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Siedlung und Wirtschaft, 14. Jahgang, Oktober 1932, Heft 2.

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Siedlung und Wirtschaft

Zeitschrift für Wohn- und Siedlungswesen

Organ der Wohnungsfürsorgegesellschaften

Herausgegeben von

Justus von Gruner Wilhelm Schlemm Ferdinand Neumann

Verlag: »Die Grundstücks-Warte«, Berlin-Charlottenburg 2,Hardenbergstraße13

14.Iahrg. Oktober 1932 Heft 2

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1922—1932

DieWohnungsfürsorgegesellschaftfürOberschlesienhatimJahre 1922unmittelbar nachder Zerreißung OberschlesiensihreTätigkeitaufgenommen. 10Jahre Wohnungsfürsorgeim Grenzland Oberschlesienbedeutet 10Jahre Grenzlandarbeit Unter denschwierigstenBedingungen.

Aus demlebendigenVolkskörperOberschlesienswaren unter NichtachtungdernatürlichstenLebens- bedingungen eines Landes,eines Volkes und eines Wirtschaftsgebietes 3500 qkmLandes mit über 1 Million Einwohnern herausgerissen worden. Eine unsinnige und unnatürliche Grenze wurde gezogen, die demLande und seiner Wirtschaftungeheure Wunden brachte, die nimmer heilen, sondernimmer blutend bleiben werden. Der Bruder wurde vom Vruder getrennt. Von den Arbeitsplätzen,den Gruben und großenWerken wurden inWohnsiedlungen untergebrachte arbeitsame Erwerbstätige gewaltsamlosgelöst.Das von diesem hartenSchicksal getroffene Volk, das seine deutsche oberschlesischeHeimat liebt,wiekein anderes, gerietinaufwallende Bewegung.

Tausende und Abertausende strebtenzurückzu dem beim Reicheverbliebenen Heimatboden.

Dieser wohnlosen FlüchtlingemußtesichdieöffentlicheFürsorgebeider Reubegründung von Heimatund Wohnstätte annehmen. Der WohnungsfürsorgegesellschaftfürOberschlesieneröffnete sich hiereingroßesAufgabengebiet. Sie brachteinden erstenJahren rund 5000 Flüchtlings- familien inneu errichteten Heimstätteuunter.

Grenzlandarbeit istes aber auch,den imLande Wohnenden Heimstättenzubieten,die deutscher Wohnkultur entsprechenund dieLiebe zurHeimaterdefördern.JndemdieWohnungs- fürsorgegesellschaftrund 12500 Familien gesundeund zweckentsprechende Wohnungen errichtete, hat sie diese oberschlesischenFamilien und namentlich das hieraus erwachsende Geschlechtmitder Heimat festerverbunden.

Durch umfangreicheTätigkeitder Gesellschaft aufdem Gebiete derWohnungsherstellung istdieoberschlesischeWirtschaft in allen ihrenZweigen gefördertund gekräftigtworden. Sind dochin den10Jahren derTätigkeitderGesellschaft125Millionen Reichsmark deroberschlesischen Wirtschaftzugeflossen.

Nicht Stillstand, sondernFortschritt heißtdie Losungder oberschlesischenWohnungs- fürsorgegesellschaft!Deshalb hat sie sichinden letzten Jahren auchan allen Bestrebungen för- dernd beteiligt,dieunter demZwange wirtschaftlicherRot dieLösungneuer Aufgaben erheischen.

JmRahmen dieser Aufgabe sindindiesemJahre 320 Stadtrandsiedlungen hergestelltworden.

