• Nie Znaleziono Wyników

Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 11.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Historische Monatsblätter für die Provinz Posen, Jg. 1, 1900, Nr 11."

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

Historische

W

·

DOG- Monatsblätter

fürdie Provinz Polen JijiisgäsilissszFestengrauem-lie-1900. sNr.n.

Stladnh :1l.:DieSchulederNesorinatenzuPakoschS.lliL Liuerarische BesprechungenS.l.7l.—— Betaunttnachluig :l7li.

Die Schuleder Reformatcn zuPakosch.

Von Y.gilikadny.

« Ilikarntingti «T-Tl).,dieOrdnungen der höheren Schule des Re- forsnatenflostergFuPatosch iUtitgetlseiltindein JahrbuchderHistorischeuGe- lellschaft fürdenNetzedistriktzuBromberg1897S.5—352.1898S.Dei-ZU.

vDer HerrHerausgeber hatteaufder erstenSeite feiner Ver- öffentlichungErläuterungenZumTert in Aussicht gestellt.Alsehe- maligerSeminardirektor und als Theologewar er die geeignetste Personl)ier;n. Taindessendielskrliiutenmgeüansgebliebeu sind, so sollenhier einige Erklärungenzudein für die Schulgeschichteunserer ProvinzwichtigenWerkegegebenwerden.

DerUmstand, daßdieJugendinskakofchjeglichen Unterrichts, auch derreligiösenUnterweisung,entbehrte, veranlaßtedieLeitungdes Ilccfoimaten-.lt«lostersir)daselbstzueinemGesnchandenKönigFriedrichIl.

umErrichtungeinerSchuleinPakoschJm folgendenJahrewurde durchUrkunde vom Oktober 1787 von FriedrichWilhelmII.die ErlaubnißzurAnlegung dieser Schule ertheilt, »welchedieBiirgekschklft erbauen,dieGutsbesitzerunterstützenund das kiieformatemKlostermit tüchtig-MLehreruversehen«sollte.Aber dieallgemeineTheilnahm- losigkeitderStadt undUmgegendnöthigtedasKloster,dieSchuleaus eigenenMitteln zubauenundeinzurichten: selbstdiezurAnfuhrder Bauniaterialien erforderlichenGespannewollten dieBürger nicht leisten.

l)dlleformatcn sindeinZweigdesFranziskaner-Ordens, welche trotz dervonden Pispstenerlaubten äljcilderungenderOrdensregelsichzurBeo- bachtungderursprünglichenstrengen Regel verpflichteten. Daher rührt auch ihre BezeichnungalsVäterderstrikten Observanz her-

11

(2)

tue

EineunweseutlicheHilfe erfuhrdasKlosterdurch einigePrivatpersonen, welchedasBauholzundeinenkleinenGeldbeitragzudemWerkebei- steuerteu.

Schonam Lil.Oktober 1788 konnte dieSchule eingeweiht werden. Esgeschahdiesum 10Uhr Morgensunter lebhafterBe- theiliguugderBürgerschaft. NacheinerinderKlosterkirchegehaltenen RedezuEhrendesKönigsundzumLobeder Wissenschaftenwurde das Liedveni creator spiritust gesungenundhieraufdieSchuljugend feierlichindie Schulegeführt.DieseFestlichkeitwurde von deu Bürgerniuihrer Weisebistiefin denAbend hinein fortgesetzt.

Die lateinischgeschriebenenSchulordnuugenwerdenvon jltum-

fangreichenParagraphen gebildet,deneneinAnhangvon UsTaragraphen folgt;denSchlußbildetdieZusauuueustellungderSchulgesetze Diese Schriftstückebefleißigensich keineswegsder iibersichtlicheu Anordnung, welcheeineinheitlichesBild vom ZweckderSchule,von denPflichten undRechten ihrer Lehrer,der.lt’lassentheilung,deinLehrplan,derUnter- richtsmethodeu. dgl.gebenkönnte. Daherwird infolgendemder Versuch gemacht,ausdenzerstreutenAndeutungenderSchulordnungen dasZusauuuengehörigeaneinander zureihen.

