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Stahl und Eisen, Jg. 27, No. 27

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Leiter des technischen Teiles Dr.-Ing. E .S c h r ö d t er,

Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen-

hflttenleute.

Kommissionsverlag von A. Bagel-DDsseldorf.

STAHL m EISEN

ZEITSCHRIFT

Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. B e u m e r , Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-

industrieller.

FÜR DAS D E U TS C H E EIS EN H Ü TTE N W ES EN .

N r. 27. 3. Ju li 1907. 27. Jahrgang.

Die neue S tah lw erk s-G eb läsem asch in e d e r A .-G . „ U n i o n “ zu D o rtm u n d .

(Hierzu Tafel X III).

I

| i e in Tafel X III dargestellte Gebläse- organe, so daß die Dainpfverteilung eine recht maschine befindet sicli schon seit längerer günstige ist. Die ganze Maschine ist außer- Zeit auf dein oben genannten W erke in B etrieb. ordentlich sta rk gebaut. Die Rahmen liegen Sie wurde gebaut von der M aschinenfabrik der ganzen Länge nach auf, sind jedoch aus E h r h a r d t & S e h m e r , G. m. b. H ., in Schleif- H erstellungsriicksichten zw eiteilig ausgefiilirt.

miihle-Saarbrücken. Die Maschine h a t folgende Die Dampfzylinder sind nicht, wie dies vielfach H auptabm essungen: geschieht, in der M itte, sondern an den hinteren D urchm esser des H ochdruckzylinders 1450 mm Enden u n te rstü tzt, um ein Schaukeln der großen

„ N ioderdruckzylinders 2250 „ Dampfzylinder auszuschließen.

„ beider W indzylinder . 2000 Die W indzylinder sind mit den Dampf- G em einsam er K o lb e n h u b ... 1800 „ z v lin d e rn d u rc h z w e ite ilig e Z w isc h e n stü c k e v e r- A d m issio n H -ö p a im u n "... 10 Atm. , " , , . . , , „ . W ind press ung ... 2,5 „ b,lnde.n > W elcho la n g ^n d , daß em Aus-

( norm al . . . . 50 i. d. Min. bauen der Daihpfkolben erfolgen kann, ohne m re uingszn i ^ „nxim al . . . . 60 „ die W indzylinder oder deren Deckel verschieben A nsaugevolum on bei 50 T ouren . . 1100 cbm zu müssen. Diese Anordnung v erg rö ß ert zw ar

00

” ’ ‘ '

1300

” etwras die Baulänge der Maschine, jedoch W enn auch die Abmessungen der Dampf- hat sie sich im Betriebe vorzüglich bew ährt, zylinder etwas kleiner gew ählt sind als bei der in Die W indzylinder schließen sich wieder kon- dieser Zeitschrift 1907 Nr. 15 S. 523 beschriebenen zentrisch an diese Zwischenstücke an, so daß Maschine, so ist doch die W indleistung genau die auftretenden K räfte durchaus sicher iibcr- die gleiche, da die Abmessungen der Gebläse- trag en werden und auch hier ein Schaukeln zylinder, sowie Hub und Tourenzahl überein- der W indzylinder ausgeschlossen ist.. Jeder stimmen. Die Durchmesser der Dampfzylinder W indzylinder besteht aus einer Laufbüchse mit reichen aber für die verlangte W indpressung Kühlmantel und aus zwei sich daran konzentrisch vollständig aus, da die Maschine auch bei ge- anschließenden ringförm igen K asten, welche die ringerem Dampfdruck den W ind bis auf 3 Atm. Ventile enthalten.

pressen kann. Die Maschine leistet stets die W ie bei allen ihren Gebläsemaschinen hat v erlangte A rbeit auch noch bei Betrieb ohne auch hier die ausführende Firm a mit V orteil

Kondensation. ihre bekannten Plättchenventile verw endet. Die

D er Hochdruckzylindor ist mit Ventil- Ventilkasten ruhen mit ihren Füßen in einem Steuerung ausgerüstet; die Zuführung des Dampfes Schlitten, so daß die Zylinder sich in der Längs- zu den E inlaßventilen erfolgt g etren n t vom richtung frei bewegen können. Die L uft wird Zylinder, weil die Maschine mit hoch über- zwischen den beiden Ventilkasten durch einen be- hitztem Dampf von 3 0 0 ° C. arbeitet. Die Ein- sonderen ringförm igen Raum von außen angesaugt, laßventilsteuerung ist vom W ärterstan d e aus Die Maschine besitzt einen eigenen unter verstellbar, so daß der Maschinist die der F lu r aufgestellten E inspritzkondensator, dessen jew eiligen Belastung und Umdrehungszahl ent- Pumpe vom Kurbelzapfen der Maschine aus an­

sprechenden Füllungsgrade leicht einstellen kann, getrieben wird. Zum Anlassen der Maschine D er Niederdruckzylinder hat C orliß-S teuerung ist ein D am pfklinkw erk vorgesehen, jedoch tr i t t mit getrenntem A ntrieb für E inlaß- und Auslaß- dieses nur bei etw aigen R eparaturen in T ätig-

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1

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934 Stahl und Eisen. Z u r F rage der R ißb ild u n g in Kesselblechen. 27. Jah rg . N r. 27.

keit, da die Maschine in jeder beliebigen K urbel­

stellung anspringen kann. Es ist zu diesem Zwecke eine besondere A nfalirvorrichtung v o r­

handen, welche das Anlassen der Maschine sowohl vom Hochdruck- wie vom Niederdruckzj'lim ler aus

g esta tte t. Sämtliche zur Bedienung der Maschine erforderlichen Handhebel und A pparate sind auf einer besonderen W ärterbühne vereinigt, so daß der Maschinist die Maschine gut übersehen kann und sie vollständig in der Hand hat.

Z u r Frage d e r Rißbildung in K esselblechen.

I

n der „Zeitschrift des Vereines deutscher In- genieure“ * sind zwei Fälle von Rissen in Kesselblechen behandelt. So dankensw ert das B estreben an sich ist, dazu beizutragen, diese F rag e der Lösung näher zu bringen, so ist es angesichts der genannten Veröffentlichungen an­

gezeigt, auf einige Mängel und grundsätzliche Bedenken hinzuweisen, die uns bei dem Studium der Berichte aufgefallen sind und die unserer Ansicht nach möglichst bald berücksichtigt werden müssen, sollen die heute vielerorts noch unklaren Anschauungen über die Ursachen der Risse nicht noch mehr v e rw irrt werden. W ir hoffen durch diese A nregung auch unsererseits zur Lösung der wichtigen F rag e beitragen zu können.

F ü r die U ntersuchung von Blechen, welche zu Beanstandungen Veranlassung gegeben haben, muß zuerst der Grundsatz festgelegt werden, daß dieselbe an den Teilen der Bleche vor­

genommen wird, die in unm ittelbarer Nähe der Bruchstelle liegen. Es ist bekannt, daß F lu ß ­ eisen allerbester Beschaffenheit Verschiedenheiten der chemischen Zusammensetzung und der physi­

kalischen Eigenschaften aufweist, welche in der H erstellungsart und den chemischen Eigen­

schaften der in F ra g e kommenden Elemente begründet sind und welche unmöglich gänzlicli beseitigt werden können. Die verschiedenen Teile eines Bleches müssen daher, wie auch schon O t t o * * nachgewiesen hat, immer ein v e r­

schiedenes V erhalten zeigen. Es ist daher un­

zulässig, das V erhalten eines Teiles eines Bleches auf die Eigenschaften eines ändern Teiles zu übertragen.

Aber nicht nur diese Verschiedenheiten treten auf, sondern es können noch viel größere Un­

gleichheiten dadurch entstehen, daß die Bleche bei ih rer H erstellung an einzelnen Stellen v er­

schieden behandelt werden. Es ist da zunächst daran zu erinnern, daß Brammen, welche zur H erstellung von Blechen benutzt werden sollen, schon im W ärm ofen an einzelnen Stellen über­

h itzt werden können, daß wiederum das gleiche bei dem Ausglühen der Bleche eintreten kann, oder daß dieses Ausglühen an einzelnen Stellen nicht sta rk genug vorgenommen worden ist.

* C. B a c h : A ufreißen eines Kessoldomes bei dor D ruckprobe, 1907 N r. 12 S. 465; aowie Ergebnisse der U ntersuchung eines bei der D ruckprobe auf­

gerissenen Ivosselbleches, 1907 N r. 19 S. 747.

** „Stahl und E isen“ 1903 N r. 24 S. 1369.

Sodann kann ungleichmäßiges Abkühlen der Bleche die Eigenschaften derselben beeinträchtigen.

