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Die Zukunft, 18. September, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 51.

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(1)

XxllL Jahrg. Berlin,den 18.Heptkmber1915.. Ir. 51.

Herausgehen

Maximilian Kardem

Inhalt:

Seite Grvmürst Allwlai ............. ............341 Traute-seich- Iochschulen ..................’..-..361

Unchdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend M vierteljährlith5Mark, die einzeerNimmt 50Pf.

Berlin.

Verlag dersukunft Wilhelmstraßesa.

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Mittwoch, den 22. september.

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Berlin, den 18.September 1915.

, »Du-d S

Großfürst Nikolai.-

WerMinister beharrtnochimmer indemJGlauben, daßder

, Friedezu retten ist.DieZweifel EurerKaiserlichenHoheit habe ich ihm, so deutlich,wie mirbefohlenwar,ausgedrückt; in soderben,knochigen Worten, wiesieander Sängerbrückevielleicht nochniegehörtworden sind.Ersteistesichausdas Gebot der Amtspslicht,keinstiedlichesMittel unversuchtzulassen.Bleiben alleunwirlsam,dannkönnen wirderrussischenGesellschaftdenBe- weisvorlegen, daßuns derKriegaufgenöthigtwardunddaß...«

»Wir ersteinStärkeklystier nehmenmußten,um dieärgste Diarrhöeloszuwerden. Dafür auch nochBeweise?Sasonowist einschwindsüchtigesTäubchen.Jndiesem Ministeriumbeerbt ein

,Hosenmatzdenanderen. SeitJahrzehnten.Gortschakowwar ein parfumirtes altesSchwein. Bis über dieGrenzederLeistung- sähigkeithinausinjedemJahr mindestensviermal läufigundnoch indenPausenimmer sous le charme irgendeinesUnterrockes oder weibischenSchwätzers Er kannte aberdaspolitischePersonal unddieEoulissengeschichtevonEuropa; wußteeinDingzudrehen, hatteeineleichteHandundschließlichEtwas wieNimbus Den Ueberwinder haterselbstaufgezüchtetzund,sousle charme de Bis- marck,zuspät gemerkt, daß dieserKerlaus einer ganz anderen Schachtelkam. VonDemwar,nach Sedan, sogar noch 1875,die DardanellenössnungsammtKonstantinopelbilligzuhaben. Statt eszuerlangen, füttertederZwerg seine runzeligeEitelkeit mit demKnabenspaß,einem GroßenSteine zwischen dielangenBeine

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zuwerfen.Uebrigens: WehDem,dersichfrüh soinFurcht bringt, daßderGegner sein stärksiesGeschützwider ihn ausfährtiJms merhinwar derAlte dieletzteFigurda drüben.Giers mochtedie Lidernie vondenThränensäckenausziehen:undsahdrumnicht mal,was nebenan geschah. Lobanow hattewas insich;ist aber alsKnospe gewelkt.Das artigeLebemännchenMurawiew konnte nur unserer gutenDänin,mitMonocle undblankenWorten,ein Genie scheinen.szolskij: gutalsTechniker,doch,mitkindischer Empfindlichkeit,Geldklemme undJrrwischeifer,füreuropäisches Klima ungeeignet; von seinerWitterungzeugtdasAbkommen mitJapan(wiedieAnbändelungmitJtalien vonderVlickschärfe, dieGiers inwachenMinuten hatte); daßergegenAehrenthal denunbedachtenContre GortschakowsgegenBismarck wieder- holenwollte und unsden Mann verfeindete,derhierderrussischste allerDiplomaten seitCaulaincourt gewesenwar,zeigt ihnals Taps WelcheGalerie, HeiligeMutter vonKasanlDaßauf der anderen Seite desSchachbrettesnichtsBesseres war,isteinTrost sür Knirpse.DerEinzige,aus dem, trotz derKrustedesdeutschen HerrnProfessors, Brauchbares zuholengewesenwäre,5artwig, istunskrepirt, eheerseine Durchschlagskrastzeigen konnte. Sa- sonowistnichtsodumm wie, nachdemUrtheilunsererGroßen Katharina,sein Ahn; ehereinfeinesKöpfchen.Auf dieseSorte ist Europa heuteheruntergekommen. SiehstDuihnnoch ausPotss damzurücktrippeln?Kaum haterdas Liedvonseinen,Erfolgen«

