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Bismarck : ein Weltroman in 4 Bänden. Bd. 1, Bismarcks Werden.

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Q3 iSm ar d

Sin QSeitroman

in hier QÖänben

t>on

^arl QSleibtreu

©ritte QIu f I a ge 16. big 25. Saufend

03 a n b 1

_____________________ßeip 8i 9 ___________

Q? er lag ber fi i t e r a t u r to e rf e „QRinerba"

9t. 9R a j fiippolb

(8)

QlUe ©echte Vorbehalten. ©achbrud Verboten.

®rud von ®arl Seifert, 5?öftrit$ i. $&ür.

(9)

Sn f) al tä üb er f td)t

*

93 anb 1 unb 2

QJigmard« QBerben • 3n ber beutfdjen Qöerfftatt

®e« Qfceidje« Scpmieb

*

©anb 3 unb 4

CBismord« ®rbe • ©ie Jeuerprobe

(®ie ®efd)id)te be« beutfdjen Sjeere« im QSeltTriege)

«SJjrentafel beutfcber Sruppen im QBeltfriege Qlmfdjai!

ber (ScEmiblüge • fiocarnogeift • Qufunft

(10)

5

(11)

OSortoort

Seit biefe Sarftellung ber @inbeit«fämpfe juerft er»

fehlen, ift ®i«marci« QBerf fcpeinbar jertrümmert toorben, boch baff bie« nur Ödbein bebeutet, bafür vergleiche man

©eutfchlanb« Quftanb Vor 50 fahren. ©amal« gab

ein ©ufcenb ©aterlänber, beute nur ein«! Qlmfonft Ver«

fudfjten bunfle QnadEjenfdjaften beim Qufammenbruch fepa«

ratiftifcfj»partifulariftifcben Qlbfaü, bie ®inijeit«ibee blieb gefertigter al« Je. Qlnb ba« allein ift <®i«marcf« toabre«

2eben«toerf, alle« Slbrige nur Qlnbängfel Von Qeit- unb QRilieunottoenbigfeit. Seine ©eftalt al« Sinnbilb beutfdben

@inbeit«reidbe« überlebte jeben äufjeren Qufammenbrudb be« Qteidj«, ber ohnehin nur ein vorübergebenber Qtoifcben«

aff ber natürlichen ©nttoicflung fein toirb. Qlnfer ^Rational«

ftaat, ein @rof)beutf<hlanb, fann burch feine ^Umtriebe po«

litifcher Qtänfe in feiner QSoHenbung aufgebalten toerben,

nicht jufaHrnäftig bat ®i«mardt feine glübenbften Verehrer

unter ben beutfcben QBrübern in öfterreich. Ser QSelttrieg

bat ba« feelifcbe ®anb aller Seutfchen auf ®rben fefter

gefchmiebet al« je juvor, Vielleicht nennen unfere ®nfel

ibn feine Qlieberlage, fonbern ben Sieg be« toabren

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©eutfdjtum«, toie e« nad) QerBröcfehing überlebter formen ffd) au«bilbet. ®e«t>alb fdjeint angemeffen, bie „ Jeuerc probe be« QSeltfriege« al« CBoHenbung be« ®i«mard*

teerte« Porjufübren. - <2®ir befebränfen un« auf biefe fölidjten cßJorte, benn bie ©arpellung foß für fidj felber reben.

©er Qterfaffer.

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QMSmarcfS QBeröen

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„©orninug Otto b. SBigmard!" ©er Uniberfitätgriegter pugte forgfältig feine 93rille unb feijte fte feierlich toieber auf, um ben Übeltäter mit befonberer (Strenge ing 9luge 3U faffen. „QaS finb ja fdjöne Sefcfji^jten, bie idj göre. firft 17 Saljre alt, toie id) aug ber Gifte erfelje, fo jung unb fdjon berborben! Ober, um ein nidjt fo garteg 933 ort 3U braudjen, fo jung unb fd>on fo . . .“

„Kinbifdjf“ ergänjte ber ljodjaufgefdjoffene Süngling fröljlid), fdjlant unb fpitj toie eine StabeL ©eine blauen klugen blitjten babei unter bufdjigen blonben 93rauen unb feine rofige ®efi(f>tg=

färbe »erriet eine Urgefunbfjeit r>on beg (Sebanfeng 93läffe unb ber ©bmnafialluft toenig angefränfelt

„Silentium! So unbefdjeiben, toollte id> fagen. Kaum finb Sie in ®öttingen angelangt, erft 24 Stunben, ba madjen Sie fdjon Sfanbal, erregen öffentlidjeg Ürgernig. 933ag ift bag für ein 91uf3ug, in bem Sie bafjerfommen! 3ft bag bielleidjt bie neuefte ^Berliner 92tobe?“

©er Slnjug beg Stubiofug i>. 93igmard bereinte freilief) in glücflidjer 923eife ben 3tjlinberf)ixt eineg ©anbt) mit ber gade eineg 3irtugreiterg unb ben Kanonenftiefeln eineg Küraffier- leutnantg. ©er junge 92tenfd) fat) fo pljantaftifd) aug, alg toolle er, bon ber bumpfen gaft beg ©pmnafiumg befreit, fo- äufagen aug ber fyaut fahren. Slber jugleid) lag ettoag fo lir»

toüdjfig-gumorbolleg in feiner fjaltuug, bag ber Unioerfitätg«

rid)ter leife fdjmunjelte, alg er in bie nerfifd) blinjelnben blauen Suder biefeg faum bem Knabenalter enttoad)fenen 93ur- fdjifofug fdjaute. ©er fpigte untoillfürlid) ben 92tunb, alg toollte er irgenbeinen ljauptftäbtifdjen ®affenljauer anftimmen. fir be­

gnügte fid) aber, toürbeboll ju berfidjern: „(feber jiefjt fid) an, toie er fann. ßeber nad) feinem ©efdjmad!“

„gören Sie, junger 9Kann, foldje breiften 9lnttoorten müffen Sie fid) abgetoßfcnen. ©ag riedjt nadj borlautem 93erlinertum, in ber Alma mater ©öttingen ift man ni<f>t auf foldjer göl>e.

Sttenfdjen unb gunbe finb 3|>nen nadjgelaufen unb babei gaben 11

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©ie nodj allerlei Jajen gematfjt, um 3jr probofanteg Auftreten 3“ berfdjlimmern. Slug 3jrer POojnung toarfen ©ie eine jlafcje aug bem Sanfter, fo bag brunten in ber ©trage bie ©djerben jerumflogen.“

„Sag ging fo 3U: alg idj jier anfam, traf idj einen ober»

flädjlidj Pefannten fron Perlin jer, einen §errn b. Srontjajn, ber ljat midj berfdjleppt unter lauter Ptedlenburger. Seiten gab idj ein ^rü^ftüdf, unb ba ift bie ^lafdje man fo rauggefollert.“

„9ldj Sott, ift 3jnen tooljl aug ber §anb gerutfdjt? Pladjen

©ie mir bag bor? Sen Satbeftanb!“ Ser Pngeflagte fegte ficj in Pofitur unb 3eigte fidj bereit, beg Pidjterg PJigbegier 3U beliebigen, inbem er ein ßineal ergriff. „Sjalt, jalt! PJolIen

©ie toojl liegen laffen! PJarum nidjt gar bag Sintenfag! Pitte, nur bie Plugfelbetoegung!“ Sieg beranfdjaulidjte ber Perliner mit entfpredjenbem ©djtoung. „Bene, Optime! Plfo freier PJille 3um PJurf borjanben.“ Sie toiffenfdjaftlidje Srünblicjfeit ber Unterfudjung Vertiefte fidj. „Porjin, junger Ptann, jejten ©ie mir einen Riefenföter auf ben ßeib. 3dj jätte bag SBieft paf- fieren muffen, alg idj aufftanb.“

„“Rief ijn bodj gleidj an ber ©djtoelle 3urüd, bag gute Sier“, berteibigte ber gefegnete Pefiger fein Äleinob.

„Über bie Süte lägt fidj ftreiten, über bie Piffigfeit faum, ber Plaulforb fejlt. ©oldje Ungefeglidjfeit pöne icj mit fünf Salern Orbnunggftrafe. Überjaupt — ©ie toollen toojl Puffejen erregen? ©djmedt nadj rebolutionärer Sefinnung. Sag follte ein Silbliger, toie ©ie, bermeiben. Sie jeutige Sugenb ber- bient fdjarfe Ubertoadjung. Unfer allergnäbigfter Äönig lieben nidjt foltje renitenten ©cjtoarmgeifter in allerjödjft ijren ©taa- ten. ©e. Plajeftät bliden ungnäbig auf frembe ©tubenten biefer Prt.“

„Unb bito auf Profefforen“, bemerfte ber junge Pigmard jalblaut mit Pnfpielung auf befannte Vorgänge unb sßuge«

rungen beg PJelfenfönigg unb feineg ijm fpäter nadjfolgenben Pruberg, ber profefforen unb be3ajlte Simen auf gleidje ©tufe ftellte. Ser Uniberfitätgridjter rubelte bie ©tirn:

„Sa jaben toir’g. Unterlaffen ©ie foldje altklugen ©djer3e!

3dj toittere in 3jnen eine 3nfeftion umftür3lerifdjer Elemente,

©inb toojl Purfcjenfdjafter?“

„3dj bin nodj gar nidjtg.“ Ser güngling 3udte bie Pdjfeln.

„Pllerbingg mödjte idj toojl in burfdjenfcjaftlidje Perbinbung eintreten.“

„Sadjte mir’g. Pejmen ©ie fidj in adjt! Sie Pejörben laffen nidjt mit fidj fpagen. Unfere Beit ift toenig ba3U angetan, mit PTilbe jugenblidje Solljeit 3U fdjonen.“ Sr fagte eg jebodj in redjtbäterlidjem Sone, unb ber junge Pigmard lädjelte ironifd).

