich nur aus einer allmähligen V erdunkelung erklärbar seyen, darüber enthalten wir uns hier aller Untersuchung. W i r haben eine hülflosere L ag e unseres Geschlechts und eine P e rio d e zu beschreiben , welche Ton jener Herrschaft des Geistigen in Gedanke und Aus-

(32)

ilruclt fern e abliegt. V o n dem g e r in g e n , ärmlichen Anfang religiöser Erhennlnifs unter den Griechen , die uns hier zunächst beschäftigen *), giebtuns die Geschichte eine inhaltsreiche, bestimmte Nachricht :

«E s opferten aber die P e la s g e r , wie ich zu Dodona ve rn om m en, anfänglich unter Gebeten den Göttern alles Mögliche 2). Jedoch legten sie Keinem derselben einen Beinamen oder Namen b e i , dieweil sie noch niemals dergleichen gehört halten. G ö t t e r 3) benannten sie

1 ) D en n wenn wir auch je zt nach dem erweiterten Plane dieses W e r k e s das Religionswesen m e h r e r e r und beson- ders orientalischer Völker in den Kreis unserer Betrach­

tung z ie h e n , so bleibt doch die Religion der Griechen und R ö m e r und die Art, wie sie ihren religiösen Glauben zur Anschauung brac hten, für unsern Z w eck die Haupt­

sache.

2) o d e r : insgemein, im Allgemeinen; vdvra statt mzVnuj. Sieh.

Wesseling und L a r c h e r zu dieser Stelle.

3) Ueber das W e se n dieser ältesten Griechischen ( Pelasgi- scheri) G ötter erklärt sich Plato auf eine bem erkens- werthe W eise im Kratylus p. 397 c. d Steph. p. 49 Hein­

dorf. so : „ Die ältesten Bewohner von Hellas haben, meines Bedünlcens, die allein für Götter gehalten, welche auch jezt noch vielen Barbaren dafür gelten, Sonne, M ond und E rde , die Gestirne und den Himmel.“ W e n n Plato hier blos v e r m u t h e n d sp rich t, (¡Man bem erke das (pziVstrSai mit dem I n f i n i t i v ) so könnte es auf den ersten Blick gewagt scheinen, diese Stelle zur Grundlage der ältesten Religionsgeschichte Griechenlands zu machen, wie doch neulich P a y n e K n i g h t ( A n Inquiry into the symbolical Language ofancient Art and Mythologie. Lon­

don 1 8 1 8 . p. 1 . § . 2.) gethan hat. Indessen hätte sich der Griechische Philosoph hier im mer einen positiveren Aus­

druck erlauben dürfen; denn einmal zeugen viele unzwei­

deutige Spuren d af ü r , dafs der alte PeJasgerglaube vor«,

(33)

5 s i e , und d e fs h a lb , weil sic alle Dinge in W o h l Ordnung g e s e tz e t, und Alles in Eintheilung gebracht. Später, nach A b la u f geraumer Z e i t , erfuhren sie der übrigen G ö tter Namen, und viel später noch den desD ionysus 4 ).

D a r a u f befragten sie sich dieser Namen wegen zu Do- d on a; denn dieses Orakel wird fü r das älteste in Hellas gehalten, und vtar dazumalen das einzige. Da die Pe- lasger nun in Dodona anfragten, ob sie die von den B ar­

baren herhommenden Namen gebrauchen sollten , so antwortete das Oraltel : sie sollten sie gebrauchen. Von dieser Zeit an gebrauchten sie dann diese Götternamen, wann sie opferten. V o n den Pelasgcrn aber empfingen sie nachgehends die Hellenen» 5).

D ieser rohe Dienst eines hülflosen V o l it e s , das nur in stummen Handlungen dem Drange des andächtigen

züglich an jen e n G egenständen der V erehrung hing; und m an vergleiche mit je n e r Platonischen Stelle nu r die Z eugnisse anderer Schriftsteller z. B. des Simplicius zum Epiktet. p. 358 Schweigh. und des E ustathius zur Iliade I.

p. 9 Basil. und X IV . p. 966. Spdann sind unter je n en B a r b a r e n gewifs die alten P e r s e r mit gem ein t; und von diesen sagt H erodotus selbst bestim m t dasselbe I.