undderrührendenEintracht mitDeutschlandderLaute entzupst:

da knattert dieMeldung herein, daßdieDeutschendas ganze ErsteTürkencorps,alsoKonstantinopel,inderHand haben.Die Freudewurde versalzen,dieMilitärmission füreineWeilenoch aus derAllmacht gesperrt;aberunser Köpfchenlernte ausdem Erlebniß nichtsundwurde nachdemGallensieber baldwieder

zutraulich.8etztbewinseltesdieFrage,obunserlaubtseinwerde, zubehaupten,daßderKrieguns,aufgenöthigt«worden ist,oder ob dieliebenswürdige,Gesellschast«unsvorwerfendürfe: Jhr Nackerhabtihngewollt.WennichsolcheUnterscheidungimPagen- corpsgehörthätte,wärederfeinsteBengelnichtohneOhrläppchen- knissweggekommen.Aus dem Mund eines Ministersriechtes wieSterlet,dessenLeicheacht TageinderKrimsonne lag.Sind wirBettfärber,diesichLeinsamenoderRizinusaufnöthigenlassen?

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Großfürst Nikolai. 343 Schade, daßWittes Hausjude Rothsteinnicht mehrlebt. Von diesemschlauenAasmüßtedieHoheExcellenz hören,wiees einem TlGeschäftsmenschenginge,derseinen Sozienoder Aktionären zu serzählenwagte,dieGerissenheitderKonkurrenzhabe ihmden Rebbachverdorben oderKonflikteaufgenöthigt. Bezahlenwir -Sie,damit Sie uns von derGeriebenheitAnderer vorplärren?

Sind Diedreimal gesiebt: seienSies siebenmaliSonst...liegen wir beiJhrerMutterl« Offensivoderdefensiv:darüber verlieren ErwachsenekeinWort.Wer,inStaatsgeschäften,lieber einfrom- mesRindvieh alseinverschmitzterSchlagetotscheinen will,mag beiSkopzenStimmen sammeln.WerAngriff nicht inVertheidis sgungumzuschminkenversteht,sollmitdenBeamtenfrauen unseres Opernchores,während Jewgenij Onjegin seineLunge überheizt, Konfitureschmatzen.JchblnnurKavalleristund Generaladjutant SeinerMajestät.So vielWind hatmiraber umdieAase geweht, daßichüber dieUnterscheidunggewollten Kriegesvon ausge- nöthigtem nichteinmal mehrlachenkann.KümmerlichesGefasel;

itaugtin dieKinderstube Alexejs.Weiter. Was stecktnochinder Kistedes Köpfchens?Oderist sie schonleer?«

»Der Minister hat mich ersucht,Eurer Kaiserlichen Hoheit dasGerippederwichtigsten Vorgängezuzeigen,und mir diedazu nöthigen Notizen geliefert.Mit gnädigerErlaubniß..

»Gerippesagtmirnichts Rechtes. Fleisch, Sehnen, Einge- weide,Adern undSaftinhalt: dasitztdasLeben. Damit können meineSinne arbeiten. DerNest:Vergleichende Osteologie;nichts mehrfürdenOperateur. Dochfürs Erste immerhin:losl«

»AmdreiundzwanzigstenJuli (ichgebedie Data nach west- -europäischerZeitrechnung),um sechs Uhrnachmittags,hatder sGesandteOesterreicthngarns inBelgraddemFinanzminister Patschu,der denMinisterpräsidenten Paschitsch während dessen Wahlreisevertrat,das UltimatumüberreichtunddieFristzurAnt- twort aufachtundvierzigStunden begrenzt.Patschuhat unserem (Strandtman denInhalt mitgetheiltundhinzugefügt,keineserbs ischeRegirungkönne allesGeforderteleisten.TrotzderkurzenFrist erhielt unserAuswärtigesAmtvomBotschafterGrafenSzapary die NoteerstamvierundzwanzigstenJulimorgenzsechzehnStun- den nachderUebergabeinVelgrad. Herr Sasonow ließ sofort den«-MinisterGrafenBerchtoldumFristverlängerungbitten ;,da-

