Jungesnotk
Juli—HeumonöIyzj Iz.Jahrgang
Alls- Ilflclsl
Abendstille nach Feierabend
phot otva .-Jv foenbzch
a.M.
stille!
Hei,Junge, wie das ging,als ichdaneulichimMercedes-Benz-Kompressor da- hinsauste.Auf schnurgeraderStraße.Immer schnellerdas Tempo. Der Kilometer- zeiger stehtauf7o, imnächsten Augenblick schon zeigter zoo...., xzo. Vorbei fliegendie Straßenbäume... Der Mann am Steuer blickt starren Augesnach
vorne. sestumklammern seineHände das Steuer. Er will dieFähigkeitseines
Wagens erproben; Rekord.... Rekordl
Im dichtgefüilltiemgeräumigen CafåsitzendieMenschen umher,lassen sichbe- rauschenvon rotem Licht und Tangsomusik.Sie summen mit.... können nicht mehrruhigsein.Junge Menschensind’s, sie müssenetwas tun, um dieRuhe zu verschieuchen»., sie tanzen... GeschminkteZügeund gefärbteAugenbrauenkönnen dasn-ervösse,ruhelose ZuckeninihrenGesichternnichtverbergen.
Menschenohne Stille, — ohne Frieden!—
Im Straßengewühll SchmutzigeBilder! Unreine Gedanken bestimmenden Jungen,
der sichunten im Straßengewühldurch dieMenge zwängt. In seinemInnern
schreiter,diesäuste ballend: »Herr, mach’ michreinl«
Mein mutig-er, tapferer Iunge,gehörstduauchschonzu denhaftenden Menschen ohneStill-e. Bistvielleichteingespannt in den modernen Arbeitsprozeßoder wirst von deinem Lehrmeisterhinundher getrieben?
Oder stehstdu garimschweren Kampffürdeinen Heiland gegen dieMachtder Sünde. Und hastkeineRuhebeiTagund Nachst?
Dann werde stillevor Gottl
Droben am Waldesrand schlug icheinmal mit einerSchar Iungvolker insternen- klarer NachtunsereZelteauf. Drunten schlafendeDörfer... Über uns dieUnend- lichkeitder Schöpfung.Da verspürtenwir etwas von der Allmacht und Majestät Gottes. '— —- Wo könntestdusietiefer erleben, jene stillen Stunden, als auf unsern Lagern?Du hastjenesTiefenerleben gespürtinden Pfingsttagen. Wir wollen es uns schenkenlassen auchinNeu-Saarow und aufden Höhender Alpen.
Dieses Stillestehenvor demWeltenheiland gibtdirneuen Mut, deinLebenkraftvoll zugestalten.Hier hastdu Verbindung mit der Welt der Ewigkeit, deren heller Schein indengrauen Alltag hineinleuchtet. — Werde stillezuGott!
Laßall’dein-eNot undall’deinSehnen zuIhm hinfließen.Ernimmt dieSünden deines jungen Lebens hinweg.Diegrößte Freudedes Iungvolkers ist, daßer einen König hat,der durchseinen Kreuzestod srseudediesülleschenkt.
Unter Seinem Kreuzfalte stilldieHände und blickeihnan, den Mann mit der Dornenkrone: »Esquilltfür michdies teure Blut, das glaub’und fasse ich....«
Dann wirstdustilleinGott!
UndduhastdenHaltdeines Lebens gefundenimTempoderZeit.
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Kein Kampfistzuheiß,keineNot zugroß— niemand und nischtswird dich aus Seiner Hand reißen.
Jesusruftesdirzu,dustiller, tapfererJung-e,der duFrontkämpfsersein willstin denReihendesSeilandem
»Jnder Welt habt ihrAngst,aber seid getrost,ich habedieWelt überwundesnl«
Rudolf Thomas, CVJM—StAG Tübingen
Hechtrolle mit partnersiellung
phot.
R.W.Schatte-Bin.
