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Die Zukunft, 30. April, Bd. 47.

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Academic year: 2022

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Berlin, den"·s’30.April x904.

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Cirkularnota

WesentlichjscheintderRegirung·SeinerMajvestätvorJHW

« dieleidenschaftlose,abernachdrücklicheBetonungderThatsache, daßsieweitentfernt ist,in demVertragvomachtenApri11904einbesonders wichtigesoder gar einbeunruhigendes Ereignißzusehen, sondern ihn,wie SeineExcellenzderHerr ReichskanzlerschonimParlamenterklärthat,zu denersreulichstenSymptomenderLagerechnet.Auseinemsehreinfachen, soforteinleuchtendenGrunde: weildieserVertragdieZahlundGefahrder bis zuseinem AbschlußvorhandenenReibungflächenverringert.Seitzwei- undzwanzigJahren, seitGroßbritaniensichinEgypten festgesetzthat,bildet derMangelaneinerentente cordjale zwischenEnglandundFrankreich denGegenstandernstesterVesorgnißfüruns; und wirhabenmitaufrichtigem Bedauern gesehen,daßgeradein denletztenJahren,inFolgederFaschoda- EpifvdeundandererkolonialenEisersüchteleien,auchinFolge gewisserBe- gleiterscheinungendesTransvaalkrieges,dasVerhältnißderbeidenwest- lichenGroßmächteeinen immerunsreundlicherenCharakter annahm. Diese VerschärfungderGegensätzebedauern wirnichtnur,weilsiedenWeltsrieden bedrohenkönnte,sondern auchinunseremeigenstenInteresse.Zwar hateine Politik,derdurchaus nicht jedes Verdienst abzusprechenist,die abervonden Vorurtheilenihrer Zeit befangenwar,einsihrerZielein derErfüllungdes Wunschesgesehen,dieWestmächteinKonfliktezuverwickeln unddurch solchen Dualismnsuns dieMöglichkeitfreierOptionzusichernWennFrankreich,

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170 DieTZukunfn

so dachtemandamals,mit Englandschlechtsteht,wird dasRevanchebedürfniß eingeschläfert,dassranzösischeNationalgefühlnacheiner anderenRichtung beschäftigtunddieunsererWestgrenzedrohendeGesahrallmählichvermindert;

undwenn EnglandinFrankreichdennächstenGegner sehenmuß,wirdesge- nöthigtsein,engerenAnschlußandie im Dreibund vereintenmitteleuropäi- schenMächtezusuchen.Durchdasfranko-russischeBündnißschiendieRich- tigkeitdieserAuffassungbestätigtzu werden.DenneinEngland verfeindetes, RußlandverbündetesFrankreich mußtediebritischePolitik allmählichdazu drängen,mit dem kontinentalen Friedensbund Fühlungzunehmen. Diese ganzeAnschauungentstammtaber einerüberholtenEpoche,in derDeutschland

odermindestensderersteDienerKaiser WilhelmsdesGroßenvondem cauehemar des alljances beängstigtwurde. Wirhatten zweieuropäische GroßmächteinsiegreichenKriegengeschlagen;undesist nichteinmal als einZeichenauffälligerKurzsichtigkeitzubetrachten,wenn unter solchem EindruckderverantwortlicheLeiter derdeutschenPolitikmit derMöglichkeit rechnete,dielaunitzischeKoalition vonFrankreich, Rußland, Oesterreich könnenachhundertJahrenwiederauflebenundinEngland wenigstenswohl- wollendeNeutralität,vielleichtoffeneUnterstützungfinden.VondiesemStand- punktausmußtefreilichjederzwischendenWestmächtenauftauchende Gegen- satzwillkommenerscheinen. DochWeltgeschichteist Entwickelungundauchfür siegiltderSatzdesephesischenPhilosophenvom ewigen FlußderDinge.

