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Die Zukunft, 8. Mai, Jahrg. XVII, Bd. 67, Nr 32.

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Erscheint jeden-Sonnabend Preisviertetjähxlich5MaxkxdieeeinzeerNnatmer50Pi.

sLBerlirH Verlag derZukunft

YWilherkkxftzraßeJaaz- 1909.

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Brrlity den Z. WAai 1909.

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Türkischroth.

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anndasKhalifatausdemWestenimportirteLatwergenvertragen?

Dasist,wieimJuli1908,noch heutedieFrage,vor derenBeantworts ung keinehaltbarePrognosemöglichwird.Jst,waswirsahen,einesAnfangs odernahendenEndesSymptom?EinesAnfangs,schreit,wie auseinerKehle, EuropensOeffentlicheMeinung;auchdemOstenleuchtetnunderMorgender Freiheitund inbrüderlicherGleichheitjauchzendieMusulmanen zu derjun- gen Sonne auf. Schreit so lautundhäuftdieMären,dieEintagslügenso hastig,alsmüssesiejedeZweifelsfrageschnellüberdröhnenundjedemnicht gehorsam ihrZustimmenden denganzen Stoff gleichverekeln AusSchlössern undMinisterienfliegenGlückwünscheansGoldeneHorn,woein Sultan von meuternden Truppen entthront,einneuer ausdemPrunkkerker aufdenKha- lifensitzgeholtworden ist.EinpreußischerGeneraloberst(dendiefür deutsche PolitikVerantwortlichen ersuchensollten,seinerjournalistischenBethåtigung engereSchrankenzuziehen)preistdieRebellenundscheint,ohne sichvondem FalldesOberstenGaedkeschreckenzulassen,natürlichundvernünftigzufin- den, daßHeereshäuptersicheinesHerrn entledigen,derihnennichtmehrbe- shagt.DertürkischeMilitårbevollmächtigteMajor Enver-Bey,dervonder berlinerBotschaftUrlaubnahm,um raschmalseinenKaiserabzusetzen,wird alsHeldallerHelden gefeiert.DeutscheByzantiner,derenLeistungfähigkeit injeder Fährniß bewährtward, schreibenüberdenMann,dergesternnoch KhanvonByzanzunddesDeutschenKaisersbesterFreundwar, im Stilan-

archistischerWinkelschimpfer.FröstelndieKronenträgernicht?Rinntnicht måhlichAngstschweißausdemgoldenenReisüberdieSchläfe?Zar Alexan-

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J98 DieZukunft.

der,ReUmberto, SaschavonSerbien,Carlos von Portugal, Kwang-Sü vonChina:AllevonGottesGnadenKaiserundKönige;und Alle imPur- purgemordet.HerrnOskarwurdedasKönigsrechtüberNorwegenohneKün- digungfristgenommen.HerrPeterKarageorgewitschkamerstausdenThron, alserdenScheinunterzeichnethatte,aufdem ersiehverpflichtete,dieVerschwö- rer,unterderen SäbelnAlexanderundDragaverblutensollten,vorStrafver- solgungzubewahrenund»ihnenundihrenErben diehöchstenStellenimStaat zusichern-LAlsCencicdieseQuittungin derTaschehatte,konnte daswüste PaarimKonakgemordet,konntePetervonGottes GnadenunddurchdenWil- len desVolkesKönigvonSerbienwerden.Damals thatdie alteEuropa noch züchtig;murmeltefrommeTraktatsprüchleinundstellte sich,alssei,wiein der ZeitderNikolai,Metternich,Stahl,die,,SolidaritätderkonservativenInter- essen«nochunverjährtesEreigniß.Jetzt istdieReiheanAbd ulHamid.Die EnttäuschungvonderJungtürkenherrschafthatte Putschebewirkt,eineKaser- nenrevolte(derenUrsprunginderMißachtunggeheiligterGlaubenstraditionzu suchenwar)botsichals Vorwand: die imMachtcentrumBedrohtenrafftenalle Kräftezusammen,kopirtendas aus demJakobinerklub,demBallspielhausund demNationalkonvent Ueberlieferte,ließendenSultanabsetzenundholtenihn mitbewaffneterHand ausdemHaremdesYildizpalastesDaswarnichteines HofkliingelsAusstand,wie derErdosten ihn so ostsah: wardieNachahmnng westeuropäischerRevolution. DasZielistdie SouverainetätdesVolkes;drum wardeinmüderSchrvächling,der dreiJahrzehnte, zwischenLustweibernund Eunuchen,alsGefangenerverbrütethat,zumKhalifenerkürt. Und dielegi- timenHerrenEuropasneigenvordenblutriinstigenSiegernzurHuldigung dasHaupt.Osmans Reichsollwerdenwie Edwards England, vielleichtgar

