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Siedlung und Wirtschaft, 14. Jahgang, September 1932, Heft 1.

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Siedlung

und

Wirtschaft

Zeitschrift für Wohn- Und Siedlungswesen

Organ der WohnungsfüksOkgegesellschaften

Herausgegebenvon

Justus von Gruner Wilhelm Schlemm Ferdinand

Neumann

Verlag« Die GrundstückssWarte«,Berlin-Charlottenburg 2,Hardenbergstraße 13

14.Jahrg. September 1932 Heft 1

Dorf nnd Landstadtin der kommenden Siedlung

Von WilhelmSchlemm, Königsberg

- Sied-

nn wir Fragen desWohnungsund .

luikkzkwesenserörtern, begehenwir gar guleäscht

den Fehler, daßwir siezusehrunter emfe-

sichtswinkelbetrachten, denuns unsereheuiigen

industriellenundgroßstadtischenSorgenaulewim

gen. Wir denken sandie gewaltigeArbeits ogg:

keit die das DahinschwindenunsererAuslaibs

märkteinbesonderem Maßebeiderindustrieen Bevölkerung her-aufbeschworenhat,andielngßSe

Gefahr,diedieZusammenballungdieserareti-

losen Menschenmiassenin den Jndustriezenren fürdas Volksganze bedeutet undbemuhen uns, ihr durchdie Schaffungvon Siedlungenetgk

derForm derSelbstversorsgersiedlungaml ad

rande zubegegnen. Oderaber dasProbein e Umsiedlungmit allen seinengroßenSchwtieriglz

keiten steigtvoruns auf,unddamit gewinnStrud-

dasflach-eLandwieder an Interesse. Die ide-

lung bekommt unter solchenUmstandenleicht en Charakter eines Sicherheitsventils,das man zu öffnen hat, wenn derManometer Ueberdruckan-

eit. ·

zZonein-ersolchenAnschauungwerdenwir uns lösen müssen,wenn wir dieSiedlungihremFalk

ren Werte nacherkenn-en undin«unseren

l ir-

schaftsaufbau einfügenwollen. i eSieZrixnl

darf uns nicht »als ein in Gef; des

zeiten nach Bedarf anzuwen elntn

Sicherheits- und Heilmittel ge e :

sie muß uns vielmehr bewußt wer:

den als das,was sie ist,alseines derwich-

tigstsen und grundlegendsten Mixntel

zum Auf- und Ausbau unserer .a-

tio n. Nurindem wiruns ihrerindiesemSinne bedienen, weckenwir inihrallejenegestaltenden Kräfte, aufdie esankommt. Der Gegensatzva

Stadt und Land, von städtischerundlandlichser Siedlung, schwindetunter diesemGesichtspunkte.

Alles formt sichzur organisch wachsenden Einheit.

Wirkungen und Gegenwirkungen greifen folge- richtigineinander. Das Hin-undHerfluten der Kräfte wird sinnvoll undgibtuns dieMöglich- keit,ordnend und lenkend auf ihreweitere Ent- wicklung einzuwirken