Mann sein nachinnen und außen! MaxWekiiek
Seit einiger Zeitbeobachte ichhier beiuns eine eigenartigeSportmütze für ilMgeMänner« EsisteineMützeinblau und trägtvorn einen Eischenskranxzsaus vergoldetenBlättern. Es istdabei daran gedacht,daßder jungeMann das Ab- zeichen seines Vereins: Wimpel, Zirkel,sarben oder dergleichenindieMitte dieses Eichenkranzes stecke.Das gibtdann einsinniges Bild,diesarben diesesVereins von dem Eichenkranz umrahmtl
DadieMenschenvon heuteaber wenigvon Gedanken geplagt werden, so sehe ich junge Menschen— siegehörengar keinemJugendverein anundhabensich diese Mütze gekauft— dieaber keinAbzeichenindiesengoldenen Kranz hineinsteckenkönnen- Das siehtnun sehr sonderbar aus. Ein Nichts,eindunkelserMützcnstoffvon diese-m feinenZeichenumrändertl Viel Rum —- um nichtsl
Wir sehen jetzteinmal genauer hinund beobachten,daß diesesviel ,,Rumum nichts« aucheintreffliches Abzeichen ist.EsistdiseEinrahmung einesfehlenden Inhaltes.
Ehrlich gesagt:Das Kennzeichen vieler moderner junger Männer. Es istalles an ihnen außenfein. Haiartracht ohne Tadel, Hofe mit Bügelfalte,Halbschuhemit schicken Strümpfen, Schlips zum Oberhemd passend. Ungeheuer»vielrum...«
Aber von diesem feinenAußen istleider einkümmerliches Nichts eingefaßt.Da sollteSieg sitzen, Wille, Tat, Freiheit,himmelstürmendes Streben, männlicheVer- antwortung, froher Jugendglanz. Das wäre dann etwas Besonderes, Charakter- volles, Ureigenstes, wie das Abzeicheneines feinen Jugendkreises.Das aber fehlt geradeinnen. Da istgähnende Leere,volle Dunkelheit,alles hohlund unklar. —— Ein Blick aufdieMütze genügt,um die Gedankenlosigkeitder Trägerfestzustellen,eine srageandenjungenMann genügt auch,eineSorge,eineunvorhergesehcneNotlage,
um ebenfallssonnenklar zuzeig-en: ,,außen fix— innen nir«·.Und kommt gar ein Scheideweg,eine Gelegenheitzu heldischemEntschluß,dieMöglichkeit, seineganze innere Anständigkeitzubeweisen,dann wird der große Jungezum großen Versager,
weil ihmalle inneren Kräftefehlen.»VielRum um nichts«wird immer einmal
zumgroßenUnglückindemAugenblick,wo sonstdas großeGlückdes Lebens gemacht werden skönntell
Schade um jeden Menschen,derkeinAug-e fürden Wert desJnnenlebens hat.
Schadeum jeden jungen Menschen,der dieGelegenheit,dies Jnnsenleben inseinlen jungen Jahren zugestalten, ungenützt vorübsergehenläßt.Und ganz besonders schade um den jungen Christen, der den Meisterinnerer Seelengestaltungaußer Acht läßtl
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DerTUZM-ZV-Hchristwqrt ()() Geeh.Golömann als
pkmgltsost
..».
- -...— phot.TVJM-JV-Themnltz
Das große ThemnitzerTMZM-Iungvolk-psingsten
Jmmer hatte ich geglaubt,dieChemnitzer CVJM-Arbeit sei so solide, daßdubei deinerknappen ZeitdorteigentlichmiteinemBefuch nichtzuhelfen brauchst.Dasglaube ichauchheutenoch;aberich hattemich von demuns Saarowfahrern bekannten Jung- volkführer Johannes Popp breitschlagen lassen,einmal eingroßes Chemnitzer Jungtrupp- Zeltlager mitzuerleben, zudem dann auchbenachbarte Vereine aus Meißen, Burgstädt, Mittweida, Rochlitz, Frankenberg usw. heranmarschierten instattlicherZahl. DieserEnt- schluß istnun nichtzubereuen,sondernesistnur zu bedauern,daßman solchsei-n originellesVereinswerk erst sospätkennen elernt hat.