Keine Festewerden das Gedenken an den Tagder10jährigenTätigkeitderWohnungs- fürsorgegesellschaftfürOberschlesiender OeffentlichkeitinErinnerung bringen. Wir wollen in diesenHerbsttagen156Siedler aufdieimSommer Von der Gesellschaft erstelltenReusiedlungen führenund ihnen eine neue Heimatund einneues Arbeitsfeld bieten. DurchdieErrichtung von Siedlerstellen inOberschlesienhaben wir uns ein neues Arbeitsfeld erschlossen,das in gleichem Maßewie dieHerstellungvon Wohnungen, dem oberschlesischenVolke und damit der Heimatund dem Vaterland Segenbringenwird.

Groß istdas Feld unserer gemeinnützigenTätigkeit.Nochviele und schwereArbeiten harren unser. Wir sind gewillt, tatkräftigbeimWerke zubleiben, einem Werke,demdieReichs- und Staatsregierung indenverflossenenzehn Jahren dietatkräftigsteUnterstützunggewährt haben.

Dieser Hilfe gedenkenwir in aufrichtiger Dankbarkeit. Wir danken auchdenHerren,dieals Vertreter des Reiches und des Staates, sowie sonstigerKörperschasteningemeinsamer Arbeit und ininnigster Hingabemit uns das Zielunseres gemeinsamenStrebens gefördert haben, das auchinZukunftbleiben soll,was esin denersten zehnJahren war:

Arbeit für Heimat und Vaterland.

Dr. Fischer

VizepräsidentdesOberpräsidiums,

VorsitzenderdesAufsichtsrats derWohnungsfürsorgesGesellschaftfür Oberschlesien G.m.b.H. inOppelm

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Die Wohnungsfärforgegesellfchaftenund der künftigeWohnungsbau

Von Geheimrat Dr. Pauly, Berlin.

»Der König isttot,—- eslebederKönig!«Mit diesemWorte begrüßte Frankreich ehemals nach dem Tode des alten den neuen König,um zum Ausdruck zubringen, daß sein Königtum etwas nicht Unterbrechbares, etwas Fortdauerndes, Un- entbehrliches, Notwendiges sei. Wir könnendies Wort auf den Wohnungsbau anwenden. Der mit Hauszinssteuerhypotheken unterstützte Woh- nungsbau istaus, isttot was abernun? Auch der neue König war oftganz anders als der alte,undviele, die sichvom alten Königetwas erhofften,mußten ihre Hoffnungen begraben,—-

viele andere aber faßtenneuen Mut undschopften

neue Hoffnungfür sich.Wie nun hier? Fur.die Nutznießerder riesigenBeträge an Hauszins- steuern in den Großstädten, fürdie Gro.ßbau- unternehmen istmit demVersiegen deroffent- lichen Geldquellen die Blütezeit vorbei.Aber

nun treten aufeinmal zahlreichekleine Varian-

wärter hervor,die bereit sind, ihreeigenenMittel

aus demVersteckhervorzuholenundsieinbeschei- deneEigenheimezustecken,wenn ihnennuretwas mit Kredit und Anleitung geholfenwird.

AlsoderWohnungsbau isttot, es lebe der Wohnungsbau! Genauer: »Der Mietskasernen- bau ist tot,es lebe der kleine Gigenheimbau!«

EsscheintinderTatrichtigzusein,was Paulsen Vor kurzemin der»Bau1velt« glaubte feststellen zukönnen,daß nämlichdieseitherige Wohnungs- bauunterstützungspolitik den Einfamilienhaus- bau hemmte, so starkundzahlreichtreten jetzt dieGigenheimanwärter aufden Plan. Wagten sie sich früher nicht hervor oder wurdensienicht genügend gefördert? Wohl beides, besonders aber indenGroßstädten letzteres.»- Ob heute nicht manche Großstadt sehr frohware, wenn sie anders verfahren hätte, auch mancheGroß-Pau- genossenschaft??! —- Wenn sie stattder Riesen-

blocksmit Hundertenoder TausendenvonMiet- wohnungen, mitvielfachwegen unerschwinglicher Mietsätze leerstehendenWohnungen,langeReihen

Von Einfamilienhäusern hätten,dieim Eigentum

und Unterhaltung (!) ihrerBewohnerstunden?.

