• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 15. Juni, Jahrg. XX, Bd. 79, Nr 37.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 15. Juni, Jahrg. XX, Bd. 79, Nr 37."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

XX.Jahrg. zetlityden 15.Juni1912. III-. 37.

11knufk

Heraus-geben

Maximilian Heerden

Inhalt-

Seite

Tit-nie .......................,.......341

Fermaten HerrnSchand VonH erbert Eulenb erg ...... ....355

Ericlx Korngvld. VonHans siebstoeckl .H.............'.359

DieHeimwer des Balken. VonUlbert Ehrenfiein ........·.863

pekrolenmkrieg. Voncadon .....................372

Unchdruck verboten.

f

Erscheint jedenSonnabend-.

Preisvierteljährllch5Mark,dieeinzelne Nummer 50Ps.

Berlin.

Verlagder Zukunft

Wilhelmstraße.sa.

1912

(2)

Abonnement

pro

Ouartal

Ill.5.—, pkolalns M.20.—.

Unter

Kreuzbantl

bezogen

M.5.65,

prahlt-sm-

22.so.

Ausland

M.

s.so,

pro lahr

M.

25.2o.

lllan

abonnierl

bei

allen

But-Handlungen,

Postenslallen

oclek

direkt

beim

Verleg

sSkIIII

sw.

Lis,

Wilhelm-IF

Z a.

Feran

l.zw·7724.lslotel Esplanacle

set-list Hamburg

Zwei der vornehmsten llotels der Neu-eit.

Netropol - Palast

Behrenstrasse 58J54

) Palais de danse PavillonNascotte Täglde Prachtrestaurant : ROUUIOU : :::Dieganze Nacht geöffnet::,

Unkosten-Palast sier-cabsret

AnfangSUhr. JedenÄ Monat nettes Programm.

Berlin Kot-str. 22 blieben Paul Ostermatm

Grill-Room

Vornehmeres Unter-

kissxksksxgkkzsexkssk»Pompadvut«

WildungerKelcnenquelle

wird seitJahrzehnten mitgrossem Erfolgezur l-laustrinl(kur beiNieren ries,

Gieht,stein,Eiweiss und anderen Nieren- undBlasenleiden verwandt. ach

den neuesten Forschun enistsieauch dem Zucker-kranken zur Ersetzung

seines täglichenKalkver ustesanerster stelle Zuempfehlen. Fürangehencle

Mütter undKinder inderEntwickelung istsiefürdenKnochenaukbau von

hoher Bedeutung-

- 1911= 13,598Badegäste und2,071,167 Flaschenversand. - Manverlange neueste Literatur portokreivon den Fürsti. Wildunger Plineral quellen, BadWildungen 4.

continenlal

bester

Pneumatic

(3)

sit-His-s«III««Jk«Iijdk-E"·SIS"IH«I

s!;Ell-;:Ist-i-i;J.l!sisIIslsijEsHsst

l

it-IlssJslsIlsJIl,,’::.---

«l.;:IIs.-x FI-'"ll"-"i"«k"""i"ik

hist-mus-IIIII»tlkxllm»l«.»

siIkHssstsss-.MEPHIleWintlel

IC

,-

»lis-

«»» ,«.-Il ,

·---«---;».. "·t«.«--Il«

...

.l,.--Is-t-slklsisisEll-.-dass-Inele

'

.;--«.·-Ii:... --.I..:n-I.Y!!iitlsmsul II"«

-».---Ilk-··«...«YI: ·-

IIk, r"—I-« "

«·I.I-Isls,.-lssss-HMEHM«U"

lass

I-.:s Entlqu

-!-"·....1 --lI-«-:!I--I

.«·-I..iI-.--:ii!:!II-.s

Berlin, den 15.Juni 1912.

-

seh-V —-

Titanic.