Ohner fragen-,obheuteveralteteMethoden einst berechtigtundzweckgemäß waren,"dürfenwirbehaupten,daßwiraushöhererWattestehenundin derEin- tracht, nichtmehrinderFeindschaftderunsbenachbartenMächtedasHeiler- blicken. WirbrauchendieGelegenheitzufreier Optionnicht;dennwirsindfest entschlossen,stets sozuhandeln,wieuns diePflicht,denWeltfriedenzuer- halten, gebietet.Dashabenwirgethan,alssich währenddes Transoaal- kriegesdieMöglichkeitbot, durcheinebewaffneteJntervention,anderFrank- reichundRußland mitgewirkt hätten,Englands Anspruch auf Südafrika zumSchweigean bringen.DasSelbethatenwir in derStunde,wounsein TheilderportugiesischenKolonialerbschastalsPreis versprocheuwurde, falls wiruns bereiterklärten,diebritischeMachtamNilbrechenzuhelfen.Ge- nauso handelnwirheuteimAngesichtdesostasiatischenKonfliktes;unddiese Selbstlofigkeitwirdauch künftigstetsdieRichtschnurunseres Thuns sein.

Deshalb habenwirGrund,unsdesVertragesvornachtenApril1904 zufreuen.ErsichertEnglands HerrschaftinEgypten, giebt ihmin Siam dieWestkiistedesMena1n, auchinNeuseelanddenWestenundverbürgtihm

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Cirkularnote. 171 für dreißigJahreunbeschränkteHandelssreiheitinMarokko,dasals zur EinflußsphäreFrankreichsgehöriganerkannt wird.AußerdemerhältFrank- reicheinenHafenam Gambia,dieLos-InselnbeiGuinea,in Siamden OstendesMenam,amNigereinenfruchtbaren Landstreisen,derdieVer- bindungmit demTschadseeherstellt; auf Madagaskarkann es, wie in Ma- rokko,frei schaltenundfürdie NeuenHebridenund dasSultanat Oman soll zwischendenKontrahentendurchneueAbmachungenein modusvivendi geschaffenwerden. DasistderwesentlicheInhaltdesVertrages, der,wie jeder Unbefangene sehenmuß,keineSpitzegegenirgendeine andereMacht hat.BeideRegirungen ließensich,alssieden Vertrag schlossen,ohne Zwei- felnur vondemWunsch leiten,demWeltfrieden noch festereStützenzu finden. JnsbesondereverdientdieRegirungSeinerMajestätdesKönigs vonEnglandDankfürdieOpfer,diesie,einerglorreichenUeberlieferung treu,dergroßenFriedenssacheauchindiesemFallwiedergebrachthat.Wir legenWerthaufdieVersicherung,daßwiruns diesesStandes derDingefreuen.

Nichtnur«trotzdem,sondern geradeweilerunsnichtinMitleidenschaftzieht und man,soklugwietaktvoll,vermiedenhat,in dermarokkanischenFrage UnsereDesiderienzu ermitteln. DasDeutscheReich hatin Marokko nur

wirthschaftlicheInteressenunddiekaiserlicheRegirung ist sicher, daß diese Interessenwedermißachtetnochgarverletztwerdenkönnen.Wenigstensnicht inabsehbarerFrist. Unvermeidlichscheintja, daßFrankreichsichbemühen wird,denmarokkanischenHandelganz inseineHandzu bekommen ;dieses Zielwird im Gebiet eineskriegerischenVolkesabernichtsoschnellzuerreichen feinund wir werdenvollauf Zeit haben,unsnachErsatzgebietenumzusehen.

