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Stahl und Eisen, Jg. 22, No. 22

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S T A H i m

e i s e

«

ZEITSCHRIFT

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angemessener Rabatt.

FÜR DAS DEUTSCHE EISEN HÜTTENWESEN.

R e d i g i r t v o n

Ingenieur

E. Schrödter,

und Generalsecretär Dr.

W. Beumer,

Geschäftsführer des Vereins deutscher ElsenhUttenleute, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins für den technischen Theil

C o m m issio n s - V erlag v o n A. H a g e l in D ü sseld o rf.

deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den w irtsch aftlich en Theil.

Nr. 22. 15. November 1902.

22. Jahrgang.

Ueber Syndicate und Cartelle.

n R e ic h sta g h a tte n die S ocialdem okraten A lb rec lit und G enossen den A n tra g ein­

geb rä c h t, in das Z o llta rifg e se tz als § 1 b ein z u sc h a lte n :

„ D e r B u n d esratli ist v erp flich tet, die Zölle fü r vom A usland eingehende \V a a re n aufzuheben und d eren zo llfre ie E in fu h r z u z u la ssen , w enn die g le ic h a rtig e n W a a re n von deutschen V er­

k au fsv e re in ig u n g e n (S y n d icate, T ru s ts , C a rtelle, R in g e oder d e rg l.) nach dem oder im A uslande b illig e r v e rk a u ft w erden als im deutschen Z ollg eb iet. D ie getroffenen A nordnungen sind dem R e ic h sta g so fo rt o d e r , w enn er n ic h t versa m m e lt ist, b ei seinem n äc h ste n Z usam m en­

t r i t t m itzu th e ile n . Sie sind a u fse r K ra ft zu s e tz e n , w enn d er R e ic h sta g die Z ustim m ung n ic h t e r th e ilt.“

D ie A bg. D r. B a rth und B roem el h a tte n w eiterh in b e a n tra g t, d e r R e ic h sta g w olle im F a lle der A b l e h n u n g dieses A n tra g s A lb re e h t und Gen.

als § 1 b in das Z o llta rifg e se tz e in s c h a lte n :

„D e r B u n d e sra th is t b e f u g t , die Zölle fü r vom A usland eingehende W a a re n au fzuheben und d ere n zo llfreie E in fu h r z u z u la ssen , w enn die g le ic h a rtig e n W a a re n von deutschen V er- kau fsv e re in ig u n g e n (S y n d icate, T ru s ts , C artelle, R in g e oder d erg l.) nach dem oder im A uslande b illig e r v e rk a u ft w erden als im deutschen Z oll­

geb iet. D ie getroffenen A nordnungen sind dem R e ic h sta g sofort, oder w enn er n ic h t versam m elt i s t , b e i seinem n ä c h ste n Z u sam m en tritt m it- zu th eilen . S ie sind a u fse r K ra ft zu setzen, w enn d er R e ic h sta g die Z ustim m ung n ic h t e r th e ilt.“

X X II.J.

Bei der F lu th von U n rich tig k eite n , die bei d er D eb a tte ü b e r diese A n trä g e ü b er die S y n d icate und C a rtelle ausgesprochen w u r d e n , w ird es in te r- essiren , den W o rtla u t d e r R ede kennen zu le rn e n , die A bg. D r. B e n i n e r ü b er die in B e tra c h t kom ­ m enden F ra g e n h ie lt. W ir b rin g en d a h e r im N ach­

stehenden das am tlich e Stenogram m zum A bdruck.

V ic e p rä sid e n t B ü s i n g : D as W o r t h a t der H e rr A bg. D r. B euiner.

A bg. D r. B e u m e r : II. H ., ich höre, dafs soeben d er H r. Abg. S in g er die L ie b en sw ü rd ig ­ k e it h a t, seinen N ac h b arn z u z u ru fe n : j e t z t kom m t d er H au p tm au n d er C a rte lle ! Ic h m öchte den H rn . A bg. S in g er deshalb d a ra u f aufm erksam m achen, dafs ich w ed er je m a ls L e ite r eines C a rtells gew esen bin, noch j e t z t m it irg en d einem C a rte ll oder S y n d ica t das g e rin g ste zu tliun habe. Mich also als den H au p tm an n oder A n g e ste llte n eines C a rtells zu bezeichnen, ist v o llstä n d ig u n ric h tig und deshalb überflüssig.

M. H ., nachdem m ein F re u n d D r. P a a s c h e nam ens m einer p o litisc h en F re u n d e im allgem einen unsere S tellu n g zu den C a rtellen und S yndicaten d a rg e le g t h a t, b ea b sic h tig e ic h , h ie r einige E rfa h ru n g e n z u r K en n tn ifs dieses hohen H au ses zu b rin g e n , die ich n ic h t a ls L e ite r eines Syn- d ic ats oder als an d er L e itu n g eines S y n d icats B e tlie ilig te r g em ac h t habe, sondern in m einer am tlichen S te llu n g , in d er ich G ele g en h e it h a tte , R ed e und G egenrede bezü g lich d er C a rte lle au s­

fü h rlich zu hö ren , R ede und G egenrede n am en t­

lich bezü g lich des E influsses der C a rtelle au f die A u sfu h r, a u f die E in fu h r sow ie a u f die G e sta ltu n g d e r P re is e im In - und A uslande. E s

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1222 Stahl und Eisen. lieber Syndicate und Cartelle. 22. Jahrg. Nr. 22.

sc h e in t m ir das um so m ehr an g e b ra c h t, in diesem F a lle R ed e und G egenrede zu h ören und h ie rz u auch die W a h rn eh m u n g en , die ich gem acht h ab e, m itz u th e ile n , als in d er Z olltarifcom m ission von ein ig en S eiten b e re its die N eig u n g h e rv o r­

z u tre te n schien, die C a rtelle zu verdam m en, ohne dafs m an R ede und G egenrede g e h ö rt hat.

M. H ., bei den A ngriffen a u f die C artelle u r th e ilt m an m eistens a u f G rund von Z eitu n g s­

a rtik e ln , und diese Z e itu n g sa rtik e l sind schon deshalb n ic h t im m er zutreffend, w eil sie vom S ta n d p u n k t des re in e n „C onsum enten“ ausgehen, den es eig en tlich g a r n ic h t g ie b t; denn ich g la u b e, S tein m am i-B u ch er h a t E e c h t, w enn er s a g t : „D e r rein e Consum cnt m iifste seine V er­

b ra u c h sk ra ft, seine M ittel im Him m el oder in d e r H ölle erw orben haben, w enn er den k b ar sein so llte. H a t er sie u n te r den S terblichen d e r E rd e gew onnen, so i s t ih re Q uelle in der A rb e it zu suchen, die, m öge sie g e a r te t sein, wie sie w o lle, s te ts a u f ih re n U rquell, die n ie d rig e A rb e it, z u rü c k fü h rt.“ Und noch m ehr, m. H .!

D iese Z e itu n g sa rtik e l g egen die C a rte lle rü h re n , n am en tlich sofern sie die A usfuhr ins A usland z u so g e n an n te n S chleu d erp reisen betreffen, viel­

fac h von L e u te n h e r, die se lb st einem S yndicat oder C a rtell an g eh ö ren , bei dem sie n a tü rlic h a lle s a u f das schönste in O rdnung finden. M ancher fü h lt sich in einem Z u c k e rc a rte ll oder in einem E ise n ste in sy n d ic a t se h r w ohl und ric h te t gleich- w olil seine A ngriffe g egen das K ohlensyndicat.

Ich ken n e L e u te , die dem G robblechsyndicate a n g e h ö ren und d o rt alles in sc h ö n ste r O rdnung finden, die ab e r sch w ere A ngriffe g egen den H a lb z e u g v e rb a n d ric h te n , w eil sie Consum enten d er A rtik e l sind, die d ie ser V erb an d in seinen W e rk e n p ro d u c irt. N u n , g laube ic h , ze ig t g e ra d e diese E rsc h e in u n g a u f das d eu tlic h ste, dafs w ir es h ie r eben, w ie heu te die S yndicate g e s ta lte t sind, m it ein er jü n g e re n und n eueren O rg a n isa tio n zu th u n haben, bei d er n a tü rlic h M ifsgriffe, w ie sie m ein F re u n d H r. D r. P a a s c h e b e re its e rw ä h n t h a t, b eg re iflich und so g a r n a tü r ­ lich sind. A b er an sich is t der S ynd icatsg ed an k e n ic h t neu. E r is t so g a r schon im vorvorigen J a h rh u n d e rt e n tsta n d e n und z w a r — w as ich b ish e r von d e r L in k e n noch niem als h ab e e r ­ w äh n en h ö re n ’ — im fre ih än d lerisc h en E n g la n d , wo das ä lte s te K o h len sy n d ica t 17 8 7 — die L im ita tio n o f th e vends — g e g rü n d e t w urde, nachdem schon im J a h r e 1771 eine freie V er­

ein ig u n g d er n ordenglischen K o h le n b e sitz e r v o ra n ­ g e g a n g en w a r. W ir h aben auch im E sse n - W e rd e n e r K o h len re v ier an d er R u h r b e re its im J a h r e 18 2 7 ein rh e in isc h -w e stfä lisc h e s K ohlen­

sy n d ic a t g eh ab t, und ic h glaube, dafs die L a n d ­ le u te , die zu einem s tä d tis c h e n ’ M ark te gehen und u n te rw e g s — ich h ab e solche U n te rh a ltu n g e n a ls J u n g e m ehrfach m it an zuhören G elegenheit g e h a b t (H e ite rk e it) —• den M indestpreis fü r E ie r,

B u tte r und d ergleichen, die sie a u f den M a rk t bringen, festsetz en , auch in gew issem S inne ein C a rte ll bilden, g era d e so g u t, w ie (nach lin k s) Ih re G ew erk sch aften , die den m indesten A rb e its­

p re is für den A rb e ite r fe stse tz e n , e b e n falls S yn­

d ic ate s in d .' E s is t h ie r nun im m er von der v erd e rb lich e n W irk u n g d er S y n d ic a tstliä tig k e it d er G ro fsin d u strie die R ede gew esen — dafs es ü b er 4 0 0 S yndicate in D eu tsch lan d g ie b t, is t m eines W issen s n ic h t z u r E rw ä h n u n g gekom m en.