«wieClemenceausFrankreich(mitGeneralstrikeundStaatsanarchie):und die KaiserundKönigeVonGottesGnadenzeigensichvonsolcherEntwickelung- möglichkeithochundhochstentzückt.DasmußderChronisteuropäischerGei wissensregungnotiren· Dann aber demPsychologendasWortlassen,dervor derFragestehn Jst, roaswirsahen, einesAnfangsodernahendenEndesSym- ptom?KanndasOsmanenkhalifatausWestimportirteLatwergenvertragen?

AbdulHamidwar,ausseine Weise,einguter Sultan.Nichtgroß,nicht genialisch;auch nichtdaspompöseScheusal,dasFeuilletonschwatzsuchtaus ihmmachen will. DerechteSohndesinheißenHaremsnächtennervös zer- riittetenAbd ulMedschidundeinerlistigenArmenierin. Fleißig,schlau,eigen- sinnig, fromm,-betriebsam,skrupellos,furchtsam-.SeinOheimAbd ulAziz war,nacheinemvondenSoftasgeleitetenAufstand,entthrontundvierzehn Tage danachistchcraganpalastgemordetwordenSeinen Bruder Murad,

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Türkischroth I 99 derskaumtoller trieb als andereSultane, hattenHofrebellenvomThronin die-Jrrenzellegestoßen.Jugendeindrückehaften.Abd ulHamidwolltevon derMacht,derHerrscherarbeitlebendnicht scheiden.Lieber töten alsgetötet werden.Furchtgebar ihmdenMuthzurGrausamkeit (Sonennts derEuro- päersinnzimOrient gilteinMenschenlebennichtviel und Keinertadelt den Sultan,derdieMajestäthintergethürmtenLeichenmauernzusichernsucht.) Erhatunermiidlichgearbeitet und,rompuaunistjer,manchesfürseinLand Nützlichegeleistet.DenZerfalldesReiches, so gutesnachdemKrimkrieg undSanStefanoging, aufgehalten;das Heerreorganisirtunddenvölligen Staatsbankerot vermieden; durchdieNiederzwingungderGriechendasOs- manenprestigewiederhergestellt;mitnieversagenderPilotenkunstzwischen Britanien undRusslandlavirtunddieGroßmächteanderbemZugriffge- hindert;demEisenstrangund demDrahtWege gebahnt(nurDynamoswollte er, derwähnte,dahandle sichsumetwasdemDynamitVerwandtes,nichtin seineNähelassen)unddieWirthschaft,woersvermochte,gefördert.Aufseine besondereWeisealsoeinguterSultan.Daßernicht glaubte,dasalteislamische WehundAch sei, nachdemRezeptderRousseauundRobespierre,mitFrei- heit, GleichheitundBrüderlichkeitzukuriren,auseinerTheokratieimOrient MohammedsbisübermorgeneinmodernerVerfassungsIaat»mitallemKom- fortderNeuzeit«zumachen,setztden mitallen SalbenGeschmiertennur vor demAuge politischundpsychologischunkundigerZeitungschreiberherab.

