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Berlim den 15. Mai 1909.
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Inhaben, Herr Kanzler,immernochmehrGlück alsVerstand (den ich
-darumnichtetwaunterschätze).AuchimvorigenMaischmunzelteder Wonnetnond freundlich aufSieherab. Flotte, Polenenteignung,Vereins- gesetz,Börsengesetz,Kolonialbahnen:Allesgerettet. Manches nicht so,wie mans gernwollte;aber dasWesentliche.Und dieFurcht,dasCentrum werde IhnendasLebensauer machen,war alsSpukangsterwiesen.DochSiehat- tenTweedmouthundHill hinter fich,keineHoffnung,daßAehnlichesJhnen fortan erspartbleibenwerde;undsahen,mit demScherisenalb aufderleicht beklommenen Brust,unterEduards undCassels emsigenFingerndenneuen Dreibund werden.DieAssiette,ausder demDeutschenReichNahrungein- zulöffelnwayschieninsEngstezuschrumpfen.Die oldpartiamontary ha ml hatte sichauchandemStuckblockbewährt;dochdesStaatsmannes Nimbus verblaßtevonNachtzuNacht.WelcheErnteseitdem!WelcheHäufungdank- barer Rollen!JmReichsanzeigerdervasallischgetreue Schirmer fehlbarer Majestät.JmReichstagderfreimüthigeKritikerkaiserlicherIrr-ung. (Die highclifsischenBriefe,dieOrdre,dasfürdenDain TelegraphBestimmte, das indieserForm nichtdruckfåhigsei,selbstgenauzupräsen,unddieThat- sache,daßdierussischenundfranzösischenBündnißanträgeausderBuren kriegszeitauchIamtlich,durchdieDeuts«che·Botschaft,also authren Befehl, derlondonerRegirungmitgetheiltwordenwaren: DasundallerleiAnderes wurdeverschwiegen;paßtenichtin dieneue Glanzrolle.) JmNeuenPalais derMandatar deutscherVolkswiinsche.JnderHofburgderbesteKamerad
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230 DieZukunft
und inNöthenzuverlässigeWaffenbruder.AllerhöchsterImpulse ledig; fast populär;undraschvorderMöglichkeiteinleuchtendenBeweisesfürdie leis ausgestreuteBehauptung, Wilhelms Uebereifer,nichtdesKanzlers Mangel anSchöpferkraft,habedasReichinsounbequemeLage gebracht.Erinnern SiesichnochdesBriefes,denHolsteinJhnenimHerbstausdemharzerDam- bachhaus schrieb?Als dertapfereGreis(dessenkalterLeib, währendich hier sitze,ausdemschmalenHolzbettindieLeichenhallegeschlepptwird undüber denich,mit derihmgebührendenAusführlichkeit,erstredenmöchte,wenn er inseinergeliebtenMärkererderuht)mitdesGewissensunerbittlicherStimme Siebeschwor,diesmalumjeden Preis festzubleiben, nicht vonOesterreichs Seitezuweichenund derzischelndenNachbarschaftzuzeigen,daßDeutsch- landdenMuthzumKampf nochnichtverlernthabe, ahntenSiewohlkaum dasNahenJhresgrößtenErfolges.Er kam.DieAthemnothmindertesich undringsumwuchswiederdieLust,mitDeutschlandGeschäftezumachen.
DennderEingekreistewaralsunangreifbar erwiesen.SogutwarsIhnen nie gegangen. Jetztaber winktJhre FortunazunochgünstigererGelegenheit.
WennSiedenOrientsieg geahnt hätten(der,vier Monate nachden Novemberstürmen,deneffektoollenAbgang ermöglichte),wären die Steuer- plänevertagtoderoerscharrtworden.Nun warszuspät.UndSiehabenseit- demsichernieernstlichdaran gedacht,ausfreiemWillendiesüßeGewohn- heitdesKanzlerlebensfahrenzulassen·(JhreStirnbraucht sichnichtzurun- zeln:Keinerhatbisher je, selbstBismarcknicht, freiwilligderMacht entsagt.