131; und wir können nach C äsar ( d e Bell. Gail. V I. 2t.

vergl. mit T acit. de m orib. G erm an, cap. 40,) an unsere eigenen D eutschen Vorfahren mit dabei denken. Boni- faciu s, der D eutschen Apostel (Epis.tt. p. 170 ed. VVlirdt- wein) und sein Biograph (O thlon in vila Bonifacii cap. 27, ap Jo h a n n em S criptorr. reru m M oguntiacc. I. pag. 220.) bestätigen oder vervollständigen wenigstens jene N a c h ­ richten der R öm er. — Somit spräche also auch die Analogie für je n en Platonischen Satz — eine Analogie, die wir noch von vielen Seiten h er verm ehren könnten,

U eb er die verschiedenen Uerleitungen des W o rte s Sso;

(G o tt) bei den G riechen vergleiche m an die N achw eisun­

gen im Verfolg §. 5i.

4) den man aus Aegypten hereingebracht.

5) H erodot. II. 52.

(34)

Gexnütlis L uft m a c h t, wie sehr unterscheidet e r sich nicht von den beredten Göttergeschichten , in -welchen,

■ wie dieselbe Urkunde 6) sagt, zuerst durch Hesiodus und Hom erus bereits ein jeglicher Gott sein Geschlecbts- r e g is te r , seine Eh ren und A e m t c r , seine Beinamen und seine bildliche Gestalt erhalten hatte. Jener rathlose Zustand einer fast stummen V erehrung und diese mähr- c h e n re ic h e , geschwätzige Religion setzen nothwendig einen Milt elzustand des allmähligcn Uebergangs von Einem in das A ndere voraus. W i e diese Zw ischenperiode be­

schallen w a r , können wir aus manchen Nachrichten des­

selben Geschichtschreibers sc h lie fse n , z. B . aus dem willkom nenen B erich t von der Gestalt der alten Pelas- gischen H ermesbilder 7) und von der daran geknüpften

"Lehre der Priesterschaft a u f Samothrace.

$• 3.

E s war eine Zw ischenperiode des Priesterthums.

D iese P ries te r nun, einem so spracharmen V o lk e gege n­

ü b e r g e ste llt, mit welchen F o rd erun ge n konnten sie ihm nah en ? Nicht mit der Voraussetzung eines grofsen V o r ­ raths von B egriffen und einer damit im Verhältnifs ste­

henden geistigen Gewandtheit. D e r V ernunftschlufs und A l l e s , was dialektische Uebung f o r d e r t , w ar hier so wenig an seiner S t e l l e , dafs selbst der einfachste Satz des discursiven Denkens seine W i r k u n g ve rfehlen mui'ste.

D urch di r e c t e Mittheilung w e rd en Menschen in jener L ag e nicht g e b ild e t , und der Riehtweg der Dem onstra­

tion ist hier nicht der kürzeste. Das reinste Licht der lautersten Erkenntnifs mufs sich z u v o r in einem k ö rp e r ­

lichen Gegenstände brech en , damit es nur im R ellex und im gefärbten , w-enn auch trüberen Schein a u f das un­

6) Cap. 53.

7) Cap. 51.

(35)

7 g etrü b te A u ge falle. Nur das Imposante bann aus dem Schlummer halbthierischer Dumpfheit aufwechen. W a s ist aber imponirender als das B ild ? Die W a h rh eit einer heilsamen L e h r e , welche auf dem weiten W e g e des B e ­ griffs ve rloren gehen würde , trifft im B Ide unmittelbar zum Ziele. Das Geistige , in den Moment eines Blickes

«nd in den Brennpunkt des Augenblicklichen und A u ­ genscheinlichen zusam m engedrängt, ist fü r rohe Gcmii- th er e rw ec k lich er als die gründlichste Belehrung.

$■ 4-

Dafs nun die ältesten L e h r e r des G riechenvolks jene Grundgesetze des menschlichen Geistes und jene Bedin­

gungen ihres Geschäfts wohl verstanden , und in dieser U eb e rze u g u n g gehandelt h a b e n , dafür sprechen die un­

zweideutigsten Zeugnisse. Ein S c h rifts te lle r, der den religiösen Instituten der Griechischen V o r w e lt eine löb­

lich e Aufm erksam keit gewidmet h a t , läfst sich darüber so vernehmen 8j: «Ich gelangte nachher zu der Einsicht, dafs die W eisesten unter den Griechen nicht in deut­

lichen W o r t e n 9) , sondern a u f eine räthselhafte W e i s e ihre Gedanken v o r Zeiten vorgetragen haben : daher be­

trachte ich auch d a s , was sie von dem Kronos sagen, als eine Aeufserung w eiser Ueberlegung. » Das hohe A lterthum und die Allgemeinheit dieser L ehrw eise be­

ze uget nicht minder C l e m e n s v o n A l e x a n d r i a 10).

