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Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 5.

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Historische

W

W

Monatsblätter

fürdie Provinz Posen.

IEWKUEIZNTiBose-»1.gaai1900. , f Nr.5.

»

IUISIDWIH.J.,Das vorgeschichtlicheGräberfeld beiLengowo,Kreis

«l«.’—oiigr«oivit3.S.lif). .nol)te DerBerichtdes.ltonservator«:iderTent- mälerfürdieProvinz RosenüberdieEtatsjabre NOT-USund lHSISJSISLS.lis.

—— VitterarischeBesprechungen.SW. :li’ach1«icl)ten.S.7?.). Vortrag-si- llerichte.,S.Etl.—— lsieschäftlichesS.Ti. Betauutmachungen.S RU.

Das vorgeschichtlicheGräberfeldbeiLengowo, Kreis Wongrowitz.

Von J.Logowski.

Im Herbste1898 fandendieLeute des Herrn Gutsbesitzers HülfeinLeugowobeiderBestellungeines Ackersmehrere Uruengräber.

VonHerrn Hülfefreundlich eingeladen, habe ichmitmehreren Herren ans Wongrowilznnd Schülernder oberen KlassendesWongrowitzer GmnnasinmsimlHerbste1898 undimFrühjahre1899 wiederholt die gan;eUmgelmngdeserstenFundortesdurchsuchtundwillimFol- gendendieErgebnissedieser Eliachforschnngmittheilen.

Tas untersuchteGräberfeld liegtlKilometer siidlichvom·Gute LengowonvischendemLandwege,welcher nachWiatrowo führtnnd dem LengowoerSee. DieGräber wurden ineinerAusdehnungvon etwa Elllllillietern längsdesWeges gefunden,dieBreite desBegräbnisse- platzesbetrugetwa50 Meter-,derselbe bliebungefähr20 Metervom

Wegenndetwa 200Meter von dem Seeentfernt.UmdiesesGräber- feld herum, namentlich nachdemSeezu-,habe ich Sondiruugenvor- genommen, fandaberkeine Gräbermehr,dieweitereUmgebung jedoch nnd denaufidcranderenSeitedesWeges liegendenAckerhabe ich nicht untersucht,undesist nichtausgeschlossen,daßdasGräbekfeld sich»Ach kurzer Unterbrechungan irgendeinerSeite fortsetzt.

Nichtweitvon deinLengowocrSee und inderLängsrichtung desselben liegt nachSüden FudervielkleinereSeevonWaltersheinn nnd anseinemöstlichenUfer sindimFrühjahrlRW ebenfalls·v0r- historischeGräbergefundenworden, ich selbst habesie abernichtgesehen.

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AufdemGräberfeldevon Lengowowurden in denobenbezeich-

neten Terminen über 30Flachgräberaufgedeckt,welche nach Anlage

und Inhalt imwesentlichenmit einander übereinstimmten,siewiesen aucheinegroßeAehnlichkeitmitdenFlachgräbcrnvon Stempnchowoauf, welchesetwa 2Meilen von Lengowoentfernt ist.UeberdieStempik chocvoerFundehabe ichim X. JahrgangeSeite 127 ff. derZeit- schriftderHist. Ges. fürdie5krov.Posen Bericht erstattet. DerHaupt- nnterschiedzwischendemInhaltderGräber inLengowonndStempu:

chowo besteht darin,daßdieBronzefnndeinLeugowo zahlreichernnd mannigfaltiger sind, dagegen weisendieForm nnddieVerzierungen derThongefäßeinStempuchowoeinegrößereKunstfertigkeitauf, auch

waren dieum dieAschenurnenstehendenThongefäßeinStempuchowo

ingeradezuverschwenderischerAnzahl beigegeben,inLengowogingman damit sparsamerum.