DenJournalistenundAbgeordnetenhat JederoftdieAbsichtgekündet:weil die Kinderesnun einmalgernhören·)Warum denn? Jrgendwieistdie SacheimReichstagzumachen.DaswissenSiebesseralsich(unthr Loc- bellweißesnochbesseralsSie);derHokuspokusmitBeschlüssenundRüge- noten,WarnungundDrohungsoll dieGefahrnur schlimmerschildern,alssie in derAlltagswirklichkeitist,undfürdie Stärke desSchlußappläuschensvor- sorgen.ImmerhindräuenzweiKlippen.EineHofparteiwünschtsehnlich,daß Sie über dieSteuergefchichtestolpern (also nichtalsbestauntesOpfer Ihrer Novemberenergiefallen)undsumma cum laude,untermittäglichemLeuch- ten derGnadensonnedannnachKlein-Flottbeckoder indieVillaMalta über- fiedeln.Namen? Jchkannmirnichtvorstellen,daßSieschlechterbedientsind alsich.LassenSieerforschen,werdieBücherderKaiserretter patronisirtund inspirirthat. MaxEgonFür stenbergundGuidoHenckelsindIhnenliebeTisch- gäste;und mitsämmtlichenHerrendesAlllerhöchstenDienstes stehenSieauf demnettstenFuß.DieseKlippeistzuumschiffen.MantrautJhnen (wenn ich
Fortunatus. 2 J l
nicht offenrede, hat diesesBriefchengar keinenZweck)nämlichzu,daßSie nachderVerabschiedungrechtunbequemwerdenkönnten.Trotzdem Ver- sprechen,keine Memoiren zuveröffentlichen.DievielenBrieseundNotiz- blätter;dieunheimlicheSchreibgewandtheit;und dieKunst,mitJournali- stenumzugehen.Siemerkennatürlichlängst,daßdiese FurchtJhrAmtsleben assekurirtzsicherernochalsdie anderePolice,die Sieseit zweiJahrenim Kasten haben.Alsoauchdanur nichtzuweichsein.VorJnterviews,Artileln undpetits papier-sentlassenerKanzler,selbsteinerOktavausgabemitGolds schnittundmitMohrchen,stattderaufden MannlosgehendenDogge,als Vi- gnette,hatman höllischenRespekt.DieJhnensoungemeinwerthvolle Fort- dauerder Huld istauchfürkünftigeWohnsitzedadurchverbürgt.Dochwerder Charybdis entschlüpftist,hatnochdieSkyllazu meiden.Diesiehtschrecklicher
aus.DerHöflichemußsichaqundeutungenbeschränken.ManfindetdieLuft inJhrem Haus nachgeradeeinBischendumpfigFindetSiedemTalleyrand, derdie GedankeninWortmummen barg,justindemminder profitablen Theil seinerThätigkeitallzu ähnlich.UndtrautJhnendeshalbnichtso recht.
(KeineAufregung,bitte: denFriedlånder habendieKapuzinerfüreinenun-
zuverläfsigenLagergenossenerklärt und derFraltionAugustawarBismarck Fliegengott,Verderber, LügnerineinerPerson-)Sorechtnirgends mehr.
AuchnichtinStaatsministeriumundBundesrath. Hat sichEtwas wieeinen Taschenmacchiavellzurechtgemacht,mit dem einezuverlässigeRechnungun- möglichist.Höchstungerecht?Verstehtsich.WerdarfdasDingbeimrechten Namennennen?Ein amMachtquellSitzender,derdagarzugernsitzenbliebe, nochseltenerals einAnderer.EingeseiftwollenAllesein;undschelten,wenn einscharfesMesserihnendenSchaumvonKinn undWangegekratzthat,laut, sieseienlistigbarbirtworden.WerwägtdennjedesZufallswörtchen?Umzu beweisen,daßSiedie Citatevom Baumpflücken,nichtausdemHerbarium beziehen,habenSieeinemKongreßerzählt,daßSie denBüchmann,derJhr
·HausgenosseundAlltagsnothhelferfeinsolle,garnichtbesitzen,kaumjegesehen haben.JederBesuchererblickt überJhrem durchlauchtigenHaupt aufdem Brettaber das,,BuchderBücher«:zweidickeBände,in denenausdemWerk derHeldenundWeisen,DichterundDenkermehrSpruchweisheitgespeichert ist,alsBüchmannundseineErbenjenur zuumfangen vermochten.Solches
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sprichtsichherum;unddieEinfalt schütteltdenKopf. DazudieewigeBakka- laureusftimmung:»Im Deutschenlügtman,wennman höflichist.«Und das steteThorensehnennachGründlichkeit.Der A erger überEinen,derohneeigene Sachkenntnißaufsagt,wasderDezernentihm gesterneingeflüsterthat.Als
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232 DieZukunft.