Angewendet ·andieVerhältnisse unserer Tage, führt diese Einstellung zu der Forderung, daß man aufbausenddieSiedlung zuerstdaeinschalten soll,wo es nochetwas auszubauen gibt. Das Schrumpfen unserer auswärtigen Absatzgebiete, verbunden mitseiner sehr weitgehendenNationali- sierung,hat nichtallein an den Orten derindu- striellen Erzeugung Arbeitskräfte freigesetzt; sie hatgleichzeitigzu einer Abriegelung desZustroms derüberschüssigenArbeitskräftedesflachenLandes geführt,um deren Unterbringung man sich bisher keineSorgezumachen brauchte. Das flacheLand aberkrankt infolgederEntwicklung deslandwirt- schaftlichenWeltniarktes an einer Absatzkrise,die besonders hart den Großgrundbesitz trifft und zwangsläufigeinen Teil desselbenzum Erlsisegen bringen muß. Hier ist Aufbau möglich.Land bietet sichdar zur Aufnahme von Menschen,und eskommt lediglich aufdieSiedlungsform an,bis zuwelchemGrade man die Menschenannahme stiesigernkann. Unter demEinflußderherrschen- den Arbeitsnot gewinnen daneben Gedanken der Landverbiesserungzurverstärkten Aufnahme von Arbeitslustigen undbisher wohl mehrals nötig abgelehnteGedanken derLandgewinnung eineer- höhte Bedeutung.DieMöglichkeit,dennatürlichen Bevölkerungsüberschuß unsererländlichenGebiete aufdemLande selbst festzuhalten unddamit den wertvollsten, weilzukunftstüchtigstenTeil unserer Bevölkerung seinerNatur entsprechend unterzu- bringen,istdamit gegeben. Gleichzeitig istdamit dererste Schritt zurBehebung unserer augenblick-

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lich-en Schwierigkeiten im getan.

Das Ausmaßsunddie Bedeutung dieses ersten Schrittes wird meist sehrverkannt. Gar zuhäu- fig hörtmsan die Meinung aussprechen,daßes sichbeieinem solchen Vorgehen schließlich doch nur um verhältnismäßigwenigMenschenhandeln könne,den-en man die Wohltat derVersorgung mit Arbeit durch Hergabevon Land verschaffen könne. Jm höchsten Falle komme eine Bevölke- rungsverdichtung asufetwa das doppeltesdesbis- herigen Zustandes heraus. Dies bedeute gegen- übersdenMillionen, dieheut-e sehnsüchtigaufAr- beit warten, wirklichnichtviel. Man ver- gißt dabei, daß es sich bei dies-en Sisedlungsmaßnahmen lediglich um

die Ansetzung derjenigen Kräfte

handelt, die durch ihre Arbeit die Grundlage fürdieExistenzweiterer Menschen schaffen. Denn ebenso,wie eine Gütererzeu- gungnur denkbar ist,wenn dieentsprechende Zahl von Abnehmern vorhanden ist, ebensokann diese Abnahmenur erfolgen, wenn dieErzeugergleich- zeitigals Abnehmer sder ander-en Seite austreten, d.h. jenen aus ihren Bedürfnissen heraus die Möglichkeitder Arbeit verschaffen. Es bilden sichalso unabhängigvon dersonstigen Wirtschaft, durchAngebot und Nachfrage miteinander ver- bunden undgegenseitig gestützt,bereits durch jene ersten Siedluingsmiaßnahmenklein-e Wirtschafts- krei’s-e,deren Bevölkerung schonein gsutesStück überdenNahm-endereigentlichen bodennutzenden Produzenten hinausgreift. Mit rein land- wirtschaftlicher Siedlung allein

wird man allerdings nicht zu

derartigen Ergebnissen kommen

nnen. Man wird zur ausgesprochenen Dorfsiedlung übergehen müssen,-un.ddies nochentschiedener, als es in seinen bescheidenenAnfängen heute schon hierunddort geschieht. Die Aufgabe der Siedlung besteht hierbei darin, nichtetwa etwas FertiigesundUnwandelbares zuschaffen, sondern die Grundlage für lebensfähige Dorfwirtschaften so vorzubereiten, »daßdie wichtigsten Voraus- setzungen füreine gesundeWeiterentwicklung von vornherein gegeben sind.

Auchunserealten Dörfer hab-en ihr fertiges Gesicht erstganz allmählich erhalten. Wie »aber jenealten Dörfer aus ihr-er gesunden inneren Kraft heraus allerlei gewerblich-eund handwerk- liche, bis-hernur stadtgebundeneBetriebe san sich zulockenverstanden, sobiet-etssichauchinunserem FallederSiedlung dieerste Möglichkeit,überden engeren Rahmen der eigentlichen Landb.evölke- rung hinauszugreifien undeinen undden anderen der von den Städten freigesetzten Handwerk-er und Gewerbetreibenden aufzunehmen. Eine,

aufbauenden Sinne wenn auchbescheidene,aber sachlich gutbegrün- det-eUmsiedlungist hiermit eingeleitet.