PJugte er bodj gut genug, bag bie Profefforen ber beutfdjen Uniberfitäten gerabefo toie bie ßejrer ber Sjmnafien mit bemo- fratifdjen öle gefalbt unb bag fie mit fdjtoar3-rot-golbenen Pe-

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ftrebungen ber afabemifdjen JJttgenb ober öffentlich fijmpathifierten. „Stegmai bleibt eg bei einer Vertoarnung, ba (Sie ja im ©runde noh niht bie ©renjen afabemifdjer Freiheit überfprangen. Vöollte Shnen nur mal auf ben 3abn fühlen, toie meine Sßfli<ht jebem Veuimmatrifulierten gegenüber. Qlber laf«

fen ©ie fih gejagt fein, baß ber Äarjer auf jeben toartet, ber fih einer Ungebühr fdjulbtg macht. Vun, vielleicht täufche ich mich auch in Shren ©efinnungen. Sie jungen Sjerren vom Qlbel finb fchon fo, erlauben fich t>tel aug abliger Ungebunbenheit.“ ®r fdjielte mißtrauifdj auf ben fonberbaren 3üngling. VJar bag am

©nbe nur ein udermärfifher ©ranbe, ber feinen Sunferfjohmut unb Verachtung beg Vürgerpadg 3um Vugbrud brachte? Sodj biefer altpreußifdje (Jungherr tourbe fofort unangnehm, ridjtete fich in voller höhe auf unb verfeßte mit fefter Veftimmtbeit:

„Von fo ’nem Unfinn toeiß ich nichtg. 3dj bin nicht aug hinterpommern. Sachte mir nur: frei fei ber Vurfch — unb bie Vhilifter fönnen mir ben Vudel lang rutfehen.“

„hebe, toag bag für VÖorte finb!“ Ser alte §err räufperte fich, fab ibn aber freundlich an. „3aja, fdjon gut. 3ugenb fennt feine Sugenb. Sag fdE>leift ficb ab. 3dj felje 3toar mit Vebauern Voraug, ba& toir noch toeiter im £auf ber ©emefter miteinanber Vefanntfcbaft machen toerben. Sag fennen toir. (Sie fheinen mir 3U manchem jugenblicben Unfug präbeftiniert, unb ber Vebell toirb (Sie halb augtoenbig fennen. hüten ©ie fidj vor blutigen Vlenfuren, barin verftebe ich feinen ©paß. 3m übrigen — ©ott befohlen, (Stubiofug v. Vigmard, unb fnallen ©ie nicht toieber auf offener ©trabe mit biefer Juhrmanngpeitfhe, bie ©ie toenigfteng aug Vefpeft vor ber Obrigfeit bei 3fjrem teerten Ve=

fueb abgelegt haben!“

Ser fo toobltoollenb ©ntlaffene verneigte ficb ntit ©alongra3ie unb grüßte militärifh mit ber Veitgerte, bie er in Ermangelung feiner Veitpeitfdje freunblihft mitgebradjt batte. Ser Vicbter lächelte in fich hinein unb bähte: ber fdjtoingt eine Varren»

peitfefje, boh er ift niht fo bumm, toie er — niht augfiefjt. VOenn fih ber VI oft noch fo abfürb gebärbet —!

Sa im 3anuar beg 3abreg unter Veteiligung von Vrivat«

bo3enten viele ©tubenten einen revolutionären S?ratoall Ver«

anftaltet unb eine Vationalgarbe nah Varifer VTufter errichtet batten, fo galt bem fonft befonnenen unb tooblmeinenben S?önig von hannover feine berühmte Univerfität alg Vrutneft umftür3»

lerifdjer Veftrebungen, toag fih bei feinem Vahfolger Ernft Vuguft 3U toilbem haffe fteigerte unb ibn 3U SRehtg« unb Ver»

faffunggbruh aufftaheite. Senn tatfählih befaßen fdjon eine Veifje fleinerer (Staaten eine Verfaffunggform liberalen ®e«

prägeg, toag in Vreußen fehlte, toährenb bort umgefeljrt ein ßiberaligmug breitefter ©djidjten beftanb toie in feinem anberen beutfhen ©au. ©öttingeng damalige Vebeutung für bie ftu»

bentifhe Sagend tour3elte in Verufung erftrangiger Kräfte toie 13

(18)

ber «rüber firimm, fierbinug, S>aljlmann, bie biele Jjörer an- jogett, amh foire aug angelfädjftfdjen fiebieten, tooju natürlich gannoberg «erbinbung mit finglanb beitrug. S>er stud. jur. b

«igmarcf hotte fidj borgenommen, ljiftorifcf>e «orlefungen 3U be­ legen unb bie englifdje ©prac^e 3U pflegen.

«Ig er aug bem «eftoratg3immer ljinaugfdjienberte, be­

grüßte ißn toebelnb feine «ullbogge, bie er unberfrorenmit hinein­ nehmen toollte, bie aber ein ©rrecfengruf beg Nebelig an bei Sdjtoelle feftbannte. «Ig er toieber auf ben ^reiplaß bor ber Uniberfitäi htnaugfam, grüßten ihn betriebene «ertreter bon

«erbinbungen, bie nach üblicher ©itte bem fraffen gmcßg auf­

lauerten, um ihn 3U „feilen“, fiin hannoberfrer ®raf, bet Shorgierte beg bornehmften Korpg, bag bie «lüte beg «belg um- faßte_ unb beffen fonftige «or3Üge er heraugftrir, hielt für felbft- berftänblidj: „§err Kommilitone b. «igmarcf toerben getoiß ir unfer Korpg eintreten“, dagegen berfidjerte ein «ertreter bet Burfchenfchaft, baß jeber, ber nach höherer fiefittung ftrebe unb mit ber «ufflärung beg 3eitgeifteg toanble, nottoenbig fich ber fchtoar3rotgolbenen färben ber Burfchenfchaft anfdjließen müffe S>er jugenbliche «reuße banfte berbinblichft in getoanbten formen oerfeßte aber: „3ch möchte mich noch nicht entfcheiben unb toerbe mir geftatten, bei ben betriebenen «erbinbungen borerft 3u hofpitieren.“ S>er Korpgfenior feßien enttäufcht unb betroffen, trat mit höflichem ßüften beg Käppig beifeite, ber «urfch aber nahm ben neuen «nfömmling h«röhaft unter ben «rm unb fcßleppte ihn in bie «erbinbunggfneipe, too eine folenne fiin- toeihung in bie löblichften Srinfunfitten bon ftatten ging, «ui Ottog Jrage nach ber «ebeutung betriebener frtoar3rotgolbenei fimbleme erhielt er bie hoTtönenbe «nttoort: beutle fiin- Öeit unb Jreiljeit.“

„3a, bag ift frön. Unb beghalb fam ir 3U eur 55ei ung in «erlin frtoärmt jebermann für bie fiinheit. «Ig ir be1

«lamang toar — bag ift bie «orfrule nar Srunbfäßen bom Surnbater 3at)n, berfteht ihr —, hiefj eg immer, toir müßten fpäter «urfdjenfrafter toerben. Unb auf bem fitjmnafium toat eg aur fo. 3)or toag berfteht ihr unter Freiheit?“

„3a fiehft bu, «igmarcf,“ man hotte eiligft ©rmollig ge- trunfen, „bag läßt fir nirt fo leicht feftftellen. Unb eg toirb fo biel gefpißelt. 3>a müßten toir bir boch erft auf ben 3ahn fühlen.“

„BJag!“ Ottog «ugen blißten 3ornig. „5T toill hoffen, baß ihr nirt glaubt — — «Jag ißr fagt, ift im «ertrauen. ©onft toill ir lieber gleidj gehen.“

„Bur nirt fo ftürmifr, §err «ruber!“ «Ian brüefte ihr freunbfroftlir auf ben ©tüßl nieber. „Uber bag, toag Jreihei' ift, benft jeber betrieben, ©obiel Köpfe, fobiel «leinungen BJie benfft bu 3. «. über Sßrannenmorb?“ 3>ag froll trauer- lir»feierlir toie eine hornotpeinlühe Snquifitiongfrage.

14

(19)

„5d> benfe, bafj Rrutug ober Sell ober tote fonft all bie gerrcn beiden, mögen, 'Rebellen unb Rlörber finb“, »erfetjte ber Süngling mit einem getoiffen finblid>en Rathog. „Rud) finb alle beutfc&en dürften, bie fid) je gegen ben Äaifer auflehnten, in meinen Rügen §odjt>erräter. Rutorität mufj fein.“

„Reaftionär! (sxfjtoarjblaut“ murrte eg um ibn ber. „Ricbtä für ung!“

„Rber,“ fuhr Otto fort, „bie Republif fdjeint mir am ®nbe bod> bag fcernünftigfte, benn toie fommen Rlillionen RXenfdjen baju, ficb einem einjelnen ju untertoerfen? ßeute, bie eg toiffen mufjten, tjabe idj febr abfällig über bie §öfe urteilen hören.

JJürftenbiener möchte icfj nidjt fein."

„Rrai>o, Rlarquig Rofa!“ „Rüg bem fann toag toerben!“

„2afj bidj nur nidjt bon ben ßorpg umgarnen!“ —

„(ätefjt iljr mit benen auf Rrieggfufj? ©ibt eg biele Rlen- furen?“ —

„(Silentium, fraffer Jucbg! RJir Rurfdjenfdjafter laffen ung nicht auf Raufpänbel ein. 5>ag gebärt 3um Rtittelalter.“ —

„RJie, ibr gebt nidjt ©atigfaftion?“ rief ber 3unferfobn betroffen.

„3a, toir toeigern ung, feubalen Rräudjen 3U fröbnen. S>ie Rurfdjenfdjaft bat tjötjere 3i«Ie, toir fcpulben unfer Rlut nur bem Raterlanbe. Ubrigeng ift bo<b bie blutige Rtenfur toie ber 3>uellunfug bloß toiberfinnig, toenn bie S?orpfierg babei bon frommer 3ud)t unb ©ottegfurdjt fdjtoaben. Senn bag ®efe£

berbietet bag alleg unb bie Jlirdje aud). RJie ftebft bu übrigeng religiög?“

,,3dj bin Rantbeift“, befannte ber 3üngling unb fprad) ein grofjeg Riort gelaffen aug. „Rlifjt ibr, bei ung in Rerlin ift man riefig aufgetlärt. Rfidj bnt ber berühmte ©d)leiermad)er fonfirmiert . . . ben fennt ihr bodj?" —

„Unb ob! Rtenfcblidjeg Sb<"iftentum gegen bie ortbobojen Odjfen. Ra, bag ift ja febr erfreulich- S)ie $?irdje ljaft bu alfo übertounben?“ —

„©rünblkf). RSenn id> eine Religion habe — idj meine ba»

mit ettoag, toag feftbält unb toonach man ficb im ßeben richtet —, bann ift eg eigentlich fo3ufagen bag Raterlanb. Ratürlicp 3uerft alg Rreufje —“

,3?ennt i>r meine Jarben?“ ftimmte einer fpöttifd) an.

„S>u, lafj bag! 3>ag finb gute 3<*r&en, fd>toar3 auf toeifj fann man getroft nach §aufe tragen, fagt ©oethe.“

„©oethe, ber Jürftenfnecht!“ ließ fidj eine Rafjftimme aug bem Ejintergrunb öernebmen. „Rei ung freien Rurfdjen gebt man über biefen alten ©ebeimberat 3ur Sagegorbnung über. Reraltete (Sdjönrebnerei im Rlolfenfududgbeim. dagegen ber göttliche Schiller, biefer allein ift unfer Rlann. Rieber mit allen tinten- Hedfenben Romantifern! Rieber mit allenRbiliftern! RJir toollen fein ein einig Roll t>on Rrübern.“

15

(20)

„Sla, erlaubt mal“, lachte ber junge SKärfer mit t)umor«

vollem 3toinfern ber Slugen. „SDenn iljr erft bie anbere gälfte ber ®rüber niebergemadjt, bleibt nicht viel übrig. Slber <Scf>iliex bat aud) gefagt: Slidbtgtoürbig ift bie Station, bie nidjt ibr SllleS fetjt an ihre ©bte- Sarin finb toir fieber alle einig, Slbelige unb Bürger. Übrigens, auf ben Sibel pfeife id), baS ,von‘ fönnt ibr eud) immer fcpenfen, id) unterfcfjreibe mich Otto SSiSmard. ©elbft ift ber SHann unb braudjt feine faulen SiteL Sag ift für S3bilifter, nkfjt für atabemifcbe 3ungenS.“

„Otto, bu bift ein foloffal famofer Steril“ ®g fteigt ber ftan- tug ,S33aS ift beg 5>eutf<ben S3aterlanb?‘ —

Sllg ber junge SUenfd) im SHoubfcpein am Ufer ber Ceine entlang nach häufe ging, bachte er: £auter liebe prächtige Sllen=

fdjen, nur bie formen nicht eben bie beften. SaS lernt man nicht im S3ürgerftanb unb in ttleinftäbten, toober fie alle flammen.