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344 DieZukunft.

mitunerrechenbare Folgenverhütetwerden«.Erschrieb:Ueber- zeugen dieGroßmächtesichvonderBerechtigungderösterreich- ischenForderungen, dannkönnteihr RathsieinSerbien unter-s- ftützen.EineWeigerung,dieFristzuverlängern,nähmedem von OesterreichsUngarn bei denGroßmächtengethanen Schritt jede- Bedeutung undstündeinWiderspruchzudenGrundbegriffen internationalenVerkehres.«Verlin,London,Paris,Romwurden ersucht,indemselbenSinn aufWieneinzuwirken.AmselbenVor-·- mittagkam dieDepeschedesserbischenPrinzsRegenten anunseren AllergnädigstenHerrn.Prinz Alexanderberief sichdarauf,daß seineRegirungvondererstenMinute an,dasabscheulicheBer- brechenvonSarajewo verurtheiltUnd dieEröffnungeines Straf- verfahrensgegenjedenaufserbischemVoden derBeihilfeVerdäch- tlgenangeboten«habe. ,JederderBeihilfe zu demAttentat über- führteSerbe wirdvonunsstrengbestraftwerden.«DieFristseizu kurz,mancheForderungOesterreichserst nacheinemvonderSkup- schtinazubilligendenBerfassungwandelerfüllbar.Vondem Ska- wenherzen desZarenerbitteerVermittlungAufden unterthänig-·

stenRathdesMinisters haben SeineMajestät die Antwort auf-—

geschoben.PaschitschbeschloßnachseinerRückkehr,innerhalbder- Fristzu antworten undAnnehmbares anzunehmen; zuStrandt-·

man sagteer:,JstderKrieg nichtzuvermeiden,dann werden wir ihn führen.«Sasonow ließdrucken: ,DieKaiserlicheRegirungbe-- obachtet aufmerksamdieEntwickelungdesserbosösterreichischen Zwistes,demRußlandnicht gleichgiltigzuschauenkann.«Wien- lehntedieFristverlängerungab.KudaschewkonntedenGrafen Verchtold,der inJschlbeimKaiser Fraanoseph war, nichtsehen undmußtemit demSektioncheraronMacchio verhandeln.Die Abwesenheit Berchtolds führte auchderberliner Staatssekretärs alseinen derGründe an, dieihnzweifelnließen,obunserWunsch nach AufschubderEntscheidungirgendeinenErfolghaben könne.

Stärker seidasBedenken,obOesterreichdurch Aachgiebigkeitin derletzten Stunde nichtdasSelbstbewußtseinSerbiens steigern werde. Dieser Gefahr seieineGroßmachtimVerkehrmit einem Kleinstaat nichtausgesetzt, sagte Vronewskijzkonnteaber,trotz- demeraufdieMöglichkeiternsterFolgenhindeutete,einebestimm- teVeistandszusagevon demStaatssekretärnichterlangen.«

,,Strandtman, Kudaschew,Monewskij sind dochSekretäre.

Wowaren dieMissionchefs, Hartwig, Schebeko, SwerbejewP

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GroßfürstAikolai. « 345

»Auf Urlaub.«

»Undszolskij, mitPoincaråundViviani, auf derRück- reiseausPetersburg; undParisHerrn Sebastopuloanvertraut.

