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Stahl und Eisen, Jg. 33, No. 50

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Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. B e u m e r, GesdiältslGhrer der Kordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Elsen- und Stahl-

industrieller.

S T A H L m i M

ZEITSCHRIFT

Leiter des technischen Teiles T r . - J n a . 0. P e t e r s e n ,

stellvertr. GeschäftsfGhrer des Vereins deutscher

ElsenhGttenleute.

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN.

N r . 5 0 . 11 . D e z e m b e r 1 9 1 3 . 3 3 . Jahrgang.

AUFRUF

zur Errichtung eines Bism arck-N ational-D enkm als auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück - Bingen.

/'" ^ e d a n k e n und E rinnerungen führen uns ein Jahrhundert zurück, in jene T a g e , so ü b erreich an Sturm und S ieg, an O p fe rn und H eld en tu m , an lo d e rn d e r B e ­ geisterung und flam m en d er V aterlan d sliebe, da sich unser V o lk erh o b zur

B efreiu n g v o m Joch des E r­

oberers. Z u vaterlän dischem Tun rufen uns diese Er­

innerungen a u f; h oh en v a te r­

ländischen Flug g e b e n diese G e d a n k e n unserem W o lle n . Z u g em e in sa m e r T a t sollen die E n kel d e r H eld en d er B efreiu n gskriege zusam m en­

treten.

D as höchste G u t, für das unsere V ä te r und G ro ß v ä te r freudig ihr H erzblut h in ge­

g e b e n h ab en — uns ist es zu­

teil g e w o r d e n : das g e e in te ,

m ächtige D eu tsch e Reich. D e s deutschen V olkes D an k gilt es jefet darzubringen d em G e w a ltig e n , der, ein treu er deutscher D ie n e r seines H errn, uns die Einheit gesch affen hat.

A u f B e rg e sh ö h e soll ein M al erstehen , w ürdig d es g rö ß ten S o h n e s, den eine deutsche M u tter gebar.

S oll das D en km al ab er Bismarcks w ürdig sein, so muß die gan ze N ation teiln eh ­ m en an d er E rrichtung des W e rk e s. A lle D eu tsch en , aus allen S täm m en und aus allen G a u e n , und auch d ie , die fern vo n d er H eim at, in frem d en Landen, sich ein d eutsches H erz b e ­ w ah rt haben , sie m üssen sich einig und einm ütig zusam ­ m en sch ließen im G e d e n k e n an das, w as er für alle g e ­ tan hat.

W ie er den W u st des N eb en säch lich en vo n sich w e g g e sc h o b e n , w ie er alles T re n n e n d e und H e m m e n d e g em eistert und g ezw u n g en , so w o lle n au ch w ir einhellig zusam m enstehen, die V o ll­

endung des D en km als zu sichern, ln Seiner N e u b e a r­

beitung p aßt sich d er Kreissche E ntw urf d er schön g e fo rm te n B erglinie der Elisen­

höh e reizvoll an. D e r E n tw u rf ist b ereich ert

um den vo n S äulen u m g e b e n e n H o f, d er

die Scharen aufn eh m en soll, die zu d er

deu tschen W e ih estä tte am Rhein w allen

w e rd e n , um sich d o rt in vaterlän discher

(2)

B egeisteru n g zu erh eb en aus des W e rk ta gs greisen H eld enkaisers in erster Linie Bis- E inerlei. D e r Bism arck L ed erers, ein e G e - m arcks u reig en es W e rk ist. InerhabenerRuhe stalt von unvergleichlicher W irku ng, blickt hält e r g e treu lich die W a c h t am Rhein;

zu uns herab als W a rn e r v o r deutscher Z w ie - in sein er H ut ist die G erm an ia geborgen.

tracht, als M ahn er zu d eutscher E in heit und W e r deutsch den kt und fühlt, wird freu- zu d eutscher T re u e . H inüber schaut er zu dig

ä n d e r n g r o ß e n

W e rk e mitwirken wollen.

d er G e rm a n ia , die n ach den W o r te n d es D eu tsch e, h elft zu deutscher Tat!

D e r E h ren v o rsi^ en d e :

D r. vo n B eth m an n H o llw e g , R eichskan zler, Berlin.

D e r V o r sta n d :

D r. B eu m er, L an d ta g sa b g e o rd n e te r, D ü sseld o rf, V o rsitzen d er;

D r. C le m e n , G e h . R eg.-R at, P ro fesso r, B o n n ; D r. vo n S ch w a b ach , Generalkonsul, Berlin;

H agen , K o m m erzien rat, K ö ln ; Falk, Justizrat, K ö ln ; N eff, Bürgerm eister, Bingen;

P e te r, G e n e ra lse k re tä r, K ö ln ; B o d e , R egieru n gsbau m eister, Kreuznach.

Für d e n V o r sta n d sb e ir a t:

F reih err vo n R heinbaben , Staatsm inister, O b e rp rä s id e n t d er Rheinprovinz, Koblenz, Vor­

sitzender; zur N e d d e n , R egieru n gsp räsid en t a. D ., K o b le n z; F reiherr vo n

T h ü n g e n ,

Würzburg.

sind zu sen d en a n : Beiträge

B ankhaus S. B le ic h r ö d e r , B erlin W 8 , B ehrenstraß e 63 , P ostsch eckk on to Hr. 493.

G e s c h ä fts s te lle zur E rrich tun g ein es B ism a rck -N a tio n a E D en k m a ls, K öln, H a n sa rin g l l 1-

P ostsch eckk on to N r. 12910.

2051) Stahl und Eisen. Aufruf.

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11. Dezembor 1913. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. Stahl und Eisen. 2051

B e r i c h t

über die

H auptversam m lung des V ereins deutscher E isenhüttenleute

am S on ntag, den 30. N o v em b er 1913, m ittags 1 U hr,

in d e r S t ä d t i s c h e n T o n h a l l e z u D ü s s e l d o r f .

T a g e s o r d n u n g : 1. G e s c h ä ftlic h e M itteilu n gen .

2. W a h len zu m V orstan d e.

3. U eb er d ie E isen e rz la g erstä tten in O b e rh esse n , die h eu tig en A u fs c h lü s s e und ih re zu k ü n ftige B e ­ d e u tu n g . V ortrag von B ergrat K ö b r i c h , Darm stadt.

4. W e ltw ir tsc h a ftlic h e P ro b le m e O sta sie n s. Vortrag von P ro fe sso r Dr. phil. L. v o n W i e s e u n d K a i s e r s w a l d a u , D ü sseld o rf.

D er V orsitzende, K om m erzienrat j ö r . ^ n g . h. c. D. Sc.

F. Springorum,

leitete die Versammlung gegen l 1/ , U hr m it folgender Ansprache e i n :

Meine H erren 1 Ich eröffne die heutige Versammlung und heiße Sie alle im Kamen des Vorstandes herz­

lich willkommen. E s ist m ir eine besondere Freude, wieder eine große Zahl von Ehrengästen liier zu begrüßen, besonders die H erren V ertreter der Behörden, an ihrer Spitze den Oberbürgermeister dieser gastlichen S tad t, H errn Dr. O eliler. W eiter begrüße ich herzlich die V ertreter der uns befreundeten Vereine und Verbände sowie der Technischen Hochschulen und Bergakademien. Besonders freue ich mich, auch H errn R eichsrat ®r.*Si>9. v o n M ille r , den Schöpfer und Leiter des Deutschen Museums in München, hier zu sehen.

Ferner sind aus Anlaß des vorgesehenen Vortrages über „W eltwirtschaftliche P ro b lem e. Ostasiens“ einige V ertreter von K orporationen anwesend, die an der wirtschaftlichen und kulturellen Entw icklung Chinas interessiert sind. Auch diese H erren heiße ich herzlichst willkommen.

Indem ich nunm ehr zur Erledigung des P u n k t e s 1 d e r T a g e s o r d n u n g „Geschäftliche M itteilungen“

schreite, stelle ich zunächst fest, daß die Entwicklung des V e r e in s d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e in dem zur Neige gehenden J a h r stetig war, und daß sich die V ereinstätigkeit lebhaft gestaltete.

Die M i t g l i e d e r z a h l unseres Vereins ist weiter im Wachsen begriffen; sie beläuft sich heute auf 5750 gegen 5630 zur Zeit unserer letzten Hauptversam m lung im Mai dieses Jahres. Nach den bereits vorliegenden Anmeldungen werden wir im nächsten Ja h re in das sechste Tausend eintreten, d. h. m ehr als das Doppelte unserer Mitgliederzahl vor zehn Jahren erreichen. Unsere Z w e ig v e re in e im Osten und Westen entwickeln sich ebenfalls in erfreulicher Weise.