« W i e ich denn , sagt er , bewiesen habe , dafs der sym­

bolische Y o r t r a g alt s e y , und dafs sich desselben nicht

8) Pausanias Arcad. cap. 8. §. 2.

9) ou'y.'i shtoü su5so;. P 1 u t a r c h u s Symposiac. V III. 7. pag, 72b. sagt eben so bedeutend : /•*>} kut su$utvpiav. Eben so bem erkenswert!) ist die Bezeichnung dieser Begriffe in der Stelle d e I s i d . e t Ü s i r i d . p. 358.

10) Strom at. lib. V I. sect. II. p. 737 F o tte r.

(36)

nur unsere P ropheten bedient hab en, sondern auch die meisten L eh re i di . alten Griechen , und nicht wenige der verschiedenen Nationen unter den Barb aren.» Und Wenn der zuerst genannte Schriftsteller jene Leh rart als

• in e F ru ch t der Klugheit preist , so stimmt ihm in an­

dern Stellen der letztere nicht nur b e i, sondern macht auch auf die N o l h w e n di g k ei t dieser Methode in B e ­ ziehung auf die Bedürfnisse der L ehrlinge in der "Vor­

zeit aufmerksam 1 1).

Dafs aber insbesondere die imposante K ü rz e G rund­

charakter ältester R eligionslehre w ar, darüber erlaubt uns eine andere Stelle des Pausanias keinen Zw eifel, w o dieser, in einem sehr verständigen Urtheile ü ber die älteste Griechische L e h rp o e s ie , gerade die K ü r z e »um sicheren Merkmahl derselben m acht, und ausdrücklich hinzusetzt, sie ermangelten des Reizes schöner F o rm ' 2).

E s war dies also noch nicht jene besser ausgestattete D ich tku nst, in w e lc h e r , wie Pindarus 13) singt, «die W e is h e it lockend durch Mythen z a u b e rt» , sondern ein rau h erer P rie s te rto n , der ein gewichtvolles W o r t in einem grellen Bilde ausprägt, und, dem Gedächtnifs wie dem W ille n des Z u h ö re rs gebietend, alle Schmeichel-

11) Stromat. lib. II. sect. 1. p. h29. ri siriKEKpu/jt/aiVov — rl ao\t--

ßo/.t/.oo t o5t o Kai aioiyiJ-utüiSs; s'Sof — yovTt’J.wruTco, /j.aX Xoo

Ss aoa.yv.ouoT3.Too r>, yowmi 7li; uXyäsia; vxäfyoo; w orüber er sicli dort selbst in bilderreichem V ortlage verbreitet •, so wie er denn gern auf dieses 'l hem a zurü ck k o m m t, z. B.

lib. IV . sect. 1. lib V. sect. 4. 5 und 14. A uch aus an­

dern Schriftstellern liefse'n sich die Zeugnisse für diese älteste L ehrm ethode se h r verm ehren. E s genügt h ier n och das einzige des J a m b l i e h u s anzuführen, de vit, P ythagor. cap. 23. p. SC K üster.

12 ) Boeot. cap. 30 ex tr. §. 5 und 6. Sieh. Ruhnkenii praefat.

ad H omeri hym n, in C erer. p. IX.

13) N ein . VII. 33 seq.

(37)

hünste verschmäht > wodurch der dem Schönen huldi­

gende Dichter die Phantasie der V ölker fesselt.

§• s-

Betrachten w ir , nach den gegebenen historischen W i n k e n , jene alte Leh rart n ä h e r, so ergiebt sich , dafs sie mehr eine Offenbarung w a r , als ein V ordenken mit bestimmter Sonderung und Verbindung der verschiede­

nen Merkmahle eines Begriffs. Es b e d a rf aber die B e ­ deutung, in der wir das O f f e n b a r e n nehmen, einer nähern E rörterung. B e i allen V ö l k e r n , die dem Ele- mentendienst anhängen, insonderheit bei den G riechen, deren rege Einbildung Alles b es eelte, entstehet früh die A h n u n g , o d e r, wenn man w ill, der Glaube einer B e ­ deutsamkeit der einzelnen Phänomene der N a t u r, dafs sie Zeichen g e b e , u nd, wiewohl nur den Kundigen v e r ­ nehmlich , zum Menschen rede. Es ist dies bei weitem noch nicht das Philosophem vo n dem W e l t g a n z e n , als einem grofsen T h iere (£o7o v ), noch w eniger die sublime L e h re von der W e l t s e e l e , wohl aber der Keim dazu, der auch in der rohen Menschheit l ie g t , die ersten R e ­ gungen, die sich jedoch schon in mancher Volksm einung wirksam zeigen. V o r e r s t negativ. N ichts, schlechthin Nichts in der ganzen sichtbaren Körperw elt als ganz todt zu denken, sondern auch dem Steine selbst eine A r t vo n Leben zu le ih e n , ist dieser D enkart eigenste G e ­ wohnheit. A b e r auch bestimmter und positiv äufsert

