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Die Bautechnik, Jg. 7, Heft 1

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Academic year: 2022

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DIE BAUTECHNIK

7. Jahrgang BERLIN , 4. Januar 1929 Heft 1

Alle Rechte V o r b e h a lte n .

Wasserwirtschaftliche Planungen im W eißeritzgebiet bei Dresden.

Von M inisterialrat Dr.-Ing. ehr. S o rg e r, Dresden.

Eine geordnete W asserwirtschaft ist eine der w ichtigsten Bedingungen für das Leben und G edeihen eines Landes. Es muß daher — in der Jetztzeit m ehr denn je — den w asserwirtschaftlichen Belangen eines Landes, vor allem wenn es industriell und kulturell hoch entw ickelt ist, auch vom Staate eine besondere Fürsorge zuteil w erden. Die Regierung des Freistaates Sachsen hat in durchaus verständnisvoller Zusam m enarbeit mit dem Landtage dieser bedeutsam en, für das Land lebenswichtigen Aufgabe in den letzten Jahren tatkräftige Förderung zuteil w erden lassen.

Schon vor dem Kriege sind von der Sächsischen W asser­

baudirektion die einzelnen F lußgebiete des Landes auf ihre wasserwirtschaftliche N utzung und Ausbaum öglich­

keit eingehend untersucht w orden. Den Anstoß hier­

zu gaben die großen Schw ankungen der W asserführung, die den meisten der sächsischen Flußläufe eigen sind und die in der orographischen S truktur, im geologi­

schen Aufbau und in der Bodenbew irtschaftung des Landes in der Hauptsache ihre Begründung finden. Auf lang andauernde Perioden von N iederw asserführung folgen oft binnen kurzem Hochwässer größten Ausmaßes.

Die starke Entw icklung der Industrie stellt dabei — vor allem in den F lußtälern — im m er m ehr steigende An­

sprüche an die N utzungsm öglichkeit des W assers. Dieser industrielle Ausbau bedingte aber w eiterhin eine ständig wachsende B esiedelung der Täler, die einerseits den Wasservorrat der G rundw asserschätze für die Trink- und N utzwasserversorgung in im m er größerem U m fang in Anspruch nehm en muß und die anderseits den Flußlauf zur Einleitung der Abwässer als V orfluter benötigt. Auch gegen die verheerenden Hochfluten m üssen die dicht besiedelten Täler geschützt w erden. Es sind also bei Aufstellung der W asserbew irtschaftungs- und Regelungs­

pläne der Flußläufe vielseitige Aufgaben der W asserw irt­

schaft und des W asserbaues sow ohl im Interesse des G edeihens der W irtschaft als auch der Landeskultur zu lösen. In nachstehendem soll der w asserbautechnische

Ausbau der W eißeritzflüsse betrachtet w erden, die zum Teil — besonders im Unterlauf im G ebiete Groß-Dresden — einen dicht besiedelten, industrie- reichen Landesteil Sachsens durchlaufen. Dieser Ausbau ist zum Teil schon fertiggestellt, zum Teil in der Ausführung begriffen. Zunächst einige Angaben über die orographische und geologische Struktur des G ebietes.

Die W eißeritz, ein N ebenfluß der Elbe, wird aus der Roten und der W ilden W eißeritz gebildet, die auf dem Kamm des Erzgebirges entspringen und sich bei H ainsberg vereinigen. Die V ereinigte W eißeritz m ündet unterhalb D resden in die Elbe.

Der Lauf der W eißeritz ist im allgem einen von Süd nach Nord ge­

richtet, entsprechend dem nach N orden abgedachten G ebirge. Das obere G ebiet der W eißeritz liegt auf dem nördlichen A bhange des Erzgebirges, dessen höchste Erhebungen im G ebiete der Roten W eißeritz der Kahle- berg m it 904 m über NN und im G ebiete der W ilden W eißeritz der Bornhauberg m it 908 m über N N bilden.

D er N ordabhang des G ebirges stellt sich als eine vorw iegend mit Wald, aber auch m it Feld und W iese bedeckte, hügelige, nach Norden geneigte Fläche dar. Die tief eingeschnittenen, nordw estliche Richtung aufw eisenden Täler der Roten W eißeritz, des Pöbelbaches und der W ilden W eißeritz zerlegen das G elände in langgestreckte, bald w eitere, bald schm älere Bergrücken.

D er m ittlere Teil des W eißeritzgebietes zeigt ebenfalls eine plateau­

artige G estaltung, w ährend im unteren Teile die außerordentlich ge­

w undenen Täler der Roten und der W ilden W eißeritz in fast senkrechte, felsige Abstürze übergehen.

Der unterste Teil, das G ebiet der V ereinigten W eißeritz, w eist zu­

nächst steil abgeböschte Bergformen auf; nordöstlich von Freital zieht sich das Tal zu einer steilw andigen, engen, m ehrfach gew undenen Schlucht, dem Plauenschen Grunde, zusam m en. D iese Talenge öffnet sich von D resden-Plauen ab zu einer w eiten, sich m it dem E lbtale verschm elzen­

den Aue.

Im G ebiete der Roten W eißeritz erstreckt sich das G ranitm assiv von der Q uelle bis nach Kipsdorf, w ährend zwischen Kipsdorf und Schm iede­

berg der T eplitzer Quarzporphyr deckenförmig sich ausbreitet.

G neis in verschiedenen V arietäten bildet ferner den U ntergrund des Tales der Roten W eißeritz von Schm iedeberg abw ärts bis Coßmannsdorf.

Kurz vor seiner Vereinigung mit der W ilden W eißeritz durchschneidet der Fluß die steilaufgerichteten G neisschichten und schafft hierdurch den durch seine N aturschönheit und durch die Steilheit seiner Enge bekannten Rabenauer G rund. Die V ereinigte W eißeritz fließt von H ainsberg ab bis Freital innerhalb des Rotliegenden mit den bekannten K onglomeraten und Breccientuffen des Backofenfelsens und des W indberges. Nordöstlich von

600

Abb. 1. Längsschnitt der W ilden Weißeritz.

500

WO

300

200

Freital verengt sich das Tal, und die W eißeritz durchschneidet schlucht­

artig den Syenitkeil des M eißner Syenitmassives, um alsdann in die Elb- talaue auszum ünden.

Der Abfluß des W assers der W eißeritzen ist seit dem Jahre 1882 an sieben im G ebiete verteilten M eßstellen beobachtet w orden. Es lag also bei A ufstellung der Planungen die Größe der W asserführung der W eiße­

ritzen ''.st. Diese M essungen ergaben u. a., daß die W asserführung der V ereinigten W eißeritz in D resden-Plauen, also dicht oberhalb der Ein­

m ündung in die Elbe, bei einem N iederschlagsgebiet von 363 km 2 im Somm er der Jahre 1892 und 1911 auf 100 1/sek herabsank, und daß w ährend der Hochflut des Jahres 1897 insgesam t rd. 300 m3/sek an der gleichen M eßstelle zum Abfluß kam en. Nach einem Plane der Sächsischen W asserbaudirektion aus dem Jahre 1906 sollten diese Schw ankungen des Abflusses durch Anlage von sieben Talsperrenanlagen m it einem G esam t­

speicherraum von rd. 31 Mill. m3 ausgeglichen werden, w obei das geregelte M indestw asser Jin der V ereinigten W eißeritz 2 m 3/sek betragen w ürde.

Von diesen sieben Talsperren waren im G ebiete der Roten W eißeritz vier Talsperren mit einem Gesam tspeicherraum von 10,5 Mill. m3 und im G ebiete der W ilden W eißeritz drei Sperren m it einem Gesam tspeicherraum von 20,5 Mill. m3 geplant. N eben diesem Ausgleich der W asser­

schw ankungen sollte insbesondere die Talsperre bei K lingenberg Trink­

w asser bis zum Ausmaße von 120 1/sek für die O rtschaften an der V er­

einigten W eißeritz abgeben können.

Vor dem Kriege, in den Jahren 1909 bis 1913, w urde zunächst .der Bau der beiden größten Sperren des Talsperrensystem s, die bei M alter im Tale der Roten W eißeritz und bei K lingenberg im Tale der W ilden W eißeritz durchgeführt. Diese Talsperren w urden durch Organe des Staates mit w esentlicher finanzieller U nterstützung des Staates für eine öffentliche W assergenossenschaft, die W eißeritztalsperrengenossenschaft, gebaut und nach ihrer Fertigstellung unter Aufsicht des Staates von dieser G enossenschaft auch betrieben.

Die Talsperre bei Klingenberg hat einen Fassungsraum von 16,4 Mill. m3 und die bei M alter einen solchen von 8,8 Mill. m 3. Das N iederschlags­

g eb iet der W ilden W eißeritz beträgt bis zur Sperrstelle in K lingenberg

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DI E B A U T E C H N I K , Heft 1, 4. Januar 1929.

Abb. 2. Einzugsgebiete der Flußläufe.

