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Die Zukunft, 20. Mai, Jahrg. XIX, Bd. 75, Nr 34.

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M. Jahrg. Halt-hden20.Mai1911. Ir.34.

Herausgehen

Maximilian Hardm

Inhalt:

Seite

Orient undpreis-ruf .........................235

KrixrenllxcL von Her-neun Becer ...................256

Schweig-Held Voncadon ....................·..258

silberne Euchs-if- VonMarie Holper..........·.......261

Rremdwörker ...........·................265

Uachdruck verboten.

f

Erscheintjeden Sonnabend-.

preis vierteljähvtich5Makk, dieein«-eineNummer 50 Pi.

V

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1911.

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Berlin, den 20. Mai 1911.

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Orient und Occident.

dreizehnten Maitag hatdasMinisterium Monis demGe-

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neral Moinier befohlen,inbeschleunigten Märschenmit seinerKolonne nachFez Vorzurücken,dievomSultan zumzweiten Mal erbeteneKooperationfranzösischermitmarokkanischenTrup- pen zuermöglichenund dieHauptstadt besetztzuhalten,bisdie Ordnung wiederhergestellt, dieUnterwerfung derrebellischen Stämme gesichertsei.AneinemdreizehntenMaitag hatte,vordrei Jahren, Herr Jules Cambon nach Paris berichtet,dieberliner Negirung habedenBoten desPrätendenten Muley Hafid (der inFezundTetuan zumSultan ausgeruer worden war) geant- wortet,siekönnefüreinenvondenMächten noch nichtanerkannten Sultan nicht interveniren; von derFranzösischenRepublik also auch nicht fordern, daß sie ihreTruppen ausMarokkozurückziehe Seit demSpätherbstdesJahres1908istMuley Hafidals Sultan anerkannt. Wie langewirdernochinFezthronen? Wie lange derdemMaghzen botmäßigeTheildesLandesnocheinenSultan sehen?Muley HassanhatfasteinundzwanzigJahrelang alsgeist- liches OberhauptüberdasHeiligeLanddesErdwestens geherrscht.

Nochimvorletzten Jahr seiner Regirung schrieb,am einund- zwanzigsten Juli1892,SirCharlesEuanSmith,Englands Ge- sandter,aus Tsangeran LordSalisbury: »AufdenSultan hat-

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236 - DieZukunft.

keineuropäischerGesandterauchnur dengeringstenEinfluß.Kei- ner wirdihn je haben. Man darfalssicherbetrachten,daßder Sultan alleeuropäischenGesandtenunausstehlichfindetundalle, ohneAusnahme,mit derselbenGleichgiltigkeitbehandelt,wenns ihm nicht geradeindenKrampaßt,einengegendenanderen aus- zufpielen.«Smithwar,alsGreens Nachfolger, nachJezgeschickt worden,um einen anglo-marokkanischenHandelsvertrag vorzu- bereiten (derFührerseinerEscorte war derSchotte Maclean, denRaisuli1907 indieFallezulockenverstand); hatteinder Residenz,woderSultan ihn zweimal zulangerAudienz empfing, AugeundOhr aufgethan;warnach zweiMonaten aberohneBer- tragwieder abgereist.Nichtszumachen.WennAlles zurUnter- zeichnung fertig schien, schlugderMaghzenvor, ein Wort zu än- dern:und dieSchacherkomoediefingvonvorn an.Alte Orientalen- methode.DieMuleyhassan noch zeitgemäß fand. Draußen hielt man ihn,derWürdenträgermitFriedensbotschaft an dieento- päischenHöfe geschicktunddemDeutschen ReicheinHandelsabs kommen bewilligthatte, füreinen verträglichenHerrn;auchin London,bisSmithsBerichtimForeignOffice eintraf.Drinnen wußteman, daßerdieChristenverachteundhasse,wiederechte Mohammedaner denRumiverachtenund hassensoll.Wußteaber auch, daß seine Macht nichtweitreiche.Wenn ersieimNorden gesichert glaubte,erwies sie sichimSüdenals morsch;wenn er