Diehaben ihnin denMeerkäsiggefluchtundgeschleppt.Diesind seine Erben.Unzufriedene(ijbrigenshöchstpatriotischeundtüchtige)Ofsizieresind dieFaust,JournalistendasHirndesneuenTürkensystemsJournalisten,die JahrelanginLondon, Paris, BrüsselgelungertoderAufrührerblåtterredi- girt,KeirHardie,Jaurås,Vanderveldeals dierepresentative men edelster Menschlichkeitangestaunthabenundfrohwaren,wenn einreicherMannaus Albaner-oderSyrerland sieanseinerTafel sättigte.Dieregiren heuteBa- jesgdsund Suleimans Reich. Humanerals Abd ulHamid?Wenigergrau- sam? Nein.AnWahlschw·indel,SprengeltyrannisundKorruptionaller Art haben sieinkurzerHerrschaftzeitdasMenschenMöglichegeleistet;undder Aasdunstdervonihnen Gehenkten, GemetzeltenstinktzumHalbmond hin- auf.DasHeer hat sich,inStrategie,Taktikund Tapferkeit,bewährt;dieneue Staatsmanuschaft sichals einenunreifenRednerhaufen erwiesen.DemJung- türkenkomitee,dasausBosnienAbgeordneteinsstambulerPossenparlament wählenwollte und mit dersiidslavischenWühlergemeinschaftgegenOester- reichkonspirirte,hattenwir dieböseBalkankrisiszu danken.Dietäppifche ThorheitderJuugtürkrnhatdemKoburger zurZarenkrone,demHaus Habs-

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200 DieZukunft."

burg-LothringenzuzweiHaemusprovinzenverholfen.SolcherAnfangkonnte lehren,wasvondiesenLeuten zu erwarten sei.Abersie haben,wie alle Ja-"

kobinerenkel, dieOeffentlicheMeinungfür sich.Undin derHeimath nochdie hungerndeHossnungallerbisherUnbefriedigten.WirddemtürkischenOsfi- zierund Beamten sortander (vielzuhochnormirte)Sold,vondemerstetsnur einViertel, höchstensein Drittel erhielt,vom Staat voll undpünktlichaus-

bezahltwerden? Daraufrechneter,fragtnicht,woherdasGeldkommensolle, undpreistjubelnddrumdie Rebellen.UnddieHauptfrage:WirdderTürke, der imeuropäischenTheildesReichsrestesnichtdieMehrheitgewährhat, wird derMohammedaner,der in demChristenimmereinenunreinen,starken unddeshalbgefährlichenFeind,in demJudengar einenschmutzigen,tückischen Sklavensah, sich,weil dieregirendenRedakteure soheischen,entschließen, ChristenundJuden indasBesitzrechtzuzulassen,indemersolangeallein ge- wohnt hat? Ihrem Glauben, ihrerSitte,ihremnationalen undpolitischen AnspruchdieselbeRaumweite zugönnenwiedenvom Propheten"«mantel Gewårmten? TrotzdemvonBukarestausdieMachtdergermanischen,von SofiaausdieMachtderslavischenChristenheitdieReichsflanke bedroht?

Europa solltevorsichtigwarten. DieErinnerungandieFranzösische Revolution könnte bald deraneinenvonFortunenbegünstigtenDekabristens aufstund weichen.Auchunterdemzwei-tenNikolaihatsich,imkaltenOrient, dieSelbstherrschaftwiederdurchgesetztztrotzdemdiestählerneGestaltdes Selbstherrschersnichtherbeizuzaubernwar. MohammedundRobespierre, KoranundContrat Socia1:DasgiebtkeinenReim. DaßdieflinkeModer- nisirungdesKhalisates,einerhochmiithigabgeschlossenenGlaubensgenossen- schaft, aufdie Dauerhaltbar sein werde, ist mindestens unwahrscheinlich.