91 km2, hiervon sind 50°/0 bew aldet; das der Roten Weißeritz hat bis Malter eine Größe von 104 km 2, der W aldbestand nim m t hier 5 3 % des G ebietes ein. Die Talsperre bei M alter hat im V erhältnis zur Größe ihres Niederschlaggebietes und mithin für die völlige Beherrschung der Zuflüsse zur Sperre einen zu geringen Stauraum ; eine Vergrößerung des Stauraums verboten aber die'örtlichen Verhältnisse.

cbm/sek v j j-

1921 1922

Abb. 3. Wasserwirtschaftsplan der Talsperre Lehnmühle (1915 bis 1925).

Die Talsperren bei Klingenberg und M alter sind so zu betrei en, daß die M indestabflußm engen ab Sperrstelle M alter 7 0 0 1/sek und a Sperrstelle K lingenberg 940 1/sek betragen. Die H erabsetzung dieser M indestabflußm enge ist nur ausnahm sw eise zu Zeiten außergew öhnlicher Trockenperioden und auch dann nur an Sonn- und F eiertagen zulässig.

U nter allen U m ständen muß aber in der K lingenberger Talsperre so viel Wasser zurückgehalten w erden, daß die vertragsm äßige Abgabe von Trink­

wasser gew ährleistet ist. Beide Talsperren haben seit ihrer Fertigstellung im Jahre 1913 alle Forderungen erfüllt, die sie betrieblich zu leisten hatten.

In der N achkriegszeit, als der w eitere w asserbautechnische Ausbau der W eißeritzen durchgeführt w erden sollte, w urden die früheren Pläne der Sächsischen W asserbaudirektion über die w asserwirtschaftliche A us­

nutzung dieses Flußgebietes einer erneuten Prüfung unterzogen, ln diese Prüfung m ußte desw egen eingetreten w erd en , w eil n eue G esichts­

punkte für die erhöhte A usnutzung des W eißeritzwassers zu Trinkwasser­

zwecken hervortraten.

Im W eißeritzgebiet und in der Eibaue ist die Trink- und N utzw asser­

versorgung des Landesteiles „G roß-D resden“ fast ausschließlich auf G rund­

wasserfassungen abgestellt. Diese Fassungen sind zurzeit schon bis zur Grenze ihrer Ergiebigkeit in Anspruch genom m en, so daß die zw ingende N otw endigkeit vorlag, dafür zu sorgen, daß der infolge zunehm ender Bevölkerung und w achsender Industrie steigende W asserbedarf befriedigt werden kann. Der W asserbedarf des L andesteiles „G ro ß -D resd en “ hat in den letzten vier Jahren die außerordentliche Steigerung von rd. 62 % erfahren, im D urchschnitt also m ehr als 1 5 % im Jahre. Der relative Verbrauch für Kopf und Tag betrug im Jahre 1923 im Jahresm ittel 100 1 für den Kopf und Tag, im Jahre 1927 ist er bereits auf 140 1 angestiegen.

Dieser erhöhte W asserbedarf ist in erster Linie auf die H ebung der Volkshygiene zurückzuführen, der durch den Einbau von Bädern auch in kleineren W ohnungen, sowie durch den Anschluß der bisher noch außen­

stehenden G rundstücke an die Schw em m kanalisation zum Ausdruck kommt. Einen w esentlichen Anteil an dem verstärkten V erbrauch von Fabrikationswasser hat auch die Industrie dieses Landesteiles genomm en.

Eine w eitere Steigerung des W asserverbrauches muß erfahrungsgem äß angenomm en w erden, er wird sich voraussichtlich bis zum Jahre 1950 verdoppeln. Daraus ergibt sich eine Steigerung des Jahresbedarfs des insgesam t rd. 1 Mill. Einw ohner zählenden Landesteiles „G roß-D resden“

von zurzeit rd. 46 Mill. m 3 W asser auf rd. 90 Mill. m 3. Das Stadtgebiet Dresden hat hiervon allein einen Bedarf von zurzeit 32 Mill. m 3 im Jahre. Für alle verantw ortlichen Stellen erwuchs die Pflicht, grund­

legend alle M öglichkeiten zu untersuchen, wie künftig ausreichende Trink­

w asserm engen für das G ebiet „G roß-D resden“ beschafft w erden können.

Die Untersuchungen haben sich erstreckt auf die w eitere Erschließung von Grundwasser, auf Wasser aus offenen Bachläufen, auf Q uellw asser und auf Talsperrenw asser. Bei der Auswahl der zu untersuchenden G ebiete hin­

sichtlich der G ew innung von Oberflächenwasser war man durch die Voraus­

setzung gebunden, daß nur ein in jeder B eziehung erstklassiges Wasser V erw endung finden darf. Hiernach konnten nur G ebiete in Frage kommen, die möglichst frei von jed er m enschlichen Siedlung u n d , wenn irgend möglich, durch Wald geschützt sind. Von diesen G esichtspunkten aus­

gehend, wurden einm al das Seengebiet der M oritzburger Teiche, das Elb­

sandsteingebiet, ferner rechtselbisch das P olenzgebiet, w eiterhin linkselbisch das Müglitz-, G ottleuba- und Seidew itzgebiet und endlich das W eißeritz-M uldengebiet eingehend untersucht.

Das Ergebnis dieser A rbeiten ist dahin zusam m enzufassen, daß in technischer, w irtschaftlicher und hygienischer Beziehung das W eißeritzgebiet das bei w eitem günstigste ist. Das Einzugs­

gebiet liegt in einem fast geschlossenen W aldgebiet mit sehr geringer Besiedlung. Vom Kamme des Erzgebirges abfallend ziehen sich Staatsforsten von m ehr als 60 km 2 zu beiden Seiten der W ilden W eißeritz nach Norden hin, die abseits von jedem größeren V erkehr liegen. Die w asserw irtschaftlichen U nter­

suchungen — fußend auf B eobachtungen des W asserabflusses von 1915 bis 1925 (Abb. 3) — ergaben die M öglichkeit, daß durch Errichtung einer w eiteren Talsperre oberhalb der K lingen­

berger Sperre — der Talsperre an der Lehnm ühle — mit einem Fassungsraum von rd. 22 Mill. m 3 rd. 1360 1/sek aus dem G ebiete der Wilden W eißeritz von diesen beiden Talsperren zusam men abgegeben werden können, das sind rd. 43 Mill. m 3 W asser jährlich. Bemerkt sei, daß der m ittlere Zufluß zur Talsperre Lehnm ühle bei einem N iederschlagsgebiet von 61 km 2 rd. 1 1401/sek und zur K lingenberger Talsperre unter B erücksichtigung der künftigen W asserabgabe aus der Talsperre L ehnm ühle bei dem zwischen der Lehnm ühlen- und der K lingenberger Talsperre gelegenen N iederschlagsgebiet von 29,5 km 2 rd. 470 1/sek be­

trägt. Von der Talsperre K lingenberg w erden bereits je tz t — wie oben angeführt — in einer H ochdruckw asserleitung 120 1 W asser in der Sekunde den Städten des W eißeritzgebietes und über die H ochbehälter dieser Leitung in Altfranken und G roß­

burgk auch der Stadt D resden zugeführt (Abb. 1 u. 2). Es wird

1925

(3)

F a c h s c h r i f t für das g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n . 3

also dann eine w eitere W asserm enge von rd. 1200 1/sek — nach Abzug von 40 1/sek für das W ildbett — für die W asserversorgung dieses Landes­

teiles zur V erfügung gestellt w erden können. Dieses U ntersuchungs­

ergebnis führte dazu, die bisherige W asserwirtschaft des W eißeritzgebietes zum Teil in andere Bahnen zu lenken. Es wurde nicht m ehr für richtig gehalten, das geregelte W eißeritzwasser vornehm lich dem W ildbett zuzuführen, sondern es wird nunm ehr das W asser von der Lehnmühle- und der K lingenberger Talsperre ab als Trinkwasser dem Landesteil

„G roß-Dresden“ zuzuführen sein. Dabei soll die schon jetzt von der Klingenberger Talsperre bis nach Freital führende Hochdruckwasserleitung mit einem A bführungsverm ögen von 120 1/sek w eiter bestehen bleiben.

Die neue erhöhte W asserableitung als Trink- und Nutzw asser bedingt natürlich zum Teil tiefe Eingriffe sowohl in bestehende W assernutzungs­

rechte, als auch in die Fähigkeit des W eißeritzflusses, als Vorfluter für die Einleitung von städtischen und Fabrikationsabwässern zu dienen. — Es m üssen aber alle diese großen Schw ierigkeiten über­

wunden w erden, die vor allem in der Ablösung der W assernutzungs­

rechte der Triebw erkbesitzer und in der Regelung der V orflutverhältnisse der Städte und G em einden des Plauenschen G rundes bestehen. Die bisherigen V erhandlungen hierüber berechtigen zu der H offnung, daß die Schwierigkeiten gem eistert w erden. Denn die N utzung des W eißeritz­

wassers wird so veredelt; es wird wirtschaftlich notw endigeren Zwecken dienstbar gemacht.