Fezberuhigt hatte, beganninMarakeschderAufruhr. Werden Scherifenthronwahren wollte, mußteleben wieeinkriegerischer Kapetinger. Immerbereit sein, aufs Roßzusteigen,um einen rebellischenStamm zustrafen,undmorgen dieMahalla wieder gegen denFeindzuführen,dergestern aufJahrehinaus besiegt schien. MuleyHassan hats gethan. EinSoldat. EinVronzekerl ohne Nerven, demaufdem Rückenseines Pferdes fowohlwar wie imArmderheißestenHaremsfrau Erhattegehofft,dasKaiser- reichMarokko aus einem geographischenVegriffineitlepolitische Realität wandeln undalssouverainerLandeshekk- nichtnur als geistlichesOberhaupt,thronenunddenMachtbekeich desMaghzen dehnenzu können.Starb aber,ehe dieses ferneZielerreichtwat- imFrühling1894auf einem Strafzug in derGegendvon Tadla«

Starb,ehe derNachfolger bestimmt WarDasThronerbrecht istimReichderScherifennicht durcheinfestesGesetz geregelt-

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Orient undOccident. 237

DerSultan, derehereinDalaiLama oderPapstalsimEuro- päersinneinKaiser ist, darfunter seinen SöhnenzumThronfolger Denwählen,derihndertauglichste dünkt;der Erbe derVaraka, desgöttlichenFunkens Auchdas Volkkann,wenn essichstark genug fühlt,mitreden undeinenMarabut,einenHeiligenMann, niedrigsterAbkunftküren.DerNeinste,Weiseste,demGottdes Korans ErgebenstesolldeshöchstenPriesteramtes walten. Muley Hassan hinterließ dreiSöhne,an diefürdieNachfolgezu denken war: Muley Mohammed, Muley Hafid, Muley AbdulAziz.

Welcher sollSultan sein? DerJüngste, sprach VaAchmed,einer deram Hof Mächtigen;und dachtedabei: Der bleibt mir am Längstenunter derFuchteLDenNamen desneuen Herrnmußte dasVolkzugleichmitdemTode desalten erfahren. Alsowurde MuleyHassanstoterLeib mitKräutersäften gesalbt, geschminkt, aufs-Pferd gebunden und,wieeinlebender, infeierlichemZug nachNabat geleitet,in diezwiefachummauerte HeiligeStadt der Kaisergräber. InzwischenwarZeit gewesen,Eilboten nachFezzu schickenundfürdieThronfolgeAlles klugzu ordnen. Amsieben- tenJuni1894vernahmderMaghreb,daßMuleyHassangestorben, MuleyAbdulAzizSultan geworden sei.Vernahm auch, daßder Vater selbstjustdiesen Sohn,das Kindeinerschönenundzärtlich geliebtenTscherkessin,frühalsdenErben derVaraka erkanntund fürdenhöchstenSitzimBeladelMaghzen ausersehenhabe.Warer nichtsorgsamererzogenwordenalsseineVrüder?HattederVater ihnnichtschondurchdenNamenals denMannGottesbezeichnet?

Niemand widersprach. RegirungundHof,EhorfasundMam- butshuldigtendemneuen Sultanund mitdemJubelruflenzlicher Hoffnunggrüßte ihndie Stimme desVolkes. BaAchmed hatte fürAlles schlau vorgesorgt;undwar alsGroßwesirnun der ge- waltigsteMann imScherifenreich.DieälterenBrüder desSul- tanswurden eingesperrt. DerkaumSechzehnjährigemußtevor Anschlägengeschütztwerden.Fingaber bald an,gefährlicheFehler zumachen.War seinVertrauter von England gekauft?SirAr- thurNicolson,der1895Smith ablöste,setzte seineWünsche inFez fastimmer durch. Maclean, dendieKöniginBictoriaadelteund zumRitterdesBathordens ernannte,bekam dasKommando der Reiterei. EinmaurischerBritengünstling,dersichausLondon the mostnobleorder of the Garter geholt hatte,wurde Generalissimus

ZU-

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238 ,- DieZukunft.

