Bioschüre 818a unverbindlich
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W . K H E F F T A . - G . G E V E L S B E R G / W !
Vor mehr als vier Jahrzehnten begann Johann Weck aus öflingen in Baden die Kunst des Konservierens aus der Gelehrtenstube in die Kü*
che des Volkes zu tragen, indem er die Hausfrauen in Stadt und Land unermüdlich in der Anwendung des von ihm entwickelten WECK- Verfahrens unterwies. Heute wird in Millionen Haushaltungen „ein- geWECKt“, das heißt, der Segen des Sommers mit Hilfe des WECK*
Verfahrens in WECK-Gläsern und mit WECK-Geräten für den Winter gespeichert. So hat Johann Weck den Hausfrauen das „Glück im Glas“
gebracht. Und damit hat er geholfen, unschätzbare Werte zu erhalten.
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Währung zuzüglich Portospesen Zahlung am einfachsten auf obiges Postscheckkonto
Nachdruck einzelner Artikel aus der „Volks
ernährung" ist nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet
Dr. Helmut Rauschenbusch
der Geschäftsführer der D e u t s c h e n V e r l a g s g e s e l l s c h a f t und somit Verleger unserer Z e i t s c h r i f t f ü r V o l k s e r n ä h r u n g , der im Oktober vorigen Jahres die hohe Auszeichnung der Ernennung zum „ W e h r w i r t s c h a f t s f ü h r e r " erhielt, konnte am 1. Mai als Betriebsführer der D e u t s c h e n Z e n t r a l d r u c k e r e i , die den Druck unserer Zeitschrift besorgt,
das Gau^liplom für hervorragende Leistungen
entgegennehmen.
Mit Stolz und Freude bringen wir ihm und der Deutschen Zentraldruckerei mit ihren etwa tausend Gefolgschafts
mitgliedern unsere aufrichtigen Glückwünsche entgegen.
Dr. R a u s c h e n b u s c h hat vom ersten Tag an, da er den Verlag unserer Zeitschrift übernahm, gewußt, daß es sich bei ihr nicht um ein Finanzobjekf handele, sondern daß er an seinem Teil und in seinerW eise in kameradschaftlichem Zusammenwirken mit den Heraus
gebern und dem Hauptschriftleiter an einer großen und wertvollen Aufgabe im Dienste unseres Volkes, dessen Gesundheit, Ernährung und Arbeitskraft arbeiten werde. Durch diese Gemeinschaftsarbeit ist die „Zeitschrift für Volksernährung" zu ihrer heutigen Bedeutung
und ihrem Ansehen emporgeführt worden.
In einer F e i e r s t u n d e a u s A n l a ß d e s N a t i o n a l e n F e i e r t a g e s im großen Saal der Berliner Philharmonie legte Dr. Rauschenbusch Bericht ab über den Betrieb und seine sozialen Einrichtungen, und ein schönes Bekenntnis zu den Aufgaben seiner Berufung. Es sprachen ferner der G a u f a c h s t e l l e n l e i t e r und der B e t r i e b s o b m a n n in wohldurchdachten Reden. Im Aufträge des O b e r k o m m a n d o s d e s H e e r e s wurde Herrn Dr. Rauschenbusch volle Anerkennung als Befriebsführer und als W e h r w i r t s c h a f t s f ü h r e r öffentlich zum Ausdruck gebracht. — Ein wundervolles Konzert mit Werken von Beethoven, Wagner, Mozart, Verdi u. a. und Führerehrung beschloß die eindrucksvolle Feier.
Die Schriftleitung d. Ztschr. f. V. E.
Dr. W i n c k e I.
Die deutsche Landwirtschaft im Dienst der Ernährungswirtschaft im Jahre 1942
O berregierungsrat H. B e r g e r . Nach langen harten W intermonaten hat endlich der
Frühling seinen Einzug gehalten und damit den Be
ginn der Landarbeit geboten. Vor zwei Jahren etwa, nach dem Winter 1939/40 war die Landwirtschaft zu dieser Zeit mit ihren Bestellungsarbeiten ebenso weit wie heute. Das ist um so beachtlicher, als sie seitdem durch Abgaben von Männern und Pferden erheblich zur Stärkung der deutschen W ehrkraft beigetragen hat. Tn Westdeutschland ist bereits der größte Teil der Frühjahrsbestellung beendet und Rüben und Kartoffeln werden gedrillt bzw. gepflanzt, während man im Osten noch mit der Aussaat von Hafer und Gerste beschäftigt ist. Im. Reichsmittel werden zur Zeit rund 60 Prozent der Sommersaaten bestellt sein.
Gegenüber einem Normal- und gegenüber dem Vor
jahr bedeutet das gewiß einen Rückstand von 3 bis 4 Wochen, doch gleicht die Natur, wie sich immer
wieder zeigt, ihre Fehler größtenteils selbst wieder aus. Allerdings haben die Ackerarbeiten schon im letzten Sommer und Herbst nicht mit der Sorgfalt und nicht in dem Umfange durchgeführt werden können, wie es für eine ordnungsmäßige Bestellung notwendig ist. Außerdem sind Stall- und Handelsdünger in Frie
densmengen nicht verfügbar. Die W intersaaten haben unter den ersten Kahlfrösten gebietlich erheblich ge
litten. Auch der Vorfrühling mit seinem warmen Tagessonnenschein und seinen Nachtfrösten verur
sachte vielerorts noch Schaden. Die Gesamtfläche der W intersaaten, die bereits im Herbst verringert werden mußte, da der frühe Winter den Bestellungsarbeiten ein unerw artetes Ende setzte, wird dadurch weiter ver
mindert. Die Anbauflächen für Sommergetreide w er
den infolge der Auswinterungen voraussichtlich aus
gedehnt werden, obwohl der ursprüngliche Plan der i
Seite 128 / Heft 9 Z e i t s c h r i f t f ü r V o 1 k s e r n ä h r u n g B e r l i n , 5. Mai 1942 Landwirtschaft darauf abzielte, die Sommergetreide-
fläche zu verkleinern, um mehr Raum für den Öl- und Hackfruchtbau zu gewinnen. Dem Anbau der Öl
früchte kommt im Rahmen der Fettversorgung erhöhte Bedeutung zu, läßt sich doch bekanntlich z. B. mit Raps von der Flächeneinheit wesentlich mehr Fett er
