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Siedlung und Machtpolitik des Auslandes

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Academic year: 2022

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(1)

BIBLIOTEKA

Instytutu

Bałtyckiego

5 rtm m a c h e t

iH Lüluiici

unD liln rtitp o lit it

Dra Hus IcmDra

(2)

J n d e r S c h r i f t e n r e i h e

ItX a cf) t u n d <£ r d e

e r f c h i e n e n b i s h e r :

O t t o STtaull, D a e Söefen 6 e r © c o p o l i t i f 3 o t ) a n n e a S t o g e , S p a n i e n i m Umbr uc f )

© u f t a o £ o d ) l er =£ > au f e, D e r t f er ne O f t e n

£janß R u m m e l, © iiÖ D T te u ro p a un6 6aß © rb e 6er D o n a u m o n a rd jie R u p e r t oon © d ju m a d je r, © ie 6 lu n g u n 6 5 T ta d )tp o litif 6eß 2 tu ß la n 6 e o

D e m n ä c h f t f o l g e n :

3 o b a n n c ß €5t oy e, D i e gef dj t of f ene öe ut f d) e D o l f ß r o i r t f d j a f t

© e o p o l i t i f - S t u t a r t i e - ü i e r j a i j r e s p l a n 3 o f e f Sit ars, © e e t ) e r r f d ) a f t

(3)

¿Ttadjt unô Grôe

$ ) t ft e g u m ÏÔeltgef<fyef)en

ijerausgegeben oon

Dr. £ a r l $ a u $ l ) o f e r

p r a f i è c n t 6 e r D e u t f d j e n 2 1 ? a 6 e m i e P r o f e f f o r û. 6. í l n í o c r f í t a t ífH ü n d) e n

G e n e r a l m a j o r a. £>.

unb

Dr. i l í r í d ) C r a m e r

D o s e n t a. b. í l n í o e r f í t d t Î T Î ü n d j c n

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(4)

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6 ú ó l u n g

unô tftacfytpoíítíf ößö

^luolanôes

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R u p e r t P o n 6 c í j u m a d ) o t

m

1 9 3 7

I t í p t í Q u n ô B e r l í n

B e r l a g u n ô B r u c í b o n B, ( B . Ç e u b n e r

(5)

i ^ p o z y c z G s i ^ ^ g ^ u

Printed in Germany

(6)

©teôlung unô ©ieôlungspolitif.

Dû s 3 eitd ter ber Riefenftübte fpridjt oiel Don Sieblung. (Ein le is ter Schimmer Don Romcmtiï Derïlârt bas IDort, etmas Don Sehnfudjt ïlingt ôarin m it. Unmillïürlich flie h t fief? bie Dorfiellung eines Stüds eigenen Bobens, ber ©ebanfe an ein Heines ijäuschen, einen ©arten ooH Blumen, an ein Stüd tDelt, bas einem gehört unb gehören barf, in bem man nad?

eigenem ©utbünten fd;alten unb malten tarnt, ein, unb ber 3 aubet bes Befi^es, ber greube an felbft erroorbenem ©runb unb Boben oerilärt biefe Dorfteilung, bie oielleidjt 3U einem ber ftärtften Antriebe für ben ©rofo»

ftabtmenfdjen ber ©egenmart geroorben ift. Sieblung bebeutet bem ge»

fyeijten unb gejagten Stäbter bes 20. gahrhunberts allenthalben Ruhe, Befitj, Ratur unb aud} fjeim at.

IDeitaus nüchternere Dorftellungen Derbinbet ber gadjmann ber oet»

fd?iebenften Arbeitsgebiete m it bem Begriff ber Sieblung. Der Jurift bentt an Befih unb (Eigentum, ber löirtfdw ftspolititer an g in a^ ieru n g unb ijypotheten, ber Sojialpolitiier an Bobenreform, bet Agrarpolititer an Bauernfieblung, ber Stäbtebauer an Stabtranb unb ©artenftabt, unb ber Sieblungspolititer als foldjer 3ie^t ein gan3es Regifter oon gachausbtüden:

Rebenerroerbs», Kleingarten», tjeimftätten», Kriegsbefdjcibigten», £anb=

arbeiter», Stabtranb», IDeris», XDodjenenbfieblung, (Eigenheim», £auben»

iolonie, unb Derbinbet m it jebem biefer Begriffe eine gan3 beftimmte recht»

lid}e, xoirtfcijaftlidje, tedudfdje unb fo3iaIe gorm ber Sieblung. 3 n ber ©efe^»

gebung ha* öer Begriff überall feftumriffene Deutungen erhalten. (Eine gülle Don juriftifdjen, ted?nifd?en, programmatifchen unb fonftigen Büdnern befaßt fid) m it ber grage ber Sieblung.

©rohbem ift ber Begriff nicht e in b e u tig . 3eber Stanb, jeber Beruf, jebe BeDöIierungsfdjicht legt ihm eine anbere Auffaffung, einen anberen -Inhalt 3ugrunbe. Don ber 3bee ber S ^ r e b e r g a r t e n f ie b lu n g bis 3um Begriff ber S ie b lu n g s ftra te g ie Derbinbet fich m it ihm eine Un3ahl oon Dorfteilungen, bie auf fo Derfdjiebenen (Ebenen bes oölfifc^ert, ftaatlichen, roirtfdjaftlichen unb fo3iaIen £ebens liegen, bafj fid? m it Recht Bebenien

1

(7)

anmelben, ob in biefer fdjitlernben Dielfeitigteit eines im alltäglichen Spradigebraud; heimtfdj getoorbenen Begriffes nicht eine geroiffe ©efahr oerbotgen ift.

Diefe ©efahr ift tatfäddid) oorhanben. Sie befielt in bet Reigung, alles, toas m it Sieblung 3ufammenhängt, irgenbroie 3U o e rn ie b lid je n . Sie befielt barin, bafe ber öffentliche Sprachgebrauch alles auf ben Kenner ber ro m a n tifd ; angehauchten Sieblungsibeologie bes © ro & ftä b te rs bringt unb babei gän3lid) überfielt, bafj S ie b lu n g nicht eine Angelegenheit bes fjäuschenbauens unb ©artenbeftellens, fonbern ein fel)t geroidjtiger unb entfcheibenber g a fto r ber P o l i t i t unb bes S ta a ts le b e n s ift. fluch öer gadjmann ber oerfchiebenen fieblerifchen Sachgebiete pflegt noch immer erftaunt 3U fein, toenn man non Sieblungsftrategie, Sieblungslampf, Sieblungsimperialismus unb ähnlichem fpridjt, toeil fiel) audj ihm noch im mer mehr ober minber m it bem Begriff ber Sieblung bie Dorfteilung beffen oerbinbet, tuas man im roeiteften Sinn unter ©igenheimbetoegung begreift. Don ber politifchen Rolle biefer Beroegung im £eben ber Dölter unb Staaten, oon ben r e in p o litifd ) aus gerichteten gönnen ber Sieblung, Don ber Sieblung als eines £ebensuorganges oon umoiberftehlicher Dyna*

m it unb oon ber p o litifc h e n ID u d jt biefes Dorganges hfli in öer fllltäglichteit ber breiten ©ffentlichteit noch o ie l 3U to e n ig Ahnung, unb bie ©Kenntnis ber Kotroenbigfeit einer einheitlichen 3 nfammenfchau,

©rforfdjung, £entung unb £eitung aller fieblerifdjen Dorgänge unter politifchen ©efichtspunlten bricht fid; erft allmählich Bahn. B)ie berechtigt aber eine foldje 3ufammenfafienbe unb unter höhere politifhe ©efichtspuntte gebrachte Sdjau ber gan3en gülle ber Sieblungsfragen ift, ergibt fi© baraus, bafe lebten ©nbes ber einfachen Sdjrebergartenfieblung ber gleiche £ebens=

unb flrterhaltungsbrang 3ugrunbe liegt toie ber ftaatlich geleiteten unb burchgefiihrten Sieblungsftrategie im Ringen ber Dölter um einen ge*

nügenben £ebensraum. Rur ber Rahmen ber beiben ©rfcheinungen ift oerfchieben: bie eine fpielt fid? als IDiberftanb gegen bas leben3erftörenbe

©rofeftabtleben ab, bie anbere ift bie golge eines ungenügenben Boben*

oorrats ober bie ©egemoirtung gegen ben Derfud;, einet oöltifchen unb ftaatlichen ©emeinfehaft ihren Boben ftreitig 3U machen. So erfdjeint es auch burd;aus tein übertriebener, übrigens febon oft m it Kachbrud oon oielen, 3. B. oon bem ametifanifchen ©eogtaphen Botomann erhobener flnfprud? an bie R)iffenfchaft, biefem ©ebiet bes £ebens ber ©efamtheit ein befonberes flugenm eti 3U3utoenben. ©ine 3 eit( bie aus bem Snneren heraus 3U einer ©rneuerung bes gefamten roiffenfchaftlichen Denfens

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örängt, m u | in einem folgen elementaren Cebensoorgang eine öer roiffen*

fdjaftlicfyen gorfdjung öurdjaus 3ugänglid;e unö geeignete ©rfdjeinung er- bliden, öie genau fo rote öie anöeren neujeitlidjen gädjer öet 3 eitungs*

tDiffenfd)aft, öer ©eopolitif, öer pianungsroiffenfdjaft, öer tDelftroiffen*

fdjaft nicht Öen alten eingefallenen unö 3um großen Seil feftgelegten gäd;ern überladen bleiben öarf, roeil man fonft niemals öas Derftänönis für öie umfaffenöe ©eftalt öiefer lebenserfdjeinung m it all ifjren Det3toei=

gungen unö Deräftelungen gern innen unö oermitteln tann.

