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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 10.

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Historische

W

OF

Monatsblätter

fürdie Provinz Pofen.

Immer s Zofe-»Ectooek1900. sNr·10.

Kranke Die Vorarbeiten fürdieKaiser Will)elni:Vibliothet"zu Polen. E. HO. Schottmüller .n., Die Bromberger(55ewer-be-Aus- IUUUUSvon litt-A E.MEL—- Litterarische BesprechungenS.lssnfn Nach:

richten.E-.159. («5«escl)iiftliches.S.s1tj(). —— Bekauutmachung S.16».

DieVorarbeiten fürdieKaiser Wilhelm-Bibliothek zu Poten.

Von H.Franke.

Der imJuli "1898mitdenUnterschriftenvon 300national- gesiuutenMännern ergangene Aufrufzur Begründungder Kaiser WilhelnkBibliothekinPosen hattezurFolge, daß zahlreicheVerlags- handlungeu, auch mehrere großeAutiquariateVerzeichnissevon geschenk- weiieabzugebendeuWerkeneinsandten.Vieleunter ihnen hatten ihren gesammtcn Verlag,andereausWunschvon denbegehrterenWerken2, I) bis12Eremplare,wiederandere dieBücherinLriginaleinbänden ZurVerfügunggestellt.

BaldnachjenemAufrufwaren auchvon denZentralbehörden PreußeusunddesReichsandieBibliothekenihrer Rcssorts Weisungen ergangen, Listen ihrer entbehrlichenBücherder inBerlin errichteten GeschäftsstellefürdieKaiser Wilhelm-BibliothekzurAuswahlzuüber- sendeu. Endlich hattenviele patriotischeMänner nnd-Frauenaller Stände das Unternehmen durchGeld- und Bücherspenchlfreigebig unterstützt.

Es galtnun, ausderMasseder angebotenen Schriftendas- jenige auszusondern,was indenRahmeneinerBibliothekwiedie in Redestehendehineinpaßte,deren Zusammensetzungvon vornhereinso geplantwar, wiesiediegroßenwissenschaftlich-wlksthümlichenBiblio- thetenAmerikas etwa zeigen. Alsowedereinseitigwissenschaftlich,noch einseitigpopulär, sondernbeidesvereinigt.VondenWissenschaftendie

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ablegnerenSpezialgebietcnatürlich ausgeschlossen,von der Bildungs- litteratur aberso ziemlichalles,um jeder BevölkerungsklasseundJn- telligenz möglichstsich anzupassen.

Das Programmwar also einziemlich umfassendes,wie man

sieht,undeswar von vornherein nichtzuerwarten, daßaus Schen- knngen,diederZufall lenkt, selbstwenn sie noch so reichlich flossen, sichetwas aufbauenlassenwürde,was auchnur imentferntesteuals einGanzes, Abgeschlossenesindem bezeichnetenSinne zubetrachten wäre. Darum handelteessichaber auch nichtund konnteessich uicht.handeln.Die ErrichtungeinerBibliothek läßtsichja überhaupt nichtinwenigenJahren, selbstmitreichlichenMittelnnicht, erzwingen;

sondernessindvieleJahre geduldigenSammelns und—Ergänzensund einersteten aufmerksamen Beobachtungder örtlichenInteressen ihrer Benutzer erforderlich,umans einer rohen Büchermasseeine wohlge- gliederteBiichersammlungvon lokaler Zweckmäßigkeit denn auch dasist wesentlich—— zumachen.Man mußte daher zufrieden sein,

wenn esgelang,auf dem hier eingeschlagenenWegenur einenbe- scheidenenGrundstockzuschaffen,derentwickelungsfähigwar. Dieses Ziel schien innerhalb crreichbarer Grenzenzuliegen. Undfo·wird es dennauchmitGlücknnd Gunst hoffentlichinnichtzuferner Zeit erreichtwerden. Freilich giebtesnoch mancheLücke in denBeständen

vor demEintritt derEröffnungderBibliothek auszufüllen,dieBereit- stellung größererMittel alsbisher isteine unabweisbare Voraussetzung zurHerbeiführngeiner unmittelbaren Benutzbarkeitder Sammlung.