Es war dann alles schneidiginjenen agen, angefangenvon dem tempofiebrigen Vereinsauto, das micham Bahnhof inEmpfang nahm und imChemnitzer Tempo zum Erzgebirge indas injederHinsicht glänzend eingerichteteund genial gelegene Landheim desChemnitier CVJM Nennigmühle hinauffuhr —- das geduldigeWarten von einer gutenStunde der angetretenen Lagermannschaftam sahnenmast aufdas sührerauto,das michzur nächtlichenPfingstssonniabendstundeheranbrachte. Darnach statteiner Meuterei (wirwaren ja auch unschuldig,daman uns zufrüherwartet hatte) einfeierlicherTrommelwirbel zur Begrüßungwie inalten gutenSoldatenzeiten —- dieinnerlichen Aufnahmefähigkeitenbeimeinen Morgenstunden um dieBibel mitdem Gesamtthema: ,,Männervoll Heiligen Geistes«,wobei wir uns um unseretwegenmit schlich-ten Menschender Apostelgeschichte beschäftigten: Barnabas, ein ganzer Mann;
Philippus, ein stillerMann; Annanias, ein treuer Mann! Die tägliche Plauderei, durch die Gemütlichkeit und Offenheit von Saarow herschonim ganzen Reich berühmt,über: Bibelfragen, die uralte und ewig neue Mädchenfrage,die seruelle Frage auf medizinischerGrundlageund andere, biszum Nationalsozialismus und,ob Jesus Arier gewesen sei.Die machtvolle Kundgebung im benachbarten Städtlein Olbernhau mit dem Thema: ,,EvangelischeJugend greift anl«Der kraftvolle Ge- betsringder zielklarensührerschaft.Die geistige Hochflut der FrageninEinzel- und Kreisbesprechungen.Von einer Jugend, diekeineProbleme mehrhätte, ist hierkein-e Rede! Ein vorbildliches Gemischvon werktätigenund höherenSchülern unter dem Volkund der Führung,darunter auffallend vielPrimaner, ohnedurchdieverdünnte Luftder«Ewiggeistreichen,diefichnur inProblemen gefallen,diegeistige Höhenlage desGesamtlagers zugefährden.Einer lernte vom andern, und daßsritzeE»Bank«an- gestellteralsDreher,ErichVersiicherungslehrling, August Primaner undEmil Studente sei, erfuhr man nur soganz nebenbei;denn diestrahlenden Pfingstgesichterwaren fast durchwegalle dieselben,wovon sich auchderBK keineswegs ausgeschlossen hatte.
Das Ganzedurchsonnt von einer echsten Pfingstfreudeund bewegtvon einem vater- ländischen Herzen, das sein Deutschland liebt überalles! — Diegroße Leistungdes tüchtigen CVJM-Kochs, derinderSonnenglut buchstäblich seine HautzuMarkte trug, der unverwüstliche Humor des Gen-eral... slaig,der herrliche sernblick von dein slaig-und Popp-selsen,daslohendePfingstfeuermitderWimpelreihe meiner Freunde, der Sippen Zinzendorf (mit ihrem streitbaren Bergsteiger und Sippenfiihrer Rolf) und Ullrichvon Hutten. — DieAbschiedsfeiermit demfeurigenBekenntnis derAlten zuden Jungendurchden Herrn Vereinsvorsitzenden, Professor Müller,dieLob- und DankgebetederJungen: »Jesus hat mich freigemacht!«,»Der Geistvon sobenhatge- siegtüberdenGeistvon unten auchinmeinem Jungenleben!«— — Diesesalleswar 212
schneidig nachinnen und außenund für micheintief-es Erleben,wofürauchichdem Herrgottnur zudanken habe— bis zudem Augenblick,wo michdasLagerauto zum Abschieddas Jungvolkspalier hindurchfuhr und es wieder weiterging——bisaufdiesen Augenblick,wo ichdiesesschreibeund michdie nachpfingstlichen Grüßeerreichen.
—"Jchwill dieChemnitzerBrüder keineswegshochmütig machen,denn einsolches
Werk hataucheineRiesenverantwortung vor Gott und denMenschen!Aber freuen willich michmitEuch, Jhr Chemnitzer Brüder,überEuer bodenständigesWerk,das dertreue HerrbeiEuchursprünglich hat wachsenundwerden lassen.Wenn derGeist derSelbsterkenntnis und der Treue allzeitinEuchlebt,kann und wird Euch der Heilige GeistauchindiegrößtenArbeitsmöglichkeitenhineinstellen: denn vor Euch liegtNeuland derTat!
Heil! Euer getreuer Gerhardt Goldmann.