Die Mehrzahlder Gräber in Lengowo bestandans einer 2()—30 Cin. unter der Erde befindlichen Steinpflafterung,unter welcherinder durchschnittlichenTiefevon ilö Cin. dieThongefäße zumVorscheinkamen. Dieselben bestandenaus2bis4 Urnen in jedem Grabe mitverbrannten KnochensplitternundBronzegegenständen.Um dieAschemtrnen standenallerlei andereGefäße,wiegroßennd kleine Töpfe, Vasen, Schalen, Schöpftöpfchenu.s.w. Diekleineren Gefäße

waren meistindiegrößerenhineingeschobenundinSand gebettet.Tie

Jahreszeiten,inwelchen ichdieAusgrabungen gehalten habe,waren sehr ungünstig,esherrschtemeistenskaltes,zuweilenregnerischesWetter, sodaßeingroßer TheilderThongefäße,weilernichttrocknenkonnte, beimHeransnehmen zerfiel, viele, namentlichdieweniger tiefindem Boden vergrabenen,waren schonin der Erde zusammengedrückt ImmerhinkanndieZahlder vollständigoder beinahe vollständiger- haltenen Thvngefäßeeineziemlich großegenannt werden. Ich habe 433Urnen undandere Gefäßedervon mirangelegtenSammlungvor-

hiftorischer Fundeam KöniglichenGymnasiumzuWongrowitz hinzu- fügenkönnen,und diemeisten sindaus feinemThon, regelmäßiggeformt und reich verziert. Freilicheinenoch größereZahl zersiel,aber es

waren meistdieroh gearbeitetenundschwachgebrannten, jedochwurden

dicScherben, welche Verzierungentrugen,sorgfältiggesammelt.

Tie größte Aschenurnehatim weitesten UmfangeinenDurch- messervon 33(5m.,inderLeffnungZUCin»dieHöhe ist nichtzu ermitteln, weilderuntere Theil zerfallen ist. Merkwürdigsind drei Gefäße,welchedieFormeiner Sanduhr haben,siebestehen demnach auszwei hohlenKegeln, welchean denabgestumpftenSpitzenanein- ander gefügtfind, deruntere Kegel istkleiner, als derobere. Tas kleinstedieser Gefäße hat sichganzerhalten,istZW-(51n.hochundan derStelle,wo diebeidenKegel znsammengelegtsind,nichthohl. Tier obereTheildesgrößtenGefässesist 14,desmittleren 1172Cin.hoch,

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dieunteren Theile sind abgebrochenundnur inScherbenerhalten, doch kannman erkennen,daßbeideGefäße,geradewiedieSandnhren,von obenbisunten hohlwaren, freilich unterscheidensie sichdadurchnoch

von denSanduhren,daßsie oben undunten offen sindunddieoberen Theilebei allen dreidreieckartigeSeitenöffnungenhaben,bei demgrößten sind dean fünf-Damiraus meineneigenen Ausgrabnngenundden

voll Mil«besuchtenSammlungen derartige Thongefäßenichtbekanntsinks-

vermag ichüberihre Vestimnumgnichtszusagen,aberwenn mandie

oberendurchlöchertenTheilemitHolzkohlenfüllt,werdendieseimLuft- WgeglühenundeinenmitFlüssigkeitanfgesetztenTopferwärmen.

Eineleidernichtganzerhaltene Schale zeichnetsich dadurchare-T Faßlic mitratherundschwarzer,dickaufgetragener Farbebemalt ist,

nebestehtaußerdemach feinemThonundistgutgebrannt.

In einerlirne fandsichzwischendenKnocheneingeschliffcuck Stein inderForm einer Tonne und ähnlichdenjenigen Steinchen, welche dieArchäologenKäsesteinebenannt haben,seineHöhe beträgt 172Cm. Umdie Urnemitdiesem Käsesteinwaren dreigrößereSteine angelehnt,dieglatteund ebeneFlächenhaben.Bei demgrößten,welcher dieFormeinerziemlich regelmäßigenScheibevon 12 Cin.Durch- messerhat,istdieobere Flächesoglatt polirt,daßsienichtzum Schleifenvon Steinen, wohlaberzumGlätten etwa vonLeder benutzt seinkann, dasselbegiltvon demmittleren Steine,derkleinste,welcher dieForm eines länglichenQuadersteineshat, scheintvon zweiSeiten mm Wetzenbenutzt wordenzu sein. ZweizumGlättenbenutzteRiesel- iteinefanden sichinanderen Urnen.