Aberdavon abgesehen,kannman wohlsagen:einguterAnfang ist.

gemacht.Undhierzu hatdieallbekannte Opfer-willigtendesdeutschen Buchhandelsinhervorragendem Maße beigetragen. Mehrals 250 Firmen sindandenSchenknugen,von deneneinzelneeinenKaufwerth

von 10000 Mark unddarüberbesitzen,betheiligt. DemBuchhandel istnamentlichdie guteAusgestaltungderGruppen deutscheLitteratur, BiographieundGeschichtezuzuschreiben,währenddiestaatswisfenschaftlich- juristischeunddiemilitärwissenschaftlicheLitteratur ihre günstigeEnt- wickelungvornehmlich durchdiereichen Beisteuernder Behördenbiblio- theken erfahren hat.

«

VondemJnhaltderSammlungfiirjetztnur einpaar Einzel- heiten.VonwerthvollerenReihensindziemlich vollständigvertreten:

dieTeubnerscheSammlunggriechischerund römischerKlassiker,die ReclamscheUniversalbib"liothek,dieStatistik des DeutschenReiches unddasPreußischeQuellenwerk dieser Art,dieZeitschriftfür bildende Kunst. Bemerkenswertb sind ferner einesehr reichhaltige Sammlung

von Schriftenüber dieCentenarfeier,in beiläufig115 Bänden(wo- runter 64 starke Sammelbände ausZeitungs-undZeitschriftenartikeln) ein·(5.3efchenkderBerliner KöniglichenBibliothek; fernerdie Bestände

an Zeitschriften allgemeinenCharakters,wiePreußifcheJahrbiicher,

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Grenzboten,DeutscheRundschau,Revue des deux mdndessNUOM Antologia,undendlicheinevollständigeSerie der·Mu·nchenerAllge-

meinenZeitungausdenJahren1798 bis1874, einesehr werthvolle GabederStadt Frankfurta.M.,diebisaufdieGegenwartzuver-

vollständien o«·entliclno elingenwird). » » «

UicigeniiigiiidbesetztsinkenochdieAbtheilungenAuslandischeLit-

teratur,worin dieKlassiker, namentlich französischeund englische,lwie auchdie modernen Antoren fastnur inUebersetzungenzufindensind, ungenügendferner dieAbtheilungeu MusikundbildendeKunst. Vier clöffllet sichdemPatriotismus derFreunde desUnternehmens nochein

weitesFeldzuschönerBethätigung. ·« . .

Denn dieseAbtheilungenmüssen ineinerBibliothekwiediege-—

Plantegutausgestattetsein. Jn der Kunst sind» es namentlich großen Anschanungswerke,die zndürftig vertreten sind.Aberauchfur gutedeutscheBelletristik ist nochimmer Verwendungvorhanden,nnt Rücksichtaufdie-späterzuerwähnendeNothwendigkeitderCinstellnng mehrerer Eremplarc. DaßesaußerdeminallenübrigenFächernnoch vieleLückenauszufüllengiebt, ist schon angedeutetworden. .

Es ist imGanzenjetzt einBestand von fast150000 Bäuden beisammen. Kommt hierzu noch,wiewahrscheinlich,nach Abzugder Dubletten derInhalt derjetzigen Landesbibliothekin Posen,so tritt dieKaiserWilhelm-BibliothekimJahre 1902 mit einem Gesammt- bestandevon etwa 180000 Bänden insLeben, also ineinemUmfauge, wieihnkaumeineandereBibliothekbeiihrer Eröffnung aufzuweiseu hatte. Dafürwerden dieAufgabenderneuen Bibliothekauch wesentlich unifassenderesein,alsdiedermeisten Landesbibliothekenälteren Stils.

DieEinrichtungeinesLeihverkehrsmiteinergroßenAnzahlvon Volks- bibliothetenderStadt undProvinz Posen istbereits in Erwägung gezogen worden. HiernachwürdedieKaiser Wilhelm-Bibliothetals Bücher-Zentraledie kleinerenBibliothekennachBedarf durch Darleihung

von Büchernzuunterstützenhaben. Ja,eswärewünschenswerth,daß außerdiesen Leih-BeihilfenauchAnregung, Förderungundfachmännischer RathzumBestenderkollegialenAnstaltenvon der Zentrale je nach Bedürfnißausgingen.