Die technische Durchbildung dieses w eiteren A usbaues ist in dem Lageplan (Abb. 2) und in dem Längsschnitt (Abb. 1) der Anlagen näher angegeben. — Von der Talsperre Lehnm ühle wird das Trinkwasser in einer geschlossenen Rohrleitung von rd. 5 km Länge und 1,5 m Durchm.

zunächst zur K lingenberger Talsperre geführt. Am Ende dieser Leitung

— also am Einlauf zur K lingenberger Talsperre — soll ein Kraftwerk errichtet w erden, um die Energie des W assers für Kraftzwecke nutzbar zu machen. Dabei ist es möglich, die Abgabe des Wassers aus der Lehnmühlen-Talsperre auf die für Kraftzwecke besonders w ertvollen Stunden der Spitzenleistung zu beschränken, da die Talsperre Klingenberg, aus der das Trinkwasser dann w eiter g eleitet w erden soll, gleichzeitig als Ausgleichsperre dienen kann. - Das bis zum Auslauf der K lingenberger Talsperre zur Verfügung stehende Roh-Gefälle beträgt rd. 114 m, so daß bei einer W assermenge von rd. 3 m3, die w ährend acht Stunden verfügbar ist, rd. 3000 PS im Kraftwerk als w ertvoller Tagesstrom abgegeben werden können. In der K lingenberger Talsperre wird das Trinkwasser zunächst nochmals aufgespeichert und dann in einer H ochdruckleitung zum Kraft­

werk Dorfhain geleitet. Bei einem Roh-Gefälle von 93 m und einer Wassermenge von 1,12 m 3/sek, die w ährend 24 Stunden gleichm äßig zur Verfügung steht, w erden in diesem W erk rd. 1000 PS geleistet. Der U nter­

graben des Kraftwerks Dorfhain m ündet in den W ehrteich des Kraftwerkes Tharandt, der dritten Kraftstufe. D ieses W erk ist in den Jahren 1924 bis 1926 von den Kraftwerken Freital A.-G. gebaut w orden (s. Abb. 6). Bei einer W assermenge von 1,20 m3/sek und einer G efällhöhe von 74 m beträgt hier die w ährend 8 Stunden verfügbare Leistung 2700 PS. — Diese drei Kraftstufen erzeugen also insgesam t jährlich rd. 19 Mill. kWh, von denen 6 ,4 -1 - 5 ,8 = 1 2 ,2 Mill. kWh hochw ertiger Tagesstrom sind.

Gegen die Benutzung des Trinkw assers zu Kraftzwecken bestehen keine Bedenken, nachdem sich anderw ärts, vor allem in der Trinkw asser­

versorgung der Stadt Wien, Anlagen solcher Art durchaus bew ährt haben.

Das nach A usnutzung der Kraft bis nach Tharandt geleitete W asser wird von Tharandt durch einen Frei­

spiegelstollen nach einer Filter- und W asseraufbereitungs­

anlage und einem H ochbehälter g eleitet, die südlich Dresden auf dem sogenannten Thonberg der Räcknitzer Höhen liegen. Die H öhenlage dieser W erke — der O ber­

wasserspiegel im H ochbehälter liegt auf 208,50 m ü. NN — sichert eine Talsperren-W asserversorgung m it ausreichen­

dem Drucke fast für das gesam te S tadtgebiet Dresden.

Die wenigen höh er gelegenen Stadtteile w erden dann aus der bereits bestehenden H ochdruckw asserleitung der K lingenberger Talsperre durch die H ochbehälter G roß­

burgk und Altfranken mit genügend W asser versorgt w erden. — Das W asser muß von der K lingenberger Tal­

sperre fast gleichm äßig den W asserkraftwerken zugeleitet werden, um den W irkungsgrad der W erke nicht zu sehr zu verringern. Falls daher die H ochbehälter zur D eckung des Bedarfs der Stadt D resden nicht ausreichen sollten, w erden die in der Eibaue liegenden G rundw asser-Pum p­

werke in Tätigkeit treten. Diesen G rundw asserw erken ist also zunächst die veränderliche Spitzendeckung zu­

zuw eisen, auch m üssen sie — entsprechend der w eiteren Steigerung des Bedarfs — zur D eckung der G rund­

belastung dienen.

Nach F ertigstellung der Anlagen wird — im ganzen betrachtet — die Trink- und N utzw asserversorgung des

Abb. 4. Talsperre Malter.

Abb. 5. Talsperre Klingenberg.

Landesteiles „G roß-D resden“, die zurzeit 46 Mill. m3 W asser jährlich be­

nötigt, wovon nur rd. 3,5 Mill. m 3 aus der K lingenberger Talsperre geliefert w erden können, sich so gestalten, daß die Städte und G em einden des Plauenschen G rundes ihren W asserbedarf aus Tal­

sperrenw asser und W asser aus G rundw asserw erken decken, w ährend die Stadt Dresden zunächst ihren gesam ten G rundbedarf aus den Tal­

sperren bezie h t, zur Spitzendeckung und bei w eiteren B edarfssteige­

rungen ihre bisherigen G rundw asserpum pw erke einsetzt. — Diese W asserversorgung setzt natürlich den Zusam m enschluß der Städte und

Abb. 6. Kraftwerk Tharandt.

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4 D I E B A U T E C H N I K , Heft 1, 4. Januar 1929.

Abb. 7. Talsperre Lehnmühle im Bau.

G emeinden dieses Landesteiles zu einem W asserversorgungsverbande voraus. Die G ründung des Verbandes steht unm ittelbar bevor, so daß dann neben den technischen Plänen auch die verw altungstechnische G rundlage für das Bestehen der großen zentralen W asserversorgung ge­

schaffen sein wird. — Der Sächsische Staat selbst steht im Begriff, die beiden Talsperren bei Malter und Klingenberg von der jetzigen Besitzerin der Sperren, der W eißeritz-Talsperren-Genossenschaft, zu erwerben. Auch den Bau der Lehnmühlen-Talsperre führt der Staat selbst durch. Der Erwerb dieser Sperren und der Bau der Lehnmühlen-Talsperre durch den Staat geschah aus der Erwägung, daß die Talsperren neben der Trink­

wasserversorgung so vielseitige wasserwirtschaftliche Aufgaben im allgem einen Landeskulturinteresse zu erfüllen haben, daß insbesondere für den Betrieb der Sperren nur ein Träger — der Staat — in Frage kommen kann, der von höherer Warte aus die mannigfaltigen, oft gegen­

sätzlichen Interessen der N utznießer des Wassers gegeneinander abzuwägen und auszugleichen vermag. Denn die Regelung der Wasserwirtschaft eines großen Landesteils, die einheitlich zu gestalten und letzten Endes unter dem Gesichtspunkte des öffentlichen Wohles zu führen ist, muß — wenigstens in Sachsen — Staatsaufgabe sein. Der Staat liefert dann das Wasser ab Sperre dem Versorgungsverbände, der die Leitungen unterhält, das Wasser selbst aufbereitet, kurz den Betrieb der eigentlichen W asser­

versorgung führt — Diese Teilung der Aufgaben zwischen Staat und G emeinden hat sich im W esten Sachsens bereits sehr gut bew ährt. Dort gibt der Staat aus der von ihm selbst erbauten M uldenberger Talsperre einem W asserversorgungsverbande das W asser, während die Aufgaben der W asseraufbereitung und V erteilung von dem Verbände besorgt werden.

Die Planungen für die W asserversorgung des Landesteiles „Groß- D resden“ können dann eine Erw eiterung erfahren, wenn im Verlauf der Jahre infolge erhöhten Bedarfes die V ersorgungsanlagen nochmals w eiter ergänzt werden müssen. Es besteht dann die Möglichkeit, aus den benach­

barten waldreichen und w enig bebauten G ebieten der Gimmlitz und des Pöbelbaches Wasser in das G ebiet der W ilden W eißeritz überzuleiten, ln dem Lageplan (Abb. 2) ist diese Ü berleitung eingetragen. Dadurch würde

— unter w eiterer Erhöhung der Speicherräume im Tale der Wilden W eißeritz — die Trink- und Nutzwasserabgabe noch um rd. 320 1/sek gesteigert werden können. Die Ü berleitung von Wasser aus dem 27 km2

großen N iederschlagsgebiete der Gimmlitz in das W e i ß e r i t z g e b i e t setzt allerdings die Speicherung der Wässer der Mulde und des C h e m n i t z b a c h e s in einer Talsperre im Chemnitzbach voraus, dam it die R e c h t e der N utz­

n i e ß e r am W a s s e r in diesem Flußgebiete nicht beeinträchtigt werden.

Aus dem Pöbelbachgebiet w ürde nur das W asser des Pöbelbaches von einer g e w i s s e n Höhe der W asserführung ab zugeleitet w erden, dadurch werden die U nterlieger am Flußlauf in ihren W assernutzungen nicht geschädigt.

