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Die Zukunft, 26. Mai, Jahrg. XIV, Bd. 55, Nr 34.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraße3a.

1906.

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Berlim den 26.Mai 1906.

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Exaudc.

anmüßteindiesenTagenholdesterFrühlingswunderjedenärgernden

«» Gedankenwegscheuchen,jedemgarstigenLied daslange gequälteOhr verschließenAlleSinnenuranderbräutlichenPrachtunserergrünenErdela- ben. AnFliederduft,Kastanienblüthe,Maiglocken,Goldregen,Vergißmein- nicht,Stiefmütterchen;anLenzkerzenundhurtigkletternden Ranken. Wieschön ist jetzt,all inihrerKargheit,selbstunseremärkischeNatur,wie«herrlich,über derErdbeerb-lüthe,mitjungemTriebdie«dürftigsteKrüppelkieferlAmsel, Drossel,xFinkundStaar. Undwenn sieruhen,wenn,aufniedrigemLager, auchPhilomeleschweigtunddesSprossersBuhlsuchtverstummt,ists,alskirhre undjauchze, nachts noch,einevox jucunditatis durchdasAll. Nie,dünkt uns,war diePfortezum Sommer so reich,so lieblichbekränzt.Fast regtsich derWunsch,siemögenochlangeverschlossenbleiben.Kanns dahinterdenn schönersein?JstnichtimmernochhöchstesGlück Dembeschieden,der nur mitsehnendemBlick das GelobteLandumfängt?AuchinKanaan gabes HitzeUndStaub, MißgerücheundlästigeJnsekten.Verheißungist mehrals ErfüllungUnd mit denfeinstenReizendesSommers hatsichdiesmalder Frühlinggeschmückt.Vor demKarfreitag schonweinteauf grünenderFlur der nackteStrauch,troffausderBaumrinde harzigesBlut. Jetzt trägt,im Mai,die BrautnochdenSchleier; dochunterdem dünnenGespinnstahnst Du denheißenLeib. Midi,roidesåtås, eäpandusur lapleine,tombe en nappes d’argentdes hauieurs du cielbleuINochglühtdesMittagsAthem nicht,dörrtnichtHalmundZweig;undfrischerwachtGartenundWald inder

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272 DieZukunft.

DämmerrötheauskühlenNächten.Homer müßtemanindieserZeit lesen,den jungen Goethe,dieVerse Vergils,diewie einschmächtigerJünglinghüp- fen,denMussetdervorvenezianischenZeit,Browning, GogolsKasakenge- schichte,unserenTaugenichtsundMaeterlincks Melisande.Die Pastornle hören,HaydnsbepnderteMelodie,Tamino,dieGräfinAlmavivaundSachsens Meistersang.AufdasemsigeGewimmel derAmeisen blicken;aufdenPuls einerMädchenbrust;aufGiorgionesKonzert,Botticellis Reigen, denleuch- tendenSommer desPuvisdeChavannes;oderaufdiesüßeMüdigkeitder verschlungenausdunklenAlleenheimkehrendenPaare.KeinemwidrigenAn- hauchdie Seeleöffnenundfröhlich,mitsorglosenSinnen,in derHochzeit- stimmungprangenderNaturschwelgen.vEinTropf,wersichdieseTagever- leidenläßt...DochwaskannVernunftwiderdenZwangfixerVorstellung?

Wider dieHoffnung,denThorenwahn,wirken zukönnen,hemmendundför- dernd ?Auf demLibanon,heißts,werdenarabischeTestamente bewahrt,die den Erbenverpflichten,indieGruftdemTestatordenSiegderFrankenüber den Jslamzu melden. WirbelächelndasselbsttrügerischeSpiel:undsind doch nicht weiseralsdiesebraunenGreise. Wollen,wenn ringsumallesLebendige zufestlicherWonne ruft, durchauswissen, ob in derStaatsmaschine nichtein Rädchenverrostetist.FliehenausstärkenderSonne ins engeZimmer, hocken überbedrucktemPapierundbilden unsein,wirkönntenwasbessern.LauschtDir dennjetztEiner,trüverNarr?LachtnichtJederDichundDeinWähnenaus?