Unddoch hatessich vielleichtals»einGluckher- ausgestellt fürdie Eigenheimanhanger,daß sie erst jetzt hervortreten. Denn sowohlvdieAnforde-

rungen an Größeund Bequemlichkeitender ein- zelnenWohnungen, wie auchderBauindex sind seit jenerPeriode sehr stark gesunken.—FWer

wollte denn früher daraufhören,wenn wir rie- fen: »10 000,——NM istvielzuviel,auch9000,f NMsist nochzuviel,es müssemöglichsein,wie

inHollandundVelgien fürdiebreiteMassedes

Volkes Eigenheime für 3000,——bis 4500,——

zubauen?« Was damals fürdurchausunmög- licherklärt wurde, jetzt geht’s. Als die Reichs-

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richtlinien Wohnungen von 39bis 45Quadrat- meter Wohnfläche verlangten, erhob sicherneutes Geschreiüberdie dadurch schwer bedrohte»Woh- nungskultur«. Wir habendasdamals schon nicht mitgemacht, sonderndaraufhingewiesen, daßdas Kleinhaus in Bremen, als Reihenhaus vielfach 4Z Meter Breite, 7Z Meter Tiefe, also knapp 36Quadratmeter aufwiese, wovon dann nochdie Mauerstärken abgehen. Gewiß,dies Haus hat obenauch noch Räume,aberderen Ausbau konnte ja bleiben,bis die Eigenheimer wirtschaftlich so weiterstarkten, daß sie ihn ohne Hilfe durchführen konnten. Auch hier hatwieder eine Maßnahme desReiches durchschlagend gewirkt,indem beider vorstädtischen Kleinsiedlung oder Stadtrandsied- lungdieGrstellungskosten rücksichtslosauf 3000,—

NMbeschränkt wurden, fallsanders man den Neichszuschußerwartete. Es ergab sich, daß man durchaus menschenwürdige Behausungen —- Kleinhäuser, sogarmit Stall —- fürden Preis beschaffenkonnte. Und damit entstand,zugleich mit demsounerwartet plötzlichen Versiegender Hauszinssteuergelder, eine Atmosphäre, in der auchdiekleinen Gigenheimbewerber zu atmen undsichzurühren wagten·

UnddieWohnungsfürsorgegesellschaften? Für siebedeutet die veränderte Lage dieWieder- erösfnung ihres eigentlichen Aufgabengebietes, zu demderZugangallzulange verschüttetwar. Denn ihreAufgabe ist ja keineswegs die, möglichst viele Wohnungen irgendwelcher Art (selbstver- ständlich hygienisch und sonst einwandfrei), son- dern vorbildlich zubauen, so sozial und soästhetisch, wie es reine ererbsgesell- schaftenoder private Unternehmer nichtwollten oder nichtkonnten. Es ist ohneweiteres zuzu- geben,daßsiedieserein ideale Einstellung zum Wohnungsproblem nichtimmer undnichtüberall eingenommen haben. Man mußaber auchge- recht seinundanerkennen, daßesaußerordentlich schwierig für sie gewesen wäre, sich sozuverhal- ten. Man muß anerkennen, daß sie da,wo ihnen diematerielle Möglichkeit gegebenwar, imLand- arbeiterwohnungsbau, VorbildlichesinderSchaf- fungvon Eigenheimen geleistet haben,und daß sieimmer wieder leider ohne zureichenden Gr- folg danach gestrebt haben, diese Voraussetzun- gen auch aufdem Gebiete des sonstigen Woh- nungsbaus gewährtzu erhalten. Seitens der maßgebendenStellen —- inRegierungen undGe- meinden, vor allem bei letzteren, entfernte man sichaber je längerje mehrvon derFörde- rung des Flachbaues, geschweigedenn des Ein- familienheims. Gestattete man anfänglich—- etwa bis1919J1920 hoheStockwerkshäusernur zur Ausfüllung von Baulücken, sowurde unter