Revolution undReaktion werden mit einanderabwechselnund dasReich so zerrütten,daßderAngstrusnacheiner Militärdiktatur denSchwatzderBo- hemepolitikerübertönen wird. Abwarten Deutschland hat jedenfallskeinen Grund zumJubel(und brauchtschließlichjanichtjedesmalmitseinenSym- pathienausderfalschenSeitezusein).Die,,sympathischeSpannung«kön- nen wirgetrostdenBriten überlassen,dieeinstdie Türken with bagand baggageausEuropajagenwolltenundjetzt,inbangerZeitindischerSorge, denSchutzkindernamBosporusemsigschmeichelnmüssen.DemDeutschen Reich hatderJungtürkensiegeineMachtschmälerungunddenVerlustder einzigenTrumpfkarte (mitdemBildnißAbdsulHamid)gebracht;könnte dieDemokratisirungdesOsmanenreichesebensowenignützenwie die unge- zügelteSelbsthetrlichkeitdesReussenvolkes.DochdiesesDeutscheReichist starkundvermag,was es zum Lebenbraucht,auchdemHordenhaßabzutrotzen.

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Gulliver. 201

Gulliver. ·)

BchsagtemeinemHerrn, ich seivonehrenwerthenElternaufeinerJnselnamens

DJEnglandgeborenworden,dievon seinemLandeum sovieleTagereisen entferntliege,wiederstärkstederDiener Seiner Gnaden währenddesJahres- laufesderSonne zurückzulegenimStande sei. Jch habe michzuinArzt ausge- bildet, dessenGewerbe sei,Wunden undVerletzungendesLeibeszuheilen,die durch UnsälleoderGewaltthat entstanden seien;meinLandwerdevoneinemweib- lichen Menschen beherrscht,denwireineKöniginnennen. Jch habeesverlassen, um mirReichthumzuerwerben unddannnachmeiner Heimkehr michundmeine Familiedavon unterhalten zu können. Aufmeiner letzten Reise seiich Befehls- haberdesSchiffes gewesenundhabeetwafünfzig Yahoosunter mirgehabt,von denen vieleaufSeegestorben seien, so daß ich sie durchandere ersetzen mußte, dieichausverschiedenenNationen ausgelesen habe. Unser Schiff sei zweimalin Gefahr gewesen, unterzugehen,einmal ineinem großen Sturm undeinzweites Mal durchdenZusammenprallmiteinemFelsen.

DerLeser möge freundlichst beachten, daßderfolgende Auszugausvielen Unterredungen,dieichmitmeinem Herrnführte,eineJnhaltsangabe derwich- tigsten Punkte enthält,diezuverschiedenenZeiten währendeinesZeitraumesvon überzwei Jahrenbesprochen wurden;denn oftverlangteSeineGnaden, nachdem ich michinderSvrachederHouyhnhnmsvervollkommnet hatte,genauere Aus- kunft.Jch legteihm, sogutich konnte,denganzen Zustand Europasdar; ich sprachvon demHandelundderFabrikation, vondenKünstenundWissenschaften;

unddieAntworten, die«ich aufallseine Fragengab,bildeten einunerschöpfliches Thema unserer Unterhaltungen.Dochwillichhiernur dasWichtigstevonDem niederschreiben,was wirinBezug auf meine eigene Heimath besprachen;undso gut ich kann,willichesordnen,ohne michumden-ZeitpunktundandereAeußer- lichkeitenzukümmern; dochwerdeich mich strengandieWahrheit halten.Meine einzige Sorge ist, daß ichkaumimStande sein werde,denArgumentenundAus- drücken meines Herrn gerechtzuwerden,dasie nothwendigunter meinem Man- gelanBegabungunddurcheineUebersetzunginunserebarbarische Sprachelei- denmüssen.