E ntsprechend der gestiegenen Mitgliederzahl ist auch die Auflage der V e r e i n s z e i t s c h r i f t „S tah l und Eisen“ gewachsen; sie beträgt heute 8500. Ueber dieses äußerliche W achstum hinaus h at die Zeitschrift dank der rührigen T ätigkeit unserer R edaktion auch an innerem W erte infolge sorgfältiger Bearbeitung ständig zugenommen.

Seit der letzten H auptversam m lung h a t der Tod wiederum reiche E rn te unter den Unseren gehalten;

er h a t auch eine Reihe von Männern abgerufen, die bei der neueren kraftvollen Entw icklung unserer Eisen­

industrie im ersten Gliede gestanden und gekäm pft haben. Vor wenigen Wochen erst verloren wir unser Ehrenm itglied F r i t z A s th ö w e r senior. Seitdem er in unserem Verein vor 32 Jahren über Stahlformguß zuerst berichtet h a tte , h a t er kaum je bei unsern Vorstands- und H auptversam m lungen gefehlt. N icht m inder vermissen wir in unsern Reihen unser treues Vorstandsmitglied A u g u s t H a a r m a n n , dessen klaren und lehrreichen A usführungen über den eisernen Oberbau wir liier so häufig lauschen durften, dessen hohe Fähig­

keiten als H ü tten- und Bergm ann, dessen zähes Aushalten unter den schwierigsten Verhältnissen wir be­

w undert haben. N icht nu r wegen ihrer hervorragenden Fachkcnntnisse, sondern auch wegen ihrer vortreff­

lichen persönlichen Vorzüge beklagen wir den Verlust beider M änner auf das schmerzlichste.

Die Namen F ritz Asthöwer und August H aarm ann, denen sich noch solche wie G u s t a v H ilg e n s t o c k , W ilh e lm K o llm a n n - B i s m a r c k h ü t t e , W ilh e lm B r ü n i n g h a u s und Dr. v o n C a ro anschließen, werden in der deutschen Eisenindustrie für imm er fortleben. Lassen Sie uns das Andenken dieser und aller unsrer in der Zwischenzeit heimgegangenen Mitglieder ehren, indem wir uns von den Sitzen erheben. —

D er E r w e i t e r u n g s b a u d e s G e s c h ä f t s h a u s e s , über den ich bereits bei der vorigen H auptver­

sam m lung berichtete, ist inzwischen fertiggestellt und von unserm Verlag Stahleisen und der Bibliothek in B enutzung genommen worden. Ein Teil des Kellergeschosses ist dem Verein deutscher Eisenportlandzem ent­

werke mietweise überlassen worden, der dort seine P rüfungsanstalt eingerichtet hat.

Die A u s s c h m ü c k u n g d e s S i t z u n g s s a a le s ist nunm ehr nach E infügung des für uns von dem K unst­

m aler H a n s K o h ls c h e in , Düsseldorf, geschaffenen Gemäldes „Die Eisenindustrie huldigt dem Genius Bismarcks“ ebenfalls vollendet.

(4)

2052 Stah l und Eisen. Bericht über die Hauptversamm lung vom 30. November 1913. 33. Jahrg. Nr. 50.

Unsrer B i b li o t h e k ist es durch den Erweiterungsbau möglich geworden, sich zweckmäßiger einzu­

richten und insbesondere die Bücher und Zeitschriftenbände noch übersichtlicher als bisher und so weitläufig aufzustellen, daß eine Umordnung auf längere Zeit hinaus vermieden werden kann. Die Benutzung der Bibliothek nimmt fortgesetzt zu; die Zahl der Lesesaalbesucher hat im laufenden Jahre schon bis heute die des Vorjahres wesentlich überschritten. Ebenso beweist eine Reihe von Geschenken, durch die sich der Druck­

schriftenbestand der Bibliothek nicht unerheblich vermehrt hat, erneut das erfreuliche Interesse weiter Kreise an der Entwicklung unserer Bücherei. Den Beteiligten auch an dieser Stelle herzlich zu danken, ist mir eine angenehme Pflicht. Der mehrfach an uns herangetretene Wunsch nach einem gedruckten Bücher­

kataloge wird von der Geschäftsstelle als sehr berechtigt g eteilt; wenn er bislang noch nicht erfüllt ist, so liegt dies daran, daß einerseits die rasche Entwicklung unsrer jungen Bücherei dies nicht zuließ und anderer­

seits die Vorarbeiten für einen solchen Katalog zeitraubender sind, als gewöhnlich angenommen wird.

Die Vereinstätigkeit hat auch im vergangenen Jahr durch die Arbeiten der F a c h k o m m issio n e n weiter eine erfreuliche Entwicklung und Vertiefung erfahren. Ueber die zahlreichen und interessanten Arbeiten der Kommissionen ausführlich zu berichten, muß ich mir an dieser Stelle versagen, ich möchte Ihnen aber doch einen kurzen Ueberbliek geben:

Von der H o c h o fe n k o m m is s io n wurde bereits auf der Hauptversammlung im Frühjahr d. .1. berichtet, daß sie für den 13. und 14. Juni eine T a g u n g in L u x e m b u r g u n d E s c h vorhabe. Die Kommission hat am 13. Juni in Luxemburg eine Sitzung abgehalten und am 14. Juni in Esch die Hochofenanlage der Vereinigten Hüttenwerke Burbach-Eich-Düdelingen sowie die AdoU-Emil-Hütte der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien- Geselischaft besichtigt. In der Sitzung am Vortage waren einführende Berichte über die beiden Werke er­

stattet worden, so daß sich die Besiclitigungsreise zu einem für die zahlreichen Teilnehmer sehr anregenden;

Unternehmen gestaltete.

Eine weitere V e r s a m m lu n g hielt die Hochofenkommission am 3. N o v e m b e r hier in Düsseldorf ab.

Es war auf Anregung der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller eine Besprechung der Frage eines E r s a t z e s d er 2 4 s t ü n d ig e n W e c h s c ls c h i c h t durch irgendein anderes geeignet erscheinendes Verfahren zur Beratung gestellt worden. Die zahlreiche Beschickung der Versammlung durch die Hochofenwerke ergab einen lebhaften Meinungsaustausch, der schließlich zu einem Beschluß führte, in dem die deutschen Hoehofemverke ihre Stellungnahme zu dieser Frage niedergelegt haben. Der Be­

schluß besagt:

„Die Frage einer etwaigen Neuordnung der Sonntagsruhe, insbesondere die Möglichkeit der Ab­

schaffung der 24stündigen Wechselschicht auf den Hochofenwerken, hat zu umfassenden und ein­

gehenden Verhandlungen zwischen diesen und dem Verein deutscher Eisenhüttenleute geführt. Ihr Ergebnis läßt sich dahin zusammenfassen:

1. Obschon die Bestrebungen, die 24stiindige Wechselschicht zu beseitigen, nicht von den beteiligten Arbeitern, sondern von anderen Kreisen ausgehen, die Arbeiter vielmehr mit den vor­

handenen Verhältnissen zu rechnen wissen und m it der gegenwärtigen Ordnung im allgemeinen durchaus zufrieden sind, wird der Fortfall der 24stündigen Arbeitszeit als wünschenswert betrachtet, sofern er für alle Beteiligten ohne einschneidende Störungen durchführbar erscheint.

2. Die mehrerorts im Deutschen Reiche gemachten Versuche, durch Einschieben von Hilfsmann­

schaften, Aenderuhg der Arbeitszeit usw. die 24stündige Sonntagsarbeit zu erleichtern, sind als für die Allgemeinheit undurchführbar anzusehen, bzw. können solche Abänderungen nur unter ganz bestimmten lokalen Voraussetzungen Anwendung linden.

Ob die ün Ausland unter anderen Voraussetzungen eingeführten Wechselschicht-Systeme auf deutsche Verhältnisse allgemein übertragbar sind, bedarf sorgfältiger Prüfung; die Versammlung erklärt sich ihrerseits bereit, in einer dazu einzusetzenden Kommission an solchen Prüfungen und Erhebungen teilzunehmen, und spricht die Erwartung aus, daß der Hochofenkommission des Vereins deutscher Eisenhüttenleute die Entsendung einer Reihe von Mitgliedern in diese Kommission über­

tragen wird.

3. Ln Hinblick auf die ungemein starke Verschiedenheit der in den einzelnen Hochofenbezirken obwaltenden Verhältnisse darf jedenfalls bei einer etwaigen gesetzlichen Neuregelung der Sonntags­

arbeit nur m it größter Vorsicht, vorgegangen werden.“

Die Arbeiten der Hochofenkommission, die V e r w e r tu n g d er H p e lio ie n s c h la e k e zu fördern, sind in der Berichtszeit m it unvermindertem Eifer fortgesetzt worden. Aus den zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiete sei nur erwähnt, daß die durch das Kgl. Materialprüfurigsamt vorzunehmenden Versuche zur Prä ung der Eignung der Hochofenschlacke zur Betonbcrcitung nunmehr in Angriff genommen worden sin . IU August und September des laufenden Jahres ist auf sieben ausgewählten Werken der verschiedenen s.?