©s tann n id jt Aufgabe öes tnappen Rahmens öiefes Büd)Ieins fein, eine g ru n ö le g e n ö e ©efamtfd;au öes Kiefens öer Sieölung unö öet Sieölungs*

politi! 3U geben. Das roüröe ein unoerantroortlidjer Derfud; fein, m it un=

tauglichen RTitteln einen beöeutenöen ©egenftanö 3U oerfleinern, unö nichts anöetes befagen, als in öenfelben g eiler 3U oerfatlen, öer — roie oor=

^in erroäfjnt — bislang auf öiefem ©ebiet gemacht rouröe. Die folgenöen Blätter geben öafjer nur einen fu t3en p o litifd je n Querfdjnitt. Sie follen 3eigen, roeld^e ©eöanten unö 3öeen im fluslanö öie Sieölung in einen p o litifd je n 3 u fa m m e n i;a n g bringen, roeldje D e r fa ^ r e n unö 3 ielc öie Sieölungspolitit leiten. Sie ftellen fomit beraubt öen p o litifd je n

© e fic ^ ts p u n lt in einer öurdjaus nidjt lehrhaften A rt in Öen Doröergrunö, toenn auch öabei nicht im mer Öen ausgefahrenen ©leifen öer bisher üb*

liehen Sadjglieöerung gefolgt roetöen tann unö manches roegbleiben mufj, roas öem Sieölungsfadjmann roicfytig, unter politifdjen Blidpuntten aber unroidjtig erfdieint. Das finö cor allem öie tedjnifdjen unö ardjitcttonifdjen gragen, öie Rentabilitäts* unö ©rganifationsfragen.

IDenn man fidj m it öem IDefen öer Sieölung unö Sieölungspolitit aus*

einanöerfe^t, muf$ man fid} oor Augen galten, öafe öer B e g r if f „Sieölung"

3toei o e rfd jie ö e n e Dinge umfaßt, öie öurdj öie tP o rtb e ö e u tu n g n id ]t fdiarf ooneinanöer getrennt finö, öie aber audj eine untljeoretifdje B efe stig u n g m it öiefen Problemen bcaditen muf$: auf öer einen Seite beöeutet „Sieölung" einen © e g e n fta n ö , alfo öas © rg e b n is öer Sieö*

lungstätigfeit — ein Stüd Boöen unö ein fjaus oöer eine ©ruppe oon Ijäufern, ein Dorf, eine „Kolonie", ein Staötoiertel; auf öer anöeren Seite Derftei?t man unter „Sieölung" einen D o rg a n g , eine © n tro id lu n g , eine B e ro e g u n g , fu t3 öie (X ä tig fe it öer Sieölung. ©inerfeits „roofptt man in öer Sieölung", anöererfeits „betreibt man Sieölung". Das Der*

mengen öer beiöen Begriffe in öem einen XDort ftiftet oiel Derroirrung unö ift oielleidjt m it eine öer Urfadjen, öafe allgemein in öer Sieölung etroas Statif^es unö roeniger etmas Dgnamifdjes gefeiten toirö. Ähnlich 3

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ift öanrt beim Begriff öer „Sieölungspoliti!" 3toifd]en Öen p o litifd ? ert R ta ß n a fjm e n öes „Sieöelns" unö einer P o litif 3U unterfcßeiöen, öie fid) m it öer p o litifc ß e n A u s n ü ß u n g u n ö B e w e r tu n g öer befteßen»

öen menfd]lid)en Sieölungen befaßt, (Ein Beifpiel für Öen erften $all ift öie Auffieölung eines

©ren3gebietes m it Ejilfe ftaatlidjer Alaßnaßmen, ein Beifpiel für Öen 3toeiten etroa öie Der*

legurtg öer Regierung eines ©ebietes aus einer Staöt in eine anöere oöer öie (Erhebung eines ITiarttes öurcß Derlei*

ßung öes Staötrecßtes 3ur Staöt. 3m allge*

meinen überroiegt jeöocß öie erfte Auffaffung öes Begriffes „Sieölungspo*

lit it " : öie planmäßige ftaatlicße Sentung unö Leitung öer iolonifatorifcßen Arbeit, öie (Erfüllte*

ßung öes Boöens, öer (Enoeiterung öes Sebensraumes, öer IDanöer*

beroegungen unö öer Seßßafimacßung non Rtenfdjengruppen.

Der S ie ö lu n g s o o rg a n g felbft ift aus 3toei © rfc ß e in u n g e n 3 U *

fammengefeßt. Beiöe 3ufammen ergeben erft öas, roas man als Sieölung im roeiteften Sinne oerfteßen lann: es ßanöelt ficß immer um eine ID a n * ö e ru n g , roenn aud; nur im tleinften Umfang, um öie Befißergreifung oon einer neuen Örtlicßieit, unö gleid|3eitig um öas ©egenteil öaoon — um S e ß ß a ftm a d ju n g unö =u>eröung, um öie Begrünöung einer neuen Hieöetlafiung eines Rtenfcßen oöer einer RTenfcßengruppe. ©s ift jeöocß ieinesroegs nottoenöig, öaß öiefe ©rünöung einer neuen Rieöerlaffung m it öem Reu* unö Aufbau einer neuen IDoßn* unö fjeimftätte oerbunöen ift.

RTan roirö unter beftimmten Dorausfeßungen audj oon Sieölung unö fieö*

lungspolitifdjen Dorgängen fpred]en, roenn alte IDoßn* unö Kulturftätten a n ö e re r Befißer oon n e u e n Rtenfcßen ertoorben unö übernommen toer*

öen. So fpricßt man oon einer tfcßecßifcßen Sieölungspoliti! in öen alten öeutfcßen Stabten oollauf 3U Recßt, obtooßl öer Sfcßecße nur in öie baulitße fertige „Sieölung" — in öie öeutfcße Staöt — ein3ießt, ficß äußerlicß alfo

B eifpiel einer uneigenttidjen S iebtu n g sp o litii: Um roertung be*

(tebenber Siebiungen (S tabte) bunt) Derlegung bes Regierungs[ifees.

(R a d ! 0 . Sdjum adier, R a u m als tD affe. B e rlin 1935.)

4

(10)

nur ein Befitpoechfel oolfyeht. Diefer Dorgang beöeutet aber m e h r als öie flnöerurtg öes Prägers eines Rcdjtstitels: Oer e in je ln e fremöoölfifdje

©inöringling in eine gefchloffene oöltifdje ©efamtljeit ift in öiefem $all nur öer D e r t r e t e r ¡e in e s D o lte s , ¡ein prioatrechtliches Derfaljren nur öie Der{djleierung öer ©atfache, öafj {ein Doli öurd} u^ählige foldje Sinjelfälle ¡einen £ebensraum ertoeitert, ebenfo toie es 3U gleicher 3 eit Öen £ebensfpielraum einer anöeren oöltifcben ©cmeinfcbaft öaöurd/ ein»

engt. Um beurteilen 3U tonnen, ob man es m it einem Sieölungsoorgang 3U tun hat, öarf man öaljer n ie Öen e in 3 e ln e n Utenfchen betrauten:

Sieölung ift im mer öer £ e b e n s o o rg a n g e in e r © e fa m th e it unö nur unter öem ©efichtspuntt einer gefamtheitlichen Schau 3U ner{tei}en.

3n folgerichtiger tDeiterentroidtung öiefes ©eöanienganges ergebt ¡ich öie Srage, »»ie öie ©efamtheit befd;affen ift, öer öie Sieölungsoorgange als politiidje Sebensaufjerungen unö »oorgänge 3U3ufd;reiben ¡inö. fln öiefer

$rage fann am toenigften öer Deutfche oorübergehen; öenn ihm toaren

¡eit Je Ool! unö Staat 3tuei g e tre n n te unö to efen s o e tfch ieö en e ©e»

meinfchaftsformen. Der UationaIfo3iaIismus hat öiefen ©egenfat; in frud;tbar{ter tDeife feiner 3öee öienftbar gemacht unö öamit öer national»

¡03iali{tiidjen IDi{{enfdjaft gan3 neue unö äufeerft auffihlufrreiche UDege öer

$orfdjung geroiefen. Dem S ra^ofen, öer Staat unö Dolf gar nidjt oöer

!aum 3U trennen oermag, roeröen {idj fdjtoerlid] öie UTöglidjieiten einet U)iifenfd;aftlid;en Durchöringmtg öer Sieölung bieten, öie öem Deutfcljen öurdj öie 3 erglieöerung öiefes £ebensoorganges im fjinblid auf ¡eine Be3ieljung 3U oerfdjieöenen ©emeinfchaftsformen gegeben {inö. (Es ift überflüffig, an öiefer Stelle Begriffsbeftimmungen oon „Dolt" unö „Staat"

auf3uftellen oöer 3U toieöerholen. tDidjtig ift blofj öie $eftftellung öer ©at»

fache, öafe fid} öie £ebensoorgänge öes Dolfes mehr im U n b e to u fjte n abfpielen, öafc fie {ich ohne äußere Beeinfluffung ooltyehen, toährenö öer Staat als tjerrfchaftsmittel, als äußere ©eftalt öes Doltes unö als im Dienfte öes Doltes fteljenöe UTadjtbilöung in bemühter §orm unö unter b eftim m » te n , o o rlje r fe ftlie g e n ö e n ©efidjtspuntten 3U hanöeln pflegt.