Endlich aber und zw ar wieder in viel größerem Maße kann bei der W eiterverarbeitung der Bleche zu Kesseln gesündigt werden.

Es braucht da nur an das Stanzen der Löcher, an das einseitige Ausglühen von einzelnen Teilen, an das W arm anrichten oder an das H a n d w a r m ­ bearbeiten erinnert zu werden. Auch das Aus­

ziehen von E cken, das Bördeln von Flanschen usw. kann große unberechenbare V eränderungen der Eigenschaften erzeugen. Endlich h at der Betrieb der Kessel und die W artu n g häufig großen Einfluß auf die Eigenschaften der Bleche.

Die allerm eisten Beeinflussungen der ge­

schilderten A rt tre te n nur an einzelnen Teilen der Bleche auf. Es muß also als durchaus un­

zulässig bezeichnet werden, von dem V erhalten von Blechteilen, welche die ungünstig beein­

flußten Stellen nicht enthalten, auf die Eigen­

schaften zu schließen, welche dem Blech an der Bruchstelle eigentümlich w aren. Die lokalen Be­

einflussungen sind oft auf einen so kleinen Raum beschränkt, daß es Schwierigkeiten machen wird, die Beeinflussung überhaupt in ein zu nehmendes Probestück hereinzubekommen, z. B. treten bei überlappten Nietungen stark e Beanspruchungen nur in der Linie der N ietreihe auf, und gerade in der Linie liegen dann die Risse. W ird nun selbst eine Probe direkt neben dem Riß ent­

nommen und werden zur H erstellung der p ar­

allelen Seitenflächen des Probestückes auch nur 5 mm abgefräst, so kann unter Umständen schon das ganze oder ein g roßer Teil des durch die Biegungsspannungen veränderten M aterials be­

seitig t sein und die Probe gibt nicht mehr ein wirklich richtiges Bild der an dor R ißstelle zu r Zeit des E intretens des Risses herrschenden Zustände.

Als völlig unzulässig muß es nun erst recht bezeichnet werden, wenn genommene Probestücke durch irgendwelche Behandlung in ihrem Zu­

stande verändert werden, d. h. wenn dieselben warm gerade gerichtet oder g a r längerem Glühen unterw orfen werden. Proben le tz te re r A rt sind gänzlich ungeeignet, zur Beurteilung herangezogen zu werden. W ir gehen hier so weit, zu wünschen, daß Untersuchungaergebnisse, welche u nter Nichtachtung obiger G rundsätze erzielt wurden, nicht veröffentlicht werden dürften, da sie zu erheblichen Trugschlüssen, wie

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3. Ju li 1907. Z u r F rage der R iß b ild u n g in Kesselblechen. Stahl und Elsen. 935 z. B. „das M aterial h at im Kessel den W ü rz­

burger Normen gen ü g t“ oder „die U nter- sucliungsmethoden der W ürzburger Normen be­

deuten eine abgelaufene Phase des P rüfungs­

w esens11, Veranlassung geben.

W ill man die Ursache des A uftretens eines Risses ergründen, so muß man zuerst möglichst genau die Eigenschaften des Bleches feststellen, welche es zur Zeit des E intretens des Risses hatte. E rst wenn das völlig einwandfrei ge­

schehen ist, können andere bezw. müssen andere Erw ägungen P la tz greifen.

Hierhin gehört zuerst dio F ra g e : „Sind die gefundenen Eigenschaften auf die Q ualität des zur H erstellung des Bleches verwendeten F lu ß ­ eisens zuriickzuführen oder sind die Eigenschaften erst später erw orben?“

Die Eigenschaften des Flußeisens können in gewissen, jedoch n i c h t i m m e r z u t r e f f e n d e n Grenzen durch eine Analyse festgestellt werden.

Dieselbe darf sich natürlich nicht auf die landläufige Bestimmung von Kohlenstoff, Mangan, Schwefel und Phosphor beschränken, sondern muß vor allem auch z. B. den Sauerstoffgehalt einwand­

frei feststellen. Leider gibt es hierfür und auch für andere ähnliche Untersuchungen noch keine sicheren Methoden, wenigstens keine sol­

chen, welche für die P rax is brauchbar erscheinen.

Aus solchen Erw ägungen heraus ist es heute auch unmöglich, die Analyse in dem Umfange, wie sie je tz t üblich ist, als integrierenden Bestand­

teil in die Abnahmevorschriften aufzunehmen, denn abgesehen von auch bei landläufigen Ana­

lysen nur zu leicht auftretenden Fehlern, können dieselben oft keine G rundlage zu r B eurteilung der Q ualität abgeben.

Gibt die Analyse nicht genügend Aufschluß über die Q ualität des verwendeten Flußeisens, so muß eben ein Mittel herangezogen werden, das gerissene Blech in den ursprünglichen Zu­

stand zurückzuversetzen. D er Hüttenm ann hat nun mit dem Ausglühen von Eisen ein Mittel in der H and, den letzteren, wenn auch nicht gänzlich, so doch annähernd wieder herzustellen.

W ohl solange Eisen überhaupt erzeugt wird, weiß der H üttenm ann, daß er die Einflüsse des W alzens, Schmiedens, Stanzens, Abschreckens, einseitigen Erw ärm ens, Biegens usw. und auch die der sogenannten inneren Spannungen durch vorsichtiges gleichmäßiges Glühen bei guter K irschrothitze und darauffolgendes langsames gleichmäßiges Abkühlen annähernd wieder auf- heben kann.

Die in den letzten Ja h re n von vielen F o r­

schern angestellten Versuche haben die wünschens­

w erten Aufschlüsse über die inneren Vorgänge bei dem Glühen erbracht, und uns M ittel an die Hand gegeben, V eränderungen in den Zuständen des Eisens zu erkennen. Sie haben auch die alte E rfahrung b e stä tig t, daß schlechtes Eisen

durch Ausglühen nicht zu gutem Eisen gemacht werden kann. D as Ausglühen ermöglicht es daher zu entscheiden, ob etw a schlechte Eigen­

schaften von Blechen auf die Q ualität des v er­

wendeten Flußeisens oder auf dessen nachherige B earbeitung zurückzuführen sind.

D er zweite S ch ritt in der Untersuchung eines fehlerhaften Bleches muß darin bestehen, wiederum Teile desselben, welche möglichst nahe an der Bruchstelle liegen, richtig zu glühen und sie demnächst den gleichen Prüfungen wie vorher zu unterw erfen. Die Differenz der Ergebnisse dürfte auf irgendwelche unrichtige Bearbeitung oder Behandlung zurückzuführen sein.

D er d ritte S chritt müßte dann darin bestehen, zwei w eitere Reihen Proben möglichst w eit von der R ißstelle zu entnehmen, und die eine mög­

lichst in dem Zustande, in welchem das Blech sich im Kessel befand, und die zweite wiederum ausgeglüht zu erproben. Diese d ritte U nter­

suchung ist nötig, um festzustellen, ob das ganze Blech oder nur Teile desselben gut oder schlecht gewesen sind, z. B. ob ein Blech am oberen Kopf zu wenig beschnitten w ar und für eine L änge von 50, 100, 200 mm Eigenschaften be­

sitzt, welche von denen des übrigen Bleches mehr abweichen, als dieses durch die natürlichen nicht zu vermeidenden Schwankungen bedingt ist.

W ird durch eine solche E rprobung beispiels­

weise festg estellt, daß die Q ualität des v e r­

wendeten M aterials g u t w ar, so bleibt noch die schwierige F ra g e zu lösen, in welchem Stadium der W eiterverarbeitung das Blech die ungün­

stigen Eigenschaften angenommen hat,, und zw ar ob das im W alzw erk, bei der Zurichtung, in der Presserei oder Schw eißerei, in der Kessel­

schmiede oder endlich bei dem Betriebe des Kessels der F all w,t.

Es würde zu w eit führen, diejenigen M ittel, welche derartig e so sehr nötigen Untersuchungen ermöglichen, hier zu besprechen. Es erscheint viel­

mehr angebracht, die A usarbeitung der (Jnter- suchungsmetlioden der Kommission zu überlassen, welche vom Verein deutscher Ingenieure ein­

g esetzt ist oder welche demnächst im Deutschen Reicli für die Fortbildung der Normen eingesetzt werden wird.