Politische,militärische,maritimeInteressen habenwir inNordafrika nichtzu

.vertreten unddürfenunsdeshalbneidlosderThatsacheerfreuen, daßdiegroße Nation,dieschoninAlgier sosichtbareProben ihrer kolonisatorischenTüchtig- keitgegebenhat,nunin denunanfechtbarenBesitzeinesneuenKolonialreiches tritt, das,nach denersten Mühen,eineungemein ersprießlicheEntwickelung VerheißtNichtmindererwünschtistuns,daßinEgyptenderKeimzuernsten KonfliktenausgejätetunddurchdieBestimmung,diezwischendemSebu und MelilladieAnlage fortifikatorischerWerkeverbietet,Englands berechtigter, historischerAnspruchaufdieHerrschaftüber dieMeerengevonGibraltar ge- Wahktwordenist.MitvollemRecht hatderStaatssekretärFreiherrvon

PichthvfenneulichimReichstag gesagt,daßausländischeHandelskammern

mdenReichenderWirthvölkernurUnheil stiften;und dieRegirungSeiner Majestätistdennauchentschlossen,solchenOrganisationenkünftigkeinen

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172 DieZukunft.

Raum mehrzugewähren.Als aberdieenglischeHandelskammer,derenSitz Parisist,dieerste Anregungzu denVerständigungversuchengab,die in demVertragvomachtenApril1904 so erfolgreichenAusdruckfanden, hat auch siesichalseinenTheilvonjenerKraft erwiesen, die, nachdemWort unseres Dichters, stetsdasBöse will, dochmanchmaldas Guteschafft.Wirbe- grüßendieseEntwickelungmit einemGefühlhoherFreude; nichtnur wegen deraugenblicklichenKonstellation, fürdieesvonnichtzuunterschätzender Wichtigkeitist,daßdieRußlandundJapanverbündetenMächtesichfriedlich geeinigt haben. Wohl müßteschondieseThatsachegenügen,umdemVertrag in der ganzen Kulturwelt einfreudiges Echozusichern;dennerbefreituns von derSorgevoreinerErweiterungdesostasiatischenKriegsfeldesund läßtunssogar hoffen,daßFrankreichinRußland, EnglandinJapan seinen EinflußimSinnfriedlicherLösungderentstandenen Spannung benutzen wird,weil die Neuverbündetennicht wünschenkönnen,durcheineVerlänge- rungundVerschäkfungdesKriegszustandeseinesTagesgezwungen zusein, einander alsbewaffneteGegner entgegenzutreten DieRegirungSeiner Majestäterwartet vondemVertragabernoch.günstigere,über dieNoth derStunde hinausreichende Wirkung.Siehofft, daßerzunächstzwischen GroßbritanienundFrankreicheine ebenso innigeentente cordiale schaffen wird,wiesie durchdieAnerkennungdesitalienischenRechtes auf Tripolis vorKurzem zwischenFrankreichundItalien herbeigeführtworden ist.

Dennauch auf dieseErrungenschaftderletztenFriedensjahreblicken wirnichtetwascheelenAuges. WelchenGrundhättenwir,dieEntfremdung oder garVerfeindungderlateinischenVölker zuwünschen?Italien hatim Dreibunde dieAufgabe,uns gegeneinplötzlichesAufflackernfranzösischer RachfuchtzuasfekurirenzalsEntgelt hatesunsere Verpflichtung,ihmgegen einenvonFrankreichherversuchtenAngriffmitunsererWehrmacht beizustehen.

Klarist ohneWeiteresnun,daßItalienderBundespflichtumsotreuer sein wird, jemehresdurcheigeneAbmachungenvorderGefahreinesfranzösischen Angriffes gesichertist.KeinGeräuschkonnte unsdeshalb angenehmerklin- gen als derspontane Iubel,der denPräsidentenderfranzösischenRepublik in Romempfing.Wirverstanden dieseStimmen, dieseFreudeander Wieder- herstellungeinesEinvernehmens,zu demsovielegemeinsameErinnerungen undStammeseigenschaftenriethen,undsindunsbewußt,daßdieBedeutung,

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dieItalienimDreibund hatte, seit diesenfestlichenTagennurnoch gewach- sen,dieRepulsivkraftder ganzen Koalitionnochgestärktwordenist.