Unb bafj fie fich nicht fdjlagen, betrübt mich fehr. SD03U ift man benn ©tubent! Sla, baju brauch’ ich fie nicht, auf bem (Jecpt»

hoben toerb' i<f> fd)on anbere treffen. Slber bafj fie fo ftramm für bag ganje 3>eutfdjlanb finb, bag ift ganj mein (fall. Sie Storps toerb’ ich mir ja auch befefjen, ob fich mit benen leben läfjt.

prüfet alleg unb behaltet bag SSefte! fagte ber alte (GpmnafiaU profeffor. —

Unb fiehe ba, eg bot fich gleich bie befte {Gelegenheit. Senn auf bem geimtoege begegneten ihm hier bejedjte Sliitglieber etneg Storpg mit roten Souleurbänbern. ©ie brachen in fröhliches Stachen auS, gereist burch fein tounberbareS Stoftüm, in bem eine bunte (Jade baS gauptftüd abgab. SJeim hochnotpeinlichen SSer=

hör hatte ber Stichler grofje Slugen gemacht, fich nur aus SOürbe=

gefügt bie geiterfeit t>erbiffen. SJerftimmt fuhr Otto auS nad)=

benf liebem ©cplenbern auf unb frage ben SSorberften: „£ad)t Shr über mich?“

„Statur, baS tönnt Sh* boch fehen.“ SU an ftierte ihn herab=

laffenb an. „©ie finb toohl nicht öon hier?“ Somit toollten bie Slrm in Slrm Sahertoantenben Otto mit fanftem Srängeln 3ur Freigabe ber engen (Gaffe nötigen. Siefer, ohne StenntniS beS Komments, jitterte bavor, fich blo^uftellen, ba Siaujerei toohlnidjt als fittig galt. Sa tarn ihm ein rettenber (Gebaute. 3nbem er ben S?uff ertoiberte, fprad) er gelaffen baS grofje erlöfenbe SDort:

„(Sie finb ein bummer (Junge.“ Sabei lüftete er ben Splinber unb beäog mit liebevoller Unparteilid)teit alle vier in feine an=

mutige SSegrüjjung ein. „SUein Slame ift Otto SSiSmard, noch nicht attiv.“

„galt, 'Sufd)!“ Sie (Gerempelten jogen höflich bte Stoppe,

„gier Stote gannoveria!“ Sluf ber ©teile toar bie Slngelegen»

peit geregelt. „Straffer (yud)S ohne SSerbinbung bat aufgebrummt.

Sluf ©chläger loSgeben morgen abenb. ©ie fönnen SÖaffen bei einem anbern Storps belegen.“ S>er eine erbot ficb: „Sßerb’

©ie bei ben Briefen empfehlen, too ich früher aftiv toar. SKein 16

(21)

Stame stud. jur. Cdjarladj.“ Otto bantte bodj fjerab: „9$

beltge Bei VrunStoigla.“ ©icS toar baS feubalfte ÄorpS, beffen Chargierter ibn Vorder feilen toollte.

. Sie Belegung gefdjab, boch am anbern «ZHiftag (teilte fidj ein Vermittler ein. Sin Vcrtoanbter, t>. ©etoi^Vlafo»

au3 bem Streife ©aber«Setoitj in Vommcrn toar bei ber §an«

nrberia eingefprungen unb tooljnte 3ufällig im Ijaufe, too Otto, abftieg. GpornftreidjS eilte er $u feinem Vetter hinauf. „Va, bu madjft ja fdjöne Gcfdjcdjten. Cinb beine Urgroßmutter unb Großmutter ba3u t>. ©ctoitj getoefen, baß ttf> mit bir in Couleur«

fecnbfhaft fomine? Veitet bch ber Satan, gerabe mit unS an«

jubinben?“

»>®aS toußt* idj nicht, bu! ©ann toar* ich natürlich 311 bir gegangen.“

„Gcljr fdjön, barauf fönnen toir ben 2In8gletdj bauen. ©u fhlägft boh niht nah beinern Großpapa Sari, ben fentimen«

taten Vocten, ber fo elegantes Jranjöfijdj fdjrieb?“

„Vee. nah bem Urgroßvater.“ Otto jcigte ladjenb bie blitj«

blauten 3äljne. ©etoitj griff an bie Sappe:

„Gefallen als Oberft ber ©ragoncr VnSbadj-Vatjreuh. fjodj«

adjtung! Gicbft bu bift an« bem rehten §0(3 für unS forfhe Sole. V)o3u alfo bie Vauferei, bictoeil bu boh 3U unS gefjörft!

Sdj toerbe bie Gßofe fdjon befummeln, alter (junge.“ Gefügt, getan. Unter gegenfeitigem Veoojieren, baß man 3U „boll" ge«

toefen fei, um bie fhäßbaren Gigenfdjaftcn 3U toürbigcn, boll«

30g fih bie feierliche Vufnaljme beS VeulingS. S»oh bad ber«

pfufdjte ©ucll bollenbcte fih auf anbere VJeife. ©er Sonfcnior ber VrunStoigia (teilte ben ftudjS: „Sie belegten VJaffen bei unS unb fpringen feernah bei Hannover ein?“ (Jur bieS un«

fommentmäßige Vetragcn forbere er. —

„Vift bu benn fhon mal losgegangen?“ erfunbigte fih ©ctoit) beforgt.

„Vu nee! Cb’ idj berfam (ih toollte nah fjeibclberg, boh ein Onfel meiner Vlama, ein Geheimer Sinanjferl, toar für Göttingen) halt' ih als VlulitS mal ein Vcnfontre mit einem mofaijhcn VcdjtSbefliffcnen, VJolf toar fein toerter Zinnie, boh er biß nidjt, ber Viaffabäer gehörte 311t Gelte ber Vorher, bie flichcnb fedjtcn. Sh h*eb ihm bie Vrille ab unb er (tah mih inS Vein; bad toar fein parthiiher Vicil!“

„Vaußbeinige ljoljerei!“ brummte ©etoit}. „Sn, ber Vraun«

fdjtoeiger führt eine gute Slinge. Vimm bid) 3nfümmcn, baß bn uns feine Gdjanbe mahlt!" SaS getobte Otto boh unb teuer,

©ie Vlenfur ftieg alio, unb anfangs befam er einige jjlädjlinge, b:e toeb taten, ©er überlegene (Jcdjter fdjien nur mit iljm 3U fpielcn. Sa befam ber Vlärfer eine redjle SlOnt unb ein „Vlu«

tiger" quer burdjS Gefiht führte unVerfebenS ben Sonfenior ab.

©aS gab ein großes (jallo. im Eriumpb toarb ber Sieger beim«

geführt ©a ber Cfjre genug gefhefeen, bahnte fih ein leib«

3 OUmacd. L 17

(22)

LidjeS Verhältnis 311 ben übrigen Korps an, bie einen fo biel- berfpredjenben Anfänger grüßten. 3mmerbin brannte berfcfjtoie»

gene «Rache ber Vraunhtoeiger barauf, ihm fpäter einen Senf«

jettel 3U geben.

(Seine Souleurbrüber geleiteten iljn fofort in ba? 2111er«

^etligfte ihrer Sntimität, inbem fie unter befoffenem ®ebrüll ihre ©pifjitanten mit ihm auStaufcbten. „S)er ba, ®eorg (jacciuS, ift ber Vulle, toobl 3U unterfdjeiben bom ©tabtbullen, vulgo 3tmmermann.“_ „®ieS gef<f>niegelte Kerlchen ift ,baS «Bilb' . . . iS nidj alles toie jemalt? Unb bu, ,(S^affeur<, gib bicfj 3U ernennen!

S>er fdjtoinbelt immer «Jägerlatein.“ „Win «Rame ift 3toan ber

©djrecflicfre“, ftellte ficb Hermann b. ©tietenfron bor. „3d> bin nämlich be3aubernb liebenStoürbig. (Dagegen hier ,ber Sube‘ (toeil er immer 2Dedjfeld)en bei (Juben bat) ift fcf>recflic£> feubal unb trieft bom tjodjmut ber SRitterfdljaft bon Salbe, als trüge er fdjon ben blauroten $rad.“

©afj er biefer Körperhaft einft an3ugeljören hoff«, bekannte ber (Jüngling mit feuf3enber ©efjnfudjt, unb Otto tröftete ihn teilneljmenb: „(Sin ebler <£fjrget3! Von ben Salbefdj^n F)a6’ idj gehört. S>em Verbienfte feine tjörner! 3Ijr 2t(jnl)err toar ber OcbS an ber Krippebon Vetljlebem. ©old) brabeS Vinbbieh ift als ©tammbaum nht 3U beradjten.“ S>er „(Jube“ fab ibn bumm an unb toollte in ftöfjige Unfanftbeit geraten, bodj ber ältere (freiherr b. USlar-Sleidjen, ber fdjon ins Sramen fteigen toollte, unb baS inaftibe fiöremnitglieb EouiS Sdjte legten ficb inS Wftel unb brüdten ibn auf feinen ©ih nieber. Ce^terer, ein Knirps, bie& „ber Heine Scbte“, unb Otto nahm ibn als«

balb unter feinen befonberen «ßaufhub nach bem Sefcb beS

©egenfatjeS. 3m Korps übertoogen toeitauS bie bürgerlichen, neun 3^bntel babon toaren (Juriften. 2HS stud. med melbeten ficb nur ein paar, toie «Roher, Klopp, (flügge, man hatte auch einen (forftftubenten unb einen Sbeologen, ben Kurlänber Eauenftein.

„buffe, aber guter S>eutfdjer!“ fdjnarrte er treuberjig mit fdjön»

ftem baltifdjen 2lf3ent. Otto jtoeifelte gebebnten SoneS: „Vafjt baS toirtlicb 3ufammen?“ S>od> ©tubiofuS ©djarladj hob einen anberen bor: „(jier buben toir baS leibhaftige VuSIanb, homo sapiens hinter wäldlerus!“ Sr meinte ben «fflebisiner King, 2lmeri«

lauer auS Sljarlefton, beffen fiebere (jaltung bem ^Berliner toobl«

geftel unb ber fogleidj berfpracb, ibn mit feinen EanbSleuten Vlotlep unb ßoffin befannt 3U machen, bie bei ben (Jriefen hofft«

Herten. 3u ben Vurhenhaften, bie ficb anfangs gelrättft fühlten, betoaljrte Otto übrigens b«r3lidje Ve3ieljungen.