VonBronzegegenständenwurde ineiner kleinenAschenurneeine geschlosseneArmspaugegefunden,dienur einemKindeangehörthaben kann,aus anderen winden mehrere Fibelnvon verschiedenenFormen, eineetwa lRCur.lange Kette,drei kleineMesser-klingen,dreiFingerringe, nnd dreiin einesgeschobeneGlieder einergroßenHalskette hervor-geholt.

ZweiBronnstiickegehörenwohleiner großenMesserklingeodergar einemBeilean.

WährenddiePflasterungallerGräbergewöhnlicheinemunregel- mäßigenlänglichenViereckglich,war sie in einemGrabe ganzanders.

Siebestand hieraus sehr großen Steinen,die in derMitte Zueinem Haufen aufgeschichtetwaren, nndvon diesem crstrecktensichdreischmale Steinwälle auskleineren Steinen strahlenförmignachdenSeiten,am äußerenEndeeinesjedenWalles waren wiederum kleineSteinhaufen,

undunter diesen befandensichAschenurnenund andere Thongefäße,

währendunter demmittleren Steinhaufennur einzelne Thonscherben gefundenwurden.

AumehrerenStellen fandichineiner Tiefevon 30bis40Cin.

eineetwa 15Cin.dickeSchichtvon HolzkohlcmitgeschwärzterErde vermischt,dieseKohlenschichtdehnte sichsoweit aus,daßman vermuthen

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konnte,daßdieLeichennicht aufebenerErde, sondernindieserGrube verbrannt wordensind.

In allenvon mir gefundenenUrnen waren dieKnochen stark verbrannt, ineinerwaren siennr angesengt,leidersindansBerseheu gerade diese Knocheusplitterausgeschiittetworden,währendausmehreren anderen Urneu dieselben gesammeltnnd iu denUrnen aufbewahrt worden sind. Die Stücke desSchädelknochensdecktenüberall den InhaltderUrueuzunnd bildetengleichsamdenoberenTheildesKopfes.

AllegefundenenGegenständesind,wieschonobenbemerkt,der SammlungdesWougrowitzerGhmnasinmseinverleibt worden.

Der Berichtdes Konservators der Denkmåler für dieProvinz Posen über dieEtatsjahre 1897X98

und 1898X99.

Die provinzielle Organisationder Deukma·lpflege,welcheim KönigreichSkreußcnnachdemVorbilde derProvinz SchlesieuzurZeit bisaufdenStadtkreis Berlin unddenNegiermtgsbczirkWicsbadeu durchgefiihrtist, gelangteinderProvinzPoseu imJahre1895 mr Annahme.Es wurdeeineProvinzial-KonnuissionzurErforschungnnd zumSchutzeder TenkmälerderUrovinzeingesetzt,nnd alssachverständiger BeratherderKommissionnndTelegirterdesKonservatorsderKunst- denkmäleriuBerlin wurdeDr.Franz Schwartz, VorsteherderLandes- bibliotheknnddesProviuzialmnseumsinPosen,zumProvinzial-.lt«onscr- vator ernannt. Seinem erstenBerichteüber dieJahre1895J96und 1.(’96s97hatdieserjetzteinenzweitenBerichtüber dielJahre1897j98 und1898s99 folgen lassen.

Vongrößeren,währenddieses Zeitraumes theilsvorbereiteten theils ausgeführtenbanlichen UnternehmungenwerdenderAusbau desGneseuer Domes,dieJustandsetzungdesInnerenderkatholischenPfarrkircheiu Lubin und dieErweiterungderkatholischenPfarrkircheinBirnbaumgeuaunt.