Dieneuen Steuern sindunterDachundderFreiherrvonStengelwan- dertmitdemSchrittedesnieBesiegtendurchdenThiergarten.HältsichamEn- de garfüreinenStaatsm annundParlamentsstrategenvonhohemRang. Auch einnichtmitEitelkeithypothekarischBelasteterkönnte insolchenJrrthumver- fallen.DerPlangaltalsundurchführbar:undalles Ertrachtete istnun in der ReichsscheuneAberdasWerk lobt denMeisternicht;und wir wollenhoffen,daß derBayernbaron,demjetztgewißeinhübscherOrdenumgehängtwird,lange genuglebe, um auchausderGegendderStaatsstützennoch zuhören,daßer einetraurigeRollegespielthat.DasmühsamerlangteGelddecktnichtdas BedürfnißundhateinenüblenGeruch.DieAutomobilsteuer (die derKaiser in derbenAusdriickenvordemOhr vielerZeugengetadelthat) ist dumm,weil sievoneinemVerkehrsmittelabschreckt,dessenVerbreitungdieBehördenmit allerKmfk sprde Müßteld (Stattmit demAufwandungeheurer,nie aus- reichendverzinslicherSummen Kanälezugraben,derenBettim Winterzu- friert,im Sommer eintrocknet,solltedieRegirungihrEisenbahnnetzbesser

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Exaudi. 273 ausnützen,dieGüterzügesorascheinanderfolgenlassenwieaufbelasteterem undgefährdeteremGleisjedeStraßenbahnihreWagenundfürdieChausseen Frachtmotorwagenanschaffen).Nochungerechterund dümmeristdie Tan- tiemesteuer.Ungerecht,weilsiedasEinkommen,contra bonosmores,doppelt besteuernwill.Dumm,weilsieerstensdenverständigenGrundfatzdurchlöchert, demReichnurindirekte,denEinzelstaatendiedirekten Steuernanzuweisen,und zweitens,wie ein Tertianer errathenkönnte,nichtvondenDirektoren UndAuf- sichtrathsmitgliedern,sondernvondenAktionärenzutragenseinwird.Dieüber dieKasseverfügendenHerrenwerden dieTantiemen einfachumdenBetragder Steuererhöhen,diesenBetragunterirgendeinem TitelindieBilanzstellenund soderDividende entziehen.(DieZahldereinträglichenAufsichtrathspostenist übrigensVielgeringer,alsdieParlamentsbönhasenannehmen;undwoviel verdientwird,·istauchdieArbeitlast nichtganzklein.)DieCigarettenfteuer wird deramerikanischenSchleuderkonkurrenzmehr nützenalsdenReichs- finanzen.UnddaßdieEisenbahnfahrkarteunddasPortoim Stadt-undNach- barortsverkehrvertheuertwird,ist geradezufkandalös.MitsolcherMöglich- keithatKeinergerechnet,als dieEifenbahnenverstaatlichtunddiePrivat- postanstalten beseitigtwurden.WennHerrvonPodbielski nochim Staats- sekretariatderPostfäße,hättedasReichnichtdieseBlamage(undderReichstag nichtdieunglaublicheVertheidigerredeeinesallzuheiterenUnterstaatsfekre- tärs)erlebt. Der ganzeSteuerplanwar geistlos;undunvernünftigeHast hat ihn ausgeführt.Stattins Volle zugreifen,dieObjektezuwählen,die eine starkeBlutungvertragen können;undso für mindestenseinJahrzehntvor- zusorgen,hatman die Steuern genommen, dieohueKonfliktvonderMehr- heitzuhabenwaren. DasistdiePolitikdesCaesarisrnus;undeine,dieihr Zielnichterreichenwird. DerAergerdesMannes,derfür seinEisenbahn- billetplötzlichmehralsdengewohntenPreis zahlen muß,undderHausfrau,·

die denSchlächterunddiePlätterin nicht mehr aufblauerZweipfennigkarte herbeirufen kann,wird in dernächstenWahlzeit fühlbarwerden undvorher schondenPartikularismusgegen dieReichsanmaßungwaffnen. Jsts nicht einJammer,daßinStuttgartundMünchenjetztMinistererklärenmüssen,fie fändendie Steuern zwarauchfpottfchlecht,·seienabergenöthigt,sichder vis majorzufügen?MerktinBerlindennNiemand,daßsichdasBand,das die Stämme zusammenhält,nachundnachlockert,nichtfesterknüpft?Weit wird man aufdembeschrittenenWegnichtkommen. Und diedreistesteDemago- genkunstkanndie’Lüge,derReiche steuredemdeutschenStaatnochzuwenig, nichtamLebenerhalten.DerReichegiebtheutefchonmehr,alserempfängt.

