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Innen-Dekoration : die Gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort, Jg. 29, Juni

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Academic year: 2022

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ARCHITEKT EMIL BERCHER—BASEL. »SPEISEZIMMER« MALEREIEN: W . KOCH u. O . PLATTNER

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INNENDEKORATION

REICH- ILL.V_rTRIE.RTE.

KUN/TGE'M'ER BLICHE j ZEITSCHRIFT FÜR DEM GESAMTEN INNEREN

a u s b a v: :

1 UNTER M IT W IR K U N G VON HERVORRAGENDEN K Ü N S T L E R N : : HERAUTGEGEBEN U/ND REDIGIERT VoN HoFRAT A L E X A N D E R KOCH; ;

XXIX. 1AHRGAHG. DARMSTADT. 1ÜN1 1918.

DIE BASLER WERKBUND-AUSSTELLUNG

V O N ALBERT BAUR

Tm Frühjahr 1917 hatte d e r D eu tsch e W e rk b u n d 1 in Basel eine glän zen de und e rfo lg re ich e A u s ­ stellung veranstaltet, d ie den triftigen B ew eis er­

brach te, daß der K unstentw icklung im R e ic h e durch die Ungunst d er Z e it kein R ie g e l v o r g e s ch o b e n w o rd e n sei. — A m E n de des Jahres fo lg te ihr in d en gleich en R äum en des G ew erbem u seu m s die B asler O rtsgru p pe des S c h w e iz e r W e rk b u n d e s.

Sie verle g te den H au p tak zen t d a b e i auf d ie R aum ­ kunst; die E in zelgegen stän d e konnten w en iger h erv ortreten als b e i je n e r deutsch en A usstellung, w e il d ie Kleinkunst in B asel n o ch nicht in g e ­ n ü gendem M a ß e den F aden d e r Ü berlieferu n g w ie d e r angeknüpft hat und w eil eine einzige m ittel­

g r o ß e Stadt sich unm öglich mit den Leistungen der Kunstindustrie eines groß en L a n des m essen kann.

W a r d o ch sch on d ie V o rz e ig u n g neuer R aum ­ kunst für B asel eine T a t zu nennen. D enn es gibt kaum im d eutsch en S p ra ch g e b ie t eine z w e ite Stadt, d eren K unstem pfinden so aussch ließlich nach rü ck ­ w ärts gerich tet ist, w o auch L eu te v o n b e sc h e i­

denem V e rm ö g e n ganz im Sam m eln alter P o r ­ zellane, F a yen cen , Stichen, M ö b e l aufgehen, w o zeitg em äß er H ausrat für den B esitzer eine Kühn­

heit b ed eu tet, die ihn leicht in d e r G esellsch a ft

h era bsetzen könnte. Ein Z e ic h e n starker alter G esittung oh n e Z w e ife l, a b e r auch eine gefäh r­

liche Bem utterung d er Jungen durch d ie A lte n , ein schlim m es H em m nis für d ie E ntw icklung von Kunst und K unsthandw erk.

U m den K a m p f für das N eue mit W a ffe n auf­

zunehm en, d ie E rfolg verbü rgen konnten, durfte die A u sstellu n g nichts H a lb w ertig es bieten. D enn d iese Sam m ler v o n alten D ingen sind ein kriti­

sch es V ö lk le in in künstlerischer und techn isch er H insicht, und eine v o r einem Jahrzehnt a bgeh a l­

tene etw as v o re ilig e R aum kunst-A usstellung hatte m anchen a b gesch reck t. U m so ü berzeu g en d er w ar d er E indruck d ieser mit b estem G e s ch m a ck und eingeh end er S orgfa lt zusam m engestellten R e ih e v o n W ohnräum en.

Ü b era ll zeig te sich ein en tsch ieden es B ekenn t­

nis zur arch itek ton isch en A u ffassu ng des Raum es mit strenger A u fteilu n g nach A c h s e n und P r o p o r ­ tion sgesetzen ; d ie w o h le rw o g e n e Form hatte d ie P lau d ereck en mit sch ie f gestellten M ö b e ln w ie je d e andere b lo ß m alerisch e und e ffe k tv o lle H e r ­ richtung d es R aum es verdrängt. D am it w a r denn auch d e r A n sch lu ß an d ie Ü berlieferu n g, an die reife Raum kunst des achtzehnten Jahrhunderts

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166 INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT EMIL BERCHER-BASEL BQFETTWAND IN VORST. SPEISEZIMMER

w ie d e r erreicht, und d e r Künstler durfte zu neuer, zeitgem äß er und p ersön lich er G estaltung schreiten, ohne den L ie b h a b e r alter Kunst zu verletzen .

In h erv orra gen d er W e is e gelang d ies Emil B erch er in seinem mit W a n d m a le re i gesch m ü ck ten Speisezim m er. M an betritt den Raum in der kurzen A c h s e , die auf eine b em alte Füllung führt;

die b e id e n B egleitach sen sind durch Balkontüren mit h och gesch ü rzten V orh ä n g en bestim m t. N ach d er L än gsach se erw eitert sich d e r Raum in zw ei N ischen, deren eine ein b reites B üfett ohne A u f ­ satz und deren andere einen m äßig h oh en S ilb e r­

schrank aufgenom m en hat. D ie se R aum gliederung w ird durch eine sch m u ck lose Pilasterarchitektur unterstrichen, in w e lc h e auch d ie sch ön gestalte­

ten, aus E ben h olz und v e rg o ld e te m H o lz erstellten H än ge- und W a n d le u ch te r ein g eord n et sind.

D er eigen artige S ch m u ck des R aum es besteht nun in seiner Bem alung, einem W e r k d er B asler Künstler W e rn e r K o c h und O tto Plattner. D ie W a n d fe ld e r öffnen sich in traum hafte T ro p e n la n d ­ schaften, die mit ihrem freien Fabulieren sorglos stim men und d ie G ed an k en oh n e F eierlich k eit v o n d er S ch w e re des A llta g s entfesseln. D er Jaguar lauert auf d ie k reisch en den A ffe n , die sich

auf den Lianen schaukeln, h o ch in den S y k om oren k reischen P a p ageien , A n tilo p e n setzen in w ild en Sprüngen v o r d em P feil d er phantastisch ge k le i­

deten Jäger d a v o n , aus d er Ferne glänzen d ie K u p peln seltsam er Städte. A l l . das ist nicht mit naturalistischen M ühseligkeiten w ie d e r g e g e b e n und erläutert nicht lehrhaft ein S ch u lbu ch ; frei erfun­

den sind Pflanzen und T ie re und nach form alen G esichtspunkten stilisiert, w o b e i ihre froh e B e w e g t­

heit sich steigert. D ie Farbenskala w u rd e auf dem w arm en, fast ins V io le tte sp ielen d e Braunrot der M ö b e l aus ja pa n isch em B irnbaum holz aufgebaut.

