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Die Zukunft, 4. September, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 49.

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(1)

XxllL Jahrg.« Berlin,den 4.Heptember1915. st.49.

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Heraus-geben

Maximilian

THE-irden.

-Inhalt:

Seite Ieldtug inRuhmde ........................281

Nachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

M vierteljährlith5Mark,dieeinzeer Nummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft

««Wilhe1mstkaßesa.

1915.

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Berlin, den 4.September 1915.

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Feldzug in Nußland

J »arlRobertNesselrode,derinVerlin, imHaag,inParis das Diplomatenhandwerk erlernt, seitdemAusstiegVonapartes .-alsoeinwichtigesStückeuropäischerErdegesehenhat,fühlt,als dernoch nüchterneSohneinesniederrheinischen Geschlechtes,die sSchwachheit Rußlands,dasseinesVaters Heimathgewordenist, undmöchtedrumdenZusammenstoßmitFrankreichbisindieZeit

«bessererVereitschastverzögern.Jn derDenkschrist,dieerimOktos ber 1811 demerstenZaren Alexander vorlegt,warnt ervorraschem Krieg, dessenErgebnißnicht beträchtlicherseinwerdealsdasaller seit1792 hastiggegen die revolutionäre Westmachtbegonnenen Feldzüge.»WennwirunsausBerhandlung einlassen,gewinnen wireineFrist,deren weiseAnwendung haltbarerenAutzen verheißt als jedermorgen überFrankreichzuerstreitendeSieg. Schade, daßwirs nicht schonimFrühlingthaten;mitdemKaiser Napos leonwäredamals,weils seinemHeerinSpanien schlecht ging, leichterzu reden gewesen.Jmmerhin glänzendieErsolgeunseres sGenerals Kutusow soweithin,daß wirznach ehrenvollemFrie- densschlußmitderTürkei,dieVerhandlunginvielleicht noch gün- stigererStunde beginnenkönnen.Frankreich scheintzufürchten, daßwirsofort nach diesemFriedensschlußlosschlagen werden;

jedesZeichen freundlichenSinnes wirdgerade deshalbdoppelt TiefenEindruck machen.WirkönnteneinenTheil unsererTruppen

Don derGrenzewegziehen,wennNapoleon dieGarnisonvon 19

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282 DieZukunft-

Danzigschmälertund sichverpflichtet,nichtindasHerzogthumi Warschau einzubrechen.EinVertragodereineErklärung,worin Rapoleon demPlan entsagt,Polen,wiederherzustellen«,schiens.

mir stets werthloszimFriedenwirderdenPlannichtausführen, imKrieg sichnichtandieVetheuerungbinden. Dennoch könnte man sie,wennderPreis nichtunerschwinglichist,fordernzausden GeistderPolen würdesie wohl nützlichwirken. Viel wichtiger wäre einVertragsartikel, derfürdienächsteZeitdaspolitische- LebenPreußensverbürgtzdarin würdeichdenHauptgegenstands desAbkommens sehen. EurerMajestätkanndas Schicksaleiner Machtnichtgleichgiltig sein,diezwargeschwächtist, dochentweder- Napoleons Vorhutgegenuns oderunseregegen ihn seinwird.

Wirmüssenlautsagen,daßderallgemeineFriede,das Zielunseres Strebens, erstnachvölligerRäumungdesPreußischenGebietes- erreichtwerdenkann.Jederrussische EinfallinsHerzogthumWars schaubringt,nachFrankreichsAnkündung,denKrieg;warumsollenx wirnicht antworten, daß jeder französischeEinbruchinPreußew undjedeMehrungderOdergarnisonen über die vereinbarten Zif- fern hinausuns zumKriegzwingenwerde? Frankreichmüßte sich verpflichten,dieOderplätzenachdemselbenZeitmaßzuräumen, nachdemPreußenes vondenKriegskosten entschädigt;undda von derEntschädigungfummeschonmehralsdieHälftebezahlt-