DiekatholischeKircheinOber-Pritschen,derenJuneresdurchdienoch erhaltenespätgothischeBemalung ausgezeichnetist,wurdedurchdieJustand- setznugderDächervor weiterem Jerfall gesichert.TieJnstandsetzung desFlügelaltarsderkatholischenPfarrkircheinKostenwurdedem Maler Sitzmann in Breslau übertragen.DankderEinführungderOrganisation werdendie Gemeinden jetztzurBeachtungderbestehendenBestimmungen angehalten, so daß MißgriffeinderPflegederDenkmäler hoffentlich mehrundmehrvermieden werden. EinBeispielargerEigenmächtigkeit wirdausderunter staatlichem PatronatstehendenkatholischenPfarrkirche inPudewitz mitgetheilt,derensämmtlicheGlockenumgegossenwurden,ohne daß eineAnzeigeergangen war. Aber auchdiebedauerlichenMaß- nahmen,diean denFrontenderevangelischenJohanniskircheinLissa

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vorgenommen wurden,hättestin demBerichteeineRügeverdient. ·Die NachprüsungendesInventars der Kirchenschätzcwerden denbisher

beliebten VeräußerungenwerthvollerStückekünftighineinenRiegel vor- schicbeIL Zahltcichsind die Grab-undMünzsuiide,welchederProviuzial- Konservatoruntersuchthat. Ta dieerzbischöflichenBehördenesnicht gestatten,Alterthümer,welcheindenkatholischenKirchen entbehrlichund VFUIIUkSswiederFlügel-AltarinOber-Pritschen,dortsogarinihrem Yciktllldcgefährdetsind,andasProvinziaanseum abzugeben,fowöire diebaldigeGründungundEröffnungeinesDiözesaikMusenmsin Posen imInteresseeinergeordneten Deiikmalpflege dringendznwünschen.

Dervon deinProviuzial-Konservatorvorbereiteten Veröffentlichung der GrabschristendesaltstädtischenevangelischenFriedhosesinFranstadt darfman mitJuterefseentgegensehen.

Kohte.

Litterarifche Besprechungen

Klemm,L.Lehrer-. Ein Gedenkblatt aus derGeschichte der evangelischen Gemeinde Czarnikau. Aus: Evang.Volksknlender 1898, Posau,Evang.Diakonissensnstalt. s.20—23.

Der kleinegutgefchriebcneAufsatzaus dem38. Jahrgangedes PoseuerDiakonissenkalenders,welchervon jeher, namentlichin denersten JahrenseinesErscheinensdashistorischeJnteressefür dieProvinzan- geregt iiiidgepflegt hat, giebtuns, soweit die Quellen reichten,ein aniehaiilichesBild von derLagederevangelischenGemeinde in der jetzigen .it«reisstadtCzarnilauund damitFugleieheineerfreulicheEr- gänzung;iidenerstmitderpreußischenOkkupation begiiiiiendenNach- richtendarüber in WernersGeschichtederevangelischenHarochieir.Wir erfahren, das; sichbereits gegenEndedes:i7.Jahrhundertsinder derFamilie CzarnkowskigehörigenHerrschaftCzaruikananverschiedenen Orten Protestauten niedergelassenhaben,daderfür feine Personder katholischenKirche angehörigeGrafAdamCzarnkowskideutscheAn- iiedelungeninjenerGegend unternahm. Nähere Nachrichtendarüber fehlen allerdings,understaus deinJahre1712 rührtdieerstedas KirchenwefenbetreffendeUrkunde her,ausgestelltvom Bürgermeister Franz Cichyrowiezam7.Julid.J.,eineEmpfehlungdesseitdem 6.August1706 biszum11.August1711 inCzarnikauzugleichals RektorundLehrerwirkendeiiPredigersMartin Rathke,nachdemderselbe wegendesköniglichenVerbots evangelischerReligionsübungfeinedortige Thäiigkeiehatte aufgeben müssen.Ein gleiches Geschicktraf-diebe- nachbartenGemeinden. SelbstdasJahr 1768,dasdenDifsidknten

dasliberum exercitium brachte,war zunächsthiereinlUngliickssahV

weildieHeerederKonföderirtenjene Gegendendurchstreiftentund·den EvangelischenDrangsalebereiteten, wieesausdenGramsdorfer Pfarr-

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alten mitgetheiltwird. Erstals FriedrichderGroßeCmrnikandem ilietzedistrikteciuverleibte, konntesichwiedereineevangelischeGemeinde sammeln,diedenn auchalsbald dieneue Regierungum Bestellung einesPfarrers bat. Jm Jahre1773 wurde einneues Pfarrsystem begründet,welchesAnfangseinenweitenUmfang hatte, späteraberdurch AbzweigungverschiedenerOrtschaftenauf dienächsteUmgebungbeschränkt wurde. JmJahre l782 wurde einBethausausFachwerk errichtet, dasi. J.IRS-ZUdurcheinemassive Kirche ersetztwurde. AuchdieSchul- verhältnissewerdenkurzberührtiudiesemohne religiöseBetrachtungen ganzobjektiv gehaltenen, durch Mittheiluugvon Urkunden werthvollen Aufsatzc,derauchdenGeschichtsforscherbefriedigtund zum Tankveranlaßt.