Iltan toirö einfehen, öaf; öiefer Unterfchieö fich auch in öer Sieölung grunölegenö austoirien mufe: Ulan toirö es auf öer einen Seite m it un»

organifierten, ungeplanten unö ohne 3entrale £enfung ablaufenöen Berne»

gungen 3U tun haben, öeren Urfadje öem einzelnen oietleicht oöllig öuntel bleibt, toährenö auf öer anöeren Seite geregelte, oon einer führenöen Stelle aus in oorge3eid)nete Bahnen getoiefene, oon einem oorgefafjten 3roed beftimmte unö öurdj einen einheitlichen IDillen oerurfachte Be»

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(11)

raegungen uns gegenübertreten: Sieölung als u n m it t e lb a r e r A u s b ru d unö A u sb ru d } öes o ö liifc fje n £ e b e n s ro ille n s bas eine, Sieölung als m a d }tp o litifd }e 3 raedmaf$naI}Tne öas anöere. (Eine £ei;re, öie öiefen Unterfcfjieö nidjt 3U erfennen oermag, roeil iijr Öa3u öie raeltanfcf}aulid)en Dorausfetpmgen fefjlen, rairö öas Derftänönis für öie grunölegenöe Be*

öeutung unö öie XDucfyt öes Sieölungsoorganges unö öas tDefen öer Sieb*

lungspolitii niemals geraumen.

Sieölung ift fdjliefelid? ein Heil öes Hingens um Boöen unö Boöenbefi^.

Der Boöen gibt öie Haftung, öie £ebensmöglicl)teit unö ift öie ijeimat,

„öenn Ejeimat ift

öes Hlenfdjen BtutsDeiroanöticfjaft m it öer ©röe",

roie öer fuöetenöeutfdje Dichter tDilljelm pieyer fo rounöerfcfyön fagt.

Boöen: öas beöeutet D e r ra u r 3 e lu n g , S t e t ig t e it , Iebenöige D e r b in * öung m it öen Dorfafyren unö Had}iommen, m it öen <5 efd}Ied?tern, öie in langer Reifye öas £anö nad) ifyrem XDillen geformt unö if}tn ifyren Stempel aufgeprägt fyaben.

Der Kam pf um unö öas Ringen m it öem Boöen folgt oerfdjieöenen Au$örudsmöglid}ieiten unö nim m t allerlei ©eftalten an. 3n öer urfprüng*

litten A rt ooltyeljt es fid? bei öer B e fiijn a fy m e unö U rb a rm a c h u n g ju n g frä u lic h e n , {¡errenlofen Boöens. Beffere ©tfchliefeung unö ¡tariere Durdjöringung öes fdjon in Befiij genommenen Raumes entroeöer im IDege öer S te ig e ru n g öer ©rtragsfäljigieit in Derbinöung m it einem fteigenöen Bet>ölierungs3umad)s oöer im IDege öer A u fb e r e itu n g öes nod? oerbliebenen ^errenlofen unö ööen £anöes oöer m it ijilfe einer R e u * re g e lu n g öer B e fi^ o e r ijä ltn iffe finö anöere ©eftalten, öie alle neben*

unö miteinanöer auftreten fönnen. 3 um K a m p fu m B o ö e n u n ö £ e b e n s * r a u m rairö öiefes Ringen, raenn öurd) öen frieblicfyen Dorgang öes all*

möglichen ©infiderns oieler ein3elner boöenfjungriger IRenfdjen anöeren Döliern öer £ebensraum roeggenommen oöer m it geraaltfamen Rütteln entriffen rairö. fjeute, in einer oöllig aufgeteilten IDelt ooÜ3ieljt fid? freilict?

öiefes Ringen um Boöen, öas Streben nad} einer ©rraeiterung öes £ebens=

raumes faft nur in öer ©eftalt öes IDettberoerbs öer ¡tarieren £ebensiraft einer ©efamtljeit, unö entfdpeöen rairö es oon öem £ e b e n s ra ille n unö öer 3 ä l} ig ie it öer © e fa m tije it, raobei öas Sd}idfal öes entehren ieine Rolle fpielt. „Der erfte arbeitet fid} 3U Hoö, öer 3roeite leiöet Rot, öer öritte erntet Brot", öiefe harte Koloniften* unö Sieölererfaljrung öer Banater Sdfraaben hat noch oiel mef}r ihre © ültigieit im Sieölungsiam pf öer Dölier,

(12)

in bem 6er ein3elne im m er Bahnbrecher unb Kämpfer 3u g le i* auf fremöem Boöen unb gegen frembe Ittenfdjen, gewiffermafcen bie Dorhut eines fpater feine $rüd}te erntenben ©efd)led)ts ift.

Selbftoerftänblich hat biefer Sebensoorgang auch feine R e c h ts fo rm e n gefunben. Bobenreform, heimftattengefehgebung, IRinberheitenrecbt, Bau»

te ilt, IDehrrecht unb 3ai|treiche anbere Red|tsgebiete befd)äftigen ¡ich ein»

gehenb m it ber $eftlegung unb Sicherung ber »erfd}iebenen flusbruds»

formen bes Sebensbranges ber ©efamtljeit nach Boben. Rad; biefen recht­

lichen Unterfcheibungen an bie grofjc Stage ber Siebtungsbemegung unb

»politit heran3u9ei?en' tjtc^e aber nichts anberes, als bie Betrachtung in einen lebensfremben Rahmen 3U preffen unb an ben ©runbtatfad)en einer ber umfaffenbften unb tiefftroirtenben ©rfd)einungen gerabe unferer überall in ©arung begriffenen 3eit uorübe^ugeljen: ID er Dermöd]te 3. B. m it fjilfe einer blojj rechtlichen Betrachtung bie ungeheure Urmnähung im 3uge ber fog. Bobenreformen im ©ften begreifen, wenn er nicht 3U ben (Quellen bes oöltifchen Sehens unb ihrer gewaltigen IDucht oorftöfet. Dam it fei ber folgenben Überficht ber Stanbort ber Betrachtung gegeben.

©icMung im (BcensEampf.

Die © r e n 3e ift ber e m p fin b lic h fte Seil bes ftaatlidjen Sebewefens.

Die @ren3e hat bie äußeren Drudbelaftungen aus3uhalten, uon aufcen an ben Staatslörper herangetragene ©inflüffe auf3ufangen unb ab3uroet|ren.

Sie hot im Srnftfall bie erfte Belüftung auf fich 3U nehmen. Don ihrer Dauer»

haftigfeit unb 3ahigteit, ihrem Sebenswillen unb ihrer Sreue 3um ©an3en hängt im toefentlichen bas tDohlergeljen unb bie Sidjerheit bes Staates, bes Binnenlanbes ab. Sd)ii>anienbe unb unfid|ere ©ren3en ¡teilen ben Beftanb bes ©an3en in $rage.

©s ift felbftoerftanblich, bah ber Staat fdjled}thin als bemühte politifche lRacht fein befonberes flugenmerf feit jeher unb in allen ©egenben ber

©rbe bem fchütjenben ©lieb ber @ren3e 3ugeroanbt hat, mögen auch bie DTahnahmen je nach bem Stanb ber räumlich unb 3eitlid| möglichen Be»

brohung ftart uoneinanber abroeid)en. IDo 3. B. eine ©ren3e 3mei iu lturell faft taum ooneinanber gefchiebene unb machtpolitifch teine ©egenfä^e aufroeifenben ©ebiete trennt, roie etwa bie tanabifch=oereinsftaatlid)e, bort mirb bie ftaatlid?e p o litit nur geringe Sorgen um ben Beftanb unb bie Sicherheit ihres maditbereid)es hegen müffen, unb bie gren3poIitifchen

7

(13)

Utaßnahmen roerben ficf? auf bie allernötigften Derroaltungsangelegenheiten befchränten tonnen. (Sin folget, faft parabtefifrfjcr 3uftanb ift aber im Staatsleben fe ite n . (Sr tarnt bestjalb roebet 3m £eitlinie politifdjen fjan»

belns nod) 3um beifpielljaften ©egenftanb politifdjer $orfcl;ung gemacht roerben. Oie Be3ie^ungen ber ftaatlidjen £eberoefen 3ueinanbct roerben fdjließltch allenthalben non S p a n n u n g e n beherrfdjt, bie in ber oon ber Hatur oorge3eid)neten U n gleich h e it ber Dinge begrünbet finb. Deshalb ift bie <5ren3e bas erfte unb roichtigfte (S rfa h ru n g s g e b ie t bes Kampfes um Selbftbehauptung unb (Sigenberechtigung, bas A n ro e n b u n g s g e b ie t tatfächlid; aller einem Staatsrocfen 3m Derteibigung feines £ebensred]tes 3ur Derfügung ftehenben Utittel.