·isi,müßteGlogau geräumt werden. DieVorwände, hinter denen Aapoleons Heer sichnochander Oderhält, müssenfallen.Erst, wenn sein Boden vonfremden Truppen frei ist,kannPreußen, unter allenUmständen,denEntschluß fassen,denihmderVor- theil befiehlt;helfenwirihmindieseFreiheit,dann wirdes uns dankbar seinund,wiewirhoffendürfen,fichindieRichtungwen- den,indieschonjetzt derWunschdes Volkes undbesondersdes Heeres auszublicken scheint. RußlandundOesterreich sindnir- gendsdurcheineJnteressenkluftgeschieden.Nichteinmalinihrem VerhältnißzurTürkei: auchda würdenernste Staatsmänner zwi- schenkleinenVortheilenundderVerstimmung desNachbarreiches nicht zaudern.DieEintracht dieser beidenMächteistmeinemAuge dieeinzigeRettungplanke, dienachsovielenSchiffbrüchenge- blieben ist; kann Oesterreich nicht schnellFinanzenundHeerirr Ordnung bringen,dannschwindetunsere letzteHoffnung.Die ge- fährlichsteFolgeverfrühtenZusammenstoßesmitFrankreichwäre

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Feldng inNuß-Tand 283 dieVereitelung austrosrussischerEintracht; siezufestigen,isteine HauptaufgabederFriedensfrist,die wir erstrebenmüssen.Der Tag,andem Frankreichaus Rußlandund ausOesterreichdie selbe Sprache,dasVekenntnißzu denselbenGrundsätzenhört, wirdderMorgen sein,andem dieFreiheit EuropasausderAsche erstehtund endlichwieder einGleichgewichtwerden kann;wird esnicht,dann lebt die Würde derHerrscher,dieUnabhängigkeit derStaaten, das Glück derVölkernur nochin trauerndem Ge- dächtnißJstmeineHoffnung nichtig,einschönerTraum,stelltNa-s poleonsichnur,als wolleerverhandeln (um Zeitzugewinnenoder unsineineFallezulocken):AufschubwärefürunsVortheil,nicht Schade. Nichtimmergiltdie alteRegel, nachder mirnützenmüsse, was mein Gegnerzu meiden sucht;erkannguteGründe haben, heute noch nichtzuwollen,wasihm schließlichdennochdengrößten Nutzenseinbringt Wollen EureMajestät sichvondersafensperre befreien,in einerZeit,woAapoleonunsnicht,nur diesesSchrittes wegen,denKriegerklärenkann,dierussischenHäerwiederöff- nen: dasWesendieses Kaiserswirdstetsneuen Grund zuKlage undEinspruch liefern. Mußererst einsehen, daß sein Handeln (die Kontinentalsperre) nicht soauf England wirkt,wieeitlerWahn ihnhoffenließ,dann ist unserRecht,inFrankreich offen auszu- sprechen, daßwirnichtnochlängerdasReichsinteresseeinemVlan opfern können,den sechsjährige Erfahrungalsunwirksamer- wiesen hat. DurchsolcheErklärungwürdekeinVertrag gebrochen; undichglaubenichteinmal,daßsieunsdenKriegbringenwürde,

wenn wirinzwischenunsereVertheidigungmittelgemehrtundun- sereWehrkraftindieVollkommenheitgehobenhätten,diesie so lange haben muß,wiederFranzosenkaiserNapoleon lebt-«

« DerRathkleiner KlugheithältdasVerhängniß nicht auf.

VonaparteistzumKrieg gegenRußland entschlossen; brauchtnur noch,zugründlicherVorbereitung,3eit undglaubt,mitdemGeg-

nervon morgen nocheinWeilchentändelnundschmollenzu kön- nen. Jm Herbstanfangen? Unsinn. Nur imFrühjahristszu machen.»Im JunireiftinRußlanddenPferden dasFutterun- ter denFüßen.« MenschundThierwerden, schoninOstpreußen und Polen, Nahrungfindenund dieVroviantsorge belästigtden Feldherrndannnicht.AlsNesselrodes FedervorverfrühtemKrieg warnt und demZarenmitderVorstellung unbeschränkterWil-

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284 DieZukunft.