DieRegirungSeinerMajestätsiehtin demBilde derLagekeinen ein-

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Eirkularnote. 173

zkgmZug,dersieverstimmenodermitSorge erfüllenkönnte. DieWest- mächte,Großbritanien,Frankreich,Italien, sind durch feste,Dauer ver-

fprechendeAlliancen verbunden;Frankreichistaußerdemdurcheinenälteren, schonvondemReichskanzlerGrafen Caprivi froh begrüßtenVertragdem Zarenreichverbündet,mit demauchdieösterreichisch-ungarischeMonarchie sichüberihrewichtigsteJnteressensphäre,denBalkan, verständigthat.DieSi- tuation derdeutschenPolitikkönntenicht günstigersein.UnserebeidenVundes- genossenhabenFreundschaftverträgemitdenbeidenMächtengeschlossen,gegen die wirihnen, sieunsAssekuranzbietensolltenundgebotenhaben.Wirunter- haltenzu allenGroßstaatendiebestenVeziehungenUnd könnendaraufrechnen, beimPadischahundbei demFürstenvonMonaco stets Verständnißund Unterstützungzufinden.Was unszuwünschenbleibt, ist höchstensein weitererAusbau derAlliancen,diezwischendenmöglichenGegnern unserer PolitischenExpansiondieZahlundRauheit der frühervorhandenen Reibung- flächenschoninerfreulicherWeisevermindert haben.DerGedankeandie KoalitiondesFürstenKaunitzhatheutenichts mehr,wasunsschreckenkönnte.

JmGegentheilmurwillkommen wäre uns eineEntwickelung,dieauchOester- reichundRußlanddemWestbund näherbrächte.AufeinesolcheEntwickelung hofftdiekaiserlicheRegierung auch zuversichtlich Oesterreich hat schonjetzt keinen Anlaß mehr, russischeUebergriffeaufdemValkanzufürchten,und MußinderzwischenItalien, FrankreichundRußland herrschendenJntimität, die demReichderSavoyerinAfrikaneue lohnende Ausgaben zuweist, denwirksamstenSchutzgegen dieJrredentaerkennen.UndFrankreich hätte denVertragvomachtenApril1904 nicht unterzeichnet, wennesnichtder ZustimmungseinesmächtigennordischenBundesgenossensichergewesenwäre.

Offenbarwardie leitendeAbsicht, aufdervondiesemVertrage gebahnten StraßedenZündstoffwegzuschaffen,dersichimLaufdesvorigenJahrhun- derts zwischenGroßbritanienundRußlandinAsienaufgehäufthat.Wenn nichtAllestäuscht-,sollderersteVersuchsolcherAssanirunginOman gemacht werden,in demBezirk,woEnglandeinenSchutzwall für Indien, Rußland einenAusgangnachdemPersischenGolf braucht.Was inunserer Kraft steht, werden wir gernthun,um diesesFriedenswerkzufördern,selbstwenn wir UnserInteresseanderBagdadbahn,die inKorein-el-Koweytendensollte, IIIdiesemZweckzurückstellenmüßten.DasBewußtsein,demWeltfriedenzu dienen,würdeuns zunoch größerenOpfern ermuthigen.Und dieBegeiste- Umg,dieanallenKüsten,inallenStädten denerhabenen Repräsentanten desDeutschenReichesempfängt,istunseinUnterpfand, daßauchkünftig...

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174 DieZukunft-

Harold Gote.

·"Æereinetapfere junge Schriftstellerinkennenzu lernen wünscht,eine -«’ Dame von Geist, Ausdrucksfähigkeit,Talent und Geschmack,Der lesedievon Frau Frida Steenhoffunter demPseudonym HaroldGote in denletztensiebenJahren herausgegebenenBücher. Jm Allgemeinen-.istdie StimmungdenschreibendenDamen jetzt ja nicht günstig. Jm Herzendes jüngstenLiteraten unddesältestenOnkelslebteinPhilister,derwachund wildwird,sobaldeingeschmackloses,provozirendes Buch ihn aufscheucht.