Report

iebenWochennachderfünfzehntenAprilnacht,derenbestem- terHimmeldenDampfer »Titanic« (vonderWhiteStar Line)sichsteil aufbäumen, sich tiefinden Grund desAtlantischen Meeres bohren sah, istdererste Berichtüber das Ergebnißder Untersuchungveröffentlichtworden,diederUrsachedesgräßlichen Unglücks nachforschen sollte. DaßderernsthafteVetrachterin Wesentlichem aufBermuthung, aufsubjektiveWahrscheinlichkeit- rechnung angewiesenbleiben werde,warzuerwarten. Seitdie Spanier ihre philippischeArmada (derenWerthauf fast zwei- hundertMillionenMark geschätztwird),hundertvierzehnJahre danacheineneue,mitdemSchatzkammerguteinesMärchensultans befrachteteFlotte,die Briten am südafrikanischenKapundim SchwarzenMeer schwimmendeGoldherbergenverloren, istkaum jemals,bisinunseren Lenz,bis ins Getos desSturmtages,dessen OpfereinemitBargeldhaufenbeladene deutscheMastbarkwurdg mithaltbarerSicherheitdieUrsacheeines Schiffsunterganges festgestelltworden. DieZeit istfreilichverklungen,daElisabeth, nachderVernichtung desFeindes, derausgezogen war,Maria Stuart zurächen,sichmitderPrägungdeseitelfrommen Satzes begnügendurfte:Akflavitdeusetdissipatisunt. Moderner Men- schenwitzwillindieunterstenGründe allerDingeeindringen, je-

31

(4)

3212 Die Zukunft-

demKörper,Instrument,Spielzeugdas GeheimnißseinerKon- struktionundDestruktion,seinesLebens undseinerZerstörbarkeit ablauschen,ablisten,abtrotzenzund hatdazu, auchwenn derSchau-—- platzdesLebens und Sterbens derOzeanwar,Mittel, deren MöglichkeitderAhn noch nichtträumte.DasGerüchtvoneinem Unfallmacht,auf mindestens zwei Erdtheilen,einHeervonSpä- hernmobil.DasscheutkeineKosten,manchmalauchkeineGefahr, undseineMannschaftkämpft,unterhastigerAufbietungallertaug- lichen Künste,nichtum Treffen, KnöpfeundKriegsorden, son- dernumNahrung, Geltung, BeförderungimBerufsstand. Eine HochfluthvonNachrichten, vonjedem Zweifelentrücktscheinenden Tatsachen umzischtundumbriillt denZeitungleser;undder arg- loshinhorchendeglaubtam nächstenMorgen, Alles zuwissen.

Diesmal waren obendrein siebenhundertMenschen von dem ge- fährdeten SchiffinsLebengerettetworden: damußtedieWahr- heitdoch,nirgends mißdeutbare,raschinsLichtprallen odersickern.

Daß dieseGeretteten selbst nichts wissen konnten, daß sieaus dumpfer Sinnenwirrsal, aus blinder Betäubungins jäheEr- lebniß starrtenundnur einThor aufdieZuverlässigkeitihrerGe- dächtnißbilderschwören durfte,ward nicht bedacht; mitjedemer- raffbaren Stoff,wieso oft schon,derAberglaube genährt,unserem Dienst,derModernen, seiAlles verknechtet,was Wissen schafft.

Warten? Dieblasse Vorstellung läßtdenGenius derringsum längstzumRummelplatzerniederten Presseinwüthendem Hohn aufheulen. Einmal nur, eineinzigesMal vorlechzenderNeu- gier bekennen, daßman noch nichts wisse?Undenkbar.Die Kund- schaft,dieviel zuwissenwähnt,dochAlles wissen möchte,fiele über Nacht ab;Jnserenten undAbonnenten ließen sicham Ende gar vom flinkstenNachbarködern.Auf DessenGemiisefarm wiichse fortandieOeffentliche Meinung. Nein.Alle wissenAlles. Jeder sagtvonJedem, daßer»in unvornehmer undleichtfertiger Weise Sensationzumachensuche«.Jederist selig,wenn erzurSensation Vrauchbares erlangt.Jederrast-,wenn esnebenan insSchau- fensterkommt. DemVerichterstatter, denGewissenoderVewußt- sein hinderte, jeden TratschundQuatsch eiligindieCentrale zu schicken,wirdeineRüge telegraphirt, derenVittersalzbis in den Darm wirkt. »Vielbringen«: istdieLosung. »Alles bringen«- dasZiel. Oben, inRiesenlettern über dreiSpaltenhin, einTitel,.

