• Nie Znaleziono Wyników

Deutsche Bauzeitung. Stadt und Siedlung, Jg. 60, No. 12

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Deutsche Bauzeitung. Stadt und Siedlung, Jg. 60, No. 12"

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

D E U T S C H E BA UZEITU NG

60 . J A H R G A N G » Nr. 47 » BERLIN, DEN 12. JU N I 1926

STADT UND SIEDLUNG

B E B A U U N G S P L A N , V E R K E H R S W E S E N U. V E R SO R G U N G S -A N L A G E N SC HR IFTLEITUNG : REG.-BAUM EISTER a. D. FRITZ EISELEN

Alle Rechte V orbehalten. — F ü r nicht verlangte B e iträ g e keine G e w ä h r.

Der Aufbau der türkischen Stadt.

E rläu tert am B eisp iel von B ru ssa.

Von Arch. B. D. A. K arl Christ.

i e S t ä d t e d e s I s l a m i s c h ei d e r B e d e u tu n g d ie ser B au­

d e n k m ä le r m ü ß te m a n nun nach u n se re n B eg riffen a u c h eine A u sstra h lu n g d e r in ih n en w ir­

k e n d e n K rä fte u n d S p an n u n g en im S ta d tg ru n d riß e rk e n n en . Diese A u sw irk u n g e in e r m o n u m e n ta l g e r ic h te te n B a u g esin n u n g ist je d o ch n irg e n d s zu finden. A uch in d e n m e iste n a n d e re n b e k a n n ­ ten S tädten des islam isch e n M a ch tb ereich es d ü rfte m an vergeblich n ac h ein er d e ra rtig e n F o lg e ru n g suchen.

Die den O sm anen d e r d a m a lig e n Zeit v o rb ild lich e S ta d t

Berlin-Charlottenburg.

O s t e n s . (Schluß au s Nr. 11).

S ta d ta n la g e n , 1924. W enn m an sich k la r m acht, daß vo n d en h errlich en E in z elb a u ten dieser v ielgerühm ten S ta d t n ic h t ein einziger in ein er inneren B eziehung zum S ta d tg a n z e n ste h t, d aß n ic h t einm al die ung eh eu re W u c h t d er H a g ia S ophia irgendw ie eine solche Aus- A usw irk u n g findet, so w ird es vielleich t eher e rk lä r­

lich, d a ß die w en ig e r b ed e u te n d e n S tä d te im O sten k ein e rle i B a u g e d a n k e n g ru n d le g e n d e r A rt b ergen. B ag­

d a d u n d M ossul zeigen den selb en M angel einer B a u ­ idee, sofern w ir b e re c h tig t sind, d en B aum eistern jener Z eiten dies als einen M angel an zurechnen.

So w ie die g ro ß en M oscheen ohne B eziehung in s ta d tb a u lic h e r H in sic h t d asteh e n , so h ab en n atü rlich L ö r c h e r ,

e n

A b b . 12. B ild e in e r T ü r b e (G r a b m a l).

K o n sta n tin o p e l g a b k e in e rle i V o rb ild , sie h a t ein solches bis a u f d e n h e u tig e n T a g n ic h t. K o n s ta n ­ tinopel is t eine w illk ü rlich v o n d e n o strö m isch e n K aisern a u fg e b a u te S ta d t, d e r s ta d tb a u k ü n s tle ris c h e G esich tsp u n k te bei ih re r E n tw ic k lu n g fe h lte n ; siehe auch E b e rso lt-P a ris 1910 u n d v o n G e rk a n , G riech isch e

auch die M edressehen und die B äderbauten keinerlei städtebauliche Bindungen erfahren.

Um einem viel v e rb re ite te n Irrtu m zu begegnen, sei a u c h hier b em erk t, daß die e rw ä h n te n K u p p el­

b a u te n k ein esw e g s g ro ß e G ebäude n ac h u n se re r A uf fa ssu n g d a rste lle n ; sie 'sin d kleine, b esch eid en e, m eist

Stadt und Siedlung Nr. 12. 89

(2)

A bb. 13. T ü r b e in M u rad ie. A b b . 14. T ü r b e n in M u r a d ie .

n u r sta rk in die B reite e n t­

w ickelte A nlagen, selb st­

verstän d lich ausgenom m en die gro ß en M oscheen Stam - buls oder A drianopels u.

e. A. Ih re W irk u n g im S tad tg a n ze n ist eine große, m onum entale, ab e r das ist eine F olge des V erh ält­

nisses zu ih rer kleinen, zierlichen U m gebung, ist die F olge der glücklich gelösten M aßstabfrage, die m einetw egen auch n u r in­

stin k tiv erfolgt sein k an n , w as n ichts am E rgebnis än d e rt. In B russa sind diese V erhältnisse beson­

ders deutlich zu erkennen.

S am ara aus dem IX.

Ja h rh u n d e rt e rla u b t nach dem S tad tg ru n d riß die A nnahm e, daß d o rt a c h ­ siale W irk u n g e n a n g e ­ stre b t w orden sind. Isfa- han aus dem XVI. Ja h rh . w ar planm äßig angelegt, allerdings sta n d d ieser Zeit auch bereits die s tä d te ­ bauliche Schulung der I ta ­ liener zur V erfügung, w enn nich t g a r solche am E n tw u rf der S ta d t b etei­

lig t w aren, obgleich der arch itek to n isch e A ufbau ganz persisch ist. P ietro

della Vale erw äh n t den H au p tp la tz Isfahans, den M eidan-i-Schah (1614).