H. Kleinwächter.

Hoffmann XV»Die Ansiedlung nassaujselier Celonisten auf

den siidpreussisehen Gütern des Erbprinzen Wilhelm von Oranien im Jahre l799. Wissensch aftlielie Beilage zum Jallkesberieht desReal- pkogymnasiums zuErns. Ost-ern 1898. 40·47Seiten.

Einen sehr dankenswerthen BeitragzurGeschichtederdeutschen Kolonisation unserer ProvinzinsüdprenßischerZeitliefertDr.Wilhelm Hoffmann inder obenangeführtenSchrift.Auf Grund einesreichen Aktenmaterials,das sichimlsieheimen Staatsarchiv ZuBerlin,sowie indenArchivenzuWiesbaden undPosenbefindet, hatder«3erfasscr eineklareundlehr-reicheDarstellungdesvom Erbprinzen Wilhelmvon

Nassau-Oranienunternommenen KolonisationversuchesimdamaligenSüd- preußengegebennndsichmitErfolg bemüht,denFehlerquellen nach- zuspüren,ans denendasScheiterndes Unternehmenszuerklären ist.

Gerade heutzutage,woähnlicheAufgabenanden preußischenStaat herantreten, istesvon besonderemInteresse,aus früherenmißglücktcn Versuchen Lehrenzuentnehmen,;um IJiindestendafür, ivicman ein solchesUnternehmen nichtanfassensoll.

NachdemderVerfasser inderEinleitungdieHauptdatender zweitennnd dritten TheilungPolens demLeser iudas Gedächtniß zurückgernsenundeinenUeberblick über dieVerhältnissederehemaligen Kirchen-undDominialgüternach erfolgter BesitzergreifungdesLandes durch Preußen gegeben hat, berührterzunächstdieBemühungender preußischen Behörden,dieseLiegenschaftendurch Kolonisation nutzbar znmachen. Erstinderzweiten HälftedesJahres1798 (wir geben imFolgendendieAusführungendesVerfassers wieder) wurde damit der Anfang gemacht; doch schon1799 waren aufdenKöniglichen Domänen bereits 266 Kolonistenfamilien angesetzt,von denen über 7076 MorgeninKultur genommen waren. Parallelmitdiesen Be- strebungengingendieVersucheeiniger fürstlicherPersönlichkeiten,die in Südpreußen Besitzungen hatten,wie des Prinzen Ludwig von

Wiirttembcrg und des Erbpriuzen Wilhelm Friedrich von

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Nassan-Oranieu. Dieserletztere(geborenl772) war damals (;l.709) durchdenGangderWeltereignissederAussichtanfdieWiedererlangungder Herrschaftüber die Niederlande soziemlichvollständigberaubt nndfand einnettesArbeitsfeld fürseinenThätigkeitsdrauginderBewirthschaftung UmfllngkcichekLicgcnschaftemdieerinSchlesienundSüdpreußener- worben hatte. Seine BesitumgeninunsererProvinz gruppirtensich

um dieOrteWidzimbei Wollstein,StenschewoKreis Posen-West, NacotbeiKostennndCzefzewobei Miloslaw. UmdieseGüternutzbar Fumachen,entschloßsichderPrinz,Kolonisteuaus seinemErblaude Nassan heranzuzieheuzdochnm dieses Land nicht wirthschaftlichzu schädigen,solltestnur solcheLeute zurAnfiedlung ;ugelassenwerden,