3n ben Korps als „patenter Kerl“ febr berbinblidj emp»

fangen, fanb er bort feine «Planieren, gute S^ieljung, ritterliche Vlenfuren, ©atiSfaftionS3toang, aber ftreng ropaliftifdje ®efin«

nung de rigeur, Sbriftenfircblidjfeit guter Son, bor allem 2ln«

t)änglid)feit an bie berhiebenften Vaterlänber, befonberS baS fjannoberfdje, toobei man ben preufjen mit mifjtrauifcben Singen

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betrachtete. Siefe Kräljtoinfelei mißfiel bem Aerliner boppelt, einmal alg einem Angehörigen ber bon ben Kleinftaaten gehabten Großmacht, 3um anberen Wale als einem jungbeutfhen ©htoär»

mer für baS alte Seutfhe Aeih, bem jeber Alicf auf bie £ani>»

Tarte einen ©tidj ins §er3 gab, toenn er ©trafjburg unter ber Srifolore fah. Sm hannoberfhen »erlebte ihn auch ber eng»

lifh* Anftrih, bie Anlehnung an eine auSlänbifhe Wacht, toaS feinem finblidj geraben AehtSfinn unerträglich bünfte. Sur<h leife (Sticheleien auf ‘’ßreufjen 3eichnete fich bornehmlih ein Korp»

fier aug, ber eine fharfe 3unge führte unb troij feiner 3toerg»

haften (Statur ein getoiffeS Anfehen bei ben KorpSbrübern genofj.

„Kommilitone b. AiSmarcf, ich fomme Shnen bie Alume!“

näfelte er eines AbenbS. „3hr Ablerblid 3ieht mich immer an.

SaS gemahnt unS minber (Srofjmähtige an baS gewaltige Wap»

pentier ber Aoruffen.“

„3h fomme nach“, bcrfehte ber ^reufje gelaffen. „Sch fdjmeichle mir allerbingg, bafj toir (Schnäbel unb Klauen haben.“

„Gut gegeben, baS fajj! Habeat sibi!“ lärmten bie Aeifitjer ber Kneipe.

„Aa, Winbthorft, fei gemütlich unb fchraube nicht!“

„Sag möcht’ ich ihm auch nicht geraten haben!“ murrte AiSmarcf in fich hinein. Senn fchon touchS er auf bem JJeht»

hoben an Wohlgefallen bor Gott unb ben Wenfhen, ben 3«ht»

meifter h’«r als ben ftubentifchen Herrgott berftanben. „Siefer fraffe SmchS fdjlägt piffeine Ser3en!“ trug er baS £ob beS grifchlingg auf bem Jechtboben herum. Sem teigigen ©tubio»

fug fiubtoig Winbthorft bangte boch ettoag bor einer Kontrahage, obfchon er bag ^rotjeln nicht laffen fönnte. ©ein fpöttifheS, flugeg 3n<h3geficf)t 30g fidh manchmal in hä&liche galten, toenn er bon ber ©eite ben langen £aban anfah, beffen Körperfraft unb ftrotjenbe fiebenSfülle er beneibete. Wenn ich ben je im

£eben toiebertreffe, bachte er inftinftib, bann finb toir ge- fchtoorene Jeinbe.

Vivat academia! Samalg mehr benn je borher unb nach»

her fehlen ber- beutfcf>en Sugenb ihr XlniberfitätSleben bie immer­

grüne Oafe in ber grauen Wüfte nach geifteStötenber ©hui»

routine unb bor Sintritt in bie ftaatlkhe Knehtfhaft. Sie ©a»

turnalien ber alten römifdjen ©fiaben fahen niht toilbere Aug»

gelaffenheit. Obfhon bom ©taate mijjgünftig überwacht feit ber Semagogenhetje, betoahrten bie §ocf)fhulen eine beftimmte, in fih cjbgegren3te Freiheit, Wo ein freies Wort niht gleih polt- 3eilid>e Willfür nah fih 30g. Siefe afabemifh« Ungebunben»

heil artete freilich in einen Wüfjiggang aus, ben bie ftreb»

fame Sugenb fpäterer 3eüen niht in folher Aollenbung fannte.

Wenn jeber fehnlih nah bem Gjamen brängt, um einen Ae»

ruf mit entfprehenber fiohnung 3U erringen, unb baS Arot»

ftubium jebe anbere ibeale Aegung 3urücfbrängt, fann man niht mehr fo viele bemoofte fjäupter grofoiehen toie bag bamalige

2*

19

(24)

ftubentifdje ßeben, alte «ämpen, bie au« Saufen unb offen!.

Itdjem Unfug einen SPeruf unb bie etngig menfd>entoürbige De.

fdjäftigung machten. Sarin gaben bie Durfcbenfdjafter ben «orp.

ficrg nidjtg nad), beibe Vertilgten unjäfjlige Cabungen Von Saba!

in langen «Pfeifen unb ungäblige Sonnen Dier, beren Dunbung fte felber 3U gleiten ftrebten mit aufgebunfenen Wangen unb bieten Wänften. Detrunten gu Dett unb betrunfen IjerauS, fo bcftellt ber beutfdje (Stubent fein $au«. Unb unter Sdjinipftoorten toie 3ul>rfne<f)te ficb 3u prügeln, toäre unfein, aber ficf) bie teerte Sßifage mit Scbmiffen 3U geraden, ba« unterfcbeibet ben pf>il0.

fopbifdjen güngling vom eleiiben «Pbilifter. Sn biefen «Jung, brunnen genialer Dierromantif, in bem unenblicbe Gcfrfjlecbter angebcnber «Pbilifter berumplätfcbcrn, tauchte jungberr Otto mit einem Sprunge unter, «öon allen £ärntfd)lägern im ftlll-ebr.

toürblgen Göttingen toar er ber lautefte. Seine blaue, verjebnürte Samtjade, feine «anoneuftiefel unb fein fotette« JJäppi bil.

beten ben Wittelpuntt ungeheurer §eiter!eit mit toenig Wiß unb V:e^ Deöagen. Seine nädjtlidjen Dubeftörungen nahmen einen beängftigenben Umfang an, unb bie 3ai)l feiner «arger«

ftrafen ftanb feierlich mit Äreibe auf bem Sifdje feiner Dube Vermertt. Seine toütige Dullbogge erwarb ficb ben tooblverbien.

ten Dbfd)eu aller ruhigen Durger, ba fein fjerr bie Dnlegung eine« «fflaulforbe« für eine Defdjränfung ber ebelften «Stecher, rechte hielt. Sie Wenfd)enred)te vertrat er mit ber «finge, in»

bem er feine fjanbfdjrift fehr leferlich auf feilte Daden einfebrieb.

Ser Wenfd) ift frei geboren, ift frei! jobelte er mit Sdjiller unb Douffeau burch bie Gaffen unb verqualmte jebe «neipe fchon gang allein mit feiner ellenlangen Dfeife. Groß toar er im Vertilgen Von Dierjungen, größer beim Ginpauren al« Sehen, bant, am größten al« eigener Daufant. Wit bem Gorpu« «juri«

unterhielt er nicht mal eine Defanntfcbaft auf Grüßfuß, ber fjiftoria niefte er nur feiten von ferne flüdjtig gu, ein berübm.

ter «pr»fef)or fjugo erfunbigte ficb öffentlich mit ironifeber Deu.

gier nad) einem Stubiofu« v. Di«marcf, ber bei ihm Dorlefungen belegte, von bem er aber nie aud; nur bie Dafenfpiße fab. Wenn er mal gttäbigft in« «olleg fpagierte, fo erzeugte f.ldj Datur.

tounber einen Wenfd>enauflauf. Dci Sage lag er auf ben Jed)t.

höben, bei Dadjt in ber ffneipe. Seine «ontrahagen mehrten ficb rühmlich, fein Sd)arfbli<f für gutfißenbe Sergen unb Ouarten ertoarb ihm einen Duhm, ber bei allen Dabtflidern 3um Ijimmel fdjrie. Gr banbhabte bie ^eiligen £ofung«worte: „Sie finb ein bummer Sunge!“ mit einer Geläufigfeit, bie ba« „Sufd)“ ber Korona 3U einem Seufger ber Detounbcrttng geftaltete. Gin fo gefegnete« Wirten blieb höheren Ort« nicht unbemertt; ber recter msRiiificue hotte ibn obenan auf feiner fdjivargen Gifte gu wahr, fdjcinlidjcr Delegierung. Seine Wagnifigeng vergeidjncten ben nie ftubierenben Uuftubiofu« al« befonber« räubige« Schaf. Ser böfe Gefell« bradjte toobl Katjenmufiten au«, toobei er (Räuber.

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(25)

haft miaute, aber bei ißm felber toar no$ nie ein richtiger Kater auj SBcfu<£).

„Ser »erträgt unglaubliche Quantitäten“, melbefe ber Rebell nicht otjnt einen Hinflug »on (Ehrerbietung. „(Ein hochbegabter junger £jerrl" S>ie SdjenfmamfcllS toarjen ihm feurige Rlide 3u, ohne Segenliebe 3u ertoeden. Oluf biefem Runfte blieb er ein (Eiäjapfcn, um fo fränfenber für toeibliche ‘Keije, als er fi<f> ber ritterlicßiten Slrtigfeiten befleißigte. Wenn ein Re3ed)ter eine

„‘Ühilifterin" ärgerte, »erulfte ober »erquatfd)te, fo tonnte er einer Unrcmpclung bureß ben Wenfurentiger Otto getoärtig fein, unb wenn anbere »on ihren (Eroberungen fpradjen, fo gähnte er. Erug man ißm bebeutenggooll ju feiner Releßrung bie 122Xär

»om feufdjen Jofepß unb Jrau Rotiphar »or, fo lachte er jtour gemütlich, »erbat fid) aber toeitereS ilufjiehen mit einer fo ßöf«

liehen Eonart, baß jebem, ben nicht nach ülbfußr einer faufenben Rrim gelüjtete, bie 3un9e feftfror. „Su gibft bem <Paufar3t balb 3u »iel 3U tun“, lachte ber Ranbaie Sraf Rrodborf, ein ftäm«

miger ßolfteiner, ber mit ihm bumme Streiche machte. 3n folcßer Weisheit unb £>errlid)teit lebte ber berühmte Kollcgienfchtoän3er baßin, nur feine intimften Rufcnfreuntje mußten anberg. Seiten blieb nicht unbefannt, baß er 3toifcßen Wenfuren unb Sauf«

gclagen noch 3c't getoann für maffenhafte toahllofe Ceferei, toilb burdjeinanber auf allen Sebieten fd>öner Literatur unb SefcßidjtS«

feßreibung. Gr beüorjugte babei (EngtifcßcS unb 3itierte mit Ror«

liebe aus Sßafefpeare. SieS gefeßaß im Umgang mit feinen amerifanifchen Jreunben, feinen Un3ertrennlicßen.

Eetjtere fühlten fich ju ihm gleich anfangs hinge3ogen burch feine »ozüglicße Kenntnis ihrer Wutterfpracße, unb um biefe noch mehr 3U »er»ollfommnen, badjte er »on ißrem Rerfeßr 3U profilieren. Ralb aber toürbe barauS eine Jreunbfcßaft auf Srunb tieferer feelifeßer Srünbe. SaS freie “Republifanertum fehlen ihm ein 3>«l. aufs innigfte 3U toünfcßen, jebeS tüchtigen WanneS toüibig. Regeiftert laufeßte er ben Scßilberungen »on ber Weite in 3«ü unb ‘Raum, ber Riefenßaftigfeit beS tranSatlantifcßen JreiftaateS. Unb mit bem einen, einem nacßbenflicßen, ruhigen Jüngling namenS Joßn Cotßrop Wollet), »erbanb ißn ber Sinn für SefcßidjtlicßeS, fo lüden haft unb unregelmäßig fein eigenes Wiffen nad) biefer Dichtung toar. Witcßell ®. King unb Rntßonß Goffin, toelcße ber Ruf SöttingenS gleichfalls überS Weltmeer ßerbeilodte, nahmen toie Wollet) nur oberflächlich an bem ftubenti«

fchen Ereiben teil, unb toenn ihr Jreunb Otto barin unter«

3ufinfen brol)te, holten fie ißn eiligft 3U einem Rummel in bie Umgebung ab, wobei auf einmal gan3 anbere Seiten beS Sauf«

unb ‘RaufbolbeS fid) offenbarten. 3n freier Ratur ging ißm baS fjer3 auf, unb er gebadjte fcßtoärmerifcß beS CanblebenS, in bem er auf heimatlichen Sütern feine ftinbezeit unb feine Serien

»erbrachte. (Eigentlich Wärfer, fühlte er fich ßalb als Rommer, toeil bie SutSbefiße ftiiiepßof, KÜI3, Jarcßelin im pommerfdjen 21

(26)

ÄreiS Slaugarb tagen. Oer Haupfftammftft lag aber in ber SUltmarl.