Einrichtung und Ziel derAnstalt unterschiedsiewenigvon deneinstigen LateinschuleuderJesuitengt DiefolgendenAusführungen werden denVergleich ermöglichen.Sie bestandaus 5 aufsteigenden Klassen undsolltedieZöglingezum späteren Besuchder Universität befähigen,odersiemitdenVorkenntnisfen eutlasseu,welchees ihneu ermöglichten,dieMilitärlausbahnzubefchreiteu,oderdieStellungeines unteren Beamten zubekleiden.

Die hierzu erforderlichen Lehrer sprofessOresl wako Allge- hörigedesKlosters.Dochnur solchewurden fürdiesesAmtaus- ersehen,dieiuihrer religiösen Gesinnung sich bewährt zeigten, ihre Leidenschaftenzügelnkonnten, gelehrt, fleißig,aufdieFörderungder Zöglingebedacht,in derscholastischenTheologie nichtunbewaudert und möglichstredegewaudtwaren. Nurbei denABC-Schützenkonnteauch einLaie alsLehrerwirken. NebendenObliegenheitendesUnterrichts lagihnendieFührungeinesgenauen Berzeichnissesaller Schüler ihrer Klasseob. Jndieseswurden auchdieNummern fürdenFleißund dieFortschrittederKnaben eingetragenundvWarmit denZiffernlbis

UDervou Gregord.Gr. gedichteteschöneHymuuslautet:

Venj creator spiritus, meintes tnorum visitazimpleAustern-i gratia,quaetucreastziper-wein

Accende lumen sensibus, jnfunele amorain Cordibusz infirmu nostrj corporis virtute Hrmaper-peti.

Deo pattsisit-glorinetfilio, quinmsitstuis sitt-I-(-xit.nepuraclito insaeculorum Augenlid-.

2ZumVergleichdieneK.v.Raumer,GeschichtederPädagogit -1.Auf- lage1S.272ff.

T-

(3)

163

6für dieBezeichnuugensehrgut,gut, mittelmäßig,·nveifelhaft,nicht Fuversetzen,istzuentfernen. Tie Lehrer solltenzwar einmöglichst gleiches Verhaltengegen alle Schüler beobachtet-. Taßdies nicht geschah,janicht geschehendurfte,wird unten gezeigtwerden. Der lieberbürduugwelcheaus Privatstunden erwächst,solltensievorzubeugen suchen·Vor allem aberlag ihnenob, denSchülerneinnachahtneus- werthes Beispiel tadellosenLebenswandels zufein. JederLehrerleitete zunächstdenUnterrichtinderunterstenKlasse;wenn ersichdortbe- wiihrt hatte,bekam erdienächsthöhereKlasse. Dadiesaberschwer durchfiihrbarwar, weildieKlosterbrüderoftaus einemKlosterindas andere versetzt wurden, sosollteder Nachfolgerdaraufachten, daßer dieLehrweiseseinesVorgängers nicht ohneGrund verließ,Ander Spitzedes Lehrerkdllegiiunsstandderpragfectus studiorum, derDi- rektor,welcher selbst Unterricht nicht ertheilte, sonderndiegenaue Beob- achtungderVorschriftenzuüberwachenhatteundfürdengutenZustand derSchuledemOrdensprovinzial verantwortlichwar.

Damit dieLehrer jeden einzelnen Schülerin seinerThätigkeit undseinemVerhalten besser beobachtenundrichtigerbeut-theilenkonnten, standenihnen sogenannte isnagistratnsUzurSeite. Eswaren dasdie bestenSchülerjederKlasse,denen besonderePflichten dblagen. Im Gegensatzzuihnenstandendieprivati, Schüler,diekein Amteines umgisnsatus bekleideten. DerartigeKlassenbeamtewaren

l ) dieeensures. Sie iibtengewissermaßendieSittenpolizeiaus.