zeugen, als wenn auf dieser Fläche Getreide gebaut wird, um erst über den Schweinemagen Fett zu ge
winnen. Leider haben auch die W interölfrüchte durch den F'rosi gelitten. Als Ersatz für die Auswinterungen baut die Landwirtschaft Sommerraps, Lein oder Möhn an, die ebenfalls wertvolle Speise- bzw. technische öle liefern, der Lein außerdem Fasern für die Spinn
stoffversorgung. Auch der Hanf spielt als Öl- und Faserpflanze eine Rolle. Schließlich zählt auch die Sojabohne zu den Ölfrüchten und ihr Anbau erfreut sich w eiterer Ausdehnung. Die Sojabohne wird heute weniger als Ölfrucht denn unm ittelbar als Nahrungs
mittel besonders in der W ehrmachtverpflegung ver
wendet. Der H a c k f r u c h t b a u wird in diesem Jahre eine für die Sicherung der Nahrungs- und f utterwirischaft wertvolle Ausdehnung erfahren, vor
ausgesetzt, daß die benötigten Saatmengen transport- mäßig rechtzeitig bewältigt werden können. Für die Hucklruchtbestellung ist die Jahreszeit noch keines
wegs zu weit vorgeschritten, so daß man damit rech
nen kann, daß die Ernte normale Erträge bringen wird, wenn die Saatenpllege den Anforderungen ent
spricht, die jede Hackfrucht nun einmal stellt. Hi er
spielt vor allem die V e r s o r g u n g m i t A r b e i t s k r ä f t e n die ausschlaggebende Rolle. Eine große Anzahl ausländischer W anderarbeiter aus allen euro
päischen Staaten stellt der deutschen Landwirtschaft zur Verfügung, worunter sich auch Arbeitskräfte aus den besetzten russischen Gebieten befinden. Dazu kommen zahlreiche Kriegsgefangene. Wenn auch der gesamte landwirtschaftliche A rbeitskraftbedarf durch diese Hilfskräfte nicht ganz zu decken ist, sq, glaubt man doch, die Lücke auf Grund der letzten Verord
nung des Reichsmarschalls durch Heranziehung inlän
discher Arbeitskräfte, die mit der Landwirtschaft ver
traut sind, schließen zu können. Doch selbst, wenn der Bedarf dann zahlenmäßig befriedigt würde, — die Leistungen,aller dieser Flilfskräfte können keineswegs denen der heute im W ehrdienst stehenden deutschen Landarbeiter entsprechen, die seit Jahren als Fach
arbeiter ihren Beruf ausübten. Es wurde schon er- wühnt, daß die Landwirtschaft auch einen erheblichen Teil von Z u g k r ä f t e n hat abgeben müssen. Eine weitere Beschränkung der Zugkraft ergibt sich aus der Schmälerung der Treibstoffzuteilungen, die die Land
wirtschaft um so mehr empfindet, als sie sich in den letzten Friedensjahren in verstärktem Maße auf die Anwendung von Schleppern eingestellt hatte. Die Um
stellung der Trecker auf Holzgasbetrieb (Generatoren) kann nur langsam vorwärts gehen und kommt in der Hauptsache zunächst auch nur für solche Betriebe in Frage, die in der Lage sind, sich selbst mit Tankholz aus eigenen W aldbeständen zu versorgen. Eine eben
falls erzeugungsmindernde W irkung liegt in der D ü n g e r W i r t s c h a f t . Rückläufig ist die Stallmist
erzeugung, wras einmal dadurch bedingt ist, daß der Viehstapel verkleinert werden mußte, zum anderen ist die Landwirtschaft genötigt, erhebliche Strohmengen zur Deckung des W ehrmachtbedarfs abzugeben, die sie sonst zu Stallmist verarbeitet hätte. Außerdem ist die Strohernte gegenüber den Vorjahren schlechter ge
wesen. Die Qualität des Stallmistes, also sein Gehalt an Pflanzeunährstoffen, wird von der Menge des dem Vieh verabreichten Futters und von der Art der Futterm ittel beeinflußt. Heute stehen aber die früher verbrauchten Füttermengen nicht mein- zur Ver
fügung. Der Gehalt des Stalldüngers an Pflanzen
nährstoffen sinkt damit automatisch ab, was eine Senkung der Ernteerträge zur Folge haben muß. so
weit in den einzelnen Betrieben nicht aus einer reich
lich versorgten Friedenswirtschaft noch Bodenreserven an Nährstoffen vorhanden sind. Ein Ausgleich durch verstärkte Gaben von Handelsdüngemitteln ist selten möglich. Die verfügbaren Düngermengen sind gegen
über der Friedenswirtschaft allgemein gekürzt worden, wobei es besonders an phosphorsäurehaltigen Düngemitteln mangelt. Die V i e h h a l t u n g , be
sonders der Schweinestapel, mußte der verkleinerten Futterdecke angepaßt werden. Zunächst kommt es aber darauf an, die unm ittelbare Nahrungsm ittel
versorgung zu sichern. Der Rindviehbestand hat sich bisher erfreulich hoch gehalten, wenn auch der lange W inter mit seiner auch für das Rindvieh verklei
nerten Futterdecke gebiet lieh zu Einschränkungen ge
führt haben mag. Auch die Schafhaltung ist gegen
über der Friedenswirtschaft kaum verändert, was im Hinblick auf unsere Wollversorgung, zu deren Siche
rung die Schafe in der Hauptsache gehalten werden, sehr zu begrüßen ist. Die Geflügelwirtschaft leidet wie der Schweinebestand unter dem Mangel an Körnerfutter, so daß auch hier Beschränkungen er
forderlich wurden.
Die Produktions- und Versorgungslage der Land
wirtschaft findet ihren Niederschlag in der N a h r u n g s m i t t e l e r z e u g u n g und - v e r s o r g u n g.
Auf dem G e t r e i d e g e b i e t haben wir bereits vor Wochen und neuerdings durch Heraufsetzung der AuSr mahlung des Getreides Einschränkungen bemerkt (Veränderung der Mehltypen, d. h. Typen mit höherem Aschegehalt, also höheren Zahlen). Die Sparmaßnah
men traten uns jedoch mit Beginn des Monats April noch deutlicher vor Augen, als wir einen Teil unserer Brotportion ab geben mußten, um die Getreide- und Mehlversorgung bis zur neuen Ernte sichern zu helfen.