Zusam m enfassend ist also über die künftige W asserwirtschaft des W eißeritzgebietes nach Fertigstellung der A nlagen folgendes zu sagen:

Die Talsperren bei Malter, K lingenberg und Lehnm ühle dienen erstens dem H ochwasserschutz der W eißeritztäler, zw eitens dient die Talsperre Malter durch eine Abgabe von 700 1/sek der Erhöhung der Niederwässer in der Roten W eißeritz, der Abgabe von Fabrikationsw asser an die Fabriken der Roten und Vereinigten W eißeritz, und drittens dienen die Talsperren bei Klingenberg und Lehnm ühle durch eine ständige Abgabe von 1360 1/sek der Trink- und N utzw asserversorgung des Landesteils „G roß-D resden“ ; daneben wird dieses Trinkw asser auf seinem Lauf in die Versorgungs­

gebiete noch für Kraftzwecke ausgenutzt. Die drei Talsperren haben also mehrere bedeutsam e wasserwirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen.

Durch den Bau der Werke, die im Som m er 1930 fertiggestellt sein werden, wird die W irtschaft und die Landeskultur dieses G ebietes eine außerordentlich w ertvolle Bereicherung erfahren. Die Anlagen werden

— dank der fast vollständigen Erfassung und zw eckentsprechenden Ver­

teilung der W asserschätze — die Bewohner und Industrien dieses Landes­

teiles für absehbare Zeit der bisherigen Sorge ums W asser entheben.

Hoffentlich erlaubt es später die finanzielle Lage des Staates, daß zur völligen Beherrschung der W asserschätze der Roten W eißeritz auch im Oberlauf dieses Flußgebietes w eitere Speicherräum e als Ergänzung der Tal­

sperre bei M alter geschaffen w erden können. Dann w äre das gesam te W eißeritzgebiet wasserwirtschaftlich restlos beherrscht.

Zum Schluß noch einige Angaben über die technische Durchführung des Baues der staatlichen Talsperre an der Lehnm ühle, der seit Herbst 1926 im Gange ist (Abb. 7). Die M auer w ird als Schwergewichtm auer in Bruchsteinmauerwerk in Z em enttraßkalkm örtel im M ischungsverhältnis 0,6 Rt. Zement, 1,9 Rt. Traß, 0,75 Rt. Kalk und 5 Rt. Sand (durch Quetschen des Steinm aterials gew onnen) hergestellt. Die größte H öhe der Mauer über der G ründungssohle beträgt 50 m. Die M auer besitzt an der Krone eine Länge von 550 m, die Stärke der M auer in der G ründungssohle ist 37,5 m, an der Krone 5,8 m. Die M auer enthält etw a 165 000 m 3 Bruch­

steinm auerw erk. Im G rundriß verläuft die M auer, die 3 m in den ge­

sunden Biotitgneis eingebunden wird, geradlinig. Durch A nordnung von neun Dehnungsfugen in rd. 40 m gegenseitigem A bstande wird den auf­

tretenden Tem peraturspannungen Rechnung getragen. Der dichte, gesunde Felsen der G ründungsfläche gestattet die F estsetzung eines W ertes von 6 5 % Unterdrück. Der Q uerschnitt der M auer ist so bem essen, daß bei dieser A nnahm e an der W asserseite Zugspannungen nicht auftreten, die größte Randspannung an der Luftseite beträgt dann rd. 10 kg/cm 2, die größten H auptspannungen sind m a x r = rd. 7 kg/cm 2 und max<r = rd.

14 kg/cm 2. Die Sicherheit gegen Kippen ist 1,7.

Die Entlastungsanlagen der Sperre bestehen aus zwei Rohren von je 1500 mm Durchm. in zwei G rundablaßstollen. Die Rohre können bei vollem Becken rd. 120 m3/sek abführen. ln der M itte der M auer ist ein Hochwasserüberfall aus elf Öffnungen von je 3 m 1. W. angeordnet, der bei einer Überfallhöhe von 1,15 m rd. 100 m 3/sek abzuführen vermag.

D ieses Ü berfallw asser wird einem Sturzbecken am luftseitigen Mauerfuß mit einem ständigen W asserpolster von 15 m Breite, 50 m Länge und 3 m Tiefe und von dort dem Bett der W eißeritz zugeführt.

Die technische D urchführung des Baues der Talsperre Lehnmühle soll in einem besonderen Aufsatze noch eingehend behandelt w erden.

D er Brückenbau und der Ingenieurhochbau der Deutschen Reichsbahn - Gesellschaft im Jahre 1928.

Alle Rechte V o r b e h a lte n . Von Schapen.

Trotz der wenig günstigen Wirtschaftslage konnten die Belange des Brücken- und Ingenieurhochbaues auch im Jahre 1928 wesentlich gefördert werden.

Zur Beantwortung noch offener oder zweifelhafter Fragen im Brücken- und Ingenieurhochbau und zur Erzielung w eiterer Fortschritte auf diesem G ebiete wurden umfangreiche Versuche durchgeführt.

Im Verein mit dem Deutschen Stahlbau-V erbände wurden die Ver­

suche zur Ermittlung der Knickspannungslinie im staatlichen M aterial­

prüfungsamte in Dahlem fortgesetzt. Sie waren in dem Jahre 1928 namentlich auf die Ermittlung der Knickspannungslinie im Bereich der gedrungenen Stäbe mit einem Schlankheitsgrade unter l = 40 gerichtet.

Sie haben zweifelsfrei ergeben, daß die Knickspannungslinie der Berech- nungsgrundlagen für eiserne Eisenbahnbrücken der D eutschen Reichs­

bahn-G esellschaft auch für diesen Schlankheitsgrad gilt.

ln den Hochschulen zu Darmstadt und Stuttgart wurden Versuche mit N ietverbindungen1) zur weiteren Klärung der Frage, ob der in den

Berechnungsgrundlagen für eiserne E isenbahnbrücken zugelassene Loch­

leibungsdruck nicht zu hoch bem essen is t, durchgeführt, und zwar in D arm stadt mit einm aliger, sich allm ählich steigernder B elastung und in Stuttgart auf einer eigens für die durchzuführenden Versuche hergerichteten Maschine mit einer zw ischen 0 und einer oberen G renze oftmals w echseln­

den Belastung. Die V ersuche sind noch nicht abgeschlossen, sie sollen auch auf oftmals zwischen Zug und Druck w echselnde Belastung aus­

gedehnt w erden. H ierzu muß noch eine besondere Maschine beschafft w erden.

ln der Hochschule zu Stuttgart w urden die eingeleiteten Versuche zur Ermittlung verschiedener Festigkeitseigenschaften von N adelholz aus dem Schw arzwald, aus Thüringen und aus O stpreußen abgeschlossen.2) Sie

J) Vergl. „Die B autechnik“ 1928, Heft 7, 8 u. 26.

2) Über die Ergebnisse dieser V ersuche wird dem nächst in der „Bau­

technik“ berichtet w erden. D ie S c h r i f t l e i t u n g .

(5)

F a c h s c h r i f t f ü r das g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n.

Abb. 1. N euer V iadukt in Hermsdorf. Abb. 2. Alter V iadukt in Hermsdorf.

haben im allgem einen die Richtigkeit der .V orläufigen Bestimmungen für H olztragwerke*3) der Deutschen R eichsbahn-G esellschaft bestätigt. Nur in einigen wenigen Punkten m üssen die genannten B estim m ungen auf Grund der V ersuchsergebnisse ergänzt werden.

Die A rbeiten zur Schaffung eines zuverlässigen G erätes zur M essung der Spannungen an den G liedern stählerner Brücken unter den bew egten Lasten wurden mit Nachdruck gefördert. In der Erkenntnis, daß auch die besten der auf das Preisausschreiben der Deutschen R eichsbahn-G esell­

schaft eingegangenen A pparate eine zu niedrige Eigenschw ingungszahl haben, um die Schw ingungen der G lieder der Brücken unter den fahrenden Lasten richtig aufzuzeichnen, w urden diese A pparate w eiter verbessert und ein neues elektrisches M eßgerät geschaffen, das die Form änderungen eines Brückengliedes durch die Ä nderungen des elektrischen W iderstandes von Säulen aus K ohleplättchen mißt und durch einen O szillographen aufzeichnen läßt. Dieses M eßgerät hat eine Eigenschw ingungszahl, die die Eigenschwingungszahl der Brückenglieder w eit übertrifft und die G ew ähr bietet, daß die tatsächlichen Schw ingungen der Brückenglieder richtig aufgezeichnet w erden. Die Bem ühungen, einen brauchbaren dynam ischen Spannungsm esser zu schaffen, w urden auch auf zwei optische Verfahren ausgedehnt, die ebenfalls Erfolg versprechen.

Um die Eigenschwingungszahl der stählernen Brücken genau b e ­ stimmen zu können, sind V ersuche m it einer Brückenschw ingungsm aschine an Brücken durchgeführt w orden.4) Diese haben vollen Erfolg gehabt.