—Alles,was nocheinBischenAnsehenundErfahrung aufbringen konnte, nichtzuHaus. Saubere Wirthschaft. Unddochwar seit derGeschichteinSarajewo aufMeilen zuriechen,daßirgendwas gebrautwerde.Wozumästetman, mit übertriebenem Kostenaufs wand,Votschafter,diesostumpfeNasen haben, daß sie sichnicht zurechterZeitheimtrollen?DerHerr Oberst«...Schön. Also!«

»DaßSerbien unserem Rath gefolgtundinfeinerAntwort fastüber dieGrenzedeseinem souverainen Staat Möglichen hinaus gegangen ist,wissenEureKaiserliche Hoheit.DieAntwort schloßmit derErklärung,dasKönigreich sei,wenndieangebotene Genugthuung inWien noch nicht genüge, bereit, sichentweder demUrtheildeshaager Jnternationalen Gerichtshofesoder dem SpruchderinteressirtenGroßmächtezufügenund,injedemFall, ,wie immer,eine friedliche Verständigungzuerstreben«.Graf Venckendorff (der,wieichbetonen möchte,auf seinemlondoner Posten war) meldete,derOesterreichischeBotschafter, Granens- dorff, habezuGrey gesagt,die wiener Notesei nichtals Ultimatum zubetrachtenundwerde, nach ungenügenderAntwort, zwarzum AbbruchdesdiplomatischenBerkehres, abernicht sofortinKrieg führen.NachdieserAngabebliebnocheinHoffnungschimmerz wirmußteninihrjadenAusdruck desaustrosungarischenRe- girungwillens sehen.An demselbenTagließBerlin offiziösmel- den,eshabe aufdenWortlaut der Notekeinerlei Einfluß geübt, ihnvor derAushändigunginVelgradgarnicht gekannt, finde OesterreichsAnspruchaber berechtigt,werdeihn unterstützenund hoffe noch, daßderStreit lokalisirtbleibe.Ungefährebensosprach derDeutsche BotschasterinParis ; da,derPfeilnun einmal ab- geschossen sei«(wörtlich),könneDeutschland sichnur von seiner Vundespflichtleitenlassen.Abends erhieltPaschitschdieMittheis lung,seineAntwort genüge nichtund derGesandteGieslverlasse deshalb,mitdem ganzen Personal,dieserbischeHauptstadt;so- fortwurde dieEinberufungderSkupschtina und dieAbreiseder RegirungunddesDiplomatencorps nachNischbeschlossen.Sa- sonow gab noch nachts unserem römischenBotschafterdenAuf- trag,demMarchesedi San Giuliano zusagen, Rußland dürfe

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denSerben seinen Schutznicht entziehenund.Jtalien könnezur ErhaltungdesFriedens wesentlichmitwirken,"wennesinWienr deutlich zeige, daßesdenStreit,dernichtlokaiisictwerden kann, unter keinenUmständenbegünstigenwerde.Am nächstenMorgen- meldete der prager Generalkonsul Kasanskij,derKaiser habedie- Mobiiisirung desHeeresbeschlossen.AusBerlin telegraphitte Vronewskij,einegroßeMengehabe,aisdieösterreichischeMobil- machungbekanntgewordenwar,lärmendeStraßenkundgebungen fürOesterreichsUngarn, später,vorunseremBotschafthaus,feind- lichegegenNußiandveranstaltet;,Poiizeiwarkaum zusehenund schritt nichtein.« Aus ChristianiawirddieschleunigeHeimfahrr desdeutschenGeschwaders, aus DiedenhofenderAnfangder Mobilisirung, aus Baden dieRegistrirung aller derMilitär·

behördeerreichbaren Automobile berichtet.TrotzAlledem ver- handeltSasonow ruhigweiter. Jedes Mittei, dasdenFrieden sichern könne,sei ihm genehm:Einzelverhandlung mitSzapary;