AlsnachFaschodadieGefahr einesfranko-britischenKrieges nah schienunddieAdmirale Jhrer Majestät offenvonderMöglich- keitsprachen,baldinAlgerienzulanden,galtMarokko alssicherer Flottenstützpunktzvon dortaus, hießes, zündenwirinAlgerien einFeuer an,dessenQualm dieFranzosenrasch ausräuchernwird.

Sosahesaus,alsAbd ulAziz noch nichtvierJahre langausdem Thronsasz.Undbalddanach istsschlimmer geworden. DerMacht- bereichdesSultans hat sich verengt, nichterweitert. »DerVater war einKrieger;derSohn isteinSchwächling.Der Vater foppte dieFremden; derSohn läßt sichvonihnen gängeln.DerVater war bis zumletzten HauchdemPropheten treu; derSohn istein Nasrani (Europäer) geworden.«JnNord undSüd hörtemans.

Wo warAbd ulAziz jeanderSpitzeeiner Mahalla zusehen?

Nach langemZögernschickteerwohleineStrafexpedition gegen unbotmäßige Stämme; erwies derFeind sichals stärker,dann gabderSultan nach. Saß, zwischen seinendreihundertWeibern, imHaremundwar selig,wenn ihmvomValkan oder ausder Krim neue Tänzerinnen geschicktwurden. Vergnügte sichvon frühbis spätanEuropäerspielzeugFahrrad,Mikroskop, Kinetoskop,Kin- derstubeneisenbahn:DaswarseinZeitvertreibDafürundfürWei- bervergeudeteerSchätze.Wer demweichen, wollüstigenKnaben

solchenTandschaffte,konnteAlles erreichen;auchgegendasGebot des Propheten. Deshalb herrschtenun derFremdlingimMaghs reb.Ein Scheich,dergemartertund dann gefragt wurde,warum sein Verberstamm sichgegendieNegirung erhobenhabe,gabdie trotzigeAntwort: »Wirsind ausgestanden,weilderSultan Ma- rokko denEngländern verkaufthat-«Das war schonumsJahr 1900Oeffentliche Meinung»DieZeitstimmung schienfüreinen Mahdi reif. Allah mußteeinenStarken schicken,der dieUngläu- bigen vernichtete,die GüternachgerechterSatzungvertheilteund dasReichdesMusulmanenglaubens auf festereGrundlagestellte.

Nochkamernicht. Schonabertauchten Noghis (Prätendenten) auf.Fast sechsJahrelangzogderRoghiVuHamaradurchs nordöstlicheGrenzland. Jch,spracher,binMuley Mohammed, HassansältesterSohn; bindem Kerkerentflohenundkomme,als rechter ErbedasReichvoneinemfeigenTyrannen zuerlösen.Der Maghzenwehrte sichgegendenVerdacht; zeigte, hinterGitter- stäben,MuleyMohammedeinerAbgeordnetenschaar. Diesollte

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Orient undOccident. 239

demVolkdafürbürgen,daßderNoghi nichtHassansAeltester sei.

Wer aberwürdeDen nocherkennen? UndwerbürgtfürdieVür- gen?VuHamara hieltsichinderGegend zwischenFezundUdjda undkeinerMahalla gelangs, ihn aufs Hauptzuschlagen.Die ZahlderStämme,dieihm anhingen, stieg.Und auchim Süden kam das Landnicht mehr zuRuhe Damit dasunheilvolle Schau- spiel solcherPrätendentschaft sichnicht erneue,wirdHassanszweiter Sohn, MuleyHafid,inFreiheitgesetzt.Seit demJahr 1902, woFezzureinzigenNesidenz derAlidendynastie wurde, hauster alsStatthalter des Bruders inMarakesch Deristdankbar, dachte derHof.DerbrichtdemSultan niemals die Treue. Soschiens auch.Hasid gabsichals zuverlässigstenLehnsmanndesSultans undversagte sichstandhaft, noch nachderErmordun gMauchamPs, derBersuchung,gegenAbd ulAzizalsThronwerber aufzutreten.

Gewann,schonweilerdem Vater ähnelt,nachundnachaber unter denvomBruder enttäuschtenMauren undSüdberbernAnhang.