Die eisernen Grund- lagenserThemnitzer
MJM-IV-Akzkif
phot«
TVJM-JV-Chenmitz
Psingstsahrtals pfingsterlebnis
Pfingstsonnabend s Uhr: »Christ-Heil!« dröhnte es, und wir neunzig vom CVJM-Jungvolsk ,,Paul Gerhardt«, Berlin, fuhren mit Lastkraft-
wagen unter fröhlichemSingen zum Pfingstlager. »Birkenhainbei Prenzlau
in der Uckermark« war das Ziel. Am anderen Morgen gings zum Pfingst- gottesdienstindieKirchedesbenachbarten Ortes. DerdortigePfarrer hieltuns die PredigtüberdasThema:»Im Kampfum dasReichGottes in .der Gegenwart.«Er stellte fest: JndiesemKampf falledieEntscheidungindenGroßstädten,denn dort kon- zentriere auchder Gegnerseine Hauptmacht. Er ermahnte uns Großstadtiungen, auf
allen unserenWegenKämpferzusein, Kämpfergegen jedeArt von Schmutz und
Sünde, Kämpferzu seinfürden Pfingstgeist,fürJesus Christus! Jn dem Mo- ment,wo eswieder eineinsatzfreudiges,opferbereites,kurz:aktives Christentum gäbe, damüßte sichdieGottlosenbewegung aus Mangel anBetätigungsmöglichkeitenvon selbstauflösen.Erschloß:Allehabenversagt,»Vorwärts!Wir bilden dieevangelische Front!l!«— — JnMarschkolonnegingszum Lager zurück,und mit vielem Humor undfröhlichen Spielen verbrachten wir unsere sreizeit.Dann rüstetenwir zumPfingst- feuer.Alleschleppten riesige MengenHolzheran,und kurznach9Uhrwurde das seuerentzündet.Wir weihtsenzweisahnenund gelobten ihnenTreue. Vielefühlten, wieJesusunter uns weilt-e,wieerdurchdasseuer soeinrechtfestes BandderGemeinschaft um uns fchmiedete, undmitfrohenundbegeistertcn Herzen sangenwirunsereLieder.— — ZumAbschiedwurde uns nocheinmal inallenVariationen gezeigt: ,,Kampfistdie Parole desLebens«. Wir müssen Kämpfer seinimHeeredesLichtes;denn dieWelt draußenwartet «anuns, sie brauchtgläubige, charaktervolle, kurz:ehrlicheMenschen, aufdiesiesich verlassenkann. Und um zudiesen Menschenzuwerden, müssenwir zuerstgegen unsereigenes-,,Jch« ankämpfen;denn nur, wenn wir dieses»Ich«
zurückstellen,erstdann sindwir voll und ganz einsatzbereit, erstdann könnenwir uns ohneVorbehalt indieNachfolge Jesustellen.—- —-
Auf!Auchwirbildenmit— dieevangelische srontl
Wserner Schenck, CVJM-JV ,,P-aul Gerhardt«, Berlin.
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Meinliebstes Hpiel
«anderprächtigen Pfadfinderzeitschrift ,,Jungenschaft« wird ineinemorigi- nellen Schulaufsatzaus U111über einechtesJungenspiel berichtet,dasauchbeiuns begeisterte Zustimmung findenwird:
Wir waren inKähnsdorf.Es war zehn Uhrabends undganzdunkel geworden.
Jneiner langen schwarzenReihe,einer hinter demandern,gingenwir demWalde zu.
Eswar gebannteStille vor dem Psarolespiel,dasjetztkommen sollte.Das Parolespiel verläuftetwa folgendermaßen:Ein Unpsartieiischer gibtdieParolen aus, diemeist zusammengesetzteWorte sind.Das serste dieserWorte istin allen Parolen dass- selbe,z.B. Wandervog-el,Wanderratte usw.Dann verstreutman sich einzelninden Wald,undaufAnpfiffdesUnparteiischengehtslos. Man schleicht sichanirgendeinen heran und ruftihnan: ,,Parolel« Darauf fängtman an,feinWort zubuchstabieren.
