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Siedlung und Wirtschaft, 14. Jahgang, November 1932, Heft 3.

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Siedlung und Wirtschaft

Zeitschrift für Wohn- und Siedlungswesen

Organ der Wohnungsfürsorgegesellschaften

Herausgegeben von

Justus von Gruner Wilhelm Schlemm Ferdinand Neumann

Verlag: »Die Grundstücks-Warte«, Berlin-Charlottenburg 2,Hardenbergstraße 13

Heft 3

14.Iahrg. November 1932

Zeitfragen der Bau- und Wohnungswirtfkhafm Lage der Bauwirtfchaft - Stadtrand- und Eigenheimfiedlung

Reichshilfe färBaugenossenschaftea

Von Ministerialrat Durst,

Dirigent derAbteilung für Wohnungswesen im Neichsarbeitsministerium I.

Die Bauwirtschaft befindet sichinschwererBe- drängnis. Der Rückgangder Bauproduktion ist ungleich stärkeralsdieSchrumpfung dergesamten Jndustrieproduktion. Während beispielsweiseim Jahre 1929derWert derBauproduktion 8,9Mil- liarden Neichsmarkund damit rd.11v. H.der Gesamtproduktion betrug, war die Bauwirtschaft imJahre 1931 nur mehrmit 8 v.H.am Gesamt- ergebnis unserer industriellen Produktion betei- ligtundfürdaslaufende Jahr rechnetman mit nicht mehrals 6v.H. H)

Auchim Ausland hatdie Weltwirtschaftskrise dieVautätigkeit teilweise sehr stark beeinträchtigt, jedoch liegen die Verhältnissein den einzelnen

Ländern sehrungleichartig. So sindz.V. die Bauerlaubnisse für Wohnhäuserin Großbritan- nien seit1930 nur um 6v. H.zurückgegangen während beim gewerblichenBau seit1929 ein Ausfall von 25v.H. berichtetwird. Frankreich

meldet einen Ausfall Von 25v. H.,in Belgien sinddieBaugenehmigungen um 16v.H.,Inder Schweizum 30 v. H.gefallen. Polenhatnur mehrein Fünftel derBauproduktion von 192·9.

Außerordentlich groß istder-Rückgang ferner in Canada und in den Vereinigten Staaten. Die Bauerlaubnisse betragen in Canada im ersten E) Der Aufsatz enthältdie Grundgedankenzweter Reden, die der Verfasser aufder 12.Tagung VFI DeutschenAusschussesfürWirtschaftliches Baue-nm Hannover und aufdem Verbandstag derbayerlschkn Baugenossenschaften, Gesellschaften und Vereine m Nürnberggehalten hat.

«)Die Zahlenunterlagen sindvom Institut fur Konjunkturforschung

Halbjahr 1932nur mehr18v.H.derVergleichs- zeitdesJahres 1929. Jnden Vereinigten Staa- ten sindin37Staaten dieVauabschlüsse fürden Wohnungsbau indenletzten4Jahren wertmäßig um 90v. H.und derMenge nachum 87v.H.

gesunken. Die gesamten Vauabschlüsse einschließ- lichder gewerblichenBautätigkeit sindin den Vereinigten Staaten seit1929 um rund Js-»zu- rückgegangen.

Vergleicht man in diesen Ländern den gang der Vautätigkeit mit dem derGesamtpro- duktion, so zeigt sich, daß ähnlichwie inDeutsch- landindenVereinigten Staaten, inCanada und inPolen dieVauwirtschast viel stärkervon der Wirtschaftskriseerfaßtwurde alsdieGesamtwirt- schaft. während in Frankreich und Belgien die Verhältnisse umgekehrt liegen. Jn Großbritan- nien war dieLagedes Wohnungsbaues günsti- ger, diedes gewerblichenBaues ungünstigerals diedergesamtenJndustrieproduktion.

In Deutschland ist der Wert der

baugewerblichen Produktion von 8,9

Milliarden NM im günstigsten Bau-

jahr1929 auf rund 4Milliarden NM

im Jahre 1931 gefallen und dürfte nach vorläufigen Schätzungen in die- sem Jahre kaum mehr als 2Milliar- den NM betragen. JmWohnungsbau, auf den 1929 ungefähr 31LzMilliar-

den RM und noch 1931 etwa 1,7Milli-

arden NM entfielen, werden heuer

schätzungsweise TsjkMilliarden NM angelegt werden.