D abei h a t m an diese grofsen S y n d icate v ielfach als „ R in g e “ , „ c o rn e rs “ , „p o o ls“ b ez eich n e t, w as doch v o llstän d ig falsch ist, da es sich b ei den R in g en n u r darum h a n d e lt, die V o rrä th e einer W a a re in eine ein zig e H and zu b rin g e n und dann durch rü ck sic h tslo ses E m p o rtreib e n der P re is e die C onsum enten w ucherisch au szu b eu ten . Doch das nebenbei!

U n te r den A n k lag en gegen die S y n d icate der G ro fsin d u strie sp ie lt eine g ro fse R o lle die T h a t- sache, dafs zu b illig e re n V erk au fsp reisen an das A usland g e lie fe rt w ird. N un h ab e ich b ere its in d er Z olltarifcom m ission G ele g en h e it genom m en, d a ra u f hinzuw eisen, dafs, w er a u f dem W e ltm a rk t ü b erh a u p t v erk a u fe n w ill, doch zu W e ltm a r k t­

p reise n an b iete n m u fs; und dafs w ir in D eu tsch ­ la n d den W e ltm a rk tp re is a l l e i n m achen, das w erden doch auch die H e rre n a u f d er L in k en n ic h t b eh a u p te n w ollen. Zu b illig e re n P re is e n is t a u f dem W e ltm a r k t v e rk a u ft w o rd e n , als w ir noch g a r k ein e S y n d ica te h a tte n , und auch h eu te w ird zu den b illig eren A uslan d p reisen n ic h t allein von den S ynd icaten v e rk a u ft, sondern vornehm lich auch von den O utsiders, fü r die ja n ic h t einm al d er A b g eo rd n ete G othein ein b e­

sonderes M itleid zu h aben h ie r v e rsic h e rt h a t.

M. H ., h ie r is t z. B. im m er von den b illig en S chienenpreisen die R ede gew esen. D ie S ta a ts ­ bahnen, h e ifst es, sollen bei uns 118 d l fü r S chienen b ezah len , die von den deutschen W e rk e n fü r 85 -J6 a u f den W e ltm a r k t g e lie fe rt w erden.

J a , w ie is t denn das in E n g la n d ? M üssen n ic h t die englischen E ise n b a h n v e rw a ltu n g e n ü b er 118 -Jk b e z a h le n ? H aben sie n ic h t 125 J i an die englischen W e rk e b e z a h lt, w äh ren d dieselben englischen W e rk e ih re Schienen fü r 8 5 i/H a u f dem W e ltm a rk t v e rk a u fte n ?

Ich m öchte S ie b itte n , m. H ., sich doch einm al an die B e rlin e r Confection und M äntel- fa b rica tio n zu w e n d e n , um- d o rt zu erfa h re n , dafs diese B e rlin e r In d u strie n tim 30 b is 4 0 °/°

b illig e r für den W e ltm a rk t liefern als h ie r fü r das In la n d . D as k an n Ih n e n je d e r E x p o rte u r in B rem en und in H am b u rg sc h w a rz a u f weifs zeig en . O hne ü b rig e n s h ie r tie fe r in die L o h n ­ v e rh ä ltn iss e ein d rin g en zu w o lle n , m öchte ich d o c h 'b e z ü g lic h des P ro b le m s, das d er H r. Abg.

Gamp e rw ä h n t h a t, g e ra d e d e r B e rlin e r M äntel- und C onfectionsindustrie a u f das d rin g e n d ste die L ö su n g dieses P ro b le m s em pfehlen, h ö ch ste L öhne

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15. November 1902. Ueber Syndicate und Cartelle. Stahl und Eisen. 1223 da zu za h le n , wo die P r o d u c t i o n s k o s t e n die

V e r k a u f s p r e i s e ü b e rsc h re ite n . E s w ürde se h r in te re s s a n t s e i n , w enn g e ra d e diese von m ir w ied e rh o lt erw ä h n te In d u strie uns eine L ösung dieses P ro b lem s gäbe.

N un s a g t man ab er, die G efah r lie g t n am en t­

lich d a rin , dafs durch die b illig e re n H alb z eu g - und R o h sto fflie feru n g en in das A usland die heim ische In d u strie d er F e rtig e rz e u g n iss e aufs sc h w e rste g e sc h ä d ig t w ird, und ich nehm e keinen A ugenblick A n stan d , zu e rk lä re n , dafs ich diese G efah r ám alle rw e n ig ste n u n te rsc h ä tz e , und dafs ic h es aufs tie fste b e d a u e re , w en n w irk lic h e S chädigungen e in g e tre te n sind. Ich bin auch der M einung, dafs h ie r die S y n d icate M ittel und W e g e finden m üssen, um , sei es durch noch b essere A u sg e s ta ltu n g des E x p o rtp rä m ie n - und des B onificationsw esens als je tz t , sei es a u f an d e re W e is e , d e ra rtig e n S ch äd ig u n g en v o rzu ­ b eugen. (S eh r ric h tig ! bei den N a tio n a llib e ra le n .) D as g esch ie h t a b e r n ich t, w enn m an die Sachen so ü b e rtre ib t, w ie es d er H r. A bg. B e rn ste in ge- th a n h a t. E r h a t h ie r g e re d e t von den M illionen A rb e ite rn der F e rtig in d u s trie a u f d e r einen und den p a a r T au se n d A rb e ite rn der G ro fsin d u strie a u f d er a n d e ren S eite.

N un la ssen S ie mich doch einm al einen A ugen b lick , an d er H an d der Z ah len das U eber- trie b e n e d ie ser A nsicht nacliw eisen. Ich nehm e d az u R h e in la n d - W e s tf a l e n , w eil j a h ie r die rh ein isch - w estfä lisc h e G ro fsin d u strie eig en tlich a u f die A n k lag e b an k g ese tz t- w orden i s t , und w eil w ir g e ra d e in R h e in la n d - W e stfa le n die g rö fste E n tw ic k lu n g d er K lein eisen in d u strie im g a n z e n deutschen V a te rla n d e h ab en . W ie liegen n u n h ie r die Z a h le n ? M. H ., w ir h aben d o rt zw ei grofse B e ru fsg e n o sse n sc h a fte n , w elche die g a n z e E ise n - und S ta h lin d u s trie um fassen. W ir h aben a u f d er einen S eite die G rofseisen- und S ta h lin d u strie v e rtre te n in d e r „R h ein isch -w est­

fälischen W a lz w e rk - un d H ü tte n b eru fsg en o sse n ­ s c h a f t“ und a u f der an d e ren S eite die M aschinen­

bau- und K lein eisen in d u strie in d er „R heinisch- w estfä lisc h en M aschinenbau- un d K leineisen- in d u strie -B e ru fsg e n o sse n sc h a ft“ .

N un h ab e ich aus den am tlichen N achw eisen des R e ic h sv ersic h eru n g sam ts fü r 1901 erse h en , dafs die „ R h e in isc h -w e stfä lisc h e H ü tte n - und W a lz w e rk s-B e ru fsg e n o sse n sc h a ft“ , also d ieB eru fs- g en o ssen sc lia ft d er G ro fsin d u s trie , 129 96 6 A r­

b e ite r m it 1 5 6 0 6 3 9 8 7 J t L o h n b ez u g z ä h lt, d ag eg en die „ R h e in isc h -w e stfä lisc h e M aschinen­

bau- und K le in eisen in d n strie - B eru fsg e n o ssen ­ s c h a f t“ 155 73 9 A rb e ite r m it 162 2 7 3 171 J l L öhnen. D as is t eine D ifferenz von 25 77 3 A rb e ite rn und 6 2 0 9 1 8 4 J é L öhnen. Nehm en S ie a b e r noch h in z u , dafs z u r G ro fsin d u strie auch die A rb e ite r d er K n a p p sc h a fts - B e ru fs­

gen o ssen sch aft gehören, und dafs zu dieser, die sich ü b e r g a n z D eu tsch la n d e rs tre c k t, R lieinland-

W e stfa le n den an d e ren R evieren g eg e n ü b er den g rö fsten T h e il d er A rb e ite r s t e l l t , und dafs diese B eru fsg en o ssen sch aft 5 2 1 3 5 2 A rb e ite r m it 541 9 1 2 0 4 4 J l L öhnen z ä h lt, wo b leiben denn da die M illionen von A rb e ite rn der K lein in d u strie g eg e n ü b er den p a a r T au se n d d er G ro fsin d u strie?

(L e b h a fte r W id ersp ru ch un d Z u ru fe lin k s.) — Ich h ab e h ie r n u r von R h e in la n d -W e stfa le n g e ­ s p ro c h e n , dessen G ro fsin d u strie d a ra n schuld sein s o l l , dafs die K le in in d u strie infolge des E x p o rts von Rohstoffen und H alb z eu g zu S ch leu d er­

p reise n k ein e B e sch ä ftig u n g h a t.