obs.um über dieReichswirthschaftzureden,nöthigwäre,inihr Innerstes gegucktzu-habenlSosindbei unszu Land die Leute.MöchtenSie,,knorrig«
(undwürdenschonüber den Knubbennochlauterschimpfen).JnKürassier- stiefeln(diekeinemHühneraugezunahkommendürften).Als einensteinernen Roland (denman auch ausdieSonntagstortestellenkönnte).Wispern,der Kanzlerdenkestetsnur ansichundseinenVortheil; sei Prestidigitateurund Redepyrotechniker;nach TemperamentundCharakterneigungeherJtaliener alsDeutscher:mit demLächelgrübchenunddemwedelndenPudelnichtder Recke,dendasReichbraucht; dieSchwarzeKücheinderWilhelmstraßemüsse endlichgelüstetundgescheuertwerden.UndderKehrreimistimmer:»Wiedie Glieder, so auchdasHauptl Weiß dochNiemand,anwenDer glaubt!«Und DasmöchteJedermannausdemVolkdochfürsLeben gernwissen.Soneu- gierigsinddieLeutegewißnur inLuthersLand.Wassollman dathun?
JhreNeugierstillen.Endlich.VondenNachlaß-oderErbanfallsteuer- plänen,die Sie imDrang adoptirt haben(wer überFünfzigistund ausHo- denoderHirnnochkeinKindgezeugt hat, darfnach deutschemGesetzeinsan- nehmen),halteichnichtallzuviel.Dochdem-TrägerdesWunschhütleinsmüssen selbstübelaussehendeDingezum Gutendienen. AndieserStellemußein- gehaktwerden;geradeweil das GrosderpreußischenKonservatioennichtheran will. DenReichstagauflösen?Wärejetzt,mitdemFeldgeschreigegen Cen- trumundKonservative, hellerBlödsinn;liebergleichHerrn Singerden Reichsapselausliefern.Dasmüßtesehr feinvorbereitet sein;unddazuge- hörterstens ZeitundzweitenseinkugeldichtesProjekt. Einverstanden, daß oon,,Finanzreform«auchnurinhalbemErnstnichtdieRedeseinkann?Schön.
AlsoNothzuschläge,nachenglischemMuster,bisansEndedesHaushaltsjahres.
Inzwischenwerden dieSteuersystemederBundesstaateneinandersoangepaßt, daßsieeingemeinsamesDachtragenkönnen(wennBayern widerstrebt,be-
«kommtseinenSeparatoertrag, wiefürMilitär undPost,undmußsichvorder Nachbarschaftschämen).Wird einPlan entworfenundausgearbeitet,der dieEnkelderaufPumpjubilirenden Deutschenuptodato vordem Bankes rotsichert.Amortisiken, Durchlaucht(nichtzuknapp,wie der Berlinersagt), undnichtlängerdemagogischenSteuercaesarismustreiben.RascheAnleihen- tilgungoderkurzsichtigerRaubbau: daistdieFrage.Undnur oondemAcker, aufdemdieMassesichsättigt,ist soviel in dieStaatsscheuerzubringen,wie imnächstenMenschenaltergebrauchtwerdenwird.Sydowade!Nicht:a.D.