Die Veröffentlichungen in der „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“ trag en nur in beschränktem Maße den obigen Ausführungen Rechnung. Zunächst scheinen dio vorgenommenen U ntersuchungen zu sehr nach den üblichen G rundsätzen der rein mechanischen Erprobung vorgenommen zu sein und lassen beinahe jede hüttenm ännische E rw ägung vermissen. Sodann sind die Grundlagen, auf welchen die Erprobung aufgebaut wurde, in vieler Beziehung nicht ein­

wandfrei. Endlich können die aus den E rgeb­

nissen gezogenen Schlüsse nicht in allen Teilen als rich tig anerkannt werden. Auch scheinen

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936 Stahl und Eisen. Z u r F rage der R ißb ild u n g in Kesselblechen. 27. J a h rg . Nr. 27.

sie den beabsichtigten Zweck, nämlich belehrend zu wirken und A nregung zur Vermeidung der Vorkommnisse zu geben, nicht zu erfüllen, denn sie enthalten sich jeden U rtciles bezw.

jeder Schlußfolgerung, welche der P ra k tik e r für seine Fabrikation verwenden könnte. Sie sind sogar geeignet, in gewissen K reisen der In­

dustrie irrtüm liche Anschauungen hervorzurufen.

Zur Begründung vorstehender Ansichten wollen wir die beiden vorgetragenen Fälle näher betrachten.

I. „Zeitschrift des Vereines deutscher In ­ genieure“ 1907 N r. 12 S. 4 6 5 : Es handelt sich um ein Dommantelblech, welches bei der D ruckprobe klaffend aufriß.

D er F all hat sich in O e s t e r r e i c h ereignet und ist insofern von Bedeutung, als durch das ausströmende W asser ein Mann

8 1/2

m fort-

geschleudert und g etö tet wurde. D er ursprüng­

lich* über den Unfall veröffentlichte Bericht findet sich auch in der „Zeitschrift des B ay­

rischen Revisions-V ereines“ 1906 N r. 3 S. 25.

Nach der D arstellung in letz te re r, welcher auch obenstehende Zeichnung entnommen ist (Abbil­

dung

1

), soll der Riß an den oberen zwei Nieten begonnen haben und nach unten bis in die Krempe verlaufen sein. Diese Annahme er­

scheint nicht r ic h tig ; zweifellos ist bei der Druckprobe im Dom noch L uft vorhanden ge­

wesen, denn sonst h ätte das W asser nicht in solcher Menge und mit solcher Gewalt aus­

strömen können, um einen Mann

8 ‘ /2

m weit zu schleudern. H ätte der R iß an den oberen Nieten begonnen, so w äre zweifellos zuerst die komprimierte L uft entwichen und es h ä tte eine E n tlastu n g des Druckes ohne H erausschleudern nennensw erter W assermengen stattgefunden. Es muß also angenommen werden, daß der Riß unten am Flansch angefangen und sich von dort nach oben verlängert hat. Dies ist auch wahrscheinlich, weil das M aterial an dem Flansch am stärk sten durch Bearbeitung beeinflußt worden

* „Z eitschrift der D am pfkessel-U ntersuchungs­

und V ersicherungsgesellschaft in W ien“ 1905 S. 153.

w ar. Es ist anzunehmen, daß die Bearbeitung der Bördelung bei nicht genügender oder zu g ro ß er W ärm e stattfan d und bezüglich ihrer Form nicht genau genug erfolgte, und daß die Nieten in derN ähe dorm ita(A bbild. l)bezeiclineten Stelle das vorher nicht genügend anliegende Blech der Krempe auf den Kesselmantel h er­

untergezogen haben, wodurch eine unbegrenzte Spannung im Blech des Dommantels an der Stelle entstand, an welcher sich der gabelförmige Riß befindet. An der Stelle scheint auch das Bloch ausnahmsweise spröde gewesen zu sein, denn an derselben ist ein kleines Stück g a n z ausgebrochen.

D iein der ersten V eröffentlichungdesBayrischen Revisions-Vereines wiedergegebenen Ergebnisse von Zerreißversuchen g estatten leider keinerlei Rückschluß auf den Zustand, in welchem sich das Blech zur Zeit als der Bruch ein trat, befunden hat, denn es ist nicht angegeben, ob die dem Blech entnommenen Proben ausgeglüht worden sind oder nicht. W erden die gefundenen Resul­

tate mit denjenigen des H rn. von Bach ver­

glichen, so liegt die Vermutung nahe, daß ein Ausglühen oder wenigstens W arm geraderichteu der Proben stattgefunden hat, wodurch natürlich ein Rückschluß auf die Beschaffenheit in un­

geglühtem Zustande unmöglich wird. Die bei den R esultaten angeführte Fußnotiz („Z ugfestig­

keit und Dehnung entsprechen jedocli vollständig der einschlägigen V orschrift der W ü r z ­ b u r g e r N o r m e n für Flußeisenmautelblech.

L etzteres ist für nicht beheizte Dommäntel nach denselben Normen zulässig. K ontraktionsziffern sind darin nicht vorgeschrieben“) lä ß t sich aus den R esultaten auch nicht rechtfertigen, da die höchst zulässige F estig k eit der W ürzburger Normen 45 kg b eträg t, während die gefundene F estigkeit der einen wahrscheinlich geglühten Probe 45,8 kg nachweist. Bei dem ersten B ericht ist sehr zu bedauern, daß keinerlei Erhebungen darüber angestellt worden sind, wie das Blech nach seiner W alzung im W alzw erk (w ar es z. B.

nach dem W alzen ausgeglüht?) oder in der Kessel­

schmiede behandelt und bearbeitet worden ist.

U nter Berücksichtigung der Q ualität der je tz t in der Regel von guten W alzw erken her­

gestellten Bleche kann nicht oft genug darauf liingewiesen werden, daß gerade die W eiterv er­

arbeitung der Bleche in der Schmiede und die Beanspruchung derselben im Betrieb der schärf­

sten Ueberwachung bedürfen, weil gerade V er­

fehlungen in dieser Richtung für den größten Teil aller R isse, welche an Kesseln auftreten, verantw ortlich gemacht werden müssen.

D er je tz t vorliegende B ericht des H errn v o n B a c h gibt auch keinerlei Aufschluß über die W eiterverarbeitung des Bleches. Seine Proben sind einem Stück entnommen, bei wel­

chem nicht feststeht, aus welchem Teil des

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3. Ju li 1907. Z u r F rage der R iß b ild u n g in Kessclblechcn. Stahl und Eisen. 937 Dommantels es kerausgesclinitten w ar. Jeden­

falls sind die Proben nicht in der Nähe des Risses entnommen worden. Der Z u stan d , in welchem sich das Blech an der Rißstelle befand, ist also gänzlich unaufgeklärt. Besonders der Zustand an der unteren gabelförmigen R ißstelle h ätte festgelegt werden müssen. Die Versuchs­

ergebnisse sind hierunter kurz zusammengestellt.

F e s tig k e it

kK r. d.

i|]hiu

Dchuung

% auf 200 mm

K o n tra k tio n

% des u rs p rü n g l.

Q u er­

s c h n itte s

E inlieferungs­

zustand

47,83 : 40,90 40,82 47,72*

20,1 15,7**

12,1**

55.7 50,2 51.8

Im ausgeglühten Zustande . . . Bei 1 00u C. . . .

„ 200° C. . .

„ 3 000 C. . . .

40.28 57.29 04,90 50,02

a u f 180 mn.

28,8 18,8 30,7 31,2

02,2 39,1 35,7 59,0

C Si Mit C r NI Cu

A nalyse 0,12G 0.0131 0,225 0,005 0,008 0,0175

S 1> As

0,041s 0,112 0,0122

V e rb ra u c h te A rb e it

lierbschlftgbiegeprobo: zum

im Einlieferungszustand . . . 0.39 m kg/qcm dunkelrot g e g l ü h t ...0,55 H artbiegeprobe, dunkel­

rot geglüht . . . gebrochen, W arm biegeprobe . . . gut, K altbiegeprobe im Ein­

lieferungszustand . . außen gut, innen angebrochen.

In einer Schlußzusammenfassung kommt der V erfasser dann zu dem Ergebnis, daß das Ma­

terial die H artbiegeprobe nicht bestanden habe und daß die gefundene Sprödigkeit wohl auf un­

geeignete Behandlung des Bleches zurückzu­

führen sei. Die vorgenommene Untersuchung lä ß t also im Hinblick auf die oben festgelegten G rundsätze manches zu wünschen übrig.

Zunächst würde wohl darauf aufmerksam zu machen sein, daß die geringe „S treckung“ , welche der Stab im Einlieferungszustande gezeigt hat, auf eine H ärtung hinw eist, denn gerade bei ge­

härteten Proben wird oft das Verschwinden der

„S treckung“ beobachtet. Es ist nicht deutlich angegeben, jedoch wohl anzunehmen, daß die U nter­

suchung der Festigkeitseigenschaften bei

1 0 0

°, 2 0 0 ° und 3 0 0 ° C. an vorher ausgeglühten Proben vorgenommen wurde. Das Bild der Eigenschaften des M aterials, wie es sich im Kessel befand, würde bei weitem mehr g ek lärt worden sein, wenn die Zerreißproben bei

* Alle Ergebnisse sind höher als nach den W ürz­

burger Noimen zulässig.