(5)

Titanic. 343

ders insich hat; darunter zweiDutzendvonderHintertreppege- holterUeberschriftemSind nicht wenigstens anderthalbSeiten mit»eigenenDrahtberichten«gefüllt, so hatskeinAnsehen. Her- bei,was irgendwoausderRotirpresse aufHolzpapierkam;was einMolenbummler aus demGestammeleines Aushilfsteward entziffernwollte. Sorgsamwirdmorgens und abends geprüft,ob der Konkurrent auch nicht ,,mehr habe«; hatermehr,dann wird, wasBeine hat,andiePumpengewinkt. Warten! »Aach achtTa-- genliestkeinMensch mehrdasZeug-«JstdasGemeldete falsch:

thutnichts;HerrOmnes merkts wohl nicht,man macht ihm auch wasvor. DieZahl derNachdenkenden,Nachwägendenistwinzig;

kommt fürdieAuflage nichtinBetracht. Von Hundert haben Neunundneunzig wederMuße noch LustzurRückschau.HerrOm- nes willschnellgefüttert sein: also werft ihmalleSchwatzfetzen, die zuerwischensind,durchsSpatiengitter. »Wir haben elfSpal- tendarüber,dreiundeinehalbe mehrals dasTageblatt!«Dann ists vollbracht.Nachdieser Methode (die schonaltund müdeaus-«- sieht)ist auchimFall ,,Titanic« gearbeitet-worden. Zuerst sollte keinMenschenlebenverloren sein, nichteins,undWinselhymnen PriesendieAllmachtmodernen Technikergeistes,derdiefeindlichen Elemente gebändigt,inVotmäßigkeitgeduckthabe.Dannwardas SchiffmitMann undMaus gesunken.Dann nur eine Schaar Sterbender undToterauf die» Karpathia«geborgenworden. The- ma: Nochimmer hassendie Elemente dasGebild ausMenschen- hand.KeinVaum wächstbisindenHimmel. Herrlichweithaben wirs gebracht.Dochwirmüssennochweiter.Sinds morgen.Trostin Thränen.Kapitän Smith? Trunkenbold undTaugenichtsNein- hehrerHeldderPflicht,wieErde und Meer keinenje sahen.Veim SchlemmermahlhatersichinSinnlosigkeitgesoffenunddenDienst versäumt. Jn derSekunde desZusammenstoßes,nüchternund wachsam, aufderKommandobrückegestandenundmitmajestätis scherRuhe danachdasRettungwerk geleitet. Sich aufderVrücke erschossen.Einhilflos verlassenesKind gepackt, auf seinemArm durchdieFluthineinBootgetragenundsich lächelndertränkt.

DieMannschaft? Heute Lüdrianeundmorgen Heroen;aus der zuchtloserHordewird einMusterbild straffsterDiszivlinund übermorgeneineträge,desSeewesensunkundigeSippe,inderen Hirnnur Selbstsuchtflimmert. Besinnt Euch!Und erwägt, nach

Bl·

(6)

344 DieZukunft-.

derAbkühlung,ob esvernünftig ist, Unsummen hinzugeben,um mitallenKünstenzeitgemäßerBevorterschlauheit Millionen zu blenden,vonjedeminKlarheit führendenWeg abzusperren.

Jetzthaben wir, endlich,einen Bericht. Einen,unter Laien- leitung,aus einer vor geputztemSchaupöbel oftindenFormen des Yankeetheaters geführten Untersuchung entstandenen Be- richt,der,als ein vonderKommissiondemSenat derVereinig- tenStaaten vorgelegter, immerhinernstererBeachtungwürdig istals derReporterkehricht. Wer ihn (an denhintersten Füll- seitendergroßen Nachrichtenblätter) gefunden hatte,konnte mit nichtganz stumpferNasebalddieTendenzerwittern: der amerika- nischenMenschheitinsBewußtseinzuhämmern,wievielanEuro- pensüberlaut gerühmten SchiffenderBesserung bedarf.,,Jsts nachgeradenichtunerträglzihdaßUncle Sam, aufder bewohnten Erde derStärksteundZahlungfähigste, seinenMassentransport

von Menschenund Waaren, wieirgendeinesacht aufblühende Kolonie,derwelkenTanteEuropaüberläßt?Müssendie United States sich nicht schleunigeineBecordrhederei sichern,diealle Poolfirmen schlägtund denLöwentheilallervonAmerika kom- menden,nachAmerika gehenden Menschenund Güter an sich reißt?Nur unter demSternenbanner kann einPassagier- und Transportdienst entstehen,der demBedürfniß derZeit völligge- nügt.« Solche Mahnung, Cunard undWhite Star, Hamburg- AmerikasLinie undLloydaus demHerrschaftrechtzudränget-, lauert hinterden,,thatsächlichenFeststellungen«desBerichtes.