D ie M ö b e l sind im G eiste d es E m pirestiles b e ­ handelt, d o c h ohne sich dieser F orm en w elt anzu­

sch ließen . Jedes A u fste ig e n w u rde verm ieden , um nicht mit d er leich t in d ie H ö h e sich b au en ­ den M alerei in Z w is t zu geraten ; b eson d ers das Büfett unterstreicht d ie b e h a g lich e und d o c h stolze B reite dieser R aum w irkung. W a s die sch w e r g e ­ form ten S tü ck e v o m E m pirestil b eson d ers unter­

s ch e id e t, ist d ie sch w u n gv olle Profilierung am o b e rn und untern A b s ch lu ß , s o w ie die Gestaltung d e r spärlich a b e r w irkungsvoll v erw en d eten O r ­ nam ente, die in ihrem W e s e n einen G eistes mit dem Stil d er W a n d m a lerei sind. —

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INNEN-DEKORATION 167

ARCHITEKT EMIL BER C H ER -B ASEL

V o n A rc h ite k t H ans B ernoulli w ar n eben einem in d e r F arbe zurückgehaltenen H errenzim m er das Innere eines a ch teck igen G arten pavillon s zu sehen.

Ein streng ornam entierter T e r ra z z o b o d e n v e r ­ stärkte n och die feste G lied eru n g d es Raum es, d essen E ck en durch lange F eld er geschm ückt w aren , d ie W e rn e r K o c h w iederu m mit phanta­

stischen östlich en L andschaften bem alt hatte.

D o c h h errschte hier das L an dsch aftlich e en tsch ie­

d en v o r ; Figuren k leineren M aßstabes w aren ganz dem kleineren U m fang des R aum es angepaßt.

M ä ch tige grüne A rm se sse l mit lebh aft gesch w u n ­ genen L eh n en ga ben eine b eh a glich e N achm it­

tagsstimmung. —

A u c h ein S p eisezim m er v o n A rc h ite k t Erwin H em an hatte durch in die W a n d eingelassene B ilder einen b e so n d e re n R e iz erhalten, w ie denn überhaupt das Zusam m enstim m en v o n Raum und B ild ein erster Program m punkt d er ganzen A u s ­ stellung w ar. R u d o lf U rech schuf hier durch Zusam m enstellung v o n zartem G rau und Grün mit w en igen scharfen A k z e n te n w eltfern e G ärten, in denen sich sch ön e stille Frauen in G lü ck selig­

keit ergehen. D e r R aum w a r mit stark p rofilier­

SILBERSCHRAHK IM SPEISEZIMMER

ten Füllungen aus geräu chertem Tannenholz und einer K a ssetten d eck e v e rtä fe lt; die eich en en M ö ­

b el mit braunroten B ezügen ga b en eine T on -in - T on -S tim m u n g, w e lch e d ie B ilder v o rzü g lich w ir­

ken ließ und d a b e i z u gleich eine V erw a n d tsch aft mit alten S ch w eizerstu b en zeigte.

S eh r apart und elegant w irk te d er kleine D a ­ m ensalon v on O tto K ien zle. D ie W ä n d e w aren in zartestem Perlgrau gestrichen, das durch ein le ic h te s , fast sch w a rzes L atten w erk geg lie d e rt w a r; d ie M ö b e l w aren v o n seltsam gesch w e ifte r, an orien talisch e V o r b ild e r nur v o n w eitem g e ­ m ahnender F orm , mit p rä ziösester S chn itzarbeit an den R undstäben d er P rofile. S ie w aren in leuch ten d roter L a ck a rb e it ausgeführt; die F arbe w irkte je d o c h w e g e n des hellgrauen G ru ndes und d er b e w e g te n F orm en durchaus nicht aufdringlich ; zu b e so n d e re m S ch m u ck ge re ich te dem R aum e d er braun schim m ernde M ö b e ls to ff mit seinem alten M uster v o n ch in esisch en Blumen und V ö g e ln .

N e b e n all diesen re ich gestalteten Räum en w irk te das Z im m e r eines K unstfreundes v on A rc h ite k t H ans E du ard L in der fast puritanisch einfach. Es w a r für ein H äu sch en in einem

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168 INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT ERWIN H E M A N -B A SE L STIRNW AND EINES SPEISEZIMMERS

W e in b e rg bestim m t, das zu einfachem und zu rü ck­

ge z o g e n e m L e b e n einlädt. D ie Fenster w aren w ie die eines M alerateliers gestaltet; d ie W ä n d e hellgrün gestrichen und mit einer blauen Linie a bgesch lossen . V o n größter E infachheit a ber v on den b esten V erhältnissen w aren d ie w en igen M ö b e l, d ie sich nur durch eine ge w isse K raft und B reite v o m B ied erm eiertyp u s a b h ob en , w ie auch durch d ie vorn eh m e M attpolitur ihres W u r z e l­

maserfurniers. Ein einziges Bild v o n H . Pellegrini sch m ü ck te den Raum , m erkw ürdig tief gehängt, a b e r als Sam m elpunkt d er A u fm erk sa m k eit alle P ro p o rtio n e n beh errsch en d .

U nter d en E in zelgegen stän den nahm d ie Stik- kerei unbestreitbar d en ersten R an g ein. Unter d e r Leitung eines exp ression istisch en M alers, H . Baumann, hat sich hier eine unm ittelbare und frisch e A r t d es O rnam ents en tw ick elt, das v on einer gesunden, v o r keiner neuen W irk u n g zurück­

sch reck en d en F a rb en freu de getragen w ird . A lle s m ühselige historisch e und g eom etrisch e O rn a ­ m entieren w u rde ü ber B ord g e w o rfe n und alle feinen S tich eleien zugunsten einer d e rb e n , fast m onum entalen T ech n ik abged an k t. D iese S tick e ­

reien erinnern in etw as an gute alte V olkskunst, ohne sich je d o c h an irgen d ein M uster anzulehnen;

fast n och m ehr sind sie k u rzw eiligen und te m p e ­ ram entvollen K in derzeich n u n gen verw an d t.

