• Nie Znaleziono Wyników

Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 6.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 6."

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

Historische

W

DOH-

Monatsblätter

fürdie Provinz Posen.

JUUTUUUlII- Yoseiy l. Zuni l900. ) NkiS-

· FilechtuerFu Die Bedeutungder-Landwirthschaftinder Provinz Polen. Sdi. -— Schmin E.: ZurGeschichtedesWartheoerkehrsinder pbluischeuZeit. S.Bd. BothH.v.: Die BodenpreiseinderProvinz Polen S-.W. Bekaniitniachungen.S.96.

DieBedeutung der Landwirthschaftin der Provinz Poten.

Von Dr.J. Jkeeljtner.

ZweigroßeThatsachensind es,diediemoderne wirthschaftliche Entwicklunghauptsächlichcharakterisiren:DieAusbildungeinerWelt- wirthschaftunddieimmer weitergehendeJndustriealisirungderKultur- staateii. Währendman sichaberanderwärts, sovoralleminEngland, längstdamit abgefundenhatiiiidin derWirthschaftspolitikbestrebt ist, dieseUebergängezuerleichtern,entbrennen beiuns inDeutschland iiberdieFrage »AgrarstaatoderJndustriestaat«dieGemüthernoch immer inhitzigemStreit. Nochistesgar nichtsolange her, daß allen Ernstesdie Behauptungaufgestellt wurde, Deutschland dürfe niemals daran denken,zumJndustriestaatüberzugehen,undheute,wo dieglänzendeEntwicklungunserer Erportindustrieen diese Behauptung längst widerlegt hat, hörtman vielfachdieMeinung verfechten,daß dieseEntwicklungeinegefährlicheundoerderblichesei undnothwendig ineinerKatastropheführenmüsse.DieThatsache selbst,daß«Deutsch-

laudaufgehörthat,einAckerbaustaatzusein,kannfreilichnichtmehr geleugnetwerden.

WährendnämlichdiedeutscheLandwirthschaftamAnfangdes ist.Jahrhunderts ungefährdreiViertelderGesammtbevölkerungumfaßte, gehört ihrbeiBeginndes20.Jahrhundertsnur nochetwa einDrittel an.Das bedeutet eineVerschiebungunserergesammten wirthschaft- lichen Verhältnisse,wiesie inder GeschichteunseresVolkes noch niemals inähnlicherWeisevorgekommenist. Dementsprechendvermag

6

(2)

82

auch unsere Landwirthschaftlängst nicht mehr,denBedarfderBe- völkerungan Nahrungsmittelnzudecken. Ob sie beiBesserungder Verhältnissedurch größere JntensitätderBebanung,wievielfachbe- hauptetwird, wieder dazuinder Lagewäre,isteineganzandere Frage; Thatsacheistjedenfalls, daßsieheute nichtim Stande ist,eszu thun. JmJahre 1898 betrugdasDefizitunserer Land- undForst- wirthfchaft mehrals274Milliarden Mark, undesdarf ohneUeber- treibung behauptet werden, daßeskaum nocheinen wichtigen Zweig derUrproduktion giebt, dessen Erträgnisse fürdenBedarfderBevöl- kerung ausreichten.Wennnun unsereWirthschaftspolitikindenletzten JahrzehntenvieleMaßnahmengetroffen hat,dielediglichoderhaupt- sächlicheineFörderungderIndustrie bezweckten, so hatsie damit nur denverändertenVerhältnissenRechnunggetragen;eineungerechteBe vorzugung derIndustrievorderLandwirthschaftkann man nichtdarin erblicken.

Jstes alsounzweifelhaft, daßdieBedeutungder deutschen Landwirthschaftinihrer Gesammtheiteineimmer geringere geworden ist,sogiltdieskeineswegs füralle Theiledes Reichesingleicher Weise.Jm Gegentheil.Dem industriell hochentwickeltenWesten steht nochimmerderOstenals vorwiegendackerbautreibend gegenüber-.Der industrielleAufschwungWestdeutschlandsbegannunter der Herrschat Napoleons,alsdurchdieGründungdesRheinbuudesdiehemmenden inneren Schrankenfielen undunter demSchutzederKontinentalsperre dievorhandenen Industrieenrasch emporblühten,während gleichzeitig zahlreicheneue entstanden.AlsdanndurchdenZollvereiueingroßes einheitlichesWirthschaftsgebietgeschaffenwurde,war derWesten schonzu weitvorgeschritten,alsdaßderOstendieKonkurrenz mitihm hätte aufnehmenkönnen.Er ist deshalbinder industriellenEntwicklung biszumheutigenTage sehr zurückgeblieben.Natürlichmußte eineso scharfeTrennungderwirthschaftlichenThätigkeit,wiesiesich wohlin keinemanderen Landewiederfindet,einenebensoscharfen Interessen- gegensatzschaffen,dererstinneuesterZeitmehrund mehr beseitigt wirdundzwar vor allem durchdieEntwicklungdes Verkehrs,die eineimmerweiter gehendeJndustrialisirung auchdesOstensermöglicht.