Mit der Brückenschwingungsmaschine, die mit zwei entgegengesetzt laufenden Exzentern senkrecht w irkende Impulse auf die Brücke ausübt, lassen sich die Eigenschw ingungszahlen der Brücken in kurzer Zeit fest­

stellen.

Die Arbeiten zur Schaffung geeigneter G eräte und Maschinen zur Erforschung der dynam ischen Beanspruchung der Brücken sind so weit fortgeschritten, daß man in kurzer Zeit mit ihrem Abschluß rechnen darf. Dann können die M essungen an den

Brücken beginnen. Sie w erden voraussichtlich die Be­

rechnungen der Brücken auf eine neue, sichere G rund­

lage stellen.

Die Versuche mit neuen Verfahren und mit den verschiedensten Farben für den Anstrich der stählernen Brücken w urden in großem M aßstabe an großen und kleineren Brücken fortgesetzt. W eiter w urden in einer bahneigenen Anlage umfangreiche Versuche mit elektro­

lytischem V erbleien von Brückenträgern und Brücken­

teilen nach dem Verfahren von Dr. S c h l o t t e r durch­

geführt. Es liegen schon zwei eingleisige, nach diesem Verfahren verbleite B lechträgerüberbauten im Betriebe.

Die V erbleiung ist tadellos gelungen; das A ussehen der verbleiten Träger läßt aber zu w ünschen übrig. Ob das Verfahren wirtschaftlich ist, konnte noch nicht fest­

gestellt w erden, da im ersten V ersuchsstadium Kosten entstanden sind, die später fortfallen w erden. Die V er­

suche w erden daher fo rtg esetzt, um die W irtschaftlich­

keit des V erfahrens genau zu erm itteln.

Die . V o r s c h r i f t e n f ü r d ie L i e f e r u n g v o n F a r b e n u n d d i e A u s f ü h r u n g v o n A n s t r i c h e n fü r E i s e n b a u w e r k e “ sind im V erein mit den Vertretern der Farbenindustrie und des M aler­

gew erbes neu bearb eitet worden. Sie geben scharf umrissene Richtlinien, die die G üte der Farben und der Anstriche gew ährleisten und den auf Erhaltung

3) Berlin 1926. V erlag von Wilhelm Ernst & Sohn.

4) Vergl. „Die Bautechnik“ 1928, Heft 3 , 4 u. 22, sow ie „Der S tah lb au “ 1928, Heft 13.

der Eisenbauw erke gerichteten Zweck der Vorschriften voll erfüllen w erden.5)

Bei dem großen Fortschritt auf dem G ebiete der Schweißtechnik war es geboten, die A nw endbarkeit des Schweißens für Anschlüsse und Stöße

Abb. 5. Brücke über die Lahn.

der G lieder stählerner Brücken zu erproben. Nach längeren Studien übet die praktische D urchbildung von Schw eißverbindungen bei Fachw erkträgern w urden fünf 9 m w eit gestützte Parallelfachw erkträger hergestellt, von denen einer die üblichen N ietverbindungen in den Knotenpunkten besitzt und vier Träger verschiedenartig gestaltete Schw eißverbindungen in den

5) Vergl. „Die B autechnik' 1928, Heft 33 u. 35, S. 473 u. f.

Abb. 3. Brücke über die Alle bei Bartenstein.

Abb. 4. Brücke über die Sieg bei Rosbach.

(6)

DI E B A U T E C H N I K , Heft 1, 4. Januar 1929.

Abb. 7. Brücke bei M eißen-Triebischthal Abb. 6. Brücke über die Alme.

Knotenpunkten aufweisen. Die Träger sind so bem essen, daß sie in den Niet- und Schweißverbindungen zu Bruch gehen müssen. Die Bruchver­

suche sind im Gange, sie werden w ertvolle Fingerzeige für die gute Durchbildung der Schweißverbindungen für Brücken und Ingenieurhoch­

bauten bieten. Nachdem in Röntgenstrahlenapparaten zuverlässige Mittel zur Feststellung der G üte von Schweißnähten geschaffen sind und die Schweißtechnik so vervollkom m net ist, dürfte die Zeit der Einführung des Schweißens in den Brücken- und Ingenieurhochbau nicht mehr fern sein.

Das zähe Festhalten der Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft an der Ein­

führung eines einwandfreien hochwertigen Stahles für ihre Brücken und Ingenieur­

hochbauten hat im ver­

gangenen Jahre schnelle Fortschritte in dieser wich­

tigen Frage gezeitigt. Dem St Si, der den St 48 ab­

gelöst h a t, haften einige Schwierigkeiten beim Gießen und Walzen an, die sich — darüber herrscht kein Zweifel — durch g e­

eignete Behandlung über­

winden lassen. Sie haben aber unsere Stahlwerke ver­

anlaßt, Stähle zu schaffen, denen diese Schwierigkeiten nicht anhaften, die überdies durch Zusatz von Kupfer weit w iderstandsfähiger gegen den Angriff des Rostes sind als St Si.6) Wir haben jetzt nicht weniger als vier solcher Stähle. Sie

haben die gleichen Festigkeitseigenschaften wie St Si. Es sind Kupfer- Mangan-Silizium-, Kupfer-Chrom-Silizium- und Kupfer-Molybdän-Mangan- stähle. Man sagt wohl nicht zu viel, daß man in allen Stahl erzeugenden Ländern anerkennt, daß Deutschland in der Erzeugung hochwertiger Bau­

stähle die Führung hat. Im Auslande bringt man den neuen deutschen Stählen größtes Vertrauen entgegen. Auch für den Bau zweier großer vereinigter Straßen- und Eisenbahnbrücken über den Dnjepr in Rußland und der vereinigten Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Kleinen Belt sind diese Stähle neuerdings gew ählt worden.

Die im Verein mit V ertretern der W issenschaft und mit dem Deutschen Beton-Verein von der Deutschen R eichsbahn-G esellschaft be­

arbeitete „ A n w e is u n g f ü r M ö r te l u n d B e to n “ 7) ist im Sommer des ver­

gangenen Jahres erschienen. Sie hilft einem arg em pfundenen Mißstande ab und stellt die Ausführung der Beton- und Eisenbetonbrücken auf eine solche sichere G rundlage, daß Fehlschläge, wie wir sie bisher oft erlebt haben, künftig ausgeschlossen sind. Die „Anweisung für Mörtel und Beton“ kann aber ihren Zweck nur dann ganz erfüllen, wenn die Beton- und Zementprüfungsstellen bei allen Reichsbahndirektionen eingerichtet oder so ausgebaut w erden, daß sie alle vorgeschriebenen Untersuchungen schnell und einwandfrei durchführen können. Die nötigen Einrichtungen und Beschaffungen hierfür w erden in kurzer Zeit durchgeführt sein.

Um für die gute, ästhetisch befriedigende äußere G estaltung ihrer Ingenieurbauw erke eine gute U nterlage in einem Nachschlagebuche zu

6) Vergl. „Der Stahlbau“ 1928, Heft 20, S. 234 u. f., besonders S. 237.

1 Berlin 1928. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn.

haben, und um der Fachw elt einen Ü berblick über ihre Ingenieur­

bauw erke zu geben, hat die D eutsche Reichsbahn-Gesellschaft im Jahre 1928 ein Buch „ I n g e n i e u r b a u t e n d e r D e u t s c h e n R e i c h s b a h n “ heraus­

gegeben.

Zur V ereinfachung und Einschränkung der A rbeiten für das Be­

rechnen stählerner Eisenbahnbrücken ist im vergangenen Jahre ein sehr um fangreiches Heft mit Hilfswerten für die B erechnung von Fahrbahn- Längs- und -Q uerträgern und von vollw andigen H auptträgern bis 20 m

Stützw eite für die Lasten­

züge N und E bearbeitet worden.

Auch die A rbeiten für die M usterentw ürfe stähler­

ner Ü berbauten m it voll­

w andigen Hauptträgern sind w esentlich gefördert w orden.

G anz große Brücken­

bauten sind im Jahre 1928 nicht in Angriff genom m en oder fertiggestellt worden.

D agegen sind viele stäh­

lerne Ü berbauten m ittlerer oder kleinerer Brücken ver­

stärkt oder gegen neue stärkere ausgew echselt wor­

den. Auch w urden ver­

schiedene neue stählerne Brücken von beträchtlichen A bm essungen für neue Bahnanlagen und über neuen Kanälen hergestellt.

Aus G ründen des guten A ussehens, leichter U nter­

haltung, einfacher H erstel­

lung und geringer Empfind­

lichkeit gegen Ü berlastung ist bei den A usw echslungen und N eubauten dem vollwandigen Träger vor dem gegliederten Träger bis zu 34 m Stützweite der Vorzug gegeben w orden. — Im folgenden sind einige der im Jahre 1928 fertiggestellten stählernen Brücken näher erläutert.

1. Z w e i g l e i s i g e r V i a d u k t in H e r m s d o r f im Bezirk der Reichsbahn­

direktion Breslau (Abb. 1 u. 2).