D afs a b e r die g a n z e A u sfu h rth ä tig k e it der F e rtig w a a re n in d u s trie ü b erh a u p t in dem U m fange g e litte n h ä tte , w ie der H r. A bg. B ebel b e h a u p te t h a t , d er a lle rd in g s in se h r g e s c h ic k te r W eise die g u te n J a h r e der R o h e ise n in d u strie m it den sch lech ten d er D epression zusam m en ste llte , k an n ich auch n ic h t zugeben. N ach den am tlichen sta tistisc h e n V eröffentlichungen w urden in den e rs te n 8 M onaten dieses J a h re s an R oh- und A lteisen sow ie an H alb e rzeu g n issen 6 9 7 3 7 3 t gegen 2 2 8 5 6 4 t in d erselben Z eit des V o rjah res a u s g e fü h rt; an F o rm e ise n , S c h ie n e n , B lechen und ähn lich en g rö b eren W a lz w e rk e rz e u g n isse n 1 0 6 5 4 0 9 t gegen 8 8 4 7 2 9 t im V o rja h re und an Eisfenw aaren 31 7 73 9 t g eg e n 2 8 6 7 9 1 t im V o rjah re. E s is t bis j e t z t auch in den F e r tig ­ e rz eu g n issen kaum in ein er einzigen P o sitio n ein R ü c k g a n g in d er A usfuhr zu v e rz e ic h n e n ; n u r h a t die A usfuhr derselb en n ic h t in dem selben V e rh ä ltn ifs zugenom m en wie b e i den g rö b e re n W a a re n .

N un hab e ich -.schon, w as die S y n d icate der G rofseisen- und S ta h lin d u strie a n b e la n g t, in der Z o llta rifre d e , die ich am 8 . D ecem ber v. J . h ie r g eh a lte n h a b e , d a ra u f h in g e w iese n , dafs die S yndicate auch noch g an z an d e re A ufgaben h aben als le d ig lic h die, die P re is e zu den P r o ­ ductionskosten in ein angem essenes V e rh ä ltn ifs zu se tze n . Ich e rla u b te m ir dam als au szu fü h re n , dafs z. B . die neu ere R ic h tu n g im D am pfkessel- und Schiffsbau die V erw endung g rö fse re r T afeln von B lechen e rs tr e b t. D azu sin d W a k e n s tra fs e n n ö th ig , die w ir in d ie ser A usdehnung frü h e r n ic h t g e k a n n t h a b e n , und um diese in B e trieb zu nehm en, is t es fü r unsere deutsche G robblech­

in d u s trie d urchaus nöthig., in C oncurrenz m it E n g la n d fü r den d eu tsch en Schiffsbau die B leche zu lie f e rn , w as ih r auch in hohem M afse ge­

lu n g e n ist. D iese A u fträ g e können ab e r nu r h e re in g e b ra c h t w erden m it O pfern g eg e n ü b er E n g la n d , und diese O pfer t r ä g t d as S y n d icat aus d er gem einsam en K a s s e , um das einzelne W e rk n ic h t zu s ta r k zu b e la ste n . D as sind also A ufgaben d er S y n d ic a te , die m it dem in ­ d u strie lle n B e t r i e b e aufs en g ste Zusammen­

hän g en . A ndere S y n d ica te und C onventionen u n te rs tü tz e n den E x p o rt d u rch B onificationen, die eb en falls von d e r gesam m ten P ro d u c tio n

(4)

1224 Stahl und Eisen. lieber Syndicate und Cartelle. 22. Jahrg. Nr. 22.

a u fg e b ra c h t w e r d e n , und erm öglichen dadurch die A u fre c h te rh a ltu n g d e r B etrieb e.

M. H ., ohne diese S

3

rn d icate, die zu P re ise n v e rk a u ft h ab en , die hitufig fü r die W e rk e n ic h t lohnend w a re n , die a b e r ihnen den F o r t b e t r i e b aus den von m ir an g eg eb en en G ründen erm ög­

lic h te n , sind in d e r Z eit d ei-D e p re ssio n H undert- und ab e r H u n d e rtta u se n d e von A rb e ite rn vor A i-beitslosigkeit b e w a h rt w orden, und es w ä re ein unendlich viel g rö fse re s D arn ie d erlie g en der

■ heim ischen T h ä tig k e it auch fü r die A rb e ite r ein­

g e tre te n , w enn w ir den W e ttb e w e rb a u f dein W e ltm a r k t n ic h t m it H ülfe d e r S yndicate au f­

genom m en lultten. V ergessen S ie doch bei der B e u rth e ilu n g d ie ser g a n z en F ra g e n icht, dal's m it d e r a u f d er A n k lag e b an k sitze n d en Grol's- eisen- und S ta h lin d u strie aufs in n ig ste un ser h eim ischer E r z b e r g b a u und d e r K o h l e n b e r g ­ b a u Zusam m enhängen, und dafs, w enn je n e M engen n ic h t p ro d u c irt und e x p o rtirt w orden w ären , H u n d e rtta u se n d e von A rb e ite rn auch in diesen In d u strie n brodlos gew orden w ären.

D e r preui'sische H an d e lsm in iste r H r. M öller h a t in d er T arifcoinm issioii seh r zutreffende M it­

th e ilu n g e n über das V erh ältn ifs d er G en e ra l­

u n k o ste n d er W e rk e zu den A uslandspreisen und den A rb e ite rlö h n e n gem acht. E s w aren das B e tra c h tu n g e n , denen ich w irk lic h eine V er­

b re itu n g in w eite re n K reisen w ünschen m öchte;

dann w ürden bei d e r B e u rth e ilu n g u n se re r A us­

la n d slie fe ru n g e n n ic h t f o rtg e s e tz t solche Mifs- verständnisse. zu T a g e tre te n , w ie es h ie r der F a ll ist. U n sere A rb e ite r in R heinland und W e stfa le n w issen auch g an z g u t, dafs sie diesen S eg en , n ic h t a rb e itslo s gew orden zu sein, in e r s te r L in ie den S y n d icaten zu v erdanken haben, und es w ird den H e rre n von d er Socialdem o­

k r a tie doch se h r schw er, die A rb e ite r vom G egen- th e il zu überzeu g en . (Z u ru f lin k s.) — W ir w erden es j a sehen, H r. Abg. B eb el! — H e rr G ra f K a n itz h a t schon d a ra u f hingew iesen, dafs diejen ig en F a b ric a n te n , w elche n ic h t einem S yn­

dicate an g e h ö ren , d ad u rc h g esc h ä d ig t w ürden, w enn nach dem A n tra g e A lb rec h t und Ge­

n ossen die Zölle ze itw e ise aufgehoben w ürden.

Ic h gehe noch w e ite r. Nehm en Sie doch n u r ein p ra k tisc h e s B eispiel. H ier w ird im m er von dem Iio h eisen sv n d icat g e re d e t. E s g ie b t aber n ic h t e i n R o h e ise n sy n d ic at, so n d ern es g ie b t d ere n v i e r . E s g ie b t ein S ie g e rlä n d e r R o h ­ e ise n sy n d ic a t, ein rh ein isch -w estfälisc h es, ein oberschlesisches und ein lu x e m b u rg isch -lo th rin g i­

sches. N un nehm en w ir einm al an , es „ s ü n d ig t“

— im S inne d er A n tr a g s te lle r — das S ieg e rlän d er S y n d ica t d urch b illig e V erk au fsp reise ins A u s la n d ; dann w ird der R oh eisen zo ll a u f der g an z e n L inie aufgehoben und, ohne dafs die an d eren S yndicate irg e n d etw a s p e c c irt h ab en , w erden sie a u f das sc h w e rste g e s tra f t. W e n n das noch einen S inn h a t, dann w eifs ich n ic h t, w as S inn h aben soll.

Nun kom m t hinzu und das ist, glau b e ich, auch von dem H rn. G rafen von K a n itz schon in d er Z olltarifcom m ission zu treffen d h e rv o r­

gehoben w orden — , dafs g era d e die T h a tsa c h e des B esteh en s a u slän d isch e r T ru s ts und F usio n en , wie w ir sie j a in D eu tsch lan d noch n ic h t haben, uns in einer Z eit, wo, sagen w ir einm al, in A m erika d er „B oom “ a u fh ö rt, die sc h w e rste S chädigung b rin g en m üfste, nam en tlich , wrenn w ir — nach den A n trä g e n d er H erre n S o cial­

dem okraten in der Z olltarifcom m ission — Zoll- fre ih e it a u f der g an z en L in ie bekäm en. N ein, m. H., da können uns bei den b estehenden oder den zu e rw a rte n d e n Zöllen n u r noch die S y n ­ dicate h elfe n ; denn w enn A m erik a m it se in er billigen P ro d u ctio n und d e r fin anziellen M acht se in er T ru s ts — (Z u ru f lin k s.) — Ja w o h l, H e rr B ebel, b i l l i g e P r o d u c t i o n ! H aben Sie die K o h len b erg w erk e und E rz b e rg w e rk e in A m erika g eseh e n ? H aben Sie gesehen, wie d o rt das E r z zu T ag e a n s te h t, und w ie m an d o rt au f der H alde E rz e liegen läi’st, dio m an n ic h t m ehr v e rh ü tte t, obgleich sic noch e ise n h a ltig e r sind als die 37 procen tig en E rze, wrelche w ir v er­

h ü tte n ? D ie am erikanische P ro d u c tio n is t b illig e r;

und w enn nun die am erik an isch e P ro d u c tio n diese U eberschiisse a u f den deutschen M arkt w irft, dann h ä tte n w ir die zehnfachen Zölle n ö th ig , w ie sie in dem Z o llta rif v o rg esch lag en sind (h ö rt! h ö rt! lin k s), wenn uns n ic h t die S yndicate w en ig sten s einigerm afsen bei den besteh en d en oder ■ den zu erw a rte n d e n Zöllen diesen W e ttb e w erb zu einem w en ig er g e fä h r­

lichen m achten. — H ie r is t auch von den E n t­

scheidungen der am erikanischen Z ollg erich tsh ö fe die R ede gew esen, die S tah lk n ü p p e l un{l R oh­

eisen, und, w ie ich hinzufüge, grofse L ie fe ru n g e n in E m a ilg e sc h irr n ic h t zum E x p o rtp re is v e r­

zollen wTollen, sondern zu den heim ischen P re is e n , die in D eu tsch lan d üblich sind. Ich m öchte die H e rre n doch d a ra u f aufm erksam m achen, dafs nach dem g enauen W o r tla u t der am erik an isch en V erzo llu n g so rd n u n g h ie r eine Z o l l c h i c a n e vo r­

lie g t, die zu überw inden uns lie b er die H e rre n von der L inken helfen so llten dadurch, dafs sie die A n­

tr ä g e annehm en, w elche w ir ü b er die R e c i p r o c i - t ä t u n se re r Z o llg e setzg e b u n g an d eren S ta a te n g eg e n ü b er in der Z olltarifcom m ission e in g eb rac h t haben. D ah in g e h ö rt auch, dal's die H H . G othein und B ebel sich so ein ig a u f den E rla fs des F in a n z m in iste rs W itte berufen haben. J a , m. H ., dal's das in den K re ise n des H a n d e lsv e rtra g s­

vereins g e s c h ie h t, d a rü b e r w undere ich mich n icht. In diesen K re ise n is t j a ü b e rh a u p t seh r viel von d er B e fü rc h tu n g v o r dem A usland die R ede g e w e s e n , dafs k ein e H a n d e lsv e rträ g e zu Stande kom m en k ö n n te n , w enn D eu tsch la n d sich zu sein- $u f einen se lb stä n d ig en B oden ste llte u. s. w . A ber es is t doch c h a ra k te ris tis c h , dafs m an h ie r den E rla fs eines F in a n z m in is te rs fü r