lensfreiheit schmeichelt,istindenTuilerien längstdieEntscheidung gefallen: Juni1812. HattederRufseaus deutschemHaus,trotzs dem erinderPariser Gesandtschaft arbeitete,vondemPlanNapos leons nichtserwittett? Er überredetseinen Herrn;wirdzum Ka- binetssekretär,mitdem-Rangund derVollmachtdesGesandten, ernannt undsoll selbstmitdemFranzosenkaiserverhandeln. »Er kenntall mein Denken undistbis ins Kleinste instruirt.Jchwill ans Ende kommen undmich nicht schwierig zeigen.«So spricht Alexander. Mir, antwortet (nichtdemZaren) Bonaparte, wird derneue Botewillkommen sein;»nurwärs einFehler, ihn feier- licheinzuführen.«Ermöchtehorchen,plaudern,die Verhandlung hinschleppen,bisim ganzen DeutschlanddieUnterthanschaft der Fürstengesichert, jeder Basall aufgerufen, derWegvomRhein andeanemenfreiist.Warum inzwischennichteinpaarGespräche, inrosigemWortnebel,mit demwackerenNesselrode2DessenHerr istihmlängstkeinGeheimniß mehr.ZuKarlPhilippSchwarzen- berg, Oesterreichs Gesandtem, sprichtderImperator, noch1811:

»Die Aussen sindverrückt. Sie denken anKrieggegen mich; im Frühjahrfalle ichmitfünfhunderttausendMann übersie her.«

Dann erstwird derschlaffeWeichling,der denNamen desgroßen Makedonen fchändet,erkennen, welcher Naturgewalt erWider- standzusinnen gewagt hat.GrafNesselrode2Sehrgern.

Einen rechtgläubigenSelbstherrscherallerReussem der zum Kampf fürdieFreiheitruft, fürRousseaus Naturrecht, fürLa- harpesLiberalismus erglühtundsich, nachdemMuster Nobess pierres, einenTugendfreundnennt,wird inAeonen derErdkreis nicht wiedersehen. Den Eitlen,dersichmitKomoedianteneifer insolcheRolle aufreckt, soll Bonaparte fürchten?DieserAlexan- derPawlowitfchermannt sichniemals zukräftigemEntschluß.

Als Bundesgenossewar erdasBild eines Gewaltigen. Als Feindistereinschwatzender Schwärmer,denderkluge Krieger leichtüberrumpelnwird.BeideHerrscherwollendenKrieg zmüssen ihn wollen. Beide ersehnendieMöglichkeit, ihn auf russischer Erdezuführen.Und weilAlexandersichnicht rührtunddenBe- droherherankommen läßt, hält ihnBonaparte fürfurchtsamund taumelt,wie zuneuer HochzeitmitFortunen, hastigundjauch- zendinumlodertes Eis. JstderWeg,derihnundMarie Luise überMetzundMainznach Norddeutschlandführt,nichtgeschmückt

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FeldzuginRußland 285 undbestrahltwieeinerHochzeitreise?Jhnzuebnen,mitKieszu bestreuen,mitHolzhaufen,deren FlammedieNachterhellt,zu säumen,sindganzeDörfermobilgemachtworden. DurcheinSpa- lierjubelnderMenschenrollt derPrunkwagen desJmperatorsz rolltderFourgon,der dieKaiserkleinodien,denHermelinpurpur unddiezweiKronen trägt,die aus Goldlorber gewundeneund die demLegendenschmuckCaroliMagninachgeahmte.Diebraucht er;denn vomdresdenerFürstentagwirbelt dieWindsbraut den gekröntenSoldatenbaldinsRussenreich, südwärtsan den«-Bos- porus, durchPersien,andieWeihestättendesGanges. Alexan- der und KarlderGroße: BeiderStirnschmuck schlingtermorgen sichumdieSchläfe.DeutscheKönige,Herzoge,Kurfürstenwarten ihminderHaltungdemüthigerDiener unterwegs aufzsendenaus Anbeterlnbrunst scheueBlicke zuseinemGebieterauge empor.

LächeltesoderdräuthinterWolkendeeritz? Friedrich August, denKönigvon Sachsen, treibtdieUngeduldaus derHauptstadt.

JnFreybergharrter, mitseinerKönigin,deshohenKömmlings undderMinister SenftsPilsachmußaufeinem Stuhlübernach- ten,umdasPaar fürdieEmpfangsfeierlichkeitweckenzu können.