Eisenbezirke eine große Reihe von Hochofenschlackenproben entnommen worden, die augenbhckhci c Kgl. Materialprüflingsamt ausgedehnten Versuchen nach verschiedenen Gesichtspunkten unterliegen. ^

Die Arbeiten des von der Hochofenkommission eingesetzten Unterausschusses zur Festlegung 5 R ic h t l i n i e n b ei E r z lie f e r u n g e n haben inzwischen ihren Abschluß gefunden in den von dem n erai

(5)

XI. Dezember 1913. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. Stahl und Eisen. 2053

schuß verfaßten und von der Hochofenkommission gebilligten „N orm en über d ie S tü c k g r ö ß e v o n E r z e n “. In diesen Normen sind bestimmte Benennungen und Abmessungen der einzelnen Größenklassen von Erzen festgelegt, die seitdem seitens der Hochofenwerke bei Erzbestellungen vielfach verwendet werden.

Auch die Arbeiten der K o k e r e ik o m m is s io n , bei der unser Verein bekanntlich Hand in Hand mit dem Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu Essen arbeitet, schreiten rüstig vorwärts. Am gestrigen Tage hat unter zahlreicher Anteilnahme die zweite Sitzung der Kommission statt- gefunden, in der wieder eine Reihe interessanter Fachberichte erstattet wurde. Die Berichte umfaßten sowohl wissenschaftliche Untersuchungen, wie Versuche über die Bildung von Ammoniak und Zyanwasserstoff bei der Steinkohlendcstillation, als auch praktische Fragen aus dem Kokereiwesen, wie Mischanlagen für Koks­

kohlen, Verdampfungsversuche an Kesseln mit flammenloser Oberflächenverbreimung u. a. m.

Die S t a h lw e r k s k o in m is s io n hat ihre letzte Sitzung im Mai d. J. in Georgsmarienhütte, verbunden mit einer Besichtigung der neuen Stahlwerksanlage des Georgs-Marien-Bcrgwerks- und Hüttenvereins, unter lebhafter Beteiligung ihrer Mitglieder abgehaltcn; die nächste Sitzung ist für Anfang kommenden Jahres in Aussicht genommen. Von den zahlreichen Arbeiten, welche die Stahlwerkskommission beschäftigen, kann die T e e r - und D o lo m itfr a g e als abgeschlossen betrachtet werden; eine Zusammenstellung der Ergebnisse auf Grund der von den Werken beantworteten Fragebogen wird zurzeit vorbereitet. — Der zur Behandlung der bedeutungsvollen Frage der S c lila c k e n c iiis c lilü s s e im S ta h l eingesetzte Unteraus­

schuß hat inzwischen einen Arbeitsplan aufgestellt und mit seiner Durchführung begonnen. Die Arbeiten zwecks Aufstellung von N o r m a lie n fü r V er su c h e an G a se r z e u g e r n sind soeben zum Abschluß gelangt.

Unter Mitwirkung von Herren aus dem Betriebe und dem Bau von Gaserzeugern sind Leitsätze für die Durch­

führung der Versuche und drei Tabellenvordrucke für die Ablesungen aufgestellt worden. Nachdem sich auch die Mehrzahl der Gaserzeuger bauenden Finnen zu der Anwendung dieser Normalien bereit erklärt hat, soll in einer demnächst erscheinenden Veröffentlichung in „Stahl und Eisen“ auf die Vorteile der Normen und ihren wesentlichen Inhalt hingewiesen und weiter sämtlichen Stahlwerken und den Gaserzeuger bauenden Firmen ein Abzug zugestellt werden. Es ist zu wünschen, daß die Bestrebungen bei den Beteiligten dann den nötigen Rückhalt finden, um den bisherigen etwas verworrenen Zuständen auf diesem Gebiet abzuhelfen.

Die früher gegebene Anregung, angesichts der außerordentlich großen Zahl von Formen und Abmessungen feuerfester Steine für den Stahlwerksbetrieb N o r m a lie n fü r f e u e r fe s te s M a te r ia l anzustreben, ist inzwischen weitcrverfolgt worden, indem die Stahlwerkskommission mit dem Verein der Fabriken feuerfester Produkte in Verbindung getreten ist; es soll zunächst versucht werden, Normalien für Ausgüsse, Stopfen und Stopfenrohre aufzustellen. — Eine Reihe von weiteren Fragen unterliegen zurzeit ebenfalls noch einer eingehenden Bearbeitung.

Ferner hat die Stahlwerkskömmission gemeinsam mit der W a lz w e r k s k o m m is s io n einige Fragen in Angriff genommen, die in das Arbeitsgebiet beider Kommissionen fallen, z. B.: Wahl der z w e c k m ä ß ig s te n B lo c k g r ö ß e mit Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit, denAbbrand, Schrottentfall und Kraftbedarf, d. h. die Gesamtwirtschaftlichkeit, üeberprtifung von Lieferungsbedingungen für Eisenlieferungen zu Hoch- und Brückenbauten, bei der zum Ausdruck kam, daß auf Grund technischer Vorgänge eine Abänderung, der bisher bestehenden Bestimmungen nicht gerechtfertigt sei, sowie über G r u n d la g e n fü r N a h tr a n s p o r t ­

a n la g e n , m it deren Beratung ein besonderer Ausschuß betraut wurde.

Die W a lz w e r k s k o m m is s io n hat in der Zwischenzeit seit dem letzten Bericht nicht wieder getagt;

eine Sitzung ist erst für Anfang des nächsten Frühjahres beabsichtigt.

Die Ergebnisse der im Aufträge der Kraftbedarfskommission, der Vorläuferin der Walzwerkskommission, von ®r.=#ng. J. P u p p e durchgeführten U n te r su c h u n g e n ü b er W a lz d r u c k u n d K r a ftb e d a r f b eim A u s w a lz e n v o n K n ü p p e l- , W in k e l-, [- und T - E i s e n in Peine sind durch eine kürzlich herausgegebene Broschüre der Oeffentlichkeit zugängig gemacht worden. Zur Erörterung verschiedener bei der Durchrechnung dieser Versuche entstandenen Fragen hat gestern eine Beratung des Arbeitsausschusses der Walzwerkskommission stattgefunden, die zur Annahme einer wesentlich verbesserten Rechnungsgrund- lage für die Bestimmung des verdrängten Volumens bzw. der Walzarbeit geführt hat, so daß durch eine ent­

sprechende Auswertung der bisherigen Versuche eine weitere Klärung über die wichtigen Walzvorgänge zu erwarten stellt. Auch die Auswertung der in W itk o w itz im Aufträge der Walzwerkskommission ausgeführten V e r s u c h e an B le c h - u n d P a n z e r p la t t e n s t r a ß e n , die fast beendet ist, dürfte wesentlich dazu beitragen.

Der A u ss c h u ß zu r F ö r d e r u n g d es G ie ß c r e iw e se n s hat am 11. September d. J. in Eisenach in Verbindung mit einer Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisengießereien die 20. V e r sa m m lu n g d e u t s c h e r G ie ß e r e if a c h le u t e veranstaltet, deren Tagesordnung eine Reihe interessanter Berichte auf­

wies. Der Ausschuß hat ferner die Frage des zweckmäßigsten Materials feuerfester S te in e fü r K u p o lö fe n in Bearbeitung genommen und hierüber eine Rundfrage bei Eisengießereien veranstaltet, deren Ergebnisse zurzeit ausgewertet werden. Weiter sind auf Veranlassung des Ausschusses zur F örderung des Gießereiwesens Untersuchungen hu Gange, die eine Klärung des Z u sa m m e n h a n g e s v o n S c h w in d u n g u n d G a t t ie ­

ru n g zum Ziele haben. ,

Zwischen dem Verein deutscher Eisengießereien und uns haben Verhandlungen stattgefunden, die das Verhältnis beider Vereine betrafen. Es kann daraus das Ergebnis festgestellt werden, daß an der gemeinsamen

(6)

2054 Stahl und Eisen. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. 33. Jahrg. Nr. 50.

Arbeit in dem Ausscluiß zur Förderung des Gießereiwesens wie bisher festgehalten werden, sowie auch, daß nach wie vor in den Gießereinummern von „Stahl und Eisen“ der Schwerpunkt für die Behandlung von gießereitechnischen Arbeiten liegen soll. Wir sind überzeugt, daß die langjährige Gemeinschaftsarbeit des Vereins deutscher Eisengießereien und unsres Vereins in dem vorgenannten Ausschuß auch weiterhin dazu dienen wird, der praktisch-wissenschaftlichen Ausbildung des Gießereiwesens frisches Leben zuzuführen und neue Bahnen zu zeigen. Unsrerseits wird um so lieber an dieser Entwicklung mitgearbeitet, als wir nach wie vor der Ueberzeugung sind, daß das Gießereiwesen untrennbar zum Eisenhiittenwesen gehört, und wir daher alle Veranlassung haben, auch dieses Gebiet weiter zu pflegen.