Die Wirkungen dieser außerordentlichen Schrumpfung der Vautätigkeit aufden Arbeits- 93

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markt sindbekannt. Aus der Gewerkschaftsstati- stik ergibtsich, daßinderGesamtindustrie dieBe- schäftigung auf noch nichtdieHälfte,inderBau- wirtschaftdagegen aufrund ein Fünftelgegen- über demHöchststand gesunken ist. Dies führte aber wiederum dazu, daßdieLagedesgesamten Arbeitsmarktes gerade durch die arbeitslosen Bauarbeiter wesentlichverschlechtertwurde. An verfügbaren Baufach- und Bauhilfsarbeitern

waren Mitte Oktober beiden Arbeitsämtern rd.

720000 gemeldet.

Der Anteil der arbeitssuchenden Bauarbeiter, gemessenan derGesamtzahl derArbeitslosen, be- trugimHerbst1928nur 6v.H.undstieg seitdem auf16v.H.

Betrachtet man unter diesen Gesichtspunktendie Lageder Bauwirtschaft, so ergibt sichals unab- weisbare Folgerung, daßeine umfassende und nachhaltige Besserung unserer gesamten Wirt- schaftnur möglich ist,wenn derArbeitsmarkt auch durchdie Wiederbelebung des Baugewerbes ent- lastetwird. DiegoldenenZeitenderJahre 1927 bis 1929 werden zwar nichtbald wiederkehren.

Aber es kann nur dann wieder auf-

wärts gehen, wenn die Bauwirt-

schaft, von der in normalen Zeiten

1X6bis 1J7 der Gesamtbevölkerung mit-

telbar und unmittelbar lebte, wie-

der ihrer volkswirtschaftlichen Be-

deutung entsprechend in den Pro-

duktionsprozeß eingeschaltet wird.

Jn Erkenntnis dieser Zusammenhängehat die Reichsregierung innerhalb ihrer bisherigen Ar- beitsbeschaffungsmaßnahmen bereits erheblicheSummen fürdieverschiedensten Zweige der Bauwirtschaft vorgesehen. Jch möchtenur folgende Hauptposten hervorheben:

für Straßenbau 100Mill. RM

fürWasserstraßen 50

xürMeliorationen ür die landwirtschaftliche

Siedlung » »

für Hausreparaturen, Tei- lung von Großwohnungen undUmbau inWohnungen

als verlorene Zuschüsse 55 » »

für Eigenheimbau 20 » »

für die Fortführung der

Stadtrandsiedlung » »

Außerdem stehen der Gesamtwirtschaft an Steuergutscheinen fürdie Mehrbeschäftigungvon Arbeitnehmern 700 Mill. RM als Prämie zur Verfügung. Zueiner großzügigen Jnstandsetzung desHausbesitzesdienen neben denverlorenen Zu- schüssenrund 350—400 Mill. Steuergutscheine, welche den Grundftückseigentümerngegen die Entrichtung derGrundvermögenssteuer zufließen.

Auchim Rahmen der übrigen Steuergutscheine, welchedieWirtschaft erhält, dürftenderBauwirt- schaft nicht unerhebliche Beträge zugute kommen.

Die Lage der Deutschen Bauwirt- schaft ist daher auch bei zurückhalten-

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der Beurteilung keineswegs aus-

sichtslos. Manhatauchseitdenletz-

ten Monaten den Eindruck,als wäre

der konjunkturelle Tiefstand der

Bautätigkeit,mindestensbeimWoh- nungsbau, nunmehr erreicht, viel- leichtbereitsleichtüberschritten·

Zum erstenMale seit1929 war imAugustdie- ses Jahres dieZahlsowohlder genehmigten wie diederbegonnenen Neubauwohnungen größerals zudemvergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres.

Man darfbei diesem Vergleich allerdings nicht vergessen, daßderAugust1931 infolgederschwe- ren Kreditkrise jenerMonate derInangriffnahme

neuer Bauten besondersungünstigwar. Aberder

eben für den August dieses Jahres geschilderte Umschwung hatimSeptember angehalten. Auch

im September ist das Ergebnis bei

den Baugenehmigungen und den

Baubeginnen für den Wohnungs-

bau besser als im Vorjahr.