JnJhremNotizbuchstand diesesMännchenfürAllesfrüherja auchmal als Kultusministervorgemerkt.Warum nicht?DaklappertdieMühle ja doch nur. OderKlemensDelbrückhin (derschonunterGoßlersdanzigerPräsi-
Fortunatus. 233 diumvomKultusträumte)undSydowin denHandel,woUnterstaatssekres tårRichter stillfürdasNöthigsteweitersorgenwird,biserBethmannbe- erbt undderklugeWermuth(mitdemAdelsprädikatdiTorino)dempreußi- schenHandelwieder mal einenproduktivenKopf aussetzt.DannkönnteSy- dowinsReichspostamtzurückoder ineingeruchlosesOberpråsidiumgelootst werden.Jm Schatzamt isterdemCentralnervenstrangdesReicheszunah.Da wäre-HerrTwelenoch besseramPlatz.Aber Siebrauchen fürdieSpitzeeinen Parlamentarier;undsolltenversuchen,für zweiSesfionendenFreiherrnHeyl zuHerrnsheim,denfeinstenStaatsgeschäftsmannderNationalliberalen,andie SteuerschraubezulockenDerwürdedieJnteressentenzusammentromm eln und fragen,anwelcherHautstellederSchröpskopfihnendengeringstenSchmerzbe- reiten werde.EinenBesserensindstDunit;underwäre,wenn Kaiser,Prinz- regent,GroßherzogvonHessenihnbäten,fürdaspatriotischeOpferwohleha- ben.Sonstmeinetwegender löbauerBankdirektor(berlinersindnurimZustand dernburgischerKachexieoderalshypothekarischmit EitelkeitUeberlastetezu angeln)Dr.AugustWeber,derin derFinanzkommissionklugenFleiß zeigtund einemStaatsbureauhockermittlerenSchlages jedenfallsvorzuziehenwäre.
Vom KleinkramderVerwaltung müssenSieMinisterundStaatssekretäreja baldeutbürden;selbstwenn jedeCentraledannnocheinenDirektorbraucht.Par- lamentarisirung:die Melodie willgepsisfensein. Und dietrifstaucheinUnmusi- kalischer,wenn erden Mundsoniedlichzuspitzenweißwie EureDurchlaucht.
Der Block? EineallerliebsteErfindungfürdieWeihnachtfreudendes Algesirasjahres;nichts fürErwachsene.Primo: werdasCentrumnehmt, ist denKonservativenmitHautundHaarverpflichtetundmußmitglühen,wenn derHeydebrandlodert. Secundo: einefürs Erste erträglicheReichspolitik kannihre StützpunktenuraufderMittellinie suchen,dievonSpahnzuBas ser- mann führt.DerRückwegdahin, heißtdieHolzpapierpredigt,sei Ihnenge- sperrt?Sielächeln.NehmendenSilvesterbrief(andenSiegewißnichtmehr stolzsind)vorundlesen: »Ich habedemCentrumkeinstaatlichesHoheitrecht preisgegeben.DiewichtigstenAufgaben,VerstärkungderSeewehr, Handels- verträge,Finanzreform(schondamals;oJe!), sindmit derHilfedesCen- trumsgelöstworden.Icharbeitemit jederPartei, welchediegroßennationalen Gesichtspunkteachtet.WodieseGesichtspunktemißachtetwerden, hörtdie Freundschaftauf.«Undfängtwieder an,wenn dieMißachtungaufhört.Also können Sieauchmit dem Centrum arbeiten,dasdieReichsfinanzensaniren hilft.,,DieKonfervativensindzuverlässiggewesen,woessichumdasWohl und WehderNation handelte;dieNationging ihnenüber diePartei.«Geht abernichtmehr,wiein derNorddeutschenfasttäglichbeflenntwird.Mißachs
23L DieZukunft.