V o n ändern D ingen, w e lch e auf d ieser A u s ­ stellung zu sehen w a re n , w ird vielleich t später einm al in anderem Z usam m enhang d ie R e d e sein können. D as W e se n tlich e bleibt, daß durch d iese A u sstellu n g B asel in den R ang je n e r Städte ein­

getreten ist, w e lch e beru fen sind, auf d ie Ent­

w ick lun g d er a n gew an dten Kunst einen Einfluß auszuüben. D as G ew erb em u seu m ist einer v o ll­

ständigen N euordn u n g u n terzogen w o r d e n , die n o ch nicht ganz v o lle n d e t ist; an d e r G e w e r b e ­ sch u le w ird d er U nterricht nach neuen M e th o d e n und zu neuen Z w e c k e n erteilt. D ie A u sstellu n gs­

tätigkeit, d ie trotz d er Ungunst d e r Z e it e n ein­

g esetzt hat, beginnt sich nach und nach d ie T e il­

nahm e d er A llgem ein h eit zu sichern, so daß w e i­

tere E rfo lg e nicht a u sbleiben können. — b.

■Jf-

N

ie wird ein Ding, das eitel, gleichgültig, faul gemacht ist, Behagen um sich verbreiten, mit Rührung oder A ndacht geschaut werden, erhebend oder reinigend auf das Gemüt wirken. . . A l e x a n d e r v. g l e i c h e n - r u s s w u r m .

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INNEN-DEKORATtON 169

HANS BERNOULLI, ARCHITEKT DER BASLER BAUGESELLSCHAFT. »OARTENZIM M ER« MALEREIEN: WERNER KOCH

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170 INNEN-DEKORATION

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INNEN-DEKORATION 171

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172 INN EN-DEKORATION

ARCHITEKT BRUNO FO H R E -H A L L E R A U H IM KAFFEE B A U E R -H A L L E

EIN NEUER KAFFEE-RAUM IN HALLE

D

em Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze! klagt der Dichter. D och blüht nicht ihm allein dies Los, auch dem schaffenden Künstler bleibt es nicht unbekannt, wenn auch das Bild von manchem rasch vergänglichen W erk e etwas bewahren mag. W a s aber für den A ugen­

blick geschaffen w ird und mit dem A ugenblick vergeht, ist doch ein so impulsives Kind seiner raschlebenden Z eit, daß es, vom Zurückblickenden genossen, seine intimsten Reize gar nicht mehr offenbart. Jede Festdekoration b e­

weist das und fordert, daß man bei ihrer Bewertung einen anderen Maßstab anlegt, als an das künstlerische Schaffen, das für unbegrenzte Zeiten wirken will. Und w ie oft läßt sich doch vor solchem der Gedanke nicht unterdrücken, daß man mehr oder minder graziösen Augenblickslaunen gegenübersteht, die leider in nur zu dauerhaftem Material Gestalt gewonnen haben und damit verurteilt sind, dem Fluche der Gleichgültigkeit oder Schlimmerem zu ver­

fallen. Da ist der M im e, dessen W erk im A ugenblick vergehen muß, geradezu im V orteil. Kein von veränder­

tem Empfinden beseelter Spätergeborene kann sich seiner Schöpfungkritischgegenüberstellen.ErhatdemAugenblick allein gedient, und w o die bildende Kunst dies tut, kann auch sie verlangen, daß der Standpunkt, den man solchen Gestaltungen gegenüber einnimmt, dadurch bestimmt ist.

Das neuzeitliche Leben ruft nach der Hülfe der Kunst, weil es sie braucht; nicht um ein gleißendes Gew and über ein sonst dürftig erscheinendes Gerippe zu werfen, nein, weil Gedanken und Stimmungen, die in die Masse hineingeworfen werden sollen, den W e g in diese oft nur durch die Kunst finden, und nur durch sie für eine ge­

wisse Zeitspanne lebendig erhalten werden können. Denn die Reklame braucht ja nicht in abstoßender oder jedes künstlerischen Reizes entkleideter Form aufzutreten. Sie wird ihrer Sache um so besser dienen, je vollendeter ihre Form ist. Und niemand wird es ihren Schöpfungen dann übel anrechnen, - wenn sie geradezu A ufsehen er­

zwingen wollen und dies Streben zu einem M otiv des künstlerischen Schaffens geworden ist. S o wenig dies etwas Verwerfliches sein kann, so wenig darf dieser Z w e ck bei der Beurteilung aus dem A u g e gelassen werden. Es ist nicht hohe und höchste Kunst, der man gegenüber­

steht, es ist Augenblickskunst, vielleicht auch stark von jenem Geiste durchtränkt, der zum W iderspruch reizen will, weil er so einen größeren Kreis in den Bann einer Auseinandersetzung zwingen und dadurch jene gewollte Aufmerksamkeit erregen kann, die solch ein A ugenblicks­

w erk fordert, um den gewünschten materiellen Z w e ck zu fördern und zu erreichen. Ein Kostüm, dessen Reize

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AUCH. BRUNO FOHRE-HALLE. N EUG ESTALTUNG EINES RAUMES IM KAFFEE BAUER-HALLE. REICHE HOLZVERKLEIDUNG MIT DEKOR AT. W AND GEM ÄLD EN V O N KARL VOLKER-HALLE

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INNEN-DEKORATION 175

DEKORATIVE BILDER IM KAFFEE BAUER IN HALLE V O N MALER KARL VOLKER

verblassen müssen, weil das A u g e an ihm ermüdet, ja, die sich ins Gegenteil verkehren können, weil auch der Träger der Vergänglichkeit seinen Z o ll zahlen muß!

V o n solchen Erwägungen ausgehend, wird man leichter und besser einer Raumgestaltung und Ausschmückung gerecht werden können, w ie sie Bruno Föhre als A rch i­

tekt eines 1917 vollzogenen Umbaus des Kaffee Bauer in Halle geschaffen hat. Das Ganze ist lediglich die raum­

künstlerische Umgestaltung eines dem Hauptverkehrsraum seither nur lose angeschlossenen Nebensaales und das

Zusammenziehen dieses mit dem Hauptraum und dem Eingang zu einer Raumgruppe derart, daß diese in dem neugeschaffenen Raum ihren Gipfelpunkt für den vom Eingang aus den Hauptraum Durchschauenden erhielt.

In dieser A bsich t wohl erhielt der neue Raum die strenge, auf Fernwirkung berechnete Aufteilung der Wandflächen, welche W an d und Fenster in den Rhythmus eines um­

laufenden Rahmens spannt. Dem Nähertretenden mildert sich die Strenge dieses G efüges, ja sie löst sich wohl auf durch den starken T o n , der auf den Malereien der Füllungsgemälde liegt, durch die Kan­

nelierung und Bekrönung der Pilaster und den umlaufenden geschnitzten Fries.