Wie Staatssekretär Backe vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft im „V. B.“ ausführte, wurde diese verschärfte Rationierung vor allem not
wendig, weil wir große Mengen Brotgetreide an die besetzten Gebiete und befreundeten Staaten abgeben .mußten, damit deren Arbeitskräfte für uns eingesetzt werden konnten. Nicht zuletzt haben auch die Mil
lionen von Kriegsgefangenen mit von unserem Brot
korb gezehrt. Man kann wohl hoffen, daß die der
zeitigen ßrotportionssätze zunächst aufrechterhalten bleiben, es sei denn, daß ungünstige Ernteaussichten weitere Beschränkungen vorsorglich bedingen. Die Versorgung im kommenden E rntejahr hängt weit
gehend nicht nur von der Fugenerzeugung, sondern auch von dem Ernteausfall ganz Europas ab, wobei berücksichtigt werden muß, daß aus den russischen Gebieten einschl. der Ukraine noch keinerlei Abgaben zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Reich zu er
warten sind. Auf dem Gebiete der F e t t W i r t s c h a f t haben wir erfahren, daß sich auch hier eine Verände
rung der Versorgungslage zeigt, hätten wir doch sonst unsere bisherige# Fettportionen weiter erhalten kön
nen. Die Buttererzeugung ist dank der ausgedehnten M arktordnung des Reichsnährstandes gegenüber der Friedenszeit bedeutend vergrößert worden, da einmal der Verbrauch von Vollmilch stark eingeschränkt wor
den ist und zum anderen die Milchanlieferungen an die Molkereien gestiegen sind. Die Milcherzeugung selbst zeigte besonders in den W interinonaten fal
lende Tendenz, sie wird jedoch mit Beginn der W eide
zeit wieder ansteigen und damit eine erhöhte Butter
produktion ermöglichen, deren Überschüsse wie bisher der Vorratswirtschaft zugeführt werden. Die Speck- und Schmalzerzeugung entspricht den Zuteilungen auf die Lebensmittelkarten. Die Einschränkungen der Schweinehaltung und die geringere Ausmästung der Schweine haben eine natürliche Verminderung des Schweinefettanfalls zur folge. Es ist durch Aufstel
lung von Jungschweinen \ orsorge getroffen, daß der
Heft 9 / Seite 129 B e r l i n , 5. Mai 1942 . Z e i t s c h r i f t f ü r V o l k s e r n ä h r u n g
Schwei nebestand sogleich wieder verm ehrt werden kann, falls eine gute Getreide-, Kartoffel- und Rühen
ernte verstärkte Schweinemast erlaubt, woraus ersicht
lich ist, daß allein hiervon die künftige Versorgung mit Schweinefett und -fleisch beeinflußt wird. Daß die M argarineerzeugung als dritte Fetxquelle im Hinblick darauf, daß ihre Rohstoffe vorzugsweise tropischen Ursprungs sind, nicht mehr den Friedensverhältnissen entspricht, bedarf keiner Erläuterungen. Wie schon erwähnt, wird durch Ausdehnung des Ölfruchtanbaues im lnlande und im übrigen Europa versucht, einen Teil der überseeischen Rohstoffe zu ersetzen. Auf dem Gebiete der Fleischwirtschaft kommt der verminderten Schweinehaltung auch für die Zukunft Bedeutung zu, wurden doch etwa zwei D rittel des Fleischverbrauchs durch Schweinefleisch gedeckt. Der Gesamtversorgungs
lage wurde durch die bekannten Kürzungen der Fleisch
portionen Rechnung geiVagen. Die künftige Fleisch
versorgung ist ausschließlich eine Futterfrage, wobei in der Schweinemast auch die Eiweißfuttermittel eine besondere Rolle spielen. Ihr Fehlen bedingt eine wesentlich verlängerte Mastzeit, also einen langsame
ren Umschlag des Bestandes und damit einen kleineren Fleischanfall in der Zeiteinheit. Der zweitwichtigste Fleischlieferant ist der Rinderbestand. Zahlenmäßig ist er kaum verändert, doch sind seine Leistungen auch auf dem Fleischgebiete geringer geworden. Die K a r t o f f e l v e r s o r g u n g wird, bis zur neuen Ernte immer knapp bleiben, da die Ernte 1941 nicht den auf sie gesetzten Erwartungen entsprochen und durch den früh einsetzenden W inter gelitten hat. Der Vorrats
lage entsprechend wurden der Kurtoffelindustrie starke Beschränkungen auferlegt, um zunächst den Speise
kartoffelbedarf soweit wie möglich zu sichern. Leider sind strenger W inter und angespannte Transportlage oft Grund zu unzureichender Kartoffelversorgung ge
wesen. Wenn auch alles getan ist, um transportmäßige Störungen in Zukunft zu vermeiden, so gestatten die verfügbaren Mengen zunächst doch nur eine durch Zu
teilungen zu regelnde A'ersorgung, die den Wünschen der Verbraucher oft nicht genügen wird. Auf die Früh
kartoffeln setze man nicht zu grolle Hoffnungen, da das späte Frühjahr eine wesentlich spätere Pflanzzeit und damit einen späteren Erntebeginn zur Folge hat.
Die Versorgung mit Kartoffeln wird im nächsten Ernte
jahr voraussichtlich besser werden, da einmal die An
baufläche vergrößert wird und der Landwirtschaft zum anderen dieses Jahr genügend Arbeitskräfte zur Ver
fügung stehen dürften, um die Felder rechtzeitig ab
zuernten. Eine Besserung wird in der nächsten Zeit vor allem die G e m ü s e v e r s o r g u n g erfahren, da die Ernte der Friihgemüse auch im Inlande beginnt.
Der Gemüsebau wird in diesem Jahre, besonders durch die Verlagerung der Erzeugung von Grobgemüse in die Landwirtschaft, stark ausgedehnt. Man kann daher erwarten, daß die Gemüseversorgung auch im kom
menden W inter eine weitere Verbesserung erfährt.
Nach wie vor unbefriedigend muß die O b s t v e r s o r - g u n g bleiben, da die strengen W inter der drei letzten Jahre zu große Lücken in den Obstbaumbestand ge
rissen haben, die so schnell nicht wieder zu schließen sind. Von der Ernte ist dann zunächst die M armeladen
industrie zu versorgen, da Brotaufstrichmittel wich
tiger sind als Tafelobst. Endlich bedarf es noch einer Erwähnung des Z u c k e r m a r k t e s . Auch hier hat der frühe W inter des letzten Jahres Schäden verur
sacht, die eine schärfere Rationierung des Zucker Ver
brauchs zur Folge haben mußten, wie es durch K ür
zung des Zuckerbezugs auf die M armeladenkarte zum Ausdruck gekommen ist. Durch verstärkte Einfuhr ist es gelungen, die für das W irtschaftsjahr noch benötig
ten Zuckermengen sicherzustellen, so -laß eine Kürzung der Zuckerportion nicht in Frage kommt. Da der Zuckerrübenbau in den letzten Jahren eine bedeutende
Erweiterung erfahren hat und die Anbauflächen auch in diesem Jahre kaum verändert werden dürften, kann man auch für die Zukunft gleichbleibende Zucker
versorgung erwarten, vorausgesetzt, daß die Ernte be
friedigt. Wie die Fleisch- und Fettversorgung, so ist auch die E i e r w i r t s e h a f t weitgehend eine Futter
frage. Wenn sich das Huhn auch einen großen Teil seines Futters selbst sucht, so bedürfen unsere hoch
gezüchteten und legefreudigen Hühnerrassen doch ge
wisser zusätzlicher Futtermengen, die ihnen heute nicht immer zur Verfügung stehen. Der Rückgang ihrer Leistungen ist daher naturbedingt, so daß aus der Inlanderzeugung nicht mehr die Eiermengen anfallen können, die in normalen Zeiten verzehrt wurden. Die Versorgung ist daher mehr als im Frieden auf die Zufuhr ausländischer Eier angewiesen. Aber auch im Auslande hat die Hühnerhaltung unter den Kriegs
einflüssen Beschränkungen erfahren.