tungdergroßenGesichtspunkte:Ende derFreundschaft.WitternSie,wienütz- lichdieErbsteuerschequjnen,unswerden kann?NurdieseGelegenheitnicht auchwiederverpassen!Dem Centrum (demeingutes Reichsamteinzuräumen wäre;auf NieberdingsPlatzkönnte einKatholikvonstärkeremPolitikertempe- rament nichtschnellschaden)ist leichteinzuprägen,daßesmit denpreußischen Großgrundbesitzernnichteinen denWählermassen amRhein,anderJsar,am NeckarwohlgefälligenDauerbundflechtenkann;daßessogarinBayernvon
JahrzuJahr mehrzurJndustrieparteiwird ; unddaßesunterdemZwang zurBeantwortungbrennender WirthschaftsragendiegroßenZeichenderZeit nichtiibersehendarf.DieVersöhnung,die demehrgeizigenKnirpsvonDiffer- dingen-Swakopmundgelang,kann einem MannvonJhren hohenGraden nichtunerreichbarsein.VonwemhatdasCentrumdennmehrzu erwarten als vonIhnen? NichtmalvonSchorlemer,wennDerso weitist.NievonEinem, derjein denRuchderKuttenfreundschaftkam.UndnachderVersöhnungstehen SievorIhremschönstenTriumph.Könnenauflösen,daspreußischeWahl- rechtändern,dieReichswählerkreisezeitgemåßabgrenzen;derWeltbeweisen, daßDeutschlandnichtvonostelbischenLandjunkernbeherrschtwird. Und dür- fendabei das dummeMittelderZollkürzung,imKleinstenselbstjederAgrar- feindschaftverschmähen(diemitLiberalismus so wenig gemeinhatwie das Radium mit demGiroverkehr).AllesNöthige,allesirgendMöglichefürdie Bauern; dochderpreußischeLandedelmann mußsichindieZeitdeutscherWelt- machtschickenunddarfnichtfordern,daßnachseinemGeschmackdasReichregirt werde.UnserAdel,sprachBonaparte,hatdieschlechtenGewohnheitendesAn- ciunRegimebewahrt,wie dieTonne,in derHeringewaren, denSalzfischs geruch.DeutschlandriechtnachKohleund Eisen, nachElektrodrähten,Chemi- kalien,Wollwaare,Trägern,Stahlplatten.UndSiekönnenihmdiekonserva- tiveReichsparteischafsen,die esaufdererklommenenKulturstufedesMassen- industrialismus braucht.EineneueGlanzrollr.Von allen diedankbarfte.Und endlicheine, siir dieSie,mitallJhrenStärken undSchwächen,geborensind.
SiesindnichtPreuße,nichtLandwirth, nichtAltkonservativer;unddie Maske kleidet Sieschlecht.DieRezepte,nachdenenSieunseremeistküm- merlichenLiberalenmitsichtbaremErfolgbehandeln,wirkenausdie baum- starkenundwipfelstolzenMännerum Heydebrandnicht«Dielächeln,wenn SiesichihnenalsgleichenStoffes anbieten, sicheinenagrarischenKanzler nennen undmitgeblähtenBäckchensichder,,zärtlichenHand«berühmen, mit derSie diepreußischenGranden gestreichelthaben.Blinzeln spöttischund denken:Bist aufdesWesensGrunde dochliberal, schöneMaske;undwir kennen denBelletristen,Schnitzelkräusler,RagoutkochDie wollen eineFaust spüren:
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eine,diefüroder gegensiedasReichsschwertschwingt.Nuancengeltendanicht;
unddieFarbederEnschließungwardnichtvonderAltruismen Blässeange- kränkelt· Sie werdensichmodernisiren.Abererst,wenn sie müssen(unddie TüchtigstendieserTüchtigen,Unzählige,ersehnendiesenZwang).Hier istJhre Aufgabe, Herr Kanzler. FürdiesindSiegeschaffen.Einpolirter Herr ohne VorurtheilundmetaphysischesBedürfniß;seelischsopolyglott, daßeram LiebstenmitgebildetenAusländernundjüdischenLiteratenverkehrt;undin denWurzelfasernsohübschlocker,daßesausdeutschemFrühlingundHerbst ihnimmerwieder nach Rom undVenedigzieht.WerseineKraft nicht nützt, versiechtfrühanseinerSchwachheit.SiehabenfürPreußensAckerbaugethan, wasjetztnochzuthunwar. Ihre zärtlicheHandkann dieFeudalherrendes Ostensin eineReichsgentryparteiwinken.WelcheVerdienstlistedann!Dem Hoffen ihrer Feinde welcheEnttäuschunglDasGespenstdesAbsolutismus insSchattenreichzurückgescheucht.KaiserundVolkeinigwiein vierLustren niemals. DieHoftroubadoursundKämmerchenmusikantenausgeräuchert.