Offen bliebe n atü rlich auch die A nnahm e, daß in B russa irgendw elche B eziehungen sta d tb a u k ü n s t­

lerischer A rt, den vielen B rän d en u nd endlosen Zer-

s tö ru n g e n zum Opfer ge­

fallen sind. Ich bin jedoch d er M einung, daß sich die E m p fin d u n g für das Räum­

liche in S tra ß e und Platz b ei d e n B e k en n e rn zum Islam , infolge ih rer anders g e r ic h te te n k u ltisch e n und k u ltu re lle n Anschauungen, ih re r g än z lic h anderen S itte n u n d Gebräuche, a u c h a n d e rs entwickeln m u ß te . Die gesellschaft­

liche E in ric h tu n g der Mo­

h a m m e d a n e r ist der Straße a b g e w a n d t, v erw eist den R a u m b e g riff a u f den Mo­

scheehof, au f d en Hof der M edresseh. D as L eben der F ra u e n sp ie lt sich im H a u se a b o d er im G arten, h ier ein fach d e r erw eiterte W o h n ra u m , d a s E rscheinen d e r F r a u a u f d e r Straße is t n u r ein flüchtiges, ver­

h ü lltes, ih r gän zlich ab ­ g e w a n d te s .

F in d e n w ir in einer S ta d t einm al ein en bew ußt e rsc h e in e n d e n stä d te b a u ­ lic h en E in g riff, so is t dies im m er eine T a t d e r letzten J a h rz e h n te , d e r d a n n mit b r u ta le r E n e rg ie in ge­

r a d e r L inie, m e h r m ili­

tä ris c h u n d te ch n isch als stä d te b a u lic h , ü b e r alle H in d e rn isse h in w eg d u rc h ­ g e fü h rt ist. V erg leich e d ie g e ra d e N o rd -S ü d -S treck e im G ru n d riß v o n B ru ssa (Abb. 3 in N r. 11), au c h die zw eite sü d ö stlich v e rla u fe n d e G erade.

S elb st die R ic h tu n g d e r M oschee n a c h M ekka,

A b b . 15. D ja m i M urad II v o m G a r te n .

90 Nr. 12.

(3)

A b b . 16. B ru n n e n v o r d e r M uradie.

\

A b b . 17. D ja m i M urad II (V o r d e r a n sic h t).

Der Aufbau der türkischen Stadt.

E r l ä u t e r t a m B e i s p i e l v o n B r u s s a .

12. J u n i 1926. 91

(4)

die alle K u ltb a u te n restlos beherrschende Idee, hat, im S tad tp lan k einerlei A usdruck gefunden. Alles dies bew eist, daß unsere b ew u ß t planende S ta d tb a u k u n st im O rient keinen bleibenden Ei n g a n g gefu n d en hat.

Dem N om aden, u nd der O rientale ist in u n g ezäh lten D ingen bis auf den heutigen T ag N om ade geblieben ist die planm äßige S ta d tg ru n d la g e innerlich frem d, er h a t kein V erhältnis zu ihr, er h an d e lt m ehr au g e n b lic k ­ lich, seine häusliche E in rich tu n g ist w eniger a u t d auernde S eß h aftig k eit als auf bequem en W echsel des S tan d o rte s eingerichtet. R ein äußerlich b e tra c h te t w ird das N om adenhafte noch heute durch das F ehlen jeglicher Möbel d o kum entiert.

W enn m an n un als die planm äßig e n tsta n d en e S ta d t diejenige bezeichnet, die nach bew ußten, auf lange Z eit rich tu n g g eb en d en G esetzen e n tsta n d e n ist, das rein R e p rä se n tativ e sei au ß e r B e tra c h t gelassen, so m achen alle S täd te des O rients fa s t ohne Aus-

K u ltu r. N irg en d s s tö ß t m an so o ft u nd so g reifb ar k la r au f d en W irrw a rr, d e r in so v ielen K öpfen über diese b eid en B egriffe b e s te h t, n irg e n d s w ird einem so oft e n tg e g n e t w ie d o r t im O sten, d aß der O rientale eben k ein e K u ltu r h ab e u n d w ir sie ihm n un endlich bringen m ü ß te n ; d a ß d ie sogen. In te lle k tu e lle n der d o rtig e n V ö lk e rsc h a fte n Z ivilisation m it K u ltu r erst re c h t v erw ec h seln , is t w e ite r n ic h t v erw underlich.

Die V o rg ä n g e im n a h e n O rien t bew eisen aufs neue, d aß Z iv ilisatio n n ic h t allzu sch w er übernom m en w erden k a n n , so b ald d e r W ille d azu v o rh an d e n ist.

T elephonieren k a n n je d e r M ensch lernen, w enn das Ding zur B e n u tz u n g d a is t, u n d H ören am Radio b ed in g t noch k ein e K u ltu r, d as A lles h a t m it der inneren E in ste llu n g des M enschen zu diesen Dingen noch n ic h ts zu tu n . E s h a n d e lt sich h ier nich t um äu ß e re F in g e rfe rtig k e ite n , es g e h t um die W eltan ­ sch au u n g zw eier v e rsc h ie d e n e r K u ltu re n , um die inner-

A b b. 18. B ild e in e r S t r a ß e n e c k e .

nähm e den E in d ru ck d e r gew achsenen S ta d t. Alle U nregelm äßigkeit ist d a m i t zu erk lä re n , diese G assen sind rein den B edürfnissen der A nw ohner e n tsp re ch e n d e n tsta n d en , all’ die engen S ack g a sse n b efriedigen d as W ohnbedürfnis u nd den W unsch nach A bgeschlossen­

heit, gegen F rem de — u nd auch g eg en den lieben N achbar. Die S tellung d er F ra u , im g esellschaftlichen Leben der M oham m edanerin, fin d et auch w ieder einen bestim m enden A usdruck im S tad tb a u .

Die geldw irtschaftliche E n tw ic k lu n g des A ben d ­ landes h a t in den O rient e rst sp ä t E in g a n g gefunden, ja w ird eigentlich e rst heute übernom m en. Die T echnik fän g t e rst heute an, d o rt G em eingut zu w erden, n a tü r ­ lich immer abgesehen von einzelnen K ü ste n stä d te n , die infolge ihrer H andelsbeziehungen u n d ih rer V e r­

m ittle rtä tig k e it als Ü b erg an g so rt an g eseh en w erden m üssen. W as viele B e u rteiler des n ah e n O rients als ein gew isses U nverm ögen tech n isch en D ingen g e g e n ­ über bezeichnen zu m üssen g la u b ten , ist eine V er­

kennung der tieferen U rsachen, zugleich ab e r au ch letzten E ndes die V erw echslung von Z ivilisation m it

liehe W e rtu n g d e r D inge d ie ser W e lt ü b e rh a u p t, Das C h risten tu m R om s h a t u n s a n d e re W e g e g efü h rt als ihn M oham m ed se in en J ü n g e r n v o rze ich n e te. Es ist hier n ic h t d er O rt, all d ie sen F ra g e n w e ite r naclizu- gelien, H inw eise m ü ssen g en ü g e n .