Damit kann der überblick über die produktions
technische Lage der Landwirtschaft und deren Aus
wirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung des lau
fenden Jahres abgeschlossen werden. Wir können daraus entnehmen, daß die harten Bedingungen des Krieges auch hier nicht ohne W irkung bleiben. So wie der Soldat unter mancherlei Opfern und Entbehrun
gen die englischen Siegeshoffnungen an der Front zu nichte macht, so werden auch wir in der Heimat durch Opfer liebgewordener Gewohnheiten auf dem Er
nährungsgebiete zum Siege beizutragen wissen.
Wer ernährt England ?
Der englische Händlerhochmut glaubte in frevel
hafter Ueberhebung eine Wirtschaftsordnung in der ganzen Welt errichten zu können, die sich über jedes natürliche Gesetz hinwegsetzte. Der Grundsatz, daß die Bodenbebauung in jeder gesunden Volkswirtschaft die Grundlage bilden muß, sollte für England keine Gel
tung haben. Englands Weizenfelder lagen in Austra
lien und Kanada. Seine Rinderherden weideten am La Plata und in den riesigen Steppengebieten Austra
liens. Dänemark, Llolland und in zunehmendem Maße vor dem Kriege auch die baltischen Staaten mästeten Schweine für England und brachten den zar
testen Schinkenspeck, wie er dem verwöhnten Ge
schmack der Briten entsprach, auf den Frühstiickstisch des Inselreiches. Holland und Dänemark, Neuseeland und Australien versorgten England mit Butter und Molkereiprodukten aller Art. Herrliches Obst kam von Neuseeland und Australien.. Was brauchte also der Engländer eÜne eigene Landwirtschaft? Die E rfah
rungen des vorigen Krieges wurden rasch vergessen, und zu Beginn des jetzigen Krieges war Englands Eigen Versorgung geringer als 1914. Ja, selbst im Laufe dieses Krieges zeigte sich die englische Sturheit erneut.
Als Ende des vorigen Jahres die U-Boot-Versenkungs- ziffern aus bestimmten Gründen zeitweilig zurück
gingen, und die Engländer daraus die Folgerung zo- zen, daß es ihnen gelungen sei, „den U-Boot-Krieg unter Kontrolle zu bekommen“, tauchten sofort lang
atmige Diskussionen über die Zukunft der englischen Landwirtschaft in der Presse auf. Hatte man eben noch die Landw irtschaft mit allen Mitteln zur höchsten Stei
gerung ihrer Erzeugung angespornt, so w ies man jetzt schon wrieder darauf hin, daß eine allzu große Eigen
versorgung Englands mit Nahrungsmitteln der briti
schen Welthandelsstellung „nach dem Siege“ abträglich sein gönnte. Man wollte die Landwirtschaft wiederum auf eine weitgehend spezialisierte \eredehm gswirt- schaft abdränigen, um die großen Weltmärkte in Wei
zen, Gefrierfleisch, Butter, Molkereiprodukten durch die überragende Verbraucherstellung Englands wieder be
herrschen zu können wie in früheren Zeiten. Damals schrieb ja englischer Geschmack ganzen Völkern nicht
Seite 130 / Heft 9 Z e i t s c h r i f t f ü r v o l k s e m ä h r u n g B e r l i n , 5. Mai 1942 nur die Preise für ihre Agrarprodukte vor, sondern
auch die Zuehtriehtung, wie beispielsweise in der Schweinemast. Dieser sture Hochmut rächt sich jetzt.
Den ersten Schlag erhielt die englische Ernährungs
wirtschaft nach dem großen Siege im Westen durch die Ausschließung vom europäischen Kontinent. Holland.
Dänemark und die Ostseeländer fielen damit als Liefe
ranten für England weg. Noch aber bewährte sich die alte These von den England zu Gebote stehendem „Nah
rungsquellen der ganzen Welt“. Zwar mußte man weitere Wege in den Kauf nehmen, aber es gelang doch in dem verstärkten Bezüge aus Neuseeland, Australien und Südamerika einigermaßen Ersatz zu linden. Nun aber hat sich das Bild wiederum entscheidend ge
wendet. Australien und Neuseeland sind unsichere Lieferanten geworden. Die bisher noch ziemlich siche
ren Verbindungswege sind bedroht, und schließlich muß in absehbarer Zeit mit dem gänzlichen Verlust dieser Speisekammern des Empires gerechnet werden. Der Wegfall der Lieferungen Niederländisch-lndiens und Malayas an pflanzlichen Oelen kommt erschwerend hinzu. Afrika vermag diesen Ausfall bei weitem nicht wettzumachen. Wenn sich auch die Erzeugung an pflanzlichen Oelen dort sicherlich steigern ließe, so ist das nicht von heute auf morgen möglich. Rindfleisch, auch M olkereiprodukte kommen zwar in gewissem Umfange aus der Südafrikanischen Union, besonders aus dem ehemaligen Deutsch-Siidwestafrika, aber diese Lieferungen fallen mengenmäßig gegenüber dem eng
lischen Verbrauch nicht ins Gewicht, und außerdem fehlt hier auch die organisatorische Vorbereitung eines Massenexports durch die Anlage von Kühlhäusern, modernen Molkereien usw.
Bleibt noch Amerika selbst. Gewiß kann Amerika Weizen liefern, aber den brauchen die Engländer gar nicht so notwendig aus Amerika, weil sie ihn unter gleichen Bedingungen auch aus Kanada erhalten bzw.