„SDo ftammft bu eigentlich (jer? SDo liegt ©cijönljaufen?“

forfchte SHotlep.

„3toif<hen ©tenbal unb Sangermünbe, ÄreiS (Jeridjoto, $3ro»

t>in3 ©achten. S>a faften toir feit 500 (fahren als Stüter, borher in ©tenbal als Bürger. SUerfchtenbeelS buben toir baS ©cfttoert geführt, faft immer gegen bie Herren (Jranjofen.“

„(Seit toann benn unb in toelchen Kriegen?“

„(Seit ben Hugenotten, toenn bu'S toiffen toillft. SDir toaren eifrige SJroteftanten. 3m ©reifjigjährigen Ärieg toar einer, ber biejj Sluguft, unter SBernharb bon SDeimar, unb ba hat er leiber mithelfen müffen, baS <£lfafj für (franfreid) 3U erobern. ©er arme Seufel fönnte nichts bafür, boch mir ift’S toie ein SHatel auf unferm ©«hübe. 3<h toollt’, ich fönnte einen guten beutfchen

§ieb tun, um Glfaft 3urüd3ugetoinnen. ©och ba3U tommt’S ja nie. Gin anberer fodjt als (Solboffi^ier für bie Hugenotten gegen ben (yran3ofentönig. ©ein sporträt hängt in ©d)önhaufen, er toar groft im SSeutemachen unb Siheintoeinfuff. 3u>ei meiner Slhnen fochten gegen Louis Quaforze unb mein Groftbater bei Stoftbadj. SHein Urgrofjbater batte nicht bieS Glüdf, er fiel bei Ghotufift als ©ragoneroberft. ©aS toar ein getoaltiger Slimrob bor bem fyertn unb ein Srinfer fonbergleichen, unb toenn er Soafte ausbrachte, lieft er an ber (Jefttafel Srompeten blafen unb Karabiner abfeuern. Gin toller be<ht!“

„Sla toeiftt bu, Otto, folche (Streichs traut man bir auch 3u!“ J?ing tlopfte ihm her3haft auf bie (Schulter.

„SHöglich. Unb ich muft euch fagen, bafj ich tt>nt berbammt ähnlich fehe. ©ein Porträt ift toie ein ©piegel: gucf’ ich brauf, fo feh’ ich mich felbft.“

„Caffet unS prophe3eien! ©u toirft jagen, faufen, reiten unb als Sleiteroberft fallen.“ Goffin ftimmte an: „Kein fchönrer Sob ift in ber S23elt, als toer borm (feinb erfdjlagen.“

„Söollen’S hoffen, fo toeit reicht’S toohl noch mit mir, mehr fann ein märfifcher Runter nicht berlangen. “Klein Groftbater Start fiel auS ber Slrt, mimte ben parifer ©djöngeift unb fabri3ierte fran3öfifche SJerfe, bis all unfere ßeute fich im Grabe umbrehten. Gr nahm als Siittmeifter feinen Slbfdjieb, unb mein S3ater hat unfere Güter feit 1797. ©er focht als Slütmeifter gegen bie ©<helmfran3ofen ber Slebolution unb friegte bie ©ad>e btd, als SJreuften ben fdjledjten Stieben bon S3afel fcbloft. Gr 30g fich nach

©djönhaufen 3urüd, hat aber in S3erlin biel gefneipt tn Um­ gebung beS ‘Sßrin3en ßouiS Serbinanb. SHeine SUutter heirateteer ausgerechnet 1806, baS toar ein Honigmonb mit befonberem SJolterabenb, benn ©oultS Halunfen polterten in unfer ber- laffeneS Gut hinein unb häuften toie SJanbalen. ©ogar unferen

©iammbaum riffen fie bon ber Söanb unb 3erfetjten ihn. 3ljr tönnt euch benten, bafj ich bon baher einen Groll gegen bie gan3e

(27)

Siunbe Ijege, ber nicht bon fdjledjten (Sltern ift. Sille«, toa« fran»

3öfifcf>, fann idj nicht riechen. Slleine ßeljrer auf bem ©ijm«

nafium, sprofeffor sprei>oft unb ©oftor S3onnel, toaren toürbige SHänner, aber toeil Slefugie«, toaren fie mir unangenehm. 3dj bin nun mal fo."

,,©ie ©ohne fdjlagen aber nadj ber SU utter.“ SHotlep toiegte namentlich ben Äopf. „SHir fdjeint, biele« in bir ftimmt nicht 3U beiner 93aterfeite.“

„Slun ja! SKeine SU utter, ba« ift eine aufjerorbentlidje

©ame, ift eine ^Bürgerliche, Sodjter t>on Äabinett«rat SHcncfen.

Silan fagt 3toar, toir feien mit bem alten ©erfflinger bertoanbt, bem (Schneibergefellen, ber ben ©djtoeben mit eiferner ©Ile ba«

SUafj nahm, aber toa« ©etoiffe« toeifj man nicht, meine «lütter»

liehen SSorfaljren toaren rneift ßeij^iger ißrofefforen.“

* *

„fjodj, h<”h, ho^5“ tönte e« in ber burfchenfdjaftlidjen Kneipe.

„Süa8 feiert ihr benn, Rinber?“ fragte ber foeben eintretenbe 93igmarcf.

„Sie Hambacher feiert ©ut £jeil! §aft bu benn nidjt«

gehört?“

„0m, nicht biel Sute«. ©a rnadj’ ich nidjt mit.“

Sim 27. SHai 1832 toar in Hambach nahe ber rhein-baperifdj»

fran3öfifd)en ®ren3e eine riefige S2lenfd>enmenge 3ufammenge»

ftrömt, um einen „beutfehen Sllai“ feftlidj 3U begehen, in Sr»

innerung an bie ftnbentifch-turnerifche Söartburgfeier bor 15 Sah»

ren, bie fo fläglich 3ur ©emagogenljehe überleitete, ©ainal«

herrfchte noch eine fromm=altbeutfd>e, rein baterlänbifdje ©tim»

mung, bieSmal aber eine ejaltiert-rabifale, Sladjllang ber ‘■Parifer fjulirebolittion, bie bor 3toei 3ahren überall trügerifche Hoff­

nungen be« allbentfchen ßiberaliämu« aufrei3te. Unter SJoran»

tragung fchtoarsrotgolbener Sahnen erging man fidh in fernigen Slüchen auf Sürften unb Sürftenfnechte, rief fogar nach SBaffen, bi« man am anbern SUorgen ben Slaufch au«fd)lief.

„Slha, ber preufjifdje Sunfer!“ ,,©a hüben toir’«, ba« bad)t’ ich mir!“ murrten biele ©timmen. „Ser hat fein Her3 für bie beutfdje ©ach«!“

©er junge SHärfer fah fich tro^ig im Greife um. „3d> bitte um Sluhe unb höflichfeit, ©ie ßeute ba unten haben gebrüllt:

,9Jibat bie bereinigten Sreiftaaten ©eutfdjlanb«!' unb gar noch fchlimmer: haben ,ba« fonföberierte republifanifdje ©uropa' leben laffen. ©o fteht’« in ben 3eitungen. Unb ba foll ein beutfeher güngling fich freuen? Stolen unb Sfan3ofen finb unter ber SHenge getoefen unb haben gefchürt. “SQÖifet ihr, toie ich ba« alle«

nenne? ßanbe«berrat!“

,,©u bift berrüdt, SSruber 93i«marcf!" melbete fich eine ber»

foffene ©timme. „Stolen unb Jranjofen finb SreiheitShelben, unb unfere SSrüber. Slur mit ihrer Hilfe toerben toir ©eutfchlanb 23

(28)

einigen in Schtoarjrotgolb. ©abon berfteht natürlich fo’n Sfocf«

t>reufje nidjtä, bem toabre« «atioualgefübl abgebt."

Ser lange «Preujje recfte fid) bod) empor. „Sa i&r feine SatiSfaftion gebt, fo föitni ihr mich nicf>t befd)impfen. 3b?

JtinbSföpfe! ^5olcn unb {yranjofen al« «aten beutfcber Ginbeit!

®a« fehlt un« nod)! Unb toenn idj «epublifaner toäre, fo riefe icb bocb «fui über folcfje «ffenfcbanbe, ba« «uSlanb um fjilfe anjugcben. ©en «ocf 3um Gärtner machen!“

»Ö4r3bruber t>on unb 3U «iSmard ift nämlich praeeeptor Oermamae!“ lallte bie Stimme eine« bemooften Seniors, ber fdjon halb „hinüber“ toar unb fchon ben «icrfdjlucfer batte, „©er bat ben redeten Hofton au« bodjfeinen «ffembteen im jöttticfyen Spreeatben. ©a parliert jtoar jeber franjöfifd), aber febimpft auf bie {yranjofen, toeil fie nicht foldje Gfel unb Scblappfcbtoänje finb toie ber beutfche «l:d)el mit bem befebränften Untertanen«

beiftanb. ©aS ift bie föntglich preufjifdje «lilcb ber frommen

©cnfungSart. ©ie Trinjen marfdjieren mit ihren «cätreffen auf, fnidebeinige ^ofleute leefen ihren Speichel auf unb bie

©amen toifd)en mit ihren Jfrinolinen ben Staub von ben aller- gnäbigften Stiebeln. ©a lernt man teutfehen «Patriotismus.“

©urdj ba3 toiebernbe Gelächter fchnitt Otto« helle Stimme:

„Halt’« «lau!! 3br alle fdyuiatjt über ©inge unb J?reife, bie ihr nicht fennt. ©ie Gjtrabaganj eurer Utopien erfetjt boch nicht ganj bie {formen ber guten Gefellfchaft. Sa« hält’ ich end) nie bor«

gehalten, boch eure alberne Uberbebung jtoingt mich baju. 3br alle feib älter, boch ich habe toeit mehr bon ber ‘SDelt gefeben als ihr. Guer Getoäfch über bie höheren Stänbe entftammt einer Äinberfibel für bie reifere ober unreifere {Jugenb ber ©emo«

fratcriche.“

„SRauS, rauS!“ fdjoll ber Gboru«, „toir tun bidj in SOcrfcfjifj!“

©er {Jungberr brebte ber «urfchenfdjaft ben «Rüden unb ging baoon. —

©ie Hambacher {feier fiel fchon in Otto« erfte« Semefter.

