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Deutsche Bauzeitung. Stadt und Siedlung, Jg. 61, Nr. 19

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Academic year: 2022

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STADT UND SIEDLUNG

B E B A U U N G S P L A N . V E R K E H R S W E S E N , V E R S O R G U N G S - A N L A G E N

H E R A U S G E B E R : P R O F E S S O R ERICH BLU N CK UND R E G .-B A U M E IS T E R F R IT Z EISELEN A lle R echte Vorbehalten. — F ü r nicht verlan gte B eiträge keine Gewähr.

D E U T S C H E B A U Z E I T U N G 1 9 2 7 , N r. 7 7

61. JA H R G A N G BERLIN, DEN 24. SEPTEM BER 1927 Nr. 19

Das Städteheizproblem Berlin.

V o n M a g .-B a u ra t D ip l.-In g . F i c h t l , B e rlin .

D

as Städteheizproblem Berlin stellt den Heizungs- ingenieur vor eine Aufgabe, deren technisch und volkswirtschaftlich einwandfreie Lösung über mehrere Lebensalter hinaus ohne Zweifel von ganz hervorragender Bedeutung für die weitere Entwicklung der Einheitsgemeinde Berlin sein wird. Er muß sich deshalb bewußt sein, daß gerade jetzt, wo sich der Gedanke der Städteheizung dank seiner Vorarbeiten in breitere Schichten der Bevölkerung Bahn gebrochen hat und wo gewissermaßen der Grundstein für die Er­

richtung einer tatsächlichen Berliner Städteheizung ge­

legt wird, die Verantwortung für die Zukunft doppelt stark ist, sollen später den Erbauern von den Nach­

kommen nicht ähnliche Vorwürfe gemacht werden können, wie dies zur Zeit bei der Lösung des Verkehrs­

und anderer technischer Probleme in Großstädten der Fall ist. Kurzsichtige und engherzige Maßnahmen, unter dem Gesichtswinkel der derzeitigen Geldnot vielleicht augenblicklich verständlich, rächen sich später finanziell bitter und könnten dem gesunden wirt­

schaftlichen und hygienischen Grundgedanken der Städteheizung empfindlichen Schaden zufügen. Zu­

nächst scheinen die maßgebenden Stellen, Geldgeber sowohl wie Techniker, das Berliner Städteheizproblem in dem Sinne lösen zu wollen, daß sie gr unds ät z­

lich von vorhandenen E l e k t r i z i t ä t s ­ werken ausgehen, daß also die darin bestehenden Dampfkesselanlagen, die ursprünglich nur für Strom­

erzeugung durch Wärmekraftmaschinen bestimmt waren, nunmehr auch als reine Wärme- oder Heizwerke Benutzung finden, wobei durch Verwertung des Dampfes, der bereits in der Maschine ganz oder ted­

weise Arbeit geleistet hat, zu neuen Heizzwecken gegenüber der bisherigen Abführung der Wärme durch Kondensationskühlwasser Ersparnisse angestrebt wer­

den. Zugegeben, daß die grundsätzliche Anlehnung der Städteheizwerke an Elektrizitätswerke wirtschaft­

liche, organisatorische und technische Vorteile mit sich bringt, die sich in der Hauptsache in geringeren An­

lagekosten durch Fortfall eigener Kesselanlagen und in geringeren Betriebskosten durch Wärme Verwertung bei Deckung der Heizungs- und Strombedarfskuryen be­

merkbar machen — so muß doch noch ernstlich be­

achtet werden, daß ein Städteheizwerk nicht nur aus einer Zentrale, sondern auch noch aus dem 4 ern- leitungsnetz und last not least den die Wärme ver­

brauchenden Gebäuden besteht. Unter den für eil Anschluß an ein Städteheizwerk in erster Lime in Be­

tracht kommenden Gebäuden und Gebäudegruppen sim natürlich diejenigen besonders geeignet, die bereits mit Zentralheizung ausgestattet sind und in einer Ent­

fernung von der Zentrale liegen, die eine tragbare Ver­

zinsung und Unterhaltung des Fernrohrnetzes noch er­

möglichen. Da im allgemeinen die Auswahl des Ortes für die Errichtung eines Elektrizitätswerkes innerhalb einer Großstadt nach ganz anderen Gesichtspunkten als städteheiztechnischen erfolgt ist und heute noch er­

folgt, wie z.B. beim Großkraftwerk Klingenberg-

Rummelsburg, so sind selbst veraltete, im Stadtinnern gelegene Elektrizitätswerke selten so gelegen, daß sie mit Wohn- und Geschäftsvierteln umgeben werden, die, größtenteils mit Zentralheizungen versehen, eine Vor­

bedingung für die wirtschaftliche Anlage und den Be­

trieb eines Städteheizwerkes bilden. Es kann also ganz gut der Fall eintreten, daß beim grundsätzlichen Aus­

gehen von vorhandenen Elektrizitätswerken gerade diejenigen Stadtviertel mit einer großen Zahl umfang­

reicher, eng beieinanderliegenden Zentralheizungen nicht erfaßt werden, daß also der Zweck der Städte­

heizung, nämlich die Zusammenfassung einer großen Zahl von Einzelfeuerungen, von vornherein nicht er­

reicht wird.

Bei der Planung von Städteheizwerken ist dem­

zufolge wichtig, die Verteilung der vorhandenen Zentralheizungsanlagen innerhalb des Stadtweichbildes zu kennen. Hierüber gibt für Berlin die von Gustav Gericke in Velten bearbeitete Statistik vom 10. Oktober 1910 über die Verbreitung der Lokal- und Zentral­

heizung und ihr Verhältnis zueinander auf Grund von Angaben der damaligen fünf statistischen Ämter der Städte Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Wilmers­

dorf, Neukölln beredte Aufklärung (Verlag der Ton­

industriezeitung 1915, Berlin NW 21). Dieser Statistik können folgende prozentuale Anteilzahlen der Woh­

nungen mit Zentralheizung an der Gesamtwohnungs- zahl entnommen werden:

. vnn 764 W o h n , in 711 188 700 1073 319 641 , 73 , 95 , 50 , 3024

Der Anteil in den übrigen nicht genannten Ber­

liner Gemeinden schwankt zwischen 3 u. 0,14 v. H.