Jnganz besonderem Maße giltnun dasGesagtevon unserer eigenenProvinz. Fernvon dengroßenVerkehrslinieu,diedasReich durchziehen,ohneVerbindungmitderSeeundabgeschnittenvon ihrem natürlichenHinterlande, mußtesienatürlichmehrals andereProvinzen in derindustriellenEntwicklungzurückbleiben.So kommtes,daßsie nochheuteeinenüberwiegendagrarischen Charakter trägt.Die einst blühendeHausindustrie, insbesonderein derTuchweberei,wurde durch den AufschwungdesFabriksystems vernichtet;dieEntstehungvon lFa- brikenaber wurdeunmöglichgemacht durchdieUnvollkommenheitdes Verkehrswesensundvor allemdurchdieAbsperrungderOstgrenze,die

(3)

83

denBezugvon RohmaterialienausRußlandunddenVersandvon Fabrikaten dahin verhinderteoderwenigstens sehr ekfchWekte«Esbe- steht daher heuteeineJndustrievon größererBedeutungnur zurVer-

-arbeitungvon Bodenprodukten. , ,

Daraus läßt sich schließen,welche BedeutungdiesLandwtrthschast

für UnsereProvinz besitzen muß. Währenddie landwirthschaftllchc BevölkerungimdeutschenReiche nachderletzten Betriebszählungvom Jahre1895 nur noch 35,74 Prozent beträgt, gehörenin unserer Provinz nochimmer58,1ProzentderGesammtbevölkerungderLand- wirthschaftan. Allerdings hat sich diese Zahl seitdemJahre2882

in dem sie63,7Prozent betrug,um 5,6 Prozentvermindert,wahrend dieAbnahme fürdas ganzeReichindem gleichen Zeitraumnur It,77Prozent ergab;aber dieseVerschiebung istkeinederartigesdaß sie aufdieBedeutungderLandwirthschaftinunserer Provinzirgend einenEinfluß hätte habenkönnen.

BeidemUeberwiegenlandwirthschastlicherThätigkeitzeigt unsere Provinz natürlichweitgeringere Volksdichtigkeitalsdiemeistenübrigen Provinzen,aber auchdie landwirthschastlicheBevölkerungbleibt,auf dasQuadratkilometer derbenutztenFläche berechnet, erheblich hinter dem Durchschnittderübrigen Ackerbauprovinzenzurück.Das bedeutet, daßbeiuns aufdergleichen Fläche weniger Picnschen ihre Nahrung sinden,als esanderwärts derFallist. Dieshatseinen Grund in zwei Momenten: Einerseitsüberwiegtin unsererProvinzdermittel- mäßigeundgeringeBoden,sodaßin denmeistenJahrendieland- ivirthschaftlichenErträgeproHektar hinterdenenderübrigenpreußischen Provinzen zurückstehen,andererseitsaberversiigtderGroßgrundbesitzin PosennächstPommernverhältnißmäßigüber dasgrößteAreal.

Nachderbereits genanntenlandwirthschaftlichenBetriebszählung

vom Jahre1895 entfalleninderProvinz Posenvon dergesammten landwirthschaftlichbenutztenFlächeaus die Betriebeunter 2ba2,82"s0,

von 2—5 ha3,670-»,von 5—20 ha20,830s0,von 20—100 ha 20,490s0undausdie über100ba52,190s0.JmKönigreichPreußen dagegenumfassendieBetriebeunter 2ba4,9.1.0,»,von 2-—5ha7,84os0,

von 5—20 ha24,300s0-von 20-—100 ha 32,010s0unddieüber 100 ha 3(,),940s0der Gesammtfläche.Jm ganzen deutschen Reich gehörendemGroßgrundbesitz(über100 ha)sogarnur 24,0l3s70der gesammtenFläche.Eine wesentlicheAenderung dieserVerhältnissehat

seit deinJahre1882 trotzderWirksamkeitderAnsiedlungskommission übrigensnicht stattgefunden,dennindiesemJahre umsllßtedekBesitz über100ha55,370»derganzenFläche,also wenig mehrals1895.