Der Schritt zur Erweiterung des dörflichen Nahmens überden rein bäsuerlsichenBestand hin- aus, für dessen Berechtigung die vorhandenen alten Dörfer genügendBeweis sind, läßt sichbei Dorfneugründsungenum so sicherer durchführen, weilman es inderHandhat,den anzusetzenden Handwerker »und Gewerbetreibenden oder auch Arbeiter durchdie Beigabe einer genügendgro- ßen Landfläche krisenfesterzu machen. Der Ge- danke der Nebenerwerbsisiedlung findetnirgends bessere Möglichkeitenalsgerade hier. Die Aus- wertung dieser Möglichkeitenaber ist Aufgabe derSiedlung, bei deresgrundsätzlichimmer um dieSchaffung neuer Lebensplätze auf gleicheroder erweiterter Fläche geht, alsoum Bevölkerungs- verdichtung.

Ganz gewißwürde man aufden angedeuteten Wegen nochsicherer underfolgreicher vorgehen können,wenn die Arbeit durchdie Beschaf- fung übergemeindlicher -Planungs- unterlagen sachgemäßvorbereitet würde.

DieForderung nach einer,diese Fragen klären-den Lasndesplanung-indenfürdieSiedlung inFrage kommenden Gebieten wird daher niemals ver- stummen. Gerad-e bei einem Vorgehen, wie es hier angedeutet wurde, wird man aber am wenigsten Gefahr laufen,etwas denForderungen des planmäßigen Aufbaus eines Gebiets Zu- widerlaufendes zuiunternehmien, weil dieDorf- gründung ebensowie die Familiengründung die Schaffung sderkleinsten Lebenszelleneines Volkes bedeutet »und weil die Verhältnisse hierbei durch-- aus übersehbarbleiben. Dierichtige Eingliede- rung indasBestehendewird sichbeieinigerSorg- falt immer erreichen lassen. Auchein gewisser künftiger Aufbau wird berücksichtigtund vorbe- reitet werden können.

Bei unseren Uebserlegunigem wie man die gegenwärtige Lageam besten meistern kann,über- sehenwir nun ssehr leicht,—- besonders wenn wir fiegar zusehraus der östlichen Perspektivebe- trachten, daßesauchheute noch selbstinun- seremVaterlande Gebiete gibt, denen »dieaus- gesprocheneNot unserer Tage noch verhältnis- mäßig wenig hat anhaben können. Es sinddies jene Gebiete,indenen Erzeugungund Verbrauch gutaufeinander eingespielt sindund als in sich ausgeglichen angesehen wer-den können, gewisse süddeutscheGebiete vor allen Dingen. Wir über- sehenaber auch, daß selbstinden alsausgespro- chene Versorgergebiete anderer Landesteile gelten- den -und daher nicht so ausgeglichenen Land- strichien ähnlich günstige Verhältnisse oftdavor- liegen,wo dieBeziehungenvon Stadt undLand durch das Vorhandensein ein-es auf bäuerliche Wirtschaft abgestellten Umrings besonders leben- digwird. Hier sehenwir schon seit einigenJahr- zehnten Entwicklungensich vollziehen,diealseine

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immer innigere Verschmelzungderbeiderseitigen Wirtschaftsinteressenangesehen werden müssen.

DieStadt wächstallmählich hinaius aufdasLand.