CaesaristenkönnensichfreilichauchzurVermögenskonfiskationentschließen.

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274 , DieZukunft.

EinStaatsmannhättedieMasseausgerufen;ihr offen,mitdemMuth derFruchtbaren, gesagt,daßeinegroßeAnstrengungderNation nöthigsei, weil inReichund Staatfast-AllesmodernisirtunddieWehrmitbedächtiger Schnelle verstärktwerdenmuß.Militärund Beamte,Subalterne undSpitzen müssenbesserbezahltwerden« Und da wir dieGelegenheitzurLösungdes Weftgrenzenproblemsleichtsinnigversäumthaben,müssenwir zu Land und zuWasserdieRüstunghärten.Nichtzweihundert,sondernmindestensfünf- hundertMillionenbrauchtdasReich,wenn esinruhigerKraftder Entwicke- lung harrenunddenEinzelstaatennicht nochlästigerwerdenwill.Die Be- hauptungdesFlottenvereins,nur einbeschleunigterSchiffbaukönnenützen, muß auchdasnüchternsteUrtheilalserweislichwahrhinnehmen.Wasjetztfür die Marineausgegebenwird, istzumgroßenTheilinsWassergeworfen;denn Englandüberbietetesmühelos,auchFrankreichkannbequemmitunsSchritt haltenunddieRelation derKräftebleibt unverändert. DieSachverständig- sten (deren PlänekeinPrinz,keinKaiser »korrigiren«dürfte)müßtenSchiffe vommodernstenTypusbauen unddieseSchiffedann mitMatrosen, Soldaten, Offizierenbemannt werden,diefürSturm undKampfgedrilltsind, nicht fürs ParadedeckunddieKüstenrepräsentation.OhneeingroßesStück Geld ist nichtszumachen. SchonderEntschlußzusolcherAnstrengunghätteaber gewirkt.Jetztkann dasReichsfinanzgefchäftdem Ausländer nichtimponiren.

DerAnleihekursbröckelt,dieWohlhabenden (ohnederenLuxusaufwanddie unsbekannteKultur-formkapitalistischerGroßstaatendoch nichtzuerhalten ist)werdengeärgertunddieSteuern nachRezeptenherbeigeschafft,diesonst nur schwerkrankenLändernverschriebenwurden.JstDeutschlandsoarm,daß essichnurmitBankeroteurmittelnnoch helfenkann? Nein.Die Regirenden habennur nichtdenMuth,aufgewohntenApplauszuverzichten,einewahr- haftigeBilanzvorzulegenundoffenzusagen,wieherrlichweitsiesgebrachtha- ben. Und weilohneEntschleierungdesThatbestandesderAppellandennatio- nalenOpferwillen unwirksambleibenmüßte,versuchenfie,nachdemMuster schlechtausgestatteterAktiengesellschaften,mitNothsanirungenihr Heil.

Unsinn,rufteinmitOeffentlicherMeinungGepäppelterzwirhättenja garnichtsSchlimmeszuenthüllen.LachtunsvonallenSeitendenn jetztnicht derLenzindenSaal? Marokkoistanständigerledigt. JmTürkengebieter- reichenwirstets,waswir wollen.OesterreichsZuverlässigkeithat sichgegen alle Zweifel bewährt,Italien kommtsachtwiederzurRaisonund derDreibund bleibtdas Fundament europäifchenFriedens«DaßBritanien undRussland sichverständigen,kannunsnichtschaden;die londoner Presseversichertjaein- stimmig,daßdieseentente fichnichtgegenDeutschlandwendenwürde. Die

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Engländerhabensichüberhauptsehr gebessert.Machenunsdieartigsten KomplimenteWieistderberlinerOberbürgermeistermitseinenMannen drübenaufgenommenworden. WiehatderbritischeKriegsministerden Deut- schenKaisergefeiert!UndhatdieKappolizeinichtMorenga,den unssoun-

bequemenDamaraherero,gefangen?Daswar,nachdemunsereTruppeneben erstwiderdasVölkerrechtdieGrenzeenglischenGebietesüberschrittenhatten, docheindeutlichesZeichengutenWillens. Wir wärenundankbar,wenn wir nochlängermißtrauischüber den Aermelschielten.Nowis thewinter ofour disconient made glorious summer;.und dieVettern sindwiedereinig.