Trotzdemaber derGroßgrundbesitzin derProvinz Posenmehrvor- wiegtals infastallen anderen Provinzen Preußens,kommen in ihr auseinebestimmteFlächedochmehrBauern alsdurchschnittlichim Staate.

UnsereBauernstehen also inbezug aufdenBesitzumfanghinterdenen der elf

(4)

84

übrigenProvinzen erheblich zurück,und dieser Nachtheilwirddadurch nochvergrößert,daßderWerthdesGrund nndBodenseingeringererist.

Mit Rechtkonnte dahervon NathusiusinseinenUntersuchungenüber unsere bäuerlichenVerhältnissezudem ».wenigerfreulichen«Schluß kommen: »dieProvinz Posen besitztvielekleine,arme Bauern-« Auch dieLagedesGroßgrundbesitzesist infolgestarkerVerschuldungundun- günstigerAbsatzbedingungenkeineswegseineerfreuliche.

Allerdings besitztdieProvinzauchgroßeFlächendesvorzüg- lichstenRoggen-undKartoffelbodens,inwelchenGebieten sich großer Brennereibetrieb entwickelt hat,desgleichen auch besten Weizen-und Rübenboden,insbesondereimKreise Iuowrazlaw,inKusawien.Infolge- dessenkonnteauch, theilweisemitganzunerwartetem Erfolge,eineans-

gedehnte Zuckerrübenknlturemporblühen.

DieBedeutungderLandwirthschaftinunsererProvinzkann uur recht gewürdigtwerden,wenn man sichimmer ihre Stellungzurhei- mischenIndustrievorAugen hält.DieIndustriebeschäftigtsich haupt- sächlichmitderVerarbeitungderhiererzeugtenAgrarprodukte,sie ist alsovon denErträgnissenderLandwirthschaftabhängig,undumgekehrt istbei derSchwierigkeitdesAbsatzesunsereLandwirthschaftingleicher WeiseaufdieIndustrie angewiesen. Beidieserinnigen Verbindung beiderProduktionszweigekanndahervon einemInteressengegensatze,wie er anderswo besteht,nicht gesprochenwerden. TsieFörderungdeseinen bedingt aucheineHebungdesanderen,undnur durch einZusammen- gehenkönnen beide zurBlüthe gelangen.DieIndustriealisirungunserer Provinz,wiesie dasZielder königlichenStaatsregierungbildet, wird daher nichtnur einekulturelle undwirthschaftlicheHebungder Provinz imallgemeinenbewirken, sondernaucheinenAufschwungunsererhei- mischenLandwirthschaftherbeiführen.Allerdingsdarfman nicht künstlich Fabriken schaffen-,die dannnur mühsamihre Eristenz fristen,nur um überhaupteineIndustriezuhaben;eskönnenundsollen auchnursolche Industrieen beiuns eingeführtwerden, für die dieBorbedingungendes

Gedeihens gegebensind. Vielfach sträubtman sichinlandwirthschaft- lichen Kreisen nochimmer dagegen,weilman davoneineVergrößerung derschon heut besteendenLeutenoth befürchtet. Tiefe Auffassungist jedochalsunhaltbarzubezeichnen. Inderletztenlsjeneralversannnlung des ProvinzialvereinsfürHebungderFluß-und.lt«analschifffahrtinder ProvinzPosen ist sievon HerrnOberbürgermeisterWitting treffend durchdenHinweis widerlegtworden,daßdieZeitensich raschändern könnten,daß nachdemgegenwärtigen,"unerhörtenAufschwungderIn- dustrie einRückschlageintreten könnte,derdemAbströmender·Arbeiter nachdemWestenund indieIndustriegegendenaufeinmal einEnde machenwürde.