nicht erhalten können, wenn nämlich die Transporter versenkt werden. Was England braucht, ist insbe
sondere Eleisch, Fett und Molkereiprodukte. Gerade auf diesem Gebiet ist aber die amerikanische Land
wirtschaft keineswegs besonders leistungsstark. Be
rücksichtigt man das Anwachsen der amerikanischen Kaufkraft, die der amerikanische Preisdiktator Hen- derson für das kommende Jahr auf 9 Mrd. Dollar schätzt, in Verbindung mit der Tatsache, daß nach Roosevelts eigenem Geständnis mindestens ein Drittel des amerikanischen Volkes bislang unterernährt war, so wird die amerikanische Landwirtschaft genug zu tun haben, um die Mengen an Fleisch, Fett und Molkerei->
Produkten heranzuschaffen, die das amerikanische Volk selbst braucht. Sind es doch gerade diese Produkte, deren Konsum in erster Linie zu steigen pflegt, wenn die Kaufkraft sich hebt. Wieviel dabei für England übrig
bleiben wird, ist sehr die Frage. Dabei ist es inter
essant, daß sich bereits jetzt Verknappungserschei
nungen bei Schweinefleisch und Milcherzeugnissen in den Vereinigten Staaten zeigen. Der Schweinebestand in den USA war infolge der Politik der Hochhaltung der Agrarpreise von 60 Mill. im Jahre 1940 auf 53 MilI. Stück im Jahre 1941 zurückgegangen. Für das erste Vierteljahr 1942 nimmt man eine noch geringere Ziffer des Schweinebestandes an. Gleichzeitig ist der Anbau von Mais, des hauptsächlichsten Schweinemast
futters in Amerika, stark zurückgegangen. Es wird also keineswegs so einfach sein, die Schweineproduk- tion der Vereinigten Staaten schnell zu steigern, jeden
falls nicht in dem Ausmaße, wie es nötig wäre, wenn Amerika England miternähren soljlte.t Diarauf aber läuft die Entwicklung letzten Endes hinaus, denn es ist nicht mehr abzusehen, woher England sonst seine Nahrungsbezüge erhalten sollte.
Rohstoffland Australien
W e i z e n , W o l l e und F l e i s c h Australiens sind wichtige Faktoren des W eltmarktes und beson
ders der britischen Versorgung. Die W eizenerzeugung Australiens belief sich 1 9 3 8 auf 4 3 Mi l l . t, so daß m e h r a l s d i e H ä l f t e ausgeführt werden konnte.
Vor allem aber ist Australien das e r s t e Wo 11- l a n d d e r We l t . 1936 zählte man nicht weniger als 114,257 Millionen Schafe. Es kommen also auf einen Einwohner m e h r a 1 s 1 6 S c li a f e. Der Schafbestand schwankt allerdings sehr stark, da immer wieder Dürreperioden zu Massenabschlachtungen zwingen. Die australische Wolle zeichnet sich durch g u t e Q u a l i - t ä t aus. Die Produktion erreichte 1937/58 rund 6,8 Mil
lionen Zentner, wovon England die Hauptmenge ab
nahm. Heute hat England die gesamte W ollproduktion aufgekauft. In Friedenszeiten waren Japan, Frank
reich, Belgien und Deutschland gute Käufer austra
lischer Wolle, während die Bezüge der USA. außer
ordentlich schwankten. Neben den S c h a f e n zählte Australien 1956 noch 13,5 Millionen R i n d e r , 1,76 Mil
lionen P f e r d e und 1,2 Millionen S c h w e i n e . Ent
sprechend hoch ist der F l e i s c h e x p o r t . Von ihm gingen von jeher über 90 Prozent nach Großbritannien.
Das gleiche gilt für die B u t t e r - u n d K ä s e a u s f u h r , die ebonfalls zum größten Teil nach Eng
land ging (95 Prozent). Australien war nach D ä n e m a r k u n d N e u s e e l a n d das drittgrößte ßutter- ausfuhrland der Welt. Die M olkereiindustrie ist dem
entsprechend hoch entwickelt. Von der sonstigen land
wirtschaftlichen Produktion ist noch die Z u c k e r - erzeugung zu nennen, die 1937 eine Höhe von S10 000 t Rohzucker erreichte. Mit Ausnahme der Wolle waren jedoch alle landwirtschaftlichen Ausfuhrprodukte Australiens in den letzten Jahren notleidend geworden, da infolge der hohen Löhne und sonstigen Kosten die Ausfuhrpreise nicht genügtem. Sie mußten durch er
höhte Inlandspreise gestützt werden.
Ernährungsphysiologische Winke für die Haushaltsführung
Dr. T h. E ü r s t . städt. Oberm edizinalrat Die Herabsetzung der Fleisch-, Fett- und Brot
rationen wird clie Hausfrau in der kommenden Zeit vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Wenn man ihr helfen will, diese Schwierigkeiten zu überwinden, so wird man in erster Linie darauf aufmerksam machen müssen, für eine richtige E i n t e i l u n g d e r R a t i o n e n zu sorgen. Namentlich gilt dies bezüglich des Fettvorrats, der Kartoffel-, Brot- und Zucker
menge, die für eine Woche reichen soll. Es ist auch vorgeschlagen worden, clie Hausfrau zu veranlassen, ähnlich wie bei der Gruppenverjlflegung, sich W o c h e n s p e i s e z e t t e l anzulegen. Dies ist Bil
den Kleinhauslialt aber kaum durchführbar, weil eine derartige Einteilung je nach der M arktlage zu oft umgestoßen werden müßte. Wichtiger erscheint es, daß die Hausfrau clie gekauften Nahrungsmittel richtig auf clie e i n z e l n e n T a g e s m a h l z e i t e n verteilt.
Besonders muß, namentlich in der großstädtischen Be
völkerung, wo weite Arbeitswege zurückzulegen sind, darauf hingewiesen werden, der M o r g e n k o s t größere Bedeutung beizumessen. Es ist ernährungs
physiologisch zweckmäßig, die Arbeit schon mit einem gewissen Vorrat an Energiequellen anzutreten, also den Tag mit einer Nahrung zu beginnen, die etwas
B e r l i n . 5. Mai 1942 Z e i t s c h r i f t f ü r V o l k s e r n ä h r u n g Heft 9 / Seite 151 länger vorhält als der übliche Korntrunk oder Tee
aufguß. Vorschläge dieser Art sind schon vor diesem Krieg für die bergbautreibende Bevölkerung vom Hauptamt für Volksgesundheit, der NSDAP, gemacht worden. In erster Linie dachte man dabei an die in Westfalen heimische Buchweizensuppe. Aber auch andere Suppen oder Breie, sogar die gewöhnliche Brennsuppe, können diesen Zweck erfüllen. Großer Wert wird gleichzeitig auf die f e 11 s p a r e n d e n B r o t a u f s t r i c h e gelegt werden müssen. Dazu gehören Mehlschwitzaufstriche oder der Zusatz von gewiegtem Gemüse zur schaumig gerührten Butter, was namentlich für Kinder sehr zu empfehlen ist.