U nsere E n tw ic k lu n g h a t u n s d e n entw urzelten, h eim atlo sen P ro le ta rie r g e b ra c h t, d a s d eutlichste Zeichen u n se re r e rre ic h te n Z iv ilisatio n ; d en B ew ohner d er M ietsk asern e, d e n u n z u frie d e n e n F ein d aller u n se re r E in ric h tu n g e n . D iese Z u stä n d e , v o r allem im G eistigen geseh en , k e n n t d e r O rie n t n ich t, d a rin sind au ch m it a n d e re n D in g en zu sam m en d ie G ründe zu erk e n n en , w a ru m die islam isch e n V ö lk e r bis heute dem B olschew ism us n ic h t v e rfa lle n sind u n d n ic h t v e r­

fallen k o n n te n . D ie V e rsc h ie d e n h e it d e r W e lta n ­ sch au u n g , d e r g e istig e n E in ste llu n g zum D aseinsw ert alles m en sch lich e n T u n s u n d d es m en sch lich e n A nteils am B esitz d e r m a te rie lle n G ü te r d ie se r E rd e , haben au c h in d e r S ta d tb a u k u n s t des O rien ts ih ren A usdruck g e fu n d e n . Die M ie tsk a sern e, d e re n E rfin d e r leid er nur '/10 u n d n ic h t c/io d e r B o d e n fläc h e v e rb a u e n k o n n te n , 92

(5)

A b b . 19. D ja m i M urad II.

A b b . 20. E m ir S u lta n .

denen die v e rb le ib e n d e n k ä rg lic h e n 3/io le id er v e r ­ lorenen, w e rtlo se n R a u m b e d e u te n , w eil sie n ic h t in zin sb rin g en d e n W o h n ra u m u m g e w e rte t w e rd e n k ö n n en , also n ic h t zu k a p ita lis ie re n sind, so n d e rn n u r d er L ic h tzu fu h r d ie n en , is t dem O rien t e r s p a r t geblieben.

P e ra -G a la ta m it v ie len B esp ielen ein er V e rb a u u n g von

“/10 is t n ic h t O rien t, d a s is t L e v a n te .

D as P ro b le m d es T ra n s p o rts is t im O rien t ein

w esen tlich v ersch ied en es im V ergleich zu d en V e rh ä lt­

nissen E u ro p a s. F a s t alle B ew egung v on L a ste n u n d G ü tern in n e rh a lb einer S ta d t e rfo lg t au f dem R ü c k en d es T ra g tie re s, d as zuw eilen a u c h d u rch d e n M enschen e rse tz t w ird. L e tz te re r V o rg a n g w ird in d er K a r ik a tu r K o n sta n tin o p e ls dem F re m d en als b eso n d ers c h a r a k ­ te ristisc h v o r A ugen g efü h rt. D er tä g lic h e B e trieb g e ra d e in P e ra -G a la ta , d er doch so m o d ern en E u ro p ä e r-

12. J u n i 19 2 6 . 93

(6)

sta d t fü h rt die unglaublichsten V orgänge auch h eute noch stündlich vor Augen. A uf dem R ucken eines Ham als (L a stträ g ers), dieser unbändig s ta rk e n ra tiere, w an d e rt ein K lavier, ein vollständiges B ett, d a r ­ au f noch unzählige K leinigkeiten einer Zim m erein­

richtung, auch ein K anarien v o g el die S tra ß en en tlan g und die steilen T re p p en stra ß en hinauf. D adurcn konnten n atü rlich auch die S tra ß en ganz an d ers g e ­ fü h rt w erden, k o n n te n diese ganz an d ere S teig u n g s­

verhältnisse erhalten. A uch die B reiten der W ege u n terlag en dam it w esentlich an d e ren B edingungen.

Dazu kom m en w ieder die klim atischen E ig e n arten , die den S ch atten enger G assen erw ünscht erscheinen lassen. N un w ird uns die orientalische S ta d t v e r­

ständlicher und erscheint uns w eniger rü ck stä n d ig . Daß nunm ehr in den H au p tstra ß en z ü g en grund leg en d e V eränderungen vorgenom m en w erden m üssen, n ac h ­ dem das A uto seinen Siegeszug über die W e lt a n ­ g etre ten hat, v e rste h t sich von selbst. D er nahe O rient h at seinen W illen dazu k u n d g etan , all diese D inge zu übernehm en und ist dabei, auch im S ta d tb a u die Folgerungen zu ziehen.

H andel u nd W andel fü h rte im M ittelalter zur A n­

lage der M arktplätze, e rst in F orm von der B ebauung freigelassener Flächen, in der E n tw ic k lu n g zu den K unstschöpfungen m ittelalterlich er S ta d tb a u k u n st. Im O rient erfüllte diesen selben Zw eck der H an oder die K araw an serai; allerdings d ienten diese A nlagen noch daneben dem S chutzbedürfnis des R eisenden v o r räuberischen Ü berfällen. W ie unsere M arktplätze zu künstlerischer, re p rä se n ta tiv e r G estaltu n g A nlaß w urden, so w urde der Hof des H ans u n d der K araw an serai zum großen A rc h ite k tu rra u m . S tä rk ste A usw irkung dieser g leichartigen B edürfnisse in g ä n z ­ lich verschiedener U m w elt ist der B azar, jen er B au­

kom plex, m ehr oder w eniger groß, m ehr oder w eniger kunstvoll g estaltet, aller orien talisch en S tä d te , ab e r rein aus den S itten u n d B edürfnissen der orien talisch en W elt entstanden. L age un d E in fü g u n g des B azars in den S tad tp lan k an n n ic h t als p lanm äßig angesehen w erden, obgleich die B azare selbst n ach einem Schem a, m eist in rec h tec k ig er U n terteilung, geom etrisch a u f­

g eb a u t sind. Zugänge u n d T o re zum B azar liegen oft wie zufällig, ohne rec h te V orb ereitu n g au f die doch immerhin re c h t bedeutende S tä tte . Die für den B azar vorbildlichen A nlagen persischer u nd ara b isch e r S tä d te sind überall m aßgebend geblieben, u n d n ur, je n ach der Größe u nd B edeutung der S ta d t, auch w ohl den v e r ­ fügbaren M itteln entsprechend, a b g e w an d e lt u n d a u s­

g e b a u t w erden.