Konferenzderunbetheiligten GroßmächteDeutschland, England, Frankreich,Jtalien(BorschiagGreys);auch jeden anderen Weg, der ansZielführen könne,werdeergehen.Amsiebenundzwans zigstenJuli istHerszwoisklj wiederinParis. Erkannfeststellen, daßDringendeDepeschennachundausSerbien durchdenöster- reichischenTelegraphendienstvieleStunden,halbeTage langver- zögertwerden; unddaßinParis derDeutscheVotschaftersichbe- müht,Frankreichvonunszu trennen undfür denFall desMiß- lingensdie ganzeSchuld amKriegsausbruch unsundunseren Berbündeten zuzuschieben.DieserTag bringtzweiwichtige That- fachen. Grey sagtzu demFürstenLichnowsky: ,WennOesterreich, trotzderserbischen Antwort,deren über alles Erwarten versöhn- licher Tonderrussischen Einwirkungzu danken ist,denKrieger- klärt,enthüllt esdamitdieAbsicht,Serbien zuvernichten.Daraus kanneinKrieg werden,in den alleGroßmächteeingreifenmüssem

«

Gernwerden wir inGemeinschaftmitDeutschlandallesfürden Frieden Möglichethun; isterabernichtzuerhalten,dannhan- deln wir invölliger Willensfreiheit.«Und,zweitens,die Antwort unseres Allergnädigstenherrnan denPrinzsNegentcnvonSer- bienschließtmitdemSatz:,Solange auchnur dieschmaistehoff- nung bleibt, Vlutverlustemeidenzukönnen,mußallunserStreben diesemZiel zugewandtsein.Erreichenwirs,widermeinen auf-

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GroßfürstAikolai. 347 richtigen Wunsch,nicht,dann darfEureKöniglicheHoheit gewiß sein,daßSerbiens SchicksaldemNussischenReichniemals gleich- giltigwerden wird-« DerAchtundzwanzigsteliefert Schebekos wiener Depesche,derKaiser habedenMobilisirungbefehlunter- zeichnetzundVronewskijsMeldung, noch seidieserbischeAnt- wort vonkeinerberliner ZeitungimWortlaut veröffentlichtwor- den;,osfenbarwerde dieVeröffentlichungnichtgewünscht,weil siediedeutschenLeser beruhigenkönntec Vaschitsch ruft,als Strandtmann ihmdieDepescheunseres Herrn vorgelesen hat«

»HimbeerkwasmitStreuzuckert Also? Erhat sich gewiß bekreuzigt,anderthalb DutzendheißerThränenvergossen;und?«

»Unser-enGeschäftsträgerumarmt, geküßtundausgeruer:

,Groß, HerrGott,undgütig istderZart«Danachkannermitthei- len, daß Bulgariens Gesandter offiziell angezeigt hat, seineRe- girungwerde fürdie Dauer desKriegesneutral bleiben. Diese Anzeige ist wichtig,weilsiedieGefahr doppelten Angriffes auf Serbien ausschließt,dem,nachdemVukaresterVertrag, der Ein- griffNumäniens undGriechenlands folgen müßte,und weilsie dieHoffnung auf rascheErneuungdesBalkanbundes nährt.Noch hat übrigensderKrieg, fürden diebulgarischeNeutralitätzuge- sagt wird, nicht begonnen. DerDeutscheReichskanzler läßt,am neunund zwanzigsten Juli, durch Vourtales Herrn Sasonowsa- gen,erwerdedenVersuchmildernder Einwirkung aufOesterreich fortsetzen,dessenHeer,nachseinerKenntniß,SerbiensGrenzenoch nichtüberschrittenhabe. Sasonowdanktfürdenfreundschaftlichen Ton dieserMittheilung underläutertdemBotschafterunsermllis tärischesHandeln; gegenDeutschlandsei nicht, auchgegenOesters reich-UngarnnurdasdurchdessenMobilmachungGebotene ver- sügtworden undNiemand planebei unseinen Angriff. Wenn WiengutenWillen zeige,werde,nachdenserbischenKonzessionen, dieVerständigungleicht sein;amSchnellstenwäresiedurchun- mittelbare austrosrussische Ausspracheundzugleich durcheine Konserenzder vierunbetheiligten Großmächtezuerlangen.Die AussprachewirdvonOesterreich abgelehnt;undHerrvon Jagow, der dasWort ,Krieg«für die,Strasexpedition nachSerbien«un-

passendfindet,willoffene Einwirkungauf Oesterreich nichtzu- sagen,dassichsonstbeeilenwürde,,DeutschlandvoreineThat- sachezustellen.«Darf ichdieGeduld Eurer KaiserlichenHoheit

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noch, für Minuten nur,inAnspruchnehmen?Mein Vortragist demEnde nah.GreyläßtinBerlin sagen,dieVermittlung,für dieFrankreich,Jtalien,England gewonnen seien,hängeamWillen Deutschlands,dem dieBestimmungderForm überlassenwerde.