von 165 800 Wohnungen in 541 Grundstücken. Diese Statistik zeigt, daß der sogenannte Berl i ner Westen, begrenzt im Norden von der Bismarck­

straße und dem Tiergarten, im Westen vom Grune- wald, im Süden und Osten von der Wannseebahn­

strecke, die größten Anteilzahlen von Wohnungen mit Zentralheizung aufweist, also als besonders zentral­

heizungsdichtes Stadtviertel anzusehen ist. Eine andere Zusammenstellung der früheren städtischen Deputation für Kohlenversorgung gibt Aufschluß über die Vertei­

lung der Zentralheizungen in Alt-Berlin nach Art der Gebäude, und zwar befinden sich hiernach Zentral­

heizungen in:

1. 1810 W o h n - u nd L an d h ä use rn , 2. 46 H o te ls und Pensionen,

3. 53 T h ea te r und L ich tsp ie lh ä u se rn , 4. 1761 G e sc h ä fts- und In du strieh äu sern , 5. 706 F a b rik e n und W e rk stätte n , 6. 215 Anstalten,

7. 95 K irch e n , S y n a g o g e n , K ap e llen , 8. 198 V e rw a ltu n gsge b ä u d e n . 1. B e rlin -D a h le m 43 v.H. von 764 W oh n.

2. W ilm e rsd o rf 38 » 28 299 »

3. Friedenau 20 V V 10 974 V

4. Sc h ö n e b e rg 17 » n 46 564 n

5. C harlottenbg. 16 » V 81 951 n

6. Ste glitz 12 n V 19 034 »

7. Lichterfeld e 12 n V 10 426 »

8. L a n k w itz 7 n » 2 759 n

9. jj M arie n d o rf 6 n Y) 4 518 n

10. T em pelhof 4 n Y> 6 356 n

11. A lt-B e rlin 1,16 w ,1580114 n

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Da die unter 2—8 aufgeführten Gebäudearten sieb hauptsächlich im Berliner Zentrum befinden, etwa nn Norden und Osten von der Stadtbahnlinie Jannowitz- brücke bis Bahnhof Friedrichstraße, im Süden von der Leipziger Straße, im Westen vom Tiergarten begrenzt, so ergibt sich hier ein zweites „zentralheizungsdichtes Stadtviertel, die Berliner City. Ein Blick auf den Berliner Stadtplan zeigt nun ohne weiteres, daß sich die in Berlin zur Zeit im Betrieb und im Bau be­

findlichen Heizwerke Elektrizitätswerk Chralottenburg und Steglitz zwar an der nördlichen und südlichen Peripherie des vorerwähnten zentralheizungsdichten Westenviertels befinden, daß aber immerhin von beiden Werken aus etwa 5 km Luftlinie bis zum Zentrum dieses Westen Viertels liegen. Die anderen zwei im Be­

trieb befindlichen reinen Heizwerke Neukölln und Pankow sind ganz außerhalb der genannten Zentral­

heizungsviertel gelegen, während das Kraftwerk Moabit und eventuell das Kraftwerk Klingenberg etwa 6 bzw.

10 km Luftlinie von der Berliner Alt-City entfernt sind.

Die bisherigen Fernheizwerke im Berliner Stadtgebiete, zu denen auch noch dasjenige der Technischen Hoch­

schule Charlottenburg und der Reichsbank im Zentrum gezählt werden können, haben demzufolge zunächst nur die Bedeutung von örtlichen Gruppenheizungen, die nicht Anspruch auf die Bezeichnung „Städteheizung“ erheben können, solange sie nicht die großen Zentralheizungs­

zentren „Westen“ und „Zentrum“ mit Wärme versorgen.

Wenn hiermit an Hand der erwähnten Statistiken die Frage im Prinzip geklärt ist: „wo befinden sich die Hauptzentren der wärmeverbrauchenden Zentralheizun­

gen und wo müssen demnach in erster Linie Heizwerke errichtet sein und werden, um diese Zentren zu versor­

gen“, so ergibt sich für die generelle Beurteilung des Städteheizproblems in Berlin noch eine zweite grund­

legende Frage, die da lautet: „Welche Größe des Heiz­

werkes erfordert die zentrale Beheizung dieser Zentren bzw. sind die vorhandenen Elektrizitätswerke aus­

reichend groß, um diese Aufgabe erfüllen zu können.“

Zur Beantwortung dieser zweiten Frage dienen die in den statistisch erfaßten Zentralheizungen bisher jährlich ver­

feuerten Brennstoffmengen. Obering. Prof. Kayser gibt als jährlichen Koksverbrauch der Berliner Zentral­

heizungen 1 100 000t, Dr. Marx 733 000 t an (vgl. Mit­

teilungen des Vereines deutscher Heizungsingenieure Bz. Berlin, März 1922). In Alt-Berlin wurden in rd. 5000 Zentralheizungen nach Feststellungen des früheren Kohlenamtes etwa 500 000 1 Koks verfeuert. Aus diesen Zahlenwerten, die sich auf eine mittlere Wintertem­

peratur von +3° C beziehen, lassen sich die bei

— 20° C Außentemperatur erforderlichen, für die Be­

messung der Heizkessel maßgebenden Wärmeleistun­

gen zu rund 1600 Millionen Kalorien für 1 Stunde er­

rechnen, von denen etwa die Hälfte auf den „Westen“, die andere Hälfte auf die „City“ treffen. Für jedes der erwähnten Zentralheizungszentren wäre also eine Kesselht izfläche von 80 000 qm erforderlich. Demgegen­

über nehmen sich die im Kraftwerk Moabit vorhan­

denen 18 000 'im, in Charlottenburg 10 650 i™, in Rum­

melsburg 30 000 im, in Neukölln 1600 <im, in Steglitz 1200 (i'n und in Pankow 550 fi'n Kesselheizflächen recht bescheiden aus. Wollte man das Zentralheizungsviertel

„Westen“ von den E.-W. Charlottenburg und Steglitz aus mit Wärme versorgen, so müßten diese Werke bzw. die darin vorhandenen Kesselanlagen 8mal so groß sein, während eine Versorgung des „Zentrums“

vom Kraftwerk Moabit und Klingenberg aus eine Ver­

doppelung der Kesselheizflächen erheischen würde. An­

gesichts dieser wenn auch maximalen Zahlenwerte für die erforderlichen Kesselgrößen dürfte es fast selbst­

verständlich sein, daß eine tatsächliche, den Bedürf­

nissen im großen entsprechende Lösung des Städte- heizproblemes unter grundsätzlicher Anlehnung an be­

stehende Elektrizitätswerke nicht möglich sein wird.

