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Ein Volkspark für Beuthen-Rossberg?

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Academic year: 2021

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(1)

iim iiiiiim iiiiiiiiim m iiM niHiiiiiM Him iiim iM iHm nim

M UZEUM G Ö RN O ÄLA SKIP I

W BYTOMIU

1 Nr im r. $53^

\

f iiiiiiiiim iim iiiiiim M M iim iiM iiic iiiiiiiiim iiiiiiiiiiim ü

(2)

Ein V olksp ark

für

Beuthen - Roßberg?

Von

Bürgermeister Dr. K u r t U r b a n e k

B E R L IN -F R IE D E N A U

D e u ts c h e r K o m m u n a l-V e rla g G. m. b. H.

1918

(3)

B Ü C H E R E I

dos

ßeuthsner Museums

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Die G e m e in d e v erw a ltu n g von R o ß b e rg tr ä g t sich m it dem P lan e , einen „V olkspark“ erste h en zu lassen. Ich leg e W e rt d a r ­ auf, h ierin die öffentliche M ein u n g h in te r m ir zu h ab e n und von ih r g e tra g e n zu w erd en . N u r w enn die öffentliche M e in u n g ein so lc h es U n tern e h m en fo rd e rt und fö rd e rt, kann e tw a s w a h rh a ft G ro ß z ü g ig e s und V olkstüm liches g elin g en . Auf den rech ten G eist kom m t es an. D as Volk se lb st, die Ju n g e n und die A lten, die M ächtigen und die Kleinen, w o m ö g lic h je d erm an n so ll dabei sein.

D ie M enschheit soll nicht plö tzlich v o r ein fertig e s W erk gestellt sein, d a s irg e n d w e r nach v o rg e fa ß te r M ein u n g ausg eh eck t und zum S egen o d e r z u r P la g e in die W e lt g e se tz t h a b e n m ag , nein, die b reiteste O effentlichkeit so ll die Ziele erkennen, soll ih re E n t­

sc h lü sse fassen und m it H in g a b e und eigenem W illen sich mit- rnühen, sich m itä rg e rn und sich am E rfo lg e m itfreuen. W enn dieser g u te G eist au fste h t und m ein B u n d e sg en o sse w ird , d an n habe ich v o r den ä u ß e re n S chw ierigkeiten keine B ange, d an n kom m en w ir d a rü b e r h in w eg .

W ir h aben in R o ß b e rg ein G elände, d a s für diese Zw ecke g a n z h e rv o rra g e n d g ee ig n e t ist. D re i G renzen sin d v o rg ezeich n et, die vierte ist offen. D ie sü d lich e G renze w ird von den G ehöften g eb ild et, die an d e r N o rd seite d e r W iese n straß e liegen, die w est­

liche G re n ze von den H ä u se rn an d er O stse ite d e r S charleyer C h a u sse e (und G a rte n s tra ß e ) und die östliche G re n ze von der S c h m a lsp u rb ah n . D iese drei G renzen steh en etw a im rechten W inkel zu ein an d e r. V on d e r ö stlich en z u r w estlichen G ren ze ist eine S p an n u n g v o n e tw a 430 m. V on N o rd e n h e r ist keine G renze a u s g e p rä g t, d o rt kann m an je nach dem B edürfnis u n d nach d er K raft, die in d e r Sache steckt, m ehr o d er m in d e r w e it gehen.

W ir h aben u n s d a s ru n d e M aß von SO M o rg en vorgenom m en.

M an g e w in n t einen h übschen U eberblick ü b e r d a s G elände, w en n m an d as ein w enig erh ab en g eleg e n e G ru n d stü c k d e s „C haussee- S chachtes“ e rste ig t, d er an d e r S charleyer C h au ssee g e ra d e ü b e r der G a s tw irts c h a ft von C z erw io n k a ste h t, ln sa n fte r A b d a c h u n g b reiten sich die F eld e r v o r dem um schauenden A u g e aus. W ie

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trefflich ist ein so lc h e r S am m elpunkt fü r eine w eiträ u m ig e G a rte n ­ an lag e , ein S am m elpunkt des In teresses, d e r B efriedigung, des S ch ö n h eitsg en u sses. U nd, sei h in z u g e fü g t, w ie p rak tisch ist ein so lc h e r A usguck zugleich z u r A b w eh r d e r G artendiebe.

D a s G elä n d e s te h t u n te r m ilden E in w irk u n g en des B erg­

bau es. D iese E in w irk u n g e n m achen es u n g ee ig n e t, m it H ä u se rn b e setz t zu w erd en . D esw e g en h a t die G em e in d e v ertretu n g von R o ß b e rg es v o r J a h re n ab g e le h n t, einen S tra ß e n b e b a u u n g sp la n fü r d ie sen Teil aufzustellen. D as w ä re v erlo ren e A rbeit. Da die B a u p la tze ig en sch aft fehlt, sin d die G fu n d stü c k sp re ise nach den se it J a h re n b is in die je tzig e Z eit hin ein g e tä tig te n K äufen im g an z e n n ie d rig . U e b rig e n s g e w ä h rt diese T a tsa c h e die Be­

ru h ig u n g , d a ß die G ä rte n n ich t, w ie s o oft in den G ro ß s tä d te n , v o r d e r fo rtsch reiten d e n B e b au u n g zurück zu w eich en haben w erden.

H a r t südlich am C hau ssee-S ch ach t vorbei so ll d er Z u g a n g von d e r S charleyer C h a u sse e h e r sein. D ieser P u n k t lie g t in der Zeile des d ichtesten V erkehrs, lie g t m itten im b ew o h n te n G ebiete.

D ie N äh e , d ie w irklich eine „ K in d e rw a g e n e n tfe rn u n g “ ist, ist ein b ed e u te n d e r V orteil. Die M u tter b ra u c h t die K inder n u r „um die Ecke“ zu schicken, d a ß sie auf g rü n e n S pielplätzen sin d . D as gilt auch fü r w eite T eile von B euthen. V on N o rd -B eu th en h er ist d e r W e g je tz t noch d u rch die Q u e rs tra ß e n d es O rtste ile s Neu- g u re tz k o (G em einde R o ß b e rg ) zu nehm en, deren n äc h ste die K arl- s tr a ß e ist. W enn e rst einm al d a s G elä n d e d e r R o k o k o g ru b e von S tra ß en d u rc h sc h n itte n ist, w ird b eispielsw eise nach d er D o n n ers- m a rc k stra ß e in B euthen n ic h t w e ite r als 180 m W eg es sein. A b er auch d e r b ish e r n och erfo rd e rlich e U m w eg ist g a n z g e rin g . Den ä n d e rn Z u g a n g w ird d e r V olkspark in erheblich g e rä u m ig e r Oeff- n u n g vo n d e r W ie se n stra ß e h e r h ab e n , w ah rsch e in lich in der b reiten H äu serlü ck e, die k u rz v o r dem Z u sam m en sto ß m it d er K am in er S tra ß e liegt.