AufBaAchmedwar BenSliman gefolgt. Der, hieß es, ist nicht,wiesein Vorgänger,mitenglischemGeldgekauft;abermit französischem.Derthut ja Alles,was deralgerischeNachbar ihm vorschreibt.Dafürzeugenauchdasfranko-britischeund dasfranko- spanischeAbkommen. DieDeutschensollenuns helfen?SindRu- miswiedieAnderen. Undwerweiß,obsiezusolchemWerke Kraft genug haben?DiePaschas, Kaids, Scheichswerden vonMond zu Mond selbständiger.RaisulisBeispiellocktMancheninein üppiges Vrigantenleben. AlgesirassichertdenSiegderFran- zosen.Was istnun nochzuhoffen? Nichts, so langeAbdulAzisz regirt.Derist ja nichteinmal starkgenug, einen Banditen zuzü- geln.MußihmdieHerrschaftüberTanger lassenundfrohsein, wenn erdastill sitzt.AlsMauchamp getötetist, hisztFrankreich inUdjdadiedreifarbige Fahne.Niemand wehrt ihm.Was war Euer SchwatzvondeutscherHilfe? EineFantasia. Gaukelspiel ohneBedeutung.DerSultan schwanktundzagt,zaudertundplan- dert, regt sichabernicht kräftig. Sacht glimmtderFunkeweiter.

»Verrathen sind wir; verkauft.Vom Atlas biszurKüstewird morgen, anzwei Meeren,derFremde befehlen,wenn wirsnicht hindern.«Da wirdCasablanca beschossenunddieNuhetoterMas rabuts gestört:und inWirbelnflackertdie Vrunstauf.Auch Muley Hafid istnun zumAbfallbereit.JnMarakesch ruftihnderMuezs

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240 DsieZukunft.

«-

zinnachdemMorgengebet zumSultan aus;undnachein paar Tagenhat sichimSüdchaoseine-Mehrheitfür ihnerklärt.Jm Norden läuftderName Muley Mohammed vonMund zuMun d;

und Niemand vermagzusagen,ob derangeblichnoch eingekerkerte Prinz,ob derRoghi gemeint ist. EinemZauberer(Ma elAinin), einem fremdenfeindlichenPascha (MaesSalam)ströthefolg- schaftzu;undRaisuli spottet derWidersacher. Ueberalllangtdas aufgescheuchte,fanatisirteVolknacheinem Haupt,einemHeiligen Mann, der inLebensgefahr deszlam desWestens Führerund Retter seinkönnte.Hafid scheint einstweilenderStärksteder drei Hassanssprossen.EinbärtigerKrieger,keinfahlerWeiberknecht.

EinstrenggläubigerMusulmann, nichteinNasrani,der das ge- weihteHaus derAhnenmitdemTeufelskramderEuropäerver- unreinigt. SahtJhr ihnzuRoß?Des Vaters Haltung. Aus seinemBlickstrahltdie Varaka. DochdieStammeshäupter sind imLaufderJahremißtrauischgeworden.Siewissen,daß sievon AbdulAziz nichtszu erwarten haben; fordernvon seinemNach- folgetaber dieLeistungprobe. JsterderMahdi, derersehnte MeisterderSchicksalsstunde,dann einterdieStämme durchden RufzumHeiligenKrieg.Dernur kanndie Numis vertilgen.

SeitdenTagen,da Gordon undKitchenergegen denMahdi Mohammed Achmedzukämpfen hatten,wirdinEuropaoftvon demHeiligen Krieg gesprochen.DocheinklarerVegriffgeselltsich dem Wort nicht.Dererste RufkamvonMekka. Daist, nahbeim Grab desPropheten, eine Schule,dieihre ZöglingealsApostel destlams hinausschickt.Hinausin dieWelt, dieislamischerAn- schauunginzweiTeilezerfällt.Das Gebiet derGläubigenum- faßtMekka unddessenNachbarbezirk(wokeinUngläubigerhau- sen,keinThier athmen,keinPflugschardieSchollefurchendarf), denHedjaz,dienahen muslimischen Länder (woder Rumi zwar dreiTageweilen,aberkeinHaus habenundkein Grab finden darf),unddietributpflichtigenLänder(wo derFremde,der einen Erlaubnißschein erlangt hat,wohnen darf). Mekka,Arabien, das ganzeislamischeErdreich solldenUngläubigenalso gesperrtund nur durch besondereErlaubnißzuöffnen sein.Derandere Theil derErde scheidetsichwieder inzweiTheile.Länder,diedurchVer- trägedemMusulmanengebiet verbunden sind,bleiben ungefähr- det,so langesieden Erben desPropheten Steuer zahlen.Länder,