Die von dem Gießerei-Ausschuß begonnene Beratung über einen etwaigen A u s b a u d es a k a d e m isc h e n U n t e r r ic h t s fü r G ie ß e r e ile u t e an den Technischen Hochschulen und Bergakademien ist im Gange.

Der Verein deutscher Eisengießereien hat schon die notwendigen Unterlagen durch eine Umfrage gesammelt und wird sie Anfang nächsten Jahres zur weiteren Beratung vor den hierzu eingesetzten Unterausschuß bringen.

Die C h e m ik e r k o m m is s io n hat sich inzwischen weiter erfolgreich m it der eingehenden Untersuchung der V e r fa h r e n zu r M a n g a n b e s tim m u n g beschäftigt; sic hat die Prüfung des Chloratverfahrens ab- sehließen können, worüber ein Bericht für „Stahl und Eisen“ vorbereitet wird, und hat nunmehr die Unter­

suchungen des Persulfatverfahrens in Angriff genommen. Außer diesen laufenden Untersuchungen hat die Chemikerkömmission ihre Arbeit noch verschiedenen anderen Fragen, die in das Gebiet der Eisenhütten­

chemie fallen, zugewandt, so gemeinsam m it der Stahlwerkskommission der Analyse des Stahlwerksteers, in Gemeinschaft m it der Hochofenkommission chemischen und mineralogischen Untersuchungen über die Hoch­

ofenschlacke zwecks ihrer Verwendung zu Beton u. a. m. Die Untersuchungen sind teils abgeschlossen, teils noch im Gange. Für die Rechtskommission wurden einige Gutachten erstattet.

Die S c h w e lle n k o m m is s io n hat auch in der Berichtszeit ihre Arbeit zur Bekämpfung der auslän­

dischen Holzschwellen fortgesetzt. Unser Standpunkt in der Sache ist so oft erörtert worden, daß ich heute davon absehen kann, nochmals näher auf ihn einzugehen. Ich möchte nur darauf liinweisen, daß trotz der steigenden Holzeinfuhr nach Deutschland wachsende Klagen der Holzverbrauchcr bei uns über Mangel an heimischen Hölzern und deren Verteuerung laut geworden sind und daher aus diesem Grunde die eiserne Schwelle berufen sein dürfte, im modernen Eisenbahnbau eine weit größere Rolle zu spielen, als dies bisher der Fall war.

Die Arbeiten zur A u f s t e ll u n g v o n N o r m a lp r o f ile n fü r W e llb le c h e sind insoweit von Erfolg gewesen, als sämtliche in Frage kommenden Werke sich zur Mitarbeit bereit erklärt haben und auch eine Einigung auf eine Reihe von Profilen zustandegekommen ist. Die Veröffentlichung der Beschlüsse hat sich durch Beschaffung der notwendigen rechnerischen Grundlagen verzögert und wird erst im Laufe des nächsten Jahres erfolgen können.

Eine besonders erfreuliche Entwicklung haben auch die Arbeiten unserer R e c h ts k o m m is s io n ge­

nommen. Es würde zu weit führen, hier alle die zahlreichen Fragen zu berühren, die uns in ihrem Rahmen beschäftigt haben. Ich kann hier auf den in der gestrigen Sitzung der Kommission von Rechtsanwalt Dr. S c h m id t - E r n s t h a u s e n , Düsseldorf, erstatteten ausführlichen Jahresbericht verweisen, der in der nächsten Zeit durch „Stahl und Eisen“ der Oeffentlichkeit übermittelt bzw. den beteiligten Werken zugestellt werden wird, und den ich Ihrer eingehenden Aufmerksamkeit empfehle. Der Bericht wird ihnen ein Bild davon geben, welche Unsumme von Arbeit auf diesem Gebiete noch zu leisten ist, um die unserer Industrie so be­

ängstigend eng gezogene Schnürbrust der Gesetzes- und Verwaltungsvorschriften erträglicher zu machen.

Zugleich wird ihnen das Studium des Berichtes aber auch zeigen, daß die Rechtskommission in ihrem Vor­

gehen gegen übertriebene oder falsch angewandte Verordnungen usw. der Behörden schon recht beachtenswerte Erfolge erzielt hat.

Ueber die Ausgestaltung des p r a k t is c h e n J a h r e s fü r d ie S tu d ie r e n d e n d es H ü tte n fa c h e s hat in einer besonderen Kommission eine Besprechung stattgefunden, die voraussichtlich in der nächsten Zeit zur Aufstellung von entsprechenden Leitsätzen und Bestimmungen führen wird.

Seit dem letzten Geschäftsbericht ist zu den bisherigen Fachkommissionen noch eine weitere hinzuge­

kommen. Die Freunde der Geschichte des Eisenhüttenwesens haben sich zu einer h is t o r is c h e n Kom ­ m is s io n zusammengeschlossen, die heute vormittag im Vereinshause ihre Gründungs-Versammlung abgehalten hat. Das vielseitige Interesse, das man in jüngster Zeit der Geschichte der Technik entgegenbringt, und der schöne Verlauf dieser ersten Sitzung lassen hoffen, daß auch in dieser Kommission fernerhin recht Ersprießliches geleistet werden wird. —

Damit bin ich am Schlüsse meiner Mitteilungen über die Arbeiten unserer Kommissionen, und es verbleibt mir nur noch, Ihnen ganz kurz über die zahlreichen sonstigen Arbeiten der Geschäftsstelle zu berichten, die sich nicht im Rahmen dieser Kommissionen abgespielt haben. Dabei möchte ich zunächst eine Arbeit erwähnen, deren erfolgreiche Durchführung nur bei interessierter Unterstützung unserer Werke möglich ist.

E s hat sich nämlich seit langem als dringend erwünscht hcrausgestellt, eine Lücke in der Literatur über unsere Eisenindustrie auszufüllen, die in dem Mangel eines Nachschlagewerkes besteht, das er­

(7)

11. Dozombcr 1913. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. Stahl und Eisen. 2055

schöpfende Auskunft über die Erzeugung- und Kapitalverhältnisse, die leitenden Persönlichkeiten usw unserer sämtlichen Eisen- und Stahlwerke gibt. Unsere Wettbewerbsländer sind uns in richtiger Erkenntnis der Bedeutung eines solchen Buches längst mit solchen Nachschlagewerken vorangegangen.

Im Schöße unseres Vorstandes ist angeregt worden, diesem Beispiel zu folgen und die Geschäftsstelle mit der Herausgabe eines entsprechenden Buches zu betrauen. Einem Teil der Werke sind die Fragebogen, durch die die Grundlagen für das Buch herbeigeschafft werden sollen, vor einigen Tagen bereits zugegangen. Ich möchte auch an dieser Stelle im Namen des Vorstandes und der Geschäftsstelle dringend darum bitten, dem zu schaffenden „ H a n d b u c h der d e u ts c h e n E is e n - u n d S t a h lin d u s t r ie “ Ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und die erbetenen Angaben mit möglichster Genauigkeit zu machen.

Auf die umfangreiche sonstige Tätigkeit des Vereins möchte ich hier nicht näher eingehen. Um Ihnen aber wenigstens einen Anhalt zu geben, in welcher Richtung sich diese bewegt, nenne ich Ihnen einige dahin ge­

hörende Arbeiten. Es sind, in Gemeinschaft mit dem Verein deutscher Straßenbahn- und Kleinbahn­

verwaltungen, Untersuchungen im Gange über die Ursachen der Riffelbildung auf Straßenbahnschienen;

der Einfluß von Kupferzusätzen auf die Rostangreifbarkeit, von Eisen und Stahl usw. wird einer Prüfung unterzogen. Eine neue Auflage des deutschen Normalprofilbuches wird vorbereitet; eine weitere, die nun­

mehr neunte Auflage der Gemeinfaßlichen Darstellung des Eisenhüttenwesens, befindet sich in Vorbereitung, u. dgl. mehr. Weiter ist die Geschäftsstelle an zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten verschiedener Ver­

bände beteiligt. Es seien genannt: die Technische Kommission der Vereinigung der Grobblechwalzwerke, der Deutsche Ausschuß für Eisenbeton, die Kommission für Eisenprüfung für die Zwecke der elektro­

technischen Industrie und die Kommission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften des Verbandes deutscher Elektrotechniker, der Deutsche Ausschuß für technisches Schulwesen, die Kommission betrefiend Normalbedingungen für Lieferung von Eisenkonstruktionen für Brücken- mul Hochbau, die Dampfkessel- Normen-Kommission usw.