IchsagedenerstenBuchstaben, derandere denzweiten und so fort,bis man andie
Stelle kommt, wo die Worte verschiedensind.Und sobaldman den Unterschied
hat,fängtman an zuringen.Wer zuserst aufdemRückenliegt,nimmt dieParole desSiegersan, unddiebeidenKämpfer gehen jetzt zusammen. Sogehtesweiter,bis zum Schluß alleeineParolehaben. Natürlichbekommt nichtjedereineandere Parole, sondernzwei oder drei haben diegleiche,und man mußversuchen, sichzufinden, was aber sehrseltenvorkommt..
Zurückzuuns: Wir waren am Waldes-and angekommen.Die Parolen wurden ausgeteilt,dieGrenzendesrechtkleinen Waldgebietesangesagtundwir inverschiedene Richtungen fortgeschickt.— Ich gingin den Wald, über meine Parole lächelnd:
»Dienst-Mädchen«. Nachdem icheinStückdurchdenstockdunklenWald gelaufenwar und zweimal beinahe einen Baum umgerannt hatte, kamichan der anderen Spiel- grenze anund versteckte michdort. Ichsaheinen anderen imGaloppineinigerEnt- fernung-an mir vorbeilaufen. Jchmerkte mir dieRichtung,inder er lief,um ihm nachher«zu folgen,denn erwar nichtsehrstark.Das Spielbeginnt. Jchschleiche langsam,teils aufallen vieren,teils aufdemBauche,vorwärts, und als ich gerade
meinem Mann ,,Parole«zurufen will, zischtes aus einem Busch neben mir:
»Parole«. Jchduckemichh-in.Aber alsichmir denMann näher betrachte,der mich anrief, sinktmirdas HerzindieHose. »Einso Starkerl« Sollte ichdenn gleich-am Anfang meine schöne Parole: ,,Dienst-Mädchen«verlieren? Aber nein,wir waren beide»Dienst-Mädchen«.Wir hatten unserGesprächim sliisterton geführt, so daß derMann vor uns,denichmirursprünglichalsOpfer ausersehenhatte,uns noch nicht bemerkt hatte. Wir riefen ihnan, und nachkurz-er Zeit war auchereintüchtiges Parteimitglied der Parole ,,Dienst-Mädchen«. Jetzt trafen wir einen rechtStarken.
Diesmal dauerte es lang-e,bis wir ihnaufdenRücken igelegt hatten. Undjetztwar Partei,,Dienst-Mädchen« stark geworden. Jndersernehörteman einwüstes Kampf- getobe.Wir liefen dorthin. Aufdem Platz kämpftennur nochzweiParteien, beide stärkeralsdas»Dienst-Mädchen«.Aberwir fingenan, am Rande desPlatzes, überall, wo sichzweihauten,das Paar auseinanderzubringen und aufdenRückenzulegen.
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Jetzt behauptetenwir schondieHälftedesKampfplatzes. Nun waren fastnur zwei Parteien: ,,Dienst-Mädchen«und »Dienst-Mann«. Letztererwar aber bedeutend stärker.
,,Dienst-Mädchen« schmolz. Währenddesfen wuchs aber eine dritte Partei »Dienst.- Wagen«an. Mein Bruder und ich,dieletzten ,,Disenst-Mädchen)«,flohen.»Dienst'- Wagen« verhaute nun aber ,,Dienst-Manni«. Inzwischen hatte aber »Dienst-Mädchen"
wieder Zeitzum Wachsen. ,,Dienst-Mann«war ausgerottet. Es gab setztnur noch dieParolen »Dienst-Wag«en«und ,,Dienst-Mädchen«.Aber endlichschmolz ,,Dienst- Mädchen«nachhartem Kampf dochzusammen, und zum Schluß war ,,Dienft- Wagen«dieParole aller.
Ob sie recht hat?
Eine Mutter hatdas VOk30 Jahren ihrer Tochter geschrieben. Prüfet einmal,ob es richtig ist?
Heirateeinen Mann,der dichalsMensch betrachtet und weder als Luxus-nochals praktischesMöbel. Einen Mann,derdeineIndividualität anerkennt, derdirdeinefreie Meinungläßtunddireinegleiche Berechtigungwieseinereigenen zumißt. Heirateeinen Mann,derfür feineMutter eineliebevolle Verehrungträgtund deneineherzliche Zu- neigungund ehrliche Freundschaftmitfeiner Schwester verbindet. Erwird dieselbeauch aufdich übertragenund direinguterKamerad und treuer sreundsein. Heirate einen Mann, derKinder liebt,und dem dieKinder vertraulich zulaufen.Denn dies istein Zeichenvon Gemütund Herzensgüte.Ebenso mußerTieregutbehandelnund darf sie nichtschinden. Paßauf,daßerdir keinegroßen kostbaren Geschenke macht, sondern sieh’ aufdieArtundWeise,wieerestut,daßman injedem noch founbedeutenden Ge- schenkeinekleineIdee,einliebevolles Bemühenerkennt.