Auch durch tropfenweises Einrühren von Milch in Butter oder M argarine, etwa 2 Eßlöffel auf 50 g, kann eine zweckmäßige Streckbutter gewonnen werden. In der Wehrmacht wird auch H efeextrakt als Brot
aufstrich empfohlen, der auch als Zusatzmittel für Tunken in Betracht kommt. Jedoch scheint Hefe
extrakt im freien Handel nicht in größeren Mengen zu erscheinen. Bei der Herstellung der H a u p t - m a h l z e i t e n besteht die Schwierigkeit darin, daß auf der einen Seite zwar an der Regel festgehalten werden muß, ein sättigendes Hauptgericht auf den Tisch zu bringen, daß aber gleichzeitig an Fett, das die Verweildauer der Speisen und damit das Sättigungs
gefühl erhöht, gespart werden soll. Bezüglich der Einsparung \on Fett beim Braten und Rösten sind verschiedene küchentechnische Kniffe zu beachten:
z. B. sind fette Braten in wrenig heißem W asser zu braten, magere Braten in der trockenen Pfanne an
zubräunen und nachträglich mit W asser aufzufüllen, während Hackbraten in der Kastenform gebacken werden soll. Fett ist auch bei der Herstellung von Tunken zu sparen. Braune Tunken werden mit trocken geröstetem Braunmehl, das auf Vorrat her
gestellt wird, helle Tunken mit einer Mehlschwitze aus wenig Fett und Mehl, wobei nachträglich noch wei
teres Mehl zugesetzt werden kann, hergestellt. Auch beim Braten von Kartoffeln kann durch Verwendung von Milch oder Buttermilch Fett gespart werden.
Eine große Rolle spielen in der jetzigen Zeit Re
zepte zur Herstellung von f l e i s c h a r m e n b z w.
f l e i s c h l o s e n Gerichten. Fleisch kann durch Zu
satz von Gemüse, Kartoffeln, Graupen usw. gestreckt werden. Auch das Sojamehl, das in der H eeresver
pflegung eine große Rolle spielt, verdient wegen seines hohen Eiweißgehalts als Ersatz von Fleischeiw eiß An
wendung im Kleinhaushalt, soweit dies bei clen für die Zivilbevölkerung auf clen M arkt kommenden Men
gen in Betracht kommt. Bei dieser Gelegenheit darf darauf aufmerksam gemacht werden, daß bei den ostasiatischen Völkern, wo das Sojamehl zu Hause ist, eine Vorgärung des Mehls vielfach angewenclet wird, wodurch das nicht so leicht verdauliche Pflanzeneiweiß in leichter verdauliche Abbauprodukte umgewandelt wird. Auskünfte über diese Art der Zubereitung müßten am besten bei unseren japanischen Freunden erholt und ausprobiert werden. Es kann auch gute Verwendung finden als Zusatz zu Tunken Zweck
mäßig wäre die Einführung von Beratungsgelegen
heiten für die Übernahme von fleischsparenden Ge
richten, welche sich bei der Heeresverpflegung be
währt haben. Bezüglich der Verwendung des Hack
fleisches, das für fleischarme Gerichte eine gesteigerte Verwendung bekommen wird, ist der Hausfrau zu raten, im Kleinbetrieb eine gewisse Vorsicht anzu
wenden, da Hackfleisch leichter zur Zersetzung neigt und für Bakterien der Fleischvergiftungsgruppe, namentlich in cler warmen Jahreszeit, einen günstigen Nährboden liefert. Das gleiche ist bezüglich Leber und Milz zu sagen. Bei derartigen, leicht zur Zer
setzung neigenden Nahrungsmitteln ist auch die sonst so wichtige Verwendung von Resten nicht am Platz, sondern die rasche und vollständige Verarbeitung
nach dem Kauf zu beachten. Eine wichtige Rolle spielen bei der Herstellung der Hauptmahlzeiten auch die B e i l a g e n. Es muß festgestellt werden, daß die Hausfrauen in manchen Kreisen der Bevölkerung mit gelegentlich auf clen Markt kommenden ausländischen Gemüsen nichts anzufangen wissen, z. B. mit F i - n o c c h i , besonders auch mit der P a p r i k a - s c h o t e , die, gefüllt mit fleischsparendem Füllsel, ein ausgezeichnetes Hauptgericht ermöglicht, auch als Salat in allen Balkanländern beliebt ist. In Bulgarien gibt es auch einfache Konsei’vierungweisen, so daß die’ Paprika auch im W inter dort eine nie fehlende Beilage zu clen Mahlzeiten bildet. Beratungsgelegen
heiten wären für die Verarbeitung solcher Gemüse
sorten ebenso zweckmäßig wie für die Verwendung von W i l d g e m ü s e n und W i 1 d s a 1 a t e n. Zu letzteren gehört jetzt im Frühjahr die Verwendung von Löwrenzahn und Brennesselblättern, deren obere Spitzen einen ausgezeichneten Salat ergeben. Audi das verachtete Scharbockskraut sollte als Salat oder spinatartiiges Gemüse Eingang in den Haushalt finden.
Durch Umstellung unserer Eßgewohnheiten und Übernahme von Gerichten, die in anderen Ländern mit mehr vegetabilischer Ernährung bekannt sind, könnte die Haushallführung im Kleinbetrieb manche Erleichterung erfahren. Endlich kann vielleicht ein Hinweis für die Hausfrau von Nutzen sein, sich gegen
über N e u e r z e u g n i s s e n d e r L e b e n s m i t t e l i n d u s t r i e nicht zu verschließen. Dazu gehören z. B.
verschiedene aus der M o 1 k e gewonnene Produkte.
Die Präparate Migetti, Rogetti sind verhältnismäßig eiweißreich und können daher ausgezeichnet an Stelle von Reis verwendet werden, nicht nur zu Suppen, sondern auch zur Herstellung von Breien. Zu den neu
zeitlichen Molkeprodukten gehört auch dieLaktrone, die aus Molke mit Zusatz von Zitronenöl natürlicher H er
kunft hergestellt wird. Es enthält außer Milcheiweiß und Milchzucker spezielI für den kindlichen Knochen
aufbau wichtige Mineralsalze (Kalk), ferner wasserlös
liche Milchvitamine. Es kann verdünnt zur Herstellung
Herausgeber: Zeichnung: FI ahn.
Reichsarbeitsgemeinschaft Schadenoerhütung.
Seite 132 / Heft 9 Z e i t s c h r i f t f ü r V u l k s e r u ä h r u u g B e r l i n , 5. Mai 1942 von Getränken, die namentlich für die Sommerzeit sehr
zu empfehlen sind, ebenso zur Herstellung von Kalt
schalen verwendet werden. Herstellungsfirma ist das Laktronewcrk bei der Bavr. Milch Versorgung" Nürnberg".
Auch die Verwendung von B u 11 e r m i 1 ch sollte für Suppen, aber auch für Breie, wie sie z. B. in Holland be
kannt sind, im Haushalt mehr verwendet werden. Bei einer Reihe von aus Molke hergestellten Produkten, z. B.