Sie hattendarüberzuwachen, daßdieJungen piinktlichmitdemGlocken- schlagzurSchulekamenundzwar inanständiger,ganzerKleidung,in blankgeputztenStiefeln,mitsauber beschnitteueuNägeln, sorgfältigge- icheiteltein.s)aar; daßsie keine unnützenDingeodergar Waffenmit sichbrachten. Jhueuwar dienicht leichte Aufgabegestelltzuverhüten, daßdie Schiller Bänke, Wände, Fenster vemuzierten, schimpfteu, fluchtenundeinander in dieHaare fuhren, daßsiefremde Klassenbe- trateu odersich heimlichdavon schlichen. Nichtnur dieSchulewar derSchauplatz ihrer wachsanien lFürsorge:auchinderKirche mußten sie auf dasBetragender Iliiitfchülerachten.Von jeder Ordnungs- widrigkeit hattensie denLehrernoderdemDirektor Auzeige ungesäumt Fuerstatten. Ebensowar esihre Pflichtzumelden,weint einZögling derAnstaltgegendieausdrücklichenSchulgesetzeesgewagthaben sollte weltlichen Schauspielen, Hochzeiteu,Tänzeu, Hinrichtuugeu beizuwohneu oder verdächtigeHäuserzubesuchen.Wenn gegensolcheSünder Vor-,- stelluugenundMahnungender Lehrer fruchtlos gebliebenwaren, so lagzumSchlußdemCenfordiekörperlicheZüchtignugob:erhatte denTelinquentenmitRuthenzustreichenund zwar an eineinabge- I)Tel«Pädagvgewirdhieran dieGoldbetgerSchuledesValentin Friedland Trdtzendorsmitseinen Ephoren, Quästoreu,deinKonsuhdenSena-

toren undCensdren, nichtminder audasHelfersystemvon Laucaster erinnert

11«·

(4)

its-i

sonderten Orte, ,,damitdieAugenderLehrernnd der Jugend durch deneutblößten Körper nicht beleidigtwerden.«

L)Diedirectores wurdenunterdenSchiilernder 2 oberen Klassen ausgewählt,damit sie dieZöglingederunteren KlasseninihrenPrivat- quartiereubeaufsichtigten,zum Lernenaneiferteunnd inihrenSchnlarbeiten unterstiitzten.AnjedemSonnabendhattensie mitihneneineWiederholung ausdemKatechismus vorzunehmen.Sieselbstund dievon ihnenBeans- sichtigtendurftenunter einandernnrlateinischoderdeutschsprechen.Jedes pol- nischeWortwar verpönt.Es stand ihneneingewissesStrafrechtzu, doch sollten sieesvorsichtigausüben. ZuDirektoren wurdenbemooste Häupter (virivitae Hoheitan ausersehen,diesichdurch .li’enntnisse anszeichneten.Eswar selbstverständlich,daß sie,diesogarvon den Lehrernmitelomini directokes angeredet wurden, sichals Musterder WohlanständigkeitundFrömmigkeitzuerweisen hatten. DieDirektoren erhielten für diese Bemühungenvon denbetreffenden Eltern eineEnt- schädigung.Es kamnun vor, daßdieserGeldertverb und dasden Schülern zugestandenePrioilegderBefreiungvom Militärdienstmanchen derDirektoren verführte,dieStudienzeitinsungemesseneauszudehnen.

Deshalb bestimmtedieSchulordnung, daßein Zögling nicht länger als5Jahre Schiilerderobersten Klasse seindürfe.

Z)Die decuriones, auchauditores genannt, waren lediglich HelferdesLehrersimUnterrichtnnddienten inweitgehender Weise seinerBequemlichkeit.Wieschonder Namesagt, standestsieanderSpitze

von je10Mitschülern,nachderenGesammtzahl sichauchdieder Deku- rionenrichtete.Sie waren dazu da,um denMemorirstoffdenKnaben abznhören,diesexternjones«)d.h.Arbeitshefte einzusammelnnnddem Lehrer abzugeben. Jhre Wahrnehmungen hattensie in einembesonderen Notizheftznvermerken.2) Ebenso verfuhrensie,wenn einZöglingdie schriftlichenArbeitenunvollständiggefertigtoder garnichtgemacht hatte.