UnserHerr telegraphlrt,nachdemerinPeterhof seinen Minister empfangen hat,andenDeutschenKaiser: ,Jchbinglücklich,daß DunachDeutschlandheimgekehrtbist,undbeschwöreDlch,indieser ernstenStunde mirzuhelfen. Einem schwachenVolkisteinschmäh- licherKriegerklärt worden; dadurchistinNußland ungeheure Erbitterungentstanden,dieichdurchaustheile.Jchsehe voraus, daßichdemDruck,derauf mich geübtwird...««

»AufdenSelbstherrscher? Druck? Von wem?«

,,Doch wohlvon derVolksstimmung... ,nicht mehrlange widerstehenkannund zuSchritten genöthigtseinwerde,diein Kriegführenkönnen. Damit das Unglück europäischenKrieges unsfernbleibe,bitteich Dich,imGedächtnißunsereraltenFreund- schaft,mitallen DirerlangbarenMitteln DeinenVundesgenossen zuhindern, allzuweitzugehen-«Trotzder(später widerrusenen) Meldung, DeutschlandhabeHeerundFlotte mobilisirt, schlägt SasonowzweiBerständigungsormelnvor. Erste: ,WennOesters reichvonderErkenntniß,daßausderaustrosserbischeneineeuros

päischeFragegewordenist, sich bestimmen läßt,inseinemUliis matum aufdie mit Serblens souverainen Rechtenunvereinbaren Forderungenzuverzichten,stellt NußlandseineWehrvorbereis tungen ein.«Erbittet,alleszurFriedenswahrung vonBerlin aus irgend Möglichezuthun;aber auchzubedenken, daß Rußland nichtBerhandlungen führen könne,derenZeitraum vonDeutschs landundOesterreichnur zustiller Vollendungihrermilitärischen Bereitschaftausgenütztwird.HerrvonJagow antwortet,dieFor- melschelne ihm fürOesterrelch unannehmbar.AusGi-eysWunsch wird sie geändert; undlautetnun: ,WennOesterreich sein Heer aufserbischemBoden Haltmachenläßt,wenn esanerkennt,daß aus demaustrosserbischen ZwisteineFragevon europäischem Interesse geworden ist,undzugiebt, daßdieGroßmächteerwägen, welcheGenugthuungSerbien, ohne seineUnabhängigkeitund souverainen Staatsrechte zugefährden,deraustrosungakischen Negirung gewährenkönne,verpflichtetRußlandsich,inabwarten- derHaltungzubeharren.«JnGreysAuftrag trittGoscheninVer-

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GroßfürstAikolai. 349

ElinfürdieseFormel ein.AufzweiDepeschendesDeutschenKaisers .antwortet unserHerr: ,DiemilitärischenVeschlüssesind schon fünf Tagealtundnur zurAbwehrderösterreichischenVorbereitungen

«bestimmt.VonganzemHerzenhoffeich,daßsieDeineVermittler- -.arbeit,dieichsehrhochschätze,nichthemmenwerden.Wir brauchen Deine kräftige Einwirkung auf Oesterreich,damit essichzu Ver- ständigungmit uns entschließt.AusDeinem Willen zuMitarbeit schimmertmirnocheineHoffnungauf freundlichen Ausgang der Sache. UnsereWehrvorbereitungenwurdendurchdieösterreichi- scheMobilmachung bedingt;sieeinzustellen,ist technisch unmög- lich«DerWunsch, Kriegzuführen,liegtuns ganzfern; solange unserGesprächmitOesterreichüber dieserbischeAngelegenheit währt,wirdmeinHeer jedeherausfordernde Handlungmeiden.