Endlich möchte ich noch eine Frage berühren, mit der wir uns in unserer Frühjahrshauptvcrsaminlung bereits einmal beschäftigt haben, die Frage der G ü te v o r s c h r if te n fü r B e to n r u n d e is e n . Ich machte Ihnen damals von dem Einspruch Mitteilung, den unser Verein gegen den Erlaß des Preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten vom 22. April d. J. gerichtet hatte. Inzwischen sind wir in der Frage praktisch kaum einen Schritt vorwärtsgekommen. Obwohl sieh dem Einspruch des Vereins die beteiligten Stabeisen­

walzwerke einmütig angeschlossen haben, und obwohl sich inzwischen bestätigt hat, daß der genannte Erlaß verfehlt und vorschriftsmäßige Lieferung des in ihm gedachten Materials allgemein ausgeschlossen ist, ist er bis jetzt dennoch aufrechterhalten worden. Der Minister hat zwar in einem an uns gerichteten Schreiben die Notwendigkeit eines zusätzlichen Erlasses von Ausführungsbestimmungen anerkannt, um Unklarheiten zu beseitigen; aber auch von diesen haben wir seit geraumer Zeit nichts mehr gehört.

Gegenwärtig werden in einem besonderen Unterausschuß des Deutschen Ausschusses für Eisenbeton neue Bauvorschriften für die Eisenbetonbauweise beraten, und es sind uns aus diesen Kreisen schon mehrfach Vorschläge für die Giitebewertung des Eisens vorgelegt worden, ohne daß sie den wirklichen Bedürf­

nissen der Praxis entsprochen hätten und daher für uns annehmbar gewesen wären. Bisher hatte man, ebenso, wie seinerzeit vor dem Erlaß vom 22. April d. J. die Eisenindustrie überhaupt nicht gehört worden war, auch bei diesen Vorberatungen ganz davon Abstand genommen, in der praktischen Herstellung und Ab­

nahme des Betoneisens erfahrene Sachverständige zu hören, obwohl es doch, wenn man brauchbare, den wirklichen Verhältnissen Rechnung tragende und gleichzeitig technisch und wirtschaftlich erfüllbare Vor­

schriften schaffen will, natürlich und selbstverständlich gewesen wäre, diese Kreise zur ausgiebigen Mitarbeit auch schon in diesem Stadium heranzuziehen. Hierin scheint jetzt eine Aenderung eintreteu zu sollen, indem vor wenigen Tagen unser Vertreter im Arbeitsausschuß gebeten worden ist, eine Reihe von Sach­

verständigen aus unserem Verein zur Teilnahme an den Beratungen aufzufordern.

Soweit mein Geschäftsbericht. Obwohl er sich im engen Rahmen halten mußte, hat er Ihnen doch ein Bild von der angestrengten Tätigkeit unserer Geschäftsstelle entrollt, dem Sie Ihre Zustimmung nicht ver­

sagen werden. Sie werden, wie ich hoffe, daraus die Ueberzeugung gewonnen haben, daß der Verein auch im verlassenen Jahre mit Erfolg bemüht gewesen ist, die Werke in der Vervollkommnung ihrer Einrichtungen und Betriebsmethoden zu unterstützen. Und ich meine, diese Mitarbeit ist gerade jetzt um so wertvoller, als wir auf energische Ausnutzung aller der Mittel, die uns Verbesserung und Verbilligung unserer Betriebe ermög­

lichen, ganz besonders zu halten haben, in einer Zeit, in der wir einen großen Teil unserer Erzeugnisse dem m it uns in schärfstem Wettbewerbe stehenden Auslande zuführen müssen, trotzdem aber, wie es scheint, immer wieder neue Anträge und Bestrebungen zu erwarten haben, die den uns schon schwer drückenden mannig­

fachen Lasten und behördlichen Vorschriften noch weitere den Betrieb eingrenzende Bestimmungen hinzufiigeri wollen. Ich hoffe aber auch, und damit wende ich mich namentlich an den jüngeren Teil unserer Mitglieder, daß die eingehendere Beschäftigung m it den fleißigen Arbeiten unserer Kommissionen Ihnen eine Anregung werden wird, freudig und eifrig mitzuarbeiten an der Lösung der uns noch bevorstehenden bedeutsamen Aufgaben, deren unverrückbares Ziel die hörderung unserer deutschen Eisenindustrie ist.

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2056 Stahl und Eisen. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. 33. Jahrg. Nr. 50.

Meine Herren! Ich stelle den Geschäftsbericht zur Besprechung. — D a das Wort nicht gewünscht wird, kommen wir zum z w e it e n P u n k t u n sr e r T a g e s o r d n u n g : „ W a h le n zu m V o r s t a n d e “.

Nach dem regelmäßigen Turnus scheiden aus die Herren Dr. W ilh e lm B e u m e r , Geh. Kom­

merzienrat M o r itz B ö k e r , Kommerzienrat W ilh e lm B r ü g m a n n , Generaldirektor <3)r.»3iug. h. c. Max M e ie r, Kommerzienrat P a u l R e u s c h , Pliittenbesitzer H e r m a n n R ö c h lin g , Hüttendirektor F r itz S a e f t e l , Kommerzienrat W. U g6, Direktor H e in r ic h V e h lin g , Hüttendirektor A d o lf W ir tz , Kom­

merzienrat H e in r ic h K am p , Hüttendirektor a. D. H e lm h o ltz . Durch Tod haben wir verloren dia Herren F r i t z A s t h ö w e r und Geh. Kommerzienrat A u g u s t H a a r m a n n , während Herr Direktor E. S c h a lte n b r a n d sein Amt infolge Aenderung seiner Stellung niedergelegt hat. Da ferner die Herren H e lm h o lt z und K am p den Wunsch ausgesprochen haben, ihren Platz jüngeren Kräften zu räumen, so schlage ich Ihnen namens des Vorstandes vor, die ausseheidenden Herren m it Ausnahme der beiden letzt­

genannten wiederzuwählen und ferner die Herren Generaldirektor R u d o lf B r e n n e c k e , Kneuttingen, S)r.=5ng. h. c. Dr. phil. h. c. E m il E h r e n s b e r g e r , Essen, Hüttendirektor W. E s s e r , Duisburg-Meiderich, Direktor Dr. II. H ilb e n z , Rheinhausen, Direktor Bergasscssor a. D. R u d o lf S e id e l, Esch, zuzuwählen.

Die Namen dieser Herren sind auf dem in Ihren Händen befindlichen Zettel verzeichnet; sofern Ihnen der eine oder andere Name nicht paßt, bitte ich denselben auszustreichen und durch einen ändern zu ersetzen.“

Auf Antrag aus der Versammlung erfolgt durch Zuruf die Annahme der vorgeschlagenen Liste. — Unter großem Beifall hielt hierauf Bergrat K ö b r ic h , Darmstadt, seinen Vortrag: „ U e b e r d ie E is e n ­ e r z l a g e r s t ä t t e n in O b e r h e s s e n , d ie h e u tig e n A u f s c h lü s s e u n d ih r e z u k ü n ft ig e B e d e u tu n g “, den wir demnächst in „Stahl und Eisen“ veröffentlichen werden.

D ir e k t o r F. S a e fte l-(in Vertretung des Vorsitzenden): „Ich stelle den Vortrag zur Besprechung-

— Das Wort wird nicht gewünscht. Ich spreche daher Herrn Bergrat Köbrich unsern besten Dank für seinen inhaltsreichen Vortrag aus. (Bravo!) Die Erzfrage spielt eine immer größere Rolle, weil der Erz­

verbrauch immer mehr wächst. Wir müssen uns daher schon seit Jahren danacli umsehen, neue Erz­

quellen zu finden. Wir werden darauf ausgehen müssen, alles, was sich verwerten läßt, auch wirklich zu verwerten.“

Abgeordneter Dr. W. Beutner: „Ich möchte zur Geschäftsordnung darauf aufmerksam machen, daß auf Ihren Plätzen ein Aufruf für das Bismarck-National-Denknial liegt nebst einem Postscheck auf das Post­

scheckkonto 12 910. Natürlich sind dieser Aufruf und das Formular nicht hingelegt worden, um dort liegen zu bleiben, sondern ich bitte, sie vorsichtig in die Tasche zu stecken und abzuwarten, was ich darüber bei Tisch sagen werde.“ (Große Heiterkeit und Bravorufe.)

Darauf erhielt Professor Dr. phil. L. v o n W ie se u n d K a is e r s w a ld a u , Düsseldorf, dasW ortzu seinem Vortrag über „ W e l t w ir t s c h a f t lic h e P r o b le m e O s t a s ie n s “ , dem die Versammlung mit gespannter Aufmerksamkeit lauschte.