»dereu(c«ntbehr1uigdemLandekeinen Schaden brächte.« Natürlich benutztediefiirstlich nafsauischeRegierungdieseGelegenheit,»vielcun- tangliche,der Gemeinde zur Last fallendeSubsekte«abzustoßen,ein bedenklichesVerfahrenfiir dieNeubesiedlnngnndwirthschaftlicheHebung einesLandes,fürwelchediebestenKräfte geradegutgenuggewesen wären. Vieleinsichtigerverfuhr schondamals diepreußischeRegierung, diegroßenWerthdarauflegte, daßdieKolonisteu eigenes Vermögen mitbrachtenundaufihrenneuen Besitzverwendeten. DieAufforderung desErbprinzenzurBetheiligungam.ti·olonisationswerk(—3.Novbr. l798·) stießimNasfauischenanfänglichaufeinegewisse Zurückhaltung;doch

konnte schonimJanuar .l798) »inDillenburgdas ersteHauptver-

;eichuißabgeschlossenwerden,das bereits 150 Nummern, alsoetwa 500Köpfe enthielt.«DieNothlagcdesLandesinFolgederFranzosen- kriegekam deinUnternehmenzuGute,sodaßam22. AprildieZahl derlllieldungensichauf5553Familienmitungefähr2500Köpfenbelief.

AmI«). Mai wurdederBefehlzumAnfbruch gegeben;auf demWege überMarburg, Hersfeld, Gothm Erfurt, Leipzig, Miihlberg,.li"ottbns, Krosfena.L.gelangtendieAnsiedler nachderneuen Heimath Hier angelangt, fandendielltolonisteu UnordnungundVerwirrungvor;die nöthigenLandvermesfuugeuwaren noch nichtbeendigt;dieAckerloose konnten nicht angewiesenwerden;esfehlteanWohnungenu.s.w. So lief dennschon jetzt, zumalderWinter herannahte,einTheilderAn- siedler weg. Zwar griffdiepreußischeRegierungein,um derbittersten Nothzustenernzaber auch die, welchezurSeßhaftigkeitgelangten, fandensichin vielenHinsichtenenttäuschtundwurdenihresLebensm derneuen Heimath nicht recht froh. Jhre bescheidenenMittel waren auf derReiseundbeiderAnfiedlungaufgebraucht;inmitten derWIND- artigen Umgebungüberkamsie dasHeimweh:fobeganndenneine immerstärkerwerdendeRückwanderung,meist nachderaltenHeimath, zumTheil nach Amerika;vieleergaben sicheinemabenteuerlich-vaga- bondirenden Leben nndverdarben aufderLandstraße.Vondenetwa 400Familienmitrund 2000 Personen,welchedenZug nachdem Osten thatsächlichangetretenhatten,verbliebnur etwa derfünfte Theil

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inSiidprenßen Nachkommender altenEinwanderer haben sich,wie derVerfasseransderUebereinstimnmnggewisserNamen erschließt,im

«

KirchspielRacot erhalten.

Natürlich fehlteesnichtan Vorwürfen, welchedieAnsiedler nnd dieBeamten des E1«bpri113engegen einander erhoben,um die Schuldam ScheiterudesUnternehmensvon sich abznwälzeiulTie lsrsteren beklagten sichüber dieMangelhaftigkeitderVorbereitungen;

die angewiesenenGrundstückeseienFuschlechtund zuklein,dergute Boden seischonvon Andernbesetzt gewesen;auch habedieFeindfeligkeit der altenLandesbcwohuerihnendenAufenthalt unbehaglich gemacht.

Die Beamten hingegenwarfen den KolonistenUnfähigkeitzuernster Arbeit,Hangnun Wohlleben("»sietränken WeinnndKaffee, letzteres Getränk sogar mehrmalsam Tage«), NeigungzurAnfsässigkeitnnd Vagabondagevor. UnzweifelhaftstelltsichderVerfasserauf denrich- tigen Standpnnkt, wenn erbetont,»daß FehlernndVerschuldenauf beiden Seiten zusuchensind«. Tsie Ausschließungkapitalkräftiger Ansied·ler,die ImbestreitbareMangelhaftigkeitderVorbereitungensiir die AusnahmesindFehler,von denendieLeitungdesUnternehmens nicht freigesprochenwerden kann; andererseitsist dieUnfähigkeitzustrenger, entsagnngsvollerArbeit denmeisten Ausiedlern zurLastznlegen. Daß auchdenErbprinzeu selbsteingewissesVerschuldentrifft,hättevielleicht

vom Verfassernochetwas schärferhervorgehobenwerdenkönnen. Als derVerlaufdesAusiedluugswerkesnichtgan; seinenErwartungenent- sprach, scheinterdasInteressedafüreingebüßtFuhaben;jedenfalls beschränkteersichauf platonischeKundgebnngeuseinerFürsorge,während diepreußischeRegierung nicht nnerheblicheOpferzurFortführungdes Kolonisatiouswerkes undZurHeilungderschlinnusteuMißständebrachte.