Z u f rü h e m Z eiten w ä re es a u s sic h tslo s gew esen , m it einem solchen P la n e h e rv o rz u tre te n . W ie h ä tte m an d a s n ö tig e L and zusam m enbekom m en so lle n ? D a s G elä n d e ist in eine U nzahl sc h m aler S treifen z e rsc h n itte n , die von Süden nach N o rd e n laufen.

W enn irg en d ein B esitzer sich g e s trä u b t h ä tte , w ä re alles v er­

eitelt gew esen. Die R echtslage ist a b e r seit dem 1. A p ril 1018 eine a n d e re : M it diesem T a g e ist das n eu e W o h n u n g s -

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g e s e t z in K raft g etre ten , und dieses sieh t fü r „ G a rte n a n la g e n , Spiel- und E rh o lu n g s p lä tz e “ d a s Recht d es F luchtlin ien g esetzes vor, d. h. es rä u m t die E n te ig n u n g ein. Je tz t ist die B ahn frei.

L ieg t ab'er nich t eine g ro ß e H ä rte d a rin , die B esitzer zu zw ingen, d a ß sie ih r L an d h e rg e b e n ? E s soll ihnen zum rich tig e n W erte b ez ah lt w erden. W ir haben in d e r G em a rk u n g R o ß b e rg in den letzten J a h re n s o unendlich viele V erkäufe la n d w irtsc h a ftlic h e r G ru n d stü ck e erleb t, d er B oden ist bei u n s s o „ m o b ilisie rt“ , s o se h r z u r W a re g e w o rd e n , d a ß es e rla u b t sein w ird , diese E r ­ sc h e in u n g auch einm al fü r einen g em ein n ü tzig e n , einen dem g an z en Volke dienenden Z w eck in A nsp ru ch zu nehm en. D as B essere ist d er F ein d des G u ten . U eb rig e n s g e h ö rt ein g r o ß e r Teil des G elä n d es zw ei B e rg w erk sg esellsch aften , d er B erg w e rk sg e se llsc h aft G e o rg v. G iesehes E rb e n un d d e r S chlesischen A ktiengesellschaft fü r B e rg b a u und Z in k h ü tte n b e trie b , die sich beide w o h lw o lle n d zu dem U n tern eh m en stellen. D ieses W o h lw o llen m üssen w ir se h r hoch einsch ätzen .

W a s so ll d a also e rs te h e n ? E in V olk sp ark ?

In e in e r g ro ß rä u m ig e n A n lag e soll sich L a u b e n g arte n an L a u b e n g a rte n reihen, vo n A lleen, g rö ß te n te ils O b stb a u m allee n d u rc h sc h n itte n , vo n R u h ep lätzen an m u tig u n te rb ro c h e n , und d as G a n z e so ll sich in sch ö n em B ilde um eine b re ite S pielplatzfläche herum legen. Solche p la n m ä ß ig e n G e sta ltu n g e n g ib t e s in D eu tsch ­ land n u r g a n z vereinzelt und n u r a u s d e r a lle rjü n g ste n Zeit. Es g ib t viele m u ste rg ü ltig e L au b e n g arte n -(S c h re b e rg a rte n -)A n la g e n , un d es g ib t ü b era ll S p ielp latz an lag en . A ber die nach den -Ge­

setzen d e r G a rte n a rc h ite k tu r g e s ta lte te V e rb in d u n g beid er Zw ecke w a r b ish e r n u r an w enigen O rte n in vollkom m ener W eise d u rc h ­ g efü h rt. Solche w en ig e B eispiele s in d in H a m b u rg un d in Kiel v ertreten . D a s ist ein e g a n z n eu e B e w eg u n g , die vo n dem G a rte n ­ arc h ite k te n H a r r y M a a ß in se in e r h in te n an g eg eb en en S chrift w o h l am k la rste n u n d ein d ru ck v o llsten d a rg e ste llt ist. In dem soeben h erau sg ek o m m en en H eft 6 un d 7 d e r Z e itsch rift „D e r S tä d te b a u “ (1918) tr itt d e r G a rte n a rc h ite k t L e b e r e c h t M i g g e a u s H am b u rg -B lan k en ese a n dem B eispiel d e r G rü n a n la g e n d er S ta d t R ü strin g e n le b h aft fü r dieselbe Sache ein. Ich g la u b e , d u rc h d ie auf S e lb ste rz e u g u n g h in d rän g e n d en K rie g se rfa h ru n g e n h a t d er G ed an k e einen sta rk e n S c h w u n g bekom m en. E s ist zu e rw a rte n , d a ß allen th alb en in D eu tsch la n d , w o in d en n äc h ste n J a h re n G r ü n ­

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flächen an g e le g t w erd en , d e r in H u n d erte n und T au sen d en bren­

nende G a rte n h u n g e r sich z u r G e ltu n g b r in g t u n d sich m it dem S treben d er G em einden nach schm ückendem und atm endem G rü n a u fs sc h ö n ste verm ählt.

D er G ed a n k e ist g a r n ic h t so m o d ern , ist d u rc h a u s nichts N eu es u n d F re m d e s fü r d a s G efühlsleben u n se re s Volkes. Es g ilt n u r, alte E rin n e ru n g e n aufzufrischen un d die g u te n L ehren, die w ir in den B üchern d e r V erg an g e n h eit lesen, w ie d e r au fzu ­ nehm en und zu beleben und in die O rd n u n g h in e in z u b rin g e n , die ihnen in d e r h eu tig en W irtsc h a ft die rich tig e S tä tte anw eist.