D ie kräftige Farbengebung unterstreicht diesen Gesamtgedanken noch stark; ein festliches R ot herrscht stark vor. Die umrahmende Holzverkleidung, die Sitz­

möbel und die hölzernen Beleuchtungs­

körper tragen diese Farbe, auf die das Grau der oberen W an d - und Deckflä­

chen mit eingesprengten, blau, grün und rot getönten Ornamenten, das Grün der V orhänge und der Tischlampenschirme, die nur an den W änden entlang, über einem keramischen Unterbau, auf gereiht erscheinen, und das G elb der marmor­

nen Tischplatten, abgetönt sind. D er ganze Farbenakkord muß um so kräf-

s t u c k o r n a m e n t a n d e r d e c k e tiger wirken, weil er von dem das Kaffee ARCHITEKT B RU N O F O H R E -H A L L E 1918. VI. 3.

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176 INNEN-DEKORATION

Betretenden durch den wenig farbigen Hauptraum ge­

sehen, also durch diesen w ie von einem neutralen Rahmen zu konzentrischer W irkung zusammengefaßt wird. Jeden­

falls ist der A rchitekt der A u fg a b e , eine vorhandene Raumgruppe derart umzugestalten, daß dem fast unberührt erhalten gebliebenen Hauptteil ein künstlerisch seither gar nicht vorhandener Seitenraum als Zielpunkt erschlossen wurde, in feinsinnigerW eise gerecht geworden, wirksam dabei unterstützt von dem jungen Maler Karl V olker-H alle, welcher die dekorativen W andbilder geschaffen hat. Und wenn mit an sie der Geist des W iderspruchs zuerst an­

zuknüpfen geneigt ist, so darf eben nicht übersehen werden, daß sie im einzelnen eben jenen Unterton unterstreichen, der das Charakterbestimmende der ganzen A rb eit ist, vielleicht sogar ihn erst ins Ganze hineintragen. Eine Augenblicksschöpfung, gewiß nicht frei von Künstlerlaune, aber doch erfüllt von künstlerischem W o llen , und von

künstlerischem Können zeugend. Etwas Treibhausluft weht hindurch, weht aus den schwellenden plastischen Ornamenten, w ie aus der ornamentalen Malerei, und drückt dem ganzen W e rk e den Stempel der Vergänglichkeit auf. G ew iß wird die Dauer einer Festdekoration weit überschritten werden. A b e r das Moment der Anziehung, w ie es künstlerischen A usdruck in diesen Räumen ge­

funden hat, wird einmal unwirksam werden müssen, und der Besucher wird sich das Gefühl der Sättigung bemäch­

tigen. Dann werden die materiellen Treibkräfte aufs neue nach der Hülfe der Kunst rufen müssen, d r . l e o n h . k r a f t .

ä

J

ede Entfernung von der Natur in der Kunst ist ent­

w eder Stil od er Manier. Stil, wenn die Entfernungen nach den Forderungen des Ideals geschieht; Manier, geschieht sie aus was immer für einem ändern G e ­ sichtspunkte... FR AN Z GRILLPARZER.

PROFESSOR H U O O E BE RH ARDT-O FFEN BACH DIELE MIT ECKSITZ IN EINEM LANDHAUSE

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INNEN-DEKORATION

D

ie vorstehenden beiden A bbildungen zeigen Sitz­

platzlösungen zweier Hallen von Professor Hugo Eberhardt. D ie eine Halle — der Mittelpunkt eines großen Landhauses im Taunus — ringsum hohe V ertäfe­

lung in dunklem Eichenholz; eine zweiläufige breiteTreppe steigt hinter der Sitzecke auf zum oberen Stockw erk.

Das zweite Bild führt uns einen erkerartig eingebauten Sitzplatz in der Halle des Frankfurter Hauses eines Jagd­

liebhabers vor. D ie Halle ist in weißem Putz durchge­

führt mit weißen Stucksäulen, der Boden in altfrankfurter A rt mit weißen und schwarzen Marmorplatten belegt.

Der halbrunde Erker ist stark farbig behandelt. D ie Rund­

bank ist mit grünem Leder gepolstert, das mit dem vor­

herrschenden Grün der von Richard T hroll-O ffenbach a. M . flott ausgeführten Malerei zusammengeht. D er B e­

leuchtungskörper zeigt auf einer blank gehämmerten M es­

singkugel mit einem Rundkranz von matten Glühbirnen einen springenden Hirsch in gleichem Glanzmetall. —

ERKER IN DER HALLE EINER VILLA PROF. H U G O E BE RH ARDT-O FFEN BACH

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.DAMENZIMMER« AUS DEN AUSSTELLUNGSRÄUMEN DER FIRMA ANTIKE W OHN RAUM E G . M. B. H .—BERLIN

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INNEN-DEKORATION 181

SCHRANK IN EINEM SPEISEZIMMER FIRMA ANTIKE W O H N RA U M E —BERLIN

»ANTIKE W OHNRÄUM E«

I

mmer noch steigen auf unseren großen Auktionen die Preise für Antiquitäten. Je fester die Klappe zugemacht ist, durch die sonst ein reger Zustrom von Altertümern des Kunstgewerbes erfolgte, desto angefachter erscheint die Begier nach dem Besitz solcher Dinge. Es kursiert viel G eld im Lande und die reichgewordenen »K riegs­

gewinnler« schrecken vor keiner Preishöhe zurück, wenn es ihnen gilt, sich einen Lieblingswunsch zu erfüllen. Und da steht mit in erster Linie: alte Bilder, alte M öbel, alte S toffe, altes Kleingewerbe. Frankreich war bisher das klassische Land (und wird es wieder werden) für die L ie­

ferung solcher Dinge. A u ch Holland, Belgien und die Schw eiz unterhielten darin einen rührigen Export, der jetzt gleichfalls größtenteils unterbunden ist. Um so mehr lockert sich der Besitz in unserem Vaterlande. V o n altersher festgehaltene Erbe und Familienbesitztümer, deren Ertragsmöglichkeiten plötzlich ins Schwindelhafte gestiegen sind, taumeln gleichsam von den W änden und wackeln, w ie in geheimnisvoller Geisterpromenade, in die Auktionssäle und in die Verkaufsräume großer Handlungs­

häuser. Dort machen sie zumeist nur allerkürzeste Station und finden sich bald in völlig neuer Umgebung wieder, mit allerorts zusammengeschneiten Kumpanen verschie­

denartigster, ins Grau der Zeiten sich verlaufender H er­

kunft, und es wird nun ihre A u fg a b e , sich in die neuen

Verhältnisse und neuen Standorte mit Grazie zu finden.