DeutschlandimKonzertderGroßmåchtewieder unterdenPrimgeigern.Der HauptgegnerinLebensangst:mitseinenDreadnoughtshaterselbstallesvor- her fürdie Weltmeere Gebauteentwerthet;undmitdiesenDreadnoughts ist erunsnicht lange mehrweitvoran. DeshalbdieBritenpanik.Die ganze theureArmada wird zumKinderspielzeug,sobalddieflinkenPanzertriarier dasTreffenentschiedenhaben. Also auchdarin unahnbarerWandelzum Besserenzohne unbequemeVerständigungüber dieFlottenzisfer.UndZeppe- lin,Parseval (miteitlemneuen Aeroplan)unddieverfeinerte Technikfür Unterseebote.Am AtlasglimmtkaumnocheinSpähnchenundamHaemus hatdeutscheZähigkeitdemBritenconcern dieEmissionneuer Turbanwerthe -vereitelt.Drinnen? Bauernfriede.HeerundMarine versorgt.DerSozialdemo- kratie dreiDutzendSitzeabgenommenund derFluchderLächerlichkeitaufgela- den.EugensStürmerkolonneeinzahmesHäufleinDekorirter ohneFührer undFahne.NunnochFinanzsanirung,Parlamentarisirung,Modernisirung.
AuchdieErhalterdesReichesunterdeutschemPanier, nichtmehrunterdem OuitzöwelwimpeLDaserst sichertimVolksthumdemNamennachhallenden Segen. Hier istdieGelegenheitKaiser, Bundesrath,Nation: Allesbequem zuhaben.MitsolchemProgramm sindSienichtwie einmüdesKutschenpferd abzuhalftern.NichtmehrderbehendeJongleur,demKeiner denMuthzuwuch- tigerUeberzeugungzutraut.SindSie derExponentdeutscherHerz.enswünsche.
NehmenSie,um Jhres Nachruhmeswillen,diesmal nichtmitFlickarbeitvor- .lieb.WelcheGelegenheit!Siehabenimmer nochmehrGlück alsVerstand.
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236 DieZukunft.
Soziologiedes Erkennen5.
egenstandderSoziologie istdie zurEinheitverbundene Menschengruppe.
, Jede solcheGruppe ist mehrundistetwasAnderes als die Summe der Einzelwesen,ausdenensie besteht.Esistdaimmer eineüberpersönlicheArt von Gemeinschaft,und zwarimmer eineGemeinschaftdesZielesund des Strebens. AlssprachlicheundhistorischeGemeinschafttrittsieunsin der Na- tion,imVolkentgegen,alsRechtsgemeinschastim Staat, alsInteressengemein- schaftin denZünften,JnnungenundVereinen,alsGlaubens- undGesinnungs- gemeinschastinderreligiösenGemeinde undendlichalsidealeKulturgemein- schastindemBegriffderMenschheit.DieGruppe hat auf jedes ihrerMit- gliedereinenstarken Einfluß.Siegiebt ihm Jcnpulseundschafftoderbe- seitigt Hemmungen DasWerdenunddas Sein,dasFühlenunddasHandeln desEinzelnenwirdvonderGruppe beeinflußt Jede Gruppe istdabei immer SchöpferinundGestalterin. Wundis großerGedankevon derschöpferischen SyntheseindergeistigenEntwickelungtrittunsinjeder sozialen Gruppeleib- haftundgreifbarvor Augen« DurchdieGemeinschaftderIndividuenent- stehtetwasNeues, Ueberpersönliches,dasdemEinzelnen sichgegenüberstelltund dasdoch wiederdurch die ArbeitderIndividuenvermehrtundmodisizirtwird.
DerSoziologie fälltnun die«schwere,aberauchdankbareAufgabezu,die Einflüssevon-GesellschaftundIndividuum aufdenverschiedenenGebietenzu untersuchen.Mit dieserArbeit wollenwiruns auchheute beschäftigen.Jch habeeinGebietgewählt, aufdemdassoziologischeMomentbisher noch wenig beachtetwurde: dieEntwickelungdermenschlichenErkenntniß. Jchwillver-
suchen,zuzeigen, daßim Erkennen dersozialeundderindividuelle Faktor stetszusammenwirkenunddaßdieGestaltungwie dieGeltungdermensch- lichenErkenntnißerstdannrichtigbegriffenundgewürdigtwerdenkann,wenn man sieimLichtdersozialen Entwickelung,insbesonderedersozialenDifferen- zirung betrachtet.DievollständigenErgebnissemeinerUntersuchungenhoffe ichinnicht allzu ferner Zeitin einemBuchbekanntzu machenHier sollen nur dieRichtungliniengezogen unddiewichtigstenPunkte kurzbezeichnetwerden.