Dann aber wäre eine maßvoll nichtübermäßig entwickelteIndustrieeinSegen fürdieheimischeLandwirthschaft.Wie

(5)

85

überall,namentlichauchinWest-undSüddeutfchland,dieErfahrung

lehrt,daßdieLandwirthfchaftdann besondersgedeiht,wenn siehmit industriellemBetriebe mäßig durchsetztist,sogiltdies aus-. an- geführtenGründen ganzbesonders fürPosen. Die Jndustrtealtstruug unsererProvinzwird daherder LandwirthschaftkeinegeringereRolle anweisen, sie wirdvielmehr dieBedeutung,diesiegegenwärtigbesitzt,

nur noch erhöhen.

Zur Geschichte

degtäsartheverkehrs

inder

politischen Zeit.

Von E.Damit-e

TieHauptwasseraderderProvinz Poer ist, wieeinBlickauf dieKarte lehrt,dieWarthemit ihren wichtigsten Zuflüsfen Prosna undNetze. AlledreiWasserstraßenführen durch Gebiete,diereichan werthvollen Bodeuerzeugnissensind, fürderenTransport jenebilligen Verkehrswegevon größter Bedeutungsind. So haben sichdenn auch ichouzurZeit despolitischenKönigreichs,alsunsereProvinz nochein TheilGroßpolensswar, sowohldieHerrscheralsdieReichstagewieder- holtbemüht,denSchifffahrtsverkehraufderWarthezuhebenund ihnvon allenlästigenFesselnznbefreien.

Es war im Jahre i447, als zum ersten Male derdurch KönigKasimirlV. nachPetrikan zusaininenberufene Reichstagüber dieHebungdeciVerkehrsaufdenWasserstraßenPolenseinenBeschluß iaßte. Schon längsthatteec;sich als einUebelstand heraus-gestellt, daßdieAuwohnerderschifsbarenFlüsse-,diedoch Königszgutwaren, dieseihren privatenZweckendienstbar machten.Es waren theils Tämme nndWehr-ezurHerstellungeines größerenGefällesfürden :l.iiühlenbetrieb,theils auch Anlagenfür denFischfanghergestelltworden, welche denFlußiuseiner ganzen Breite durchzogenuudjedenSchiff- fahrtsverkehr unmöglichmachten.Wennesja ein Kaufmannwagte, ieineWaaren zubefördernunddabeidenerwähnten Anlagen Schaden

;ufügte,so wurdeervon denAnwohnerneinerschwerenSchatzungoder Zollzahlüngunterworfen. Dagegennun wendetesichderBeschlußdes siieichstagesvon l.«447. Nur solche Wehre,die sichals unbedingt erforderlicherwiesen, solltenbestehen bleiben; doch mußten auchsie mit genügendbreiten »Thoren«, durch welchedieSchiffe hindurchfahren konnten, versehensein. WerwiderrechtlicheinenFlußon erhob, sollte ihn zurückzahlcuund außerdemin die Strafe Siedmnadziesta1) verfallen.2)

I)Diegroße Geldstrafevon 14Markwurde sobenannt.

2)Vol-«legumBd.l,S.:l.5i.

(6)

86

DiesemGebote erginges,wie somancheinem andern,das vom polnischenReichstage erlassenwar: eswurdenicht,odernur zum Theil beachtet.Denn zur ZeitdesKönigs JohannAlbert 1496 erwies es sichals nothwendig,abermals in einem Reichstagezu PetrikaudenfrüherenBeschlußeinzuschärfen,daverschiedeneLandboten Klageüber seine Nichtbefolgunggeführt hatten.’) Ebenso sah sich König Sigismundl. genöthigt,in denBeschlüssendes Krakauer Reichstagsvon 1532 dasVerbot von Wasserbauten,diedenVerkehr hemmen,zuerneuern.2) Jmmer wieder kamen Uebertretungenvor;

nochimJahre1598 trat durch ReichstagbeschlußeineVerschärfung deraltenBestimmungenein, wonachalleVerkehrshindernisseaufden schissbaren FlüssenbeiStrafe von 200 Mark bis zum nächsten S. Martinstage abzutragen seien. DerselbenStrafe verfiel,wer von denAngehörigendesAdels,dieSchissfahrt betrieben, Wasserzollzu erheben wagte.3)

