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Aus der Heimat, 1934, Juli

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Academic year: 2022

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0146 Ant

%ftfp 4934

Ser SSertag bet)alt fic£) ba§ auSfcfjliefeticfye itiedjt ber Skroietfältigung ttnb SBerbreitung ber in btefer SSeitage gum Slbbrmf gelangenben Ortginalbeiträge nor.

(Buffao 3rct)tag als Begbeccllcc beuffd)er Bolfsgemeinfcfoaft.

(Sum ©eburtstage bes Sidjters am 13. Suit.)

Unter bem Sitel „©uftao greptag fpridjt gum beutfdjen Volte" roitb bemnädjft ein Vud) erfcheinen, bas ber So'hn bes Sid)-- ters, ‘ißrof. ©uftao Wilibalb greptag in Wündjen, aus bem ©e»

famtroert feines Vaters gufammengeftellt hat. ©s geigt uns ©uftao gregtag, ben Sid)ter unb MtIturf)iftorifer, als ben Minber beut»

fd)en Wefens unb beutfd)er Vergangenheit, als Kämpfer für ein einiges Seutfdjlanb unb als Wegbereiter beutfcßer Volfsgemein»

fd)aft. 9lod) geitgebunben unb noä) entfernt oon ber ©efd)Ioffen»

fjeit nationalfogialiftifcher Weltanfdjauung, Ijat gregtag bod) fd)on ben Voben oorbereitet, auf bem ber ftolge Vaum bes neuen Seutfd)»

lanbs feften £alt für feine roeitgefpannten Wurgeln finben tonnte.

Sie nad)ftef)enben groben finb bem ermähnten Suche entnommen, fie feien tjiermit ben ßefern oon „2lus ber Heimat" als ©rinne»

rungsgabe gum 13. 3uli bargeboten.

*

Sein Volt unb bein ©efd)Ied)t haben bir oieles gegeben, fte oerlangen bafiir ebenfo oiel oon bir. Sie haben bir ben ßeib behütet, ben ©eift ge»

formt, fie forbern and) beinen ßeib unb ©eift für fid). Wie frei bu als

©ingelner bie giügel regft, biefen ©laubigem bift bu für ben ©ebraud) bei»

ner greiheit oerantroortlid). Ob fie als mißte Herren bein ßeben frieblich gemähten taffen, ob fte es ftä) mit hoher Wohnung in einer Stunbe forbern, beine Pflicht ift biefelbe; inbem bu für bid) gu leben unb gu fterben meinft, lebft unb ftirbft bu für fie. Sas eingelne ßeben ift für foId>e Vetrod)tung unermefflid) tlein gegen bas ©ange. Uns ift ber eingelne oerftorbene Wenfd) nur ertenmbar, fofern er auf anbere Wenfdjen eingeroirft hat, nur im gu»

fammenhange mit benen, bie oor ihm maren unb nod) ihm tarnen, hat er Wert. Wert hat aber in blefem Sinne ber ©roße unb ber Meine. Senn in fo!d)er Sßflid)t gegen fein Volt arbeitet jeber oon uns, roer feine Hinber er»

gießt, mer ben Staat regiert, roer Woßlftanb, Vehagen, Vilbung feines ©e»

fd)Ied)tes mehrt. Ungültige mitten bies, ohne baß oon ihnen eine perfönlidje Runbe bleibt, fie finb roie Waffertropfen, bie mit anbern eng oerbunben als große glut baßm rinnen, für fpätere 9tugen nidfjt ertennbar. ßlber oerge»

(2)

98

bens ßaben barum and) fte nicßt gelebt. Unb rote bie gaßllofen kleinen Ve=

roaßrer ber Vilbung unb Slrbeiter für ffortbouer ber Vollstraft finb, fo fielt, and) bie ßöcßfte Straft bes Gingelnen, ber größte £elb, ber ebelfte Stefor-- mator burd) fein Beben nur einen Keinen Seil ber SSoIfsEraft bar. Wäßrenb er für ftd) unb feine gmede kämpft, arbeitet er gugleicß umgeftaltenb für feine geit oielleicßt über feine geit unb fein Volt ßinaus, für alle gu-- funft. — (Slus „Sie oerlorene ipanbfdßrifi".)

*

Siefelbe ßoße Sluffaffitng ber SßflicEjt, roeldje freiroillig auf bas Beben genommen roirö, ßat ben ©ermanen and) bie ©ße geroeißt. Stein anberes 33otf I)at aus innerem ipergensbebütfnis bas ältefte Verßältnis, roelcßes groei Wenfcßen an einanber fc^Iießt, fo ebel gefaßt. — (Stus „Vilber a. b. beutfcßen Vergangenßeit".)

*

Ser ©totg eines roaderen Wannes geßt nacß oben unb nid)t ab=

roärts. — (Bins „Sie Binnen".)

*

geilen, roeldje große ©mpfinbungen geben, macßen alle Gingelnen, roelcße boran Seil ßaben, ftärfer unb beffer. Sie Vorurteile bes ©taubes unb einzelner Verufsflaffen fcßroinben, roärmer brüd't ein Stocßbor bem on-- bern bie ^anb, mitten unter ben fcßrecklidjften Beibensfgenen erroeitern bie ntilben ©mpfinbungen bes Witleibs unb ber Wenfcßenliebe bas iperg. 3Ber fo ©roßes öurcßgelebt, erßält einen anbern Waßftab für Veurteilung ber

©rbenbinge, unb bie Vaterlanbsliebe, roeldje roärmer unb tatkräftiger roirft, mod)t bas politifcßc Urteil freier unb größer. — (Slus „Sßolitiföße Slttffäße".)

*

©s ift beffer, baß einmal ein tücßtigcr Wann, ber ftd) rooßl noch ret=

ten könnte, mit feinem guten ©cßiffe untergeße, als baß bem feefaßrenben Volk in Sobesgefaßr bas Vorbilb ousbauernber ^raft feßle. Wöge ber beutfcße Vürger nie fo roeit kommen, baß er bie Sat bes Wannes für etroas Seltenes unb Unerßörtes ßalte. Sind) im Vinnenlanbe finb feit ißm oiele jpunberte frieblidßer Vürger geftorben, roeil fie bis gum Sleußerften unb bar-- über iß re ©cßnlbigkeit taten, ©eelforger bei ber ©eudje, Slergte im Sagaretß, ßilfreicße ipanbarbeiter in ffeuersgefaßr. Unb mir ßoffen, baß ber Befer anneßme, bergleicßen gebüßte ftd) unb fei bei uns in Orbnung. — (Slus

„Vilber a. b. beutfdßen Vergangenßeit".)

*

Sebesmol, fo oft ein ganges Volk mit ©inigfeit unb Slusbauer für eine 3bee kämpft unb ftirbt, fo oft ber ©ingelne, aucß ber Stleine, ber ©cßroo-- cße erfüllt unb geobelt roirb burd) ben politifcßen 3bealismus feines ©tarn*

mes, empfinben roir frenbig unb gerüßrt aus allem Vlutoergießen unb allen Sünben einer folcßen geit bie Wajeftät unb ©dfönßeit ber Wenfcßennatur unb oermögen bie ßödßfte 3nbioibualität biefer Grbe, bie ^erfönlicßteit einer Station, als ein gefcßloffenes, imponierenbes ©ange gu erkennen unb gu be-- rounbern. Unb fo oft ein ganges Volk fein Beben baran feßt, um feine 3beale lebenbig gu madjen, geßt burd) bas gange Wenfdßengefcßledjt ein gucken ber greube unb Verounberung unb in ber ©efcßicßte roeröen folcße Stümpfe gu glängenben ©pifoben, auf roelcßen bas Singe fpäterer ©efdjlecßter

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mit (Stjrfurdjt unb ‘älnbndjt ruf)t, roie ber 3BIid eines roilben Häuptlings auf ber Stätte, roo einft Wännerbtut gcfloffert ift. — (2Ius „Sotitifd)e Sluffäße".)

*

SBerftänbig ift ber Wann, ber höher oom eignen SSoIfe benft als non bem fremben. — (9lus „Sie ßlhnen".)

*

Senn immer tjalf

Sin gutes Seifpiet metjr als taufenb Setjren.

Srum et)’ bu anbre tetjreft, taud)e felbft 3uoor ins 93otf unb lerne, roas uns ftärft.

©efcßränfe bid) im Breis bes fteinften Wannes, (Ermeitre fein Sebürfnis, fein Vermögen,

Sie Werfftatt able, roeiß’ itjm Hof unb $elb, Scßroinge ben Hammer, nimm bes Spatens (Stiff, Saß jeben (Eingetnen gum Wann erft werben 3n feinem Breife, roo er ficßer fcßafft, —

Sann reift bas 33otf oon felbft für Wannestat!

Sas ift mein (Staube. — (ßlus „Ser ©eteßrte", Srama.)