TiesekurzenBemerkungenkönnennatürlichdenreichenInhalt der Arbeit nicht erschöpfen;jeder,der dem Kolouisationswerk im deutschenLstenseinInteresse zuwendet, mögevon derlehrreichenAb- handluug Kenntniß nehmen.

E.Schtnidt.

Wachmhten

1.Eine Lebensbeschreibungdesam Jl. December 1899 ver-

storbenen«Archivraths v. Lekszyckimit einein wohlgelnugenen PortraitdesVerstorbenen bringtder,,Tygodnik illustrowany«einein Warschan erscheiueudepolitische illustrirte Zeitschrift,inNr. ll des laufenden JahrgangsS. 206. Die Daten derselbensind der von den»HistorischenMonatsblästteru« Nr.1veröffentlichteuentnommen.

2.Zur Wiederherstellung des Posener Rathhanses Rascherals man nachden Verhandlungendes Abgeordneteuhanses

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lng S. til des laufendenJahrgangesderMonatsblätter) erwartete, bat dieStaatsverwaltung sichbereiterklärt,sichanderAnsbringnng derKostenfiir dieWiederherstellungdesPosenerRathhanseszube- theiligen.In dennächstjährigenVoranschlagdes Staatshaushaltes sollen 60 000 Mark eingestellt werden,nnd das lebhafte Interesse- welchesimAbgeordnetenhansederAngelegenheitentgegengebrachtwurde, läßtdieGewährungdiesesBetrageserhoffen. Da dieStadtver- waltungfrüher schon75000 Markbewilligthat,so würdeninsgesamnit lsiöujlizur Verfügung stehenunddieWiederherstellungdes Bauwcrts damitendlich gesichertsein.

Li. VonEmil Plotke, KgL (sic1verbe-Jnspektor,jetztzuLissa, crsd)ienimVerlagevon Carl HeymantnBerlin: »Die Gewerbe- JtlspektioninDeutschland. IhreEntwickelung,Organisationnnd Aus- gaben.« Ilti S. 80. Das Buch giebteinehistorischeEntwickelung derdeutschenGewerbe-Jnspettionvon ihren Anfängenannndistvor- nehmlichdazubestimmt,das Verständnißfür dieseEinrichtngin den ltstreifenderArbeitgeberundArbeitnehmerzuerweitern. JmAnhang

utdiePreußischeVorbildungs-nndPrüfungsordmmgsiirdieGewerbe- Aufsichtsbeamtenvon l897 gedruckt.

. -.4.Im Berlagevon C. L.HirschfeldinLeipzig erschienvon

ProfessorDr. G.Adler (ans Posen, jetztinBerlin)derersteTheil

einer »GeschichtedesSozialisuins und Kommunismus von Platobis

ZurGegemvart.«Dervorliegende ersteBandbehandeltdieentsprechenden cheortenundBewegungenvom griechischenAlterthum beginnendbis zu deinLessitlgschenHumanitätsideai.

Vortragsbertchtc.

(Sel«tionTreuiessen.)

Gatzemcyer: Die Provinz vaen in geologischer Be- ziehung.

Es giebt Urkunden,dienichtvon Menschen geschriebensind, dieuns aberAufschlußgebenüberEntstehungund Entwickelungder Erde,über dieBildungdesFestlandesunddesMeeres,füberden EntwickelungsgangderorganischenWesen.AusdiesenUrkunden können wirauchdieGeschichteunserer ProvinzingeologischerBeziehungkennen lernen. Landnnd Wasser haben hier vielfachdiePlätze gewechselt.