DiescheinendemBlicknichtunanfechtbar. DerschroffsteTadel trifft denKapitänEdward J.Smith, weileralleMeldungenmißs achtethabe,dieihnvorEisbergen (welchen?)warmen. Smithist tot;hat nichtvorden Senatoren gestanden,diesichdasBichteramt anmaßten.Ob er,warum erdenWarnern sein Ohr verschloß:

keinUeberlebender kanns sagen.DieFahrstraßewar nachder UebereinkunftdergrößtenSchiffahrtgesellfchaftenvorgeschrieben:

die bisheutealsdiekürzesteerkannte,diedurchdas Gebiet des Treibeises führt. Nacheinpaar Probefahrten vermag auchder beste Kapitän sein Schiff, dessenLavir- undWiderstandsfähigkeit nicht sogenauzuermessen, daßnur LeichtfertigkeiteinenJrrthurn erklärenkönnte.DieMöglichkeit, daßder»Titanic«, nachirgend- einerBeschädigungseinesLeibes oderdereingegliedertenMa-

(7)

Titanic. 343 schinen,aufderMeeresfläche unhaltbarwerdeundaufden Grund sinke, galt selbst deutschenSeeleuten alsunter allenUmständen ausgeschlossen. Smith hatteimAugenblickdesZusammenstoßes nichtdenWachdienstzwar nicht aufderBrücke.Wer willheute beweisen,daszderbewährteMann denAnprall nichtvermieden hätte?Wer überSchuldoderUnschulddesErstenOffiziers,der denKapitänimKommando vertrat,einfest begründetes Urtheil fällen?Wer sichin dieGewißheit dünkeln, seinBlickkönnedurch dasGesträhnvonhundertAussagenJnteressirter bis zurtiefsten UrsachedesUnglückshinabdringen?Bon denSchiffsingenieus ren, die,unter derWasserlinie,in denMaschinenräumen zuerst dieWirkungdesBergstoßesgespürt,dieHerkunftderungeheuren SchiffsWUUdeerkannt habenMüssen,ist nichteiner gerettetwor- den. (Kein Blatt,keinHeldenlied sangihresNamens Ruhm.

Und dvch habensiealles eisernem Menschenwillen, furchtloser MenschenkraftErreichbaregeleistet:diePumpen bedient, fürdie Erhaltung derElektrizitätanlage,also für LichtundJunkentele- graphie,gesorgtundnichteineMinute lang,umdieMöglichkeit ihrerLebensbergungzubedenken,dergrausamen Pflicht gefehlt.

Wären sie ihrer heißenHölle entlaufen, mitdemSchwimmgusst insWasser gesprungen:wer weiß,obauchnur dreiDutzendder PassagiereheuteimSonnenbereichwandeln dürften?Dietreuen, tapferenMänner haben sichdasRecht aufeinDenkmal redlicher verdient alsmancher Gekrönte.)DerAusgucker,der dieGefahr durchs Telephon aufdie Kommandobrücke zu melden hatte, scheint nichtvonFahrlässigkeitverdacht belastetzusein.Non liquet.Die washingtonerSenatoren aberplagtkeinZweifel:dasUnglückge- schah,weildieEiswarnung überhörtworden war. Sie wissen auch,als hätte ihr Augees miteigenem Scharfblick gesehen, daß dieAbtheilungen,diewasserdicht seinsollten,nicht wasserdicht

waren. JndemBerichtwirddiese Behauptungnicht erwiesen.