*

(Es ift guroeiten Ieidtjter, für bie ^reißeit gu fterben, als für fte gu leben. — (91us „Silber a. b. beutfcßen 93ergangenßeit".)

*

„Wenn bid) rtidEjt eine größere Sßfltdjt forttreibt, fo ift beine 9luf=

gäbe, ßier im Sanbe gu bleiben als einer oon uns. Wenn bu oon biefem (Sute fortgeßft, fo taufe bid) unter ben fremben an. (Es roirb fein Ieicßtes Geben für bid) fein, unb oieles 93eßagen roirft bu entbehren, aber roir leben nid)t in einer ßeit, roo ein tüchtiger Wann ftd) gut ERutje feßen foil, um gemädjtid) feine (Serben gu feßneiben. Su fyaft ein mutiges Herg, bu bift nietjt geroößnt gu genießen, fonbern gu erwerben. Su roirft mit ber S)5flug=

feßar in ber H^nb ßier ein beutfeßer Sotbt fein, ber ben (Srengftein nuferer Spradje unb Sitten weiter ßinausrüdt gegen unfere ffeinbe. — (Woßlfaßrt gu feinem ^reunbe ginf in „Soll unb Hoben".)

*

Smmer roar ber Bopf bei ben Seutfcßen Steuer ißres Hägens. Unb ferner, bie Seutfcßen ftnb oon je nur burd) bie gemütlichen (Einbrüde gu teufen geroefen, bie ißnen bie $erfonen machten. Ser Staliener geht groeifeüos jebem Senfei nad), ber ihm in großem Batfüt nüßtieß ift, ber Seutfcße roirb noch ben (Enget, ber ihn ins Sßaraöies führen foil, mißtrauifd) fragen: Hören Se, mei Bubefter, roär fein Se benn egenttid)? Unb wenn ihm Sart unb Sßßßognomie bes (Engels nidßt red)t gefällt, fo geht er nid)t mit. Säuft er aber einmal mit, bann ift fein Subei treuer, unb es madjt ihm mehr Vergnügen, für feinen führet gu fteßten unb gu fterben, als für ftd) fetber. — (9tus: SBriefe an Sreitfdßfe.)

*

Unfer 93otf ift ein fchones unb gutes Soll — (9tus: Sriefe an 9ttbr. o. Stofcß.)

(4)

Gs ift eine greube gu reifen, College, bei jeber Weile merit man, roie gut unb roarmßergig bas Solf ift, in bem mir leben. Wir finb Soren, baß mir unfere Sortröge nid)t im Wagen ßatten. — (^rof. Stafcßfe in „Sie oerlorene §anbfd)rift".)

*

Sorflcßtig oerfutßen mir bie älteften ©runblagen bes beutfäjen Sehens gu oerfteßen. Somit bies aber Ieicßt merbe, möge ber Befer erft bas leibige alte Sitb aus ber ißßantafie entfernen, meines bie Gßerusfer Srmins unb bie Sueben Ware Stureis als itngefcßlacßte Sorbaren barftellt, bie ißren Seib in rot)e Sierfelle füllten, nur bes Staübfrieges unb ber Seute gebauten unb gerabe im Uebergange oom roonbernben ipirtenleben gur Sderroirtfcßaft maren, als fie burd) klänge aus bem Silben von bem beutfeßen Soben roeg- geloät mürben, an bem fie nur lofe hafteten. Soldje Sorftettung oermag gegenüber gaßtreießen Satfacßen in feinem fünfte gu befielen. — (Slus

„Silber a. b. beutfeßen Sergangenßeit".)

*

Wo bie Germanen ißr eigenes Beben geftotten, fteßt feßranfentofer f^reißeitstrieb neben fdßranfentofer Eingabe, ein ßödyft bemofratifeßer Stolg neben ber äußerften ©ebunbenßeit in ber ©emeinbe, eine geringe f^eftigfeit bes Staatsgufammenßangs neben ber größten ^eftigfeit im perfönließen gufammenßang ber Stammgenoffen, bie großartigste Opferung für fitttieße Sbeen neben gu geringem Sntereffe an bem Sorteil ber SHgemeinßeit, troßige Gelbftroilligfeit in Uebernaßme oon ^ftießten unb ßöcßfte Setbftentäußerung in Grfültung ber Sßflicf)t, feßroaeße Susbilbung aller Straf gef eße, aber ein ungemeines ©efüßl für Siltigfeit. Stolg gegen Größere unb tiefe Sereß«

rung oor altem ©efeßteeßtsabel. Gs mar ein Sott, bem bie Gingelte'ben ftarf unb großartig entroidelt maren, aber ein Solf, meines foum bie ein=

faeßften formen bes Staates ertrug. Sas mar bie ßeimifeße Segobung bes neuen $errenoo!fes ber Grbe, barnad) follte ißm ©lücf unb Unglüef gemef=

fen merben, beibes mit ungeroößnließem Waße. — (Slus „Silber a. b.

beutfeßen Sergangenßeit".)

*

Sie befte $raft ber Station ift in biefen Saßren ber Stieberlage unb Grßebung bei Gueß, ben Keinen Beuten, nieißt bei ben Segierenben, beren Stolg unb Wille als allgu feßmaeß erfunben ift, unb nid)t bei ben £>oeß-- unb geingebitbeten, beren Seueßte unfießer umßerfladert unb bie and) naeß bem

^rieben nod) nidßt miffen, mo bas Saterlanb anfängt unb aufßört. Gute einfältige Sreue, ißr Unberüßmten, bie fjäufte ber Sößne, bie ißr in bas

$elb fanbtet, eure fülle alltägliche Slrbeit in ber Werfftatt unb auf bem Stcfer, oon ber ißr bem Staate abgabt, baß eudß felbft roenig übrig blieb, bas oor Stiem feßuf bie Settung für unferen Staat. Unb roenn bie fpä=

teren ©efcßleeßter einft auf eure geit gurücffdßauen, merben fie, roas gefunb unb groß mar, am reidjticßften in ben engen Stabtßäufern unb in ben Sorf-- ßütten finben, in benen ißr gelebt ßäbt. — (Sus: „Sie Sßnen".)

*

Wir meinen, für ben Seutfeßen ift jeßt bie geit gefommen, mo feine Seele über bie Sergangenßeit bes eigenen Sotfes baßinftiegen barf, roie bie Sereße am ßrüßtingsmorgen über ben bämmerigen ©runb. fjroßlocfenb füß- len mir, baß mir etmas merben, mir begreifen jeßt, roie mir geroorben finb,

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unb mir oermögen in ben groeitaufenö Saßren unferes gefcßicßtlidjen Bebens eine BBeisßeit unb Sernunft gu aßnen, beten BBalten uns glüdlid) mad)t. — (Blus: „Silber a. b. beutfcßen ©ergangenßeit".)

*

Ser ©eroinn, als (Eingelner Seit gu ßaben an ftarfem politifdjen Jortfdßritt <bes eigenen Staates, an Siegen unb (Erfolgen, roelfe größer maren, als jebe Hoffnung, ift bas ßödjfte (Erbengliid, roe!d)es bem SJlenfdjen oergönnt roirb. Sn folcßer Seit erfdjeint bas eigene Beben als Hein unb un=

roefentlicß, in gehobener Stimmung füßlt bet ©tenfcß ftd) als Seil eines großen Sanken, alles, mas in ißm tüdßtig ift, roirb gefteigert, bie Eingabe an eine große ©fließt abelt ißm bie ©ebanfen bes Sages, alles Sun, feine Hal­

tung. Sie SJlänner, roelcße als Beiter bes Staates unb bes Krieges biefe (Erßebung ben Seelen bereiten, roerben ber Station liebe unb oertraute gel­

ben. güt Seutfcßlanb roar enblicß bie Seit gefommen, roo bie ftärffte Hraft ber Station in ben ffiißtern oerförpert erfcßien, unb roo ber 93tann bas ocßidfal bes ©olfes beßerrfeßte. Sas ungeheure unb in oielem unoer=

ftänblicße Beben ber Station, roeltßes in gemößnlidjer Seit nacß entgegengefeß-- ten Stiftungen boßinflutet, bie einonber freuten unb befämpfen, erfcßien gufammengefaßt unb bienftbar ber Hraft eingelner SJlenfcßen. Sas BBalten einer eroigen ©orfeßung über ben Scßidfalen ber Stationen unb Steidje roitr- be baburcß fo oerftänbiid), roie uns fonft eine SJlenfößenfeele oerftönblid) ift. — (Blus „(Erinnerungen aus meinem Beben".)

*

BBir gehören ober gu bcnen, roelcße ein roenig für ftd) leben, unb ein roenig für ißre ßreunbe, in ber §ouptfod)e für ißr ©olf. — (Bins „©riefe an Sreitfdjfe".)

