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Die Pflugschar... (Beilage: "Junges Volk"), 13 Jg. 1931, Nr 3.

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Junaegnolk

MärzLenzmonatiyzi iz.Jahrgang

DieJungen kommen! Du mußtmit!

CVJM-3Ungvolk-Werbeheft

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Zunge-,Zunge! Walter Börner

(Mel.: »Prinz Eugen...«)

Junge, Junge,aus demBette, schnelldenRucksackvon demBrette:

draußen lachtder Sonnenschein!

sritze mahnt schonmit Gepfeife, esgehtaufdieJungvolkstreifel Junge, Junge,das wird fein!

Vormir, hintermir,zurSeite, seh’ ich,wenn ich singendschreite, jungesVolkinschmucken Reihn.

Zeltgeräte trägtder Rücken, und man denkt schonmit Entzücken:

Junge, Junge,daswird fein!

Zeltebaun wir anderHalde oder auchimstillenWalde.

Manchem NeulingmachtdasPein! Doch schon riecht man Wohlgerüche aus der Jungvolklagerküche:

Junge, Junge, daswird fein!

Schmaufend sitzenwir imKreise,- futtern rechtnachJungenweise

—— Mai-emacht den Topfnoch rein! Dann g«eht’sfortins Waldesdunkel, ,,Jungvolkspiel« sagtdasGemunkel:

Junge, Junge,das wird fein!

Undwir hegen,und wir jagen durchdas Grün,und siegreichschlagen wir uns durchdieseindesreihn.

LockteinBach,ein Teichgerade, gibt’sdieWasserschlacht im Bade!

Junge,Junge, das wird feinl Seimwärts geht’smit frohenLiedern, Jungvolk rücktinstrammen Gliedern indasGeimatstädtchenein!

Wimpel wehenindenReihen!

Willst dichmit imJungvolk freuen?

Junge,Junge,komm,trittein!

Kaufmannsstistl-Arbeiterbubl Ggmnasiastl-Realschülerl

Junge, derDu Tagfür Tag aufder Schulbank sitzest derDu Dichmit griechischen, lateinischen, französischen,englischen Vokabeln,mit mathematischenFormeln und mit Geschichtszahlen herumschlägst was treibstDu inDeiner freienZeit?

GenügtDir einfader·Bummelauf»derMarktstraße eineplanloseKickereiaufdem Mer atz odersuchstDunochetwas Anderes?

UndDu,der DuTagfür TagimLaden stehst oder imKontor vor den Zahlen sitzest wo gehstDunachGeschäftsschluß hin?Wo verbringstDu Deine freienAbende?

UndDu, Junge derDudenliebenlangenTaghinter der»Drehbank,derHohei- bank.mitten imGetösederWerkstatt stehst—- sehnsrDuDichnichtnachein-erEr- holungnachder AnstrengungDeines Berufes? Dein jungerLeib braucht sie!Wo suchstDuFreude? BistDuzufriedenmit einemGlaseBier im»tabaksdunstigenWirts- lokal? Willst Dusodieschönste ZeitDeines Lebens vorbeigehen lassen, ohnewahre Lebensfreude zufinden?

· -

Wir rufenDich!Komm zu unsl Es wartet aufDich unserHeim vokll fröhlicher Jungen Kerle wie Du einerbist!Führerund Jungfiihrerwerden Dir Kamerad und Helfersein;aufunserensahrtenerlebstDu Freude,nichtminder bei Spiel und Sport; inunsererTatkunde lernstDu praktischeDinge!Komm und sieh

Dir das ReichderJugendan Dein Reichder Freude! W. K.

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Zungvolkzungen auf grosser Jahrt!

Keuchend, klirrend und schnaubend fährtderBerliner ZugindaskleineThüringer Städtchenein. Demschwarzen, staubigenLeibentquillteineHorde fröhlicher Berliner Jungen. Grüne Hemden,schwerbepackte ,,Affen«,großeHordentöpftzund zuletztein zackiger,vom Wind zerzauster Wimpel. Das istdas erste,was einem indieAugen springt.Ein wimmelnder Haufe. Gegenseitigbemühen sichdieJungen, den schweren

»Affen« aufzuhocken.Da!Ein schneidiges Kommando. Das Gewimmel wird zurForm.