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Orient undOccident 241

diesolche Verträge nicht abgeschlossen haben, sindzubekämpfen, bisihreBewohner dieSteuerpslichtanerkennen undsichzumJslam bekehren.Das istGlaubenstheorie ;dieWirklichkeitzeigtein ganz anderes Bild: unddeshalb mußdieDjehad,dasWerkheiligen Eifers,inderStille,dochmitemsigster Kraftvorbereitet werden- Jhm hat jeder Mohammedaner sichzuwidmen, sobaldermann- bargewordenist.Jnsteter Bereitschaft müssen besondersdie zum Waffendienst Auserwähltensein.Einleiser Ruf:unddie grau- samste Djehad beginnt. DerHeilige Krieggegen dieChristenheit.

DerRuf mußvon einem Jman, einem geweihten Führer- kommen. Frauen,Kinder, Kranke,Schwachsinnige,Sklaven und Schuldner brauchen ihm nicht zufolgen.Eine altemuslimischeLe- gendebehauptet,dieEhristenheithabeinihrenKreuzzügenFrauen, Kranke undSchwachsinnigevor dieFrontgeschickt,um dieSöhne desPropheten, wenn sie diesesJammerhäufleinbekannten oder vorihm·wichen,derFeigheit zeihenzu können.DamitsolchenFre- velsVersuchungdenGläubigennichtnahe,bleibenFrauen,leib- lichundgeistigKranke zuHaus.Sklaven undSchuldner, damit sie nichtim Getümmel verschwindenundihre HerrenundGläu- biger schädigen.DerKampf darf nichtbeginnen,ehedie Rumis dreimal aufgefordert sind, sichzumJslamzubekehren.Zeigtsich dieStimmungdesFeindesunsicherund ist aufMeuterei eines Truppentheilszuhoffen, so darfderJmannachderdrittenAuf- forderung nocheineBedenkzeitgewährenzauf sein Haupt fälltaber dieSchuld,wenn derFeind dieseBedenkzeitfür sich nützt.Die Vorschrift, nicht aufheiligemGebiet nochindenHeiligenMona- tenjeeinen nicht durchAngrisserzwungenen Krieganzufangen, ist mehralseinmalübertreten worden.Der3weckdesKriegesist, demJslam Bekennendenmuslimischen Reichen Gehorsamund Steuerleistung zusichern.Erhatzuenden,wenn derFeindsich, freiwilligodergezwungen,zum Propheten bekehrtoderdenFrie- denerkauft.DieSumme hatdeeran zubestimmen.Erkann auch (bis aufzehn Jahre hinaus) Waffenstillstandgewährenundhat unumschränktüber dasSchicksalderUngläubigenzuverfügen, die mit derWaffein derHandgefangenwurden. Darf sietöten oderfreilassen,in Sklaverei verkaufenoder gegengefangeneMo- hammedaner austauschen.Wer sichzuszlam bekehrt, darfnicht getötetwerden.Wer ungläubig stirbt,wirdohneEhrenerweisung

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242 DieZukunft-

verscharrt.DiegefallenenKriegerdesPropheten aberziehen,als Märtyrer seiner großen Sache, ohne ersteinerLäuterungzu be- dürfen,insParadies ein-Die Beute,diewährendderDauer des Kampfes gemacht wird,heißtGanimat; dieBeute, dieerstderbe- endete Feldzug bringt(also auch Steuerleistung und Ertragder Sklavenarbeit) heißtFai. PierFünsteldesGanimat werden un- terdieSoldatenvertheilt;vierFünfteldesFai stehendem Staats- schatzezu.DasletzteFünftelderGesammtbeutewirdinfünsTheile getheilt,die demStaatsschatz,denNachkommendesPropheten, Waisen,Armen undMekkapilgern zufallen.Vor derTheilung werden Allebedacht,diezwarnichtmitgefochten,sichaberum die gute Sacheverdient gemachthaben.Dieerbeutete Waffe gehört Dem,derbeweisen kann, daßerdenTrägerniedergeworsenhat.