DenBefehlenSeiner Gnaden gehorsam, berichtete ich ihmalsovonder Revolution unter demOranier;vondemlangenKriegemitFrankreich,denbe- sagter Fürst begannunddenseine Nachfolgerin,diegegenwärtigeKönigin, fort- setzteM),inden diegrößtenMächtederChristenheitverwickeltwaren und dernoch immerwüthete; ich berechnete auf sein Verlangen, daßinseinemganzen Verlauf etwaeineMillion Yahoos getötet, vielleicht hundertStädte eingenommenund dreimalsovielSchiffeverbrannt undin den Grund gebohrtwordensein mochten-

II)Derjunge VerlagvonErich ReißinBerlinbringteine neue,vollständige Uebersetzungdesnnsterblichen »Lemnleulliver«aufdendeutschen Markt.Unsterblich ist Swifts großeSattre;bei unsaberfast vergessen,faftschonznmKinderbuch gewor- den,dasderErwachsene belächelt. Um dranzuerinnern,umVergeßlichenzurückzurusen, welche Schätzedieses Weltbuch birgt, veröffentlicheich hiereinBruchstück.

W-)Spanischer Erbfolgekrieg.

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202 DieZukunft.

Erfragte mich, welchediegewöhnlichenUrsachenoderMotive seien,um deren willeneinLandgegeneinanderes Krieg führe, Ich erwiderte, dieseMo- tiveseien zahllosundichwollenur einpaarderwichtigsten erwähnen. Manch- malseiesderEhrgeizderFürsten,dieimmerglauben, sie hätten noch nichtgenug LandoderVolkzuregiren:manmal seiesdieVerderbtheitderMinister, dieihren Herrnineinen Krieg verwickeln,um dasGeschreiderUnterthanen wider ihre schlechteAmtsführungzuerstickenoderabzulenken.,,Meinungverschiedenheiten haben vieleMillionen Menschenleben gekostet;zumBeispieldieMeinungverschiedenheit darüber,obFleisch Brotseioder BrotFleisch;obderSafteinergewissenBeere BlutseioderWein;obeseinLasterodereineTugend sei,wenn man Pfeist;ob esbesser ist,einenPfostenzuküssenoderihninsFeuerzuwerfen;welchesdie beste Farbe fürden Rocksei,obSchwarz, Weiß, RothoderGrau;undoberlang oderkurz,engoderweit,schmutzigodersauber sein solle; nebstvielen anderen Dingen.UndkeineKriege sind sowülhendundblutigunddauern so langewie die, die veranlaßt sind durch Meinungverschiedenheiten; besonders,wenn essich umgleichgiltigeDinge handelt.

ManchmalsolleinKrieg zwischen zwei Fürsten entscheiden, welchervon ihneneinDrittel seiner Besitzungen aufzugeben hat, aufdieKeiner von Beiden Rechte geltend machenkann. ManchmalzankteinFürst sichmiteinemanderen, weilerfürchtet,derandere werdesich sonstmitihmzuzanken beginnen. Manch- malwirdeinKrieg begonnen,weilderFeindzustark ist,undmanchmal,weiler zuschwach ist. Manchmalfehlen unseren NachbarndieDinge,diewirhaben,oder sie habendieDinge,dieuns fehlen;undwirkämpfengegeneinander,bissieun- sere nehmenoderunsdie ihren geben. Einsehr berechtigterGrund zumKrieg istesauch,wenn man, nachdemdasVolkeinesLandes durcheineHungersnoth geschwächtoderdurcheineSeuche vernichtetoderdurch Parieispaltungen zerrültct ist,inebendiesLandeinfallen möchte.Esist auch berechtigt,wenn wirunseren nächstenVerbündeten mitKrieg überziehen,weileineseinerStädte unsbequem liegtoderweileinStückseinesLandes unserGebiet abrunden undvervollstän- digenwürde. Wenn einFürst StreitmächteineinLand entsendet,dessenVolk