Vielmehr wird sich die Errichtung eigener, räumlich zu den Zentralheizungsvierteln vorteilhaft gelegener Heizwerke, wie dies ähnlich auch in amerikanischen Großstädten der Fall ist, kaum umgehen lassen, wenn nicht die Entwicklung der Städteheizung in Berlin in einigen mehr oder minder um ihre wirtschaftliche Existenz ringenden Gruppenheizungen stecken bleiben soll. Der privaten Initiative und dem Unternehmergeist einer weitausschauenden Industrie eröffnet sich somit noch ein umfangreiches Betätigungsfeld, das, von den Gemeinde­

behörden in einheitliche und zweckmäßige Bahnen ge­

lenkt, ohne Zweifel für die wirtschaftliche und hygie­

nische Weiterentwicklung und Verbesserung der Welt­

stadt Berlin nicht nur vorteilhaft, sondern auch mit fortschreitender Konzentration der Menschenmassen innerhalb der Stadt ebenso notwendig und unentbehr­

lich sein wird, wie z. B. die Strom-, Wasser- und Ab­

wasserversorgung.

Der Zweck dieser, nur die Hauptgesichtspunkte streifender Zeilen sollte sein, einen größeren Kreis an der Entwicklung des Städteheizgedankens theoretisch und praktisch interessierter Gruppen auf das Berliner Städteheizproblem aufmerksam zu machen, getreu einem Bebelschen Satz, der da sagt: „Es ist Pflicht eines jeden Menschen, von dem Augenblick an. wo er die Fähigkeit eines selbständigen Urteils erlangt, sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, weil die ganze soziale Existenz, die ganze soziale Entwick­

lung des einzelnen in höherem Grade von den Einrich­

tungen und Zuständen abhängt, die der Gesamtheit der Gesellschaft eigen sind, als von seinem eigenen Wissen, eigener Tüchtigkeit, eigenem Können.“ —

Die Umleitung des Fernverkehrs um die Ulmer Altstadt und ihre Folgen für das Gänstor und die Donauufer.

Von Dr -Ing. Chr. K 1 a i b e r, Ulm a. D. (Hierzu 11 Abbildungen.)

B

is zum Anfang dieses Jahrhunderts diente dem gesamten Verkehr über die Donau nach Neu-Ulm und dem bayerischen Hinterland, wie Augsburg, München, Kempten usw., die eine uralte Brücke am Herdbrueker-Tor inmitten der Altstadt. Die Auflassung und der Erwerb des Festungsgeländes, vor allem der die Stadtentwicklung hemmenden Wallinien, sowie der sich ständig steigernde Verkehr, vor allem der Auto­

fernverkehr, erzeugten das dringende Bedürfnis nach zwei weiteren Donauübergängen je am Ende der öst­

lichen und westlichen Altstadt, bzw. dem entsprechen­

den Anschluß der mittelalterlichen Stadtmauer an die Donau. In großzügiger Weise wird schon jetzt der Plan, den Fernverkehr rings auf diesem Wege sowohl im Westen wie jetzt schon im Osten entlang der ehe­

maligen Stadtmauer an der Altstadt vorbeizuführen von der Stadtverwaltung ausgearbeitet. Der schon in

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der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Auffüllung des Stadtgrabens gewonnene, von Donauost zu Donau­

west führende Straßenring bedarf nur neuzeitlicher Er­

breiterung, um den gesamten Fernverkehr um die Alt­

stadt herum über die Donau zu leiten. (Abb. 3, S. 144.) Daß dies auch vom städtebau-künstler. Standpunkt aus nur zu begrüßen ist, bedarf keiner Betonung. Denn nur auf diesem Wege scheint es möglich, den altehr­

würdigen Altstadtbezirk vor durchgreifenden Straßen­

durchbrüchen zu bewahren.

Das dringendste Bedürfnis für eine solche Um­

leitung lag vor allem für den Ostverkehr (Augsburg—

München) vor, weshalb auch die östliche Lösung zuerst in Angriff genommen worden ist. Die neue Donau­

brücke war noch vor dem Kriege rechtzeitig in ruhigen, vornehmen Formen erbaut, wie auch ein Teil der Gebäude in der Bockgasse noch vor dem Kriege

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abgebrochen worden ist. Die neue Brücke brachte ganz naturgemäß vom Altstadtkcrn her eine Ver­

kehrssteigerung, welchem der alte Straßenzug Bock- oasse Turmgasse als einzigem Verkehrszubringer in keiner Weise mehr genügt hätte. Mit dem Brücken­

bau war der Durchbruch „der heutigen Gideon-Bacher- Straße“ gegeben. Stadtverwaltung und Hochbauamt war damit die Aufgabe gestellt, den einzigen, außer dem an der Donau gelegenen Metgerturm, erhaltenen Festungs- und Torturm „das Gänstor“ durch Schaffung dieser neuen Hauptstraße zu umgehen. Das Gänstor war von jeher nur für den lokalen, hauptsächlich land­

wirtschaftlichen Verkehr der alten Reichsstadt, sowie vor allem als Ausfallstor vom alten Zeughaus her mit der platzartigen Breite der Zeughausgasse angelegt worden. Die Turmgasse war mit ihrer ca. 4 m Breite (an schmälster Stelle) eine Straße von untergeordneter Bedeutung. Durch die Umgehungsstraße konnte der wesentliche städtebauliche Ausdruck des Gänstores er­

halten werden. Ein Wort noch der für reine Sack- o-assen auffallenden Breite der Bauerngasse und Zeug-

und Maler solche Veränderungen altgewohnter Städte­

bilder und Gebäudeteile als Eingriffe empfinden, da ihnen ja alles das genau so, vielleicht sogar noch stär­

ker von Jugend auf ans Herz gewachsen ist (Skizzen­

buch). Auch der feinfühligste Architekt kann sich aber solchen absoluten Lebensnotwendigkeiten einer kraft­

voll sich ausdehnenden Stadtgemeinde nicht entziehen.