DasistdieMaimelodie.SperrtihrdasOhr, auchwenn allesFedervolk sievon frühbisspätpfeift!Ueber denDreibund, den,wieerwiesenwerden könnte,schonBismarcknichtsehrernst nahm,wollen wireinstweilennichtmehr reden.Auchnicht ausführlichwiederholen,daßinAlgesirasnichtsirgendwie Wichtigesdurchgesetztwordenist.(DerSultanist nichtsouverain,sondernunter strenge-rKontrole;dielegaleGleichheitderHandelsrechtewar niebestritten;

dieJnternationalisirung sichertdenFranzosenaufallen GebietendieMehrl- heit,lähmtaber dieEntwickelungdesScherifenreichesundschadetdadurch, trotzallenpapiernenBürgschaften,auchunserenHandel.)Ob wir im Osmia- nenlandnochvornan seinwerden,istabzuwartenWirwarens,solangeAbd ulHamidsichsagenkonntet»DieDeutschensind für mich,weil meineFreund- schaftihnendieGelegenheitschafft,Englandkleinen undgroßenVerdrußzu bereiten;injedem KonfliktmitEnglandwerdensiedeshalb fürmichzuhaben sein.«DieseZuversichtistamSinaibestattetworden.Wirhabenzufrühge- schrien:Deutschlandbleibtueutral,denktgarnicht daran,auchnur moralisch den Türken zuhelfen. Jnein paarTagen hat EnglanddannAlleserlangt, waseswünschte;und kannnunauchinEgyptenundanderpersischenGrenze nachBeliebenschalten.Seitdie entente cordiale die BritenamNilsichert, istimLande desKhedivederWohlstandüber allesHoffenhinaus gewachsen undenglischeKaufleutehabenanBodenkäufendortRiesensummenverdient.

DerPadischahhat erfahren, daßaufdasDeutscheReichinschwererNothnicht zurechnen, daßGroßbritaniendemZaren,demMikado,demPerserschah, derFranzösischenRepublik,demDalai Lama,denHäupternvonOester- reich-Ungarn,Italien, SpanienundPortugalbefreundetist.Kannersolcher Macht,inderen-BereichsovieleMohammedaner wohnen,fortan nochEtwas weigern?Wir könnenerleben, daßunsdie SonneimOstuntergeht.

Daßeine Koalition keineMachtaufdemErdrund bedroht,wird im- mer gesagt,lullt abernurmüde Kinder inSchlaf.Wennein Bunddie Mit- telmeermächte,RußlandundJapanvereint,istderJslam wehrlos,Nordame-

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276 - DieZukunft.

rika(dasman nichtnachRooseveltsLärmsuchtbeurtheilen darf)zuvorsich- tigerNeutralität gezwungen,um dasglanzlos isolirte DeutschlandderRing geschlossen;undOesterreichkann,mitseinenBalkanhossnungen,nichtoutin thecoldbleiben.DieBritenpresseistartiggewordenunddieHerren Kirschner, Rosenow,Cassel,die alsLenzdiplomatendrüben dasReichvertraten undfast sozierlichredetenwie desKanzlersdurchlauchtigerMund,wurdenmitSüßig- keitbewirthet. Nicht.vomKönig.Dersprachwieder wie einkluger,moderner

»Geschäftsmann.»Freue michsehr. HoffentlichgefälltsIhnen hier, trotzden gehäuftenVergnügungstrapazen.«Keine SilbevonFreundschaft,Verwand- tengesiihlundWeltfrieden.DiesenTandließerdenLords und Commoners TafelrednernundZeitungschreibern.Staunt JhrundmöchtetvorRührung Zährenvergießen?DiehellenAngelsachsenhandeln,wiesiemüssen;folgen, heutewiegestern,demRath gesunderVernunft.Britanien fühlt sichjetzt starkgenug,um eineimperialistische(territoriale) Ausbreitung Deutschlands hindernzukönnen;istvomTempo unseresFlottenbaues nichtbedroht;kann denKampfum die Märkte(wennsgarnichtandersgeht,nachChamberlains Vorschlag)inallerStille organisirenundhatkeinenGrund,dendesNimbus beraubten,vereinsamtenVetter,dersozärtlichumLiebewirbt, nochzuschelten.