Vorsitzender, Kommerzienrat fSr.^ug. h. c. D. Sc. F. Springorum : „Meine Herrenl Durch Ihren Beifall haben Sie bereits zum Ausdruck gebracht, wie sehr die Ausführungen des Vortrages bei Ihnen Anklang gefunden haben. Ich meinerseits möchte Herrn Professor Dr. von Wiese und Kaiserswaldau bestens danken für die eindrucksvolle und klare Art, in der er auf ein Gebiet geführt hat, das uns nicht nur geo­

graphisch, sondern auch literarisch und geschäftlich etwas ferner liegt.“ (Lebhafte Zustimmung.) An der nun folgenden Besprechung des Vortrages beteiligten sich die Herren Legationsrat vom R ath als Vertreter der Deutsch - Ostasiatischen Gesellschaft in Berlin, Abgeordneter Dr. W. B eu m er und Direktor W. V e n a to r , Klotzsche-Königswald bei Dresden. Die Veröffentlichung des Vortrages und der anschließenden Besprechung wird ebenfalls in „Stahl und Eisen“ erfolgen.

Mit nochmaligen Worten des Dankes an die Vortragenden und die Diskussionsredner schloß der Vorsitzende kurz nach 4 Uhr die angeregt verlaufenen Verhandlungen.

* *

*

Auch die diesjährige Herbsttagung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute hatte wieder einen zahl­

reichen Besuch der Mitglieder aus allen deutschen Eisenindustrie-Bezirken undaus dem Auslande aufzuweisen.

Wohl an 1800 Teilnehmer hatten sich in den weiten Räumen der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf zusam­

mengefunden. Die Tagung fand ihren Abschluß in einem g e m e in s c h a f t lic h e n M itta g s m a h l, das eine große Anzahl von Mitgliedern und Gästen in froher Tafelrunde vereinigte.

Der Vorsitzende des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Kommerzienrat ®r.=3ug. h. e. D. Sc. S p rin ­ g oru m , erüffnete den Reigen der Redner m it einem kurzen, kernigen Trinkspruch auf den Kaiser.

Geh. Baurat 2)r.=^ng. h. c. G illh a u s e n wies einleitend darauf hin, daß ihm schon bei der letzten Tagung der Auftrag zuteil geworden sei, die Ehrengäste zu begrüßen. Er habe damals mit dem Wunsche auf ein frohes Wiedersehen bei der nächsten Versammlung des Vereins geschlossen und freue sich, daß die Herren diesem Rufe noch zahlreicher als damals Folge geleistet hätten. Er begrüße besonders den Hausherrn dieser Räume, in denen der Verein deutscher Eisenhiittenleute schon somft getagt habe, Herrn Oberbürgermeister Dr. Oehler.

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11. Dezomber 1913. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. Stahl und Eisen. 2057

Für die Eisenhüttenleute werde sich bald Gelegenheit linden, ihm den Dank für sein Erscheinen abzustatten.

Düsseldorf, die Ausstellungsstadt par excellence, schicke sich an, anläßlich der Hundertjahrfeier der Ver­

einigung der Rheinlande mit Preußen eine neue Ausstellung zu veranstalten. Die anwesenden Herren Aka­

demie direktor Professor R o c b e r , der Leiter der Ausstellung, Geheimrat $>r.<$ng. S c h ie ß und 2)r.=8ng.

S e h r ö d te r würden dafür sorgen, daß die Ausstellung sich ihren Vorgängern würdig anreihe. Weiter be­

grüße er den Leiter des Deutschen Museums in München, Herrn Reichsrat S)r.=Sitg. v o n M iller, der seine wertvolle Mitarbeit für die Düsseldorfer Ausstellung zugesagt habe (Lebhafter Beifall!). Er glaube daher, schon heute sagen zu können, daß die deutschen Eisenhiittenleute die Ausstellung häufig besuchen würden.

Die Anzahl der Ehrengäste aus Industrie und Handel, von den Technischen Hochschulen, den Akademien und befreundeten Vereinen sei so groß, daß er Gefahr laufen würde, sie nicht alle zu nennen. Deshalb bitte er, die Ehrengäste insgesamt begrüßen und ihnen herzlichst für ihr Erscheinen danken zu dürfen. Besonderen Dank habe er noch den Vortragenden, den Herren Bergrat K ö b ric h und Professor Dr. v o n W ie se und K a is e r s w a ld a u , sowie auch den Diskussionsrednern, insbesondere Herrn Legationsrat vom R a th , abzustatten. Wo es an der Rohmaterialienbeschaffung und dem Absatz der Ware, den wesentlichen Grund­

lagen jeder Industrie, fehle, gehe die Industrie zugrunde. In Deutschland müsse man in dieser Beziehung beizeitenSorgetragen. Wenn infolgedessen Ausblicke gegeben würden, wie sich die Dinge gestalten könnten, so würde dadurch die Arbeit sehr erleichtert, und man sei den Herren Vortragenden dafür zu Dank ver­

pflichtet. Sein Trinkspruch klang in einem Hoch auf die Ehrengäste und die Redner des Tages aus.

Oberbürgermeister Dr. O e h lc r, Düsseldorf, dankte zugleich im Kamen der übrigen Ehrengäste. Er persönlich komme gern zu den Versammlungen des Vereins und lege Wert darauf, daß sich auch die Eisen­

hüttenleute in Düsseldorf wohl fühlten. Ganz besonders gefreut habe er sich, zwei Herren hören zu können, die in interessanter Weise ihre Erfahrungen geschildert hätten. Nach den Ausführungen des Herrn Professor Dr. v o n W ie se und K a is e r s w a ld a u glaube er sagen zu können, daß die Deutschen die richtigen Männer seien, um China m it Stahl und Eisen zu versorgen. Ganz besonders danke er seinem Herrn Vorredner dafür, daß er der großen Ausstellung im Jahre 1915 gedacht und dabei das zahlreiche Erscheinen der deutschen Eisenhüttenleute in Aussicht gestellt habe. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß es dem Verein deut­

scher Eisenhüttenleute auch in Zukunft weiter beschieden sein möge, die Aufgaben, die er sich gestellt habe, in erfolgreicher Weise zu lösen, und rief dem Verein, insbesondere seinem Vorstande, ein herzliches Glückauf zu.

Sodann ergriff,mit lebhaltemWillkommensbeifali begrüßt,AbgeordneterDr.Beumer dasWort. Nachdem er einleitend in humorvoller Weise auf die Vorträge des Tages und des vorangegangenen Abends eingegangen war, fuhr er fort: „Ich habe vor Jahresfrist hier den Vorsatz festgelegt, daß ich so lange nicht auf die deutschen Eisenhüttenfrauen und -töchter einen Trinkspruch ausbringen würde, als ich nicht die Gewißheit habe, daß sie mir helfen werden, die geldlichen Mittel für das Bismarckdenkmal auf der Elisenhöhe aufzubringen. Noch an demselben Abend überwies mir eine deutsche Eisenhüttenfrau aus Bemscheid 5000 „ft für das Denkmal (Lebhaftes Bravo 1), und in der Folgezeit erhielt ich von so vielen Frauen und Töchtern freundliche Zuschriften und Gaben, daß ich hiermit feierlich von jenem Vorsatz zurücktrete. (Lebhafter Beifall!) Im übrigen empfehle ich, den Ihnen übergebenen Aufruf und Postscheck* hier bei der Tafel vor Nässe zu bewahren (Heiterkeit!) und ihn sorgfältig daheim zur Benutzung abzuliefern. Sie machen ja damit gerade in der jetzigen Zeit ein unmittelbares gutes Geldgeschäft; denn nach den Ausführungsbestimmungen des Bundesrats zum ein­

maligen Wehrbeitrag, deren Studium ich Ihnen dringend ans Herz lege, sind alle Beiträge, die vor dem 31. Dezember 1913 zum Bismarckdenkmal abgeliefert werden, von der Steuer zum Wehrbeitrag befreit (Stürmische Heiterkeit) und das kann, je höher der Beitrag ist, oft eine große Ersparnis infolge der dadurch eintretenden niedrigeren Steuerstufe bedeuten. (Heiterkeit 1) Ihre Frauen und Töchter aber werden sich selbst ehren, wenn Sic uns das große nationale Werk des Bismarckdenkmals mitvollenden helfen. In der heutigen Hauptversammlung erweisen wir unsern deutschen Frauen und Mädchen eine besondere Huldigung in Erinnerung an ihre heldenmütigen Vorgängerinnen aus den Jahren 1813, 1814 und 1815, die noch heute ein mustergültiges Beispiel der Aufopferung und Vaterlandsliebe sind und immerdar bleiben werden. (Beifalll) In der Erinnerung an jene große Zeit liegt ein Vergleich nahe zwischen Napoleon I. und Bismarck. Beide von einer gewaltigen, ja manchmal gewalttätigen Energie, beide einig in der Verurteilung einer aktiven Beteili­

gung der Frau an der Politik. Und doch wie grundverschieden in der Stellung zur Beurteilung des Wertes der Frauen! Napoleon meint von ihnen:

»Wir Völker des Westens verstehen uns nicht auf die Behandlung der Frauen; wir haben sie ver­

dorben, indem wir sie zu gut behandelten. Wir haben ihnen eine Stellung eingeräumt, die der unsrigen fast gleichkommt. Die Völker des Orients sind in dieser Beziehung klüger und gerechter verfahren, indem sie die Frauen zum Eigentum der Männer erklärten. Die Natur hat sie auch in der la t zu unsern Sklavinnen bestimmt. Es gibt Philosophen, die über den Punkt sich nicht ganz klar sind, ob den Frauen überhaupt eine Seele zugesprochen werden kann.« (Hört! Hört!)