Diese Entwicklung wird auch durchdieArbeits- marktstatistik bestätigt.Bis AnfangOktober war ein saisonmäßiger RückganginderBeschäftigung, wie er in den letzten Jahren bereits vorhanden war, nicht festzustellen. Die Beschäftigung der Bauarbeiter blieb seitJahresmitte bisEnde Sep- tember ungefähr gleich, erstdie Zählung Mitte Oktober brachteeinen leichten Rückgang,trotzdem war die Lage auchindiesem Zeitpunkt nichtun- günstigerals im Juni.

Dabei konnte sicheinerheblicher Teilder neuen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, vor allem auch die Hausreparaturen, der Eigenheimbau, usw., nochkaum auswirken.

11.

Das wachsende Interesse, das alle Siedlungs- frageninsteigendem Maße finden, zeigt,wieauch inder größtenNot in unseremVolke ein stahl- harter Wille zum Aufstieg aus eigener Kraft wirkt. Wenn man täglichneu erlebt, wie der Siedlungswille desVolkes unddas Ringenaller beteiligten Kreiseum diebeste Lösungdes Sied- lungsproblems in dem gemeinsamen Ziele der Selbsterhaltung sich treffen, sowird man bei so- viel Aufopferung und bei soviel freudiger und selbstloser Hingabe an dasWerk indemGlauben an eine bessere ZukunftdesdeutschenVolkes im- mer wieder neu bestärkt.

Jn der vorstädtischen Kleinsiedlung, die der frühere Reichskommissar Dr. Saaßen trotzaller Schwierigkeiten invorbildlicher Weise eingeleitet hat, sindbisher im ersten und zweiten Bau- abschnitt insgesamt 25 669 Siedlerstellen vorbe- schieden. Der ersteAbschnitt wird in diesen Wochen zum großen Teile bezogen, vom zweiten Abschnitt sindbereits 97Prozent der Stellen bewilligt. AnKleingärten findinbeiden Bauabschnitten 74 394vorgesehen, die50864des

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ersten Abschnitts sind fast restlosfertig;vom zwei-

ten Abschnitt sindrund 82533 genehmigt.

Die Reichsregierung hat zur Er-

gänzung der bisherigen Maßnah-

men auf dem Gebiete der vorstadti-

schen Kleinsiedlung neben den be-

reits zugesagten 73 Millionen

neuerdings 10Mill. RM in Aussicht gestellt. Da die Vorfinanzierungdieses.Be- trages keine besonderen Schwierigkeitenbieten dürfte, steht der baldigen Weiterfuhrung des Siedlungswerkes nichtsim Wege. · «

Nach Abschlußderdiesjährigen Bauzeitwird

es dieAufgabe derWintermonate sein,dieEr- fahrungen derPraxis auszuwertenund dieFort- führungder ganzen Aktion grundlich surdas nächste Jahr vorzubereiten. Eserscheintmir not- wendig, dabei insbesondere die FragenderVer- bindung von Siedlung und KurzarbeitzderHer- anziehung der Einzelsiedlermndvielleichtauch jener Siedlungsbewerber, die uber ein kleines Sparguthaben verfügen, eingehend zu prufen.

Darüber hinaus ist die Betreuung«derange- setzten Siedler, insbesonderein«derRichtung der bestmöglichen Bewirtschaftung ihrerfStellenun- erläßlich. Das SchicksaldervorstadtischenKlein- siedlungalsGanzes gesehen ist jedochuntrennbar

mit der Entwicklung unserergesamtenwirtschaft- lichen Verhältnisseverbunden. AndieStelle der FürsorgeundUnterstützung mußdieMoglichkeit des zusätzlichenVerdienstes treten. Rurdann

wird das Ziel erreicht,das derRandsiedlung ge-

fetzcgieIi·t.Reichsregierungwird außerdem20Millio-

nen RM zurFörderungdes Baues von Eigen- heimen bereitstellen. DieseGelder werden aller- dings erstindenRechnungsjahren 1933und1934 fließen; dieZusagensollen·aberalsbald erfolgen,

daauchhierdieZwischenfinanzierungkeinenun- überwindlichenSchwierigkeitenbegegnendurfte.