Natürlichsetzteinsoausgebreitctes, organisirtes Leihverhältniß derProvinzialbibliothekganzandereVüchermassenbeiihr voraus,als einenur mitgelegentlichenBücherbestellungeuaus dem Umkreis rech- nendeBibliothekerfordernwürde. Es genügt daher auch nicht, daß DieKaiserWilhelm-BibliothekvielbegehrteWerkenur in einem Eremplarvorräthighält, siewirdvielmehrvon deneigentlichenstaa-

dard works desVolkeszehnnndmehr Eremplarebereithaben müssen,

UIU VMAnsprüchengenügenzukönnen. Hierauf istbeidenEr- werbungenfür dieSammlung schonjetzt sovielalsmöglichBedacht

I) Nachträglichseibemerkt, daß diese Ergänzung inzwischen ist.

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genommenworden,undnoch mehrwird esgeschehenmüssenbeiden hoffentlichnochzuermöglichendenplanmäßigenErgänzungen.

«WasbisjetztaneigentlichenbibliothekarischenVorarbeiten für die KaiserWilhelm-BibliothekindemZeitraumvon etwa 172 Jahren, abgesehenvon der voraufgegangenenWerbethätigkeit,geleistetworden ist,erstrecktsichwesentlichaufdie AuswahldesDargebotenenund dessenAufstellungundSonderunginFächer, sowie aufdieTitelauf- nahmeder Biicher füreinen systematischenund einen alphabetischen Zettelkatalog. DiesebeidenKatalogewerdenfast gleichzeitighergestellt, mitZuhilfenahmevon sechs Schreibmaschinenund der durch siege-

wonnenen Durchschlagskopieen. JmGanzen sind gegenwärtigmehrals

20Personen thätig,um dieseArbeitenthunlichst nochbis zum1.April nächstenJahres abzuschließenunddann die endgiltige Aufstellungder BücherinsystematischerFolge vorzunehmen, auchdienoch größtentheils rückständigenBuchbinderarbeitenu.s.w. ausführenlassenzukönnen.

Der systematischeKatalog,aus starkemKartonpapier,wirdin Kästenvon besonders für diesenZwecktonstruirten Schränkenaus hartem Buchenholz eingestelltwerden,miteiner Sicherheitsvorrichtung nachArtdesamerikanischenStab-Lochsystems,jedochmit festerVer- schließbarkeitdesdurchdieZettel geleitetenvernickelten Stabes mittelst derZungeeinessorgfältiggearbeitetenFallenschlosses.Jndengleichen SchränkenwerdensichvielekleineFächer für die, ebenfalls mechanisch verschließbarenundvernickelten, KapselndesalphabetischenKatalogsbe- finden,undzwarbeideAbtheilungeninHöheundAnordnungso,daß siebequemvon JedermannohneAnwendungvon Tritten erreichbar sind.Die Schränkesind außerdemzur Aufnahmeder für Titelfest- stellungen erforderlichenHandbibliothek bestimmt,wofürverstellbare Bücherbretter(System Lipman) vorgesehensind.

DerNeubauderKaiser Wilheln1-BibliothekinderRitterstraße zeigteinenT-förmigenGrundriß, dessen horizontaler Schenkel fürdie Verwaltungsräumennddessenvertikaler fürdas nach hintenhinaus gelegeneBüchermagazinbestimmt ist. Einbesonderer VorzugderAn- lage bestehtinderMöglichkeitder Erweiterungdes Magains ohne Betriebsstörung. Dieseswird zunächstetwa 300000 BändzenRaum gewähren.

Vonden-Verioaltungsräumensind bemerkenswerth:·Jm ersten Stockwerk dergroßeLesesaal,mitdersehr zweckmäßiggeplantenEin- richtungnur einseitigbesetzterLesetische;daran anstoßend,nach hinten hinaus,dasZeitschriften-undNeuheiten-»3immer;inderStraßenflucht, aufeinanderfolgend,dieBüche-rausgabestelle,ein-Raum füreineAus- leihezimmer-Bibliothek,dieso gedacht ist, daß Jedermann vor den Biichern selbst wählenunddasGewählte sofort entleihenkann,ferner dasKatalogzimmer,einbesonderesLesezimmerfür mitSpezialforschungen beschäftigteGelehrteunddasDirektorzimmer.Das Erdgeschoßwird

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VVUseiUeMgWßenVortragssaal nebst Vorbereitungszimmer»undeinem reichlich beniessenen AusstellungsrauminderHauptsacheeingenommen werden.