Beim ElnzugläutenvonallenThürmenDresdens dieGlocken, aus hundertFeuerschlündendonnert derEhrensalutund durch denTroßderPrinzen, durchdieHellebardenderingelbeund veilchenfarbigeSeide gekleidetenSchweizergarde(derenbunter Pomp die Männer derGroßenArmee andenScaramuccia der Jtalerbühneerinnert) schreitenNapoleonundMarieLuise indie PrachtgemächerAugustsdesZweiten.Tedeum 1audamus: aus derSchloßkirchesteigtamnächstenMorgendemHerrgott,derden UnermeßlicheninsWettinerlandgeführthat,heißerDankhimmel- an. Derganze Hofstaatistaus Paris mitgeschlepptworden;mit denGroßwürdenträgerndesReiches,denKammerherren,Stall- meistern, PagenderKaiserin auchderSilberschatz.Laetitiens SohnwillsichzuHausfühlen, nichtvon fremdemGeschirrspei- sen nochvonfremdenLakaien bedientsein;willsichdenRhein- bundesfürsteninnieerschauterGloriezeigen.Sie nahen.Auch Kaiser Franzkommt mitseinerFrau,den(heimlich gehaßten) Schwiegersohnzubegrüßen.UndHatzfeld erbittet,alsGesandter desKönigsvonPreußen, fürFriedrichWilhelmdieErlaubniß, sichdemImperator vorzustellen.Dresden ist imFestrausch.Was

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286 DieZukunft-;

Niitteleuropa anGlanzundRuhmbesitzt, scheintindersonstso stillen, fast schläfrigenStadt versammelt.GalawagenundGlocken- geläut,BöllerschüsseundJllumination:Dasendetnicht«Dafährt Metternich SahtJhr dieKaiserinvonOesterreichmitihrerStief- tochterMarieLuise? DerdrübenisteinTurenne. Nein: derAns dere;Duhast ihnmitdemHerzogvonBassano verwechselt.Nur Einen siehtdas AugederGafferkaumje: ihn,denesüberall sucht.Dergeiztmitseinem Anblick;magnichtAlltagserlebnisz werden. Aur erist derKaiser.»L’Empereur«: sowirdervonseinen Dienern auchdemSchwiegervater gemeldet,demgutenFranz, dersichin Dresden gräßlichlangweilt,woerweder kochen noch überwienerischen Borstadtwitzlachen, nichteinmal mitSiegel- wachsspielenkann. Erselbst muß,Viertelstundenlang, warten, bisJosephinens kleinerArtillerielieutenant zurMahlzeit zu kom- men geruht.»L’Empereur!«Dergehtvornan; allein,denHutauf demKopf.Dann folgtFranz, barhäuptig,mitseinerTochterzund das Gewimmel derFürstendrängt sich,mitdemHutoderHelm inderHand,hinterdrein.Nur NapoleonwirdbeiTischvonPagen bedient. Nur erspricht,wann esihmbeliebt. Spricht gern,indie- serTafelrunde,vonderRevolutionz derenSohn ersichnun nicht mehr,wiealsErsterKonsul, nochneben Josephineso oft,mit Parvenustolz nennt. Als demErzhausHabsburg Angehöriger isterden Bourbons verwandt. Und dieLippezittertnicht,von der dasWort fällt: »Werweiß,wieAlles gekommen wäre,wenn meinarmerOnkel mehrFestigkeitgezeigthätte?«Derarme Onkel hattealsKönigLudwig derSechzehntevonFrankreichgeheißen.

Wie dasschmucklosvom Herd geholte Aschenbrödelneben einerMärchenkönigin,erzähltendieelegantenwienerHofdamen späterdenBasen,sahenwirneben denFranzösinnenaus. Die mußten sichinGold-·undSilberbrokat wickeln,von Geschmeide strotzenundfunkelndeDiademe aufsHaarstülpenzmußtendem Neidzeigen, welche Schätze ihr Kaiserzuverschenkenhabe,und inihremVetragendabeidieabgemesseneWürdeeines altenHos fes wahren. Ringsum knicksteund dienerte es;sieblieben steif.