Im M itte la lte r lebten die M enschen in den S tä d te n auch seh r eng zu sam m en g ep fe rc h t u n d h a tte n in n e rh a lb d e r M a u e rn g a r w enig Raum . D enn d e r W e h rg ü rte l, d er um die B urgen und S tädte g ezo g en w a r , m u ß te z u r E rs p a rn is von B austoff und von Ver­

te id ig u n g sk rä fte n eng g e z o g e n sein. Im In n ern d e r S ta d t g a b es keine G rü n a n la g e n , n u r w en ig e enge G ä rte n , eigentlich n u r G a rte n h ö fe m it etlichen g ro ß e n B äum en, m it Blum en un d Zier­

s trä u c h e rn . E rs t d ra u ß e n v or den T o re n lag en die N u tz g ä rte n m it ihren G a rte n lau b e n . W e r w o h lh ab e n d w a r , b a u te sich w ohl ein g r o ß e s G a rte n h a u s dah in ein , um d o rt den S om m er zu ver­

leben un d zu B eg in n d e r kalten Ja h re s z e it w ied e r in die S ta d t­

m au ern zu ziehen. D er m in d er b e g ü te rte B ü rg e r h a tte sein kleines G ä rtc h e n m it O b st u n d G em üse, m it G a rte n h ä u sc h e n und Laube. H ier d ra u ß e n v o r den T o re n lag auch die F re iw eid e fü r d es B ü rg e rs Vieh, die V olksw iese, die T um m elp lätze fü r die w enigen g ro ß e n V olksfestlichkeiten. D iese u ralten S p u ren zeigen, w ie s e h r d asjenige, w a s je tz t w ied e r e rs tre b t w ird , d e r E ig e n art u n se re s Volkes en tsp rich t. D er D eu tsch e liebt die G eselligkeit im engen und engsten F am ilienkreise — nicht so se h r den kolos­

salen S p o rtb e trie b u n d die M a ssen w a n d eru n g en nach am erika­

nischem u n d englischem M u ster. E r liebt das ru h ig e , zufriedene, h eitere Fam ilienleben in n e rh a lb seines G arte n z a u n e s. E r liebt die körp erlich e B e sch ä ftig u n g in e n g ste r F ü h lu n g m it d e r N a tu r, die ihn u m g ib t. D e r D eutsche w ill g ra b e n , h ark e n , er w ill säen und ernten. W a s s o N e ig u n g und n atü rlic h e R e g u n g ist, d a s h ält die P ro b e v e rsta n d e s m ä ß ig e r N ac h p rü fu n g w a h rlic h aus. Es s in d g e su n d h eitlich e , w irtsch a ftlic h e, sittlich e, s o z ia le und er­

zieherische G rü n d e , d ere tw eg en die K le in g arten b e w eg u n g e n g e­

fö rd e rt zu w erd en verdienen.

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D e r L eh re r W e l l e r a u s L eipzig g ib t zu einer von ihm a u f' gem achten S tatistik ü b er den B esuch e in e r S c h re b e rg a rte n a n la g e (im „ F re u n d d e r S ch reb e rv e re in e“ vom M ä rz 1912) folgende A u s­

fü h ru n g e n : „D ie S c h re b e rg ä rtn e r sind da d ra u ß e n , um die A rm e zu rü h re n , zu schaffen in re in e r L uft, in leich ter, lu ftig e r K leid u n g ; sie strecken, recken, beugen sich, frische L uft s a u g t sich bis in die L u n g en sp itzen , von frisch er Luft w ird die K leidung d u rc h ­ zogen b is auf die H au t. U n d d a rin lie g t volk sg esu n d h eitlich d e r W e rt d er S ch reb e ra n lag e n . T au se n d m a l h ö h e r ist er an zu sc h lag e n als d e r d e r öffentlichen A nlagen. M ögen M üde und S chw ache d ahin g eh en , um sich an einem S p a z ie rg a n g e in frisch e r Luft zu genügen — w e r w o llte die N o tw en d ig k e it öffentlicher P a rk a n la g e n b estre ite n — ; w e r a b e r in d e r dicken L uft d e r A rb e itsstu b e, u n te r dem G etöse, dem n erv e n tö ten d e n S u rren und S tam pfen der M aschinen arb e itet, d er se h n t sich h in a u s in seinen S ch reb e r­

g a rte n , d e r sch afft sich in lä n d lic h e r R uhe und A b g esc h lo sse n ­ heit, bei k ö rp e rlic h e r leichter A u s a rb e itu n g neue L ebensenergie.

D er S ch reb e rv e re in , ein J u n g b ru n n e n d er L eb e n sk raft.“

D er m o d e rn e M ensch ist F achm ensch. Seine körp erlich en o d er g eistig e n K räfte w erd en in g a n z e in seitig er W eise im B e­

rufsleben a n g e s tre n g t. D er A usgleich fehlt, und d a fü r m u ß g e­

s o rg t w erd en . W ie w ich tig in d ie ser B ezieh u n g die G a rte n a rb e it w ird, d a rü b e r h a t einm al d er p rak tisch e A rz t D r. D e d o l p h au s A achen sich fo lg en d erm aß en (in d er „ G a rte n s ta d t“ , 6. J a h rg a n g , lie ft 2) au sg e la sse n : „D ie m eisten S tä d te r g e b ra u c h e n ihre M us­

keln nich t a u s g ie b ig g en u g . Die A rbeit soll im F reien geschehen bei W ind und W etter. Ich h a lte viel von den U nbilden d er W itte ru n g . Sie stä h le n den M enschen, h ä rte n ihn ab, d a s Z im m er verw eichlicht. D ie m eisten S tä d te r halten sich zu viel in g e­

schlossenen R äum en auf, in Schulen, F ab rik en , L äden, B u reau s, K o n zertsälen , T h ea te rsä le n , W irts h ä u s e rn usw . A u ß e r K o n k u rren z ste h t fern e r fü r den g eistig en A rb e ite r die G a rte n a rb e it als A b­

lenkungsm ittel fü r seine G eh irn tä tig k e it. S obald d er nervöse, ab g e sp a n n te , von d e r L ast seiner B erufsgedanken und S orgen b e ­ drückte g eistig e A rb e ite r den G a rte n b e tritt, erh e llt sich seine Miene. Die G edanken- und S o rg e n la st sc h w in d et. W ie kom m t d a s ? D u rc h die B e sch ä ftig u n g m it seinen L ieblingen, den B lum en, den B äum en, d en P flanzen, von denen e r jede einzelne kennt, deren E n tste h en , W a ch stu m und G edeihen e r m it dem g rö ß te n Interesse

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v erfo lg t, w erd en diejenigen G e h irn p a rtie n , die im g ew ö h n lich en B erufe b is z u r E rm ü d u n g g e b ra u c h t, g esch u n d e n w erd en , s o fo rt a u ß e r T ä tig k e it g esetz t. D a fü r treten diejenigen in T ätig k eit, w elche F re u d e un d B ehagen h erv o rru fen . Inzw ischen ru h en die an d e ren B e ru fsg e h irn p a rtie n a u s und sam m eln neue K räfte zu neuem K am pfe. D abei u n te rs tü tz t die leichte G a rte n a rb e it d a­

d u rch , d a ß sie dem G e h irn frisches B lut zu fü h rt. D ies ist der g ro ß e , d u rch n ic h ts a n d e re s zu e rse tz e n d e V orteil, den d er G arten dem g eistig en A rb e ite r b rin g t.“