DieGrenzeverwischt sich; dasLand hingegen sieht

inider Stadt seinen natürlichen Mittelpunkt.Die Marktbieziiehungenwer-den gepflegt, ohne daßerst

derdenGewinn verringernde Zwischenhandelin Wirksamkeittreten muß.Soweit essichaberum War-en handelt,dieihrer Güte nach fürdieBe- schicksungweiterer Märkte in Frage kommen, schaltet sichdieStadt selbstalsdieHändlersinein,

Win erster Stapelplatz, jakann unter Umstanden sogar fürdieersteundweitere Verarbeitung der RohprodukteinFrage kommen,alsoeinegewisse industrielle Betätigung entwickeln.

» ».

Welche Bedeutung unter solchenUmstandensdie Siedlun-gbekommen kann,zeigt rechteindringlich

einerst kürzlichgenau-er untersucht-esBeispiel,die

an der Grenzedes polnischenKorridors gelegene jetzt ostpreiußischeGrenzstadtDt.Eylauüs Durch

dieBestimmung-endesVertrages .vonVersailles

wurde sie wichtiger Teile ihr-es Hinterlanidesbe-

raubt undverlor gleichzeitig ihre recht ansehnliche Garnison· Diese schwerenVerlustekonnt-en durch

die Ansetzungvon etwa 650’Sisedlern,1—bei

einem Haushaltungsdurchschnittvon44 Per- sonen alsord.2900 Menschen—- innerhalb des wirtschaftlichen Einflußgebietsder·Stadt nicht

nur ausgeglichen werden, manspricht heut-ege- radezuvon einem wirtschaftlichenAufschwung-der Stadt, verursachtdurchdie rege Sisedl«ungstatig-

kesitin ihrerUmgebung Den Bevolkerungsam

stiegsdesHinterlandeswird mannachdenvorlie- genden Erfahrungssätzennur mitetwaderHalfte

der angesetztenPersonenbewerten konnen «Die stäsdtischeBevölkerung hingegen stieg seitKriegs-

ende um rd. 3000 Einwohner, d.h.etwa XHihrer Größe.Dt.Eylau wurde eine Stadtvon 12 500 Einwohnern Esbestätigt sichalsohierderSatz, daßzujedem Produzentenetwa2inanderen Be- rufen Tätigezurechnensind»DieAufgabevder

VerstärkungderProduktionfielindiesem Halle

derSiedlun u. .

Jn den gegiehunigenzwischender Klseinstadt

unddembäuerlich besiedeltenLande-erkennenwir alsoseinen zweitenschonetwasgroßerenWirdt-

schaftskr-eis,indemdieSieddlunsgeineaufbauen-e

Rolle spielen kann· Trotzdem vserschtebt M unsererEinstellung zum Gesamtproblemeiniges-

Man könnte i vorstellen, daßman UnterVe- rüchsichtigungdesrchvorhandenenMarktbeziehikllisgen

aufeine möglichst WettgehendeArbeitgtelUns

hinftre.bt,d.h. bemüht ist,dasLand IedISIIch’T",

Bau-ern zsubesetzen,den stäsdttschenRaum hm«

· «

dar-

« Verl.Odo Miltz, Stadt und Siedlung,

gestålltangdemBeispielderStadt Dt.Eylauin

SIEBEer

Heft2»d.Siiedlungpol Abhandlungen, -hg.v.

Dir. E.Bollsert, Verl. R.Müllerm.b.H., Eberswa e- Berlin.