Im übrigen zeigt die im Jahre 1912 aufgenommene Abb. 5 (Blick 2), daß die monumentale Wirkung des Gänstores durch die Niederlegung der davorliegenden Gebäudegruppen nichts verloren hat. Dieser Blick 2 ist vielmehr ein akademisches Lehrbeispiel für die vertikale Steigerung der Tormasse, einmal durch das horizontal-langgestreckte liliputartige Torwarthäuschen rechts vom Eingang, wie durch die staffelförmig sich aufbauenden Dachflächen der auf der Stadtmauer er­

richteten Gebäude links vom Turm. Die Steigerung der Stockwerke steigert die vertikale Monumentalität des Turmes selbst. Der Vergleich von Abb. 4 und 5.

des willkürlich mittelalterlichen Aufbaues und des frei­

gelegten Blickes, ist vielseitig anregend für die grund-

Abb. 1. D e r D o n a u b lo c k und die neuen Uferw ege. (B lic k 7.)

hausgasse. Beide sind ein Beweis für das planmäßig Überlegte der gesamten Straßenanlage. Der eigentliche Stadtzugang ist-so gut wie verbaut, während rechts und links vom Ausfallstor kriegstechn. Entwicklungsmog- lichkeit (im Sinne eines Arsenalplatzes) gegeben war.

Abb. 4, S. 145 gibt uns zunächst den heute noch unbe­

rührten Blick 1 von dem auch sonst als reichsstädtisi hes Kleinbürgerhaus hochinteressanten alten Gebäude des Malers Geiger, Turmgasse 4, dessen Besuch jedem Kol- legen seiner grundrißliohen wie malerischen er e wegen warm empfohlen werden kann. Dieser Bla läßt verstehen, daß es sich hier tatsächlich, wenn \yn vom Münster als solchem Abstand nehmen, um < un­

wichtigste mittelalterlich-kriegstechnische V\ ahrzeiclien der Stadt Ulm von hohem, städtebaulichem Werte han­

delt und daß die Mühewaltung der Stadtverwaltung für möglichste Erhaltung dieser Werte vielseitiges V er- ständnis und Anerkennung finden wird. Daß diesei Durchbruch der Bockgasse zur neuen DonaubrucRe nicht ohne Niederlegung altehrwürdiger Gebäudeteile durchzuführen war. ist selbstverständlich, so se ir íes auch die heftigste Kritik aller Derer hervorgerufen hat.

die in löblichstem, ideellem Wollen jegliche Veränderung des Stadtbildes als barbarischen Eingriff empfinden.

Jeder künstlerisch fühlende Fachkollege und nicht zu­

letzt auch die ausführenden Organe der Stadt y er ya tung werden mit denselben Gefühlen wie der L íc i er

begrifflichen Gegensätze von klein zu groß, willkürlich, zufällig oder bewußt.

Den unberührten Zustand der Turmgasse vor dem Abbruch zeigt Abb. 6, S. 145 (Aufnahme des Verfassers a. d. Jahre 1906) mit der an Torbauten der schwäbischen Städte, vor allem in Ulm und Gmünd, üblichen engpaß­

artigen Straßenverengerung*), die auch an dieser Stelle einen bewußten Willensakt kriegstechnischer Über­

legung darstellt. Es ist als ein großes Verdienst der Stadtverwaltung zu bezeichnen, daß Tief- und Hoch­

bauamt gerade diesen altehrwürdigen. i ielseitig inter­

essanten Straßenzug der Turmgasse, wie ein Blick auf die Abb. 7 des heutigen Bestandes beweist, pietätvollst bei der Torumgebung erhalten hat. Wohl ist die linke Straßenseite neuerbaut, aber in der Straßenflucht (Blick 3 des Planes) selbst hat sich nichts verändert, das irgendwie für die städtebaugeschichtliche wie städtebaukünstlerische Wirkung von Bedeutung ge­

wesen wäre. Die Turmgasse ist allerdings durch die Abscheidung des Hauptverkehrs noch mehr als bisher zu einer reinen Wohn- und Nebenstraße geworden.

Wie der Blick auf den ohne weiteres verständlichen Plan (Abb. 2) mit dem alten und neuen Zustand zeigt, mußte der Gebäudeanbau im Blick auf die schmalen, langgestreckten neuen Baublöcke entlang der Gideon-

*) Vergl. Z e n t r a l b l a t t der Bauyenvaltung 1927, Nr. 15 und Denkmals­

pflege 1913, Nr. i.

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'ßMty

Abb. 2. T eillage p lan . (rd. 1 : 2000 )

Abb. 3. Ü b e r sic h t über die V e rk e h rs­

ve rh ältn isse der alten und neuen D on au b rü ck e. (1 : 10000.)

Die Umleitung des F e r n v e rk e h r s um die U lm er A lts ta d t und ihre Folgen

für das O ä n s to r und die Donauufer.

Bacher-Straße im Gegensatz zu der bisherigen hierzu senkrechten Tendenz erfolgen. Der Zweck der ganzen Überbauung innerhalb und außerhalb des Gänstores, die in den letzten 6—7 Jahren durchgeführt wurde, Woh­

nungen zu erstellen, war dringend für die Anlage solcher geschlossenen Bauweise. Die Lichtzufuhr der mittelalterlich schmalen und tiefen Giebelhäuser genügt für unser heutiges, nicht zuletzt auch gesundheitlich ge­

steigertes Wohnungsbedürfnis nicht mehr.

Fassen wir nunmehr den Einbau des Torturmes selbst in Auge, so ist der Blick von der Bauerngasse aus auf den Vorplatz zur Zeughausgasse mit Abb. 8, S. 146, wie es 1906 (Blick 4) war, gegeben. Das den Vorplatz beherrschende Haus (Zeughausgasse 12) wurde von der Stadtverwaltung mit vielen Opfern erhalten, obwohl es in den Verkehrszug der Gideon-Bacher-Straße herein- r.igte. Es wurde nämlich einfach der Gehweg hinter Arkaden in das einstöckig gebliebene Haus selbst ver­

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legt und der bekannte historische Eingang und Blick auf das Zeughaus in seiner Ursprünglichkeit bewahrt.