D er H an an sich is t ein reg elm äß ig er B au, ab e r in der S tellung im S tad tg ru n d riß selten an d e rs als zu­

fällig angeo rd n et, n u r den eigenen V o rteil beach ten d . Sehr oft ste llt ein solcher H an eine eigene W e lt für sich dar, m it eigener kleiner M oschee, w ie z .B . der Ipekhan (Seidenhan) in B russa. Bei d e r K a raw a n serai, die einsam an den H an d e lsstra ß en des Ira k ste h t, ist dies nach R e u th e r fa st die Regel, jedoch finde ich dies d o rt w eniger auffallend als beim Ip ek h an inm itten der S tadt. D er V ergleich m it unseren H otels, die doch auch n ic h t besonders b em erk b ar im S ta d tg ru n d riß herv o rtreten , w ürde m. E. n ic h t stim m en. D er H an w ar doch noch etw as anderes, neben dem H otel w ar er zugleich W arenbörse. D er Ip ek h an ist h eu te noch Seidenbörse, der T u ß h an , Salzhan, w ar zugleich die S alzfaktorei. D iese bed eu ten d e F u n k tio n , die den H ans zufällt, h ä tte in E u ro p a zur besonderen H ervorhebung, der auch in ih rer B aum asse im m erhin sehr b ed e u te n d en ' oft sogar m onum entalen B a u k ö rp e r im S tad tp la n geführt.

Von V erkehrsplätzen, im v erk eh rstech n isch en Sinne genom m en, w uß te d as M ittelalter w enig oder nichts, w enngleich d am it n ic h t etw a g e s a g t w erden soll, daß der V erkehr nich t b e a c h te t w urde un d etw a im S tad tp lan keinen A u sd ru ck g efunden h ä tte . D er O rientale h a tte bislang kein B edürfnis dafür. D er Meidan-i-Schah in Isfahan w ar V ersam m lu n g so rt und

V orraum d er M oschee für die G eb etsü b u n g en gro ß er M assen; der A t M eidan (P ferd ep latz ) in K on stan tin o p el ist ein Ü berbleibsel d e r eh em aligen R ennbahn.

Die Z eit d e r S e ld sc h u c k e n h e rrsc h a ft, m it ihren g roßen, festen B u rg en a u f dem h ö ch sten H ügel der S ta d t, von o ft g e w a ltig e n A bm essungen, z .B . in A ngora, K u ta c h ia u. a. 0 . is t w ohl kunstg esch ich tlich in d e r tü rk isc h e n A rc h ite k tu r v o n E influß gew esen, in der S ta d tb ild u n g se lb st k o m m t au c h ihren B auw erken kein bestim m endes M om ent zu. E in durchgehendes M erkm al d er k le in a s ia tisc h e n S ta d t ist, die A nlehnung an einen B e rg h a n g —- a u c h in g an z M azedonien zu b eobachten — ein E rg e b n is k lim a tisc h e r N otw endig­

keiten, den W ohnsitz a u s d en fiebergefährlichen N iederungen an d en h ö h e r g ele g e n e n B erghang zu legen. D as S c h u tz b ed ü rfn is h a t ein W e ite re s dazu bei­

g e tra g e n , diese A rt d e r A n sie d lu n g zu w iederholen.

H ierin d ü rfte die oben e rw ä h n te B u rg im m erhin einen gew issen A u sd ru ck g e fu n d e n h ab e n . Die um die Burg g e la g e rte n S tä d te e rw e c k e n d en E in d ru c k des im S chutz der B u rg e n ts ta n d e n e n Z eltlag ers.

V on ein er S ch eid u n g in W o h n - u n d V erkehrs­

s tra ß e n k a n n n a tü rlic h n ic h t ohne w eiteres gesprochen w erden, im m erhin is t eine solche T re n n u n g sehr wohl zu bem erken, w en n a u c h m eh r d e m Sinne nach, daß diese T eilu n g au f d ie Z usam m enziehung der H and­

w e rk e r u n d V e rk ä u fe r in ein zeln en S tra ß e n bezogen w erd en m uß. Von V e rk e h rs s tra ß e n in unserem Sinn zu sprechen, w ü rd e ein falsc h es B ild ergeben.

D iese G e sc h ä ftsstra ß e n , o d er au c h Geschäfts­

viertel, sch ließ en sich m e ist a n d en B a za r an, stellen also eine E rg ä n z u n g d a r. H a n d w e rk e r neben Hand­

w erker, die g le ic h a rtig e n K o n k u rre n te n immer in einer G asse b eiein a n d er, sitze n sie in ih re n kleinen Buden, g eg en die S tra ß e zu offen, d en B oden um einige Stufen erhöht, u n d h a lte n ih re W a re n zum V erkauf, daneben im selben R aum die A rb e its s tä tte zeigend. Sehr oft sind diese S tra ß e n m it einem g rü n e n B lätterdach der von H aus zu H au s g ez o g en e n W e in reb e n überspannt.

Mit all ih ren b u n te n L ä d e n , B e w o h n ern und Be­

suchern g eh ö ren sie zu d en fa rb ig s te n Bildern der o rien talisch e n S ta d t. A ls W o h n s tra ß e n w ären dann die engen, schm alen S tra ß e n u n d S a ck g a sse n zu be­

zeichnen, d ere n E n ts te h u n g a u s B ed ü rfn is und Sitte bereits frü h e r zu k lä re n v e rs u c h t w u rd e . Nebenbei b em erk t k e n n t m an d ie U n te rsc h e id u n g zwischen S tra ß e u n d G asse a u c h sp rac h lic h se h r wohl; die S tra ß e ist d ie D jade, die G asse w ird m it Sokak bezeichnet.