Erstarrt. »MitGruppen rechts schwenkt, marsch gerade-e—aus!« Die Gruppe marschiert.Vorweg derWimpelträger.AmSpeerdasalte, unscheinbare Tuch,andem dieJungenhängen,dassie lieben,wieeinSoldat seine Fahneliebt.DerWimpel flattert, recktund dehntsich.

Ob er wohl Fahr- tenluftwittert?

Langegenug stand erja zu Hausein der staubigenEcke,

wartete auf neue

sahrt und neuen Sturm. Mit stram- mem Schritt geht es durch die er- wachendeStadt. Die Jungen haben ein trotziges altes

verabschiedet sich der Herr,indem erversprichtzdas Lagerauch ein- malzubesuchen.

Weiter undwei- -ter klirrt der Schritt der Na- gelstiefeldurch die stillen Straßen- Wie durchein

Wunder ist in

einigenStunden das Zeltlager aufgebaut. Jeder hat kräftigzu- gepackt,da geht es nochmal so schnell. Der Bauer, der da- neben steht, hat seine helle sreude an den Jungen. Hätte gar nicht gedacht,

Landknechtlied aufden Lippen.

Fensteröffnen sich vorsichtig,Gar- dinen wehen,hier und dort ein freundliches ,,Guden Mokchmp Jungsl«, woraufdieganzeBande einechtBerliner »JutenMor- ien!« losläßt. Ein ältererHerr, der ein Stück Wegs mit den Jungen mitgeht, erkundigtesich nach dem Woher und Wohin!

Der sührer erklärt ihm,daßdic Gruppe hier in Thüringenein Zeltlager aufschlagen will und gleichzeitig versuchen soll,eine neue Gruppe für ihren Bund indiesem Bezirkzu gründen. Mit Dank

Bildoben: der »Tagesdienfi»beimwasserholem Bildmitte: Nacheinem kräftigenLiedchinecktdas Mittagessen nochmalso gut. Bildunten: »Schon-zund weiß-«parade derFrühstitoft-allem

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Worte zuseinen Jungen. Mahnt siezur Treue am Zielund zur Gefolgschaft am Bundesfihrer.

Ein Lied klingtaus«-und steigt zumklaren Himmelempor. Dann heißtes: »Achtung!«DieKörper derJungenstraffensich,derArm fliegtzum Gruß hoch,und lang- sam steigt die Lagerfahne am Mast hinauf..Bläht sich,wird vom Wind geschütteltund knar- tert endlich,als wenn siesich freut.Hatschon vielgesehen,die Fahne. sreut sich jetztüber die Jungen da unten, diesich nicht nur hieram Mastaufziehen, son- dern von denen einjeder sieim Herzen trägt.Dann träumt sie weiter,hofftundwartet aufeine neue Zeit!

DieJungen aber gehenweiter anihrTaewerk.EinTrupprückt abzum zeländediensr.Derandere 84

daß Berliner so

arbeiten können.

Nun istalles fer- tig.Die Zelteste- henam Ufer der Saale, passen sich dem Gelände an und schmiegen sich aneinekleineBo- denerhebung.End- lichistdas Lager in Ordnung. Die Sachen sindvor- schriftsmäßig in den Zelten ver- staut. Da! Ein Pfiff. Die Lager- mannschaft tritt um den hohen, schlanken Fahnen- mast zusammen.

Der Lagerfiihrer spricht einige

Bildoben: Einalter Fischerknhn-i—2Zeltbahuen=eine stolze Fregestte. Bildmitte: Linken beim Geländedlenfh daheißtesauquffenl Bildunten: »Generalpr0be«fiir das»Ritterfchauekdrama:Blut undLiebe.« Im Vorder-

grundliegtbereits dererste»Tote".