** Dehnung und Q ualitätszahl genügen den W ürz­

b urger Normen nicht.

höherer Tem peratur auch an Proben im Einliefe­

rungszustande vorgenommen worden w ären. Es würde daun der ungünstige Einfluß der E r­

wärmung sich zu demjenigen hinzuaddiert haben, welcher schon durch die ungünstige Vor­

behandlung des Bleches entstanden war.

Die Analyse zeigt, daß es sich um basisches M aterial handelt, es fällt in derselben der niedrige M angaugehalt und der hohe Phosphorgehalt auf.

Man kann daher verm uten, daß die betreffende Charge nicht ganz normal w ar, jedoch wird diese Annahme dadurch zweifelhaft, daß die ausgeglühte Probe bei über 40 kg F estigkeit beinahe 29 °/o Dehnung hatte, wodurch der W unsch nach einer Kontrolle der Analyse nahegelegt wird. Die H a rt­

biegeprobe erscheint in der A rt ihrer Ausführung nicht ganz einwandfrei. Dieselbe wurde auf d u n k l e K irschrothitze erw ärm t. Eine solche Erw ärm ung genügt kaum, die ungünstigen Ein­

flüsse der vorherigen unrichtigen Behandlung aufzuheben, ist vielm ehr unter Umständen ge­

eignet, die vorher erlangte Sprödigkeit noch zu steigern. D er H ärtung der Probe h ätte e i n l ä n g e r d a u e r n d e s G l ü h e n bei wenigstens 900° C.

vorhergehen müssen, und es erscheint sehr zweifel­

haft, ob auch bei einer solchen Behandlung die Hartbiegeprobe gebrochen sein würde.

Das gleiche bezüglich des Ausglühens muß von der Kerbschlagbiegeprobe gesagt werden, auch diese scheint nicht genügend ausgeglüht worden zu sein, um die vorher vorhandenen un­

günstigen Einflüsse zu beseitigen. Auch hier er­

scheint es nicht ausgeschlossen, daß bei rich­

tigem Ausglühen der Probe die geglühten Stäbe sehr viel bessere R esultate gezeigt hätten. Der Unterschied zwischen der Erprobung im nicht geglühten und geglühten Zustande ist daher wahrscheinlich g rößer als die Versuche nach­

gewiesen haben.

Aus dem Gesagten ergibt sich, daß keines­

wegs feststeht, daß das Blech bezw. das zu demselben verwendete Flußeisen den W ürz­

burger Normen ursprünglich nicht entsprochen hat. Es ist vielm ehr mit W ahrscheinlichkeit an­

zunehmen, das es genügt hat, besonders wenn sich heraussteilen sollte, daß die gegebene Analyse nicht gänzlicli einwandfrei ist.

W ird nun angenommen, daß das zu dem Blech verwendete Flußeisen den Anforderungen der W ürzburger Nonnen entsprochen hat, so muß k lar erm ittelt werden, warum das Blech trotzdem bei der Druckprobe gebrochen ist.

Aus dem ersten Bericht ist ersichtlich, daß das M aterial im kalten Zustande so spröde w ar, daß mit einem Handhammer Stücke abgeschlagen werden konnten. Es handelt sich bei dieser Beobachtung anscheinend um Stellen, welche sich in der Nähe des unteren Endes des aufgetretenen Risses befunden haben. Es ist also wohl mit Sicherheit auzunehmen, daß das Blech eine

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938 Stahl und Eisen. Z u r F rage der R iß b ild u n g in Kesselblechen. 27. J a h rg . N r. 27.

ganz außergewöhnlich ungünstige W ärm ebehand­

lung erfahren hat. Ausgeschlossen ist z. B.

nicht, daß das Blech schon als Bramme im Sehweißofen sta rk ü b erh itzt w urde, ausgeschlossen ist ferner nicht, daß es nach dem W alzen nicht ausgeglüht worden ist, und endlich ist es höchst wahrscheinlich, daß es in der Kesselschmiede beim Umllanschen a rg mißhandelt wurde. Schließlich ist aus dem Ergebnis der sehr guten m ikro­

skopischen Untersuchung des Kleingefüges (der Be­

richt sagt darüber: „das Aussehen des P erlits ruft den Eindruck wach, als habe das M aterial v er­

hältnism äßig rasche Abkühlung erfahren, etwa durch Nässe, L uftzug, Berührung m it Eisenteilen oder dergleichen“) zu ersehen, daß wahrscheinlich nach dem Bearbeiten in der Schmiede noch eine plötzliche Abkühlung bezw. H ärtung s ta tt­

gefunden hat.

W ird angenommen, daß bei diesem Blech ausnahmsweise alle die geschilderten ungünstigen Vorkommnisse zusammengewirkt haben, so ist tro tz guten verwendeten Flußeisens das Vor­

halten des Bleches im Kessel bei der D ruck­

probe nicht verwunderlich.

Es muß nun mit Recht die F rag e aufgeworfen werden, ob die Untersuchungsmethoden der W ürzburger Normen geeignet sind, solche V or­

kommnisse zu verhindern. Zunächst muß jedoch festgestellt werden, daß im allgemeinen keinerlei P rüfungsvorschriften verhindern werden, daß nicht auch einmal ungeeignetes M aterial un­

erkannt durchgeht, aber es muß auch festgelegt werden, daß natürlich die Abnahmevorschriften nicht dafür verantw ortlich gemacht werden können, wenn n a c h erfolgter Abnahme ein Ma­

terial durch unrichtige Behandlung Eigenschaften annimmt, welche cs für seinen Verwendungs­

zweck ungeeignet erscheinen lassen. Die Auf­

gabe der A bnahmevorschriften kann also nur sein, M aterial, welches zur Zeit der Vornahme der Prüfung für die Verwendung ungeeignet ist, auszuschließen.

Leider genügen die vorliegenden Priifungs- ergebnisso nicht, festzustellen, ob das M aterial vor oder nach seiner P rüfung (wenn es über­

haupt einer solchen unterw orfen worden ist) die schlechten Eigenschaften angenommen hat. Es ist auch nicht festzustellen, ob das Blech als Mantelblech oder als Feuerblech bestellt wurde.

W ird jedoch angenommen, das Blech habe v o r seiner P rüfung schon die aus den Versuchs­

ergebnissen ersichtlichen Eigenschaften gehabt, so h ä tte es zweifellos bei nur oberflächlich rich­

tig er Handhabung der W ürzburger Normen von der Verwendung ausgeschlossen werden müssen, denn seine F estigkeit w ar beinahe 3 kg höher als die zulässige H öchstfestigkeit der W ürzburger Normen; das Brechen der H artbiegeprobe sowie die geringe Dehnung hätten es auch ungeeignet erscheinen lassen. H at das Blech aber e rst n a c h

seiner Erprobung infolge unrichtiger Behandlung seine schlechten Eigenschaften angenommen, so kann die Prüfungsvorschrift der Normen hierfür nicht verantw ortlich gemacht werden.

Die erzielten Versuchsergebnisse haben jeden­

falls keinerlei Beweis dafür erbracht, daß die Untersuchungsmethoden der W ü rzb u rg er Normen nicht geeignet sind, mangelhaftes M aterial von der Verwendung auszuschließen, eher ist das Gegenteil der F all.

II. „Z eitschrift des Vereines deutscher In­

genieure“ 1907 N r. 19 S. 747:

Die Erprobung dieses zweiten Falles entspricht noch weniger als der erste den von uns im E ingang aufgestellten Forderungen. Es ist bedauerlich, daß dem B erich terstatter nur so wenig M aterial zu r V erfügung gestanden hat, daß er gezwungen w ar sich auf Versuche zu stützen, welche an d ritte r Stelle gemacht wurden und von welchen nicht angegeben ist, wie und u nter welchen V er­

hältnissen die Zahlen erm ittelt wurden. Selbst die Einzelergebnisse sind nicht angegeben und is t es z. B. g a r nicht ausgeschlossen, daß bei den Zugversuchen Festigkeiten von 34 kg mit Dehnungen von 21°/o zusammen getroffen sind.

Das würde von vornherein den W ürzburger Normen nicht entsprechen, da die Dehnung an sich und auch die Q ualitätszahl nicht erreicht sein würde. Es ist daher nicht verständlich, womit der B e rich terstatter den Ausspruch

1

seiner Zusammenfassung rechtfertigen will, in welchem er sagt, „das M aterial an sich h at die W ürzburger Normen b efried ig t“ , denn selbst die höchstgefundene F estigkeit ergibt mit der niedrigsten Dehnung kein nach den Normen aus­

reichendes Ergebnis.