DerBoden deseroberten Landes wirdEigenthumdesProphe- tenstaates. Bleibt das besiegteLand nachdemFriedensvertrag aberimBesitzder Rumis (dienun denJslambekennen),dann ha- bensiederCentralmachtKongeldundVermögenssteuerzuzah- len.Jm HeiligenKriegegilt jedes wirksam scheinendeMittel.

MuleyHafidward berufen,weilseinthronenderBruderden Fremdenzu viel-Raum undEinspruchsrecht ließ;weileramWeihes werkdesPropheten einVerräther schien. Hafid, sohoffteman, hat den Willen unddieFaust,dieunabhängigen,bisheute unzähm- baren Stämme ineisernem Reifzusammenzuschmiedenunddie Europäerübers Meer zujagenoder inGhettoszupserchen.Also wills Allah,wills sein Prophet; wills auchderirdische Portheil derimMaghreb Mächtigen.Was würdeaus ihnen,aus dem Maghzen, denKaids, Scheichs, Ulema,wenn Marokko Euro- PensKulturformen annähme?Machtlos würden sie; könntendie alteKundschastnichtmehrschatzen;müßtenverarmen. Drumweh- ren sie sich;nichtnur desGlaubens wegen.Drum hat ihreWuth sichgegen dieweißen Eindringlinge gewasfnet,die einen Schie- nenstrangdurchsScherifenlandlegen,seineWirthschaftmitdem ehrfurchtlosenBlick desRumi kontroliren,in denHandelsstät- tendiePolizeigewaltansichreißen,inCasablancadenHasenaus- bauen wollten. Zuerst sindsregional begrenzteUnruhen,Theil- aufstände,die einekleine,vom FeuerderSchiffsgeschützeunter- stützteSchaardisziplinirter Truppen niederzuzwingenvermag.

Wie lange?EinFührer,eineFahne:undderSturm derDjehad fegtdie wirr nachverschiedenerRichtungstrebendenStämme zur

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Orient undOccident 243

Einheit zusammen. ,,Niemalskommt derTag,andemunserVolk sichinsJochderFremdherrschaftfügt; eher läßtderletzteMaure seinLeben.« Muley Hassan hats1884gesagt. Auchin Maure- tanien weiß heuteaber dieOberschicht, daßderHeilige Krieg nicht nur gegen eineGroßmachtzuführenwäre.Köiinte Vritanien,mit seinen sechzigMillionen Mohammedanern, derDjehadmüßig zusehen?WärenichtjedeMachtgefährdet,dieinAfrikaoderAsien mitMuflim zurechnenhat?So langedieMassen nichteinem Jman gehorchen,ist fürdennächstenTagnichts Ernsteszufürch- ten. Noch nicht.Abd ulAzizlebtnoch;undsein jüngererBruder (der,als derVaterstarb,einSäuglingwar-,also fürdieThronfolge nicht inBetracht kam) istvon HafidsGegnernzum Sultan ausge- rufenworden-Hassans Söhne bestreitenundschwächeneinander.

Noch sehendieHimmelszeichen freundlichaufFrankreichherab.

...BeiDscharfelAkdar hatte,amFluß Jsly, Vugeaudam vierzehntenAugust1844mitzehntausend Franzosen das Ma- rokkanerheerzersprengt.DerVertrag vonTangerkanngeschlossen- diealgerisch-marokkanischeGrenze regulirtwerden. Allmählich sickertdann dasGerüchtdurch,LouisNapoleon hoffe, denMaghs rebseinemKais erreicheinverleiben zukönnen.MitSpanien,mein-·