Das Torwarthaus ist glücklicherweise als Denkmal zwischen dem ein- und zweistöckigen Gebäude in seiner ganzen Länge erhalten geblieben. Das nördliche Gebäude erhielt im Erdgeschoß eine wohltuende Be­

lebung durch Arkadenbogen. Der ideale Verzicht auf eine höhere Überbauung an dieser Stelle und das pietät­

volle Sicheinfügen in den Platzgeist sind in einer Zeit äußerster Sparsamkeit und Wohnungsnot besonders hervorzuheben. Diese Beschränkung und bewußte Differenzierung der Höhenentwicklung der Neubauten sowohl rechts wie links des Turmes wird jedermann dankbarst begrüßen, und zwar um so mehr, weil gerade an dieser Stelle in seltener Klarheit die stufenweise erfolgte Steigerung vom Torwarthäuschen zur Turm­

masse vorbildlich (Abb. 5) Vorgelegen hat. Für uns Heutige liegen in solchen Festungstoren' nur noch

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Abb. 5. B lic k auf das freigelegte G änstor. ( B lic k 2.) Abb. 4. B lic k auf den G ä n sto rtu rm von T u r m g a sse 4. (B lic k 1.)

Abb. 6. D ie T u r m g a sse vor der R e g u lie ru n g . ( B lic k 3.)

städtebaukünstlerische und geschichtliche _ Interessen vor und ist daher umgekehrt der Stadteingang die architektonisch wichtigere Seite. Das sehr bekannte schwäbische Volkslied „Am Brunnen vor dem iore ist hierfür der volkstümliche Ausdruck, dem das Hocn- bauamt feinfühlig gefolgt ist. Abb. 10, S. 147, gibt den

Abb. 7. D ie T u r m g a sse nach der R e gu lie ru n g.

Einbau des Tores von der neuen Donaubrücke her.

An den zweifenstrigen alten Wohnungsbestand schließen sich in der Mauerlinie die neuen Wohnungen mit differenzierten Stockwerkshöhen an. Unter Verzicht auf den finanztechnisch üblichen Wohnungsbaublock mit geschlossenem Lichthof wurde ein reizvoller,

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kleiner, offener Innenhof geschaffen, dem nur noch der Reiz alten Baumschmuckes fehlt. Für die Verkehrs­

tote Stelle wurde ein Renaissancebrunnen, der bisher im Museum ein verborgenes, von niemand beachtetes Dasein geführt hat, hervorgeholt und dem Leben ge­

geben als einzigen plastischen Schmuck im eigentlichen Sinn der gesamten Torumgebung. Wenn über kurz oder lang noch der Lindenbaum als ganz selbsttätige Folge

auch in Ulm zur Zeit, wie schon vor einigen Jahr­

zehnten der Gedanke der Anlage einer ausgebauten Uferstraße von der Wilhelmsburg im Westen bis zur Friedrichsau und zum Stadion im Osten im Vorder- grund. Den stärksten Impuls erhielt dieser Plan durch die nach dem Weltkrieg in Vordergrund getretenen Kanalpläne zwischen Rhein—Neckar—Donau—Boden­

see mit Ulm als Umschlaghafen. Liegt auch die Aus-

Abb. 8. D e r P latz hinter dem T o re von der B a u e rn g asse zum Ze ugh au s. (B lic k 4.)

führung selbst noch in weiter Ferne, so wird jede ernst­

hafte Planung mit derselben rechnen müssen. Die Vor­

frage, ob der Hafen einstmals im Osten oder Westen der Stadt liegt, ist für das Verkehrsbedürfnis dieser Uferstraße belanglos. Im Gegenteil wird, wenn der Hafen im Westen liegt, statt wie bisher geplant im Osten, der gesamte Schiffahrtsverkehr der Stadt und Donau entlang zu leiten sein. Eine Frage ist dabei selbstverständlich, nämlich daß der bekannte mittel­

alterliche Donaumauergang von der Wilhelmsburg bis zur alten Donaubrücke erhalten bleiben muß. Die Vorstufe einer Hauptverkehrsuferstraße war immer ein auf Fußgänger beschränkter Uferweg, der auch den heutigen Bedürfnissen Ulms vollauf genügt. So war es denn auch ein in jeder Hinsicht richtiger Gedanke der Stadtverwaltung, zunächst einen durchgehenden Donauuferweg, als die verhältnismäßig leichter zu lösende Aufgabe, zu schaffen. Dabei wurde in erster Linie der unmittelbar am Ufer gelegene untere Geh­

weg durchgeführt. Er hat aber den großen Nachteil, daß er bei Hochwasser, so schön es auch wäre, nicht begehbar ist. Die Befestigung Ulms in der Renaissance­

zeit hatte den etwa 10 und mehr Meter hohen Bau von Bastionen, wie Wilhelmsburg, Adlerbastei, zur Folge.

Um nun eine hochwasserfreie, ununterbrochene Ver­

bindung zu bekommen, wurde ein ungefähr auf der Höhe der Adlerbastion gelegener, ununterbrochener Gehweg vom Falkenburgufer, Berblinger Straße. Adler­

bastei bis zum ehemaligen Reichenauer Hof bzw.

Grünen Hof geplant und ausgeführt (Abb. 3, S. 147).

Der ( harakter und die Ausgestaltung ist die der aus­

gesprochenen Uferpromenade mit Baumalleen, Anlagen, Ruhesitzen u. dgl. So kann denn auch gesagt werden, taß heute gegenüber dem Zustand vor 5 Jahren ein Gang vom Grünen Hof zur östlichen Friedrichsau an der bmau entlang ein würdiges, allerdings mehr landschaft­

liches Gegenstück ist zu dem mittelalterlichen Mauer­

gang oberhalb der alten Brücke (Abb. 1, S. 143). Be­

dauerlich ist nur, daß trotz allem energievollen Wollen der Stadtverwaltung der ununterbrochenen Durch- tuhrung die Besitzverhältnisse des Grünen Hofes: Nr. 2

Abb. 9. B lic k 4 von der B a uern gasse nach der Regulierun g.

dieser Lösung sich hinzugesellt hat, so wissen die Schwaben Ulms, wo sie ihr Volkslied zu singen haben

Mit dem Betreten des Baugeländes vom Gänstor bis zum Donauufer treten wir in einen ganz neuen Fragenkomplex des zukünftigen Ulm und sind hierfür ganz • andere Gesichtspunkte als bisher maßgebend Ein nunmehr allgemein anerkanntes Grundgesetz des Städtebaues besagt, daß der Verkehr einem Flusse wie die Donau, entlang seine Straße sucht. So steht denn

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Festungskommandantur, Nr. 3 und 4 altes Patrizier­

haus, Nr. 8 Staatsfiskus (Abb. 3), wie es scheint un­

lösbar, im Wege stehen. Doch werden einstmals die natürlich gegebenen Verkehrsforderungen erfahrungs­

gemäß dazu zwingen, daß in allerdings schonendster Weise diese Opfer gebracht werden. Die Lösung solcher an sich klarer Gedanken bedarf erfahrungs­

gemäß Jahrzehnte der Reifung.

links der Gideon-Bacher-Straße (Abb. 11). Gerade im Gegensatz zu den mehr landschaftlichen Werten an der Donau tritt hier der Charakter der guten alten deutschen Stadt durch die echt mittelalterliche straßen­

beherrschende Wirkung der Turmmasse überraschend in die Erscheinung für alle die, die diese alte deutsche Kultur- und Kunststadt besuchen wollen. An der Stelle des heutigen Bismarckbrunnens stand einst auf

Abb. 10. Der Stadteingang durch das Gänstor nach dem Einbau. (Blick 5.)