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15. November 1902. Ueber Syndicate und Cartelle. Stahl und Eisen. 1225 die in te rn a tio n a le C a rtell- und Z o llg esetzg eb u n g

als so an fse ro rd en tiic h w ich tig h in s te llt, eines F in a n z m in is te rs , u n te r dessen A ugen sich vor kurzem — es ist j a d u rch die Z eitu n g en g e ­ g an g en — ein g ro fses ru ssisch es E ise n c a rte ll g e ­ b ild e t h a t. (Z u ru f lin k s.) W ir w ollen uns doch n ic h t vor dem ru ssisch en F in a n z m in is te r so e n t­

se tzlich fürchten ; w ir haben j a ü b e rh a u p t schon in den g an z e n Z o lltarifv e rh a n d lu n g e n viel zu viel F u rc h t vor dem A usland ausgesprochen (se h r r ic h tig ), um v ie lle ic h t ü b erh a u p t noch etw as V ern ü n ftig es zu Stande b rin g en zu können.

Ich mufs noch m it einem W o rte erw ähnen, dal's d er H r. A bg. G othein h ie r, einen A rtik e l aus d er „D eutschen I n d u s trie z e itu n g “ a n g e fü h rt h a t, in w elchem d a rg e le g t w ar, dafs d er deutsche L ocom otivbau w e ttb ew erb su n fäh ig w ü rd e , w enn die in unserem T a r if v orgeschlagenen Zölle z u r A nnahm e g elan g te n . Ich m öchte dem gegenüber f e s ts te lle n , w as H r. G othein alle rd in g s n ic h t w issen k o n n te , dafs d er H era u sg e b e r dieser

„D eu tsch en In d u s trie z e itu n g “ schon vor v ie r W ochen a u f eine A n frag e einen B rie f an mich g e ric h te t h at, in dem er d a rle g t, dafs der A r­

tik e l lediglich eine E in se n d u n g i s t , d ie , w enn' ich n ic h t irre-, m it W . K. u n te rz e ic h n e t w ar, und dafs w eder die R edaction noch d e r „ C e n tra l­

v erb a n d d eu tsch e r I n d u s tr ie lle r “ sich irg en d w ie m it den A usfü h ru n g en dieses A rtik e ls identificire.

Ich ste lle das f e s t, und H r. G othein w ird — ich ste lle ihm den betreffenden B rie f g e rn z u r V erfü g u n g — dann w ah rsch e in lich seine Schlüsse fallen la ssen , die er in B e zu g a u f den „ C e n tra l­

v erb an d d eu tsc h e r I n d u s tr ie lle r“ gezogen h a t.

N un is t h ie r , w ie in d er Z olltarifcom m ission, w ied e rh o lt d a ra u f hingew iesen w o rd e n , der S ch u tz zo ll b eg ü n stig e die S yn d icate. D a m öchte ich doch fra g e n : w ie kom m t e s , dafs E n g la n d das M u tterlan d d er S y n d icate i s t , .und in dem fre ih än d lerisc h en E n g la n d h e u te ü b er 8 0 0 S yn­

d ic ate b e s te h e n , von denen H r. D r. P ach n ick e b e h a u p te t h a t , dafs sie g rö fste n th e ils F u sio n en d a rs te lle n ? Ich m öchte m ir , so hoch ich die v o lk sw irth sc h a ftlic h e n K e n n tn isse des H rn . A bg.

D r. P a c h n ic k e e in s c h ä tz e , doch einen gelin d en Zw eifel d a ra n e r la u b e n , dafs die M ehrzahl der englischen S y n d icate F u sio n en seien oder g rolse T r u s t s ; davon is t m ir n ic h ts b e k a n n t. A b er es is t doch a u fse ro rd en tlic h c h a ra k te ris tis c h , dafs, w ie g e s a g t, das fre ih än d lerisc h e E n g la n d die M u tter der S y n d icate ist, und dafs in A m erika, w elches so la n g e hohe S ch u tz zö lle g e h a b t h a t, sich die T ru s tb ild u n g e r s t se it 1 8 8 2 vollzogen h a t. I

A b er ich g lau b e, a lle diese F ra g e n funditus j zu besprechen, w ird j a G ele g en h e it sein in der E n q u e te , die d er H r. G ra f v. P o sad o w sk y v o r­

g esch lag en h a t , un d fü r dio eine v o rb ereiten d e C onferenz am 14. N ovem ber d. J . zusam m en­

tre te n s o l l : da w ird sich G ele g en h e it finden, durch R ede und G egenrede, im co n tra d icto risch e n

V erfa h ren die F e h le r, w elche ein zeln e S yndicate gem ach t haben, au fz u d e c k e n ; ebenso ab e r v e r­

tra u e ic h , dafs sich G eleg en h eit finden w ird, unendlich viele M ifsv erstän d n isse und falsche A nklagen gegen d i e S yn d icate, die segensreich g e w irk t h a b e n , zurü ck zu w eisen und gew isse M ifsverständnisse a u fz u k lä re n , die g e ra d ezu zum Axiom gew orden sin d , — sie g eh ö re n , w ie man zu sa g en p fle g t, zu d er „ p o p u lä r“ gew ordenen S tim m ung gegen die S yndicate.

D a is t z. B. die „ p o p u lä re “ B e h a u p tu n g , das K o h len sy n d ica t habe z u r Z eit d er K ohlen- noth die P re is e e x o rb ita n t in die H öhe g etrieb en . (Zuruf.) — D as G eg en th eil is t w a h r! Z u r Z eit der K ohlennoth h a t man v erg e ssen , dafs nich t allein in D eutschland K o h len k n a p p h eit h e rrsc h te , sondern ebenso in O esterre ich , in A m erika, in E n g la n d , in F ra n k re ic h , und dafs die K ohlen­

p re ise in diesen L ä n d e rn h ö h er w aren , als sie das K o h len sy n d icat in R h e in la n d und W e stfa le n n o rm irte. W ir w ürden dam als eine viel g rö fse re P re is tre ib e re i e rle b t haben, w enn w ir das Syn- d ic a t dam als n ic h t g e h a b t h ä tte n ; d afü r b ieten die E rle b n is se in den sie b zig er J a h re n bei der P re is tre ib e r e i von K ohle und K oks im freien W e ttb e w e rb den v o llg ü ltig e n B ew eis.

Mau h at dam als auch dem K ohlen sy n d icat vorgew orfen, es habe die H än d le r n ic h t g en u g im Zaum g e h a lte n sie n ic h t genü g en d au s­

g e s c h a lte t. -Ja, m. H ., ich h ä tte einm al hören m ögen, w elches G eschrei in d e r W e lt, n am en t­

lich in d er W e lt d e r L in k e n , e rtö n t w ä re , w enn das K o h len sy n d ica t seine T h ä tig k e it d am it b e­

gonnen h ä tte , den H an d e l g a n z au szu sc h alten . A ufserdem h a t d as K o h len sy n d ica t — das k ann je d e n T a g u n te r B ew eis g e s te llt w erden, ich h ab e die an H ä n d le r g e ric h te te n B riefe h eu te m itg e b ra c h t — den H ä n d le rn , die die L a g e w ucherisch an sb eu ten w o llten , den B ezug von K ohlen v e rw e ig e rt. D ie g rö fste n K lag e n sind dam als gegen das K o h len sy n d ica t erhoben von d e n e n , die u rsp rü n g lic h beim S yn d icat n ic h t kaufen w o l l t e n , dann bei den H än d le rn w uche­

risc h e P re is e zah len s o l l t e n und d ann zum S y n d icat zu rü c k k e h rte n , a b e r d o rt n ic h t kau fen k o n n t e n , w eil das S y n d ica t seine W a a r e b e­

r e its a b g e s e tz t h a tte . Ilin c illa e la crim a e!

W a s n u n den w eite re n V o rw u rf gegen das K o h len sy n d ica t a n b e la n g t, d er zu m einem B e­

d au e rn h ie r im m er w ied e rh o lt w ird , es erhöhe die P re is e auch d urch eine k ü n stlic h e E in s c h rä n ­ k u n g d er F ö rd e ru n g — so m öchte ich w irk lich f r a g e n : w ie o ft soll w ied e rh o lt w e r d e n , dafs der F ö rd e rp la n des K o h len sy n d ica ts lediglich die E t a t i s i r u n g d e r F ö r d e r u n g is t, w ie sie auch bei den S ta a ts g ru b e n vorgenom m en w ird ! D ie B e th e ilig u n g sz iffe r d er einzelnen.