Die Stützw eite der H auptträger der M ittelöffnung der neuen Brücke (Abb. 1) beträgt 23 m. Die vollw andigen stählernen H auptträger traten an die Stelle von G ew ölben (Abb. 2), w obei der den Straßenverkehr arg behindernde m ittelste Pfeiler fortfiel. Wie die A bbildungen erkennen lassen, wirken die vollwandigen, parallelgurtigen, stählernen H auptträger im Stadtbilde weit besser als die G ew ölbe. Baustoff St 37.

2. Z w e i g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e ü b e r d i e A lle b e i B a r t e n ­ s t e i n im Bezirk der Reichsbahndirektion K önigsberg (Abb. 3).

Fünf Öffnungen mit je zwei eingleisigen Ü berbauten mit voll­

w andigen H auptträgern von 14,75 m Stützw eite. Baustoff St 37.

3. Z w e i g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e ü b e r d ie S i e g b e i R o s b a c h im Bezirk der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. (Abb. 4).

Fünf Öffnungen mit je zwei eingleisigen Ü berbauten mit vollwandigen H auptträgern von 21 m Stützweite. Baustoff St 37.

4. E i n g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e ü b e r d ie L a h n in km 85,906 d e r S t r e c k e A m a l i e n h ü t t e — C ö lb e im Bezirk der R eichsbahn­

direktion Kassel (Abb. 5).

Drei Öffnungen mit eingleisigen Ü berbauten mit vollw andigen H au p t­

trägern von 27,5 m Stützw eite. Baustoff St 48.

Abb. 8. Brücke in Barm en-Rittershausen.

(7)

F a c h s c h r i f t für das g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n . 7 5. E i n g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e ü b e r d ie A lm e in km 2,7

der S t r e c k e P a d e r b o r n — B ü r e n im Bezirk der Reichsbahndirektion Kassel (Abb. 6).

Vier Öffnungen mit eingleisigen Ü berbauten mit vollw andigen Haupt­

trägern von 3 X 2 1 ,8 4 m und 1 X 17,86 m Stützweite. Baustoff St 48.

6. Z w e i g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e b e i M e i ß e n - T r i e b i s c h t h a l im Bezirk der R eichsbahndirektion D resden (Abb. 7).

Die Stützweite der vollw andigen H auptträger des großen über dem Wasser liegenden Ü berbaues beträgt 28,40 m. Baustoff St Si.

7. E i n g l e i s i g e E i s e n b a h n b r ü c k e in B a r m e n - R i t t e r s h a u s e n im Bezirk der Reichsbahndirektion Elberfeld (Abb. 8).

Drei Öffnungen mit je einem eingleisigen Ü berbau mit vollwandigen

H auptträgern von 30,18 m Stützw eite. Baustoff St 48. Die Auswechslung der alten Fachw erkparabelträger gegen die neuen vollw andigen Träger vollzog sich in der Weise, daß der neue Ü berbau auf Eisenbahnw agen über den auszuw echselnden gefahren und dort von zwei Portalkranen von den Wagen abgenom ­

men und hochgehoben

wurde. Dann w urde der , | 's) alte Ü berbau seitlich ver- "t 1 -i schoben (Abb. 8), und

schließlich w urde der neue •.. ^ i Ü berbau von den Kranen

auf seine Lager abgelassen.

(Fortsetzung folgt.) diSäWi ^

Über bautechnische Einrichtungen im neuen Aue Rechte Vorbehalten. und Abste11bahnhof Heidelberg.

Von Reichsbahnrat S c h a c h e n m e ie r, H eidelberg Der neue Lokomotiv- und A bstellbahnhof H eidelberg ist am 1. Dezember 1927 in Betrieb genom m en worden. D ieser Bahnhof ist als Teil der neuen Bahnhofanlagen H eidelberg zu betrachten; er wird bis zur Fertigstellung des neuen Personenbahnhofes in V erbindung mit dem bestehenden alten Personenbahnhof betrieben (Abb. 1).

Die bautechnischen und die m aschinentechnischen Anlagen des neuen Lokomotiv- und A bstellbahnhofes H eidelberg und ihre Beziehungen zum Eisenbahnbetriebe w erden an anderer S te lle 1) besprochen.

Die zweckmäßige W eiterentwicklung dieser Anlagen wird durch einen besonderen Ausschuß — den Ausschuß für Lokom otivbehandlungs- und maschinelle Anlagen — überw acht und sichergestellt. Jedoch sind die Einzelheiten bautechnischer Art so zahlreich, daß es erw ünscht ist, wenn jeder mit dem Bau und der U nterhaltung solcher Anlagen betraute Ingenieur an deren zweckm äßiger A usgestaltung m itarbeitet.

Die folgende A bhandlung soll deshalb die Fachgenossen auf eine Reihe von Einzelfragen aufm erksam machen.

Hierzu gehören: die Befestigung der G leise auf den Arbeits- und Untersuchungsgruben, die A uflagerung und Befestigung der Kran- und Bunkergleise, die Ausbildung der A uffahrstellen auf D rehscheiben, Schiebe­

bühnen und R ädersenkgruben, die Entschlackungsgruben, die Rauch­

abführung im Lokomotivschuppen und seine D achkonstruktion.

I. K o n stru k tiv e E in z e lh e ite n am G leis.

a) D ie S c h i e n e n b e f e s t i g u n g e n a u f d e n B e t o n m a u e r n d e r A r b e i t s g r u b e n (im Lokom otivschuppen), d e r E n t s c h l a c k u n g s ­

u n d d e r U n t e r s u c h u n g s g r u b e n (im Freien).

Zur Befestigung der Schienen auf den G ruben w urden fünf Bauweisen gewählt. Da über die Bewährung dieser neuen Befestigungen noch keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, sollen hier im Laufe der Zeit eigene gesam m elt w erden. Die einzelnen V erw endungsstellen sind bei den Beschreibungen der Bauweisen angegeben.

1. Bauweise Hoffmann „Rheinguß - S chienenbefestigung“ D. R. P.

(Erfinder: Technischer R eichsbahnoberinspektor P eter H o f f m a n n , M annheim ; H ersteller: Rheinische Eisengießerei und M aschinen­

fabrik A.-G., Mannheim).

Dieser Schienenstuhl wird in die Betonm auer der Grube einbetoniert, die Schienen w erden mit Keilen auf dem Stuhl befestigt. Als w esent­

liche Vorteile dieser Schienenbefestigung hebt die Lieferfirma hervor;

Die Schienen können jederzeit rasch eingesetzt und ausgew echselt w erden, ohne daß der Stuhl entfernt w erden muß. Da der Stuhl aus Grauguß b esteh t, ist die Rostgefahr h erabgem indert, das Abrosten der Keile kann durch H interlegen von Blechstücken oder durch Einbauen stärkerer Beilagestücke ausgeglichen w erden. An der inneren G ruben­

wand, dicht anschließend an den Schienenstuhl, läßt sich eine ausw echsel­

bare V erkleidung aus feuerfesten Steinen einbauen, weil die fest in das Betonmauerwerk eingreifenden Stühle an der Innenseite der Schiene weniger B etonverkleidung bedürfen als andere Schienenbefestigungen.

Beim Einbauen sollen die Stühle zunächst in die Aussparungen des erhärteten Betonm auerw erks eingesetzt und an den Schienen befestigt werden, wobei zu beachten ist, daß die W iderlager für den Keil gleich­

mäßig auf die gleiche Seite der Schienen (innen oder außen) zu liegen und ihre M itten genau in die M itten der Lagerräum e zu sitzen komm en.

Die Keile w erden m eistens an der Innenseite der Schiene eingebaut.

Wenn alle Schienenstühle angekeilt sind, w erden die Schienen mit Laschen verbunden, in die richtige Höhe gebracht und genau ausgerichtet. Dann w erden die Schienenstühle sorgfältig mit Zem entm örtel ausgestam pft oder

Lokomotiv-

ausgegossen. Erst nach dem völligen Abbinden des Zem entm örtels dürfen die Keile endgültig ein­

getrieben w erd en .2) Auf den beiden Ent­

schlackungsgruben und auf der östlichen U ntersuchungs­

grube (Abb. 2) ist noch die ältere Anordnung (Abb. 3), auf den A rbeitsgruben im Lokomotivschuppen (Ab­

bild. 20) die verbesserte A nordnung (Abb. 4) zur An­

w endung gekom m en. Zu dieser verbesserten An­

ordnung gehört ein zw eites Beilagestück ohne Keil­

anzug. 2)

2. Bauweise Hahmann „Uni­

versal - S chienenstuhl“

D. R. P. (Erfinder: Regie­

rungsbaum eister H a h ­ m a n n , H annover; Liefe­

rer: Ingenieurbureau für Industrie- und Tief­

b auten, Regierungsbau­

m eister H ahm ann, Han­

nover, Prinzenstraße 17).