sich dieser Pantheismus der Phantasie. ' Sie b evölkert jeden K ö r p e r , jede A eufserung und Kraft der physischen W e l t mit ihren G ö t t e r n , oder vielmehr jene Kräfte und A eufserungen sind ihr selbst die Götter. W a s also s p ä ­ te r pantheistisebe Abstraction gebildeter in dem Satze zusammenfafst; « Es läfst sich nichts gedenken, das nicht ein Bild der Gottheit w ä re » , das ist im Grunde unter solchen V ö lk e rn alter Glaube , nur polytheistisch gefafst

9

t

(38)

und ausgeprägt. Und M a s als höheres Resultat d e s phi- losophirenden Denkens im späteren Altertbum erschei­

n e t: «dais sich die Natur darin g e fa lle , ihre unsichtba­

ren B e g r if f e , vermittelst der S y m b o le , in sichtbaren F orm en auszu p rägen , so n ie die Gottheit es l i e b e , die W a h r h e it der Ideen durch sinnliche Bilder zu bezeich­

n e n » , das regt sich schon in der schöpferischen Kindes­

phantasie kräftiger Völher der grauen Vorwelt.

So bildete sich, unter niederdrückender F u rch t und unter erhebendem Selbstgefühl zugleich, der alte Glaube, dafs unter allem Lebendigen einzig der Mensch des V or- zugs genitffse , mit Göttern umzugehen , die ihm Nachts durch die T r ä u m e , und am Tage durch V ö g e l , durch die Eingeweide des O p ferth iers, durch den Dunst aus den 'fielen der E rde , oder in der geheiligten E i c h e , sq w ie durch unverhoffte Zeichen (ot-pßoXa) aller A rt, G e­

genwart und Zukunft klar und verständlich machten.

§• 6.

An solche Ueberzeugungen knüpfte sich die älteste P rieste rleh re der Griechen an , und in diesem Geiste ward sie vorgetragen. W a s war sie also , oder vielmehr was konnte sic seyn? V o r e rs t ein N a m e n g e b e n , wie wir sahen, lü r das v o rh e r Namenlose, und mithin ein V o rb oten in k u r z e r , gedrungener Formel. Und war anders dieser erste B e t e r , wie nicht zu zweifeln steht, selbst durchdrungen -von der Ueberz’eugung der nahen G o tth eit, so sprach er auch in diesem S in n e , und sein F ü r w o r t , womit er das V o lk v e r t r a t , hatte selbst das Gewicht eines G ö tte rs p ru c h s, dessen Merkmahl ein h e rr­

schender Glaube eben in jener inhaltsschweren K ü rze setzte. So wie demnach das Geb et eine H auptwurzcl alter L e h re w a r , so w ar das D e u t e n und O f f e n b a ­ r e n ihre ursprüngliche Form . D e r Priester lehrte, wenn er in räthselhaftem Spruche eine A hnung nieder­

(39)

legte. E r lehrte auch, Avcnn er a u f die in der Macht der Elemente mächtigen Götter h i n d e u t e t e , wenn er h i n w i e s auf die Zeichen des Himmels und auf die B il­

der der S t e r n e , wenn er v o r z e i g t e das Merhmahl des Göttlichen im Eingeweide des O p fe rth ie rs, wenn er der unsichtbaren Spur eines Traumes n a c h g i n g , und wenn er endlich den se lten en , unverhofften Vorfall mit einer ungemeinen L age z u s a m m e n h i e l t . D ieser Un­

terricht für den S i n n , dieses W e i s e n und Z e i g e n wa r die erste Hülfe , welche der Einsichtsvollere dem r o h e n , aber nach B e leh ru ng ringenden Haufen leistete.