S y n d ic a tsm itg lie d e r beim K o h len sy n d ica t is t das C ontin g en t, m it dem sie an dem G esam m tabsatz des S y n d ica ts theilzn n eh m en b e re c h tig t sind

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1226 Stahl und Eisen. Ueber Syndicate und Cartelle. 22. Jahrg. Nr. 22.

d er G esam m tabsatz is t a b e r das E rre ic h b a re , also das, w as d er V o rstan d des S y n d ica ts, sei es im In la n d , sei es im A usland, v erk a u fe n kan n , und d ie ser A b satz is t g an z u n a b h ä n g ig von dem F ö rd e rp la n , d er in der R eg el v ie rte ljä h rlic h a u fg e s te llt w ird , u n d in w elchem , w enn nötliig, p ro ce n tu ale E in sc h rä n k u n g en v orgesehen w erden.

D er H e r r preu fsisch e H a n d e lsm in iste r w ird mir ohne w eiteres zugeben, dafs das a u f den S ta a ts ­ gru b en g enau ebenso lie g t, dafs d er F ö rd e ru n g s­

p la n die E ta tis ir u n g d e r F ö rd e ru n g is t — n u r nehm en dabei die S ta a tsg ru b e n co ncrete Z ahlen, w eil sie das fü r den S ta a ts h a u s h a lts e ta t m üssen, w ä h ren d das K o lile n sy n d ic at seinen Zechen ih re B e tlieilig u n g sziife r, das C ontin g en t oder eine be­

stim m te p ro ce n tu ale Q uote davon z u th e ilt. Ich hab e h ie r eine T a b e lle , die auch ze ig t, w ie der F ö rd e rp la n led ig lich eino E ta tis ir u n g der F ö rd e ­ ru n g ist, da die beschlossenen und die th a tsä c h - liclien E in sc h rä n k u n g e n g a r n ic h t m itein an d er übereinstim m en. E inm al k an n die beschlossene E in sc h rä n k u n g eine v erh ältn ifsm äfsig hohe sein und die t a t s ä c h l i c h e E in sc h rä n k u n g , die durch V e rh ä ltn isse des A b satze s g eb o ten ist, eino n ie d rig e , und u m g e k eh rt. Ich erlau b e m ir, aus dieser T a b e lle v o rzu le sen :

E s h a n d e lt sich bei „ E in s c h rä n k u n g “ also n u r um den „ F ö r d e r p la n “ , d er A b satz is t davon u n a b h ä n g ig , und so b e tru g :

d e r F ö r d e r p la n ,

d. i. d ie b esch lo ss. d ie th a ts ü c b llc h e E in s c h r ä n k u n g : E in s c h rä n k u n g :

1893 (5 Monate) 12 °/„ 2,44 % 1894 ... 11,75 „ 4,98 „ 1895 ... 12,08 „ 10,45 „ 1896 ... 12,50 „ 8,705 „ 1897 ... 0,83 „ 6,038 „ 1898 ... 8,55 „ 7,50 „ 1899 ... 3,75 „ 6,33 „ (3 Vierteljahre 5 °/o, letztes Vierteljahr keine

Einschränkung)

1900 ...keine 4,34 °/°

S o m it, m. H ., ze rfa lle n alle die A nklagen, dafs die P re is e des K o h len sy n d icats d urch k ü n st­

liche E in sc h rä n k u n g d e r F ö rd e ru n g in die H öhe g e trie b e n w orden seien, in nichts.

Nun zum Schlufs noch ein k u rz e s W o r t über die C a rtellg e se tz g e b u n g , ü b e r die j a auch die ü b rig en R ed n er, die zu dem A n trä g e A lb rec h t und G enossen das W o rt ergriffen, a u s fü h rlic h e r, als ich es zu th u n gedenke, g esp ro ch en haben.

D as W e se n tlic h e ein er solchen C a rte llg e se tz ­ g eb u n g lie g t doch in d er S ta a ts a u fs ic h t und in d er B e ste llu n g eines C om m issars oder e in e r Com­

m ission oder m e h re re r Com m issionen, w ie dies H r. B e b e l, w enn ich n ic h t i r r e , g e fo rd e rt h a t.

W e n n diese E in se tz u n g eines C om m issars oder von Com m issionen irg e n d einen Sinn h aben soll, dann mufs doch auch das V e t o r e c h t solchen L e u te n z u g e le g t w erd en . N un denken Sie sich einm al bei den 4 0 0 S y ndicaten, die w ir in D eu tsch ­ la n d h ab en , dieses R e c h t d e r A ufsicht und das

V e to re c h t d n re h g e fü h rt ! E in solcher Com m issar, d er irg en d einem S y n d ica t v e rb ie te n soll, in das A usland zu einem b illig eren P re is e zu v erk a u fe n , mufs doch so fo rt A n tw o rt geben k ö n n en ; denn die V erkäufe a u f dem W e ltm a rk t, w ie ü b erh a u p t V erkäufe in d er G ro fsin d u strie, w erden m eist a u f teleg rap h isch em W e g e abgeschlossen. W enn nun also eine solche D epesche beim S y n d ica t ankom m t, dann mufs das S y n d ica t den S ta a ts- com m issar sc h leu n ig st b en a ch ric h tig e n und bei ihm a n frag e n , w ie es m it dem V e rk a u f g eh a lte n w erden so ll; denn m it ein er E rle d ig u n g in d er W eise, dafs d er Com m issar etw a nach 14 T agen einen B rie f s c h re ib t: Sie dürfen v e rk a u fe n — oder nach drei W ochen a n tw o rte t: ich hab e m ich noch n ic h t entschlossen, mein h o h er Chef h a t m ir noch keine A n tw o rt g egeben — d am it ze rtrü m m ern Sie doch u n se r g an z es W irth sc h a fts - leben, solche V o rsch läg e können Sie n ic h t im E rn s te m achen w ollen. W e r is t denn in D eu tsch ­ land ü b e rh a u p t in der L a g e , so g en a u ü b er P r o ­ duction und A b satz, ü b e r das V erh ältn ifs des In lan d p reises zum P ro d u c tio n sp re ise o rie n tirt zu sein, um bei den 4 0 0 S y n d icaten , nein, m. H ., ich w ill lie b er sagen, um n u r bei zw ei oder d rei S yndicaten in jedem A ugenblick d a rü b e r Auf- schlufs geben zu k ö n n e n ? Ich w eifs n u r e i n e n im g an z e n D eutschen R eiche : das is t d e r H e rr A bg eo rd n ete G othein ! (H e ite rk e it.) D er w eifs j a a u f a l l e n G ebieten des W i r t s c h a f ts le b e n s B e sch e id ; d er w eifs, w as der L a n d w irth sc h a ft g e b ü h rt, d e r w eifs, w as den ta u sen d e n ein zeln en Zw eigen u n se re r In d u s trie zukom m t, d er w eifs im H an d w erk e und im G ew erbe B escheid — also d er H r. A b g eordnete G othein w ü rd e ein p a ssen d e r Com m issar fü r diese S y n d icate sein.

Ich w eifs j a n ic h t, ob e r w i l l ; a b e r se lb st w enn e r das w ollte, — 4 0 0 S y n d icate w ürden auch die A rb e its k ra ft des H e rrn A bgeordneten G othein zw eifellos ü b erste ig e n . — Im übrig en w u n d ert es m ich, w ie g era d e von je n e r S eite, die sonst fü r u n b ed in g te F re ih e it im W irth - scliaftsleben schw ärm t, der G edanke ein er Syn- d ic a ts g e s e tz g e b u n g , ein er B e au fsic h tig u n g der S yndicate durch den S ta a t, a n g e re g t w erden k ann.

M. H ., w ie w eit is t es denn von dem S ta a ts - com m issar, den Sie fü r ein S y n d icat ein setzen , bis zu dem S taatsco m m issar, d er in ein grofses k aufm ännisches G eschäft, das einen monopol- a rtig e n C h a ra k te r annim m t, h in e in g esch ic k t w ird, oder bis zu einem S taa tsc o m m issar fü r grofse S cliiiT ahrtsunternehm ungen und derg l. ! M. H ., wie solche P o lize im a fsre g eln von den V e rtre te rn d er H a n d e lsfre ih e it b e fü rw o rte t w erden können, das is t m ir rä th s e lh a ft. D ie C a rtelle w ollen, w enn sie v e r n ü n f t i g g e le ite t w erd en — und u n v e rn ü n ftig g e le ite te C a rtelle h ab e n s te ts n u r einen ephem eren B e sta n d und b rechen b a ld zu ­ sam m en — die C a rtelle w ollen eine regelnnifsige, ste tig e P ro d u c tio n und eine den P ro d u c tio n s-

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15. November 1902. Krankheitserscheinungen in Eisen und Kupfer. Stahl und Eisen. 1227 k o sten angem essene P re isste llu n g . N un, m. H .,

w er, w ie ich, dem englischen A rb e ite rg ru n d sa tz z u stim m t: fa ir w o rk , fa ir w ag e s: fü r an stä n d ig e A rb e it an stän d ig e L ö h n e, — der mufs auch einen angem essenen U n tern eh m erg ew in n n ic h t fü r ein D in g h a lte n , das unm öglich oder g e ­ rad e z u zu p e rlio rre sc ire n sei. M einen F re u n d en und m ir haben, als w ir eine R eise in E n g la n d z u r E rfo rsc h u n g d er dortig en A rb e ite rv e rh ä lt­

n isse m ach ten , viele in te llig e n te englische A r­

b e ite r g e s a g t, dafs sio m it dem K am p f g egen einen angem essenen U n tern e h m erg ew in n sich den A st absäg en w ürden, a u f dem sie se lb st sitze n . (S e h r ric h tig ! bei den N a tio n a llib e ra le n .)