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demstetenDruck dergroßen Städte, aber auch der kleineren —, der Stockwerksbau bald die Regel,so sehr, daßeinüberhebliches Herabschauen aufdie Wiener vielstöckige Bauweise kaum noch irgendwie berechtigtwäre. DerFehlerlag darin, daßman den Gemeinden die ganze Verantwor- tung fürdieGewährungderHauszinssteuerhypo- theken übertrug,statt, daßman dieRegierungs- präsidenten beauftragte, diesenie wiederkehrende Gelegenheit und Möglichkeit auszunutzen, die Wohnweise, die städtische Wohnweise in Preußen grundlegend zu ändern,

sievon derMietkaserne ab-und demEigen- heimbau zuzuwenden. Unter der Losung »die Steuer müssedaverbraucht werden, wo sie auf- komme«, versuchten außerdemdie Großstädteder Regierung den dem verständigen Ausgleichvon Wohnungsbedarf und Leistungsfähigkeit zwischen Stadt undLand dienenden Fondsständigzuver- kleinern. Aber auch dieserFonds wurde ange- sichtsderstarken,denGemeinden als den»Haus- zinssteuerhypotheken-Gläubigern« eingeräumten Stellung keineswegs rücksichts-und restlos für Einfamilienhäuser verwendet, sondern größten- teils noch für Stockwerkshäuser,wenn auchviel- fach nach Höheund Art gemilderten. Den Wohnungsfürsorgegesellschaftenaber wurde eine bevorzugte Stellung, oder gar trotz allem gegenteiligen Geschrei eine Monopolstellung für Ginfamilienhäuser nicht eingeräumt. Sie erhielten auchweder Rahmenbescheide nochdie Berechtigung, Hauszinssteuermittel zu verteilen,

wie dasvielfach behauptet worden ist, son-

dersiewaren leider —- genötigt, sichum Haus-

zinssteuerhypothekengelder genau sowie andere zubewerben. Allerdings wurde ihnenvon man- chen Regierungspräsidenten geholfenunddieGe- meinden angehalten, ihnen fürgemischteoder reine Flachbau-Siedlungen gewisse Beträgezuzu- teilen, aber letztenEndes maßgebendblieben dieGemeinden auchdann. Soistesgekommen, daßin zahllosen Fällen Kompromisse zwischen dem,was die Gemeinden wollten unddem,was die Wohnungsfürsorgegesellschaften im Dienste des Wohnungswesens erstrebten, geschlossenwur- den, zum SchadendesEinfamilienhauses, aber auchzum SchadenderSonderstellung der Woh- nungsfürsorgegesellschaften. Denn diesen wären gewiß viele Angriffe von Architekten und Unternehmern, denen Großhausblocksnaturgemäß mehrzusagten, erspart geblieben, wenn sie sich von Anfang an undbedingungslos ausschließlich aufdieBetreuung undFörderungdes Einfami- lienhauses ohneoder mit Einliegerwohnung undLandzulage hättenbeschränkenkönnenund dieses durch hartnäckige Verringerung von Raum undKostenimmer weiteren Volkskreisenzugäng- lich gemacht hätten, sowie das jetzteinsetzt.

Daß sie nicht so verfuhren undverfahrenkonn- ten,istzwar ihren Einnahmen zeitweise dienlich