Molkepulver u. a., handelt es sich "um wertvolle Zu
satzmittel zur Bereitung von Gerichten, durch die so
wohl der Eiweiß- wie der K ohlehydratgehalt der
Nahrung erhöht werden kann. Es sind dies immerhin einige ernährungsphysiologische Winke, die der Haus
frau über manche Schwierigkeiten in der kommenden Zeit weghelfen können, um den N ährw ert und die Abwechslung ihres Kriegsspeisezettels zu verbessern.
Zur praktischen Nutzanwendung derartiger grundsätz
licher Vorschläge gehört natürlich noch die Erwerbung küchentechnischer Kenntnisse, wozu sich den Frauen die beste Gelegenheit in Gestalt der vom Frauenwerk veranstalteten Kochkurse bietet, sowie die fleißige Lektüre dieser Zeitschrift für Volksernährung.
Die Bildung der Nährstoffe in der Pflanze
Von Dr. Fritz S t e i n i t z e r Im Frühling beginnt die uns so gewohnte, dem «
Kundigen aber jedesmal wieder w underbar erschei
nende Entwicklung der Pflanzenwelt, die Grundlage der Ernährung von Mensch und Tier. In Wurzeln, Blättern, Früchten und Samen liefert ihnen die Pflanze ihre lebenerhaltende Nahrung und erzeugt außer den vielfältigen^ W irk- und Geschmackstoffen in ihren geheimnisvollen Laboratorien vor allem die menschlichen und tierischen H a u p t n ä h r s t o f f e : Eiweiß, Fett und Kohlehydrate.
Wenn der Pflanzenkeim im Samen im Boden aus dem ruhenden in clen tätigen Zustand übergeht und der Keimling — das Jungpflänzchen — dem Boden entsprießt, erhält dieser die zu seinem Wachstum nötigen Nährstoffe zunächst aus den Nährstoff
speichern des Samens; sowie aber im Boden die Bil
dung von Würzelchen und von Keimblättchen am Halm einsetzt, sind diese Speicher erschöpft und die Pfllanze muß nun ihre Nahrung selbst erzeugen.
Die Zentralstelle der Nahrungserzeugung ist das g r ü n e B l a t t , in dem sich die mikroskopisch klei
nen grünen C h l o r o p h y l l k ö r n c h e n befinden, denen die Bildung der Nährstoffe obliegt. Das Schau
bild zeigt rechts oben Chlorophyllkörner in starker Vergrößerung. Chlorophyll ist eine dem Blutfarb
stoff sehr ähnlich zusammengesetzte chemische Ver
bindung, die an Stelle des Eisens des Blutfarbstoffes Magnesium enthält und die Bildung (Synthese) der Pflanzennährstoffe betätigt. An Ausgangsstoffen stehen hierzu zur Verfügung:
A u s d e m B o d e n : Wasser, Mineralstoffe, bes.
Kali, Phosphorsäure, Schwefel (in Sulfaten), Kalk, Magnesia. Eisen und andere Spurenelemente, ferner stickstoffhaltige Stoffe. Alle diese Stoffe werden durch die W urzeln aufgenommen und im Saftstrom durch den Stengel den Blättern zugeleitet, unm ittel
bar aber nur Kalisalze und einiere Stickstoffverbin
dungen (Amide, Nitrate), die in W asser löslich sind, die meisten Bodenstoffe müssen erst durch d:e Tätig
keit der Bodenbakterien (1) in lösliche und damit aufnehm bare Form übergeführt werden. Diese Bodenbakterien bedürfen zu Aufbau, Ernährung und Vermehrung der gleichen Nährstoffe wie die Pflanze und außerdem des Kohlenstoffs, den sie dem H u m u s entnehmen, der bei der Fäulnis organischer Stoffe, besonders des Stalldungs, entsteht. 1 g Ackererde enthält etwa 100 Millionen von Bodenbakterien (2).
Einige Pflanzenarten, besonders die Leguminosen, vermögen unter Vermittlung bestimmter Arten von Bodenbakterien, die. den Stickstoff unm ittelbar aus der Luft aufnehmen und in Amide bzw. Nitrate über
führen, ihren Stickstoffbedarf größtenteils durch den Luftstickstoff zu decken.
A u s d e r A t m o s p h ä r e : Der g e s a m t e K o n l e n s t o f f b e d a r f der Pflanze wird der
K o h l e n s ä u r e der atmosphärischen Luft ent
nommen, ein Vorgang, clen man als Assimilation be
zeichnet. Die Luft enthält zwar in 1 cbm nur etwra 0,3 Liter Kohlensäure, da aber die von den Pflanzen verbrauchte Menge immer wieder durch irdische Vor
gänge, Bildung im Boden bei der Verwesung, Ver
brennung von Kohle usw. ersetzt wird, ist stets eine unerschöpfliche Menge dieses Gases in der Atmo- phäre der Erde vorhanden. Der Boden selbst erzeugt durch die in ihm stattfindenden Verw^esungsvorgänge organischer Stoffe erhebliche Mengen von Kohlen
säure, welche die über dem Boden befindliche Luft anreichern und als sog. bodenbürtige Kohlensäure dazu beitragen, den Kohlenstoffbedarf der auf ihm wachsenden Pflanzen zu decken (3).
Um welche Mengen Kohlenstoff bzw\ Kohlensäure es sich hierbei handelt, mag ein Beispiel verdeutlichen.
Auf 1 Morgen Acker werden 3500 kg (35 dz) Kartoffeln geerntet, die 578 kg Stärke mit einem Kohlenstoff
gehalt von 236 kg enthalten, die aus 939 kg bzwr.
478 000 L’tern Kohlensäure entnommen wurden, die in 1,6 M illiarden Litern Luft enthalten sind.
Von ausschlaggebender Bedeutung ist das L i c h t für die Nährstoff bilduug, sie kommt nur unter dessen Einwirkung zustande, und zwTar nicht nur im Sonnenlicht, sondern auch im zerstreuten Licht.
W asser nimmt die Pflanze mit Hilfe ihrer sehr fein organisierten Aufnahmevorrichtungen auch aus der Atrrfosphäre auf, besonders bei Regen, aber auch aus feuchter Luft.
D ie B i l d u n g d e r N ä h r s t o f f e Eiweiß, Fett und Kohlehydrate im grünen Blatt umfaßt Syn
thesen im kleinsten Raum und von größter Kompli
ziertheit, so daß die Art ihres Zustandekommens und ihr Chemismus bisher nur unvollständig aufgeklärt werden konnten; wir kennen nur die Ausgangsstoffe und Enderzeugnisse, aber nur wenige der sicher über
aus zahlreichen Zwischenprodukte. Im Chlorophyll tritt zunächst unter der Einwirkung des Lichtes eine Reaktion zwischen W asser und Kohlensäure unter Bildung von Formaldehyd und freiem Sauerstoff ein, der von den Blättern abgegeben wird. H2O CO2
= HCOH 4 -2 0 . Sechs Moleküle Form aldehyd ver
einigen sich dann zu Einfachzuckern: Trauben- und Fruchtzucker, hauptsächlich ersteren, aus denen sich dann die Zweifachzucker Maltose, Rohrzucker usw\
und die Mehrfachzucker Stärke und Zellulose bilden.