DasJdealdesPublikums ist jaeine LiteraturnachdemMusterderzahmsten englischenDamenromane. NureinzelnenMännern gestattetman größere Freiheit; besondersgernnatürlichdenAutoren, die gegen dieFrauenschrift- stellereizuFeld ziehen.Wenn diesesJdealsichabernicht verwirklichenläßt, wenn diejungen Frauenschreiben,wiesieundmit ihnen tausendandere junge Frauen fühlenunddenken, dannkommen dieKüsteraus derKirche gelaufenund zeternimChorüberdieUnsittlichkeitdieserWeiber. Und merkwürdig:dieFrauen, denendochdaran liegen müßte, ihren stilistisch begabten Schwestern Gehörzuschaffen, gerade sie schmälenmeistam Lautesten, fällenüber dieGeschlechtsgenossinnendashärtesteUrtheil. Wahr- scheinlich,um ihre keuscheTugendundundihren gesundenKonservatismus insrechte Lichtzurücken.Unglaublich,wieoft, namentlichindenengen VerhältnissenkleinerLänder,hinterderKritikermaske nur alberneZimper- lichkeitsteckt.Die Schweden hätten ja Mathilde MallingamLiebstenge- steinigtundduldenheute noch, daßman Ellen·KeyeineVorkämpferinder Unsittlichkeitnennt.

VonHaroldGoteerschienenbisherdieSchauspiele»Das Löwenjunge«,

»DerErzfeind«,»DasWeib desNächsten«,dieErzählung»Das heilige Erbe« und eineBrochureüber die»MoraldesFeminismus«.Jn diesen Werkenzeigt sie sichalsspäten-,aberechtenSprossenderGeorgeSand aus derersten Periode. Jmmer beschäftigtsiedie Jdee derFrauenbefreiung.Es istwohlkeinZufall, daßinSchwedenzurselben ZeiteineFrau undein Mann dasVerhältnißderGeschlechtermitkraftvoller Kühnheit behandeln:

HaroldGoteundHenningvon Melsted. DerMann ist hierderstärkere Poet;aberseineGedankensind nicht schärferundklarerausgedrücktalsdie derFrau Steenhoff,diedoch, echt weiblich, ohnedenBallast historischer Betrachtungweiseans Werkgehtundaus hellemAugeins moderneLeben schaut, ohnederVergangenheitnachzuseufzen·Im»Erzfeind«bekämpftsie diekatholischeKirchemitleidenschaftlicherWuth. Der Katholizismus ist ihrHortundQuelleallersozialenSklaverei undsie weigert ihm selbstdie kleinsteKonzessiowSiehatdasThemadesFeminismuserweitert. »Recht

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HaroldGote. 175 widerGewalt!«ruft sie;undfordert Gedankenfreiheit,FreiheitvomJoch kapitalistischerKlassenherrschaft,FreiheitvonderFrohndesMilitarismus.

»Das Löwenjunge«isteineBildhauerin,deren Vater der Führer derradikalstenParteiim Landwar,imgutenSinn desWortes einUmsturz- mann, derauch fürdieModernisirungdesVerhältnissesderGeschlechter gekämpsthat. Sein Lebenlangwarderversichert; jetzt, nach seinem Tod, erkenntman inihm nichtnur denstärkstenStilistenderEpoche, sondern TuchdenPropheten, dessenWeissagung schonWirklichkeitzuwerdenbeginnt.

DieTochter,die ganz inseinerGedankenwelt lebt,wird zufälligin eine fchwedischeKleinstadt verschlagen,mitten hineinindasHauseinesBischofs, derhochkonservativzwar undgeistigengbegrenzt, docheintüchtiger,humancr Mannist. Seine Frau,einFeuerkopf,bewundert dievomVaterderBild- hauerin hinterlassenen Werke; fürdasherrlichstevonallen, dieschöneund kühneTochter,die,ohneAndererGefühlzuverletzen,ihr Ketzerthumkeine Sekundeverbirgt, erglühtderAdoptivsohndesHausesinLiebe. Diesen Sohn hatdieFrau desBischofsvor derEhe geboren.Sie scheut sich, ihn anzuerkennen, nichtaber,ihr Frauenrecht auchgegendenlstrengenRektor, einenVerwandtendesHerrnKrollaus»Rosmersholm«,zuvertreten. Diese Frauengestaltistbesondersfein gezeichnet.Die Heldin selbst,dieeinen Namenundweitvorwärts weisendeGedankengeerbt hat, istein ganzneuer

Typus-Undesversteht sich, daßamEndedieJugend siegt.