DaraufgebeichDirmeinEhrenwort. WieaufFels baueich auf Gottes Gnade. Zum HeilunsererLänderunddesEuropäerfries dens wünscheichDeiner Vermittlung inWienvolles Gelingen.

HerzlichstDein NikolaU Dies istvom einunddreißigstenJuli.«

»WieschloßdieDepesche,derenBeantwortungichjetzthörte?«

..Hieri ,DasganzeGewichtdeszufassendenEntschlusses wird nun aufDeinen Schultern ruhen; siewerden die Verant- wortlichkeit für Krieg oderFrieden zutragen haben.Wilhelm-«

»Nicht ,herzlichst«;nicht ,Dein«;nur derName. Und darauf sdie Antwort vom Einunddreißigsten.Gut. Nochwas?«

»DasberlinerTelegrammwar ausderNachtvor demletzten Julitag Vierundzwanzig Stunden danachforderte Pourtalås:

Demobilisation,auch auf unsererösterreichischenGrenze,binnen zwölfStunden ;sonstdeutscherMobilmachungbefehi. Sasonows Frage, obdieseForderung Krieg ankünde,verneinte der Vot- schafterzmeinte aber,dieGefahr seiganznah.Frankreichistzur Erfüllung seinerVündnißpflichtbereit ;nicht ,mitleichtemHerzen«.

Englandhatbisheute irgendwelcheVerpflichtungfürdenKriegs- fallnichtauf sichgenommen ;auch derRepublik nichtszugesagt.«

»Und Ihr schaukelt Euchnoch,wie in Livadia derfette Va- pageiinseinemMessingreif, zwischen Furchtund Hoffnung?«

"

»Die Situation istunklarundmindestensseltsamzunennen.

DeutscheUltimatainPetersburg undinParis;gesternabersind, trotzdemeigentlichdochnur von einem austrosrussischenKonflikt dieRede sein kann,vonSzaparydieVerhandlungenmitSasos

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350 DieZukunft-

now wieder aufgenommenworden undGrafVerchtoldhatin- freundschaftlichem TonmitSchebekogeredet.Undheute hörten wirvonSzapary, OesterreichsUngarnsei bereit,denEinfallin Serbien aufzuschiebenunddie Stellen seiner Note,die Serbiens Souverainetät gefährden,vondenGroßmächten,zumZweckder- Vermittlung,nachprüfenzulassen.Dabei ist unser Ministerium nichtetwa dasOpfereinerSelbsttäuschung.Grey hat seiner auf- richtigenFreudeüber dieWiederaufnahmederVerhandlungen Ausdruck gegebenundvorgeschlagen,diedurchdas Mißtrauen Rußlands undOesterreichsgegen einander erschwerteLösung dadurchzufördern, daßan derSängerbrückevon England,am Vallhausplatz vonDeutschland,unter derBürgschastallervier unbetheiligtenMächte,derVergleich empfohlenwerde: Keine KleinerungdesserbischenGebietes undHoheitrechtes,aber volle Genugthuung für Oesterreich.Vis dieser Vorschlag erledigt ist, dürfe natürlichkeineMachtdieWaffenaktionfortsetzen.Wiens Einverständniß seidurchdieWorte Verchtoldsund Szapatys gesichert. Goschen solledieZustimmungdesHerrnvonJagowzu erlangen suchenund ihmoderdemKanzler sagen: Greywerde jedenVorschlag, derDeutschlandsWillen zurFriedenswahrung erweise,nichtnur gern inParisundVetersburg unterstützen,son- dernauchbeidenRegirungen deutlich aussprechen,daßEngland, wenn sie so unvernünftigwären, solchenVorschlagabzulehnen, sichum dieFolgen dieserAblehnungnichtimGeringstenkümmern werde.DiesenEntschlußhatGreydemDeutschenBotschafteran- gezeigt;ihmabernichtgehehlt,daßin einenKrieg,indenFrank- reich hineingezogen werde, wohl auch England eingreifen müsse.