Das Notizheftwurde demLehrer vorgelegt.Sie selbst hattendas aufgegebenePensum dem Ober-Dekurio oderdemProfessorvorzutragen.

4)Der dictator war derKlassenprimus.Erscheint besondere

Obliegenheitennicht gehabt,sondernalsder besteKlassenschülerehren- halber dieseBezeichnunggeführtzuhaben.

5)Der calefaetor oderpublicus scholae servus war einerder ärmerenSchüler, welcherdieSchulezureinigenundzufegen hatte, allerlei Gängefür die Schule thnnund imWinter die Oeer heizen mußte. Zeichnete sichein Schüler durchunsaubere Er- scheinungans, sowar dieserSchuldiener gehalten,diebetreffende Quartier-gebautimNamen derLehrerzugrößerer Achtsamkeitaufzu- l) sexterniones, wahrscheinlich nachderBogenzahlgenannt,waren dieRennchrntenz kaptularja hießen dagegendieDiarten oder ,,nnreinen Hefte«.

2) DerartigeVer-merkewaren seit. nescsit,ensando u.dgl.

(5)

165

fordern. War einZöglingim Begriffdie Schulezuverlassen, so mußte dercalefactor indessenQuartier Nachfrage halten,ober.seine- Schnlden getilgt habe. Für diefe Verrichtungenerhieltereinemäßige Entschädigung,welchevon denSchülern aufzubringenwar.

TieSchulewar, obwohl auchDissidentenaufgenommenwerden konnten,katholisch.Sie umfaßte5aufsteigende Klasseninfolgender denJesuitenschulemsentlehnter Ordnung:

li)classis jniima, dieUnterklasse,miteinerfür dieABC-Schützen (abecedakii) bestimmten Vorklasse,dersubinkimaz ) classis media odergrammaticaelasoisz Eisclassis suprema oderclassis Syntaxeosz

)classis poeseos oderSchola poeseos auchSchola. humani- tatisz

J)classt rhetoricae oderschola rhetorices.

Jm Unterricht gebührtedievornehmsteStelle dem Latein.

Dochkannman sichdemGefühleinesgewissenMitleids bei demGe-- dankennichtentziehen,daßdieZöglingezuPakoschindieserSprache

von Lehrern unterrichtetworden sind, welchedas traurigeLatein der Schulordnnngenverübthaben.Das ZieldiesesUnterrichtswar nicht uurdie Fähigkeit,lateinischeAutoren mitVerftändnißzulesen, sondern auchdieFertigkeit, geläufig lateinisch schreibenundsprechenzukönnen.

DiesemBehnfediente unter anderem auchdiestrenge Anordnung, daß dieSchülerinnnd außer derSchulenur lateinisch, allenfalls auch deutsch(was als fremdeSprache behandelt wurde) sprechendurften.

Ausgenommen hiervonwaren die lFserien und diegemeinsamenEr- lsolungsftunden

AlsgrammatischesHandbnchdientein den dreiunteren Klassen diesemUnterrichtdieGrammatik desAlvartts2);opus Emmanuelis wurdedasWerkfastzärtlichgenannt,einZeichen seiner Beliebtheit unter denLehrerinEs istin dreiBücher getheilt,von denenjeeins als Lehrstoffjeder der dreiUnterklassen answcndig gelerntwurde. Die- Anwendnngdergelernten grannnatischen Gesetze geschahimschriftlichen UebersetzenausdemPolitischeninsLateinischeundimLesen lateinischer Autoren. Dies beschränktesich jedochinder insima darauf,daßdie Knabeneinige leichteStellen aus Cicero demGedächtnißeinprägten.- Jn derzweitenKlasse erfuhrdieBeschäftigungmitCicero odereinem

l1)Essinddies die 5Klassenderstudia inferioraz vgl.v.Raumer,

.-t-.