©hne roeite Umfchroeife Iäfet fid? bas gren3politifche Beftreben jebes Staates auf bie eine $ormet bringen, baß ber Staat im ©ren3lanb eine befonbere o e rlä ß lic h e B e o ö lfe r u n g ruünfcht unb braucht. 3ebe ©ren3e ift 3unäd)ft nicht ein Stüd £ a n b , fonbern ein Stüd U te n fd ), ift bort, roo Utenfchen einer beftimmten — fei es ftaatlidjen, uölfifdjen, raffifdjen, fprachlichen ober tulturellen — Prägung auf eine anbers geartete Utenfchen' gruppe treffen. <5ren3e bebeutet fom itim m er A b fd ^ Iie ß u n g , 3ugleid? aber auch Scheibelinie 3roif<hen uerfdjiebenen Hielten unb bamit anbererfeits aud} fene Stelle, an bet 3tuei „tOefen" miteinanber in unmittelbare Be»

rührung geraten. Aus biefer Berührung nicht einen unertuünfchten (Sinfluß bes fremben Bereichs auf bas eigene £anb unb Doli entftehen 3U laffen, bie Bannmeile ber fremben Auszahlungen möglichft auf bie machtpolitifdje Scheibelinie 3urüdbämmen 3U tonnen, fe^t ebenfo roie ber IDiberftanb gegen Derfuche ber ©eroalt, bie ©ren3fteine 3U oetfeßen, ein in fich rußenbes, Sudeten (Sinflüffen un3ugängliches, oöllig unproblematifdjes, m it feinem Boben unb feinem ftaatlidjen unb üöliifdjen © an3en oerrourgeltes ütenfdiem tum ooraus. Dem (Bremer, bem <Bren3u o lf, gilt baßer bie ija u p tfo r g e jebes Staates.

(Blüdlicß ber Staat, bem fchon 3ur Stunbe feiner ©ntfteßung bie <Bren3=

märten feiner Utacht oon einem ihm in unoerbrüd}licher ©reue ergebenen Utenfchentum gehalten roerben. (Sr ift ber Aufgabe enthoben, erft butch nachträgliche Htaßnahmen müheooll ben Utenfchenroall an feinen (Bremen auf3ubauen, ber ihm feinen £anbbejiß ficherftellt. Uteift flaffen aber tjoßeits»

gebiet unb Sieblungsraum bes ftaatstragenben Utenfchentums ausein»

anber: bie (Bremen beiber müffen erft burd; planmäßige Anbetung eines ber beiben Bereiche in Übereinftimmung gebracht unb 3ufammengelegt roerben, um bie höchftmögliche XDiberftanbsbilbung 3U erreichen. 3m Regel»

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fall bebeutet bas bie Auffieölung eines menfdjenleeren, menfdjenarmen ober uon unerwünfdjten Beuölterungsteilen befieöelten ©renjlanöes m it oerläfelicfyen Btenfcfyen.

Die A u s le fe g ru n b fä ije bei öer Auswahl bet menfdjlidjen Baufteine einer folgen lebenbigen Blauer änbern fidj nadj © rt, 3eit unb Staatsibee.

Oer öynaftifdje Staat legte tDert auf ein u e rlä f;lid ;e s S o lb a te n tu m , ber moberne Hationalftaat fiefjt einen ©ebietsbefitj nur gefidjert, wenn feine ©ren3en uon einer 3m S ta a ts n a tio n g e h ö rig e n B e o ö lte r u n g behütet toerben. So mannigfaltig aber aud? biefe ©efidjtspuntte fein mögen, fo unbebingt ftimmen fie barin überein, öafj nur ein im Boben felbft oer*

rour3eites Blenfdjentum eine ©ren3e 3U galten uermag. Oer ©ren3er, bem bas ©ren3lanb nidjt 3ur ijeim at geworben ift unb bem ber ©ren3fampf nidjt Öen Sinn feines Sehens ausmacfyt, uermag ieinem O ru d 3u wiöerftefjen.

©ine unftete Beoölterung tann öer Dauerbelaftung bes ©ren3tampfes ebenforoenig ftanbfyalten roie Öen Derlodungen uon jenfeits öer ©ren3e, öenen eine foldje fjaltlofigfeit als roilltommene ©rleidjterung öer gren3=

politifdjen fluseinanöerfetjungen erfdjeinen m u f. S o lö a t unb B a u e r mufe besfjalb öer ©ren3länber fein. Solbaten unb Bauern ijaben besljalb bie Staaten 3U allen 3eiten an ifyre ©ren3en uerpflan3t, mögen aud; fonft uöltifdje, religiöfe, ftänöifdje, roirtfdiaftlidje ©efidjtspunfte bie fluslefe beftimmt f)aben. Darüber hinaus tnirb aber uom Btenfdjen bes ©ren3lanöes nodj ein BTeljr nerlangt — nid}t allein ein 3äljes Beharren auf öer Sdjolle unb eine gefüf)tsfid}ere Abwehr bes Angriffs, aud) nidjt bie bewufjte ©r=

füllung öer Aufgabe bes Bauern unb Solbaten genügt, er mufj oielmeljr P io n ie r fein: tuürbiger Dertreter feiner Blacfyt, feines Staates unb Doltes, mufe Heulanö in jeher ijinfidü — oft öiesfeits, faft im m er jenfeits öer

©ren3e — m it öer K raft feiner K ultur überftraljlen, bie Biartfteine feiner

©efittung in Öen Boben rammen unb bie tDelt braunen oor öer ©ren3e in ben Bannfreis feines ©eiftes 3iel?en.

©ren3fieölung ift im mer ein 3 eugr»s bes S e b e n s ö ra n g e s unb öer S e b e n s fä fjig te it eines Staatsroefens unb eine öauerljafte ©runölage öer BTadjt. Altefte a fia tifd ? e Staatsfunft Ijat besljalb bie Räume hinter öer ©ijinefifdjen Blauer m it bem 3äljen djinefifdicn Bauerntum aufgefüllt unb befieöelt, unb öiefer Btenfcfyenwall fjat beffer bie 3al;ri;unöerte über*

bauert als bas Bautnerf aus 3icgeln. Hidjt weniger bebeutfam waren bie Blafcnaljmen ber b ^ a n t in i f d je n ijetrfdjergefdjledjter im ©ren3fieblungs=

wefen, bie auf bie römifdjen ©tfafyrungen 3urüdgefyen. Sie finö uns in bem umfangreichen ©efdndjtsweri bes 1242 in Ritäa geborenen bißan*

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tirtiidjert ©efdychtfdjreibers ©eorgios padjymeres ausfüijrlidj überliefert.

3utrt Scfeufee gegen öie anbrängenöen durfoölfer fiebelte B y3an3 in EDeft»

tleinafien djtiftianifierte Doifsgruppen aus Armenien unö oom (Euphrat als © re ^ e r — „Afriten" — an, öie, m it großen Dorredjten oon öen Kaijern ausgeftattet, Öen Schüfe öer ©renge beforgten. Als ITCafeftab öer Derläfelidj»

ieit entfcfyeö öas B e ie n n tn is 3u m d h r ifte n tu m , nicht öie üölfifcfje 3 u»

gehörigfeit. So fieöelte Kaifer 3o^annes Datafees (1222— 1254) lOOOO cf}ri=

ftianifierte Humanen als ©renger im Hläanöertal, in Phrygien unö in (Europa an. Bemeriensroert ift öie hol;e Dollenöung öiefer by3antinifchen

©ren3organifation, öie alle begeidjnenöen Hlerfmale öer ©ren3fieölung 3eigt, roie fie heute in gasreichen Sänöern angeroanöt roeröen.