gegen den Berbrauchernzuzuweisen,denVerwer- tern der ländlichen Erzeugnisse durch Verzehr, Verarbeitung oder Vertrieb. Man würde damit ungefährdemZustandezu«st»eu·ern,derbeiuns im Jahrhundert des30jährigen Krieges bestand,wo BürgersundBauer sich durch sozial-eundräum- liche Gegensätze scharf unterschieden, beinahe feindlich gegenüberstanden Wohin damals die Ueberspsitzung jener Gegensätze führst-e,die den Bauern inseinerAbgeschlossenheitzum »tumbsen Bauern« stempelte, istbekannt. Wir erleben ein Gleiches heute,wo uns diescharf-eGegensätzlich- keitvon Industrie unsdLandwirtschaft»dieschwer- sten Sorgen bereitet. AufGrund dieser Erfah- rungen wird man zuvermeiden suchen, diese Gegensätze nochzuunterstreichen; imGegenteil wird man bemüht bleiben, sie durcheine wohl- geordnete Stadtlandschaft zu über- brücken,um damit seiner neuen Stasdtland- kultur dieWegezubereiten. Dietrennenden Mauern unserer Städte bestehennun einmal nicht mehr. Die Stadt unsererTag-e istein all- seitig offenesWirtschaftsgebilde, das mit aller Kraft sinden umgebend-en Wirtschaftsraum hin- einwachsenwill,jaam liebsten eine enge Ver- schmelzungmit ihm eingehen möchte.Mag dies Streben auch oftgenug falsche Wegegegangen sein,wie sieetwa mitder AufsaugungderUm- gebung durchstädtischeEsingemeindung vielfach verfolgt sind, die Verschmelzusng von

Stadt und Land bleibt ein-e Wirt-

schaftsnotwendigkeit, an der wir

heute nicht vorüber können.

Der gleicheWille beherrscht aber auch das flach-eLand. Die Zeit derEigenwirtschaft des Bauern, die solch-eGegensätzebegünstigen konnte, kehrt gewiß nichtwieder. Au chd ieBausern- wirtschaft ist ein Unternehmen ge-

worden, das der Verbundenheit mit

vielen anderen Berufen und dem

größeren Berufskreis lder benach-

barten Stadt nsicht mehr entraten

kann. Siebraucht Absatzgebieteund suchtden Markt, wobei ihrdernahe Markt,derohneEin-

«sch,ie·bungvon Zwischengliedern erreicht werden

—k-ann,besonderswertvoll ist.

wirtschaft dergerade das klieinbäuerlicheUnter- DieVseredelungs- nehmenzustrebenmuß, verlangt Absatzund an- gemessen-ePreise. Beides ist gleichfallsnur durch gute Marktbeziehungsenzu erreichen. Bei alle- demspieltrdie»Landstadt,aufdieunsere Zeitnur zugern etwas verächtlich «herabsah,eine wichtige Rolle.

Auchbeiden Beziehungen zwischenderLand- stadtund ihr-er Iändlichen Umgebung strebt die Entwicklung aufdie Schaff-ungvon Wirtschafts- krseisen hin,diesich soweiitimGleichgewichtbe- finden,daß sie »durchEreignissevon außen so wenigwie möglich gestörtwerden.

Es wurde schon daran hingewiesen,daß selbst

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inunserer heutigenWirtschaft verschiedentlichin den

Beziehungen von Stadt undLand

noch Verhältnisse bestehen,die man als ausge- glichen bezeichnen kann. Soweit die östlichen Siedlungsgebiete in Frage kommen, besitzender- artig-eStellen aberwenigAuftrieb. Bei derein- seitigen landwirtschaftlichen Produktionsgrund- lage, aufdersie sich aufbauen, istdies nichtwei- terverwunderlich. Das Nächstliegen«de,um sieaus ihrer Stillstandslage zubefreien, wäre dieVer- breiterung sdieser Produktionsgrundlsage durch Veredelunsgwirtschaft und Ausbau derinVerbin- dung kdamit möglichen gewerblichen und indu- strieellen Betriebe. Eine wesentliche Förderung aber wird dies Bemühen erfahren, wenn Sied- lungsland vorhanden ist. Wodie erstrebteAus- geglichenheitzwischenStadt undLand infolgeder Entwicklung desver-gan.genen Jahrhunderts aber gestört ist,wird eskaum ein anderes wirksames Mittel geben, das Gleichgewicht wieder herzu- stellen,als dieSiedlung.