Diese V o r tr ä g e waren heine D em onstrationen, und konnten es nicht s e y n , heine Gotteslehren in folgerech ­ te r G lie d e ru n g , sondern es w aren L e i t u n g e n zum G öttlich en, O ffen b aru ngen , W e i s u n g e n o d e r , wenn wir einen der Zau b erei zugeeigneten Kunstausdruck hier würdiger anwenden d ü r fe n , S e i ijei-s Be (Sv G).

§• 7-

Denn selbst der alterthümliche S p r a c h g e b r a u c h giebt uns den B e w e i s , dafs der Gang der Lehrbildung unter den G riechen dieser und kein anderer war. Die Sprache aber ist die treueste Urkunde der V ö lk e r. W i r befragen sie daher auch fü r den vorliegenden F all. In allen Stellen ältester D ich ter und P r o s a i k e r , in denen von L e h re und Unterricht die R e d e ist, sind die ihn b e ­ zeichnenden A usdrücke vom A u g e n s c h e i n , von Z e i g e n und W e i s e n oder von Beziehungen herge- nommen , die w ir so eben erörterten. V o r e rs t singt Homerus von einer L e h r e , die Herm es gegeben ,5) :

Also sprach, und reichte das heilsame Kraut Hermeias, Das er dem Boden entriß, und z e i g t e mir seine Natur.an. 14 15

14) Alciphron. epist. lib. II. 4. p. 328 ed. Wagner.

15) Odyss. X. 302 seq. übersetzt von Vofs. Im Griechischen steht k ' d e i g s v . Daher auch S s m n v c u i. q. d i c e r e bei He-

(40)

Desselben W o r t e s bedient sieb , der Homerischen Sprache g e tr e u , Euripides in den Phönizierinnen lö), und von der Einsetzung des Geheimdienstes zu Eleusis

■ wird im Homeridischen Hymnus auf die Demeter gesagt, diese Göttin habe dem Eumolpus und andern Königen von Attika g e z e i g t

Ihren heiligen O pferdienst und verborgene B räuche.

D erselb e E u m o lp u s , des Musäus S o h n , sagt die P arische C h r o n ik , w i e s zu Eleusis die Mysterien 18) ; ein Ausdruck , dessen sich auch Homerus von dem Seher Kalchas b e d ie n t:

— wann den Achaiern der Götter Rath du e nth Ul 1 e s t l!>).

A n d e r e , aber aus demselben bildlichen Kreise h e r ­ genommene B ezeichnungen braucht Herodotus gleichfalls v o n einem L e h r e r der Griechischen V o r w e l t , doch so, dafs er mit jenen , schon durch Homerischen Sp rach ge­

brauch befestigten A usdrücken ah wechselt. So erzählt

siod. ’Efy. 502. (al. 472.) und daselbst Heinsius und G ra e- vii Lect. Hesiodd. c.ap. 12. p. 63. So z. B. Sophocles in d er E leclr. 425. ^HA/uj ¿ s / x y u c / rouva^.

1 6 ) 533 nach Valckenaers und Heringa’s V erbesserung SsT^ai.

V orher A¿¿ai.

17) As7ge H om eri Hymn. in C erer. 479 , w oselbst die A n m er­

kung des Ruhnkenius zu vergleichen ist.

18) M .irm ora O xoniens. p. 23, Ey/AoAiroj o Mo-jaaiov tu fi-jcrnj^ia

av f ^ ) » j v g v t ‘j ‘ E A su c T w .

19) Iliad. I. 81. Vofs U ebers. Ssot^otia; avafyuivat;, anderer Stellen nicht zu gedenken, wie z. B. A ristophanes Av. 708, wo der gelehrte B e c k nachzusehen ist. A uch .ah m en R öm ische D ichter diese B ezeichnungsart n a c h , und ge­

brauchen in gleicher Bedeutung ih r m o n s t r a r e , wie S t a t i u s Achill. I, 1 1 8 .

Aut m o n s t r a r e lyra veteres Heroas alumno.

(41)

e r von M elam pus, dem Sohne des A m ytliaon, er habe zwar zu der Benennung und zu dem Dienste des Diony- sus Anleitung gegeben ^ e ^ r j / i j a c / i x e v o <,), jedoch nicht die ganze L e h r e im Zusammenhänge g e w i e s e n ( e < p q v e ) ,

sondern die nachfolgenden W e is e n hatten sie vollstän­

diger v o r g e w i e s e n ( ¿ ^ e r p r / v ar) ; hingegen zu andern T heilen d ie s e r , F e i e r habe er güte Anleitung gegeben