DieBehauptung, daßinder EntwickelungdermenschlichenErkenntnißder soziale Faktor Bedeutung habe, ist zunächsteinebanaleSelbstverständlichkeit WirAllewissen, daßwirsprachlicheMittheilungenvon unseren Mitmenschen erhaltenunddadurchAllerleierfahren. DaßinderwissenschaftlichenForschung eine.GemeinschaftderArbeit bestehe,die inden«letzten Jahrenimmergroß- artiger organisixtwird,daßkeinForscherdiefrühererreichtenResultateent- behrenkann: dasAlles brauchtja nicht erst gesagtzuwerden Doch dars
man auch nicht vergessen, daßdereinzelneForscher,der etwasNeuesgefunden zuhaben glaubt,ganzcurchdrungendavonist, daß diese Entdeckungseineur-
SoziologiedesErkennens. 237 eigensteThat sei, daßersienur sichundsonstKeinemzudankenhabe.Die Zeit,in derersie gemacht,war die,woer,von derWeltabgesondert,sich
amTiefsteninsein eigenesSinnnen versenkt hatte.Seinem eigenenScharf- sinn,seinemangestrengten Fleiß, seiner Kombinationgabe,seinem Tiefblickist.
dieseBereicherungderWissenschaftzu danken. Erwirddeshalbdengrößten Werth darauf legen, daßdieEntdeckungalsseine That betrachtetundaner- kanntwerde. Von einemsozialen Faktor,der dabeimitgewirkthaben foll,wird ernichtswissenwollen. DieunzergliederteErfahrung lehrtunsalso, daßder soziale Faktorinder Erkenntnißzwar alsunleugbar betrachtetunddennoch entschiedengeleugnetwird. Daraus folgtabernur, daßdieSoziologie,wie jedeandereWissenschaft,bei derunzergliedertenErfahrungdescommon sense
nicht stehen«bleibendarf. Wirmüssentiefer grabenund dürfen namentlich nichtdenHöhepunktderErkenntniß,denWissenschaftbetrieb,zumAusgangs- punkt wählen.Wirmüssenin dieKinderstube hinabundindieUrzeitender Menschheit hinaufsteigen,wirmüssenzu den Quellen undzudenTriebfedern desErkennensvorzudringen suchen,umdafestzustellen,wasdieGesammtheit undwas derEinzelne leistet. Vielleicht zeigen sichdaneue Zusammenhänge zwischenderEntwickelungderErkenntnißundderEntfaltungdesLebens.
DasSeelenleben desUrmenschen istfüruns niemals vollständigzu rekonstruiren. Die AnalogiemitdemKindgiebt wohl einigen Aufschluß,führt aberoftin dieJrre. Der gegenwärtigeGeisteszustandderNaturvölkerwäre sehr belehrend,abernur wenige Reisende sehendaklarund scharfgenug.
Da giebtesdenn einGebietfeelischerBethätigung,woesuns relativ am Leichtestenmöglichist,uns in denprimitivsten Menschenhineinzudenken,weil wirinuns selbstoderinunserer Umgebung noch annähernd Aehnlicheser- leben können. JchmeinedieGlaubensüberzeugungenund Gefühle,die HoffnungenundWünsche,alle dieErlebnisse,die wirindemWortReligion zusammenzufassengewohnt sind.Auch Menschen,diealleReligionvonsich gethanzuhaben glauben,können Situationen undAugenblickeerleben,wo ihnendieExistenz unsichtbarer geistiger Mächte,von denen sichderMensch abhängigfühlt,dochnichtganzausdemBereichallerMöglichkeitverbannt zu sein scheint. Sicher istbei denmeistenMenschen wenigstens sovieldavon zu finden, daßsie fähigsind,dieGlaubensvorstellungenprimitiver Menschen,wenn nichtzutheilen, so dochzubegreifen.Gerade dieEntstehungund Ent- wickelungderreligiösenUeberzeugungen istsorechtgeeignet,densozialen FaktorinderBildungvon UrtheilenundMeinungeninsrechteLichtezusetzen.
DiereicheMannichfaltigkeit,inderunsdieReligivnenderRaturvölker entgegentreten,istvon dervergleichendenWissenschaftauf zwei Grundformen zurückgeführtworden, die wirkurzalsNaturverehrungundals Seelenkult be- zeichnen.DieNaturverehrung hat ihren letztenGrundinderin allenMenschen