Das gestört-e Gleichgewichtdrücktsich heuteam sichtbarsten inderZahl derstädtischenErwerbs- losenaus. Eine derersten Aufgabenistesdaher, deren Zahlzubeseitigen. Will man dieses Ziel so schnellwie möglich erreichen, sowird man sich mit dem Gedanken iderArbeitsstreckung befreun- den. Die Siedlung an derStadtgrenze istdann das Mittel, das sichuns anbietet,um den erfor- derlichen Aus-gleichzuschaffen. Im Bereich der kleineren Städte istdies Mittel nichtunbekannt.

Den Wegzur Siedlung vor denToren derStadt sind vielmehr vorherschonzahlreich-e Einwohner gegangen. Die Entfernung von derArbeitsstätte wurde niemals zu weit. Aber man war invieler Beziehung unabhängigervon derUmwelt undin Krisenzeiten wesentlich besser gestelltals derBe- wohner desstädtischen 1W-e-ichbilides,weil man sich.

aus demeigenenGarten undeinem etwa dazuge- hörenden Landstückzur Not eine Zeitlang selbst versorgen konnte. Fahrradentfernungen von JA)Stunde wurden dabei noch nichtals lästig empfunden. Wähltman alsozurArbeitsstrecksusng dieKurzarbeiterisiedlsung als einerstes Mittel, so tut man damit eigentlich nichtsNeues. Unsere augenblickliche Lage kommt uns vielmehr weit- gehend entgegen, insbesondere auchdeshalb, weil in dem verhältnismäßig kleinen Bereicheiner Stadt die Dinge übersehbarbleiben und auch dar-auf gehalten werden kann,daßdiebeabsich- tsiigte Arbeitsstreckung sichauswirkt. DiederStadt- randsiedlung in den Großstädten anhaftenden Mängel lassen sich hier1vermeiden. Sielassen sich hier auch sonst mindern, weilderLandpreis nicht dieRolle spieltwie dort,man alsovon vornher- eininderLage ist,idenSiedlsern eine größere,die Selbsstsverisorgunigbesser verbürgende Landzulage zugewähren.

Nun darfman aber nicht folg-ern, daßmitder Kurzsarbeitersiedlung bereits allen bestehenden Schwierigkeiten begegnetsei. Den am Stadtrand angesetzt-enSiedler dauernd auf Hialbsoldzusetzen istkeinendgültiges Ziel. Erreicht wurde mitun- ser-en Maßnahmenzunächstnur eine Sicherung für Krisenzeiten, diebisher fehlte. Damit darf demSiedler dieMöglichkeit,zunormalen Zeiten wieder voll undganz »inseinemerlernten Berufe auszugehen, nicht verstellt werden. Unverändert bleibt alsodieAufgabe bestehen,dieBasis auf derIErzeuigerseitezuverbreitsern, dort unddamit auchaufderGesgenseitedie Arbeitsmöglichkeiten zuvermehren.