Ulan unterfcfyieö 3toei Arten oon ©ren3ern: öie A f r it e n unö öie S tra » tio te n . Seziere waren öie eigentlichen Solöatenbauern. „3uriftijd) unö fo3ial wol]l gleidjgeftellt, finö fie beiöe eine wehrhafte bauerlidjc Beoölfe»

rung, öie oon öem ©rtrag ihrer felbftbeftellten tDirt[d?aft lebt. Als ©egen»

leiftung für Öen Befife öiefer tDirtfdjaft haben fie öem Staat Kriegsöienfte 3U leiften. EDährenö aber öie Stratioten nur falltoeife unter öie $ai)nen gerufen roeröen, fteljen öie Atriten ftänöig im Dienft; öaljer nehmen fie eine prioilegierte Stellung ein: fie geniefeen Steuerfreiheit unö erhalten aufeeröem noch 3ol]lungen. Heben öiefen erblidjen Kleinlefeen öer Stra»

tioten unö Afriten ftefet öas in öer fpäteren Komnenen3eit auffommenöe (roenigftens im Pringip) nid]terblid}e unö nicht oom Snfeaber felbft, fonöern oom 3insbauern (Paroikoi) betoirtfcfeaftete, gan3e ©ruppen ein3elner Bauernmirtfchaften, ja oft öie lanöereien oon gan3en Dörfern umfaffenöe

©rofelefeen (Pronoia) als roefentlidier Beftanöteil öer Itlilitärorganifation, inöem öie © fe ie re m it folgen pronoien begafft roeröen, auf öenen fie 3ugleid} Beamtenfunftionen 3U erfüllen haben" (p . ID ittef nach P- HIou=

taotchieo). Die fe lö fc h u fifd je ©rengoerfaffung gegen öie B y3antiner beöient fidj öes gleichen Derfahrens. Oie @ren3frieger (uceri) roeröen öen EDanöerftämmen entnommen, öie als Bauern unö ©runöljerren in öen

©renglanöen angefieöelt roeröen. töie ftarf öiefer bäuerlidj'friegerifdje 3ug ift, geht öaraus Ijeroor, öafe foroohl öie by3antinifchen als auch öie felö=

i<hufif(hstürfif<hen ©ren3fämpfer öie ftäö tifd }e ©efittung ihrer Binnen»

länöer fcfearf a b le h n e n unö öas b ä u e rlic h ^ ritte rlic h e 3 ö e a l fogar im Kampfe gegen öie eigene fjauptftaöt oerteiöigen, toenn öiefe nicht ge»

nügenö Derftänönis für öie Sonöerart öer ©renggaue an öen dag legt.

$aft öiefelben ©runöfäfee öer ©rengfieölung unö ihres Aufbaues feljren in öer Anlage öer ö fte rre id jifd je n IT T ilitä rg re n 3e gegen öie dürfen

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roieber. Diefe Sinridjtung bat 3al}rl;unberte Ijinburd) ben Sd;ut36es flbenb=

lartbes gebilbet, bis fie burd? bie ueranberten politijdjen Berbdltniffe iiber=

fliiffig rourbe unb nom £iberalismus 3erftort rourbe. Sie entftanb nad} ber Surienbetagetung tDtens oon 1529 im troatifcfyen ©ebiet. Die Ridjttinien liefetiert ber P ra g e r £ a n b ta g sb ef djlufeoon 1542urtb bas „Bruder £ibell"

non 1578. 3n iijrer letjten ©eftatt glieberte fie fid? in fedjs flbfcfynitte: irt bas Karlftabter, bas Banat* urtb JDarasbirter ©eneralat, bie bem ©enerap fommartbo in flgram unterftanben, in bas Slaroonifdje ©eneralat mit bem

©eneraltommanbo in pcterroarbein unb bas Banatifcfje ©eneralat unter bem ©eneraltommanbo in Scmefd}burg unb in bie Siebenbiirgifdje Ittilitar*

grenje mit bem ©eneraltommanbo in permannftabt. 1851 tourben bie Siebenbiirgifcfje, 1871 bie iibrigen Itlilitargren3en aufgeloft. Bebeutfam ift an biefer ©inridjtung bas planmafjig gefdjaffene bauerlidje ©efiige. Die

©ren3e jollte ein fid; f elbft u erforgenb es ©ebiet fein — ein ttom triegs*

roirtfdjaftlidjen Stanbpunft aus roidjtiges ©rforbernis — unb 3ugleid}

bie ©re^erbeuolterung an ben Boben feffeln. ©rreidjt rourbe bies burd;

bie Belefynung ber © re^er mit ausreidjenbem Boben, ber aber nidjt bem ein3elnen, fonbern ber p au sg em ein fd ja ft — ber Sippe (Zadruga) — gefjorte. Die mdmtlidjen Htitglieber roedjfelten einanber im Dienft an ber

©ren3e unb in ber flrbeit auf bem fjof ab. So entftanb roeber UTangel an flrbeitstraften, nod} an Solbaten. 3m Dienft oerforgte fid} ber ITiann felbft.

Der itberfdjufc ber bauerlidjen K)irtfd}aften rourbe ais Dorrat fiir ben ©rnft=

fali uon ben tjeeresbienftftellen angefpeidjert. „Rad} innen 3U geborte bas, roas burd} bie fjausgenoffen 3ujammen erroorben rourbe, biefen gemeinfam, unb aud} bas ©runbeigentum roar ©emeinbefitj ber ©rofjfamilie, gleid}*

giiltig, roeldje Kopf3aI}l biefe tjatte — pausoater unb pausmutter erl}ielten boppelten flnteil am erarbeiteten ©eroinn —, nad} aufjen pin roaren bie

$amtlien (ober ,©ren3^aufer‘, roie fie aud} genannt routben) 3roar Iebig=

lid} im HiePraud; ip er Befipngen, unb bas nur gegen beftimmte £ei=

ftungen, ftanben aber im freien Setjensoerljaltms unb roaren nur bem Kaifer ais iljrem £anbesljerrn untertan, iljren militarifdjen Dorgefe^ten, bie gleid}3eitig in allen Be3ieljungen aud} ibre biirgerlidjen roaren, unter=

ftellt, p tten aber mit teinem ©runbbefitjer unb teiner ©runbl)errfd;aft etroas 3U fdjaffen. Das Jamilieneigentum rourbe im 19. 3aljrl}unbert ge=

trennt in ,Stammgut‘ unb ,llberlanb‘. Das Stammgut roar bie ©ren3= anfaffigteit unb in ber Kegel mroerauprlid). Das iiberlanb bilbete ben reftlidjen Befip bes ®ren3baufes, iiber ipn roar freie Derfiigung moglidj.

©rblid} rourben bie ©ren3p u fet erft ab 1807“ (3- Ktar3). 3um Unterfdjieb 11

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Dort ber Steuerbefreiung öer by3antinifd}en (Sre^er maren öie öfter*

reicf)ifcf)en fteuerpftidjtig, öagegen erhielten fie ihre m ilitärifdje Ausrüftung Dom Staat unb genoffen bie Dorrecfjte am Boben. $ür RHtmen unb tDaifen mar ebenfalls £anb bereitgeftellt. ©emerbebetriebe mürben nur fo roeit 3ugelaffen, als fie 3m Selbftnerforgung notmenbig roaren. Als Siebter tjattc man Dorneijmtid] Kroaten unb Serben, aber aud} Deutfdje, Ru*

mänen unb Ungarn hetange3ogen. Die Sübflaroen, hauptfäd}Iid} djriftlidje

$Iüd}tlinge aus ber (Xürfei, Ratten neben ihren militärifd}en unb gefunb*

ljeitspoli3eiIid]en Aufgaben aud} einen tulturellen Auftrag 3U erfüllen: non ihnen jollte eine roerbenbe tDirtung auf bie d jriftlid je n B a lta n fla r o e n ausgehen, mesljatb aud} ihrem orthodoxen Betenntnis meitgeljenöe Sonber*

rechte eingeräumt mürben. Diefer t u lt u r p ro p a g a n b iftifd je Heb e n 3mecf ionnte na cf; unftreitigen Anfangserfolgen allerbings nidjt meijr erfüllt mer*

ben, nadjbem bie öfterreid)ifd)=beutfd;e Aushebung über ben Baifan nad}

P rin 3 (Eugens ©obe 3U lange Unterbrechungen erlitten unb ber feimenbe Rationalismus 3m Begrünbung balfanifd?er Hationalftaaten im 19. 3ctf?x=

hunbert geführt hatte. Der ©ebanfe biefer fulturpropaganbiftifchen Aufgabe 3eigt aber recht beutlich bie oielfeitigen 3 iele einer ©ren3fieblung auf.

U)ährenb ber by3antinifd)e ©ren3bau m it bem Derfucf), bie © re ^ e r ber Steuerfreiheit 3U berauben, 3ufammenbrad}, ging bie öfterreidjifdje Rtilitär*

grenje m it ber (Einführung ber Bobenoeräufeerlichfeit bur<h ben £iberalismus 3ugrunbe. Das 19. 3ahtl;unbert mollte bie Sonberredjte ber ©ren3er nid}t mehr bulben. Die Auflöfung begann m it bem ©efeh Dom 7. Rtai 1850 über bie Aufglieberung bes Bobenbefitjes in ber Rtilitärgren3e in Stammgut unb Überlanb. Das ©efeh Dom 8. 3uni 1871 oerfügte bie Belaftbarfeit unb Rtög*

lichfeit ber 3mangsDerfteigerung bes gebunbenen Bobens, bas föniglidje Re*

ffript Dom 9 .3urti 1872 über bie ©ntmilitarifierung ber ©ren3e geftattete bie freie Derfügung über ©runb unb Boben im Banat unb im ©ebiet bes Sitter Bataillons, bas ©efetj Dom 2 7 .3uni 1873 hob fdjliefctid) alle Befd}ränfungen für bie gefamte ©ren3e auf. Der „©rfolg" ift binnen neun 3al)ten ein DÖUiger roirtfchafttidjer 3u(ammenbruch ber Solbatenbauern, Aufteilung unb 3er*

ftörung bes aud} m ilitärifd) midjtigen IDalbbefitjes unb ein ftarfes (Ein*

bringen ber 3uben. Die Ausroirfung auf bie gren3politifd}en Qualitäten ber Solbatenbauern befdjreibt 1883 R. Hteyer: „Rad} bem, roas man m ir in Ungarn m itteilt, finb biefelben Rlilitärgren3ler, roeld}e fo oft Ungarn oertei*

bigen halfen, burd}aus bereit, im nädjften Krieg gemeinfame Sadje m it bem

£anbesfeinbe 3U machen." So hat fiel} ber gteid}mad)erifche (Eingriff in bie Sonbergefetje bes ©ren3lebens 3U einet ftaatspolitifdjen ©efahr entroidelt.