*

90tand)es ffürftengefcßledßt gäßlt eine Steiße glitdlicßer ©ergrößerer bes Staates, auf bie ©ourbonen ßaben toeites ©ebiet gu einem großen Stootsförper gufammengegogen; mancßes ffürftenßous ßat einige ©efcßlecßts=

folgen tapferer Krieger erzeugt, feines roar tapferer als bie BBafa unb bie proteftantifcßen BBittelsbacßer in Sfrocben. Biber (Ergießet bes ©olfes ift feines gerocfen, roie bie alten fioßengollern. Bits große ©utsßerren auf oer- roüftetem Bonbe ßoben fte bie SJtenfdjen gcroorben, bie Kultur geleitet, burcß foft ßunbertfünfgig Saß re als ftrenge $ousroirte gearbeitet, gebacßt, gebul-- bet, geroagt unb Unrecßt getan, um ein ©olf für ißren Staat gu fd)affen, roie fie felbft: ßart, fparfom, gefcßeibt, fed, bas $ödjfte für ftd) begeßrenb.

3n folcßem Sinne ßat man bas Stecßt, ben prooibentiellen Gßorofter bes preußifcßen Staates gu berounbern. ©on ben Diet dürften, roelcße ißm feit bem beutfdjen Kriege bis gu bem Sage regierten, roo ber greife Btbt im HIofter Sanffouci bie miiben Blugen fdjloß, ßat jeber mit feinen Sugenben unb Feßlern roie eine notroenbige (Ergängitng feines ©orgängers gelebt.

Hurfürft ffriebrif BBilßelm, ber größte Staatsmann aus ber Scßule bes beut-- fcßen Krieges, ber pracßtliebenbe erfte Honig ^riebticß, ber fparfame ©eroalH ßerrfcßer ffriebtidj BBilßelm I., guleßt er, in roelcßem fidj bie Blnlagen unb großen ©igenfcßaften faft aller feiner ©orfoßren gufammenfanben, im 18.

Saßrßunbert bie ©lüte bes ©efcßlecßts. — (Bins „©ilber a. b. beutfcßen ©er=

gangenßeit".)

(6)

Wit ehrgeizigem Ginn roar er (^r. b. ©r.) in ber Plüte bes Sehens ausgezogen, alle h0hen unb prächtigen Rränze bes Sehens hatte er bem 6d)ictfal ahgerungen, ber t^ürft oon ©)id)tern unb S|5I)tIofopI)en, ber ©efd)iä)t=

fäjreiber, ber (Jelöherr. Rein Triumph, ben er ftd) erfämpft, hatte ihn be=

friebigt. gnfällig, unfidjer, nichtig roar il)tn aller ©rbertruhm geroorben;

nur bas Pflichtgefühl, bas unahläffig roirf'enbe, eiferne, roar ihm gehliehen.

Olus bem gefährlichen Wedjfel non warmer Pegeifterung unb nüchterner

«Schärfe roar feine Seele fjeraufgemachfen. Wit Willtür hatte er ftd) poetifcE) einzelne Wenfchett oertlärt, bie Wenge, bie ihn nmgah, oerachtet. Other in ben Rümpfen feines Sehens oerlor er ben ©goismus, oerlor er faft alles, roas ihm perfönlid) lieh roar, unb er enbigte bamit, bie ©inzelnen gering zu ad)ten, roährenb ftd) ihm bas Pebürfnis, für bas ©onze zu lehen, immer ftär-- fer erhöh. Wit ber feinften Selbftfud)t hatte er bas ©roßte für ftd) begehrt unb felhftlos gab er zuleßt ftd) felhft für bas gemeine Wohl unb bas ©Iüd ber RIeinen. Oils ein Sbealift roar er in bas Sehen getreten, auch burd) bie furd)tborften ©rfaßrungen rourben ihm feine 3beale nicht zentffen, fonbern oerebelt, gehoben, geläutert; oiele Wenfd)en hatte er feinem Staat zum Opfer gebracht, niemanben fo fe^r als ftch felhft.

Ungewöhnlich unb groß erfdjien bas feinen geitgenoffen, größer uns, bie roir bie Spuren feiner Wirtfamteit in bem ©harafter nuferes Polles, nuferem Staatsleben, nuferer Runft unb Siteratur bis zur ©egenroart oer-- folgen. — (Olus „Pilber a. b. beutfchen Pergangenheit".)

*

©egen nufere Rnahen, bie Plüte unferer Pation, bie oom ^ürften=

foßn bis zum ©oben bes Pauerußofes ißr Pint oergießt, unb fo ßtngebenb unb treu, fteßt ein franzöftfd)es $eer, welches immer noch oiel oon einem Sanbsfnedjtsheere hat. darunter fdjnöbes, roiberroärtiges Panöitengefmbel aus Olfrita. Wer bie |>orben biefer ©efangenen, oon unfern moderen Pie=

berfchlefiern beroadjt, oor bem Hauptquartier lauern fah, fchmttßige Halb-- affen, barunter oiele mit ben ärgften ©algenphqftognomien, unb bies Pölt=

then mit ben rothädigen ©eftdjtern unferer ftrommen Sanbleute oerglich, tier mußte ftch Jagen, baß eine ber folgen biefes Siegs fein müffe, baß biefe frembe 2frofd)brut nidßt roieber gegen d)tiftlid)e unb cioilifterte Heere geftellt wirb. — (Olus „Politifcße Oluffäße". Pad) Weißeriburg unb Wörtlj.j

*

Sebem jungen Polte ift Rrieg bie männlidjfte Olrheit, bie 6rinnne=

rung baron ift ißm begeifternbe poefie. Rein Polt hat je bie Poefie bes Rumpfes mit fo leibenfdjaftlidjer Hingabe empfunben, als bie ©ermanen. — (Olus „Pilöer a. b. beutfchen Pergangenheit".)

*

©5 ift wahr, in ben großen Rrifen oor Rrieg unb ^rieben faßt ftd) bie Willenstraft einer Station immer zufammen in wenigen Wenfdjen, oiel=

leicht in einer einzigen herrfdjenben Wannestraft. Solcher Rührer ©harafter unb 6inßd)t wirb in biefen entfcheibenben Sagen zum Sd)icffal für bas men=

[d)enreid)fte Polt. Pie ift bie Pebeutung bes einzelnen Wannes gegenüber feinem Polt größer unb bie Perantroortlicßfeit furchtbarer, aber nie oerbient er and) mehr ein rüctficßtsooHes Urteil, als in folcßen Stunöen, roo er zu»

meift aus feiner eigenen ©inftdjt unb Rraft bie letjte ©ntfcf)eibung für alle Zn holen hat. — (Olus „Politifche Oluffäße".)

(7)

Die älfeften Drfunben ber Sfabf äreujburg.

Bon Sr. grt& £jad)e.

(gortfebung) V.

fjeintid) IV., Qer)og ooti Sdjleften unb fyext tum Breslau, enfläftf bie Unter­

tanen ber ftreujfjerren mit bem Stern nom Ulatffpastjotpifal ans ber tjerjogtidjen @erid)tsbarteit. 2tm 13. Stuguft 1279.1)

Original Pergament mit bem Ijergogticben Sieget im 'Pr. Staatäard)iö Urft. b. 9Jiatt()ia§=

ftifteS 17. StuSgiigticf) abgebrucft im Cod. dipt. Sil. IV (Sint. S. 52.

In nomine domini amen. Nos Henricus dei gracia dux Slesie et dominus Wratizlauie recognoscimus universis presentibus et futuris presentes litteras inspecturis testimonio huius scripti, quod inherentes vestigiis nostrorum progenitorum attendentesque ipsorum piam devo- tionem, quam ad domum hospitalis sancti mathie cruciferorum stella- torum medullitus retinebant, eandem domum et omnes fratres ibidem positos special! gracia prosequentes, potissimum vero venerabilis fratris Waltheri magistri eiusdem domus merita et fidelia servicia considerantes ipsi domui graciam impendimus ampliorem videlicet, quod idem ma­

gister Waltherus et sui successores homines domus ipsius in villis vel allodiis collocatos iudicare debeant propria in persona vel is, quem loco sui duxerint statuendum, et poenas de iudicio provenientes in domus reparationem convertere et in usus. Preterea statuimus et preci- pimus firmiter observandum, ut eosdem homines nullus citatorie nuntio vel littera conveniat coram nostre curie iudicibus polonicalibus sev no­

strorum castellanorum iudicandos. Si fortan ex ipsius hospitalis homi- nibus aliquis cupiens maiorem assequi iustitiam suam causam ad nostram curiam evocaverit iudicandam, idem magister quicumque fu- erit presentialiter constitutes omnes poenas ex causa sui hominis ad- iudicatas et iudicii pensionem tollere debeat, strosam et queque ad nostram iurisdictionem spectantia et in usus domus conuertere nec cuiquam nostrorum iudicum exinde aliquid erogare. In cuius rei testi­

monium et evidentiam pleniorem presentes litteras fieri et sigilli nostri munimine iussimus communiri testibus subnotatis videlicet: Henrico pincerna dieto de Aapold, Symone gallico, burgrauio steinauense, Petro de Eeverspach, Syfrido de Baruth, Pascone subdapifero, Sodlostone camerario. Datum per manus Baldwin! notarii curie nostre. Actum anno domini MCCLXX nono idibus augusti.