Im Spiel suanGegenspielderKräfte,diezwi- schenStaidt »und Land schwingen,kommt uns da- beiderUmstand zugute, daßdieRentabilität der Landwirtschaft mit steigender Nähe zu ihren Märkten sehrstarkzunimmt. Der Anbau von War-en,dieihrerNatur nach größererPflegebe- dürfenoder weitere Transporte nicht gutvertrin- gen, wird günstiger. Der örtlichseMarkt läßt sich auch sonst gutmit allemversorgen,was die Land- wirtschaft hervorbringt, ohne daß hohe Fracht- belastungen entstehen. Weit-gehend findeteinun- mittelbarer AustsauschderErzeunisse zwischenEr- zeuger und Berbraucher statt. Alles dies ver- bessert die GewinnmösglichkeiitenDer Umring um dieStadt, aufdemdiese günstigen Verhält- nisseeine verstärkte Bodennutzung z.ulassen,ver- dient saus diesenGründen im Rahmen unserer si-edlun-gswirtschaftlichen Ueberlegungen eine be- sondere Beachtung. Es istdasbevorzugte Gebiet kleinerer Siedlerwirtschaften mit Gart«enbau,Ge- mü-sezucht,Kleintierhaltung, Eiererzeusgung und ähnlichem,diesichnur leicht noch auf ihreland- wirtschaftliche Grundlage stützen, gleichzeitigaber auchaller der-er,idie mitihrem Berufe nichtzwin- gendan dieStadt gebunden sindunddiegesunde Verbindung mit dereigenenScholle nichtentbeh- ren wollen. DieVorteile derStadt alsArbeits- platz geh-en ihnen niicht verloren, das Land als Auftrasggeberliegtvor derTür;das isteine gün- stige Grundlage für gewisse Handwerkergruppen, z.B. alle Arten von Bauhandwerkern, wie für allerlei Gewerbetreibende, insbesondere solche,die alsVermittler desWarenaustauschs iin derRich- tungderkleineren undauchgroßenMärkte wich- tisgsind:Fuhrhalter fürdieAnfuhr von Holz, Ziegeln, Kies, Stein-en, Auskäufer, Viehhändler usw. Die Siedlung, die diesen Din- gen Rechnung trag-en will, tut gut, sichdie Strsuktur unserer stadtnahen Dörfer recht gründlich anzusehen.

DieletztenJahrzehnte haben sie mehr verwandelt, als deroberflächlichesBetrachter annimmt, gerade inderNachbarschaftkleinerer Städte haben sie oft geradezu denCharakter von kleinen Bororten an- genommen- DieSiedlung hat aber auchallen Grund, sichdieserGebiete ganzbesonders anzuneh-

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-

men, denn nirgendsbesseralshier findet sieGe- legenheit,dieBrückevon derStadt zumLandezu schlag-en,eine größere Zahlvon Menschengesund fürdieDauer aufeigener Scholleanzusetzen,die Produktionsbasis zuerweitsern».un«dfurdasGe- deihender kleinen Städte günstige Vorbedingun-

sen u a en. .»

gDlerlikithreUmring derStädte leitet Yhinuber

zuden Gebiet-en dereigentlichenLandwirtschaft,

die um so größereBedeutung furdie Landstadt haben, je mehr siemit Bauernwirtschaftendurch- setzt sind.fallenalso fürGroßbetrieb-edenWirtschaftsraumsuch-endiegroßenein-erMarkt;Lan -

staidtaus. . » .

Die Siedlung, die sich·uberihre

Aufgabe klar ist und weiß, welche

Wirkungen sie zu erzielen vermag:

hat hier sihre ganz großen M«oglich-

keit-en. Indem sie die bescheidenenE

aber vom Weltgeschehen doch revch unabhängigen Wirtschaftskreise

Dorf »und Stadt mit neuer innerer

Spannung lädt, schafft sieunabhän-

gig von allem sonstigen Geschehen

Arbeiitsplatz auf Arbeitsplatz für unser-e nach Betätigung strebende Bevölkerung Miit jedem neuen Ar- beitsplatz aber wächst der Bedarf nicht nur ian landwirtschaftlichen

Erzeugnissen, sonder-n ebenso an

denErzeugnissen jeglichen Gewerbe- fleiße s.Damit aberwird siezurWesgbereitersin einer gewissen industriellen Entwicklung selbstin heute noch industriearmien Gebieten und biietet nunmehr denen Raum, die dieSchrumpfung un- serer Weltindustrie brotlos gemacht hat,nachdem sie vorherdurch ihre Blüte heimatlos geworden waren.

DerWegderSiedlsung zeichnet sich hiermit klar als ein Weg des Aufbaus von unten, beidemDorf und Stadt sichalsdiewich- tigsten Bausteine erweisen.