In Y eschil B ru ssa h ab e n w ir es m it d er Stadtform einer K u ltu r zu tu n , d ie m it dem S tä d te b a u einer m a teria listisch e n W e lta n sc h a u u n g m it d e r M ietkaserne als A u sd ru ck sfo rm noch n ic h ts g em ein hat. D as viele G rün ist m ir d e r A u sd ru c k des in n ig e n Zusam m en­

hanges ih rer B ew ohner m it d e r N a tu r. N ic h t etwa das feinere G efühl fü r d e k o ra tiv e W irk u n g e n lä ß t den ein fa ch sten G em üseladen des O rien ta len zum farbigen Bild w erd en , a u c h n ic h t d e r o ft z itie rte gerissene K au fm an n s p e k u lie rt hier le d ig lic h m it d e r Schönheit seiner W a re , so n d e rn die ihm n o ch innew ohnende F reu d e an seinem T u n , am eig en e n K ö n n en , a n der S chönheit d er G aben d ie se r M u tter E rd e fin d e t hier eine sp rec h en d e O ffenbarung. N a tü rlic h d e n k t er an den Z ustrom d e r K ä u fe r u n d a n d en zu erw arte n d en G ew inn, a b e r d ie G rü n d e so lch en T u n s? — w arum sehen w ir d e ra rtig e s im g e s c h ä fts tü c h tig e n E uropa n ic h t? o d er w enn — w a ru m is t’s u n s ein besonderes E reignis? Die le tz te n G rü n d e solchen m enschlichen T u n s ü b erse h en , w ü rd e h eiß en b e re its restlo s im M aterialism us v e rsu n k e n zu sein. N ich t hohe Bildung sc h a fft solches, die F re u d e an d e r A rb e it, d a s m it der A rb e it leben u n d m it ih r V erb u n d e n se in sc h a fft solche D inge a u s sich selb st. In so fe rn is t a u c h v on der StAdt des O rients e tw a s zu le rn e n , u n d w en n es auch nur die A n re g u n g zu r Ü b erp rü fu n g u n se re r S tellung­

nahm e zum W e rt d e r D in g e d ie se r E rd e w äre, so h ä tte sie u n s schon e tw a s g eg e b en . —

94

N r. 12.

(7)

Richtlinien zu einem Städtebaugesetz.

Aus dem Gutachten

der A k a d em ie des B a u w esen s o r b e m e r k u n g d e r S c h r i f t l e i t u n g . In Nr. 95 vom 28. Nov. 1925, Beilage „Stadt und Siedlung“ brachten wir aus der Feder von Professor A. G e ß n e r , Berlin-Char- lottenburg, E rläuterungen zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Stadt- und Landesplanung, den dieser im A ufträge eines Ausschusses des B. D. A. auf gestellt hatte. Nunmehr liegt über diesen Entw urf ein Gutachten der Akademie des Bauwesens vor, dessen Ein­

leitung im wesentlichen sich ziemlich m it der von uns schon veröffentlichten des Entw urfes deckt. W ir geben heute nur den E rsten Teil als allgemein interessant wieder und behalten uns vor, zu einem späteren Zeitpunkt auch auf den Zweiten Teil, Besonderes, noch zurückzukommen:

E r s t e r T e i l : A l l g e m e i n e s . I n h a l t .

Pflichten der Gemeinde und der Polizeibehörde. P lan­

regelung: Flächenplan, Bebauungsplan, Fluchtlinienplan.

Bauregelung: Ortssatzungen, Bauordnung.

Gemeindliche und polizeiliche Rechte: Baulasten, E nt­

eignung, Grenzberichtigung, Zwangstausch, Umlegung, Anliegerbeiträge.

Aufsicht: Aufsichts- und Einspruchsrecht, Planzwang, Gemeinschaftspläne, Beschwerden.

A. P f l i c h t e n d e r G e m e i n d e u n d d e r P o l i z e i b e h ö r d e .

1. Die Gemeinde- und Polizeibehörde sind, jede inner­

halb ihrer Zuständigkeit, bei Bedarf verpflichtet, die Plan- und Bauregelung für das Gemeindegebiet vorzunehmen.

2. Zur Plan- und Bauregelung sollen anerkannte Fach­

leute herangezogen werden.

3. E rstreckt sich der Bedarf zur Plan- und Bauregelung über mehrere Gemeindegebiete, so ist sie gemeinsam vor­

zunehmen.

4. Die Planregelung um faßt: Flächenpläne, Bebauungs­

pläne (mit den Baustufen) und Fluchtlinienpläne.

5. Flächenpläne können Teile des Gemeindegebietes, das ganze Gemeindegebiet oder Gebiete bzw. Teilgebiete mehrerer Gemeinden umfassen. Durch die Pläne können festgesetzt werden:

Wohnflächen (W ohngebiete aller A rt);

Landflächen (Land- und Forstw irtschaft);

Werkflächen (Industrie und Bergbau);

Verkehrsflächen und V erkehrsbänder (zum Anbau be­

stimmte H auptverkehrsstraßen, nicht dem Anbau dienende K raftw agenstraßen. W asserverkehrsan­

lagen, Eisenbahnen und Kleinbahnen, Flughäfen);

Erholungsflächen (Kleingärten. P ark- und G artenan­

lagen, Sportplätze, W asserflächen usw.);

Friedhöfe.

6. Unter Hinzuziehung von Fachleuten h at die Ge­

meinde durch übereinstim m enden Beschluß der Verwaltung und der V ertretung das V erhältnis der einzelnen Flächen untereinander und ihre V erteilung auf das Gemeindegebiet festzustellen. Hierbei sind die E rnährungs- und Wohn- bedürfnisse, die voraussichtliche w erkschaftliche Entw ick­

lung, die V erkehrs- und gesundheitlichen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

7. Der Festlegung eines Flächenplanes h at die Be­

ratung m it den zuständigen Behörden und V ertretungen vorauszugehen.