( x a t r , y y a u y e v o i ; ) 20). So Wie die bereits bemerkten A us­

drücke c p a l v t i v , e x c p a i v E i v , a v a c p u i v e i v ganz dem Sinne des Gesichts angehören, so bezeichnen diese ( e & y E l t r S c u , 5taS>;ysia$ai) das Geschäft der heiligen E rk lä rer. Z u ­ vörderst freilich hiefsen diejenigen ¿ £ , r , f i j T a i , die das

Aeufsere der M erkwürdigkeiten einer Stadt oder eines Tempels W’ ifsbegiei igen zeigten , und die man in so weit auch n e p i r j r j r a i nannte; insbesondere jedoch Personen h öherer Bestimmung, die den Laien mit dem Göttlichen in E in v e rstän d n is setzten, die die Zeichen des Himmels und die Merkzeichen in den O pferthieren w i e s e n und die Orakel deuteten - 1).

D ie den Orakeln natürliche Dunkelheit theilt sich aber der Sprache dieser Exegeten m i t , und wenn sie einerseits den Sinn göttlicher V orzeichen durch V e r g le i­

chung zu enträthseln suchen (elzd^orai) 22) , so werden sie hinwieder selbst dunkel in der Fü lle der ihnen z u T h eil gewordenen Offenbarung. W e i t entfernt also von der allgemeinen Verständlichkeit einer erlernten B e ­ griffsw eisheit, müssen solche erste L e h re r vielmehr

20) II. 4y. cf. V I. 135. VII. 183.

21) T im aei L exicon Platonicum mit den Bem erkungen von H em sterhuis und Ruhnkenius p. 111.

22) Ilerodot. I. 84. und daselbst Valckenaer (Schweigh. T . V.

p. y6.) und R uhnkenius ad T im . L ex . P lat. p. 95.

(42)

S c h e r h c ifs c n , und Rälhseler (aivixT at) 23) ^ uie die G o t th e it , deren Sprüche sie deuten.

§■ Ö.

A b e r , wie sich die fromme Ahnung jener Pelasger an einen Namen lsnüpfte, und mit der V ervielfältigung der Namen im G eb et mehr und mehr ihr religiöses D en­

ken sich ordnete , so fordert ein allgemeiner D rang der Menschennatur sehr frü h bestimmte äufserlichc Zeichen und B ilder fü r unbestimmte Gefühle und dunheles A h ­ nen. Sehen w ir doch selbst solche V ö lk e r der V o r w e lt, die dem Sterndienste h u ldigen, in Idololatrie verfallen : w ie viel mehr mufste dies bei einem sinnlichen P an ­ theismus eintreten ! Und w enn jezt ein allgemeines R e ­ gen der physischen Natur mit blinder Gew alt ein frisches, kräftiges V o lk e r g r i f f , und dieses auch d arin, und darin hauptsächlich, die verborgene Herrschaft eines beson­

deren Gottes e rk annte, so w ard dringend gefordert, dafs dieses Gottes Gestalt und Kraft sichtbar werde. In solcher L age mufste der P rie s te r, wollte er anders sei­

nen göttlichen B e r u f beglau b igen, selbst schöpferisch werden. E r mufste w irken und bilden ; und wenn er je zt das v o rh e r Unsichtbare hinstellte in sichtbarer G e ­

stalt, W'enn er so das Göttliche e r z e u g t e , dann b e - z e u g t e er auch B eid es, des Gottes Kraft und die W a h r ­ heit seiner Andacht : dann w ar der E xeg et ein stotTa \ a - S i o T r j t ; 24) , wie er in der Mundart alter D o r e r liiefs.

A u c h vo n diesem Lehrverhältnifs hat die Lateinische S p r a c h e , so wie die D e u tsc h e , in der nicht trennbaren Verbindung der B egriffe eines b e u g e n und eines Z e u g e n d e n bemerkenswerthe Spuren aufbewahrt. 23 24

23) D iogen. L aërt. lib. IX . sect, fî. P lutarch, de Pytli, orac.

657. de anim. générât, in T im . p. 177.

24) Ilesych. unter diesem Worte,

(43)

I i 5

B e i jenen Pelasgern war dieser D rang bereits befriedigt worden. Schon batte ihnen ein schöpferischer Bildner die Naturkraft, deren geheime Gew alt sie empfanden, in einer Herme verkörpert -5).