«

arm undundunwissend ist, so darfergesetzlichdieHälftederBevölkerunghin- richten lassenunddieanderezu Sklaven machen,umes zucioilisirenundesseiner barbarischen Lebensweiseznentreißen.Esist sehr königlich,ehrenwerthundganz alltäglich,daß,wenn einFürsteinenanderen widereinenEindringlingumHilfe -bittet,derHelfer, nachdemerdenEindringlingvertrieben hat, selbstdieLändereien

besetztunddenFürsten,demerzuHilfe kam, tötet, gefangennimmt oderver- bannt. BlutsverwandtlchaftoderBündniß durch Ehen istunterFürsteneinehäufige Kriegesursache;undje näherdieVerwandtschaft ist,um so größer ist auch ihr Hang, sichzuzanken;arme Nationen sind hungrigundreicheNationen sind·stolz:

undStolzundHungerwerden sich stetsindenHaaren liegen.AusdiesenGrün- de«-;giltdasGewerbe einesSoldaten alsdasehrenhaftestevonallenGewerbea;

denneinSoldat isteinYahoo,dergedungen ist,kaltenBluts derLeuteseiner eigenenArt,dieihnniebeleidigt haben, sovielzutöten,wieernur irgendkann.

»-,,WasDumirüber dasThemadesKrieges gesagt hast-C sprachmeinHerr, ,zeigt freilichwunderbar dieWirkungen jener Vernunft,dieJhrfür Euchin An- spruch nehmt;esistnur einGlück, daßdieSchmach größer istalsdieGefahr

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Gullioer.. 203

unddaßdieNatur Euchunfähig machte,vielUnheil anzurichtenDenndaEure Münder flachindenGesichtern liegen, sokönntihreinander nichteinmal kräftig beißen,essei denn, aufGrund gegenseitiger Einwilligung Unddie Krallen an Eurtn Vorder- undHinterfüßen sind so kurzundschwach, daßEiner unserer Ya- hooseinDutzendvonEuchvorsich-hertreibenkönnte.Unddeshalbkannichnur annehmen,daßDubei Deinem Berichtüber dieZahl DerendieindenSchlachten gefallen find, ,gesagt hast,was nicht ist«.«

Jchkonnte mich nicht enthalten,denKopfzuschüttelnundobseinerUn- wissenheiteinWenigzulächeln.UnddaichinderKiiegslunstkeinFremdling war,so gab ich ihmeineSchilderungderKanonen, Feldschlangen Musketen,Kara- biner,Pistolen;desPulvers derKugeln,derSchwerter,derBayonnette, Schlachten, Belagerungen,Rückzüge,Angriffe, Unterminirungen Contreminirungen, Bombar- dirungen,Seegefechte;derSchiffe,diemittausendMann versinken, währendauf beiden Seiten zwanzigtausend Totezuverzeichnensind;desSterberda eins,der Gliedmaßen,diedurchdieLust fliegen,desRauches,desLärms,derVerwirrung,

»der Leiber,dieunterPferdehufenzu Tode gestainpst werden,derFlucht,der Vet- folgung,desSieges;derFelder,dieübersät sindmitLeichen,demFraßfür Hunde-, WölfeundRaubvögel;derPlünderungen,Berauöungen,Leichenschändungen, VerbrennungenundVernichtungen.Undum dieTapferkeitmeiner eigenen theuren Landslente insrechte Lichtzusetzen,versicherte ich ihn, ich hätte selbst erlebt,wie siebeieinerBelagerunghundert Feinde aufeinmal undzurselbenZsitebenso vieleaufeinemSchiffindieLuft sprengten,undich hätte gesehen,wie untergroßer ..Spannung derZuschauerdieLeicheninFetzenaus denWolkenherabsiücztem Gerade wollteich mich aufweitere Einzelheiteneinlassen,alsmeinHerr mirzuschweigen befahl.Ersagte,werdasWesen der Yqhoos durchschaue,werde esleicht für möglichhalten, daßeinso verworfenes Thier jeder That,dieich erwähnt habt-, fähig sei,wenn dieKraftunddieList solcherThiere ihrerTückegleichkomme.