JHTiczBibliothekderHistorischenGesellschaftbesitzteinedervielenAns- SabmdlcstBuches-:Bmmanuelis Alvari asocietate Jesu de instructione grau-mattenlibri tros, editio nova correcti0r. Cum privilegio sac- rcg. mqjesjospcalissihtypiscollegiisocietatis Josu 1740.448 S. Die letzten ZU Seiten werdenausgefüllt durch einige lateinischeGebete,einenkurzen

Zufzngans demKatechismnsdesPetrus Cunisius undeineBelehrungüber aendet-.

(6)

166

anderen SchriftstellerdieErweiterung,daß leichteStellen übersetztund erklärtwurden. Für dasVerfahrenbeiderErklärunggiebtdieSchul- ordnnng11S. 64folgendeAndeutung: »EureStelle von höchstens 7Zeilen sollvom Lehrer vor-gelesen,dann inpolnischerSprache ihrem Inhalt nach kurz angegebenwerden. Hieranübersetzter die ganze Stelle Wort fürWort, legtdas Gefügeder Sätzeklar,erläutert, welchen KasusdieeinzelnenZeitwörter regieren, belegtans demStück diebisher gelerntengrannnatischen Regeln, weistanfdieeine oder andere EigenthümlichkeitderlateinischenSprache hin,erklärt dieTropen nndbezeichnetdie Scntenzen, welcheals Erzerptcznnotiren find.«

DieKnaben derdritten Klassemüssenschon soweit gefördertsein,um dieBriefe desCiacro ad familiares, ndAttieun1, ndQuintum fra- trenJ. seineBücherdeamicitia, descncctnte, paradox-h fernereine gesänbertcBlumenlefeans Ovids Elegicn (Tristien)nnd Briefennnd verschiedenesans Catull,Tibnll,ProperznndVergillesenznkönnen.

Jndieser Klassewurden auch schonvorbereitende Uebungenfür die folgendeinderAnfertigung lateinischer Verse gemacht.

Die schola humanitatis erhieltneben den oben genannten

Schriften noch einige philosophischeBücher Ciceros,eineAuswahlfeiner Reden,Horaz,aberauchSchriftendesJsokrates, Plato, Chrysostomns, Basilius und des Gregorvon Nazianz natürlichinlatcinischer Uebertragung--—— zurBehandlung Da dieseKlasse vornehmlichder Poesie gewidmetwar, so istesselbstverständlich,daßdieSchüler sich mitderPoetik eingehend befassen mußten,um Verseschmiedenl)zu können. DieobersteKlasseendlich,diederRedner-,hattedieAufgabe, dieSchülermitdenRegelnder Redeknnst, ihremStil bekannt zu machenundihnendiezur Ausübungder Beredsamkeitnnnmgänglich nothwendige Wissensfüllezuvermitteln. Die theoretischeSeite der Kunstsollteans CicerosrhetorischenSchriften,ausAristoteles,Cyprian undAugustinns geschöpftwerden. Fürden Stil aber war Cicero allein maßgebend.2)TsieSchätzedes allgemeinen Wissens endlich sollten dieZöglingeausdenmannigfachstenBüchernbesonders historischen undgeographischenInhalts heben. FürdasVerfahreninderUnter- weisungüber dieRegelnderRedekunst gebendieSchnlordnnngenein rechtinteressantesBeispielII S.61. »DieRegeln müssenerläutert werden. Erstensist der Sinn derRegel,wenn ernichtganzklarist, durchdieVergleichungdessen,was dieverschiedenenErklärer darüber gesagt haben,zuerschließen;zweitenssindBelegstellenandererSchrift- stelleroderdesselbenAutors,wenn eranderswo diegleicheRegelaus- spricht, anzuführen;drittens muß fürdieRegel selbstirgendeinGrund

63

’)SodrücktsichdieSchulordnnngselbstaus: carmina ourlent,,Il so

» ««)EinAberglaube,derJahrhundertelangdem lateinischen Unterricht anhaftete.