Diese Auffassung ist um so bedauerlicher, als der Ausspruch 1 in den letzten Ja h re n zu einem Schlagw ort gegen die W ü rzb u rg er Normen ge­

worden ist und uns kein F all in der E rinnerung ist, in welchem er, so oft er auch ausgesprochen wurde, einer näheren P rüfung h ä tte standhalten können. Dieses Schlagw ort ist von den ver­

schiedensten Seiten tro tz seiner U nrichtigkeit so oft w iederholt worden, daß eine große Zahl von Ingenieuren, welche mit Kesseln zu tun haben, an dasselbe wie an ein Evangelium glauben. Es ist die höchste Zeit, der W eiter­

verbreitung solcher Schlagw orte entgegenzutreten.

Die Schmiedeprobe h a t auch den W ü rz­

burger Normen nicht g e n ü g t, denn sie zeigte

„Spuren von R issen“ . Es ist schon früher in dieser Zeitschrift* darauf hingewiesen worden, daß gerade diese Probe ganz einwandfrei sein müsse.

Die chemische Untersuchung können wir auch nicht fü r einwandfrei halten und beson­

ders die Schlußfolgerungen nicht als berechtigt

* „S tahl und E isen" 1906 N r. 3 S. 131.

(7)

3. Ju li 1907. Die G ießerei-Anlagen der K öniglichen Fachschule z u Siegen. Stahl und Eisen. 939 anerkennen. W ir wollen nur die Schwefel-

bestimmungen herausgreifen. W ir halten es für unmöglich, daß in irgend einem Teile eines Kesselbleches nur 0,001 °/o Schwefel vorhanden sein kann. Besonders ist das ausgeschlossen, wenn es sich um die Oberfläche eines Bleches handelt, denn diese ist im Block zu erst und sehr schnell e rs ta rrt und muß daher ungefähr den D urchschnittsgehalt der ganzen Charge an Schwefel aufweisen. Ebenso unmöglich ist das R esultat, welches 0,232 o/o Schwefel nachweist.

Soweit es nach den gemachten Angaben möglich ist, den vorliegenden F all zu beurteilen, handelt es sich um ein Blech, welches im W alz­

werk am oberen Kopf zu wenig beschnitten worden w ar, und welches beinahe den ganzen L unker und die ganze u n ter demselben liegende Seigerung noch enthielt. Abgesehen von dem allgemeinen V er­

halten ist dies auch schon aus den guten mikro­

skopischen Untersuchungen m it Sicherheit zu schließen.

D er Analysenbefund von 0,232 °/o Schwefel ist dadurch zu erklären, daß der obere Kopf des

Blockes und auch des Bleches m it zahlreichen kleinen Einschlüssen von Schwefelmangan durch­

se tz t w ar, dessen Schwefel zusammen mit dem­

jenigen des Flußeisens bestimmt worden ist.

D araus müßte dann eigentlich ein höherer Man- gangehalt der Probe sich ergeben. Da jedoch im oberen Kopfe von Blöcken auch eine An­

reicherung von Sauerstoff bezw. Eisenoxydul au ftritt, w ird wohl ein Teil des Mangans des M aterials als Manganoxydul in die Schlacke ge­

gangen sein, welche sich auf den meisten Blöcken ansaininelt. Schlüsse aus Analysen von Fiußeisen sollten ohne sachverständige B egut­

achtung vom m etallurgischen Standpunkt nicht, wie geschehen, veröffentlicht werden.

Im vorliegenden Falle muß jed er unbefangene L eser annehm en, daß im Flußeisen Schwefel­

ausseigerungen von

1

bis zu 232 Tausendstel P rozenten möglich seien.

D er B ericht über diesen F all in der veröffent­

lichten Form berechtigt beinahe in keinem einzigen P unkte zu einwandfreien Schlüssen, bietet dagegen leider V eranlassung zu Trugschlüssen. Eichhoff.

Die G ie ß e re i-A n la g e n d e r K öniglichen Fachschule für die Eisen- u n d Stahlindustrie des Siegener L a n d e s z u Siegen.

I | e r H auptzw eck der Anlagen ist, den Scliii- ' lern Gelegenheit zu geben, sich im Formen zu üben und das Schmelzen und Gießen der Me­

talle, namentlich des Gußeisens, durch eigene B etätigung kennen zu lernen. H ierzu dienen neben der Sandgrube und einigen Einrichtungen zur Tischform erei sowie der Formmaschine eine T iegelofen-A nlage und ein Kupolofen. Beide Anlagen weisen den üblichen Einrichtungen gegen­

über Unterschiede auf, die zunächst m it dem Zweck, jungen Leuten als Lelirobjekt zu dienen, Zusammenhängen, aber doch vielleicht fü r die Fabrikationspraxis m it V orteil verw endet werden können.

Die vom R eferenten in den achtziger Jahren ausgeführte T i e g e l o f e n - A u l a g e in der R e m ­ s e b e i d e r Fachschule besitzt die am meisten in der P raxis gebräuchliche E inrichtung, den Tiegel­

ofen ganz in den Boden zu versenken. D er zur Bedienung der beiden dort vorhandenen Oefen e r­

forderliche Schacht liegt zwischen diesen, und zum Herausheben der Tiegel dient ein K ran, der sich von dem einen Schacht zum ändern schwenken lä ß t. Diese Anordnung h at den V orteil einer möglichst geringen W ärm eausstrahlung, aber den Nachteil der etwas schwierigen Bedienung, welche die V erwendung von Schülern zu diesem Zweck au ssc h lie ß t: der Schmelzer muß mit der Tiegelzange in die sehr hohe G lut hinab­

reichen, um den Tiegel zu heben, der dann freilich leicht mit Hilfe des genannten K ranes

herausgehoben wird. Da nun in Remscheid sowohl als auch in Siegen das Streben dahin vorherrscht, daß die Schüler m öglichst alles selbst durchführen, so glaubte ich fü r Siegen von dieser Anordnung Abstand nehmen zu müssen, zumal sowohl die Eisen- wie die S tahl­

gießereien bekanntlich längst über Oefen v e r­

fügen, bei denen sich der Schacht ü b e r dem Boden befindet. Da indessen der R ost hier wieder zu hoch liegt, um von den Schülern be­

quem bedient werden zu können, legte ich ihn in Siegen in Fußbodenhöhe, so daß der Tiegel eben nur horizontal bew egt zu w erden braucht, um aus dem Ofen herausgenommen zu werden.

Zum Verschluß dient ein aus feuerfesten Steinen bezw. einem gußeisernen W inkel bestehender E insatz, der mit einer Hülse versehen ist und mit Hilfe eines an einer Laufrolle hängenden Hobels leicht herausgehoben werden kann.

In der Abbildung 1 sieht man zunächst die ganze W e rk s ta tt, wo u nter V II die Gießerei- A nlage dargestellt ist.* Abbildung 2 zeigt die beiden Tiegelöfen, von denen der eine durch Herausheben des Einsatzes geöffnet ist. Zwischen beiden lieg t ein 80 cm tiefer Schacht, der be­

quem zugänglich ist und zur Luftzuführung sowie zum Herausziehen eines Teils der Roststäbe be­

stimmt ist, wenn ein T iegel herausgenommeu

* D ie A nordnung h a t jü n g st durch A usw echselung der A bteilungen II und X I eine A enderung erfahren.

(8)

940 Stahl and Eißen. Die G ießerei-Anlagen der Königlichen Fachschule zu Siegen. 27. Ja h rg . Nr. 27.

werden soll. Es bleiben dann nur noch soviel Roststäbe — 25-inin-Quadrateisenstangen— liegen, als zum T ragen des Tiegels erforderlich sind.

Dieser stellt natürlich auf einem Käse und wird auf beiden Seiten von Koks befreit, der durch die durch das Herausziehen der vorderen und hinteren R oststäbe entstandenen Lücken her­

unterfällt bezw. heruntergestoßen wird. Ist der Tiegel frei, so w ird er mit der an einem Roll- haken schwebenden Zange gepackt und leicht nach vorn herausgenommen, um der eigentlichen Tiegelzange behufs des Gießens übergeben zu werden. Die Abbildung 2 zeigt links den Tiegel, nachdem er soeben den Ofen verlassen.

Diese Anordnung hat also den V orteil der sehr bequemen Bedienung. D er vielleicht zu befürchtende N achteil des zu großen W ärme-

Ofen dieser A rt, der je gebaut w orden: unten 40 cm i. 1., und h at nie befriedigt, weil eben die W eite im V erhältnis zum Zug zu gering w ar. Es g a lt nun, ihn umzubauen, also das fortzulassen, was sich für Sclnilzwecke nicht bew ährt h a t t e , und das beizubehalten, was geeignet erschien. Fortzulassen w ar die Ab­

saugung, welche durch Druckwind e rse tz t wurde; beibehalten aber wurde zunächst der dem H erbertzofen eigentümliche abfahrbare Herd.