WieabermeineRedeseinen AbscheuvorderganzenGattungnur gesteigerthabe, fo,findeer,bringe sie ihm aucheineZerrüttungindenGeist,wiesie ihmbis- her völlig fremd geblieben sei.Erglaube,wenn seine Ohren sichanso grauen- hafteWortegewöhnten,so möchtensie solche allmählich wohlgarmitwenigerAb- scheu ausnehmen. ObwohlerdieYahoos seines Landes hasse, macheerihnen doch ihre scheusäligenEigenschaftenso wenigzumVorwurf,wieereinen »Gi.nayh"

(Raubvogel)obseiner Grausamkeittadleodereinenscharfen Stein,weilerihm denHufzerschneide.Dochwenn einGeschöpf,dasaufVernunft Anspruch mache, solcherUngeheuerlichkeitenfähig sei, so fürchteer,daßdieVerderbnißebendieser Vernunft schlimmer seinkönnealsdieBlöde desViehes. Unddaher schiener überzeugtzusein, daßwirstattderVernunftnur eineEigenschaft besäßen,die unsere natürlichen Lasterzusteigerngeeignet sei; sowiederWiderscheineines unruhigenStromes eineniniszgestalteten Körper nichtnurgrößer zeige, sondern auch noch entstellter.

Erfügte hinzu,erhabeüberdasThemadesKriegessowohlindieserUn- .«terredungwieineinigen früherenGesprächen schon allzuvielgehört.Essei noch einandererPunktvorhanden,der«ihmeinWenigzuschaffen mache. Jch habe ihm gesagt, daß einigeLeute meinerMannsckaftihrLand verlassen hätten,weil sie durch »das Gesetz-«zuGrundegerichtetworden waren; ich habedenSinn

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204 DieZukunft-

diefes Wortes zwarschon erklärt,aber erkönnenicht begreifen,wiedasGesetz, daszurErhaltungallerMenschengegeben werde,EinemzumVerderben gereichen könne. Deshalb wünscheer,desGenaueren darüber Aufklärungzuerhalten,was ichunter demGesetz versteheund welcheLeutenachdemgegenwärtigen Brauch inmeinem LandedieWächter dieses Gesetzes seien.ErhaltedieNatur unddie Vernunft für ausreichendeLeitereinesvernunftbegabten Thieres,wiewiresdoch zufein vorgeben,dasieunszeigen,waswir zuthunund waswirzu meidenhaben.

Jch versicherteSeine Gnaden,dasGesetz seieineWissenschaft,mitderich mich nichtvielbeschäftigthätte; ich habenurgelegentlich einiger Ungerechtigkeiten, diemirwiderfahrenseien, vergeblichAdvokaten besoldet; dochwolleichihmdie Aufklärung geben,diezugeben ich vermöge.

Jch sagte ihm,esgebeunter unseineKlassevon Menschen,dievon Ju- gend aufinderKunst unterrichtetwerden, durch eigenszudemZweck gehäufte Worte zubeweisen, daß Weiß schwarz istundSchwarz weiß,undzwar,je nach- demsie dafür bezahltwerden.Dieser Klasse seienalleübrigenMenschenalsSklaven unterthan. »Wenn es,zumBeispiel,meinen Nachbar nachmeinerKuh gelüstet, so dingtersicheinenAnwalt,damit erbeweise, daßervonmirmeineKuher- halten mässe. Jch mußmirdanneinenzweitendingen,um meinRechtzuver- theidigen,daesallenRegelndesGesetzes widerspricht, daßeinMensch für sich selberredendarf. Nunleideindiesem Fallich,derichderrechteEigenthümer bin,unter zwei großen Nachtheilen.Zunächst istmeinAnwalt,derbeinahevon derWiegeandarin geübt wurde,dieUnwahrheitzuvertheidigen,ganzaußer- halb seines Elements,wenn erderFürsprecherderGerechtigkeit sein soll,denn alseinihm unnatürliches Amtgreifteresstets äußerstungeschickt,wenn nicht garwiderstrebendan. Derzweite Nachtheil ist der, daßmeinAnwalt sehrvor- sichtig-austreten muß: sonst erhältervondenRichterneinenVerweisundseine Amtsbrüder verabscheuen ihnalseinenMenschen,derdiejuristische PMkaschmä·

lernmöchte. Deshalbbleiben mirnur zwei Wege, ummeineKuhzubehalten.