Der Wasserverkehrauf derWarthe scheintim 14.und15.Jahr- hundert nvch geringsügig gewesenzu sein.Weder dieältesten Grod- bücher,4)nochdiedemMittelalter entstammenden Stadtbüchervon Posen,5)diedocheinesoreicheFundgrubefür alle kulturellen Ver- hältnisse jener Zeit sind, enthalten Andeutungendarüber, unddies Schweigen läßt wohldenSchlußaufdasNichtvorhandenseineines solchenVerkehrszu. Freilich gelangte HolzinFlößenzuWasser nach Posen;dieStadtverwaltungvon Posen selbst bezogeinenTheil ihres Holzbedarfs auf diesem Wege:6)von einemirgendwielebhaftenSchiffs- verkehr aufderWartheim15. Jahrhundertefindensich sonstkeine Spuren.7)

Anderswurdeesim t6. Jahrhundert; dieReichstagsbeschlüsse betreffsderVerkehrsfreiheitaufdenFlüssen scheinendoch vorübergehend günstiggewirktzuhaben.1511 war dieWartheschissfahrtschonimGange;

polnischeSchiffe fuhrenvon derWartheindieOder nach Frankfurt nndStettin,8)beladen mitGetreide, Holz, AscheundTheer.Man begann selbst aufderWarthe Schiffezubauen. So erhieltimJahre 1532 Meister Wolfgangaus Stettin mitseinenzwei Gesellenvon demPöfener Bürger Peter Gyskaden Auftrag,in denWaldungen desEdlen JohannPrzerembskibei Czeszewo(bei Milvslaw) zwei

l«)Ebenda S.257.

I)Ebenda S.503.

s

EbendaBtäII,S.Jj457.L

4 eraus e envon .v. ekfcki. Leipi1887.

sA.WagschaueyStadtbuchvoiinosenI.zlgs92.

s Warfchauera.a.O.S.378. 402.408.

73DiespärlichenErwähnungenvonnaves (Warschauera.a.O.S. 388.

418.43)imAusgabenkontoderStadt Posendürften sichnur auf gelegent- liche Anmiethungenvon Kähnen innerhalbdesStadtgebiets beziehen.

S) Kloeden, BeiträgezurGeschichtedes Oderhandels IU, S.M.

(7)

87»

Lastkähnealias Scuthi (poln.= szkuty) denGetreidetransport

nach Sachsenzubauen.«) . ·

Daßder Schiffsverkehr aufderWartheaber auchIetztnicht Fuseinem vollen Florsichentwickelte,lagan der wenig entgegen- kominenden Haltungdes Nachbarstaates Brandenburg. Kurzvoi-«

ihrer Vereinigungmit derNetzetrat dieWartheindas kurfürst- licheGebiet ein. Der ganzeHandeldieses Landes nach Osten hin wurde aberdurchdas damals blühendeFrankfurta. O. beherrscht.

Tiewichtigste Handelsstraßevon Großpolennach Westen führtezu Landevon PosenüberMeseritz Zielenzig Reppen nach Frank- furt. Wenn nun dieWartheschifffahrtinGang kam, sowurde ein großer TheildiesesHandelsanFrankfurt,welches doch oberhalbdes EinflussesdesWartheindieOder liegt,vorbei,flußabwärtsbisnach Stettin geführt.Esgelangder mächtigenStadt in derThat,die Warthefahrerzuzwingen,von Küstrinaus dieOder stromaufwärts fünf Meilen weit bisFrankfurt zu fahrenund hier Niederlagezu halten. Dann erst durftederWeg nachStettin fortgesetztwerden.

EinPrivilegdesKaisersMarimilian vom Jahre1511 schütztesie indiesemangemaßteiiRechte.2) Jn ähnlicherWeise hatten auchdie brandenburgischenKurfürstendenVortheil ihrer blüheudstenHandelsstadt imAuge-,wenn sie derWaktheschifffahktnach MöglichkeitSchwierig- keitenbereiteten. Als imJahre1555 derPosenerBürger Reinhold WegnereineLadung Hopfenauf derWarthe verschiffte,ivurdesie in Küstrin mitBeschlagbelegt,nndnochvier Jahrespäter bemühtesich derGeneralstarostvon Großpolen,Johann Koåcielecki,seinemUnter- thanendurcheinSchreibenan denMarkgrafen Johannzuseinem Rechtezuverhelfen.3)