— Für die Kunst unserer Inneneinrichtungen aber er­

geben sich hieraus die mannigfaltigsten und reizvollsten A ufgaben. D iese A ufgaben sind nicht völlig neu, denn seit manchen Jahrzehnten hält die Lust an Antiquitäten das wohlhabende Bürgertum der Kulturländer in seinem Bann. A b e r durch die Eigenart der Z eiten ergeben sich doch gerade jetzt in gesteigertem Maße anregende M ög­

lichkeiten zu neuartigen Zusammenstellungen und kunst­

vollen Gruppierungen. Die alten Sachen, all die vielen H olz- und Polsterm öbel, all die A rbeiten in Bronze, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, G old, Elfenbein, all die Teppiche, Gobelins, Stickereien, W ebereien, Kirchengewänder und Spitzen und nicht zuletzt die vielen Gläser und T öp fer­

arbeiten in Fayence, Steinzeug, Majolika und Porzellan — dieser ganze bunt herbeigeflogene Schwarm läßt sich wie eine exotische V ogelschar plötzlich in den Wohnräumen moderner Menschen nieder und verlangt gebieterisch Unterkunft und Aufstellung. A n eine sogenannte stilechte Einrichtung ist natürlich nie und nirgendwo zu denken.

Denn die Altertümer kommen von allen möglichen Ecken und Enden zusammen, rheinländische G otik begegnet sich mit nürnberger Renaissance, danziger Barock mit säch­

sischem R okok o, berliner Empire mit wiener Biedermeier und all dies w ieder über Kreuz, in willkürlichsten Durch­

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182 INNEN-DEKORATION

FIRMA ANTIKE W O H N RA U M E —BERLIN

waltet, jenes allerfeinste Gefühl für das Unwägbare, das ebensosehr Produkt angeborener Begabung w ie sorg­

fältigster Kunsterziehung ist, und das überall schöpferisch vorgeht, w ie jedes echte Lebensgefühl.

Dem blinden Ohngefähr darf also gerade der Neuling auf diesem G ebiete sich keineswegs überlassen. Ohne gute und sachverständige Beratung wird er leicht den fatalsten und komischsten Mißverständnissen ausgesetzt sein. Schließlich wird das letzte entscheidende W o rt immer der Künstler, der Fachmann haben müssen, nicht anders als w ie in Krankheitsfällen schließlich doch auch die Hausapotheke nicht mehr aushilft, sondern der A rzt hinzugezogen werden muß. Darum haben manche Künstler, in Berlin vor allem Bruno Paul, ihr Augenm erk darauf gerichtet, das gute A lte mit dem besten Neuen in modernen Wohnungseinrichtungen harmonisch zu verbinden. A b e r einen solchen Künstler kann freilich nicht Jeder gleich

»sich leisten«, zumal dieser doch immer gleich aufs Ganze geht und eine gewisse Neigung hat, die gesamte W ohnung von oben bis unten umzukrempeln. Bequemer und in den meisten Fällen praktischer ist jedenfalls ein einsichtig geleitetes Geschäftshaus, bei dem man solche Dinge einzeln beziehen und sich überdies für das »A rrangem ent« und für die o ft notwendige Ergänzung einen kundigen Rat kaufen kann. Dieses Bedürfnis mit Scharfblick erkannt

SPEISEZIMMER IM HAUSE DER FRAU M.

einanderschlingungen, je nach dem Zufall der Fund- und Glückslaune. Nicht genug damit, stoßen diese »antiken«

Erinnerungsstücke überall auf moderne Erzeugnisse, sam­

meln sich jedenfalls in neuzeitlichen W ohnräumen, die mit neumodischem Kom fort aufs mannigfaltigste versehen sind; und haben sich den gebieterischen, ja tyranni­

schen Anforderungen allerneuester Leben'sgewohnheiten dienend und schmuckbringend anzupassen. D ie Gefahr scheint heraufzuziehen, daß ein fürchterliches Tohu­

wabohu entsteht. Beißen sich diese so verschiedenfäl- tigen Dinge nicht gegenseitig? Nur keine übertriebene A n gst! Bei Licht besehen, ist eine derartige Gefahr keineswegs so groß, wie sie vielleicht anfangs erscheint.

Es ist nämlich merkwürdig, daß wirklich gute künstlerische A rbeiten , woher sie auch stammen m ögen, fast immer zusammenstimmen und daß aller Gegensatz der Zeiten, Rassen und Landschaften vor dem Rätsel voll-Gemein­

schaftlichen echter Kunst als unwesentlich dahinschwindet.

Altchina und Normandie, Bagdad und Köln, Brüssel und Florenz begegnen auf dem Boden der Kunst einander keineswegs als Fremdlinge, sondern grüßen sich mit ver­

traulichem Nicken. Freilich können trotzdem genügend Mißgriffe begangen werden und Unzuträglichkeiten sich ereignen — wofern eben bei dem , der diese Dinge zu­

sammenführt, nicht der richtige künstlerische Instinkt

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INN EN-DEKORATION 183

zu haben, ist das besondere Verdienst einer klugen und kunstsinnigen Dame, einer in Berlin lebenden aufgeweckten Rheinländerin, Frau L e n i M i c h e l s , die aus ursprüng­

lichster Neigung heraus und von ganz kleinen Anfängen beginnend, im Laufe weniger Jahre dazu gelangte, in Berlins vornehmster Geschäftsgegend, in der Bellevue­

straße, als Gründung einer G .m .b .H . wahrhaft prunk­

volle Ladenräume aufzutun, in denen man für alle derartige Nachfrage die reichhaltigste Auskunft und Ausw ahl vor­

findet. » A n t i k e W o h n r ä u m e « heißt dieses Geschäfts­

haus, nicht sonderlich glücklich, da ja nicht die W oh n ­ räume selber antik sind, um die es sich hier handelt, als vielmehr die hauptsächlichsten Einrichtungsgegenstände, mit denen sie ausgestattet werden sollen. Denn dies

gerade ist die Besonderheit, die Frau Michels mit großem Erfolge pflegt: alte M öbel, Stoffe, Stickereien und der­

gleichen für moderne W ohnungszw ecke bereitzuhalten und in moderne Umgebungen kunstreich einzuordnen.