Abb. U . B lic k von der neuen D o n a u b rü ck e zum G ä n sto itu rm . ( B lic k 6.)

In richtiger Erkenntnis prak­

tischer städtebaulicher Grund­

gedanken wurde die Grünfläche der Adlerbastei und die unterhalb der neuen Brücke angelegte Pro­

menade von der Überbauung a u s ­ geschlossen, dagegen die neuen Hauptverkehrsstraßen durch den Donaublock, Bismarckblock usw.

von den Grünflächen abgeschnürt.

Städtebaukünstlerisch erscheint es durchaus richtig, diese neue Ver­

bindungsbrücke des Hauptver­

kehrs zwischen Württemberg und Bayern bzw. Ulm und Neu-Ulm durch links- wie rechtsufrige Über­

bauung mit den entsprechenden Städten architektonisch zu ver­

binden, anstatt dieselben durch Grünanlagen zu trennen. Daß diese Baublöcke in ihrer Gesamt­

heit eine andere Sprache reden als die Wohnstraßen der Altstadt mit ihren schmalen Einzelbürger­

häusern, liegt in der Zweckbe­

stimmung begründet. Im Gegen­

satz zu dem Einbau des Gänstores lag hier auf jungfräulichem Boden die Aufgabe der landschaftlichen Einfügung der Baumassen in das Gesamtflußbild. Uferpromenade und Adlerbastei werden zu allen

Zeiten Anlagen bleiben, schon in der Erinnerung an < ' i hier zu Fall gekommenen ersten deutschen r liege r Berblinger, den Schneider von Ulm. So wird denn aucn die reizvolle heutige landschaftliche Fassung der bildung 11 des Donaublockes wie des unteren um oberen Uferweges für alle Zeiten erhalten bleiben.

Und nun zum Schluß werfen wir noch einen Rück­

blick auf das Gänstor von dem Platz der neuen Brut "t mit dem Bismarckblock rechts und dem Donaubloc v

einem grabmalartigen Postament einer der üblichen Bismarckbronzeköpfe bekannter Geschmacksrichtung, der in keiner Weise der Größe Bismarcks Ausdnu k zu verleihen vermochte. Es kann als ein Pietätsakt der Stadtverwaltung bezeichnet werden, daß sie den Bronzekopf verschwinden ließ und an dessen Stelle nur durch die monumentale Inschrift „Bismarck“ diesen neuen Stadteingang und Blick auf darin liegende deutsche Geschichte, und zwar als Ganzes ihm weihte. —

147

(8)

Aus der äußeren Stadterweiterung Kölns.

V o n C. J . M a n g n e r , A r c h ite k t B. D. A. B a rm e n . M itglied d e r F re ie n D e u ts c h e n A k a d e m ie d e s S tä d e b a u e s .

W

e r die E n tw ic k lu n g ’ u n d D u rc h fü h ru n g s tä d te b a u ­ lic h e r Id e e n in d e n e u ro p ä is c h e n u n d a u ß e r ­ e u ro p ä is c h e n M ittel- u n d G ro ß s tä d te n b e o b a c h te t u n d in ih rem F o r ts c h r itt v e rfo lg t, w ird m it B e w u n d e ru n g d ie s tä d te b a u lic h e n L e is tu n g e n d e r S ta d t K ö ln a n e rk e n n e n , d a h ier h o c h g e s te c k te Z iele m o d e rn e r S ta d ta n la g e e r ­ r e ic h t w erd en .

I n b e ru fe n e n F a c h k re is e n u n d a u c h in d e r b a u te c h n is c h in te re s s ie rte n L aie n w e lt is t z w a r b e k a n n t, d a ß u n te r d e r h e rv o rra g e n d e n In itia tiv e d e s O b e rb ü rg e rm e is te rs D r.

A d e n a u e r ein v o n P ro fe s s o r S c h u m ac h er, H a m b u rg , g r o ß ­ z ü g ig a n g e le g te s S ta d te rw e ite ru n g s w e rk b e g rü n d e t u n d in B u ch fo rm h e ra u s g e g e b e n w u rd e , d a s B a u d ire k to r A rn tz n u n in w e its c h a u e n d e r W e ise z e itg e m ä ß w e ite rfü h rt. D o ch is t m it d ie s e r In fo rm a tio n im a llg e m e in e n d a s W is s e n v o n d iesem w e ittra g e n d e n W irk u n g s k re is e e rsch ö p ft. W o rin im e in zeln en d ieses W e rk b e s te h t, e n tz ie h t sich d e r K e n n tn is d er M eisten, v o r allem dem g ro ß e n L a ie n k re ise . E in e R u n d fa h rt d u rc h die S ta d t u n d eine B e sic h tig u n g d e r g a n z e n A n la g e n k ö n n e n h ie r n u r d e n re c h te n E in d ru c k e rw eck en .

A u f einem H a lb k re is v o n e tw a 8 km L ä n g e w a r frü h e r d e r lin k s rh e in isc h e n A lts ta d t K ö ln ein in n e re r B e fes tig u n g s- lin g v o rg e la g e rt, sie g leic h sam p a n z e r a r tig u m sc h lie ß e n d u n d ih re n a tü rlic h e A u s d e h n u n g h em m en d . D ie N ie d e r­

le g u n g d e r ü b e rflü s sig g e w o rd e n e n F e s tu n g s w e rk e b ra c h te g ro ß e F o r ts c h r itte in d e r s tä d te b a u lic h e n E n tw ic k lu n g K ö ln s. S ie g a b d e r en g en A lts ta d t A u s d e h n u n g s m ö g lic h k e it n a c h a u ß e n h in zu d e n b e re its e rb lü h te n V o rs tä d te n .