Dieser ist gerade für Schulzwecke außerordent­

lich dienlich, weil das Ausräumen sehr erleich­

te rt wird. Die hierfür sonst erforderliche, meist außen ins F reie führende Oefihung entfällt vollständig und damit die diesbezügliche recht schwere und h arte A rbeit, und das ganze Ausräumen ist nunmehr mit Hilfe einiger Stangen selb sf von

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A bbildung 1. Die L ehrw erkstätten der K öniglichen F achschule zu Siegen.

I. G a r d e r o b e u n d W a s c b r a u m . I I . T i s c h l e r e i : l. H o b e lb ä n k e , 2. A b ric h te m a s c h in e , 3. B a n d s ä g e . I I I . E l e k t r o t e c h ­ n i s c h e s A r b e 1t s z l m m e r. IV . H o l z d r e h e r e i : 4 . H o lz d re h b ä n k e , ö .D rü c k b a n k , 6 . D a m p fk e s s e l, 7. V o rw ä rm e r, 8 .S c h o rn ste in , 9. E x h a u sto r, 10. E le k tro m o to r, 11. D y n am o , 12. V e n tila to r, 13. D a m p fm a s c h iu e . V. M a s c h i n e n b a u : 14. H an d d re h b lin k e , 15. L e its p in d c lb ä n k e , ln . F e in d r c h b a n k , 17. F ra s e r9 e h n e ld m a s c h in c , IS. F rä s b a n k , li>. U n iv e rs a lfrä sm a s c h in e , 20. Y e rtlk a lfrä s - m a sc h in e , 21. F c in h o b e lm a sc h in e , 22. H o b elm asch in e, 23. U n iv e rs n ls c h le ifm a sc h ln e , 24. E x z e n te r p r e s s e , 25. B o h rm a sc h in e n , 26. F e ilb ä n k e , 27. S c h le ifs te in e , 28. S p ira lb o h rsc h lc ifm a s c h in e , 20. K a itsä g c , 30. S c h m irg e ls c h e ib e , 31. Z e n tr ie r b a n k . V I. S c h m i e d e : 32. 4 fach c s S c h m ie d e fe u c r m it U n te rw in d , 33. 4 fa c lic s S ch m io d efeu r.r m it W a ss e rs ta u b , 34. K e sse l f ü r W a s s e rs ta u b u n d P r e ß lu f t, 35. P u m p e fü r W a ssc r* ta u b , 36. F e u e r s c h r a u b s to c k , 37. K u n d fc u c r, 38. D a m p fh a m m e r, 39. H e b e lh a m m e r, -10. S c h m ied ep resse , 41. A m b o sse , 45. S ch e rw e rk , 46. B o llw e rk , 47. R ic h tp la tte . V I. F o r m e r e i u n d G i e ß e r e i : 42. K u p o lo fen , 4.3. D o p p e ltle g e lo fe n , 44. S a n d g ru b e , 48. S a n d tro m m e l, 49. M odelle. V I I I . M a t e r i a l i e n k a m m e r . IX . W e r k m e i s t e r . X . A u s s t e l l u n g d e r

S c h ü l e r a r b e i t e n . X I. A u s s t e 11 u n g d e r H a n d w e r k s k a m m e r .

V erlustes durch A usstrahlung h at sich nicht be­

m erkbar gemacht, denn einerseits zeigen die im ganzen zwei Steine starken Mauerwände keine besondere W ärm e, anderseits lä ß t die Flüssig­

keit des Eisens nichts zu wünschen übrig. W ir haben da, wo unterirdische Eingußleitungen ab­

zustopfen waren, und w ir dies durch Einschieben von W eißblech versuchten, dies, letztere durch- geschmolzen vorgefunden.

W ährend für die gewöhnlichen Schüler­

arbeiten die Tiegelofen-Anlage durchaus genügt, h at der K u p o l o f e n neben seinem H aupt­

zweck, als U nterrichtsm ittel zu dienen, noch den W e rt der E rgänzung für größere eigene Zwecke sowie zum Umschmelzen g rö ß e rer Stücke, wozu auch die für den Tiegel oft nicht recht ge­

eigneten Masseln gehören.

D er Ofen w ar früher ein H erbertz-Ofen, also mit D am pfstrahl-Absaugung versehen, und diente bis dahin der. Remscheider Schule zu den genannten Zwecken. Es w ar wohl der kleinste

jungen Leuten leicht zu bew erkstelligen. Zu­

dem ist der Ofen nach Abfahren des Herdes sehr bequem zu besichtigen und auszubessern.

Als Neuheit nun erhielt der Ofen einen R ingspalt für die W indzuführung, was durch Einbauen eines Ringwinkels (Abbildung 3) e r­

reicht wurde. Dieser Ring tr itt um 30 mm gegenüber der U nterkante des Ofens zurück, der, wie sonst üblich, m it zwei Düsenüft'nungen a (Abbildung 4r) für die Aufnahme der W indrohre versehen wurde. D er m it Hilfe von vier Schrauben leicht senkbare H erd wird unter­

gefahren und dann so weit gehoben, daß die ge­

nannten Ränder des Ofens sich fest und dicht aufsetzen. D er durch die beiden Düsen ein­

getriebene W ind findet also einen ringförm igen K anal vor, aus welchem er nur durch deu rin g ­ förmigen Schlitz b entweichen kann, der zwischen je n er zurückspringenden K ante des Ringwinkels und der Oberkante des H erdes freigelassen wird.

D er W ind erh ält durch einen Sulzer-Zentrifugal-

(9)

3. Ju li 1307. Die G ießerei-Anlagen der Königlichen Fachschule z u Siegen. Stahl und Eisern. 941

Abbildung 2. Tiegelöfen.

V entilator eine Pressung von etw a 40 cm, wobei der unten 40 cm weite Ofen 500 kg in der Stunde schmilzt. Die E n t­

fernung der Schlacken geschieht von vorn durch eine kleine Spaltöffnung c (Abbildung 4), und die Beobachtung des Schmel- zens durch ' zwei kleine Schaulöcher d. Das Eisen wird so flüssig, daß die Rückstände in den Eingüssen in Form feiner Schalen abgehoben werden können. Dabei halten sich die Kauten des Ringes und dos Herdes vermöge der scharfen L uftkühlung recht gut.

Zur Bedienung der Gießerei dient ein von der A nstalt selbst g efertig ter L a u f k r a n von 14 m T rägerlänge, der der schlimmen Anforderung gerecht werden mußte, im ganzen nur 30 cm Konstruktionshöhe zu haben. E r muß nämlich einer­

seits oben von den Bindern des Daches und anderseits unten von der O berkante des Ofens, über welchen er hinzustreichen hat, sowie von verschiedenen Rohren freigehen. Denn der Ofen mußte den Anforderungen des Baues entsprechend innerhalb der Umfassungswände aufgestellt werden, an welchen entlang die K rangeleise anzuordnen waren. — Die Längsbewegung des K raus wird von der kurzen W and des Gebäudes aus bew irkt, während die Bedienung der Querbewegung mit dem K ran, nicht aber m it der K a tz e , mitzugehen hat. E rstere arbeiten also nach einfachen H andsignalen, letzte re auf Grund eigener Ueborlegung bezw. auf Kommando.

Zum Zerschlagen der Gußstücke dient ein F a l l w e r k , welches neben dem Gießereigebäude auf dem Hofe aufgestcllt ist. Es ist ein Dreibein m it einer verlängerten Stange bei 14 m Fallhöhe. Um genau zu treffen, h a t R eferent die in den Abbildungen 5 a und 5 b dargestellte Einrichtung geschaffen, deren Zweck es ist, den zum Ausrücken erforderlichen Seitpn- zug möglichst herabzumindern, damit aber auch eine möglichst hohe Sicherung vor frühzeitiger Auslösung zu verbinden. Beim

A bbildung 3.

V ersuchskupolofen m it ausfahrbarem Ilerd.

(10)

942 Stahl und Eiöen. Die G ieß er ei-Anlagen der K öniglichen Fachschule z u Siegen. 27. J a h rg . N r. 27.

A bbildung 5 a und 5b.

V erfahren des R eferenten* g eh ärtet worden.