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baut einen ZaunUm das Lager.Ein Teil hatKochdienst,und der Rest liegtinder Sonne, badet oder schreibt BriefenachHause.Mutter will doch wissen,obihrJunge gut angekommenist.Dann wird esMittag. DieJungen kommen bestaubtvom Ge- ländedienst zurück.DerSonnenglast drückt. Aber doch istallesguterDinge. Jederwäscht sich schnell nocheinmal. Kochgeschirre klappern.Allessetzt sichimKreis um dengroßen Kochtopf.

BeimAusteilen wird nocheinfröhlichesLiedgesungen.Dann wünschtderFührer

allen einen »GutenHunger«,und es wird eingehauen.Es gibtheute Grieß mit

Rosinenund Himbeersaft DieGesichterverklären sich,alsimmer mehrRosinenzum Vorschein kommen. DieKochmannschaft wird überdengrünenKleegelobt,und alles ist zufrieden.NachdemMittagessen Geschirrabwaschen unddann sreizeit.DieJüngsten haben immde cmxn Freund mit einem Ball aufgenabely und schonistdas schönste SpielimGange.DieKnappenundJungmannen liegenimGrase,singen, lesen oderunterhalten sich. Dochbald istdieschöne Zeitvorbei-.Denn sie sind ja auchhier- hergekommen,um neue Jungen fürdenBund zuwerben. KleineTruppszudreioder vierMann rückenmit vielWerbematerial ab,um Jungen ,,anzukeilen«.Am Abend trifftsichwieder allesimLager, bringt neugeworbene Jungenmit,Eltern kommen und schensichdasLageran. Ein Vater von einem neu »angekeilten« Jungenkommt regel- mäßigamAbend undbleibt biszumZapfenstreichda.Kuchenwird angebracht. Kurz,es entwickelt sicheinreger VerkehrzwischendenDorfbewohnern und den Jungen im Lager.So gehteinTag nachdem anderen dahin. DieJungen werden braun,verlieren ihreungesundeStadtfarbe und lebensichvon Tag zuTagimmer mehrzusammen.s Da sitztein Maurergeselleneben dem ,,hohenSchüler«, hier einKaufmannslehrling neben einem Studenten. EswächstindemLagereinewahre Volksgemeinschaftheran.

Jeder lernt indem andern Jungen nichtnur den Kameraden, sondern auchden Menssen kennen und schätzen.

Beben allemDienst kommtaber auchdiewirkliche Fröhlichkeit nichtzukurz.»Da tun sichnun besondersdieJüngstenhervor. Schon-»dieganzeArt der Jungen steckt einenmitsrohsinnan. Dereineist-ungewollt komisch,derandere stelltdasganzeLager aufdenKopf. Daheißtesnun eines TagesimDorf:»Ja,diePfadfinder aus der benachbarten Stadt wollen eucham Sonnabend überfallen.«Das war einJubel im Lager.Jeder freutesich,einmal wieder eine Rollerei mitzumachen. Aus dem Dorf kommen nun auch verschiedene Jun en,diegernbeiuns schlafen möchten,nur um auch einmal soetwas Mitgemaichtzu aben,und eine neue Gruppe ist schon gegründet.

Der Sonnabend rücktheran. Wir sitzengemeinsamam Lagerfeuer,singen, lesen etwas von Walter slerund sehen hinüberzudenKuppen,hinterdenen derMond still emporsteigt.

Plötzlichknarktesneben uns imGebüsch. Unsere Jun ensprinenauf, gehen auf dasGebüschzuundsuchenesab.DahuschtquerüberdasFeldein chatten.Aha! Ein feindlicher Späher.Nun,laßt sienur kommen. Wir Berliner habenjadort auchkeine Leberwürste hängen,wo sieinThüringenArme haben. Wir gehen also ruhigschlafen, stelleneinestramme Wacheaus und harren der Dinge,diedakommen sollen.Alles liegtimbesten Schlaf.Da—- fäh gelltesdurchdieNacht.»Alarml«Alles stürzt’raus, gerätineinwirbelndes Knäuel ringender Leiber,bis jederGegner überwältigtam Boden liegt.Wir waren zuviel,und diePfadfinder waren nichtschnell enug von uns losgekommen. Es wird abgepfiffen. Wie wir dann, Freundund eind,ein-«