Mit weiblicher Schmiegkraft und Klugheit, zugleich mit instinktsicherem Geschm ack, versteht es die Unterneh­

merin, nicht bloß erlesene alte Kunstgegenstände, zumal des 18. Jahrhunderts, reichhaltig zusammenzubringen, sondern auch die mannigfaltigsten Anregungen zu eignen Neuschöpfungen daraus zu gewinnen und so gleichsam der belebende Regisseur all dieser alten und neuen Kunstschätze zu werden. Ein W e g jedenfalls, den ein­

zuschlagen sich lohnte, und der bisher zu schönen E rgeb­

nissen geführt h a t ! ...f r a n z s e r v a e s .

ZIERSCHRANK IM SPEISEZIMMER DER FRAU M. EINGERICHTET V O N DER FIRMA ANTIKE W OHNRÄU M E—BERLIN

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184 INNEN-DEKORATION

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ENTWURF ARCH ITEK T LUCIAN B E R N H A R D -B E R L IN . »G R O SSE W OH NDIELE«

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INN EN-DEKORATION 187

A R C H ITE K T P R O F E S S O R DR. O SK A R S T R N A D -W I E N . »K A C H E L O F E N IN EINER W IE N E R W O H N U N G

1918. V I. 3

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188 INNEN-DEKORATION

Männer voll anregender Ideen sind nötig und ein geringes Stiftungs­

kapital oder ein laufender Zuschuß.

Die Künstler brauchen nicht besoldet zu w erden, wenn man ihnen die . Räume und das Handwerkzeug zur Verfügung stellt, da ihre Vergütung, w ie wir sehen werden, in der Ü ber­

lassung von Arbeitskräften zu eige­

ner Wirksamkeit besteht, was mir für sie wichtiger erscheint als ein geringes Professorengehalt. Diese Künstler suchen sich in den W erk ­ stätten des Landes geeignete Kräfte d. h. begabte Gesellen oder Lehr­

linge aus, die ihnen der Meister gegen eine an diesen zu zahlende Entschä­

digung für einige T age oder Halbtage der W o c h e überläßt. In diesen Z e i­

ten führen sie unter Anleitung des Künstlers in ihrem G ew erbe künst­

lerische Leistungen au s, die der Künstler zu eigener Befriedigung oder nach Aufträgen schafft. Ferner haben die ausgewählten Kräfte ein Recht in Abendstunden bei einem anderen Künstler Zeichenunterricht

ARCHITEKT ARTUR BEROER—W1EN.

DIE KÜNSTLERISCHE FACHSCHULE

D

ie geplante Umgestaltung der Düsseldorfer Kunst­

gewerbeschule, von der letzthin in der »Deutschen Kunst und Dekoration« berichtet w urde, veranlaßt m ich, einen längst gehegten und in einem deutschen Fürstentum schon vorbereiteten Plan der Öffentlich­

keit vorzulegen. —

Unsere Kunstgewerbeschulen bildeten vorzugweise Künstler aus. Ihr Unterricht wandte sich künstlerisch begabten Menschen zu. Sie wurden oft oberflächlich, mitunter gründlich in einzelnen Gew erben praktisch unterwiesen, in der Hauptsache aber wurde ihnen Z eich ­ nen, Malen und Entwerfen beigebracht. Sie sollten das Handwerk später befruchten, aber nach meiner Ansicht fehlte ihnen V ie l, was nur im Handwerk selbst, wenn man es von Grund auf betreibt, anerzogen werden kann.

W ie bitter habe ich jüngst einen Maler sich beklagen hören, ihm fehle so Manches, was er sich mühsam in der Technik der Malerei erringen müsse, was die Künstler des Mittelalters in ihren Knaben- und Lehrjahren beim Meister fast spielend sich aneignen konnten. Daher haben unsere Kunstgewerbeschulen wohl anregend ge­

wirkt und manche schöne kunstgewerbliche Leistung gezeitigt, allein das Handwerk zu heben und zu ver­

edeln, wie ein tüchtiger Meister in seiner W erkstatt Tradition schafft, ist ihnen nicht gelungen.

In die Werkstätten muß die Kunst steigen, will sie uns wieder ein Handwerk schenken, das die Vergangen­

heit mit gelassener Selbstverständlichkeit besessen hat.

Die neue Kunstgewerbeschule denke ich mir daher ganz anders als bisher. Nur Ateliers und W erkstatt­

räume für einige bedeutende Kunstgewerbler d. h. ARCHITEKT ARTUR BERGER-W IEN. »E N TW . Z U EINEM BADEZIMMER»

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INNEN-DEKORATION 189

FRIEDR. P O G O E N P O H L -H E R F O R D BQRGERL1CHES SCHLAFZIMMER

und A ktzeichen ohne Vergütung zu nehmen.

— A u f diesem W e g e wird die gründlichste Vereinigung von Hand­

werkstradition und Kunst erreicht, liebevoll Ein­

zelleistungen geschaffen und der am Guten ge­

schulte Formsinn in die W erkstätten übertragen.

S o gelangen wir viel­

leicht zu edlen Typen für Dutzendware, die der Allgemeinheit nottun. — Gerade in kleineren deut­

schen Fürstentümern kann eine solche kunst­

gewerbliche Fachschule bedeutsamen Einfluß ge­

winnen. Tischler, T ö p ­ fer , S ch losser, Buch­

binder, Drucker werden hier in einem zweijäh­

rigem Kursus unter den A ugen eines Künstlers zu künstlerischen L ei­

stungen tätig herange­

zog en ; in einem Jahr­

zehnt kann auf diesem W e g e eine größere A n ­

zahl tüchtiger Meister, in FR. PO G G E N P O H L . KLEINER FRISIERTISCH IN OBIGEM SCHLAFZIMMER

alle Teile des Landes zer­

streut, wertvolle Hand­

werks - Überlieferung schaffen. S o wird im Laufe weniger Jahre wirklich das Handwerk befruchtet. Ich wünsch­

te, der Versuch würde an mehreren Stellen in Deutschland unternom­

men. Stiftungsgelder hierfür müßten sich jetzt w ie nie dazu finden las­

sen. DR. ROB. C O R W E G H .

A

D

as Streben der Leh­

rer und Schüler muß unentwegt in der stren­

gen Sachlichkeit, sow ie darin liegen, das Ein­

fache meisterlich zu ge­

stalten. Stets sollte das Bewährte und G ed iege­

ne in den Vordergrund des Interesses gestellt werden. Und dann sind in aller A rbeit die deut­

schen Tugenden der Gründlichkeit, W ahrhaf­

tigkeit, Aufrichtigkeit als leitende Grundsätze ein­

zuhalten. K. O. HARTMANN.