SiescheintdieForderungstützenzusollen,daß jeder Schiffsleib inallenTheilen durch zweiwasserdichteBodenbezüge,zweiun- durchlässigeHäute geschütztwerde. ZurBeantwortung solcher

Fkagensindnurdie Sachverständigstenberufen.Wenn einSchiff, das sechzigtausendTonnen wiegt,mitBolldampf, miteiner auf dreihundertfünfzigtausendMetertonnen beziffertenEnergieauf einen gewaltigen Eisberg prallt: mußdann nichtdiefestesteDop-

(8)

346 DieZukunft-;

pelhaut bersten?EinSchnellzug,dessen GewichteinHundertel, dessenEnergieaufwand einVierzigteldes fürdas Schiffange-

nommenen beträgt,ist nachderEntgleisungunddemZusammen-

stoßmitgemächlichherrollenden Güterwagen vielleichtnur ein Splitterhaufe. Diekapitolinis cheWeisheitausWashingtontadelt

«

auch, daßdiePassagiere nicht durcheinAlarmsignal aufdieLe- bensgefahr hingewiesenwurden. JmSumpfgeländederMassen- psychologie,überdie,vonHobbesbisaquebon, doch mancherlei Kluges gesagt worden ist,waren diese würdigenSenatoren nie heimisch.Was hättederAlarmruf genützt?Wie beimBazars brand inderpariserRue JeanGoujonswärsgeworden. Mit FäustenundFüßen,mitHiebundStich hättendieGeängsteten jedes lebende, keuchende Hinderniß wegzuräumen getrachtet;

überzertrampelte Nümpfe, zerkrallte Köpfewärensiegestiegen, umimVootnocheinPlätzchenzuerhaschen.Wiewars denn, als, nachdemUntergang desMeertitanen, Allewußten,wie esum sie stand?Von zweiSeiten schobundschleuderteschwimmende MenschheitsichandieBoote,denletztenRettunghort Jetztstreift ihreHanddasRuder. Jetzt umklammertsiedieoberste Bordkante.

TastetausdemEiswassernachdemhellenWimpel desLebens.

Wölfischaberistder Sinn derfürs Erste Geborgenen. Siekönn- 1enz:1fammenrücken,sich dichter pferchenundso denBrüdern,die nocheinmal hoffenle-rnten,Raumschaffen. Siewollennicht.Wol- lennur sich; um jeden Preis jede SicherungihresLebens.Die Aufnahme derAsylfucherkönnte das Bootüberlasten,gefährden.

Mitleid wäre Sünde zNächstenliebein solcher-Noth ruchloferFre- velwider dasWalten derVorsehung,dieJedemsein Schicksalbe- stimmt hat. »Unmöglich;keinPlatzmehr.«DieHändeweichen nicht;

halten,eiskalt undkrampfig,dasBootundhemmen seineBewe- gung.VonkeinerLippefällt nocheinWort-NachtistundderKahn trägtdiespärlichenBleibselderLebensgewißheit.JmDunkelwer- denMesser aufgeklappt;werden diebleichenHändeder auseisiger FluthHeraufflehenden vomGelenkabgeschnitten-Bläulichgleiten sieüber die Vootswand. UndmitblutendemArmstumpfsinkt einer MutterSohn, einesMenfchenBruderin dengurgelndenSchlund.

KeinWort kriechtüber dieLippe.KeinAugesuchtdasdesNachs barsFSchweigewDarfderersteEroberer einerPlanke, diefür Zweizu schwach wäre,Dennicht fortstoßen,dersie ihmstreitig

(9)

Titanicz 347 macht? Nothwehr gebotuns,zu töten. Wiesie Königenoftgebot, dieSchmälererihresHerrschaftrechteszuvernichten.Wirhaben -gemordet.Wirmußtenmorden.Um zulebenzumdieMöglichkeit unserer Rettung nichtzuverringern. Dennoch thut Jeder,als habeerdiegrausigeAmputation nichtgesehen.KeinZeuge,kein Kläger:keinRichter.Vorwärts! SolcherVorgang lehrt ahnen, was nacheinem Alarmruf geschehenwäre. Am Rand seinesLe- bens hat Kapitän SmithsichaufderhöchstenPflichtzinne be- währt. DaßerdiePassagiere nichtausderzuversichtlichenStimm- ungaufschreckenließ, hateinem Drittel dasLebengerettet. Die Senatskommissionsprichtüber dieTodesstundedesSchiffesun-