trächtig beieinanderstehen und uns begrüßen, hörenwir plötzlichlautes Rufen, und heranstürzen mehrereMänner aus demDorfunter der sührungeines alten Bauern, dermiteinemJagdgewehr ausgerüstet ist.Alssieuns sofreundschaftlich zusammenstehen sehen,kommen sie heran,schüttelnuns dieHände und erzählenuns, daß sie glaubten, wir wären im Ernstüberfallenworden. Wir erklären ihnendieganze Sache,und lachendwünschenwir uns dann guteNacht.

Und von dem seinsten,was uns solcheine Freundes-Gemeinschaftim Jungen- lager bietet,kann man kaum richtigerzählen.Vom Bestenkann man nur kurzreden!

SolcheinLager bringtuns unruhigeKerlenichtnur äußerlich, sondernvor allem auch innerlichinOrdnung nach demalten frommen Wort: »Die Gnade hatdieNatur als Grundlage«. Jndem wir echteJungenfreudeerleben, stoßenwir auchzurtiefstenMen- schenfreudedurch.Das alles sagtuns unserWimpelsymboh Jesus! Denn wir sind Jungen, dieeinmal ganzeMänner werden wollenl

Willst Du da nichtmitmachenP r

DiesesHeft kostetals WerbeheftnurIoPfennige! TitelseiteunddiesergroßeFahrtaufsatz sind eben-fallsvom Verlagalsvierseitigesslugblattzubeziehen (2 Stückmur5Pfg.!!).

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Mr,.

Durchleuchten! Otto Tödtet-Leipzig Jstesnichtseltsam, daßimmer desNachbars Afel besserzu schmecken scheinien als dieeigenen?So empfand wenigstensGärtners gritz,als an einem strahlenden Nachmittage, andem ernichtsanzufangen wußte, seine suchenden Augen aufleuchtend andemBaume imNachbarsgarten hängenblieben,dereinem befreundetenArzte gehörte.

Sein Entschlußwar schnell gefaßt.Ein Blicknach rechtsund links,einSprung auf dieMauer,hiernochmalsraschum eschaut, wenige Schritte überdieWiese;undgrüne Blätter verbargeneinen gierigen ungen. Er hätteja auchum einige Apfel bitten könnenund sie sicher erhalten aber hießes danicht:SelbstistderManni? War erimmer nochderkleineJunge,deram Gängelbande geführtwerden mußte?

Als eraberplötzlich zwischendieZweigehindurchdenArztkommen sah,war es mit seiner eigenen ,,Tüchtigkeit« gänzlichvorbei. Er sprang vom Baume dqßer sichdiabsei dieHände wundriß,merkte erinderEile garnicht liefüberdieMauer, sprangnieder,wollteausreißen, fielabermit einem Aufschreizusammen.Der Arzt beugte sich hilfreichüberihn.Als eraber nachderUrsachefragte, erfandFritz schntell eineAusrede,eineLüge.—-

DerArzt hob ihn aus. »Komm, ichwill dich durchleuchten.« »Was?«Unhörbar kams von sritzensLippen.DerArztmerkteaber, daßsein Gesichtganzfahl geworden war. »Estut nichtweh,ichwill nur deinJnneres sehen.«

Fritzwurde esschwarzvor Augen.Sein JnneresP Sein Herz?Wo erdocheben zumDiebund Lügner gewordenwar? Was würdederArzt,dtkdoch sonst fO fkklmdlich -zu ihmwar,hierzusagen?UnddieEltern? Allewürden eserfahren!

Als dann sritz behutsam aufdenOperationstischgelegt wurde, kamesschluchzend heraus:»Ach, Herr Doktor, ich habe vorhin —«.

Jhr wißt, daßderArztnur eineRöntgenaufnahme machenwollte undsritznicht ins Gewissen sehenkonnte. Wie aber,wenn esdoch möglichwäre?Wenn plötzlich

«DeineMutter vor Dirstündeund inDein HerzundinDeineGedanken sehenkönnte?