E in e w e ite re , ü b e ra u s w e se n tlic h e S tu fe k a m d ie s e r A u s w e itu n g sp ro z e ß in d e n N a c h k rie g s ja h re n v o rw ä rts . E in e rin g fö rm ig d e r S ta d t v o rg e la g e rte e tw a 6 km la n g e u n d 600 m tie fe F lä c h e , d e r F o r tifik a tio n eh em als als S ch u ß feld d ien e n d , h a tte n ic h t m it H o c h b a u te n b e b a u t w e rd e n d ü rfe n . H ier e n ts ta n d n u n d ie w e iträ u m ig e E rh o lu n g s flä c h e d e s sog. „ I n n e r e n G r ü n g ü r t e l s“ . E s is t se h r e m p fe h le n sw ert, ihn ein m al in d e r L ä n g s a c h s e zu F u ß zu d u rc h s c h re ite n . D e r g ä r tn e r is c h e A u fw u ch s s te h t b e re its in g u te r K u ltu r.

I n d e r A n a lo g ie h ie rz u e n ts te h t a n d e r G re n ze d es S ta d tg e b ie te s , eb en falls in H a lb k re isfo rm , d e r „ Ä u ß e r e G r ü n g ü r t e l “ , 22 km la n g u n d b is zu 1 tie f. D as lin k s rh e in isc h e K ö ln e n tb e h r t n a h e z u g ä n z lic h d e s n a t ü r ­ lic h e n W ald es. O bsch o n d ie s e s M anko d ie in n e re B e­

r e c h tig u n g zu e in e r p la n m ä ß ig e n G rü n p o litik v e rle ih t, so k o n n te ein d e r a r t g ro ß z ü g ig e r A u fb a u d ie s e s g rü n e n d e n R e ttu n g s rin g e s n u r zum Ziel g e s te c k t w e rd e n in fo lg e V o r­

h a n d e n s e in s v o n b e re its g a n z w e se n tlic h e n E in z e lg lie d e rn in d e r zu s c h a ffe n d e n K e tte . E s sin d d ies, a u ß e r dem k ü n s tlic h g e sc h a ffe n e n ä lte re n S ta d tw a ld , v o rn e h m lic h die sie b en frü h e re n G ro ß fo rts m it ih re n Z w isc h e n w e rk e n , in e rh e b e n d e r W eise m it ih re n k o s tb a re n B a u m b e s tä n d e n zu P a r k s m it S p ie lp lä tz e n u m g e fo rm t, ein e w a h rh a fte S c h ick s alsiro n ie.

D ie e in zeln en Z e n tre n sin d u n te r e in a n d e r v e rb u n d e n d u rc h die u n u n te rb ro c h e n g u t f a h rb a re M i l i t ä r r i n g ­ s t r a ß e .

D as re iz e n d e V ille n v ie rte l M a r i e n b u r g , v o n h e r r ­ lichem A k a z ie n h a in fla n k ie rt, b ild e t d e n A u s g a n g s p u n k t d ie s e r ä u ß e re n G rü n z o n e. In u n u n te rb ro c h e n e r F o lg e re ih e n sich d a n n S p o rt- u n d S p ie lp lä tz e, V o lk s g ä rte n , S ta d t­

w a ld u sw . a n e in a n d e r. D u rc h W a ld a n p fla n z u n g e n u n d F re ila s s e n v o n W iesen , a lte n G e h ö ften u n d G ä rte n w e rd e n sie in n ic h t zu fe rn e r Z u k u n ft e in e n lü c k e n lo s e n G rü n ­ g ü rte l bilden.

W e r h e u te bei S o n n e n sc h e in in m itte n d e r S c h a re n frö h lich sp ie le n d e r K in d e r d u rc h die b u n te n F a r b e n g ä r te n d es R e d e r t a l e r V o l k s p a r k e s s c h le n d e rt o d e r sich m e in e r d e r la u s c h ig e n S itz n is c h e n n ie d e rlä ß t, w ird w ohl k a u m d a ra n d e n k en , d a ß sich h ie r frü h e r P u lv e r la g e r u n d F e s tu n g s w ä lle b e fan d e n .

E in e n w e ite re n B ew eis v o n K ö ln s g a rte n b a u te c h n is c h e m K ö n n e n lie fe rt d e r V o r g e b i r g s p a r k m it se in e n w u n d e rv o lle n g e o m e tris c h e n G ä rte n a n d e r K re u z n a c h e r S tra ß e , b e id e s S c h ö p fu n g e n d e s in d e n R u h e s ta n d «-e- tr e te n e n G a rte n b a u d ir e k to r s F ritz E n c k e .

A u ch in d e m eb en e n K ö ln b r a u c h t die J u g e n d n ic h t a u f d as R o d e lv e rg n ü g e n zu v e rz ic h te n . In d em n e u e n S t a d t w a l d is t d u rc h k ü n s tlic h e A n s c h ü ttu n g d e r

R o d e l b e r g e n ts ta n d e n , d e r z u g le ic h d e n A u s h u b für d e n g ro ß e n K a h n te ic h v o n 6 ha W a s s e rflä c h e e rg a b . F ü r S p o rtm ö g lic h k e ite n je d e r A r t is t g e s o rg t. K ö ln s S ta d io n , d e r n e u e g ra n d io s e S p o r t p a r k e n th ä lt zw ei k le in e re K a m p fb a h n e n u n d in d e re n M itte d ie g ro ß e K a m p fb a h n m it g e d e c k te r T rib ü n e , d ie 75 000 B e su c h e r fa ß t, fern er S c h w im m b a d , F r e ilu f tb a d , R e itb a h n , T e n n is p lä tz e , R a d ­ re n n b a h n , e b e n fa lls m it g e d e c k te r T rib ü n e , H o ck ey - T o u r n ie r p lä tz e u n d S c h w e r a th le tik p la tz . D ie e rfo rd e r­

lic h e n G e b ä u lic h k e ite n , v o n B a u d ir e k to r A b e l in B a c k s te in ­ ro h b a u e in g e fü g t, b e le b e n d a s B ild.

N e b e n d e r g r o ß a n g e le g te n S p o r ts tä tte is t d ie soeben v o lle n d e te g ro ß e A u f m a r s c h w i e s e e rw ä h n u n g s ­ w ü rd ig , d ie m it L e ic h tig k e it 120 000 M en sch en R a u m h iete t.