gefährwieQuestenbergüber des FriedländersFeldzügeund Schlachten. MannschaftundOffizierekannten einander kaum;

waren aufdemneuen Schiff noch nichtzuHaus. DerVoard of

Trade hattedieEinrichtungennichtgründlichgeprüft.DieZahl derRettungboote war viel zu klein ;ihreAusrüstungundBedie- nung unzulänglich..NachdemBericht ähneltder»Titanic«dem SchreckbilddesPferdes,das alleerdenklichenMängel,alleSiech- thumsursacheninsichvereint. Doch fühltmanAbsicht;undistvon demAntrag verstimmt, EuropasSchiffahrt,wenn siedie ameri- kanischeKüsteanläuft,unterdasin denVereinigtenStaaten gel- tendeGesetzzuzwingenundihr jede Pflicht aufzubürden,deren ErfüllungdieHüterderSterne undStreifen nöthigdünkt.Daß ingroßenProvinzen des britischen Rhederreiches längstdas Yankeekapitalherrscht, daßauchimBezirkderWhiteStar Line derWille Morgans und seinerKonsortenwirksam ist, genügtden JmperialistenvonWashington nicht mehr.DemKapital,dessen Nationalität-meistso unsicherwieseineHerkunftbleibt,trauen sie nicht,undwosichs allzu hochhäuft,jagtesihnenAngstinsGebein.

Sichtbare Machtzeichen heischen sie.Jhre FahnesollvomMast dergrößtenAtlantisfahrerwehen.JhrGesetzherrschen.DekTod desTitanen bietetsolcherAbsichteintaugliches Wortwerkzeug.

Wird derenglischeBerichtdasEreignißderfünfzehnten Aprilnacht stärker belichten? DieUntersuchungwirdmitkühler Ruheundsicherer Sachkunde geführt.AberdiewichtigstenThat- zeugen sind lange schonstumm.UndSmith rief,alsletzteLosungz

»SeidBriten!« Britaniens Flagge darf nicht verbleichen.

(10)

348 DieZukunft.

Record.

Stead,der die»RevjewofReviews«herausgab,mitKönigen undmitGeistern verkehrte, LebendeundToteinsGehege seiner JnterviewerwünschezwangundalsWeltfriedensförsteralleWäl- derdurchbirschte,war vor zwanzigJahrenaufdemWeißstern- dampfer »Majestic« nachNewYork gereist. KapitämEdward J. Smith. Bierzigz seitvierJahrenim DienstderWhite StarLine.

DiePersönlichkeitdesSchiffsführersmuß sichdemGedächtniß desSchriftstellers tief eingedrückthaben. Jnseinerseitschrifthat Stead 1893eineSkizzeveröffentlicht,dieihnwieder alsFahr- gasteines von Smithgeführten Schiffes zeigt.Der istnun über dieSchwelledessechstenLebensjahrzehntes getreten;nochaber aufrechtund stark. Jn ihm,denFurchtniebeschlich, verkörpert sichderInbegriff allerSeemannstugend. SeinSchiff istanUm- fang, Ausstattung, Schnelledem,,Majestic«weitvoraus ; keine Küste hattejezuvoreinensogroßen,sogeschwinden, soprächtigen Dampser erschaut.DieVorstellung,daßersinkenkönne,wird,wie einKindermärlein,belächelt.Dennoch:einEisberg spaltet ihm dieFlankeundschleudert dentötlichverwundetenTitanen inden Trichter,überdemdieWogensichschnellzuneuemLustspielpaaren.

Stead undSmith versinken,ertrinken.NebenAbertausenden, die insselbeLeichenfeldgebettetwerden.Was imDezember1893Lite- ratur war, wirdimApril1912Ereigniß.EinEisberg schlitztden LeibdesLuxusdampfers, aufdemSmith befiehlt,Stead in die NeueWelt reist;desDamPfers, derals dashöchsteallerWerft- wunder ausposaunt ward. Beide Männer versinken, ertrinken;