Seinen «rger barüber fpülte er mit febr biel «tilchpunfdj hinunter, ben feine ameritanifeben {freunbe 31t ihrem ^Rational«

feft, ber fogenannten Unab()ängigfcitSfeier, am 4. {Juli gut 3ube«

reiteten, ©er «lärter, ein feitfanie« Gemifdj bon finblicfjer {Jugenblidyfeit unb mäitnlidyer {frühreife, toeit über feine {Jahre hinaus, tranf bon ganjer Seele auf ba« «Johl bon SUtafhington unb {franflin.

,,«3är’ ich nicht spreufje, fo mödjf ich «merifaner fein.

£jo<h bie lebten ‘Mlobifaiter unb 2cber)trumpf bajut ©a« toar’n urgefunber «oben, Urtoalb unb «Prärie, ba läßt fid)’S frei fein.“

„3°, b:er in Guropa brängen fich bie «Tenfdjen 3u biefjt, toie Hammelherben“, meinte Jting geringfdjätjig. „Unb ber «oben ift berbraucht, ba toächft nicht« «RedjteS mehr.“

SUotlcp toie« ihn jurecht MSo toa« follte unferein« nicht

(29)

Jagen, benn große SHänner finb bei un« ettoa« Stare«, in Guropa gab e« baoon eher ju oiel.“

,,?!<!) toa«! Gelehrte, Sichter, Rünftler, Solbatcn — aber toenig rctfjte Staatsmänner, bie südjtet man bet un« biel beffer.“

,,SOa« nennft bu einen rcdjten Staatsmann?“ fragte Otto aufmerffam.

„Solche, bie feine SJÖantaften finb toie Slapoleon unb —>

berjeti) — euer Jricbrich ber Große. Sie fogenannten Gröberer, bauen auf Sanb.“

„Unfer märfifdjer Sanb toar bod) feft genug, toie bu fiehft."

„Slicßt« feße id). £j:er 3ena, bort SOaterloo. Saß Preußen toeiterlebt, ocrbanft e« bod) nur ber SJolfSerßebung au« eigener Rraft, unb bie paar Staatsmänner babei, Stein unb ^arbcnberg, toaren nicßt geborene Preußen.“

„Sarin hat Jting recht“, fiel Goffin ein. „Überhaupt fdjeint biel bauerßafter, toa« bie “211 affe bollbringt, al« toa« ber ein.

3*1ne toagt. Sie großen Genie« finb meift ein grofje« Unglücf.“

„3a freilich“, ergötzte SHotlet). „3d> habe ben SHan, mal eine Sefd)id)te ber hollänber SRepublif 3U fcßreiben, toeii für un«

Stmerifaner bie bloß monard)ifd)en Staaten fein 3ntcreffe buben.

Sa gab e« toohl einjelne Salente, bo<b ben unglaublichen Sluf«

fdjtoung be« Heinen SJolfe« führte allein bie SHaffe berbei.“

„0m!“ Otto ftr;<h ficb langfam mit ber §anb über bie Stirn.

„3ft ba« nicht einfeitig? Söir toollen einen Rompromiß fcßlie.

feen unb fagen: ber einzelne unb bie «Klaffe. Senn etwa« toirf.

lieb Große« toirb bie SHaffe nur oollbringen, toenn ein großer eiujelner fie lenft, unb ber einßelne ift ohnmächtig ohne bie SHaffe. Gin Staatsmann fdjeint mir alfo nur jener, ber am llarften bie 3>«l« ber “Klafje erfennt unb [ich ihr anpaßt.“

„Sa« toirb feiten borfommeit“, meinte SHotlep bebädjtig,

„ober fpät. Senn ber Geniale gerät ftet« in Ronflift mit feinen lieben Slebenmenfd)cn, ber Klaffe. SDeil er flarer fieht, ift er toeit borau«, unb rneil man ißn alfo nicht auf ausgetretenem Gleife in ber Släße fieht, hält man ißn oft gar für rüdftäiibig.

SSeifpiel: 3«lian Slpoftata.“

„Gin üble« Keifpiel.“ Otto hob fein Gla«. „Ergo bibamus!

unb freuen toir un«, baß toir feine Genie« finb.“ Xlr.b er ftiinmte mit nicht ganß taftfefter Stimme, beren (tage 3toifchen Senor unb Bariton fdjtoanfte, ba« herrliche Rommer«lieb an: „Sluf bem Scßloffe 3U Grabeßfo“. Grbebenb brang bie Runbe burdß« offene Sal, too bie bicr luftigen jungen Ceute in einer Gafttoirtfcfjaft ihren Gefühlen feinen ßtoang antaten: „Slibotoiß foff jürft SBibcSco, bi« er fdjtoer bejoffen toar.“ Slber Otto KiSmard toar niemal« befoffen. — —

Sa« ßtoeite Semefter berlief toie ba« erfte in duld jubilo unb feuchter Sibelita«. Klit ber juriftifchen KJiffenfchaft, um beren Klinne er toerben follte, unterhielt Otto eine fo entfernte Kefanntfcßaft, baß fein SJerßältni« 3U ißr ein gefpannte« toürbe.

(30)

©iefe alte {Jungfer mit fpi^er Olafe unb «rille batte e? iljm nidjt angetan, ebenfotoenig freilief) ein anbere? 5rauen3immer.

©eine blutabeligen 3nftinfte betoogen iljn gerabe erft recht, in ein minber Vornehme? $?orp? einjutreten, beffen Jarbeic er mit

<Slabiatorenftol3 trug, toenn er bem Segner einer anberen Gouleur eine blutjapfenbe Olbfuljr verabreichte, ©ie Oleifje biefer lieben?, toürbigen Darbietungen fdjtooll unheimlich an. Säfte au? {Jena, bie ba? ftubentifdje fjanbtoerf grüfjen famen, fummierten ihre fadtfunbige Olnertennung: „«efonber? toie er bie Ser3 na^iebt, ift ein tabellofer Senufj.“ ©eine «arabe an fid) fei mäfjig, boch toie er burch bie «arabe be? Segner? breche unb immer auf Olttacfe au? fei, bube ben fdjönften ©til. Daneben lernte er bojen nach ber erprobteren Oftetljobe t>on feinen amertfanifefjen Sreunben unb vernahläffigte nicht bie Olu?übung biefer fchönen fünfte benjenigen jugendlichen «hiliftem gegenüber, bie feine Srofjfpurigteit frumrn nahmen.

„Du toirft auch im ßeben ein tüchtiger «ojer fein“, urteilte ber feimenbe ^iftoriter OKotiet), inbern er ibn ftnnenb betrachtete.

„«Ja? toillft bu eigentlich toerben?“

„«Jeifj ich’?! Olm liebften Srapper in J?anaba. 3h bin ber geborene hintertoälbler. Oluf bem «enal fpielten toir immer

«flauer unb 3nbianer im Siergarten, unb ich toar Olpachen»

Häuptling unb lieg mich foltern am OUarterpfahl. Da? toar eine Saubi. OKeine {Jrau OUutter bat bolle «ofinen im S?opp, ich foll Diplomat toerben. $alja, bafj ich nicht iahe! ©eh’ ih toie fo ’n ©tänter au?, ber immer lügt unb fhtoinbelt unb bie Dümmeren h'neinlegen toill, toobei er meift felbft ber Dumme ift? 3h Diplomat! ©o ’ne 3bee!“

OHotlcp lähelte fein. „OHan fann nie toiffen. G? fällt mir etn, bafj «onaparte immer jammerte, man habe ihn 3um©olbaten.

beruf geprefjt, 3U bem er am toenigften tauge, ßügen ift niht obligatorifh, nur fakultativ. £allet>ranb log febr gut, ba? ift bie niebere Slementarfdjule, aber bie beiben «itt, «ater unb

©obn, toaren Gholeriter, benen bie ©prahe gegeben toar, hre Sebanfen niht 3U verbergen. Unb bie haben’? viel toeiter ge«

braht. Da? toar bie hohe ©hule.“

Otto ladjte laut. „Olah Gegriffen ber guten alten Seit hab’ ih bie hefte «orfhule hinter mir unb mein Gramen cum laude beftanben.“

„ODie ba?? «on beinern ©tubium toiffen bie Götter niht?, ftubiert al? eble Oöiffenfhaft haft eigentlich nur ba? ©aufen.“

„Da? ift’? ja eben!“ Der lange OUärter fdjüttelte fih vor

«ergnügen. „früher tränten bie Herren Diplomaten fih feier«

lih untern $ifh> unb toer unten lag, von bem erprefjte man feine teerten Seheimniffe unb fogar llnterfdjriften, Von benen er nah Verfloffenem «rummfhäbel niht? mehr toufjte. Die Scdjnif brächte ih auf eine hohe ©tufe. Olujjerbem tonnte man feine biplomatifhen Segner forbern unb fo aufjer Sefeht fefcen.

(31)

<5o ’ne Ravalier-Siplomatif toär nadj meinem Sufto. Aber fjeut in unfern 3ahmen 3«ii«n — fauler 3auber!“ —

3>ie erfchütternbe Runbe lief um, bafj ber getoaltige Raufer aug ber Alimarf 3um erften Alale einen Schmiß erhielt. Sin Chargierter aug Aonn batte einemSöttinger Rorpg, mit bem bag feine auf Rartell ftanb, eine folenne Söifite abgeftattet unb bei ber Anftanbgfneipe von einer “Keife nach Aarig geprahlt Sort allein i>errf<f>e ber feinfte Son, toorauf Otto mit frähenber Stimme perfiflierte: „’g gibt nur a Raiferftabt, ’g gibt nur a Wien.“ „Wag foll bag §err Aruber?“ fdjnarrte ber Aonner tjodjfjerab. „“Wollen Sie probieren? Sie fixieren mich fchon lange.“ „3d> mag fo’n Quatfdj nidjt hören, bie Aarifer finb lauter Caufejungen.“ „Unb Sie finb ein Ralb.“ Sarauf bie fdjönfte Rontraßage. Weil er aber aug Seringfcßäijung beg feinen fjerrdjeng im erften Sang fertig toerben toollte, mißriet ihm ein Augfall unb er befam eing auf bie linfe Aacfe burdj ein abfpringenbeg Stüd Rlinge. Ser SeniorenfonVent erflärt übri»

geng ben „Alutigen“ für ungültig nad> ftrengem Aauffomment.— ,,Sd) habe nun mal bie Antipathie!“ Ser 3ugenähte lachte Vergnügt. Sie Aarbe ftanb ihm gut unb er 3ed>te fibel auf feiner Aube. „Slaube toohl, eg liegt bei mir fo im Alut. Wißt ihr, bin nämlich 1815 geboren, too eg mit bem Aapolium unb ber ganjen ^ranjofentoirtfdjaft ein Snbe nahm. Sag muh tooßl auf mich abgefärbt haben, benn ich habenicht für einen Silbergrofchen Aefpeft vor ber eingebilbeten Aanbe. Sag finb lauter 3ierlicße Spajierftöde unb Salanteriebegen, bie man umfniden fann toie Ainfen unb Aohr. Sa lob ich mir einen herben beutfcben Rnotenftocf unbfjufarenfäbel, bag ift Rernßol3 unb ecßteg Aletall.“

„3a, toenn bu mit beinen fed>3 g=uß ßänge fommft!“ judte Soffin bie Achfeln. „Saß Rerlö toie bu bie ^ranjögdjen in Srunb unb Aoben bojen, traut man eudj Areußen fchon 3U.