»DesNächstenWeib«ist aufeinen dunkleren Ton gestimmt.Wie nichtganzseltenindenBüchernder Feministen, istdie imVordergrund stehendeFraueinherrliches Geschöpf,das Jeden inseinenBannkreis zwingt Und zumHörigenmacht. Efra,eineberühmteTänzerinausjüdischerRasse.

Aus dem Lärm derGroßstadtsehnt sie sichindenFrieden schlichterNatur nndläßt sichvon demjungen Jvar, dersie vergöttert, aufdasLandgut seinesVatersentführen. DieserVaterist streng,willvon derMesalliance miteinerTänzerinnichtshörenund bietetAllesauf,um dasPaarzu trennen,dasinungeweihterNothehelebt. Vergebens.UnddochliebtEfm nicht Jvar, sondern seinenBruder,von dessen Leidenschaftsie bezwungen wurdeUndderihrzuruft,dasRechtderLiebesei höheralsirgendein anderssi Jhr Kon glaubt ihm; ihr mitleidigesHerzaberhängtanJvar.

Sieweistden Bruder ab undstechtnach diesem großenSchmerz langsam dahin.Als derWiderstanddesVaters endlich gebrochenistund erdie

EflanbnißzurHeirath giebt, sagt sieNein.DerAltestutzt,merktallmählich, Wleesum seineSöhne steht,undüberhäuftEframitso brutalen Ans-

brischmseiner Verachtung,daß ihrzarter Leib derfurchtbarenAufregung erlJVALJvar willmitihrsterben.DerVaterhält ihn zurückundsagt:

SiehatDeinen Bruder geliebt.DochdasHerzdesJünglingsbleibtihr.

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176 DieZukunft.

NurEinsbeklagter:daß die Geliebte,umihnzuschonen,nicht rückhaltlose Wahrheit sprach. Auchmitihrer Freundschaft hätteersichbeschiedenund ihren BesitzdemBruder gegönnt Jn demDrama lebt einwahrer Türkenglaubean diese letzteLiebe, dieeinzig echte,alleinberechtigte.Doch derLeserwirdnichtganzüberzeugt;unwillkürlichfragtersich,was wohl geschehenwäre,wenn sichnochein dritterBrudereingestellthätte. Leserinnen stellen so versänglicheFragennicht.

DasjüngsteBuch Harolds Gote, »Das heiligeErbe«,istalsKunst- wertehrlichenLobeswerth. Eine gutgeschriebeneKampfschrift fürdas erotischeRechtderPersönlichkeit;unddennoch mehralseineTendenzschrift.

Was-meEmpsindungwebtinderDarstellung,dieGestaltensind mitsicherer Hand gezeichnetundderschneidendeSchluß ist wahrwiedasLeben,

JedemBetrachtermußderFortschritt ausfallen,denseitdenMoral- debatten derJahre1885 und87dieErörterung geschlechtlicherProbleme in derLiteratur unseresNordens gemachthat. Damals stießen unreife Zügellosigkeitund rückständigerPedantismus hart aufeinander und die SchmähfluthschwemmteallekräftigenGedankenkeime weg.Jetzt habenMänner undFrauen diese FrageninsReichderDichtung gehoben;dieeinst soblut- losen Probleme haben sichinlebendigenMenschen verkörpertundnicht mehr

um nebelhasteTheorienwirdgekämpft,sondernum dasBedürfnißdesvon klärendemSonnenschein beleuchtetenTages.

Kopenhagem GeorgBrandes.

M Sezessionistenkunst.