DieBromberger Gewerbe-Ausstellung von 1855.

Vo

Zi.gochotilmülkeu

NachdemznBeginn diesesSommers diegroßeWanderausstellung derdeutschenLandwirthschaftsgesellschafthierin Posenstattgefundenhat, isteswohl nicht unzeitgemäß,riickschauendmit einemkurzenBlieb-dieerste

bedeutendere in unsrerProvinz abgehalteneAusstellungzustreifen.Es ist dasdieBrombergerGewerbe- undLandwirthschaftsausstellungvom Jahre 185)5,über deren Verlaufunsheute nochsehr eingehendeBerichte und interessanteUrtheileder damaligen höherenProvinzialbeamten

vorliegen. ·

DieersteAnregungzu dieserAusstellungergingausdemKreise desGewerberathsderStadt Bromberg.Dieser faßteinseiner Sitzung

vom illi.Februar 1854 denBeschluß,eineKunst-und Gewerbe-Aus- stellnng, womöglichfürdieganzeProvinzPosen,mindestens aberfür denRegierungsbezirkBromberginsLebenzurufen. Bei denersten einleitenden Unterhandlungen schiendas Zustandekommendes Unter- nehmens sehr fraglich;dennauf dieEingabe,mitwelcherderGewerbe- rathdieKgl. RegierungzuBrombergum FörderungdesPlanesnnd um dieGenehmigungzurVerhandlungmitandernGemeindenbat,er-

gingdieablehnendeAntwort, »derGewerberathhabenur consultative, nichtereeutiveBefugnisse,er selberkönnedaherdie-Ausstellutig nicht einrichten,dochwürde einaus-MitgliederndesGewerberathsundder HandwerkerkreifegebildetesKomitedieErlaubnißdazu erhalten«Der GewerberathglaubteseineSelbstständigkeitinderMitwirkungbei dem Ausstellungsunternehmengefährdetunderreichteineiner unmittelbaren EingabeandenHaiidelsminister, daßdieRegierungbald daraufdie AusführungdesPlanesin der erbetenenWeisegenehmigte.Beiden weiterenBerathungenimGewerberathe tauchtedann inder Sitzung

vom 21. Septemberder.Vorschlagauf,»denlandwirthschaftlichen Central-Vereinfür denNetzedistrikteinzuladen,umdamit inder-Aus- itellung womöglichein BildderstädtischenundländlichenBetriebsamkeit iUgeben-CDerCentraloerein,andessenSpitzedamals derRegierungs- Pkäsidentvon Schleinitz stand,erklärtesichinseinerSitzungvom 530.September,in derAbgeordnetedesGewerberathsdenPlanein- gehend auseinandersetzteu,enstiinmigzurBetheiligungan demUnterl- UehMeUbereit,meinte-aberdieAusführungbisausseinenächsteGeneral- VersamnilungimMai 1855 verschiebenzumüssen.Es ergabsich

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dann, wogegen derGewerberathznallererst sich so gesträubthatte, dochdie Nothwendigkeit,ans denbeidenKörperschafteneinenengerenAusschuß zurVorbereitungderSache anszuscheiden. Dieser setzte sich zusammen aus dem Regierungs-Präsidentenvon Schleinitz,demOekonomierath Kinzeund Stadtrath Petersonals Vertretern desCentral-Vereins, nnd den MitgliederndesGewerberathes: Schulz, Diibeler, Knsch, Wakarecy, SchmidtundMusolf,zudenendann nochals Kommissar derBrombergerRegierungderRegierungsrathvonCzndnochowskitrat.