(7)

167

angegebenwerden;viertens sindStellen aus Nednern uudDichternzu

;itiereu, denendieseRegelzuGrunde liegt;fiinstenssindzurSache gehörigeBeispieleausirgendeinemWissensgebietaufzuzählen;letztens sollinwohlgefügtenRedewendungengezeigtwerden, wie dieRegelauf dieVerhältnissederGegenwart Anwendungfinden kann.«

Diedeutsche Sprache scheintinder Reformatenschulezu den sakultativeu Lehrgegeustäudengehört;uhaben. Denn währenddie übrigenLehrer Klassenlehrerwaren nnddengesammteuUnterricht ihrer Klassezuertheilen hatten,wurdefürdiedeutscheSpracheeinbesonderer Lehrervom ProvinzialH bestimmt.DeutscherUnterrichtfand dreimal iuderWochestatt,andenNachmittagendes Dienstags,Donnerstags nndSonnabends. WährenddieserZeitwar derGebraucheineranderen SprachedenSchülernunter Strafe verboten. DieAneignungdes Tentschen suchteman auf grammatischem Wegezuerreichen;eswar

ausdrücklichvorgeschrieben,hierdieGrammatik so wieimlateinischeu Unterrichtzubetreiben unddemgemäßhäuslicheschriftlicheUebersetznngeu ausdemPolitischeninsDeutsche aufzugeben.

Weniger nochals über dasDeutsche sprichtdieSchnlordnung überdasPolitische, welchespatria lingua,patrjus odervulgssermo genannt wird. Da dieseSpracheallen Schülerngeläufigwar, so dientesielediglichalsVermittlerin deslateinischen Unterrichtsbei der grannnatischenErklärung,beiErläuterungeneinesSchriftstellersinden unterenKlassen undbeischriftlichenUebersetzungsübnugen.Zugrößerem Rechtgelangtesie in denhöherenKlassen,wo esgestattetwar neben lateinischenAnfsätzeuauchpolitischezufertigen.

»

Ter Kalligraphie waren besondereStunden geweiht, ebenso der:)lrithmetil«, welchenur als Unterrichtsgegenstandohne irgend eineAngabedesLehrzielsErwähnungfindet.

«

Geschichte, Geographie nnd Naturknnde fandenim Lehrplankeinen Raum. Siegaltenals dienendeMägdederrhetorischen ThisbildungDaherwar denSchülernderfünftenKlasse anempfohlen, PlcVervollkommnngihres Wissensin derheiligenundPi«ofangeschichte-

InReisebeschreibnugenundinBüchernzusuchen,die über denrömischen

»undathenischen«Senat,über das KriegswesenbeiderStaaten, über denTriumph,überSybillenundanderederartige Sachen handelten:

einwunderbares Gemischsonderbarer Dinge, welchesaber die beste Erklärungfür dieabenteuerlicheFormgiebt,zu dersichdielateinische BeredfamkeitvergangenerTageoft verirrte.

» Auf denReligions-Unterricht wurdeinderAnstaltnatur- gesmßeinbvher Werth gelegt.Undhier habendieReformatenväter mitrichtigempädagogischenBlick erkannt, daßdiereligiöseUnter-

» »Is Der provincisiis stehtalten Klöstern desselbenerens ineines Provinzvor-

.

(8)

ists

weisung nicht sowohl durch Anhäufungvon Ijieinorirstoffalsvielmehr durch seine erziehlicheVerwerthung fruchtbarzuwirkenvermag. Der Religions-Unterrichtfandineiner Stunde am Sonnabend stattund wurdederart gehandhabt, daßder Lehrerneben einigenGebetendie Hauptsachenaus demKatechismus(summulu cuteelrismi), welchedie Knaben auswendigzulernen hatten,erläuterte. Es wurdenferner ErzählungenausdemLeben desHerrnund derlHeiligendurchgenonunen und einige lateinischeKirchenhynmengelernt.Die .LIauptsaeheaber

war das Streben der Lehrer,dieZöglingczur Bethätignng ihrer religiösenPflichten anzuhaltenundihnenzum Bewußtseinzubringen, was sie Gott,denMitmenschenund sichselbst schuldigseien. Dies geschahnichtnur imReligions-Unterricht, sondern auch besondersin zwangloserUnterhaltungmitdenSchülern.