WirbetrachtenunsereGegendnur, wiesie sichin derNeuzeitderErd- geschichteentwickelt hat. Nachdemdiegroßen Wälder, welcheden Bernsteingeliefert haben,untergegangenwaren, bedecktesichderBoden mitsumpsigenWaldungen,aus denendieBraunkohlenlagerentstanden sind,dieman anvielenOrten derProvinz erschlossenhat,z. B.in Kreuz, Filehnc, Jnowrazlaw, Birnbanm, Zirke, RainschtKr.Meseritz,

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Krone a.d.Brahe. Wenn wirauchüberall aufBraunkohleulagcr stoßen,sostehenderFörderungdochvieleSchwierigkeitenimWege:

diegeringe Illiächtigkeit,dieungünstigeLage auf ivasserhaltigenSand- fchichteuuud dieTiefe. AlsderBoden spätermit deruorddeutschen Tiefebeuewiederdem Illieeresgrundeangehörte,lagerte sich hierüber derBrauukohlediemächtigeSchichtdesPosener Flammen-Thonsab.

Das spätereFestlandwurdevon Eisbedeckt. Wirerkennendiesesans denSpuren,diedieGletscherheutenoch hinterlassen,aus denMoränen, denpoliertenundgeritzteuBergkuppeunnd den erratischenBlöckeu.

Die Gletscherhatten ihren Ursprung,wiewirausdenGesteiueu nach- weisenköunen,hauptsächlichiudenGebirgen Norwegeusk «J·l)reweite Ausbreitungwurde besonders durch reichliche Niederschlägegefördert.

DieGlctscherführten vieleGesteinenndgroßeSchlannuinassenmitsich, dieheutedenGrund nnd BodenunsererProvinzundderganzennord- deutscheuTiefebenebilden oder iu denHöhenzügeualsMoräuenUerkannt werdenkönnen. Bemerkenswert ist dergroße erratischeBlockbeiKu- charyanderProsna. DieSpitzenderBerge,über die dieGletscher gingen,windenabgestoßenundzuSchlamm zermalmtoderingroßenStücken fortgetragenz. B. dieTertiärknppebeiTaruowv und Demon Kr.Mogilnox deshalb findenwirhier auch Bersteinerungenausverschiedenengeologischeu Forniatiouen. NachdemderHerr Vortragendeferner denLaus,dendie Flüsse nachdemAbschmelzeuderGletschergcuonnuen, kurzbesprochen hatte,wurdediePflanzen-undThierwelt währendundnachderEiszeit unter Vorleguug entsprechenderVersteineruugeuerläutert. Auchwurde darauf hingewiesen, daß sichals lebendiges ZeugnißderEiszeitneben anderenin demKlosterseebeiTremesseu nocheinePflanze,dieAldrovandria vesiculosa, erhalten hat. AudenVortrag,dersichtrotzseinesstreng wissenschaftlichenInhalts durchlichtvolle Deutlichkeitund gemeinver- ständlicheKlarheit auszeichnete,schloßsicheinelebhaftcDebatte,inderen VerlaufderHerr Vorsitzendebemerkte,daßbereits 1840 derdamalige Lberlehrer Paiupuchvom hiesigenGynmasiumgenannte Blume andem bezeichnetenStandorte vorgefundenundin seiner ,,Flora Tren1esnensiS«, dieeinwerthvoller Besitzderhiesigen Gymuasialbibliotheksci, erwähnt habe.HerrP.kannsomitals EntdeckerdieserinteressantenGletscher- bluinemitFugnndRecht bezeichnetwerden. Auchwurde desUm- standesErwähnunggethan, daß häufigvon SchülerndemHerrnVor- tragenden Eremplarevon Versteiuerungen iiberbrachtwurden, diean- geblich aufdersogenanntenBabaaufgefundenwurden. (Vgl. Mogiluoer Kreisblatt vom 7.Dezember 1899.)

Woller: Die preußischenGarnisonesuin Süd- und Neuostpreußen.

NachdemKönig Friedrich Wilhelm 1141793 Südpreußeuund l)z. B.vonPlcscheubisLissaundvouBetscheüber Birnbauiu bisPiunes

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