8. Eine andere N utzung der Flächen, als die im Flächenplan bestim m te, ist ohne Abänderungsbeschluß unzulässig.

9. Der B ebauungsplan soll in w irtschaftlicher, tech­

nischer und künstlerischer H insicht eine weitere Bear­

beitung des Flächenplanes sein; er stellt gewissermaßen eine Erw eiterung des Flächenplanes in räum licher Hinsicht dar. E r setzt die Abgrenzung der Flächen in sinnvoller Beziehung zueinander, setzt u nter M itwirkung der Polizei­

behörde die Baustufen fest, teilt die einzelnen Flächen nach räum lichen G edanken auf und schafft den eigent­

lichen O rtsorganismus.

Zu dieser kulturell bedeutungsvollen Arbeit soll die Gemeinde gehalten sein, nur anerkannte Fachleute heran­

zuziehen.

10. Der Bebauungsplan k ann auch für Teilgebiete auf­

gestellt werden, wenn die Richtlinien zu einem G esamt­

organismus gew ahrt bleiben; er k ann auch für mehrere Gemeindegebiete zusammen aufgestellt werden.

11. Eine andere A nordnung von Straßen, P lätzen und öffentlichen Anlagen, B austufen usw., als die im Be- 12. Juni 1926.

zum E n tw u rf eines S tä d teb a u g esetzes.

bauungsplan bestimmte, ist ohne Abänderungsbeschluß unzulässig.

12. Der Fluchtlinienplan setzt auf Grund des Be­

bauungsplanes die Grenzen der Verkehrsflächen den anderen Flächen gegenüber fest. E r kann auch Erholungs flächen anderen Flächen gegenüber abgrenzen, schließlich setzt er auch innerhalb von Land-, Wohn-, W erk- und Erholungsflächen die Grenzen zu den Verkehrsflächen geringerer Bedeutung fest.

13. Eine andere Anordnung von Straßen, Plätzen und anderen öffentlichen Anlagen, als die im Fluchtlinienplan bestimmte, ist ohne Abänderungsbeschluß unzulässig.

14. Dieser P lan muß von dem Verfertiger des Be­

bauungsplanes unter Hinzuziehung eines Landmessers auf­

gestellt werden. Er enthält auch die eigentlichen Bau­

fluchten und kann auch für Teilgebiete festgelegt werden, was sogar die Regel bilden wird.

15. Die Bauregelung umfaßt Ortssatzungen und Bau­

ordnung.

16. Die von der Gemeinde zu erlassenden Ortssatzungen haben zu enthalten:

Die Festlegung, Ergänzung, Änderung und Aufhebung der Pläne;

die Regelung der Benutzungsart der Flächen, ins­

besondere die bauliche Ausnutzungsart, die dies­

bezüglichen Beschränkungen bei den Land-, E r­

holungs- und Verkehrsflächen;

die Auslegungs-, Benachrichtigungs-, Einspruchs- und F estlegungsfristen;

die Bauverbot- und Bausperrenregelung;

die Bestimmungen zum Schutze von Heimat und histo­

rischem Denkmal;

die Bestimmungen über Baumschutz aus Gründen der V olksgesundheit und Stadtschönheit;

die Bestimmungen gegen Verunstaltung und über­

triebene Reklame;

die Sicherungsbestimmungen zur Plandurchführung.

17. Die Ortssatzungen sind nach Aufstellung des Flächenplanes, die Bauvorschriften nach Aufstellung des Bebauungsplanes zu erlassen.

18. Die von der Polizeibehörde zu schaffenden Bau Ordnungen beziehen sich auf das geschäftliche Verfahren, hochbautechnische Anordnungen, technischen Ausbau, Be­

nutzbarkeit der Räume, Bauausnahmen (Dispense).

B. G e m e i n d l i c h e u n d p o l i z e i l i c h e R e c h t e . 19. Zur Durchführung der Flächen-, Bebauungs- und Fluchtlinienpläne haben die Gemeinden das Recht:

Baulastenbücher einzurichten;

Enteignungen, Grenzberichtigungen, Zwangstausche und Umlegungen vorzunehmen;

schließlich Anliegerbeiträge zu erheben.

20. Baulasten sind Beschränkungen oder V ergünsti­

gungen der Baufreiheit über das Maß der gesetzlichen Bestimmungen hinaus und können zur Sicherung des all­

gemeinen Wohles in ganz besonderen Fällen einem Grund­

stücksbesitzer auferlegt oder gew ährt werden. Ihre Ein­

tragung in ein besonderes Baulastenbuch bezweckt ein erleichtertes und gesicherteres Verfahren. Unter Um­

ständen ist dem Grundstücksbesitzer Entschädigung zu leisten. Auch kann der Vorbehalt des Widerrufes bei Bau­

dispensen in das Baulastenbuch eingetragen werden.

21. Die Gemeinde kann

Wohnflächen für Klein- und Mittelwohnungen, W erkflächen für Industrie und Bergbau, Verkehrsflächen,

Erholungsflächen und Baumasken

enteignen, aber nur dann, wenn diese Flächen ihrer Be­

stimmung zugeführt werden. Sie h at dafür eine E ntschä­

digung nach dem Zeitwert zu leisten.

22. Die Gemeinde kann bei Festsetzung des Flucht- linienplanes Grundstücksgrenzen nach dem Bebauungsplan unter W ahrung der Vermögensrechte des Grundstücks­

besitzers berichtigen, sie kann G rundstücke oder Grund­

stücksteile unter W ahrung der Vermögensrechte der Grundstücksbesitzer im Zwange austauschen, wenn dies nach dem Bebauungsplan geboten erscheint, und sie kann Umlegungen von Grundstücken in kleinerem oder größerem Umfang unter W ahrung der Vermögensrechte der G rund­

stücksbesitzer aus den gleichen Gründen vornehmen.

23. Die Gemeinde hat das Recht, zu den K osten der Hersteilung von Verkehrsflächen und Erholungsflächen die angrenzenden Grundstücksbesitzer heranzuziehen. Der

95

(8)

A n te il b e stim m t sic h n ach d e m N u tz e n , * S tü c k sb e sitz e r v o n d e r H e r ste llu n g d er V e r k e h - E r h o lu n g sflä c h e h a t. D a s N ä h e r e w ird d u rch b e so n d e r O r tssa tz u n g fe s tg e s e tz t.