BezüglichderAnsstellungsräumehatteman imGewerberath zuerstein HausinnerhalbderStadt vorgeschlagen;man einigte sichdann aber doch gemäßdein BorschlagedesRegierimgs-Präsidentenvon Schleini15 aufdas vor der Stadt belegene Okollo-Garten-Etablissement, dessen Besitzer sichzurfreien HergabedernothwendigenRäumlichkeitenerboten hatte.Von dem vorbereitenden Ausschußwurdennun einerseitssämmtliche MagistrateundJnnnngenimRegierungsbezirkBromberg,sowieeinige ansdemRegierungsbezirkPosenund demsiidlichenTheile Westpreußens, andererseits die Mitglieder der landwirthschaftlichenZweigvereine Bromberg, Colmar, Czarnikau, Deutsch-Krone Jnowrazlaw, Mogilno, Wirsitz, WongrowitzzurBeschicknngderAnsstellung eingeladen. Jn dengedruckten:)inndfchreibenwar mitgetheilt,daßderAusstellersämmtliche KostendesTransports,Ausladens ec.tragen,vonderLageriniethennd sonstigen Gebührenaberfrei fein solle. Die Kostender Ausstellnng würden derKassedesUnternehmenszurLast fallen; MitgliederdesGe- werberathsnnd derLandwirthschaftlichenVereinesolltest freienZutritt haben,andere Personengegenfiinf SilbergroschenEintrittsgeld. Jm Aprilwaren dieVorbereitungensoweit gediehen,daßman am 28.dem Oberpräsidentendie Abhaltungder Ansstellungin der Zeit vom 18—23. Mai anzeigenundihnzurEröffnungeinladen konnte; der Ober-Präsident theilte darauf mit, daßerselbstfiirdenEröffnungstagver- hindertsei und denRegierungsrath KretfchmermitfeinerVertretung beauftragt habe; dochwolleer einige Tage späterdieAusstellungbe- sichtigen.Die Benrtheilungderansgestelltenlandwirthschaftlichennnd gewerblichen Ausstellungsgegenständeerfolgtgetreennt, derart,daßder Centralverein selbstMedaillen vertheilte, währendder Gewerberath PrämiirungsvorschlägedemMinister einzureichenhatte.

UeberdieEinrichtungunddenGesammteindruckdieserAnsstellung besitzen wir sehr eingehendeund interessante Schilderungenindem BerichtedeserwähntenRegierungsrathesKretzschmerunddesdamaligen Oberpräsidialrathsvon Nordenflycht,denderLberpräsidentzueinem Gegenbericht aufgefordert hatte. Es verlohnt sich,beidewenigstens auszugsweifekennenzulernen. »Ichglaube«, so schreibtder Re- gierungsrath Kretzschmer,»das Resultateinüberraschendesnennen zu können, weilwohlinderThatvor derAusstellung schwerlichdas größerePublikumeineAhnungdavon hatte,was dieIndustrie dieses

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Landestheileszuleistenvermag. Die Anordnung,um dienebendem Regiernngspräsidentenvon Schleinitzder Oekonomierath Kinzeflfh großeVerdienste erworben,war zweckmäßigund geschmackvollDie BetheiligungderGewerbetreibendenwar mitRücksichtdarauf,daßdiese AusstellunginBrombergdieerstewar, ziemlich ansehnlich,doch mcht fVgroß, daß nichtzurFüllnngderNäumeeineAnzahlvon Handels- artikeln, dieallerdingsimKatalogeals solchekenntlichgemachtwaren, hättemitausgestelltwerden müssen.Zu bedauern istdie geringe Theilnahme,welchedieGewerbetreibenden des PosenerRegierungsbeztrks dcmUnternehmengezeigt haben. Nur wenige hattendieAnsstellung beschickt;dieBetheiligungdes fchaulnstigenPublikums war trotzdes schlechtenWetters in einigen Tagen nngemein zahlreich.—- Die Ausstellung enthielt folgende Gruppen:1.Mineralien undBrennstosfe.

2.LandwirthschaftlicheRohprodukteundErzeugnissedererstenZurichtung.

Ez.ChemifcheundpharmazeutischeStoffe, Produktennd Farbwaaren.

4. Nahrungsmittelund Gegenständedes persönlichenVerbrauchs.

5.Maschinen.6.Instrumente 7.Weber-nndWirkwaaren,Leder- nndBekleidungsgegenstände.8.Metallwaaren undWaffen.9.Stein-

undGlaswaaren. 10.Holz-nndKnrzwaaren.1sl.BildendeKünste.