* W ir verw eisen ganz besonders auf don an der S pitze dieser N um m er abgedruckten „A ufruf für das B ism arck-N ational-D enkm al“ u n d don beigelegten Postscheck.

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2058 Stahl und Eisen. Bericht über die Hauptversammlung vom 30. November 1913. 33. Jahrg. Nr. 50.

Nehmen Sie demgegenüber Bismarcks Urteil über die Frauen in seinen Briefen an seine Braut und Frau Johanna, ein Buch, das ich hier schon oft ein Schatzkästlein des deutschen Mannes und Jünglings nennen durfte, in dem er Tag um Tag die Wertschätzung der Eigenart und Würde deutschen Frauentums lernen und lieben soll. (Starker Beifall!) Zu solchem Urteil konnte Bismarck nur kommen, weil er — und das unterscheidet ihn von dem großen Korsen, der aller Gemütstiefe entbehrte — ein Mann von tiefstem, echtestem deutschen Gemiitslcben war. (Anhaltender Beifall 1) Dies Gefühlsmoment bei Bismarck äußerte sich als G efü hlsm acht anderen Nationen gegenüber, als G e fü h ls v e r a n tw o r tlic h k e it gegenüber sozialer Verpflichtung. Beim Abschied vom verpachteten Kniephof denkt er an seine Tagelöhner; es beunruhigt ihn im Gewissen, diese Leute der Habsucht des Pächters zu überlassen. Und in der berühmten Landtagsdebatte über die Natur der Volksbewegung in .den Freiheitskriegen protestiert er dagegen, daß sie aus einem anderen Motiv geboren sei, als aus dem Gefühl für die Schmach der Fremdherrschaft. Wobei er übrigens — ein Beweis seines echten deutschen Humors — von der Linken stürmisch unterbrochen, die »Spenersche Zeitung« aus der Tasche zieht und so lange in ihr liest, bis sich der Unterbrechungslärm gelegt hat. (Große Heiterkeit!) Hier sehen Sie bei Bismarck Gefühlsmacht, dort Gefühlsverantwortlichkeit. Solcher Geist hat vor vierzig Jahren das n a t io n a le Deutschland geboren: dafür danken ihm, dem ganz Großen, auch die nationalgcsinnten gefühlsmächtigen und gefühlsverantwortlichen Frauen, die in dem Bismarck-National-Denkmal ein kleines Zeichen großen, unvergeßlichen Dankes sehen, den Sie diesem Genius des deutschen Vaterlandes schulden.“

(Anhaltender Beifall!)

Mittlerweile hat sich der Saal verdunkelt, und es erscheinen auf der Bühne fünf Darstellungen des Kreisschen Entwurfes eines Bismarckdenkmals m it der Ledererschen Bismarekfigur, Darstellungen, die der Redner mit dem Hinweis auf ihre große Schönheit kurz erläutert, um dann also zu schließen:

„Es ist ja die Frage aufgeworfen, ob wir noch ein Bismarck-National-Denkmal notwendig haben, nachdem wir das Mausoleum in Friedrichsruh und den herrlichen Roland-Bismarck von Lederer auf der Elbhöhe bei Hamburg besitzen. Auf diese Fragen, meine Herren, bitte ich die Antwort wiederholen zu dürfen, die ich vor drei Wochen im Berliner Rathause auf sie gegeben habe, als ich sagte: Friedrichsruh ist das Mekka, wohin wir pilgern, wenn wir in Ruhe, Abgeschiedenheit und Stille wehmütig des Tages gedenken wollen, da dieser wahrhaft Große unseres Volkes von uns schied; Bismarck-Roland auf der Elbhühe zu Hamburg ein Mahnruf an jeden ins Ausland fahrenden Deutschen, sein Deutschtum zu bewahren, und der erste Willkommgruß fiir den in die Heimat Zurückkehrenden; Bismarck auf der Elisenhöhe in Bingen aber der Wächter am Rhein, den er uns deutsch erhielt, der Warner vor Zwietracht, die einst das Reich zertrümmerte, der Mahner zur Eintracht, die dank seiner Hilfe das neue Reich uns schuf. Dafür ihm unseres Dankes Schuld abzutragen, soll dies Denkmal erstehen. Helfen Sie dazu alle, alle! (Lebhafter, immer wiederholter Beifall!)

Und nun (auf die Lederersche Bismarckfigur hinweisend) huldigen Sic alle, sich einmütig von Ihren Plätzen erhebend, diesem großen Genius unseres deutschen Vaterlandes, dem größten Sohn, den je eine deutsche Mutter gebar, und huldigen Sie zugleich unseren nationalgesinnten deutschen Frauen und Mädchen, die mit uns Männern das Erbe bewahren wollen, das er uns schuf: die deutschen Frauen und Mädchen h u rra!“

Nachdem sieh der stürmische Beifall gelegt hatte, den die von echt vaterländischem Geiste getragene Rede hervorrief, stimmten die Versammelten spontan das Lied „Deutschland, Deutschland über alles“ an_

* *

*

Am Vorabend der Hauptversammlung, am Samstag, den 29. November 1913, abends 7 Uhr, fand im Oberlichtsaale der Städtischen Tonhalle zu Düsseldorf eine Sitzung der E i s e n h ü t t e D ü s s e ld o r f, Z w eig­

v e r e in s d es V e r e in s d e u ts c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e , statt. Die Verhandlungen, die sich eines aus­

gezeichneten Besuches seitens der Mitglieder des Zweigvereins wie auch des Hauptvereins und des Vereins deutscher Eisengießereien zu erfreuen hatten, nahmen einen sehr angeregten Verlauf. Nachdem der Vor­

sitzende, Generaldirektor a. D. II. D o w e r g , Düsseldorf, die Erschienenen herzlich willkommen geheißen hatte, hielt Betriebschef H u g o S c h m a le n b a c h , Neunkirchen, einen Yortrag über: „ B e s c h le u n ig t e Cowper­

b e h e iz u n g n a ch dem V e r fa h r e n P f o s e r - S t r a c k - S t u m m “. Oberingenieur O tto W o lff, Saar­

brücken, behandeltein seinem Vortrag die „ F r a g e der N e b e n p r o d u k t e n g e w in n u n g b e i G aserzeu gern in der H ü t t e n i n d u s t r i e “ , während Dozent©r.=S«n- E n g e lb e r t L e b e r , Breslau, über die „ F e stle g u n g d er n o r m a le n A b m e s s u n g e n u n d B e tr ie b s b e d in g u n g e n d es K u p o lo fe n s d u rch F o rm eln “ sprach. Alle drei Vorträge, die m it großem Beifall aufgenommen wurden, riefen eine lebhafte Erörterung hervor. (Die Vorträge werden mit den anschließenden Besprechungen demnächst in „Stahl und Eisen“ ab­

gedruckt werden.) Der anregende Abend schloß mit einem gemütlichen Zusammensein der Teilnehmer.

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11. Dezember 1913. Die Erweiterungsbauten des Uochofenwerkes Lübeck. Stahl und Eisen. 2059

D ie Erweiterungsbauten des H o ch o fen w erk es Lübeck.

Von Oberingenieur E r n s t A rn o ld in Herrenwyk bei Lübeck.

I | i e bis Mitte Sommer d. J. abgeschlossenen

" Erweiterungs- und Neubauten des Ilochofen- werkes Lübeck sind schon sehr oft Gegenstand eingehender fachmännischer Besichtigungen gewesen, woraus hervorgeht, daß die hier geleistete Arbeit ein weitgehendes allgemeines Interesse erweckt hat.