W a s soll ich von den eigentlich K ranken, den k örperlich G e­

sc h w ä ch ten s a g e n ? Von d e r T u b erk u lo se , dem je tz t w ie d e r so unheim lich reg e n W ü rg e n g e l u n se re s V olkes, w eiß m an, d a ß die beste M edizin d a g e g en frische Luft u n d n o ch m als frische L uft ist. Die L a n d e sv e rsic h e ru n g sa n sta lt d e r H a n se stä d te le g t in ihren g ed ru c k ten R atsch läg en den L ungenkranken ausdrücklich die P a c h ­ tu n g eines G a rte n s nahe. In den „ M o n a tsb lä tte rn für A rb e ite r­

v e rsic h e ru n g “ ( J a h r g a n g 1908, Seite 43) w ird au sg efü tirt, daß nach sch w eren O p e ra tio n e n und nach lä n g e re r B e ttru h e die G a rte n a rb e it b e so n d e rs g e e ig n e t sei, die G enesenden an den G e­

b rau c h d e r G lied er allm ählich w ied e r zu g e w ö h n e n , bei den N ervenkranken L ebensm ut und Schaffensfreudigkeit w ied e r zu e r ­ w ecken. G ä rte n für so lch e K ranken könnten g e ra d e z u als Frei-;

lu fte rh o lu n g s stä tte n bezeichnet w erden. H ie r ist d e r P unkt, w o u n se r P la n in den A u fg a b en k reis d er K rankenkassen, d er K n ap p ­ sch aftsv erein e, auch d e r M ilitä rb e h ö rd e n , die jetzt fü r s o viele an ihrem K ö rp e r und an ih re r Seele Leidende zu so rg e n haben, hin­

ein ra g t.

M an m uß diese heilende W irk u n g d er G arten p fleg e nicht g ro b sin n lic h in M uskelarbeit und frische Luft ze rleg e n w ollen.

Eine g eheim nisvolle K ra ft b e h e rrsc h t diese E n tw ick lu n g , und diese K raft h e iß t die F reu d e. D ie F re u d e am sp rieß e n d en Leben, den lachenden E rfolgen, an den b unten B lum en, an d er F ü g sam k eit u n d d e r D an k b ark eit d er reich v erg elten d en N a tu r, an dem Be­

sitz e eines eigenen, w en n auch n u r g e p a ch tete n Fleckchens Erde.

U nd o h n e F re u d e kann kein M ensch bestehen. D a s m enschliche N ervensystem ist s o e in g erich tet, d aß es ausschließlich n egative G efühlseindrücke (U n lu stem p fin d u n g en ) auf die D a u e r nicht ver­

tra g e n kann. D iese m ü ssen , w enn d a s N ervensystem nich t in d er einen o d er anderen R ich tu n g versag en soll, d u rch po sitiv e Ein­

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drücke (F reu d e ) au sg e g lic h e n w erd en . D a s m üssen w ir unserem arb e itsa m en , m ü h se lig e n V olke g ö n n e n un d geben.

Ich sc h la g e v o r, v o n diesem im U n fa ß b a re n sich verlierenden G ed a n k en w eg e z u einer g a n z a n d e rs g ea rte te n G ru p p e von Er-

•w ä g u n g e n ü b e rz u sp rin g e n , näm lich zu den w irtsch a ftlic h en . Auf J a h re h in a u s w erd en w ir m it h o h en P re isen fü r die L ebensm ittel u nd fü r d a s G em üse zu rechnen h ab e n . W enn sch o n v o r dem K riege feststan d , d a ß ein ric h tig b e w irtsc h a fte te r kleiner G a rte n sich reichlich b e z a h lt m acht, so w ird dies k ü n ftig in w eit hö h erem M aße gelten. U n s ist je tz t d a s V erstä n d n is fü r die U n te rsc h e id u n g von B a rlo h n und von R eallohn au fg e stie g en . B a rlo h n sin d Z ahlen, R eallohn sin d W irklichkeiten, sin d W e rte, die sich verzeh ren , v e r­

b rau c h en la ssen und die d u rch ihren V e rb ra u c h d a s Leben des M enschen ausfüllen und bereichern. N un w o h l: Solche W e rte und se h r bed eu ten d e b ie tet in e in e r an M itteln knap p en Z eit d er L au b e n g arte n . E r ist w e rt, d a ß d e r M ensch sich d aru m m üht.

D iese M ühen, die d er K le in g ä rtn e r au fw en d e t, sin d nich t den U nkosten zu vergleichen, w o m it d e r B e ru fsg ä rtn e r o d e r L a n d w irt se in e E rn te erkauft. Die A rb e it d es K le in g ä rtn e rs g esch ie h t n eb e n ­ bei, g esch ie h t o b en d ra u f, g esch ie h t als eine F re u d e und W ü rze d es Lebens.

D en K ohl, den du d ir selb st g e b a u t,

M u ß t du n ic h t nach dem M a rk tp re is sc h ätz en . E r ist m it deinem S chw eiß betau t.

D i e W ü rz e kann d ir nichts erse tz e n . (G eibel.) W ir sahen oben und w erd en noch w eiter seh en , w ie diese G a rte n ­ b e tä tig u n g eine h ö c h s t heilsam e E rg ä n z u n g des L ebensinhaltes bietet. Indem d e r L a u b e n g ä rtn e r sich an L eb en sw erten b ereich ert, b ere ic h e rt er sich zugleich an K ra u t u n d O b st. — U nd d e r G e­

w in n w ä c h st d u rch die E rs p a rn is , die d er K le in g ä rtn e r u n w illk ü r­

lich leistet. E s ist eine alte E rfa h ru n g , d a ß die Leute, die zu ih re r E rh o lu n g in den G a rte n g eh en , dem W irtsh a u s fernbleiben.

Zu dieser E rs p a rn is an W irts h a u s a u s g a b e n tr itt die E rs p a rn is an A u sg ab e n fü r A rzt u n d A potheke.