12. LebendeThiere.

Bei der erten Gruppe:Mineralien nnd Brennstoffesei zn bemerken, daßin einem Flachlande solcheProduktenatürlichnur

schwachvertreten seinkönnten; immerhin beachtenswertseienjeden- falls die Probenvon Schmiedeeifen, ausgestelltvon Poll inThnne1), das als das bestederProvinzundbesseralsdas Danziger gelte, nnd dieSteinmetzarbeitenvonNeundorf inBromberg. Jnder 2.Gruppe:

LandwirthschaftlicheProdukte, seien ihm besonders dieMaisproben von

Franke-Bronibergnnd derausgezeichneteWeizenvon Schwartz-Jordanowo aufgefallen.UnterdenGegenständenderZ.Gruppe: Chemifcheund pharmazentischeStoffe, ProdukteundFarbwaaren, rühmterdas rohe nnd raffinirteRüböl von Poll inThnneund besondersdas von Michael Lewy-Jnowrazlaw,letzteresvon ausgezeichneterhellerklarer FUTbezfernerStoffeausderGnanofabrikvon Lipowitz-Pofen:Wiesen- düngungskohle,Uralkohle, schwefelsaurenAmmoniak ansTorfgewonnen, POsenerGuan und unter Dampfhochdruckhergestelltes Knochenmehl;

mitDroguenundFarbwaarenwaren dieFirmen VöltzkeundLeistikowin Ptombergvertreten. Beider4.Gruppe:NahrungsmittelnndGegen-·

ständedespersönlichenVerbrauchs,waren nebenProduktenderBromberger MühlenadministrationKonditorwaaren, Würste, Pfefferkuchen,besonders Von Chalybinin Thornausgestellt;von den destillirtenGetränken galtendieFabrikatevon Jakoby, Franke, KauschundGieseinBromberg alsspgut,daßsiesich fastdenDanzigernandie Seite stellen ließen.

Aus Gruppe5: Maschinen, hebtderBericht rühmend hervor zwei Y)DieserOrtließ sich nichtermitteln.

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Schnelldämpferund eineFeuersprilzevon Semrau-Bromberg,einensehr gutenDampfdestillirapparatvon Wolkowitz-Posen,eineFeinspinnmaschine

von Spude-Schönlanke,einenDampfmaschapparatvonMenard-Bromberg, Wagenvon Weltinger-Posen;unter denlandwirthschaftlichenMaschinen sahman nur schonbekannte Systeme,u. a.eineDreschmaschinevon Kämmerer und Schwartz-Jordauowo,eineMähmaschinevon Schmidt inWilczakundeineSäemaschinevon Dreivitz-Thorn. Jn Gruppeli:

Instrumente,werden besonderserwähnteininPolysauder ausgeführter Flügelvon Wieszuiewski-Bromberg,ein Regulatorvon Kouirusch- Bromberg,eineThurmuhrvon Mayer-Thoru,einePapierstempelpresse vonDietz-Broinberg, DezimalwagenvonBiakowski-Bromberg,elektrisch- magnetischeRotatiousapparatevon Wilczewski-Brombergund einStimm- apparat als Ersatzfür die Stimmgabelvon Tonn-Bromberg. Bei Gruppe7:Weber-:uudWirkerwaaren,Leder-undBekleidungsgegen- stände,erwähntderBerichterstatterdiesehrguten Sättel von Nichter- Brombergund schönenDamastwebereieuvon Redmann-Bartelsee,die Schuhmacherarbeitenvon Gäde und Buchholz-Bromberg,die von

Tybinskiund Caldarola-Posenund fügt hier hinzu, daßdiePofener Arbeiten alsdiebei weitembestengaltenundvielfachAufsehenerregten;

dievon Adam-Bromberg ansgestellten Herreu-Bekleiduugsstückerühmt

erdann als besonders saubernndnett. JnGruppe8:Metallwaareu uudWaffen,waren uurErzeugnissevonBromberger Meisternvertreten, Gewehr-eund Doppelbüchsenvon Albrecht, Kunstschlosserarbeitenvon Sedelmayer,Teilenvon Fiöhlich,Zinubechervon Schwanke,Aerte und Beile von Schmidt. Unter denGegenständenderGruppel): Stein- undGlasivaaren, fielen besonders dieDach-, Form-undHohlsteinevon PetersonuudNoehl-BrombergunddieGlasfabrikatevonPollinThuue auf. TieGruppe102Holzwaaren, zeigtebesonders gutundsauber gearbeiteteStückfässervon Lenge-Posenund Schild-Bromberg.Die ausgestelltenMöbel waren wenig elegant.Die li. Gruppe:Bildende Künste,botuur wenigundmeistmittelmäßiges;erwähneuswertwar hieruur einAlbum mit Druckprobenund die Graveurarbeiten von