KannstDuihr auchdann noch freudigindieAugen schauen? Wenn DeineGeschwister, Kameraden sehenwürden, daßDugar nichtjenerfeineKerl bist,der Duimmer zu seinschienest?Unddann jene finsterenGedanken,diesoüberDichkamen,ohne daß Dusie riefest,und von denen keinMenschetwas weiß-,wlsDuallein —- wenn sie ans Licht kämen?

Du brauchstnichthinauszulausen indieeinsamenWälder,vor Menschenmagst DualsechterJungvolkererscheinen,aber wisse: Gott betrügstDunichtl!Ersiehtin DeinHerzundkennt Dichan jedem Ort,zujederStunde. Weißt Du,wie esjenen Menschenerging,dieGott um einige Groschenbetrügen wolltens-«Lieses Apostel- geschichte5nach.Gott läßt sich nicht spotten!

Aber nun kommt etwas ganz Großes.Gott sieht auch, daßDueinKämpfer

seinwillst,trotzigund treu! Hierkommt uns Gott entgegen inseiner großen,er- barmenden Liebe:

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»Die aufdenHerrnharren, kriegenneue Kraft,daß sie auffahren mitFlügelnwie Adler, daß sie laufenundnichtmatt werden-, daß siewandeln undnichtmüde werden«

Auffahren wie Adler! Laufenund«nichtmüde werden! Wer wollte das nicht?

Freudig legenwir dann unserganzes Jugendleben indieHandunseres Herrn:

Serr, führeuns, macheaus uns ganze Männer,ganz wahrhaftig, ganz ge- horsam,ganz rein!

Meln Zunge Fischer-Friesenhausen

LaßDeineHändenimmer ruhn Mit grademBlickund grademSinn

In Deinen jungenTagen, Und Mut inallen Dingen

EsgibtimLebenvielzutun, UndgehstDugradenWegsdahin —-

Zuplackenund zuplagen, WirstDudasLebenzwingen!

Wir brauchenMänner, kraftbewuszt, Greifzu,greifzumitforschemGriff,

DiefestimSturme stehen, ZerreißealleTücke,

Vordenen DuDich beugen mußt Ein Mann, denhartdasLebenschliff,

Beim Jndieaugensehen! Schlägt auchdieNot inStücke!

iDerOuellenhinweis dieserNr. erfolgtimnächsten Heft.DerJungvolk-Schriftwart.) stilles Heldentum

lVohl dertapfersteMensch,denichinmeinem Lebenkennen lernte,isteinarmer Kriegsverletzter.Dochnein arm darfich ihngarnichtnennen. Wer einso starkes, festes Herz, solcheinentapferm Lebensmut,solcheindankbares undzufriedenesGemüt und solcheinstilleshäuslichesGlückbesitztwie er,der ist nicht arm, auchwenn er blindistund ihmderrechteArm fehltundvierFingeranderlinkenHand.