D er untere Teil der B irne besteht aus W eiß­

guß, der obere aus direkt aufgegossenem G rau­

guß, selbstredend in der A nstalt selbst ange­

fertig t. Um jedoch ein Abspringen der harten Schicht zu vermeiden, was beim üblichen Schalen­

guß zu befürchten ist, ist ein E in w u r z e l n der H ärteschicht dadurch bew irkt worden, daß die Schale nur an wenigen Stellen an den W eiß­

guß lie ra n tritt, während zwischen diesen scharf

* P a te n t angem eldet.

fläche des Blockes a und die schmalen, trap ez­

förmigen oberen Flächen der Blöcke b un­

m ittelbar an den G uß, der im übrigen in dem üblichen Form m aterial ausgeführt wird. Auf diese W eise w ird eine ungleiche H ärtung der Spitze d e ra rt bew irkt, daß sich zwischen den glasharten Stellen weiche Massen befinden, in welche sich die ersteren strah len artig hinein­

erstrecken, so daß, wie oben bem erkt, geradezu eine E i n w u r z e l u n g der harten Stellen in die weiche Masse bew irkt wird. D er E rfolg wurde durch verschiedene Versuche festgestellt.

A bbildung 4 . V e rB U c h sk u p o lo fc n .

A usrückvorrichtung für das Fallw erk.

Anziehen löst sich zu erst der Sicherheitshaken f und dann erst erfolgt das eigentliche Auslösen, wozu der Anordnung gemäß nur ein leichter Zug gehört, der erfahrungsm äßig die Sicherheit des Treffens nicht beeinträchtigt. D er Auslösungs­

vorgang ist aus den Abbild. 5 a und 5 b deutlich zu erkennen.

Um die Spitze des bim förm igen B ären recht widerstandsfähig zu machen, ist sie nach dem

abgeschreckten Stellen weichere dadurch erzeugt wurden, daß die Schale z u rü c k tritt und durch Kernsand ersetzt wird.

Das V erfahren ist in den Abbildungen

6

, 7 und

8

dargestellt worden. Die für die H ärtung der Spitze erforderliche Abschreckung wird in der M itte durch einen Gußblock a (Abbildung

6

und

8

) und für die Seiten durch sechs Guß­

blöcke b bew irkt, von einer Form , die in der Abbild. 7 noch in einer dritten Ansicht w ieder­

gegeben worden ist. Es treten also nur die Kopf-

(11)

3. Ju li 1907. Die G ießerei-Anlagen der Königlichen Fachschule z u Siegen. Stahl und Eisou. 943

sobald die K anten der härtenden Blöcke zu nahe aneinander treten , da alsdann nicht ge­

nügend W eichm aterial übrig bleibt, um ein Uni-

A bbildung 9,

I S 1.0.E. !<t

A bbildung 6. Einform vorfahren für den Eallbiir.

A bbildung 10.

Gu’üblöcko

A bbildung 11

Abbildung 7, A bbildung 8.

Zuerst wurde der untere Teil der Birne, auf den es allein ankommt. aus hartem M aterial (W eißguß in der üblichen Mischung) hergestellt.

Ein kräftig er Schlag mit einem Vorhammer genügte, um das Stück zu zerschlagen. Dann wurde dasselbe Stück aus bestem Grauguß gegossen. D ieser erforderte sieben kräftige

Man erkennt deutlich, wie sich zwischen den ab­

geschreckten Stellen, die sich nicht etwa winkel­

recht, sondern wie aus Abbild. 10 zu erkennen ist, büschelförmig in die Masse hineinstrahlen, graues, weiches M aterial befindet, welches jedes A bblättern oder Abspalten der g ehärteten Stellen verhindert. Diese Einw urzelung verschwindet,

dauernd zum Zerschlagen von Gußstücken v er­

wendet werden zu können. D er d ritte Versuch wurde nun nach dem oben beschriebenen V er­

fahren angestellt und ergab eine glasharte Spitze, verbunden mit der Zähigkeit des Graugusses.

Auch diese Spitze erforderte sieben kräftig e Schläge, um g eteilt zu werden.

Abbildung 9 zeigt den Bruch eines flachen Gußblockes, unten mit der üblichen ebenen Ab­

schreckung, und Abbild. 10 w ieder einen solchen m it punkt- bezw. linienförmiger Abschrekung.

fassen des eingestrahlten H artm aterials zu be­

wirken. Es entsteht dann einfach die gleich­

m äßige Abschreckung der Abbildung 9.

Abbildung 11 zeigt, warum in einem solchen Falle die Einw urzelung vollständig verschwindet, so daß eventuell w ieder ein Abspringen der harten Schicht, wie ohne Einw urzelung, zu be­

fürchten ist.

Das V erfahren ist also auch für P an zer­

p latten und ähnliche Zwecke geeignet.

Haedicke.

(12)

94-i Stahl und Eisen. In d u strie und Sozialpolitik. 27. Ja h rg . Nr. 27.

In d u strie u n d Sozialpolitik.

I

| i e letzten Tagungen des Reichstages haben

* auf sozialpolitischem Gebiete anscheinend wenig Ergebnisse gezeitigt. Es ist deshalb auch schon den verbündeten Regierungen und dem Reichstag von denjenigen Sozialpolitikern, die das Tempo der G esetzgebung auf diesem Gebiete g a r nicht genug beschleunigen können, der V orw urf gem acht, sie ließen die Sozial­

politik ganz ins Stocken kommen. Davon kann keine Rede sein ; denn eine Unzahl von V erord­

nungen sind inzwischen auf dem V erw altungs­

wege erlassen, und für eine ganze Reihe sozial­

politischer E ntw ürfe sind in der Zwischenzeit die V orarbeiten geleistet worden. W as in den letzten Reichstagstagungen unterlassen ist, soll nun in der nächsten nachgeholt werden und zw ar in einem Umfange, der die Aufmerksamkeit der gesam ten Industrie Deutschlands auf sich zu ziehen geeignet ist.

Die deutsche Industrie h at von Anfang an die Sozialpolitik, in der Deutschland allen an­

deren Ländern vorausgeeilt ist, gern mitgemacht.

Ohne diese B ereitw illigkeit wäre auch die ganze A rbeiterversicherung in der W eise, wie sie je tz t besteht, nicht durchzuführen gewesen.

Sie beruht j a zu einein guten Teile auf der ehrenamtlichen T ätig k eit der A rbeitgeber. Auch die L asten, die die A rbeiterversicherung mit sicli bringt, haben die A rbeitgeber willig und gern auf sich genommen. Bezüglich der Aus­

dehnung des A rbeiterschutzes w aren allerdings die Ansichten geteilt. Immerhin konnten die gesetzgebenden F aktoren des Reiches damit rechnen, daß alle Bestimmungen, die Gesetz w urden, von den industriellen A rbeitgebern bis au f das letzte Tüpfelchen in den einzelnen Be­

trieben zur D urchführung gebracht wurden. Es hat sich nie ein passiver W iderstand entwickelt.

Gern und freudig ist die Industrie allen An­

forderungen nachgekommen, die die Gesamtheit auf sozialpolitischem Gebiet an sie stellen zu müssen glaubte.

Diese Stimmung dürfte aber nicht für alle E ventualitäten anhalten. Es bricht sich doch je tz t immer mehr die Ansicht Bahn, daß es gut wäre, die Sozialpolitik in einem Tempo w eiter­

zuführen, und namentlich die daraus entstehenden L asten auf ein Maß zurückzuführen, das die industriellen Gestehungskosten nicht zu sehr steig ert. Auch bei der Industrie soll man nicht mit unbegrenzten Möglichkeiten rechnen. Es sind in le tz te r Zeit so viele Momente neu in die Erscheinung getreten, die die Produktions­

kosten gesteigert haben, daß es den A rbeit­

gebern außerordentlich schwer fällt, die Preise ih rer Erzeugnisse damit in Einklang zu setzen.

A uf dieser Harmonie zwischen Produktionskosten und Produktenpreisen beruht aber schließlich die ganze industrielle E rw erbstätigkeit. H ierauf muß die Sozialpolitik Rücksicht nehmen, will anders die L eitung des S taates damit rechnen, daß es auf w irtschaftlichem Gebiete so wie bisher vorw ärts geht. Auch d arf der Gesichts­

punkt nicht unbeachtet bleiben, daß, wenn den A rbeitern immer mehr Pflichten abgenommen und immer mehr Rechte gew ährt werden, schließ­

lich das V erantw ortlichkeitsgefühl dieser Be­

völkerungsklasse recht gering, j a ausgeschaltet wird. Auch das wäre eine Folge, die für die K ulturentw icklung des V aterlandes bedauerlich wäre. Deshalb kann immer nu r w ieder geraten werden, die Sozialpolitik so einzurichten, daß sie die W ettbew erbsfähigkeit der deutschen In ­ dustrie nicht beeinträchtigt. Von diesem Ge­

sichtspunkte aus sollte auch die Sozialpolitik der nächsten Zeit bearbeitet werden.