Goltz-Bromberg.Die 12. Gruppe,lebende Thiere,dieunter sehr starker Betheiliguugder Laudwirthe zusammengestelltwar, enthielt besonderssehrgutes Material an Arbeitspserdenund Zuchtstieren.

SchildertdieserBerichtüber dieAusstellungunsdieEinzelheitenjeder GruppebisinsKleinste,sobeschäftigtsichderandere unsvorliegende Bericht lediglichmit dem Gesammteindruckund der Bedeutungder Ausstellung fürdie Provinz.Der Verfasser,der damaligeOber- präsidialrathvon Nordenflycht, zweifellosein Mann mit großenGe- sichtspunkten,schreibtdarüberin seinemGutachtenvom 24.Juni1855:

»UngeachtetallerTheilnahmefür denAufschwung,welchendas Gewerbe imRegierungsbezirkBromberggenommen undbei allerAn- erkennungderBestrebungen,diesenAufschwungzu belebenundzurall-

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gemeinenKenntnißzubringen, hinterläßtdieganzeBromberger-Aus- stellungbeimirkeinenangenehmenEindruck. Jch glaube namlichm ihr wenigerdenaufrichtigen unverfälschtenDrang zum Bellekensals wesentlicheinsvon denmehrfachzuTagetretenden Symptomender imBromberger Bezirk deutschenTheils vorhandenen centrifugalenBe- strebungenwahrzunehmen.Es läßtsichgarnichtleugnen,daßnamentlich inderStadt BrombergdasBewußtseinzur Provinz Polen»Huge- hören,mitMißbehagenempfundenwird. Vian fühlt sichdeutlch-AUH ältereinDatum der PreußischenMonarchie angehörigund 1nder ZivilisatiomimHandelundWandel vor dem polnischenPosenvoraus.

DurchdasArrangement, welchesdieStadt Posen zurHauptstadtder Provinz schufundBrombergzurzweiten Stadt, glaubtman lzum SchicksaldesPhönir’)verdammt zusein, welcherzur Seite desOchsen indenPflug gespanntwird. Manempfindetesmißlaunig,selbstin denBehörden,daßdas bestimmendePrinzip fürdieVerwaltungder Provinzvon Posen nachBrombergemanirtundnichtumgekehrt.Man ergreift daher nichtungern dieGelegenheit,dieeigentlicheZusammen- gehörigkeitderNetzezumPosenschcnzuleugnen,man wendet dem, was anderWarthe liegt,gerndenRücken nndingelockertenZeiten wie1848 denktman alsbald an gänzlicheTrennung. Hiermitin Uebereinstimnumgstehtder ängstlich gesonderte landwirthschaftliche Verein inBrombergfür denNetzedistrikt,derbesondereWollmarkt in Bromberg,diemangelnde TheilnahmederBrombergerandenPosener Märkten, Rennen, Thierschauen,dicsystematischeAbneigunggegendas Posener Theater,diePosener Zeitung.Aufder BrombergerAus- stellnng zeigte sichdieWechselwirkungAusdemPoscnschenfastkeine Betheiliguug;dieKlagedarüberunmotivirt,dieThatsacheeinerdurch- gehendenKluft ist nicht himvegzuleugnen.Ich haltediesAuseinander- gehenderBestrebungenfüreinengroßenpolitischenNachtheilundsofern dieBestrebungenderBehördenhinzutreten,fiir einengroßenpolitischen Fehler.Das deutscheElement istder Sauerteig,durch welchendie träge MassederpolitischenBevölkerunginGährunggesetztwerden soll.