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gewesen, ja, ihre Daseinsmöglichkeitwäre iman- deren Falle zunächst jedenfalls nur durch Zuwei- sungfester Kontingente aus dem Staatsanteil lediglich für den Ginsamilienhausbau, etwa unter Bevorzugung der Kinderreichen möglich gewesen. Aber esführte andererseits zueiner Vergrößerung (wiedie Gegner sich ausdrückten, unnützen Aufblähung) ihres Verwaltungsgefü- ges,diebeidemFortfall derHauszinsfteuerhypo- thekennotwendig eine fürdie Angestelltenschaft äußerst bedauerliche undschmerzliche Schrumpfung zur notwendigen Folge haben mußte. Sie führteaber weiter dazu, daßvon vielen Seiten, als die Hauszinssteuerquelle plötzlichganz ver- siegte,unddieTätigkeitderGesellschaften darauf- hin sichganz außerordentlich verminderte, gefragt wurde,obsiedenn nichtganz überflüssig seien,ob diese »Kriegserscheinungen« nicht schleunigstzu verschwinden hätten. DieseAuffassung hätte nicht aufkommenkönnen,wenn sichdieWohnungsfür- sorgegesellschaften nichteinJahrzehnt lang hätten verleiten lassen,—- man mag auchsagen, durch die Verhältnisse gezwungen worden wären ——, ihrureigenstes Gebiet: Reform der Wohnweise,

FörderungdesEinfamilienhauses mitGarten, zuverlassen! (Denn die Reform der Miets- kaserne, fraglos auchetwas Verdienstliches, wurde schonbald nachdemKriegeGemeingut). —- Nun- mehrsindaber die Anläsfe geschwunden fürein Abschweifenvon diesem ihremGebiete und wird zur Tatsache, daß ihreAufgabe sich jetzt beson- ders scharf abhebt; nicht um ein Suchen nach

neuen Gxistenzmöglichkeiten,sondernum dasSich-

zurückfindenzur eigentlichen Aufgabe handelt es sich,zur AufgabederVerwurzelung mög- lichst breiter Volksschichten mit Bo- den und Gigenbesitz, der Verminde-

rung der Abwanderung vom Lande,

der Verstärkung der Zuwanderung zum Lande.

Dabei sollenund dürfendieGesellschaftenaber wiederum nichtvergessen, daß Ausgangspunkt und Ziel ihrer Arbeit die Ve rbesse rung der Wohnw eise ist. Demnachmag ihre für- sorgerischeund betreuende Arbeit beginnen mit derVermehrung derSchrebergärten fürdierund 85Z der Bevölkerung, dieinden alten Miets- hauswohnungen verbleiben, sie sollsichaber dann inersterLinie und ganz überwiegend rich- tenaufdieFörderungdesGigenheims mitLand- zulage, beginnend mit dem Hausgärtchen und endend bei der sogenannten nebenberuflichen oder Wirtschaftssiedlung. Es gehört aber grundsätzlich nicht dazu die landwirtschaftliche, dieBauernansiedlung Wohl mögenbeiderAuf- teilungeines größeren BesitzesimSinne dervor- stehenden Ausführungen gelegentlichStückeLan- des übrigbleiben,die nur durch Aufteilung in einigeBauernstellen Verwendung findenkönnen.

Aber der andersartige Charakter der Siedlung

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darf dadurch nichtverwischt werden. Für die landwirtschaftliche Siedlung sind bekanntlich mit staatlicherBeteiligung undUnterstützungdiepro- vinziellen Landgesellschaften geschaffen worden.

Nur istzubedenken, daß seit ihrer Gründung Verhältnisse eingetreten sind,die die Förderung der ländlichen Siedlung und der Vergrößerung kleiner Stellen aufdieGrößeeiner Ackernahrung vieldringlichererscheinen lassenals damals. Es kann dahersehr wohl sein, daßdie verantwort- lichenStellen zu derMeinung kommen,dieSied- lungseiüber die Leistungsfähigkeit der Land- siedlungsgefellschaftenhinausgehend zufördern.

Unter diesemGesichtswinkel sind ja auch zahlreiche private Aufteilervon Grundbesitz zugelassenwor- den, und esist nichts dagegen einzuwenden, wenn dann die Wohnungsfürsorgegesellschaften aufVerlangen oder imGinvernehmen mit den dafürzuständigen Landes-, Reichs-und Provinz- stellen auchlandwirtschaftliche Aufteilung und Siedlung betreiben.