§• 9-

Symbole deuten und Symbole bilden und schaffen, fällt mithin in dieser V orschule ältester Religion zusam­

m e n , und so wie die heiligsten Bilder von den Göttern selbst gestiftet worden, so treten die Unsterblichen auch selbst a k die ersten L e h re r auf. Auch dafür liefert das älteste Griechenland die mannigfaltigsten Bew eise. Fast in jedem der ehrwürdigsten Tem pel desselben verw ahrte man ein d i o n e x s i ; , ein Schnitzbild oder steinernes Idol, das in roher A rbeit sein hohes Alterthum v e r r i e t h , und an dem m an, da man es aus den Höhen des Himmels von Z e v s herabgesendet glaubte , mit so fester Z u ve rs ich t h in g , dafs man an seinen Besitz die W o h lfa h r t des g e ­ m einen W e s e n s , als an das sicherste P fa n d , anknüpfte.

Als erste L e h r e r aber erscheinen m ehrere der Griechi­

schen G ottheiten, z. B. A pollon bei der Einsetzung sei­

nes Dienstes zu D e lp h i, und D e m eter, di e, nach dem oben angeführten V ers des H o m e rid e n , den Attischen Königen zu Eleusis den ersten Unterricht in der Geheim­

leh re ihres Dienstes g a b , hatte selbst auc h, bekümmert um die verlorne T o c h t e r , auf ihrer W a n d e ru n g den hülfreichen Gebrauch der heiligen Zeichen oder S y m ­ b o l e gefunden 25 26).

25) D ie ersten Bilder scheinen mit Figuren d e r G o t t h e i t e n angefangen zu haben. Vergl. W m ckelm anns Gesell, d. K.

I . S. 6. L eb e r den Ursprung der H erm en sind die A n­

gaben verschieden. Sieh. Fea zu W inckelm ann G esch.

d. K. S. 27t der neuesten Ausgabe,

26) Scholiast. Pindari Olym p. X II. 10. p. 436 ed. Heyne nach

(44)

So verbindet sieb demnach im Ursprünge des reli­

giösen Lehramts Göttliches Und Menschliches wunderbar mit einander. Nicht blos bei G r i e c h e n , sondern bei den meisten V ö lk ern hohen Altert hu ms wird der zuerst und vorzüglich Anbetungswürdige auch der erste L e h re r des Gebets und der erste Beter. Ja selbst Inhalt des Gebets und der L e h re schmilzt oft mit dem B e te r und L e h r e r in der religiösen Sage zusammen. D e r Segen bringende Quell der höchsten W e is h e it , H erm es , ist dem alten A egyp tier auch W cish eitsleh rer und erster Stifter heiliger G eb räu ch e, und mit seinem Namen Ver­

band die Priesterschaft zugleich den B e g r if f des Buches der Bücher. Aehnliche Ideen treffen in dem älteren Buddha der Indier zusammen. D e r Hom der Parsen a b e r , den die G riechen Homanes 22) ne nne n, w ird in dem Zendavesta nicht blos zum L e h re r des ew ig leben­

digen W o r t e s , sondern auch zu seinem irdischen W i e ­ derhall , nicht blos zum V erk ü nd ige r des H e ile s , son­

dern auch zum Tranh des Heiles und zum erquickenden Lebensbaum s e lb e r; Vorstellu ngen , die sich auch noch in den Mythen der G riechen von ihrem Dodonäischen Orakelbaum , von der göttlichen Abliunft und W u n d e r ­ kraft ihres O rp h e u s , Melampus, Polyidus und anderer alter Seher abspiegeln.

§. 1 0.

Ein solcher L e h re r der V o r w e lt ist in jeder B e z ie ­ hung ein Gott V e rw an dter (S i u ^ e v r ^ ) ; und es ist ein Hauptgeschäft seines L e h rb e ru fs , dafs er B ilder schaffe;

es sey nun , dafs er das von Gott empfangene Idol ( S u -

) der Gemeine hinstelle, und es ihr d e u te , oder

dem Zeugnifs des A rchilochus , und Scholiast. Arisfoph.

Av. 720. p. 76 ed. Beck.

27) Anhung zum Z endavesta. II. B. N o. 83. 88.

(45)

dafs e r selbst B ildn er eines sichtbaren Gottes werde, im mer bleibt es Bestimmung seines Lehrgescbäfls , F o r ­ m e n z u g e b e n . Jeglicher Unterricht ist noch ein

"W eisen, ein Z e ig e n , ein B i l d e n f ür den S i n n ; und jene alterthümliche D enkart unterscheidet noch nicht die S i n n b i l d n e r e i f ü r d a s O h r v on der f ür das A u g e . W e n n w i r mithin zum B e h u f der T h e o r ie phonetische Symbole von den aphonischen (cripßoXa c p o i v r j T i x a — er.