WieSezessionenbeginnenjetzt, nachdem sie sichim»DeutschenKünstler- bund«vereinigt hiben, Politikzutreiben. Das bedeutet,daßsie endlichalseine realeMachtanerkannt werdenmüssen. Ausdenrevolutio- närenKlubs wirdnun einePartei, diedieTheilnahmeandennationalen Kunstberathungenerzwingt.DieKünstlerfreuen sichderdurchOrganisation gewonnenenStärke und erhoffenGroßesvon derZukunft-·Siebedenken nicht, daß ihremBunde dasSchicksalallerParteien sicher ist, daßesihm ergehenwirdwieetwaderSozialdemokratie,dieum so sanfterwerdenmuß, je mehr sie anwächst.EineMinderheitkannrevolutionäre Grundsätzever- treten,ihrWillewirdfeurig erhalten durchdenWiderstandderMehrheit, sie hatimmerdiestolze, anspornende Märtyrerethikfür sich; je mehr die MinderheitaberzurMehrheit emporwächst,destomehr muß auchderferne, idealeEndzweckeinemnahen, profanen Tageszweckweichen:aufdemFeuer, dasdemGott-angezündetwurde,kochtman dienährendeSappe.

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Sezessionistenkimst. 177 WirwerdenwahrscheinlicheinensteigendenErfolgderSezesstonisten- kunsterleben. Dieser Erfolgwirdvon JahrzuJahr mehrindie Breite gehen, erfreulichundnützlichsein, manches Borurtheil beseitigen,dasall- gemeine Urtheilanregen und aufrüttelnundeinen frischenZuginunsere akademischmuffige Atmosphärebringen. DochdassehnsüchtigeWollenwird indemselben Maßeermatten, wiederErfolg wächst.DiePersönlichkeit, wovonso oftdieRedeist, muß folgerichtigauchindieserOrganisationan Spielraumverlieren,selbstwenn diebesteAbsicht besteht, ihre Rechte nicht anzutastenzdennmitdemAnwachsendesBundes können viele dernatür- lichen LasterderMacht nichtausbleiben. JmKlubkönnen die Stimmen bis zu einemgewissenGrade gewogen,nicht gezähltwerden, derEinzelnekann Einfluß gewinnen;einsogroßes,aus fremdartigenElementenkünstlichzu- sammengefügtesGebildewiedenKünstlerbund kannman abernur juristisch-.

schematischverwalten;das Statut muß mehr geltenalsdieAusnahme.Die SezefsionensindabervonAusnahmekünstlerngegründetworden, zumSchutz derAusnahme.Nach außendievorhandene Tüchtigkeitwirksamzu reprä- sentiren,materielleVortheilezuerkämpfen:Dasmuß sichergelingen; doch dasmitstillemFreimaurerbewußtseingepflegteJdealwirddabei verlieren.

DieMittelmäßigenhabendenNutzen:siegewinnenmitderStimmenzahl dieMacht;darum kanndieZeit nicht fern sein,woauch hierum laufende MeterWandflächegekämpftwirdundstarke Erneuerer,wiefrühervonder Kunstgenossenschaft,ausgeschlossenwerden.

NurweilessichumwirthschaftlicheBortheilehandelt, haben sichsüd- deutscheundnorddeutscheKünstler,die einanderviellieberbefehdenmöchten, zufammengefunden.Esist«die alteErfahrung:-derZollverein hatzurEinigung Deutschlandsja auch mehr gethanalsderidealeWunsch. Jn diesermetalle- nenGrundlageliegt jedochdiebesteGarantie fürdenBestandundderBe- WLTTdaßderZusammenschlußeinefällige Nothwendigkeitwar. Damit ist demBetrachtendenderStandpunkt gegeben;eineAgitation nach irgendeiner Richtungist durchaus nutzlos. Nun entstehtaber dieFrage, welcheEnt- wickelungzuerwarten ist:ob dieErrungenschaftenderrevolutionärenJahre genügen,um denEintritt indiekonservativePeriode zurechtfertigen,ob schvngenuggethanwordenist, daßeineMajorität sichmitdemErreichten, ohne Gefahr,zu verarmen, einrichtenkann, undob dieGrundlage fürdas Gebäude starkgenugist.Vondiesen Dingen hängtdienächsteZukunftder deutschenKunst ab. WirthschaftlicheBortheileundwürdigeRepräsentation sind gutsdochwiestehtesmitder Kraft, diedahinterarbeitet? Nicht weniger stolzwar man voreinemVierteljahrhundert,alsdieMehrheitender Genremalerei,des.Naturalismus Antons von Werner endgiltigüber den Formalismus gesiegthatten. UndmitwelcherVerachtungredetman heute