Reformder Wohnweiseund Bevölkerungsver- teilungspolitik sollenaber auchdann maßgeblich für die Wohnungsfürsorgegesellschaftenbleiben.

Demgemäß wird man ihre Arbeit als um so wertvoller, ihre Aufgabealsum sovollkommener erfüllt ansehen dürfen, je mehr Familien siemit dem Lande neu verwurzelt habenund —- unbe- fchadet gewißvon Krisenfestigkeit und Ausbau- möglichkeit je weniger Land sie dafürbean- sprucht haben. Damit unterscheidet sich ihreArt derTätigkeit sehr wohlvon derausgesprochenen Bauernsiedlung, die nach optimalen landwirt- schaftlichen Betriebsgrößen sucht. Der Klein- landfiedler, um diesen umfassenden Ausdruck zu wählen, istetwas anderes als derBauernsiedler;

—- er istals solcherund als ungemein wichtiges Ferment fürdenStaatsaufbau und dieStaats- erhaltung gewissermaßen erst nachdem Kriege entdeckt worden. Beide Siedlerarten stoßenan denGrenzen der größteKleinland- und der kleinste Bauernfiedler naturgemäßzusammen.

Das darfaber nichtdazu führen, daßderKlein- landfiedlerindieEckegestellt wird,—- und, nach- dem er nun glücklichentdecktist,alsbald wieder verschwindet. Wohlkönnen die Verhältnissein

denProvinzen so gelagert sein, daß füreinevollig UnabhängigeArbeit beider ftaatlichgeforderten Gesellschaften nebeneinander kein genugendes Feldist; in den Bezirken Hessenund Nassau

werden beide Gesellschaften schon seitlangerZeit

inPersonal-undBüro-Union geführt, inHan-

nover undderGrenzmarkdieBauten beider Ge-

sellschaften technisch einheitlich betreut. Somag eine starke Annäherungbeider Gesellschaftenan- einander noch vielfachundinvieler Hinsicht«mog- lich sein. Biszuwelchem Grade,wird im Einzel- fallezuprüfen sein, sorgfältig! um nicht müh- sam Aufgebautes vorschnellzuzerstören. Sorg- 41

fältigwird auchzusorgen sein dafür, daß nicht die eine Art Siedlung zugunsten der anderen leidet.

Nocheines ist wichtig fürdie Wohnungsfür- sorgegesellschaftenalsdie inBaufachen besonders Grfahrenen: Die Baukostenwerden aufein unbe- dingt tragbares Maß zurückgeschraubtwerden müssen. Schon bisher galten unsere, seit Jahren auchinallen Arbeitsausschuß-undAufsichtsrats- sitzungen der Gesellschaftenwiederholten Mah- nungen, kleiner zubauen, billigerzubauen, im- mer nochkleiner und immer noch billiger, in ersterund letzterLinie vor allem derArbeit der Wohnungsfürsorgegefellschaften,vor allem dem Einfamilienhaus Aber ehe diese Mahnungen wirklichzumGrfolge führen konnten, mußten erst dieHemmungen beseitigt sein,dieneben demall- gemeinen Baukoftenindex inden Ansprüchender Gigenheimanwärterselbst, aufderanderen Seite aber in denAnforderungen der hauszinssteuer- verteilenden Stellen an Größeund Ausstattung derWohnungenlagen. Aber noch weiter, als es selbst heute erreichbar erscheint, müssendie Bau- kosten herabgedrückt werden, um fürdie breite Masse tragbare Lasten zu erzielen. Das wird vielfachnur so gehen, daßkeinvollständigerAus- bau erfolgt. —- Beim Einfamilienhaus wird sich die Familie vorerstmit dem Außenausbauund dem allernotwendigften Innenausbau begnügen müssen sNichtausbau derStuben imDachgeschoß).