Das Hochofenwerk Lübeck unterscheidet sich von vielen anderen Werken der Eisenhüttenindustrie dadurch, daß es, wenn man so sagen darf, sich vor allem nach der intensiven Seite hin entwickelt; das soll heißen: es entwickelt aus der e in e n ursprünglichen Hauptfabrikation des Roheisens heraus zahlreiche mehr oder weniger eng damit verbundene, an sich bekannteNebenbetriebe zu solcher betriebstechnischen und wirtschaftlichen Wichtigkeit, daß der Gesamt­

betrieb einNeugebilde darstellt, wie wir solches zurzeit nur vereinzelt finden. Dieser Gesamtbetrieb ent­

wickelt also nicht, wie es das Ziel der meisten Eisen­

hüttenwerke ist, das Eisen vom Erz über Hochofen-, Stahl- und Walzwerks- sowie Werkstattbetriebe bis zur fertigen Maschine, Eisenkonstruktion oder sonstigen Fertigerzeugnissen, sondern er begnügt sich mit der Erzeugung und dem Absatz eines Halb­

erzeugnisses, des Roheisens, und liefert dieses in allen Sondersorten, die von Stahlwerks- und Gießerei­

betrieben verlangt werden; außerdem aber werden sämtliche Nebenerzeugnisse, die sich bei der Gewin­

nung von Roheisen und bei der eigenen Herstellung von Ivoks ergeben, in hohem Maße nutzbringend ausgebeutet, indem sie zu möglichst wertvoller Form ausgestaltet, zur Förderung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Betriebe oder des Gesamtwrgkes entweder in der Hütte selbst zweckmäßig verwendet oder auf den Markt gebracht w'erden. Auf diese Weise erhalten die hochofentechnisch als Abfälle an­

zusehenden Nebenerzeugnisse lür die Lübecker Hütte ebenfalls die Bedeutung von Haupterzeugnissen. Das gilt insbesondere vom Hochofengas, das bis zu einem Aequivalent von mehr als 2000 KW an das selb­

ständige Unternehmen eines Ueberlandkraftwerkes verkauft wird, ferner vom Koksofengas, das bis zu 10 000 (später 30 000) cbm in 24 Stunden als Leucht­

gas an die Stadtgemeinde Lübeck geht, weiter von Erzeugnissen, wie Benzol, Benzolverwandten, Teer, Teerölen, Pech, Naphthalin, ferner von den Erzeugnissen aus der gekörnten Hochofenschlacke (Schlackensteinen und besonders Eisenportland­

zement). Dazu kommt noch ein Ueberschuß von Koks für den freien Markt.

Ein Teil der genannten Abfallerzeugnisse findet Verwendung in den eigenen Betrieben, wodurch deren Wirtschaftlichkeit erhöht wird. Dies gilt insbesondere vom vorgereinigten Hochofengas als Brennstoff für die Dampferzeugung, vom fein gereinigten Hochofengas als Kraftquelle für elektrischen Strom

und Gebläsewind, und für das wertvolle Koksofen­

gas zur Erzeugung hoher Temperaturen, wie z. B.

im Klinkerdrehofen der Zementfabrik. Außerdem kommen den einzelnen Betriebsabteilungen die Vor­

teile des zu einem größeren gemischten Werke ange­

wachsenen Unternehmens zugute, die vor allem in der Verringerung der Allgemeinkosten und der Ein­

heitlichkeit der Verwaltung wrie des Ein- und Verkaufs bestehen. Ein weiterer Ausbau des Werkes zur Ver­

arbeitung von kupferhaltigen Abbränden mit Gewin­

nung von Kupfer, Zink und anderen Nebenerzeug­

nissen, unter Mitverwendung der Abfälle anderer Hilfsbetriebe, ist im Bau und kennzeichnet von neuem die oben angegebene Richtung des Werkes auf inten­

siven Ausbau. Dieses von Anfang an in Aussicht genommene Ziel konnte jedoch erst allmählich zur klaren Durchführung kommen.

Ein äußerst klarer Lageplan (vgl. Abb. 1 u. 2) zeich­

net das Werk aus; er ist so gestaltet, daß trotz des ein- heitlichenCharakters desGesamtwerkes nicht nur jeder Hauptbetrieb, sondern sogar jeder kleineNebcnbetrieb für sich räumlich ein geschlossenes Ganzes bildet.

So bilden Kokerei mit Nebenproduktcngewinnung räumlich einen Betrieb lür sich, bei einem getrennten Ausbau der Ncbenproduktengewinnung; dasselbe gilt vom Hochofenbetrieb mit zugehöriger Kraft­

anlage, wo letztere wieder mit Kessel- und Maschinen­

baus und Werkstatt für sich ein Ganzes bildet, ferner von der Zementfabrik und von der im Bau befindlichen Kupferhütte. Ueberall ist, wie sich aus dem Lageplan ergibt, von Anfang an zwischen den Hauptbetrieben reichlich Platz gelassen, der sich nun allmählich mit den zu den Hauptbetrieben gehörigen, immer umfangreicher werdenden Neben­

betrieben anfüllt. Das Werksgelände ist durch mit der Werksachse gleichlaufende Gleise gut auf- geteilt, so daß alle Betriebsstätten mindestens an e in e m , meistens an z w e i Gleisen liegen, wie aus dem Lageplan hervorgeht. Sämtliche Gleise vereinigen sich an jedem Ende in e in Gleis. Diese Anordnung hat sich bewährt. Im übrigen ist der Material­

durchgang in der Haupterzeugung des Roheisens senkrecht zu dieser Gleisanlage.

Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen seien, indem für den ersten Ausbau auf die Darstellung im Jahrgang 1909* dieser Zeitschrift hingewiesen wird, die unter der Leitung und nach den Ent­

würfen von Dr. N e u m a r k ausgeführten Neubauten des Jahres 1912 einer kurzen Beschreibung unter­

zogen, wobei besonders das hervorgehoben werden wird, was sich aus den bestehenden Anfängen weiter entwickelt und verbessert hat.

Die H a f e n a n la g e hat eine Erweiterung erfahren durch eine Ufermauer für Kanal- und Flußschiffe

*~StT u. E. 1909, 28. April, S. 011.

(12)

2060 Stahl und Eisen. D ie Erweiterungsbauten des Dockofenwerkes Lübeck. 33. Jahrg. Nr. 50.

I = V erw altu n g sg eb ä u d e. 2 = S p ritz en h au s. 3 = K o k erei. 1 - K o h le n tu rm , ö = P u m p e n h a u s. G = K o h len m ü h lc. 7 = Kokssicberei.

3 — L e u c h tg a s b e h ä lte r. 9 = L c u ch tg n srein ig u n g . 10 = B en z o lfab rik 11 = Oel- u . T e e rd e s tilla tio n . 12 = P ech h a lle. 13 = N aphtlialin- g cbilude. 11 = n o c h b e h iilto r fü r SUÜwasser. 15 W aggonw age. IG ~ G assa u g er. 17 - G nssauger. 18 = In te n siv k iü ilc r. 19 ™ Teer­

g ru b e n . 20 = T cerb ch ü ltcr. 21 ~ A n n n o n iak fab rik , 22 ~ K o k so fcn g asb eh älter. 23 = K o k so fen g asb eh iilter. 21 = Chem isches L aboratorium . 25 : - K csselanlage. 2G = F ein g asrein ig u n g . 27 M o d ellschuppen. 28 M agazin. 29 = H o cln v n sserb ch älter. 30 = M asehinenhaus (Ge­

b lä se , P u m p e n , D y n am o s). 31 = K ra ftg a s b e h ä lte r. 32 = L a b o ra to riu m d e r Z e m e n tfa b rik . 33 ~ Z e m en tfa b rik . 31 — Zem enttasche m i t Sacksohuppen. 35 = W e rk s ta tt. 3G = S cblackcuziegelei. 37 = T ech n isch es B u rea u . 38 = G ießlm llc. 39 = G ießhalle. 40 = GleOhalle.

I I — C ow per. -12 C ow per. 13 — H o ch o fen 1. 41 — H ochofen 2. 15 = H o ch o fen 3. IG = G ro b g asrein ig u n g . 47 — Aufzugswinde.

•18 = A ufzugsw inde. 19 = A ufzugsw inde. 50 = M öllerhallo. 51 = M öllcrhalle. 52 = M öllcrhnlle. 53 = K u p fe rh ü tte . 51 - H afen.

55 — K ohlen- u n d E rz lag erp lätz e. 56 — V eriadeanlage fü r Ito h eisen u n d Z em en t. 57 = L e u ch tg assau g e r, K om pressoren u n d N aphthalin- Wascher. 5S -- A rb eiteran sied elu n g . 59 = K a n tin e . GO = L 'cb erlan d k raftw crk . Gl = D ire k tio n sv illa. G2 — S chlackcnhalde. 63 = Koksofen- an lag c n e b s t K ok sb rcch an in g e. G-1 = K lärb eck en . G5 = B recheranlage. 6G = K o k sv e rlad eb rü c k e. 07 — K alk stein b rech cr. 68 — Seilbahn

fü r E rz v erteilu n g . G9 - S ch lack cn san d b ech cn v erk u n d -tasch e.

Abbildung 2. Aufnahme des W erkes von dem Zeppelin-Luftschiff „L. Z. Hansa“ aus.

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