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.178 DieZukunft.

davon! Sind wirwirklich so sehrvielweiter? DaßdieSezessioneneine bessereMalerei vertreten, bedarfkeinerBegründung; daßsie reinereAn- schauungendarüber,wasKunst sei,verbreiten,istzweifellos;damit istaber noch nicht bewiesen,ob dasNiveau genügendundan allenPunkten erhöht wordenist. DerGeistderneuen deutschenKunst scheint sehr verständig, oftgeistreichundmanchmal auch temperamentvollzwasihn stark macht,sind

-jedochimWesentlichen VorzügedesVerstandesundEigenschaften,diesich bishernur ineinergesundenNegation bewährt haben.Esfehltdieinnere WärmeunddieGenialität, die ArbeitderErneuerung istimAnfang stecken geblieben.Diewenigen Persönlichkeiten,diesichuns offenbart haben, sind auch ohnedieZielederSezefsiondenkbar. DasGeniein derBildenden Kunst istnieeinKomet,sondern wächstorganischaus einerSchule heraus undzieht geistigeKraftausdemBoden eineshochentwickeltenHandwerks Esmacht,aus derEntfernungderJahrhunderte einzeln betrachtet, freilich einenähnlichenEindruck wieetwaeineNotizüber den Montblanc, worin dessen Höhe,vom Meeresspiegelaus gemessen, mitgetheiltwird. AnOrt und Stelle istderBergriesenur einhöchsterGipfelunter Bergenund innerhalbderZeit istjedesGenienur einGrößterunter Großen. Es kommtalso sehr daraufan, welches allgemeineNiveau eineSchule,vonder wirGenieserwarten, einnimmt. Vorläusig klingtdasAllessehr verfrüht.

Noch istderneueKünstlerbunddurchaus Protestparteizerhatdas guteRecht für sichundihn lähmt noch nichtdieSchwereeines zuerhaltendenBesitzes.

DieReichstagsdebattenhaben ihm kunstvolitischeErfolge gebracht,denensich größere anschließenwerden. UndbaldwirdsichNiemand wundern, wenn man dieAkademiedirektorenaus demKünstlerbundholt.

Die Wintermonate habenderFrage nachder inneren Kraftder Sezessionistenkunstdurch eineReihevonAusstellungeneineAntwort gegeben.

MansahinBerlinArbeitenderwichtigstenmünchenerundberlinerSezessionisten und manchesAnderenoch,daseinlehrreichesGegenspieldarbot.

Jch mußtedie Federniederlegen,ummichzubesinnen,wasimKünstler- haus,wodieMünchenerSezessionsausgestellt hatte,zusehenwar. Mir stehtnur ein Bild ganzklarvor derErinnerung;allesAnderebleibtun- deutlichund leblos. DieProgrammbüchermußich hervorsuchen,damit dasGedächtnißEiniges herausgebe.Darin liegteineKritik,dereigentlich nichts mehr hinzugefügtzu werdenbrauchte;dennesistderTod einesKunst- werkes,wenn esspurlos vorübergehtIm Gedächtnißbleibennur ganzwahr- haftige Kunstwerke; siewerdenzuErlebnissen,diesichandenKreuzwegen derErinnerung erhebenundsichgegendietäglichwechselndenSinneseindrucke siegreichbehaupten.Das eineBild, dasimGedächtnißhaftet, ist Uhdes bekannte,,.Atelierpause«.Jn dieserSchilderungderalsHeilige Familie

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