VonderSchulbank wegwar ergleichzuAnfangdesKriegesalsFreiwilligerins

seldgezogen und nach dem Westen gekommen. WenigeMonate späterward er

schwerverletzt.Erwollte eineHandgranate schleudern,holteaus zukräftigem Wurf, da brachteeinfeindlichesGeschoßdieGranate zur Explosion,und sein Augenlicht erlosch,sein rechterArm ward zerrissen,der linkefurchtbarverstümmelt,und viele, vielekleineSplitter saßenamganzen Körper.Erlag zunächstimseldlazarettund kam dannzsobaldertransportfähig war, nachhier.Ein jungerBekannter, der ihniIn Lazarettzugbetreut hatqe,erzähltemirzuerstvon diesem Schwerverletzten.Ersprachvon ihmmitdemAusdruck höchster Bewunderun .»Ich hattegedacht,«so sagteer,»wenn einer blind würde,der müßtevor lauter erzweiflung ineinem fortschreien.Aber dieserKamerad, der nichtnur sein Augenlichtverlor, sondern auchsonstnochso scheußlich verstümmelt wurde, unddem wireinen Granatsplitter nachdemanderen aus demLeibeholten,der war von allen derzufriedensteund tapferste,ja,derhatalledie anderen immer wieder aufgemuntert,wenn siedenKopf hängen ließen.Unddabei war erso eingepackt, daßvom ganzen Gesicht nichtszusehenwar alseinkleinerSchlitz für Naseund Mund« Jchlernteihndann kennen,alserschonetwas aus demVerband heraus war. Aberauchdablies erkeineTrübsal. Tapfer packteer dasLebenan,inn dasBestedaraus zumachen,was nochdaraus zumachenwar. Erlernte mitseinem einzigensingenSchreihmaschineund Blindensehrift.ManchenBriefhatermir hernach geschrieben,dem man es wirklich nicht« ansehen konnte,daß ihn einBlinder schrieb mitdemeinzigen Finger,denihmdas Schicksal ließ.Und ebensoklarwisedieSchrift war auchderInhalt. KeineKlage stand darin,sondernstetsklangeintapferesJa- sagenzum Leben,wiees sich fiir ihnnun einmal gestaltet hatte,aus ihnenheraus.

Unddieses Jasagenkamaus einem starken, schlichten Gottvertrauen. »WieGott mich führt, sowill ichgehnl« Damit war es ihmwirklich ernst.Und heutestehtes damit noch gerade so. Einmal schriebermir: »Seitdem ichblindbin, istmirdasinnere Lichterst rechtaufgegangen;darum binich Gott auchfürmeine Blindheit dankbar.«

Sobald erwieder einwenigarbeitsfähigwar, machteersich daran, seine durchden Kriegunterbrochene Schulbildung zum Abschlußzubringen. Er bestanddann auch

seinAbitur und gingnachMarburg ins Studentenblindenheim. Eswar damals die

schwerste Zeitder Kriegsnot, als alleDingeimmer knapperwurden. Da schrieber einstmiteinem wundervollen Humor, wie ihnnur anzgroßeund tapfereMenschen aufbringen: »Jetzt habe ich’s besserals dieanderen tudenten. Diejammern,daß sie keineFeuerungund keinLicht haben.Jehkann beidesfparen.Jchlege mich einfachins Bett, ziehedieDeckebis an denNasenzipfelhochund leseunter der Bettdeeke mein Buch.«Erbestanddann sein Eramen als Referendar,Doktor und Assessorundist ietzt Amtsrichter. Lange JahrehatteerzuallerArbeit seinesBerufesauchnocheinegroße ehrenamtliche Tätigkeitübernommen. Er war der Vorsitzendeeines Landesverbandes

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fürKriegsverletzte, derfüretwa öooo Kameraden zusorgenhatte.Wie vielen von diesen haternichtnur wirtschaftlich,sondernauch seelischgeholfenlWie mußeseinem Kriegsbeschädigten zumute gewesen sein,der vor diesemKameraden saß,der soviel Schweres alsdiemeistenanderen so tapfer trug,ohnezuklagen!Dahatwohlmancher sich seiner Schwächegeschämtund seinenLebensmut wisedergewonnen

JmSommer vor einem Jahr war erzum letztenmalbeimir. Dakamergerade von einer Erholungszeit imKriegsblindenheim an der Lübecker Bucht. Er war so braun gebrannt, daßmsan kaum noch dievielen blauen Sprenkel inseinemGesicht sah,dieeralsAndenken anjene böseStunde imSchützengraben außer seinenanderen schwerenVerletzungen mit durchs Leben tragen muß.Jch freute michübersein blühendes Aussehenund sagte:»Sie sehenwirklich gut aus, Herr Doktor-l« Er lächelte sonnigund zufriedenund erwiderte: »Mirgehtesjaauchgut, ich wüßte wirklichnicht,worüber ichzuklagen hätte!«

Mir traten fastdieTränen indieAugenvor innerer Ergriffenheit, alserdas so schlichtund einfach sagte,als wäre es weiter nichtsBesonderes, zufriedenzu sein und über nichts zuklagen, auchwenn man ständig durchdieNachtwandelt und als Einarmiger auchsonst so starkinallem behindert ist.Und ichmußtedaran denken, wie vieleMenschen schonbeijeder Kleinigkeit,dieihnenverquer kommt,jammern und klagenund ihrem Herrgott schwereVorwürfe machen.Mir gingdas Wort durch denSinn: Wenn’s etwas gibt,gewaltiger alsdas Schicksal, so ist’sder Mut,der’s unerschüttert trägt!