W ir sin d h ie r dabei, einen se h r ernsten P u n k t zu b erü h ren . W ie die V erh ältn isse sich in d er letzten Zeit g e s ta lte t haben, ist d a s Leben b eso n d e rs sc h w e r fü r die F am ilien m it vielen K indern g e w o rd en . D am it h ä n g t d e r schrecklich h o h e G e b u rte n rü c k g a n g

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zusam m en. U nd doch ist es eb en so eine sittliche Pflicht w ie eine N o tw en d ig k e it fü r un ser Volk, w e n n es w eiterb esteh e n w ill, U m kehr zu h alten auf dieser v e rh ä n g n isv o lle n B ahn u n d w ieder eines eh renvollen K in d erseg en s w ü rd ig zu w erden. G ro ß e und kleine M ittel w e rd e n in B e w eg u n g g e se tz t w erd e n m üssen, um dieses Ziel d u rch z u setz en , und die kleinen sin d vielleicht die be­

d e u tu n g sv o llsten . Zu diesen b e d e u tu n g sv o llen kleinen M itteln m uß m an e s rechnen, w enn es dem kleinen M anne m öglich g e ­ m a ch t w ird , einen g ro ß e n Teil d er für die F am ilie n o tw en d ig en L ebensm ittel se lb st zu erzeugen. Die K le in g arten b e w eg u n g ist eine sta rk e W affe d er B evölkerungspolitik. W ie a n stellig , wie trefflich » v erw en d b a r erw eisen sich die K inder g e ra d e fü r die G a rte n a rb e it. S o n st k ann d er V ater von ihnen kaum N utzen ziehen, sie b elasten den H a u sh a lt, im G a rte n a b e r w erd en sie zu „p ro d u k tiv en K rä ften “ , die n atü rlic h n u r m it M aß in A n sp ru ch genom m en w erden dü rfen , die da a b e r eine g ro ß e H ilfe sind.

F ü rs „ S tillsitzen “ sin d d ie K inder nun einm al nicht. D as w id e r­

stre b t ih re r N a tu r, und d as sollen sie nicht. E n tw ed e r w ir ü b e r­

lassen ih re n B e tä tig u n g s d ra n g sich se lb st, und sollen uns dann n ich t ü b e r eine v erw ild e rte, u n n ü tz e G asse n ju g e n d beklagen, o d er w ir leiten ihn in solch v ern ü n ftig e B ahnen.

So ist d e r L a u b e n g a rte n rech t für die g a n z e F am ilie da. E r soll ih re „ g rü n e W o h n u n g “ sein. Die „ ste in e rn e W o h n u n g “ pflegt bei u n s ja d ü rftig g e n u g zu sein , und d e r W o h n u n g sm a n g e l w ird s o bald n ich t ü b e rw u n d e n sein. iEs sin d tiefe und ern ste G rü n d e , w enn in d e r E n g e u n se re s K ohlenlandes die M enschen zu sam m en ­ g e d rä n g t h au sen , w enn die luftige, lu stig e A uflö su n g d e r W o h n ­ viertel in g rü n u m h e g te Villen und E in fam ilien h äu ser, w ie sie je tz t allen th alb e n g e ü b t w ird , bei uns nicht w erden w ill. Zuviel des S egens b erg e n die E in g ew eid e der E rd e, jed er F u ß b re it m uß fü r die b e rg m ä n n isc h e A u sb e u tu n g g esc h o n t w erden. W o aber d er B oden u n te rw ü h lt w ird , h alten dicke M au ern n ic h t s ta n d , und s o m üssen die H äu se r dich t zusam m enkriechen. D a ist es eine Hilfe, w en n w ir den L euten ein fro h e s G arte n h eim bieten können.

D esw egen w ill die G em e in d e v e rw a ltu n g von R o ß b e rg auch d a r ­ auf fest bestehen, d a ß je d e r L a u b e n g ä rtn e r seinen G a rte n ein­

z ä u n t u n d sich eine L aube h e rric h te t. W ir w ü n sch e n jedem u n se re r S iedler, d a ß an ihm w a h r w ird , w a s u n se r D ich terfü rst G o e t h e an sein G arte n h ä u sc h e n in W eim ar h a t schreiben lassen ;

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U eb e rm ü tig s ie lit’s nich t aus, D ieses kleine G a rte n h a u s, A ber allen, die d a rin verkehrt, W a rd ein fro h e r Sinn beschert.

D as Ziel w ü rd e nicht erreic h t, w enn sich die Leute d a ra u f beschränken w ollten, ih r Stück m it K artoffeln zu bepflanzen, und w enn sie sich im ü b rig e n nicht w eiter d aru m küm m ern w ollten.

Die g a n z e w arm e Ja h re sz e it ü b er sollen die F am ilien ihre Be­

sc h ä ftig u n g und ihre F re u d e da d ra u ß e n hab en . W ir w erd en von G em einde w eg e n viele O b stb ä u m e in die G ärte n pflanzen, deren E rn te den G ä rtn e rn üb erla sse n bleiben soll. Die O b stb ä u m e w erden im F rü h ja h r einen p rä c h tig e n Schm uck, auf den H erb st zu eine fro h e E rw a rtu n g für jed en bilden. Alle diese V or­

kehrungen w erd en fü r die G a rte n sie d le r eine A neiferu n g sein, d as Ih rig e z u r heim lichen und w ohnlichen H e rric h tu n g b eizu trag e n . Die Blum en dürfen nicht fehlen. S tach elb eeren , Jo h a n n isb e e re n w erden eine liebe L ockung fü r die K inder sein , und s o soll sich ein rechtes Fam ilienleben da d ra u ß e n entfalten. D er V ater kann freilich erst nach F e ie ra b en d o d e r nach d e r Schicht hinkom m en, a b e r die F ra u m it den K indern schon ta g sü b e r. An den S o n n ­ tag en ist die Fam ilie fröhlich beisam m en und besucht die N ach ­ barn. D er M ann verliert d a s B edürfnis nach sc h lec h ter Z e r­

s tre u u n g , die F ra u ihre U n zu fried en h eit, und die K in d er genießen eine w irkliche E rz ie h u n g im S chöße d e r F am ilie und im S chöße d er N atu r. D a s G efühl d er eigenen Scholle w ird zu ein er w ah ren H eim atliebe. P e t e r R o s e g g e r s a g t m it R echt: „A u s der Scholle s p rie ß t K raft für die g a n z e W elt und Segen fü r den, der sie b e rü h r t.“

M ancherlei versp rech e ich m ir von dem G em einschaftsgebilde, d a s d urch d a s N eb e n ein a n d er so vieler G a rte n sie d le r von se lb st e rw äc h st. Ich rufe den g u te n G eist auf, und ich hoffe, er w ird E inkehr h alten . W ir w ollen o h n e viel V orschriften und ohne sc h n ellfe rtig es D re in red e n u n se rn Siedlern die A n sätze bieten, d a ß sie sich in e in e r G enossenschaft o d e r derg l. se lb st o r g a n i­

sieren. F re ih eit in O rd n u n g . Die G em einschaft m uß se lb st dazu kommen, u n la u te re E lem ente, die sich etw a eingeschlichen haben, zu erkennen, zu b ran d m a rk e n und au szu m e rz en . Die G em ein­

schaft soll fü r S auberkeit der W ege s o rg e n , V erw a h rlo su n g e n .ent­

g e g e n tre te n , soll W e tts tre ite um die S chönheit d e r G ä rte n , die

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L ustigkeit d er L auben, den Reichtum der E rn ten ins Leben rufen.