C. A u f s i c h t .

24 Das Aufsichts- und Einspruchsrecht in betreff der Gemeindepflichten und Gemeinderechte steht in läuifl- gemeinden dem Landrat, in Städten dem Regierungsprasi denten, in Berlin dem Oberpräsidenten zu. ^ t .

25 Stellt eine Gemeinde trotz dringendem Bedürfnis einen Flächen-. Bebauungs- oder Fluchtlinienplan nicht auf, so kann dies der Landrat oder der Regierungspräsi­

dent oder der Oberpräsident erzwingen.

26. Erscheint es aus zwingenden Gründen geboten, daß ein Flächen-, Bebauungs- oder Fluchtlinienplan m

mehreren zusamm enhängenden Gemeinden zu gleicher Zeit entstehen muß, so bestim m t dies, wenn nur Gemeinden in Frage kommen, der L andrat; wenn eine S tadt beteiligt ist, der Regierungspräsident; wenn Berlin beteiligt ist, der Oberpräsident.

27. Flächen-, Bebauungs- und Fluchtlinienpläne, Orts­

satzungen und Bauordnungen müssen zur Prüfung und Begutachtung dem Oberpräsidenten eingereicht werden;

dieser entscheidet durch einen Ausschuß von berufenen hervorragenden F achleuten aus allen mit der Materie in Beziehung stehenden Gebieten endgültig.

28. Über Beschwerden, die sich aus Planregelung und Bauregelung, aus Baulasten, Enteignung, Grenzberichti­

gung, Zwangstausch, Umlegung und Anliegerbeiträgen ergeben, entscheidet der Oberpräsident durch oben­

genannten Ausschuß. —

V erm ischtes.

Ein Internationaler Wohnungs- und Städtebaukongreß in Wien findet vom 14. bis 19. September d. J. statt, ver­

bunden mit einer Städtebauausstellung.

Der Internationale Verband für Städtebau, Landes­

planung und Gartenstädte, der diesen Kongreß auf Ein­

ladung von Wien veranstaltet, hat sich die Aufgabe gestellt, die Erfahrungen, die auf diesen Gebieten in den ver­

schiedenen Ländern gemacht werden, auszutauschen und zu vertiefen. Seit seinem Bestand hat der Verband bereits zehn Kongresse abgehalten, von denen insbesondere die Tagungen in Gothenburg (1923), Amsterdam (1924) und New York (1925) hervorgehoben zu werden verdienen.

Der Kongreß wird sich mit der Erörteung von zwei Poblemen befassen, die für die Entwicklung der Städte von besonderer Bedeutung sind. Er wird zunächst die B o d e n f r a g e i n i h r e n B e z i e h u n g e n z u m S t ä d t e b a u u n d z u r L a n d e s p l a n u n g erörtern und dann die r a t i o n e l l e V e r t e i l u n g v o n E i n ­ f a m i l i e n h a u s u n d M e h r f a m i l i e n h a u s be­

sprechen. Für das erste Thema werden 13 und für das zweite 14 Berichte von bekannten Fachleuten der ver­

schiedenen Länder erstattet werden. Diese Berichte werden gedruckt und den Kongreßteilnehmern rechtzeitig zu­

gesandt. An den Kongreß wird sich eine Besichtigung der städtebaulich interessanten S tadt K r e m s anschließen.

Eine Studienreise nach München, Augsburg, Nürnberg, Rothenburg, Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Frankfurt, Köln, Essen und Düsseldorf ist geplant, wodurch den Teil­

nehmern an Hand dieser ausgewählten Beispiele Gelegen­

heit gegeben werden soll, den deutschen Städtebau des Mittelalters, der Barockzeit und vor allem auch der Gegen­

w art zu studieren.

Für den Wiener Städtebaukongreß zeigt sich in allen Ländern lebhaftes Interesse, und ist mit einer sehr großen Beteiligung zu rechnen.

Im Zusammenhang mit dem Kongreß wird auch eine Städtebauausstellung veranstaltet werden, die in den Räumen des Künstlerhauses untergebracht wird und vom 11. September bis 3. Oktober zugänglich ist. Sie ist als eine anschauliche Ergänzung der Kongreßverhandlungen gedacht und wird daher in erster Linie solches Material bringen, das auf die beiden Kongreßthemen Bezug hat. Es werden aber wichtige neuere Schöpfungen des Städtebauers gezeigt werden. Sehr gut wird Deutschland vertreten sein.

Dr. L a n g e n vom Deutschen Siedlungsarchiv ist mit der Sammlung des deutschen Ausstellungsmaterials betraut worden. Zur Vorbereitung der schweizerischen Abteilung wurde vom schweizerischen Verband zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaues eine besondere Kommission bestellt. In Frankreich hat diese Aufgabe Prof. B r u g g e - m a n von der Association Française pour L’Etude de l’Aménagement et de l’Extension des Villes übernommen.

Aus Holland wird eine Auswahl von städtebaulichen Schöpfungen geboten werden. Das belgische Material wird vom Sekretär der Internationalen Städtevereinigung in Brüssel, Senator V i n k , zusammengestellt wetden. In England arbeitet für die Ausstellung der Sekretär des Inter­

nationalen Verbandes für Städtebau, Landesplanung und Gartenstädte, H. C h a p m a n . In Rußland interessiert sich der Präsident des zentralen Genossenschaftsverbandes, W. V. B e 1 o u s o f f , für die Vorbereitung einer russischen Abteilung, die zum erstenmal einen Überblick über die Tätigkeit des modernen Rußland auf diesem Gebiet geben wird. Außerdem ist auch die Beteiliugng von Amerika Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, der Tschecho­

slowakei, ferner von Italien, Spanien und Palästina in Aus­

sieht gestellt. Die Vorbereitung der Ausstellung wurde soweit sie das Ausland berührt, dem Geschäftsführer des Wiener Kongreßbüros, Reg.-Rat Dr. K a m p f f m e v e r

übertragen. J '

96

An der Hand von Originalplänen und Darstellungen aller A rt wird die städtebauliche Entw icklung Wiens seit den frühesten Zeiten bis zur Gegenwart geschildert werden.