Die zu den verschiedenen Zuckerarten führenden ein
zelnen Phasen dieser Polymerisationsvorgänge sind noch unerforscht.
Das gleiche gilt von der Bildung der E i w e i f l - s t o f f e u n d F e t t e bzw. ö le im grünen Blatt, deren M uttersubstanz auch der Form aldehyd ist.
Man darf annehmen, daß aus den von ihm ge
bildeten Einfachzuckern unter Einbau von Amino-
B e r l i n , 5. Mai 1941 Z e i t s c h r i f t f ü r V o 1 k s e r n ä h r u n g Heft 9 / Seite 133
L I C H T
EiW EiSSTOFFE«
BILDUNG
CHLOROPHYLL KOHLENSÄURE STICKSTOFF MiNERALSTOFFE W A SSER LjCHT
E N S Ä U /?£
BODEN-» HUMÜS-BÖDENBAKTERiE
CHLOROPHYLL
KÖRNER
CHLOROPHYLL KOHLENSÄURE W A SSER LiCHT
KOHLENSÄURE NSÄURE
♦FETTE- ÖLE-U.
KOHLEHYDRATE- BILOUNG
__________ j g ?
BÖDENBAKTERiEN-HUMUSlR-BODEN
Die Bildung der Neil
gruppen, die aus den stickstoffhaltigen Stoffen des Bodens stammen, die Aminosäuren, die Bausteine der Eiweißstoffe entstehen. Zur Bildung schwefelhaltiger Aminosäuren (Cystin) bzw. Eiweißstoffe wird Schwe
fel aus den Sulfaten, hauptsächlich dem Kalzium
sulfat des Bodens entnommen, zu derjenigen der phosphorhaltigen Nukleine, der Zejlkerneiweißstoffe, Phosphor aus den Phosphaten des Bodens.
Ein Nebenerzeugnis bei der Bildung der Eiweiß
stoffe ist die Oxalsäure, die größtenteils als unlös
liches Kalksalz und oft in schön ausgebildeten Kri
stallen abgeschieden wird.
Fette und ö le entstehen im grünen Blatt eben
falls durch Umwandlung von Kohlehydraten, doch s;nd auch diese Vorgänge noch nicht näher erforscht.
Man ..weiß aber, daß u. a. in reifenden und reifen Samen häufig die Umwandlung von Kohlehydraten in Fette stattfindet.
Bezüglich der Geschwindigkeit und Menge der Stärkebildung sei erwähnt, daß z. B. 1 qm Kürbis
blätter an einem Sonnentage von 15 Stunden Dauer 25 g Stärke aufzubauen vermögen.
B e f ö r d e r u n g u n d S p e i c h e r u n g d e r N ä h r s t o f f e i n d e r P f l a n z e . Die so gebilde
ten Nährstoffe haben zunächst die Aufgabe, den ge
samten Pflanzenkörper zu ernähren und müssen zu diesem Zweck an alle Stellen desselben, wo sie ge
braucht werden, befördert werden. Die leicht lös
lichen Zuckerstoffe, lösliche und kollo’d gelöste Ei
weißstoffe und Fettemulsionen werden durch den Säftestrom befördert und an bestimmten Orten ge-
Wilde
Wenn — nach altem Spruch — der Bauer nicht frißt, was er nicht kennt, so ist dies törichte Scheu, wo u r
altes WTssen und die Erfahrung von tausend Mit
menschen uns ein Nahrungsmittel weisen, das uns nur durch die kleine Mühe des Suchens-und Beiesens ent
fremdet wurde. — Löwenzahn ist der gesündeste Frlih- lingssalat; in Holland und Frankreich gilt er als Leckerbissen. — Brennessel ist an Nährsalzgehalt mit kaum einem andern Gemüse vergleichbar. — Der Lauch bewahrt uns vor, Darm-Infektion, und man sagt von
In der Pflanze
speichert. Für die unlösliche Stärke ist diese Be
förderungsart ausgeschlossen, die im grünen Blatt gebildete Stärke wird daher zum Zweck der Beförde
rung auf enzymatischem Wege (Diastase) wieder in löslichen Zucker zu rückver wandelt, am Orte der Speicherung aber wieder als unlösliche Stärke deponiert. Die gespeicherten Nahrungsstoffe bilden eine Nah rungsreserve für die Pflanze selbst, ihren künftigen Jahrestrieb und ihre Nachkommenschaft, sie sind aber gleichzeitig die w i c h t i g s t e n N a h r u n g s m i t t e l f ü r M e n s c h u n d T i e r , be
sonders seit ersterer durch sorgfältige Sortenauswahl und Züchtung die Mengen der Reservenährstoffe so erheblich zu erhöhen versteht, daß deren Menge den Bedarf der Pflanze weit überschreitet. Durch Sorten- auswahl und Hochzucht lassen sich vor allem die Re
serven der Kulturpflanzen an Kohlehydraten, Zucker und Stärke, vermehren, auch an Fetten und ölen, während die Erhöhung der Eiweißreserven in enge
ren Grenzen bleibt. So konnte z. B. der Zucker
gehalt der Zuckerrübe durch Hochzucht mehr als ver
doppelt werden. Die chemische und pflanzenphysio
logische Forschung hat schon so viele scheinbar un
durchdringliche Naturvorgänge entschleiert, daß auch eine lückenlose Aufklärung der Bildung der N ähr
stoffe in der Pflanze im Bereiche des Möglichen liegt.
1. ..K leinste H elfer beim Y ierjaliies-plau.“ Z. f. Y olkscrnälirim g.
1937. 10. 152.
2. ..Der Boden, ein lebender Organismus.*' Z. f. Yolksernährung.
1941. 2. 20.
3. ,,D er K ohlenstoffbedarf der P flanze.“ Z. f. V olksernährung, 1938. 8. 112.
Gemüse
den Chinesen, daß sie ohne Schaden aus jeder Pfütze trinken dürfen, weil sie ihn oft zu den Mahlzeiten nehmen. Die Sprossen des jungen Hopfens sind köst
lich wde Spargel, und andere Wildpflanzen ergeben in Mischlingen abwechslungsreiche Gerichte, die uns den besten Spinat vergessen lassen. Ist es nicht lächerlich, diese K räuter abzulehnen, weil sie ein Futter auch für Gänse und Esel sind? Ihre sinnvolle Nutzung ist nicht nur Notbehelf, sondern Fortschritt; und wenn w’ir die Freude am Sammeln der wilden Gemüse neu gewon-