FürdieFörderungkommen nachden Richtlinien bescheideneEigenheime in Betracht,»deren.Bau- kosten, ohne den Wert desGrundstuckes,in der Regel zwischen4000 und 8000RM liegen«wer-

den. DerEinbau einer zweiten Wohnungistge- stattet. Umden Anreiz möglichststarkzugestal- ten,werden dieoberen Grenzen surdieBaukosten

beim reinen Eigenheimbau auf10 000 Und-

foweiteine zweite Wohnung eingebautwird, auf

12000 RM festgesetztwerden. Das Reichwird

Hypothekendarlehenzur Erleichterung derFinan- zierung gewähren,die in der Regel1500 RM nicht übersteigen dürfen. Nur in besonderen Fällen könnenbis 2000 RM, soweiteine zweite Wohnungmit errichtet wird,3000 RM, gegeben

werden. Inkeinem Falle jedoch darfdasReichs- baudarlehenmehrals 25ZderGesamtkostendes

Hauses mit Einschlußdes Grund und Bodens

betragen. . »

Auch hierhandelt es sichwie bei den-Hochst-

grenzen derBaukosten keinesfalls um Richtsatze,

diezur Regelwerden sollen;das Reichsbaudar- lehen ist vielmehr so niedrigzuhalten,wie esder einzelneFallnur irgendwie zuläßt. Fürkinder- reiche Familien wird jedocheine kleine Erhöhung derBaudarlehen zugelassenwerden.

DieDarlehen sollen, soweit sie völlig innerhalb dernormalen erststelligenBeleihungliegen,-mit 4Z, sonstmit5Z verzinslichundmit123 tilgbar sein. Der Verwaltungskostenbeitragbeträgt VzProzent. Das Reichsbaudarlehen ist durch Eintragung einer Hypothek an bereitester Stelle fürdas Reich sozu sichern, daßdie Hypo- thekmit höchstens70Z des Bau- und Boden- wertes ausläuft. Im übrigenwerden nur solche Bedingungen gefordert werden, wie siejeder solide Geldgeber zur Sicherung seinesKapitals stellenmuß. Dagegen ist nicht beabsich- tigt, an die Zuteilung der Reichs-

baudarlehen die zahlreichen Vor-

aussetzungen zuknüpfen, die bei der Vergebung der Hauszinssteuerhypo- theken üblich und vielfach auch ge- rechtfertigt waren.

Die gesamte übrige Finanzierung ist Sachedes Bauherrn. Ermuß mindestensübereinEige n- kapital von ZOZ nachweisbar verfügenund den Restder Finanzierung, alsoinsbesondere auchdie 1.Hypothek, selbst besorgen. DieErfah- rungen der letzten Zeit lassen erwarten, daßdie Beschaffung solchkleiner Privathypotheken auch tatsächlichgelingt.

Dieseneue Aktion,derenpraktischeDurchführung den Ländern obliegen wird,bedeutet nichtetwa eine grundsätzliche Abkehrvon derbisherigen Wohn- baupolitik des Reichsarbeitsministeriums wie sie indenReichsgrundsätzenfürdenKleinwohnungs- bau vom Januar 1931 ihrengesetzlichenNieder- schlag gefunden hat. Wir stehen vielmehr nach wie vor auf dem Standpunkt,

daß da, wo es sich um reine Woh-

nungspolitik handelt, für dieöffent- liche Hand in erster Linie die Förde-

rung des Baues von Klein- und

Kleinstwohnungen inBetracht kommt, in dem Rahmen, wie er durch die er- wähnten Reichsgrundsätze abgesteckt ist. Beider Eigenheimaktion stehenaberandere GesichtspunkteimVordergrunde. DieMaßnahme sollderArbeitsbeschaffungdienen,um demdar- niederliegenden Baugewerbe eine Anregung zu geben. Sie soll ferner und das ist besonders wichtig—- das gehortete Kapital aus den Strümpfen und Truhen hervor- locke n und es einer produktiven Verwendung zuführen.Das istaber nur dann möglich,wenn man demBauherrn, derjaviel eigenesKapital in den Bau hineinsteckenundsich auchdieerste Hypothek selbst besorgen soll,keineallzu einengen- denVorschriften macht.

Jm übrigen setztdie LagedesKapitalmarktes einer allzu üppigen Bauweise genügend Schranken.