Belohnung und Strafe waren als Mittel derErziehung auch dieser Anstalt nichtfremd. Die einfachsteArtderBelohnungbe- standin der Zuweisungeines entsprechenden Klassenplatzes Wenn auchdiemodernePädagogikaus zutreffendenGründen hiervon abge- kommenist,sodarf für jene ZeitdiesVerfahren nicht ausfallen. Aber eineBemerkunginderSchulordnung zeigt, daßdieLehrer hierbeivom PfadederGerechtigkeitinbedenklicherWeise abgewichensind,indem sie dieersten PlätzedenSöhnen Adliger gaben,dann erstdieandern Knaben nachdemGrade ihres Fleißes folgen ließen.Eingesteigerter Lohnwar es,wenn derLehrerden fleißigenund gesitteten Schüler mitanerkennenden Worten denEltern,Bekanntenund anderenPersonen empfahl.UeberdenTrägenwurdediebeschämendeWahrheitden Au- gehörigenauch nicht vorenthalten.DerkörperlichenZüchtignngistschon oben(beiErwähnungdercensoress) gedachtworden. —— Zur Belebung desFleißeswurde derWetteiferderZöglinge nichtnur durch wöchent- liche, monatliche, vierteljährlicheWiederholungen,sondernauch durch besondere Veranstaltungenangeregt. Unter anderem wurdejede Klasse

vom LehrerinzweiseindlicheLager,dieGraeci nndRomani gespalten,

anderenSpitze die-besten Schiiler standen. Einem derbeiden Heer- lagerwurdeirgendeinSchmuckstückderKlassez. B. eineFahnejzur Verwahrung gegeben.Aber nur solange genoß diese Partei denbe- gehrten Vorzug,als sie die anderedurch Fleißund«Fortschritteüber- ragte. Jrnanderen Falle gingdies Palladium sofortindieHände derGegnerüber. JnsolcherWeisewogte derKampf ununterbrochen unter denSchülern,undesmagnicht selten vorgekommensein, daßer außerhalbderSchulräumeauchmitanderen als geistigen Waffenin dieErscheinungtrat. Es wurden von denSchülern anch dramatische Ausführungenveranstaltet,zu denenaußerdenProfessoren auchandere angesehenePersonen (beileibeaberkeinweibliches Wesen) Einladnngen erhielten.DieDramen mußtenaber einen ehrbaren (ponclerosum) Jnhalt habenunddurftenkeineweiblicheRolleenthalten.

(9)

169

Das Schnljahr begannum« ,l.Septemberund schloß,am l.4".Jnli. InnerhalbdieserZeitwaren dieWochenvor undnachdem Weihnachts-und Ostersestschulfrei.Als freieTage galtenferner PfingstenundFronleichnammitdem demFest.voraiisgehe11de1109'cach-

mittag;dann diedreiTagevon Sonntagquinquagesimae blsAcher- mittwoch,endlichdieQormittagederBitttagc. '» ·

BeiBeginndesSchuljahreswurden die neuen Zoglmgedurch

denPräfekten selbst aufgenommen,derdieNeulinge nachkurzerPMIUULI

denbestimmtenKlassenzuwies.Taßdievon anderenähnlichenAn- staltensortgejagten nicht Aufnahmefanden,hattelclUcBGB-Thusij Toch weniger hmnanwares,denKnaben, dienichtanslegitnnerEhe stammten,denZutrittzurSchulezuweigern..ZuAnfang-desSchul- iabresfandenauchdieVerfetzungenstatt,obgleichdie schriftlichewund mündlicheVersetznngsprüfungam SchlußdesvorhergehendenSchul- iahres,alsosechsWochen früher, abgehaltenwordenwar. DieSchnler