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$ü r öas beoölterungspolitifche Auslefeoerfabren bei öer Auswahl öer Sieöler ift ein „Patent" öes P r is e n (Eugen ricbtungtocifenö geroefcn, öas für feöe ©re^beoölterungs* unö © re^fieölungspolitit uorbitötirb ift:

„£ieöerlid)cs ©efinbel, öurd; öas nur (Bott erjürnt unö öie ©arnifon in=

fe iert toirb, oeröäcfjtige unö unanftänöige perfonen follcn ieinestoegs ge=

öulöet toeröen. Kaijen, 3 uöen unö öerlei um ©elö alles toagenbe £eute müffen eifrig Übermacht unö beim geringften Deröadjt toeggefdjafft toeröen", fo lautet eine feiner Kolonifationsanroeifungen. Ijä n ö le rg e ift i;at im

©renjlanö nichts 3U fudjen, öort^in gehört öer Bauer unö Solöat.

Die mangelnöe (Einfidjt, bafe nur ein Bauerntum ©ren3en bewahren tann, bat öie b^antinifchen Derfucbe unter öen Kaifern Konftantin V.

(741— 775) unö Ritephoras, m it E)xlfe toopl ftäötifdier Doröerafiaten einen Sieölungsgürtet gegen öie anörängenöen Slatoen non öer bulgarifdjen Küfte öes Sd)toar3en RIeeres über Philippopel bis 3ur unteren Struma 3U fdjaffen, ebenfo fd?eitern Iaffen, wie öie flbfid)t öer t ü r iif d je n Regierung, in öer RTitte öes 19. 3af;rl?unöerts öurdj flnfieblung nomaöifdier ©fdjerteffen einen m o ^ a m m e ö a n ifd je n R ie g e l 3toifd)en öas bulgarifdje unö fer=

bifd;e ©ebiet 3U legen. Die 120— 150000 ©inwanberer, öie als $Iüd)ttinge i^ e faufafifcfje fjeim at oor öem ruffifdjen ©inmarfch oerlaffen batten, ocrmodjten als räuberifdje fjirtert nicht auf öem ihnen 3ugetoiefenen Boöen fefchaft 3U toeröen unö oerfdjwanöen aud) balö nad) öer nationalen Be=

freiung öer Balfanftaaten. Beffer haben fid) öie ebenfalls als ©rc^fchuh unö Riadjtftühpuntte gebauten öörflichen unö bäuerlichen Sieblungen öer ©ataren gehalten. 3ljre Aufgabe als ©renjroächter tonnten fie aller- öings nidjt ausüben, öa öer 3erfaII öes osmanifchen Reidjes bereits 3U toeit oorgefchritten toar.

©ine erfolgreiche © re^organifation — öie „frontier“ — beftanö in R o rö a m e r ita gegen öie 3nöianer toährenö öer KoIonifations3eit. Sie toar folgerichtig auf öem ©eöanfen öer bäuerlichen S o lb a te n fie b lu n g m it allen Sonöerred)ten aufgebaut. So oergab 3. B. $toriöa an alle Sieöler im Kampfgebiet gegen öie Seminolinöianer 150 Acres umfonft gegen öie Derpflichtung öes b e w a ffn e te n ©infames. ©ine anöere ©ren3organifation hatte Rufjlanö in S ib ir ie n aufgebaut. Die fd^nell fortfchreitenöe ©robetung Sibiriens hatte einen Scfjutj öer Süögren3e Sibiriens nottoenöig gemacht.

Diefe Aufgabe touröe Öen K o fa fe n h e e re n übertragen, öie feit 1613, öem 3ahr öer Anfieölung öer Uraltofaten am rechten Ufer öes Uralfluffes, in im m er größerem Umfang als ©ren3fieöler angefetjt toeröen. Dom Staat erhielten fie £änöereien unö öie militärifche Ausrüftung, oon öer Steuerlaft

2 0 . S d j u m a c i i e t , S ieM ungsp olitil 13

(19)

toaren fie befreit. Dafür führten fie Öen militärifchen Schuß öer <Sren3e öurd?

unö eroberten öurcb ausgeöeijnte Streif3Üge öem ruffifcfjen Staat neue

©ebiete. Sie toaren alfo @ re n 3tDüchter unö P io n ie r e 3uglei<h. IDar in öiefem $aU öie Umroanölung unfteter Homaöen 3U Aderbauern ge»

lungen, fo trieb fie ipre urfprünglidje (Eigenjdjaft 3U im mer tieferer £anö=

nähme: öie Sieölungen touröen im mer toeiter nach ©ften oerlegt. 3m 18. 3afyri)unöert tonnte ein transbaitalifches unö im 3 ahre 1859 ein felb*

Jtänöiges flmur=Kofateni)eer aufgeftellt toeröen, öas aus Öen Koloniften gebildet rouröe. R lit öer fortfdjreitenöen 3 e n t r a lifie r u n g öes ruffifdjen Staates am Ausgang öes 19. ^aljrijunöerts oerfdjtoanöen öann öie Kofaten»

beere öer boöenftänöigen lililitärfieöler, aber öer D e^id jt auf öiefe ©ren3»

iämpfer follte fidj im Huffifd)»3apanifd)en Krieg rächen. Die Bolfcberoiften haben an öie alte Kofafenerfahrung öarum roieöer angefnüpft, oielleidjt auch angeregt öurdj öie (Erfahrungen m it Öen P a r t if a n e n t r u p p e n in Sibirien toäbrenö öer Reoolution.

Die medjaniftifd) organifierten liberalen Staaten öer Dortriegs3eit hoben für öen ©eöanfen unö öas IDefen einer eigenftänöigen ©ren3fieölung m it ihren Sonöerformen öes tulturellen, toirtjchaftlichen unö ¡olöatijdjen £ebens roenig Derftänönis befeffen. So hot erft nach öem löeltfrieg öer Begriff öer ©ren3fieölung in öer p o litii eine Auferftehung erlebt, als öie 3ahlreid;en neugefcfjaffenen Staaten 3m Ausgeftaltung ihres Raumes fd)ritten. Die ID u ^eln öer heute allenthalben in Angriff genommenen ©ren3fieölung liegen in öem urfprünglich }03ialen Beroeggrünöen entfprungenen ©e=

öanten öer B o ö e n re fo rm unö im R a tio n a lfta a ts g e ö a n te n .

Das 3iel öer nationalftaatlidjen 3öee ift öie oöllige Übereinftimmung öes ftaatlidjen ijobeitsbereidjs m it öem oöltifdjen Sieölungsgebiet: e in Staat — e in Dolt. Diefes 3iel ift nirgenös erreicht, am roenigften in öen im oötfifch 3ertlüfteten europäifdjen ©ften begrünöeten jungen Staaten. Sei es öaß öie £anöesgren3en aus ©rünöen öes fjerfommens über öas Sieölungs»

gebiet öes Staatsooltes hinausgriffen, fei es öaß toehrpolitifdje oöer roirt»

fdjaftliche ©rünöe öafür maßgebenö toaren: öas (Ergebnis ift, öaß öer nationale Raum in öer Regel öas ftaatlidje Kerngebiet ausmacht, öie Ranö» unö ©ren3gebiete öes fog. Rationalftaates aber auf fre m ö o ö ltifc h e Sieölungsgebiete übetgreifen. 3iel öes Staates ift nun naturgemäß, öiefes

©ren3gebiet auch 0 ö lfifd j 3U e ro b e rn , ö. h- int IDege öer Sieölung oölfifd) unö öamit 3ugleich toehrpolitifch 3U fidjern. Das R littel öa3U bietet öie Boöenreform — öie (E n teig n u n g unö A u fte ilu n g öes in fremö»

oöllifchem unö Rtinöerheitenbefiß befinölichen © ru n ö e ig e n tu m s . 14

(20)

Am fyftetnatifdjften Ijat ôte Sfchechofloroatei öiefes Derfaljten öer

© r e n 3fie ö lu n g s p o litit öurchgebilöet. Als Dieloölterftaat bringt fie alle faßlichen Dorausfeijungen eines folgen Dorgeljens m it: öie an ben

©tenjen anfäffigen, 3ahlenmäf$ig aufeeroröentlid) garten ÎÏÏinôer^eiten öer D e u tz e n , Ungarn, Kutbenen unö Polen finö in Öen Augen öer Efdjedjen eine Beöroljung öes Staates unö eine Beljinôerung iijrer oöltifchen Aus*

öehnungsroünfdje im eigenen Staatsgebiet, ©egen ôiefe îïïinôerljeiten richtete fid? alsbalö öer Stofs öer 3uerft rein fo3iaI geöadjten Boöenreform unö Sieölungsbetoegung, toobei Öen Efchedjen öie Erfahrungen aus öem H a t io n a lit ä t e n t a m p f öer ö fte rre ic h ifd p u n g a rifc h e n îïïo n a rc h ie fe^r 3uftatten tarnen. Die treibenöe K raft öicfer tfcitedjifdjen ©ren3politi!

finö öie nationalen Schuhoereine, öer So to i unö öie S e g io n a rs b ü n ö e . Sie forgen für öie Aufteilung öer „ ifra n itfc b a re n " (®ren3er), öie im ©ren3=

lanö als Pioniere öes Efdjecbentums gegen öie Zïïinôertjeiten alle nur er*

öenflidjen 3TiögIid;teiten einer nationalen Sieölungspolitit ausfd;öpfen.

fjaupttam pfm ittel ift öie Boöenreform. Sie grünöet fid/ auf öas fpäter öurd} mehr als 50 meitere ©efe^e ergän3te Befchlagnahmegefeh nom 16. A p ril 1919, öeffen § 1 lautet:

„3ur Durchführung öer Regelung öes ©runbeigentums roirö öer in öer tfdjecho*

floroatifchen Republt! gelegene ©rofegrunöbefih einfdjlieplidj öes gebunöenen

©rofsgrunbbefihes in Befdjlag genommen unö ein Boöenamt gefdjaffen."