Heirateeinen Mann, der dich teilnehmen läßtan seinem Beruf,andenGesprächen und Unterhaltungen seiner Besucher.Es ist meistensder Fall, daßsichMänner unter- einander soganz anders geben,alsimVerkehrmitstauen.Siesindunter sich gewöhn- lich wahrer2 offen-erund freier-.Versuchedich sozubenehmen, daßdeinMann auchdir gegenüber diese Stellungeinnimmt. Wenn dueinenMann heiraten willst, so beobachte.
oberjedem festund geradeindieAugen««fiehtundlseineniBlicknievor einemanderen niederschlägt. Auch mußereinen starkenHändedruck haben. Bemerke,wie ersichin seiner Familiebenimmt. ObergernzuHause istundeingemütliches,harmonisches Heim liebt.Jn Geschäftsfachenmußer Ordnung haben.
,HeirateeinenMann,denseine Untergebenenlieben und verehren — ohne-3uver- traulichzuwerden — andemfeineKameraden einen treuen sreundhaben, aufdenman bauenkann,und denfeine Vorgesetzten achten.Esist beffer,erhatnur einenoder zwei wirkliche Freunde,dennwer mitallenbefreundetist,von allengeliebt wird,deristmeist einunpersönlicher,allgemeiner Charakter. Nimm keinen Mann, dernur sachmensch ist, sonderneinen,dervielInteressen hat und sich auchindiedeinen vertiest.
HeirateeinenMann,dereinenweiten Horizonthatund frischundjungimEmpfinden ist.Wenn erTrinkgelder gibt, so sieh, daßernicht knauferig ist. Doch istdiesdersall, so heirateihnnicht,erwird sichinderEhealsgeizig erweisen.Sein Außseres, feine Kleidung, Haar- und Barttracht soll einfachaber fchick fein.Er wird dann dasselbe anseiner srau wünschen. Zu Haussoller sich nichtzusehr gehen lassen.Ein wenig davon gehörtzur Gemütlichkeit,aber imzugroßen Maßstabartet esleichtinRück- sichtslofigkeitaus.
HeirateeinenMann, dervielperfönlichenMutund dennötigen Schneid hat.Erwird größere Anforderungenandich stellen,aberebensogewohntfein, großeansichzustellen.
DenHaushalt sollerdir überlassen.Ein Topfgucker isteinehöchst unangenehme Zu- gabein derEhe!Sieh’zu,daßsergrößer istalsdu.Ermuß gut gepflegte Hände haben, doch soll feine Handhartund fest fein;denn diesekönnenam weichstenund zartesten streicheln.Auchsind sie zäh,und was sieeinmmal gefaßt haben,dashaltensie fest.
AufKlatsch darfernichtsgeben, nochweniger fich selberdaran beteiligen.
Jn feinerWohnung muß einegewisse Ordnung herrschen,diejedoch nichtüber- trieben sein darf.Letzteres findetman häufigbeiPedanten, auch zeugtesvon wenig künstlerifch freiem Empfinden. Heirate einen Mann, dereindenkender Mensch ist,und derdich nichtalsVersuchskarnickelund Erziehungsobjektiansieht, sondernalseinenper- sönlichen,selbständigen Charakter (natürlichangenommen, daßdueinerbist),derdich soliebtwiedubist, ohne vielkorrigierenzuwollen,»-was-man« mit Interessen- lofigkeit verwechselnmuß.
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Vorstellenund Gräben
»Allesandere ginge nochan,wenn bloßdas Vorstellen nichtwäre!« Wie oft hörtman diese Äußerung,wie oftbeachtet man, daß eines das Vorstellen dem andern zuschiebt, daß selbst älteren, sonst durchaus gewandten Leuten ein sehler beim Vorstellen unter- läuft. Dabei istaber tatsächlich nichts ein- facher,als zwei Menschen, die man selbst schonkennt, miteinander bekannt zumachen.