mitihnenfünfzehnhundertMenschenkinder. DerZufallsolcher Vision brauchtuns nichtaufzuhalten;nöthigtaber indie Ver- muthung, daßSmithdieEisgefahrniemalsunterschätzthat.Hätte Stead sonst solautvorihr gewarnt?OdersichEinem befreundet undgreisendzuneuer Ozeanfahrt anvertraut, dersie nichtsehen, nichtalleszurAbwehr Nützliche thun wollte? »Unsere besten Schiffe sind heute so gebautundgekleidet, daßderwildesteSturm ihnen nichts anhabenkann. Auch,beivorsichtigerFührung,der Nebel nicht,derunsere Jugend schreckte.DievonGrönland her- schwjmmendenEisungeheuer,dieunterWasserkalbenundmanch- mal nur dieAasenspitzeaus derkaltenStrömungheben;sind höllischeKerle,gegen dereanth nochkeinHeilkrautwuchs.Jn

z-

(11)

Titanic. 349

ihremKurs oftganz unberechenbar; drum dieeinzigenFeinde,

vordenen aucheinMuthiger, wenn erfürandere Lebenverant- wortlich ist, zittern darf. «Solche Sätze mußStead ausdemMunde- desKapitänsgehörthaben.Und wirsollen glauben,dasSmith,.

derSechziger, ohnedenTitel dochderCommodore derWeiß- sternflotte,beachtenswerthe Warnung inden Wind schlugund- mitderHasteines ungeduldigen,kußlüsternenKnaben insBer- derben rannte? Erist tot;und VicekapitänWilde,sein Erster Offizier,konnteaus demGrab nicht für nochwiderihnzeugen-

Der,,Titanic«war nicht (wie noch jetzt erzählt wird)einsder schnellsten SchiffesUndSmith nichtbeauftragt,denGipfelrecords zuschlagen.DieCunard-Dampfer vomMauretaniasTyp waren ihmum vier,schondie 1900fürdieHamburg-Amerika-Linieges- baute»Deutschland«war ihmum zweiMeilen undeinehalbein derGeschwindigkeitleistungvoraus; dieMaschineder1893 in Englands Dienst gestellten»Campania«machteinder Minute mehrUmdrehungen.DieTurbinenrenner derCunardsLinie, die anjedcmNeisetagmindestens tausend TonnenKohle verspeisen, wären ohneStaatszuschusznichtrentabel und müßten,um ihre Läuferleistungvonfünf- aufsechsundzwanzigMeileninderStun-- de zusteigern,demPferdekrastaufwand einBiertelhunderttaus end zufügen.DieNechner habendieNenner geziigelt. Haben,inder SorgeumihreBilanz,AerzteundHygieniker aufgetrieben,de- ren Gutachten vor allzu rascher Fahrtwarnt. DieFieberepoche desFerndampferdienstesisteinstweilen überwunden. UndSmith hattekeinen Grund, seinemneuen Schiff mehr zuzumuthen,als es bequem leistenkonnte. Freilich durfte es,aufdererstenFahrt,die denRuf bestimmt, nicht träger seinals derBruder ,,Olympic«.

Deshalbwurdedie geradeLinie,diekürzesteStraßevonLiverpool nachNew York,gewähltundnicht,südwärts,vom Eis wegge- steuert.AlsokeinRecord derRaschheitWardennaberauchnur nöthig,unter allenUmständendieStundenleistungvon einund- zwanzigMeilen zusichern?Unter hundert Menschen istkaum einer,dernichtgerneinenhalben,einenganzenTaglänger fährt, wenn ersichdadurchstärkerassekurirtglaubt. EinKatzensprung bringtja nichtüber denAtlantic. Undüber einerSchraube,von deren hitzigem Laufdie Diele stöhntund derSesselzitteriIsitzt sichnicht gut. »So sehtIhrs vondraußen.Meint Ihr,wirver-

(12)

M DieZukunft.

feuernunsere theure KohledesVergnügens,derEhrewegen?

DieAsche seiWeltkindern lieber alsTantieme undDividende?