Senfts hattenihre achtjährigeTochterzuausdringlichem Rapo- leonkult gedrilltundbrachten sichselbstdurchAdoranteneifer Tag vorTagin dieGefahrderLächerlichkeit.KeinTonverräth,kein lächelnderBlick,was gallische SpottlustvorsolchemSchauspiel

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FeldzuginMmßlanä 287

empfindet.Alles hatgrößerenStilundwürdigereFormalseinst sinErfurt. Vor denNächsten höhnt Vonaparte die»Albernheit dieser Deutschen«;dochnur einmalwirdseinEkellaut. Alsdie Galavorstellung, die miteiner Kantate zumRuhmdesKorsen enden soll,mitdem Bild einerstrahlendenValletsonne beginnt, unter derinFlammenletternzulesen ist:»Moinsgrandetmojns sbeauquilui!«KaiserFranz (»1echåtifFrangois« hat ihn derKorse genannt)nicktVeifallundbestätigtdamit, daß erAbsichtund Ur- theil billige. Andächtighaften,wieinPerzücktheit,tausendAugen

amHauptVonapartes Der aberhebtdieAchseln,dieBrauen und brummt über dieOrchestrahin: »DieLeutemüssenmichfürboden- -losdummhalten«AmfolgendenTagempfängterdenKönigvon Preußen(demschonanderfächsischenGrenzegesagtwordenist,daß

erohnedas denKaisernvorbehalteneGeprängeinziehenmüsse,den dieDresdeneraber, nachdemBerichtdesFranzösischenGefandten Serre,wie eineHoffnung begrüßen).Napoleon hat ihn ofteinen Rekrutendriller, beschränktenUnteroffizierundDummkopf (»une bete«) geschoiten; macht ihm aber,nur ihm,jetztdenerstenBesuch.

»SiesindWitwer?« DieFragetrifftinsHerz,dessen HerrinLuife so langewar. Dann fänftigt sichderTon;dieKlugheitundWe- sensanmuthdesKronprinzen (Franzhat,demImperatorzum Aerger,keinenErzherzog mitgebracht)wirdhuldvollgelobtund FriedrichWilhelm darf,mitFriedrichAugust,injeder Woche dreimal amTischdesKaisers speisen (währenddieHerzogeund anderen deutschenFürstenimVorzimmerstehendwarten,bis der Allmächtige,deranderElbe denHausherrnspielt,dieTafelauf- hebt). Preußen brauchtGeld? Gut; ichwill,wenn esSpandau undPillau meinen Truppengeöffnethat, seinemHandeldas HalfterbandeinVischen lockern.Der Sold fürdas österreichische Kontingent ist knapp?Meinem Schwiegervaterleihe ich,was er

begehrt.AuchdenSachsen,dasiein enger Klemmesind,nocheine Million. Nurnicht knausernz dieseausgepreßten, geducktenKro- nenträger müssen reichliches Almofeneinsäckeln.UndihreMi- nister,Marschälle,Kammerherren,Adjutanten sollen sichangolde- nenDosenundDiamanten freuen,diesie,wenn Schmalhans vor demerkaltendenKochherdsteht,beim Trödlerverschachernkönnen.

DasBeispielwecktNacheiferungMußderMann, dersichvonden Enkeln derehrwürdigstendeutschenGeschlechter,vonFürsten,die

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288 DieZukunft;

erenimachtet,mitSkorpionen gepeitschtundbespienhat,wie vom hungrigenHundenumwedelt sieht, nichtAlles,aufHöhen,inTiess fen, fürkäuflichhalten-?Alser, mit einem GefolgevonSachsen- kürassierenimschwarzenHarnisch,auf seinem Schimmelmitder- vonGoldstickereiblitzendenScharlachschabrackedieinLenzblüthe prangendeThalsohle der vonHerderals deutfchesFlorenzge-- priesenen Hauptstadt umreitet,braustihmausallenStraßen,vom«