A lso, m. H ., diesen U n tern e h m erg ew in n a n ­ gem essen zu g e s ta lte n , h aben eig en tlich alle und n am en tlich d iejenigen, w elche eine fo rt­

g e s e tz te B e sch ä ftig u n g u n se re r A rb e ite r zu g u te n L öhnen haben w ollen, a lle V eran lassu n g . D en U n tern eh m erg ew in n a b e r ins U ngem essene zu ste ig e rn , is t a u f die D au e r, b eh a u p te ich, kein S y n d ica t im sta n d e ; d az u kom m en die Concur- re n te n viel zu rasc h d a h in te r, dafs a u f dem b e­

treffenden G ebiet noch etw a s zu holen is t, und

ze rtrü m m e rn dann die S yn d icate, w ie w ir es in d e r W irth sc h a fts g e sc h ic h te so m anchen S yndicats in den k u rze n J a h r e n ih re s B e ste h en s b ere its geseh en h ab en . G erade d e r f r e i e W e ttb e w e rb w ird h ie r die F ra g e re g e ln , ob das S y n d icat einen angem essenen oder einen unangem essenen G ew inn e r s tr e b t; und w enn einm al liier und da se lb st ein S y n d ica t in a u ssc h re ite n d e r W eise einen ü b ertrie b en e n G ew inn in A nspruch nehm en so llte, so w ürde ich einen solchen v o rü b erg eh e n ­ den Z u sta n d doch noch fü r viel w en ig e r g e­

fäh rlic h h a lte n , als a u f d er einen S eite eine S ta a ts a u fs ic h t ü b e r u n se r g an z es w i r t s c h a f t ­ liches L eben und a u f d er an d e ren S eite eine sc h ra n k en lo se C oncurrenz, bei der, w ie ich b e­

h a u p te — und ich re c u rrir e da w ieder a u f die M äntel- und C onfectio n sin d u strie — schliefslich A rb e ite r und A rb e ite rin n e n das a lle rsc h le c h te s te G esch äft m achen.

Ich b itte S ie desh alb , m. H ., zug leich im N am en m einer p o litisch en F re u n d e , den A n tra g A lb re c h t und G enossen m öglichst einstim m ig a b ­ zuleh n en . (B rav o ! bei den N atio n a llib e ra le n .)

Krankheitserscheinungen in Eisen und Kupfer.*

Von E. H e y n .

Es ist eine der Aufgaben d er N aturw issen­

sc h aft, die m annigfaltigen N aturkörper und die vielseitigen N aturerscheinungen zu gliedern, in Gruppen einzureihen, in denen V erw andtes zu­

sam m e n g eb rac h t w ird, und die trennenden Merk­

m ale der einzelnen G ruppen festzustellen. E rgeb­

nisse dieser T hätigkeit d er W issenschaft sind die U nterscheidungen zwischen organischer und an­

o rganischer W e lt, zw ischen physikalischen und chem ischen E rscheinungen u. s. w. Eine andere A ufgabe der W issenschaft ist das Auifinden der U ebergangsglieder zw ischen den einzelnen G ruppen, die Erforschung der Bindeglieder zwischen schein­

b aren G egensätzen, die E rm ittlung des gem ein­

sam en B andes, w elches N aturkörper und N atu r­

erscheinungen um schlingt. Bei B earbeitung dieser A ufgabe w urde z. B. die physikalische Chem ie geschaffen, welche den gem einschaftlichen Boden von Chem ie und Physik erschlossen und die S ch ran ­ ken zwischen beiden W issenschaften beseitigt hat.

Dem B estreben, der Lösung der genannten A ufgabe n ä h e r zu kom m en, verdanken w ir die K enntnifs d er Bindeglieder zw ischen Pflanzen- und T hierw elt,

* Bearbeitung eines im Berliner Bezirksverein deut­

scher Ingenieure am 20. März gehaltene« Vortrags.

und es ist zu hoffen, dafs die Zukunft uns auch eine einigerm afsen gan g b are Brücke zwischen der anorganischen todten und der niederen organischen W elt schaffen w ird.

E rst kürzlich w urden von Osm ond und C artaud gewisse Beziehungen hervorgehoben, die zw ischen dem zelligen A ufbau organischer Lebew esen und dem A ufbau der Metalle bestehen. Es finden sich aber noch w eitere A nknüpfungspunkte, die uns dazu führen, unsere Metalle nicht als „ to d te “ K örper aufzufassen, sondern ihnen eine A rt Leben, w enn natürlich auch der einfachsten A rt, zuzu­

erkennen.

E iner der w ichtigsten F actoren, der Lebewesen, Pflanzen sowohl wie T hiere beeinflufst, ist der T em peraturw echsel. Das E rw achen des Pflanzen­

reiches im Frühling ist zu einem grofsen Theil in der T em p eratu rerh ö h u n g , die diese Jahreszeit m it sich b rin g t, begründet. . Auch auf die T hierw ell bleibt diese Steigerung der T em p eratu r nicht ohne Einflufs. V erhältnifsm äfsig geringfügige T em pe­

ra tu rv erän d e ru n g löst im thierischen K örper kräftige G egenw irkungen aus. Plötzliche U ebergänge der T em p eratu r verm ögen sogar K raukheitserschei- n ungen zur Folge zu haben. Die T em p eratu r­

wechsel, w elche die organische W elt beeinflussen,

(8)

1228 Stahl und Eisen. Krankheitserscheinungen in Eisen und Kupfer. 22. Jahrg. Nr. 22.

b e w e g e n sich in n e r h a lb s e h r en g g e z o g e n e r G renzen . W e r d e n diese ü b e r s c h r i t t e n , so h ö r t das L eben auf, o d e r es tritt zu m m in d e ste n eine S t ö r u n g ein.

E s sind j a a u s die s e m G r u n d e viele Lebew esen m it W ä r m e r e g l e r n ausger üstet., w e lc h e trotz der S c h w a n k u n g e n in d e r A u f s e n t e m p e r a t u r die In n en ­ t e m p e r a t u r des L e b e w e s e n s i n n e r h a lb d e r g e n a n n te n G ren zen halten.

W e n n nich t im a llg em ein en V e rsu c h ss c h w ie rig ­ keiten e n tg e g e n s tä n d e n , so w ü r d e d e r B e o b a c h te r die A e n d e r u n g e n , die in Metallen u n d L e g iru n g e n infolg e von T e m p e r a t u r w e c h s e l (E rh i tz u n g u nd A b­

k ü h lu n g ) vo r sich gehen, u n m i tt e lb a r u n te r dem M ikroskop b e o b a c h t e n k ö n n e n . W e g e n d e r e r­

w ä h n t e n S chw ierigkeiten ist dies a lle rd in g s n u r in einigen w e n ig e n Fällen m öglic h, in a n d e r e n mufs die Erkcnntn ifs d ie ser vielseitigen A e n d e r u n g e n auf U m w e g e n g e w o n n e n w e r d e n . Es sind in allere rste r Linie u n s e r e E isenko h len sto ffleg iru n g en , w e lc h e in­

folge von T e m p e r a t u r w e c h s e l , d e r sich natü rlich in erh eb lich w eiteren G re nzen b e w e g t als bei o rg a n i s c h e n K ö rp ern , A e n d e r u n g e n d u r c h m a c h e n , die u ns a n die W a n d lu n g s f ä h i g k e it des C h a m ä l e o n s e ri n n e rn . S c h o n aus rein äufs erlichen G rü n d en k a n n m a n im Zweifel s e in , ob d a s te ch n isch e rz e u g te Eisen in d a s a n o r g a n i s c h e o d e r o rg a n i s c h e G ebiet g e h ö rt. Es ist j a im allgem einen eine L e g ir u n g des Eisens m i t ein er Eisenkohlenstoff­

v e rb i n d u n g , u n d K o hlenstoffverbindungen geh ö ren in die o rg a n isc h e Chemie. Die bereits a n g e d e u t e te n E r s c h e i n u n g e n im E isen infolge des T e m p e r a t u r ­ w echsels e r i n n e r n leb h aft an eine A rt L eb en sth ä tig - keit d e r n ie d r ig ste n Stufe. Verfolgen w ir z. B. die A e n ­ d e r u n g e n i n n e r h a lb ein es S tü c k c h e n s k altgezogenen E i s e n d r a h t e s . * S c h o n bei g erin g fü g ig e r E r w ä r m u n g m a c h t sich bei e t w a 2 5 0 bis 3 0 0 0 C. ein voll­

s t ä n d i g e r W e c h s e l d e r E ig en sch a ften geltend, das Eisen g e h t d u r c h die Zone des B la u b r u c h s h i n ­ d u r c h . Bei w e ite r ste ig e n d e r T e m p e r a t u r ver­

k ürzen sich die infolge des Kaltziehens l a n g ­ g e s t re c k t e n E is e n k ö r n e r u n t e r T h e i l u n g , so dafs von d e r u rs p rü n g li c h e n S tr e c k u n g u n d S c h ic h t u n g d e r K ö r n e r n u r no ch die le tztere bleibt. Bei w eite r e r E r w ä r m u n g sc h w in d e t a u c h diese. Bei e t w a 7 0 0 0 C. treten im D r a h tm a te r ia l K räfte auf, w elche ein en vollständig en in n e r e n U m b a u b e ­ w irken. Dieser se tzt sich fort bis zu ein er oberen G r e n z e , die je n a c h d e m K ohle nstoffgehalt v e r­

ä n d e rlic h ist. Bei b e s t im m t e n W ä r m e g r a d e n ver­

liert d a s Metall die Eig enscha ft, d e r m a g n e t is c h e n K raft zu folgen, es h a t ein e a u s g e s p r o c h e n e M eta­

m o r p h o s e d u r c h g e m a c h t . Von ge w issen W ä r m e ­ g r a d e n a b s c h a r e n sich die kleinen, d a s Metall auf­

b a u e n d e n K ry stalle zu gröfseren V e rb ä n d e n z u ­ s a m m e n , die Kry stalle w a c h s e n . Je n a c h der Art d e r A b k ü h l u n g w e r d e n diese V e rb ä n d e zum T h eil w ie d e r gelöst. A u ch bei E rh i t z u n g des

* Vergl. „Zeitschrift des Vereins deutscher In ­ genieure“ 1900 Nr. 14 und 16, E. He y n : Umwandlungen des Kleingefiiges bei Eisen und Kupfer u. s. w.