Überfe^nng.

3m Flamen bes £jerrn. 2Imeit. 233ir §etnrid), non (Bottes ©naben §er=

50g non 6cf)le|ien unb §err non Breslau, erklären allen ©egenroärtigen unb ßukiinftigen, bie biefes ®d)rift|tück gu ©e|id)te bekommen, burd) bas geugnis biefer Urkunbe, baft mir, folgenb ben Spuren unferer Borfaftren unb ifjre fromme

i) ®ie Urfunbe ift eine mid)tige ©rgüngung gu Urfunbe II. ©ie führt groar Kreug- burg nicht namenttid) an, hatte aber and) für bie ©tobt Söebeutung roegen ber in ihrem

©ebicte gelegenen fbofftatt (area) ber fireugfjerren.

(8)

(Ehrerbietung acßtenb, bie fie gegen bas ßaus bes f)etltgen SOlattßias ber ^!reug»

ßerren mit bem Stern non §ergensgrunb tjegten, basfelbe £>aus unb alle Brüber, bie bafelbft angefeßt finb, mit befonberer ©nabe bebenkenb, befonbers aber bie Seiftungen unb treuen ©ienfte bes oereßrungsraürbtgert Bruöers SBaltßer non bemfelben Saufe berückficßtigenb felbigem Saufe noch größere ©nabe erroei»

fen, nämlid), baß berfelbe SNeifter 2Baltßer unb feine Nachfolger über bie Seßns«

leute felbigen Kaufes, bie in ben ©örfern ober auf (Eigengütern angefeßt finb, richten bürfen in eigener ^erfon ober ber, ben fie an ihrer Statt beauftragen, unb baß fie bie nom ©ericßt eingeßenben Strafgelber für bes §aufes ßörbetung unb Nußen oerroenben bürfen. Nußerbent feßen mir feft unb orbnen mir gu ftrenger Beobachtung an, baß biefelben Sehensleute niemanb münblich ober fcßriftlicß norlabe, um über fie burd) bie polnifcßen Nicßter unferes Ęjofes ober unferer .Kaftellane gu ©eridjte gu fißen. 933enn oielteicßt non felbigen Spitales Seßnsleuten einer größere ©erecßtigkeit oerlangen unb feine Sache oor unferen Sof pr (Entfcßeibung bringen follte, bann foil berfelbe Ntofter, unb roer fonft jeroeilig eingefeßt ift, alle Strafgelber aus bem ^rojeß feines Seßnsmannes, bie perkannt finb, forcie bie ©ericßtskoften erheben bürfen, bie Strofa1) unb alles, roas p unferer ©ericßtsbarkeit gehört, unb pm Nußen bes Ejaufes oer»

roenben unb unb keinem unferer Nicßter baoon etroas pfließen laßen, ßum Seugnis unb p oölligerer ©eroißßeit beffen ließen mir gegenroärtiges Schrift ftück anfertigen unb mit unferem Siegel oerfeßen. ßeugen finb: Scßenk Heinrich, genannt oon Napolb, Simon ©aüikus, Burggraf oon Steinau, Peter oon (Eeoerspacß, Siegfrieb oon Barutß, Untertrucßfeß Basko, .Kümmerer Soblofto.

©egeben burcß bie ^anb Balbroins, bes Notars unferes Sofes. Bollpgen im ßaßre bes Serrn 1279, am 13. Nuguft.

VI.

Seintid), ^ecpg oon Sdplefien, £)err oon Breslau, befreit um ber freuen Bienffe bes Bläffers Balfßet oom Ulafthiasßofpital, beffen (area) in ßreujburg oon allen Steuern unb Dienffen, audß ber Stabt gegenüber.

Breslau, ben 28. Hlugufl 1280.

©as angebliche Original auf Pergament im Br. ©taatsardjio SNattßias»

ftift 18 ift eine ßälfcßung bes XIV. ßaßrßunberts. ©as bemeift einmal bie Scßrift ber Urkunbe, bie in bas oierjeßnte ßaßrßunbert gehört, unb bie roenigftens für fcßlefifcße Urkunben biefer 3ett unerhörte 2lrt ber Befeftigung bes Siegels burcß einen oon ber Urkunbe felbft losgefcßnittenen unb bann herunter»

gebogenen ‘ipergamentftretfert. Born Siegel ift nur bas Niittelftück erhalten.

233ie fo oiele berüchtigtere Urkunbenfälfcßungen bes SNittelalters ßat aucß biefe anerkanntes neues Necßt gefcßaffen. ©as ergibt ficß aus ber ©atfacße, baß ficß ber Orben ber .Kreugßerren bie angebliche ©cßtßeit ber Urkunbe burcß jMfer JRarl VI. im ßaßre 1733, alfo kurg oor ber Übernahme Scßlefiens burcß Preußen, beglaubigen ließ. Urkk. bes Ntattßiasftiftes Nr. 1441. ©ie gange Urkunbe ift bort roörtlich angeführt. 211s Nusftellungstag ift aber in ber Nbfcßrift ber erfte September 1285 angegeben, ©aß jebocß unfere Urkunbe ber jWferlicßen hanglet oorgelegen unb ber Schreibet ficß nur Detlefen ßat, leßrt ein kurger Blick in bas Original, ßn ber Nngabe bes Nusftellungstages (MCCLXXX V. kl.

') eigentlich: 2Bachgelb. %n ißolen übliche Stogabc.

(9)

septembris) t)at ber Schreiber bie 3af)l V, bie bicf)t bet ber Saljresgat)! fteljt, gu biefer gezogen, mäbrenb fie rooijl sur Segeidjnung bes Sftonatstages gehört.

In nomine domini amen. Nos Henricus, dei gvacia dux Slesie et dominus Wratizlawie, recognoscimus universis presentibus et futuris testimonio huius scripti, quod inspectis fidelibus serviciis magistri Wal- theri hospitalis sancti Mathye, que nobis exhibuit et exhibebit in futurum, aree ipsius posite in Cruczburch civitate dedimus meram et omnimo- dam libertatem, facientes eandem ab omnibus serviciis, solutionibus, exactionibus, collectis et aliis angariis, etiam quocumque nomine cen- seantur, perpetuo penitus absolutam et taliter exemptam, quod in nullo civitati tenebitur deservire. In cuius rei testimonium et robur perpetuo valiturum presentes litteras scribi fecimus et nostri sigilli munimine roborari. Datum per manus Baldwin! notarii curie nostre. Actum Wratizlavie anno domini MCCLXXX V. kl. septembris.

überfe^ung.

3m Stamen bes £errn. Ulmen. 2Bir £>einrid), Don ©ottes ©naben $ergog Don Sd)Iefien unb $err Don Sreslau, geben kunb alien ©egenroärtigen unb Sukiinftigen burd) bas Seugnis biefes Sdjriftftückes, baf) mir mit Sückfidjt auf bie treuen Sienfte, bie SOIeifter 2BaItl)er Dom ßofpitale bes ^eiligen SOtattfjias uns erroiefen t)at unb in ßukunft erroeifen roirb, feiner §offtatt (area), bie in ber Stabt Freusburg gelegen ift, Dolle unb allfeitige Freiheit nerleifjen, inbem mir biefelbe non allen Sienften, 3msgal)Iungen, ßelfnten, Seifteuern unb anberen Saften, unter roeld)em 9Iamen and) immer fie feftgefe&t roerben mögen, für alle Seiten DÖUig frei unb berartig entbunben machen, baf) fie in keiner Segiel)ung gehalten fein roirb, ber Stabt ©ienfte gu leiften. 3um S^ugnis beffen unb gu eroiger ©ültigkeit l)aben mir gegenroärtige Urkunbe anfertigen unb mit unferem Siegel oerfeljen laffen. ©egeben burd) bie §anb Salbmins, bes Notars unferes

§ofes. 33oUgogen in Sreslau im 3at)Te bes §errn 1280, am 28. Kuguft.

(ftortfeijung folgt.)

3um 5Mnbenfen

an paffor £)einridj 3nHne Xfjeobor ftinbler.