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INNEN-DEKORATION

ARC M itTK r rün fv'orrjVB/tv HnMDURO)liANKtNR>T rA

m r- B V » t üSo o

GARTENARCHITEKT LEBERECHT M IG O E —HAMBURG-BLANKENESE. GRUNDRISS, SCHNITT U . ANSICHT DER OARTENANLAG E EINER VILLA

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INNEN-DEKORATION 191

ARCHITEKT LEBERECHT M IO O E —HAMBURO GAR TEN A N LAG E EINER VILLA IN HAGEN (W ESTF.)

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GÄRTEN VOR UND NACH DEM KRIEGE

ZU DEN ARBEITEN V ON LEBERECHT MIGGE

E

rnste Kriegsjahre haben auch unsere Gartenkunst gewandelt. — Ähnlich w ie bei der Baukunst und dem Kunstgewerbe kam bei Ausbruch des W eltkrieges eine Entwicklungsphase zu einem gewissen A bschluß, welche die Gartenkunst aus den hilflosen Zuständen der Naturspielerei, Pflanzenliebhaberei und Formlosigkeit unter das wohltätige G esetz der Form brachte. W enn sich nun jetzt n och, w ie auf anderen Kulturgebieten die verschiedenartigsten und -wertigsten Bestrebungen weiter bekämpfen, so ist dies nur noch eine letzte schwächliche Auflehnung jener K räfte, die sich nun einmal nicht oder sehr schwer vom A lten trennen können oder wollen.

A nders war es bei der Entwicklung zur Form an sich.

Anfangs schien die Gartenkunst unter der Führung deut­

scher Künstler (Schultze-Naumburg, Läuger und die Darmstädter Künstlerkolonie, sow ie jene Gartenarchitekten die sich ihnen angeschlossen hatten) auf gutem W e g e zu sein, sich frei, selbständig und eigenartig zu entwickeln.

Leider machte sich dann auch hier, angeregt oder gerufen durch »namhafte« und »einflußreiche« Persönlich­

keiten, ausländischer und besonders englischer Einfluß ebenso verflachend und hemmend bemerkbar, w ie in der sonstigen Wohnkultur.

A u ch die Gartenkunst litt schwer genug darunter, daß einflußreiche Kunstschreiber, die völlig unter eng­

lischer Suggestion standen, tüchtige und gehaltvolle deutsche A rb eit einfach totschwiegen und klägliche Kopien kleiner englischer Talentchen für »K unst« aus­

boten. — Ich darf wohl darauf verzichten, obiges hier mit Namen und Datum zu belegen.

Umsomehr Beachtung verdienen jene deutschen Gar­

tenarchitekten, welche unbekümmert um Markt, M ode und literarisches Besserwissen ihrem deutschen W esen treu blieben und auf den festen Grundmauern der neuen deutschen Baukunst ihre deutsche Eigenart weiter ent­

wickelten. — S ie sind es, auf die sich die spätere Garten­

kunst stützen w ird, wenn das Ausland weiter versagt.

Und s ie waren es, bei denen die tüchtigsten englischen und besonders amerikanischen Gartengestalter schon jahrelang vor dem Kriege ihre besten und fruchtbarsten

»A nregungen« holten. Dies ganz besonders, wenn es galt einer großen Gartenidee würdige, neu- und eigen­

artige Gestalt zu formen.

Einer besonders eigenartigen Persönlichkeit auf dem G ebiet der neudeutschen Gartenkunst, dem Garten­

architekten Leberecht M igge in Hamburg-Blankenese begegneten wir schon seit langem vor dem Kriege des öfteren dort, w o es besonders schwierige A ufgaben zu lösen gab, die absolut neuartige Gestaltungsweise ver­

langten. Die Gartenbauausstellung Breslau, die inler- nationaleBaufachausstellungLeipzig, Werkbundausstellung K ö ln , eine Reihe großer öffentlicher und privater Grün­

anlagen, Friedhöfe, Kleinsiedlungen zeigten diesen Garten­

führer im lebendigen Kampf mit den drängendenProblemen.

A u ch die vorliegenden A rbeiten sind weit davon entfernt, es genügsam auf den billigen Beifall des Bauherrn

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192 INNEN-DEKORATION

LEBERECHT M 1Q G E —HAMBURG-BLANKENESE

abgesehen zu haben. Das Gartenprojekt Springmann- Hagen, vor dem Kriege entworfen, bringt die hohe Lebens­

kultur seines Besitzers ebenso klar und rein zum Ausdruck, wie das Haus (A rch . van de V eld e). Repräsentativ ent­

wickelt sich die A ch se vorn auf das Haus, durch dieses, und stoßt über einen prächtigen Gesellschaftsplatz weit in den W a ld den Berghang hinauf. V om oberen Ende flutet eine wunderbare Blumenkaskade farbensprühend den Hang hinab. Ein Sang an die Schönheit und Lebens­

freude. G ew iß fehlt es ebensowenig an einem geräumigen O bst- und Küchengarten; doch war dies, damals, — mehr eine angenehme als notwendige Beigabe. Die seit­

liche Absonderung des Nutzgartens vom W ohngarten geschah aus denselben Gründen und nach denselben Gesichtspunkten, nach denen der Hochbauarchitekt die Wirtschaftsräume in besonderem Bauteil von den W oh n - und Gesellschaftsräumen absonderte. Der Garten zeigt nirgends tote W inkel und Verlegenheilsecken. Die Pflanzung ist weit davon entfernt, nach A rt sonstiger Gärten Selbstzweck zu sein. Sie bildet vielmehr einen knappen aber sehr wirkungsvollen Rahmen zu Flächen, oder wenn man will, Räumen, welche für volle Ausnutzung durch ihre Bestimmung berechnet sind: Auswirkung eines reichen, kultivierten Gesellschaftslebens.

In andere Verhältnisse führt uns der Garten Harbeck, den die beiden folgenden Bilder zeigen. Hier haben wir bereits Gelegenheit die Folgen des Krieges zu beobachten.

Der Gedanke des »Selbstversorgers« nimmt Gestalt an und N u t z w e r t war die erste Forderung des Bauherrn.

Hier liegt die Gefahr nahe, daß solche Anlagen in rohe Gemüsegärten ausarten, welche nach A rt vormärzlicher Großvatergärten mehr einer Anzuchtsgärtnerei, als einem Hausgarten gleichen. Die Gefahr ist um so größer, als das Festlegen von Großpflanzung (regelmäßig gepflanzte A p fe l- und Birnhochstämme) dem Garten für alle Zukunft

GARTENANLAGE EINES LANDHAUSES

eine Form aufzwingt, die früher oder später doch als unerträglich und hinderlich empfunden wird. D ie G röße des Gemüsegartens und der Obstpflanzung, auch seine Betriebsform sind durch die voraussichtlichen Verbraucher und die M öglichkeiten guter Pflege keineswegs beliebig oder unbeschränkt. D ie gründliche Neuorganisation der gewerblichen Gemüsegärtnerei nach dem Kriege wird bald dazu führen, daß die großen schlecht gepflegten Gemüse­

flächen in Hausgärten kleinen aber intensiv bearbeiteten weichen, welche mehr und hochwertiges Feingemüse brin­

gen. In diesen und vielen anderen Richtungen ist M igge bereits als bahnbrechender Organisator vorangegangen.