Kupfers tr e te n E rsc h e in u n g e n ä h n li c h e r A rt ein.

Man h a t es z. B. völlig in d e r H a n d , in n e r h a lb ziemlich w eit g ezogener G re nzen d en d a s Kupfer a u f b a u e n d e n Kry ställchen eine willkürliche Gröfse zu verleih en, je n a c h d e r E r h i t z u n g s d a u e r u nd d e m E r h it z u n g s g r a d e .

Im Verlauf so lc h e r U m w a n d l u n g e n k a n n es Vor­

k o m m e n , dafs d a s Metall in Z u s t ä n d e g elangt, in de nen es für u n s e r e p ra k t is c h e n Z w e c k e m e h r o d er w e n ig e r u n b r a u c h b a r ist. W i r k ö n n e n diese Z u s tä n d e als „ K r a n k h e i t s z u s t ä n d e “ a n s e h e n . Es sei z. 13. a n die B la u b rü c h ig k e it des Eisens erin n e rt.

Auch d e r H in z u tr itt g e ri n g e r M engen von F r e m d ­ k ö rp e r n , die m a n als Gifte a n s e h e n k a n n , b e ­ w irkt u n te r U m s t ä n d e n K ra n k h e it s e rs c h e in u n g e n . So rufen z. B. aufs e ro rd e n tlic h ge rin g e Mengen W a s s e rs t o ff im Eisen u n t e r b e s o n d e r e n V erhält­

nissen s e h r erheblic he S tö r u n g e n he rv o r .* Beide K ra n k h e it s e rs c h e in u n g e n sind d u r c h geeig ne te Be­

h a n d l u n g h eilb ar. E s gie bt a b e r bei Metallen au ch K ra n k h e it s z u s t ä n d e , w e lc h e u n h e il b a r sind, es sei denn, dafs d a s Metall völlig u m g e s c h m o l z e n und in g e e ig n e te r W e is e b e h a n d e l t w ird .

Ein e K ra n k h e it des Eisen s, d a s s o g e n a n n t e

„ V e r b r a n n t s e i n “ dieses Metalls, ist in d e r P ra x i s ziemlich b e k a n n t. Ich b e s c h r ä n k e m ich im F o lg e n ­ den d a r a u f , diesen K r a n k h e it s z u s t a n d für das kohlenstoffärm ste Flufseisen, w ie es im Kesselbau, für E ise n c o n s tru c tio n e n , für die H e rs t e llu n g von D r a h t u. s. w. v e r w e n d e t w ird , ein er B e sp re c h u n g zu u n te r z ie h e n u nd schicke v oraus, dafs die ge­

w o n n e n e n E rg e b n is s e n ic h t u n m i t t e l b a r a u f kohlen­

stoffreicheres Eisen ü b e r t r a g e n w e r d e n dürf en.

W e n n a u c h die T h a t s a c h e b e k a n n t ist, d afs „v er­

b r a n n t e s “ Eisen m i n d e r w e r t h i g ist, so ist m a n doch ü b e r die U rs a c h e n , w e lc h e die E r s c h e i n u n g b e d in g e n , nic ht klar, u n d m a n gie bt sich m e ist d e r H off nung hin, dafs d a s „ V e r b r e n n e n “ des kohlen s to ffarm en Flu fseis ens u n t e r so a b n o r m e n V erhält nissen eintritt, w ie sie im h ü tt e n m ä n n i s c h e n Betrieb au sg e s c h lo ss e n sind. In w ie w eit diese H offnung b e re c h t ig t ist o d er nic h t, w ird sich aus d e n folgenden V ersu ch en erg e b e n .

Z u n ä c h s t sei fe stgestellt, dafs im F olgenden fü r die e r w ä h n t e E r s c h e i n u n g d e r A u sd ru ck

„ U e b e r h i t z u n g “ g e b r a u c h t ist. D er A u sd ru c k

„ V e r b r e n n e n “ ist v e rm ie d e n , weil d a m i t die Vorstellung e in er c h e m i s c h e n V e r ä n d e r u n g des Materials, in s o n d e rh e it e in er A u f n a h m e vo n S a u e r ­ stoff verknüpft ist. D e r V o r g a n g d e r U e b e r ­ h i t z u n g ist rein phy sik alisch er N a tu r, w ie w e ite r u n te n gezeigt w ird .

E s sind w ie d e rh o lt Fälle b e o b a c h t e t w o rd e n , dafs K essel blech , d a s bei d e r c h e m i s c h e n U n t e r ­ s u c h u n g und bei d e r Z e rreifsp r o b e n ich ts A u f­

fälliges e rk e n n e n liefs, d e r m a f s e n sp r ö d e w a r , dafs es m it einem H a m m e r s c h l a g z e r t r ü m m e r t w e r d e n

* Ledebur: Die Beizbrüchigkeit des Eisens, „Stahl und Eisen“ 1887 S. 681, 1889 S. 745. Heyn, Eisen und Wasserstoff, „Stahl und Eisen“ 1900 Nr. 16 und 17.

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15. November 1902. Krankheitserscheinungen in Eisen und Kupfer. Stahl und Eisen. 1229 konnte . Ich b e k a m u. a. einen W a l z d r a h t von

etw a 2 0 m m D u r c h m e s s e r in die H ä n d e , der sc h o n beim H eru n te r fa lle n a u f den F u fs b o d e n e n t ­ zwei g e g a n g e n w a r , o h n e dafs die g e b rä u c h l ic h e n U n te r s u c h u n g s v e r f a h r e n A ufs chlufs g e geben h ä tte n . Meist zeigte d abei der B ru ch g ro b e s Korn , doch ist die Gröfse des B ru c h k o rn s n ic h t no th w e n d ig e r - weise p roportional d e r b e o b a c h t e te n S prö digkeit.

Meist e r g a b sich a u c h u n t e r d e m Mikroskop, dafs die d a s Eisen in d e m betr. Z u s ta n d e au fb a u e n d e n Kry stalle e rh e b lic h e A b m e s s u n g e n h a tt e n ; indessen stellte sich bei n ä h e r e r U n te r s u c h u n g h e r a u s , dafs d ies er U m s t a n d k ein es w eg s als u n trü g lich es K e n n ­ zeic hen d e r K ra n k h e it gelten k a n n .

Die Kaiserliche W e r f t W il h e lm s h a v e n ü b e r g a b d e r Königl. m e c h a n . te c h n i s c h e n V ersu ch san s talt in G h a rlo t te n b u r g vor ein iger Zeit ein Kesselblech, w elc hes die a n g e g e b e n e K r a n k h e it in h o h e m Mafse besaf s, so dafs T heile des Bleches an einzelnen

■ Stellen m it d e m H a n d h a m m e r a b g e s c h l a g e n w e rd e n k o n n te n . Die A nstalt erhielt den A uftr ag, die U r s a c h e d e r E rs c h e i n u n g festzustellen. D er s i c h e tste W e g in so lchen Fä llen ist der, dafs m a n ver­

su c h t, die E r s c h e i n u n g w illkürlic h herv o r z u ru fe n . H ie rbei e n ts ta n d a b e r z u n ä c h s t die N othw endig- kcit, ein V erfahren a u sz u a r b e ile n , d a s ein e ziffer- m äfsige F e stste llu n g des S p rö d i g k e it s g ra d e s g e ­ stattete . Z u dies em Z w eck e w u r d e n folgen de V erfah ren a u f ih r e B ra u c h b a r k e i t hin geprü ft.

a) Z e rreifsp r o b e (E r m it tl u n g d e r S tr eck g ren ze, ffr 3 [ B r u c h g r e n z e , B r u c h d e h n u n g , Q u e rs c h n i tts ­

v e rm in d e r u n g ).

b) Bie geprobe m it u n verletz ten S tä b e n u n t e r r u h i g e r B e a n s p r u c h u n g .

c) B iegeprobe m i t e in g e k e rb te n S t ä b e n u n te r ru h i g e r B e a n s p r u c h u n g .

d) S c h la g b i e g e p ro b e am nich t e in g e k e rb te n S tab e.

e) S c h la g b i e g e p r o b e a m ein g e k e rb te n S tab e.

Bei d e r B e u rth e ilu n g d e r E rg e b n is s e dieser P rü f u n g s v e r f a h r e n w a r n o c h eine Sch w ierig k eit zu be rü c k s ic h tig e n , die bei ih r e r N ic h tb e o b a c h tu n g zu T ä u s c h u n g e n V e ra n la s s u n g giebt. D as zür U n te r s u c h u n g v orlie gende Blech w a r n ä m lic h aus

Abbildung 1.

zwei vers c h ie d e n e n Z o n e n a u f g e b a u t (vgl. A bb. 1).

Die beid en ä ufs eren o d e r B an d -Z o n e n s t i m m t e n in i h r e m Gefüge üb e re in . Die in n e r e o d e r Kern- Zone zeigte d e n R a n d z o n e n g e g e n ü b e r w e s e n t ­ liche Gefiigeu nlerschiede. Die Dicke u n d A n ­ o r d n u n g d e r Z onen w a r im g a n z e n Blech u n ­ v erän d erlich . D a m it e r g a b sich die N o th w en d ig - keit, die P r o b e s t ä b e für die einzeln en u n te r a bis e a u fg efü h rten V erfah ren a u s R a n d - u n d Kern- Z o n e g e tr e n n t zu e n tn e h m e n , u n d d a d u r c h w a r die B e d in g u n g gestellt, die Dicke d e r P ro b e s t ä b e kle iner als 5 m m zu w ä h le n .