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Eines allerdings mußunter allen Umständen vermieden werden, ein Steigen derBaukosten.

Eine neue Aufwärtsbewegung des

Bauindexes würde wohl die sofor-

tige Einstellung jeder öffentlichen Hilfe zur Folge haben.

1·lI.

Neben den Maßnahmen fürdie Belebung der Bau- und Wohnungswirtschaft hat die Reichs- regierung umfassende Maßnahmen fürdie Erhal- tung des vorhandenen Wohnraumes getroffen.

Ihr dienen dieverlorenen Zuschüsse fürdie In- standsetzungvon Wohngebäuden,dieTeilung von Wohnungen unddenUmbau gewerblicher Räume zuWohnungen sowiedieGewährungvon Steuer- gutscheinen.

Eine besondere Hilfe läßt die

Reichsregierung den Baugenossen- schaften angedeihen.

Die wirtschaftliche Notlage der Baugenossen- schaften istbekannt. Die Behebung derdringen- denNotstände istbeiderengen Verflechtung der BaugenossenschaftenmitderGesamtwirtschaft und vor allem imHinblick aufden außerordentlichen sozialenWert desgenossenschaftlichen Wohnungs- baues von allgemeiner Bedeutung fürVolk und Staat.

Der Herr Reichsarbeitsminister hatdeshalbin seiner letzten Rundfunkrede ausdrücklichdieVer- dienste der Baugenossenschaften gewürdigt und eine gewisse Reichshilfe für solche Genossenschaften inAussichtgestellt,dieimKerne nochgesund,die aber durchdie SchwerederwirtschaftlichenVer- hältnisseindenletzten Jahren inSchwierigkeiten geraten sind. Die Reichsregierung hattebereits von den durchdie Verordnung des Reichspräsi- denten vom 14.Juli 1932,Kapitel V,14. Teil, (RGBl. 1,284) fürdieSanierung derGenossen- schaftenbereitgestellten Mitteln 21X3Millionen Reichsmark für solche Baugenossenschaften vorge- sehen,diedasDepositengeschäftbetreiben. Dieser Betrag wird inden Rechnungsjahren 1932,1933 und 1934 durchdie Reichsregierung in gleichen Teilen zur Verfügung gestellt. Die Bewirtschaf- tung dieses Fonds erfolgt durchdas Reichswirt- schaftsministerium. Nachden fürdie Stützungs- aktion ausgearbeiteten Richtlinien kommt eine Hilfenur für solche Baugenossenschaften in Be- tracht,die durchden Abzugvon Spareinlagen in Liquiditätsfchwierigkeiten geraten würden. Es muß sichum ein an sich gesundes Unternehmen handeln, dessen Weiterbeftand nach Durchführung der Stützungsaktiongewährleistet erscheint. Dem- gemäß folgt auchdie Stützunggrundsätzlichnur durchdieGewährung verbilligter Kredite. Zur Prüfung der Einzelanträgeistein Ausschußein- gesetzt,demdiebeteiligten Reichsministerien, die DeutscheBau- und Bodenbank und derHaupt- verband deutscher Baugenossenschaften angehören.

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Dieser Ausschuß hatdie zuden Einzelanträgen gehörigen Unterlagen, zudenen injedem Falle

ein neuer Bericht deszuständigen Revisionsver-

bandes gehören muß,zuprüfenund die Bedin- gungen undAuflagen festzusetzen,diegegebenen- falls an die Stützung zu knüpfen sind. Die DeutscheBau- undBodenbank A. G.hatdieVor- prüfungderEinzelanträge übernommen. Sofern die eingereichten Unterlagen oder die Revisions- berichte nicht erschöpfend sind, stehtes ihr frei, noch nicht hinreichend geklärte Punkte durchdie Deutsche Baurevision, Berlin, prüfenzulassen- Nach BeschlußdesAusschusseserteilt derReichs- wirtschaftsminister derantragstellenden Genossen- schafteinen grundsätzlichen Bescheid.DieDeutsche Bau- und Bodenbank schließtmit derantragstel- lenden Genossenschafteinen Kreditvertrag ab.Die Kredite werden mit verbilligtem Zinssatz nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten und gegen aus- reichende, dingliche Sicherheit gewährtundmüssen spätestensbis zum 31. Dezember 1937 abgedeckt sein. Da derfürdie Kreditgewährungzur Ver- fügung stehende Betrag von 21,(3Millionen RM imVerhältnis zudembestehendenKreditbediirf- nis geringist, soll durcheinen zwischendemdeut- schen Reichundder DeutschenBau- und Boden- bank auzuschließendenVertrag dieMöglichkeitge- schaffen werden, daßdie Bank ihrerseits sichmit eigenen Mitteln von mindestens gleichfalls 21,Iz, Millionen Reichsmark an der Kreditgewährung beteiligt. Gleichzeitig wird versucht werden, den Betrag von 21-(3Millionen Reichsmark, den das Reich erstimLaufederRechnungsjahre 1932,1933 und 1934zur Verfügung stellen wird, durchge- eigneteMaßnahmen vorzufinanzieren, sodaß sich dieseAktion möglichstbald invollem Umfang zu- gunstendiefer Genossenschaften auswirken kann.