mußtendemnachrecht bangeFerienverleben. Nacheiner feierlichen Andachtwurden in derKirchedieVersetzungslistenverlesen:diebesten Schüler zuerst,dieübrigeninsalphabetischer Reihe.Eine bedingte Versetzungfand beiZöglingenstatt,dieineinerKlassemehrals ein Jahr ohneganzgenügende Erfolge zugebracht hatten. Ihnenwurde abereröffnet,daßwenn sie indernächstenKlassenichtmitdoppeltem Fleißdas Bei-säumtenachholten,sieunbedingt zurückversetztwerden müßten.

Beim Abgang aus der Schule hatte sichder Schülervon seinemLehrerunddemDirektor zuverabschiedenundmußtedenGrund seinePTIbgangs schriftlich niederlegen.Er erhielt dann,sobaldfest- gestelltwar, das;er keineSchulden zurücklasse,einZeugniß.In diesem wurde der Adligcmit geriet-ostw- dominus palatinides oder eustellunides oderdapiferides pp., jederandereschlichtmitinganuus probns adoleseens N.N. bezeichnet.Neben dieserwenig löblichen UnterscheidungderPersonenverübtendie Patres in der Bezeichnung desFleißesundderFührungeine weitereSünde,indemsie dieschlechten Prädikate in dasGegentheilumwandelten. DemZöglingwurdenämlich bei seinemAbgangeimZeugnißeineder Zensnren eingetragen,deren GradediefolgendeabsteigendeReihe giebt:

a) quistudio praeclaram navarit operam (d. ausgezeichnet),s b)q.st.egregiamn. o.(d. h.hervorragend),

c)q.st. laudabilem o.(d. lobenswerth),

d)q.st.insignemn. o. (d. h. bemerkenswerth).Aber die vierteZensurwurde nur jenen ertheilt, welche »wenigodernichtsge- leistet hatten.DenndasWortinsignissoll ironisch fürsegan(fanl) aufgefaßtwerdenundeinensolchenJüngling bezeichnen,der» inseinen Obliegenheitenhinterdenanderen zurückgebliebenwar. DieBedeutung dieser Vezeichnungenistals Geheimnißzubewahren«und nur den-

Cytaty

Powiązane dokumenty

Die Glctscher führten viele Gesteine nnd großeSchlannuinassen mit sich, die heute den Grund nnd Boden unserer Provinz und der ganzen nord- deutscheuTiefebene bilden oder iu

schlechtengeweßen, vor 8 thl.3), daß gntte vor l.0 thl., die mandel stroh l thl.., den thl. Der Winter ist so vol schne ge- weßen,daß von Heylige 33 König4) bis den T. April

Dieser theilt zum Jahre 1451 mit, daß im Kloster Tremessen der aus Bromberg stammendeBranknecht Goly Jan (,,der kahle Hans«) verstorben sei: derselbe sei ein hervorragend tüch-

Tas war naturgemäß ein bedeutendes chnnniß für die schnelle Und befriedigende AusgestaltungkatholischerLehranstalten. Außerdem aber hätte der Verfasser leicht zu der Erwägung

Schueller als bisher wird es auch durch die Herausgabe der ,,s))ionatsblätter« möglich sein, alle wichtigen litterarischen Erscheinungen, welche unsere Provinz betreffen oder in

steuerreinertrag pro ha schwankt in seinem Mittelwert für die einzelnen Landkreise zwischen 4,7- M. Wie wenig sich aber zuweilen die Bevölkerungsdichte nach dem

3) Der Artikel der Allgemeinen Deutschen Biographie nennt als ursprünglichen Vornamen Dessoirs: Leopold... Es wäre jedenfalls ein sonderbarer Zufall, wenn zu der

Das Jahr 1862, in dem sich in Posen übrigens auch ein neues „Komitee zur Veranstaltung einer Kunstausstellung in Posen“ bildete, dürfte demnach als das