winzigstenRebenhügelderBolksjubel entgegen,dernur dieVe-- freier sonst,dieVegliickergeleitet.Und alserimOstender Alt- ftadt vomNoß steigt und,wiezustillem Gebet,vor demAltar der- Frauenkirchesteht, schwingt sichausdenSachsenherzen einLob- gefangauf,den keinHofceremoniale vorschrieb.Mußersich nicht- derGottheit nah,nichtihrähnlichdünken,da Diesogar,dieer- schlug,wieeinen HeilandihnmitdemLeuchtseuerihrer Seele- grüßen?AlexanderPawlowitschhört,um dieselbeZeit,in einer- litauifchenDorfkircheeinsamdieMesse.KeinJauchzenumbran-- detihn.KeinPole danktdemrechtgläubigenSelbstherrscheraller-·- Reussen,daßervor einem Römeraltar dasAndachtbedürfniß stillte. Einsam ister;undvon West her wälztderSchreckender GroßenArmee sichinbuntenFarbenbündelnheran. Doch freund- lichblinktindasMatutinum von OstdesTages Gestirn.

»IchwerdenichtalsErsterdasSchwert ziehen: dennichwill nichtvorEuropafiirdasBlut verantwortlichfein,das insolchem Kriegfließenwird.JchkönntelängstzehnenglischeUnterhändler hierhaben; dochichverstopfemeinOhr.«(Einevonder Staats-- raifonentschuldigteLüge:schonimAprilwareinrussischesBünd- nißangebotnachLondon gelangt.) ,,Dreihunderitaufend Fran- zosenbedrohenmeine Grenze.DerKaiser hatPreußen, Oesters reich,alleVölkerdesFestlandes gegen Nußlandins Feldge- rufen:und nochimmer bin ich seinBundesgenosse.Mit zähem EigensinnbleibeichdiesemBündnißtreu,weil meine Vernunft denGlauben weigert, derKaiserkönnesolchesihm nützlicheVer- hältnißdemWahneinesKriegserfolgesopfern.AberRußland «

weichtvorkeinerGefahrfurchtsamzurück.JchhabeNußlands Ehrezuwahrenund alle Bayonnettes Europas werden mich nichtindieRedeweisefeiger Schwachheitzwingen.JstderKaiser- zumKriegentschlossenunddaslaunischeGlück meiner gerechten Sachenichthold,dannmußdasFranzosenheerbisindieVe-

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Feldzug inRußland 289—-.

ringstraße,bis in dieKüstenprovinzOstasiensvordringen,umdie Urkunde eines Friedensschlusses heimzuholen.«Sohatte,am«

achtzehnten Mai1812, Alexanderzu demGrafenNarbonne ges- sprochen.JhnzurAbendtafel geladen,am nächstenMorgen ihm aber,mitdem Bilde desKaisers,denfürdieRückreisenöthigen- Mundvorrath geschicktund angezeigt,daßum sechsUhr nach-- mittagsAlles zurAbfahrtbereit seinwerde. Nichtszumachen.

DasvomFürstenKurakin inSaintsCloud überreichteUltimatum sagt deutlich,was Rußlandwill;undRapoleon hat seinenGes- sandten vergebens von Berlin nachWian gehetzt.Sind die Russen,die beiAusterlitz und«beiFriedland dochdas Fürchten gelernthabenkonnten,wirklichzumKampfentschlossenWocktden Zaren, dernichteinmal zweihunderttausend Mann gegen fast- dreifacheUebermachtdesFeindesinsFeld stellt,keineListmehr in neues Zaudern? Nochregtersichnicht. DochdieMeldung, die General Narbonne nachDresden bringt,lehrt, daß sichsein Wille gehärtethat.UnnützesPlauderni Schon wirds,unter ges kröntenSchranzenundSpeichelleckern,demSchlachtenträumer imPhilisterpferch allzu schwül. NachLagerluftiechzter;will- inRußland sein,wenn derRoggenreiftund seineReiter die- PferdeimHaferfeldfütternkönnen.Schüretimrussischen Polen denGeistdesAufruhrs; haltetbeiElbingdenPontontrain be- reit,der mirüberdenAjemenhelfensoll(,,Aufdiese Möglichkeit,« schreibteranDavout, »stütztsichmein ganzerFeldzugsplan«);.

undgliedertdieinsWeichselland vorgeschicktenTruppenso straff, daß icham TagderAnkunftvierhunderttausend Mann inder- Hand habe.Reibet denSchlaf,dieletzte Spur desFesttaumels aus demAugeundtummelt Euch!DieMajestäten, Fürstenunds Fürstinnenbittenum dieGnade,einmalnoch,inAbschiedsaudienz, empfangenzuwerden-Meinetwegen. UmvierUhr frühNurkein- langwierigesGeflenn. JmJagdrochdererst anderthalbJahre altist,alsonoch sechsMonate zu dienen hat,schreitetVonaparte imMorgengrau durchdieMonarchenhecke.»Naschi Jchbineilig.