Als wesentliche V orteile hebt der Erfinder hervor, daß m ittels dieses Stuhles eine gute Ü bertragung der lotrechten Druckkräfte und aller N ebenw irkungen, wie seitliche Schub- und Druck­

kräfte an den unbelasteten Schienenauflagern, auf den M auerwerkskörper erzielt werde.

Der Stuhl b esteh t aus zwei Seitenw änden, die durch Q uerw ände m itein­

ander verbunden sind.

O ben ist der Stuhl durch eine gew ölbte Platte ab­

geschlossen, die der Schiene

!) V ergl. O rgan für die Fortschritte des Eisenbahnw esens, Jah r­

gang 1928.

2) Eine genaue Dar­

stellung befindet sich in der von der Lieferfirma herausgegebenen Druck­

schrift (Anweisung für den Einbau des Schienenstuh­

les). Eine w eitere Druck­

schrift bezieht sich auf die V erbesserungen des Schie­

nenstuhles. Beide Schriften sind durch die Lieferfirma erhältlich.

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(8)

D I E B A U T E C H N I K , Heft 1, 4. Januar 1929.

13,508 1105,0

9.90Z o Schienenbefesfigungn.System ttofm ann V e rkehrsg/eis f ü r ausrückende Lokom otiven

n » " Hahmann

Abb. 2. Lageplan der Bekohlungs- und Entschlackungsanlage.

Schienenstuhl H eil und Beilage

Abb. 3. Schienenstuhl nach Bauweise Hoffmann, ältere Anordnung.

Schienenstuhl ,

Abb. 4, Schienenstuhl nach Bauweise Hoffmann, verbesserte Anordnung.

ein Kipplager bietet (Abb. 5 u. 6). Die Schiene ist mit gewöhnlichem Regelkleineisen auf dem Deckel des Schienenstuhles befestigt, ähnlich wie bei dem Deckel einer eisernen Schwelle. Schiene und Kleineisen sind jederzeit leicht auswechselbar, ohne daß der Stuhl herausgestem m t werden muß. Die Kammern w erden durch Abdichtungsplatten aus Klingerit abgedichtet, um das Eindringen von Schmutz und Vergußmörtel zu ver­

hindern.

Beim Verlegen wird der vollständige G leisstrang mit den ange­

schraubten Schienenstühlen vor deren Vergießen nach Höhe, Spur und

Abb. 5. Schienenstuhl nach Bauweise Hahmann,

Einzelheiten.

Aufsicht

in der W agerechten genau ausgerichtet; dann erst w erden die Stühle durch V ergießen mit Z em entm örtel in innigen V erband m it dem M auer­

werkskörper verbracht. Auf diese W eise wird verhindert, daß durch nachträgliches H ineinzw ängen Anfangsspannungen an den Befestigungs­

stellen auftreten.

Zur A nw endung kam dieser Stuhl sowohl bei einer U ntersuchungs­

grube im Freien (Abb. 2) als auch bei m ehreren A rbeitsgruben im Loko­

motivschuppen (Abb. 20).

Um diesen Schienenstuhl gegen aufwärts gerichtete Kräfte zu sichern, em pfiehlt der Erfinder, die vorderen auf G ruben liegenden Stühle — die beim Nachgeben des anschließenden G leises auf Schotterbett durch senkrechte Kräfte besonders beansprucht w erden — durch Rundeisenbügel nach Abb. 7 festzuhalten.3)

3. Schienenbefestigung nach dem „A sbeston“- V erfahren (Lieferer:

D eutsche Asbeston- w erke A .-G ., Köln, Karolinger Ring 31).

Die Schienen ruhen auf geraden U nterlags­

platten und diese auf getränkten Pappelholz­

platten. Als Befesti­

gungsm ittel werden K lem m platten und zy­

lindrische Schw ellen­

schrauben benutzt.

Diese w erden in die mit Spiralbohrern vor­

g ebohrten Löcher ein­

g ed reh t und sollen sich heraus- und wie- derhineindrehen lassen, ohne an festem Sitz einzubüßen.

Die Lieferfirma h eb t als Vorteile dieser Schienenbefestigung hervor, daß sie besonders elastisch sei, so daß die Schrauben im Asbeston den Bewegungen der Schiene ohne B eeinträchtigung ihrer Haftfestigkeit nachgeben können. Die A sbestonm asse wird in H ülsen aus D rahtgew ebe in die ausgesparten Löcher des Betonkörpers eingebracht, wo sie sich mit der G rundm auer zu einem einheitlichen Körper verbindet (Abb. 8).

Asbeston (eine Z usam m ensetzung von A sbestfasern und Zement) soll keinem Verschleiß unterworfen sein, außerdem unem pfindlich gegen Nässe und Trockenheit, Frost und Hitze und nach 28 Tagen eine Druck­

festigkeit von 400 kg/cm 2 erreichen. Die H aftfestigkeit der Schrauben im Asbeston soll dreimal so groß sein als in der K ieferholzschw elle.

3) Näheres hierüber ist beim Ingenieurbureau von Regierungs­

baum eister H a h m a n n , H annover, Prinzenstraße 17, zu erfahren.

Vergl. auch die W ochenschrift „Der B ahnbau“ 1926, Heft 25, und 1927, Heft 45.

Abb. 7. Schienenstuhl nach Bauweise Hahmann.

Befestigung der vorderen auf G ruben liegenden Stühle mit Bügeln.

Schnitt ft-B

— m s ---

Längsschnitt

'r-630—*^-630-^^630-*^630-~\~-608-

~ü\ Schnitt E-F

Schnitt C-D

Oberfläche gewölbt

(9)

F a c h s c h r i f t für das g e s a m t e B a ui n g e n i e u r w e s e n .

Diese Schienenbefestigung nach dem A sbestonverfahren ist auf mehreren A rbeitsgruben im Lokomotivschuppen angew endet worden (Abb. 20).

■o.ssbis Grubenmitte

l/nterlagspla/te 11mm

Bei der D ü b e l h ü l s e (Abb. 10) w erden die G leisschienen in der beim H olzschw ellenoberbau üblichen Weise m ittels Schw ellenschrauben von 150 mm Länge befestigt. Die D übelhülse reicht 155 mm tief ins M auer­

werk und hat ringförmigen Q uerschnitt. Zur guten Ü bertragung der Zug­

kräfte auf das M auerwerk sind die Außenflächen der H ülse geriffelt, und der untere Bodenabschluß ist mit vorspringenden Rändern versehen. Vier seitliche Rippen verhindern ein Drehen der Hülse im Mauerwerk.

Der Innenraum der D übelhülse ist so ausgebildet, daß in ihm ein norm aler Einschlagdübel, wie er zur V erbesserung altbrauchbarer Holz­

schwellen verw endet wird, Platz findet. Der D übel wird vor dem V er­

setzen und V ergießen der Hülse in diese eingeschlagen. Da der Dübel im unteren Teil kreuzförmig geschlitzt ist, w erden seine Außenflächen beim Eindrehen der Schwellenschraube fest gegen die geriffelten Innen­

wandungen der H ülsen gepreßt. Die H aftfestigkeit der Schw ellenschraube im Dübel entspricht derjenigen eines D übels in der H ülse. O hne daß die D übelhülse Schaden leiden kann, läßt sich ein unbrauchbar gew ordener Einschlagdübel ausbohren und durch einen neuen ersetzen.

Zur Anwendung kamen diese beiden Arten von Schienenbefestigungen auf mehreren Arbeitsgruben im Lokomotivschuppen (Abb. 20).

Abb. 8. Schienenbefestigung nach dem „A sbeston“-Verfahren.

4. Schienenbefestigung nach zwei Ausführungsarten, bei denen Be­

festigungsm ittel der V ereinigten Flanschenfabriken und Stanz­

werke A .-G . in H attin g en -R u h r verw endet w urden: H aken­

schraubenhülsen und D übelhülsen.

Die H akenschraubenhülsen und die D übelhülsen bestehen aus Temperguß. Diese w erden in ausgesparte Löcher des Bahnkörpers ein­

gesetzt und mit Zem entm örtel vergossen, so daß sie das Bindeglied zwischen Gleis und M auerwerk darstellen.

Die H a k e n s c h r a u b e n h ü l s e von 142 mm Höhe (Abb. 9) besteht aus einem hohlen runden Kopf zur Aufnahme des H akenschraubenkopfes.

Seine obere Abschlußdecke hat eine Öffnung, die der Lochung der eisernen Schwellen entspricht. Der untere Teil der Hülse besitzt vier gerillte Rippen mit unterem runden Tellerabschluß und dient zur Ver­

ankerung in M auerwerk. Die G leisschiene ruht auf besonderer U nter­

lagsplatte und wird mit der H ülse durch die H akenschraube, die Klemm- platte und die Spurplättchen verbunden. A bweichend von der Regelform ist der untere Ansatz des

Spurplättchens 18 mm hoch. Er reicht infolge­

dessen in das Loch der Hülse und überträgt seitlich w irkende Kräfte auf die H ülse und das Mauerwerk.