Aufdiese Weisewürden also fürdie Hilfevon Baugenossenschaften, die mit Spareinrichtungen verbunden find, insgesamt 5Millionen Reichs- mark zurVerfügung stehen.

Ueber diese Maßnahmen hinaus bringt nun- mehrdieVerordnung desReichspräsidentenvom 21.Oktober 1932,Kapitel 11, §2(RGBl. 1,503, 508)eine weitere Hilfe für sanierungsbedürftige und sanierungswürdige Baugenossenschaften und zwar ohne Rücksichtdarauf, ob es sichum Ge- nossenschaftenmit oder ohne Spareinrichtungen handelt. VondeninderVerordnung vom 21. Ok- tober 1932 genannten 14Millionen Reichsmark dürfenbis zu10Millionen Reichsmark fürdie Baugenossenschaftenin Anspruchgenommen wer- den. Die Ermächtigung sieht ausdrücklichvor, daß innerhalb dieses Kontingents von 10Millio- nen Reichsmark Garantien übernommen werden oder bis zujeZHdiesesBetrages in den Rech- nungsjahren 1932, 1933 und 1934 ausgegeben werden dürfen. Der Sinn dieser Bestimmungen ist der, daßunter allen Umständen versuchtwer- denmuß, foweitesnur irgendwie möglich ist,in ersterLinie dieHilfe durch Bürgschaftsübernahme

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zuleisten,unddaßdieGewährungvon Darlehen oderverlorenen Zuschüssennur dann inErwägung gezogen werden soll,wenn sonstdieStützungeiner an sich sanierungsfähigenundsanierungswürdigen Genossenschaft nicht möglich ist,oderdieDarlehns- hingabesichaus besonderenGründen als unum- gänglich notwendigerweist. Bei derschwierigen Finanzlage des Reichsistes dringend geboten, nur soweitdieNeichshilfeeinzusetzen,als eszur ErreichungdesZwecks dieserAktion unbedingt er- forderlich ist. Es ist selbstverständlich,daßmit diesenMitteln allein dieSanierung derGenossen- schaften nicht durchgeführtwerden könnte, die Hilfe muß umfassender einsetzen.AlleGläubiger- gruppen werden gemeinsamzur Sanierung her- angezogen werden müssen.Ein Entgegenkommen der Hypothekengläubigerund zwar sowohlder privaten wie deröffentlichen Darlehnsgeber, bei der Verzinsung,mindestens aberbeiderTilgung, ist ebenso notwendig, wieangestrebtwerden muß, im einzelnen Falle aucheine steuerlicheErleichte- rung der betreffenden Baugenossenschaftzuer- reichen. Nicht zuletztabermüsfendiebetreffenden GenossenschaftenunddieGenossen selbst mithelfen.