Bei größerer Landzulage aber wird der Klein- landsiedlervorerst oftmiteinem Wohneninder Stallscheunevorlieb nehmenunddenWohnhaus- bau aufdieZeit verschieben müssen,wo er ihn bezahlenkann. Das bringt nochetwas anderes naturnotwendig mit sich: nämlich, daßman dem Siedler beim Bau zwar hilft mit Plänen, mit Geld,mit Fuhren usw., daßman ihmaber die Bauten nicht fertig hinsetzt, sondernesihm selbst überläßt,derBauherr zuseinund nur darauf sieht, daßer sich baulich nichtübernimmt. Das war diealte,invieljähriger Erfahrung hundert- und tausendfach bewährte Uebungbei der Kal.

Anfiedlungskommission für Posen und West- preußen; siewird wieder eingeführt die Wohnungsfürsorgegefellschaftenvor mancher schweren geldlichen Sorge und vor mancherBe- schwerdeüber angeblich mangelhaft von ihnen ausgeführteBauten undvor AngriffenderArchi- tektenundUnternehmer bewahren. IstderSied-

lerallein für seineBauten verantwortlich, fo wird ersparsamerund mitihnenzufrieden fein.

Das führtweiter dazu, daß sichdie Wohnungs- fürsorgegesellschaftenvon ihrer inmanchen Pro- vinzen zu starkbetonten bautechnischen Einstel- lung überhauptwieder entfernen. NichtimBau- technischenliegt künftigdas Schwergewichtder Tätigkeit der Wohnungsfürsorgegesellschaften, sondern sie müssen sich fühlen als Treuhänder desGigenheim- unddesKleinlandanwärters, sie

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müsfendie»provinziellen Treuhandftellen fürdas Wohnungs- und Kleinsiedlungswesen«bilden.

Wir kommen somitzufolgendem Ergebnis:

Die Förderung des Gigenheims mit Landzu- lage,bis zur Kleinlandsiedlung istkeine neue, sondern die alte Aufgabe der Wohnungsfür- sorgegesellschaften.

.Die bäuerliche Siedlung ist grundsätzlich nicht ihre Aufgabe,sonderndiederländlichenSied- lungsgefellschaften. Siekann ihnenaber durch die zuständigenStellen gleichfalls übertragen werden-

1.

Z.Organisation undAufbau beider Gesellschaften müssenin jedemFalle so gestaltetseinoder werden, daßder gesamte Siedlungsgedanke möglichst stark gefördertwird.

Die bautechnifche Arbeit der Wohnungsfür- sorgegesellschaften hatzwecks Grzielung mög- lichster Sparsamkeit bei den Bauten und zu- gunsteneiner ausgesprochenen treuhänderischen Tätigkeit zurückzutreten.

Die Wohnungsfürsorgegesellschaften nennen sich künftig daher richtiger»ProvinzielleTreu- handstelle für Wohnungs- undKleinsiedlungs- wesen.«

5.

ZehnFahre Wohnungsfärforgegefellfchaftfär Oberfkhlefien

VonBürodirektor W i ttw er, Oppeln.

Ende August1932 waren zehn Jahre seitder Gründung der Wohnungsfürsorgegefellschaft für OberschlesienG. m. b.H.in Oppeln verflossen.

Siewar einederletzten provinziellen Wohnungs- fürforgegesellschaften,dieaufGrund desPreußi- schenWohnungsgefetzes vom 28.März 1918 ge- gründetwurden.

In Oberschlesienkonnte die mitderGründung dieserGesellschaft verfolgte Absichtdes Staates erst verhältnismäßig spät verwirklicht werden,da währendder Aufstands- und Besatzungszeit bis

Sommer 1922 an Aufbaumaßnahmen irgend-

welcherArt nichtzudenken war.