S o so ll u n d w ird G em e in b ü rg sch a ft un d K o rp sg eist w erd en und e rsta rk en . W ie je d e r G eist, kann der K o rp sg e ist a b irre n und verderben. A b er alles, w o v o n diese G em einschaft au sg e fü llt und um g eb en ist, d a s an d e r B ru st d e r N a tu r sich vei feinende und veredelnde G eistes- un d G em ütsleben, die E rfa h ru n g e n auch, die allen th alb en in unserem V aterlande m it den G arten g em ein sch aften gem ach t w o rd e n sind, bieten die G e w ä h r, d a ß ein le b e n sfio h e i, m ild er un d hilfreich er G eist ü b e r dem W erke sch w eb en w ird.

D a s können w ir die E rz ie h u n g d e r G ro ß e n nennen — un d w e r w o llte sich schäm en, eine E rz ie h u n g m itzu m a ch e n ? Ich s e lb s t bin m ir b e w u ß t, d a ß m eine b esten K räfte d urch d a s Zu­

sa m m e n streb en m it g le ich g e sin n te n M enschen gew eckt w o rd e n sind. A b e r d e r h o ffn u n g sv o llste E rz ie h u n g sg e g e n sta n d bleiben doch die Kleinen. H ier kom m en w ir an d ie H a u p tfra g e n der Schul- u n d E rz ie h u n g sre fo rm heran . M an w irft d e r heutigen V olksschule E in seitig k eit vor, indem m an sie m it einem Schlag- w o r t a ls W issensschule bezeichnet und im G e g e n sa tz h ierzu die A rb e itssch u le o d e r T atsch u le v erla n g t. D a s soll heißen, heute w e rd e d e r W issen ssto ff allzu hoch g e sch ä tzt. D er bekan n te Schul- re fo rm er K e r s c h e n s t e i n e r h a t d a s W o rt g e p rä g t von der W issen sm ast, die h eu te den K indern v e ra b re ic h t w erde. Die alte Schule legte w o h l zuviel G ew ic h t au f d a s p o sitiv e W issen, das n u r d u rc h L ernen un d ^Mitteilen, a lso auf dem W ege des G e d ä c h t­

n isse s erw o rb e n w ird. M an s a g t, d a s sei „ u n v e rd a u te s“ W issen ; es kom m e d a ra u f an, d a ß d er L ernstoff vom K inde „ u m g e se tz t“

w ird , d a ß er E rleb n is und T a tsa c h e d e r eigenen E rfa h ru n g w ir d ; m an v e rla n g t, d a ß d a s Kind seine K enntnisse auf dem W eg e der S e lb sttätig k eit u n te r A n le itu n g des L eh rers e rw irb t. H ie rfü r h a t die H a n d a rb e it eine g ro ß e B edeutung. U nd als g a n z b eso n d ers w e rtv o ll h a t sich die G a rte n a rb e it in einem S c h u lg a rte n oder ric h tig e r S c h ü le rg a rte n erw iesen. Es g ib t näm lich zw ei A rten von G ä rte n in A n g lie d eru n g an die S chule; G ä rte n , w o rin die Pflanzen fü r den U n te rric h t in d er N atu rk u n d e h e ra n g ezü c h te t w erd en , eine A rt von b o ta n isc h en G ä rte n , un d an d ere G ä rte n , w o die S chüler ein je d er ein kleines B eet ein g e rä u m t bekom m en und u n te r A n leitu n g des L e h re rs m it d er A rbeit im G a rte n ver­

tr a u t g em a c h t w erden. D ie e rste A rt von S ch u lg a rten ist g u t, a b e r die zw e ite A rt d e r S ch iilerg ärte n sc h ein t m ir b esser zu sein.

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W ir w ollen in R o ß b e rg jetzt auch einen so lch en S ch ü le rg a rten in s Leben ru fen und dem g ro ß e n V olksparke eingliedern. D enn die G a rte n a rb e it ist ein v o rz ü g lic h e s M ittel fü r die S ch u lu n g des W illens. D ie k ö rp erlic h e T ä tig k e it lä ß t den F o rts c h r itt d e r A rb e it viel b e sse r erkennen, a ls die g eistig e. D as K ind h a t d a s Ziel s e in e r A rb e it s te ts vo r seinem leiblichen A uge. E s g e w in n t d a h e r k la re V o rstellu n g en ü b e r die einzelnen T ätig k eiten und ü b e r die einzelnen W illensakte, die z u r B e w ä ltig u n g d e r A rb e it e rfo rd e r­

lich sind. D e r W ille z u r A rb e it w ird d u rch diese se lb st, von innen h era u s, erz eu g t. A uch d e r E rfo lg d e r A rb e it un d ebenso d e r M iß e rfo lg liegt dem K inde k lar v o r A u g en , un d d a r a u s le rn t es d a n n , w a s es d as n äc h ste M al b esser zu m achen hat. So erz ieh t die B e sch ä ftig u n g im G a rte n zu F leiß un d A u sd au e r, zu S auberkeit und O rd n u n g slie b e . D as K ind w ird d a ra n g e w ö h n t, se in e T ätig k eit nach einem bestim m ten Zw ecke e in zu rich ten und W id e rstä n d e d u rch seinen W illen, d u rch sein e A rb eit zu ü b e r­

w in d en , und d a s K ind erle b t die F re u d e ü b e r d a s d u rch seine eigene A rb e it E rreich te. U e b rig e n s b e h a u p te t auf dem G ebiete des S c h ü le rg a rte n s in D eu tsch la n d u n se re P ro v in z ia lh a u p ts ta d t B reslau eine führende Rolle.