A uswechslung schad­

haft gew ordener Ein­

zelteile ist ohne weiteres möglich. Spurregelun­

gen lassen sich durch | I Wenden des Spurplätt- k-Zü­

chens erzielen.

b) K r a n g l e i s u n d B u n k e r g l e i s .

Die A nordnung des Krangleises und des Bunkergleises ist aus Abb. 2, in der Bekohlungsanlage dargestellt ist, zu ersehen.

In Abb. 11 sind die Einzelheiten der Schienenbefestigungen des K r a n ­ g l e i s e s zu erkennen: Das G leis hat eine Spurw eite von 2,90m und ruht, zugleich mit dem regelspurigen K ohlenw agengleis, auf H olzschw ellen von 4 m Länge. Einzelne Schwellen, auf denen die elektrische Schleifleitung befestigt ist, sind 4,50 m lang. Das G leis ist auf eisernen U nterlagsplatten befestigt.

Einzelheiten über die Befestigung des B u n k e r g l e i s e s sind aus Abb. 12 zu ersehen: Die Schiene ruht auf zw ei m iteinander vernieteten U nterlagsplatten und ist mit der Regelbefestigung für eiserne Schwellen versehen. Die untere der beiden U nterlagsplatten ist m ittels Steinschraube mit dem M auerwerkskörper verbunden.

c) D ie A u f f a h r s t e l l e n a n d e r D r e h s c h e i b e .

Die G elenkdrehscheibe des neuen Lokomotiv- und A bsteilbahnhofes mit 23 m D urchm esser ist im voraus (im Jahre 1925) erbaut und in Betrieb genom m en w orden, weil sie als Ersatz der ebenso großen D rehscheibe Abb. 9. Schienenbefestigung mit H akenschraubenhülsen. im alten Personenbahnhof H eidelberg w ährend der A usbesserung derselben

Spurweite Z.som

Abb. 11.

Holzschwelle t.oo und Isom/g 0.25m.breif, O.tsmhoch B efestigung der Schienen des Krangleises.

Abb. 10.

Schienenbefestigung mit D übelhülsen.

(10)

D I E B A U T E C H N I K , H e f t ] , 4. Januar 1929.

2 3 8 5

Schnittdurch das Fundament dersiidt.

ßunkerschiene

Abb. 12.

Grundm auer für das Bunkergleis.

-5500- -3 1 1 5 -

1385

Schnitt durch das Fundament der nördt. Bunherschiene mit Konsole

^ 106,83

2615---

ß =11530

dienen und außerdem bei Störungen an dieser alten Scheibe benutzt werden sollte.

Es zeigte sich bald, daß die Auffahrstellen der neuen Drehscheibe unzweckmäßig w aren; denn der Beton der Umfassungsmauer wurde durch

Nachteil, daß das M auerwerk, auf das die H olzschwelle die Kraft über­

trägt, zerstört w ird: D eshalb soll nachträglich eine Vorrichtung von senkrecht einbetonierten Schienenstücken eingebaut w erden, wie an der Schiebebühne (vergl. Id).

Schnitt A -B

die Schläge der schweren Lokomotiven beim Verlassen der Scheibe zer­

stört. Deshalb wurden die Auffahrstellen durch Einbauen besonderer Kastenträger nach Abb. 13 geändert. Diese A nordnung, bei der die Schläge durch V ermittlung des eisernen Kastens auf den Mauerkörper übertragen w erden, hat sich bisher gut bewährt.

Um das Wachsen der anschließenden Gleise zur Drehscheibe hin möglichst zu verhindern, wurde eine Vorrichtung mit Stemmlaschen in einfachster Weise eingebaut (Abb. 13). Diese Vorrichtung hat aber den

Schnitt a -b

0,6*0,25*0,1V

Schnitt c - d

Schnitt e -J ’

o

d) D ie A u f l a g e r u n g d e r L a u f s c h i e n e n d e r S c h i e b e b ü h n e u n d d ie V o r r i c h t u n g z u r V e r h i n d e r u n g d e r S c h i e n e n w a n d e r u n g

b e i d e n a n s c h l i e ß e n d e n G l e i s e n .

Die Laufschienen der 23 m langen Schiebebühne sind auf einer durch­

gehenden Eisenplatte gelagert und mit dieser durch Regelkleineisen für Eisenschwellen verbunden. Die Eisenplatte liegt auf kurzen Hartholz­

schwellen. Sie ist durch A nkerschrauben mit der B etongrundm auer ver­

bunden und wird dadurch auf die H olzschw ellen aufgepreßt (Abb. 14).

Die Laufschienen sam t U nterlagsplatten und Schwellen w urden zunächst auf H olzstapeln nach Höhe und Seitenrichtung festgelegt. H ierauf w urden die Schwellen sorgfältig mit Beton unterstam pft, um eine gleichm äßige H öhenlage der Laufschienen zu erzielen. Erst nach vollständiger Erhärtung des ein­

gestam pften Betons durften die Laufschienen befahren w erden.

Durch diese A usführungsw eise w urde eine gleichm äßige H öhenlage der Laufschiene erreicht, die sich bisher unverändert erhalten hat.

Um das Wachsen der anschließenden G leise zur Schiebebühne hin zu v erhindern, w urde eine b e ­ sondere V orrichtung eingebaut: Senkrecht einbetonierte Schienenstücke nehm en die Kräfte der Schiene durch V erm ittlung von Stem m laschen auf (Abb. 14).

Z e i c h e n e r k l ä r u n g :

1 H arth o lz sch w e lle . 2 U n te rla g s p la tte . 3 S a u m ­ w in k el. 4 S te in sc h ra u b e . 5 Q - E l s e n . 6 W inkel zu r V e rb in d u n g von W inkel 3 u n d Q - Eisen 5.

7 S tem m lasch e. 8 E in b e to n ie rte S c h ien e n stü ck e . 9 L än g sh o lz. 10 S te in sc h ra u b e .

Abb. 14. Anschluß der Gleise an die Schiebebühne.

c; u c i u i c i a a i i b t i i i u D a n a e r t c a a e r - s e n k g r u b e .

Das Fahrgleis der anschließenden Arbeitsgrube m ußte an der R ädersenkgrube durch einen bewej liehen Teil unterbrochen w erden. Dies geschal indem das Gleis auf die Breite der S enkgrube durc eiserne Träger ersetzt w urde, die seitlich verschöbe w erden können. Diese Träger und der Anschlu Abb. 13. Gleisanschluß an die G elenkdrehscheibe von 23 m Durchmesser.

(11)

F a c h s c h r i f t f ü r das g e s a m t e B a u i n g e n i e u r w e s e n . 11

Knaggenwinkel

vordem Gleisanschluß an der Rädersenkgrube p---wo--- - Wr*---270---~r90-

-

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L— ZOO----4*125—

Abb. 16.

Knaggenwinkel vor dem G leisanschluß an der Rädersenkgrube.

des Gleises sind in Abb. 15 dargestellt. Zur V erhinderung der Schienen­

wanderung gegen die Senkgrube hin sind etwa 40 cm vor den Anschluß­

stellen Knaggenwinkel nach Abb. 16 eingebaut. Die übrige bautechnische Anordnung der R ädersenkgrube mit dem auf dem Boden der Grube liegenden Gleis für den W agen der H ebevorrichtung ist aus Abb. 17 zu ersehen.

Die ganze Einrichtung der Gleisanschlüsse an der Rädersenke sowie die H ebevorrichtung selbst sind von der Josef Vögele A.-G. M aschinen­

fabrik, Mannheim, geliefert und eingebaut worden.

f) D ie K e s s e l a u s w a s c h a n l a g e .

Die Kesselauswaschanlage bietet in bautechnischer H insicht nur die bem erkensw erte Einrichtung, daß in der Decke des unterirdischen B ehälterraum es einzelne Träger herausnehm bar an ­ geordnet sind. Dadurch kann jederzeit die erforderliche Öffnung in der Decke hergestellt w erden, durch w elche die Behälter in den unterirdischen Raum hinein- oder aus ihm herausgehoben w erden (Abb. 18).

II. D ie E n tsc h la c k u n g s g ru b e n . Die A nordnung der beiden Ent­

schlackungsgruben und ihre Entw ässerung ist in Abb. 2 zu erkennen. Die kon­

struktive A usbildung einer G rube ist in Abb. 19 dargestellt:

Die G rube hat 58 m3 Fassungsraum . Ihre W ände fallen steil a b , dam it die Schlacken in den bis auf 0,60 m unter Schienenhöhe m it W asser gefüllten Sumpf hineingleiten. Der obere Teil der W ände, sow eit diese nicht vom Greifer des Kranes berührt w erden können, Holzdechel zum Herausnehmen, Holzdeckel wie neben

Abb. 18. Kesselauswaschanlage.

Öffnung, Wand zwischen Raum fü r Behälter und Pumpe

Einteilung der Schienenbefestigung

Abb. 17. Rädersenkgrube im Lokomotivschuppen.

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