Als sich nachdem AbzugderBefatzungdieFol- gen derunsinnigen Zerreißung des Landes in ihrer ganzen Schwere auszuwirken begannen, zeigte essich fehr bald, daßdie Beseitigung der Wohnungsnot neben den sonst erforderlichen wirtschaftlichen Maßnahmen die vordringlichste Aufgabe war. Es ging nichtan, dieZehntau- sendevon Flüchtlingenaus dempolnischgewor- denen Teil der Provinz jahrelang in Schulen, Turnhallen und sonstigen Notunterkünftenkam- pieren zulassen. Obgleichunter diesen Umstän- den für die Wohnungsfürsorgegesellschaftdie Notwendigkeit bestand, sofortmit derpraktischen Arbeit zubeginnen,fehlten fo gutwie alle not- wendigen Voraussetzungen Da handelte essich in ersterLinie darum, dieverwaltungstechnifche Grundlagefürdengemeinnützigen Wohnungsbau zuschaffen.Dennabgesehenvon einigenBeamten- wohnungsbauvereinen in den größerenStädten gabeskeine Organe,die als Trägerdes Klein- wohnungsbaues hätten auftreten können. Die Privatwirtfchaft hielt sichin dieserZeit davon vollkommen fern. Es wurde alsoderWohnungs- bau auf genossenschaftlicher Grundlage durch Grundung einer Anzahl Baugenossenschaften organisiert· Weitere Schwierigkeitenergaben sich aus der geringen finanziellen Leistungsfähigkeit der.meiftdenArbeiter- und kleinen Beamten- kreisen angehörenden Genofsenschaftsmitglieder,

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undschließlichtraten geradedort,wo dieSchaf-

fungvon neuem Wohnraum infolgedesständigen

Zustroms derFlüchtlingsmafsenam brennendften war, imoberschlesifchen Industriebezirk, noch Hem- mungen dadurchein,daßdieGeländebeschaffung infolge des Bergbaues in der beabsichtigten Weise vielfach unmöglichwurde. Gleichwohlhat die Wohnungsfürsorgegefellschaftin den ersten dreiJahren ihrerTätigkeitrd.2000 Wohnungen, vorzugsweiseim Flachbau, erstellt,undimSom-

mer 1932 waren esrd.12 500Wohnungen, die

unter ihrer vollen Betreuung imLaufederzehn Jahre geschaffenworden find. Daneben hat sie am Bau von etwa 5000 Wohnungen durchteil- weife Betreuung, wie Bauberatung, Anfertigung von Planunterlagen, Mittelbeschaffung usw.mit- gewirkt. Gs war klar,daßdie Wohnungsfür- sorgegesellschaft entsprechend ihrer eigentlichen Aufgabe, wohnungsreformerisch zuwirken, bei ihrer Tätigkeitden Fragen der Wohnkultur ihr besonderes Augenmerk zuwenden mußte. Diese Belange erforderten geradeinOberschlesien aus sozialenundnationalen Gründen eine besonders sorgfältige Berücksichtigung Das erhelltaus fol- genden Zahlen:

Nachden letztenFeststellungendesStatistischen Neichsamts beträgt der Geburtenüberschußin Oberschlesienauf1000 Einwohner 11,2, während derNeichsdurchfchnitt 4,4 beträgt. Die Zahlder Geftorbenen beträgt in Oberfchlesien auf1000 Einwohner 12,9, im Neichsdurchschnitt dagegen 11,8. Die durchschnittlicheWohndichte istim oberschlesischen Jndustriebezirk mit1,60je Wohn- raum ermittelt worden gegen 1,02——1,38inden Städten des rheinisch-weftfälifchen Industrie- bezirks,und 0,98im Durchschnitt derGroß-und Mittelftädte überhaupt. Diesen unumftößlichen Tatsachen war Rechnung zutragen. Es wurde alles getan, um der hier im Ostenbis nach Kriegsende noch wenig anzutreffenden Wohn- formdes Einfamilienhauses mitGarten Geltung zu verschaffen. Zwar stelltensich dieserAbsicht

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