Als © ro fe g ru n ö b e fih gilt ein Befi% oon mehr als 150ha lanöroirt*

fd?aftlid?er Huhungsfläche oöer ein Befih oon 250 ha insgefamt. Über öas gren3poIitifd?e 3iel öiefes ©efctjes laffen öie öffentlichen Ausführungen 3ahlreicher tfcf?ecf?ifd^er p o litiier leinen 3toeifel beftehen. So hot öer tfdje*

(hifdje Abgeorönete Slaöty ertlart:

„ID ir müffen öaran gehen, öafc öie Boöenreform befonöers in öen Rlinöer*

heitengebieten befchleunigt öurchgeführt roirö, roeil öort nicht nur bas fosiate 3ntereffe befteht, öen fleinen lïïa n n 3U entproletarifiercn, fonöern auch öas eminente Staatsintereffe, öen Boöen in öen ©renjgebieten in tfdjedjoflotDaïifdje tjänöe 3U bringen."

Hoch öeutticher touröe tjaolena auf einer ©eneraloerfammlung öer tfdjedjifdjcn IHinöerheiten :

„Don unferen nationalen Derteiöigungsgefellfchaften haben m ir gan3 beftimmte Soröerungen fü r öie Durchführung öer Boöenreform, roeil roir fie mehr 00m nationalen als nom roirtfchaftlidjen ©efidjtspuntt aus betrachten."

Der tf^echifdje Abgeorönete Bergmann führte auf öer Enquete über öie Boöenreform aus :

(21)

„OTit bet angeführten A rt ber Durchführung öer Boöenreform hangt öie Stage ber Kolonifation eng jufam m en, öie not allem in erfter Reihe im ©ebiete, welches nicht tfchechifch ift, burchgeführt werben follte."

Unö fchliefelich ging Dr. Duras bei öer g le ite n Gelegenheit laut Iu t3*

fchriftlichem Bericht oollcnös aus fiel} heraus:

„Don nationaler Seite aus follte unfere Boöenreform erreichen, bah öer Boben aus heutigen unö magyarifchen tjanben in tfdje^ifdjen Befit; überführt werbe unö bafe fo öer t?iftorifd?e Srecet, öer an ber tfd?ed?ifdE?en Ration nach öer Schlacht am IDeihen Berge oerübt würbe, wiebergutgemacht werbe."

Die Durchführung ber Boöenreform beroeift, öah fiel? öie Prager Regierung Öen Sieölungsiöeen öer nationalen tfchechifchen Parteien unö Gruppen

doII unö gan3 angefchloffen hat. Am 31. De3ember 1931 waren 3963064 ha, ö. h- 2 8,2% öes geiamten Boöens befchlagnahmt, wonon 1 650 196 ha enteignet woröen waren, währenö 970 102 ha öem Boöenamt noch 3U weiterer Derfügung ftanöen. Der Reft w ar öen Gigentümern betaffen woröen. Don öer enteigneten $läche waren runö 520 000 ha ober 3 0 % heutiger Boöen, öer 3U 9 6 % in tfdjedjifche fjänöe überging. Dom gefamten enteigneten Boöen würben bloh 41 000 ha an Deutfdje 3ugeteilt. Don Öen bis Gnöe 1931 errichteten 2185 Reftgütern waren bloh 3roölf öeutfdjen Befitjern 3ugeteilt woröen. Dagegen waren 2824 tfchedjifche Koloniften*

wirtfehaften m it einem Boöenbefit} uon 38 319 ha gejehaffen woröen, öie an 297 befteljenöe Gemeinöen angeglieöert würben, b3W. 29 neube*

grünöete Gemeinöen bilöeten. 3m tfchechifchen Sprachgebiet finö nur örei foldjer Kolonien entftanöen, was öie boöenreformatorifdje Sieblungs*

arbeit öer Gfdjechen einöeutig als A u s w e itu n g öes tfchechifchen £ e * b e n s ra u m e s ins Sieölungsgebiet öer IRinöerheiten fenn3eichnet. Rach Angaben non ungarifcher Seite finö öie 3ahlen für öas ungatifche Rlinöet*

heitsgebiet noch fchlimmer, unö man lann aus öer Anlage öer Sieblungs*

tolonien am Iinfen Donauufer öeutlidj öie Abficht, eine Riilitärgren3e 3U errichten, entnehmen.

Die tjchechifche Sieölungspolitit hat fich nicht allein m it öer Boöen*

enteignung öer Ittinberheiten unö Kolonienbegrünöung Sieölungsraum im Gren3gebiet gefchaffen, ein anöeres, in großem Umfang angewanötes m ittel ift öie R )ä lö e re n te ig n u n g . Über 3 weci unö 3iet öiefer Rtaffnahme geben öie amtlichen Grtlärungen ebenfalls ausreidjenö Auffdjlufj: So er*

Härte öer Seitionsrat öes Boöenamtes $ ia la :

„Die n a tio n a le $ r a g e hängt m it ber D e rfta a tlic lju n g b e r © r e n 3w ä lb e r 3ufammen. 3 m Bobenamt befteljt tein 3w eifel, bafc biefe in tfchedjifche fjänbe gelangen müffen."

16

(22)

©enauer formulierte öer präfiöent öes Dertoaltungsausfchuffes, Reimon, auf einer ©eneraloerfammlung öer tfdjedjifci^en tTiinöerbeiten öiefe Aufgabe:

„rDas öie ©renjroälöer betrifft, fo roiffen Sie alle, baß m ir aus Staatsgrünöen nidft 3ulaf[en tonnen, bafe öie IDätöer in öen g e m ix te n ©ebieten in öas ©egen»

tu m öer Be3irfe unö ©emeinben übergeben."

Oer ©tunö öafür ift öie Befürchtung, öaft fonft öer töalö in öen Bcfitg öer minöerbeiten 3urüdgetangt, was unbcöingt oermieöen roeröen muffe.

Reimon bat feine Ausführungen bei öer gleichen ©elegenf)eit öarum noch ergän3t, um feinen 3 meifel über öas beabfichtigte Derfahren 3U taffen:

„IDas öie IDälöer betrifft, oerlangen m ir öie geftftellung, öa& in öen gemifd)ten

©ebieten öie IDälöer oerftaatlicht roeröen müffen, ö. h- fis öürfen entfd)ieöen nicht öen ©emeinöen unö Be3irten 3ugeteilt roeröen, roeil öaöurcb öie ö e u tfd )e n P o f it io n e n gegenüber unferen o e r ft ä r t t mürben, ©s ift felbftoerftänölid? unfere goröerung, öafc öas ©efe% über öie Boöenreform au© in be3ug auf öie IDälöer, unö 3toar fo öur©gefübrt roerbe, baff öer Boöen in Staatsbef© gelangt."

IDas hat nun öiefe XDälöerenteignung m it öer ©ren3fieölung 3U tun?

Darüber gab öer tfche©ifd}e Abgeorönete Bergmann flare Ausfunft:

„Atut ift öie grage öer ©ren3toälöer, bei öeren Übernahme öurd) öen Staat auf öas" nationale Hloment g e a rte t roeröen mufj m it R ü d fi© t auf öie Si©erfteIIung öer

© ren3en, roobei öie IDabl eines o e rlä fe li© e n p e r fo n a ls eine Hauptrolle fpielt."