F ü r die Ju g e n d s o r g t u n se r V olkspark a b e r w e ite r in g r o ß ­ z ü g ig e r W eise d u rch d ie Spiel- und T u m m elp lätze, die in d er U m ra h m u n g d e r G ä rte n a n g e le g t w erd en sollen. M. E. ist f ü r so lc h e G elegenheiten bei u n s n och viel zu w en ig geschehen. D ie J u g e n d m u ß sich austum ineln können. H ö re n w ir, w a s h ie rü b e r ein erfa h re n e r A rz t (S a n itä tsra t D r. F. A. S c h m i d t „D ie Be­

d e u tu n g d e r öffentlichen Spiel- un d S p o rtp lä tz e fü r die V olks­

g e s u n d h e it“ ) s a g t: „D ie B e w eg u n g z ä h lt zu den ,n o rm alen L ebens­

reiz en “ und d a rf u n g e s tra ft n ic h t e in g esc h rä n k t o d e r m ehr ver­

n a c h lä ssig t w erden. D iese n o rm a le n L ebensreize in d e r F o rm von D auer- o d e r S ch n ellig k eitsb ew eg u n g en s te ig e rn se lb sttä tig u n m itte lb a r den A tem um fang je nach d e r In te n sitä t d e r B ew egung au f d a s M ehr- o d e r Vielfache. F ü r d a s J u g e n d a lte r ist die physio- logisch w irk sam ste dieser B e w eg u n g en d e r Lauf, die H a u p t­

b e w e g u n g jedes frischen Ju g e n d sp ie ls. D em L aufe treten d an n s p ä te r w irk sam z u r Seite d a s M arsch ieren un d B e rg steig en , d as S chw im m en und R udern. K eine k ünstliche A tem gym nastik e r­

reich t auch n u r a n n ä h e rn d eine so lc h e A u sd e h n u n g d e r L ungen nach allen D u rc h m e ssern , eine so lc h e B e tä tig u n g u n d U e b u n g

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-der g esam ten A tem fläche, w ie sie d e r K nabe, d er im Spiele un ­ a b lä s s ig re n n t u n d läuft, spielend erreich t. Auf dem Spiel- und U e b u n g sp la tz ist es, w o d a s h e ra n w a c h se n d e K ind sich w ohl en t­

wickelt, atem tü ch tig e und w id e rsta n d sfä h ig e L ungen fü rs Leben e rw irb t. Ein gleiches g ilt fü r die E n tw ic k lu n g d er K reislauf­

o rg a n e . D ie H e rz tä tig k e it w ird bei S chnellig k eitsü b u n g en alsb ald auf d a s M ehrfache g e ste ig e rt. So e rfä h rt d er H erzm uskel in w irk sam ster W eise K rä ftig u n g und U eb u n g . . . . Bis z u r voll­

endeten R eifeentw icklung w äc h st d a s V olum en des H erzen s um d a s Z w ölffache, d er U m fan g d er g ro ß e n S ch la g ad e rn am H erzen a b e r n u r um d a s D reifache. So a n h a lte n d zu laufen, sich a b z u ­ h etzen b is z u r A tem losigkeit, um gleich d a ra u f w ied e r frisch zu sein un d d asselb e Spiel v o n neuem zu b eginnen, w ie d a s Kind und d e r K n ab e dies v erm a g , kann d e r vollerw ach sen e, gesch w eig e denn d e r reife M an n nich t m ehr. D ie K re isla u fv erh ältn isse sin d h ie r an d e re g e w o rd e n . W eil dem a b e r s o ist, weil die Ju g e n d für diese eingreifenden B ew eg u n g e n b eso n d ere E ig n u n g besitzt, ist die B e le b u n g und U e b u n g d e r H e rz a rb e it g e ra d e im ju g e n d ­ lichen A lter, in den J a h re n vo r der Reife, w o d e r H erzm uskel von allen O rg a n e n d a s sch n ellste W ach stu m ze ig t, von h e rv o r ­ ra g e n d e r B ed eu tu n g . Ist doch kaum ein a n d e re s O rg a n fü r die g esam te E n tw ic k lu n g d es K ö rp e rs und fü r den B estand d er G e­

s u n d h e it d as g a n z e Leben h in d u rch von g r ö ß e r e r W ichtigkeit als d as H e rz .“ Ich e rsp a re m ir ü b e r die V erm e h ru n g d er ro te n B lu t­

k örp erch en d u rch a lltä g lic h e au sre ich e n d e B e w eg u n g u n d A uf­

fris c h u n g in L icht un d L uft w e ite re s a u sz u fü h re n , ich e rsp a re m ir, die erziehlichen M om ente, d ie d u rch L e ib esü b u n g und Spiel g e­

weckt w erd en , w enn es in v e rstä n d ig e m M a ß e betrieben w ird : G eschicklichkeit, A u sd a u e r, S ch lag fertig k eit, G e is te sg e g e n w a rt, W agem ut, Initiativ e, S elb stän d ig k e it n och im ein zeln en zu en t­

w ickeln. D e r d eu tsch e „ Z e n tra la u ssc h u ß für Volks- u n d J u g e n d ­ spiele“ v e rla n g t d a h e r, d a ß ein R e ich ssp ielp latzg esetz den G e ­ m einden die V erpflichtung auferlegen soll, fü r w e iträ u m ig e Spiel­

p lä tze zu so rg e n . Je d e G em einde soll g e z w u n g e n se in , auf den K opf d e r B ev ö lk eru n g 3 qm S p ielp latz an lag e z u r V erfü g u n g zu halten. D er Z e n tra la u ss c h u ß h a t m ächtigen A n h an g , und es ist s e h r w ah rsch e in lich , d a ß er m it seinen F o rd e ru n g e n d u rc h d rin g t.

N achdem w ir u ns in die E inzelheiten versenkt haben, w ollen w ir no ch m als einen Blick auf d a s g ro ß e G an z e w erfen. D enn

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ein G an z es, ein h a rm o n isc h e s B ild soll geschaffen w erd en , keine verlorenen E inzelheiten. D a s W irken un d die F re u d e jedes ein­

zelnen L a u b e n g ä rtn e rs so ll sich m it dem gleichen S tre b en der übrig en vereinigen und auch den n ic h t u n m itte lb a r B eteiligten, auch d e r G em einde als so lc h e r als eine B e re ic h eru n g Z uw achsen.

S chöne B aum alleen sollen d a s G elä n d e d u rch sch n eid en . D ie m eisten w ollen w ir als O b stb a u m allee n anlegen. Die einzelnen B äum e sollen s p ä te r, w enn sie e rst einm al F ru c h t tra g e n , an die G a rte n sie d le r v e rp a c h te t w erd en . J e d e r W eg w ird sein c h a rak te ristisc h e s B ild h ab en . U m dieses zu u n te rstü tz e n , w ird die G em einde sich w ah rsch e in lich von jedem L a u b e n g ä rtn e r a u s­

b ed in g en , d a ß sie an dem Z a u n nach dem W ege zu ih rerse its Hecken pflanzen darf. Von d e r b e w u ß te n und p la n m ä ß ig e n P flan ­ zu n g sz u sa m m e n ste llu n g h ä n g t se h r viel für den sp ä te re n E indruck d e r G e sa m ta n la g e ab. P lä tz e , b e so n d e rs h erv o rz u h e b e n d e P u n k te, g a n z e W egestrecken w erd en m it d erse lb en S o rte zu b esetzen sein.