Seine Absichtist offenbar:beideParteien durchdieAndeutung, daß sieimFallmuthwillig begonnenen KriegesEnglandgegen sich haben würden,einzuschüchternund zufriedlicherSchlichtung desStreites zustimmen.Dieser Unbetheiligte,demman Erfah- rung undInstinktdesPolitikersdochnicht absprechenkann, hält denStand derDingealsonichtfürhoffnungios.KaiserlicheHoheit werden danachbegreifen,daß auchHerr Sasonowbisindiese Stunde aufdemGlauben steht,derFriedeNußlands und,min- destens, Europas sei durch besonnenes Handeln nochzu retten.«

»Was ichbegreifenwill,lasse ich nichtvonVarsois einspcis cheln. Jn EurerKüche istjederWinkeljetzt hell.Undich versiche, warum ich späterals derdreckigsteWolgaflößermobil gemacht

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GroßfürstNil-Drei 35 i- wurde.HauptkerleiMitOesterreich habensieStreit.BeideMächte bereiten sichzumWasfengang.Deutschlanddrängt sichdazwischen- undfordert,trotzherzlicherErgebenheit,Hilfeflehenund anderem zuckersüßenGerede, schleunigsteDemobilisirung,auchanBester-- reichsGrenze.Das verlangt selbstdieseDemüthigunggarnicht,.

sondernnimmt dasabgebrochene Gesprächwieder aufund ist,.

zumerstenMal indieserKrisis,mitdiplomatischerErörterungder inseinemUltimatumstrittigenPunkteeinverstanden.Ueberdieses Ultimatum wärealsohinwegzukommen;dieRegirungmeines Schwagers PeterindemUmfanghaftbarzumachen,indemihre MitschuldanderErmordungdesErzherzogsnachgewiesenwer- den kann(wovon ja,weils dieHauptsache ist, noch nichtdieRede war).Bleibt daszweite,das berliner Ultimatum. Wenn derKaiser- von Nußland,dem mans andenKopfzuwerfen gewagt hat, sich ihmbeugtunddieMobilisirung gegen Deutschlandrückgängig macht, sitzt ihm nochimmer dieKriegsgefahranderKehle:weil erdiemilitärischeVorbereitunggegendasmobileOesterreichnicht einstellt,dasdieEinstellunggarnichtverlangtundmitihmbei- naheschoneinigist.Vlödsinn,derdiehöchstenUralgipfelübersteigti Blinde Kinder tappenindenSumpf. Unddas hustendeTäub- chenan derSängerbrücketräumtnochvon Friedensrettung?«

»SeineHoheExcellenz, derenAuffassungich, ohneAndeutung eigener Bedenken, hierwiederzugeben berufen bin,stimmtmitden MinisternderWestmächteindem Glauben überein,daßderletzte berliner Entschlußvon derFrage abhängigsein wird,ob das Deutsche Reich fürchtenmuß,GroßbritaniennebenRußlandund- Frankreichzufinden.Aun hat,wieichmirdarzustellengestattete, SirEdward GreybeideParteien dadurch unsicherundzum Ver- gleichwilligzumachenversucht,daßerdieMachtoderGruppe, die einen,vernünftigenAusgleichvorschlag«abgelehnthätte,mit Englands Gegnerschaftoder, mindestens,eiskalter Neutralität bedrohte.DieseDrohung konnteunsereHautnichtritzenzwirhaben unsjatäglichzurAnnahme jedesvernünftigenVorschlagesbe- reiterklärtundsogar,vielleicht schonzulaut,umneue Formeln gebeten.Aber Grey hat noch mehrgethan.Erließ gestern durch GoschendemReichskanzlersagen:,UeberstehenwirdieKrisis undwirdderFriedeerhalten,dann werdeichallmeineKraft für ein(von Deutschlandmitzubeschließendes)Abkommen einsetzen, dasdemDeutschenReichvölligeSicherung gegeneinefeindsälige

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