Der Direktor der Städtischen Sammlungen Dr. R e u t h e r, Senatsrat Dr. J ä g e r und O berstadtbaurat B i 11 n e r sind hieran beteiligt. So wird diese Ausstellung nicht allein für den Fachmann neues wertvolles Material bringen, sondern auch den Laien fesseln und dazu beitragen, das Verständnis für die im Verhältnis zu ihrer Bedeutung noch viel zu wenig gewürdigten Fragen des Städtebaues in weite Kreise zu tragen. —

Literatur.

Der Landstraßen- und Waldwegebau. Ing. J u l i u s M a r c h e t : 317 S. 4°. W ien 1925, Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn.

Die Schrift ist in 4 K apitel gegliedert, die „das Trassieren u. die P rojektverfassung“, „die Bauausführung“,

„die Baubetriebsführung“ u. „die Wegnetzlegung“ um­

fassen. Teil I „die G rundlage der Projektierung von Straßen“ behandelt die Bewegungswiderstände, Gefälls-, Richtungs- u. K rüm m ungsverhältnisse, sowie den Last­

kraftwagenbetrieb. Die Anwendung der Formeln für die Berechnung der Zugleistung auf Steigungen, sowie die Er­

mittlung der Krümmungshalbmesser sind durch gute Bei­

spiele erläutert. Eingehend dargestellt ist die „Trassierung und P rojektausarbeitung“, wobei auch die verschiedenen geodätischen Aufnahmeverfahren einer kritischen Würdi­

gung unterzogen werden. Besonders ausführlich behandelt ist Teil II „die Bauausführung“. Der Verfasser schildert hier einleitend nicht nur die A rten u. Eigenschaften der verschiedensten Böden und Gesteine, sondern auch die Ge­

winnungsverfahren derselben, sowie die dabei gebräuch­

lichen W erkzeuge und Geräte. Im Hinblick auf den Haupt­

zweck der Schrift, in erster Linie als Lehrbuch für Stu­

dierende zu dienen, ist diese w eitgreifende Behandlung des Stoffs berechtigt und erwünscht. In folgendem sind dazu die wichtigsten Bauweisen für die H erstellung von Erd- und Steindämmen, Böschungen, des Straßenoberbaues, Stütz- und Futterm auern, D urchlässe und Brücken in zum Teil fast zu kurz g efaßterW eise dargestellt. Letzteres gilt insbesondere für Betonbauten, deren W irtschaftlichkeit in vielen Fällen, auch bei kleinen Objekten, gegenüber Holz­

bauwerken, äußer Zweifel steht. In ebenfalls etwas knapper W eise sind die beiden letzten K apitel über Bau­

betriebsführung und W egnetzlegung behandelt. Eine etwas breitere Behandlung wäre hier erw ünscht gewesen.

F ür eine spätere Neuauflage w ären die Ausmerzung der vielen, recht wohl entbehrlichen Frem dw örter, ein ver­

m ehrter Hinweis auf n e u e s t e Literaturquellen, sowie ein Stichwortverzeichnis sehr erwünscht. Der W ert des Werkes würde dadurch erhöht werden.

Di© Gesam tanlage und D arstellung der Schrift, deren Studium durch zahlreiche gute Abbildungen und der Praxis entnommene Zahlenbeispiele erleichtert wird, ist im Hinblick auf das Ziel, das sich der V erfasser gesteckt hat, als zweckentsprechend zu bezeichnen. Studierenden der Forstwissenschaft, des K ulturingenieurw esens, sowie den sich mit W egebau befassenden Tiefbautechnikern dürfte das Buch ein inhaltreicher, w ertvoller Leitfaden sein. Auch dem P ra k tik e r w ird die sauber ausgestattete

■schrift als Nachschlagebuch m anchen guten Dienst er- weisen können. — Dr.-Ing. u. Dr. rer. pol. Haller.

I n h a lt : D e r A u fb a u d e r tü r k is c h e n S t a d t. E r lä u te r t am B e i s p i e l v o n B r u ss a . — R ic h t li n ie n zu e in e m S t ä d t e b a u g e s e t z .

Aus d e m G u t a c h te n d e r A k a d e m i e d e s B a u w e s e n s . — V e r ­ m is c h t e s . — L ite r a tu r . —

V erlag der D eu tsch en B auzeitung, G . m . b . H . in Berlin, r ü r die R edaktion verantw ortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W . B ü i e n e t e i n , Berlin SW 48.

N r . 12.

Cytaty

Powiązane dokumenty

kehrsfachmänner gehört haben, wiederum der Autobus am Platze, nämlich als geeignetes Ergänzungs- und Zubringer- verkehismittel. Ich brauche hierfür keine Einzelheiten

Aus dem beigegebenen H allenquerschnitt geh t hervor, wie mit Hilfe eines versenkten Saalgeschosses die E rd ­ bewegung bew ältigt w erden k ann und wie zwei leicht

E r b at alles V orhandene und die gesam te Neuschöpfung in deren allgemeinen Beziehungen zu einander und insbesondere zu dem m it dem Bebauungsplan zu

Das fertige Rohrnetz wird im Graben an den hohlliegenden Stellen unterbaut, um so ein Senken oder Verschieben der Leitung zu verhüten.. Der Erdboden wird

Über die zulässige Anzahl der Geschosse hinaus dürfen im Dachgeschoß keine W ohnungen eingebaut werden. Kellerwohnungen sind überhaupt verboten. Über die Zu­.. lassung

Die Bestimmung, daß in der Bauklasse n drei Zehntel und drei Geschosse errichtet werden dürfen, wird manchen Grundstücksbesitzer im Laufe der Zeit dazu bringen,

Eine Milderung erfährt diese Bestimmung für die bereits an angelegten Straßen liegenden Grundstücke der Bauklassen IVa, V und V a dadurch, daß in ihnen Hinter w o

Die w eitere A rbeit muß aber darin bestehen, daß durch die Detaillierung dieses Gedankens alle W erte der Umgebung sorgfältig zueinander abgewogen werden, um