SolcheVorgängeführtenznniBeschlußdespolnischenNeichstages zuWarschan l563,4)demzufolge König SigismundII. August sich verpflichtete,Kommissarienan dieMarkgrafenvon Brandenburgund Herzögevon Pommern zusenden,umbetreffsderfreienWartheschifffahrt Verhandlungenanznknüpfen.Diese Schritte scheineneinegünstigeAuf- nahme gefundenzuhaben. VonbraiidenburgifcherSeite wurdesogar ZurHebungdesWasserverkehrseinVorschlag gemacht, dessenAus- fÜthmg freilich noch2Jahrhunderteaufsichwarten lassen sollte:

nämlichder,eineWasserverbinduiigzwischenWartheundWeichsel her- zustellen. Der fragliche Passus ineiner BotschaftdesKurfürsteii JoachimIl. an König SigismundII. August (um 1564) lautet:

) Posener StaatsarchivJason Posn. 1533J34Bl.90.

2 Kloeden,a.a.O.111,S.54· ·

sBerliner Geheimes Staatsarchiv.B.19.102s—d. sDiese4 Akten- bündeldienen, soweitkeine andern Quellen angegeben sind,denfolgendenAus- führungenurGrundlage-

O)ol.log. II,S.640.

(8)

88

»daßzukünftiglichdurchMittel undWegedieMaaße möchtenbefunden werden,daßdieWeichselindieWarthe,dieWartheindie Oder .

möchtenschiffbar gemacht werden, dadurchbeider Lande Unterthanen sowohlzuWasseralszuLandehandeln.Ew. Königl. Durchlancht wolltdiesenHandelweitervor dieHandnehmen, berathfchlagenund mittlerweile auch,wiedieWasser möchtenzusammengebrachtwerden, besichtigenlassen.« DieserletzterePlangelangte nichtzurAusführung;

dochmilderte derKurfürstineinzelnenFällendiestrengenZollbestim- mungen, diedenWartheverkehrlähmten.

So bat1573 GrafStanislaus von Gorka denKurfürstem ihm fürseineWaldwaaren, Theer,Dielen,Schiffsbauholznnd Asche zollfreienDurchgang durchsein Gebietzu Wassergewährenzuwollen.

Das Gesuchwirderhört,nnd GrafStanislaus verfehlt nicht, seinen Dank für diese Huld auszusprechenundauchfürdieZukunftum die GewährungähnlicherVergünstigungenzu bitten. Wahrscheinlichwurde einesolche auchseinem Bruder Andreas zuTheil,als dieser1577 100Last AscheinFässernundeinigeMalter Korn zuSchiffe nach Pommernsandte.1)AndersergingesdemmächtigenAdam Sgdziwoj Czarnkowski,als ersich1586 mitderBitte umZollfreiheitfür einen GetreidetransportandenKurfürsten Johann Georgwandte. Erwurde abschläglichbeschieden.

Jm Jahre1589 lagdieWartheschissfahrtwiedersehrimArgen.

Was nütztejedeRegulierungnndRäumungdesStrombettes, wenn

BrandenburgimUnterlaufedesStromes einenRiegel vorfchob?So wurdedennvom Reichstage1589 derKronmarschallnndGeneralstarost

von Großpolen,Andreas v. Bnin-Opalinski, zumGesandten andie Fürstenvon BrandenburgundPommernbestimmt,um neue Verhand- lungenüberdieZollfreiheit aufder Warthennd Oder anznknüpfen Sollten feineBemühungensichals fruchtloserweisen, sowar als KampfmittelgegenBrandenburg——- dieErrichtungeiner Niederlage inSchwerina.W.,alsodichtanderGrenze,inAussichtgenommen worden«Kam dagegeneineEinigungzuStande, so sollteschleunigst dieWarthe fürdenSchiffsverkehrinStand gesetztwerden. Wenndie dafür ausgeworfenen,imRathhauszu PosenanfbewahrtenGelder nicht ausreichten, sowar dieRitterschaftder WojwodschaftenPosen undKalisch gehalten,denRest durch Beiträgezudecken.2)

AuchdieseBeschlüssehabenkeinepraktischeFolge gehabt;1598 wurdeninderselbenAngelegenheitwiederumvom ReichstagezuWarschau Kommissaregewählt:derKastellanvon RogasenAndreas Czarnkowski und2königlicheSekretäre,diedenselbenAuftrag,wieobenAndreas v. Bnin,erhielten. JetztnähertesichderZeitpunkt,wo dieunaus-

1)Berl. Geh. Staatsarchiv. Rep.9.Nr·9f.