Blech.Wenns nachuns ginge,wärenwirnochimsanftenTrab derKingsinsLinie.Da wars eineLust,zureisen;und wurde es mal unlustig,weil ringsum Sirenen ins Nebelgrau heulten, dann lagman still, scheuchtedieRahenden aus derGefahrzone undwartete, bisdieschmierigeWatte irgendwo rißunddieLuft wieder sichtigwurde. EinJahrhundert scheints her.DieWehr- pflichtzurKonkurrenz hatuns aus derRuhegerüttelt. Jedes Semesterbeschertneue Schiffahrtgesellschaften.Selbstderklein- bürgerlich stille NorwegerweitetseineAmerika-Linie insMode-·

maß. Schonwirdum Stunden gefeilschtundpfiffig ergrübelt, wie derFahrplan zutünchen,der Rebenmann zuübertrumpfen ist.Was würdetJhr erleben,wenn jede Kapitalistengruppe das Recht hätte,aus dengermanischenLändern einen Schienenweg nach Paris oderRom zu bauenundindemihrbeliebigen Tempo zubefahren? Konkurrenz istkeinMädchenschulspieLWer nicht mitkann,verrecktaufder Strecke.«JnLondonundHamburg,Mar- seilleundVremem überalldieselbeBegründung.Und überalllas chendieFachleute,wenn siedasPreßgezeter hören,dasdenWett- bewerbumdieSchnellheitinsFegefeuer verdammt. ,,Kennen diese HerrendennkeineandereRücksichtalsdieaufdenGelderwerb?

DünktsiebeimKundenfang keinReklamemittel zuschlecht?Ein Gewerbe,über dessenPalästendienackteProfitsucht alsGottheit thront, scheidet sichselbstausdemEthos unserersozialempfindens denZeit.«Undsoweiter. Als obdieZeitungmacher esnicht noch schlimmertrieben alsdieRheder; denRuhmderRaschheitnicht noch gieriger suchten. »Wiewirvorallenanderen Blättern melden konnten «:vonPapierstelzen kreischtderSatz nach demOrdenpour le merjte.JmDienstsolcher Profitsuchtseidas Strebennach Flinkheit unschädlich2Wers glaubt,hatbeimBlickaufdieLeichenlistedes.

»Titanic« geschaudert, dochnie,zwischenzweiSonnenaufgängen, dieentmanntenzentweibten Opfer derMassenvergiftung gezählt.

Größe isteine bessereRentensicherungalsSchnelle.Dadie Konkurrenz hindert,dieStundenleistung unter zwanzigMeilen zusenken,bautmangerngeräumige Schiffe: derMaschinenkrafts bedarf wächst nicht völliginsMaßdesLeibesund eingroßes Schiffbezahltdrum dieRaschheil nicht so theuerwieeins von mittlerem Umfang. Als der(an LängeundDeplacement der

Cytaty

Powiązane dokumenty

Der Aktionär hat zwar keine persönlich-en Beziehungen zu seiner Gesellschaft (er kann nicht gezwungen werden, in den Generali- versammlungen zu erscheinen und seine Stimme

Von gen einer Partei kleinen angewachsen Gruppe moderner ist, wurde Geister, vor zwanzig Jahren die inzwischen etwa zu einer der Versuch mächti- begonnen, die Baukunst in ihrem

151X2Millionen beläuft; davon kam die gute Hälfte auf Paris allein- Dagegen hatte Deutschland 1905 bereits 41EStiädte mit mehr als 100 000, die zusammen von 11,5 DNillionen

Nämlich: Nachdem er die schönenVorstellungen erzählt hat, die Karl der Fünfte dem römischen Kon- sistorio machte, dem unsere Abgesandten, der Bischos von Macon und der Herr du

Die Gefahren, die ursprünglich damit verbunden schien-en, sind- zum größeren Theil beseitigt worden. Starke elektromagnetisches Schwingungen vermögen, ähnlich- wie akustische Wellen,

Vorschriften? Fch werde den Papst nicht besuchen« Am Nil und amTiber: Weltskandale,derenWiderhallTheodors Namen bis an die fernste Küste trägt. Ueber Wien und Budapest kommt

Wenngleich mit Rücksicht auf die Sicherheit dieser Schiffe daii Vorhandensein einer Station fiir dralstlose Telegranhie an Bord wohl kaum als unbedingt notwendig zu erachten ist, du

Prüst man den überreichen Geh-alt seines Werkes unter diesem Gesichtspunkt, so findet man, daß zwar ein Theil seiner Gedanken (insbesondere au.s dem Umweg über Langbeh-n) heute