Dererste ist, daß ichdenAnwalt meinesGegners durcheindoppeltes Honorar für mich gewinne;dennDerwirddann VerrathanseinemKlienten üben,indem

erzuverstehengiebt,daßerdasRecht auf seinerSeitehabe.Derzweite Weg ist, daßmeinAnwalt meineSachealsso ungerecht erscheinen läßt,wieernur kann,indemerzugiebt, daßdieKuhmeinem Gegner gehört:wenn man Dasge- schicktausführt, so gewinntesmirsicherlichdieGunstdesGerichtshofes.

NunmußEuerGnadenwissen, daß diese Richter eingesetzt sind,umsowohl alle Streitigkeiten überdenBesitzzuentscheidenwieauchüberangeklagteVer- brechenzurichten;undsiewerdenausgewähltausdengewandtesten Anwälten, diealtoderträge geworden sind;unddasieihrLebenlangwiderdieWahrheit undGerechtigkeit eingenommen wurden,sowerdensiemitverhängnißvollerNoth- wendigkeitdenBetrug,denMeineidunddieBedrückungbegünstigen.Das geht so wei:«,daß ich mehrereunter ihnen kannte,dievonderSeite,bei der dasRecht war,liebergroße Bestechungen zurückwiesen,alsdaß sie ihrenStand schädigten, indemsie thaten,was sich fürihr Wesenundfür ihrAmtnicht ziemte.Esist unterdiesenAnwälten ein anerkannter Grundsatz, daß,wasje zuvor gethanworden ist,wieder gethanwerdendarf;unddeshalbverwendeten sieganzbesondere Sorg- falt aufeinVerzeichnißallderfrüherwiderdasRechtundwiderjeteVernunft

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Reicher sind wir vom dreizehnten Jahrhundert ab; reicher zwar, doch nicht glücklicher. Es ist außerordentlichschwer, Geschichte zu schreiben. Nie weiß man genau, wie die Dinge

Memoirenwerke haben von je her lebhaftes Interesse erregt. Nicht nur da, wo sie der Neugier einer nach Sensation lüsternen Zeit entgegenkamen, sondern überall, wo man der Geschichte

Osterstimmung. Der Glaube an einen Frühling ist auferstanden; auf dem Acker bleibt aber noch die wichtigste Arbeit zu thun. Getrosten Muthes mag sie begonnen werden. Das

,,Taiue macht glauben, daß er Urkunden gelesen hat, und er hat sie größten Theile-s nie gesehen und nur in seltenen Fällen flüchtig darin geblättert; er sührt Werke von

Wir sind aber auch überzeugt, durch die unlähmbare Wucht unserer Kriegssührung der großen, uns nicht minder als Anderen heiligen Sache der Menschlichkeit, der Civilisation und

Eine Kon- junktur schafft man durch allerlei schlaue Manipulationen, für die ein besonderes Haus, die Börse, erbaut worden ist, oder auch durch Riesenjahrmärkte, die sie

und es war keine Schadenfreude. Denn auf beiden Seiten kam, bei Alten und Jungen, ein so starker Gemeinsinn zum Vorschein, daß man sich wie bei einem Zwist zwischen verliebten

(Ein alter Bauer, der sich das Erdenglück durch lautes Bekenntniß zuRom, die Himmelsseligkeit durch das Bekenntniß quittenberg und Augsburg erlisten will: so witzige Wendungen sind