D iese g e s a m te K ö ln e r G r o ß s p o r ts tä tte le g t e in b e red tes Z eu g n is a b v o n d e r z ie lb e w u ß te n , w e its c h a u e n d e n T ä tig k e it d e s S ta d to b e r h a u p te s , d a s in d ie s e r A n la g e p ro d u k tiv e E r w e rb s lo s e n fü rs o rg e v e r w irk lic h te . E in V o rb ild für a n d e re S tä d te !

D ie w e ite re R u n d f a h r t f ü h r t a n p r ä c h tig e n G u tsh ö fen m it g ro ß e n V ie h w e id e n v o r ü b e r z u m V o r o r t B i c k e n ­ d o r f , d a s fü r d e n F a c h m a n n in te r e s s a n te r ist in seiner n ie d e re n wie. a u c h n e u e r d in g s d re ig e s c h o s s ig e n g e ­ sc h lo s s e n e n B a u w e is e a ls d ie d u r c h d ie f a rb ig e n A n stric h e v ie l v o n sich re d e n m a c h e n d e S ie d lu n g M a u e n h e i m , d ie w o h l in d e r G e s a m ta n la g e g ru n d riß lic h g u t, im A ufriß a b e r n ic h t fre i v o n S p ie le re ie n ist.

D e r ehem . M ilitä rflu g p la tz is t zu d em s t ä d t i s c h e n F l u g h a f e n g r o ß z ü g ig h e r g e r ic h te t.

A u c h d ie E n tw ic k lu n g d e s in d u s tr ie lle n G e b ietes K ölns is t in b e s tim m te B a h n e n g e le n k t. I n N i e h l is t b ereits d e r I. A b s c h n itt d e s n e u e n H a fe n s a u s g e b a u t u n d d a ran a n s c h lie ß e n d s in d in ein e m G e b ie t v o n e tw a 5,5 Qkm m ä c h tig e F a b r ik e n im N e u b a u b e g riffe n , u. a. d ie stä d tis c h e M ü llv e rb re n n u n g s a n s ta lt u n d e in z u n ä c h s t 4000 A rb eiter fa s s e n d e s G la n z s to ffw e rk d e r F ir m a C o u rta u ld s L td .

N ö rd lic h d ie s e s I n d u s tr ie g e b ie te s , v o r d e m D orfe F ü h lin g e n , lie g t in m itte n d e r E b e n e e in k la r e r S e e m it e tw a 16 ha W assersp ie g -el. E r i s t a u s e in e r K ie s g ro ß ­ b a g g e re i e n ts ta n d e n u n d d ü r f te S tä d te n , d ie a n W a s s e r­

flä c h e n a rm sin d , z e ig en , w ie le ic h t d o c h E in z ele le m en te fü r d ie E r h o lu n g s z o n e n a u s r e in e n W ir ts c h a f tlic h k e its ­ fo rd e ru n g e n zu g e w in n e n sin d . A u s d e m B u c h e P ro fe ss o r S c h u m a c h e rs g e h t h e r v o r, d a ß d ie W a s s e r f lä c h e b erufen ist, v o n G rü n g e b ild e n u m s ä u m t, d em b e n a c h b a rte n I n d u s tr ie g e b ie t v o n N ie h l in s p ä te r e r Z e it ein e w irk sa m e E rh o lu n g s flä c h e zu g e b e n , d a d a s ' n a tü r lic h e S tro m u fer, h ie r a u f die L ä n g e v o n K ilo m e te rn z u r W e r f t a u sg e b a u t, k e in e _ n a h e B a d e g e le g e n h e it b ie te n d ü r f te in m itte n seines re ic h lic h e n S c h iffs v e rk e h rs . D ie se s W a s s e r b e c k e n d ien t j e tz t b e r e its im S o m m e r a ls S tra n d b a d .

V o m k ü n s tle r is c h e n G e s ic h ts p u n k t a u s b e tra c h te t, fe h lt dem „ In n e re n G r ü n g ü r te l“ n o c h d ie g ro ß e e in h e it­

lic h e L in ie n fü h ru n g ; k le in e K ä m m e rc h e n u n d P lä tz c h e n z e rre iß e n ^ ö fte r d ie G e s a m tw irk u n g . E r d ü r f te z u n ä c h st vo m h y g ie n is c h e n S ta n d p u n k t a u s zu b e w e r te n se in als

„ so z ia le s G rü n “ , w ie d ie F a c h s p r a c h e tr e f f e n d zu sa g en p fleg t. S e in e e n d g ü ltig e G e s ta ltu n g b le ib t d e r Z u k u n ft V o r ­ b e h a lte n u n d is t a b z u w a rte n .

D a s E rg e b n is d e r R u n d f a h r t d u r c h d ie S ta d t­

ei W eiteru n g K ö ln s m ö c h te ich d a h in z u s a m m e n fa s s e n , d aß d ie A n la g e u n d E n tw ic k lu n g d e r S ta d t v o n w e its c h a u e n d e r u n d g ro ß z ü g ig e r Id e e g e tr a g e n is t. M an s p ü r t d e n G e ist ein es S tä d te b a u e r s , d e r a u f w e ite S ic h t a r b e ite t. Und w e n n a u c h die h e u tig e G e n e r a tio n im H in b lic k a u f die a u g e n b lic k lic h e n K o s te n n ic h t in allem b e g e is te r t u n d be- ja h e n d z u stim m t, so w e rd e n d o c h d ie s p ä te r e n G e n e ra tio n e n v o n D a n k b a r k e it fü r d e n d a n n d o p p e lt v e r e h r te n O ber- liirg e rm e is te r D r. A d e n a u e r u n d se in e h in g e b u n g s v o lle n M ita rb e ite r e rfü llt se in . —

In h a lt: D a s Städ te h e izp ro b le m Berlin. — D ie U m le itu n g des F e rn v e rk e h rs um die U lm e r A ltsta d t und ihre F o lg e n für d a s G ä n sto r und die D onauufer. — A u s der äußeren S ta d t­

erw eiteru n g K ö ln s. —

V erlag der Deutschen B auzeitung, G .m .b .H . in Berlin.

F ür die R edaktion verantw ortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

D ruck: W. B ü x e n s t e i n , Berlin SW 48.

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