So w ird es m ög lich , d a ß die B u n th eit und V ielfältigkeit d er ein­

zelnen G ä rte n w ie d e r in einen einheitlichen R ahm en aufgeht.

H ierin lie g t auch d e r Schlüssel für ein schnelles und sich eres Sich- z u rechtfinden in d er K olonie d er kleinen G ä rte n . W ir w ollen einen lockenden U m g a n g d u rch die g a n z e A n lag e schaffen. W ir sind sic h er: d er e rh o lu n g sb e d ü rftig e S tä d te r w ird eb en so g ern W eg e aufsuchen, die von schm ucken, b lu m e n p räch tig en G ärte n b e g re n z t sin d w ie b ish e r die stä d tisc h e n P ro m en ad en .

H ie r kom m en w ir z u r klaren E rk e n n tn is d es U n tersc h ied e s dessen, w a s w ir schaffen w ollen, vo n dem , w a s m an an G iü n - an lag en b ish e r in den S tädten an z u treffe n pflegt. In den S tädten h e rrs c h t d as „ d e k o rativ e G r ü n “ . S chm uckplätze, feine R asen­

flächen, auf A u g e n w irk u n g b ere ch n ete B a u m g ru p p e n , D urchblicke, Z ierg eh ö lze. W e r w o llte leugnen, d a ß solche A nlagen eine tief w o h ltu e n d e E in w irk u n g auf d a s S tad tw e sen a u sü b t. A b er ich w a g e zu b e h a u p te n , d a ß eine P la n u n g w ie die h ie r v o rg ele g te ungleich tiefer w irken m uß. W ir w e rd e n ein G e su n d h e itsg rü n , ein w a h rh a ft „ so zia les G rü n “ haben. W ir w erd en n ic h ts von den N u tz w e rte n d e r P ro m e n a d e n a n la g e n m issen, un d w ir w erden d eren b ed eu ten d e K osten verm eiden. D a ra u f kom m t ja alles an, d a ß die G rünflächen d er S tä d te von d er B ev ö lk eru n g w irklich körperlich in B esitz genom m en w erd en , d aß energ isch e M uskel­

a rb e it den reinen A tem d es frischen G rü n s au fsa u g t. D as g e ­

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sc h ie h t n irg e n d s vollkom m ener als in K leingärten und auf Spiel­

plä tze n .

W ollen w ir u n se re G ä rtn e r a u fm u n tern , ih r Stück w irklich hü b sc h h erz u ric h te n u n d zu pflegen u n d an dem g ro ß e n T eppich m it E ifer u n d V ersta n d m itzu w eb en , s o m üssen w ir ihnen die G e w iß h e it geben, d a ß d a s nich t v erlo ren e L ieb esm ü h ’, verlo ren e K osten sin d . Es m u ß eine d a u e rn d e E in ric h tu n g w erd en , und d ie L a u b e n g ä rtn e r m üssen d urch la n g fristig e P a c h tv e rträ g e heim isch w e rd e n , die n u r bei M iß b ra u c h u n d bei sc h w e rw ie g en d e n G rü n d e n eine v o rz e itig e A b k ü rz u n g e rfa h re n dürfen. E rm ö g lic h t w ird dies ein zig d u rch E in b e zie h u n g in den F luchtlin ien p lan .

D as U n tern e h m en w ird viel G eld um setzen. A b e r es w ird erheblich w en ig e r kosten. K osten, die n ic h t e in g e b ra c h t w erden so llen , w erd e n die S p ielp lätze v erb ra u c h e n , w o h l auch einige W e g ea n la g en . F ü r d a s eigentliche L a u b e n g a rte n g e lä n d e vertrete ich die A u ffassu n g , d a ß d a s h ie rfü r a u fg e w a n d te G eld in dem P a c h tz in s w ied e rk eh ren w ird . E s h a n d e lt sich lediglich darum , d a s B etrieb sk ap ita l ein m alig in ein er g ro ß e n Sum m e z u r V erfü g u n g zu stellen . V erzinsen un d e rh a lte n w ir d .es sich von selb st.

D a s so ll un ser K riegsdenkm al sein. Ich w eihe ihm ein frö h lich e s

G lückauf!

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H a u p tsäc h lich w u rd e n folgende B ücher b e n u tz t:

Stadtrechtsrat Dr. Möricke, M annheim, Die Bedeutung der Klein­

gärten, K a rlsru h e i. B. G . B rau n sch e H ofb u ch d ru ck erei und V erlag, o h n e Ja h re s z a h l, 32 Seiten (ältere volkstüm liche, a n ­ sch au lich e W erb esch rift).

Familiengärten und andere Kleingartenbestrebungen in ihrer Be­

deutung für Stadt und Land, H eft 8 d e r S chriften d e r Z e n tra l­

stelle fü r V o lk sw o h lfah rt, B erlin, C a rl H eym anns V ertag, 1913, 364 S eiten (d e r g esam te T a tsa c h e n sto ff für die G a r te n ­ b e w e g u n g , Z ah len , M u ste rv e rträ g e ).

Gartenarchitekt Harry Maaß, Lübeck, Der deutsche Volkspark d er Zukunft, D ruck un d V erla g von T ro w itz sc h u. S ohn, F ra n k ­ fu rt a. d. O ., 1913 (in zw isch en in zw e ite r A uflage erschienen), 72 Seiten (w irb t und käm pft für die V erb in d u n g von L au b en ­ g ä rte n m it S p ielp latz an lag en im „V o lk sp ark “ , packend, stellen­

w eise vielleicht ü b ersc h w ä n g lic h , a b e r eine g u te L anze für den G edanken, viele h ü b sc h e S chw arzw eiß-S kizzen).

Stabsarzt Dr. Christian, Städtische Freiflächen und Familiengärten.

B erlin, C a rl H eym anns V erlag , 1914, 48 S eiten (F lu g sch rift).

Dr. ing. Martin W agner, Städtische F r e if l ä c h e n p o li t ik , B erlin. C arl H ev m a n n s V erlag , 1915, 92 S eiten (H eft 11 d er S chriften der Z en tra lste lle fü r V olksw o h lfah rt, w id m e t sich m e h r d er tech ­ nischen und m o ralisch en E in o rd n u n g d e r F reifläch en ­ b es tre b u n g e n in d as G em eindew esen, m e h re re K arten).

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