ä t p a v o t oder n a p d o r ^ a ) unterscheiden m ü s s e n , so w ä re dieser Unterschied h i e r eine der V o r z e i t aufgedrungene Subtilität.

Dafs vo re rst die ältesten R eligionsstifter ihre D o g ­ men in w irklichen B ild w e rk e n hinstellten, dafür sp re­

chen die bestimmtesten Zeugnisse. So hatte , nach der E rzäh lu n g d e s E u b u l u s beim Porp b yriu s 28) , Z o roa - ster in einem an Persis angränzenden B e r g e eine k o s­

mische G ro tte g e b ild e t, worin die E rdzon en und E l e ­ mente symbolisch versinnlicht waren. Man nannte sie die Höhle des M ithras, und sie war ein vom V o lk e lange bew undertes Heiligthum. Jene B rachmanengrotte bei den In d ie rn , mit den darin ve reh rten G ötterbilde rn , war ohne Zw eifel gleichfalls eine solche alte religiöse L e h r - A r c h i t e k t u r v>) ; anderer W e r k e der alten Aegyp - tier nicht zu g e d e n k e n , w e lch e m ehr als andere V ö lk e r

2S) de antro N ym phar. cap. 6 conf. C lem ent. Alex. Strom , lib. V. cap. 5. p. 662. Dafs dagegen G riechische P h ilo ­ sophen in dem H om erischen Schilde des Achilles nichts als eine physische und kosm ogonische Allegorie fanden ( E n s t a t h . ad Iliad. XVI I I . 473. p. 1154.) , sey hier v o r ­ läufig n u r b e m e rk t; im Verfolg wird u n tersucht w erden, ob und inwiefern diese und ähnliche Auslegungen des H om er G rund haben oder nicht.

29) P o r p b y r i u s de Styge ap. Stobaeum , E clog.phys. lib. I.

cap. 4, p. l45 ed. H eeren. E u sta th . ad Odyss. O (X V . 404. p. 583, 28 Basil.) sagt zu dieser S telle, wo von D elys

I. 2

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brauchen verstanden. A lle s spricht dafür, dafs in jenem hohen A lterthum e das Bild aus geschichten P rie s te r- l t ä n d e n und das B i d priesterlicher R e d e in U rsprung und Absicht Eins und dasselbe war. . Es w ar ausgeprägt fü r den U n t e r r ic h t , u n d , gesprochen oder gemodelt, immer gehörte es dem Sinne a n , und stellte sich dem A u g e dar. In dem einen F a lle w a r es ein S i n n s p r u c h , in dem andern ein S i n n b i l d . Jene gesammte Sp ru ch ­ weisheit des alten Orients , und die dem morgenländi­

schen Charahter g etreu e L eh rw e ish e it der G riechen, was ist sie anders , als ein beständiges A usprägen in­

haltsreicher B i l d e r ? Die Apologen eines W i s c h n u - Sarina und P i l p a i , die S p rüche *der Hebräischen P r o ­ pheten , die O rahel der Griechen , die Symbola des P y ­ th a g o ra s , kommen in der gem einschaftlichen Eigenschaft ü b e r e i n , dafs sic in B eharrlichem ve rw e ile n und fü r das A u g e malen. D e r Lehrhreis , den sie b e s c h re ib e n , ist die bleibende O rdnung der Natur und ihre sichtbaren Erscheinungen , die beständige H arm onie der Himmels­

k ö r p e r , die sprechenden F a rb e n und F orm en des Pflan­

zenreiches und sein K re islau f und die Bestandheit und Lebendigkeit der T h iercharaktere. A u f diese Gesetze der sichtbaren W e l t weisen sie hin , und auf sie grü n ­ den sie die ve rb o rgen en G esetze unseres Verhaltens.

In den Spiegel eines solchen V o r tr a g s aufgefafst, w ird die Handlung eines T h ieres , das L e b e n , A uf blühen und V erb lü h e n einer Pflanze , das belehrende B ild einer sittlichen W a h rh e it. So gewinnt das ernste W o r t der L e h re einen sinnlichen Bestand , und dringt sich in dem fruchtbaren Moment einer einzigen E rscheinung

und Syrus die R ede i s t : tregot bi (faciv, atov sTvai tv.e~, bi cv tue, zo-j ¿Aieu uj; tlv.be, sV^s/cuvro rj.oira;- $ v.a! jjAiou bict toüzb a irij \a ;o v s'Asycv. — A lso eine S o n n e n g r o t t e ,

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