Man muß anerkennen, daß geradeindenletzten Jahren und Monaten die Mitglieder derBau- genossenschaften Bewundernswertes an Opfer- willigkeit geleistet haben. Obwohl fastin allen Genossenschaften ein erheblicher Bruchteil der Mitglieder seitJahren erwerbslos ist, haben sie außerordentlich willig ihreMieten gezahlt, oft unter Hintansetzung derBefriedigung der drin-

gendsten anderen Lebensbedürfnisse. Erst jetzt zeigtfich,wie eng undfest geschmiedetdas Band ist,das die Genossenschaften zusammenhält,wie großaber auchvon jedem Einzelnen der Wert eingeschätzt wird, den eine gesunde Wohnung bietet. Die Menschen hängenan ihrerWohnung, solangeesebennur möglich ist. Dieser Opfermut in den Baugenossenschaftenselbst,war auchder Hauptgrund, warum die Neichsregierung eine Hilfein Aussicht nahm. Die Hilfe desReiches soll fürdie Baugenossenschastler aber nichtnur eine Anerkennung fürdas Geleistetesein,fon- dern ein Ansporn, auchin derZukunft treu an derBaugenossenschaft festzuhalten. Wo sich daher indenletztenMonaten vereinzelt eine Austritts- bewegung aus den Genossenschaften bemerkbar machte, müssendieGenossenschaften selbstund die Genossenmit allen Mitteln darnach trachten, diese Bewegung rückgängigzumachen.

Die Durchführung der von mir angeführten Hilfsmaßnahmenbis zueiner Höhevon 10Mill.

Reichsmark liegt in den Händen des Reichs- arbeitsministeriums. Die Vollzugsvorschriften und Nichtlinien werden so raschals möglichge- troffen werden.

Ein schnellerunddurchgreifender Erfolg kann nur erzielt werden, wenn dieAktion von den Baugenossenschaften selbst durch zweckmäßigeJn- anspruchnahme derMittel (im Einzelfalle) tat- kräftigunterstütztwird. DiegestellteAufgabe ist gelöst,wenn die lebensfähigen Genossenschaften überdie Wirtschaftskrisehinweggebracht werden.

Der Weg der ftädtifkhen Siedlungspolitik

Von Stadtbaurat N iemeyer, Frankfurt a.M.

Daßman in Zukunft nicht mehr grundsätzlich zwischen ländlicher und städtischer Siedlungs- politikunterscheiden darf, ift für jeden Einsichtigen allmählichklar geworden. Trotzdem ist gerade in einer Zeit,inderdie Allgemeinheit diegro- ßenzusammenhängenden Grundlagen dergesam- tenUmsiedlungimmer mehr erkannte,eine e r- teilung der Aufgaben auf Arbeits- ministerium und NeichsernakaUIIgN

ministe riumvorgenommen und damit unft- lich eine Trennung geschaffen,dieflfhUUV

zum Schadeneiner durchgreifendenund dringend notwendigen einheitlichen Behandlung der ge- samtenUmsiedlungsfragen auswirken wird.

Zudem oder deshalb scheint auchdas Tempo der ländlichen Vollsiedlung in den kommenden Jahren nichtübermäßig schnellzuwerden. Man ist sich ja auch noch keineswegsklarüber dieMog- lichkeitunddenUmfangderzu erwartenden Voll- siedlerstellen Während Herrvon Gaylinseinem Geschäftsberichtder Ostpreußischen Landgesell- schaftvon etwa 60 000 Siedlerstellen fürden Ostenspricht, kommen andere Sachverständige,

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darunter auchDr. Rappaport (Nuhrsiedlungsver- band), dessen Schätzungen ich anerkenne,aufetwa 200 000 Siedlerstellen in den nächsten Jahren.

Bei dieser Zahl sindausdrücklichdieverfügbar- geschätzten Landflächen des Westens einbezogen;

denn man kann demOsten natürlich nicht zu- muten, daßerplötzlichallewestwärts abgewan- derten Oftdeutschen zurücknimmtund seine eige- nen Bauern- undLandarbeitersöhnezurückstellt.

AuchderLangnamverein, deralsSpitzenorgani- sationderrheinisch-westfälischenIndustrie bisvor kurzemnoch fürdieZurückführungganz erheb- licherVolksteile nachdemOften eintrat, iftin seinen Zahlen wesentlich zurückhaltendergewor- denundinterssiertsichzurZeit besondersfüreine Besiedlung der Emsmoore,d. h. fürdie unbefiedelten Gebiete in der eigentlichen Um- gebung des Nuhrbezirkes Damit werden Ge- dankengänge aufgegriffen, dieschonvor mehreren Monaten von mir indieser Zeitschrift behandelt wurden. Damals schonwarnte ichvor übertrie- benen Hoffnungen derWest-Oftsiedlungundver- wies aufdie Notwendigkeit, schonaus psycholo-

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