SRad) feinem ©agebud) gufammengeftellt non *ißaul ü i n b I e r--Siegnit).

|>einrid) 3ulius ©tjeobor üinbler mürbe am 29. ©egember 1825 in Sangenöls bei Sauban geboren. Sein Sater Sodann ©ottlieb mar ipausleuv roeber unb GĄiebsmann; feine SOIutter (Stjriftiane Sufd)tnann mar bie Sodp ter eines Häuslers unb ©erid)tsfd)reibers. ©te f)äuslid)en Serpltniffe roa-- ren ärmlid). 3ulius mar oon fd)roäd)Iid)em Körperbau, aber Ijo^er geiftiger Segabung. 3n ber ©orffd)ule fiel er bem Hantor unb and) bem Sßaftor ^ab'eb baĄ auf. Selbe nahmen ftd) feiner an, bereiteten dfn für bie Quinta bes

©tjmnafiums oor unb oeranlafjten bie (Eltern, ben begabten ünoben ftubie-- ren gu laffen. Sein 2Bunfd) mar oon oornljerein, ©Geologe gu merben.

3u ^uß manberte er nad) Sauban auf bas ©pmnafium, ausgerüftet mit bem Segen ber (Eltern, einem Säddjen Bamillentfjee unb einem Salb Srot.

(10)

Sie 91ot blieb ißm gut Seite; burd) ©rioatftunben mußte er feinen Unter;

halt oerbienen. Seine Scßlafftelle roar eine Heine Sadjfammer, roo er int hinter beim Srroacßen fein Sedbett oftmals mit ©eif übergogen fanb. Seine große Löillensftärfe überroanb alle Löiöerroärtigteiten. Surd) alle klaffen roar er primus. Sie Sonn= unb Feiertage roirb er rooßl bei feinen (Eltern in Langenöls oerbradjt haben.

Sine ©efferung feiner ©erßältniffe trat ein, als er oon einem $errn oon ^ougroiß für beffen Soßn als Stubienßelfer unb Stubengenoffe in oolle gemeinfame ©enßon gegeben unb bis gur ^Reifeprüfung burdjgeßaltcn rourbe.

gür einen fefjr guten Lluffoß erßielt er einen ©ücßerpreis.

Lluf ber Unioerfität ©reslau ging es 3ulius Äinbler ähnlich roie in ben erften ©pmnafialjaßren. ©Bieber mußte er fid) feinen Lebensunterhalt burd) ©rioatftunben oerbienen. Licßttage roaren für ißn bie 3al)rmärfte, an benen bie Leinweber feiner $eimat mit ißren ©lanroogen nad) ©restart fa=

men unb bem jungen Stubenten mand) roillfommene ©abe aus bem ©Herrn Ijaus ober aus eignem ©efiß mitbrod)ten. Stunbenlang leiftete er ben Lanbs-- lenten ©efeGfdjaft unb taufcßte Srinnerungen aus ber $eimot mit ihnen aus.

Saß er bem Stubium mit allem gleiß oblag unb in ber ©linbeftgeit bas erfte tßeotogifcße Staatsexamen ablegte, ift felbftoerftänblid). Sr löfte and) eine

©retsaufgabe feiner gatultät.

Llls großer ©ücßerfreunb taufte er gern alles, roas er billig anti=

guarifd) erfteßen tonnte. So erroarb er bei einem Sröbler eine alte feltene Sibel für groei gute ©rofd)en, mit ber er ben ©runbftod gu feiner umfang-- reicßen ©ibliotßet legte, bie fpäter in ben ©eftß ber eoangelifdjen Rircße gu

^reugburg überging. Lind) ©infit hat er gern getrieben unb oßnc Unter;

ridjt HIaoier unb ©eige erlernt, ©on bem üblichen frohen Stubentenleben hat er fid) notgebrungen ferngehalten.

©on Suli 1851 bis Llpril 1855 roar er Hauslehrer. ßnnäcßft naßm er eine Stellung bei einem ©rafen ©raborosfi in gntoro öftlid) oon LBorfcßau an. Sie ©eife bortßin. bie er am 7. 7. 51 antrat, roar nod) feßr umftänb=

lief). Sie ging über ©Ipsloroiß. Lluf ber ruffifd)en ©rengftation fanb ©aß-- unb ©epädreoifion ftatt. Sie mitgeführten ©üeßer rourben befcßlagnoßmt.

Srei ©lal mußte unterwegs übernachtet werben. Sn LBarfcßau rourbe ißm ber ©aß abgenommen, ben er erft am 30. Lluguft gurüderßielt. Sr ßat ißn bann ftets bei fid) getragen. Seine Südjer rourben ißm erft am 9. September in giemlid) befd)äbigtem guftanbe guri'tdgegeben.

Sn feiner neuen Stellung füßlte er ßcß gunääßft wohl. Sn roiffen-- fd)aftlid)en gääjern hatte er einen neunjährigen Hnobcn gu unterrichten, oußerbem hatte er nod) eine Schülerin für ©Infit. Sn feiner greigeit trieb er Sprad)ftubien. Sr lernte gunäcßft frangöftfd), bie Houptumgangsfpracße bes Hanfes, unb polnifd). Ltußerbem lernte er englifd), ruffifd), finnifd), türfifd) unb aramäifdj; leßterc betbe, weil fein Seßnen nad) Serufalem unb bem Orient ftanb.

Ser ©raf roar nie! oerreift. Seßr oft traf ©efud) befreunöeter gantU lien ein, unb groar ftets in großer Lhtfmad)ung. ©ei einer folcßen ©elegem heit, als ßd) bie ©efellfcßaft im ©arten oergnügte, ftellten fid) gigeuner ein.

Sine alte gigennerin roünfdjte ben Llnroefenben roaßrgufagen. Lille gingen barauf ein. Lind) ber H^usleßrer mußte mitmaeßen. Ss rourbe ißm propße=

geit, baß er 70 Saßre alt werben würbe, ©lit 69% Saßr ift er geftorben.

Ob er ßd) biefer LBeisfagung erinnert ßat, als er fein Snbe tommen füßlte?

(11)

Sn ben SBintermonaten ftebelte bie gräfliche gamifie nad) SBarfdjau über. Sie SBofjnperfjältniffe bes Ranbibaten — getrennt oon ber $err=

fdjaft — maren mifjlid). (Er mürbe aber entfdjäbigt burd) ben öfteren 93er=

febr mit anberen Seutfäjen, befonbers in einer familie Sling. (Einige SJtale ifat er in benad)barten proteftantifd)en Rird)en geprebigt.

SlKmat)Iid) mürbe fein 93erl)ältnis gur gräflichen familie unleiblidj.

ßr batte p Hagen über oorentbaltene ßntlobnung, über Stebinberung bes Unterrichts burd) übermäßig oiel 23efud), roobei aber ber ausbleibenbe (Erfolg p Saften bes Sebrers ging, ßr fühlte ftd) oft gerabep unheimlich unb fremb.

Siefelbe Stimmung berrfd)te aud) bei anberen Sfngeftellten, ben Sonnen unb

©ouoernanten, beren brei er bort überlebt bat. So brängte ftd) notgebrum gen ber ßntfd)Iufj auf, bie Stellung p oerlaffen. Sie Rünbigung pm 1.

4. 53 geitigte meitere unerquidlid)e Serbanblungen.

SBeil nod) feine 9fnfteIIungsausfid)ten in ber ipeimat oorbanben maren, aud) bas falte Sdjneeroetter pr Steife nid)t einlub, nahm er erft nod) eine ipauslebrerftelle bei einem Kaufmann 93e#)ofb an, bie er am 6. Slpril antrat.

Sie befriebigte ihn in jeher §infid)t. ßr batte brei Rnaben p unterrichten.

9Ius biefer gett ermähnt bas Sagebuä) einen gelungenen Sterfud) bes geifter-- baften Siftijrücfens, roobei ihm burd) Klopfen bgro. StidjtHopfen auf SInfrage gefagt mürbe, bah er fein ©elb bei ftd) habe — es ftimmte — unb baff er in groet Sabren Sßaftor fein mürbe. Sies ift nur infofern eingetroffen, als er nad) ptei Sabren Stifar mar. Sa feine brei Schüler Oftern 1854 in bie £errn»

buter--9lnftalt ©nabenberg bei Stunglau gebracht roerben follten, befdjlojj er,

$ofen gleid)geitig p oerfaffen.

ßr fanb einen ßrgieherpoften beim Sßräfibenten bes Oberfirdjenrats, bem fpäteren SBirH. ©ebeimen Siat ßjgelleng oon Ueäjtrit) in Serlin, ben er oom StRärg 1854 bis p feiner Orbination am 28. 9. 1855 in ber SJtagbale-- nenfird)e gu Sresfau inne batte, ßrftaunlid) ift, bah er in biefer geit nod) ben päbagogifcben Seminarfurfus in Steinau, bie 3teftorats= unb bie groeite Hjeologifcbe Sßrüfung unb fd)fieblid) ben praftifdjen Rurfus im Sßrebigerfemü nar Söittenberg erlebigen fonnte.

91m Sage nad) ber Orbination trat er bie Steife nad) ©Ieiroit) an, um bort als Stifar bes Superintenbenten Safob p roirfen. Siefer, ein älterer, etmas fränflidjer SBitroer mar feinem Stifar ein leutfeliger 93orgefe#er, über-- Iiejj ihm halb bie Offertorien für bie Heitren oom SSifor ausgefübrten 9lmts=

banblungen unb übertrug ihm gang bie Seelforge in gabrge (je# §inbenbttrg) unb Sßeisfretfdjam unb fpäter 91ntonienbütte. Sas Slnfongsgebaft betrug 250 Safer.