So ist dieserMann einervon denstillenHelden,diedurchunsere Zeitengehen und eineganz große Aufgabe erfüllen:alldenKleinmütigenund Verz-agten,allden Klagenden und Seufzenden zu zeigen,daßauchheute nochdas Wort wahr ist:

»UnserGlaube istder Sieg,der dielVelt überwunden hat!«

paul GerharötsletzterMille an seinen Zungen

Kurz-vor seinemTode (am7.Juni x676)-ze.ichnete.·Paul Grrhardt für seinem vierzehnjährigen Sohn Paul FriedrichseinenletztenWillen auf.

Dieser letzteWille lautet: ,,Nachdemich nunmehr dassiebzigste Jahrmeines Alters erreichet, auchdabei diefröhliche Hoffnung habe, daßmein lieberfrommer Gott mich inklurzemaus dieser bösenWelt erlösenund ineinbesseresLebenführen werde,als ich bishero aufErden gehabthabe, sodanke ich Ihm zuvörderst füralleseineGüte undTreue,dieErmirvon meiner Mutter LeibeanbisaufjetzigeStunde anLeibund Seeleund anallem,was Ermirgegeben, erwiesen hat.Darneben bitteichvon Grund meines Herzens,Er wolle mir,wenn mein Stündlein kommt,einefröhliche Abfahrt verleihen, meine Seele in seine väterlichenHände nehmen und dem Leibe eine sanfteRuheinderErden biszudemlieben jüngsten Tage bescheren,daichmitallen Meinigen,dievor mir gewesenund auchkünftig nachmir bleiben möchten,wieder erwachen und meinen liebenHerrn JesumChristum,an welchenich bisher gegläubet und Jhn doch nochniegesehen habe,von AngesichtzuAngesicht schauenwerde.

Meinem einigenhinterlassenen Sohne überlasse ichvon irdischenGütern wenig, dabei aber einen ehrlichenNamen, dessener sichsonderlichnicht wird zu schämen haben...

EsweißmeinSohn,daß ich ihnvon seinerzartenKindheit andemHerrn,meinem Gott,zueigengegeben, daßereinDiener und Predigersein-es heiligenWortes werden soll;dabei sollernun bleiben und sichdaran nichtkehren,datßer wenig guteTage dabei habenmöchte,denndaweißderliebeGott schonRat zuund kanndasäußerlirhe Trübsalmitinnerlicher Herzenslustund FreudigkeitdesGeistes genugsam ersetzen.

»·

Dieheilige Theologiamstudiereinreinen Schulen und auf unverfälschten Universi- tätenz und- hüte dich's jasvorSynkretisten;denndiesisuchenssdasZeitlicheund sind-zweder Gott noch -Menschentreu.

Jndeinem emeinen Lebenfolge nicht böser Gesellschaft, sonderndem Willen und Befehldeines ottes.

Jnsonderheit

j.tue nichts ses,inderHoffnung,eswerde heimlich bleiben,denn eswird nichtssokleingesponnen,es kommt andieSonnen.

z.Außerdeinem Amte und Berufeerzürne dich nicht! Merkstdudenn,daß dichder Zornerhitzet habe, so schweige stockstilleund redenichtehereinWort, bisdu erstlichdiezehnGebote unddenchristlichenGlauben beidirausgebetet hast.

Z.Der fleischlichen sündlichen Lüste schäme dich, und wenn du dermaleinstzusolchen Jahren kommst,daßduheiraten kannst, so heirate mit Gott undgutem Rat frommer, getreuerund verständigerLeute.

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