Er wirdnicht sobald wieder mitden LandsleutenWellingtonsundKitcheners anbinden. Schenkt ihmeinschönesHolzpferd;die darinverborgenenDanaer ahntergewißnicht.Morenga ist matt, liefe,wennwirihn frei ließen,wieder überdieGrenze,würdeschließlichdochgefangenundandenGalgen gehenktz alsonimmihnbeimKragen,liebeKappolizei,sänftiglich,undsetzeihnfest:

wenn eraufgefüttertundheilist,wollen wir weitersehen.Inzwischenzeigen wir inNatal,wieman AusstandsversuchederSchwarzenniederzwingt;füllen dieLückenunsererLandwehrausundhorchenausdenRathdes altenRoberts, unsereJugendzustählen;schaffendieDrahtgeschützeab undersetzensiedurch diemodernstenKriegsmaschinen;undwarten,bis die Burenwunde ganzver- harschtundwiedermehrGeld imJnselreichist. HerrHaldane,einpfiffiger Advokat,-derjetztdenKriegsministerspielt,hatdenTonfürdieKaiserhymne einBischenlautgenommen.,,GroßerDenker,großerHerrscher,großerMann.« WirkungdesWeins oder desVorsatzes,insogünstigerStundevordenLands- leutcnDiplomatentalentzubewähren?VielleichthatHardingueoderBencken- dorfsihmerzählt,daßPaulSchuwalow,wennderDrahtzwischenBerlinund PetersburgnichtinOrdnungwar,mitbewunderndem Ausblickfestzustellen pflegte,wieähnlichWilhelmderZweiteaußenund innendemGroßenFritzensei.

NatürlichistAlles genau wievorPhilomelens Abreise.Weder die Ge- schicklichkeitdesKingnochderHaßdesVolkesgeringer-.Will der Vetter in

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Exaudi. 277

denwest-östlichenConcerneintreten: willkommen;nur mußersichdannstill bescheiden,aufdieHegemonieimWestenundaufdie Admiralswiirdeim At- lantischenOzeanverzichtenundaufAbrüstunganträgegefaßtsein (denndie Koalirten wollen dieGeschäftsunkostenverringern).Willerdraußenbleiben:

auch gut;expansiveWünschesindohneZustimmungdesreichenVerwandten nichtzuerfüllen.Solltewirklicheinschwarz-weiß-rotherGimpeldenbritischen Lockrufnachpfeifen?EinehrsamgemiithvollerStadtoerordnetermagglau- ben,erhabeinderGuildhallmitderBetheuerungEindruckgemacht,Deutsch- land bauesovieleKriegsschiffenur,umseineKüstezuschützen.DerPolitiker weiß,daß deerport solcherKinderwaaregeradeinEnglanddieMühe nicht belohnt.»Empfänge«sindwerthlos; auchwennBürgermeisterundKommu- nalkärrnerdasRäuspernundSpuckendenKönigenabgeguckthaben.Einst- weilen könnte keinPittundkeinBismarckBesseres empfehlenals: ruhige Würde. WederScherzenochSchimpsredenüber Eduard(dieWitzblätterhaben alsErsatzjanochdieMänner,die demDeutschenReichineinerFieberkolonie ihre Gesundheitopfertenundvergaßen,sichvorderTropensahrtkastrirenzu lassen);wedersichtbarenZorn nochausdringlichesWerben. Als Nation ver- stehendieBritenkeinenSpaß.Spotterbittertsie mehralsoffeneFeindsälig- keit.Auchohne»dasperfideAlbion«,die,,Krämerseelen«unddie,,heuchle- rischeSchacherpolitik«läßtsichwohleinWeilchenleben.Daßder Bülow minor ausunseremRothenHausdrübensofreundlichaufgenommenwurde, istschönJnParisgings1867abernochherzlicherzuzunddann kam derspanische HandelundderKrieg.Also:dieSchlagkraftsteigernunddenMund halten.