Slußerbem unterrid)tete er groei Söcbter bes SJtajors o. ©Ipcginsfi unb fpäter bie Soä)ter eines £errn Segner. 3ngroifd)en beroarb er ftd) eifrig um offene ^farrftellen; aber für Orte, an benen er feine Kenntnis ber polnifdjen Sprache nicht oerroerten fonnte, fam er nid)t in forage.

91m 7. 8. 1856 reifte er nad) Sangenöfs, um feinem Stater bas lebte

©efeit gu geben. Sn ©feiroij) lernte er u. a. halb ben ©raoeur unb SRo=

belleur ber Rgf. §ütte SBeperbatts unb beffen grau geb. $ofbbaufen fenncn unb burd) biefe feinen fpäteren Sdjroager, ben Raufmann §>oI|baufen nebft grau geb. Steined'e. $ofbhaufen mar ein Sohn bes SJtaftijineninfpeftors $.

ber Rgf. §>ütte. Ser ausgeprägt fromme unb fird)Iid)e Sinn biefer gamilien gog ifyn an. Stad) einigen SJtonaten fam bie jüngfte Sdjmefter 2uife ber grau ^olbboufen — ßebrerin an einer böseren SStäbd)enfd)ule in 93erlin —

(12)

gu Sefud). 34)2 Sinbeucf roae fegfjaft. 91m 9. 3. 1856 C2foIgte bie Seelobung unb rourbe 14 Sage fpätee im Sepeefausfcfen Sumilienfeeis gefeie2t.

Sobalb eine paffenbe SBofnung gefunben mo2, fudjte 22 beim Bonfifto-- eium bert jpeieatsconfens nad). 94bee bie Sebenfen, bie fdjon be2 Supeeinten^

bent geltenb mad)te, nämlid), baß bas Sinfommen gu 21222 64)2 nid)t aus=

reidje unb baß bie 2Bitroenfaffe 222 fÜ2 feft angeftelite ©eiftlitfe eint22te, teilte and) bas Bonfiftoeium. Sie 9lufnat)me eon ißenftonäeen, bie in fidjeeee 91usfd)t ftanb, rouebe unteefagt, meil fte ifn in bee amtlichen Sntigfeit f)in=

been tonne. 62 roanbte fd) ipilfe fuefenb an feine fjeeunbe im Bonfiftoeium, eeifte and) nad) Seelin ju feinem ©önnee 6ggeIIen; oon lledjteiß. Siefee eiet ißm, fid) um eine ©aftpeebigt in Seetin 31t beroeeben. 62 tat es unb peebigte baeaufljin am 5. 4. 1858 im Saale bes Somfapittel-Stiftes. 4ftad) 6 ÜSocßen fam nom Obee-Biedjeneat bie 91uffo2beeung, ein neues beffee begeünbetes £>ei=

eatsgefud) an bas Bonfiftoeium 32 eicfjten, mas and) geffaf). Sdjon am 1.

2. 1858 fatte 22 einen SBinf bes Supeeintenbenten Been in Bee^bneg eef)al=

ten, fid) um bas boetige Siafonat 32 beroeeben, ba Siafonus 4Reißmann nad) Baelseufe beeufen fei. See eefte ^offnungsfeßintmee nad) nieten oeegeblicßen Seefucfen!

9lm 30. 6. 1858 leaf enblid) bee tpeieatsconfens ein, abee untee alleelei So eb et) alt, meil 22 als nid)t feft angeftelltee Biecfenbeamtee and) feine 9lm fpeütfe eefeben büefe. 62 mußte in einem „Sleuees" auf alle oo23eitigen 444m fp2Üd)e 0223td)ten. Snsroifcßen fatte ftd) bee junge Sepeeljaus mit einee älte-- 222 Sdjroeftee bee Seaut oeelobt. 93etbe 48eautpaa2e einigten ftd) mit bee gemeinfamen Seautmuttee auf eine Soppelfodjseit. 91m 1. 8. fanb bas 9htf-- gebot unb am 24. 8. 1858 bie §od)3eit in Seelin ftatt. See 4J3t£ae benußte biefe ©elegenßeit 32 etnee 2. 4ßeebigt in bee ÜBeebeefcßen Bied)e am 29. 8.

Sie 4Rüc£faf)2t nad) ©leiroiß — gemeinfam mit ben ßongenölfee unb

©leiroißee Seeroanbten — rouebe in Boßlfuet unteebeotfen, mo 3roei 44Bagen bie ©efeltfcßoft eemaeteten, um iße einen Sefud) im Sateeßaufe ßangenöls 3U eemöglibßen. Seine 40tuttee ließ es ftd) nidjt neßmen, boet 32m 3roeiten 404al bie ipod)3eit 31t feieen. Sanad) ging es 32222t nad) Boßlfuet unb roei-- tee nad) Seeslau, roofin bee Stitteegutsbefßee Sepeeßaus einen ÜBagen ge=

feßieft ßatte, bee feinen Seubee mit ben beiben Setiuten nad) feinem ©nie

©laufdje Beets üRamsIau abßolen füllte. Sie 441ed)te--Dbe2=Ufe2--6ifenboßn gab es bamals nod) nid)t. See Sitae mußte aus Sienftgeünben mit ben anbeeen

©leiroißeen roeiteeeeifen.

Som Bonfftoeium unb oom Supeeintenbenten Been tarn nun eine 9luf-- forbeeung 32 einee beutfdjen unb polnifdjen ifkobepeebigt in Beeusbueg. 4Rad) beeimatigee Seefdjiebung bes Seemins rouebe fte auf ben 4. 9lboent feftgefeßt.

3n3roifdßen roae and) bie SBSoßnung in Dehnung gebracht rooeben unb bie junge ßean tonnte am 12. Oftobee aus ©laufdje naeßfommen.

91ad) ©elebigung bee Sßeobepeebtgten fam B. in engeee 9Baßt mit 4ßa-- ftoe Senforosfi, bee mit allen Stimmen bee polnifcf) fpeedjenben ©etneinbe^

oeeteetee bie SReßeßeit eeeeidjt ßatte, roeil fein Waffeepolnifcß beffee oeeftom ben roiiebe als bas 4pod)poInifd)e Binblees. 6s f(feinen abee Uneegelmäßig^

feiten ooegefommen 3U fein, benn am 1. 9. tarn bie 4Rad)eid)t aus Been^

bueg, baß Btnblee in einee neuen 9lbftimmung geroäßtt fei. 9lbee and) biefe 2Ba4)I rouebe oom Bonfftoeium beanftanbet unb nocßmalige SüBafl auf ben 10. gionember anbeeaumt. Sei biefee eefjiett Senforosfi bie Sfflefetjeit. 44hm prüfte bas Bonfiftoeium bie 44BafI unb beftimmte, baß bee 4D3a4)lmobus eeft

(13)

reguliert werben muffe, hierbei entbedtte man, baß die 5Bal)I überhaupt hinfällig fei, unb bah bem Tonfiftorium allein bas 33efehungsred)t juftetje.

Siefes fragte an, ob T. bas Siafonat annehmen wolle, worauf bejahende Antwort erfolgte.

iBeoor endgültiger 93efd)eib eintraf, ftellte fid) als erfter $amilien=

guwad)s Witte Auguft ein Heiner ©rbenbürger ein. 93alb barauf tarn bie

©inlabung gu einer ©aftprebigt am 2. September in Treugburg mit ber Ausftdjt, am 7. Ottober in fein Amt eingefüfjrt werben gu fönnen. Sas Tonfiftorium genehmigte bie Ueberfiebelung für ben 1. Ottober. 91m 2. OH tober traf bie breiföpfige familie in Treugburg ein.

Sas Sagebud) in ber alten fjorm I)ört jeht auf. ©s enthält nur nod) bis 3uli 1863 Beobachtungen über bie ©ntwidlung ber beiden erften 3ungen.