Aber---“

„Sag meint’ idj nicht!“ rief Otto eifrig. „3ch bin nicht fo ’n

^intertoälbrifcßer Aüpel. Sch fprach figürlich, im allgemeinen, gerabe vom Seiftigen erft recht . . . Auf bie gefpriefene fran»

3Öfifcße Rulter pfeif’ idj toag. Sie fönnen ung nicht bie Schuh»

riemen löfen. Wo finb benn ihre Sichter, §iftoriter, Aßilo»

fophen, Rünftler, bie fich mit unfern meffen fönnten? Alleg nur äußerer Aufpuß, ^affabe, nichtg baßinter. ^elbßerrn unb Staatg- männer hatten fie nie, ba3u mußte ber Rorfe fommen.“

„Su übertreibft“, lächelte Alotleß. „Si, unfer Ijißiger Seutone ift heut recht im 3uge. llbrigeng nenne ich bir Aicßelieu.“

„Auh!“ Aigmarcf fließ eine lange Aaudjtoolfe aug. „Gin fatßolifcßer Afaffe!“

„Warum nicht? Sie römifdje Rirche toar immer bte befte Schule ber Aolitif, Grbin beg alten Aom. Sch fürchte, old boy, bag ift auch fo eineg beiner Aorurteile.“

„Aun ja! Aor Eeufel unb AapiSmug erlöfe ung ber liebe 27

(32)

Soft! Wir WärFer finb fattelfefte “Protcftanten, eingefleifdjte fjaffer ber “Körnlinge . . . Überhaupt . . . toer einen jreinb«

ling im ©üben anbetet, ift eine Krt ^ocfjbcrräter ain eigenen Staat unb hat fjter nidjt« im “Korben $u fudyen. Klir ift all ber toälfdjc “plunber ein Greuel. Profit!“ Ser junge fjerr nahm einen gewaltigen Sdjlucf.

„Spül’« runter!“ lachte fftng ihm 311. „Sag Fenn’ id), bu friegft immer einen {jcibenburft, wenn bu Jranjofcn unb “Pfaffen al« erfte« Srühftüd ju bir nimmft. Wenn bu mit bem “Bier«

feibel räfonierft, fommft bu mir immer toie ber alte Hammergott Vor, ber mit bem unermefelidjen “Kletborn ... toie bieft er bod), SKotlcfe?“

„Sor. — 3a, ja, Otto bot fo toag bon einem Berferfer, toenn

«r in “Kage ift. Slber f)öre, “Ridyelieu toar gar fein ““Pfaffe in foldjem Sinne trotj feiner Äarbinalgfutte. 3hn fümmerte toenig ber “Papft 3U Korn, er toar bor allem ein guter fyranjofe.“

„Sarin tat er recht.“ Sener btie« nadybenflid) ein paar blaue Kingel in bie 2uft. „Right or wiong. my country! 3d) toeifj 3toar fo ungefähr, toa« mit bem alten Herrn lo« war, aber halt’ un«

mal einen Kortrag, fjerr (jiftorifer, toorin bu fein Befonbere«

fiehft."

Wollet) räufperte fidj. „Well, beine gemütliche Bube ift boch reine Kula.“

„Kur 3u!“ rief Goffin. „Sein Spejiellc«! Wenn gute Beben fie begleiten, bann fliegt bie Krbeit munter fort.“ Gr ftiefj an, unb alle folgten feinem Beifptel, bie Seibel leerenb. „Stoff genug ift ba bi« morgen früh . . . alfo halte bellten Speech al« Professor historiae!“

„giere bich man nid)!“ munterte ber Gaftgeber auf. „Kletnft bu, idy toäre blofe für ffneipen unb Wenfuren? Sa irrft bu bidy riefig, old fellow Klfo toa« ift’« mit Kichelieu?“

„Ka, toenn Shr mid) fo tretet —! Klfo biefer toaljre Staat«, mann fannte feine bornierte 3ntoleran3. Gr 3toang 3toar Ca Kodjelle nieber, bod) »ertrug er fid) nad)her »iel beffer mit ben Hugenotten, al« fpäter £oui« Quatorye. Keligiöfen 3»iefpalt Wertete er nuralg politifd)en unb bulbete nur nicht republifanifdye Keigungen bei ben Hugenotten. Soch fo toenig wie Semofraten liefe er fronbierenbe fünfer gelten unb hielt ben Kbel eijern im gaum. Sie Innigliche Kutorität —“

„Stabilieren toie einen rocher de bronce!“ brummte ber Sunfer “Bigmard 3toifdyen ben 3äljncn. „Ser alte griebrid) Wilhelm unb fein JSrüdftod liefeen auch nicht mit fid) fpafeen.

llnfere Hoben3ollern haben allzeit mit ihren Quifeom« gerauft, fie gleid)fam 3ugeritten al« föniglicf) preufeifdje Raoalleriepferbe.

War aber boch Ktdyelieu felber fein SKonard), nur Klinifter, unb toa« hatte er baoon, fid) für einen anbern ab3Uplagen! 'Perfön«

liehe £iebe für feinen Herrn betoog ihn toohl faum ba3u.“ MGetoijj nicht. Cubwig Xlll. toar ein fdyWadyer unb fchlechter

(33)

SUenfch, lafterljaft, mifjtrauifch, falfd), nur au« {furcht bor Slichelieug ©erfönlid)feit [ich feinem "ÜJillen beugenb.“

„Brr!*22Itt [olch ’nem König toirtfchaften, ba« mufj ein fjunbc«

leben fein, ©er arme allmächtige "ällinifter! 2la, fobicl toeifj ich, ich tönnt’ nie Sürftenbiener fein.“

„§ört ben Bepublifaner!“ ©ie ©meritaner tlatfchten Brabo.

toette, ber toanbert noch ju ung aug!“ rief Goffin begeiftcrt

„3n Bmerifa untcrm (Sternenbanner . . . §cil bir, Sfcan bon Catobor, ber bu einft American Citizen fein toirft!“

,,©a fchneibe bich man nid)!“ {Jung Bigmarcf gofj einen Canjen hinter bie Binbe. „3ch bin ein ©reufje, fcnnt ihr meine Jarben. ©uggetoanbert toirb nich, bloß big in bie fjintertoälber bon fjinterpommern. ©ort toerb ’icfj ehrfam meinen Kohl pflan«

3en toie ber felige ©iofletian, obfd>on ich fein amtgmüber Kaifer bin. SUehrer beg Seid)« — o je! 3d) toerbe meine Rammet«

Verben ju bermehren trachten ... bag fdjtoebt mir a!g toonnige jjufunft bor. Um aber auf befagten Ejammel 3urüdjufammen . . . toofür arbeitete ber SRidjclieu benn eigentlich?

,,5ür {Jranfreid)“, antwortete <22Iotlct> ernft „3dj glaube toirflidj nicht, bafj ihm fein £og biel "Bergnügen machte. Ghrgeij hatte er natürlich, unb anfangg mag ihn feine ©llmadjt gefißelt haben, alg tjaugmeier ber toahre König 3U fein, aber er trug balb unenblidje Blühfale, bon taufeno {fcinben umgeben, bom König l)ciinli<f> unb oon ber Königin offen gehafjt, bon allen gefürchtet, beneibet, bon toenigen berftanben.“

„3<h fage ja, ein Sammerleben!" Gtubiofug Sigmare! recfte fich untoirfch- „Slöclch ein SBlöbfinn, fich fo 3U fafteien! Getje beine 3ut>erficf)t nicht auf dürften! fagt fchon irgenbein alter, (Salomo. Unb gar fürftliche Jrauengimmer . . . ba fdjlag’ ba«

"SOetter brein! Et pourpuoi? Tant de bruit pour une Omelette!“

„(So fagte biefer THann bie Gier nicht auf, bie er jerfchlug unb 3ufammenbadte!“ "Blotleh fdjüttelte mifjbilligenb ben Kopf,

„SIDeigt bu, Otto, bu benfjt ettoag friool über folche ©inge. ©3cnn her grofje Karbinal fich Sag unb 'Xadjt für bie SItonardjie ab«

plagte, gefchah eg toahrlich nid)t aug Ciebcbienerei unb h^fifc&er Untertänigfeit, fonbern für fein gro&cg CebengjieL“

,,"2Dag toar benn bag?“ Gin burchbringenber Slicf fd>ofj, unter ben feltfamen bufchigen Brauen beg langen 3unferg hervor.

,,©ie Ginheit {yranfreidjg. ©ag toar bamalg genau fo 3er«

fpatten in lauter Heine Gouberänitäten nominellen ©afallen«

tum«, toie bag frühere ©eutfdje ©eich unb heut noch ber ©cutfche

©unb. Ohne "Kichelieu fein "Boi Goleil, ber nur alg luftiger Grbe

«inheimfte, toag ber gewaltige Gtaatgmann ihm hinterließ.“

„Bun gut! Gefprochen toie ein Sud)!“ Otto tränt feinen Krug leer, gähnte unb ftredte fich. „®i< Könige haben ja mehrfch«

tenbeclg ben Gffeft babon, toag ihre ©iener fchaffen. Übrigen«, Ohne bich belehren 3U toollen, 0 Ccudjte ber fjiftoria, ber "Kol ßolcil toar nicht bloß ein reicher Grbe, fonbern ein »erflucht ge«

29

(34)

fdjeiter tjerr. (Er f)atte baS befte Talent für fein btetier, über«

all bie redjten fieute 311 entbeden. ßolbert, bauban, ßouvoiS, Tour ville, (Eatinat ufto. SZlehr brauet ein König nidjt, um grofj 3U fein.“

„S>a Ijaft bu redjt.“ blotleh fönnte fein ©rftaunen nidjt ver, bergen. „böoher toeifjt bu baS alles? 3d> backte nidjt, bajj bu fo genau befdheib toüfjteft.“

„Mon dieu, man lieft fo ’n bifjdjen ... in ben bhtfje«

ftunben nad) ftrenger Slrbeit“, gähnte Otto, ficf» erljebenb. uCd)lu&

für beutel“

* I* «

Sn ber Quoten fjännoVerta fam ihm ein au? Stabt Hannover gebürtiger ©tubiofuS Suftav ©djarlad), fdjon Ijöberer ©emefter, mit befonberer fjer3lid)feit entgegen. „3dj bin vier gafjr älter als bu, Jud)S, bod) bu fjaft mehr Von ber <233elt gefeben in berlin, fo gleicht fich’S auS. b3ir toerben unS fein vertragen."

„“Klein’ idj aud). Komme gleid) beut auf meine bube! 3d) 3ieb bie ©penbierhofen an unb fchmei^e ’ne jyiafcfje ©djarlad)«

berger, toeil bu grab ©djarlad) fjeifjt.“ ©oid)er gemütlicher Slbenbe folgten Viele bei “ißellfartoffeln unb Söttinger ßebertourft.