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DieLageist nichtbehaglich.Seltsam,daßdemManne,dersiezuver- antworten hat,Lobliedererschallen.Wie lautihmdieKöniglichPreußische AkademiederWissenschaftenzujubelt, habe ichschonerzählt.Jnähnlichem Tonspricht»auchihrerseits«dieAkademiederKünste,huldigtdie General- verwaltungder·KöniglichenMuseendem,,hochgebietendenHerrnReichskanz- ler,der es nebendenungezähltenAufgabendeseigentlichenBerufslebens möglichmacht,anallenZweigendesgeistigenLebens im Vaterland mit be- wundernswerthem Eindringen Antheilzunehmen,undderauch persönlich derKunstundihrerPflege aufihrenweitverzweigtenGebietenweit überdas Maß einerbloßenLiebhabereihinaus zugethanist.«Leiderverrathenalldiese wattirten Sätzenicht, welcheVerdienstederHochgebietendesichumdeutsche KunstundWissenschafterworbenhat.DieVeröffentlichungderAdressenscheint demEmpfängernochnichtgeniigtzuhabenzerließ(überdenGeschmacksollman nicht streiten) auchnochallerleihymnischePrivatbrieseabdrucken.HerrPro-

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278 DieZukunft.

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fessorHarnack,derdemKaiserdasunterthänigbewunderndeHerzaufderZunge entgegenträgt,verschweigtauchdemKanzlernicht,»was das Vaterland Eurer Durchlauchtverdankt.«HerrAdolsWilbrandtnahtals»liebenderFreund«und spricht: ,,JhreherrlicheNatur,denkeich,hatdiesenschwereanfluenzaanfall, demSieso heroischTrotzboten,gründlichüberwunden. Siesind diesesedle, kostbareLebenJhremVaterland schuldig-«Herrvon Wildenbruch ruftdem ,,hochzuverehrendenundinnigstverehrtenHerrn«zu:»Alle,denenDeutsch- landsWohlamHerzenliegt,findensichheutein einemeinzigenGedanken, einemtiefen,heißenWunschzusammen: GottgebeunseremReichskanzlerKraft undvolleGesundheitwieder.«PrivatbriesepersönlichverpflichteterMänner, die in derWilhelmstraßevielleichtnochalsKoryphäengeltenundsichdank- barerweisen.Merkwürdigistnur dasBemühenumAlldeutschlandsZeugen- schaft.Wo leben denndieseHerren?Jch habemitMandarinen und Kulis, mitPolitikernundGelehrten,KünstlernundKaufleutenüberdenKanzlerge- sprochen,dochnieeinUrtheilvernommen, dassichsolchemtenor sententine näherte.Mancher fanddieLeistungdesHeroischenwenigerunzulänglichalsich, lobteseinengewandtenManagerverkehrmit demKaiserundfragteseufzend,

woeinBessererzuhabenwäre.NichteineinzigesMalhörteichihmhöheren Ruhm zusprechen;auchnichtvondenfrömmstenWürdenträgern.DenMeisten isterein soufkre-douleur entitre,demsiewederdieKrastnochauchnurden WillenzurSchöpferthatzutrauen;nichtvielmehralseindurchlauchtigerSitz- redakteur.Nein:dieChoregenverfügennichtüberdie Stimme desVolkes.

Wenn mir ausdemKanzlerlebendesFürstenBiilownichtsAnderes bekannt wäre als dieWorte,dieeramfünsundzwanzigstenJuni1905zum BotschafterderFranzösischenRepublikgesprochenhat(L’Empereur, aprås s’åtreengagåvis-ä-vis dusultan, nesaurait l’abandonner,mais Pa- venir appartient äquisaitattendre; undsoweiter),könnteich ihn nicht füreinenStaatsmann halten.DochwirAllewissenja mehrvonihszt die Nationuntiichtiggewordenundhat sodieSchmälerungsdesinternationalen Ansehensverschuldet?Nein;siestehtanallenGebietenorganisirterArbeit

vornan unddarf auf jedemmit demstärkstenRingerdenWettkampfwagen.