Wozusoll also dieeigensiichtigeTrennungdes Sanerteigs von der übrigenMasse? Liegtdarineinpolitischer Zielpunkt?Was istdenn daspolitischeResultatder Bromberger Ansstellung?Sie gewährte

einsolcheshöchstwichtiges Resultat,wenn man sagenkönnte, sie sei derMaßstabfür den gewerblichenAufschwung, welchendieProvinz Polengenommen, seit sievon Preußen anf deutscheWeiseregiertwird.

WiedieseAusstellungjetztwar, istsie nichtsals eineselbstgefällige Selbstbeschanungeiniger deutschenGewerbetreibenden in nnd um

Bromberg. Nach meiner Ansicht mußalles daran gesetztwerden, diesen centrifugalenBestrebungenderBrombergerentgegenzutreten. Die AnsichtendesGouvernements inBezug aufdieProvinz Posenkönnen

I)«gemeintist wohlderPegasusimJoche.

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durch derartige Bestrebungenin keinerWeisegefördertwerden; dagegen versprichtdieVerwendungdes konsolidirtendeutschenElements zur Germanisirungdes politischen Theils erhebliche Erfolge.Dies die Gründe,diemich verhindern,inoer Lektüredes Berichtsüberdie BrombergerJndnstrie-Ausstellungeine besondereBefriedigungzusinden.«

AndemselbenTage,von demdiesesGntachtendatirt ist, ging

vom AusstellungskomiteeinBrombergder offiziellel.-)4 Seiten um-

sassende BerichtmiteinerBorschlagslistcderzuprämiirendenAnssteller beimOberpräsidentenzur Weitergabean denMinisterein. Tie WeitersendungnachBerlin erfolgte schontagsdarauf miteinembe- gleitendenund befürwortenden Schreibendes Oberpräsidenten,dessen Konzeptvon derHandNordenflychts herrührtund jetztcinenmehr vermittelnden Standpunkt zeigt.

»Ern. Ereellenzwirdnichtentgangensein,mit welchem Beifall beider Klasseder Gewerbctreibenden sowohlwie beim größeren PublikumdasUnternehmenderam23.MaizuBromberg abgehaltenen Gewerbe-Ansstellng begrüßtworden ist. Ju derThatverdient dies lobenswertheUnternehmen,umderwohlthätigenFolgenwillen,welche

man sich fürBelebungderIndustrieverspricht,rühmlicheAnerkennung DenUnternehmernderAusstellung,demVorstanddeslandwirthschaft- lichenVereins für denNetzedistriktunddemGewerberathzuBromberg, liegtvieldaran, daß diese Anerkennung durch Prämiirungder vor- züglichstenvon der Ausstellung gebrachten Leistungen ausgesprochen werde. Dieselben haben deshalbden abschriftlich beigefügtenBericht

an mich erstattet, die zur Auszeichnungempfohlenen Fabrikanten namhaft gemachtnnd um meine Befürwortung gebeten, Diese Befürwortungkann ichin den meistenFälleneintreten lassen.

binnichtblospersönlichinBrombergzur Ansstellungsgewesen, sondernhabe auchvon dem Regierungsrath Kretzschmer,welchermit denStand des..landwirthschaftlichenGewerbes inderProvinz seit langem vertraut istundvon mir abgeordnetwar, beigeschlossenenBerichter-

halten.DieBetheilignngausdemRegierungsbezirkPosenwar leider nur sehr schwach,nndinsofern giebtdieAusstellungkeinrichtigesBild von demStande derIndustrieindergesatmntenP1·ovinz.Zu diesem Zweckewar derOrt der Ansstellung,an dem äußerstenEnde der Provinz belegen, nicht günstig gewählt. Jnsofernkönnte man. sagen, daßdieAusstellungin Bromberg, namentlich auch durch ihreVer- bindungmit Westprenßen,dem Zustandekommeneiner eigentlichen Posener Provinzial-Ausstellung eher hinderlich gewesenist. Es wird schwerhalten, nachdemVorgangevon BrombergeinähnlichesUnter- nehmen sobaldz. B.inderStadt Posenzu Stande zubringen,und dochwäreesgeradevon hoher politischerBedeutung, daß geradedie deutschennndpolnischenElemente der ProvinzimGewerbebetriebe in Konkurrenz gestelltwürden,um denBeweis zuliefern,wasderdeutsche

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