Der Garten H arbeck räumt daher dem Angenehmen und Schönen seinen reichlichen und wohlverdienten Platz ein. Dagegen sind die »Nutzanlagen« mancherlei A rt w eder einfach nebeneinander gepackt, noch ist versucht worden, sie durch Blumen und zierendes Beiwerk freund­

licher zu gestalten. H ier ist wieder der W e g mit Erfolg beschritten, der auch beim Hausbau und Kunstgewerbe noch immer zu den besten Lösungen geführt hat. Edles Material in schöner Form zu einer organischen Einheit verbunden, deren Blut, intensivste Zweckm äßigkeit, den Gebrauch nicht zur A rb e it, sondern zur Lebensfreude macht. Örtliche Eigentümlichkeiten und — die »T ü ck e des O b jek ts«, welche das Schaffen der Gartenarchitekten viel mehr beeinflussen und binden als irgend sonst einen Künstler, geben der A nlage einen besonderen eigenartigen R eiz und Anlaß zu interessanten und stimmungsvollen Bildern. Gerade die A r t der Benutzung solcher Eigen­

heiten und Zufälligkeiten zeigt uns, ob wir es mit einem feinsinnigen K op f zu tun haben oder mit einem scha­

blonenmäßigen Reißbrettarbeiter. —

A u ch auf den übrigen Gebieten der Gartenkunst ist M igge mit hellen A ugen seinen Berufsgenossen als Führer vorangeeilt. Im Norden unseres Vaterlandes, w o eine

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INNEN-DEKORATION 193

GRUNDRISS DER NEBENSTEHENDEN GA R T E N AN LAGEN

Marine-, Garnison- und Industriestadt im Aufblühen b e­

griffen ist, schafft er, Hand in Hand mit dem weitblickenden Stadtoberhaupt und dem Leiter des Stadtbauwesens, eine städtische Grünpolitik, die für unsere Z e it und Zukunft mustergültig ist. A lle die Lehren von Krieg und Frieden sind hier angewandt.

Das neuzeitliche Friedhofswesen hat gerade jetzt im Kriege durch ihn einen kräftigen Stoß nach vorwärts (ins G eistige) erhalten und seine Ideen zur Kriegerehrung (Jugendparkbewegung) sind bekannt. Bei all den reichen Erfolgen bew egt sich Migges Schaffen erst in ansteigender Kurve. Erst der kommende Frieden wird es ihm ermög­

lichen, den G ipfel seines Schaffens zu erreichen. W ir aber können und dürfen noch viel Schönes von diesem Garten­

pionier erwarten. M öge ihm ein gütigesGeschick vergönnen, seine reichen Fähigkeiten voll auszuwirken, e d g a r r a s c h .

U

ngewiß zu welcher Klasse der schönen Künste sie sich eigentlich schlagen sollte, schloß sich die Gartenkunst lange Z eit an die Baukunst an und beugte die lebendige Vegetation unter das steife Joch mathematischer Formen.

Der Baum mußte seine höhere organische Natur verbergen, damit die Kunst an seiner gemeinen Körpernatur ihre Macht beweisen konnte. Er mußte sein schönes selbstän­

diges Leben für ein geistloses Ebenmaß und seinen leich­

ten schwebenden W uchs für einen Anschein von Festig­

keit hingeben. V o n diesem seltsamen Irrweg kam die Gartenkunst in neuer Z eit zwar zurück, aber nur um sich auf dem entgegengesetzten zu verlieren. A u s der strengen Z ucht des Architekten flüchtete sie sich in die Freiheit des Poeten, vertauschte plötzlich die Knechtschaft mit der regellosesten Lizenz und wollte nun von der Einbil­

dungskraft allein das G esetz empfangen s c h i l l e r .

GARTENARCHITEKT LEBERECHT M 1Q O E —HAMBURG-BLANKENESE. GARTEN HARBECK IN O R . FLOTT BECK

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INNEN-DEKORATION

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H iT iSic

FRIEDRICH GILDEMEISTER, GARTENARCHITEKT-BREMEN.

-

WEISSLACKIERTE OARTENMÖBEL IN EINEM BREMER GARTEN

ENTWURF:

G . A M M A N N - ZQRICH

AUSFÜHRUNG:

FROEBELS ERBEN- ZQR1CH

GESCHNITTENE HECKEN ALS SEITENEINFASSUNO

UND WEGABSCHLUSS IM SCHLOSSL1 ZOLLIKON

Cytaty

Powiązane dokumenty

gewerbler, Dekorateur, Architekt Lebrun hat niemals etwas Geniales im Sinne des rein schöpferischen eines Michelangelo, Goya oder Rembrandt und er beherrschte doch mit

D er Künstler ist nicht P roletarier, auch wenn er kein G eld h at; er kann nicht schöpferisch werden durch Organisation, die immer nur ein Ä ußerliches,

Es muß ihre Erscheinung aufs vorteilhafteste zur G eltung bringen; aber über diese Äußerlichkeiten hinausgehend, muß die Bewohnerin in ihrem Schlafzimmer, besonders,

D eshalb soll sich niemand scheuen, auch den Salon nach seinem persönlichen Geschm ack auszugestalten, damit sich der Besitzer oder vielmehr die Besitzerin darin

tigsten Punkte für die innere Gestaltung überhaupt, zur Heizungsfrage. Grundsätzlich sollte kein Erker angelegt werden, in dem nicht selbst, oder zum mindesten in seiner

naturen, die mit gleichgroßem Verständnis und unbegrenzter Liebe zur Kunst sich dem W erk der architektonischen Schöpfung widmen, läßt für die Zukunft noch viel erwarten;

Der Literat kann meist auch nicht von seinen Gedichten oder Dramen leben; er ist Journalist, Dramaturg, Verlagsleiter usw., und wenn seine rein künstlerische A rbeit

gehen, weil es auch dann, wenn alle Arbeiter auch wieder zurück sind, noch stark an Pferden fehlen wird, während sehr viel Holzabfuhren notwendig sein werden für