Daß ihreLagenicht mehr sobequemistwie in denJahrendesersten,gefähr- lichstenWachsthums,istdieSchuldeinerunsruchtbaren,unruhigen,effekt- süchtigenPolitik,die alteFreunde verloren,neue nirgendsgewonnen hatund ringsumnunHaßundMißtrauenEnttäuschtererntet.Undfür diesePolitik istderReichskanzlerverantwortlich.WoisteingreifbarerErfolg,eineinziger, denerbewirkt,woauchnureinfestes,GewinnverheißendesZiel,dasergezeigt hat?MitWorten zahlterundbegehrt,wenn erhöflichzurEinlösunggemahnt

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Exaudi. 279

wird,immerneuen Kredit.Seine Bilanzist schlechterals dieCaprivis;und ihmbotensich dochKonjunkturenwiekeinemKanzlervorihm.Er lebt in einerpapiernen Welt, ist zufrieden,wenn diePresseihnals modernenMen- schenhätschelt,hält Applaus fiirdenBeweisgelungenerWirkungUndhat nichtdasAuge,dasvordemEntschlußdieFolgendesHandelnsund Unter- lassensermißtEinbrauchbarerDiplomatvielleicht,derbehendundgeschmeidig zwischenzweiStaatsmännern vermittelt undfremdeJdeenohnegröblichenJrr- thumausführt.Agentdiplomatique,nichtsreierSchöpferauf eigenemGrund.

AlsManagermagerLob verdienen.DerKanzlerdesDeutschenReiches dürftedamitnichtzufriedensein·UndhatdiesesManagementdemReichunddem Kaiser ernstlichgenützt?Das AuslandsiehtnurdenGekrönten,toujourslui, undlächelt,wenn ihmvoneinemKanzlererzähltwird,ohne dessenMitwirk- ungderWille desKaisers nichtzurThatwerdenkann.DeutschlandistWil- helm:derGlaubesitztüberallfestundwäreselbstalsIrrwahn nochgefähr- lich.DemReich,dasals einKhalifatoderZarthumdesWestens bespöttelt wird unddessenVölkerundFürstenuntersolchemHohnknirschen.DemKaiser, derinimmerlauteres GeredederNachbarnkommt.VorvierzehnJahrenfragte Neuan: Quelseraledeiveloppementdu get-mejntårieur dePempereur Guil laume lI?AufallenGasfenhörenwirheutedie A ntwort. Kein Beamterist verpflichtet,inseinemHirndenGeniuszuherbergen;keinem, hochoder ge- ring, darfderMuthzurWahrhaftigkeitfehlen. FürstBiilow istwederblind noch taub; auchnicht stumm:seineSeufzer sind manchmal weithin hörbar.

UndseineFreunde wispernTagvorTag,dieschwersteLastbürdeihmdie Nothwendigkeitauf,kaiserlicheJmpulsezuhemmenoderihreFernwirkung wenigstensabzuschwächen.Mußesimmersobleiben? WilhelmderZweite hatdieFähigkeitrascherAuffassungund würdeleichtbegreifen,daßesso nicht weitergehenkann. Wiesollteernichterkennen,wasmancherschlechter-begabte FürsterkannthäthEinMonarch,und hätteerFritzensAugeundBonapartes Atlanten imKopf,kannheutenicht regiren;undderDeutscheKaiseristkein Monarch,sondernpräsidirteinem BundsouverainerHäupter.Ermußsich überWegundZielderPolitikmit demKanzlerverständigen;ihndannaber selbständigschaltenlassenund,we11ndieLeistungnichtausreichendfcheint,einen anderenVertrauensmann suchen.NichtderKanzlervonihm:erhatvom Kanz- lerRathzu erwarten. ErerschwertoderhindertnützlicheArbeit,wenn erüber jedenSchritt Auskunft heischtoderwohlgartäglichDirektiven giebt,denen entwedergehorchtoderderenSchädlichkeitmitgroßemKraftaufwandbewiesen werdenmuß.Ergefährdetsichselbst,wenn erindieFeuerlinie tritt,mithar-’

tem,vom UnmutheingegebenenWortdasRechtfremderPersönlichkeitver-

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