Sann fjat Trantheit bie Weiterführung oertjinbert. ©r war bornit reidftid) geplagt: boppelfeitige Lungenentgünbung, ©holera, Sßoden f)at er fid) burd)

©rfältung im Aufsenbienft ober burd) Anfted'ung bei Trantenbefuä)en unb Begräbniffen gugegogen. Auf bem Lande war es damals üblid), bie 2eid)en=

rebe am offenen Sarge gu holten. Später betam er nod) einmal ©eftdjts-- rofe, bann ein ^ußleiben, welches fid) burd) Schwellung unb Sdpnergen im rechten ^upgelenf bemertbar machte unb erft burd) operatioe ©ntfernung eines Tnodjenfplitters geheilt wurde; aber bas f^uftgelenf blieb fteif. Sann ftellte fid) ber graue Staat ein, ber feine Sehtraft allmählich fo fd)wäd)te, bah ihm bie Segle für bie Ausarbeitung ber predigt oorgelefen werben muhten unb jede Tangeloertünbigung in redjt groben unb flatten Bud)ftoben aufgefd)tie-- ben wurde. Salb ging auch dies nid)t mehr an, und er muhte fid) gut Opera=

tion in Breslau entfdjliehen. Qum Sd)luh geigten fleh Angeidjen einer Sdjlunb-- rerengung, bie ihm bas 6d)htden erfdjwerte unb bie ihm nad) Ausfage des Argtes ein fd)weres ©nbe bereitet hätte, wenn il)n ber Sob nid)t oorher erlöft hätte. 3n ber 35jährigen Amtsgeit hat er nur drei Wal ©rljolungsurlaub naä)gefud)t. Sah er troh ber Dielen Trautheiten ein gefegnetes Alter erreicht hat, durfte er wol)l feinem foliben Lebenswandel oerbanfen.

Sein Leben lang war er ein übergeugungstreuer, ftreng gläubiger eoangelifd)er ©hrift. 3n allen f^ehlfchtägen des Lebens hat er fid) fein ©ott=

oertrauen bewahrt. Seshalb war feine Sätigteit als Seelforger befonbers fegensreid) unb wurde oon ber ©emeinbe bantbar anertannt.

Aadj dem Sode des Superintendenten Tern im 3al)re 1865 wurde ihm bas (ßrimariat übertragen. 3m Srud find oon ihm erfdjienen „Beiträge gut eoangeIifd)=poInifd)en Literatur" (1864) unb bie predigt gut freier des $rie=

bensfeftes am 11. 11. 1866.1) Aebenamtlid) war er Treisfd)uIinfpeftor für ben Often des Treifes unb LotaIfd)uIinfpeftor für die er. StabH und bie l)i>

here Wäb<henfd)ule. Auheramtlid) betätigte er fid) als Witbegrünber ber Sßhilomathie2), der Ortsgruppe des Allg. beutfdhen Sd)uIoereins3) und als

©timber unb Leiter des eo. Wänner« unb 3ünglingsoereins. ©r war aud) ein eifriger Wüngenfammler.

Wit ben Amtsbrübern ber anderen Aeligionsgemeinfchaften hielt er

^rieben, ©r tonnte guweilen im „Blüd)er" in friedlicher Unterhaltung über Aeligionsfragen mit dem fatI)oIifd)en Turotus und bem jübifchen Aeligions--

i) Siefe Webigt mirb in ber imctjften Shimmer non ,,2hi§ ber fieimat" abgebrncft merben. 2) Sieje ()at fid) jpater mit ber ©uftao 3rei)tag*©efeHjdbaft giitmnmengejditoffen, bie im brüten 9łeid) aufgetoft roorben ift. 3) Ser Heutige 93. ®. 31.

(14)

lehret beobachtet roerben. gum groecEe ber Ausfprad)e mit anbereu ©ürgern ging er gern zuroeilen in ein ©aftßaus (meistens ©Iüd)er ober eine Rernfcße Brauerei). Aber [eiten roirb er mehr als eine „Ruffe" getränten hoben. Sa=

ntals ging and) ein 2otterie=houfierer burd) bie ©d)änEen (er roar rooljl 3ta=

Iiener, benn er rourbe ©aribalbi genannt) mit einer ©emifd)troarenEiepe unb einem Säddhen mit Hummern. Sie geraben giffern roaren Sreffer, bie unge=

raben Mieten, ©infaß roar ein ©rofcfjen. gog er einen ©eroinn, fo fucßte er ftets eine ©üßigEeit für feine Rinber aus.

Als ©lenfä) unb ^amiiienoater roar er oon groper herzensgute unb

^riebfertigfeit. ©r äußerte oft ben SBunfd), baß feine Rinber es einmal bef=

fer hoben füllten, als es ihm befcßieben roar, ^ßrügelftrafen fannte er nid)t. ©t roirfte nur burd) ©rmahnungen. ©lit feinen Rinbern ging er gern fpagieren;

baju naßm er ftets Sßfefferminzfüdhel mit, bie er oorausgehenb heimlich auf große ©lätter im ©ebüfd) legte unb bann feine fjreube hotte, roenn bie Rin=

ber fie fanben. ©r ertlärte ihnen bas ©ntfteßen bes ©ßetterleucßtens unb an=

bete Aaturereigniffe. 3Benn bie ©paßen in ber großen Raftanie lärmten, beutete er ihre Unterhaltung in f(herzhafter ©Seife ben Rinbern. Sr förberte auf mancherlei Art bie Siebe zur Sierroelt. ©on feiner erften ©abereife brachte er ben Rinbern roeiße Ranincßen mit. groifdjen ben Soppelfenftern auf einer biden ©toosfd)id)t hielt unb fütterte er bie gefangenen ©laufe unb bergt, mehr, fjür humor roar er feßr empfänglith unb tonnte über einen guten 3Biß ober über eine f(herzhafte ©rzählung red)t herglid) Iacßen. ©r hot auch oft liebe

©titmenfcßen bei feftliehen ober anberen Gelegenheiten mit Keinen ©ebicßten erfreut.

©inige Sage oor feinem Sobe ging er in ben ©arten, roeil bie Suft bazu einluib. Als er etroas lange ausblieb unb man nach ihm fai), fanb man ihn auf ber ©artentreppe roeinenb fißen. ©in Sieb, bas oben in ber erften 3Räbd)enftaffe gefangen rourbe „2Bo finbet bie Seele bie heimat, bie 91ul) . . ." hotte es ißm angetan, ©r mochte rooßl fein balbiges ©nbe gefühlt haben, ©ei ber ©infegnungsfeier in ber Rirdje ift ihm bies Sieb gefungen roorben.

91m 8. ©lärz 1895 oormittags 5% Upr fcßloß er bie Singen für immer unb rourbe am 11. ©lärz auf bem eoangeIifd)en griebßof zu Rreuzburg zur einigen 9tul)e beftattet. Sie Stauer unb Anteilnahme roar nid)t nur in ber eignen ©emeinbe fonbern in ber ganzen ©eoölferung groß. Sas zeigte fid) bei ben ©eifeßungsfeierlicßteiten. Sem 2eid)enzug ooran fd)titten gunächft bie Ronfirmanben aller ©djulen, es folgten bie höhere 3Jiäbd)enfd)uIe, bas 2Bai=

fenßaus, bie OberElaffen ber eo. ©oIfsfd)uIe mit bem SeßrerEoIIegium, bie göglinge ber ißräparanbie unb bes Seprerfeminars mit bem Sehrerfolle-- gium, bie oberen RIaffen bes ©pmnafiums mit bem gef amten Sehrertollegium, bie Sragoncr--©sEabron, ber ©länner= unb Sünglingsoerein, ber ©emeinbe^

Rirdpenrat unb bie ©emeinbeoertretung unb fdtjließlicf) bie ©eiftlidtjEeit bes Rreifes. Sem Seicßenroagen folgte eine überaus §al)lrei(he Sraueroerfamm- lung, ©emeinbemitglieber unb ßreunbe bes ©erftorbenen aus allen Ronfeffio=

nen. Sie große gaf)I bes Srauergeleits roar ein beutlicßer ©eroeis bafür, baß fid) ber „©Rann bes Jriebens" in ber gefamten ©ürgerfcfjaft ungeteilter hod)=

[d)äßung unb Siebe erfreute. Sein ©ilb, oon aEab. ©Mer ©. SarEIorosEi in Oel gemalt, fd)müdt bie SaEriftei ber eoangelifĄen ‘pfarrEirche. Sas An-- benfen bes ©erecßten aber bleibt im ©egen.

(15)

Die (Befdnd)fe bes Dorfes Reinersdorf.

93on 91 b o l f Rlusfe.

9teu bearbeitet und ergänzt Dort |> e i n r i d) © a to e I.

(gortfeßung)

Sr. frocßrooßlgeborenen gerbinanb (Eßriftopß giftßer oort gieinersborff,

©eßeimer?3uftigratß unb 2anbfd)afts=©ireftor, glitter bes rotßen 9lbler Dr?

bens II. RIaffe mit (Eitßenlaub, roar am 9. Suit 1763 in I)iefigem Ort geboren.