Eine ganze Fülle von sozialpolitischen Ge­

setzen und anderen Entw ürfen ist für die nächste Zeit und namentlich für die nächste Reichs­

tagstagung zu erw arten. Zunächst kommt dabei die A r b e i t e r V e r s i c h e r u n g in B etracht.

Mit ziemlicher Sicherheit d arf d arauf gerechnet werden, daß der R eichstag im nächsten W inter sich mit einem E n tw u rf über die V e r e i n h e i t ­ l i c h u n g d e r A r b e i t e r v e r s i c h e r u n g s b e s t i m - m u n g e n beschäftigen wird. Bekanntlich gingen die Pläne der maßgebenden K reise zu der Zeit, als noch H r. v o n B ö t t i c h e r das Reichsam t des Innern und H r. B ö d i k e r das Reichsversiche­

rungsam t leiteten, dahin, die Organisation der A r­

beiterversicherung zu vereinheitlichen, d. h. ge­

meinsame T rä g e r für alle drei V ersicherungs­

arten zu schaffen. D ieser P lan stieß schon damals auf unüberwindliche Schw ierigkeiten in­

sofern, als die A usschaltung der Berufsgenossen­

schaften für unmöglich e rk lä rt wurde.* Indessen wollte man die O rganisation der K ranken- und Invaliditätsversicherung verschmelzen. Auch hiervon hat mau Abstand genommen. Die K rankenkassen, die Berufsgenossenschaften und die In validitätsversicherungs-A nstalten werden auch später so wie bisher existieren. D er Plan ist je tz t darauf gerichtet, möglichst einheitliche Rechtsbestimmungen für die drei V ersicherungs­

arten zu treffen, also über die E ntschädigungs­

festsetzung, über die A uszahlung, über die Rechtsm ittel usw. Ein dahin gehender E ntw urf kann, wenn er Vereinfachungen mit sich bringt, auch für die Industrie von V orteil sein. Man wird aber hier die Einzelheiten abw arten müssen,

* Mit vollem Recht. Die Red.

(13)

3. Ju li 1907. In d u strie und Sozialpolitik. Stuhl und 1‘isen. 945 um ein Urteil abgeben zu können. Hoffentlich

macht man nicht g a r die E rfahrung, die man bei anderen V ersicherungsrevisionen bisher zu machen Gelegenheit gehabt hat, daß damit noch eine Erhöhung der L asten verbunden ist.

Das H auptinteresse der industriellen A rbeiter­

schaft richtet sich gegenw ärtig auf die E i n ­ f ü h r u n g d e r W i t w e n - u n d W a i s e n - V e r - s i c h e r u n g . Es is t das ein ganz neuer V er­

sicherungszw eig, der nach dem Z olltarifgesetz bis zum 1. Ja n u a r 1910 eingeführt sein muß, wenn nicht bestimmte E ventualitäten eintreten sollten. An dem Entw ürfe ist seit dem Dezember 1902 bereits gearbeitet. Mit seiner Vorlegung an den R eichstag dürfte nicht mehr lange ge­

w arte t werden. Dieser G esetzentw urf wird sich selbstverständlich auf dem einheitlichen inzwischen zu schaffenden Grunde von Rechtsbestimmungen aufbauen. Da aber keine E inheitsträger für die G esam tversicherung geschaffen werden sollen, auch nicht anzunehmen ist, daß eine neue A rt von Organisation gebildet werden soll, so dürfte man wohl die neue Versicherung einer der alten Organisationen übertragen. Die H auptfrage auch bei dieser Vorsicherung ist die der Finanzierung.

W ie man sich in den Regierungskreisen die V er­

teilung der L asten denkt, darüber ist nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen. Von dem. bis 1910 aufzufüllenden H interbliebenen-V ersiche­

rungsfonds wird man nicht allzuviel erw arten dürfen. Bekanntlich sollen bis zu dem ge­

nannten Ja h re die Mehreinnahmen aus gewissen landw irtschaftlichen Zöllen dem Fonds zugeführt werden. Das J a h r 190G, das erste J a h r der Geltung des neuen Z olltarifs, wird aber recht wenig M ittel zu dem Fonds liefern. Es blieben also nur noch drei Ja h re für diesen Zweck übrig. Man wird bestenfalls eine jährliche Bei­

hilfe zur B estreitung der Kosten der W itw en- und W aisenversicherung der A rbeiter aus diesem Fonds in Höhe von 4 bis 5 Millionen Mark er­

w arten dürfen. Das ist gegenüber den Kosten, die mindestens 100 Millionen ausmachen werden, recht wenig. Nun werden j a allerdings auch von 1910 ab jährlich die Mehreinnahmen aus den landw irtschaftlichen Zöllen für diesen V er­

sicherungszweig zu verwenden sein. Daß sie sich aber auf 100 Millionen belaufen werden, daran ist nicht zu denken. Es wird also ein beträchtlicher Posten jährlich wieder zu decken übrig bleiben. Auf jeden F all muß verlangt werden, daß die A rbeiter zur Leistung von Bei­

trägen in beträchtlichem Umfange herangezogen werden. Sie müssen eben mehr als bisher ein V erantw ortlichkeitsgefühl für ihre Fam ilie er­

halten, und dies ist ihnen nur durch die Auf­

erlegung eines beträchtlichen Teiles der Kosten beizubringen. Die Industrie wird j a schließlich doch auf diese oder jene W eise die L ast zu tragen bekommen; aber die A rbeiter auszuschalten,

wie dies etw a bei der U nfallversicherung ge­

schehen is t, würde ein schw erer Fehler sein.

Man wird aber auch w eiter daran denken müssen, ob es nicht angebracht ist, den schwankenden F a k to r der Mehreinnahmen der landw irtschaft­

lichen Zölle ganz zu beseitigen und das Reich zu einem bestimmten jäh rlich zu leistenden Zu­

schuß heranzuziehen.

Die d ritte V ersicherungsart, die in Revision genommen ist, ist die K r a n k e n v e r s i c h e r u n g . H ier handelt es sich in erster Reihe um die Ausdehnung der Versicherungspflicht. Es kommen hauptsächlich die landw irtschaftlichen A rbeiter und die Dienstboten in F rag e. Aber die In­

dustrie ist auch insofern hieran interessiert, als die H eim arbeiter der Versicherungspflicht u nter­

worfen werden sollen. Damit sind der Industrie wieder neue Lasten in Aussicht gestellt. V er­

lan g t muß werden, daß bei der K rankenversiche- rungsrevision einmal damit E rn st gem acht wird, der Sozialdem okratie den Einfluß zu entziehen, den sie durch die K rankenkassen auf die A r­

beiterschaft auszuüben in der Lage ist. Man sollte meinen, daß, wenn der preußische F inanz­

m inister im Abgeordnetenhause sich für die Um­

gestaltung der Kassenorganisation in diesem Sinne stark macht, auch E rn st damit gemacht wird. Man hätte län g st und namentlich bei der letzten Krankenversicherungsnovelle in dieser R ichtung vorgehen sollen. Die Sozialdemokratie w ird an recht vielen Enden bekämpft. Die Ge­

setzgebung aber sollte wenigstens nicht H and­

haben bieten, mit denen die Sozialdem okratie ihren Einfluß auf die A rbeiterschaft verstärk t.

U nter die K rankenversicherungsart fällt auch die Hilfskassengesetzgebung. Ein Gesetz, das diese F rag e regelt, lieg t dem Reichstage bereits vor. Es wird also in nächster T agung durch­

beraten werden müssen. Hoffentlich kommt es zustande und zw ar im Interesse auch der in­

dustriellen A rbeiterschaft, die vielfach durch die Gründung unsolider Kassen in ihren Interessen geschädigt wird.

W ie mit den verschiedensten Fragen der A rbeiterversicherung wird sich der Reichstag in seiner nächsten T agung auch mit einzelnen Seiten des A r b e i t e r S c h u t z e s zu beschäftigen haben. Es kommt hier zunächst in F rag e der M a x i m a l a r b e i t s t a g d e r F r a u e n . Be­

kanntlich is t durch die Novelle zur Gewerbe­

ordnung vom Ja h re 1891 der M axim alarbeitstag für die F rauen eingeführt und auf 11 Stunden festgelegt. Man h atte damals schon v e r­

schiedentlich zu hören bekommen, daß die Be­

stimmung über diese A rbeitszeit lediglich vor­

übergehender N atur sein würde. Es ist ja denn auch von den verschiedensten Seiten in der Zwischenzeit auf eine Herabminderung hin­

g ew irkt und der E rfolg ist nicht ausgeblieben.

Schon vor längerer Zeit ist in der Regierung

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