2)Vol. leg-. II,1278.

(9)

89T

gefchten BemühungenPolens,dieWartheschifffahrtvon ihrenBeschrän- kungenundHemmnissenzubefreien,von Erfolg gekröntsein sollten.

UmdieWendedes16.Jahrhunderts nämlichbeginnteineFrage derhohenPolitik in die desWartheverkehrs hineinzuspielen.Bekanntlich hattedas brandenburgischeKnrhaus1569 vom Königevon Polendie MitbelehnungmitdemHerzogthum Preußen erlangt,um imFalledes- AussterbensderherzoglichenLiniesofortindenGenußaller hohen- lichenRechtezu treten. Dadurchwurde derKönigvon PolenLehnsherr desKurfürstenvon Brandenburg,dersomit alleUrsachehatte, Rück- sichtaufdieWünscheseines damals sehr mächtigenNachbarnimOsten zunehmen. Alsnun derletzteSproßderherzoglichenLinie,Albrecht Friedrich,einer unheilbarenGeisteskrankheitverfallenwar, kamesfür denbrandenburgischenKursürstendaraufan, sichdieKuratel über den lsrkrankten undsomitdieHerrschaftüberPreußenFuverschaffen.Da dies abernur mitZustimmungdesKönigsvon Polen,bezw. seines Reichstages geschehenkonnte,«sowar esdieAufgabe Brandenburgs, siesich günstigzu stimmen. UngeheureStimmen flossendamals zur BestechungeinflußreicherMänner von Adel undBeamtenschast nach Polen,GeschenkeallerArt wurden dargebracht, Aufmerksamkeitener- wiesen,Schmeicheleien nicht gespart.’)Polenandrerseitswar nun in derglücklichenLage,für seineZustimmungzurErbfolge Brandenburgs seine Bedingungenstellen zu können. Unter diesenfigurirt auch die·

ZollfreiheitderWartheschifffahrt.DemKurfürstenJohann Sigismund blieb nichtsübrig,als dem polnischenAdel dieseFreiheitineinein besonderenReversalzubewilligenund das Zugeständnißdurchein SchreibenaudengroßpolnischeuLandtagzuSchrodazuwiederholen.

Abermals wurde nun vom Warschauer Reichstage161l eine Kommission diesmalvon mdemköniglichenRatheundderRitter- ichaft angehörendenMitgliedern erwählt,dieam lö.Mai 1612 mitAbgesandtendesKurfürstenaneinemOrtezwischenLandsbergund Schwerinnn«gründlichenErörterngderSchifffahrtsfragenndBeschluß- fassungdarüberncsannnentreten sollte.Vor aslemwurdedieBefreiung despolitischenAdels von allenZöllen angestrebtund die Räumung derWarthevonKolo finRussisch-Poleu)abanbefohlen.««)Wennaber auchderKurfiirst selbst willigwar, auf dieseVorschläge einzugehen, soerhob sichietzt derhartnäckigeWiderstanddesbrandenburgischenAdels namentlichinderNeumark dagegen.Der Adelwar seit der Bauern- legungunter Johann GeorgderHauptproduzentdesGetreides inder Mark gewordennnd mußtevon jederVerkehr-serleichtemugaufder WartheeineUeberfluthungdesMarktes mitpolitischemGetreide und dendaraus resultierendenPreisdruckbefürchten.Seinem Einflusse ist I)ReichesMaterial darüberimBerliner Geh.Staatsarchivz. B.R.9.

Nr.9.h.,R.9.Nr.9.R.4.Nr.1.

D)Vol. leg. III,S.31.

(10)

90

eszuzuschreiben,daßdieimMai 1612 erfolgendeZusammenkUnftvon Vertretern beiderStaaten zukeinem Eigebniß führte. Die Polen

waren darüberempört;11613erfolgteeinzweiter energischerBeschluß

desWarschauer Reichstags,’)wonachdieKommissionerneuert undder KurfürstauseinePflichterinnertwurde. Dieser befandsichso»zwischeu 2Feuern«undwählte geschicktgenug denAusweg,denPolenzwar nichtgenerell,aberinvielenEinzelfällendieZollbefreiungzuzugestehen.