tenEugeniens Freunde,würde erfertigwerden. Nicht auchmit

»denBriten,wenn erihnenleis Egyptenanböte? Selbstinden Tagenvon Villafranca undZürich haterNordwestafrika nicht vergessen. »So langeneben uns Hordenwilder Kriegerinanat- chischerWillkür hausen, gehörtunsAlgeriennichtganz.«DerGe- dankewar richtig;ebensoklugderPlan, EnglandamNil zu ent- schädigen.Nur: Palmerstonwolltenicht. Dessen harter Schädel ließdenoffiziellenAusdrucksolcheannsches garnichterst ansich kommen. SeitseineVriefeund dieAktenauszügedes londoner AuswärtigenAmtes veröffentlicht sind, wissen wir,wiefrühund mitwelcher eiferndenEnergiederPremierdenPlan abgewehrt hat. Schonam erstenMär31857 schickterausPiccadilly anLord ElarendoninsForeign OfficedieWeisung: ,,Der3weckdersranko«- britischenVerständigung,dieaufderfesten Grundlage sittlichen Wollens ruht, istdieAbwehr ungerechterAngriffe,derSchutzdes Schwachenvor demStarken und dieWahrung desGleichge- wichtes. Wie dürften wir, ohne provozirtzusein, Angreiferwer- den?Mit welchemRechtinAfrikadieTheilungPolens nach- ahmen,Marokko denFranzosen,Tunis odereinenanderen Staat

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244 DieZukunft.

denJtalienern, EgyptendenBriten zusprechen? Englandund FrankreichhabendieJntegritätdesOsmanenreiches verbürgt:

undsolltendemGroßherrnnun Egyptenentreißen? SolcherBer- stoßgegen das sittliche Empfindender Menschheit müßte jeder englischen Negirung verhängnißvollwerden«Wir wollen mit EgyptenWaaren austauschen,es abernicht regiren.Uebrigens könnte derPolitiker, derSoldat undderSeemann inderHerr- schaftüberEgyptenkeinenErsatzdafür finden, daßFrankreichin Marokko freie Hand erhielte.DieEroberungMarokkos sah schon Louis Philippe alsZielvorsich; seitdem ruhtderPlaninden pa- riserArchivenunddieRegirung wartet nur aufdiezurAusführ- unggeeigneteStunde«. AmelftenOktober1859schreibteranJohn Russell: »DerfranzösischeKriegs-oderMarineminister hatneu- lich gesagt, Algerien sei nicht gesichert, so lange Frankreich nicht aufderAtlantisküste Afrikaseinen Hafen habe. Gegenwen soll dieser Hafen Algerien sichern?Offenbarnur gegen England.

Frankreich wünschtsichalsodieMöglichkeit,uns denEingangins Mittelmeer zusperren«.Bald danacherinnert eran Nelsons Wort: ,,Tangerkannnur imBesitzeinerneutralen Machtbleiben odermußanEngland fallen.«AlleNachfolgerPalmerstons be- harreninseinerUeberzeugung Niemals dürfenwirdulden, daß eineandere GroßmachtinMarokko herrscht.Unter keinenUm- ständen,schreithirJohnDrummond Hay,Britaniens Vertreter amScherifenhof,1885nachHaus, darfFrankreichdieMachter- langen,dieMeerenge, dieStraßenachJndien zubesetzen.»Das wärenoch gefährlicherals einefranzösischeUebermachtimAermel- kanal. Jch steheals Schildwachean derMeerenge und gebemit einemSchußdasAlarmsignal,sobald ich merke, daßdieNepublik ihrZielzuerreichentrachtet.Wenn Marokko indenBesitzoder auchnur unter dasProtektoratFrankreichs kommt,kannTanger einbefestigter Kriegshafenwerden, könnenimOsten, zwischen TangerundEeuta,andere armirte Häerentstehen;dann wäre Gibraltar werthlos.DengroßenHandelskanah durchdenunsere Güterinden Orient undnach Jndien gehen,darfFrankreichnie- mals beherrschen; sonstkönnte es uns einesTageszurufen:Nec

plusultra! Nelson hat oft gesagt,daßwirTangerhabenundmit Marokko befreundet sein müssen,wenn unsere FlottedesSieges indensüdeuropäischenGewässernsichersein soll.Ersah voraus, daßeineGroßmacht,dieinNordafrika einefeste Basis hätte,das

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