Der fpringenöe p u n ft bei öiefer IRafenahme ift alfo öie Dertreibung öer fremöoölfifchen Angefteütenfchaft unö öeren (E tfe^ u n g öurd) Angehörige öes S ta a ts o o lfe s . Desgleichen foröerte öer ©eneralöireftor öer Staats*

forfte, Siman, auf öer fjauptoerfammlung öes 3entraloerbanöes öer tfd)ed;ofIorDafifd)en gorftroirtfdjaft im 3af)re 1927 eine roeitere Derftaat»

lid)ung öes tDalöbefifces in öen ©ren3gebieten, um tfd)ed)ifd)es gorft*

perfonal untergubringen. Die Beöingung, öafj n u r Sdjüler öer in lä n * ö ifd je n gorfthod)fd)ulen 3um Dienft 3ugelaffen roeröen öürften, öen D e u tfd je n aber öie ©rünöung einer folä)cn £jod)fd)ule o e rro e ig e rt rouröe, roahrenö öie Sfdjedjen öeren 3toei befitjen, be3eigt ebenfalls, öafe es fid) bei öer gan3en ITIafjnahme um eine fieöIungspolitifd)e Unter»

nehmung hanöelt, öie alieröings in ihrem IDefen oon öem roeit abroeid)t, roas man gemeinhin unter Sieölung oerfteht. 3ahlenmafeig hat öie IDälöer»

oerftaatlid)ung öie Rlinöerheiten nod) {tarier betroffen als öie (Enteignung öes lanöroirtfchaftlid)en Boöens.

Die ©fchechen haben ihre ©ren3fieölungspolitif nod) weiter oerfeinert.

Anlauf öes ftäötifcfjen Befi^es, (Enteignung oon Snöuftrien, 3uroanöerung oon Beamten, fjeran3iei)ung tfd)ed)ifd)er Arbeiter im IDege öer Auftrags»

17

(23)

fflfen itein im B öhm et ID a lb . D as B ilb 3 eigt bas D etfahtert b et S te n 3be(ieblung: an fttategifth wichtigen P u n tte n (Pa&übergang über bie S taatsg re n je) ruetben bie t(chechii<hen Siebtet als potitifche Sicherung unb 3u t 3urücfbtängung bet beutfdjen H tinberheit ang efeht D ie u m rahm ten S e ile (teilen bie a lte beut[che Sieblung, bie (chtt)at3 en Rauschen bie (e it 1919 ptanm ä&ig angelegten

tfdjedjiTc&en Siebleritetien b a t 1 (Rach u . Sdjum achet, R a u m als tD a ffe . B e rlin 1935.)

politif ufux firtö öie Rtittel 3ur Rationalisierung öes ©ren3gebietes. Unter öem Sdjlagroort „Sicherheit" I)at öas tfdjedjifd^e £ a n ö e s o e rte iö i=

g u n g sg efe h oom 13. R lai 1936 m it ben Durchführungsoerorbnungen com 23. 3uni 1936 eine öurd)}d)nittlid) 25 km breite ®ren33one, öas ift ein 79487 qkm großes ober 5 6 ,6 % öes gefamten Staatsterritoriums um*

faffenöes ©ebiet unter Sonöerbejtimmungen gestellt, bie einer roeiteren nationalisierung oorarbeiten ¡ollen. Danach ift öie 3 u ftim m u n g ber R lilit ä r o e r t o a lt u n g erforöerlid) für öie (Errichtung aller Arten oon Baulichfeiten, oon Krafttoerfen, ©af tiefen, gorfthäuiern, Souriftentjütten, für ben Betrieb oon Bergroerlen, für öie Berairtfcfyaftung öer tDälöer, für öie Anlage oon gernfpredjcitungen, für öie (Erteilung oon ©etoerbefo^ef*

fionen, öen Aufenthalt unö Boöenerroerb oon Auslünöern unb Htinöerheits*

ungehörigen, öie Ausübung öes ©nteignungsr echtes an £iegenf<haften ufro.

m it Öen Staatlichen Beljöröen arbeiten öie prioaten Derbänöe fjanb in fjanö. So hat öer tfd?ed)ifci}e Sdjuhoerbanö N ä r o d n i J e d n o ta p ro ji h o z ä p a d n i M o r a v u eine eigene „XDohnungsgenoffenichaft" unö eine

„P acht* u n ö K o lo n ifa tio n s g e n o ffe n fd ja ft" ins £eben gerufen. Die N ä r o d n i J e d n o t a P o s u m a v s k ä hQt ebenfalls öie göröerung öer Sieblung in öen © ten3gemeinöen 3U ihrer £ofung gemacht. m it fjilfe einer

„Baugenoffenfdjaft für öie Be3irie pilfen unö Blies" ift es gelungen, eine Reihe heutiger ©emeinöen tfcfjedjifd) 3U maforifieren. Diefe ©enoffen*

(24)

fdjaft ijat in ihrem Keinen ©ebiet allein 250 ifäufer gebaut. Riebt toeniger finö öie N a r o d n i J e d n o t a S e v e ro c e s k a unö öie N a r o d n i J e d - n o ta p ro v y c h o d n iM o r a v u m it eigenen Baugenoffenfd]aften an öer Sieölungspolitii im ©ren3gebiet beteiligt.

Der (Erfolg aller bief er ÎÏÏafjnaljmen roirö am beften öurd] öie 3 u n a l;m e öer tjcfyedjiidjen B e o ö lfe r u n g in Öen b e u tfd )e n © r e n 3g e b ie te n erläutert :

Poiitifdjer Be3ir!

Anteil ber (tfdjechen in % ber ©efamtbeoölferung

1910 1921 1930

(Eetfd)en... 1,27 5,15 8,09 D a u b a ... 3,68 12,13 17,04 D e u tfd )» © a b e l... 1,03 2,75 5,77 B ö m ifd p S e ip a ... 3,00 7,69 12,03 Krakau ... 4,38 8,62 10,06 S e itm e rih ... 20,43 32,09 35,50 R u m b u r g ... 0,24 2,26 4,38 S d jlu d e n a u ... 0,17 2,47 3,92 Aufftg a. b. (E lb e ... 5,56 17,36 20,04 ID antsborf... 1,57 5,57 7,18

Dem (Bebauten einer oöltifdhen Sicherung öer ftaatlidjen Ranögebiete, bei öer militärifdje Überlegungen tooljl mitfpielen, aber erft in 3toeiter

£inie in B e trag t ge3ogen merben, folgt in ähnlicher IDeife 3 u g o fla to ie n , öas fid? befonöers öie Auffieölung öer Itlifchgebiete Rlateöoniens unö öes Banats angelegen fein läfjt. Auf öem S to p fte p o lje , öem A m fe lfe lö unö in öer K teto h ia=(E b en e Jinö feit 1919 faft 100000 Htenfchen ange=

fieöelt tooröen, im B a n a t auf acfyt ungarifdjen ©rofegütern allein 4325 ferbifche Sieöler. Als Sieöler roeröen Ijauptfädjlid) ferbifdje Kriegsteil­

nehmer, Bauern aus öer Sita unö Dalm atiner oerroenöet, öie m it ftaat- lid?er fjilfc auf ©runb öer Bobenreformgefetje unö im Dertoaltungstoeg m it Boben oerfeljen roeröen.

3n P o le n touröe eine Hationalifierung öer © ten3gebiete oornehmlich im ID e fte n öes £anöes — in Öen ehemals reidjsöcutfdjcn ©ebieten — öurdjgefiihrt. Dort finö allein 7000 oon öer preujjifdjen Anfieölungs- tommiffion gefdjaffene Bauernftellen aufgehoben tooröen. Die 3erfd)lagung öes ©rofegnmöbefitjes touröe fo öurdjgeführt, öafe man toenigftens im lOeften öes £anöes oon einer reinen ©ren3poIitit fpredjen tann. So hat 3. B. öer Aufteilungsplan oon 1927 in pofen nur öie e ig e n tlic h e n © r en3=

(25)

ir e if e öer IDoftrioöfchaft, öie einen italien öeutfchen Beuölierungsanteil auftoeifen, betroffen, ôte inneren polnifdjen Kreife öagegen überhaupt nid)t berührt. Oer flufteilungsplan oon 1928 betraf öie öeutfchen <5ren3=

ireife pofens m it 5500 ha, öie inneren polnifdjen m it 2700 ha. 1929 ent=

fiel mehr als öie ijälfte auf öie füölidjen © re ^ ire ife. Bejetdjncnö ift es auch, öajf öas K o rr iö o r g e b ie t im mer p r ie r prangejogen tuuröe als pofen.

Bnsgefamt rouröen in Öen ehemals öeutfchen ©ebicten in Öen ffaijren 1926 bis 1929 111 öeutfdje B e fip r m it 3ufammen 31 014 ha unö 46 polnifdje B e fip r m it 8726 ha Boöen namentlich enteignet. Die ©efamtberechnungen feit 1919 bis heute uerfdjieben öiefes Derljältnis nur umuefentlid). Begün=

fügt tuuröe öer flnrei3 3ur tDeftmanöerung unö öie tatfädjlidje poinifdje Auf»

fieölung öer meftlidjen ©ren3gebiete öurd; öen 10eg3ug uon faft 900000, 3toar hauptfädjlich 3ur nidjtlanörDirtfdjaftlidjen Becölierung gehörigen D eutfd )en n ach öemKrieg, tuoöurchöie3ufammenfet;unguielgrunölegem öer geänöert rouröe, als es einer blofjen 3ufieölung möglich getuefen märe.

Oie Dölterroanöerung 6er g tie ä iiti!e n Slüditilnge un6 ihre ¡ieblurtgspoIftUdie Det>

teilung über 6as £jeitnatlan6. (U a d j L a G rè ce A c t u e lle .)

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