Es gehört nichtsweiter dazualseinwenig Geistesgegenwart und die Kenntnis einiger weniger Grundsätze. Ja, im Grunde ge-
nommen fußenalle dieseRegelnauf einer
einzigenTatsache: die tiefer-stehendePerson wird der höherstehenden zuerst vorgesteillt.
Daraus ergibtsich ohne weiteres, daßman diejüngereDame der älteren vorstellt, den Untergebenen dem Vorgesetzten,den Herrn der Dame. Vielleicht lie t aber gerade hier
der Grund zu allen gVerwirrungemdenn
wir sind doch sonst gewohnt, daßder Dame, dem Ranghöheren,dem Alteren der Vorrang gebührt.Du mußtdir das damit erklären, daßder Vorzug hier in der an den Höher-stehenden gerichteten srage liegt:
»Darf ich Ihnen sräulein X., Herrn X.
vorstellen?«,eine Frage,dieallerdings nicht wirklich zu nehmen ist, denn kein Ge- bisldeter wird sie mit neinbeantworten. Präge AufdernSaarowsklternabend amAusganq: dir diese GkUUdkkgelganz festkin-denke
Bitte helstl inRuhealleMöglichkeiten,diesichdaraus er-
geben,durch,und duhastinder Hauptsache schon halbgewonnen. DerbesteLehrmeister ist freilich auch hierdieÜbung. Deshalbimmer wieder: Ube zuHause!Besonders schwierig erscheint jungenLeutenoftdieLage,wenn esgilt, FamilienangehörigemitVorgesetztenbekanntzumachen.EsliegtabergarkeineSchwierigkeit vor, dennderuns bereitsbekannte Grundsatzwirddabeinicht durchbrochen. Laßdir dasan einemBeispielerklären. Angenommen, dubistmitdeinerMutter imTheaterund stehstda plötzlichdeinem Klassenlehrergegenüber.Du grüßtden Herrn und fragstsofort:
»Mutter, darf ichdir HerrnStudienrat X.vorstellen?«Dann stellstduvor: »Herr Studienrat X.,mein Klassenlehrer—- meine Mutter.« Eine derartigenähere Bezeich- nung — mein Klassenlehrer, mein Schwager, meine Freundin— istimmer ratsam.
SieerleichtertallenBeteili tendieLage dadurch,daß sieeinenAnknüpfungspunktschafft.
Denn dergesellschaftlichgewandtebegniigt sich nichtmit dem reichlich abgegriffenen
»Seht angenehm«oder »Es freut mich sehr", sondern versuchteineleichte Unterhaltung anzubahnen.
Da inderFrage:»Darf ich vorstellen?« schoneinegewisseUber-undUnterordnung liegt,wendet man sie nichtan, wenn man zweiDamen oder zweiHerrenungefähr gleichen«Alters oder gleichenStandes miteinander bekannt machen will. Man fragt dann einfach:»DarfichdieDamen (die Herren) bekannt machen?«und nennt die Namen. Wenn dues dir nun nochzur Regelmachst,beimVorstellen dieNamen deutlichauszusprechen— denn sonstnütztdas Vorstellennichtviel— so bistduauf diesem scheinbarso schwierigenGebiet«wohlbeschlagen,denn irgendwelche Kniffezuhe- herrschen,diees natürlichauchhier gibt,kann und wird niemand von dirverlangen.
Wirst dujemand vorgsestellt, so verneigedich,reicheaber zunächst nichtdieHand.
Es istdas Vorrecht des Höherstehenden— im VerkehrzwischenDame und Herr-n das Vorrecht derDame — dieHand zureichenoder zuverweigern,einRecht,das vom Backfisch oftganz verkehrt ausgelegtwird. Erglaubt,vornehm zuwirken,wenn er nur hochmütigkühlnickt und dieHand hängen läßt, wohlgar diedargereichte Hand übersieht,und ahntnicht,inwelchungünstiges Lichter sichdabei stellt,denn gerade Liebenswürdigkeit ist das Vorrecht der Dame. Das zeigt sich auch beim Händedruck.DiegroßeDame verstehtesoftmeisterhaft,schon durchdieArt ihres 216