Adieui« UmFünf rasseltunddröhnteshinter ihmdrein. Noch- aufderTreppe,haucht,unter feuchtem Auge,einesOesterreichers Mund, hatermich aufdieSchultergeklopft.Ostwärts entschwin- detderKomet;undmählich verbleichtnun auchderpurpurne Glitzerschweif Schade, seufztFriedrich August,daß dieser schöne-

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290 DieZukunft.

Traumso kurzwar.UndFriedrich Wilhelm läßtineinerCirkulars notedie»köstlichenTage«rühmen,die erinDresden erleben durfte.

ZwölfStunden vor Aapoleons Aufbruch hat Kutusowin BukarestdenVertrag unterzeichnet,derzwischen Türken und AussendenFrieden herstellt.DemZarenwirddasPatronatüber Rumänien und die im Sinn derGriechenkircherechtgläubigen ChristenderLevante zugesprochenundseinemReich Bessarabien einverleibt. DerSultan wirdwieder Souverain derDonaufürs stenthümerundbleibt derSchutzherrallerSerben. Blinde Hast hat denBertrag zurechtgestümpertzeinerlei,was drinsteht:wenn Rußlandnur nicht mehrgenöthigtist,inSüdost seineTruppem machtzuverzetteln.Jm petersburgerHochadelgährt es, seitdas austrosfranzösischeBündnißbekanntward.NastoptschinsFreunde trauen dem verträumten Sohn Pauls nichtdenMuthunddie Kraft zu,mitderWuchteinesunbeugsam Starkensichwidersolche Koalition zustemmen.Siewissen nicht,was erweiß: daßaus Wien geheime Botschaft nachWilna gekommen ist,diedenZaren versichert,das Bündniß seinur Blendwerk und vonOesterreich nichts Ernsteszufürchten;daß Metternich undHardenbergsich inDresden verständigthabenund,Jederfürsich,heimlichmitEng-«

landverhandeln; daßFriedrich Wilhelm demFreundLuisensge- schriebenhat,erersehne denTag,der ihmgestatte,wiederanRuß- landsSeite zutretenzdaßdiemeistenHäupterderFürstenbrut,die denKorsenwieeinenGottanbetet,denGruß zärtlicherEhrerbiet- ungüberdieWeichselschickten.LeisewebtsichimDunkel umden Imperator einRetz,dasihndrosselnsoll.Ward sein Ohrgetäubt, daßerausWettern nichtdesHerrnStimme hört,die zuseiner Willensfluth, wie zudemgebäumtenMeer einst,imGebieterton spricht: Bis hierhersollstDugehenundnichtweiter? Mancher ScharfblickahntimWolkenzug schondasUnheil.AusDanzig,der feiner HutanvertrautenFestung, schreibtderElsässerRapp: »Ich bin keinAlarms chreier,möchteauch nichtalsSchwarzs eher gelten; läßtuns aberjemals dasKriegsglückimStich,dann steht,vom Rheinbisnach Sibirien,der ganzeErdtheilgegenunsinWaffen.«

Senator Sämonville ruft,das Heerwerde indenSchlachthof geschleppt;und weissagtderBourbonenlilie einenneuen Lenz.

HöchsteZeit, daßdie Armee ihrenFeldherrn wiedersteht.Nur seinBlick,derAthem seinesGenius nur bringtihrdieSieges-

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herzigkeit, eines ihrer hervorstechenden Merkmale, weit von sich weisen. Wenn man festen Untergrund unter den Füßen hat, für die Wahrheit und das Recht streitet — und das trifft

heit oder Uebergewicht der M acht (die sich gern in die Robe des Rechtes mummt) und aus fast jeder nicht honorirten Forderung starrt den Säumigen oder Böswilligen eine

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