Die E r g e b n is s e d e r P r ü f u n g s v e r f a h r e n a bis c si nd in d e r folgenden T a b e lle z u s a m m e n g e s te ll t.

Material - zustand

Entnahme­

stelle der Probe

a Zerreifsprobe

b Biegeprobe am unverletzten Stab.

Ruhige Beanspruchung.

c Biegeprobe am eingekerbten Stab.

Ruhige Beanspruchung.

«s*

kg /q m m

,fii*

k g /q m m

A * ^ s .

<*J3

Blcgc- winkel 1

B ie g e ­ g rö fse *

B iege- w ln k cl

B iege- g rö fse *

Rand 23,1 33,5 22,1 69 180 100 90 23

Kern 19,5 32,G 23,1 60 180 100 144 38

Geglüht bei / Rand 13,9 29,3 29,9 48 180 100 180 56

750° C. \ Kern 17,1 31,7 27,1 54 180 100 174 51 _

Spannung an der Streckgrenze. <; = Spannung an der Bruchgrenze. Bruchdehnung bei 100 mm Mefslänge. Biegegröfse == 50 a, wobei a die Dicke des Stabes, p der Biegeradius in der neutralen Faser.

A us d e r Z u s a m m e n s t e ll u n g g e h t h e rv o r , dafs die P r ü f u n g s v e r f a h r e n a u n d b keinen Mafsstab für die S p rö d ig k eit liefern k ö n n e n , d a sie für d a s Material im A n lie f e ru n g sz u s ta n d e trotz s e in e r u n ­ v e r k e n n b a r h o h e n S p rö d ig k eit verhältn ifsm äfsig zufr ie denstellende W e r t l i e liefern. V e rfah ren c e r­

gab s c h o n b r a u c h b a r e r e A n g a b e n , i m m e r h i n b ri n g e n die d a m i t g e w o n n e n e n Z a h l e n w e r t h e die off enbar v o r h a n d e n e S p rö d ig k eit des B le c h m a te ri a ls noch n ic h t g e n ü g e n d z u m A u sd ru ck .

V erfahren d fü h r t n u r bei g e n ü g e n d grofser S ta b d ic k e zu m Ziel. A lsd a n n k a n n ein S ta b aus ein e m Material von d e r S p rö d ig k e it des eingelieferten Kesselblechs beim B ie geversuch d u r c h einen S c h la g mit d e m H a n d h a m m e r z u m plötzlichen B ru ch g e ­ b r a c h t w e r d e n . W e g e n d e r Z o n e n b il d u n g rnufsten a b e r die S ta b a b m e s s u n g e n klein g e n o m m e n w e r d e n ; es w u r d e n S t ä b e von 6 X i n i m Q u e rs c h n i tt und (JO m m L ä n g e g e w ä h lt. W e g e n d e r gerin g en

| Dicke von 4 m m liefsen sich die S t ä b e m i t, d em

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1230 Stahl und Eisen. Krankheitserscheinungen in Eisen und Kupfer. 22. Jahrg. Nr. 22.

Abbildung 2.

H a n d h a m m e r o h n e Rifs z u r Schleife z u s a m m e n ­ s c h l a g e n . In diesem Falle ist also V e rfah ren d a u c h n ich t geeig net. N a c h lä n g e r e n V ersuchen

w u r d e V e rfa h re n e, die S chla gbiegepro - be a m e ingeke rbten S ta b als b r a u c h b a r für den vo rlieg en ­ d e n Z w eck e r m i t ­ telt. D i e A r t d e r K er­

b u n g e rg i e b t sich aus Abb ild. 2 . Sie w u r d e d u r c h H o ­ beln m it einem F o r m s t a h l erzeugt.

D er S ta b w u r d e n a c h Abbild. 3 im S c h r a u b s to c k ein ­ g e s p a n n t . An d e r m i t Pfeil bezeich- ne te n Stelle w u r d e n a u f d e r g ek erb ten Seite des S ta b e s S c h lä g e m i t d e m H a n d h a m m e r a u s ­ g e ü b t u n d z w a r so lange, bis Bie gung u m 9 0 ° erfolgt w a r , d e r S ta b also die jn A b b ild u n g 3 p u n k ti r t g ezeichnete L ag e a n g e n o m m e n h a tt e . D as Z u rü c k b ie g e n defe S ta b e s in die G e ra d e g e sc h a h zw isch en d e n S c h r a u b s to c k b a c k e n e n ts p re c h e n d

A b b ild u n g 4 . D a r a u f erfolgte, w e n n bis d ah in Bruch n ich t e in g e tre te n w a r , W i e d e r e in s p a n n e n n a c h A b b ild u n g 3 u. s. w . Die S c h lä g e w u r d e n i m m e r a u f die ge k e rb te S ta b s e it e ge fü h r t. D er V o rg an g w u r d e so oft w iederholt, bis B ru c h ein ­ t r a t . Je d e B ie gung des S ta b e s u m 9 0 ° u n d je de Z u rü c k b ie g u n g in die G e ra d e w u r d e als je eine Bie gung gezählt. Die Z a h l die ser B ie gungen bis z u m erf olg te n B ru c h

o d e r bis ein leichte r F in g e r d ru c k gen ü g te, u m d en Z u s a m m e n ­ h a n g d e r S ta b h ä l ft e n zu lösen, ist als B i e g e ­ z a h l Bz bezei ch net.

D as e in g e s a n d te B lech m aterial e rg a b an d en sp rö d esten

Stellen des Bleches die Bie gezabl 0 bis ' / 2, d. h. d e r S ta b w u r d e beim ers ten S c h la g mit d e m H a m m e r vo llk o m m e n a u fg e k la p p t o d e r die o b e re S ta b h ä l ft e s p r a n g fort. Die P r o b e e r g a b also ü b e r e i n s ti m m e n d e E rg e b n is s e m i t d e m Vor­

ve rs u c h , bei w e lc h e m H a m m e r s c h l ä g e ge g e n das Blech m i t s e in e r u r s p r ü n g li c h e n Dicke geführt w u r d e n .

Die d u rc h s c h n itt li c h e n W e r t h e für BZi w elc he a n vers c h ie d e n e n Stellen d e r Blechtafe l u n d in vers ch ied en en Z onen v o r u nd n a c h d e m Glü hen er h a l te n w u r d e n , sind fo lg e n d e :

Abbildung 4.

An den sprödesten Stellen: An den weniger spröden Stellen A nlieferung: |

Kurze Zeit bei f 1000 bis 1117° C.

geglüht. (

E and:

K e rn : Rand:

K e rn :

Bz : o bis '/a. Bruch sehr grobkörnig.

Desgl.

Biegung bis 90° rifsfrei; nicht weiter geprüft.

Biegung bis 90° rifsfrei; bei 90° beginnende Rifsbildung. Nicht weiter geprüft.

Bz = 2. Bruch matt.

Desgl.

“ g | Bruch matt.

Die Z u s a m m e n s t e ll u n g erg iebt, dafs d u r c h ge­

eignetes G lühen die S prödigkeit des eingelieferten Ble ches e rh e b lic h v e r m i n d e r t w e r d e n k onnte, w a s d u r c h die s p ä t e r e n V e rsu c h e b estätig t w ird . Des w e ite r e n g e h t a u s o b ig e n Z a h le n h erv o r , dafs im V e r h a lt e n vo n R a n d - u n d K ern zo n e w e s e n tl ic h e V ersch ied en h eiten auftreten k ö n nen. D a n u n au f s e r d e m n o c h die S p r ö d ig k e it d e r Blechtafel a u c h in n e r h a l b ders elb en Zone v e rs ch ied en ist, w u r d e d e r V ersuch, die S p rö d ig k eit künstlich zu erzeu g en , z u n ä c h s t n ic h t m i t d e m Material des ein ­ g e s a n d t e n K esselble chs a u s g e f ü h rt, s o n d e r n mit einem g e w a lz te n V ie rk a n tsta b (kur z als S 6 6 0 b e ­ zeic hnet) aus b a s i s c h e m Mar tinilufseisen von 2 6 X 2 6 m m Q u ersch n itt. D as Material w a r s e h r g l e i c h a r t i g ; n u r in d e r Mitte des Q u e r­

s c h n i tt s w a r a u f e in e m s e h r e n g b e g re n z te n R a u m die s c h w a c h e A n d e u t u n g ein er K e rn z o n e e rk e n n b a r . A us d ie ser Stelle w u r d e n bei den fo lgenden V er­

s u c h e n keine S t ä b e e n tn o m m e n , es k a m i m m e r n u r die ä u fs e re dicke R a n d z o n e z u r V erw e n d u n g ,

die bei den zahlreichen V ers uchen im A nlieferu n g s­

zu s t a n d i m m e r die Biegezahl B,. = 3 ! /2 ergab . Z u m Vergleich folgt h i e r u n t e r die c h em isch e Z u s a m m e n s e t z u n g d e r beiden M a te ria lie n :

K esse lb le c h d e r K a is e rl. W e rft.

R a n d K e rn

C ... 0,03 0,04

S i Sp. Sp.

M n ... 0,27 0,28 P ... 0,016 0,028 S ... 0,02 0,05 C u ... 0,08 0,09

F lu fse lsen S 660

0,07 0,06 0,10 0,01 0,02 0,015 A us d e r A naly se des K esselb lech es sow ie au s d e r T h a t s a c h e , dafs die S p rö d ig k e it d u r c h ge­

eig netes A u sg lü h e n beseitigt w e r d e n k o n n te , geht mit S ic h e r h e it hervor, dafs die im A n lief eru n g s­

z u s t a n d b e o b a c h t b a r e S p rö d ig k eit n ic h t in der c h e m i s c h e n Z u s a m m e n s e t z u n g b e g r ü n d e t ist, s o n ­ d e r n d u r c h eine physikalische B e h a n d l u n g e r­

zeugt w u rd e .

Cytaty

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