Landesplanung im engeren mitteldentfkhen Industriebezirk

Bearbeitet und herausgegebenvon der Landesplanung Merfeburg

unter Mitarbeit desLandeshauptmannsderProvinz Sachsen, derLandesplanungen Magdeburg, WestsachfenLeipzig, Ostthüringen,derStädte DessaU-Halle,Leipzig, Magdeburg, derStadt-—-Und Landkreiseund derWirtschaftskörperschaftendes Neg.-Bez.Merfeburg und des Landes Anhalt.

Daßman aus ldendurchdieWeltwirtschaftskrise entstandenen Nöten, unter denendas Deutsche

Reichganz besonders leid-et,nichtmehrhexlaus

findenwird,wenn man die«weitere Entwi

dem sogenanntenfreienSpiel.der Krafte ritter-

läßt,wirdheutevon keiner Seite mehr bestri en.

Es bedarfschnellergrundlegenderMaßnahmen,

dieüberdas Einzelinteresseeines Unternehmers,

ein-er Werk-gemeinschaft,eines Trusts,einer Ge-

meinde,weithinausgreisen.Die Sorderungnach

einem planwirtschaftlichenVorgehen,geleitetnlkich

Gesichtspunkten,die das VorwärtskommenaWer

bezwecken,will daher nicht mehrverstummen

werden uns inverschiedenerBeziehunginnerha ,

Unserer Grenzen anders einrichtenmussånzMen:

schenmsasssen,dieheutezumdauerndenUsedierngrei;

zwungen sind, müssenumsgruppiertwer Hi,irier

bessere Lebensbedingungenlandwirtschaftlichen Erzeugungzumussenerhalten«dienoitiseweitr--

digsen AbsatzmärktederGrenzenzugewiesenimBinnenlandeundgesichertwerd-en.wie jensåis

stellungeninunsererindustriellenErzeUgUUgsmkst

unvermeidlich, und »auchfür siewird»einMar

zuschaffen sein,derihre Existenzverburgt.giese

notwendigen Maßnahmen verlangen sur ihre ok:

bereitunsgundDurchführungeine genaue Zenit-

nis der im Lande selbstvorhandenenMosglichk

keiten,ein planmäßiges Vor-gehenbeiihrer»Aus- wertunig und verbunden damit ein-e sorgfaltige

Ueberholunsg unseres Verkehrssystems, kurz,ein systematisches Vorgehen, dessen einzelneMaßnah-

men wir unter dem Sammelbegriff »Landes-

plan-ung« zusammenfiassen.

Es ist bekannt, daß derartig-e Maßnahmen für verschiedeneGebiete innerhalb unserer Reichs- grenzen bereits imGangesind. Doch wissenwir auch, daßdie dort geleistet-e Arbeit,sobedeutungs- vollsieimeinzelnenseinmag, nur alsTeillösung angesehenwerden kann. Die in derLandespla- nung arbeitenden Kräfte fordern deshalbimmer dringenderzur Durchführung ihrer Aufgaben, daß für das ganze Neichssgebiet zunächsteinmal ein Generalwirtschaftsplan auf-gestellt werde. Nur soscheintes ihnenmöglich,all-eim Lande schlummern-den Kräftezumobilisierenund einen ausgeglichenen, das Bolksganze in all-en seinenTeilen gesund erhaltenden mitteleuropäi- schen Wirtschaftsriaum zuschaffen.

In einem Augenblicke,wo ein derartiges Vor- gehenaus derverschiedensten Einstellung heraus immer liebhafter gefordertwird, istdas Erscheinen eines Werkes,dasdieArbeitsweise eines Land-es- planungsverbandes und ihre bisherigen Ergeb- nissevor uns ausbreitet, einEreignis von ganz außerordentlicher Bedeutung Vor uns liegtdas

Kartenwerk »Landesplan.ung iim enge-

ren mitteldeutschenIndustriebezirk, ihre Grundlagen, Auf-gaben und »Er-

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