33is gn feinem 10. Satire genoß er mit feinem älteften SBruber griebricß, der t£)m oon 10 ©efcßroiftern, die ber ©ob baßin raffte, allein übrig geblieben roar, bte treue (Ergießung ber (Eltern unter 93Ütroirtung eines ipausleßrers im oäterlicßen $aufe. 9tacßbem ißm aber 1773 bte geliebte ©Rutter geftorben roar, gab ißn fein 33ater in bte Scßute nact) Dels, too er bloß ein Saßt oerroeilte, unb ßterauf bas griebritß?©t)mnafium gn Śreslau begog. Unter fpecieller 9lufftcßt bes rüßmlicßft befannten SnfpeEtors gunte, gn bem er in £>aus unb Roft gegeben rourbe, blieb er ßier bis gum Saßre 1779, too er mit bem aus?

gegeicßneten gengniffe als Abiturient bte Unioerfität gn granffurt begog, um ficß ber giecßtsroiffenfcßaft gn roibmen. ©otß ftßon nacß einem Saßre oerließ er grant?

furt, um feine roiffenfcßaftlidje 9lusbilbnng in §>alte fortgufeßen, roo er nun oom 10. ©Rai 1781 an bis gum 1. September 1783 mit großem (Eifer fein Stubien betrieb unb mit ben beften gengniffen oerfeßen oon feiner Unioerfität fcßieb.

91m 9. ©egember 1783 engagierte er ficß bei ber damaligen Ober=9lmts?9te?

gterung in 33rieg als 9luscuItator, oermöge eines ©Rinifterial=©tefcripts, in roelcßem es ßeißt: „93et bem rüßmlicß geugniß, roelcßes roir bem 9red)tsfanbi?

baten gifcßer in 91nfeßung feiner gründlichen 9ied)tsfenntnis unb guten 93e=

nrteilnngstraft beilegen, roollen roir etc., — baß folcßer angeftellt roerbe", roorauf er am 9. Sanuar 1784 oerpflicßtet unb oereibet rourbe. $ier meldete er ficß unterm 11. Stooember 1786 gum 9teferenbarius unb rourbe bet ber Ober?9lmts?©tegierung in 36rieg angeftellt. 1786 erßob griedrid) ©Bilßelm II.

bei feiner ipulbigung bte gamitie in ben 9lbelftanb. Unterm 17. ©egember 1788 meldete er ficß gum giatß?(Ejamen. 9lacßbem er bte betreffenden (Egami?

nationsarbeiten in 33erlin beendet, fiel fein geugnis baßin aus, baß er oor?

güglicß rooßt oerbiene, als 9rat in einem 2anbes=3uftig=(EoIIegium placiert gn roerben, unb fo rourbe er beim in golge 9tefcripts, b. b. SSerlin, den 13.

April 1789, als 9t ff eff or cum voto in 33rieg angeftellt und am 1. ©Rai 1792 gum 3uftig?9tat erßoben. 9tacßbem 1806 bte geinbe in Stßlefien einrüdten, ging er mit der Dber=9tmts?9tegierung nad) 9latibor, und als natß beendetem Kriege btefe 33eßörbe geteilt und ein ©eil in 9tatibor blieb, roäßrenb ber an?

bere roieber nad) 33rieg gurüdfeßrte, fo gog er es oor, in 9tatibor gn bleiben.

Sa febod) die damaligen geitoerßältniffe aucß im Suftigfatße einen großen

©eil unbemittelter, bod) talentoolter 33eamten außer 93rot feßten, fo beroog ißn bies, — um einem bedürftigeren ‘Paß gn matßen, — bei Sr. ©Rafeftät bem Könige um feine (Entlaffung nadßgufncßen, bte ißm and) unterm 20. Sep?

tember 1807 mit dem ißatent als ©eßeimer?3uftig=91at in ben gnobenoollften 9lusbrüden erteilt rourbe.

giunmeßr teßrte er nacß gieinersborf gurüct. ©od) ftßon natß furger geit rourbe er eingelaben, ©Ritglieb bes ©eneraI=(£ommite oon ©Rittet? unb Ober?

ftßlefien gn roerben, roelcßem eßrenoollen 9tufe er gum Segen bes 93ater?

taubes folgte. 9lm 15. ©Rai 1809 rourbe er päfentant ber damaligen ftän?

(16)

'bifdEjett 33erfammlung, am 31. Suit 1810 gum ßanbesälteften bes $reug=

burger Greifes unb am 16. Sanuar 1813 gum ©ireftor bee 33resIouer--33rie=

gifcfjen ßanbftßaftsfemefters geroäßlt unb am 11. ©egember beftätigt. Op­

fern leiteten Ślmte fonnte er jeboćĘ) nur bis 3Beißnad)ten oorfteßen, ba er gum ftelloertretenben ‘ißräfibenten bee Oberfcßlefiftßen SSaßlbegirfes nad) 93erlin einberufen mürbe unb bort bie gum Suit 1815 oerroeilte. Stad) feiner Stücffeßr trat er roieber in feine lanbroirtfd)aftlicf)en OireftoriatS’93erßälU niffe, roo er laut Sßatent oom 10. September 1819 ben roten Slbler^Orben III. Maffe erhielt. 3m Sabre 1822 mürbe er burd) bie 5?abinetts--Orbre oom 6. Slpril nad) 33erlin gur ^Beratung ber gufammenfeßung bee SßrooingiaU ftanbee berufen unb oon ber 3ßerfammlung nebft bem Oberbürgermeister

^reißertn o. Slofpotß gum Secretair ernannt. (Er ßatte bie ‘’ßrotofollfüß^

rung unb es freute ißn, bie erfte ßeber an biefe (Eonftitution gelegt gu ßa=

ben. Sei bem erften (1825) unb groeiten ßanbtage, als Stepräfentant be=

teiligt, mürbe er gum Sefretär unb 33ureau=©ßef erroäßlt. — Stäubern er fdjon mehrmals bas Slmt eines ßanbfd)afts=Oireftors bei ber alle brei 3al)re ftattfinbenben Steuroaßl oergeblid) abgeleßnt fjatte, trat er 1828 — im ©e=

fütjle ber Slbnaßme feiner Kräfte — entfcßieben gurüdE, obrooßl er roieberum einftimmig gu biefent eßrenben Slmte geroäßlt roorben mar. gu biefer geit mürbe ißm ber rote 5lbler--0rben II. 5Uaffe mit ©icßenlaub Ijterburrf) oer=

lieben. 9lm 20. Stooember 1830 traf ibn bas Unglüti, auf einem 33efud)e bei bem ßanbrat bes Stamslouer Greifes, £>errn o. Oßlen, auf ber linten Seite gelähmt gu roerben, melees Hebel feine ärgttid)e Hunft gu beben oer-- mocßte. Stun oerlebte er bie il)m no<b gugemeffene ßebensgeit in größter ßurücfgegogenßeit unb rußiger Umgebung in Steinersborf, feine (Erholung in ben SBiffenfcßaften unb im 3$oßltun fucßenb. ©s ift feine Hebertreibung, roenn mir fügen, baß jeber Sag glängenbe Semeife feines (Ebelmutes unb menfdßenfreunblitßen ipergens brachte. (Er mar ein großer SBoßltäter unb liebreicher Serforger aller 33erooßner bes Ortes, unb ba er felbft — ebenfo mie fein Sruber — unoerßeiratet geblieben, fo trug er feine ungeteilte ßiebe auf bie il)m untergebene ©emeinbe über, für bie er oon jeher als ein treuer Sater forgte. Seine £>ülfe mürbe felbft oon einem ffremben nie oergeblid) angerufen.

Slm 16. Sanuar 1838 obenbs 10 Ußr, als eben ber ©bie ficß auf feine ßogerftätte begeben roollte, trat eine SBieberßoIung bes Schlages ein, meld)e troß aller angeroanbten ärgtlidjen ipülfe, bem treuen ßeben ben folgenben Sag, SJtittags um %12 Ußr, ein (Enbe machte. Oer Sereroigte brad)te feine geit auf 74 Saßre 6 SJtonate 9 Sage unb mürbe am 22. Sanuar in bie

©ruft unter ber Hird)e, roo bereits feine ©Item unb einige ©efcßroifter ruß=

ten, beigefeßt. ©ine großartigere ^Begräbnisfeier hotte moßl Steinersborf notß nidjt gefeßen. Oer geräumige SÜrcßßof oermocßte faum bie SDtenge ber Segräbnisgäfte gu faffen, roelcße oon naß unb fern erfcßienen maren, bem

§ocßoereßrten bie leßte ©ßre gu erroeifen. Sieben meßreren ßegaten unb be=

beutenben 33ermäd)tniffen (g. 33. 93Iinben= unb Saubftummen=3nftitut in

^Breslau mürben je mit 3 000 Sßlr. bebacßt) oerorbnete er teftamentarifcß, baß bas fämtlidje OominiaßSßerfonal oom Snfpeftor an bis gum niebrigften Oienftjungen ßerab ben ßoßn für bie gange Oienftgeit nod) einmal ausgegaßlt

erßielt. (gortfeßung folgt.)

Cytaty

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©eriäjt nicht fehlen. Oljne ben Stamen roäre biefer nichts als eine Steugier nad) mehr erregenbe ©efd)id)te, mit bem Stamen roirb er eine Slutorität für ben Hiftoriter, unb muß

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