So bittetEliasArcemberski (24. März "l.61.4)alsein»armer Gesell

«

von Adel«um zollfreien Transportvon etlichen30Maltern Getreide, diezuWasser nachStettin gehensollen,durchBrandenburg;Adam Sgdziwoj CzarnkowskierhältdieErlaubniß (30. Dezember1614),l,(.)() WispelGetreideausderKronePolendieNetze, WartheundOderabwärts nachStettin undvondortwieder10Last Heringeund10Last Pay-Salz stromanzollfrei führen"zudürfen.

Doch je nachgiebigersichderKursürst zeigte,destomehr stieg dieBegehrlichkeitdespolnischenAdels, derwohlwußte, wieschwersein Wort inderpreußischenSuceessionsfrageindieWagschalefiel. Als Beispielfür diesewachsende Anmaßungdiene einBrief des Edlen Alexanderv.Rogaczewa-BrodzkiandenbrandenburgischenHauptmann inDriesen (·16.April 1,614),einBrief,der wegen seiner naivenGrobheit einenPlatzinderGeschichtedesBriesstilsverdient. DerSchreiber erkundigt sichdarinzunächstinherrischemTone, wo undinwelcher HöheindenkurfürstlichenLändernWasserzoll erhobenwürde: erwäre Willens,80 Malter Korn von derWarthebrückebeiWronke abzu verschissen. Ueberhaupt habeerdieAbsicht,aufdemLandtage (zu Schroda)über diebrandenburgischenZölle sichzubeschwerenundsolche Beschwerdeauchin dasLandbnchzu Poseneintragenzulassen, »welches, obesschonEiner möchtefüreingeringschätzigDing achteu,so trage ichaberdochSorge,esmöchte nachmals Jhrer KurfiirstL Gnaden feudo schädlichsein. Jch gönne JhroKurs. Gnaden allesGutes, dochabergönne ichundmußgönnenauchmirselbstGutes. Raptim.

Undthuemich hiermitinEw.Gnaden Gunst empfehlen.«

Von deranderu Seitetrat dieneumärkischeRitterschaftmiteiner umfangreichenDeukschriftandenKurfüsten heran (12. August 116«l4).

EineReihevonGründengegendieBewilligungderZollfreiheitanden polnischenAdelwirdvorgeführtzdarunter auchder,daß schonjetzt die an Oder nndWarthestrom angesesseneuAdligenundUnterthanenin Städten undDörfern,,allbereitszumHöchstensichzubeklagenhätten wegen desgroßen Uebermuths,derFrevelthatenund derDiebstähle

von Fischen,Gänsen, Enten,selbstvon Schweinenundanderm Vieh«, dievon dempolnischen,,Gesindlein«auf denstromabwärtskommenden Fahrzeugenverübt würden. Der Kurfiirst beauftragteeinenseiner

1)Ebenda In, S.170.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Aus der Einleitung, die sich mit der gefchichtlichen Entwickelung der Agrarverhältnisse befaßt (S. l—21), ist hervorzuheben, daß die Provinz Poer nächst Pommern den

Die Glctscher führten viele Gesteine nnd großeSchlannuinassen mit sich, die heute den Grund nnd Boden unserer Provinz und der ganzen nord- deutscheuTiefebene bilden oder iu

schlechtengeweßen, vor 8 thl.3), daß gntte vor l.0 thl., die mandel stroh l thl.., den thl. Der Winter ist so vol schne ge- weßen,daß von Heylige 33 König4) bis den T. April

Dieser theilt zum Jahre 1451 mit, daß im Kloster Tremessen der aus Bromberg stammendeBranknecht Goly Jan (,,der kahle Hans«) verstorben sei: derselbe sei ein hervorragend tüch-

Tas war naturgemäß ein bedeutendes chnnniß für die schnelle Und befriedigende AusgestaltungkatholischerLehranstalten. Außerdem aber hätte der Verfasser leicht zu der Erwägung

Schueller als bisher wird es auch durch die Herausgabe der ,,s))ionatsblätter« möglich sein, alle wichtigen litterarischen Erscheinungen, welche unsere Provinz betreffen oder in

trübten mer betrübnus zugetrieben.“.. Dem abschied nach nenne ich dir einen tagk, den künftigen montag nach ascensionis, vff welchen du gegen mich für vnsern

nis der Dinge den ja auch von Beurmann skeptisch beurteilten Erfolg des Unternehmens in Frage ziehen zu müssen. Er setzte auseinander, dass viele Einsassen des