„S>aS iS ja ’n biefer ©chmolliSfibu3 mit Siefefe!“ fdjmotlte better Tetoitj. „Jaultier unb fjungblut toerben eiferfüdjtig.“

©iefefe toar ©d)arlad)3 ©tunbentenname, toie ja bie meifteri (Souleurbrüber fid) begeidmenber Titulaturen erfreuten. 3n ber Korona, bie fid) oft um ben beliebten berliner fammelte, toenn er nidjt feinen Qlmerifanern ben ‘Bo^ug gab, vertraten §acciu3, Cöbring, bierbaum, Jlügge unb ein nur als „beter“ befannter eifriger Cerner bie nach beS bhiüftertumS Jleifdjtöpfen fchmad)«

tenbe ©olibität. dagegen fdjtoammen „©djtoeindjen“, „ber fleine Säfte“, „ber SereVifianer“, „ber Türfe“, „ber bide fjerr“, „ber geliebte 3toan“ unb anbere grofje ©elfter in uferlofem ßeidjt»

finn. QInbere Kommilitonen, toie Jifdjer unb Olbeiop, mit benen Otto ficb anfreunbete, fjaffo Jro&hort, §oppenftebt, 3immermann, böetjner regneten barauf, burch ein glüdlidjeS Ungefähr ihr

©taatSejamen 3U machen. ©er lange Sraf Katjferlingf auS Kurlanb bifj vor bem märfifdjen Runter ben erlauchten ©tanbeS»

genoffen heraus, boch machten bbelig unb bürgerlich int Korps«

Verfeljr feinen Unterfd)ieb. bei allgemeiner brüberlicher Jibeli»

taS bergofjman n’d)t immer bier,begabtere junge ßeute fchtrangen fid> bis 3U blabeira auf. Kam aber bie bebe auf bie fogenannte 3ufunft, lief ben meiften eine ©änfehaut über ben “Rüden.

„Sdj bring’s nur 3U fauler bbvofatur“, jammerte ber “Rechts«

fanbibat Sammers. „®a Vegetiert man fo hin toie ’n ßaubfrofdj.“

„(Er hat toie üblich ben erften ©dpoipS!“ erläuterte ber

„Türfe“ jovial, „bon irgenbtoaS muj bod) ber blenfd) in feinem §arem leben, broft, Kollege! bin id) erft bbvofat, lafj man gut fein, ba leb’ ich in lauter fßläfier unb Jreuben.“

(35)

„Sa, bu! KJenn bu ben erften Saler berbienft, bünfft bu bidj (Sott in Jranfreidj. Sag liegt bei bir im Semp’rament. *2lcf>, toir armen befümmerten ©terblidjen!“ Sammerg 3erbrüdte eine 2räne ber “Rührung.

„Unb idj,“ job Soulettrbruber ©ölloto büfter an, „toerbe alg Stabtgeridjtgrat ing etoige Sßjilifterium eingejen.“

„5dj fdjlage t>or, (Sölloto auf ben “Kamen ,ber betrübte £oj.

gerber' taufen 3U laffen“, ladjte ©djarladj.

„Seib bodj nidE>t fo miefepetrig, Kerlg! Rllbietoeil fiböll, ergo bibamus! Srübfal blafen fommt früh genug, toenn ung bag 3ipperlein beijjt.“

„©err toarr!" fdjnarrte Katjferlingf, ber boljengrab am Sifdje fafj. ©einen baltifdjen ^ent alg befolgter ©tammeg.

bruber toarf er in ben Gjorug toie ein Gdjo bie Jrage, toag ift beg Seutfdjen Raterlanb. „Sie Grrbe ift ein Sammertal unb mu& mit ©prit begoffen toerben.“ Ser Rulle größte: „Ser

©piritug im Keller brennt", ber Sube prahlte: „'Klein Rame ift, Sötj b. Rerlicjingen.“

„Man, being reasonable, must get drunk, the best of life is but intoxication“. raunte ein Gnglänber nameng RJrigjt bem fpradjfunbigen Otto ing Ojr, bem bieg bittere Ri)ron«3itat gut munbete. Siefer eble Rrite lief} fidj fjerab, ein ©emefter auf ber ©eorgia Rugufta 3U berbummeln, ftatt in Ojforb smildj- punfdj unb Rranbj mit feinem Reifall 3U beglücfen. ©oldje

£eute toürbigten bie beutfdjen ^Xlid)el ehrfurchtsvoll unb baten um ein Rejept für edjten borneljmen Spleen.

„§ängt! fjier toirb feine frembe ‘2DiIbfprad)e burdj bie 3äjne gefaut!“ brummte iljm ©djarladj einen ©anjen auf, toelcjer

§eraugforberung ber Snfulaner ejrenfeft nadjfam. Sie Uber- lebenben fdjafften fid) gegenteilig in bie Klappe, „Rbe, mein £anb Sirol!“, £auenftein fegnete paftoral: „Pax vobiscum!“ —

„®d>riebft bu beinen Riten fdjon“, fragte ©djarladj, ber al.

lein 3urüdblieb, feinen «ufenfreunb, „bon toegen ©felgfinnbaden ber sptjilifter, o lodiger ©imfon, unb ber aufgelaufenen Kreibe, in ber bu fi^eft?“

„ „Ree! Srinfe lieber 3toei Slafdjen Rjeintoein alg einen Rrief 3U flieren. Reim Rnblidl einer S4^er frieg’ idj Krämpfe.

©0 toag läßt man anfreiben big 3um $üngften ©eridjt. Ron meiner Redjffdjaffenen jeut ’ne erbaulicje Gpiftel, toeii idj ge.

fagt jätte, in ber Ribel fei bag meifte bilblidj gemeint, ©oll fofort 3um ©eelforger, um midj auf3ufrajen für ftanbeggemäje Ribel.

freue. Unb babei glaubt fie felber nifdjt, toill nur alg ftrenge Rlama fudjteln. Sa, meine 3ufunft ig oodj ’n fogenannter Senufj. RJeifjt bu, Suftab, idj toerbe ber gröfjte £ump ober...“

Cr jielt inne unb ftarrte ing ©lag.

„Ober? Ra toag benn? ©djiejj log!“

„Rdj, mir ift fo fonberbar, id) jab’ ’nen Stoppel im Kopp.“

81

(36)

„Spridj btd) aug! g>u toirft nicht ber größte £ump, fag’ idj bir. ©och toag „ober?“

,,£ad)’ mir nur aug! Ober ber erfte Rlann in Rreußen.“ (Sr murmelte eg 3Ögernb. ©aju tonnte Scharlach nur gutmütig lächeln: „Schlaf biet) aug!“ —

Rm 4. fjuli 1833 feierten bie trangatlantifdjen ffreunbe nodj mal bag amcrifanifdje Rationalfeft unter fid). Gg toar toie eine Rbfdjiebgfeier, benn Otto 30g nach Rollenbung feineg brittcn

©emefterg jeßt nadj Rerlin, nach ber alten Sitte, bie Uni*

Verfität 3U toedjfeln. „3dj toill mich »eränbcrn, fagte bag ©ienft«

mäbd)cn. SBicIleicfjt bringt mir ©avignt) bie nötigen Jlötentöne bei. 3n Göttingen ift mein ‘Ruf bo<h unheilbar, tein Rlcnfcfj traut mir ein Rollegienheft 311.“

„Stimmt“, erläuterte Goffin troden. „©eit Rtenfd)cngebcnfen fafift bu bom 3nncrn ber Alma Mater, beren Rufen in bir eine Schlange fäugte, nur ein £ofal: ben fo beliebten Ra^er. 3n biefen heiligen hallen fennt man bie Unfdjulb nidjt . . .“

„©u fingft fdjon toieber fal|dj. Gud) Rngelfadjfcn fann fein Gott Rlufif beibringen. Reh, bie Bauberflöte beg Rebell f»at mich um Ghre unb Reputation gebracht, gerabe alg mein Ruhm 3U ben Röolfen ftieg.“

Rlle lachten. Gin feierlicher Rommerg feineg Rorpg hatte bte Biffer „23“ gefeiert, nad)bcm ber Rorpgbruber Rigmard biefen Reforb in blutigen RIenfurcn fdjlug. „3n 23 ©türmen bub’ ich ihn gefch'n“ parobierte ber fyeftrebner aug bem Ribeiungen«

lieb unb verglich Otto mit bem grimmen fjagen: „©er §elb toar tooblgetoadjfen, von Reinen toar er lang unb fehredlich non Ge«

flehte, er hatte herrlichen Gang.“ ©djredlich »on Geficßte toar er nun gerabe nicht, fonbern faß aug wie ein guter luftiger Bunge Rber fein Ruhm reichte big 3um fjimmel, toie beg fingen Obtjffeug, big 3um ©tubcntenfjimmel »on Sena, too ein Senio«

renfon»ent fich bie Gf>re augbat, ben berühmten Rechter in bor«

tiger Rlitte 31X begrüßen, um fich mit bem beften ©djläger von Sena 3U meffen. Giner fo liebevollen fjeraugforberung mußte unver3Üg(i<h Böige geleiftet toerben, unb ber Chargierte Rigmard, ber Stol3 feineg Rorpg, begleitet »on toürbevollen ©efunbanten, machte fich auf 3um grünen Saaleftranbe. „Sena ig 3toar ’n fataler Rame für jeben Rreußcn, aber bie ©djladjt »on Sena toollen toir liefern, unb ob ber olle Rapolium [ich »or Sreube

tm Grabe umbreht über ben Rruberfrieg toie 3ur fchönften Rheinbunbg3cit.“ Rcfj, bie lieblicfjften Sräume gehen nicht in Grfültung, bie beutfdjen Rrüber follten nicht bie Klinge freugen.

©enn bag Reftorat »on Göttingen, bag fchon lange einen 3af>n auf ben Unheilftifter hatte, entfanbte fpornflreidjg ben Ober- Rebell hinterher. Unter bem büfteren Kantug „Oie ©djartoacfj hält bag ©djtoert gegüdt“ geleiteten fromme §äjcher ben ebeln Rümpen 3urüd in fein fibeleg Gcfängnig.

„Scheiben tut toeh, Rinber. Sch werb* Göttingen mein Seb«

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alé fein fd6fr eignet heftet £töftet> Oimahl wenn bet ©laubige mit ftd> felber rebet ober ihm felber ¿urebeí/ unb i>erna auch wenn er fid feinen ©lauben unb'feine Hoffnung bie er

Unb wenn ihm Sart unb Sßßßognomie bes (Engels nidßt red)t gefällt, fo geht er nid)t mit. Säuft er aber einmal mit, bann ift fein Subei treuer, unb es madjt ihm mehr Vergnügen,

ber oom Siatonatshaufe zum Kantorljaufe unb hotte fein ©räutlein ab, bas er oon Hetzen liebte. Sann gingen fie über ben fdjattigen fyriebhof zur Kircße. Ser ©eg führte fie oorbei

ich haben! — 2IIS er hernach näher Ijerumrebete unb enblidj gerabeauS gufragte, WieS eS fidj, baß ihre.. Sie antwortete treußergig, fie möge iljn auä) leiben. Sie ljabe baS

beiten biesm at nidjt, wie o ieteX an fs fie tätlich liefern tonnen, unb fie werben ihre ©riiube für biefe 3uoücffmliung tjaben. ? Unb w ann wirb ber erfte biefer

muS, bafj er oollfommener nid)t gebaut toerben fann. Unb möge ein Gcngel über bie anbern ©efdjöpfe nodj fo fefjr Ijeroorragen, fein Slbftanb oon ©ott bleibt bodj

©ulen einmal oor Augen führen unb fie roiirben fehr balb erfennen, bafe fie fich hinfichtlich ber Verfolgung auf falfcher gährte befinben. Seiber fann fich unfer